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Archiv für April, 2010

Huisken: Wieso, weshalb, warum macht die Schule dumm? (Veranstaltung in Berlin 29.04.2010)

28. April 2010 1 Kommentar

Recht kurzfristig ist folgende Veranstaltung an der FU Berlin zustande gekommen:
Wieso, weshalb, warum macht die Schule dumm?
Referent: Freerk Huisken
Datum: Donnerstag, 29.04.2010
Beginn: 18.00 Uhr
Ort: FU Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Silberlaube HS 1b
Die GS­Pler „Kein Kom­men­tar / Ber­lin“ kün­di­gen die Ver­an­stal­tung auf ihrer Home­page so an:

Ausbildung macht dumm. Das steht nicht für ein Versagen von Schule und Universität, sondern das gehört zu den Auf­trägen des hiesigen Bildungssystems. Dummheit, was ist das? Es fällt nicht unter Dummheit, wenn man die neue Rechtschreibung nicht be­herrscht, nur schlecht lesen und rechnen kann oder die Nebenflüsse der Donau nicht kennt. Das ist fehlendes Wissen, das kann man sich aneignen. Besser: das könnte man sich aneignen, wenn das Schulwesen tatsächlich das Anliegen verfolgen würde, den Nachwuchs solide in die „Kulturtechniken“ einzuführen und ihm gediegenes Wissen über Natur und Gesellschaft zu vermitteln. Tut es aber nicht.
Unter Dummheit fällt dagegen ziemlich viel von dem was man lernt, und zwar als Hauptschüler wie als Gymnasiast und als Student. Es fällt darunter die Ausstat­tung der Jugend mit einer Fülle falscher Urteile über Gott und die Welt. Das liegt nicht daran, dass sich Schulbuchverfasser und Lehrer ein­fach nur irren, wenn sie die Schüler mit ihren Lehren über Demokratie und Faschismus, über Geld und Markt, über Fa­milie und Staat traktieren. Das tun sie auch. Aber das trifft nicht die Sache. Dafür sind die Dummheiten viel zu resistent gegen Argumente und haben bereits zu viele Jahrzehnte in Schulbüchern überdauert. Die frühzeitige An­eignung einer gehörigen Portion Dummheit braucht es vielmehr für die geistige Ausstattung des mündigen Bürgers. Gefordert ist sie für Leistungen, die hierzulande ständig gefordert sind: nämlich für die freiwillige Unterordnung unter alle Zwänge und Sachzwänge dieser Gesellschaft. Dummheit ist damit parteiliches Denken. Zugleich belehren die Dummheiten den erzogenen Mensch darüber, wie er alle sich einstellenden Beschränkungen seiner Interessen zu verarbeiten hat und dabei brav bleiben kann. Dummheit ist also eine wahre Produktivkraft im und für den Kapitalismus.

Freerk Huisken hat hierzu Thesen geschrieben, den man auf seiner Homepage unter „lose Texte“ runterladen kann.
Er hat zu diesem Thema schon einige Veranstaltungen gemacht, von der Diskussionsveranstaltung an der Uni in Wien während der letzten Studentenproteste z.B. gibt es einen Mitschnitt als Podcast hier bzw. gleich bei vekks, dem Radio-Archiv von Amelie Lanier.

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Griechenlands Staatsbankrott (Veranstaltung in Berlin am 27.04.2010)

25. April 2010 2 Kommentare

Theo Wentzke, einer der Redakteure der Zeitschrift GegenStandpunkt, wird am Dienstag, den 27.04.2010 um 18.00 Uhr im Haus der Demokratie in Ostberlin über den griechischen Staatsbankrott referieren.
Die GSPler „Kein Kommentar / Berlin“ kündigen die Veranstaltung auf ihrer Homepage so an:

„Wie sich Griechenland in den Bankrott gewirtschaftet hat, ist für den öffentlichen Sachverstand keine Frage:
„Über seine Verhältnisse gelebt“ hat das Land, der Staat und all seine Bevölkerung: ‚Korruption, keine Steuermoral, überbezahlte überflüssige Staatsbedienstete, und den europäischen Aufsehern seine wahren Bilanzen verheimlicht! Mitten in Europa gegen alle guten Sitten der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion verstoßen! Klar, dass das nicht gutgehen konnte – und jetzt die soliden europäischen Nationen, ‚uns‘ und ‚unseren Euro bedroht!‘ So ungefähr soll man sich das vorstellen.
Als Mitglied der europäischen Währungsunion hatte sich Griechenland konkurrenzfähig zu machen. Für die _“Modernisierung“_ Griechenlands flossen regelmäßig Gelder der EU, auch griechische Staatsschulden gelangten in den Genuss von Kredit, den der gesamteuropäische Wirtschaftsraum verbürgte. Dem Land ist nur – was seine nationale Bilanz angeht – seine Mitgliedschaft nicht zum Guten geraten.
Im weiteren aber deckt Griechenlands ökonomische Notlage die Krisenlage der gesamten Euro-Staatengemeinschaft auf; und damit auch den Widerspruch des Euro: Da wirtschaften konkurrierende Staaten auf nationale Rechnung in einem gemeinsamen Geld. Insofern ist Griechenlands aktuelle Pleite auch ein Offenbarungseid in Sachen Fortschritt Europas. Deswegen haben dessen Hauptakteure auch alle Hände voll zu tun, den drohenden Bankrott als Sonderfall Griechenland zu behandeln, durch ein europäisch verordnetes Haushaltsregime einzudämmen – um finanzkapitalistisches Vertrauen in den Euro insgesamt zu stiften. Der griechische Staat soll sich durch Verelendung wieder kreditwürdig machen. Ein schöner Auftrag!

Im letzten Heft 1-10 des GegenStandpunkt gab es hierzu einen Artikel mit Anmerkungen, den die Redaktion auch online gestellt hat.
Beim Jour fixe in München am 8. März war Griechenland auch Thema, die Open-Office-Version des Protokolls kann man hier runterladen, die RTF-Format-Version ist hingegen im Augenblick nicht verfügbar.

