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Archiv für die Kategorie ‘(1) MG + GSP’

Hermann Lueer: Das Gespenst der Deflation geht um

15. Juli 2016 240 Kommentare

Hermann Lueer hat ein neues Büchlein geschrieben:
„Das Gespenst der Deflation geht um
Argumente gegen den Kapitalismus“
Seine einzelnen Punkte:
Das Gespenst der Deflation geht um.
Sinkende Preise für Güter und Dienstleistungen bedrohen »unseren« Wohlstand.
Staatliche Rettungsprogramme für faule Kredite sollen eine Kreditklemme verhindern.
Die Verschuldung steigt weltweit auf ein Vielfaches der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Zur Stabilisierung des weltweiten Finanzsystems beginnen die USA, Japan und die EU mit dem Aufkauf ihrer eigenen Staatsanleihen.
Negativzinsen sollen die Wirtschaft wieder in Schwung bringen.
»Helicopter Money« – das Drucken und Verteilen von Geld kommt als Lösung ins Gespräch.
Steht das kapitalistische Finanzsystem am Rande des Zusammenbruchs?
Was ist eigentlich eine Weltwirtschaftskrise?
Wieso kann zu viel Reichtum in Form von Überkapazitäten zum Grund für Massenverelendung werden?
Broschiert: 159 Seiten
Verlag: Monsenstein und Vannerdat (4. Juli 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3956458680
ISBN-13: 978-3956458682

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Hoch lebe die Korrelation!

21. Juni 2016 181 Kommentare

Wenn man sich ein besonders unerquickliches Beispiel für ein Zusammentreffen von bürgerlicher Wissenschaft und Marxismus anhören will, dann und nur dann sollte man sich den Mitschnitt der Veranstaltung „Bielefeld | 01.06.2016 | Rechtspopulismus und Rassismus im Aufwind? Deutsche Zustände im Kontext der ‚Flüchtlingskrise‘ [Podiumsdiskussion]“ anhören.
Gibt es bei Soundcloud zum Anhören
Es läßt sich aber auch runterladen:
Nach einigen wirklich interessanten Veranstaltungen aus Bielefeld in den letzten Jahren, so der wirkliche Disput zwischen Michael Heinrich und Peter Decker
oder der Veranstaltung „Was heißt hier eigentlich wir?“
konnte man hier eigentlich nur einen geradezu archetypisch ignoranten bürgerlichen Sozialwissenschaftler von Korrelation zu Korrelation bis hin zum Höhepunkt seiner Argumentation, dem hohen Lied der Moral hören. Das aber bis zum Abwinken. Schade aber auch.
Da kann man mehr zum eigentlichen Thema mitnehmen, wenn man sich den Mitschnitt der Nürnberger Veranstaltung „Fundamentalismus, demokratisch: Die Toleranz“ vom 16.6.2016 anhört.

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Freerk Huisken: Abgehauen… eine Flugschrift zur neuen deutschen Flüchtlingspolitik bei VSA

12. April 2016 1 Kommentar

Im Hamburger VSA-Verlag ist eine weitere Veröffentlichung von Freerk Huisken erschienen:
Abgehauen – Eingelagert aufgefischt durchsortiert abgewehrt eingebaut – Neue deutsche Flüchtlingspolitik. Eine Flugschrift.
Hamburg, VSA, 120 Seiten, ISBN 978-3-89965-692-3, 9.80 €.
i-v-a.net hat das so kommentiert:

Wenn die deutsche Bundesregierung die Grenzen für Flüchtlinge öffnet, Tausende unkontrolliert einlässt, aufnimmt und betreut, dann sind die Kritiker der heimischen Flüchtlingspolitik erst einmal überrascht, dann aber des Lobes voll. Endlich, so ihr Urteil, wird dem wahren Sinn des Grundrechts auf Asyl praktisch Rechnung getragen. Dass Politiker, gerade solche vom Schlage der
Bundeskanzlerin, die Europa zu mehr Weltgeltung führen will, mit humanitären Aktionen dieser Art ein politisches Interesse verbinden, sollte eigentlich nicht unbekannt sein.
Worum es diesmal geht, das könnte man leicht der Neudefinition nationaler Flüchtlingspolitik entnehmen: Es handele sich bei den Fluchtbewegungen um ein »globales Problem«, das auch entsprechend »global« kontrolliert, betreut und den Schleuserbanden aus der Hand genommen werden muss, heißt es.
Nichts anderes als eine imperialistische Offensive kündigt Angela Merkel zugleich mit ihrer humanitären Hilfe an, die Deutschland als treibende Kraft angehen will. Von dieser, ihren innen- und außenpolitischen Brutalitäten und Widersprüchen handelt Huiskens Flugschrift.

Sie haben dazu auch einen längeren Beitrag in ihrem Blog veröffentlicht.
Peter Schadt von KeinOrt hat Anfang April ein Interview mit Freerk Huisken veröffentlicht, das zuerst in der Fachzeitschrift „Auswege – Perspektiven für den Erziehungsalltag“ veröffentlicht wurde und jetzt auch bei KeinOrt und auf der Facebook-Seite von Peter Schadt nachlesbar ist.

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Albert Krölls‘ „Kritik der Psychologie – Das moderne Opium des Volkes“ 3. Auflage erschienen

4. April 2016 40 Kommentare

Folgender Hinweis erschien zuerst bei IVA und dann bei contradictio:

Ende März 2016 ist die dritte, aktualisierte und erweiterte Auflage von Albert Krölls‘ „Kritik der Psychologie – Das moderne Opium des Volkes“ erschienen. Dazu eine Information der IVA-Redaktion.
Zehn Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung seiner „Kritik der Psychologie“ hat Albert Krölls eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe vorgelegt, die den bereits in der zweiten Auflage von 2007 aufgenommenen Diskussionsteil neu konzipiert und in seinem Umfang erweitert hat. Dokumentiert wird hier die Kontroverse, die der Autor unter dem Titel „Die geheime Macht des Unbewussten – Ein untauglicher Rettungsversuch der Psychoanalyse“ mit einem Anhänger der Freudschen Theorie geführt hat. Die Antwort auf einen weiteren Leserbrief bringt zudem „vertiefte Ausführungen zur Kritik der ebenso beliebten wie falschen Fragestellung ‚Freiheit versus Determination des Willens?’“ (Krölls 2016, 9). Grundlegend überarbeitet wurde ferner das für die Beweisführung des Buches zentrale erste Kapitel, das jetzt die Überschrift „Psychologie:
Wissenschaft als Menschenbildpflege“ trägt. Im Rahmen einer neuen Schlussbetrachtung erläutert Krölls – anknüpfend an den Untertitel vom modernen „Opium des Volkes“ – den Nutzwert, den die psychologische Weltanschauung für die kapitalistische Konkurrenzgesellschaft hat.
Im Folgenden sollen grundlegende Thesen aus Krölls‘ Kritik vorgestellt und mit anderen Diskussionsbeiträgen konfrontiert werden, die eigene Kritikpunkte formulieren, eine Krise der Psychologie konstatieren oder deren wissenschaftlichen Status – gerade angesichts des neurowissenschaftlichen Booms mit seinen neuartigen Erkenntnissen übers Seelenleben – problematisieren. … [mehr bei IVA]
Albert Krölls steht übrigens weiterhin für eine Diskussion seiner Thesen zur Verfügung, und zwar unter der E-Mail-Adresse:
AKroells@web.de.

Ich habe vor Jahren mal eine Abschrift eines Vortrags von Kröll zur Verfügung gestellt (Skript des Vortrags von Albert Krölls zu seinem Vortrag zur Kritik der Psychologie vom 10.05.2012 in Augsburg). Der früher verlinkte Mitschnitt aus Tübingen aus 2009, den ich mal gelobt hatte, ist aber wohl nicht mehr verfügbar.

