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Wikileaks: Gähn! (Selbst Wundertüten waren überraschender)

19. Januar 2011 1 Kommentar

Mehr müßte man eigentlich nicht sagen zur aktuellen Welle, die durch die Medien schwappt:

Julian Assange und seine Leute halten ihre Hacker- und „Whistle Blowing“-Aktivitäten nicht für ein modernes Robin-Hood-Spiel, mit dem sie die Mächtigen ein wenig ärgern, sondern für einen wahren Akt der Befreiung von Herrschaft und Unterdrückung. Sie kennen keine andere Unterdrückung als die Unterdrückung von Information und keine andere Herrschaft als die Herrschaft über die elektronischen Kommunikationskanäle. Wenn sie Regierungsakten ans Licht des Internet zerren, meinen sie, den Machthabern die entscheidende Säule ihrer Herrschaft zu entziehen – die Geheimhaltung und die Kontrolle des Informationsflusses. Bei der Auswahl des Materials sind die Freiheitshelden des Internet kriterienlos; sie veröffentlichen, was immer sie an Material in die Finger kriegen, das nicht mal unbedingt geheim, aber eben nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist. Sobald die Texte, Tabellen, Videos im Netz stehen, ist der Kampf von Wikileaks fertig und vorbei: Gegen ein Volk, das die Akten lesen kann oder lesen könnte, kann nicht mehr regiert werden. Was Regierungen aber vor aller Augen und erklärtermaßen treiben, das kann ja wohl nichts Schlechtes sein.
Aus dem Teil des veröffentlichten Materials, das sich dafür überhaupt eignet, machen dann andere ihr Stück Kampf um die öffentliche Meinung. Enthüllungsjournalisten decken Fakten auf, die ihnen für Skandale gut sind, und prangern die dafür Verantwortlichen an: Mit vermeintlich oder wirklich unbekannten hässlichen Fakten wollen sie die offizielle positive Sicht der Kriege, der sozialen Verhältnisse, der Gesundheits- und Umweltsituation etc. unserer freiheitlichen Heimatländer widerlegen und den Menschen die Augen über Versäumnisse und Missstände öffnen. Auch sie täuschen sich. Fakten – auch hässliche – sind keine Argumente: Im Wesentlichen ist in den westlichen Demokratien alles bekannt, auch die schlimmsten Brutalitäten der Kriegführung; und wenn doch einmal nicht, dann hängt Billigung oder Kritik der Taten der Regierung nicht am neuen Faktum, sondern daran, wie es erklärt und verstanden wird. Das aber ist gerade nicht die Sache der Enthüller: Sie wollen Fakten sprechen lassen.
Gegen den populären Kampf um Information und Informationsfreiheit gibt es etwas klarzustellen: Moderne Herrschaft funktioniert nicht darüber, dass Informationen unterdrückt und Bürger über die Taten der Regierung im Dunkeln gelassen werden. Das ist gerade die Stärke der kapitalistischen Demokratie, dass sie nichts verheimlichen muss, um die Regierten auf die Staatsräson und ihre Konsequenzen zu verpflichten.

So hat der GegenStandpunkt z.B. eine Veranstaltung zum Thema in Nürnberg

angekündigt

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25.01.2011 ¦ Berlin ¦ Decker zum Proletariat

17. Januar 2011 1 Kommentar

Peter Decker (nach dem Tod von Karl Held nun verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift GegenStandpunkt) wird wieder einmal einen Vortrag zu dem Proletariat-Buch halten, das er 2002 zusammen mit Konrad Hecker veröffentlicht hat:
Das Proletariat
Der Aufstieg des Arbeiters zum Bürger ist ans Ende gekommen

Zeit: Dienstag, 25.01.2011, 18:30 Uhr
Ort: Humbold Universität (Hauptgebäude, Raum 3094/3096 ), Unter den Linden 6, Berlin
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag
Das Buch hatte übrigens noch den Unterrtitel:
„Die große Karriere der lohnarbeitenden Klasse kommt an ihr gerechtes Ende“
Die Berliner GSPler kündigen die Veranstaltung jetzt so an:

Wer heute vom Proletariat redet, disqualifiziert sich als unverbesserlich gestrig. Sozialwissenschaftler können ein Proletariat vom sonstigen Volk längst nicht mehr unterscheiden, Arbeiterparteien, die es einmal organisiert haben, sind verschwunden oder zu Volksparteien mutiert; und die Leute, die damit gemeint waren, die abhängig Beschäftigten, halten die Bezeichnung für eine Beleidigung des ehrbaren Arbeitnehmers. Kein Zweifel: Das Proletariat gibt es nicht mehr.
Dafür gibt es anderes:
Einen Niedriglohnsektor zum Beispiel, in dem ein paar Millionen Leute arbeiten, ohne dass sie vom dort gezahlten Lohn leben können.
Hartz-IV, eine soziale Grundsicherung, die weitere Millionen mittelloser Menschen vor Hunger und Verhungern bewahrt.
eine verarmte und perspektivlose Unterschicht, die ihre Kinder verwahrlosen lässt.
eine Rentenversicherung für Leute, die durch Arbeit nicht reich werden, und deren vom Lohn abgezogene Beiträge nie reichen, um die versprochenen Leistungen zu bezahlen.
eine Krankenversicherung, die für die Arbeitgeber immer zu teuer ist und immer weniger das medizinisch Notwendige finanzieren kann, so dass ausgerechnet hier das böse Wort von der „Zwei-Klassen-Medizin“ die Runde macht.
Vor allem aber gibt es eine deutsche Republik, die gerade einen glänzenden Aufschwung nach der größten Wirtschaftskrise seit 60 Jahren hinlegt und offen damit angibt, worauf dieser Aufschwung beruht: Deutschland ist mit seinen Industrieprodukten konkurrenzfähig wie nie, weil es im Jahrzehnt vor und während der Krise das nationale Lohnniveau heruntergedrückt und mehr als die europäischen Nachbarn und andere Konkurrenten die Lohnstückkosten gesenkt hat. Wirtschaft, Politik und Medien sind zufrieden und stolz darauf, dass der Reichtum der Nation durch die Armut der arbeitenden Massen so schöne Fortschritte macht.
Der Lohn, das Geld, von dem die große Mehrheit der Bevölkerung lebt, ist eben nicht Ziel und Zweck dieser Wirtschaft, sondern ein leidiger Kostenfaktor für sie: Je billiger sie die Arbeit einkauft und je mehr Leistung sie aus den Arbeitskräften herausholt, desto mehr Ertrag bringt die Arbeit für die, die sie sich kaufen. Das ungefähr ist es, was MARX vor 150 Jahren gemeint hat mit dem Lehrsatz, dass das Dasein als „Ware Arbeitskraft“ das Leben einer ganzen gesellschaftlichen Klasse definiert. Ökonomisch hat sich daran nichts geändert.
Verschwunden ist etwas anderes: Der ärgerliche und rebellische Stand, der sich diese Rolle nicht mehr gefallen lassen will. Was dafür alles nötig war, und was an die Stelle des einstigen proletarischen Klassenbewusstseins getreten ist – davon handelt der Vortrag

Peter Decker hatte dazu bei YouTube mal ein Interview gegeben. Vor Jahren gab es einige Veranstaltungen zum Thema. Von der Diskussion in Freiburg 2004 z.B. gibt es eine Abschrift. Einen Artikel in der jungen Welt haben die Autoren damals auch unterbringen können.
Update:
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht jetzt zur Verfügung: http://kk-gruppe.net/mp3/Proletariat_B_20110125.mp3

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Kapitalismuskritik schön und gut – „Aber was sind eure Alternativen?

