Freerk Huisken: Was hat das Waffenrecht mit Amokläufen zu tun?

25. Januar 2013 Kommentare ausgeschaltet

Freerk Huisken hat in seiner Gegenrede 26 Stellung genommen zu Amokläufen und dem Recht auf private Bewaffnung, das es zumindest in den USA einerseits als Verfassungsgrundsatz gibt, das andererseits aber seit Jahrzehnten von Staats wegen eingeschränkt werden soll und wurde, damit man auch dort einem Übergang näherkommt zu einem wirklichen Gewaltmonopol der Staatsmacht, wie es das in Deutschland seit eh und je gibt.
Er schreibt hier zur deutschen Politik:

„ … der bayrische Innenminister (SZ, 23.1.13). Er und seine Kollegen in den deutschen Landen und im Bund stehen nämlich ganz unabhängig von solchen Schulmassakern dem Waffenbesitz von Zivilisten generell sehr skeptisch gegenüber. Als Inhaber und oberste Vertreter eines staatlichen Gewaltmonopols wollen sie die erste und letzte Aufsicht über alles Gerät haben, mit dem von unbefugten Privatpersonen dieser in staatlichen Händen monopolisierten Gewalt Konkurrenz gemacht werden könnte: Sei es von Menschen, die mit der Waffe einen Eifersuchtsmord begehen, die angebliche Kinderverführer lynchen und damit das Recht in die eigenen Hände nehmen, oder die sich mit Waffengewalt Zugang zu Banktresoren verschaffen, weil ihnen diese Form von Geldbeschaffung weniger mühselig und riskant erscheint als unterbezahlte Lohnarbeit; sei es von welchen, die aus dem Untergrund heraus Ausländer abschießen oder Waffenlager anlegen, um gut gerüstet einen Aufstand gegen die herrschende Staatsmacht zuversuchen – wie das in gar nicht so fernen Weltgegenden an der Tagesordnung ist.“

Wie immer bei GSPlern fällt hier auf, daß ein wichtiger Kreis „unbefugter Privatpersonen“ erst mal nicht mal der Rede wert ist, nämlich die organisierte Arbeiterbewegung, die Linke und unterdrückte Minderheiten, wie z.B. die Schwarzen in den USA. Umso mehr hat es mich dann erstaunt, daß Freerk Huisken im folgenden dann doch ein klein wenig auf diesen zumindest für Revolutionäre ja alles andere als unwesentlichen Punkt eingegangen ist:

„In der Tat sind es die Gegensätze, die in der staatlich eingerichteten und bewachten friedlichen Marktwirtschaft immer wieder „Unfrieden“ stiften. Die sind mal materiell begründet: Jede Eigentumsübertretung durch Privatpersonen, die kein Eigentum als Geldquelle einsetzen können und deswegen vom hierzulande produzierten Reichtum ausgeschlossen sind, ist ein Bruch des Grundprinzips der herrschenden Wirtschaftsordnung und muss im Keim erstickt werden; mal sind es die psychologischen Konsequenzen der Konkurrenzgesellschaft, die innerhalb des Privatlebens der Bürger zu Gewalttätigkeiten aller Art führen und auch für „Jugendgewalt“ verantwortlich sind; mal ist es der organisierte Widerstand gegen „undeutsche Elemente“, mit dem enttäuschte braune Nationalisten wie der NSU sich mordend bemerkbar machen; und mal ist es der Widerstand gegen das ganze System, zu dem zuletzt die RAF angetreten ist. All dies hat dem Staat eines deutlich gemacht: Trotz des mit allen demokratischen Mitteln wie Gesetzeszwang und erlaubter konstruktiver Kritik hergestellten freiwilligen Gehorsams der Mehrheit des Staatsvolks muss er auf es acht gegeben werden. Denn Gründe für Protest, Widerstand und unerlaubte Gegenwehr schaffen die Regierungen in jeder Legislaturperiode genug. Und das wissen sie auch. Deswegen ist jede Verschärfung des Waffenrechts nichts als eine weitere Absicherung seines Gewaltmonopols und damit der politischen und ökonomischen Zwecke, für die es eingerichtet ist.“

Oder anders formuliert, man muß nun wirklich kein Neo-RAFler sein, um als Linker was gegen das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates zu haben. Das was ich zu diesem Thema von GSPler gehört habe, konnte ich jedenfalls häufig nur schwer vom „gewaltfreien“ Gejammer von hiesigen liberalen Staatsfans unterscheiden.
Ich hatte vor einer Weile zum Thema schon mal einen Hinweis gemacht „Was bedeuten Waffen in „Privat“-Hand?

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MSZ-Archiv jetzt bis Ende 1976

17. Januar 2013 Kommentare ausgeschaltet

Im Online-Archiv der digitalisierten frühen Ausgaben der „Marxistischen Studentenzeitung“ (MSZ) der „Hochschulzeitung der AK für die BRD und Westberlin“ sind nach Mühen nun die Ausgaben bis Dezember 1976 verfügbar (aus den ersten Ausgaben nur die Artikel, die im Sammelnachdruckband des ersten Jahrgangs aufgenommen worden sind.

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Phase 2-43 (Sommer 2012): Reich in der Mitte. Chinas kommunistischer Weg in den Kapitalismus.

6. Januar 2013 Kommentare ausgeschaltet

Die Zeitschrift „PHASE 2“ hatte in ihrer Sommer-Ausgabe 2012 als Schwerpunktthema China („Reich in der Mitte. Chinas kommunistischer Weg in den Kapitalismus„). Seit Monaten war auf ihrer Webseite angekündigt, daß die Artikel dieser Ausgabe „demnächst“ online verfügbar sein werden. Nun wurde das dann doch noch wahr, darunter auch folgende zwei Artikel:
„»Haupttendenzen: Frieden und Entwicklung« – Chinas Rolle im politisch-ökonomischen Weltsystem“ von Renate Dillmann
und „Das Ende des eisernen Reistopfs – Seit über dreißig Jahren reformiert die kommunistische Partei Chinas die chinesische Ökonomie“ von Rüdiger Mats

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Komplette MEW als PDFs!!

