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Archiv für die Kategorie ‘(3) Fundstellen’

Die Krise am US-Hypothekenmarkt und ihre internationalen Auswirkungen

17. September 2007 7 Kommentare

Sahra Wagenknecht, die junge Altstalinistin in der PDS, hat in zwei Artikeln in der „jungen Welt“ (Teil I in der Wochenendausgabe vom 15.09.07, Teil II in der Ausgabe vom 17.09.07) einen Überblick über „Die Krise am US-Hypothekenmarkt und ihre internationalen Auswirkungen“ geschrieben (mit einer Zusammenstellung von Fakten, die man so oder ähnlich mittlerweile in jeder besseren oder schlechteren bürgerlichen Zeitung auch schon zusammenaddiert bekommen hat, sei es drum).
Ein für ihre Analyse zentraler Begriff ist dabei die von vielen Maristen immer wieder herangezogene Unterkonsumptionstheorie als Erklärung zumindest des zyklischen Charakters der kapitalistischen Entwicklung, wenn nicht sogar als Basis von Zusammenbruchstheorien. Bei Wagenknecht liest sich das so:

Ein altes Grundproblem des Kapitalismus besteht bekanntlich darin, daß die Profite einerseits umso höher sind, je weniger Zugriff die Arbeitenden auf den von ihnen produzierten Reichtum haben, daß sich andererseits aber deren Ausbeutung nicht auszahlt, wenn die Produkte am Ende keinen Käufer finden.
Es gab historisch verschiedene Versuche, diesem urkapitalistischen Dilemma zu entkommen. Ein zeitweise möglicher Ausweg ist der keynesianische, mittels staatlicher Kreditaufnahme zusätzliche Nachfrage zu schaffen, die – im Unterschied zu steigenden Löhnen – für das Kapital nicht gleichzeitig als Kostenfaktor zu Buche schlägt. Wird dieser Weg allerdings zu forsch beschritten, steigen längerfri-stig meist die Zinsen, was produktive Investitionen auch nicht eben ermutigt. Eine andere Variante ist der Weg der Bundesrepublik Deutschland, über rüdes Lohn- und Steuerdumping den Binnenkonsum weitgehend abzuschnüren, auf diese Weise jedoch international gut dazustehen und seinen Absatz durch Unterbieten der Konkurrenten in anderen Teilen der Welt zu finden.
Das US-amerikanische Wachstumsmodell der letzten Jahre wiederum ist eine dritte Variante wenn zwar nicht zur Auflösung, so doch zum Hinaussschieben des kapitalistischen Akkumulationsproblems. Passend zum neuzeitlichen Privatisierungstrend handelt es sich faktisch um eine Art Privat-Keynesianismus: Nicht der Staat nimmt rote Zahlen in Kauf, um der Wirtschaft mehr Absatz zu ver-schaffen (obwohl auch das unter Bush wieder stattfindet, besonders im Rüstungssektor), sondern die große Mehrheit der Bevölkerung halst sich privat einen wachsenden Berg Schulden auf, um einen Konsum zu finanzieren, der auf Grundlage ihrer Löhne und Gehälter nicht möglich gewesen wäre.

Sie beendet den Artikel mit folgender Feststellung:

Die globale Deregulierungswelle hat dazu geführt, daß der Kapitalismus sich heute wieder in jener vollen Schönheit zeigt, mit der er sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts der Menschheit ins Gedächtnis geschrieben hat. Die Folgen sind bekannt. Es gibt Vergangenheiten, die man wirklich nicht wiederhaben möchte.

Da möchte man, gerade mit Blick auf Sahra Wagenknecht sagen, daß es eben nicht reicht, irgendwas im „Gedächtnis“ zu haben, denn sonst landete man/frau wohl nicht im europäischen Parlament oder im Vorstand der Partei DIE LINKE. Sonst wird aus der Vergangenheit (so sie denn überhaupt vergangen war) eben recht schnell wieder die alte schlechte Gegenwart.
Der ganze Artikel auch hier: Mehr…

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Der schlaueste Papagei der Welt ist tot

12. September 2007 14 Kommentare

Spiegel Online hat einen Nachruf auf Alex, den Schützling von Irene Pepperberg.

Seit Alex betrachte man die Denkorgane der Tiere mit einer gewissen Ehrfurcht.
Auch die Frage, ob Tiere ein Bewusstsein haben oder nicht, erschien seit Alex in einem ganz anderen Licht. Mittlerweile wissen Forscher: Manche Krähen und Papageien sind genauso intelligent wie Affen oder Delfine. Werkzeuggebrauch, Innovation und ein einfaches Sprachverständnis haben Biologen bei Vögeln bereits nachgewiesen.
Alex dürfte einen entscheidenden Teil dazu beigetragen haben.

Möge die Erde ihm leicht sein!
(Grabspruch auf einem römischen Grabstein im Römisch-Germanischen Museum in Köln)

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Was hierzulande so alles ohne Skandal durchgeht

11. September 2007 Kommentare ausgeschaltet

Lysis hat auf folgende kleine Spiegel-Meldung vom 02. September 2007 hingewiesen:

Zwei junge Männer haben einen Obdachlosen in Hannover schwer misshandelt. Die beiden schubsten ihn von der Bank, sprangen auf ihm herum und pinkelten am Ende auf ihr Opfer. Das Ganze filmten sie dann auch noch mit ihrem Handy — es war nicht ihr einziges Video dieser Art.

