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Archiv für Januar, 2011

03.02.11 ¦ Berlin ¦ Huisken: Schulnoten: Jeder kritisiert sie, keiner will sie abschaffen!

27. Januar 2011 Kommentare ausgeschaltet

Freerk Huisken vom GegenStandpunkt wird sich wieder mal in Berlin die Schule vorknöpfen und eine Vortrag an der FU in Berlin halten mit dem Thema:
Schulnoten: Jeder kritisiert sie, keiner will sie abschaffen!
Zeit: Donnerstag, 03.02.2011, 18:00 Uhr
Ort: Freie Universität, Silberlaube Seminarzentrum (Raum L115), Berlin
Veranstalter: Ini Lehramt und das Sozialreferat des AStA FU
Die Berliner GSP-Gruppe Kein Kommentar kündigt die Veranstaltung so an:

Notengebung: Jeder kritisiert sie, keiner will sie abschaffen! Was auch kein Wunder ist, denn alle gängigen Beschwerden über die Ziffernnoten in der Schule nehmen Partei für den Zweck, dem sie dienen:
– Wer Noten für wenig aussagekräftig hält, der will die schulische Herstellung von Unterschieden zwischen den Schülern nicht angreifen, sondern nur besser begründen.
– Wer die Ziffernnoten mit ihrem Raster von 1 bis 6 für zu grob erklärt, der möchte die Sortierung des Nachwuchses nach Gymnasium und Restschulen nicht kritisieren, sondern bis auf zwei Stellen nach dem Komma genau ausrechnen.
– Wer die Notengebung für ungerecht erachtet, der hat nicht etwa entdeckt, dass bei ihr die individuelle Leistung gar nicht für sich beurteilt wird, sondern der ist erst zufrieden, wenn jeder Schüler zufrieden ist, d.h. sich einbildet, seine Note würde seine Leistung gerecht ausdrücken.
– Und wer schließlich den durch Notengebung erzeugten Konkurrenzdruck beklagt, der hat sie wirklich nicht mehr alle: Wie soll denn ein Lernen für Noten, das jeden Schüler zwingt, besser zu sein als seine Mitschüler; das ihn dazu anhält, sie auszustechen, ihnen den Schulerfolg, den man selber erkämpfen will, zu bestreiten und zwar mit allen hässlichen, aber in der Konkurrenz üblichen Mobbing- und sonstigen Techniken;….wie soll das alles ohne Konkurrenz und den Druck, der nun einmal dazu gehört, veranstaltet werden?
Warum das so ist und warum sich daran bei allen Schulreformen nichts geändert hat, das lernen angehende Lehrer nicht. Sie werden eben nur darauf vorbereitet, es zu machen – per diagnostisch ausgefeilter Notengebung Schicksal spielen. Und dabei dürfen sie ganz fürchterlich auf die Notengebung schimpfen. Das haben sie im Studium gelernt. Im Job lernen sie dann noch die nächste Lehrerkritik an den Noten: Die Zensurengebung würde sie daran hindern, ihrer eigentlichen Profession, der Erziehung und Bildung, nachzugehen. Von wegen „hindern“!
Die Verteilung des Nachwuchses auf die ganz gegensätzlichen Karrieren der Klassengesellschaft ist zentraler Gehalt von Erziehung und Bildung in der hiesigen Staatsschule.

Diese Veranstaltung ergänzt Thesen, die Freerk Huisken z.B. letztes Jahr auch an der FU vorgetragen hat unter dem Titel: Wieso, wes­halb, warum macht die Schu­le dumm?
Nach- oder Vorlesen kann man Freerks Kritik in seinem Standardwerk
Erziehung im Kapitalismus
Von den Grundlügen der Pädagogik und dem unbestreitbaren Nutzen der bürgerlichen Lehranstalten

[Update: Bei archive.org kann man auch einen Mitschnitt mit besserer Tonqualität runterladen, die vom Sozialreferat veröffentlichte Version ist leider wieder mal sehr stark komprimiert worden.]

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Der Antikommunismus kommt auch ohne Kommunisten aus

24. Januar 2011 1 Kommentar

Mit diesem bitteren Wortspiel bringt vonmarxlernen.de die Gesine-Lötzsch-„Debatte“ treffend auf den Punkt:

Linken-Parteichefin Gesine Lötsch darf auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz eine Rede halten. Sie will die links-idealistische und gerade deshalb stets etwas enttäuschte Wählerschaft umwerben. Lötsch veröffentlicht im Vorfeld einen Artikel in der Jungen Welt und spricht da, wie jeder gute Parteivorsitzende bei einer solchen Gelegenheit, über die hochgesteckten Ideale, die der schnöden praktischen Politik – die bei allen möglichen, auch weltverbessernden Nuancen nun mal Verwaltung und Förderung des Kapitalismus und seiner Opfer heißt! – irgendwie zugrunde liegen und diese deshalb adeln sollen. Zwar ist es schon ein wenig komisch mit diesen Idealen, denn die sind ja qua Definition Ziele, die man nie erreicht – das soll aber nach allgemeinem Verständnis gar nicht gegen sie sprechen, sondern macht sie gerade so beliebt.
Was für Westerwelle der „Liberalismus“, für Seehofer die „christliche Werte“ sind, ist für die gute Gesine im Kontext dieser linken Konferenz der „Kommunismus“ – die über allem schwebende schöne Idee. „Wege zum Kommunismus“ seien es, die ihre Partei noch immer suche – das Treiben der Linken in Regierung und Opposition also „eigentlich“ als Weg in eine glücklichere Zukunft ohne Klassen und Herrschaft zu begreifen.
Der Zweck der Chose ist ebenso abgefeimt wie klar: Die Linkenchefin will ein Deutungsangebot liefern, das man sich zur Politik ihrer Partei dazu denken kann. „Seht es doch mal so, dass wir alle vom besten Willen zur Verbesserung der Welt beseelt sind. In diesem Ideal sind wir uns doch alle einig!“ Mit der Berufung auf die doch immer noch gültige schöne Idee will sie sich eine Art Generalabsolution einholen und so dafür werben, dass ein linkes Publikum ihre Partei auch dann wählt, wenn es sich über deren „Realpolitik“ in Berlin oder sonst wo erbost. Koalitionäres Gekungel, Regierungsbeteiligungen und das Mittragen „unsozialer“ Entscheidungen sind im Lichte eines höheren Ziels zu sehen, als mögliche (und unbedingt auszutestende) „Wege zum Kommunismus“ eben. Kritik daran verbaut diese interessanten Wege nur, ist falsch, dogmatisch, parteischädigend.
Genau so verlogen berechnend wie Gesine Lötsch daherkommt, fallen die Reaktionen der anderen Parteien und der freien Presse aus. Zwar wissen die gewieften Parteitaktiker und noch viel besser natürlich die professionellen Meinungsmacher sehr genau, dass die Linkspartei keine Systemkritik im Programm hat, sondern allenfalls an „neoliberalen“ (also für gar nicht systemnotwendig, sondern schlicht überflüssig gehaltenen) „Auswüchsen“ herumreformieren will und dass Lötsch parteiintern in diesem Spiel noch besonders für den „Realismus“ ihrer Mannschaft gegen alle linksmoralischen Phantasien kämpft. Voll gespieltem Entsetzen „entdecken“ sie aber alle mit viel Begeisterung eine Wölfin im Schafspelz. Hat man es nicht immer gesagt? Die Linkspartei tut nur demokratisch, marktwirtschaftlich und reformerisch – in Wahrheit aber glaubt selbst ihre biedere Vorsitzende an den Teufel.
***
Man könnte lachen über eine solche Geister-Debatte, die nun schon fast einen Monat lang mit schöner Regelmäßigkeit aufgewärmt wird. Das Lachen vergeht aber angesichts des totalitären Inhalts, mit dem da auf die Neuauflage der alten Tante SPD eingedroschen wird. Von wegen Gespenst! Kommunisten braucht es offenbar gar keine, um gegen sie zu kämpfen. Antikommunismus ist schlicht Staatsräson in Deutschland! Also kann man damit auch prima Stimmung machen gegen die „Linke“ und die lästige Konkurrenz, die überall partout verbessernd mitmachen will, nach Strich und Faden ausgrenzen. Über Kommunismus zu faseln, ohne ihn nach Strich und Faden zu verurteilen – das geht in der deutschen Bollwerk-Republik nicht. Das desavouiert ein für allemal, und wer das nicht begreift und sich auch noch auf Meinungsfreiheit oder ähnliche Mätzchen beruft, ist ein Fall für die Stasi, pardon: den Verfassungsschutz.

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[online] 20.11.2010 ¦ Leipzig ¦ R. Mats: Wie kapitalistisch war der Sozialismus?

24. Januar 2011 70 Kommentare

Audioarchiv verweist auf den Mitschnitt eines Vortrags von Rüdiger Mats zum Thema „Wie kapitalistisch war der Sozialismus“, den er im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zu linker Kapitalismuskritk der Leipziger Gruppe INEX am 20.11.2010 in Leipzig gehalten hat.
Die Kurzinfo bei FRN:

„Der Realsozialismus wurde bis ans Ende seiner Tage als logische Konsequenz des marxschen Sozialismusmodells, als eine notwendige Übergangsgesellschaft betrachtet, weil der Kommunismus nicht unmittelbar zu erreichen war. In der Phase revolutionärer Umgestaltung seien zwar noch nicht alle Merkmale der bürgerlichen Gesellschaft überwunden, aber das Privateigentum an Produktionsmitteln und damit die Ausbeutung sollten bereits weitgehend aufgehoben sein.
Ob in der Sowjetunion überhaupt so etwas wie Sozialismus existierte, hängt nicht zuletzt von der Frage ab, ob sich der Charakter der Produktion verändert hat und ob sich von den Grundlagen der kapitalistischen Produktion tatsächlich verabschiedet wurde.
Ein Referat von Rüdiger Mats zu den Fragen: Wie kapitalistisch war der Sozialismus(?) Und lässt sich eine gesellschaftliche Verkehrsform und Vermittlung, die die derzeitigen abstrakten Prinzipien von Wert und Geld überwindet, überhaupt denken und verwirklichen? “