10. Januar 2011 Kommentare ausgeschaltet

Ein Poster hat im Thread zur Peer Economy auf eine interessant klingende Veranstaltungsankündigung des DGB Bildungswerk Bayern hingewiesen:
Kapitalismuskritik gut und schön – „Aber was sind eure Alternativen?“
Referenten:Dr. Hermann Lueer, Autor
Dr. Christian Siefkes, Informatiker, selbstständiger Softwareentwickler
21. Mai 2011, 10.00 – 17.30 Uhr
Alle Tagesseminare finden jeweils samstags in München statt.
Zu jedem Tagesseminar erscheint ein eigener Flyer, dem die Details, insbesondere die konkreten Inhalte und die Anmeldungsmodalitäten, zu entnehmen sind.
Die Teilnahme an den Tagesseminaren ist kostenlos.
Fahrtkosten können nicht übernommen werden.
Informationen und Nachfragen
Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern e.V.,
Schwanthalerstraße 64, 80336 München, Telefon (089) 559336 20,
Telefax (089) 5 3804 94, wolfgang.veiglhuber@bildungswerk-bayern.de
Beim bayerischen Bildungswerk gibt es auch noch einige andere Tagesseminarangebote, die mich interessieren würden:
Imperialismus 3: Imperialismus heute – Alter Wein in neuen Schläuchen?
Referent: Dr. Hermann Lueer, Autor
29. Januar 2011, 10.00 – 17.30 Uhr
Fachtagung: Zur Aktualität der Marx’schen Theorie
mit folgenden Referentinnen und Referenten:
Ökonomie: Dr. Michael Heinrich, Mathematiker und Politologe,
Geschäftsführer der Zeitschrift PROKLA
Staat & Politik: Dr. Ingo Elbe, Sozialwissenschaftler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg, Lehrbeauftragter am Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig
Ideologie: Dr. Bernhard Walpen, Sozialwissenschaftler, Luzern
Lohnarbeit: Dr. Stefanie Hürtgen, Politikwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte u. a. an der Universität Frankfurt am Main
Philosophie: Dr. Klaus Peters, Philosoph, COGITO-Institut für Autonomieforschung Berlin
Internationales & Imperialismus: Dr. David Salomon, Politikwissenschaftler, Universitäten Marburg und Darmstadt, Redakteur von „Z – Zeitschrift Marxistische Erneuerung“
4. Juni 2011, 9.00 – 18.00 Uhr
Hirnforschung – Der Streit um den freien Willen
Referent: Prof. Dr. Suitbert Cechura, Evangelische Fachhochschule
Rheinland-Westfalen-Lippe, Fachbereich Soziale Arbeit
24. September 2011, 10.00 bis 17.30 Uhr

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Nächste Ausfahrt: Peer Economy, commonistische Wirtschaft?

7. Januar 2011 16 Kommentare

Ich ziehe jetzt mal antikaps letzten Beitrag raus und mache einen neuen Thread auf.
Zum Thema „peer economy“/Commons hat antikap zwar bisher noch nichts Inhaltliches beigetragen (das wird hier kaum jemand überraschen), das sollte aber einer Diskussion über den von ihm jetzt ins Spiel gebrachten Ansatz, der ja von Siefkes bis in die Prokla getragen und kritisiert wird, Sabine Nuss hat sich da ja auch schon geäußert, nicht im Wege stehen.

AgneS: „Noch immer habe ich keine Ahnung, wie die Grundbestimmung der kapitalistischen Produktion in deinen Augen durch die „digitale Revolution“ denn verändert wird. Werden die digitalen Dinge, die produziert werden, denn nicht von den Profiten, die damit zu machen sind, bestimmt?“
Besonderes Merkmal dieser Produktion ist, dass in riesigem Umfang Güter ohne Wert produziert werden. Damit weist sie über den Kapitalismus hinaus. Die Commonsbewegung will sich diesen Umstand zur Systemtransformation hin zu einer wertfreien Produktion zunutze machen. Erstaunlich auch, dass hier noch immer nicht der Vorschlag für eine geplante selbstorganisierte Produktion diskutiert wurde. (Warum das Reden über diese kommunistische Zukunft, die GSpler angeblich alle anstreben und doch nicht kennen wollen, in GSp-Kreisen tabuisiert wird, weiß ich auch nicht. Ich vermute es hängt mit der Verklärung des Paradieses dieser Sekte zusammen. Eine Art Bilderverbot. Wer über das Paradies spricht, entzaubert es.) Trifft darauf immer noch AgneS‘ Kritik zu, dass es Märkte und Tauschwert gebe, bloß weil man ein Maß für Arbeitszeit hat? Wäre dieses Konzept mit Dillmanns Vision einer Gebrauchswertökonomie kompatibel? Wenn man mal ihre basisdemokratische Bedingung weglässt, dass sich „die Produzenten einig“ sein müssten – ein Zustand der niemals eintreten wird –, liest sich ihre Beschreibung wie eine unterspezifizierte Fassung der Peerconomy. Neoprene, vielleicht liegen die Deppen antikap, Renate, AgneS und Kohleofen gar nicht soweit auseinander. Nur aus unerfindlichen Gründen agitiert man beim GSp lieber für Untätigkeit, anstatt mal mit den „Geheimplänen“ für die neue Gesellschaft herauszurücken. Damit wir uns nicht missverstehen: Mit Plänen meine ich nicht, dass auch nur für ein Gut eine Arbeitsstunde eingeplant wurde. Die Peerconomy bezeichne ich als Plan, obwohl dort keine konkrete Planung bzgl. Menge und Art von Gütern vorweggenommen wurde. Im Unterschied zur GSpschen Planlosigkeit liefert sie jedoch ein Grundkonzept für die Organisation, das streikende Arbeiter für sich – und sei es nur in einem Betrieb – sofort übernehmen können. @Kohleofen: Dass Arbeiter auf so eine Produktion nicht in jedem Fall von selbst kommen, v.a. nicht, wenn sie von GSplern zu Untätigkeit oder gar Maschinensturm angehalten werden und ihnen mangels Planung der Produktion, die erst erlaubt sei, wenn die gesamte Menschheit für den Kommunismus agitiert sei und streike, ein revolutionäres Konzept für die Fortführung ihres Streiks fehlt, ist auch eine historische Tatsache. Sie sollen schön kapitalistisch weiterschuften bis der letzte Mensch Kommunist geworden ist (also nie), dann alles kaputtschlagen. Erst dann dürfen sie sich überlegen, was Kommunismus überhaupt heißt, und sich alle basisdemokratisch einigen, was sie produzieren sollen. Und das alles möglichst in drei Tagen, damit nicht so viele verhungern. Wenn das kein Ausrottungsprogramm für die Menschheit ist, dann zumindest die größtmögliche Verelendung.

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Theo Wentzke und die „kritische Masse“

3. Januar 2011 156 Kommentare

Bei der Veranstaltung des GegenStandpunkts zu Stuttgart 21 am 16.12.2010 in Stuttgart hat Theo Wentzke en passant eine kleine Annäherung dazu präsentiert, wie er und die Seinen sich die Annäherung an eine wirkliche Umwälzung vorstellen (Bei rund 1:27 des Mitschnitts):