(via SPON)
Sein Kommentar dazu:

Empörte Stellungnahmen von Politikern? Solidaritäts-Demos? Fehlanzeige!
Es war ja nur ein Obdachloser. Und die Täter ganz normale Deutsche.

Sozusagen eine Fortsetzung zu Mügeln.

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Zur Erinnerung fasse ich .. kurz zusammen:

10. September 2007 Kommentare ausgeschaltet

Ron Augustin hat am 10.09.2007 in der „jungen Welt“ einen Artikel zum 30. Jahrestag des Todes der RAFler in Stammheim geschrieben.
Leider gilt immer noch sein Verdikt: „Über den wahren Verlauf der Stammheimer Todesnacht wissen wir bis jetzt nichts.“ Auch wenn seitdem unwiderlegliche Wahrheiten im Dutzendpack veröffentlicht wurden. Bei sowas *kein* Verschwörungstheoretiker zu werden fällt mir, wie damals auch schon, wenn ich mich recht erinnere, schwer.
Ich möchte jedenfalls hoffen, daß sein Schlußsatz „Fakt bleibt, daß das letzte Wort zu unserer Geschichte noch nicht gesprochen ist. Auch wenn so manche das nicht wahrhaben wollen“, irgendwann doch noch wahr wird. Es scheint mir aber bis dahin noch weit zu sein. (Denn solche Stümper, die die Herrschenden gewesen und sein müssen, damit die Mordthese stimmt, sind sie ja zumeist nicht gewesen und werden es zukünftig sicher auch nicht sein.)

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Säkularisierung: R.I.P.

28. August 2007 6 Kommentare

Lysis hat auf seinem blog auf einen interessanten Artikel zur Säkularisierungsthese verwiesen (wonach die „Moderne“ zum Absterben der Religion geführt habe oder es wenigstens noch tun werde)

Führt die wissenschaftliche Moderne allmählich zum Ende der Religion? Drei Jahrhunderte lang wird diese Platte nun schon aufgelegt — von Aufklärern, Sozialwissenschaftlern und westlichen Intellektuellen. Doch im Herbst 1999 trug der Religionssoziologe Rodney Stark diese Behauptung endgültig zu Grabe.

Mittlerweile meine ich auch, daß religiöses Denken offensichtlich sehr gut zu kapitalistisch verfaßten Gesellschaften paßt. Es scheint mir jedenfalls nicht nur zufällig zu sein, daß in der fortgeschrittensten kapitalistischen Gesellschaft, der USA gerade in „modernen“ Kreisen, religiöses Denken (zum Teil in recht beliebiger, auswechselbarer Form) angesagt ist.

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Wer einmal von einem Polizisten geschlagen wurde, …

27. August 2007 2 Kommentare

MPunkt hat auf seinem blog eine Entgegnung zum oben zitierten Argument, hier von clov, gebracht,

„Wer einmal von einem Polizisten geschlagen wurde, also Unrechtserfahrungen gemacht hat, wird es schwer haben, einfach wieder zum Kurzschluß: Guter Bulle, guter Staat!“

Daß das ganz offensichtlich nicht gilt, kann man an folgender Spiegel-Geschichte ablesen, die der selber – kontrafaktisch – so einleitet:

Eine bewegende Fotoschau in New York zeigt Porträts verstümmelter Irak-Veteranen. Die elegischen Bilder, traurigen Stillleben gleich, und die Zitate der Soldaten sagen mehr über Bushs Feldzug als jede Polit-Debatte

Ja, was sagt uns denn ein verstümmeltes Gesicht, wenn es dem Träger schon nichts sagt?
Einen ähnlichen Fehler hatte nach dem ersten Weltkrieg ein Pazifist (Ernst Friedrich) auch schon mal gemacht, als er reihenweise schreckliche Fotos von Verstümmelten gesammelt und ausgestellt hat, in der hoffnung, damit per se ein Argument gegen das imperialistische Kriegstreiben zu haben.

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Ein Kommunistisches Manifest wird angekündigt

20. August 2007 9 Kommentare

Neue Abkündigungen von Erhard Crome, Quelle unten
(Von mir persönlich – auf ausdrücklichen Wunsch – der Hinweis, daß der Text eher unter Realsatire verbucht gehört (Ich bin mir nicht sicher, ob Cromes Titel nicht auch schon sowas anklingen ließ.) Aber meinen Lieblings-Stalinisten Dieterich konnte ich nicht ohne die gebührende Aufmerksamkeit lassen)

Ein Kommunistisches Manifest wird angekündigt. Nicht das alte von Karl Marx aus Trier und Friedrich Engels aus Barmen, sondern ein neues, für das 21. Jahrhundert, von Heinz Dieterich aus Rotenburg an der Wümme, jetzt Professor in Mexiko Stadt. Eines sei sicher, hat Manfred Wekwerth, bisher bekannt als verständiger Brecht-Kenner und -Interpret, in einem Vorwort zu der deutschen Ausgabe des Werkes geschrieben: »dieses Buch wird auch etwas in Gang setzen. Oder, wie Brecht sagt: Stillstand dialektisieren. Stößt es doch bei uns in eine Situation, in der das Kapital alles versucht, mit der Zauberformel der Alternativlosigkeit die Geschichte anzuhalten. Obwohl der Sieg über den Sozialismus als endgültig verkündet wurde, fürchtet man offenbar den Sozialismus mehr als je zuvor.«
Man teilt Wekwerths Befund zur Lage und greift interessiert zum so gepriesenen Buche. Mehr…