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Der Grabbeltisch der Erkenntnis – Untersuchung zur Methode des Gegenstandpunkt

25. März 2016 88 Kommentare

Bierwirth fängt in seiner Broschüre bezeichnenderweise nicht mit irgendeinem zentralen Fehler an, den er meint, beim GSP ausgemacht zu haben, sondern ausgerechnet mit der Kategorie „Attraktivität“:

„Über die Attraktivität einer sich als radikal verstehenden Kritik des Kapitalismus entscheidet nicht nur die Frage, ob sie ihren Gegenstand trifft und ihrem Anspruch gerecht wird, sondern ob sie in der Lage ist, die sozialpsychologischen Befindlichkeiten gesellschaftskritischer Aktivistinnen abzupassen – sie „da abzuholen, wo sie stehen“, wie es immer heißt.“

Was für Linke, deren wie auch immer gearteter „Erfolg“ das ist, was sie antreibt und leider eben auch befriedigt, halt eine enorm wichtige Sache ist.
Ein Vorwurf, der heutzutage natürlich unbedingt an den Anfang gehört:

„Allem Anspruch auf Befreiung zum Trotz reproduzieren die Gruppen im Umfeld des Gegenstandpunkts autoritäre Strukturen in erheblichem Maß. Statt im Austausch von Argumenten zu bestehen, haben ihre Veranstaltungen oft den Charakter einer Publikumsbeschimpfung.“

Ganz schön schwerwiegend, da sollte man erwarten, dass das seitenweise belegt wird, bzw. so dargestellt wird, dass man überhaupt nachvollziehen kann, was am GSP so beurteilt wird. Da kommt aber gar nichts, das reicht Bierwirth schon, dass er das mal gesagt hat.
Der nächste Vorwurf ist etwas, worüber man lange streiten könnte:

„Statt mit ArbeiterInnen gegen das Kapital zu agieren, werden im Wesentlichen Intellektuelle (oder solche, die es gerne sein möchten) agitiert.“

Das wird beim GSP schon ungefähr so sein, wie bei vielen linksradikalen Gruppen, die Mitglieder sind zumeist mänliche „deutsche“ Intellektuelle, wenige Arbeiter, wenige Frauen, kaum Migrationshintergrund. Um aus dieser offensichtlichen statistischen Tatsache ein Argument zu machen, müsste man nachweisen, dass es so kommen „musste“. Das fehlt aber wieder.
Interessant wäre es gewesen, wenn Bierwirth was dazu geschrieben hätte, was das denn ist oder wäre, wenn man „mit ArbeiterInnen gegen das Kapital“ agitiert, da kommt ja nur, dass es dem GSP mangele an „realen Bezug auf die tatsächlich geführten sozialen Kämpfe.“ Ich befürchte, dass der „reale Bezug“ eine hochtrabende Bezeichnung für ganz handfeste Anpassung an das aktuelle Massenbewußtsein der Arbeiter ist. Denn wirklich gegen das Kapital agitieren kann man mit den Arbeitern, so wie sie in überwältigender Mehrheit politisch drauf sind, ja nicht. Sonst bräuchte man ja nur Bezirksleiter der IG Metall oder von ver.di werden zu wollen. Also geht es wohl darum, die Arbeiter „da abzuholen, wo sie stehen“? Das machen ja viele linke Organisationen, ohne dass sie oder die Arbeiter viel davon gehabt hätten. Der GSP macht jedenfalls wie alle anderen linksradikalen Gruppen seine Sachen halt mit den Menschen, die er für seine Agitation gewinnen konnte.
Der zentraler Vorwurf Bierwirths lautet:

„Das Auftreten, die Inhalte und der theoretisch-philosophische Standpunkt des GSP sind in sich weitestgehend kohärent. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt in der utilitaristischen Vorstellung, jedes gesellschaftliche Verhältnis, jede soziale Beziehung und jede menschliche Regung gehe in Interessen und Zwecken auf; daher brauche das zur Revolution bemächtigte Proletariat zur Ausführung seiner Mission lediglich noch das gesicherte Wissen über seine Interessen und die Zwecke, denen die herrschende Ordnung dient. Ausgehend davon versucht der GSP zu zeigen, dass jede Gesellschaftskritik, die diese Prämissen nicht teilt, in die Irre führen muss.“

Wie der Autor dann zu folgendem kommt, ist mir schleierhaft:

„Wo aber der Klassenkampf sich längst als immanenter Interessenkonflikt entpuppt hat, daraus aber keine theoretischen Konsequenzen gezogen werden, bleibt nur noch ein völlig irrealer verbaler Bezug auf ihn übrig.“

Wen meint er denn damit? Den GSP trifft das ja nun überhaupt nicht, bekanntlich hat der GSP schon vor vielen Jahren mit seinem Proletariat-Buch geschrieben: „Die grosse Karriere der lohnarbeitenden Klasse kommt an ihr gerechtes Ende.“ Das war als vernichtende Kritik gemeint und nicht als sozialdemokratische Bejubelung.

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GSP und Frauenfrage

5. März 2016 72 Kommentare

Der Haus-GSPler hier hat einen Kommentar beliebig reingepappt, weil hier halt nur ich Artikel bringen kann. Das ist aber ein eigenes Thema, das ich hiermit separat aufmache:

„Wenn erst Wagenburgen auch als eingetragene Lebensgemeinschaft anerkannt sind, dann kommen noch die alternativsten Lebensentwürfe in den Genuss, vom Staat benutzt zu werden. Dann wird vor der Auszahlung von Hartz IV erstmal die alternative Wohngemeinschaft in Haftung genommen, bei Krankenhausaufenthalten das polyamoröse Netzwerk zur Kasse gebeten und für die Kinder dürfen dann drei Väter aufkommen…“

So fasst http://keinort.de/?p=979″>Peter Schadt von „Kein Ort“ seine Kritik an der Politik der Modernisierung der Geschlechterbeziehungen (‚Genderpolitik‘ statt / plus „Familienpolitik“) zusammen.
Etwas kämpferischer kommt ein kommunistischer Aufruf zum Weltfrauentag 2016 daher …
http://aufbaubremen.blogsport.de/2016/03/02/heraus-zum-frauenkampftag/
——-
Dazu ein Vortrag von 1989:
https://zhenles.wordpress.com/2012/07/11/peter-decker-zur-frauenfrage/
Aktuelleren Datums ist dieses Vortragsmanuskript von Peter Decker:
Die bürgerliche Familie
– Ort des Glücks, des Psychoterrors und des Amoklaufs

Nürnberg, 16.12.2010
Zum Anhören
Margret Wirth zur Frauenfrage in Wien 2014
Marginalien zum ‚demographischen Faktor‘

(Die eingangs gelobte Debatte mit A. Krölls habe ich leider nicht mehr gefunden. Versus scheint nur Vorträge ab 2010 aktuell zu archivieren.)

Von Seiten Antideutscher aus Leipzig bzw. dortiger Falken wurde die Kritik geäußert, dass die Moralkritik des GSP lediglich das bürgerliche Interesse reproduziere.
In einem anderen Thread hier gab es darüber eine Kritik von Krim
—-
Kontroverse Debatten gab es schon 2013 über den Text:
„Fickt das System!?“
Eher old-school-mäßig kommt im März 2016 erwartungsgemäß daher
https://www.freitag.de/autoren/hans-springstein/was-frauen-und-maenner-unterschiedet

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Arian Schiffer-Nasserie: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen?“ YouTube-Video

24. Februar 2016 16 Kommentare

Auf YouTube findet man ab heute den Vortrag:
„Abweichende Überlegungen zu ‚Flüchtlingskrise und Willkommenskultur‘ – Am deutschen Wesen soll die Welt genesen?“
von Arian Schiffer-Nasserie.
Das Video besteht wegen der Länge aus sechs Teilen und findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=UtxkBGr8iJk&index=1&list=PLfwJxCTtjuovROgzbieKcpHuXe7lmom7g
Der Vortrag behandelt die folgenden Punkte:
Flüchtlingskrise – Was ist das?
Die alte europäische Flüchtlingspolitik
Die bisherige Flüchtlingspolitik gilt als ‚gescheitert‘ – Warum?
a) Herkunftsländer
b) Anrainer- und Transitstaaten
c) EU-Südstaaten
Warum ändert Deutschland seine Flüchtlingspolitik?
Die neue deutsche Flüchtlingspolitik – eine einzige Offensive…
nach Außen…
…und nach Innen.
Willkommenskultur als ideologische Großoffensive gegen das „gesunde Volksbewusstsein“ (Teil 2)
Schriftlich sind die Überlegungen auch hier nachzulesen.

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Geoffrey McDonald: What Sanders Wants

4. Februar 2016 4 Kommentare

Geoffrey McDonald hatte mit Datum 18.12.2015 auch schon einen Artikel zu Bernie Sanders, dem für US-Verhältnisse vergleichsweise weniger rechten Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, geschrieben, auch in Counterpunch.

