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[online] 21.3.11 ¦ Berlin ¦ Freiling: Volksaufstand in Tunesien und Ägypten

23. März 2011

Tunesien, Ägypten:
Das Volk stürzt seine alten Machthaber. Der Westen ruft nach „Stabilität“ und „Demokratie“. Was ist da los?

Referent: Manfred Freiling
Zeit: Montag, 21.03.2011, 19:30 Uhr
Ort: Haus der Demokratie, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag
Der Mitschnitt ist jetzt online bei archive.org.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. anti
    23. März 2011, 21:31 | #1

    Es kommt vielleicht komisch… aber ich frage mich wirklich immer wieder… warum ausgerechnet „Haus der Demokratie“ für Post-MG-Veranstaltungen?

  2. 23. März 2011, 21:50 | #2

    Nein, selbst du wirst dich nicht „wirklich“ fragen, warum auch Veranstaltungen des GegenStandpunkts (wieso betonst du „Post-MG“, daß sie das sind, wird ja auch von ihnen nie bestritten, wie auch) immer mal wieder im „Haus der Demokratie“ stattfinden:
    Es liegt recht verkehrsgünstig, hat einen ordentlichen Veranstaltungsraum, wo auch mehr als 100 Zuhörer unterkommen können, kostet nicht die Welt und steht überhaupt grundsätzlich GSP-Veranstaltungen offen. Wenn du was Vergleichbares oder Besseres weißt, wende doch doch bitte an die Berliner GSPler:
    info@kk-gruppe.net
    Es ist im Übrigen ja nun wirklich kein Geheimnis, daß gerade im äußeren Umfeld der Linkspartei, vor allem bei der Rosa Luxemburg Stiftung manche linkere bis kommunistische Gruppe gerne ab und an andockt, weil damit Veranstaltungen (oder auch Publikationen) möglich werden, die sonst schwieriger zu haben wären.

  3. Max
    6. April 2011, 13:25 | #3

    Ggf. vormerken: Samstag, 7. Mai 2011, Berlin: Podiumsdiskussion zu gewerkschaftlicher Krisenreaktion (veranstaltet vom AK Klassenfrage)

  4. 6. April 2011, 14:26 | #4

    Vorab, ich habe wirklich nichts gegen die Veranstaltung, obwohl es da schon sehr vage zugeht bei der Ankündigung:

    „Auf dem Podium werden Vertreter_innen aus Gewerkschaften, Betrieben, linken Initiativen und dem Wissenschaftsbereich sitzen und unterschiedliche Aspekte vortragen, die die gewerkschaftlichen Reaktionen kritisch ins Auge fassen und eine gesellschaftliche Einordnung vornehmen.“

    Aber beim „Selbstverständnis“ dieser Phönixe aus der reformistischen Asche schlage ich sicherheitshalber reflexartig erst mal meinen Kragen hoch:

    „Wir sind eine Gruppe von Personen, die sich momentan vordergründig mit den Themenfeldern Klassentheorie, Gewerkschaften, Sozialstaat und Krise befassen. Hierzu arbeiten wir einerseits theoretisch. Eine grundsätzliche Bestimmung der Gegenstände, die wir ver- und behandeln ist unumgänglich. Ohne eine Kritik der Ursache, lassen sich die ganz alltäglichen Übelkeiten nicht so angehen, dass sie dauerhaft abgestellt und die Situation der Betroffenen grundlegend verbessert werden kann. Sonst verplempert man wohlmöglich eine Menge Zeit in Engagement, während die Klassengesellschaft dem Groß der Leute Mühsal und Beschwerden bereitet. Andererseits versuchen wir praktisch in die Diskussion mit Initiativen und Interessensgruppen zu kommen. Nur durch die Debatte mit Betroffenen und Aktiven können theoretische Überlegungen und reales Engagement zusammengebracht werden, dass daraus ein neuer Kurs wachsen kann, der alle herrschenden Verhältnisse in Frage und in Wanken bringt.“

    Mal sehen!