19. Dezember 2012 18 Kommentare

Auf der Webseite „Marx wirklich studieren!“ wird auf ein Projekt des Verlags Olga Benario und Herbert Baum hingewiesen:

Es ist ein großes Anliegen des Verlages Olga Benario und Herbert Baum, die bisher nur gedruckt vorliegenden Werke von Marx und Engels („MEW“) nun digitalisiert als PDF-Dateien vorlegen zu können. Das wichtige Studium dieser grundlegenden Quellen des wissenschaftlichen Kommunismus wird dadurch erheblich erleichtert. Auch das rasche Auffinden einzelner Textpassagen kann durch die Suchfunktion in den PDF-Dateien stark erleichtert werden. Allerdings ist und bleibt das Studium selbst aus unserer Sicht unerläßlich.
Die MEW haben in den letzten Jahrzehnten eine sehr große Verbreitung gefunden. Jede wissenschaftliche Beschäftigung mit Marx und Engels ist damit konfrontiert, daß in der Regel aus diesen MEW zitiert wird. Daher wird in der Regel noch für viele Jahre auf die hier in digitalisierter Form vorliegende MEW zurückgegriffen werden müssen. Bei speziellen Forschungen kann und sollte jedoch auch auf die schon erschienenen Bände der ersten und zweiten MEGA zurückgegriffen werden.
Aber auch dort gilt, was wir auch zu den MEW feststellen müssen: Vorbemerkungen, Fußnoten, Anmerkungen und Informationen im Anhang über in den einzelnen Schriften vorkommende Personen und geschichtliche Ereignisse sind nur mit Vorbehalt zu empfehlen. Neben wichtigen Hintergrundinformationen und Fakten sind auch inhaltliche Färbungen, ja auch Verfälschungen des Ideengehalts der Schriften von Marx und Engels in diesem „Apparat“ enthalten. Der kritischen Leserschaft wird auffallen, daß gerade umstrittene theoretische Fragen wie etwa die Frage des sogenannten „friedlichen Weges“ oder die Frage der Fortsetzung und Verschärfung des Klassenkampfes im Sozialismus in den Vorwörtern im Sinne des modernen Revisionismus, im Sinne des revisionistischen Parteitags der KPDSU 1956 interpretiert wurden, also nicht im Sinne von Marx und Engels, sondern im Sinne der Chruschtschow-Breschnew-Revisionisten, im Sinne der revisionistischen Verfälschungen des ZK der SED interpretiert wurden.

Ich bin durch den Hinweis des Bloggers Anthraxit darauf gestoßen, den wiederum jemand bei Facebook gepostet hatte.
(Der maoistische Verlag (von Gegen die Strömung) ist manchmal schwer ereichbar. Es handelt sich um Image-over-Text-OCR-Scans der Dietzausgabe, also um „Bilder“ der Seiten mit einem per OCR umgewandelten suchbaren Text „dahinter“. Die korrekten links hat entdinglichung)

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Keiner kommt hier lebend raus!

16. Dezember 2012 2 Kommentare

Jemand hat mir auf meinem Facebook-Account geschrieben: „AgitProp ist ja nicht so unsers normalerweise; aber vielleicht ist das ja trotzdem einen Zweizeiler im Blog wert:
Keiner kommt hier lebend raus“ “
In den Zeiten, in denen ich selber noch arbeitslos war, ging das vergleichsweise anspruchslos ab. Aber wie so Vieles ist das eben nicht mehr „zeitgemäß“.

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Peter Decker: … in eigener Sache II