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Geoffrey McDonald: The Malheur Occupation and the Land Question

4. Februar 2016 1 Kommentar

Geoffrey McDonald, der Verantwortliche für die Webseite Ruthless Criticism (sozusagen dem US-amerikanischen GegenStandpunkt), hat einen Artikel in Counterpunch untergebracht:
„The Malheur Occupation and the Land Question“
Es geht zentral um die Entwicklung der Eigentumsfrage, das Verhältnis von Staat und Privateigentümern und der Ultrarechten in den USA.

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Stichwort: Gerechtigkeit

6. Januar 2016 509 Kommentare

Auf mehrfachen Wunsch eines einzelnen Genossen verweise ich hier auf den Artikel „Stichwort: Gerechtigkeit“ aus dem Heft 4-15 des GegenStandpunkt. Da ich ihn bisher nicht online gefunden habe, habe ich ihn eingescannt und in ein allseits leserliches RTF-Dokument umgewandelt. Es ist im Downloadbereich verfügbar.

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Facebook-Diskussion zum Zitat von Gen. Susanne in Nürnberg

11. Dezember 2015 57 Kommentare

FBler: Es ist schon ein ziemlicher Wahn, aus der bloßen Tatsache, dass sich die Bevölkerung vergrößert, eine Bedrohung für die eigene soziale Stellung abzuleiten. Erfahrungsgemäß trifft ja genau das Gegenteil zu. Die Unterschichtung durch Flucht und Migration führt zu einem Fahrstuhleffekt für deutsche „Arbeitnehmer*innen“. In der Konkurrenz kriegen die noch allemal die besser bezahlten Jobs und treten Drecksjobs wie Putzhilfe und Paketzusteller an die Zugewanderten ab. Dass der GSP das nicht sieht und die deutschen Arbeiter kontrafaktisch als Verlierer dieser Entwicklung darstellt, ist ein Fehler.
Neo: Das Vergrößerung der Bevölkerung eines Staates per se erst mal nichts heißt, das betonen die GSPler bei ihren Veranstaltungen auch alle naselang. Da kommt z.B. zum Thema der berüchtigten Obergrenze, die es einzuhalten gälte, das Argument, daß selbst im hypothetischen Fall, daß auf einen Schlag alle 60 Millionen Menschen nach Deutschland kämen, hier immer noch weniger Menschen auf jeden Quadratkilometer kämen als in den Niederlanden. Das ist zugegebenermaßen kontrafaktisch, weil es die brutale kapitalistische Konkurrenzwelt völlig außer acht läßt.
Ich wage zu bezweifeln, daß in dieser eher von säkularer Stagnation als von einem neuen Wirtschaftwunder geprägten gesamtgesellschaftlichen Situation hier in Deutschland und erst recht in den anderen EU-Staaten, es zu irgendeinem massenhaften „Fahrstuhleffekt für deutsche „Arbeitnehmer*innen““ kommen würde. Jedenfalls nicht nach oben, nach unten vielleicht mit und ohne Flüchtlinge.
Denn „besser bezahlte Jobs“ gibt es ja nur immer dann, wenn damit steigende Gewinnerwartungen gekoppelt sind und es an Arbeitswilligen für die Jobs, die es dafür braucht, fehlt.
Und ich glaube wirklich nicht, daß der GSP sich die gesellschaftlich/politische Situation schönreden will. Was hätte er davon, Konfliktpotential, das es beim gegebenen Massenbewußtsein massenhaft gibt, wegreden zu wollen?
FBler: Der Fahrstuhleffekt für deutsche Arbeiter hat nichts mit einem Wirtschaftswunder zu tun, sondern damit, dass „ausländische“ Arbeitskräfte aufgrund geringerer Qualifikation, schlechteren Sprachkenntnissen oder schlicht rassistischer Einstellung der Unternehmer auf dem Arbeitsmarkt regelmäßig den Kürzeren ziehen. Für sie bleiben dann halt die Drecksjobs, während sich für die deutschen Arbeiter aufgrund der erhöhten Binnennachfrage eine ganze Reihe sehr schöner neuer Stellen eröffnet.
Neo: Ja, wenn die BRD so nett wäre, mit Staatsausgabensteigerungen zusätzliches Geld unters deutsche Volk und dunter die Flüchtlinge zu bringen, dann gibt es eine dementsprechende fast 100ige Konsumausgabensteigerung. Wie halt bei jedem keynesianischem Deficit Spending. Nach sowas sieht die politische Landschaft meiner Einschätzung aber nicht sonderlich aus. Von daher wird es mit dem Rassisten-Fahrstuhl diesmal wohl eher nichts werden.
FBler: Was heißt deficit spending? Leute müssen konsumieren, um zu überleben.
Neo: „Deficit Spending“ heißt es, weil der Staat die Zusatzausgaben zur Konsumankurbelung nicht aus dem normalen Haushalt nimmt, sondern „einfach“ die Nettokreditaufnahme ausweitet, um sich obendrauf noch dieses menschenfreundliche Programm zu leisten. Insofern ist die Alimentierung der hohen Zahl von Flüchtlingen in Deutschland für die diversen von der Zuwanderung betroffenen Gemeinden, Bundeslander und zuletzt eben auch den Bund eine nicht unwesentliche Belastung, die ja schon mit einigen Zusatzmilliarden in die Haushalte eingestellt wurde. Beim Bruttosozialprodukt der BRD von rund 3000 Milliarden Euro pro Jahr sind diese paar Milliarden vielleicht zwei Promille. Also wirklich nichts weltbewegendes. Nur eben in der Sicht von deutschen Rassisten. Da ist das erstens ungeheuerlich viel und vor allem gehört sich das „denen“ gegenüber selbst dann nicht, wenn es praktisch nichts kostet.
FBler: Der Staat alimentiert Flüchtlinge für kurze Zeit. Verglichen mit der Alimentierung deutscher Kinder, für die er 9 bis 13 Jahre Schule bezahlt, ehe sie auf den Arbeitsmarkt geworfen werden, ist das doch ein Schnäppchen. Und die deutschen Arbeiter können sich schon mal freuen, dass ihre Renten gesichert sind, nachdem sie es selber versäumt haben, für den Nachwuchs zu sorgen, der sie im Alter durchpäppelt. Es ist doch lächerlich, wenn sich deutsche Arbeiter*innen als Opfer der Zuwanderung hinstellen, während sie von hinten bis vorne davon profitieren, dass ihnen jemand die Wohnung putzt und die Pakete in den vierten Stock trägt. So ein Arschlochtum muss man nicht auch noch unterstützen.
Neo: Wer ist „man“, der deiner Ansicht nach „so ein Arschlochtum“ „unterstützt“?
Wenn du von der BRD redest, dann „muß“ die natürlich eigentlich gar nichts, und das was sie macht hat sie sich für ihre Ziele, für uns oder für Flüchtlinge natürlich nicht, „wohl“ überlegt.
FBler: Das ganze angstschreierische Gerede vom „erhöhten Konkurrenzdruck“ beruht doch auf einem Nullsummenargument. Leute kommen in dieses Land und konkurrieren um einen gleich bleibenden Kuchen. Dass der Kuchen mit der Bevölkerungszahl wächst, wird dabei völlig ausgeblendet. Die USA hatte 1860 31 Mio. Einwohner. 2010 waren es zehnmal so viel. Man wundert sich, dass die Leute in diesem Prozess nicht verhungert sind.