Da muß man halt schauen, ob man nicht genügend Leute zusammen kriegt, die dagegen vorgehen, gegen den Grund. Und nicht bloß den Opfern helfen wollen. Sondern gegen den Grund, warum es Opfer gibt, etwas tun. Aber dafür braucht man sehr viele. Mindestens sowas Ähnliches wie Stuttgart 21 und selbst das ist wahrscheinlich viel zu wenig, denn bei einmal im Monat Rumdemonstrieren, da merkt man ja, wie wenig das bewirkt. Dann wird halt die Polizei, Abteilung Verkehrspolizei, etwas verstärkt und leitet den Verkehr um und die Ampeln werden anders programmiert und schon funktioniert alles wieder ganz gut. Denn so furchtbar viel „blockiert“ wird da ja gar nichts, weil der Staat ja schon seine Mittel hat, um das um die Demonstranten rumzudirigieren. Diese Störung wäre zu wenig, zu wenig Störung für das Getriebe, die ist ja schon zuwenig für so etwas Bescheidenes wie K21.
Geschweige denn, gegen die Ursache des sozialen Übels vorzugehen. Und dafür versuchen wir in unserem Heft Argumente zu machen, und dann in Veranstaltungen, kleineren Publikationen, Flugblättern, – auch beim 1. Mai verteilen wir Flugblätter an die Dortigen -, daß sie schon mal Schauen sollten, nicht bloß am 1. Mai, es steht alles Mögliche schlecht. Sondern sich mal überlegen, woher das kommt und nicht nur am 1. Mai demonstrieren und ansonsten brav weiterarbeiten. Sondern an den anderen 200 Arbeitstagen, an denen wäre der Hebel anzusetzen und nicht nur an dem einen freien Tag, um etwas zu ändern.
Bloß dazu sind die paar Leute die sich hier versammeln und in unseren Lesezirkeln das machen, zu wenig. Deshalb tun wir folgendes dafür: Wir schreiben es auf, versuchen es, publizistisch unters Volk zu bringen – auch internetmäßig – und dann möchten wir die Leute dazu bringen, mizutun „dabei“: Erstens, sich das mitzuerklären und dann auch Handeln daraus folgen zu lassen, Konsequenzen daraus zu ziehen.
Bloß die Konsequenzen, die wir vorschlagen, die erfordern eine gewisse kritische Masse. Und deshalb lohnt es sich nicht, mit 50 Leuten durch die Innenstadt Stuttgarts zu ziehen, und zu sagen, damit wäre was getan gegen das soziale Übel, den Kapitalismus. Sondern dafür bräuchte man vielleicht 50.000 Leute. Aber nicht welche, die durch Stuttgart ziehen, sondern die in den Fabriken sagen, „Schluß damit!“

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11.01.2011 ¦ Berlin¦ Wentzke: Der Streit um Stuttgart 21

20. Dezember 2010 Kommentare ausgeschaltet

Am 11.01.2011 plant die Berliner GegenStandpunkt Gruppe Kein Kommentar eine Veranstaltung zum Thema
„Der Streit um Stuttgart 21
Ein Bahnhof wird zur demokratischen Prinzipienfrage“

mit Theo Wentzke, einem Redakteur der Zeitschrift GegenStandpunkt als Referenten
Beginn: 19:30, 11. Januar 2011
Ort: Mehringhof, Versammlungsraum Gneisenaustrasse 2a, Berlin Kreuzberg
Als Lesehinweis: Das am 23.12.2010 erscheinende Heft 4-10 des GegenStandpunkt wird folgende Artikel zum Thema enhalten, der auch schon hier vorab online erhältlich ist, hier als PDF.
Ein paar Thesen zum Thema sind hier zu haben.

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Holbrooke: Der Architekt des „failed state“ beißt ins Gras“

16. Dezember 2010 Kommentare ausgeschaltet

Mancher Leser hier mag ja über Nachrufe im Allgemeinen denken was er will und für tote Kommunisten erst Recht nichts übrig haben, manchmal dient aber das unerbittliche Aufzählen der Meilensteine eines Lebens doch der Aufklärung und Aufrechterhaltung einer grundlegenden Feindschaft:
NestorMachno hat jedenfalls einen NACHRUF AUF RICHARD HOLBROOKE veröffentlicht, den ich auch hier zum Lesen empfehlen möchte. Sein Titel:
„Pünktlich 15 Jahre nach Dayton: Der Architekt des „failed state“ beißt ins Gras“

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GegenStandpunkt Heft 4-10 erscheint am 23.12.2010

16. Dezember 2010 1 Kommentar

GegenStandpunkt 4-10 erscheint am 23.12.2010
zum Inhalt:
Nationalismus global
Der Ausländer und das Problem, das er darstellt

Überall gibt es Ärger mit den Ausländern – mehr als lange üblich: In Deutschland, Österreich, den USA (dazu die Artikel in GegenStandpunkt 4-10), in Frankreich, das rumänische Roma deportiert, in England, wo eine British National Party Streiks gegen die Beschäftigung osteuropäischer EU-Bürger organisiert; in einer ganzen Reihe weiterer EU-Staaten, wo ausländerfeindliche Parteien Wahlen gewinnen. Immer wieder und immer massiver stören sich politische Parteien und Regierungen am Vorhandensein, an der Zahl oder der Verfassung von Bevölkerungsteilen, die als nicht dazugehörig identifiziert und vom Hauptvolk abgegrenzt werden. Diese Ab- und Ausgrenzung lebt von der Scheidung zwischen zwei Sorten von Menschen, welche niemand anderer als die Staatsmacht in die Welt setzt: Zwischen solchen, die zu ihr gehören, ganz und gar ihrer exklusiven hoheitlichen Gewalt unterworfen sind, also nicht umhinkommen, ihre Ansprüche zu bedienen – sie genießen als Inländer das interessante Recht, im Bereich dieser Hoheit leben zu dürfen. Und all denjenigen, die anderen Staaten angehören und im Land nichts verloren haben, es sei denn, der Staat hat besondere Gründe, ihnen den Aufenthalt dennoch zu gestatten – weil und solange die Fremden ihm von Nutzen sind. Ob und wann sie stören, hängt also auch nicht von ihnen ab.
Thilo Sarrazins großer Wurf
„Deutschland, erwache!“ – reloaded 2010

Das Buch wird zum Bestseller, der nicht nur großen Teilen des Volkes aus dem Herzen spricht. Auch den politisch Verantwortlichen im Land bietet er die gern ergriffene Gelegenheit, den wahren Gehalt ihrer Verantwortlichkeit zur Sprache zu bringen und auch, wie sie praktisch der „Problematik“ zu begegnen gedenken, die der Autor ausbreitet. Der meinungsbildenden demokratischen Öffentlichkeit gibt er gleichfalls viel zu denken. Nach ausgiebiger Prüfung tendiert sie überwiegend dazu, einem mutigen Tabubrecher Anerkennung entweder wegen seines Mutes zu zollen, einmal gesagt zu haben, was Sache ist in Deutschland. Oder deswegen, weil seinetwegen endlich eine „Diskussion“ in Gang gekommen ist, in der diese Sache im Zentrum steht. Der GegenStandpunkt behandelt das Buch und die Debatte.
Der Kampf um „Stuttgart 21“: Ein Bahnhof wird zur Staatsaffäre!
Ein demokratischer Dialog in 5 Akten

Baden-Württembergs Regierung besteht auf dem Neubau eines Durchgangsbahnhofs unter der Erde, ein Teil der Bevölkerung will den alten Kopfbahnhof behalten. „S 21“ oder „K 21“: Darüber geraten Staat und Volk ungewöhnlich heftig aneinander. Beide Seiten werden prinzipiell: Die Kanzlerin erhebt den Ausgang zum Test, ob man „in Deutschland Großprojekte durchbringen kann“, und auch die Kritiker erklären, es gehe um die „Zukunft des Landes und der Demokratie“. Die Obrigkeit richtet Wasserwerfer auf ihre Bürger; der Protest sieht sich in seiner Empörung über „bürgerferne Politik“ bestärkt. Der gerufene „Mediator“ Geißler spricht von einem „unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Befürwortern und Gegnern“ und empfiehlt zur Schlichtung sein Modell „Stuttgart 21 PLUS“. Und die Öffentlichkeit macht sich Sorgen um eine grundsätzliche „Entzweiung“ zwischen Politik und Bürgern…
Die Nazis passen nicht zu Deutschland – ihre Parolen schon
Neonazis marschieren mal wieder auf. Antifaschisten demonstrieren dagegen, dass die Rechtsradikalen undemokratische, ausländerfeindliche, rassistische oder nationalistische Parolen grölen: „Ausländer raus!“, „Volksgemeinschaft statt Globalisierung!“ oder „Arbeitsplätze für Deutsche!“
Sie finden das öffentliche Auftreten von Neonazis mindestens unwürdig für Stadt und Land. Ein „brauner Aufmarsch“ hätte in München, Dresden oder Hamburg nichts verloren, er würde zu dem demokratischen Deutschland von heute nicht passen, weshalb kritische Bürger den Nazis ein „buntes Bündnis“ entgegenstellen. Nur: Haben sie sich eigentlich schon mal ernsthaft gefragt, was da nicht passen soll? Haben sie sich wirklich schon mal Rechenschaft darüber abgelegt, was an dem politischen Programm von Rechtsradikalen, denen die „rote Karte“ gezeigt werden soll, so grundsätzlich unverträglich mit dem offiziellen deutschen Staatsprogramm der Regierung Merkel sein soll?
Inhaltsverszeichnis des Heftes 4-10

