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Archiv für August, 2010

Paßt die Kategorie Ware widerspruchsfrei zur Planwirtschaft?

25. August 2010 Kommentare ausgeschaltet

Alfred Fresin weist in seinem Yahoo-Forum über sein Buch zur „Bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft – BVW“ auf einen Wiener Blog zur Planwirtschaft hin: http://plannedeconomy.blogworld.at/
Dessen Macher Martin Seelos schreibt über seine (web-)Zeitschrift „planned economy- wie Wirtschaft ohne Kapitalismus funktioniert“

Diese Ausgabe von planned economy versucht die Auffassung zu widerlegen, das die Kategorie
Ware widerspruchsfrei zur Planwirtschaft passe. Die Antwort auf diese Frage müsste auch jene
nach dem Schicksal des Geldes nach sich ziehen.

Das sind schon mal gute Fragen.

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Alfred Fresin: Der bürgerliche Staat – Kritik und Alternativen

24. August 2010 9 Kommentare

Alfred Fresin hat auf der östereichischen Webseite „Streifzüge – Magazinierte Transformationslust – unsachlich wertlos jenseits“ (auf der unter anderen auch Franz Schandl von krisis und Michael Heinrich von der Prokla schreiben) einen Artikel zum bürgerlichen Staat geschrieben.
Einige werden ihn kennen als den Autor des Buches „Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft: Eine Alternative zur Marktwirtschaft„, ich hatte hier darauf hingewiesen. Es ist auch online nachzulesen: http://stattkapitalismus.blogsport.de/.

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Lafargue: Die Religion des Kapitals

23. August 2010 Kommentare ausgeschaltet

Ofenschlot macht mit einem längeren Zitat Werbung für eine jüngst erschienene Neuübersetzung:
Paul Lafargue, »Die Religion des Kapitals« jetzt erschienen bei Matthes & Seitz.
Im Folgenden sein Auszug (S.45ff.):
Das Wesen des Gott-Kapitals
1. Meditiere über die Worte Deines Gottes, des Kapitals.
2. Ich bin der menschenfressende Gott, ich nehme Platz an den Tafeln der Fabrik und verspeise die Lohnarbeiter. Ich verwandele ihr mickriges Leben in göttliches Kapital. Ich bin das unendliche Rätsel: ewige Substanz, und doch nichts als vergängliches Fleisch, meine Allmacht ist nichts als die Schwäche der Menschen. Die leblose Kraft des Kapitals speist sich aus der Lebenskraft der Lohnarbeiter.
3. Ich bin das Prinzip der Prinzipien: Durch mich beginnt jede Produktion, bei mir endet jeder Austausch.
4. Ich bin der lebendige, allgegenwärtige Gott: Eisenbahn, Hochöfen, Getreidemühlen, Frachtschiffe, Weinberge, Gold und Silbermünzen sind die membra disjecta* des universellen Kapitals. *[Laut Wikipedia »… Ausdruck für die (…) aus ihrer ursprünglichen organischen Ordnung gerissenen Teile eines Ganzen.«]
5. Ich bin die unermessliche Seele der zivilisierten Welt; mein Körper ist unendlich vielfach und mannigfaltig. Ich lebe in allem was verkauft und gekauft wird. Ich wirke in jeder Ware, und keine einzige besteht außerhalb meiner lebendigen Einheit.
6. Ich glänze im Gold und stinke im Mist, ich bin der Genuss im Wein und das Ätzende in der Säure.
7. Meine stets anwachsende Substanz fließt gleich einem unsichtbaren Strom durch alle Materie, unendlich geteilt und wieder geteilt, kerkert sie sich selbst ein in die besondere Gestalt jeder Ware, und ohne mich zu ermüden bewege ich mich von einer Ware zur anderen: heute Brot und Fleisch, morgen Arbeitskraft des Produzenten, übermorgen ein Eisenbarren, aber auch ein Stoffballen, ein dramatisches Werk, ein Fass voller Ruß, ein Sack Dünger: Die ewige Wiedergeburt des Kapitals nimmt kein Ende. Meine Substanz stirbt nicht, aber die Gestalten, in denen sie erscheint, sind zeitlich – sie enden und vergehen.
8. Der Mensch sieht, fühlt, riecht und schmeckt meinen Körper, aber meinen Geist, der feiner ist als Äther, nehmen die Sinne nicht wahr. Mein Geist ist der Kredit. Er braucht keinen Körper, um sich zu offenbaren.
9. Ich belebe und verwandle alle Dinge, ich bin geschickte als der Chemiker [Jöns Jakob] Berzelius oder als [Karl Friedrich] Gerhardt, ich verwandele weite Fluren, gigantische Maschinen, schweres Metall und brüllende Herden in Aktien aus Papier. Und leichter als elektrisierte Knallgasbläschen tanzen und hüpfen Kanäle und Hochöfen, Fabriken und Bergwerke an der Börse, meinem geheiligten Tempel, von Hand zu Hand.
10. Ohne mich würde in den Ländern, die von den Banken regiert werden, weder etwas beginnen, noch zu Ende gebracht werden. Ich befruchte die Arbeit, ich domestiziere im Dienste der Menschen die unüberwindlichen Kräfte der Natur und ich lege das mächtige Ruder der gesamten Wissenschaft in seine Hände.
11. Ich umgarne die menschliche Gesellschaft mit dem goldenen Netz des Handels und der Industrie.
12. Der Mensch, der mich nicht besitzt, dem kein Kapital zur Verfügung steht, wandelt nackt durch das Leben, umgeben von wilden, mit allen denkbaren Folter- und Mordinstrumenten ausgestatteten Feinden.
13. Dem Menschen, der kein Kapital besitzt, aber stark ist wie ein Stier, wird man das Gewicht, das auf seinen Schultern lastet, noch beschweren; wenn er fleißig ist wie eine Ameise, wird man seine Aufgaben noch verdoppeln; wenn er genügsam ist wie ein Esel, wird man seine knappe Nahrung noch reduzieren.
14. Was wären die Wissenschaften, die Tugenden und die Arbeit ohne Kapital? Eitelkeit und vergebliches Bemühen.
15. Ohne die Gnade des Kapitals leitet die Wissenschaft den Menschen abseits auf den Weg des Wahnsinns, stürzen ihn Arbeit und Tugend in den Abgrund des Elends.
16. Weder Wissenschaft noch Tugend, noch Arbeit befriedigen den Geist des Menschen. Ich bin es, das Kapital, das die hungrige Meute seiner Gelüste und Leidenschaften befriedigt.
17. Ich gebe mich hin und entziehe mich ganz nach Gutdünken, und ich lege keine Rechenschaft darüber ab. Ich bin der Allmächtige, der über die lebenden Dinge ebenso herrscht wie über die toten.
„Sie schleudern uns als Beleidigung die Bezeichnung homme de couleur ins Gesicht. Es ist unsere Aufgabe als revolutionäre Mulatten, diese Bezeichnung aufzunehmen und sich ihrer würdig zu erweisen. Radikale in Amerika, macht Mulatte zu eurem Sammelruf! … Er bezeichnet Elend, Unterdrückung, Haß. Wißt ihr etwas Schöneres?“