15. Dezember 2012 4 Kommentare

Peter Decker hat bei seiner letzten Veranstaltung zum Euro am 11.12.2012 in Berlin zum Schluß nach der praktisch immer aufkommenden Frage der Alternative, was „man“ denn überhaupt „tun“ könne, wieder eine Art Nachtrag vorgebracht, der in gewisser Weise anknüpft an das, was er neulich in Nürnberg bei der Veranstaltung zum Demonstrieren vorgetragen hatte:
„Zu deinem Satz, „Es gibt da keinen Übergang“, den du sagst, auch zum Satz, „Ja, was ist denn deine Antwort? Und dann ist die Antwort: Weltrevolution!“: Das hat wirklich etwas „Unpraktisches“. Das hat wirklich was von „Bis dorthin gar nichts und dann Alles? Wie soll man da hinkommen?“ Dieses Argument würde ich nicht empfehlen. Es muß schon irgendwie einen Weg „dahin“ auch geben. Es kann nicht sein, dass erst, wenn die allgemeine Stimmung (weißgott wodurch) und der allgemeine Wille (weißgott wie) soweit sind usw., dann löst sich Alles. So kann es nicht gehen. Daß waren jetzt aber nur Bemerkungen zu einer Art Antwort, die du da aus dem Saal gekriegt hast.
Anders rum: Der Stoff, mit den Wohnungen oder der Stoff mit Opel, an diesem Stoff zeigen: Dafür müsst ihr jetzt bluten, das sind die Zwecke, denen ihr geopfert werdet, das ist unser Gewerbe (mein Gewerbe jedenfalls). Das ist „Praxis“ an dieser Stelle. Das ist nicht dasselbe wie: „Leute, bleibt bei Opel drin und macht eine selbstverwaltete Fabrik“. Letzteres halte ich für keine Antwort, auch keinen Schritt in Richtung der Einsicht, dass der Kapitalismus weg muß. Fast wäre es ja eine „Einsicht“, „Es geht doch auch, ohne dass der weggeht!“ Aber die Hauptsache gegen die selbstverwaltete Fabrik ist doch, dass man selbstverwaltet ungefähr dasselbe machen muß wie bisher fremdverwaltet, weil man sich am Markt behaupten muß. Sonst hat man eben keine Chance als Gewerbetreibender.
Und da ist der Gedanke, betrachten wir Opel (die Bochumer Fabrik) doch mal als Gebrauchswert (das war vorhin in der Rede drin), den halte ich für ganz daneben: Den Gegensatz vom Gebrauchswert und dem Zweck, den es gibt, also den herrschenden ökonomischen Zweck (Wert vermehren, Geld machen), diesen Gegensatz darlegen, ist eine einfache Sache. Aber dann ein Element des Kapitals zu nehmen, (und man muß doch erst einmal sagen, dass diese Fabrik hinkonstruiert ist als Element in der Arbeitsteilung von Opel usw.), dieser Gebrauchswert ist überhaupt nichts außerhalb seiner kapitalistischen Nützlichkeit. Ja, dass wissen wir aus den anderen Städten ja auch: Da hört irgendeine Industrie auf und irgendwas (darum müssen wir uns als Linke nun wirklich nicht zu sorgen) findet die Stadt schon. Aber das macht dann die mit ihrer Überlegung und dann sind da halt Fitness-Center drin und alles Mögliche noch. Es findet eine neue Verwendung der Räume statt, aber die ist selbstverständlich wieder kapitalistisch kalkuliert usw. Das ist für Niemanden ein Ausweg. Und ich glaube noch nicht einmal, dass du im Ernst meinst, dass das ein Ausweg wäre.
Du denkst mehr an die Seite: Und da haben Leute mal gegen das Eigentum verstoßen. Dann sind sie mal in einer Wohnung sitzen geblieben, wo sie das eigentlich nicht mehr durften. Und das gibt es ja, dass Leute sagen: Meine Not ist jetzt so dringend, dass ich das Eigentum, dass ich ja sonst kenne und im Prinzip auch immer respektiert habe, an dieser Stelle nicht mehr respektieren kann. Das hat aber wirklich nichts mit Kritik der Eigentumsverhältnisse zu tun! Das ist der Standpunkt quasi des Mundraubs, den kennt sogar das bürgerliche Recht: Es gibt extreme Situationen, da wird anerkannt, dass das Recht des Eigentums nicht das einzige Recht ist, dass es im Land gibt. Jemand hat vorhin erzählt, dass die Spanier, die in ihren Wohnungen sitzen bleiben, und jetzt liest man, dass Gerichte sich sogar weigern, die Räumungsbefehle auszustellen. Dann hat man das Recht anerkannt, dass es in Situationen großer Not, dass aus dem Standpunkt, (der gar nicht menschenfreundlich ist), dass ein Staat ein Volk hat und dass das Volk die Grundlage der Staatsmacht ist, dass es da noch andere Gesichtspunkte gibt, als dem Eigentum immer recht zu geben, das gehört selber noch zur kapitalistischen Gesellschaft und ist in keinster Weise schon ein Schritt über sie hinaus!
Es ist wirklich etwas Anderes zu erläutern: Den Gegensatz (wenn ich so marxistisch rede) von Tauschwert und Gebrauchswert, den Gegensatz von Bedürfnis und Geldmachen. Und eine Organisation aufbauen, die diesen Gegensatz zu beseitigen zu ihrem Zweck macht. Das ist etwas ganz Anderes als in bestimmten extremen Situationen darauf zu bestehen, dass das Eigentum auch die Not, wenn sie ganz am Größten ist, anerkennen muß. Und den Unterschied, den würde ich auf alle Fälle hochhalten wollen. Der Übergang in Notbewältigung hat einfach nichts mit linkem Aufstand zu tun, es ist auch kein Schritt dorthin. Es gehört in die ganz normale Politik, in die Aufregungen, die der Kapitalismus in den Völker erzeugt – muß er ja –, wenn die Menschen verhungern, dann muß doch irgendwer mal sagen, „gibt es jetzt nicht mal was?“ Das ist völlig klar, aber das hat nichts tu tun mit Kritik an, Protest gegen und Angriff auf die Eigentumsordnung zu tun. Und diese Unterscheidung, die möchte ich auf jeden Fall hochhalten. Und da gebe ich noch immer jedem tausendmal recht, der sagt, „Die Weltrevolution fällt doch nicht vom Himmel“.
Nein, wir müßten dort, wo eine Macht (und das können übrigens nicht die Mieter sein), gegen das Kapital existieren kann, weil die Arbeitsleistungen der Lohnabhängigen gebraucht wird für die Gewinnemacherei, wo also welche eine Macht haben, dort das Bewusstsein schaffen, dass der Zweck, Geld zu machen, unverträglich ist mit dem Zweck, bequem zu leben. Und denen ausreden, dass sie als abhängige Variable des Geschäftsgangs ihre Chance haben. Das halte ich für eine Aufgabe, auch eine „praktische“. Und jeder Fortschritt an dieser Stelle ist ein Fortschritt. Aber das ist nicht zu verwechseln mit Notreaktionen in äußersten Notlagen.
[Einwand aus dem Publikum: Dann ist doch die Frage, wie man so was fortführt. Meine Begründung wäre, gesellschaftliche Produktion wird gesellschaftlich angeeignet, das würde ich dort so vertreten.]
Das hat doch den Charakter: Du interpretierst eine Notaktion von Mietern mit quasimarxistischem Hintergrund, du verschaffst einer Aktion, wo kein Schwein daran denkt, „Jetzt greife ich das Privateigentum an!“, (sie tun das übrigens objektiv), wo dieser Standpunkt uberhaupt nicht vorherrscht, eine Interpretation, und dann hält man sich nicht an die Sache sondern an die Interpretation, das wäre der Anfang vom nicht mehr Gelten lassen des Eigentums. Und da muß ich sagen: Das steckt in der Aktion nicht drin!
[Einwand aus dem Publikum: Das ist eine Frage davon, wie man das den Leuten nahe bringt. Dann begreifen sie, das sie in diesem Punkt die Eigentumsverhältnisse nicht mehr akzeptieren.]
Nimmst du nicht sogar dies zu hoch? Daß sie an diesem Punkt die Eigentumsverhältnisse nicht mehr akzeptieren, du nimmst sogar das noch zu hochwertig: Was akzeptieren sie denn? An diesem Punkt sagen sie, „Der Vermieter soll mal damit leben, dass ich die Miete nicht zahlen kann, die er fordert. Das gibt es im Geschäftsleben überhaupt: Es gibt ja den Standpunkt auch beim Schuldner-Gläubiger-Verhältnis, der Gläubiger soll mal einsehen, dass er einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen kann, er soll zu einer „Restrukturierung“ der Schuldverhältnisse bereit sein. Das ist doch kein Angriff auf den Kredit! Das gehört zum Kreditwesen dazu, dass es solche Restukturierungen von Schuldverhältnissen gibt. Und es gehört eben auch zum Mietwesen dazu, dass es – mit verschiedenen staatlichen Gesetzen ja ohnehin schon vorbedacht – Ausnahmen von der Pflicht, Mietzins zu zahlen gibt, wenn es gar nicht mehr anders geht.
[Publikum: Zu Opel, ist es möglich, dort etwas zu machen? Leute macht euch doch mal Gedanken, was könnte man mit dieser Fabrik denn Nützliches produzieren? Und dann schaut man mal, was dabei rauskommt. Das werden dann wahrscheinlich keine Autos sein, (davon gibt es ja schon genug!), aber vielleicht baut man dann Busse oder Gondelbahnen. Das ist doch das wovon wir träumen, von einer neuen Gesellschaft! …]
Ich finde, der Gedanke, die Opelaner, die Bochumer sollten sich überlegen, was man mit der Fabrik an Nützlichem anstellen könnte, den finde ich jetzt wieder gegenüber der Eigentumsfrage usw. naiv. Da fällt doch jedem irgendwas ein. Das ist doch überhaupt keine Kunst. Oder, drehen wir es um: Es wird ganz schwer sein, dass den Leuten was einfällt, denn für alles Nützliche ist im Kapitalismus schon vorgesorgt. Bloß für das, was keiner bezahlen kann, ist nicht vorgesorgt. Sonst gibt es ja Alles. Du wirst schlecht sagen können, machen wir halt keine Autos, machen wir Handys, oder machen wir keine Handys, machen wir Waschmaschinen. Mit allem wirst du dabei landen, dass es das schon Alles gibt. Das war die eine Seite. Am Schluß kommt ein Kinderspielplatz, weil es zuwenig Kindergärten gibt, und die Beiträge für die Kindergärten zu teuer sind.
Ich bin prima im Niederreden von solchen Hoffnungsideen. Ursprünglich habe ich diese Beiträge zu Opel und den Wohnungen aufgefasst in dem Sinne einer Empfehlung, da könnte man doch reinstoßen, da würde man doch praktisch was zu tun haben. Im weiteren Verlauf hat es sich mehr in die andere Richtung verschoben, da tut sich doch schon was, Leute, das Gute ist schon unterwegs! Man bräuchte es nur zu sehen. Nach der Seite hin, da sehe ich sowieso nicht, wieso man sich über so was Gedanken machen sollte: Wenn es schon unterwegs ist, umso besser! Damit brauche ich mich doch nicht zu befassen, ich muß mich doch damit befassen, dass viel zu wenig unterwegs ist. Das lohnt ja kaum zu streiten, ja ja, da ist was Gutes unterwegs! Jaja, bitte, bitte. Was macht’s mir?“