Neo: Der Unterschied zwischen den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der BRD heutzutage ist, daß die US-Wirtschaft damals rasant wuchs und in der EU eher Stagnation statt Aufschwung zu beobachten ist. Da können reihenweise Staaten noch nicht mal ihre beruflich fertigen jungen Menschen in die Wirtschaft absorbieren. Und deshalb versucht so ungefähr jeder junge Mensch dem Balkan zu entkommen. Denn dort ist das mit dem Verhungern nicht mehr ganz so weit weg.
FBler: Das hat mit Konjunkturzyklen überhaupt nichts zu tun. Wenn Leute in ein Land kommen, müssen sie dort konsumieren und schaffen damit zugleich die Nachfrage nach ihrer eigenen Arbeitskraft.
Neo: Nein, schaffen sie nicht. Es gibt Staaten bis ans Ende dieser kapitalistischen Welt, wo es Millionen von Menschen gibt, die konsumieren „müßten“, nach denen sich aber kein einziger Kapitalist reißt, denn ihr Konsumwunsch interessiert die Firmen eben nicht die Bohne. Deshalb habe ich ja auf Spanien, Italien und Griechenland verwiesen, wo grob die Hälfte aller jüngeren Erwachsenen weder einen Job noch einen vernünftigen Konsum haben. Und das im ach so erfolgreichen EU-Europa.
FBler: Das hat aber nix mit der Bevölkerungszahl zu tun, sondern mit den schlechteren Verwertungsbedingungen für das Kapital. Die Verwertungsbedingungen werden durch Zuwanderung aber nicht verschlechtert, sondern verbessert, weswegen sich das deutsche Kapital ja die Finger danach leckt.
Neo: Das Kapital ja, bei den Politikern, also dem Staat ganz offensichtlich beileibe nicht alle. Denn für den ist die Zustromwelle erst mal nur Belastung. Da muß noch ne Menge passieren, bis all die Menschen wirkliche Gewinne für Firmen abwerfen.
FBler: Da muss man doch mal unterscheiden zwischen unterschiedlichen Fraktionen der Politik. Die Teile, die recht unmittelbar die Interessen des Kapitals vertreten, wie Merkel, sind in der Regel ziemlich zuwandererfreundlich. Anders sehen das die Vertreter des völkischen Stammtisches, nicht weil sie ökonomisch kalkulieren, sondern weil sie das Deutschtum in seiner ethnischen Substanz für bedroht halten. Die CSU war nach 1945 die Flüchtlingspartei schlechthin. Aber halt auch nur deshalb, weil es sich um deutsche Vertriebene handelte. Es ist derselbe Grund, warum sie heute gegen Geflüchtete hetzen.
2. FBler : „Das hat mit Konjunkturzyklen überhaupt nichts zu tun. Wenn Leute in ein Land kommen, müssen sie dort konsumieren und schaffen damit zugleich die Nachfrage nach ihrer eigenen Arbeitskraft.“
1. Um durch ihren Konsum die Binnennachfrage steigern zu können, brauchen sie Jobs. Und jetzt werden doch nicht einfach Jobs für die Flüchtlinge bereit gestellt, weil mathematisch klar ist, dass die Lohnzahlungen der neu bereitgestellten Arbeitsplätze 1:1 zum Kapital zurückzirkulieren, wenn konsumiert wird. Dann gäbe es ja überhaupt keine Arbeitslosigkeit, wenn Kapitalisten so genügsam wären, dass sie bloss wieder einnehmen wollen, was sie vorgeschossen haben. Indem Arbeiter ihre Löhne ausgeben, realisiert das Kapital doch gesamtwirtschaftlich gerechnet keinen Profit, sondern vorgeschossene Kosten zirkulieren zurück, nichts weiter. Das erinnert an diese pseudokeynesianischen Linksparteiargumente, mehr Lohn gleich mehr kapitalistisches Geschäft.
Ich verstehe die Gleichung von Zuwanderung, Kapitalwachstum und Arbeitsplätzen daher wirklich nicht. Erläuter das mal ein wenig.
2. „Das hat aber nix mit der Bevölkerungszahl zu tun, sondern mit den schlechteren Verwertungsbedingungen für das Kapital. Die Verwertungsbedingungen werden durch Zuwanderung aber nicht verschlechtert, sondern verbessert, weswegen sich das deutsche Kapital ja die Finger danach leckt.“
Natürlich hat die Bevölkerungszahl was damit zu tun. Schlechte Verwertungsbedingungen und eine wachsende relative Überbevölkerung durch Migration sind eine schlechte Kombination. Wie ist aber der zweite Satz gemeint, dass die Verwertungsbedingungen für das Kapital verbessert werden, wenn es Zuwanderung gibt? Durch Lohndrückerei? Dann nützt das nur dem Kapital zum Schaden der einheimischen Arbeitnehmerschaft. Den Fachkräftemangel, der aufgehoben werden müsste, gibts ja gar nicht als ein prinzipielles Problem des Standorts Deutschland. Und wenn, dann macht das Argument keinen zum opportunistischen Flüchtlingsliebhaber, weil ne geregelte Einwanderung wie sie auch die AfD will, dafür allemal das bessere Mittel wäre, als ein Flüchtlingszustrom. Es ist ja fast schon herzerwärmend peinlich, wie die volkserziehenden Medien die Vorzeigesyrer und mit denen gleich mittelständische Unternehmer im Anhang präsentieren, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzt bekommen.
3. Und auch der ausgerechnete Nutzen für die Rentner, naja. Von Putzkraftlöhnen („wir werden jetzt billiger an eine Putzkraft kommen“ – Hans Werner Sinn) werden die auch nicht finanziert. Und zu dem Argument, dass Deutsche keine Kinder machen und sich da doch anlässlich ihres Versäumnisses über die Flüchtlinge ganz im materialistisch Sinn freuen sollten: Ja angenommen, sie hätten Kinder geworfen, wäre dann die Gleichung Kinder und Rente aufgegangen? Ob bei der enormen Produktivitätssteigerung und Industrieverlagerung nicht auch der Bedarf nach deutscher Arbeit so gesunken ist, dass die sinkenden Geburtenraten gerade adäquat waren und damit die relative Überbevölkerung nicht gewachsen ist? (siehe z.B. Frankreich mit Rentenproblemen „trotz“ Babyboom) Man hat nicht die geringste Garantie, dass jedes Kind sich dann auch als Einzahler in die Rentenkassen betätigen kann und nicht jedes weitere Kind nur ein weiterer schädlicher Lohndrücker wird. Der Wachstum des unternehmerischen Bedarfs nach Arbeitskräften ist schlicht d i e Bedingung, ohne die eine stabile Reproduktion der Bevölkerung gar nichts für die Rente taugt. Ob das jetzt mit den Flüchtlingen eine Erfolgsstory für die Rentner werden soll, weiß wirklich keiner.
Neo: Was der 2. FBler schreibt:
„wenn Kapitalisten so genügsam wären, dass sie bloss wieder einnehmen wollen, was sie vorgeschossen haben. Indem Arbeiter ihre Löhne ausgeben, realisiert das Kapital doch gesamtwirtschaftlich gerechnet keinen Profit, sondern vorgeschossene Kosten zirkulieren zurück, nichts weiter. Das erinnert an diese pseudokeynesianischen Linksparteiargumente, mehr Lohn gleich mehr kapitalistisches Geschäft. “
