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Archiv für die Kategorie ‘(3) Fundstellen’

Was tun! Eine Antwort (von Freerk Huisken)

18. April 2007 3 Kommentare

Man soll ja eigentlich nicht nur Krimis nicht mit dem Schluß anfangen. Bei Freerk Huiskens neuem Buch „Über die Unregierbarkeit des Schulvolks“ habe ich es aber dennoch getan und möchte sein traurigerweise brandaktuelles Schlußwort hier zitieren:

Doch will ich mich nicht drücken. Eine erste und ganz einfache Konsequenz aus der vorgetragenen Kritik lautet: Überall dort, wo Sie damit konfrontiert sind, dass sich Menschen – große und kleine, weibliche und männliche, studierte und nichtstudierte – falsche Gedanken über die Ursachen von Erfolg und Misserfolg im Kapitalismus machen, sollten Sie mit zutreffender Kritik – die sich folglich nicht dem Imperativ unterwirft, sie müsse konstruktiv sein – einschreiten. Denn diese falschen Gedanken – sie waren ebenso wie einige ihrer Widerlegungen Gegenstand des Vortrags – sind immer zugleich die Absegnung jener »falschen« Praxis, in die der Mensch in Studium und Beruf, Familie und Arbeitsmarkt gestellt ist. Schon wieder »bloß« erklären? Einerseits ja, andererseits nein: Denn die richtige Erklärung ist der Überzeugungsarbeit vorausgesetzt, d.h. will erst einmal wirklich geleistet sein.
Wenn Sie nun darauf insistieren, dass das aber noch ziemlich dünn ist, muss ich Ihnen zustimmen. Mir reicht das auch nicht. Ich hätte auch lieber gleich einen großen Haufen überzeugter und zu allerlei ernstem Streit aufgelegter und befähigter Menschen beieinander. Doch da der nicht zu »schnitzen« ist, wird es wohl dabei bleiben müssen, erst einmal Überzeugungsarbeit zu leisten. Und das heißt Erkenntnisse über diese Gesellschaft zu verbreiten, ohne die sich bei niemandem der Wille herausbildet, sich nicht weiter den Verhältnissen zu unterwerfen. Das Erklären und Überzeugen ist nicht alles, aber ohne Erfolge an dieser Front geht gar nichts.
Worum geht es dabei? Zu leisten ist also zunächst die Kritik des falschen Bewusstseins von den Siegen und Niederlagen, die der Kapitalismus seinem »Menschenmaterial« bereitet. Zu kritisieren ist die durchgesetzte Psychologisierung der Konkurrenzmoral und ihrer Ergebnisse, von der auch der Nachwuchs nicht verschont bleibt. Zu widerlegen ist die Ansammlung all der falschen Urteile, mit denen sich der heranwachsende und der fertige Mensch in seiner Welt einrichtet: Die angebliche Abhängigkeit der Chancen von den Leistungen, die der Leistungen von einer Leistungsfähigkeit, deren Aufwertung zum Indiz für den relativen Selbstwert der Person, diese Konstruktion selbst, einschließlich aller Veranstaltungen zur Pflege von Selbstbewusstsein. Da steht die Kritik des moralischen Rückzugs auf die eigene Wohlanständigkeit bei chronischem Misserfolg »im Leben« ebenso an wie die Verwandlung aller Erfolge und Misserfolge in Ehrfragen. Anzugreifen sind die Bemühungen, wenigstens im Privatleben den Siegertyp herauszukehren und honoriert zu bekommen, ebenso wie das Sicheinrichten in der Depression, die das Fehlurteil kultiviert, man sei nun einmal ein Versager. Wer Schüler, die sich in der Gossensprache zu überbieten versuchen oder mit ihrem Waffenbesitz angeben, für kleine Monster hält, aber an den angeberischen Ritualen Erwachsener und an den Selbstdarstellungskunststücken von Erfolgsmenschen nichts weiter auszusetzen hat, der hat nichts von dem begriffen, was die Chaos-Kinder treiben. Das gilt auch für Lehrer, die sich über die Brutalität auf dem Schulhof beschweren, es aber für in Ordnung halten, wenn sie ihrem »Lieblingsschüler« mitteilen, dass er, wie nicht anders zu erwarten gewesen sei, wieder ein-mal versagt habe; die an Schülern verzweifeln, die den Unterricht nur als Gelegenheit nehmen, sich vor den Mitschülern aufzuspielen, es aber zur Gewohnheit ausgebildet haben, über ein Soziogramm die Klasse »in den Griff« zu bekommen.
Ob sich allerdings diejenigen Kinder und Jugendlichen von Argumenten beeindrucken lassen, denen bereits »alles egal« ist, die als Maß zur Beurteilung ihrer Lage allein die von ihnen selbst inszenierten Überlegenheitsbeweise gelten lassen, ist mehr als fraglich. Schließlich lässt sich die Einbildung der Kids, sie seien überhaupt die Größten, selbst durch den gut begründeten Verweis auf die bestehenden »Kräfteverhältnisse« nicht irritieren, zumal wenn sie ihre Gleichgültigkeit gegenüber Recht und Moral sogar als Beweis ihrer besonderen »coolness« bewertet wissen wollen. Wo das Interesse und seine Erfüllung sich bereits in Einbildungen bewegt, das Getue wahnhafte Züge annimmt, da versagen Argumente.
Dieser Befund ist bedauerlich. Er gibt den psychologischen und polizeipädagogischen Rezepten dennoch nicht im Nachhinein Recht. Die geleistete theoretische Kritik hebt sich nicht dadurch auf, dass die praktische scheitert. Wenn zu konstatieren ist, dass es Menschen gibt, die »von allen guten Geistern verlassen« und deshalb nicht von ihrem Tun abzubringen sind, dann ist Kapitulation angesagt und allenfalls für Schadensbegrenzung zu sorgen. Erzieher, die das nicht einsehen, weil sie ihre Ohnmacht nicht aushalten, müssen natürlich »was tun«. Das ändert an ihrer Ohnmacht nichts. Sie können sie so nur besser aushalten.