Sie verweisen zudem auf einen Artikel in Phase 2, Nr. 34 in 2009:
Bloß eine neue Maschine aufstellen – Was man aus dem Scheitern des Realsozialismus für die linksradikale Praxis schließen kann – und was nicht“
Auch in Phase 2 (36-2010) hat Rüdiger Mats einen Artikel zum Thema:
Ich bring‘ schon mal den Müll runter – Probleme gesellschaftlicher Integration im Übergang vom Kapitalismus zur befreiten Gesellschaft
Dazu paßt auch noch eine Veranstaltung ais 2009 zum Thema „Die Ökonomie des Realsozialismus“, die so angekündigt worden war:

„Der „real existierende Sozialismus“ ist zusammengebrochen. Diese Tatsache wird gerne genutzt, um jede Kritik an der marktwirtschaftlichen Ordnung als unrealistische Träumerei abzutun – und damit auch jedes politische Konzept, das eine gemeinschaftlich und planvoll organisierte Ökonomie für eine bessere gesellschaftliche Grundlage hält als den Kapitalismus.
Die gängigen Erklärungen, weshalb die DDR ihren ökonomischen Niedergang erleben „musste“, kümmern sich um die Funktionsweise dieser Wirtschaftsweise wenig. Die ökonomischen Methoden des Realsozialismus werden entweder bloß als Abweichungen vom kapitalistischen Normalgang bestimmt (der sowieso naturgegeben sei) oder es wird gegen die Planwirtschaft eine kooperationsunfähige „Menschennatur“ ins Feld geführt, die angeblich nur dann zum Zusammenleben mit anderen taugt, wenn staatliche Gewalt und wirtschaftliche Existenzangst ihr so richtig Beine machen.
Solche Einwände gehören kritisiert – und genau das wollen wir tun.
Und wir wollen uns genauer mit der Frage beschäftigen, wie es eigentlich zuging in der DDR-Wirtschaft:
– Wie lief die wirtschaftliche Planung ab?
– Welche Probleme traten dabei auf?
– Welche Rolle spielten dabei Geld, Preise und der „sozialistische Markt“?
– Wie kamen die Realsozialisten eigentlich darauf, ihre Planwirtschaft so aufzuziehen?
– Und: Was bedeutet das für politische Positionen heute, die den Kapitalismus durch eine vernünftigere Wirtschaftsweise ersetzen wollen?“


Nachtrag:
Einer der Macher von audioarchiv hat dort
geschrieben:

Ich hatte bereits eine nachbearbeitete Fassung der Gesamtveranstaltung hochgeladen. Dort ist allerdings neben der Diskussion auch eine längere (themenfremde) Vorrede eines INEX-Menschen zum Extremismusbegriff enthalten.

Download: via audioarchiv (2:16 h, 47 MB)

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Peter Decker zur berühmt/berüchtigten „Alternative“