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Zum Wert (Jour fixe GS München 12.04.10)

21. April 2010 Kommentare ausgeschaltet

Zitat aus dem Protokoll:
Es gibt Kritik an der zentralen Behauptung in unseren Veröffentlichungen zum Finanzkapital, die sich gegen Vorstellungen wendet, die Finanzkapitalisten holten letztlich alles, was sie verdienen, aus der Realwirtschaft raus. Eingewendet wird, dass der Begriff des Werts einschließe, dass er sein Maß in der gesellschaftlichen Arbeit habe, deswegen könne unmöglich das Finanzkapital mit Werten operieren, die nicht aus der Sphäre der Ausbeutung der Arbeit kommen. Wir verraten also quasi die Wertlehre, wenn wir behaupten, das Finanzkapital könne sich (irgendwie) davon emanzipieren.
Diese Bedenken sollten eigentlich in den Artikel im GS über die Eigentümlichkeiten der Finanzwirtschaft ausgeräumt werden: Der Logik der Schaffung und Vernichtung dieser Kapitalwerte und Geldvermögen sollte nachgegangen und erklärt werden, dass das etwas anderes ist, als Früchte der Ausbeutung aufzuschatzen (vgl. 0-Pkt. des Finanzartikels im GS 1-10). Vielleicht zeigen aber auch die Einwände, dass es falsche Vorstellungen darüber gibt, was überhaupt der Wert im Sinne von Marx ist, dass in der Erinnerung an Kapital-Schulungen – der Wert hat sein Maß in der geleisteten Arbeit – evtl. Undeutlichkeiten und Missverständnisse vorhanden sind. Deswegen sollte man noch mal rückblickend klären, was der Wert eigentlich ist.
— Es gibt im Geld-Buch (Das Geld, GS-Verlag) eine Antwort auf den Leserbrief „Wie kann Papiergeld Wertmaß sein?“ zu diesem Thema .
Ja, an der Stelle wird beantwortet, wie es das geben kann, dass Papiergeld Geldfunktionen erfüllt und tatsächlich Reichtum der Gesellschaft gültig repräsentiert. Das berührt aber nur einen Teil des Problems, das jetzt im Zusammenhang mit dem Kredit aufgekommen ist. Schon Marx spricht davon, dass Geldzeichen kraft staatlicher Autorität die Funktion von Geld erfüllen können. Aber dass der Kredit nicht die Früchte von Ausbeutung repräsentiert, sondern die Macht des Finanzkapitals, sich zum Herren der gesamten gesellschaftlichen Ökonomie zu machen, ist ein anderes Thema. Die Antwort auf den Leserbrief will ebenfalls erläutern, was der Wert eigentlich ist. Auch der andere Artikel im Geld-Buch „Einige ökonomische Wahrheiten, Ware und Geld betreffend“ erklärt dazu einiges. Das hat aber nicht ausgereicht, die bestehenden Zweifel auszuräumen.
Dabei ist sicher auch den Kritikern an unseren Finanzartikeln klar, dass die wertschaffende Arbeit durch die drei Attribute abstrakt, privat und gesellschaftlich notwendig charakterisiert ist. Es ist also nicht nötig, neue Kapitalschulungen zu machen und Wertformen (x Ware A = y Ware B) zu rekapitulieren, sondern man sollte sich fragen, was eigentlich mit diesen Gleichungen ausgedrückt sein soll. Wenn der wertschaffenden Arbeit diese Attribute zugesprochen werden, was ist dann von der Aussage zu halten, dass diese Arbeit Quelle und Maß des geschaffenen Werts ist?
Andersrum gefragt: In Erinnerung ist die Entdeckung der damaligen politischen Ökonomie, dass es die Arbeitszeit ist, die den Wert der Waren bestimmt. Die Arbeit, gemessen an der Zeit, bestimmt auch quantitativ den Wert. Aber was bestimmt denn eigentlich die Arbeitszeit als Maß und Quelle des Werts? Ist das überhaupt Arbeitsaufwand im bekannten Sinn? Was bestimmt, wie viel Arbeitszeit wie viel Wert schafft? Seit Marx ist hinreichend klar: Einfach die Stundenzettel zu zählen geht nicht, weil für den Ausdruck von verrichteter Arbeitszeit, wie sie in der bgl. Ges. gefragt ist, das dafür gezahlte Geld gilt. Wenn auch Arbeitszeit den Wert bestimmt, unterliegt sie selbst doch den drei Bestimmungen, die mit Arbeit und Zeit nichts zu tun haben. Die Wertlehre behauptet nicht einfach, dass Arbeit den Wert bestimmt, sondern eine Arbeit, die dadurch definiert ist, dass sie drei Gesichtspunkten folgt.
1. Wie kann privat das Attribut einer Arbeit sein?
— Jeder ist privat Herr über die Arbeitszeit, die er seine Arbeiter verrichten lässt. Das ist eine Absurdität, dass die Form, in der Arbeit in der Gesellschaft verrichtet wird, in einem Konkurrenzverhältnis von privaten Verfügern über Arbeit besteht. In ihrem Kampf gegeneinander setzt sich die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit durch.
Privatarbeit ist also kein Merkmal der Arbeit, sondern kennzeichnet die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen sie verrichtet wird. Eine gesellschaftliche Bestimmung, aber was für eine?
— Das ist der Widerspruch: Arbeit für sich, obwohl für andere gedacht. Diese gesellschaftliche Bestimmung kommt nicht aus der Arbeit, sondern aus der Welt des Eigentums.
Da wird im Grunde ein Attribut des Eigentums, des Rechtsverhältnisses – das Produkt mag zwar nützlich sein, aber der Nutzen ist an die Verfügungsmacht darüber gebunden – zum Merkmal der Arbeit. Das ist der Inhalt des gesellschaftlichen Verhältnisses von privat. Das ist verrückt. Natürlich arbeitet jeder selbst, denkt auch selbst, das kann man nicht delegieren, aber als Attribut der Arbeit drückt das den Zweck der Veranstaltung aus: er besteht nicht im Nutzen des Produkts, sondern in der Verfügung darüber. Dass der Herstellungsprozess seinen gesellschaftlich maßgeblichen Inhalt gar nicht darin hat, dass er etwas herstellt, sondern dass daran eine ausschließende Verfügungsgewalt haftet, steckt schon in der ersten Bestimmung dieser eigentümlichen Größe, die da den Wert bestimmt. Es nützt gar nichts zu sagen: Das Quantum Arbeit definiert den Wert, weil es ja gar nicht die Arbeit ist, sondern ihr privater Charakter. Der eigentliche Inhalt der Tätigkeit besteht in der Herstellung von ausschließender Verfügungsmacht über Produkte. Mit diesem Attribut ist Arbeit schon von vornherein als Dienst am Eigentum definiert, nach dessen Richtlinien sie verrichtet wird.
2. Die zweite Bestimmung führt weiter aus, dass es dabei auf den Inhalt der Arbeit explizit nicht ankommt. In dummen philosophischen Einfällen war abstrakte Arbeit früher ein Synonym für ‚entfremdet‘ und mangelnde Identifizierung mit der Arbeit. Dabei drückt abstrakte Arbeit einen Widerspruch aus, denn ohne konkreten Inhalt ist es keine Arbeit, dabei wird immer irgendetwas getan, bearbeitet, ein Nutzen gestiftet. Hier ist aber eine Arbeit gemeint als Quelle und Maß des Werts, bei der von jedem Inhalt abgesehen wird. Das unterstreicht noch einmal die Seite von privat, weil abstrakt selbst auch ein Attribut des Eigentums ist, ein Verfügungsrecht über etwas. Es zählt nur die Ziffer: wie viel davon! Ein Mensch ist in seinem ökonomischen Status als Millionär ausreichend gekennzeichnet. Sein konkreter Besitz zählt nicht, sondern die in einer Ziffer auszudrückende Verfügungsmacht darüber. Abstrahieren heißt etwas weggeben, hat ein Ziel, worauf man raus will. Das Attribut abstrakt bei Arbeit ist eigentlich eines des Resultats: Pure Verfügungsmacht über Gebrauchswerte, nicht diese selbst. Schon wieder ein Attribut des Eigentums, das der Arbeit angehängt wird.
— Wenn man alle konkreten Bestimmungen der Arbeit weglässt, bleibt sie als pure Verausgabung und die Verfügung darüber.
