Hier der Anfang und der“letzte Punkt“ aus Peter Deckers 2. Vortrag zur Finanzkrise in Nürnberg:
Das ist ja mal ein richtig schöner Sommerabend… um sich mit Finanzkrise und Staatswirtschaft zu befassen. Ich schicke mal was vorweg:
Vor vier Wochen war das von dem heutigen gar nicht so weit entfernte Thema „Staatsbankrott Griechenlands, Eurokrise“. Was ich im zweiten Teil des Abends vor vier Wochen abgehandelt habe, was damals unter der Überschrift stand, „Die Harmonie von Staat und Finanzkapital ist dahin“, das ist jetzt heute der Hauptgegenstand für sich.
Ich habe erzählt bekommen gekriegt, daß der Vortrag, wie es manchmal ja so ist, „schwer“ gewesen sein soll. Schwer zum Verfolgen und schwer für den einen oder anderen Zuhörer im nachträglichen Zusammenfassen und Sagen zu können, was soll man denn jetzt daraus als „Weisheit“ nach Hause tragen.Wenn dem so ist, wenn es Verständnisprobleme gibt, .. .meldet euch. Vielleicht taucht man sich ja auch in die theoretischen Gegenstände mit denen man sich jetzt nun seit zwei Jahren sehr intensiv befaßt, ein bißchen arg ein und ist dann unaufmerksam bezüglich dessen, was andere selbstverständlicherweise verstehen können und was anderen erst mal Schwierigkeiten macht …
Das andere ist eine Geschichte, das will ich schon auch noch dazu sagen: Daß das schwer ist, das ist kein Wunder, alle neuen Gedanken sind schwer. Leicht sind immer nur die Gedanken, die man selber schon kennt. Und bei dem Thema ist es insgesamt so, daß auch der unterrichtete Zeitgenosse mehr oder weniger ein weißes Blatt ist, oder im Kopf hat.
Zum Thema Finanzwesen staatliches Geld usw., da sind auch Leute, die gebildet sind und sich auskennen, bereit, ein großes Element dessen, was falsches Bewußtsein der bürgerlichen Gesellschaft ist, mitzumachen. Sie sind nämlich bereit, sich für unzuständig zu erklären. Jetzt kriegen sie seit zwei Jahren, wenigstens jetzt, in übergroßer Deutlichkeit gesagt, wie sehr die Überlebensbedingungen in dieser Gesellschaft vom Finanzwesen abhängen. Das ändert aber nichts, die Leute anerkennen, daß ist eine Sache für Spezialisten, ich hänge da von etwas ab, da kenne ich mich nicht aus, und so lange der Strom aus der Steckdose kommt und die Straßenbahn fährt, meint man, es reicht, wenn man sich ums eigene Geldverdienen kümmert. Wenn das dann irgendwann einmal nicht mehr geht, oder wohlmöglich noch Schlimmeres durcheinander gerät, dann setzt das große Wundern ein. Das soll jetzt mal bekämpft werden, und es ist klar, anders als bei Sexualität und Herrschaft, Familie und Lebenssinn, wohlmöglich auch Wahlen und Lohn, ist dies ein Thema, da ist nicht eine allgemeine Bekanntheit mit der Sache vorhanden und es geht um den Streit um die richtige Meinung darüber, sondern da ist der Streit um die richtige Auffassung zum Teil auch eine Aufklärung, wie es da einfach zugeht, ein Bekanntmachen. Ganz ohne sowas geht es einfach nicht ab. …
Und hier der Punkt über den ich noch grübele:
Letzter Punkt: Sparprogramm als Mittel, das Vertrauen der Finanzmärkte in den Euro zu stärken.
Es sind ja elend viele Zwischenstufen von der Armut der Hartz-iVler zur Solidität des Euro. Weder hat Hartz IV die Krise herbeigeführt, noch kann der Wegfall von Hartz IV dieses Nichtgelingen der Verwertung, dieses Nichtgelingen von Kapitalgeschäften heilen. Dennoch, die Regierung ist sich ganz sicher, das muß man machen und das bringt es! Sie sagt, wir sparen (einen großen Brocken, 80 Milliarden in vier Jahren), und jeder sagt, ja, ja, das geht hauptsächlich über die Sozialsachen. Und es ist gar nicht so, daß irgendeines der Problame zu bewältigen wäre, dadurch, daß man an den Hartz-IVlern oder an den Rentnern oder sonstwas spart. Das ist gar nicht so! Aber eines stimmt: Die Welt der Geldbesitzer, die ihr Recht auf Rendite beanspruchen und die Staaten auf einmal als schlechte Erfüller dieses Anspruchs mißtrauisch beäugen, diesen Geldbsitzern zeigen, demonstieren: Wir können unseren armen Leuten einiges zumuten, ohne daß wir Widerstand fürchten müßten, das ist wirklich vertrauensstiftend! Keines der Probleme ist geheilt, aber einen Grund, in solch eine Regierung Vertrauen zu investieren, kriegen die Geldbesitzer schon geboten.
Das ist wirklich absurd: Ökonomisch gesehen ist das völlig witzlos, vollkommen ungeeignet, die Dimension des Problems und die Milliarden, die sie bei den Arbeitslosen wegzwacken, das ist so gnadenlos unverhältnismäßig, aber dennoch ist sich die Regierung sicher, das ist das Mittel der Wahl.
Sind wirklich die tatsächlich auch die großen Finanzer selber mit soviel falschem Bewußtsein erfüllt, daß Peters Absurdität doch den Charakter einer kapitalistischen Wahrheit bekommt?