20. Januar 2011 18 Kommentare

Peter Decker hat in seiner Veranstaltung zum Proletariats-Buch 2002 in Frankfurt (wie eigentlich bei fast jeder Veranstaltung des GegenStandpunkts) auch die Frage nach der Alternative vorgelegt bekommen. Er hat damals wie folgt geantwortet:
„Man kennt das Argument, immer wenn jemand was kritisiert, kommt das Gegenargument: Wo bleibt das Positive, bitte, ein Rezept! Ich möchte dabei ein bißchen die Frage zurückweisen und erklären warum (und da steckt auch schon eine Menge von der Antwort drin):
Es ist eine merkwürdige Geschichte. Man hört sich eine Kritik an, ich weiß nicht, ob die Kritik einleuchtet oder nicht einleuchtet. Wenn sie nicht einleuchtet, könnte man doch sagen: Moment, wie du von hier nach da kommst, das stimmt doch nicht, oder: Ich verstehe das nicht. Dann würde man die Kritik zurückweisen dort, wo die Kritik sich äußert. Wenn jemand aber sagt: Wo bleibt das Positive, wo ist die Alternative, dann läßt er die Kritik stehen, wie wenn sie ihm auch schmecken würde, wie, wenn er sie einsehen würde und billigt: Ja, die Kritik ist schon ok, aber was nützt die ganze Kritik, wenn die Alternativen fehlen? Und das hat was Verkehrtes, das kann mal unehrlich sein, oder es ist irrig, aber auf jeden Fall hat es was Verkehrtes.
Denn in der Kritik ist doch eine ganze Menge über das, wie man es haben will, wofür man eintritt, auch schon ausgesagt. Es ist doch nicht so, daß ich eine Kritik sage und jemand danach so vollkommen im Unklaren gelassen worden ist, was ich meine, das es richtig wäre. Jetzt sage ich nochmal, was in der Kritik alles schon ausgesprochen ist:
Wenn meine Kritik heißt: die Arbeiterschaft ist die negative Größe des Wirtschaftens, ihr Lebensunteralt ist im Rechnungsbuch der Unternehmer – und weil dann sogar der Staat von den Ergebnissen der Unternehmerschaft abhängt – im Rechnungsbuch der gesamten Nation die leidige Unkost von der man möglichst wenig bezahlen will, und wenn man sie schon bezahlt, möglichst ausgiebig nutzen will. Wenn ich das so hin sage, dann muß doch deutlich geworden sein, was mein Aufruf ist, was da an Appell drinsteckt:
Man muß eine Gesellschaft schaffen, man muß eine Wirtschaft schaffen, in der das Erwirtschaften des Lebensunterhalts aller Beteiligten der Zweck des Wirtschaftens ist und nicht die leidige Unkost, die klein gehalten werden muß. Das ist doch raus zu hören gewesen.
Aus dem Publikum:
Hat es schon Versuche gegeben in diese Richtung?
Peter Decker:
Die Frage weiß natürlich, es hat sie schon gegeben. Und sie weiß auch, der Ostblock ist untergegangen, er hat sich selbst aufgegeben. In die Frage, ob die es richtig angefangen haben, ob die was verkehrt gemacht haben, in die Frage, ob sie nicht mehr haltbar waren, oder ob ihre Führungen das wirtschaften, nicht für dich und mich, für den kleinen Iwan, sondern für den Staat für unergiebig befunden haben und zum Schluß gekommen sind, sie wollen es anders machen, über all das will ich nicht reden. Denn das wäre ein neues Thema, dann müßte man sagen: Der Reale Sozialismus und seine Irrtümer oder was auch immer.
Man soll mich dann auch nicht darauf ansprechen: Ist das nicht ein Gegenbeispiel gegen dich? Ich möchte dann lieber die andere Seite haben, nämlich: Wenn jetzt verstanden ist, was ich meine, das es Not tut, dann muß man sagen, ob man das billigt, das man meint, das das not tut, oder nicht. Und wenn man sagt, man billigt es, dann reden wir darüber, was man dafür tun kann, was dafür zu tun ist. Oder jemand will sagen: Das kann nicht gehen. Dann braucht es aber mehr Argumente als, da gibt es aber noch kein Beispiel. Die ersten Sozialisten hatten auch kein Vorbild. (Und die ersten Christen hatten ja auch kein Vorbild.) Irgendwann ist jeder immer mal der Erste.
Wenn es also noch keinen guten Versuch gegeben hat, dann ist es der Aufruf: Leute, meint ihr, der Versuch ist nötig, oder meint ihr, ihr fahrt doch ganz gut mit den Kapitalisten? Ja, wenn ihr das meint, dann ist doch alles in Ordnung! Dann ist die Diskussion vorbei. Das Merkwürdige ist bloß: Man kriegt nie ein gescheites Ja oder Nein. Wer tritt denn dafür ein, ja er hat das jetzt verstanden, wenn wir das Wirtschaftssystem, die Rechnungsweise nicht abschaffen,dann geht es uns und unsereinem immerzu so wie jetzt, höchstens noch schlechter, ja, er hat es verstanden. Aber dann sagt, aber mir ist es so eigentlich recht. Das hört man nicht. Aber die Bereitschaft, zu sagen, gut, es ist mir nicht recht, dann befasse ich mich mit der Frage, was zu tun ist, um das zu beseitigen. diese Konsequenz kriegt man auch nichtgescheit. Es läuft in ein Gemecker raus: Ewige Unzufriedenheit und keine Konsequenz.
Da plädiere ich für: bitte Konsequenz. Daß die Menschen sich untereinander einig werden, die nötige Arbeit zweckmäßig einzurichten und nicht immer gegeneinander zu arbeiten, daß sie nicht eine ungeheure Verschwendung von Menschenkraft organisieren, sondern ihre Kraft so einsetzen, daß alle gut fahren und dabei viel weniger arbeiten müssen als jetzt. Das soll nicht möglich sein? Wieso eigentlich nicht? Ja, wenn es keiner will, dann ist es nicht möglich, das stimmt. Aber sonst noch Hindernisse? Ja: Der andere Zweck! Die Eigentümer, klar, die Lohnarbeiter, die an ihrem Lohn festhalten wollen. Klar, das bleibt einem Kräftemessen überlassen, das ist eine Auseinandersetzung, selbstverständlich.
Aber die Einwände sind viel zu grundsätzlich, so vom Kaliber, geht das überhaupt, die Einwände sind so grundsätzlich angesiedelt, als dass sie sich in die Frage überhaupt einlassen würden, meinst du, du gewinnst den Kampf? Die meinen, der Mensch taugt nicht dafür. Die meinen, der Mensch taugt zum Dienen, zum braven Nachrechnen, wie viel er verdient hat, zum Sparen, zu all dem taugt er. Aber zu einer rationellen Organisation seiner Lebensbedingungen sollten nicht fähig sein? Und das sagen die Leute, die sagen, die Kritik an den Verhältnissen, wie sie jetzt sind, die würden sie eigentlich unterschreiben. Die also behaupten, sie hätten schon eingesehen das alles nicht in Ordnung ist. Da kommt man dann schnell an die Grenzen der Philosophie. Irgendwann verzweifelt man an seinem eigenen Verstand.
Also, die Frage ist wirklich so einfach, unabhängig davon ob es den Versuch schon gegeben hat, unabhängig davon, ob der gut oder schlecht abgewickelt worden ist, wenn es ihn gegeben hat, die Frage ist, meinen die Angesprochenen, dass es den Versuch braucht. Dann müssen sie darüber reden, was sie dafür machen wollen. Das war jetzt die Geschichte zu der Frage nach der Alternative. Die Alternative muss man herstellen.
Vielleicht noch einen letzten Punkt: Es gibt auch unter Linken die Sehnsucht nach der Alternative. Den Gedanken, man müsste, um für das eigene gute Anliegen zu werben, den Menschen an die man sich wendet, Kommunikation theoretisch gesprochen dem Adressaten ein leuchtendes Tableau der Zukunft entwerfen und sagen: So schön könnte es werden! Willst Du nicht für die gute Sache sein? Da muss ich sagen, sogar das ist noch eine große Täuschung: denn alles hängt an der Frage, ob die Menschen die Erwerbsquelle, die sie besitzen, einsichtsvoll ablehnen und sagen, das ist nichts. Solange sie das nicht tun, gilt jeder, der eine bessere Zukunft ausmalt, und sagt, dass ginge, als Träumer. Er wird aufgefordert Realitätsbeweise seiner Träume abzuliefern, und kann sich nur blamieren. Warum: weil man sich blamieren muss! Weil jeder, der einen Realitätsbeweis seines es ginge anders sagt, wird überprüft an der Realität, wie sie jetzt ist. Wer sagt, eine höhere Rente im Alter das ginge doch, kriegt gleich gesagt, sag uns einen Finanzierungsvorschlag! Wo hast du im Staatshaushalt die Lücke entdeckt, oder den überflüssigen Posten?
Ja bitte, wenn ich auch noch den Staatshaushalt eines kapitalistischen Staates verwalten muss, um es den Leuten besser zu machen, der dann kommen schrittweise All die Systemnotwendigkeiten, die hier herrschen rückwärts wieder herein ich wollte ja gerade sagen: ich will den kapitalistischen Staatshaushalt genauso beseitigen, wie die Rechnungen der Unternehmer. Und dann möchte ich aber auch nicht geprüft werden daran, ob meine Idee dem Staatshaushalt und den Tabellen des Finanzministers gerecht wird. Das wird sie nicht. Man muss also darauf achten, kein Mensch, der glaubt, er braucht den Lohn, er braucht die Lohnarbeit, und darin hat der immerhin eine verlässliche Quelle seines Einkommens, kein Mensch lässt sich durch Träumereien in der Zukunft davon abschätzen. Außer, wenn er meint, er hat keine gescheite Erwerbsquelle in seiner Bereitschaft zu arbeiten. Soviel zu der immer wieder schwierigen aber interessanten Frage, wo ist denn die Alternative?“