Dazu sagt Marx: pure Verausgabung von Hirn, Muskel, Nerv usw. Sobald man aber an diese Verausgabung irgendeine inhaltliche Bestimmung heftet, wird es verkehrt. Es ist Verausgabung pur, die Reduktion der Arbeit auf einen Zweck, der in dieser selbst – noch nicht einmal in der bloßen Verausgabung – zu finden ist. Die Verausgabung selbst ist nie ein Zweck, sondern der Schaden, den die Arbeit mit sich bringt, dieses belastende Moment, Arbeit überhaupt, Mühseligkeit. Aber an den Inhalt der Anstrengung zu denken, wäre verkehrt. Quelle von Wert ist Arbeit von all ihren Bestimmungen abgesehen. Bleibt, dass an ihrem Ende die Verfügungsmacht über ein Produkt welcher Art auch immer zustande kam. Die ideellste Seite von Arbeit ist, Verfügungsmacht zu konstituieren. Eine Bestimmung, die Hegel gefallen hätte, aber so etwas Absurdes ist wertschaffende Arbeit mit der Abstraktion von jedem Inhalt. Sie ist abstrahiert darauf, dass ein Rechtsverhältnis des Subjekts zum Produkt zustande kommt. Arbeit schafft keine Rechtsverhältnisse, sondern Sachen, aber Wert schafft sie nur, soweit am Ende ein Verfügungsmonopol entsteht.
— Wenn man früher eine kritische Aussage über abstrakte Arbeit machen wollte, hat man festgehalten: Arbeit reduziert auf die pure Verausgabung ist Plackerei. Solche Arbeit jetzt als Verfügung des Privateigentums zu kennzeichnen, ist das nicht eine Konzession an einen Moralismus, der bei kapitalistischer Arbeit feststellen will, sie gilt nur als Plackerei?
Darauf muss man aufpassen, dass es nicht doch als konkrete Bestimmung verstanden wird: Der Mensch reibt sich auf – möglichst noch an einem industriellen Arbeitsplatz! Das negative Moment, nur Verausgabung, bleibt durchaus. Die Entäußerung (Hegel), auf die es hier ankommt, ist die, die den Arbeitern zugemutet wird. Sich als Subjekt in der Produktion anzustrengen, hat in dieser Gesellschaft nicht den Witz, nützliche Güter hervorzubringen, sondern Eigentum daran. Das Negative von Arbeit ist nicht weg, aber alles, was anfängt das auszumalen, der Moralismus Plackerei usw. muss weg
Abstrakte Arbeit lässt sich gar nicht richtig denken, aber konstruieren als die gesellschaftliche Realität, als Arbeit welcher Art auch immer, deren Ergebnis in Eigentum besteht, in dem Verfügungsrecht exklusiver Art. Das ist das eigentliche Produkt. Was steckt in dem Satz: Die Quantität der Arbeit bestimmt den Wert und seine Menge? Was ist das für eine Arbeit? Das ist an der Arbeit selbst nicht dran: Das, womit die Arbeit Wert schafft, ist die Subsumtion von Arbeit unter die Tatsache, dass ihr Resultat jemandem gehört. Aber mit dieser verrückten Bestimmung ist es noch gar nicht getan und der Eigentümer zufrieden.
3. — Dazu kommt die Bestimmung gesellschaftlich notwendig. Auch absurd, denn wofür soll Arbeit sonst gut sein, als dass damit einer was anfangen kann. Aber das als besonderes Kennzeichen der Arbeit gefasst, bezieht es sich darauf, dass dieses Arbeitsprodukt für einen Fremden mit Eigentum und Verfügungsgewalt von Interesse sein muss.
Gesellschaftlich notwendig noch als ein extra Attribut dazuzusagen, ist also nur dann nötig, wenn es vorher als abstrakt und privat, also als Eigentum bestimmt ist. Mit der Bestimmung gesellschaftlich notwendig wird also noch die kommerzielle Verwendung des Eigentums zum Attribut der Arbeit: Sie muss ein fremdes Bedürfnis befriedigen, jetzt ist in der Privatheit ein Bezug auf andere eingeschlossen. Auch ein Widerspruch: Privat heißt da nicht allein, sondern ist die Grundlage dafür, dass es nur für ein gesellschaftliches Verhältnis da ist.
— Das eigentliche Produkt ist das Eigentum an dem Produkt. Dann ist die Größe des Eigentums gerade nicht an dem Produkt als solchem. Die Größe ist vielmehr, wie viel Zugriffsmacht auf das Eigentum von anderen, wie viel abstrakte Verfügungsmacht man damit geschaffen hat. Es zählt, wie es sich als Zugriffsmacht auf fremdes Eigentum bewährt und nicht einfach, dass ein Produkt geschaffen wurde.
Es geht immer um die Frage, ist denn nicht die geleistete Arbeit das Maß des geschaffenen Werts? Was da geleistete Arbeit heißt, hatten wir schon: Die muss ganz absurde Dinge leisten. Sie muss privaten Charakters sein, abstrakt, also selbst als Quelle und Maß des Werts definiert, schon durch die Rechtsform des Resultats, dass es Eigentum ist. Wenn man weiter fragt: Wie viel Eigentum ist dabei herausgekommen? stellt man wieder fest, dass man das an der Arbeit überhaupt nicht sieht. Wie viel Eigentum diese Arbeit geschaffen hat, entscheidet sich an den anderen Marktteilnehmern. Das Eigentum ist also nicht dazu da, es zu besitzen, sondern dafür, es kommerziell zu verwenden, in einen Austausch zu geben. Eigentum für andere – wie löst dieser Widerspruch sich auf? (Hegel spricht da von Vermittlung im Tausch, im Anderssein)
Das Eigentum bekommt seine definitive Bestimmung, nämlich die eines Quantums, erst dadurch, dass es für andere ist und ausgetauscht wird. Im privaten Austausch ist schon das Gewaltverhältnis, der Ausschluss mit unterstellt. Ohne Staat kommt das alles nicht aus, Eigentum ist eine Rechtskategorie. Deswegen war die Frage: Wie gibt es das, dass das Resultat der Arbeit ein Rechtsverhältnis zum Produkt ist? Jetzt geht es nicht nur darum, etwas hergestellt zu haben, das einem selbst gehört, sondern es geht so sehr ums Eigentum, dass sich erst im Austausch diese abstrakte und private Bestimmung vollendet. Solange man die Sache für sich behält ist immer noch der Zweck der Sache: zu haben, was man braucht. Erst wenn die Bestimmung des Eigentums darin besteht, für den Zweck des Kommerzes produziert zu sein, dann vollendet sich seine Bestimmung. Dann geht es wirklich endgültig nicht mehr um die Sache. Es geht nur noch um sie als Mittel des Erwerbs eben von der Eigentumsqualität dieser Sache, und die bekommt ihre Bestimmung im Austausch nach ihrer Menge.
— In der Kapitalschulung haben wir den Wert als objektive Eigenschaft der Ware abgleitet, dann die Verselbständigung des Werts im Geld. Ist hier nicht das Geld als Wert schon unterstellt, um dann diese Qualitäten der Arbeit zu bekommen, wenn erklärt wurde, dass die konkrete Arbeit, egal wie ausgeführt, in einem Produkt resultiert, das aber nicht als Sache gilt, sondern als Wert. Ein bloßer Austausch von Sachprodukten würde doch dieser Bestimmung nicht gerecht werden, da ginge es nicht um Wert.
Hier ist das Produkt aber unter dem Gesichtspunkt des Verfügungsrechts, das sich auf das Produkt erstreckt. Es geht darum, sich klarzumachen, was Wert ist. Der Wert ist nicht unterstellt, wenn seine Bestimmungen gefunden werden sollen. Die Ableitung sollte gerade mit den elementaren Bestimmungen des Tauschwerts von Marx erfolgen.
— Aber Eigentum an einer Sache, das Rechtsverhältnis, ist nicht gleich der Wert der Sache.
Eben, jetzt kommt ja noch das Dritte hinzu: gesellschaftlich notwendig. Darin ist ausgedrückt, dass es nicht nur das wirklich private Verhältnis zum Produkt ist, sondern dass das die Grundlage eines gesellschaftlichen Versorgungsverhältnisses ist. Das ist Produktion für andere; erst damit ist die Bestimmung des Werts fertig. Vielleicht unterstellt das Problem, dass man weiß und davon ausgeht: Wert ist vergegenständlichte Arbeitszeit. Was sind dabei aber die Bestimmungen, die in diese verrückte Gleichung eingehen? Das ist nicht Arbeit im eigentlichen Sinn, sondern enthält diese rekapitulierten Bestimmungen, die eigentlich welche des Eigentums für den Kommerz sind.
— Es ist nicht richtig zu sagen, der Wert sei doch etwas Objektives und das gegen das Ausgeführte zu wenden. Eigentum, Verfügung zu sein, fürs Geschäft da zu sein ist die Objektivität der Sache Wert. Es existiert nicht zuerst ein Wert und der wird dann privat, abstrakt, gesellschaftlich notwendig. Das, was als handgreifliche Ware vorliegt, enthält zugleich die 3 Bestimmungen, die nicht im materiellen Dasein der Sache enthalten sind, aber ihre Objektivität als Ware ausmachen.
— Der Wert ist erst im gesellschaftlichen Zusammenhang da, dadurch, dass die Privatarbeit in den gesellschaftlichen Zusammenhang eingebracht wird.