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I just couldn‘t function without money

10. August 2007 Kommentare ausgeschaltet

Mit diesem schönen Zitat von Ray Davis/The Kinks, Preservation Act 2 (1974) schmückt Franz Schandl vom wertkritischen Magazin Streifzüge seinen Artikel Vom Einkommen zum Auskommen — Zu Plausibilität und Kritik des garantierten Grundeinkommens , den es sowohl bei den Streifzügen gibt, als auch auf einem blogsport-blog
Es gibt im Anhang an den Artikel auch gleich einen Leserbrief eines Vertreters der kritisierten Forderung, der nach einem Lob der Maßvollheit von Schandl (Als jahrelanger Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens bemerke ich mit Freude, dass sich der Ton der Kritik doch etwas verändert hat.In manchen früher in den Streifzügen veröffentlichten Artikeln wurde noch suggeriert, die Forderung nach dem Grundeinkommens sei sozusagen das trojanische Pferd des neoliberalen Sozialabbaus. Wer für das Grundeinkommen plädiere, würde einer Art Armengeld Tür und Tor öffnen, also Hände weg von dieser bitteren Pille) dem – wie ich meine berechtigten Vorwurf – der Wertkritiker, dem „Leim des Geldes“ verhaftet blieben, die polemische Gegenfrage entgegenhält, „Konnten wir in den zahllosen Aufrufen, die Streifzüge zu abonnieren, nicht immer wieder lesen: Um das Geld abzuschaffen, benötigen wir selbiges? Zugestanden, aber warum darf diese Dialektik nur für Zeitschriftenredaktionen gelten, nicht für uns alle, die im Kapitalismus um Leben und Überleben kämpfen müssen?“ Und den Kinks zum Schluß noch den „long, long road“ der Incredible String Band entgegenhält. Nun mal ehrlich, hätte da nicht Bernsteins Spruch von 1899 „Das, was man gemeinhin Endziel des Sozialismus nennt, ist für mich nichts, die Bewegung alles“ nicht auch gereicht?
P.S.: Ich frage mich, wieso Schandl nicht gleich den viel „programmatischeren“ Titel „We’re Only in It for the Money“ von Zappa und den Mothers of Invention genommen hat?

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Die entscheidenden Themen der Zukunft …

9. August 2007 3 Kommentare

Für jemand der keine „Rezepte“ verbreiten will, ist der werte clov erstaunlich „konstruktiv“:

„eine Blogger-Gemeinschaft, die sich darin gefällt, sich (oft) belanglose Texte um die Ohren zu werfen, Vorurteile und Feindbilder zu pflegen und wahrscheinlich 2/3 des Tages vorm Rechner abhängt. In diesem Sinne wäre wohl eines der entscheidenden Themen der Zukunft der virtuellen Bewegung: Wie gehen wir mit unseren anlaufenden Rückenbeschwerden konstruktiv um, ohne das deutsche Gesundheitswesen zu affirmieren?“

willkürlich aus dem Zusammenhang gerissen aus einem Kommentar bei riotpropaganda. Hat was! So kommt der eine von „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ zum riot und der andere zum Krankengymnasten.

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Zur Debatte über Auswirkungen des Entgeltrahmen-Tarifvertrags (ERA) der IG Metall

7. August 2007 Kommentare ausgeschaltet

Detlef Fendt, Leiter des IG-Metall-Vertrauenskörpers bei DaimlerChrysler in Berlin-Marienfelde, hat am 07.08.07 in der jungen Welt zur Kritik an ERA Stellung genommen:

Seit einem Jahr schlagen die Wogen hoch, wenn es um den Entgeltrahmen-Tarifvertrag (ERA) geht, besonders in der »Gewerkschaftslinken«, am wenigsten bei der Mehrzahl der Betroffenen. Für junge Welt, Neues Deutschland bis hin zum Spiegel ist klar: Die IG Metall, wenigstens ihre Führung, hat mal wieder die Interessen der Beschäftigten verraten. Bei DaimlerChrysler in Berlin-Marienfelde protestierte ein kleiner Kreis von 30 bis 90 Kollegen bei einer Belegschaft von 3300 Beschäftigten mittwochs sieben Wochen lang gegen die Umsetzung und für die Abschaffung von ERA. Sie kritisieren insbesondere den Betriebsrat, dem sie vorwerfen, diesen Protest nicht zu unterstützen bzw. ihn zu behindern.
Die ERA-Tarifverträge sind in den Tarifbezirken und auch in den einzelnen Betrieben unterschiedlich ausgehandelt worden. In den Daimler-Chrysler-Werken gilt die Vereinbarung von Baden-Württemberg. Als die ersten ERA-Tarifverträge nach über zehnjährigen Verhandlungen 2003 abgeschlossen wurden, wollten die Unternehmer sie als Kostensenkungsprogramme mißbrauchen. Montagetätigkeit sollte zum Beispiel unter Facharbeiterqualifizierung bezahlt werden. Die Differenz zwischen den Forderungen des Arbeitgebers und der Beschäftigtenvertreter lag bei drei Entgeltgruppen.
Im Sommer 2004 sollte bei Daimler die C-Klassenproduktion aus Kostengründen von Sindelfingen nach Bremen verlagert werden. Damit standen über 10000 Arbeitsplätze in Sindelfingen zur Disposition. Auf diesen Erpressungsversuch des Managements reagierten die Daimler-Belegschaften in allen Werken solidarisch mit Streik­aktionen. Mit dieser Standortsolidarität setzten sie konzernweit eine »Zukunftssicherung« durch, in der ERA ein Bestandteil ist. Ihnen folgten Opel, Siemens, BSH, usw. In dieser »Zukunftssicherung« wurde festgelegt, daß es eine Kündigungsschutzgarantie für alle Beschäftigten bis 2012 im Konzern bei entsprechenden Investitionen gibt, und eine reale Entgeltabsicherung, die tarifdynamisch bis Ende 2012 gilt. Dann wirkt sie als Ergänzungstarifvertrag bis 2017 nach. Damit – und dies ist besonders wichtig – sind auch die übertariflichen Löhne und Gehälter, die bei Daimler gezahlt wurden, tariflich abgesichert. Diese übertariflichen Bestandteile (cirka 20 Prozent) wurden seit langer Zeit vom Managements heftig angegriffen.
In Berlin wurden über 30 Prozent der Belegschaft so eingruppiert, daß ihr Entgelt höher ist als ihr bisheriges Einkommen. Der Umkehrschluß, daß damit fast 70 Prozent weniger Entgelt bekommen, ist nicht zutreffend. Dem Unternehmen gelang es jedoch, Tendenzen der Belegschaftsspaltung mit in die Vereinbarung aufzunehmen. So werden Beschäftigte mit Eintritt nach 2004 mit sechs Prozent geringerem Entgelt eingestellt – aber immer noch weit über Tarifniveau. Der Grundsatz »gleiche Arbeit – gleiches Entgelt« wird hier erneut von der Unternehmensseite unterlaufen, eine Spaltung der Belegschaft vorangetrieben.
Natürlich versucht die Kapitalseite, den Tarifvertrag zu ihren Gunsten zu nutzen. Das aber ist kein ERA-Phänomen. ERA ist wie alle anderen Tarifverträge das Ergebnis von Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital. ERA wurde erkämpft und verhandelt und muß nun zum Leben erweckt und umgesetzt werden. Es gilt immer noch der Grundsatz: Tarifverträge, egal ob es um Urlaub, Arbeitszeit oder Löhne geht, müssen zweimal erkämpft werden. Das erste Mal in der Auseinandersetzung der Tarifvertragsparteien und das zweite Mal bei der Umsetzung auf betrieblicher Ebene zwischen Belegschaften und Unternehmensleitungen.
Man kann nicht von guten oder schlechten Tarifverträgen reden, denn sie sind Ausdruck des Kräfteverhältnisses. Krupp bleibt Krupp und Krause bleibt Krause, solange nicht die Besitzverhältnisse verändert werden. Damit ist klar, daß es nicht nur um Tarifverträge gehen kann und daß die Machtverhältnisse nicht in diesem System gelöst werden können. Es geht um Klassenkampf, um den Angriff des Kapitals auf unsere Lebensbedingungen. Es geht um mehr Leistung in immer kürzerer Zeit, um Steigerung des Wachstums der Produktivkräfte, das zu einer immer größeren Herrschaft des Kapitals führt. Gleichzeitig führt die Vereinfachung der auszuführenden Arbeit zur vermehrten Konkurrenz unter den Beschäftigten. Das wird genutzt, um den variablen Lohnanteil abzusenken mit dem Ziel, sich immer größere Anteile des Mehrwerts anzueignen. Dem setzen im Augenblick nur die Gewerkschaften Widerstand entgegen. Unter diesem Aspekt sollte auch ERA gesehen werden.
Das alte Lohn und Gehaltssystem war der Gnade der Arbeitgeber ausgeliefert. Besonders in Kleinbetrieben ohne Interessenvertretung und bei Produktionsveränderungen. Mit ERA wird ein 40 Jahre altes Bewertungs-, Lohn- und Gehaltssystem abgelöst und an die aktuellen Arbeitsbedingungen angepaßt. Während der betrieblichen Umsetzung ist mit Betriebsrat und gewerkschaftlichen Vertrauensleuten kritisch innergewerkschaftlich über »Erpreßwerk«, »Zukunftssicherung« und ERA diskutiert worden. Es gibt seither keine gewerkschaftliche Versammlung, auf der nicht über ERA berichtet und gestritten wurde und wird – dieser Streit ist notwendig und hat in einer die Gewerkschaft stärkenden Weise zu erfolgen. Nicht sinnvoll ist allerdings, ERA vor dem Arbeitgeber wider besseres Wissen als Lohnraub zu bezeichnen und die Aussetzung oder Abschaffung des ERA-Tarifvertrages zu fordern. Die Schlußfolgerung wäre, daß IG Metall und Unternehmer gemeinsam Lohnraub betreiben.
Die Belegschaften sind ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse. Es ist Aufgabe, den kleinsten gemeinsamen Nenner in der Belegschaft zu suchen und ihn als Grundlage eines Zieles gemeinsam voranzutreiben. Es geht darum, die Bedingungen zu verändern, stärker zu werden, Kollegen zu organisieren, Erfahrungen gemeinsam zu machen und Erfolge gemeinsam zu erreichen. Oder gibt es nur ein Ziel, ohne Zwischenstationen, an denen wir uns aufhalten, keine Kompromisse schließen, die den Sieg nur vertagen und die Abhängigkeit und Ausbeutung verlängern?