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Wikileaks: Gähn! (Selbst Wundertüten waren überraschender)

19. Januar 2011 1 Kommentar

Mehr müßte man eigentlich nicht sagen zur aktuellen Welle, die durch die Medien schwappt:

Julian Assange und seine Leute halten ihre Hacker- und „Whistle Blowing“-Aktivitäten nicht für ein modernes Robin-Hood-Spiel, mit dem sie die Mächtigen ein wenig ärgern, sondern für einen wahren Akt der Befreiung von Herrschaft und Unterdrückung. Sie kennen keine andere Unterdrückung als die Unterdrückung von Information und keine andere Herrschaft als die Herrschaft über die elektronischen Kommunikationskanäle. Wenn sie Regierungsakten ans Licht des Internet zerren, meinen sie, den Machthabern die entscheidende Säule ihrer Herrschaft zu entziehen – die Geheimhaltung und die Kontrolle des Informationsflusses. Bei der Auswahl des Materials sind die Freiheitshelden des Internet kriterienlos; sie veröffentlichen, was immer sie an Material in die Finger kriegen, das nicht mal unbedingt geheim, aber eben nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist. Sobald die Texte, Tabellen, Videos im Netz stehen, ist der Kampf von Wikileaks fertig und vorbei: Gegen ein Volk, das die Akten lesen kann oder lesen könnte, kann nicht mehr regiert werden. Was Regierungen aber vor aller Augen und erklärtermaßen treiben, das kann ja wohl nichts Schlechtes sein.
Aus dem Teil des veröffentlichten Materials, das sich dafür überhaupt eignet, machen dann andere ihr Stück Kampf um die öffentliche Meinung. Enthüllungsjournalisten decken Fakten auf, die ihnen für Skandale gut sind, und prangern die dafür Verantwortlichen an: Mit vermeintlich oder wirklich unbekannten hässlichen Fakten wollen sie die offizielle positive Sicht der Kriege, der sozialen Verhältnisse, der Gesundheits- und Umweltsituation etc. unserer freiheitlichen Heimatländer widerlegen und den Menschen die Augen über Versäumnisse und Missstände öffnen. Auch sie täuschen sich. Fakten – auch hässliche – sind keine Argumente: Im Wesentlichen ist in den westlichen Demokratien alles bekannt, auch die schlimmsten Brutalitäten der Kriegführung; und wenn doch einmal nicht, dann hängt Billigung oder Kritik der Taten der Regierung nicht am neuen Faktum, sondern daran, wie es erklärt und verstanden wird. Das aber ist gerade nicht die Sache der Enthüller: Sie wollen Fakten sprechen lassen.
Gegen den populären Kampf um Information und Informationsfreiheit gibt es etwas klarzustellen: Moderne Herrschaft funktioniert nicht darüber, dass Informationen unterdrückt und Bürger über die Taten der Regierung im Dunkeln gelassen werden. Das ist gerade die Stärke der kapitalistischen Demokratie, dass sie nichts verheimlichen muss, um die Regierten auf die Staatsräson und ihre Konsequenzen zu verpflichten.