unterschreibe ich auch. Das wissen übrigens auch Linksparteiler, daß höhere Löhne nicht mehr kapitalistisches Geschäft sind, sondern erstmal höhere Kosten also weniger Gewinne also tendentiell weniger und nicht mehr Geschäft. Deshalb nimmt ja auch keiner der mehr oder zumeist weniger linken Gewerkschafter, die das ja auch immer als Propaganda drauf haben, sowas wirklich ernst und kämpft einfach solche doch so notwendigen und kapitalistisch durch und durch unschädlichen Lohnerhöhungen durch gegen die blöde verstockte Kapitalistenbrut. Nein, genau anders rum, einsichtig wie sie sind, wohl wissend, daß Löhne eben zuallererst und vor allem Kosten sind, zu verringernde und nicht zu vergrößernde Posten in ihrer Kalkulation, sehen die ja noch jede Bescheidenheit bei Lohnrunden ein und bringen es den Arbeitern nahe, daß nur sowas in ihrem wohlverstandenem Interesse läge.
FBler: Ich denk, da gehen einige Sachen durcheinander. Die Zahl der Leute, die für die Produktion verzichtbar sind – also das, was Marx die relative bzw. absolute Überbevölkerung genannt hat –, ist doch keine absolute Größe, sondern ein Anteil an der Bevölkerung. Deswegen hat das mit der nominellen Bevölkerungszahl auch überhaupt nichts zu schaffen. Liegt dieser Anteil bei 10%, dann ist es egal, ob die Bevölkerung nun 3 Millionen, 30 Millionen oder 300 Millionen Leute umfasst. Der Anteil verändert sich dadurch nicht.
Oder du müsstest, wenn du dein Argument glaubhaft machen wolltest, mal tatsächlich begründen, warum ein Land wie Liechtenstein wegen seiner Größe denn nun besser dran sein soll als die USA. Zwar variiert die Erwerbslosenquote zwischen verschiedenen Ländern. Der Grund ist aber ganz sicher nicht die Bevölkerungszahl, sondern die verschiedene Arbeitsproduktivität, die bessere oder schlechtere Infrastruktur, die Stabilität der politischen Verhältnisse, die Rechtssicherheit für Investoren etc. pp.
Eine schrumpfende Bevölkerung als volkswirtschaftlichen Vorteil hinzustellen, wie du das tust, ist auch sehr gewagt, weil sie zwar den prozentualen Anteil der arbeitenden Bevölkerung verringert, aber natürlich deren Kosten erhöht. Immerhin muss aus der Lohnsumme auch die Altersvorsorge finanziert werden.
Dann sagst du, die Rassisten hätten tatsächlich recht, wenn sie behaupten, durch Zuwanderung einen Schaden zu erleiden. Das Gegenteil ist der Fall. Zuwanderung führt lediglich zur Segmentierung des Arbeitsmarkts. Die Drecksjobs gehen an die Migranten, die guten Jobs an die „Deutschen“. Und wenn Entlassungen anstehen, sind die Zuwanderer die ersten, die fliegen. Rassisten stellen sich als Opfer einer Entwicklung dar, von der sie in Wahrheit profitieren. Sie sind weniger von Arbeitslosigkeit betroffen, erhalten höhere Löhne, kriegen die besseren Jobs, können sich illegalisierte und sexuell ausbeutbare Putzhilfen leisten und sich Pakete in den vierten Stock tragen lassen.
Ihre Klage dient dazu, diesen unerhörten Sachverhalt zu kaschieren.
Neo: „Ich denk, da gehen einige Sachen durcheinander.“ Ja, das denke ich auch: Wenn du schreibst, „das, was Marx die relative bzw. absolute Überbevölkerung genannt hat –, ist doch keine absolute Größe, sondern ein Anteil an der Bevölkerung.“ dann möchte ich dem glatt widersprechen: Wenn es in einer kapitalistischen Gesellschaft dazu kommt, daß Menchen auf Dauer keine Firma finden, die mit ihnen Geld machen will, dann ist das eben nicht das Ergebnis irgendeiner alles kontrollierenden Macht, die aus was für Gründen auch immer, einen „Anteil“ an den Menschen ihres Herrschaftsgebietes festlegt, die ihr Leben zukünftig als Überflüssige zu führen haben. Sondern das Ergebnis von lauter völlig unabhängig voneinander agierenden Firmen, die jeweils für sich entscheiden, ob sie neue Leute einstellen oder bisher Beschäftigte rausschmeißen. Wenn dann in Dortmund rauskommt, daß jeder fünfte Mensch dort nicht mehr arbeiten kann, dann ist das eben die dortige absolute Überbevölkerung. Wenn diese Menschen es noch können und der Staat sie auch läßt, dann werden die versuchen, irgendwo anders einen Job zu finden. Dann sind sie raus aus der Überbevölkerung. Wenn nicht dann nicht.
Das hat in der Tat mit der Größe der jeweiligen Volkswirtschaft erstmal nichts zu tun. In größeren Staaten werden „nur“ lokale Überbevölkerungen ausgeglichen, weil die Menschen vergleichsweise leichter ausweichen können. Sowie Staatsgrenzen ins Spiel kommen, geht das eben nicht mehr.
Ich wollte übrigens keineswegs einem kapialistischen Staat eine schrumpfende Bevölkerung empfehlen. Das mögen die selber regelmäßig aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht, vor allem, weil eine kapitalistisch „gesunde“ Bevölkerung aus möglichst vielen arbeitsfähigen Menschen bestehen soll, während eine schrumpfende Bevölkerung meist auch eine alternde ist und damit dem Staat nur zur „Last“ fällt, das hast du ja auch betont.
Nochmal meine Kernthese zur Zuwanderung: Ob und welche Jobs es gibt, hängt nicht am Angebot aus der arbeitsfähigen Bevölkerung ab, sondern ausschließlich an den Gewinnkalkulationen der Firmen. Bloß weil jetzt z.B. in Deutschland da eine Million oder mehr Menschen zusätzlich Arbeit nachfragen (und das ja auch nur, wenn man sie juristisch überhaupt läßt, bisher hat man denen das ja zumeist der Abschreckung wegen verboten), ändert sich an den Hoffnungen der Firmen, womit sie Gewinne machen könnten nicht sehr viel. Da mag dann der eine oder andere ALDI-Laden in der Frühschicht ein paar Einräumer oder Kassiererinnen mehr einstellen, wenn in den Kiez eine Flüchtlingsunterkunft kommt. Das war es dann aber auch schon im wesentlichen. Rassisten profitieren also von der Zuwanderung per se gar nicht. Aus den bisherigen ALDI-Kassiererinnen werden doch dadurch wirklich keine Filialleiterinnen.
FBler: Das ist doch ein total simpler Kreislauf: Wenn mehr Leute da sind, können Unternehmen mehr herstellen und verkaufen und benötigen dafür mehr Arbeitskräfte, die darüber wiederum das Geld verdienen, sich die Sachen zu leisten. Das einzige, was sich mit der Zuwanderung ändert, ist die Aufteilung der Arbeit. Billige Drecksarbeit für Ausländer. Bessere Arbeit für Deutsche. Es sind ausgerechnet die Profiteure dieser Entwicklung, die sich als die Gelackmeierten verkaufen. Das hat auch guten Sinn, denn so erhalten sie ihr Rassen-Privileg und verkaufen ihre eigene Klasse.
Neo: Nein, „Wenn mehr Leute da sind, können Unternehmen mehr herstellen und verkaufen“ stimmt einfach nicht. Denn Nicht Leute müssen „da“ sein, sondern kaufkräftige Nachfrage. Afrika z.B. ist voll von Menschen, nur eben ohne Geld und ohne Jobs.
FBler: Das liegt daran, dass es dort an Infrastruktur und politischer Stabilität fehlt. Aber egal, ich überlass dich jetzt mal dem Spargelstechen und hoff, dass dir keiner diesen tollen Job wegnimmt: https://www.youtube.com/watch?v=J7TGWaHaUeU