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„Es geht darum in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen und als Kommunist darin zu intervenieren.“

12. Dezember 2012 Kommentare ausgeschaltet

Gefunden bei Facebook (Ende eines Hin und Hers, das angefangen hatte mit „Noch 20 Minuten Zeit um wählen zu gehen. Tu ich’s? Nö.“):

„Der Satz ist so richtig wie er falsch wird, wenn man ihn immer wieder betonen muss. Natürlich gilt es in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen. Das setzt aber voraus, dass man verstanden hat wie diese Gesellschaft funktioniert und wie die gesellschaftliche Macht über die Arbeit reproduziert wird. Da gibt es beim Proletariat eine Bruchstelle, es reproduziert die gesellschaftliche Macht über sich und bricht mit dieser Macht mit der Aufkündigung seines Dienstes. In diesen Gegensatz gilt es einzugreifen, man muss sich auf die Seite des proletarischen Materialismus stützen und dieser muss seine wahre Schranke begreifen. Man muss das Proletariat dafür agitieren gegen seinen Interessensgegner zu kämpfen bzw. diesen ernster zu nehmen, man muss den Idealismus bekämpfen, der es dazu leitet jeden objektiven Schädiger seines Interesses als Verstoß gegen eine erfundene Pflicht zu deuten.
Da nimmt man Bezug auf den Klassenkampf und auf die objektive Macht, die das Proletariat, ist sie sich dieser bewusst geworden, hat. Aber wo kommt da jetzt der Staat vor? Den hast du als Bezugspunkt ins Spiel gebracht. Erst willst du forden, dass man Kommunisten wählt und – so hat sich das gelesen – nicht aus einem taktischen, sondern einem politischen Grund. Jetzt auf ein mal geht es nicht mehr darum den bürgerlichen Staat zu übernehmen, sondern? Nur um da die Öffentlichkeit zu nutzen? Das ist so albern, dass mir schon die Lust vergeht über diesen Unsinn überhaupt zu diskutieren. Du wirbst mit lauter Vorteilen, wenn man die Öffentlichkeit dort nutzt, während ich die ganze Zeit auf die Hürden aufmerksam mache um da hineinzukommen.
Und noch mal: Um dort rein zu kommen, setzt von Anfang an voraus, dass es einem als Partei darum geht, den Staat zu bilden, also ein ganzes Staatsprogramm zu haben. An so etwas werden doch auch nicht nur Kommunisten gemessen, sondern auch die Piraten als „Ein-Punkt-Partei“ und die Grünen als „Dagegen-Partei“. Dass beides nicht so recht stimmt, tut zwar nichts zur Sache, macht aber den Maßstab klar. Das heißt für Kommunisten, dass sie nicht einfach nur das Arbeiter- als Partikularinteresse vertreten sollen, sondern eben ein gesamtes Staatsinteresse, was die Unterhaltung eines ganzen kap. Laden bedeutet, für den man Verantwortung übernehmen soll und „es“ eben versucht besser zu machen als die restliche Politikermannschaft. So haben sich auch die Grünen, als Ein-Punkt-Bewegung angefangen, zu einer richtigen Partei entwickelt.
Mit Ableitungswahn hat das nichts zu tun. Das war bei diversen Parteien historisch so, auch bei kommunistischen. Es hat auch weniger damit zu tun, ob man sich zu so einer Partei entwickeln will, sondern damit, dass man sich zu so einer entwickeln muss, wenn man Staat machen will. Wenn du das die ganze Zeit abstreitest, Staat machen zu wollen, was soll dann überhaupt die Diskussion? Soll sich die Diskussion auf einen methodischen Umgang zusammenkürzen, wo man als Kommunist Öffentlichkeit nutzen kann?
Indikator ist auch Unsinn. So etwas braucht nur der Verfassungsschutz umd die Gefahr einer Organisation einstufen zu können. Oder geht es dir wirklich um die selten dämliche moralische Frage, wer die Legitimation hat, Arbeiterinteressen zu vertreten? Oder hat man die nur, wenn man vorweisen kann, in gesellschaftliche Prozesse interveniert zu haben? Ich hab von deiner Truppe noch nicht viel gehört. Du von uns wohl auch nur so viel, dass wir Lesekreise in Unis oder an Küchentischen machen und nicht in der Fabrik. Aber selbstverständlich nimmst du auch nur das wahr, was du wahrnehmen willst.
Die Genesis des Staates gehört in diese Debatte nicht rein. Der Staat als Gewalt geht dem Kapitalverhältnis voraus. Das Kapital kann ohne eine allgemeine Gewalt gar nicht existieren. Im Prozess wurde das natürlich dann ein bürgerlicher Staat, wie wir ihn jetzt kennen, der seine Staatsaufgaben an den gewünschten und unerwünschten Wirkungen des Kapitalverhältnisses ausrichtet, von welchem er lebt.
Von Determination, wie sich in ihm eine komm. Partei entwickelt, habe ich nicht geredet. Dazu müsste man vllt. aber diskutieren, was der demokratischen Wahl zugrunde liegt und was die Aufgaben einer Partei, die zur Wahl antritt, sind. Das ist nämlich nicht so variabel als dass jede x-beliebige Partei antanzen könnte. Lässt man sich auf den demokratischen Blödsinn ein, will man ein Staatsprogramm entwerfen, wählbar sein und so das ganze Procedere durchlaufen, dann bringt das eben Notwendigkeiten mit sich.
Aber wovon redest du noch mal? Nur von der Nutzung der Öffentlichkeit? Dann hats ja damit sicher nichts zu tun. Der nächste Fluchtpunkt? Schreib halt mal, was du dir unter komm. Politik vorstellst und lass die abstrakten Gegenreden, wo man alles mögliche herauslesen könnte.“

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Das Fest der Liebe – Weihnachten in liebloser Zeit (MSZ 14 1976)

9. Dezember 2012 4 Kommentare

Auf der Archivseite für Artikel, die in der „Marxistischen Studentenzeitung“ (MSZ) der Marxistischen Gruppe von 1974 bis 1980 erschienen sind, wurde jetzt sozusagen hochaktuell ein Artikel aus der Nr. 14 vom 13.12.1976 zu Weihnachten hochgeladen.