Es sind immer wieder die gleichen Versatzstücke aus dem „Argumente“-Koffer dieser Arbeitervertreter, die hier auch Kollege Fendt wieder mal vorträgt:
– Die „Linken“, die gar keine sind, sondern wie der Spiegel eigentlich Gegner
– Natürlich ist es für viele schlechter, aber doch nicht für alle
– ERA ist wie alle anderen Tarifverträge das Ergebnis von Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital. ERA wurde erkämpft und verhandelt und muß nun zum Leben erweckt und umgesetzt werden, da fällt leider schon mal was unter den Tisch
– Man kann nicht von guten oder schlechten Tarifverträgen reden, denn sie sind Ausdruck des Kräfteverhältnisses
– Damit ist klar, daß es nicht nur um Tarifverträge gehen kann und daß die Machtverhältnisse nicht in diesem System gelöst werden können
– Mit ERA wird ein 40 Jahre altes Bewertungs-, Lohn- und Gehaltssystem abgelöst und an die aktuellen Arbeitsbedingungen angepaßt
– Dieser Streit ist notwendig und hat in einer die Gewerkschaft stärkenden Weise zu erfolgen. Nicht sinnvoll ist allerdings, ERA vor dem Arbeitgeber wider besseres Wissen als Lohnraub zu bezeichnen
– Es ist Aufgabe, den kleinsten gemeinsamen Nenner in der Belegschaft zu suchen und ihn als Grundlage eines Zieles gemeinsam voranzutreiben
Da bleibt dann als i-Tüpfelchen auch die unernste Frage übrig:

Oder gibt es nur ein Ziel, ohne Zwischenstationen, an denen wir uns aufhalten, keine Kompromisse schließen, die den Sieg nur vertagen und die Abhängigkeit und Ausbeutung verlängern?

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Scheuklappen des Anti-Revisionismus

7. August 2007 2 Kommentare

In der jungen Welt vom 07.08.07 legt Renate Münder (DKPlerin) folgendermaßen los zu einem Artikel über „Die friedliche Koexistenz in der sozialistischen Außenpolitik“:

Wenn über die Ursachen der Niederlage des Sozialismus nachgedacht wird, stehen Probleme der Demokratie und der Ökonomie im Vordergrund. Daß die Sowjetunion aber mit ihrer Außenpolitik seit Mitte der fünfziger Jahre dem Imperialismus in die Hände arbeitete, wird seltener problematisiert.

Noch seltener wird „problematisiert“, wie die Außenpolitik unter dem guten alten Stalin ausgesehen hat. Und das nicht erst seit dem Hitler-Stalin-Pakt, sondern z.B. auch schon mit der Politik des Blocks der vier Klassen in China in den 20ern. Aber wenigstens heute will ich gelten lassen, daß man ein totes Pferd nicht auch noch schlagen soll. Das gilt sowohl für die untergegangene Sowjetunion als auch für nicht ganz untergegangene DKP.

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Ich kann noch deutlicher werden

6. August 2007 Kommentare ausgeschaltet

Aus der Serie „Edle Schmuckstücke der modernen Diskussionskultur“ hier folgende Gemme:

„Wir führen hier keinen geisteswissenschaftlichen Spezialdiskurs, sondern eine Richtungsdiskussion für eine postmarxistische aber dennoch kommunistische Perspektive im Zeitalter der starken Staaten ausgehend von einem assymetrischen Kräfteverhältnis durch einfache und komplexe Vermittlungen von Gewalt. Ich kann noch deutlicher werden: …“

gefunden hier bei tee

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Die Tondokumente von den RAF-Prozessen

4. August 2007 Kommentare ausgeschaltet

Ich bin eigentlich ein recht hart gesottener Mensch, politisch und auch sonst, ER zum Frühstück macht mir zum Beispiel überhaupt keine Probleme. Aber ab und zu trifft es einen eben doch, vor allem wo ich die bleierne Zeit der RAF noch persönlich miterlebt habe (ein Freund von mir hat sich damals z.B. mal von Klaus Croissant verteidigen lassen, als der noch nicht der RAF-Anwalt geworden war):
Bisher unveröffentlichte Originaltöne von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe aus den Stammheim-Prozessen, die im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt wurden, hat nämlich jetzt der SWR2 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe waren Anführer der Rote Armee Fraktion (RAF) in der ersten Generation.)
Bei den veröffentlichten O-Tönen handelt es sich um einmalige historische Dokumente, die zwischen Oktober 1975 und Mai 1976 während der RAF-Prozesse in Stuttgart-Stammheim aufgenommen wurden.
Zu hören ist unter anderem die letzte Aussage von Ulrike Meinhof vor ihrem Selbstmord, ein Statement von Andreas Baader, von dem bisher keine Originaltöne bekannt waren, zum Thema Isolationshaft, Jan-Carl Raspe zu den Haftbedingungen und Gudrun Ensslin zur Verantwortung der RAF.
Da der swr-Server ab und zu überlaufen ist, habe ich die Ton-Schnipsel aufgenommen und hier gespiegelt: Baader, Raspe , <a Meinhof, Ensslin). Das folgende sind die offiziellen Gerichtsprotokolle zu den Schnipseln. Mehr…

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Marco und Genarlow Wilson, Georgia USA

24. Juli 2007 Kommentare ausgeschaltet

Lysis hat zum jetzt am Fall Marco in der Türkei wieder hochgekommenen Themas Sex unter Nichtvolljährigen beinahe schon beiläufig nochmal auf „wesentlich gräßlichere Urteile“ hingeweisen, die erst jüngst in den USA, in Georgia, gefällt wurden. Seine ersten Absätze:

Es ist ein Fall staatlicher Repression, der es trotz seines kruden Charakters in keinen Menschenrechtsbericht schaffen und wohl auch nicht für internationalen Aufruhr sorgen wird. Denn beim Verursacher handelt sich um einen Gewaltmonopolisten, dem die Menschenrechte noch vor jeder Prüfung auf der Haben-Seite angerechnet werden: den US-amerikanischen Staat. Und doch macht das Schicksal des zur “Tat”zeit 17-jährigen Genarlow Wilson, der wegen einverständlichem Oralverkehr mit einem 15-jährigen Mädchen insgesamt 10 Jahre lang in einem dreckigen Loch sitzen soll (und dies auch schon seit fast zwei Jahren tut), einfach fassungslos.
Das letzten Monat vom Obersten Gericht Georgias bestätigte Urteil lautet auf “aggravated child molestation” (schwere sexuelle Belästigung von Kindern), obwohl es sich a) bei dem Mädchen keineswegs um ein Kind, sondern um einen Teenager handelte, b) der Altersunterschied läppische zwei Jahre betrug und c) beide Beteiligten damals noch minderjährig waren.
Diese barbarische Gesetzeslage — und die darüber noch hinausgehende lebenslängliche Brandmarkung Wilsons als “Child Molester” — ist einerseits ein Resultat der jahrelangen Missbrauchs-Hysterie, welche dazu führte, dass Jugendlichen das Recht auf einverständlichen Sex irgendwann komplett entzogen wurde. Sie verweist andererseits aber auch auf die Fortdauer alter christlicher Rechtsnormen, denn die besondere juristische Schwere (aggravation) des Falls rührt daher, dass die beiden “widernatürlichen”, d.h. nicht auf Fortpflanzung ausgerichteten Geschlechtsverkehr hatten.

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Postkoloniales Gedöns — Attacke einer sozialdemokratischen Geistesgröße

7. Juli 2007 Kommentare ausgeschaltet

Lysis weist auf folgenden Artikel von Joachim Zeller, (einem Berliner Historiker und Lehrer?) , zur deutschen Geschichts“wissenschaft“ hin:
„Postkoloniales Gedöns“. Die Attacke von Hans-Ulrich Wehler gegen die „Modeströmung der ‚postkolonialen Studien’“

Die „nichtwestlichen Regionen des Globus (hätten) aus Mangel an einem hinreichenden endogenen Entwicklungspotenzial durch den westlichen Imperialismus gewaltsam (…) an die moderne Welt angeschlossen werden müssen. (…) die deutsche Arbeitspolitik in den Kolonien (habe gar nicht anders gekonnt), als die Einheimischen in einem langwierigen Disziplinierungsprozess an regelmäßige Arbeit im europäischen Sinn zu gewöhnen“.
Solche kruden modernisierungstheoretischen Argumentationsmuster ins Feld zu führen, die den Kolonialismus als eine frühe Form der Entwicklungshilfe verklären, ja das Bild vom „Müßiggang des Negers“ heraufzubeschwören, das war bisher die Domäne Ewiggestriger. Die Feststellungen stammen aber von einem der führenden bundesdeutschen Historiker: Hans-Ulrich Wehler. Der Bielefelder Emeritus gefällt sich hier einmal mehr in der Rolle als Provokateur, so wie er in den vergangenen Jahren mit einer ausgesprochenen Lust am politisch unkorrekten immer wieder von sich Reden gemacht hat. Noch in guter Erinnerung ist seine – mit geradezu islamophoben Äußerungen durchsetzte – Stellungnahme gegen einen EU-Beitritt der Türkei. Mehr…

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Dokumentiert: Krölls vs. konkret

29. Juni 2007 1 Kommentar

Antidemokratische Aktion hat folgendes hin und her geblogt, das ich hier gerne auch bringe, weil es leider nur recht wenig Auseinandersetzung mit Krölls harscher Kritik gegeben hat, jedenfalls soweit ich mitbekommen habe:

In der Ausgabe 06/07 der konkret befand sich … eine Rezension von Matthias Becker zu Krölls “Kritik der Psychologie“. Diese ist hauptsächlich von der Empörung darüber getragen, dass glatt auch Horkheimer und Adorno kritisiert werden, sowie vom Unverständnis, dass kritisiert wird, ein Menschenbild zu haben, statt ein anderes zu entwerfen. Aber genug der Vorrede, ich habe die Rezension nämlich eingescannt:
Albert Krölls:
Kritik der Psychologie.
VSA, Hamburg 2006,
160 Seiten, 12,80 Euro
»Das moderne Opium des Volkes« nennt der Sozialwissenschaftler Albert Krölls die Psychologie. »Ein Scheitern am Arbeitsmarkt oder bei der Liebeswerbung, Ärger in der Familie oder im Büro, Angst vor dem Atomkrieg oder dem Alleinsein lassen auf eine falsche Einstellung schließen«, schreibt er mit beißender Ironie. Als Alltagsreligion leiste die Psychologie heute einen unverzichtbaren Beitrag dazu, daß die Menschen sich den gesellschaftlichen Forderungen anpassen.
Krölls kritisiert die affirmative Leistung der Theorien von Behavioristen genauso wie die der Tiefenpsychologen, sein eigentlicher Gegner aber ist der »Psychomarxismus Adornos und Horkheimers«. Daß die beiden den Antrieb für Rassismus und Antisemitismus im sogenannten autoritären Charakter verorten, sei verharmlosend, weil so das Bild einer widerspruchsfreien Entsprechung von Unterwerfungswillen und Herrschaft entstehe.
Eine aktuelle Analyse des »Gebrauchswerts für die kapitalistische Konkurrenzgesellschaft« von Psychologie und Therapiegläubigkeit, wie sie Krölls verspricht, wäre verdienstvoll gewesen. Dazu allerdings hätte gehört, nach den Gründen zu fragen, warum den Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft die entsprechenden Ansichten so plausibel erscheinen. Die Attacke auf den Psychologismus gerät leider zum Schlag insWasser, weil der Autor darauf besteht, deren methodische Grundlagen widerlegen zu wollen — und zwar ziemlich hausbacken. Gemeinsamer Kern aller psychologischen Theorien sei die Idee, daß der Wille der Kranken gestört sei und sie fremdbestimmt handelten. Krölls dagegen bezweifelt grundsätzlich, daß menschliches Verhalten »zumindest teilweise bedingt« sei. Wie dann eine Wissenschaft vom Menschen aussehen soll, behält er für sich. Verhalten auf nicht unmittelbar beobachtbare »Triebe« oder »Motivationen« zurückzuführen sei an sich tautologisch. Selbst wenn das der Fall wäre – die angebotene Alternative ist wenig überzeugend: Alle tun angeblich immer genau das, wozu sie sich entschieden haben.
Und obwohl er eigentlich beweisen will, wie die Psychologie durch ihr deterministisches Menschenbild entmündigt, endet der Autor schließlich selbst beim Biologismus: »Noch kein Forscher hat je den Todestrieb unter dem Mikroskop oder im Reagenzglas zu entdecken vermocht.« Diese Kritik der Psychologie führt nicht weit. Den Versuch war es wert.
Matthias Becker (konkret 06/07, S. 46)
Anlass fürs Einscannen war, dass Albert Krölls jetzt per Leserbrief in der konkret geantwortet hat und zwar wie folgt:
Psycho-logisch
KONKRET 6/07: Buch & Deckel
Das Motto der Rezension meines Buches: Kritik an der Psychologie als Herrschaftsideologie ja, aber bitte schön ohne Kritik der psychologischen Weltanschauung, auf deren Fehler die affirmativen Leistungen beruhen. Matthias Beckers Verteidigung der psychologischen Unart, die Gründe des Denkens und Handelns in Umständen jenseits von Wille und Bewußtsein der Akteure suchen zu wollen, macht sich fest an der Frage nach den Ursachen der geistigen Botmäßigkeit der lohnabhängigen Staatsbürger. Seine Unzufriedenheit gilt der Antwort des Buches, derzufolge die Befürwortung des Kapitalismus ihren Grund in den politischen Fehlurteilen der Subjekte besitzt. Für Fans politpsychologischer Erklärungen, die das falsche Bewußtsein als Werk von Einflußfaktoren zu deuten pflegen, ist diese Antwort natürlich keine. Daß sich umgekehrt die deterministische Erklärung von Willensinhalten in unauflösbare Widersprüche verstrickt, ist dem Rezensenten erklärtermaßen herzlich gleichgültig. Weil ihm unvorstellbar erscheint, daß der Mensch Subjekt seiner Entscheidungen ist, will er um jeden Preis am psychologischen Credo der (teilweisen) Bedingtheit des Denkens festhalten. Sonst müßte man sich ja von allen Theorien verabschieden, welche entschuldigend das verkehrte Bewußtsein der Lohnabhängigen auf den Zwangscharakter der Verhältnisse, den universellen Verblendungszusammenhang oder die Meinungsmanipulation zurückführen.
Albert Krölls
per E-Mail

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Aus der Reihe „Verrückte Fundstellen“

21. Juni 2007 2 Kommentare

Es ist sehr wahrscheinlich, daß im realen Sexualleben solch abstoßender Zirkel wie etwa den Münchner ‘Marxistischen Gruppen’ die Onanie und entsprechend der Alkoholismus eine er-heblich größere Rolle spielt (!) als im Durchschnitt zumindest der akademischen Bevölkerung.

Dazu subwave, der das ausgegraben hat:

ist aus »marxismus, psychoanalyse, politik« von f.e.hoevels, der zunächst beim sds war und später in freiburg die marxistisch-reichistische initiative (mri) gründet, eine eso-sekte, die sich ein programm aus marx, w. reich zusammenrührt. in den 80ern fordert die mri dann tätowierung von hiv-positiven, zeigt sympathien für die republikaner, unterstützt saddam hussein, ist gegen islam und die usa. ich habs in der konkret juni/1988 gefunden, in einem artikel von wolfgang schneider, der die antiklerikale eso-szene kritisch durchleuchtet. verrückt, was es damals alles gab…

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Mit Siegen wie diesen, wer braucht da noch Niederlagen!

21. Juni 2007 Kommentare ausgeschaltet

Während der Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger vor der Presse das Ergebnis der nächtlichen Verhandlungen völlig angemessen so beurteilt hat: »Wir haben den Zielkorridor unseres Sparprogramms ordentlich getroffen«, denn sie hat ihr vorab bekanntgegebenes Ziel der Reduzierung der Personalausgaben um jährlich 500 bis 900 Millionen Euro durchgesetzt, kommentierte ver.di-Verhandler Schröder (der auch stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrates ist) dies(gemäß Financial Times Deutschland) so:»Die Beschäftigten können darauf vertrauen, daß auf dem Weg in die neuen Gesellschaften kein Griff in ihre Geldbeutel erfolgt.«
Das sieht die Börse realistischer: Der Kurs der Aktie ist wegen diesem ausgemachten Desaster für die Arbeiter der Telekom sachgerecht prächtig gestiegen. Das traurige ist, daß die ver.di-Mitglieder sowohl den Tarifabschluß, wie die ihn beleitenden Lügen der ver.di-Führung wohl schlucken werden. Beides tut ihnen nicht gut, was hoffentlich manche noch erkennen werden.