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Die soziale Kompetenz der Winzlinge

15. Dezember 2010 Kommentare ausgeschaltet

In der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau vom 15.12.2010 ist folgender Artikel von Christian Wolf, einem promovierten Philosoph und freien Wissenschaftsjournalist in Berlin erschienen:
Babys entwickeln sehr viel früher als vermutet ein Gefühl für die Handlungen ihrer Mitmenschen
Für manchen Forscher wirkten sie in den ersten Wochen ihres Lebens wie Autisten. Und auch in den folgenden Lebensmonaten schienen Säuglinge sozial nicht viel auf dem Kasten zu haben. Dass sie noch nicht mit der Sprache herausrücken können, machte sie zudem für viele Wissenschaftler uninteressant. Doch mittlerweile versucht man in speziellen Babylaboren, die Kleinen mit immer raffinierteren Experimenten zum „Reden“ zu bringen. Und siehe da: Die Winzlinge sind zwischenmenschlich doch schon ganz groß.
Um in der sozialen Welt bestehen zu können, müssen Menschen in der Lage sein, andere einzuschätzen. Wer ist Freund, wer ist Feind? Dass sie diese Fähigkeit quasi in die Wiege gelegt bekommen, legen Untersuchungen der Psychologin Kiley Hamlin und ihren Kollegen von der Yale University in New Haven, Connecticut, nahe. Mehr…

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Mein Wille ist freier als deiner!

14. Dezember 2010 Kommentare ausgeschaltet

Passend zur gerade wieder mal laufenden Diskussion ein Schnipsel von n-tv zum Thema „freier Wille“.

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Aus den Archiven des Marxismus (vor mehr als 25 Jahren)

13. Dezember 2010 4 Kommentare

Aus Leserkreisen erreicht uns immer wieder mal die Frage, wer die MG eigentlich finanziert. Anläßlich einer diesbezüglichen Anzeige in der „TAZ“ vom 27. Mai:
„KNOW – HOW Marxistische Gruppen. Für eine Dokumentation / Gegenstrategie suchen hamburger Studenten von Dozenten, ASten, Hochschulgruppen und Gewerkschaftlern Informationen und Analysen über Struktur, Finanzierung und alle Erscheinungsformen der MG. Kontake vandull- ART, 2000 Norderstedt, Postfach 2026.“
haben sich relevante Teile der MSZ-Redaktion gefragt ob wir nicht einen massenfeindlichen Fehler begangen haben, wenn wir uns diese Fragerei bislang so erklärten: Sie zeugt vom demokratieverdorbenen Charakter eines Interesses, eine politische Aussage nicht nach dem Inhalt, sondern nach ihrer Herkunft zu beurteilen; jedes Eingehen auf dieses Interesse ist daher konterrevolutionär. Der in der Redaktion ausgebrochene Streit, ob ein Massenblatt mit „dem Anspruch auf Veränderung des Bewußtseins seiner Adressaten“ (Redaktionstheoretiker Wolfgang Staub) nicht auch „vorübergehend auf falsche Interessen eingehen“ müsse (Chefredakteur L. Fertl), um sie überhaupt zu erreichen, wurde mit folgendem Vorschlag beigelegt: Gemeinsam mit allen Lesern wollen wir die Beantwortung obiger Frage endlich einer Klärung zuführen. Dazu rufen wir zu unserem PREISAUSSCHREIBEN auf, wobei wir folgende Lösungsvorschläge anbieten:
1. Die MG wird über Spenden finanziert.
2. Die MG wird von der CDU resp. ihr nahestehenden Wirtschaftskreisen finanziert (offener Verdacht linker Kreise).
3. Die MG wird aus Leipzig finanziert (offener Verdacht rechter Kreise).
4. Die MG wird vom Verfassungsschutz finanziert (offener Verdacht des MSB).
Teilnahmebedingungen: Schreiben Sie DM 10,- oder mehr auf einen Überweisungsschein Ihrer Bank oder Sparkasse und senden Sie ihn an: Verein zur Förderung des studentischen Pressewesens e.V., PSchKto. Nr. 10609-800, PSchA München, Stichwort MSZ. Gehen mehrere richtig ausgefüllte Scheine ein, ist Lösung 1 richtig! Sind welche von der CDU dabei, stimmt 1 und 2! Kommen Überweisungen von drüben, blicken wir überhaupt nicht mehr durch, behalten das Geld aber trotzdem. Überweist der Verfassungsschutz, behalten wir das Geld auch, müssen ihn dann aber darauf hinweisen, daß er damit dem MSB leichtfertig zu einem Sieg verholfen hat!

gefunden bei DEA

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Krisen-Phänomenologie

10. Dezember 2010 1 Kommentar

Der Blogger Ofenschlot hat ein kleines Nachlass-Bändchen, mit »Gedichten in Prosa«, das kürzlich erschienen ist: »Eins nach dem anderen« (Hanser Verlag München) gelesen. Es ist wurde von Christian Enzensberger geschrieben und enthält folgende, wie ich auch finde „wunderschöne Krisen-Phänomenologie“:

Wie der Kapitalismus sich weiterentwickeln würde, war nun schon absehbar. Der Wettbewerb würde Rationalisierungen erzwingen. Die Rationalisierungen würden Arbeitsplätze vernichten. Die Arbeitslosigkeit würde die Kaufkraft vermindern. Die verminderte Kaufkraft würde Kapazitäten freisetzen. Die ungenutzten Kapazitäten würden die Profite und damit die Investitionsneigung dämpfen. Die stockenden Investitionen würden die Rationalisierung bremsen. Die gebremste Rationalisierung würde die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern. Die schlechte Wettbewerbsfähigkeit würde die Pleiten vermehren. Die vermehrten Pleiten würden Arbeitsplätze vernichten.
Ausweg eins: man mußte die Investitionsneigung stärken. Dazu mußte man Investitionshilfen bewilligen. Die Rationalisierung würde sich beschleunigen, Arbeitsplätze vernichten und die Kaufkraft vermindern. Ausweg zwei: man mußte die Kaufkraft vermehren, das Arbeitslosengeld erhöhen. Die Kaufkraft würde zunehmen, die Kapazitäten wären ausgelastet, die Profite und damit die Investitionsneigung würden steigen, damit die Rationalisierung, und Arbeitsplätze vernichten.
Für die Investitionshilfe wie für die Kaufkrafterhöhung mußte man die Steuern anheben. Die erhöhten Steuern konnte man von der Industrie abschöpfen, die Profite und damit die Investitionsneigung würden abnehmen, die Pleiten würden sich vermehren und Arbeitsplätze vernichten. Oder man konnte die erhöhten Steuern von den Arbeitsplätzen abschöpfen, die Arbeitsplätze würden dadurch teurer werden, die Wettbewerbsfähigkeit würde sich verschlechtern, die Pleiten sich vermehren und Arbeitsplätze vernichten.
Ausweg drei: man konnte das erhöhte Arbeitslosengeld durch Kredite finanzieren, das Geld würde knapp und teuer, das Kapital würde sich an die besseren Profite im Bankgeschäft halten, die Investitionsneigung würde sinken, damit die Wettbewerbsfähigkeit, und Arbeitsplätze vernichten. Oder man konnte die ungedeckte Geldmenge erhöhen, die Inflationsrate würde steigen, die Profite würden sinken, es würde eine Kapitalflucht einsetzen, die Investitionsneigung würde sich mindern, die Rationalisierung sich verlangsamen und Arbeitsplätze vernichten. Das waren so im Wesentlichen die möglichen Antworten.