Da wird deutlich, dass das, was produziert worden ist, wirklich die Verfügungsmacht ist und nicht das Produkt, an dem es haftet. Das Produkt ist das, was man gerade weggeben muss, und die Art, das zu eliminieren und auf die Bestimmung Eigentum pur zu kommen, geschieht im Tausch. Die Realität dieser Abstraktion ist das Geld.
Das ist der nächste Schluss, der Tauschwert für sich genommen, an dem abstrakt, privat und gesellschaftlich notwendig gemeinsam drinstecken, das als Ding für sich ist das Geld. Solange der Wert noch an der Ware haftet, hat man noch die Doppelnatur (Marx) von Tauschwert und Gebrauchswert. Beim Geld ist man endlich an der Stelle, wo der ganze Gebrauchswert darin besteht, den Tauschwert zu repräsentieren, eben diese drei Bestimmungen: Es ist gegenständliche Verfügungsmacht, die aus abstrakter, privater, ges. notwendiger Arbeitsverausgabung entsteht.
Das aufgekommene Problem ist vielleicht eine Variante der genannten Missverständnisse einiger Leser der Finanzartikel des GS. Dazu noch mal: Die Objektivität des Werts soll nicht bestritten werden, es soll geklärt werden, worin sie besteht: Es ist die Objektivität eines gesellschaftlichen Verhältnisses, in dem die Arbeit Dienst am Eigentum pur ist.
— Eben nur in diesem gesellschaftlichen Verhältnis. Wenn aber früher Revis behauptet haben, jegliche Arbeit, egal in welchen ges. Zusammenhang, hätte diese abstrakte Seite, daher würde folglich auch im Realen Sozialismus Wert produziert, nur eben planmäßig, dann liegt dem auch dieser Fehler zugrunde.
Das ist theoretisch gesehen dieser Fehler. Diese Betrachtung streicht die Bestimmung abstrakt und privat weg und will es gleich als Eigentum im Sinne von nützlicher Verfügungsmasse der Gesellschaft begriffen haben. Wert denken sie als Gebrauchs- und Tauschwert in einem und trennen nicht zwischen der Masse an nützlichen Gütern für den Reproduktionsprozess der Gesellschaft und der Kategorie Wert. Wie die bürgerliche Ökonomie auf ihre Art identifizieren sie das eine mit dem anderen. Der Witz der Marxschen Bestimmungen am Tauschwert dagegen ist, dass er gerade diese eigentümliche Negation des Gebrauchswerts ist.
Im Gesetz der Quantifizierung des geschaffenen Eigentums kommt der Gebrauchswert unter dem Stichwort gesellschaftlich notwendig in einer ganz absurden Art vor. Die Frage – wie viel Eigentum? – beantwortet sich im Austausch einer Ware gegen die andere, weil darin gerade die Gleichgültigkeit des Gebrauchswerts der Witz ist. Das, was allein übrig bleibt, ist die Äquivalenz als Tauschwerts, also die Größe des Eigentums. Gerade diese Kategorie der gesellschaftlichen Notwendigkeit kommt in der Wertbestimmung zur Blüte, indem ausgerechnet die Abstraktion auf Eigentum noch gleich Auskunft über das Wieviel gibt. Die Vollendung der Bestimmung, dass es ums Eigentum geht, ist zugleich die Quantifizierung.
Es gibt eine sehr laxe Auffassung dieser Attribute, die den Wert bestimmen und vermittels derer die Arbeit als Quelle und Maß des Werts rangiert: Man arbeitet privat so vor sich hin, der Austausch, der natürlich voraussetzt, dass das Produkt gesellschaftlich notwendig ist, kommt später, auf die konkrete Arbeit wird nicht sehr geachtet, Hauptsache, man kann es verkaufen. Dagegen muss klar sein: Wenn es schon um wertschaffende Arbeit geht, ist die Arbeit Quelle und Maß des Werts. Da kommt man nicht drum rum, die gesellschaftlich existierenden Widersprüche im Regime über die Arbeit ins Auge zu fassen. Nämlich in der Indienstnahme der Arbeit fürs Eigentum als gesellschaftliche Kategorie für das, was als Lebensgesetz für die Verallgemeinerung des geschaffenen Nutzens (und dass die ganze Gesellschaft von Gebrauchsgütern leben kann) das Prinzip und Gesetz abgibt: die Äquivalenz als Eigentum. Das ist im Austausch realisiert. Es gibt die laxe Auffassung, die heißt: durch den Tausch hat doch jeder das, was er braucht. Die Auffassung von Marx über den Tausch ist das Gegenteil. Der Witz daran ist, dass er den Tauschwert zum Gesetz dessen macht, dass dann jeder hat, was er braucht. Der Tausch vollendet die Abstraktion vom Gebrauchswert. Äquivalenz ist nie zwischen zwei Gebrauchswerten, sondern zwischen zwei Gebrauchswerten unter dem Gesichtspunkt, dass auf ihnen ein Verfügungsrecht lastet und es wird eine quantitative Äquivalenz zwischen Verfügungsrechten im Tausch realisiert.
Es ist verfrüht, an diesem Punkt der Analyse an Wertpapiere und Finanzwesen zu denken, sondern es geht immer noch drum: Wovon lebt diese Gesellschaft? Der Reichtum der kapitalistischen Gesellschaft stellt sich dar als riesige Warenansammlung, die Elementarform ist die einzelne Ware, also hat da auch die Analyse zu beginnen. Die Intention war, nicht noch einmal Marx zu rekapitulieren, sondern sich klar zu machen, welche Bestimmungen man über die Arbeit gelernt hat: Arbeit nach der Menge ihrer Verausgabung ist Quelle und Maß des gesellschaftlichen Reichtums; genau genommen gar nicht sie, sondern Arbeit in ihrer Eigenschaft als Dienst am Eigentum als der gesellschaftlich bestimmenden Größe. Die adäquate Form, in der sich das Ganze vergegenständlicht, ist nicht das Ensemble der Gebrauchsgüter, sondern die Vergegenständlichung des Tauschwerts als solchem. Erst dann, wenn man alle inhaltlichen Bestimmungen überwunden hat, ist man bei der objektiven Wahrheit dieser Ökonomie, dem Geld. Marx hat sich daran abgearbeitet, die Verrücktheit dieses Verhältnisses begreiflich zu machen.
— Ich begreife immer noch nicht, warum sich die Objektivität des Werts darüber herstellt, dass der Wert realisiert wird. Wenn es objektiv an dem Ding dran ist: Es ist Wert, es ist als Eigentum produziert, es ist quantifizierbar – wie kann es sein, dass sich erst herausstellen muss, dass es Wert ist?
Das ‚sich herausstellen’ ist nicht ganz richtig. Ein Arbeitsprodukt als Eigentum produziert heißt doch, es steht unter privater, ausschließender Verfügungsmacht. Diese Bestimmung unterstellt sicher ein Rechts-, also Gewaltverhältnis, aber der Witz ist doch, dass Ausschluss erst einen Inhalt bekommt, wenn ein Ding für jemand anderen, also gar nicht für den eigenen Gebrauch, gemacht ist.
— Deswegen ist auch die Formulierung von vorhin unsauber, dass ‚privat’ plötzlich zu ‚gesellschaftlich’ werden würde. Hier ist ‚Privat’ immer auch schon ein Verhältnis zu den anderen.