Ziemlich alle praktischen Interessen von Pädagogen bleiben also auf der Strecke. Das mag für sie ärgerlich sein, doch gibt es kein Gesetz, das besagt, dass das Objekt der Kritik mit dem Subjekt der neu gewonnenen Einsicht zusammenfallen muss. Besonders deshalb fallen die Ambitionen von Lehrern und die Schlussfolgerungen aus der vorgelegten Kritik ziemlich auseinander, weil die Erziehungsbevollmächtigten sich einfach nicht von der Idealisierung ihrer Umwelt freimachen können. Immer wieder geben sie einerseits in ihrem pädagogischen Tun zu Protokoll, dass sie für die bürgerliche Gesellschaft viel übrig haben und ihr die tauglichen Nachwuchsmannschaften liefern wollen. Andererseits führen sie sich als Kritiker der jugendlichen Verwahrlosung auf, die eben dieser Kapitalismus hervorbringt.
Es gehört geradezu zum Prinzip von Pädagogik, die Einrichtungen des Kapitalismus dadurch zu beschönigen, dass man sich die Vorstellung leistet, sie seien in ihrer Zweckbestimmung auch ohne das zu haben, woran sich Lehrer stören: So halten sie eifrig an einer Schule fest, die den Markt mit Berechtigungen füttert, sind aber gestandene Kritiker der Zensurengebung – ohne die eine solche Schule nun einmal nicht funktioniert. So sind sie Anhänger der Familie, mit ihrer Einkommensabhängigkeit und ihrer Erziehungszuständigkeit, schelten aber die Eltern für ihr »Versagen« in der vorschulischen Moralerziehung des Nachwuchses, die in der »modernen Familie« von Doppelverdienern, Schichtarbeitern, allein erziehenden Müttern oder Arbeitslosen zwangsläufig ist. So bringen sie dem Nachwuchs bei, dass Marktwirtschaft, gerade weil sie eigentlich dem Wohl aller Bürger verpflichtet sei, nicht immer so viel Arbeitslose produzieren darf. Sie wollen jedoch nichts davon wissen, dass gerade die Praxis des Heuerns und Feuerns ein Mittel ist, die von ihnen geschätzte Marktwirtschaft am Laufen zu halten. Sie wünschen sich die vollständige bürgerliche Gesellschaft, jedoch immer ohne die not-wendig zu ihr gehörigen »Begleitumstände«, an denen sie sich stören. Sie wollen nicht begreifen, dass das eine ohne das andere nicht zu haben ist. Wenn sie – anders gesagt – die Abschaffung aller aufgelisteten Ärgernisse von der Jugendverwahrlosung über die Arbeitslosigkeit bis hin zur Umweltzerstörung propagieren, dann müssen sie sich klarmachen, dass sie einer Umwälzung der dafür zuständigen Produktionsverhältnisse das Wort reden.
Dieser Idealismus ist es auch, der Pädagogen in der Frage der praktischen Alternative so intransigent werden lässt. Dem Befund, dass es nun einmal »kein gutes Leben im schlechten gibt«, setzen sie ihre Berufslüge entgegen, dass ein »kein schlechtes Leben im prinzipiell guten zu geben braucht«. Schlau wie sie sind, erklären sie sich mit allen kritischen Befunden schnell einverstanden, haben schon immer alles gewusst und geben doch zugleich mit der Frage nach der Alternative und nach dem praktischen Ratschlag zu verstehen, dass sie das Entscheidende des Befundes wieder einmal verpasst haben bzw. überhören wollten. Den alles andere als zufälligen Zusammenhang zwischen jugendlichen Gewalttaten, der Psychologie des bürgerlichen Individuums und der politischen Ökonomie des Kapitalismus, den unterschlagen sie ein um das andere Mal.
So gesehen ist ihnen erst zu helfen, wenn sie sich selbst geholfen und ihrem berufsbedingten Idealismus abgeschworen haben. Dann liegen die Konsequenzen, die aus der Untersuchung folgen, auf der Hand. Alle nötigen Argumente sind im Text nachzulesen. Sie sollen diejenigen überzeugen, die ernsthaft ratlos vor der »gewalttätigen Jugend« stehen und einen Erklärungsbedarf anmelden. Wenn sie sich selbst in der Kritik wieder erkennen, ist viel gewonnen. Denn dann sind nicht mehr die ausgerasteten Kinder, sondern zugleich die unter falscher Anstrengung des Verstandes eingerasteten Erwachsenen das Thema. Dann geht es nicht mehr allein um die Kritik der zum öffentlichen Skandal erklärten Spitze, sondern um die Aufarbeitung des gesellschaftlich geschätzten Eisbergs geistiger Integrationstechniken.
Deswegen ist die Kritik auch keine Domäne der Schule. Im Gegenteil. Und Erzieher können sich daran erst beteiligen, wenn die Frage geklärt ist, wie sich die Erziehung der Erzieher bewerkstelligen lässt. Die Kritik setzt weder auf Betroffenheit, noch wendet sie sich bevorzugt an die jugendlichen Täter. Sie setzt unabhängig von Alter, Stand und Klassenzugehörigkeit, unabhängig von Amt und Beruf allein auf das Interesse an Einsicht in die Irrationalismen, die sich als psychologischer Überbau über den bürgerlichen Konkurrenzveranstaltungen in Schule, Politik und Ökonomie türmen. Und in der Logik dieser Einsicht liegt es, dass sie sich kaum damit begnügen wird, das falsche Bewusstsein zu sezieren, aber die falsche Wirklichkeit, die zu diesem Bewusstsein anstiftet, unangetastet zu lassen.