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„Ich vermisse den Gegenstandpunkt des GSP in der Flüchtlingsfrage“

11. November 2015 25 Kommentare

Zum Schluß der Diskussion bei einer der Veranstaltungen des GegenStandpunkts zur Flüchtlingsfrage, ich glaube in Berlin am 4.11.2015, gab es folgende Wortmeldungen:
Beitrag: Wenn man sagt, man kann das Flüchtlingsproblem oder die Flüchtlingsfrage nicht klären auf der Basis von Nationalismus, dann – meine ich – liegt man schon neben der Sache, die da los ist auf der Welt. Weil, man tut ja so, als käme das Flüchtlingsproblem irgendwie wie eine Naturgewalt in die Welt und jetzt stehen die Nationen da und müssen da irgendwas lösen.
Punkt ist doch, daß es ohne die Nationen und das, was sie auf der Welt anrichten, die Flüchtlinge überhaupt nicht gäbe. Insofern, wem geht es eigentlich um die Lösung von welchem Problem? Das Problem, das die Nationen, die selber die Flüchtlinge verursachen, mit ihnen haben, ist nicht das selbe Problem, das die Flüchtlinge haben. Das Problem, daß die Nationen mit denen haben, ist, daß sie von denen möglichst Wenige bei sich antanzen lassen wollen. Und wenn sie dann doch kommen, dann gehen sie so damit um, wie es vorhin gesagt worden ist, und so lösen sie das Problem. Für sich.
Insofern muß man sich überlegen, welche Frage stellt man jetzt eigentlich: Sagt man, was gelöst gehört, ist das Problem, das Flüchtlinge haben, nämlich, daß sie überhaupt erst in den Ländern, in denen sie in Elend gestürzt werden. Ja, wenn man das lösen will, dann muß man gegen die Nationen vorgehen, die sie verursachen.
Rolf Röhrig: Ich will noch mal anknüpfen an das, was meine Vorrednerin gesagt hat: Sie sagten, daß sage ich ja gerade. Ich meine, da haben Sie dann eine Differenz überhört, auf die sie hinweisen wollte. Ihr Hinweis, so verstehe ich ihn, das müßte doch der „Internationalismus“ lösen, also die internationale Staatengemeinschaft, denkt ja doch die Sache, eben dieses Flüchtlingselend, so, daß alle diese Nationen davon betroffen sind, daß sie sich gegen ein Unglück wappnen müßen, das über sie kommt, von dem sie aber nicht der Urheber sind. Das unterstellt den Gedanken, man sollte doch gemeinsam kooperativ an der Lösung der Flüchtlingsfrage arbeiten. Dagegen hat dieser Beitrag sagen wollen, die Nationen, die Sie da ansprechen, von denen Sie sich eine internationale Kooperation wünschen, die sind – mehr oder weniger, hier oder dort – die Urheber dessen, was man da Flüchtlingsprobleme nennt. Insofern ist schlechterdings nicht erwartbar, daß die Nationen, die die Menschen zu Flüchtlingen machen, dann, wenn sie im Rudel auftreten, also international, rückgängig machen, was sie als Nationen anrichten. Daß sie überhaupt in diesem Rudel, UNO, UNHCR, zu einer gemeinsamen Politik finden, hat deswegen auch einen ganz anderen Grund.
Und vielleicht ist das auch noch eine ganz andere Überlegung wert: Es gibt ja das, was Sie anmahnen – die internationale Zusammenarbeit – auf dem Gebiet der Flüchtlingsfrage längst: Dieses UNHCR, das ist das Weltflüchtlingswerk der Vereinten Nationen. Da gibt es eine Kooperation aller Nationen. Aller Nationen, die je auf sich gestellt, die Amerikaner im Irak, die Europäer im Balkan, alle miteinander in Libyen, viel dafür getan haben, daß die Flüchtlingsströme mehr werden. Es gibt eine Kooperation, aber wovon handelt die eigentlich? Was ist wirklich deren sachliche Aufgabe? Und in welchem Punkt finden Nationen überhaupt einen gemeinsamen Nenner, die alle auf ihre Weise, mehr oder weniger dieses Flüchtlingselend verursachen? Da gibt es einen: Daß nämlich die Flüchtlingsströme, die sie da erzeugen, ungewollte Nebenwirkungen haben. Der, der einen Krieg führt und kurz und klein haut, der hat natürlich den Preis eingekauft, daß Leute abhauen, die da nicht mehr leben können. Aber der Treck, der sich dann in Bewegung setzt, der hat oft ungewollte Wirkungen, nämlich durch das Eindringen, durch das Fortschreiten in andere Regionen und andere Staaten dort vorhandene Ordnungen kaputtzumachen, die man gar nicht kaputtmachen wollte. Darauf, daß man ungewollte Wirkungen durch gewollte kriegerische Aktionen nicht haben will, darauf können sich Staaten sogar einigen und sagen, gut, dann sorgen wir dafür, daß wir in Jordanien, in Libanon, in Afrika riesige Flüchtlingscamps aufbauen. Dann richten die, die da abhauen mußten aus den bombardierten Gebieten, wenigstens in anderen Regionen, die wir gar nicht zerlegen wollten, keinen Schaden an.
Beitrag: Ich vermisse den Gegenstandpunkt.
Antwort: Wenn mich jemand fragen würde, bist du dafür, daß man die Flüchtlinge reinläßt oder findest du, die sollten lieber draußen bleiben, dann würde ich sagen: Wenn man diese Frage stellt, dann ist das Wesentliche, Schlimme, schon längst passiert. Nämlich daß diese Leute überhaupt zu Flüchtlingen werden. Also bin erst einmal dagegen, daß auf der Welt durch die ökonomischen Druckmittel dieses Staates, die Machtpolitik dieses Staates, im Verbund mit seinen westlichen Verbündeten, diese ganzen Leute überhaupt zu Flüchtlingen werden, zu Leuten, denen ihre Lebensgrundlage entzogen ist, und die von Tod und von Hunger bedroht sind. Also würde ich mich fragen, was ist denn die Grundlage dafür, daß das ständig auf der Welt passiert. Und dann käme ich drauf, die Grundlage dafür ist, daß dieser Staat eine Wirtschaft hat, die so verfaßt ist, daß sie Wachstum will, je mehr desto besser. Sie will also aus dem vorgeschossenen Geld mehr Geld machen. Und weil sie das vorhat, deswegen tut sie z.B. afrikanischen Staaten die Meere leer fischen, deswegen drückt sie z.B als EU denen Freihandelsabkommen auf, die dafür sorgen, daß die Märkte in Afrika ruiniert werden und die Leute nichts mehr zu essen haben. Und weil, um an anderen Staaten verdienen zu können, man diese Staaten auch unter Kontrolle haben muß, deswegen betreibt sie auf der Welt eine Machtpolitik, die weite Felder der Welt als Wüsten zurück läßt. Also bin ich, weil ich nicht will, daß Leute auf der Welt zu Flüchtlingen werden, ein Gegner dieses Wirtschaftssystems und des Staates, der es beschützt und auch den Einheimischen aufzwingt, was nicht sehr zum Vorteil aller ist, wie man weiß.
Und ein zweiter Punkt, der mir dabei auch sehr wichtig wäre: Man hat es ja in diesen Tagen viel zu tun mit Leuten, die finden, daß die Flüchtlinge, die hierher kommen, sehr schofel behandelt werden und die dagegen aufstehen und sagen, daß muß man bekämpfen. Und was mir da auffällt ist, daß diese Leute nicht nur verflucht wenig Ahnung haben, warum das so ist, sondern daß sie das auch überhaupt nicht als Mangel empfinden, sondern daß sie in ihre Flugblätter notorisch reinschreiben, „Aufstehen gegen den Rassismus der aus der Mitte der Gesellschaft kommt“. Jetzt würde ich mir denken, wenn man gegen diesen Rassismus aufstehen will, dann muß man erst mal verstehen, warum denken die Leute denn so. Denn „Aufstehen“ dagegen geht wirkungsvoll nur so, daß man denen ihre falschen Gedanken ausredet. Weil ich also zweitens will, daß diese Leute hier, die dieses Wirtschaftssystem tragen, daß die das nicht mehr tun, deswegen muß ich mir vorher überlegen, warum sie es tun, warum sie Patrioten sind und warum in dem Patriotismus die Fremdenfeindlichkeit eingeschlossen ist. Und da fand ich die Ausführungen jetzt richtig und vor allem auch sehr wichtig, denn das ist die Leerstelle bei allen anderen, die gegen Rassismus aufstehen. Die nennen einfach alles Rassismus, durch die Bank, und machen sich überhaupt nicht die Mühe, zu erklären, was die von ihnen verabscheute Denkungsart überhaupt für einen Grund und Inhalt hat. Aber bekämpfen kann man nur etwas, was man versteht und wogegen man argumentieren kann. Also ist es sehr wichtig, sich klar zu machen, inwiefern Patriotismus eine Folge dessen ist, daß man die kapitalistischen Lebensumstände, unter die man hierzulande gezwungen ist, als gelungene Art und Weise sein Leben zu gestalten, anerkennt. Das sollte man den Leuten ausreden, denn anders wird man auch die Fremdenfeindlichkeit nicht los.

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[online] Salzburg ¦ 9.6.2015 ¦ USA und China – Kampf um die Hegemonie in der Welt

11. November 2015 12 Kommentare

Renate Dillmann hatte am 9.6.2015 an der Uni Salzburg einen Vortrag gehalten zum Thema:

„Krisenschauplatz Ostasiatisches Meer:
USA und China – Kampf um die Hegemonie in der Welt“

Nun wurde bei YouTube der Mitschnitt hochgeladen.
Die Veranstaltung war mit diesem Text angekündigt worden.

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MSZ-Ausgaben 1974 – 1980 jetzt komplett im Netz

13. Oktober 2015 8 Kommentare

Nestormachno hat jetzt den Abschluß des Projektes der Digitalisierung der ersten MSZ-Ausgaben bekannt gegeben:

So Leute, die MSZ 1974-80 ist inzwischen mehr oder weniger vollständig am Netz. Bei einer Datei gibts Probleme, die ich mit dem Provider klären muß, 2 oder 3 hab ich unterschlagen, weil sie mir zu unbegreiflich erschienen sind, und bei der Nr. 7 fehlen 2 Artikel, die mir gern einmal wer schicken kann. Ich konnte die nirgends aufstellen.
http://msz1974-80.net

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Gegenreden 37 und 38 von F. Huisken zur deutschen Flüchtlingspolitik

3. Oktober 2015 260 Kommentare

Freerk Huisken hat zur deutschen Flüchtlingspolitik zwei weitere Gegenreden in „AUSWEGE – Perspektiven für den Erziehungsalltag – Online-Magazin für Bildung, Beratung, Erziehung und Unterricht“ veröffentlicht.
Gegenrede 37 vom 16.09.2015 hat die Überschrift „Überleben auf der Flucht als Qu alifikationsnachweis: „Gelobt sei, was hart macht!““
Gegenrede 38 vom 29.09.2015 „“Wir schaffen das!“, beteuert Kanzlerin Merkel. Was denn eigentlich?“

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Was hilft die „deutsche Flüchtlingshilfe“ den Flüchtlingen?