Und dieses Verhältnis zu anderen, das in ‚privat’ ausgedrückt ist, wird quasi Thema in der Bestimmung ‚gesellschaftlich notwendig’: private Arbeit bekommt ihren Inhalt und ihre Bedeutung als ausschließliches Verfügen im Verhältnis dazu, dass es für andere gemacht ist: Erst das macht Ware und Wert im Sinn von Tauschwert aus, schließlich lässt sich schlecht Tauschwert ohne Tausch denken – es ist nicht erst der Wert da und dann wird er auch noch getauscht, sondern der Tauschwert wird produziert, kommt fix und fertig auf den Markt zwecks Tausch und seine Bestimmung bekommt er dadurch, dass er sich als Äquivalent zu etwas anderem bewährt. Auch wenn es sehr methodisch klingt, aber es handelt sich nun mal um ein dialektisches Verhältnis: Tausch hat seine Identität in der Differenz.
Und insofern ist auch das Faktum, dass der Tauschwert seine quantitative Größenbestimmung im Austausch bekommt, gar nichts Zufälliges oder Äußerliches. Weil Verfügungsmacht kein anderes Maß als das der Quantität hat, wird der Begriff von Wert auch erst im Austausch real, indem er dort in seiner Quantität festgestellt und realisiert wird. Insofern ist es nicht so, dass sich im Austausch „nur“ herausstellt, wie viel es ist, so als ob die Feststellung der Quantität nur eine Art Zutat sei, sondern genau das ist die Realisierung der Wertbestimmung. Der Wert hat keinen anderen Inhalt als den der Verfügungsmacht, die sich an ihrer eigenen Größe misst.
Was ist der Begriff der Äquivalenz? Worin sind die Sachen äquivalent? Eben darin, dass sie Verfügungsrecht, und zwar ein Quantum davon, repräsentieren. Das hätte sich bei der Erfindung des Rechts auch keiner gedacht, dass es ein Maß hat, dass man es beziffern kann, dass es die Quelle von Quantitäten und allen Messens von Reichtum ist, wo es doch eigentlich etwas ziemlich Qualitatives ist.
— Dass die im Wert enthaltene Verfügungsmacht eine objektive Bestimmung an der Ware ist, greift die bürgerliche Theorie an, nach der sich der Wert einer Ware aus der Wertschätzung des Benutzers ergibt.
Diese Theorie ist eine banale Auflösung ins Undialektische, sie kümmert sich nicht darum, dass eine Äquivalenz in der Sphäre des Verfügungsrechts der Witz ist, sondern es wird nur an den Gebrauchswert gedacht und gesagt, dass hinterher jeder den Gebrauchswert hat, den er haben wollte – im übrigen eine ziemlich kindliche Auffassung vom Tauschen.
Jemandem, der sagt, dass der ganze Kredit in der Welt letztendlich auf den Wert zurückgeht und nicht getrennt von ihm existiert, hilft man am besten, indem man ihn auf das Missverständnis bei der elementaren Bestimmung, auf die er sich beruft, aufmerksam macht, nämlich, dass Wert unmöglich etwas anderes sein könne als das Quantum der tatsächlich im Dienste des Kapitals verausgabten Arbeitszeit. Einer, der diese Objektivität des Werts in Anschlag bringt, hat ihn nicht richtig verstanden, aber um seine Bestimmung geht es jetzt – auf den Kredit kommt man dann drei Ecken später. Es wird beim Wert schon so sein, dass die Arbeit sein Quantum bestimmt, aber was ist da die Qualität der Arbeit? Das ist der Arbeitsdienst am Eigentum und das, was Regie darüber führt; wie viel an Wert die Arbeit schafft, ist das, was sich als gesellschaftlich notwendige Privatarbeit bewährt.
Noch mal zu ‚gesellschaftlich notwendig’. Vorher ist da noch etwas offen geblieben – über die gesellschaftliche Notwendigkeit konkreter Arbeit wird befunden, aber wie? Eben nur über die Äquivalenz, über ihren Tauschwert. Bei dieser Bestimmung von ‚gesellschaftlich notwendig’ kommt die Volatilität der Bedürfnisse – also was in dieser Gesellschaft überhaupt benötigt wird – zum Tragen. Diese Frage ist vom konkreten Nutzen der Arbeit schon sehr weit weg und geht auf die sich fortentwickelnden Bedürfnisse der Gesellschaft. Darin geht auch die Seite des notwendigen gesellschaftlichen Arbeitsaufwands auf. An der Arbeit, an dem, was einer tut und leistet, braucht sich nichts zu ändern, aber das, was er an Wert schafft, ändert sich unabhängig von ihm – nicht nur, wie viel von dem geschaffenen Wert sich realisiert, sondern, wie viel Wert in seinem Produkt überhaupt enthalten ist.
Da merkt man: lauter Bestimmungen, die aus der Sphäre des gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsprozesses stammen, werden zur externen, für die Privatarbeit gültigen Wertbestimmung, zur Definition dessen, wie viel die Arbeit überhaupt zählt, die da verrichtet worden ist. Die verrichtete Arbeit ist zwar Quelle des Werts, aber wie viel Wert da zustande gekommen ist, ist der Arbeit gar nicht anzusehen. Das liegt an lauter externen Größen – wie viel woanders gearbeitet worden ist, was überhaupt benötigt wird, wie der Stand der gesellschaftlichen Produktivkräfte ist. Daran zeigt sich, was für eine widersprüchliche Größe die Wertbestimmung durch die Arbeit ist. Denn die wertbestimmende Arbeit und was sie an Wert schafft, ist selber dadurch bestimmt, was an gesellschaftlich notwendiger Privatarbeit überhaupt gefragt ist in der Gesellschaft.
Noch mal zum Verhältnis von abstrakter und gesellschaftlich notwendiger Arbeit: Im Begriff der abstrakten Arbeit gibt es keine Bestimmungen außer der, dass ein Subjekt etwas geschaffen und sich damit den Gegen-stand eines Verfügungsrechts erworben hat. Das Ding ist immer noch ein Gegenstand des Verfügungsrechts und das hat eine qualitative Bestimmung: ein Gegenstand, der Eigentum ist. Eigentum pur muss den Gegenstand selbst eliminieren und ersetzen durch eine pur quantitative Bestimmung des Verfügungsrechts als solchem. Das geschieht im Tausch – dieser ist die Realisierung der abstrakten Natur des Verfügungsrechts. Der Begriff gesellschaftlich notwendige Arbeit kann sich nur über den Tausch herstellen und ist nicht schon in der Verrichtung der Arbeit enthalten. Im Begriff der abstrakten Arbeit ist die Quantifizierbarkeit enthalten – quantifiziert wird dann im Tausch.
Den Anhängern der falschen Wertbestimmung kann man entgegenhalten, dass man am Treiben des Finanzkapitals und seinen irrsten Eskapaden zeigen kann, dass dem eine ganze Produktionsweise der Ausbeutung der Arbeit zugrunde liegt, aber das ist ein anderes Begründungsverhältnis als zu sagen, dass die Summen, mit denen da herumgeschmissen wird, alle aus der Ausbeutung stammen. In dieser Auffassung steckt wohl ein verkehrtes Verständnis von dem, was Wert in dieser Gesellschaft ist, denn auf die Bestimmung im GS, dass Wert nicht einfach durch Arbeit, sondern durch das Regime über sie geschaffen werde, meldeten sich gleich die ersten Proteste, man dürfe nicht ‚nicht-sondern’ sagen. Gerade das soll jetzt aber behauptet werden: Wertschaffende Arbeit ist Arbeit unter dem Regime, das ihre wertschaffende Qualität und Quantität definiert und eben nicht sie selbst und das wird im Fortgang immer drastischer deutlich – im Augenblick ist es wichtig, sich klar zu machen, warum Marx gegen die Stundenzettel polemisiert: Der adäquate Ausdruck dafür, dass Arbeit mit diesen ganzen Bestimmungen Quelle und Maß des Werts ist, ist das Geld, das damit zu verdienen ist und das Geld bestimmt darüber, wie viel Wert die Arbeit geschaffen hat und nicht die Zahl der Stunden – sonst wäre Geld ja ein Arbeitsstundenzettel, dabei ist es gerade dessen Widerlegung.