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’solid: Auferstanden aus Ruinen, sort of

17. April 2007 Kommentare ausgeschaltet

To whom it may concern:

LiebeR Forumsbesucher,
das [’solid]-Diskussionsforum ist neu eröffnet worden. Wir möchten dich mit dieser eMail einladen wieder mit anderen linken Jugendlichen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum auszutauschen, zu diskutieren und gemeinsam politische Aktionen und Kampagnen zu planen.
>> >> http://forum.solid-web.de
In wenigen Wochen vereinigt sich [’solid] mit anderen linken Regionaljugendstrukturen und formiert sich als größter linke Jugendorganisation in diesem Land und Verband bei der neuen Partei DIE LINKE neu. Bereits in den letzten Monaten sind mehrere hundert junge Menschen dazugekommen und täglich werden es mehr.
Anfang Juni werden wir dann alle gemeinsam den G8-Staatschefs bei ihrem Gipfel in Heiligendamm mit einem noch nie dagewesenen Protest die Show stehlen und weltweite Gerechtigkeit und Frieden einforden… in Theorie, Praxis und mit Aktion.
Viel Spaß und schöne Grüße,
vom Bundesjugendverband [’solid]

Der link geht schon mal nicht. Aber das wäre auch das geringste an Kritik.

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Manifestoon, auf der Höhe der Zeit?

17. April 2007 Kommentare ausgeschaltet

Die Freiburger Ideologiekritiker weisen auf ein “ ein interessantes Stück Agitationskunst hin: Das Kommunistische Manifest von Marx/Engels visualisiert mit Disney-Filmen.“ Mit ihnen kann ich, doch heftig überrascht, sowohl über das video, als auch über die Freiburger Genossen, auch nur wünschen“ Viel Spaß damit.“

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Verkennung des revolutionären Subjekts?

16. April 2007 11 Kommentare

Ein Beitrag auf dem blog von Sabine Nuss (wissenschaftliche Referentin für politische Bildung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin, auch Redakteurin bei der „Prokla“, für die Michael Heinrich als verantwortlicher Redakteur presserechtlich geradesteht):
Vor einiger Zeit rezensierte Franz Schäfer mein Buch “Copyright und Copyriot” auf der Homepage der “Linken Ottakringer Grundorganisation”. Er schrieb darin u.a.: “Leicht getrübt wird das Bild dieses excellenten Buches dadurch, dass Sabine bei dem Versuch aufzuzeigen, wo die AktivistInnen der Freien Software und FilesharerInnen in den Kategorien der kapitalistischen Welt verhaftet bleiben, durchaus auch etwas über ihr Ziel hinausschiesst.” Franz ist der Meinung, dass ich das revolutionäre Potential der AktivistInnen von Freier Software und FileSharing verkenne, bzw. zu negativ zeichne. Da er mit dieser Kritik nicht alleine steht, blogge ich hier einen Auszug aus der österreichischen Zeitschrift Malmoe, die das nochmal genauer wissen wollte. Das Interview steht nun online. Der betreffende Auszug daraus lautet:

Malmoe: “Besteht nicht, wie Franz Schäfer in früheren Ausgaben der MALMOE und auch in einer Rezension ihres Buches behauptet, Hoffnung dass sich Menschen, deren Praxis quer zur herrschenden kapitalistischen Funktionslogik steht, mit dieser in Konflikt geraten, und sich gerade daran politisieren?”
Sabine Nuss: “Ich kann doch keiner Praxis ihr Politisierungspotential absprechen – Potential bedeutet hier ja nur “Möglichkeit”. Ich kann mich noch erinnern, dass zu meiner Politisierung unter anderem die gemeinsamen Aktionen in der katholischen Jugendgemeinde beitrugen, die für sich gesehen nicht gerade revolutionär waren. Denkbar ist ja sogar, dass sich Leute gerade über völlig systemkonforme Praxen politisieren, zum Beispiel über den Irak-Krieg oder Hartz-Reformen. Was ich damit sagen will: Es ist im Voraus überhaupt nicht zu entscheiden, was Leute politisiert und was nicht. Das ist höchst zufällig und individuell. Warum soll Freie Software hier besonders privilegiert sein? Nur, weil ihre Produktionsweise für kapitalistische Verhältnisse atypisch ist? Üblicherweise heißt es auf Seiten der Verfechter von Freier Software (wenn sie nicht eh schon kapitalismus-kritisch sind), dass diese spezielle Eigentumsform nur möglich ist, weil es sich um ein immaterielles und damit nicht-knappes Gut handelt. Das heißt ja im Umkehrschluss: In der materiellen Welt ist Privateigentum notwendig, weil hier die Güter knapp sind. Deshalb war es mir ja so wichtig, das herrschende Eigentumsverständnis zu untersuchen. Das ergab, dass sowohl die Kritiker des Geistigen Eigentums als auch die Befürworter auf Basis der gleichen theoretischen Vorannahmen argumentieren. Ich bezweifle daher, dass sich Menschen in der Auseinandersetzung mit Freier Software besser politisieren als in der katholischen Jugendgemeinde.”