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Schwierig, schwierig, Teil II

11. August 2010 14 Kommentare

On Quacks and Their Defenders
Einleitung des Artikels in Workers Vanguard (Zeitung der trotzkistischen Spartacist League/U.S.) No. 962 vom 30. Juli 2010:

Rarely has a subject elicited such a vehement reaction from our readership as our articles “Medical Science vs. Homeopathy” (WV No. 947, 20 November 2009), “Capitalist Reaction and Anti-Vaccine Hysteria” (WV No. 948, 4 December 2009) and “Defend Simon Singh! Defend Scientific Medicine!” (WV No. 949, 1 January). WV was deluged by so many letters that we could not possibly publish all of them. With the exception of one letter (printed at right), all took issue with our blanket denunciation of medical quackery—homeopathy, acupuncture, chiropractic, “New Age” spiritualism, herbal remedies, naturopathy—and our intransigent defense of science-based medicine and its accomplishments, such as vaccinations.
As we noted in WV No. 947 in regard to snake-oil “medicine”: “While some of these treatments may be relatively harmless and may sometimes have a placebo effect, more often they are dangerous both in themselves and because they divert patients from needed medical treatment.” Of the letters that defended quackery outright, one grotesquely claimed that AIDS is spreading because of a lack of selenium in the soils of southern Africa and defended homeopathy as “hard science” and chiropractic as “a great American invention.”
A few writers tried to put defense of their chosen snake oil in a more rationalist light. A letter by B.B. in Atlanta correctly noted that “all attempts should be made to protect the scientific community from anti-science hysteria” but also condemned attempts to vaccinate the population against the H1N1 virus, which he called a “hoax.” T.S. wrote that we should support the “methods of science” while also favorably quoting New Age health guru Gary Null, an HIV-denialist who promotes chiropractic and homeopathy and pushes “nutritional” methods to treat AIDS in place of antiretroviral drugs. When South Africa’s former president Thabo Mbeki carried out a similar policy, it resulted in the needless deaths of an estimated 300,000 people.
As a Marxist organization, we do not purport to have particular expertise in medical science. But the issue at hand goes to the defense of science itself, and of Marxism’s dialectical materialist worldview, against religious obscurantism, mysticism and all anti-scientific outlooks.
While scientists must test their theories to ensure that they are rooted in material reality, quacks by definition resist rigorous testing because their practices are based at bottom on religious or other mystical dogmas (subluxation for chiropractors, qi for acupuncturists, etc.). This is not to say that medical science still does not have a great deal to learn and a long way to go in the treatment of diseases. The marriage of the art of medicine and science is historically recent and incomplete. We fight to expand scientific understanding against the quacks who exploit gaps in that understanding to peddle their wares. Science-based medicine cannot perform miracles. But it must be defended against the alternatives.