So hat der GegenStandpunkt z.B. eine Veranstaltung zum Thema in Nürnberg

angekündigt

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25.01.2011 ¦ Berlin ¦ Decker zum Proletariat

17. Januar 2011 1 Kommentar

Peter Decker (nach dem Tod von Karl Held nun verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift GegenStandpunkt) wird wieder einmal einen Vortrag zu dem Proletariat-Buch halten, das er 2002 zusammen mit Konrad Hecker veröffentlicht hat:
Das Proletariat
Der Aufstieg des Arbeiters zum Bürger ist ans Ende gekommen

Zeit: Dienstag, 25.01.2011, 18:30 Uhr
Ort: Humbold Universität (Hauptgebäude, Raum 3094/3096 ), Unter den Linden 6, Berlin
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag
Das Buch hatte übrigens noch den Unterrtitel:
„Die große Karriere der lohnarbeitenden Klasse kommt an ihr gerechtes Ende“
Die Berliner GSPler kündigen die Veranstaltung jetzt so an:

Wer heute vom Proletariat redet, disqualifiziert sich als unverbesserlich gestrig. Sozialwissenschaftler können ein Proletariat vom sonstigen Volk längst nicht mehr unterscheiden, Arbeiterparteien, die es einmal organisiert haben, sind verschwunden oder zu Volksparteien mutiert; und die Leute, die damit gemeint waren, die abhängig Beschäftigten, halten die Bezeichnung für eine Beleidigung des ehrbaren Arbeitnehmers. Kein Zweifel: Das Proletariat gibt es nicht mehr.
Dafür gibt es anderes:
Einen Niedriglohnsektor zum Beispiel, in dem ein paar Millionen Leute arbeiten, ohne dass sie vom dort gezahlten Lohn leben können.
Hartz-IV, eine soziale Grundsicherung, die weitere Millionen mittelloser Menschen vor Hunger und Verhungern bewahrt.
eine verarmte und perspektivlose Unterschicht, die ihre Kinder verwahrlosen lässt.
eine Rentenversicherung für Leute, die durch Arbeit nicht reich werden, und deren vom Lohn abgezogene Beiträge nie reichen, um die versprochenen Leistungen zu bezahlen.
eine Krankenversicherung, die für die Arbeitgeber immer zu teuer ist und immer weniger das medizinisch Notwendige finanzieren kann, so dass ausgerechnet hier das böse Wort von der „Zwei-Klassen-Medizin“ die Runde macht.
Vor allem aber gibt es eine deutsche Republik, die gerade einen glänzenden Aufschwung nach der größten Wirtschaftskrise seit 60 Jahren hinlegt und offen damit angibt, worauf dieser Aufschwung beruht: Deutschland ist mit seinen Industrieprodukten konkurrenzfähig wie nie, weil es im Jahrzehnt vor und während der Krise das nationale Lohnniveau heruntergedrückt und mehr als die europäischen Nachbarn und andere Konkurrenten die Lohnstückkosten gesenkt hat. Wirtschaft, Politik und Medien sind zufrieden und stolz darauf, dass der Reichtum der Nation durch die Armut der arbeitenden Massen so schöne Fortschritte macht.
Der Lohn, das Geld, von dem die große Mehrheit der Bevölkerung lebt, ist eben nicht Ziel und Zweck dieser Wirtschaft, sondern ein leidiger Kostenfaktor für sie: Je billiger sie die Arbeit einkauft und je mehr Leistung sie aus den Arbeitskräften herausholt, desto mehr Ertrag bringt die Arbeit für die, die sie sich kaufen. Das ungefähr ist es, was MARX vor 150 Jahren gemeint hat mit dem Lehrsatz, dass das Dasein als „Ware Arbeitskraft“ das Leben einer ganzen gesellschaftlichen Klasse definiert. Ökonomisch hat sich daran nichts geändert.
Verschwunden ist etwas anderes: Der ärgerliche und rebellische Stand, der sich diese Rolle nicht mehr gefallen lassen will. Was dafür alles nötig war, und was an die Stelle des einstigen proletarischen Klassenbewusstseins getreten ist – davon handelt der Vortrag

Peter Decker hatte dazu bei YouTube mal ein Interview gegeben. Vor Jahren gab es einige Veranstaltungen zum Thema. Von der Diskussion in Freiburg 2004 z.B. gibt es eine Abschrift. Einen Artikel in der jungen Welt haben die Autoren damals auch unterbringen können.
Update:
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht jetzt zur Verfügung: http://kk-gruppe.net/mp3/Proletariat_B_20110125.mp3

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Kapitalismuskritik schön und gut – „Aber was sind eure Alternativen?