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[online] 11.12.12 ¦ Berlin ¦ Der EURO – ein Weltmachtprojekt nach innen und außen

5. Dezember 2012 196 Kommentare

Der GegenStandpunkt wird am Dienstag, dem 11.12.2012 eine weitere Veranstaltung zur Krise in Europa machen im Mehringhof mit Peter Decker als Referenten.
Thema:
Die beinharte Krisenkonkurrenz um die Rettung der Währungsunion wirft ein Licht auf das europäische Friedenswerk
Der EURO – ein Weltmachtprojekt nach innen und außen
Referent: Peter Decker
Datum: 11.12.2012
Beginn: 19:30 Uhr
Ort: Mehringhof, Versammlungsraum,
Gneisenaustr. 2a, Berlin-Kreuzberg
Im Ankündigungstext heißt es:

Nach drei Jahren Euro-Rettung steht mehreres fest:
Erstens ist nichts bewältigt und erledigt. Im Gegenteil. Das Misstrauen der Finanzmärkte in die dauerhafte Bedienung der Staatsschulden, das sich zuerst auf Griechenland gerichtet hatte, weitet sich immer mehr aus: Inzwischen haben auch viel größere und wirtschaftlich potentere Mitgliedsländer wie Italien und Spanien ihren Kredit beim Finanzkapital verloren. Sogar Frankreich wird als möglicher Problemfall gehandelt.
Zweitens wird die Verteidigung der Euro-Zone und die finanzielle Stabilisierung ihrer Wackelkandidaten sehr, womöglich unabsehbar teuer, so dass sogar die Kreditwürdigkeit des deutschen Stabilitätsankers der Währungsunion durch sie beschädigt zu werden droht.
Drittens muss die Euro-Rettung gleichwohl unbedingt sein. Sie ist „alternativlos“. „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, sagt die Kanzlerin.
Viertens, darauf besteht besonders Berlin, ist die Rettung des Euro mit der heutigen Währungsunion nicht zu machen. Die ganze EU muss umgekrempelt, zum Teil neu konstruiert und beschlossen werden, um an die Stelle der existierenden eine „echte Wirtschafts- und Währungsunion“ zu setzen, in der die Mitgliedsländer nach der Hoheit über die Geldschöpfung auch die Hoheit über ihre staatlichen Haushalte aufgeben und sich ihre Steuer-und Schuldenpolitik von einem europäischen Finanzminister genehmigen lassen. Die Mitglieder, auch darauf besteht vor allem Berlin, können nicht den Euro haben und zugleich die souveränen Herren ihrer nationalen Haushaltsführung bleiben. Für das europäische Geld ist das Opfer des Allerheiligsten ihrer Nationen fällig.
Warum?
Was ist der Euro für ein Ding, dass er sich mit der Souveränität seiner 17 nationalen Eigentümer nicht verträgt?
Was hängt alles an den Zetteln der EZB in Frankfurt?
Und warum ist Deutschland, der mitgefangene Hauptgläubiger der Pleitestaaten, so entschlossen, das Abenteuer Euro nicht nur fortzusetzen, sondern zu radikalisieren und „Europa zu vollenden“?
Antworten auf diese Fragen werden auf der Veranstaltung gegeben und erörtert.

Update: Die Aufzeichnung der Veranstaltung steht im Audio-Archiv der KK-Gruppe zum Download bereit:
http://kk-gruppe.net/mp3/Decker%20Euro%20Berlin%2011.12.2012.mp3

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Zum Stellenwert des Demonstrierens für Kommunisten

2. Dezember 2012 8 Kommentare

Der GegenStandpunkt hat ja in letzter Zeit mehrere Veranstaltungen gemacht zu Blockupy gemacht. Und mich dabei in mehrfacher Weise überrascht: In Frankfurt hat der erste Genosse, der referiert hat, ähnlich jetzt im Artikel in der Nr. 42 von versus und damit in Anlehnung an den Artikel im GegenStandpunkt 3-12 S. 18, für mich erstaunlich positiv vom Demonstrieren geredet „Die [vorgebrachten] Argumente sind keine dagegen, dass man Demonstrationen macht. Man sollte sich nur im Klaren darüber sein, dass das ein sehr bescheidenes Mittel ist, und mit welchen Haken und Ösen es seitens des Staatsapparats verbunden wird. Also, vor welche Frage man da eigentlich gestellt wird. Aber, wie gesagt, kein Einwand dagegen, dass man Demos macht.“ (Es gibt im „Umkreis des GSP“ ja auch Genossen, die da strikt dagegen sind nach dem Motto „Also, an “Demos – nein danke“ würde ich nahtlos anschließen: “Revo – ja bitte!“. In der versus-Version (die sich nur leicht stilistisch vom Heftartikel unterscheidet), heißt es dazu:
„Die Aktivisten von Blockupy stören den demokratisch-kapitalistischen Normalvollzug, um mit ihrer Kritik in einer derartig hermetisch-affirmativen Öffentlichkeit wie der unseren überhaupt als abweichende Auffassung zur Geltung zu kommen. Diese Störung soll nachdrücklich ausfallen, weil die Demonstranten eines klarmachen wollen: Ihre Kritik am Finanzkapital und dessen staatlicher Protektion ist nicht bloß theoretisch gemeint, eine redliche aber praktisch belanglose Meinung eben, sondern sie gehört praktiziert als politischer Wille, der auf Unterbindung der kritisierten Machenschaften und Allianzen zielt. Die Bevölkerung soll sich dieser Kritik anschließen, damit diese praktisch wirksam wird.“
In Nürnberg hat den Peter Decker sozusagen wieder in die andere Richtung Schlußbemerkungen gemacht, ich habe sie abgeschrieben und hier gepostet
In Berlin hat wiederum Manfred Freiling dann recht pikiert reagiert, als ich Peter Deckers Bemerkungen nach seinem Vortrag auch noch nachgereicht habe, denn, wie ich das gerade vom ihm auch erwartet hatte, hat er die Argumente von Peter Decker nämlich nicht vorgetragen. Das war besonders irre, weil bei der Berliner Veranstaltung fast ausschließlich langjährige GSP-Unterstützer saßen, von denen wohl keiner in den letzten Jahren auf die Idee gekommen ist, es sei eine gute kommunistische Idee, den „den demokratisch-kapitalistischen Normalvollzug“ nicht nur stören zu wollen, sondern dies auch tatsächlich, wie symbolisch auch immer, in die Tat umzusetzen. (Immerhin hat dann ein junger „Militanter“ mit „Migrationshintergrund“ das hohe Lied der Randaledemos zur Rekrutierung von Kids angeführt, die man mit lahmen Flugblättern nicht erreichen könne, weil man deren Sprache und Lebensgefühl nicht treffe, sonst gab es null Diskussion).
Auf jeden Fall hätte ich es gern gehört, wenn neben dem Verriß des Demonstrationsrechts auch ein Verriß der Vorstellung gekommen wäre, ausgerechnet über die bürgerlichen Medien seinem minoritären (und vor allem natürlich von einem kommunistischen Standpunkt aus) „abweichenden Standpunkt“ Aufmerksamkeit verschaffen zu können. Um dann dranzuhängen, was eine Demoteilnahme für Kommunisten überhaupt leisten kann. Denn es ist ja nicht so, daß das immer ganz verkehrt wäre, selbst die Marxistische Gruppe hat ja schon mal mächtig aufgedreht (ich habe darauf ja auch extra hingewiesen).
Was bringt dann für Kommunisten das Demonstrieren? Mehr…