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[online] 3.12.2010 ¦ Berlin ¦ Jonas Köper: Worum geht es beim sogenannten Sparpaket der Regierung?

5. Dezember 2010 Kommentare ausgeschaltet

Der Mitschnitt des „Roten Freitag“ der Berliner GegenStandpunkt-Gruppe Kein Kommentar vom 3.12.2010 mit Jonas Köper als Referenten zum Thema „Worum geht es beim sogenannten Sparpaket der Regierung?“ ist jetzt bei archive.org zum runterladen verfügbar.

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Freerk Huisken zum Buch der Lehrerin Czerny in der SZ vom 28.11.10

2. Dezember 2010 14 Kommentare

Ein Genosse aus dem, sagen wir mal, „Umkreis von Freerk Huisken“ hat mir einen Artikel von Freerk gemailed, der von ihm in der letzten Wochenendausgabe vom 27./28.11.2010 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Freerk setzt sich mit dem gerade erschienenen Buch „Was wir unseren Kindern in der Schule antun: …und wie wir das ändern können“ von Frau Czerny auseinander, jener Lehrerin aus Bayern, die bundesweit in die Schlagzeilen geriet, weil sie wegen zu guten Unterrichts strafversetzt wurde. Diesen Artikel kann man jetzt hier runterladen.
Freerk hat sich zudem auch schon in der „Fachzeitschrift AUSWEGE – Perspektiven im Erziehungsalltag“ zu diesem Buch geäußert. Diese Rezension ist hier auf deren Webseite runterladbar.

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Kritik am China-Dialog von Renate Dillmann mit Ingo Nentwig

1. Dezember 2010 32 Kommentare

Nach Anhören der Veranstaltung mit Renate Dillmann und Ingo Nentwig (grob von der Partei Die Linke) zum Charakter der VR China am 1. 7. 2010 in Köln habe ich mich wieder mal geärgert, daß sowas nicht auch in Berlin veranstaltet wurde/wird. Denn ich hätte mit Sicherheit nicht ruhig auf meinem Zuhörerzustuhl gesessen, wenn solch ein antisozialistischer „Linker“ (früher wäre er von Rechts und von wirklich Links als Fellow Traveller beschimpft worden) mit unverhohlener Freude über die blutig hergestellten Fakten der Geschichte erzählt, um damit deren Alternativlosigkeit damals genauso zu bemänteln wie seine Bejubelung der kapitalistischen Gegenwart (natürlich nur ganz, ganz kritisch, schließlich ist er beinahe einer von der Partei Die Linke, da aber einer von den ganz linksradikalen!) .
Natürlich weiß auch jemand wie Nentwig, der sich ja zynisch und stolz in die Tradition der stalinisierten Dritten Internationale stellt, um den erbitterten Streit sowohl in der frühen Komintern als auch drum herum mit anderen Kommunisten und Anarchisten um die Fragen, welches Programm Revolutionäre brauchen, um den von Lenin ja nicht zu Unrecht „Sozialchauvinisten“ genannten mehr oder weniger linken Nationalisten die Massen abspenstig zu machen. Das gerade in einem Gebiet (ich vermeide jetzt mal ganz bewußt die Begriffe Staat/Land/Nation, weil die ja gerade kontrovers gesehen werden) mit vom Kapitalismus bis dahin wenig entwickelten Produktivkräften wie dem Machtgebiet der Bolschewiki schon die Verteidigung gegen des Wiederabräumen durch die imperialistischen Mächte nicht leicht von der Hand ging, daß im eigenen Gebiet nicht allzuviel vorhanden war, um den Massen, vor allem den Massen der noch auf und vom Land lebenden Menschen eine unmittelbar einleuchtende Perspektive der Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse liefern zu können, genau dieser nicht gerade ermutigende Ausgangspunkt war doch einer der Hintergründe für die dann erbittert ausgefochtenen politischen Kämpfe um „Sozialismus in einem Land“ versus „Kampf für die proletarische Weltrevolution“ zuerst nur in der Sowjetunion, aber dann natürlich auch in der ganzen 3. Internationale.
Natürlich weiß Nentwig auch darum, daß die Stalin-Fraktion nach einigen Jahren des weltweiten Kampfes in den nationalen Sektionen der Komintern das nationale Projekt Sowjetunion/“Sozialismus“ nur in einem Land durchgesetzt hat, was gerade für China von Anfang an katastrophale Folgen gehabt hat. Es ist doch eine stalinistische Fälscherlüge, daß sich das weltweit also auch und gerade in China niemand anders habe vorstellen können als so wie das Stalin auch der chinesischen KP an“empfohlen“ hat, Wer natürlich immer noch den „Kurzen Lehrgang der KPdSU/B“ als Bibel der Dokumentation der politischen Entwicklungen ansieht, von dem kann man auch nichts anderes erwarten. Kurz: alle Anhänger anderer Vorstellungen in der Komintern wurden doch ausgeschaltet und in der Sowjetunion buchstäblich umgebracht in den Großen Säuberungen der 30er Jahre.
Um den letztlich desaströsen Kurs des Blocks der vier Klassen in China ist doch schon in den 20ern politisch gekämpft worden, selbst nach dem 2. Weltkrieg gab es z.B. noch vereinzelt z.B. trotzkistische Kritiker am Kurs von Maos KP (übrigens auch in Indochina, wo Ho Tschi Minh deren Anhänger blutig zusammenschießen ließ, weil die die Rückkehr der französischen Imperialisten nach der Niederlage Japans nicht mit „friedlicher Koexistenz“ bemänteln wollten.)
Letztlich ist Nentwig ein durch und durch bürgerlicher Apologet der Verhältnisse, so wie sie eben sind, und da die kapitalistisch sind, nun schon eine ganze Weile auch in China, das gibt er unumwunden zu, ist das eben gut, weil so gekommen. Weil schon seit Stalin die Hauptfraktion aller, die sich für Kommunisten ausgegeben haben, einen stramm nationalistischen Kurs gefahren hat, ist das das unumstößliche Urteil der „Geschichte“, daß es eben anders nicht ging. Es ist eine lächerliche Ausflucht von Nentwig gewesen, eine Kritik daran abzutun mit dem Argument, Nationalismus, „progressiver“ Nationalismus zudem, das war die Vergangenheit, jetzt hat die „Geschichte“ eben was anderes auf die Tagesordnung gesetzt, was auch immer das bei Nentwig sein mag, eine internationalistische antinationalistische proletarische Perspektive wird das wohl kaum sein, da steht selbst der angebliche ultralinke Flügel der Linkspartei doch mächtig weit rechts von. Für die VR China ist er so großzügig, den dortigen „Genossen“ schon hoch anzurechnen, daß die die „Übergangszeit“ der für den Sozialismus leider notwenigen kapitalistischen Schinderei auf „nur“ zwei drei Jahrhunderte ansetzen. Schließlich rechnen die in Jahrtausenden, genauso wie die Historiker des kaiserlichen China.
Das wäre ja schon schlimm genug aber Nentwig bekräftigt sein Lob auf die Nation(en) ja noch, weil er ganz klipp und klar behauptet, daß es jetzt auch nur so weitergehen kann. Das blödeste Argument dabei ist sein Verweis auf die Massenunterstützung, die nationalistische kapitalistische und im Falle Chinas wie Deutschlands ja sogar ausgewachsene bzw. angestrebte imperialistische Politik jeweils haben. Das wird schon so sein, daß die chinesischen KP-Führer sich auch ganz demokratisch in ihrer Macht bestätigen könnten wie Frau Merkel oder Herr Schröder hier. Und es war auch nach dem Sieg der KP Chinas so, daß sie sich in ihrem Programm der nationalen Erhebung auf breiteste Zustimmung in der Bevölkerung berufen konnte, schließlich hatte sie diesen Nationalismus jahrzehntelang selber gepflegt in einem Land wo der eh schon vorherrschend war.. Das hat durch den großen Sprung nach vorn z.B. sicher schon einen großen Knacks bekommen, aber bis heute hatte die KP die Macht letztlich so sehr in der Hand, daß diese nie ernsthaft gefährdet war, nicht mal in der Kulturrevolution. Die Menschen sind leider bis heute Nationalisten geblieben, die sich zum Dank des Regimes jetzt an so schönen Sachen wie einer erfolgreich durchgeführten Olympiade erfreuen dürfen.
Renate Dillmann hat Nentwig entgegengehalten, daß sie gar nicht einsieht, warum nicht die erfolgreichen Revolutionäre einfach nur eine vernünftige Planwirtschaft für die Bedürfnisse der chinesischen Massen hätten hinkriegen können. Wieso es zur Entfaltung der Produktivkräfte denn ausgerechnet kapitalistische Zwangsverhältnisse bräuchte. Sehr passend kam dazu ein Einwurf aus dem Publikum der ex post Thomas Müntzer die Daumen gedrückt hat, stellvertretend für all die Menschen, die vielleicht nicht schon immer, aber schon recht lange, sich die jeweiligen Klassenverhältnisse nicht mehr gefallen lassen wollten. Das ist nun eine Frage, die ich mir (und GSPlern) auch schon länger stelle. Peter Deckers Antwort hierzu habe ich ja schon veröffentlicht.
Auf jeden Fall gehört dann aber in die bejahende Antwort hinein, daß damit aber ne ganze Menge Zwänge und Notwendigkeiten einhergehen: Die Verteidigung des eroberten Gebiets ist unumgänglich, weil sozialistische Inseln schon aus Prinzip von den imperialistischen Mächten der Welt nicht toleriert werden, das kostet buchstäblich ne ganze Menge an Ressourcen, die eigentlich für was Besseres gebraucht werden. Daraus dann aber ein explizites Projekt der nationalen Stärke zu machen ist der Fehler, ein Programm der Stärkung ist war und ist immer überlebensnotwendig. Ein bewußt nationales Projekt aufzumachen ist auch deshalb ein Fehler, weil die letztlich einzig helfende Strärkung der beschränkten Insel eines befreiten Gebietes/Staates die Ausweitung der ersten Revolution ist, zentral in der Höhle des Löwen, den imperialistischen Großmächten.
Nur als Nebenpunkt: Andere Genossen des GegenStandpunkt haben regelmäßig eine andere Sichtweise, für Rolf Röhrig jetzt wieder in Frankfurt zu Sarrazin ist der Kapitalismus durch Überfluß an allem gekennzeichnet. Ich habe ihm als Punkt, den ich für falsch, da BRD-borniert halte, dafür kritisiert, dass er gesagt hat:
„Das Alles da sei, was das Arbeiterherz nur begehren könne, daß da überall nur immer die Preisschilder dran hängen, die es ihm dann doch verwehren: Wenn überhaupt, dann ist/wäre das eine Situation, die nur in der jüngsten Geschichte des Kapitalismus und da auch nur für ein paar handverlesene Staaten gelten würde. Für ganze Kontinente wie Afrika schon mal nicht. Ich bezweifele ja schon immer, daß selbst nach einer Weltrevolution in Null-Komma-Nichts wirklich Alle Alles bekommen könnten. Da müßten schon einige wirklich ehrgeizige 5-Jahrespläne erfolgreich umgesetzt werden, damit wirklich auch jeder Inder oder Chinese ein ordentliches Dach über dem Kopf und einen Hausarzt in Reichweite hat, um nur zwei Grundbedürfnisse anzusprechen, bei denen es jetzt für ein bis drei Milliarden Menschen hapert.“
Ein wesnetlicher Mangel an der Kölner Diskussion war, daß nicht angesprochen wurde, daß die self fullfilling strategy der KP Chinas „Auf die eigene Kraft vertrauen“ als deren Variante der Programmatik des Sozialismus in einem Lande erheblich dazu beigetragen hat, daß die Argumente der KP, wir sind allein, nur unsere eigene nationale Stärke zählt, die Chinesen auch überzeugt haben. Der Untergang der indonesischen KP in den 60ern, der größten KP der nichtrealsozialistischen Welt wäre z.B. ein solcher „Beweis“ für die Richtigkeit der Politik der KP Chinas.
Der grundsätzliche Mangel der Veranstaltung war also, nicht gleich vorwegnehmend bzw. voraussetzend, was Nentwig als Verfechter der Linie „nur so ging und geht es, alles andere war nicht denkbar und wenn dann jedenfalls illusionär“ vortragen würde, viel grundsätzlicher in die Parade gefahren zu sein. Der Erfolg hat ihm und der KP Chinas eben nicht Recht gegeben, denn es war kein Erfolg für uns sondern für die.