  5. Max
    11. April 2011, 10:49 | #5

    Apropos „Klassenfrage“:
    „Betroffenheit von den kapitalistischen Verhältnissen ist also leicht zu haben. Nicht auf sie kommt es an, sondern darauf, was einer daraus macht. Und an das ist nur eine Forderung zu stellen: Die kritischen Auskünfte müssen stimmen.
    In der Hinsicht hängt alles daran, ob einer, dem etwas stinkt, das Übel für theoretisch erledigt hält, wenn er es am Maßstab des moralisch Gebotenen missbilligt, und dazu noch meint, dass nicht sein müsste, was nicht sein sollte, wenn die Leute sich nur Mühe geben und ihren Egoismus zügeln würden. Appelle zur Mitmenschlichkeit und Forderungen, was sein sollte und nicht sein sollte, gibt es wie Sand am Meer; sie begleiten die kapitalistische Gesellschaft seit ihren Anfängen und leisten nur eines: Mit ihnen setzt sich der Kritiker selbst ins Recht. Er ist voll guter Absichten, die anderen verderben das Zusammenleben.
    Marxistische Kritik beklagt nicht, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte, sondern sagt, warum sie ist, wie sie ist. Sie führt dieselben Übel, die alle beklagen, auf ihre Gründe zurück und legt ihre Notwendigkeit auf der Basis der Organisationsweise dieser Gesellschaft dar. Das nützt immerhin so viel, dass diejenigen, die sich an diesen Übeln stören, wissen, wogegen sie sich zu wenden haben und was es braucht, um sie abzustellen.
    Dabei sind wir auf eines gestoßen: Den Kapitalismus mag manch einer loswerden wollen, nur die Lohnabhängigen können das dafür Nötige tun: Mit ihrer Arbeit tragen und reproduzieren sie fortwährend die ökonomische und politische Macht, die sie zum Dienst zwingt. Sie hätten nicht nur gute Gründe, sie haben auch die Mittel, den Laden umzustürzen, der uns nicht passt. Da hast du unseren Grund, warum wir „dauernd“ über die ökonomische Lage der Arbeiter und an sie hinreden.“

  6. Max
  7. Samson
    11. April 2011, 21:50 | #7

    Das sagt sich halt so leicht

    Sie hätten nicht nur gute Gründe, sie haben auch die Mittel, den Laden umzustürzen, der uns nicht passt.

    Wenn da erstens nicht die durch die Arbeiter reproduzierte Macht ganz reale Gewaltmittel incl. Bedienungspersonal hätte, um den Umsturz zu verhindern. Und zweitens würde sich nach dem Umsturz an der Arbeit selber insofern nicht viel ändern, als diese eben keineswegs umstandslos selbstbestimmt wäre sondern schon irgendwer die Arbeiter in ‚ihrem Interesse‘ o.s.ä. instruieren wollen täte.
    Im Übrigen sollte man vielleicht en passant erwähnen, dass es in dem zitierten GSP-Artikel gar nicht explizit um Klassenkampf ging sondern um eine Replik auf den Vorwurf, der Agitation der Arbeiter durch GSPler lägen altruistische Motive zu Grunde. Dass es sich um Klassenkampf handelt, ist eben analytisch gesehen, die ökonomische Erklärung der Stellung der Arbeiter im kapitalistischen Produktionsprozess.

  8. 12. April 2011, 11:24 | #8

    Samson, das ist ja nun kein sonderlich überraschender Einwand, daß die „Macht“ zu berücksichtigen und zu überwinden wäre. Da wird man wohl reihenweise auch das „Bedienungspersonal“ der Gewaltmittel der Macht gewinnen müssen, um deren Gewalt nicht spüren zu müssen. Andernfalls wird es eben vorerst nichts mit dem „Umsturz“, oder er scheitert letztlich.
    Wie es denn nach dem Umsturz weitergeht, hängt weitestgehend davon ab, warum die Umstürzler ihn überhaupt gemacht haben. Wenn sie keinen Wert auf „selbstbestimmte“ Arbeit legen (was auch immer diese Leerformel konkret in den Köpfen der Leute bedeuten mag), dann werden sie sich eben die Instruktionen einleuchten lassen. Wenn nicht, dann nicht.

  9. Samson
    14. April 2011, 15:05 | #9

    Wenn sie keinen Wert auf „selbstbestimmte“ Arbeit legen (was auch immer diese Leerformel konkret in den Köpfen der Leute bedeuten mag), dann werden sie sich eben die Instruktionen einleuchten lassen.

    Dann nenn‘ es eben bedarfsorientierte Produktion, also solche in welcher die Produzenten gesellschaftlich sich über den Inhalt der Produktion verständigen. Wie das konkret aussehen könnte/sollte/müsste, werden die Protagonisten eben vorher, d.h. vermutlich in ihrer eigenen vorrevolutionären Praxis auskaspern müssen (womit man in der gegenwärtigen Situation eben immer wieder die selbe Leier bemüht).
    Das ‚Einleuchten lassen‘ machen die kritisierten resp. agitierten Arbeiter doch jetzt schon, und zwar in dem sie an die bürgerliche Legende glauben, sie täten sich mit (Lohn)Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Und in dem Glauben unterscheiden sie sich nicht im Geringsten vom Bedienungspersonal der Gewaltinstumente, welches seine Arbeit, deren Inhalt es nicht selbst zu bestimmen hat, in letzter Instanz auch des bloßen Geldverdienens wegen verrichtet. Es wird doch niemand ‚Staatsdiener‘, weil er sich dazu ‚berufen‘ o.s.ä. glaubt, sondern um Karriere zu machen, die sich gefälligst in mehr Geld auszudrücken hat, als man mit Arbeit in der Produktion verdienen kann. Ob, wie und warum derlei ‚Rechnungen‘ aufgehen oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt, hat aber mit den Bedingungen, unter denen solche Überlegungen überhaupt angestellt werden, nicht wirklich was zu tun.
    Ich fürchte allerdings, wenn man die Leute nicht dazu bringen kann, aus diesem Beziehungsgeflecht ausbrechen zu wollen, kann man die Revolution knicken. Mag sie ökonomisch noch so notwendig sein, in der Notwendigkeit ist zugleich die praktische Unmöglichkeit angelegt. Andernfalls brauchte es keine übergeordnete Instanz, um das bestehende Beziehungsgeflecht der Leute gewaltsam aufrecht zu halten.