29. September 2015 23 Kommentare

Zwei Fragen zum „hellen Deutschland“ und seinem „riesengroßen Herz“
Die Politik in Deutschland sieht sich, zusammen mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern, als Teil eines „hellen Deutschland, das hier sich leuchtend darstellt“ (Gauck) und spendet dieser humanistischen Gemeinschaft der guten Deutschen ein dickes Eigenlob: „Danke Deutschland, für dein riesengroßes Herz“ (die Grünen). Viele Linke sind da kritischer: „Zu gering“ falle die Deutsche Hilfe für die Flüchtlinge aus, „zu schlecht“ sei die Unterbringung.
I. Aus welchen Gründen brauchen die Flüchtlinge allerdings überhaupt „die Hilfe“ der Bürgerer und des Staates? Warum können Refugees nicht zum Subjekt ihres Lebens werden, sondern bleiben in der Rolle des Objekts von Flüchtlingshelfern? Warum können sie eigentlich nach ihrer Ankunft in Deutschland nicht für sich selber sorgen, indem sie bei der Produktion dessen, was sie brauchen, mitarbeiten?
Trostlose Antwort Nr. 1: Sie werden vom Staat gar nicht zugelassen zur Arbeit.
Trostlose Antwort Nr. 2: Selbst wenn sie ausnahmsweise alle Hürden der Zulassung überwunden haben sollten: Es herrscht bei uns Kapitalismus. Und da gibt es nicht Arbeit, wenn man sie zum Leben braucht, sondern nur, wenn man Unternehmer findet, die einem einen Lohn zahlen. Das tun die allerdings nur, wenn sich die Einstellung der Neuankömmlinge für sie lohnt. Die hiesigen Unternehmer haben allerdings auf die Neuankömmlinge nicht gewartet; ganz im Gegenteil: Für ihre gewinnbringende Produktionen und Dienstleistungen brauchen sie ja noch nicht einmal alle, die schon in Deutschland wohnen. Für die Gewinnrechnungen deutscher Unternehmen sind also schon ohne Einwanderer jede Menge Leute überflüssig – kein Wunder, dass auch die Neuen erst mal überflüssig sind, es sei denn sie lassen sich zu Löhnen einstellen, die weit unter den hierzulande üblichen liegen, also als unfreiwillige Lohndrücker.
II. Worin besteht der sachliche Gehalt der „Hilfe“, welche den Flüchtlingen zu Teil wird?
Was für eine „Hilfe“ erfährt eigentlich jemand, dem nicht als Individuum mit konkreten Interessen und Willen geholfen wird, sondern „als Mensch, der ein Recht auf Leben hat“? Wie verhält sich dieses Recht auf Leben – der Stolz des Rechtsstaates – und die Hilfe, die der Staat aus diesem ableitet, eigentlich zu dem, was Leben von Überleben unterscheidet, zu den konkreten Zielen, die ein Mensch verfolgt, zu seinen Wünschen und Bedürfnissen?
Auch hier ist die Antwort trostlos und zugleich kennzeichnend für die gesellschaftlichen Verhältnisse im kapitalistischen Deutschland: „Humanitäre Hilfe“ heißt nichts weiter, als Nothilfe, weil die Leute sonst vor die Hunde gehen; im Mittelmeer absaufen, von Schleppern und Gangstern ausgeplündert werden, in der Wüste verhungern … – mehr nicht!
Geholfen wird ihnen dabei nach eigener Auskunft des Staates, weil sie „Menschen“ sind. Mehr wird ihnen auch nicht garantiert, als dass sie Menschen bleiben, sprich: sie werden am Leben gehalten. Selbst die dafür notwendigen Güter: Decken, Essen, Wasser und mehr lässt sich dabei der deutsche Staat zu großen Teilen von seiner Zivilbevölkerung bringen.
Sind die Flüchtlinge allerdings dafür nach Deutschland gekommen? Dass sie mit Wasser versorgt werden und in den Nächten (möglichst) nicht frieren? Geht es um das reine „Über“leben? Nein, aber das ist beim humanitären Helfen nicht entscheidend. Aber alle geben an damit, dass „Deutschland hilft“.
Die Flüchtlinge wollen für sich selber sorgen, nicht der Gnade und dem Wohlwollen humanitärer HelferInnen ausgeliefert sein. Sie haben konkrete Interessen, Wünsche und Bedürfnisse, deren Erfüllung ihnen in den Balkanstaaten, Eritrea und in Syrien nicht möglich sind. Die gefährliche und lange Reise der Flüchtlinge hatte nie den Grund, schlicht zu überleben, sondern sich ihre Lebensmittel selber erwerben zu können, selbst Subjekte ihres Lebens zu werden. Statt dessen werden sie hier zu Objekten einer „Hilfe“ gemacht, die der Staat ihnen zuteilt, der ihnen das Mindeste, um im Kapitalismus leben zu können, verweigert: Sie dürfen noch nicht einmal ihre Arbeitskraft anbieten, um für Unternehmen Reichtum zu produzieren. – Selbst dafür sind sie nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft schlicht überflüssig.
[Dieser Artikel erschien zuerst bei KeinOrt.de „Kommentare aus dem Niemandsland“ dem Blog von Peter Schadt dem Verleger des Gegen_Kultur Verlags]

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„Willkommen“ im „deutschen Flüchtlingsmärchen“(ZDF) – Was ist und wozu gehört die neue Willkommenskultur?

18. September 2015 86 Kommentare

Der GegenStandpunkt hat schon die neueste Wende der deutschen Ausländerpolitik zum Thema gemacht. Seine vorher veröffentlichten Fragen zur Veranstaltung in Bremen am 17.09.2015 lauteten:
„1.Tausende Deutsche begrüßen die Flüchtlinge und wollen den Menschen helfen. Deutschland rühmt sich seither, dass „wir“ Flüchtlinge willkommen heißen. Was hat den Deutschen diese Gelegenheit verschafft? Warum gibt es solche Massen an armseligen Menschen? Ist Deutschland, in dessen Namen die Geflohenen jetzt begrüßt werden, nicht zuallererst mächtig an der Herstellung ihrer absoluten Mittellosigkeit beteiligt? In den Ländern, aus denen sie abhauen mussten; und auf ihrem Fluchtweg über das von Deutschland mit errichtete europäische Grenzwesen hinweg? Gibt es nicht überhaupt nur die zum Begrüßen, die es trotzdem bis Deutschland geschafft haben und dabei ihre letzten Mittel und Kräfte verausgabt haben?
2. Allen gilt es als Zeichen, dass „wir“ Flüchtlinge ankommen lassen. Als Zeichen gegen die, die Deutschland von Fremden freihalten wollen. Beginnt denn jenseits der ausländerfeindlichen Mordbrenner und ihrer Freunde ein einiges gutes Deutschland, zu dem Flüchtlinge freien Zutritt haben? Warum gilt dann das aktuelle Willkommen als etwas ganz Außergewöhnliches?
3. Eine einzige „Herausforderung“ sind die Flüchtlinge, sagen Deutschlands Politiker. Deren Bewältigung sei ein „Kraftakt“, mit „Deutschlands Reichtum“ sei diese Ausnahmelage aber zu stemmen. Da machen die wohltätigen Bürger mit. Aber was nehmen sie sich damit als Selbstverständlichkeit zu Herzen? Dass zur Versorgung Mittelloser der Reichtum in der hiesigen Ordnung nicht vorgesehen ist; dass hier jeder selbst für sein Auskommen kämpfen muss; dass selbst dazu Flüchtlinge normalerweise nicht zugelassen sind…?
4. Noch während die Bürger allen ihr Willkommen zurufen, machen Deutschlands Behörden die Flüchtlinge zu Objekten einer Sortierung: Wem von ihnen steht überhaupt welche Aufenthaltsberechtigung zu und wem nicht. Wessen Urteil gilt da wohl?
5. Die Hilfe gilt den Mittellosen, egal wo sie herkommen. Dabei ist den freiwilligen Helfern nicht unbekannt: Die Behörden sortieren danach, wovor und von woher die Leute flüchten. Sie kennen Flüchtlinge aus Armut ohne Bleiberecht und Länder, in die Deutschland solche gut abschieben kann; Flüchtlingen aus Syrien hingegen erteilen sie Asyl. Was macht eigentlich Massen zu „Wirtschaftsflüchtlingen“ und ihre Herkunftsländer zu „sicheren“? Was macht „Kriegsflüchtlinge“ aus Syrien zu anerkannten? Was ist das für ein Blick, den deutsche Politik auf das jeweilige Ausland wirft und mit dem ihre Behörden zur Tat schreiten?
6. Alle Deutschen haben sich an Abzuschiebende und berechtigte Asylanten in Deutschland zu gewöhnen. Auch erstere gehören sich nicht verachtet, sondern wie anfangs begrüßt so auch längerfristig geduldet und vielleicht sogar freiwillig begleitet auf dem Rechts- und Heimweg. Letztere darf man Willkommen heißen. Wozu? Wen deutsche Politik – „realistischerweise längerfristig“ – bleiben lässt, dessen Willen, selbst zurechtzukommen statt Last zu sein, fordert und fördert sie bei der „Integration“ und eröffnet ihm die „Zugänge in den deutschen Arbeitsmarkt“, die sie öffnen will. Das gilt vielen als gute Tat. Und was ist es?
7. Was ist diese neue deutsche „Willkommenskultur“ und was heißt sie eigentlich alles willkommen? Deutschlands Politiker jedenfalls definieren jetzt schon, was sie begrüßt sehen: sich. Sie berufen sich auf sie als Vorbild für die anderen EU-Staaten und verlangen deren „Solidarität“ – in der Flüchtlingspolitik. Was verlangt dieser Anspruch? Warum macht zugleich die Rede vom „Zerfallen Europas“ die Runde? Was schließlich meint Merkel, wenn sie das „Flüchtlingsproblem“ für gewaltiger hält als die „Griechenlandkrise“?“
Der Mitschnitt ist wie üblich bei argudiss nachzuhören.