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Die „neue Marx-Lektüre“ – Wissenschaft als l’art pour l’art?

29. November 2012 2 Kommentare

Schluß des Artikels „Wie Marx nicht gelesen werden sollte“ (kommt wahrscheinlich den meisten Lesern hier bekannt vor, 2008 hatte nämlich der GegenStandpunkt seine Kritik an Michael Heinrichs „Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie“ unter den Titel gestellt „Wie man „Das Kapital“nicht schon wieder neu lesen sollte„) von Johann-Friedrich Anders

„Gerade aber aufgrund der durch die zweite MEGA geschaffenen vielfach neuartigen Materiallage, die immer mehr als wissenschaftliche Herausforderung begriffen wird, bedarf die intensive Beschäftigung mit Karl Marx auch in heutiger Zeit keiner Rechtfertigung.“ Also der umfangreiche Nachlass von Marx ist es, der für die Wissenschaft eine Herausforderung darstellt. Und ich hatte immer gedacht, das Elend der Welt wäre die Herausforderung, und es empfehle sich, Marx zu lesen, weil mit seiner Hilfe am ehesten Aufklärung darüber zu gewinnen ist, wie sich diese „ganze alte Scheiße“ (Marx, MEW 3, S. 35) überwinden lässt.

Er ist in der Ausgabe 11 12 von trend ONLINEZEITUNG „nachgedruckt“ worden, ursprünglich ist er bei grundrisse – zeitschrift für linke theorie & debatte erschienen.
Nachtrag: Ich habe gerade gemerkt, daß contradictio schon vor einem Jahr auf den grundrisse-Text hingewiesen hatte. Und selbst trend hatte den Artikel schon in 2011 gebracht, damals übrig noch mit den vom Autor angesprochenen Kursivierungen, die jetzt leider flöten gegangen sind.
Ingo Elbe als einer der beiden Hauptadressaten in der Kritik von Anders, hat ihm auf der Seite der Roten Ruhr Uni geantwortet „Alte Marx-Lektüre – Bemerkungen zum marxistisch-leninistischen Backlash in der Marx-Rezeption

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Peter Decker: … in eigener Sache

21. November 2012 25 Kommentare

Die Schlußbemerkungen von Peter Decker bei der Veranstaltung zum Thema „Wie die Demokratie Protest unschädlich macht – Die Praxis des Demonstrationsrecht am Beispiel der Blockupy-Aktionstage in Frankfurt“ am 15.11.2012 in Nürnberg:

„Ein Nachtrag, der ein bißchen an Aktivisten des Demonstrierens hinredet. Es gibt unter den linken Organisationen eine ziemlich feste Meinung, daß Vorträge halten und Flugblätter produzieren und verteilen, Schriften produzieren und verteilen, daß das „Theorie“ ist. Das kann schon respektabel sein, aber es ist bloß „Theorie“. Demonstrieren ist „Praxis“, und zwar die Praxis.
Denen möchte ich gerne sagen, die heutige Besprechung der Demonstration als Mittel, für ein Anliegen Aufmerksamkeit zu erwecken, sollte ein bißchen gezeigt haben, daß diese Praxis – ohne daß ich jemandem deshalb den Vorwurf machen will, wenn er demonstriert, das ist nicht verkehrt – bedeutet, sich den Organen der Öffentlichkeit ausliefern, damit die was aus der eigenen Sache machen. Und die machen dann daraus, was sie wollen. Das ist unvermeidlich, das ist kein Fehler.
Dann sollte man verstehen: Praxis im Sinne eines politischen Kampfes um „Macht“, um die Fähigkeit, den Lauf der Dinge zu bestimmen, ist etwas ganz anderes als Demonstrieren. Wer das will, der muß an die Grundlagen der Macht gehen, der muß dran gehen, worauf beruht denn dieses Gemeinwesen? Das ist ein ganz anderes Feld. Letzen Endes ist das das Feld, wo die Arbeiterschaft den Reichtum dieser Gesellschaft produziert. Wenn die sich verweigern, das ist ein wirklicher Hebel, das ist ein wirkliches Mittel der Macht. Demonstrieren ist dann selber bloß das Demonstrieren von praktischem Willen. Das hat was, ja, und das soll man auch nicht leugnen. Es ist wie auf dem Feld des Theaters das Dementi, daß es bloße Meinung sei. Das ist nicht unrespektabel. Aber es ist doch bloß auf dem Feld des Theaters das Dementi, daß es bloße Meinung sei. Die sagen, Demo ist doch die Praxis! Reden ist Theorie, Demo ist Praxis! Jetzt will ich sagen, aber Leute, vergeßt bitte dabei nicht: Praxis ist bloß Demo! Und das ist nicht dasselbe als wenn ich sagen wollte, man soll nicht demonstrieren. Daß soll man. Aber man soll wissen, auf was man sich einläßt. Daß man da bloß ein Mittel hat, dessen fragwürdige Seiten wir heute durchgenommen haben, ein Mittel der Verbreitung eine kritische Auffassung betätigen, daß sich durchaus vergleichen muß mit: Was ist besser, 10 000 Flugblätter mit ein paar Argumenten oder 10 000 Demonstranten mit einer Parole? Da kann man für beides was anführen, aber man soll nicht so tun, daß das eine „Politik“ wäre und das andere „Theoriewichserei“.
Das jetzt an die – sind wahrscheinlich nicht da, wie immer – Aktivisten des Demonstrierens: Einfach mal überlegen: Ist das, was sie für die Praxis halten, ist das wirklich was anderes als auch nur ein Mittel, einen Standpunkt bekanntzumachen? Wem das klar ist, der ist dann auch bereit, praktisch die Vergleichbarkeit der Mittel ins Auge zu fassen und auch den Riesenaufwand, den es kostet eine nationale Demo irgendwo zu organisieren, ins Verhältnis zu dem Nutzen zu setzen, der damit verbunden ist. Das war jetzt mal hinzugesetzt von mir, von uns, das Moment des Praktischen an diesen Überlegungen.“