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online ¦ Köln 1.7.2010 ¦ China-Dialog Dillmann vs. Nentwig

30. November 2010 2 Kommentare

Der Mitschnitt der Veranstaltung zur VR China in der Alten Feuerwache in Köln am 1. Juli 2010 ist jetzt bei archive.org runterladbar:
Auf dem Podium waren Renate Dillmann vom GegenStandpunkt und Ingo Nentwig von der Bildungseintichtung SALZ, der Partei die Linke nahestehend.
Angekündigt worden war die Veranstaltung von http://www.gegeninformation.net so:

„Die Rolle der VR China in Weltpolitik und Weltwirtschaft ist hierzulande umstritten – speziell in der linken Szene. So hat das Buch „China – Ein Lehrstück“ von Renate Dillmann (2009) eine Diskussion darüber ausgelöst, ob an der chinesischen Politik die Weichenstellung zu Kapitalismus und Imperialismus zu kritisieren ist oder ob das Land als sozialistischer Hoffnungsträ¤ger zu gelten hat. Diese und andere aktuelle Fragen sollen Thema der Podiumsdiskussion sein.“

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Zum Disput zwischen GSP und IKS

25. November 2010 15 Kommentare

Einige Anmerkungen zum Disput zwischen dem Genossen von farbeRot und der IKS:
Die Formulierung “ Als „Lohnarbeiter“ sind(!) die Proletarier die nützlichen Idioten des Kapitals“ ist für mich auch problematisch. Lohnarbeiter sind in der Tat überhaupt nur solche, solnage sie nützlich sind fürs Kapital also profitabel. Idioten sind sie insofern nicht, als sie in allzu großer fast überwältigender Zahl sich zu dieser Existenz bekennen und kommunistischer Kritik regelmäßig entgegenhalten, daß daß eben ihr Weg ins individuelle Glück sei, bzw. wenn sie „realistischer“ sind, sein müßte. Das diese Auffassung ihnen nichts Gutes tut, das wollen sie zumeist nicht zur Kenntnis nehmen. Und aus Verärgerung über diese Halsstarrigkeit kriegen sie dann von GSPlern den Vorwurf zu hören, sie seien Idioten, weil sie auf die „Lüge“ der kapitalistischen Sichtweise hereinfallen.
Es ist mir aufgefallen, daß der GSP-Genosse sehr beschränkt ist, in der Benennung falscher linker Kritik:

„Folglich kritisieren wir die falsche Kapitalismuskritik und die daraus folgende Praxis von Sozialdemokratie und auch von den meisten kommunistischen Strömungen (Revisionisten, Revis)“

. Gibt es da, vor allem bei jungen Linken außerhalb des Gewerkschaftsmillieus und selbst da nicht auch noch andere, vielleicht sogar einflußreichere (die SPDler und Linksparteiler mal ausgenommen, denn die stellen sicherlich insgesamt die meisten „Linken“)?
Zu den Gewerkschaften schreibt der GSPler:

„Wenn das z. B. die Forderungen des DGB sind, dann kann das für die Arbeiterklasse nichts Gutes bedeuten. Denn die berücksichtigen schon immer, dass die Gegenseite davon keinen Schaden nimmt“.