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Johannes Schillo (Hrsg.): Zurück zum Original. Zur Aktualität der Marxschen Theorie

25. August 2015 77 Kommentare

Das Buch von Johannes Schillo (Hrsg.): Zurück zum Original. Zur Aktualität der Marxschen Theorie
ist jetzt erhältlich.
Dazu hat es sich schon besorgt und geschrieben:
Manche kürzere Kapitel scheinen zwar eher wissenschaftsinternen Debatten zu genügen (z.B. Widerlegungen gängiger wissenschaftlicher Fehlurteile über Marx); etliche umfangreiche Kapitel erläutern aber auch ’schlicht‘ große Teile des Marxschen Werkes.
S. 14 bis 29 fasst die Resultate des ersten Bandes des Kapitals übersichtmäßig zusammen; S. 29 bis 38 die vom Buch KII.
S. 39 – 82 erläutert [und kritisiert] die gängigen linken Positionen zum ‚Kapital‘. Was also ist genau ‚Der Wert‘, ‚Der Fetischismus‘, was ist ‚Theorie‘ bzw. ‚Erkenntnis‘, was ist ‚Praxis‘, was ist ‚Gebrauchswert‘ etc.
Drei weitere umfangreiche solche ‚positiven‘ Kapitel in dem Buch habe ich noch vor mir: a) zur marxschen Religionskritik, b) zu Staat und Demokratie, c) zu Armut und Sozialstaat.
(Obendrein sind noch Kapitel in dem Buch über Thomas Piketty, Armutsforschung, Managerverdienst(e); und über die Vorstellungen der Marxschen Theorie, die Rechte und Verfassungsschützer in ihren Publikationen unter das gelehrte wie das nichtakademische Volk bringen. Statt eines Nachwortes wird Thema, ob der Kapitalismus nun unübertrefflich sei, und ob wir ans Ende der Weltgeschichte angelangt seien…)
Scan der ersten Seiten incl. Inhaltsverzeichnis
(sowie Vorwort, Nachwort, Herausgeberverzeichnis):

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Zum Vortrag von Amelie Lanier über Kuba in Salzburg

18. August 2015 32 Kommentare

Am 3.8.2015 hat Amelie Lanier in Salzburg einen Vortrag gehalten: „Die Annäherung zwischen Kuba und den USA“. Den kann man sich mittlerweile anhören oder runterladen https://termitinitus.org/die-annaherung-zwischen-kuba-und-den-usa/2419.
Es hatte schon jemand irgendwo – ich hab das jetzt nicht mehr gefunden – sich so ungefähr gefragt oder gewundert, weil in dem Vortrag die These vertreten worden sei, daß Kuba das Embargo (oder der Boykott) letztlich gut getan habe, weil er bei allen Schwierigkeiten, die das ja offensichtlich mit sich gebracht hat, das Land zusammengeschweißt habe.
Nach eigenem Anhören kann ich nur sagen, ja, in der Tat wunderte sich die Referentin mehrfach darüber, daß kapitalistische Staaten schon lange nicht mehr die Strategie der Schutzzollpolitik zur Stärkung und Entwicklung der nationalen Wirtschaft eingesetzt haben und offensichtlich auch Kuba, jetzt wohl eher wieder auf dem Weg der Integration in den Weltmarkt (natürlich auf 100% „gleichberechtigter“ Grundlage zum beiderseitigen Nutzen usw.) sei. Von daher hat sie auch der früher noch „realsozialistischen“ Sowjetunion vorgeworfen, nicht auf den Sozialismus in einem Lanmd gesetzt zu haben, wo dieser Staat doch den Handel auf den Weltmärkten gar nicht nötig gehabt habe.

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Podcast mit Theo Wentzke zu Griechenland

16. Juli 2015 339 Kommentare

Theo Wentzke vom GegenStandpunkt hat sich für einen Podcast interviewen lassen:
Im Gespräch: Griechenlandkrise – GEGEN_KULTUR Podcast #5
Ich habe das so auf Facebook so kommentiert:

„Für eine vorbereitete Interviewsituation war die oben zitierte Antwort von Theo Wentzke am Schluß auf die ewigliche Frage, was „wir“ denn „hier“ „tun“ könnten, erstaunlich vage und in seinem Kern nicht sonderlich viel linker, als das jeder halbwegs gestandener Gewerkschaftlinker auch hätte vorbringen können. Eine kommunistische Perspektive ist (neben all dem, was man dabei den Menschen zu erläutern und wovon man sie ja erst noch überzeugen muß) doch wahrlich schon ein ganzes Stück mehr als „nur“, den Herrschenden hier und vor allem in den Betrieben Sand ins kapitalistische Getreibe zu streuen.“

Auf die nicht unerwartet gekommen Frage, „was du dazu sagen würdest“, habe ich folgendes gepostet:

„Besonders Peter Decker, um einen der wenigen anderen Wortführer des GSP anzuführen, hat in diesem Zusammenhang eigentlich immer zentral darauf hingewiesen, daß Arbeiter von dem einfachen tradeuninonistischen Standpunkt, „Boss, ich brauch mehr Geld“ zur Seite treten müßten und damit aufhören müßten, sich in ihren Arbeitskämpfen (ich sage jetzt nur) als Arbeiter aufzuführen.
Erst wenn die Arbeiter es vom Bewußtsein her aufgegeben haben, als Arbeiter in diesem System zu etwas kommen zu wollen, werden sie die objektive Kraft, die sie, als diejenigen, die ja den ganzen Reichtum der kapitalistischen Gesellschaft erarbeiten, für Kämpfe, die wirklich dem Kapital (und seinem Staat) zusetzen, entfalten können.
Zum Nachlesen hierzu empfehle ich immer wieder die Ausführungen die Peter Decker im Streitgespräch mit (leider nur) Mag Wompel gemacht hat.
„Sechs Jahrzehnte DGB: Kooperation oder Klassenkampf“
Ich habe seine Ausführungen auch abgeschrieben:
http://neoprene.blogsport.de/images/PeterDeckerKooperationoderKlassenkampfBerlin7.5.2011.doc
Etwas grundlegender ging der Streit auch um die Frage „Was tun?“ bei dem Streitgespräch zwischen Michael Heinrich und wieder Peter Decker in Bielefeld
„Klassen – Kämpfe – Kommunismus“, die am 25.04.2012 stattgefunden hat
Amelie Lanier hat den Mitschnitt für ihre Radiosendung überarbeitet:
Teil 1
Teil 2
Ich habe daraus eine Teilabschrift gemacht unter dem Titel „Erfahrungen“ versus „unbrauchbare Unzufriedenheit“
Erst jüngst bin ich auf einen Veranstaltungsmitschnitt aus Stuttgart gestoßen (den sich immerhin mehr als 2000 Leute angeschaut haben):
„Eurokrise und Nationalismus“ Podiumsdiskussion im Rahmen der „Aber hier leben? Nein Danke.“-Konferenz vom 5.10.2013

Auch hier hat wieder Peter Decker als Startpunkt das „Beiseitetreten“ aus seiner systemimmanenten Rolle als erforderlich und erst mal hinzukriegen dargestellt.

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