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Wucherer und Schieber, Banken und Berufskapitalisten

12. April 2007 Kommentare ausgeschaltet

Was tun die Banken? (…) Liegt den Banken etwas daran, daß die Kunden von den Gewerbe-treibenden und Geschäftsleuten gut und billig bedient werden, daß also der volkswirtschaftliche Bedarf rasch, billig und zuverlässig gedeckt wird? Nein! Sie haben nur ihr einseitiges Profitinteresse an den Zinsen, Provisionen und wie die Geldabzapfungskünste der Banken noch heißen. – Und was erzeugen denn die Banken? Nichts! Und was verdienen sie? Ungemessene Summen. Also Wucherer und Schieber, Banken und Berufskapitalisten decken keinerlei Bedarf, aber sie ziehen gewaltige Profite aus dem heute herrschenden zinskapitalisti-schen System, – mehr noch, sie sind die eigentlichen Herrn, Nutznießer und Ausbeuter dieser heute herrschenden antisozialen Wirtschaftsordnung.

Nun gut, die Wortwahl ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Wenn man das aber abzieht, dann könnte Gottfried Feder, der mit diesen Bemerkungen in einer Ausgabe von 1930 seiner »25 Punkte«, das wirtschaftspolitische Grundsatzprogram für die NSdAP von 1920, kommentiert hat, auch heute noch bei mancher Veranstaltung zum G8-Gipfel auftreten (oder sich von SPDlern wohlwollend zitiert sehen). Entnommen einem Artikel in der „jungen Welt“ vom 12.04.07 über Hjalmar Schacht: Der Bankier und die Nazis, Teil eins.

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Der Zwischenfall im Persischen Golf, was war da wirklich?

9. April 2007 1 Kommentar

Wenn der Zwischenfall mit den britischen Marinesoldaten, die im Shatt al-Arab von iranischen Soldaten erst in Gewahrsam genommen wurden und nach einigen Tagen wieder freigelassen worden sind, so abgelaufen ist, wie es die hiesigen Medien dargestellt haben, dann würde das mich wundern. Andere offensichtlich auch. Hier, auf dem Blog von Spiegelfechter, ein erstaunlich sorgsam recherchierter Bericht zu dieser Schlamperei, die genauso gut ein Täuschungsmanöver auf dem Weg zu einem großen Krieg gewesen sein kann.
Auch sein Kommentar „Sprechen Sie Farsi? Nein? Unsere Medien auch nicht“ gehört zur Sorte des genauer Nachgelesenen. Was man selbst bei Ahmadinedschad tun sollte.

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Die Reichen werden immer reicher und die Armen werden immer ärmer

4. April 2007 Kommentare ausgeschaltet

Under the title: „Income Inequality and Capitalism in the UK“ David Miles has a few remarks on the Morgan Stanley – Global Economic Forum:

Income inequality in the UK is once again on the rise. Latest data show that on a range of different measures the distribution of household income — after tax and after the payment of social security benefits — became slightly less equal over the course of the past year or so. What is surprising, and perhaps worrying, about this is not that the scale of the increase was great — in fact it was rather small — but that it happened despite a prolonged and concerted series of policy measures to make the distribution of incomes more equal.
Let’s start with the facts, and then turn to the implications. Mehr…

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Engels und der Fortschritt (der Sklavenhalterei)

3. April 2007 2 Kommentare

Durch meine Referer browsend bin ich über Goggle auf folgende Blog-Geschichte gestoßen:
SPARTAKUS
Dort wiederum auf folgendes Engels-Zitat aus dem Anti-Dühring, das dort als Faksimile abgebildet ist, hier aber nach www.mlwerke.de zitiert wird:

Erst die Sklaverei machte die Teilung der Arbeit zwischen Ackerbau und Industrie auf größerm Maßstab möglich, und damit die Blüte der alten Welt, das Griechentum. Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische Kunst und Wissenschaft; ohne Sklaverei kein Römerreich. Ohne die Grundlage des Griechentums und des Römerreichs aber auch kein modernes Europa. Wir sollten nie vergessen, daß unsere ganze ökonomische, politische und intellektuelle Entwicklung einen Zustand zur Voraussetzung hat, in dem die Sklaverei ebenso notwendig wie allgemein anerkannt war. In diesem Sinne sind wir berechtigt zu sagen: Ohne antike Sklaverei kein moderner Sozialismus.
Es ist sehr wohlfeil, über Sklaverei und dergleichen in allgemeinen Redensarten loszuziehn und einen hohen sittlichen Zorn über dergleichen Schändlichkeit auszugießen. Leider spricht man damit weiter nichts aus als das, was jedermann weiß, nämlich daß diese antiken Einrichtungen unsern heutigen Zuständen und unsern durch diese Zustände bestimmten Gefühlen nicht mehr entsprechen. Wir erfahren damit aber kein Wort darüber, wie diese Einrichtungen entstanden sind, warum sie bestanden und welche Rolle sie in der Geschichte gespielt haben. Und wenn wir hierauf eingehn, so müssen wir sagen, so widerspruchsvoll und so ketzerisch das auch klingen mag, daß die Einführung der Sklaverei unter den damaligen Umständen ein großer Fortschritt war. Es ist nun einmal eine Tatsache, daß die Menschheit vom Tiere angefangen und daher barbarische, fast tierische Mittel nötig gehabt hat, um sich aus der Barbarei herauszuarbeiten. Die alten Gemeinwesen, wo sie fortbestanden, bilden seit Jahrtausenden die Grundlage der rohesten Staatsform, der orientalischen Despotie, von Indien bis Rußland. Nur wo sie sich auflösten, sind die Völker aus sich selbst weiter vorangeschritten, und ihr nächster ökonomischer Fortschritt bestand in der Steigerung und Fortbildung der Produktion vermittelst der Sklavenarbeit. Es ist klar: solange die menschliche Arbeit noch so wenig produktiv war, daß sie nur wenig Überschuß über die notwendigen Lebensmittel hinaus lieferte, war Steigerung der Produktivkräfte, Ausdehnung des Verkehrs, Entwicklung von Staat und Recht, Begründung von Kunst und Wissenschaft nur möglich vermittelst einer gesteigerten Arbeitsteilung, die zu ihrer Grundlage haben mußte die große Arbeitsteilung zwischen den die einfache Handarbeit besorgenden Massen und den die Leitung der Arbeit, den Handel, die Staatsgeschäfte, und späterhin die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft betreibenden wenigen Bevorrechteten. Die einfachste, naturwüchsigste Form dieser Arbeitsteilung war eben die Sklaverei. Bei den geschichtlichen Voraussetzungen der alten, speziell der griechischen |169| Welt konnte der Fortschritt zu einer auf Klassengegensätzen gegründeten Gesellschaft sich nur vollziehn in der Form der Sklaverei. Selbst für die Sklaven war dies ein Fortschritt; die Kriegsgefangnen, aus denen die Masse der Sklaven sich rekrutierte, behielten jetzt wenigstens das Leben, statt daß sie früher gemordet oder noch früher gar gebraten wurden.
Fügen wir bei dieser Gelegenheit hinzu, daß alle bisherigen geschichtlichen Gegensätze von ausbeutenden und ausgebeuteten, herrschenden und unterdrückten Klassen ihre Erklärung finden in derselben verhältnismäßig unentwickelten Produktivität der menschlichen Arbeit. Solange die wirklich arbeitende Bevölkerung von ihrer notwendigen Arbeit so sehr in Anspruch genommen wird, daß ihr keine Zeit zur Besorgung der gemeinsamen Geschäfte der Gesellschaft – Arbeitsleitung, Staatsgeschäfte, Rechtsangelegenheiten, Kunst, Wissenschaft etc. – übrigbleibt, solange mußte stets eine besondre Klasse bestehn, die, von der wirklichen Arbeit befreit, diese Angelegenheiten besorgte; wobei sie denn nie verfehlte, den arbeitenden Massen zu ihrem eignen Vorteil mehr und mehr Arbeitslast aufzubürden. Erst die durch die große Industrie erreichte ungeheure Steigerung der Produktivkräfte erlaubt, die Arbeit auf alle Gesellschaftsglieder ohne Ausnahme zu verteilen und dadurch die Arbeitszeit eines jeden so zu beschränken, daß für alle hinreichend freie Zeit bleibt, um sich an den allgemeinen Angelegenheiten der Gesellschaft – theoretischen wie praktischen – zu beteiligen. Erst jetzt also ist jede herrschende und ausbeutende Klasse überflüssig, ja ein Hindernis der gesellschaftlichen Entwicklung geworden, und erst jetzt auch wird sie unerbittlich beseitigt werden, mag sie auch noch sosehr im Besitz der »unmittelbaren Gewalt« sein.
Wenn also Herr Dühring über das Griechentum die Nase rümpft, weil es auf Sklaverei begründet war, so kann er den Griechen mit demselben Recht den Vorwurf machen, daß sie keine Dampfmaschinen und elektrischen Telegraphen hatten. Und wenn er behauptet, unsre moderne Lohnknechtung sei nur als eine etwas verwandelte und gemilderte Erbschaft der Sklaverei und nicht aus sich selbst (das heißt aus den ökonomischen Gesetzen der modernen Gesellschaft) zu erklären, so heißt das entweder nur, daß Lohnarbeit wie Sklaverei Formen der Knechtschaft und der Klassenherrschaft sind, was jedes Kind weiß, oder es ist falsch. Denn mit demselben Recht könnten wir sagen, die Lohnarbeit sei nur zu erklären als eine gemilderte Form der Menschenfresserei, der jetzt überall festgestellten, ursprünglichen Form der Verwendung der besiegten Feinde.
Hiernach ist es klar, welche Rolle die Gewalt in der Geschichte gegenüber der ökonomischen Entwicklung spielt.

Jedenfalls für Engels.

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Klassenkampf passé? Ein Streit über »Heuschrecken« und Antikapitalismus, über Nationalismus und internationale Solidarität

2. April 2007 Kommentare ausgeschaltet

„junge Welt“ vom 01.04.07

Jürgen Elsässers provokante Sichtweisen in seinem kürzlich erschienenen Buch »Angriff der Heuschrecken. Zerstörung der Nationen und globaler Krieg« haben jW-Autor Gerhard Hanloser animiert, in einen Briefwechsel mit dem Buchautor zu treten. Beide setzen sich mit wichtigen strategischen Problemen der Linken – im wahrsten Sinne des Wortes – auseinander und geben daher eine Momentaufnahme von der Linken ab: hin- und hergerissen zwischen Ankommen im Parlamentarismus und radikaler Kapitalismuskritik.

