Um es kurz zu machen, habe ich mir für eine Kritik hier nur die „Einführung“ des „Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 – Beschluss des Dresdner Parteitags“ „100 % sozial“ der Partei Die Linke angeschaut. Das scheint mir schon zu reichen, um zu einem abschließenden Urteil über sie zu kommen.
„Soziale Gerechtigkeit und wachsende Ungleichheit sind unvereinbar.“
Ungleichheit also ohne weiteres, nur größer soll sie nicht werden. Wird häufig auch mit der Schere bebildert, die nicht weiter aufgehen dürfe, ohne zu begründen, wozu denn überhaupt eine Schere gut sein soll
Gleich im Folgesatz geht es ehrlich weiter:
„Ungleichheit aber kann nur wirksam bekämpfen, wer den Mut hat, Reichtum zu begrenzen.“
Begrenzen, nicht Verhältnisse abschaffen, in denen es Reiche und Arme gibt.
Wenn diese (kapitalistischen) Verhältnisse aber bestehen bleiben sollen, kommt man an Reichen natürlich nicht vorbei, das kann man auch aus dem nächsten Satz ablesen:
„Wir wollen Reiche und Reichtum – Millionäre, Milliardäre, Kapitalvermögen – couragiert besteuern“
Wieso braucht man da „Courage“? Weil die „Reichen“, also diejenigen, die über den Reichtum der Gesellschaft bestimmen, weil sie die Produktionsmittel besitzen und kontrollieren, schließlich dafür sorgen, daß die „Armen“, also die Lohnabhängigen zu Lohn und Brot kommen, indem sie sie für ihre Reichtstumsvermehrung gnädigerweise arbeiten lassen. Und wenn man denen einen Teil des Reichtums abknöpft, können die natürlich weniger „investieren“ also auch weniger „beschäftigen“. Also muß sich die tapfere Linkspartei dreimal überlegen, wie „couragiert“ sie sein darf beim Umverteilen, ohne daß die kapitalistische Profitmaschine ins Stocken gerät und die Arbeitslosigkeit dann ansteigt. Das nennt man dann Augenmaß.
Das kann natürlich auch schon mal forscher daherkommen:
„Wenige sammeln großen Reichtum in ihren Händen. Wir wollen ihn in die öffentliche Daseinsvorsorge investieren“
Das ist ganz bewußt so geschrieben, daß manche da reinlesen dürfen, daß der gesamte „große Reichtum“ der Bourgeoisie durch deren Enteignung abgenommen werden soll. Aber das wollen die natürlich nicht, sondern es bedeutet ganz profan, daß das bißchen Steuererhöhungen, das die Linkspartei durchsetzen will, wenigstens auch ein bißchen in „öffentliche Daseinsvorsorge“, also die Ausweitung des Sozialhaushaltes des kapitalistischen Staates gesteckt wird. Schon aus der Tatsache, daß es diese öffentliche Daseinsvorsorge überhaupt geben muß, kann man ja rückschließen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die es dann weiter geben wird, eben das elende Leben der Lohnabhängigen, die eigentlich von ihren Löhnen gar nicht ein ganzes Leben lang leben können.
„So wird zugleich die Demokratie gestärkt“.
Das mag so sein, daß die Linkspartei ehrlich denkt, daß mit so ein paar Brosamen vom Tisch der kapitalistischen Herren und Damen dieser Gesellschaft auch weiterhin die Massenloyalität für diesen Staat gesichert werden könnte. Traurigerweise kann sie damit ja sogar recht behalten. Auf diese Tour, sich als Armutsbetreuer anzudienen, reitet die SPD (und übrigens auch die CDU) ja schon seit ewigen Zeiten. Dazu paßt dann auch die Sorge, die die Linkspartei umtreibt:
„Was stärkt unseren Zusammenhalt?“.
Kommunisten hingegen versuchen mühsam, auch nur kleinste Keile dazwischen zu treiben und die verlogene Ideologie, daß „wir“ alle am gleichen Strick zögen, alle im gleichen Boot säßen usw. durch Klassenbewußtsein über die antagonistischen Interessen zu ersetzen.
Natürlich kann die Linkspartei auch glatt Unwahrheiten verbreiten:
„Bundeskanzlerin Angela Merkel will eine „marktkonforme Demokratie“. Dafür stehen wir nicht zur Verfügung. Im Gegenteil: Wir wollen die sozialen Rechte und die Bürgerrechte stärken. Wir wollen die Macht der Banken und Konzerne brechen.“
Alles, was ich bisher angeführt habe, belegt wie ganz bewußt „marktkonform“ die Linkspartei zu agieren verspricht. Als wenn das bißchen „soziale Rechte stärken“ ein „Gegenteil“ zur „marktkonformen Demokratie“ wäre.