Zur Erinnerung, was die eigene Sache mal war:
http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/81/81_6/demo.htm
So deutlich haben das die Genossen in Frankfurt übrigens nicht vorgetragen, da klang das stellenweise so, als wenn die Demokratie es so hinorganisiert habe, daß das Demonstrationsrecht einem Demonstranten den Schneid per se unvermeidlich abkaufen müßte.

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Kapitalismus vs. Demokratie Kongreß in Köln 30.11.-2.12.12

18. November 2012 Kommentare ausgeschaltet

Schon mit einem kapitalen Fehler anfangend im Kongreßnamen will die die Linke.sds demnächst „in Köln die größte linke Konferenz dieses Jahres“ organisieren.
Außer den usual suspects aus ihrem eigenen Parteispektrum wie Sahra Wagenknecht und Gregor Gysi werden auch nicht ganz so parteinahe Linke dabei sein wie Jutta Dittfurth oder Michael Heinrich und einige bekannte Softtrotzkisten wie Alex Callinicos und Sascha Stanicic, der die SAVler in der Partei die Linke mitanführt.

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95 Jahre Oktoberrevolution. Nachtrag

8. November 2012 1 Kommentar

Am 2. November 2012 hat der marxistische Autor und Journalist Dietmar Dath – von bürgerlichen Kritikern als „Lenin 2.0″ verspottet – in Berlin über die Oktoberrevolution geredet, so atemlos, daß manche darin nur einen poetry slam gesehen haben. (Den Videomitschnitt kann man sich bei YouTube ansehen, die links gibt es bei contradictio, bei ARAB kann man eine Kurzversion seines Textes lesen, der in zwei Teilen in der „jungen Welt“ erschienen ist, dort mittlerweile aber nur noch mit Online-Abo lesbar ist). Bei der Ladenveranstaltung hat sich jemand, der wohl ein Unterstützer der PSG ist, zum aktuellen Tiefpunkt antikommunistischer Hetze, Robert Service Buch „Trotzki Eine Biographie“, einen Beitrag gemacht.
Der Blogger systemcrash hat nun einen „Offenen Brief an die PSG“ von der RIO gespiegelt, in dem es heißt:

„zum 95. Jahrestag der Oktoberrevolution organisieren wir eine Reihe von Veranstaltungen, auf denen wir unter anderem eine Neuauflage der “Kopenhagener Rede” von Trotzki vorstellen werden. Dazu wollten wir den 1937 erschienenen Film “Vom Zar zu Lenin” zeigen. Uns hat es sehr überrascht, dass das führende PSG-Mitglied Peter Schwarz in einer Mail vom 6. November mit “juristischen Schritten gegen RIO und das Café Commune” drohte, weil der Film urheberrechtlich geschützt ist.“

Der Brief endet mit folgender

„Absage und Ankündigung
Da wir im Gegensatz zur Partei für Soziale Gleichheit weder einen Vorsitzenden haben, der Besitzer eines großen Unternehmens ist (SEP-Vorsitzender David North ist CEO einer großen Druckerei), noch jemals Geld von der Regierung von Muammar al-Gaddafi erhalten haben (das ICFI, die internationale Strömung von PSG und SEP, bekam ab Mitte der 70er Jahren über eine halbe Million Pfund von dieser Regierung, wie sie später selbst zugeben mussten); da wir unsere sehr knappen finanziellen Mittel ganz der Verbreitung der Ideen Trotzkis und nicht juristischen Auseinandersetzungen widmen möchten; da wir auf keinen Fall das Café Commune in Mitleidenschaft ziehen möchten, sehen wir uns leider gezwungen, die Filmvorführung abzusagen. Dafür werden wir die Neuauflage der Broschüre “Verteidigung der Oktoberrevolution” vorstellen und andere Filmausschnitte zeigen. Alle sind herzlich eingeladen!
95 Jahre Oktoberrevolution
Vorstellung der Neuauflage der Broschüre “Verteidigung der Oktoberrevolution”
Donnerstag, 15. November, 19 Uhr, Café Commune, Reichenberger Str. 157“

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Fundgrube MSZ: Zum Tode Mao-Tse-Tungs

8. November 2012 Kommentare ausgeschaltet

Anläßlich des obligatorischen aktuellen „Machtwechsels“ in der VR China, also der Auswechslung der führenden Kader von Partei und Staat, was dort so alle 10 Jahre organisiert wird, möchte ich hier einen alten Grundsatz-Artikel aus der MSZ hervorholen, der zum Tod von Mao Zedong im Oktober 1976 erschien. Er wird demnächst auch auf der Archivseite für die alten MSZ http://msz1974-80.net zu lesen sein.
Update: Der Artikel ist im Archiv jetzt hier online.

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Hurricane Sandy: Beware of America’s disaster capitalists

7. November 2012 Kommentare ausgeschaltet

„The prize for shameless disaster capitalism, however, surely goes to rightwing economist Russell S Sobel, writing in a New York Times online forum. Sobel suggested that, in hard-hit areas, Federal Emergency Management Agency (Fema) should create „free-trade zones – in which all normal regulations, licensing and taxes [are] suspended“. This corporate free-for-all would, apparently, „better provide the goods and services victims need“.
Yes, that’s right: this catastrophe, very likely created by climate change – a crisis born of the colossal regulatory failure to prevent corporations from treating the atmosphere as their open sewer – is just one more opportunity for further deregulation. And the fact that this storm has demonstrated that poor and working-class people are far more vulnerable to the climate crisis shows that this is clearly the right moment to strip those people of what few labour protections they have left, as well as to privatise the meagre public services available to them. Most of all, when faced with an extraordinarily costly crisis born of corporate greed, hand out tax holidays to corporations.“

Kommentar von Naomi Klein im Guardian am 6.11.2012

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Antifa, nationalism and democracy (Interview with F.Huisken in „Weekly Worker“, CPGB)