Hier Auszüge:
Lieber Jürgen,
Einige politische Wandlungen hast Du bereits durchgemacht. War es in Deiner antideutschen Phase verpönt, die Leute dort abzuholen, wo sie stehen – weil da angeblich nur der Nationa-lismus, Antisemitismus und Stumpfsinn grassierte–, willst Du heutzutage mächtig Gas geben, um da anzukommen, wo Du die Leute wähnst, um mit ihnen genau in diesem Zustand zu verweilen. Mittlerweile bist Du ein Fürsprecher eines neuen Populismus, propagierst Volks-fronten gegen »Heuschrecken« genannte Private Equity Fonds.
Lieber Gerhard,
Der Vergleich mit den »Heuschrecken« ist deswegen so zugkräftig, weil er in der Sache stimmt: Bestimmte Investmentfonds fallen doch tatsächlich wie eine biblische Plage rund um den Globus über stabile Volkswirtschaften und gesunde Betriebe her, saugen sie aus, spucken die darin enthaltene menschliche Arbeitskraft in die Gosse und lassen dann die industriellen Kadaver für irgendeinen Abdecker liegen.
Nun schreibst Du weiter, indem man den Protest auf diese Hedgefonds verenge, dränge man »die Eigentumsfrage und die Frage des Wohnens und allgemeiner des Lebens« in den Hinter-grund. Na und? Wo ist das Problem? Wenn die Linke immer alles mit allem vermengt und dann großartig die »Systemfrage« stellt, kann sie nicht gewinnen – die große Mehrheit in die-sem Land ist auf absehbare Zeit nicht für einen Systemwechsel hin zum Sozialismus. Aber wofür es Mehrheiten gibt, ist die Verteidigung des beziehungsweise die Rückkehr zum Sozial-staat, also für einen »rheinischen Kapitalismus« anstelle der Einführung des »angelsächsi-schen« Modells. Wenn die Linke hier der Bevölkerung hilft, ihren Willen gegen die Wirt-schaftseliten durchzusetzen, dann kann sie im zweiten Schritt mit den Leuten auch weiterfüh-rende Fragen – sagen wir: Verstaatlichung der Schlüsselindustrien – besprechen. Aber immer hübsch eines nach dem anderen, und immer in Kontakt mit den Menschen bleiben.
Lieber Jürgen,
Eine »Verteidigung des Sozialstaates« versuchst Du nicht nur mit Kumpel »Münte«, sondern auch mit waschechtem Nationalismus zu erreichen. … Kommt nach der Antiheuschrecken-kampagne zusammen mit Münteferings Vergleich nun eine Prorazziakampagne zusammen mit den Bullen der Sozis?
Lieber Gerhard,
offensichtlich hast Du den Unterschied zwischen öffentlichem und privatem Eigentum nicht ganz kapiert. Auch in städtischen Wohnungen steigen die Mieten, das ist schon richtig. Aber die Bevölkerung kann das ändern, indem sie für andere Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sorgt– denn letzten Endes wird dort beschlossen, welche Mietpolitik gemacht wird, wie viele Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden etc. … Wie will man denn hierzulande mini-male Lohnstandards verteidigen, wenn man nicht auf Baustellen und anderswo Razzien gegen diejenigen macht, die diese Standards unterlaufen? Die »Bullen der Sozis«, gegen die Du hetzt, verteidigen mit diesen Kontrollen die Tarifpolitik der Gewerkschaften, in der übrigens die Arbeitsmigranten einen wichtigen Teil ausmachen.
Lieber Jürgen,
Die Linke ist gespalten: Die einen folgen Deiner Sicht, wollen eine Politik der Absicherung sozialer Mindeststandards durch den Nationalstaat und verfolgen dabei eine Politik der Aus-grenzung. Die anderen sehen migrantische Arbeiter nur als Opfer und verlieren sich in parti-kularer Flüchtlingsunterstützung. Ist es so schwer, den Kampf für ein Aufenthaltsrecht, gegen Abschiebeknäste und gegen das Gesamtpaket der kapitalistischen Deregulierung zusammen zu führen – und zwar von unten?
Du gehst von vorneherein in die Defensive: auf den Staat hoffen, zur Polizei rennen, brav auf die repräsentative Demokratie setzen, minimale Lohnstandards mit Razzien verteidigen, das Kapital mit Protektionismus und Nationalismus abwehren. Inhalt und Wesen des reaktionären Populismus ist es, das lautstark und in kondensierter Form zu Gehör zu bringen, was der Al-lerweltsverstand so den lieben langen Tag in seiner ganzen Trübseligkeit ausbrütet.

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An sowas ist der Turmbau zu Babel gescheitert

16. März 2007 Kommentare ausgeschaltet

With a discussion on a Blog I have remembered one of few events with which to a representative of the opposite point of view more or less anti-Germans have walked. Here, therefore, the last pair minutes of this event from the year 2003 (, I believe, here still downgeloaded can become)

Das bekommt man, wenn man mit reverso2.com auf planet.kommunismus.net losgeht. Was auch immer reverso2 sein mag.

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Diskussionskultur (oder eben auch nicht)

10. März 2007 3 Kommentare

Manche bringen ihre Herangehensweise schön auf den Punkt:

du hast mich da falsch verstanden: ich meinte mit der aussage “wo kein argument, da auch kein gegenargument” nicht, dass mpunkt keine argumente gebracht hat (das hat er natürlich, das ist ja seine spezialität), sondern genau andersherum, dass ich ich kein argument bringe, damit mir auch kein gegenargument entgegengesetzt werden braucht. deshalb habe ich mich ja auch nicht auf seinem blog dazu geäußert, weil ich einfach keinen nerv mehr habe, irgendwelchen typen die notwendigkeit von feminismus zu erklären.

So Bloggerin Kristi auf ihrem Blog bei einer „Diskussion“ über „das ist nicht mein feminismus“.