10. Januar 2011 Kommentare ausgeschaltet

Ein Poster hat im Thread zur Peer Economy auf eine interessant klingende Veranstaltungsankündigung des DGB Bildungswerk Bayern hingewiesen:
Kapitalismuskritik gut und schön – „Aber was sind eure Alternativen?“
Referenten:Dr. Hermann Lueer, Autor
Dr. Christian Siefkes, Informatiker, selbstständiger Softwareentwickler
21. Mai 2011, 10.00 – 17.30 Uhr
Alle Tagesseminare finden jeweils samstags in München statt.
Zu jedem Tagesseminar erscheint ein eigener Flyer, dem die Details, insbesondere die konkreten Inhalte und die Anmeldungsmodalitäten, zu entnehmen sind.
Die Teilnahme an den Tagesseminaren ist kostenlos.
Fahrtkosten können nicht übernommen werden.
Informationen und Nachfragen
Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern e.V.,
Schwanthalerstraße 64, 80336 München, Telefon (089) 559336 20,
Telefax (089) 5 3804 94, wolfgang.veiglhuber@bildungswerk-bayern.de
Beim bayerischen Bildungswerk gibt es auch noch einige andere Tagesseminarangebote, die mich interessieren würden:
Imperialismus 3: Imperialismus heute – Alter Wein in neuen Schläuchen?
Referent: Dr. Hermann Lueer, Autor
29. Januar 2011, 10.00 – 17.30 Uhr
Fachtagung: Zur Aktualität der Marx’schen Theorie
mit folgenden Referentinnen und Referenten:
Ökonomie: Dr. Michael Heinrich, Mathematiker und Politologe,
Geschäftsführer der Zeitschrift PROKLA
Staat & Politik: Dr. Ingo Elbe, Sozialwissenschaftler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg, Lehrbeauftragter am Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig
Ideologie: Dr. Bernhard Walpen, Sozialwissenschaftler, Luzern
Lohnarbeit: Dr. Stefanie Hürtgen, Politikwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte u. a. an der Universität Frankfurt am Main
Philosophie: Dr. Klaus Peters, Philosoph, COGITO-Institut für Autonomieforschung Berlin
Internationales & Imperialismus: Dr. David Salomon, Politikwissenschaftler, Universitäten Marburg und Darmstadt, Redakteur von „Z – Zeitschrift Marxistische Erneuerung“
4. Juni 2011, 9.00 – 18.00 Uhr
Hirnforschung – Der Streit um den freien Willen
Referent: Prof. Dr. Suitbert Cechura, Evangelische Fachhochschule
Rheinland-Westfalen-Lippe, Fachbereich Soziale Arbeit
24. September 2011, 10.00 bis 17.30 Uhr

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Nächste Ausfahrt: Peer Economy, commonistische Wirtschaft?

7. Januar 2011 16 Kommentare

Ich ziehe jetzt mal antikaps letzten Beitrag raus und mache einen neuen Thread auf.
Zum Thema „peer economy“/Commons hat antikap zwar bisher noch nichts Inhaltliches beigetragen (das wird hier kaum jemand überraschen), das sollte aber einer Diskussion über den von ihm jetzt ins Spiel gebrachten Ansatz, der ja von Siefkes bis in die Prokla getragen und kritisiert wird, Sabine Nuss hat sich da ja auch schon geäußert, nicht im Wege stehen.