Der Fortgang ist: Dass Arbeit Dienst am Eigentum ist, tritt erst richtig zutage, wenn Arbeit endgültig nicht mehr gefasst wird als eine produktive Tätigkeit, sondern wenn man ihren Dienstcharakter wirklich ernst nimmt. Dann bekommt nämlich die Arbeit selber die Bestimmung eines käuflichen Produktionsfaktors. (Sie bekommt aber nicht den Charakter der Käuflichkeit).
— Käuflich wird doch der Dienst der Arbeit am Eigentum.
Oder genauer: käuflich wird die Arbeitskraft. Aber das, was sie an Eigentum produziert, liegt schon nicht mehr an ihr, sondern an ihrer Verwendung: das Regime über die Arbeit schafft ihren Wert. Das wird darin deutlich, dass die Arbeitskraft – einmal eingekauft – zum Vehikel dafür wird, dass die Arbeit als Produktionsfaktor wirkt, als Quelle des Eigentums dessen, der die Kraft dazu gekauft hat. Und worüber bestimmt jetzt das Regime über die Arbeit? Da hat man die nächste Eskalationsstufe: dann wird die Produktion von Mehrwert zum Prinzip der Wertproduktion. Das Geld ist das Regime über die wertschaffende Arbeit, es ist der Zweck der Sache, also ist Arbeit Dienst daran und die nächste Stufe ist: Es ist die Herrschaft über den eigenen Entstehungsprozess; man kann die Quelle der Arbeit, die Arbeitskraft, einkaufen und dann regiert das Geld in seiner Eigenschaft als Kapital vollends über den Prozess, der den Wert schafft.
Dann hat man die nächste Bestimmung: Wonach richtet sich dieser Prozess? Da ist man noch ein Stück weiter weg von irgend einem Merkmal, das an der Arbeit selber dran ist, sondern da ist man beim Zweck des Mehrwerts und der enthält ein neues, verrücktes Verhältnis zwischen dem, was an Eigentum geschaffen wird und dem, was die Arbeitskraft gekostet hat. Jetzt sind die beiden Sachen – Quantum Arbeitsstunden, die geleistet werden und was dabei an Wert, auf den es doch ankommt, zustande kommt – schon sehr weit auseinander.
Im nächsten Schritt kommt es auf den Wert in einer klaren Sonderbestimmung an, nämlich nicht mehr auf Wert überhaupt, der in einem bestimmten Arbeitsquantum zu fassen ist, sondern auf das nächste gesellschaftliche Verhältnis, in dem dieses Quantum geschaffener Wert zu einer ganz anderen Größe steht, nämlich den Kosten einer Arbeitskraft. Wenn es so weit gediehen ist, dass es bei der wertschaffenden Arbeit gar nicht mehr auf den geschaffenen Wert, sondern auf die Differenz ankommt, dann ist die ganze Schiene eröffnet, dass alles, was die Arbeit selber zu bewerkstelligen hat, nicht mehr Potenz der Arbeit ist, sondern Potenz des Regimes über sie.
Bei dem Versuch, die Ableitung von Marx nicht zu rekapitulieren, sondern das Augenmerk an dieser Ableitung entlang auf die gesellschaftliche Natur der Wertbestimmungen zu werfen, kommt man zu seinem nächsten Gedanken: Wenn der ganze Prozess nur dazu dienen soll, dass das Eigentum geschaffen wird, da ist und in Erscheinung tritt, wenn man es tauscht, dann ist das ein ziemlich sinnloser Prozess. An der Stelle liegt der Kurzschluss nahe: Mit dem Geld geht man wieder einkaufen und dann ist man wieder beim Gebrauchswert. Der Fortgang bei Marx ist anders: Wenn Eigentum das ist, worauf es ankommt, und es nur bestimmt ist als quantifiziertes Verfügungsrecht, dann ist damit schon gesagt, dass es nicht auf das Quantum als solches ankommt, sondern auf dessen Vermehrung. Alle Theorien, die diesen Gedanken nicht mitmachen, folgen dem obigen Gebrauchswert-Gedanken, sind Theorien der Ökonomie der Zufriedenheit.
Die elementaren Bestimmungen von Wert sind erst fertig, wenn klar ist, mit Wert ist Verwertung, Mehrung des Werts gesagt. Wenn Eigentum der Zweck ist, um den es geht, dann ist nicht einfach das Eigentum als solches, sondern sein Wachstum der Zweck der Sache. Das als Lebenszweck einer ganzen Ökonomie heißt: Sie wird vorangetrieben durch den Zweck, das Eigentum zu vermehren. Und wenn man jetzt nach dem Mittel dafür fragt, ist man endgültig weg von der Arbeit, denn das Mittel für die Vermehrung des Eigentums ist nicht die Arbeit, sondern die Verfügung über sie: Sie lässt sich in Form einer Arbeitskraft kaufen. Das ist das Geheimnis des Wortes Verwertung: Da steht nämlich nicht am Anfang die Arbeit und am Ende der Wert, sondern wenn das Ganze ein Verwertungsprozess ist, dann steht am Anfang der Wert und am Ende mehr davon. Auf diese Art ist die Arbeit Quelle und Maß des Werts: Sie ist als käufliche dem Geld ausgeliefert und ihr ganzer Vollzug dient nur dazu, den eigenen Kaufpreis einzulösen und mehr davon einzuspielen. Das ist die Wahrheit von Wert: dass es ein Verwertungsprozess ist, an dessen Ende ein größerer Wert steht als anfangs in ihn eingegangen ist. Das ist immer noch nicht der Kredit, aber es ist die Grundlage dafür: In der wertschaffenden Arbeit schafft der Wert sich selber – nämlich dadurch, dass sein Regime über die Arbeit als seine Quelle wirkt. Das bekommt in den Kapiteln über den absoluten und relativen Mehrwert seine nächste Eskalationsstufe; da wird immer drastischer die Wahrheit deutlich, dass der Wert unter freier Benutzung der Arbeit sich selber schafft. Das ist der Inhalt von Verwertungsprozess.
Hinsichtlich der Mehrwert-Kapitel herrscht übrigens sofort allgemeines Einverständnis, dass sich da das Regime des Kapitals über die Arbeit vollzieht. Im Fortgang weist Marx nach: das ist alles das Benutzen von Arbeit, während es jetzt mal auf die Betonung ankommen sollte: das ist alles das Regime über sie und das ist nicht die Reduktion des Verwertungs- auf einen Arbeitsprozess, sondern die Klarstellung, dass der Verwertungsprozess den ganzen Arbeitsprozess zu einem bloßen Mittel für seine Bedürfnisse und nach seinen Kriterien degradiert. Nicht, dass das bei Marx nicht in etwa auch so stünde, aber vielleicht trägt diese Betonung des Werts zum besseren Verständnis bei – das war jedenfalls die Intention. Auch deshalb, weil man vielleicht geneigt ist, an der Arbeit als Subjekt, als der Sache, um die es doch eigentlich ginge, festzuhalten. Es ist eine andere Betonung, zu sagen, der Wert unterwirft sich im Verwertungsprozess die Arbeit, als zu sagen: aber da schafft die Arbeit doch den (Mehr)Wert.