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Universeller Menschenbegriff

22. Februar 2007 Kommentare ausgeschaltet

Unter dem, jedenfalls für mich als Nichtphilosophen völlig unverständlichen, Titel „Universeller Menschenbegriff“ hat die „Junge Welt“ am 22.02.07 anläßlich des 80. Geburtstages eines, nun ja, marxistischen Philosophen, Manfred Buhr, einen Auszug aus dessen Band „Zukunft des Marxismus“, Köln 1995 gebracht. Diese Ausführungen hätten gut die Vorlage für Peter Deckers Ausführungen zum Marxismus als Anpassungslehre sein können, die ich hier als Abschrift zur Verfügung gestellt habe.
Ein paar Schmuckstücke:

Unsere Gegenwart ist nur mit angestrengter theoretischer Arbeit zu bewältigen. Ich meine eine theoretische Arbeit, die den Mut aufbringt, auf Kontinuität zu setzen wie auf Diskontinuität, die Bisheriges nicht ersatzlos streicht, in dem sie sich diesem unter dem Druck der unmittelbaren Gegenwart verweigert, die aber zugleich das Bisherige kritisch hinterfragt und sich dessen ganzer Geschichte in ihrer Komplexität versichert

Die Vergangenheit muß gedacht und bedacht werden. Aber sie kann nicht linear fortgeschrieben werden, auch wenn man die Vorzeichen vertauscht, weil man sich so von der Geschichte entfernen würde

Das Marxsche Denken ist ein Bestandteil der europäischen Theorie- und Gesellschaftsgeschichte und hat darüber hinaus in anderen Kulturen Einzug gehalten. Aus der Geschichte aber kann nichts gestrichen werden. Was in ihr einmal zur Wirkung gekommen ist, das kann nicht ungeschehen gemacht werden

Das Marxsche Denken gehört so unverzichtbar zur europäischen Kultur, es ist aus ihr nicht wegzudenken. Auf Marx verzichten zu wollen hieße, auf wesentliche Bestandteile der europäischen Kulturentwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verzichten zu wollen

Das Marxsche Denken ist eine Theorie der Geschichte (eine Geschichtsphilosophie), die auf eine Weiterentwicklung des Geschichtsprozesses orientiert. Es kennt kein Ende der Geschichte. Wohl aber kennt es Rückschläge, Niederlagen, Umwege, Stagnationen, Sackgassen, auch zu früh Gekommenes, weil es Geschichte als einen Prozeß nimmt

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Schule und Konkurrenzverlierer

20. Februar 2007 Kommentare ausgeschaltet

Auf den Seiten von ArguDiss ist ein neuer Vortrag von Freerk Huisken veröffentlicht worden (leider vorerst ohne die anschließende Diskussion). Thema: Erfurt, Emsdetten: Der nächste Amoklauf kommt bestimmt – Über erwünschte und unerwünschte Behauptungsstrategien von Konkurrenzverlierern
Angesichts der Thesen von Freerk zur Funktion der Schule im Kapitalismus ist mir (wieder einmal erstaunlich passend) Bert Brecht eingefallen, bei dem es in den „Früchtlingsgesprächen“ heißt:

Kalle:
Ich erinner mich, daß wir gleich am ersten Tag eine gute Lektion erhalten haben. Wie wir ins Klassenzimmer gekommen sind, gewaschen und mit einem Ranzen, und die Eltern weggeschickt waren, sind wir an der Wand aufgestellt worden, und dann hat der Lehrer kommandiert: »Jeder einen Platz suchen«, und wir sind zu den Bänken gegangen. Weil ein Platz zu wenig da war, hat ein Schüler keinen gefunden und ist im Gang zwischen den Bänken gestanden, wie alle gesessen sind. Der Lehrer hat ihn stehend erwischt und ihm eine Maulschelle gelangt. Das war für uns alle eine sehr gute Lehre, daß man nicht Pech haben darf.
Ziffel:
Das war ein Genius von einem Lehrer

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Die Zeit des Ausnahmezustands ist vorbei

19. Februar 2007 Kommentare ausgeschaltet

Wir haben in der jüngeren Geschichte dreimal sehr viel Geld investiert und nur einmal ist eine positive Dividende herausgekommen.

(Günther Gloser, Staatsminister im Auswärtigen Amt, laut Weißenburger Tagblatt in einem Vortrag vor Gymnasiasten über den Vorteil der Investitionen in die Entwicklung der EU gegenüber denen in Ersten und Zweiten Weltkrieg, zitiert nach „Junge Welt“ vom 19.02.07
Praktisch genau die gleiche Wahrheit über die Kontinuität der Ziele des deutschen Imperialismus seit einem Jahrhundert hat vor einigen Jahren schon einmal der damalige Außenminister der BRD ebenso in Klartext formuliert:

Zwei Aufgaben gilt es parallel zu meistern: Im Inneren müssen wir wieder zu einem Volk werden, nach außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert sind: Im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden, die unseren Wünschen und unserem Potenzial entspricht. Die Rückkehr zur Normalität im Inneren wie nach außen entspricht einem tiefen Wunsch unserer Bevölkerung seit Kriegsende. Sie ist jetzt auch notwendig, wenn wir in der Völkergemeinschaft respektiert bleiben wollen. […] Unsere Bürger haben begriffen, dass die Zeit des Ausnahmezustandes vorbei ist.