  10. 14. April 2011, 15:21 | #10

    Samson, wenn du behauptest, es geht dir um

    „bedarfsorientierte Produktion, also solche in welcher die Produzenten gesellschaftlich sich über den Inhalt der Produktion verständigen. Wie das konkret aussehen könnte/sollte/müsste, werden die Protagonisten eben vorher, d.h. vermutlich in ihrer eigenen vorrevolutionären Praxis auskaspern müssen“

    dann will ich dir bei deinem ersten Satz nicht widersprechen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob wirklich schon vor einer Revolution, die die bedarfsorientierte Produktion überhaupt erst möglich machen würde, schon sinvoll darüber gestritten werden kann, was deren zukünftiger „Inhalt“ sein soll. Jedenfalls, wenn es mehr sein soll als noch recht allgemeine Grundsätze. Konkret, runtergebrochen auf die Hauptbedürfnisse, kann man es doch erst, wenn man weiß, was man überhaupt hat, wieweit die Arbeitermacht überhaupt reicht. Jetzt muß man ja schon froh sein, wenn man nur alle vier Wochen in einen halbwegs ordentlichen Veranstaltungsraum reinkommt.
    Was das Einleuchten lassen angeht, hast du natürlich recht.Ich meinte das eh so, wie du jetzt auch schreibst:

    „wenn man die Leute nicht dazu bringen kann, aus diesem Beziehungsgeflecht ausbrechen zu wollen, kann man die Revolution knicken.“

    Mein ganzes Ansinnen geht ja „nur“ darum, daß wenigstens erstmal ein paar Leute sich den bisherigen Scheiß *nicht* mehr einleuchten lassen und es vernünftig finden, es kommunistisch zu versuchen.

  11. Samson
    15. April 2011, 08:46 | #11

    Mein ganzes Ansinnen geht ja „nur“ darum, daß wenigstens erstmal ein paar Leute sich den bisherigen Scheiß *nicht* mehr einleuchten lassen und es vernünftig finden, es kommunistisch zu versuchen.

    ‚Außerhalb‘ der ökonomischen Sphäre, also meinetwegen unter Verwandten, Bekannten, Freunden etc. benehmen sich die Leute ja i.d.R. nach quasi sittlichen Grundsätzen, und zwar ganz ohne irgendwelche Vorschriften. Niemand käme aber auf den Einfall, derlei Verhalten als altruistisch etc. zu inkrimminieren, wie’s der Leserbriefschreiber gegenüber dem GSP getan hat. Irgendwer hat mich in einer Diskusion um Für und Wider von Kaufen und Verkaufen mal völlig entgeistert gefragt, was denn seine Freunde und Bekannten mit der Marktwirtschaft zu tun hätten. D.h., dass deren ‚Gesetzmäßigkeiten‘ ohnehin bloß quasi ‚aufgestülpte‘ sind, ist den Leuten klar, ohne dass ihnen das irgendwer ‚einleuchten‘ müsste.
    Die m.E. generelle Frage ist daher, weshalb die Leute innerhalb der ökonomischen Sphäre, die per se nur als gesellschaftliche funktioniert, nicht vernünftig miteinander umgehen könnten. Zumal dann, wenn der ‚unvernünftige‘ Umgang nur mittels Gewalt gegeneinander ‚funktioniert‘. Anders gesagt, lässt sich der Antagonismus nicht vor der Revolution vermitteln, dann wird diese ihn nicht aufheben sondern bestenfalls die Ränge innerhalb der Hierarchie anders besetzen.

  12. 15. April 2011, 09:01 | #12

    Wie stellst du dir das denn vor, Samson, daß der Antagonismus schon vor der Revolution „vermittelt“ wird? Bzw. wie unterscheidet sich deine revolutionäre Weise von den unzähligen Schritt-für-Schritt-ins-Arbeiterparadies-Vorstellungen, die vielleicht bei moralisch integren Bio-Läden landen, wenn es hoch kommt?

  13. Samson
    15. April 2011, 09:21 | #13

    Dergestalt bspw., dass man das ‚Leistungsprinzip‘ der Realsoz-Revival-Befürworter auseinandernimmt und denen vertickert, dass nicht die gesellschaftliche Produktion an sich, sondern Kaufen und Verkaufen das asoziale Prinzip ist, welchem die Produktion für den Bio-Laden untergeordnet wird und es folglich piepegal ist ob der Öko-Bauer oder die LPG als dessen Eigentümer fungiert, weil sich dadurch an der Funktion kein Jota ändert.

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