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Huiskens GegenRede 7: Sie irren, Herr Prantl!

19. April 2010 Kommentare ausgeschaltet

Freerk Huisken hat in der Fachzeitschrift AUSWEGE – Perspektiven im Erziehungsalltag eine neue GegenRede veröffentlicht, in der er sich einen Kommentar des einflußreichen Redakteurs der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl (vielleicht wird der dort sogar noch Chefredakteur?) vornimmt, den der unter dem Titel „Eiszeiten der Erziehung“ in der Ausgabe vom 10./11.04.2010 geschrieben hatte.
Der Autor antwortet Heribert Prantl und wirft neue Fragen auf:
* Ist die Abkehr von äußerst rohen Methoden der Erziehung bereits eine grundlegende Korrektur von Erziehungszielen?
* Wann ist ein Mensch eigentlich mündig? Ist es mündig, wenn sich ein junger Bürger demokratischer Herrschaft mit Überzeugung unterwirft?
* Bauen wir mit modernen Erziehungsmethoden Konkurrenzdenken, Anpassung, Leistungsdruck ab und fördern die Mündigkeit der Heranwachsenen oder sorgen wir damit sogar für die Verfestigung der Unmündigkeit?
* Lässt sich das individuelle Wollen mit dem gesellschaftlichen Sollen unter einen Hut bringen?