(zitiert nach dem Wikipedia-Eintrag für Klaus Kinkel, der dies in einem FAZ-Artikel vom 19. März 1993 formuliert hatte: Deutsche Außenpolitik in einer sich neu ordnenden Welt)

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Glauben Sie mir, es ist kein Vergnügen, in diesem Land Kommunist zu sein

8. Februar 2007 1 Kommentar

Das Zitat von Gerhart Eisler habe ich einer Buchbesprechung in der „Jungen Welt“ vom 08.02.07 entnommen.
Das besprochene Buch:
Ronald Friedmann: Ulbrichts Rundfunkmann. Eine Gerhart-Eisler-Biographie, Berlin: edition ost 2006, 285 Seiten, brosch., 14,90 € (ISBN 978-3-360-01083-4)

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KPD, Geschichte, Gegenstandpunkt

4. Februar 2007 1 Kommentar

Was die Referer so auswerfen:
5. Delegiertenkonferenz der Organisation zum Aufbau der kommunistischen Partei in Deutschland –Roter Oktober

Die Gruppe um die Zeitschrift Gegenstandpunkt (früher nannten sie sich Marxistische Gruppe, haben sich offiziell aber aufgelöst) ist vor allem publizistisch tätig. Ihre Zeitschriften-Bücher sind sehr schwammig geschrieben, ohne eine klare Orientierung, einen klaren Standpunkt zu geben. Diese Gruppe, die nur das Kapital als Schrift anerkennt, führt viele Veranstaltungen durch, sie konzentriert sich vor allem auf Intellektuelle und bedient sich auch einer elitären Sprache. Auf wichtigen Demos sind sie nur selten anzutreffen.
Die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD) war bei der Bundestagswahl für den Wahlboykott. Diese Partei läuft fast jeder Demo mit ihren Propagandisten hinterher. Sie ist wohl die trotzkistischte Organisation, die am offensivsten den Trotzkismus in seiner offenen Form verbreitet. Weiter vertritt diese Spartakist-Partei auch Forderungen wie die nach Atomwaffen für Nordkorea. Mit solchen Gegenpol-Theorien glaubt sie wohl, den Einfluss der imperialistischen Mächte begrenzen zu können.

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Die Zukunft der Menschheit, wieder einmal

2. Februar 2007 2 Kommentare

Prof. Heinz Dieterich, laut Wikipedia als „Protagonist der neuen „Bremer Schule“ der Sozialwissenschaftler“ bekanntgeworden, hat wieder einmal zugeschlagen, daß einem geradezu der Atem wegbleibt um in seinem atemlosen Fanfarenstil zu bleiben. So jedenfalls fängt er in der „jungen Welt“ vom 02.02.07 seinen Artikel über WASG und Linkspartei.PDS an:

Die Bedeutung des Parteibildungsprozesses der Linken in Deutschland geht weit über den nationalen Rahmen hinaus. Er ist, in der Tat, von geostrategischer Bedeutung für die Zukunft der Menschheit. Eingebettet in die staatsterroristisch-bürgerliche Weltachse USA-Europa-Israel-Japan wird die politische Ausrichtung der zukünftigen Partei von zentraler Relevanz für den Kampf im Herzen einer der wichtigsten Imperialmächte der Welt sein. Die Optionen sind klar: eine neue bürgerlich-liberal-sozialdemokratische Partei, eine Partei nachkapitalistischer Zivilisation oder eine evolutionäre Kombination von beidem, die zur Achse einer europäischen Massenbewegung des demokratischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts werden kann.

Quelle
Wenn Matthias Richling mal einen modernen Reformisten/Ex-Stalinisten oder ähnliches karikieren wollte, dann wären Artikel von Dieterich ein gefundenes Fressen. Der hingegen meint das wohl „in der Tat“ ernst.

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Nun soll Biermann also die Berliner Ehrenbürgerwürde angedient werden …

22. Januar 2007 Kommentare ausgeschaltet

Aus den Leserbriefen der „jungen Welt“ (22.01.07):

»Nun soll Biermann also die Berliner Ehrenbürgerwürde angedient werden. Eigentlich kaum der Rede wert, wenn man bedenkt, daß wohl die meisten ›anständigen‹ BRD-Großstädte verdiente Kriegshetzer auf ihren Listen haben.«.

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Warum ist der Marxismus außer Mode?

19. Januar 2007 17 Kommentare

Von Gerald Braunberger (F.A.Z. vom 19.01.07)

Man könnte es sich bei diesem Thema leichtmachen: Ein Kollege schlug vor, unter der Überschrift „Warum ist der Marxismus außer Mode?“ lediglich ein großes Bild verfallender Häuser oder Fabriken aus der Endzeit der DDR abzubilden und darunter nur ein Wort zu schreiben: „Darum“. Wir wollen es etwas ausführlicher versuchen. …

Hier das ganze Schmankerl.
(Das Der FAZler bei Ernest Mandel als dem „vielleicht bekanntesten westlichen Ökonom marxistischer Prägung nach dem Zweiten Weltkrieg“ es nicht für nötig hält, zu erwähnen, daß der nicht nur marxistische Bücher geschrieben hat, sondern auch leitender Kader einer internationalen Partei war, die ihr Programm auch umsetzen wollte, ist dabei eine nicht ganz unverdiente Häme für diesen Genossen.)

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Türsteher vor der Festung Europa

5. Januar 2007 Kommentare ausgeschaltet

Die „Junge Welt“ vom 5.1.2007 schreibt:

Die spanischen Behörden dokumentierten, daß allein 2006 rund 6000 Flüchtlinge und Migranten auf dem Weg von Westafrika zu den Kanarischen Inseln ums Leben kamen. Die Dunkelziffer der Todesfälle an der gesamten europäischen Südgrenze liegt höher. »Europa trägt maßgeblich Verantwortung für das Massensterben«, so Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl.

Und das ist schon ausnehmend maßvoll formuliert.

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