27. Oktober 2012 5 Kommentare

Die meisten stalinistischen Parteien sind nicht mehr das, was sie mal waren und für die die Communist Party of Great Britain (Provisional Central Committee) (CPGB-PCC) gilt das allemal. Sie ist bekannt für ihre „Zeitung“, den „Weekly Worker“, über die Wikipedia schreibt: „The paper is well known on the left for its polemical articles, close attention to Marxist theory and the politics of other Marxist groups. It claims an online readership averaging over 20,000 a week[1] but only prints 500 copies per week.“
Und so verwundert es dann doch nicht, daß der Weekly Worker im April 2012 in seiner Ausgabe 911 ein Interview mit Freerk Huisken unter dem Titel „Antifa, nationalism and democracy“ gebracht hat (habe ich bei Facebook gefunden):
In last week’s issue of the Weekly Worker, we looked at the institutional anti-fascism of the German state.[1] But what about the anti-fascism of the German left? Surely, in a country that has seen an exponential rise of far-right activity following reunification, the left has developed a thorough political analysis of neo-fascism, coupled with a scathing anti-capitalist critique?
Unfortunately, nothing could be further from the truth. On the left, the “German neurosis” that we described last week finds its expression in abstruse phenomena such as the pro-imperialist, pro-Zionist ‘anti-German’ movement. Peddling slogans which, at their most extreme, wish death and destruction upon the German masses, the ‘anti-German’ movement is based on a simple political error: it conflated the imperialist project of ‘reunification’ with the confused, resentful and often murderous far-right reaction to its material effects in the former German Democratic Republic. It must have somehow escaped the ‘anti-Germans’, who attribute neo-Nazism to some defect in the German national DNA, that the entire former Soviet bloc, including Russia and Poland, has seen very much the same sort of developments since 1989.
Elsewhere on the German left, things do not look a lot better. Though taking its name from the Communist Party of Germany’s street fighting squad of the 1930s, the present day Antifaschistische Aktion (Antifa) is a somewhat ramshackle alliance of anarchists, leftists and – let us be honest – left liberals who regard fascism as the central threat facing humanity today. Divided into mutually hostile ‘anti-German’ and more traditionally anti-fascist camps, Antifa’s programmatic propensity to treat mere symptoms at the expense of proposing a cure is reflected in the broader anti-fascist discourse that dominates the Left Party (‘Die Linke’) and the publications close to it.[2]
The German writer and academic, Freerk Huisken is that rare thing on the German left: a Marxist voice critical of left anti-fascism. In his new book, Der demokratische Schoss ist fruchtbar (‘The democratic womb is fertile’), he argues that the left’s anti-fascist critique is in a poor state and, furthermore, that “democrats of all stripes” are incapable of criticising fascism.[3]
Much as comrade Huisken’s book is refreshingly provocative, I would argue with some of his views. In the course of this email interview, I felt Huisken had a tendency to blur the distinction between democracy under capitalism and fascism, misinterpreting any objective evaluation of the different conditions of class struggle under these two forms of bourgeois rule as apologia for the latter. Then there is his idiosyncratic understanding of ‘democracy’, which, in my view, has more to do with Bordigist and various other left communist interpretations than it does with the actual, radically democratic programme espoused by Marx and Engels. However, I decided to leave further discussion around the dictatorship of the proletariat for another time. Mehr…

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Christian Frings – Die neue Marx-Lektüre des frühen Operaismus

26. Oktober 2012 Kommentare ausgeschaltet

Christian Frings (der unter anderem David Harvey’s Kapitaleinführung ins Deutsche übersetzt hat, ich hatte hier darauf hingewiesen) hat bei der Rosa Luxemburg Stiftung am 24.10.2012 einen Vortrag gehalten:
„Die neue Marx-Lektüre des frühen Operaismus „
Den Mitschnitt kann man hier anhören oder runterladen. Dort heißt es dazu:

„Begleitseminar zu den RLS-Kapitallesekursen.
Der Verzicht der kommunistischen Parteien im Westen auf revolutionäre Klassenpolitik und der Arbeiteraufstand im sozialistischen Ungarn 1956 stürzten den Marxismus in eine tiefe Krise. Einer der interessantesten Versuche, sich Marx’ Kritik der politischen Ökonomie auf neue Weise anzueignen und für radikale Arbeiterpolitik fruchtbar zu machen, ging von einer dissidenten Strömung in Italien aus. Die Gruppe um die ab 1961 erscheinenden «Quaderni Rossi» und deren Wortführer Raniero Panzieri verband ihre akribische Neulektüre des «Kapital» mit einer kritischen Rezeption der Industriesoziologie und eigenen Untersuchungen in der Fabrik. Sie legten die fundamentale Kritik von Marx am despotischen Charakter der kapitalistischen Arbeitsorganisation wieder frei, die nach Marx vergessen und durch eine produktivistische Verherrlichung der Rationalität ersetzt worden war. Und sie arbeiteten die revolutionäre Bedeutung des von Marx systematisch entwickelten Begriffs des «kombinierten Gesamtarbeiters» heraus, die sie zur Formulierung einer «strategischen Umkehr» (Mario Tronti) im Verhältnis von Arbeiterklasse und Kapital brachte. Bis heute findet diese neue Lesart von Marx ihren Niederschlag in den philosophischen Ansätzen von Negri oder Holloway und in den empirisch-historischen Forschungen von Arrighi und Silver.

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Dreiteiliges Video zur Geschichte der IBT

24. Oktober 2012 Kommentare ausgeschaltet

Systemcrash, selber auch aus der trotzkistischen Ecke, hat auf seinem Blog auf folgendes Youtube-Video über die International Bolshevik Tendency (die wiederum aus der iST, später ICL gekommen ist) hingewiesen:
http://www.youtube.com/watch?v=8Qo9BukxPTk (Teil 1)

http://www.youtube.com/watch?v=9h2les3Hiuo&feature=relmfu
(Teil 2)

http://www.youtube.com/watch?v=zz3gb8uDRds&feature=relmfu
(Teil 3)

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Kritik des linken Antifaschismus (Huisken im Interview beim Freien Radio Potsdam)

8. Oktober 2012 2 Kommentare

Freerk Huisken (vom GegenStandpunkt) hat am letzten Wochenende in Berlin sowohl einen Vortrag mit Diskussion zur Kritik des linken Antifaschismus gehalten (am 5.10.2012 im Mehringhof, der Mitschnitt ist bei argudiss erhältlich), als auch am einen Workshop dazu (am 6.10.2012).
Jobst vom Freien Radio Potsdam hat für seine regelmäßige Sendung „Salatschatten“ am Samstag ein Interview mit Freerk Huisken gemacht. Ich habe das reine Interview aus seiner Sendung vom 8.10.2012 rausgeschnitten und hier hochgeladen, Jobst hat angekündigt, daß die Sendung demnächst auch dort runterladbar sein wird.

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