Schon immer habe ich da den GegenStandpunkt gefragt, seit wann denn das „immer“ gilt. Denn es gab ja nun länger Gewerkschaften als es den DGB gibt, der war in der Tat seit seiner Gründung 1949 eine Säule der imperialistischen BRD. Und immer wieder betonen Wortführer des GegenStandpunkt, daß „früher“ Gewerkschaften schon ein wenig anders aufgetreten sind. So wie sie das „heute“ ja auch anderswo ab und an tun.
Der Punkt

„Wenn man nicht genug Leute beisammen hat, um diesen Kampf [ein Kampf der „diese Verhältnisse angreift“] aufzunehmen, dann kann doch daraus niemals der Schluss folgen, dann alle Kämpfe sein zu lassen.“

der stimmt sicherlich. Und die Intervention in den Eisenbahnerstreik der GDL zeigte glaube ich am besten, wie der GegenStandpunkt das umsetzen will. Es ist damit aber immer noch nicht allzu viel Konkretes über diese begrenzten Abwehrkämpfe manchmal ja sogar Kämpfe für kleine Verbesserungen gesagt. Von daher finde ich es zwar grundsätzlich positiv, wenn die IKS antwortet, auch sie sei für Kämpfe mit
„Durchführung ohne Rücksicht auf die Verluste (des Kapitals) bis zur letzten revolutionären Konsequenz“, wenn sich bei den konkreten aktuellen berüchtigten „Kräfteverhältnissen“ sowas eben nur fordern aber nicht die Bohne umsetzen läßt, weil so gut wie niemand dabei mitmachen will.
Zentraler Streitpunkt ist unstrittiger Weise die berühmte Frage nach der Entstehung und Förderung des für einen Umsturz der Verhältnisse notwendigen revolutionären Bewußtseins. Die IKS schreibt dazu:

„Wir stimmen den Ausführungen des Genossen hier in zwei ganz wesentlichen Punkten zu. Erstens darin, dass die Unterschiede in der Auffassung darüber, wie proletarisches Klassenbewusstsein entsteht und sich entwickelt, eine der Hauptdivergenzen zwischen unseren beiden Gruppen darstellt. Zweitens darin, dass für die IKS dieser Prozess ganz entscheidend ein historischer und kollektiver Prozess ist, wobei diese beiden Dinge für uns unzertrennlich zusammen gehören.“

Daran stört mich schon mal dieses inhaltsleere und deshalb diffuse „historisch“ und „kollektiv“. Stimmt es denn wirklich wenn sie sagen daß der Proletarier „erst durch den Zusammenschluss mit Anderen ein bewusster, zielgerichteter Kämpfer/In, ja im vollen Sinne ein menschliches Wesen wird“? Zusammenschluß per se ist doch völlig beliebig und beileibe nicht per se vernünftig/fortschrittlich/gar revolutionär. Die Arbeiter sind doch schon zusammengeschlossen in ihren jeweiligen Betriebsgemeinschaften, DGB-Gewerkschaften und nicht zuletzt als Staatsbürger. Und leider jeweils mit dem dazu passenden lausigen Bewußtsein. Das gibt der IKSler ja selber zu:

„wird unser Lohnarbeiter bereits in die Klassengesellschaft hineingeboren, wächst in einer Familie, in einer Nachbarschaft auf, die bereits von der Lohnsklaverei abhängig ist – oder eben in eine andere Familie und eine andere Nachbarschaft, wo er bereits die Furcht davor kennengelernt hat, proletarisiert zu werden. Kurzum: Unser Lohnarbeiter ist kein Einzelner, sondern wächst in der bestehenden Gesellschaft auf und wird davon entscheidend geprägt.“

(Das „entscheidend“ wäre übrigens noch weiter zu bereden, das sehen viele GSPlerja leider auch so.)
Wenn die IKS dem GSP entgegenhält:

„Damit die moderne Produktion überhaupt vonstatten gehen kann, muss er lernen, Teil eines Kollektivs zu werden, Bestandteil einer gemeinsamen Intelligenz und eines Zusammenhaltes“

dann scheint mir dabei erstaunliche Blindheit vorzuliegen, was die harten Konkurrenzbedingungen bis Ausschlußklauseln sind, die diesen „Kollektiven“ und „Zusammenhalten“ eigen sind. Ich erkenne in sowas jedenfalls nicht wie der GSPler „konsequente Ablehnung von Nationalismus“ sondern die Dummheit diesen Zwangskollektiven „Intelligenz“ zu unterstellen.
Herzlich wenig kann ich anfangen mit solch transzendenten Formulierungen der IKS wie:

„Es ist nicht so, dass das kollektive Bewusstsein „getrennt“ wäre von dem individuellen Bewusstsein der einzelnen Lohnabhängigen, sondern dass das Proletariat mehr ist als die Summe seiner Bestandteile, und dass sein Klassenbewusstsein weitaus mehr ist als das Bewusstsein der einzelnen ArbeiterInnen.“

Was ist denn bitte schön das „mehr“, wenn ich es bei einem einzelnen kommunistischen Arbeiter nicht in der Diskussion mitkriege?
Ähnliche Bauchschmerzen habe ich mit der These

„Die assoziierte Arbeit im Rahmen der kapitalistischen Ausbeutung ist gewissermaßen der Sockel, die permanente materielle Grundlage des Klassenbewusstseins“.

Wenn man nicht dazu sagt, daß da knallharte Konkurrenz diese Assoziation bestimmt, dann kriegt das leicht etwas total Beschönigendes, dann bleibt unverständlich wo gerade wegen der weltweiten Vernetzung der Grund für diese offensichtlich mörderische imperialistische Konkurrenz herkommt.
Wenn die IKS dem GSPler zustimmt:

„Dieses Klassenbewusstsein ist, wie der Genosse unsere Position richtigerweise beschreibt, „latent“ vorhanden, und findet seinen klarsten und dauerhaftesten Ausdruck im Vorhandensein der revolutionären Theorie und der revolutionären Organisationen.“

dann halte ich dagegen: Die Arbeiter haben das Bewußtsein, das sie haben. Das mag einem passen (wenn man Reformist ist) oder auch nicht. Es ist aber ein sich in die Tasche lügen, wenn man den Arbeitern, die sich ja aus für sie guten Gründen für ihre Haltung zu und sichtweise auf die herrschenden Verhältnisse entscheiden haben, damit kommt, daß sie „eigentlich“ ein ganz anderes Bewußtsein hätten. Nein, es ist einfach nur die zugegebenermaßen schwierige Aufgabe, die Lohnabhängigen dazu zu bewegen, ihr bisheriges Bewußtsein fallen zu lassen und sich ein revolutionäres zuzulegen. Dafür die Erkenntnisse und damit Gründe zu liefern, das muß kommunistische Agitation und Propaganda leisten.
Die IKS meint:

„Damit dieses Potential sich entfalten kann und zu einer materiellen Kraft wird, muss aber der Klassenkampf sich entfalten.“

Ich bin eher geneigt den Satz umzudrehen und zu postulieren, daß es zu Klassenkampf im revolutionärem Sinne, der uns die Revolution näher bringt, nur dann kommt, insofern dieser von Arbeitern mit revolutionärem Bewußtsein geführt wird. Wenn nicht dann nicht. Und deshalb halte ich auch für falsch, wenn die IKS meint:

„Für uns hingegen ist der Marxismus selbst ein Produkt des kollektiven Klassenkampfes. Die revolutionäre Organisation selbst ist ein Teil der Klasse, Ausdruck von und aktiver, vorantreibender Teil des Klassenkampfes.“