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Der Jude als Sündenbock?

16. April 2010 7 Kommentare

DER JUDE ALS SÜNDENBOCK
„Darum schreit man: haltet den Dieb! und zeigt auf den Juden. Er ist in der Tat der Sündenbock, nicht bloß für einzelne Manöver und Machinationen, sondern in dem umfassenden Sinn, daß ihm das ökonomische Unrecht einer ganzen Klasse aufgebürdet wird.“ (Adorno/Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 183, Frankfurt 1988)

Diese Vorstellung, daß zur Vermeidung eines möglichen Aufstands der deutschen Arbeiterklasse gegen ihre Herrschaft und Ausbeuter trickreich die Juden als Sündenböcke aus der Tasche gezogen worden seien, denen man einfach das „ökonomische Unrecht“ aufbürden konnte, ist zwar beliebt, aber nicht besonders logisch.
Sicher hat Hitler die Juden zu Feinden des deutschen Volkes erklärt und entsprechend behandeln lassen. Nur – daß die Judenvernichtung in Wahrheit ein Manöver gewesen wäre, mit dem er „eine ganze Klasse“ eingeseift und von ihrem „eigentlichen“ Anliegen abgebracht hat, das kann nicht stimmen.
Die Sündenbock-Theorie beruht nämlich einerseits auf der Unterstellung, daß die Arbeiterklasse sich auf ihre ökonomische Lage besonnen hätte, sich über die Verursacher ihres immerzu kümmerlichen Lebensunterhalts im klaren und darüber hinaus auch bereit gewesen wäre, daraus eine praktische Konsequenz zu ziehen, die den Staat gefährdet hätte. Zugleich soll sie sich aber von diesem Vorhaben einfach dadurch „ablenken“ gelassen haben, daß man ihr (irgend-) einen Sündenbock gezeigt hat. Damit wiederum wird derselben Arbeiterklasse unterstellt, sie hätte genau derselben Herrschaft, die sie zuvor für ihre miese Lage verantwortlich gemacht hat, gutgläubig abgenommen, daß die am „ökonomischen Unrecht“ völlig unschuldig sei und vollstes Vertrauen verdiene. Diese Sorte nationalistischer Vertrauensseligkeit verträgt sich schlecht mit der Unterstellung der ganzen Konstruktion, die Klasse sei zum Kampf gegen ihre Ausbeuter bereit gewesen.
Darüber hinaus soll die Arbeiterklasse aus heiterem Himmel geglaubt haben, daß Leute, die ja im ökonomischen Leben Deutschlands genauso auf die gesellschaftliche Hierarchie verteilt waren wie die Deutschen ‚arischer Rasse‘ auch, ausgerechnet aufgrund eines ihnen zugeschriebenen rassischen Merkmals an der eigenen ökonomischen Lage Schuld gewesen seien. Da soll sich also das Wissen um die Gründe der eigenen ökonomischen Misere bestens vertragen mit der Bereitschaft, auf jede nationalistische Deutung des Elends einzusteigen.
Und schließlich sollen Leute, die an der Besserung ihrer materiellen Lage interessiert waren, plötzlich damit zufriedengestellt worden sein, daß ihnen irgendein Schuldiger präsentiert wurde, desse Verfolgung bekanntlich um keinen Deut reicher macht.
Fazit: Die Sündenbock-Theorie taugt überhaupt nichts. Arbeiter, denen es tatsächlich um ihren materiellen Nutzen geht, lassen sich ein nationales Programm nicht bieten, das ihnen Arbeits- und Kriegsdienst einbringt. Da hilft dann auch kein Sündenbock. Von solchen Arbeitern gab es offensichtlich 1933 viel zu wenige.
Umgekehrt fällt die Hetze gegen Juden, Ausländer und Kommunisten nur bei anständigen Deutschen auf fruchtbaren Boden. Bei Leuten also, die ihren Erfolg mit dem Erfolg der Nation gleichsetzen, bei anderen die eigene Opferbereitschaft für das Große und Ganze vermissen und deswegen staatlichem Terror gegen alle, die als Störer eines gelungenen Verhältnisses zwischen Staat und Volk dingfest gemacht werden, beipflichten. Ein Trick mit einem ‚Sündenbock‘ erübrigt sich da: Und wenn ein solcher Trick nötig wäre, würde er gar nicht funktionieren.
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Der obige Text ist 1988 in der MSZ erschienen . Jetzt hat ihn jemand wieder ausgegraben und bei rhizom als Kommentar zu dessen Artikel “Islamophobie und Antisemitismus” gepostet.

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GSP 1-10 Das Finanzkapital III

10. April 2010 68 Kommentare

Im Down­load­be­reich steht jetzt der Ar­ti­kel „Fi­nanz­ka­pi­tal III. Die ,systemische‘ Bedeutung des Finanzgeschäfts und die öffentliche Gewalt“ aus dem ak­tu­el­len Ge­gen­Stand­punkt Heft 1-10, ein­ge­scannt und in ein zitierfähiges PDF konvertiert, zur Ver­fü­gung.

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Fertl und Held zur Aktualität des Leninismus (1970!)

9. April 2010 15 Kommentare

Ofenschlot hat auf ein ausgegrabenes/eingescanntes Dokument hingewiesen, daß „Perlentaucher“ 123Clara bei scribd hochgeladen hat.
Da man das nur als Mitglied dort auch runterladen und nicht nur lesen kann, wollte ich das Scan-PDF auch bei mir hochladen, wo jedermann gleich dran kommen kann. Das ging aber nicht, weil die Dateigröße die maximal zulässige blogsport-Dateigröße übersteigt. Deshalb habe ich die beiden zentralen Artikel von Fertl und Held zum Leninismus per OCR in eine RTF-Datei geschrumpft, die man jetzt bei mir im Download-Bereich runterladen kann.

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