AgneS: „Noch immer habe ich keine Ahnung, wie die Grundbestimmung der kapitalistischen Produktion in deinen Augen durch die „digitale Revolution“ denn verändert wird. Werden die digitalen Dinge, die produziert werden, denn nicht von den Profiten, die damit zu machen sind, bestimmt?“
Besonderes Merkmal dieser Produktion ist, dass in riesigem Umfang Güter ohne Wert produziert werden. Damit weist sie über den Kapitalismus hinaus. Die Commonsbewegung will sich diesen Umstand zur Systemtransformation hin zu einer wertfreien Produktion zunutze machen. Erstaunlich auch, dass hier noch immer nicht der Vorschlag für eine geplante selbstorganisierte Produktion diskutiert wurde. (Warum das Reden über diese kommunistische Zukunft, die GSpler angeblich alle anstreben und doch nicht kennen wollen, in GSp-Kreisen tabuisiert wird, weiß ich auch nicht. Ich vermute es hängt mit der Verklärung des Paradieses dieser Sekte zusammen. Eine Art Bilderverbot. Wer über das Paradies spricht, entzaubert es.) Trifft darauf immer noch AgneS‘ Kritik zu, dass es Märkte und Tauschwert gebe, bloß weil man ein Maß für Arbeitszeit hat? Wäre dieses Konzept mit Dillmanns Vision einer Gebrauchswertökonomie kompatibel? Wenn man mal ihre basisdemokratische Bedingung weglässt, dass sich „die Produzenten einig“ sein müssten – ein Zustand der niemals eintreten wird –, liest sich ihre Beschreibung wie eine unterspezifizierte Fassung der Peerconomy. Neoprene, vielleicht liegen die Deppen antikap, Renate, AgneS und Kohleofen gar nicht soweit auseinander. Nur aus unerfindlichen Gründen agitiert man beim GSp lieber für Untätigkeit, anstatt mal mit den „Geheimplänen“ für die neue Gesellschaft herauszurücken. Damit wir uns nicht missverstehen: Mit Plänen meine ich nicht, dass auch nur für ein Gut eine Arbeitsstunde eingeplant wurde. Die Peerconomy bezeichne ich als Plan, obwohl dort keine konkrete Planung bzgl. Menge und Art von Gütern vorweggenommen wurde. Im Unterschied zur GSpschen Planlosigkeit liefert sie jedoch ein Grundkonzept für die Organisation, das streikende Arbeiter für sich – und sei es nur in einem Betrieb – sofort übernehmen können. @Kohleofen: Dass Arbeiter auf so eine Produktion nicht in jedem Fall von selbst kommen, v.a. nicht, wenn sie von GSplern zu Untätigkeit oder gar Maschinensturm angehalten werden und ihnen mangels Planung der Produktion, die erst erlaubt sei, wenn die gesamte Menschheit für den Kommunismus agitiert sei und streike, ein revolutionäres Konzept für die Fortführung ihres Streiks fehlt, ist auch eine historische Tatsache. Sie sollen schön kapitalistisch weiterschuften bis der letzte Mensch Kommunist geworden ist (also nie), dann alles kaputtschlagen. Erst dann dürfen sie sich überlegen, was Kommunismus überhaupt heißt, und sich alle basisdemokratisch einigen, was sie produzieren sollen. Und das alles möglichst in drei Tagen, damit nicht so viele verhungern. Wenn das kein Ausrottungsprogramm für die Menschheit ist, dann zumindest die größtmögliche Verelendung.

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Theo Wentzke und die „kritische Masse“

3. Januar 2011 156 Kommentare

Bei der Veranstaltung des GegenStandpunkts zu Stuttgart 21 am 16.12.2010 in Stuttgart hat Theo Wentzke en passant eine kleine Annäherung dazu präsentiert, wie er und die Seinen sich die Annäherung an eine wirkliche Umwälzung vorstellen (Bei rund 1:27 des Mitschnitts):

Da muß man halt schauen, ob man nicht genügend Leute zusammen kriegt, die dagegen vorgehen, gegen den Grund. Und nicht bloß den Opfern helfen wollen. Sondern gegen den Grund, warum es Opfer gibt, etwas tun. Aber dafür braucht man sehr viele. Mindestens sowas Ähnliches wie Stuttgart 21 und selbst das ist wahrscheinlich viel zu wenig, denn bei einmal im Monat Rumdemonstrieren, da merkt man ja, wie wenig das bewirkt. Dann wird halt die Polizei, Abteilung Verkehrspolizei, etwas verstärkt und leitet den Verkehr um und die Ampeln werden anders programmiert und schon funktioniert alles wieder ganz gut. Denn so furchtbar viel „blockiert“ wird da ja gar nichts, weil der Staat ja schon seine Mittel hat, um das um die Demonstranten rumzudirigieren. Diese Störung wäre zu wenig, zu wenig Störung für das Getriebe, die ist ja schon zuwenig für so etwas Bescheidenes wie K21.
Geschweige denn, gegen die Ursache des sozialen Übels vorzugehen. Und dafür versuchen wir in unserem Heft Argumente zu machen, und dann in Veranstaltungen, kleineren Publikationen, Flugblättern, – auch beim 1. Mai verteilen wir Flugblätter an die Dortigen -, daß sie schon mal Schauen sollten, nicht bloß am 1. Mai, es steht alles Mögliche schlecht. Sondern sich mal überlegen, woher das kommt und nicht nur am 1. Mai demonstrieren und ansonsten brav weiterarbeiten. Sondern an den anderen 200 Arbeitstagen, an denen wäre der Hebel anzusetzen und nicht nur an dem einen freien Tag, um etwas zu ändern.
Bloß dazu sind die paar Leute die sich hier versammeln und in unseren Lesezirkeln das machen, zu wenig. Deshalb tun wir folgendes dafür: Wir schreiben es auf, versuchen es, publizistisch unters Volk zu bringen – auch internetmäßig – und dann möchten wir die Leute dazu bringen, mizutun „dabei“: Erstens, sich das mitzuerklären und dann auch Handeln daraus folgen zu lassen, Konsequenzen daraus zu ziehen.
Bloß die Konsequenzen, die wir vorschlagen, die erfordern eine gewisse kritische Masse. Und deshalb lohnt es sich nicht, mit 50 Leuten durch die Innenstadt Stuttgarts zu ziehen, und zu sagen, damit wäre was getan gegen das soziale Übel, den Kapitalismus. Sondern dafür bräuchte man vielleicht 50.000 Leute. Aber nicht welche, die durch Stuttgart ziehen, sondern die in den Fabriken sagen, „Schluß damit!“

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