Das klingt danach, als wenn kollektiver Klassenkampf per se, automatisch das bis dahin noch fehlende Klassenbewußtsein hervorbringen würde. Das zumindest sollte doch die Geschichte der Arbeiterbewegung der letzten 150 Jahre gezeigt haben, daß Erfahrungen (im Guten wie auch im Schlechten) den Menschen überhaupt nicht Bestimmtes beibringen. Den Reim auf seine Erfahrungen macht sich doch jeder selber. Wenn er falsche Erklärungen annimmt, dann landet er überall, nur nicht bei den Kommunisten. Es ist eben Unsinn, wenn die IKS vollmundig behauptet „ist der Kampf selbst nicht die große Schule der Befreiung der Arbeit?“ Genausowenig, wie Niederlagen und Katastrophen die Menschen klüger machen, genausowenig führen erkämpfte Verbesserungen zu einer „Verbesserung“ des Klassenbewußtseins, wie der nachhaltige Erflog von Reformisten eigentlich zeigen müßte.
Besonders offensichtlich wird dieser Fehler in der These der IKS:

„Das Klassenbewusstsein ist nicht nur mehr als die Summe der einzelnen Bewusstseinszustände, es ist auch mehr als der Bewusstseinsstand einer einzelnen Generation der Klasse, ist somit ein kumulativer Prozess“.

Schön wäre es, wenn das revolutionäre Bewußtsein so schön anwachsen würde wie ein Sparbuch von Oma zur Erstkommunion.

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Berlin, 3.12.10 – J. Köper: Worum geht es beim sogenannten Sparpaket der Regierung?

25. November 2010 3 Kommentare

Beim nächsten Roten Freitag der Berliner GegenStandpunktler geht es um das Thema
Worum geht es beim sogenannten Sparpaket der Regierung?
Referent: Jonas Köper
Termin: 3. Dezember 2010
Uhrzeit: 18:30
Ort: »BAIZ«, Christinenstraße 1 (Ecke Torstraße, Nähe U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz), Berlin
Es wird um folgende Fragen gehen:
– Warum kürzt der Staat die sozialen Zuwendungen an Leute, die sonst nichts als Lebensgrundlage haben?
– Warum ist dem Staat die Rettung der Banken Milliarden wert?”
Weiteres unter http://www.kk-gruppe.net/
Vgl. dazu auch das Flugblatt
“SO NICHT! Für soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren ist jämmerlich!”

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Für Grundeinkommen und gutes Leben??

24. November 2010 23 Kommentare

Bei der wertkritischen Webseite Streifzüge ist folgender Artikel veröffentlicht worden. Ich habe ihn hier gespiegelt, weil er einerseits ätzend die Feindschaft der bürgerlichen Politik von sozialdemokratischen Reformisten und den Grünen bis hin zu den Ultrarechten beschreibt, um dann im „positiven“ Teil so elendig abzustürzen auf die bekannte Bettelei an diesen Staat in Verbindung mit der schönsten Ausmalerei von utopischen Inseln:
„Es braucht einen vielfältigen, unentwegten Kampf auf mehreren Ebenen, der sich mit dem Aufbau von Alternativen verbindet, die keine Arbeit kennen, sondern freie Assoziation der Produzierenden sind“. Schritt für Schritt in den Kommunismus und das trotz Kapitalismus und bürgerlichem Staat und Recht und Gewalt.
Auch seine Agitation „Die Flucht aus der Arbeit ist deshalb mit allen Mitteln zu unterstützen. Jede Deserteurin ist zu beglückwünschen. Den Fliehenden sind alle Türen zu öffnen. Es sind ihnen alle Verstecke und alle Zuflucht zu gewähren. Betrug am Staat muss Massenpraxis sein und als solche gutgeheißen werden.“ ist eher lächerlich als ärgerlich. Als wenn der alte Slogan „Stop the world, I wanna get off!“ wiederaufleben würde. Nur mal rein innermilitärisch: Die Desertion von Soldaten eines imperialistischen Krieges ändert erst mal gar nichts an dessen Charakter und ist vor allem wirklich nicht das Gleiche wie das Umdrehen der Gewehre gegen den eigentlichen Hauptfeind.
Ich nehme es dem Autor ab, wenn er für sich (das gilt ja wahrlich nicht für alle Freunde des BGE) erklärt: „wir wollen keine Arbeit, wir wollen keinen Profit, wir wollen kein Kapital. Schon gar nicht den „Erfolg der Wirtschaftsweise, die das Elend produziert.““ Er weiß offensichtlich, warum es wichtig ist hinzuzufügen: „Das Grundeinkommen soll kein System sein, sondern ist die Zerstörung des Systems. Es ist kein „Modell“, sondern ein Sprengsatz.“ Denn bei den anderen ist es ja nur Betteln auf niedrigstem Niveau. Denn da möchte ich dem sonst von mir gar nicht geschätzten André Gorz zustimmen: „Ein in ordinärem Geld ausbezahltes ausreichendes Grundeinkommen ist im Rahmen der existierenden kapitalistischen Warengesellschaft nicht realisierbar. Davon muss immer ausgegangen werden.“ Nur was heißt dann „Das Grundeinkommen darf folglich nicht als Zweck an sich gefordert werden“??
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Gegen Arbeitsterror – Für Grundeinkommen und gutes Leben
von Andreas Exner
„VP-Wien Frontfrau Christine Marek erinnert an das Essential des Kapitals: gearbeitet muss werden. Niemand widerspricht. SP-Sozialminister Hundstorfer antwortet: den Arbeitszwang gibt’s ja schon. Grüngewerkschafterin Paiha meint, ja, richtig, die Mindestsicherung ist bestimmt kein Grundeinkommen. – Das Arbeitspack hat die Öffentlichkeit im Griff. Gegenwehr ist nötig.
Kaum trat die so genannte bedarfsorientierte Mindestsicherung in Kraft, ging Christine Marek voll in Saft. Die Familienstaatssekretärin der ÖVP forderte im September, dass die von der Mindestsicherung Getroffenen zu „gemeinnütziger Arbeit“ verpflichtet werden sollten, sofern sie nach sechs Monaten keinen Job gefunden hätten. Marek, Spitzenkandidatin für die Wien-Wahl, die sie im Oktober zusammen mit SP und Grünen glänzend verlor, sprach dabei in gewohnter Manier von einer „Keule gegen sozialen Missbrauch“. Damit weiß sie sich nicht nur eins mit FPÖ und BZÖ, sondern ebenso mit SPÖ und Grünen.
Es ist dem langweiligen Drehbuch von Rede und Gegenrede auf der Politbühne geschuldet, dass, was eine Partei vorschlägt, von den anderen Parteien zu kritisieren ist. Das heißt freilich nicht, dass die parteiliche „Opposition“ wirklich gegen Mareks Vorschlag ist. Ein genauer Blick auf die inszenierten Gegenreaktionen enthüllt sie als bloße Marketingphrasen. Es sind Unterschiede zwischen Schwarz und Dunkelgrau, nicht zwischen Schwarz und Weiß. Als Unterschiede ums Ganze will man sie nicht einmal verkaufen. Denn dieses Ganze ist das System aus Arbeit, Kapital und Staat – und für die etablierten Kräfte sakrosankt. Mehr…

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Veranstaltung 8.12.2010 in Freiburg zu R. Dillmanns China-Buch

18. November 2010 7 Kommentare

Diesen Veranstaltunghinweis habe ich auf der Seite der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg gefunden:
Renate Dillmann: „CHINA. Ein Lehrstück. Alter und neuer Imperialismus. Sozialistischer Gegenentwurf und seine Fehler. Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft. Aufstieg einer neuen Großmacht“
Mittwoch, 08.12.2010, 20.00 Uhr
Freiburg | Kollegiengebäude I, Hörsaal 1228, Platz der Universität 3
Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Club Freiburg

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