Leider stimmt das Resüme der Linkspartei dann wieder:
„Diese Positionen und Forderungen machen den Kern unserer Politik aus. An ihnen richten wir unsere Arbeit im nächsten Bundestag aus.“
Einer der Schlagworte der Linkspartei ist die Bankenmacht. Da schreiben sie einerseits,
„Wir wollen die Macht der Banken und Konzerne brechen“
, was ganz wohlmeinend nach Enteignungsforderung klingt, aber überhaupt nicht so gemeint ist, denn es heißt ebenfalls,
„Wir brauchen keine Banken, die riskant spekulieren und unternehmerische Vorhaben ausbremsen.“
Also erstens, Banken überhaupt müssen sein, zweitens haben die dafür zu sorgen, daß die Profite sprudeln können und solche Projekte durch Kreditvergabe überhaupt erst zu ermöglichen. „riskant“ darf das natürlich nicht sein, was für die Linkspartei offensichtlich nur für Geschäfte im Finanzsektor gilt, während Kredite an Firmen des „Real“sektors wohl per definitionem vernünftig und risikolos sind.
Wenn sie sich in einem Absatz sowohl „gegen repressiven Staatssozialismus“ aussprechen als auch „gegen repressiven Kapitalismus“, könnte man angesichts der ja allbekannten Tatsache, daß der „repressive Staatssozialismus“ komplett abgeräumt wurde, wohlwollen unterstellen, daß die Linkspartei auch den Kapitalismus abräumen will. Dabei ist das bloß das Andienen an den gerade in Deutschland so weitverbreiteten tiefsitzenden Antikommunismus.
Wenn sie gegen „Freiheit der Märkte oder die „freie“ Konkurrenz“ wettern, dann nicht, um diese abzuschaffen, sondern nur um sie zu regulieren und ihrem segensreichen volkswohltauglichen Zweck zuzuführen. Ihr Anliegen ist ein ausgesprochen systemapologetisches:
„Die Kosten dieser Risse und Verwerfungen kommen uns letztlich teurer, als die Erneuerung dessen, was den Zusammenhang stärkt und das soziale Gewebe der Gesellschaft ausmacht. Dafür brauchen wir soziale Investitionen.“
Das Profite machen soll munter weitergehen, ohne daß es wegen der „sozialen Risse“ allzuviel soziale und politische Reibereien gibt, die dafür nun wirklich abträglich wären. Das schreiben sie deshalb auch:
„Gemeinsam drängen wir Profitorientierung und Privatisierung zurück“.
Ganz verwunderlich ist die folgende Einschätzung,
„Eine Gesellschaft, die vorrangig auf Profit und Markt ausgerichtet ist, kann und will die Bedürfnisse und Interessen von immer mehr Menschen nicht befriedigen und führt in die ökologische Katastrophe.“
Wieso ist eigentlich ausgerechnet ökologisch katastrophal, wenn der Lebensstandard der Lohnabhängigen so lausig ist, wie er ist? Reicht das denn noch nicht für eine Katastrophe, muß da erst die Klimawende hinzukommen?
Eine zentrale Falschbehauptung ist ihre These
„Wenn die Menschen in Europa arm werden, wenn Löhne und Gehälter überall sinken, droht auch in Deutschland die Rezession, der wirtschaftliche Abschwung.“
In Deutschland droht dann die Rezession, wenn die die Überakkumulation des kapitalistischen Reichtums sich daran bricht, daß die weltweite Nachfrage den ganzen Krempel nicht mehr aufkaufen also bezahlen kann. Das steht und fällt nun überhaupt nicht mit dem Lebensstandard der Arbeiterklasse in den Abnehmerstaaten. Sondern mit der monetären Gesamtnachfrage aus diesem Land. Und wenn das Firmen sind, die ihre Arbeiter auch klein halten und deshalb schöne Gewinne machen, dann können die sich gerade deshalb auch weiter schöne Maschinen aus Deutschland kaufen. So, wie umgekehrt ja aus der Massenarmut in Deutschland ein massiver Vorteil der deutschen Firmen in der internationalen Konkurrenz geworden ist. Das war doch der Sinn der Schröder-Reformen, und das hat doch (leider, jedenfalls für die Arbeiter) auch funktioniert.
Kurz zusammengefaßt hat die Linkspartei ihre Politik in der Zusicherung,
„Unser Programm ist machbar, bezahlbar“.
Also, es soll alles so weitergehen wie bisher, an den grundlegenden Klassenverhältnissen, der Staatsräson, der Geldmacherei will man gar nichts grundlegend ändern, sondern nur mit einigen Reformen („Entscheidungen, die eine neue Regierung sofort treffen könnte“) das in diesem System „Machbare“ durchsetzen. Profite sollen weiter gemacht werden, der Staat soll das weiterhin nach Kräften fördern, nur ein ganz klein wenig soll „umverteilt“ werden, damit der Laden nicht auseinanderfliegt.