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Was ist der Unterschied von Pax Christi und dem Schwarzen Blog?

18. Juni 2007 1 Kommentar

die Propaganda zumindest nicht:

Zur globalisierungskritischen Bewegung gehören zu einem nicht unwesentlichen Teil Linksradikale und Autonome. Deren Aktionsformen sind legitim und gehören zur Vielfältigkeit einer Bewegung, die ohne die Ereignisse in Rostock kaum wahrgenommen worden wäre. Zeigen wir, dass wir uns nicht spalten und einschüchtern lassen und eine andere Welt möglich ist

Damit hört nämlich ein Text auf „G8 XTRA“ der Intertventionistischen Linken auf.
Die „Argumente“ sind also: Wir sind „wesentlich“. Oder wenigstens viele.
Unsere Aktionsformen sind legitim (wenn auch offensichtlich nicht legal, wie einem ja immer wieder die Polizei naheelgt). Warum sie „legitim“ sind braucht man dann schon nicht mehr darlegen.
Außer das klassische Argument: „Wahrnehmbarkeit“‚: Ohne Militanz auf der Straße und hundertfach verstärkt vor allem in Funk, Bild und Fernsehen hätte keine Sau was mitgekriegt.
Deshalb muß man den Dissens (leider nur) in der Taktik auch mit einem „Vielfältigkeit“ aufhübschen.
In der vagen Hoffnung, daß keine „Spaltung“ aufkommen möge. Als wenn es piepegal wäre, mit was für Gedanken im Kopf der eine als Pax Christi-Mensch und der andere mit Motorradkappe in Rostock angereist ist.
Was es ja auch wirklich ist, wenn man sich als z.b. Christenmensch wie als z.B. „Schwarzer Block unter dem einen weiten Dach des Slogans, daß „eine andere Welt möglich“ ist in dieser garstigen Welt zusammenfinden kann.
Mehr aber auch nicht viel Besseres gibt es auf einem Sammelblog der „Schwarzen“.
Dazu ein ähnlicher Kommentar von lysis:

Castor-Mobilisierung und Heiligendamm: dann sind breite politische Massenbewegungen, die nicht per se linksradikal sind (eher im Gegenteil, schau dir Attac an!), sondern vielmehr nur Ereignisse, zu denen auch Linksradikale mobilisieren, aber ohne dass dabei inhaltlich viel rumkommt. Halt das typische Terrain der Bewegungslinken. Ich will das gar nicht abqualifizieren, aber das Entscheidende dabei ist, dass diese Bewegungen für die theoretische Diskursbildung in der Linken, d.h. für die kategoriale Herausarbeitung einer Gesellschaftskritik, ziemlich irrelevant sind. Es sind praktische Interventionsfelder, mehr nicht. Das einzige, was die radikale Linke da hinein trägt, ist aus meiner Sicht ihr Militanzanspruch.

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Millionen für Bedürftige — Banker muss hinter Gitter

14. Juni 2007 Kommentare ausgeschaltet

Ein zwar durchaus symphatischer aber letztlich eben doch nicht empfehlenswerter Versuch, Arbeitslosen und sozial Schwachen zu helfen:

Ein ehemaliger leitender Bankangestellter hat eine Millionensumme zu Gunsten bedürftiger Kunden veruntreut und muss daher für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Das Landgericht Mosbach (Baden-Württemberg) verurteilte den 45-Jährigen wegen Untreue in 168 Fällen. Der Angeklagte legte vor Gericht ein umfassendes Geständnis ab: „Ich hatte Mitleid mit Arbeitslosen und sozial Schwachen und wollte ihnen helfen.“ Daher habe er die Gelder bestimmter Bankkunden auf Konten solcher Kunden verschoben, die an Geldmangel litten und keine Bankkredite mehr bekommen konnten.
„An Weihnachten 2005 war ich nahe daran, mir selbst etwas anzutun. Ich habe das seelisch nicht ertragen“, sagte der Angeklagte. Kurz darauf informierte der Bankangestellte den Vorstand des Kreditinstituts über seine Geldschiebereien. Anfang Februar 2006 stellte er sich der Polizei. Dank seiner Mithilfe konnten von den verschobenen 2,1 Mio. Euro etwa 1,4 Mio. Euro ausgeglichen werden. Auf dem Restschaden von derzeit rund 640 000 Euro bleiben der Anklage zufolge nicht die Kunden sitzen, sondern die Sparkasse Tauberfranken.

zitiert nach n-tv vom 14.06.07
Das Geld muß eben abgeschafft und nicht nur ab und zu für ein paar Leute etwas „gerechter“ umverteilt werden. Für eine Umverteilung treten aber enorm viele ein (wenn auch die meisten nicht so handfest praktisch wie dieser jetzt ehemalige Banker), gerade jetzt im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel, für die Abschaffung des Geldes und eine planvolle Organisation der Weltwirtschaft entsprechend den Bedürfnissen der Menschen nur eine Handvoll.

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