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Schwierig, schwierig, Teil I

11. August 2010 1 Kommentar

Jour fixe vom 02.08.10 des GegenStandpunkt in München – Fragen zur Inflation (Fortsetzung vom JF vom 19.07.10)

Dankenswerterweise sind auf dem letzten Jour fixe ein paar Leute mit den Schwierigkeiten herausgerückt, die sie mit dem Abschnitt über die Inflation im GS 1-10 hatten. Was aus diesen Fragen hervorgeht, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen der Redaktion hinsichtlich der Rezeption der Ableitung des Finanzkapitals. Nämlich, dass die Vorstellung, die man aus Schulungen mitgenommen hat – aller Wert erwächst aus der Ausbeutung, ist Ausdruck von Arbeit – nach der Lektüre der Artikelserie über das Finanzkapital ergänzt worden ist durch die folgende Vorstellung: Es gibt quasi noch eine zweite Quelle des Werts, und zwar über die Ziffern der Banken, und die fällt auch mit unter den abstrakten Begriff der Selbstverwertung des Werts – was im Endergebnis ja auch nicht zu unterscheiden ist. Diese Vorstellung, sie ist verkehrt. Die Ableitung des Finanzkapitals versucht nicht zu erläutern, dass es neben der Ausbeutung noch eine zweite Quelle von Geld gibt. Dass theoretisch Schindluder getrieben wird mit zusammenfassenden Ausdrücken wie Selbstverwertung des Werts, geht aus den Nachfragen hervor. Da wird sich dann gefragt: Ist es nicht ein theoretischer Rückfall auf die – angeblich gerade überwundene – Vorstellung, die Verwertung des Werts könne nur in der realen Akkumulation passieren, wenn man Inflation bespricht als allgemeine Teuerung in der Warenwelt (festgemacht an Warenkörben) und dieses Faktum dann erklären will? Das sei ein Rückfall auf eine Vorstellung, die doch gerade überwunden worden sei durch die andere Vorstellung, die Selbstverwertung des Werts könnte quasi ohne Arbeit passieren und dafür sei das Finanzkapital zuständig.
Es ist wichtig, bei sich oder in Diskussionen mit anderen, nachzuprüfen, ob das die Quintessenz ist, die man sich aus der Ableitung des Finanzkapitals gemerkt hat. Das wäre fatal, denn das ist nicht das Verhältnis zwischen der Welt der Produktion, der Ausbeutung, der Vermehrung des Kapitals durch Arbeit, des Regimes des Kapitals über die Arbeit und über Reichtum im Sinne von dem dinglichen Reichtum, über den die Gesellschaft verfügt, und den Freiheiten, die aus der Macht des Finanzkapitals erwachsen. Das ist kein additives Verhältnis, also dass man erst eine und dann die zweite Quelle vor sich habe. Sondern es ist das Verhältnis zwischen der gesellschaftlich umfassenden Betätigung einer Produktionsweise und der Macht des Kapitals, ausgemünzt in Geld, sich diese ganze Produktionsweise so zunutze zu machen, dass nicht nur über die Arbeit verfügt wird, sondern auch über die antizipierten Resultate des ganzen gesellschaftlichen Produktionsprozesses, als Kommandomacht über Arbeit und Reichtum. Das ist die Freiheit, die sich das Finanzkapital auf all den umständlichen Wegen erwirbt, von denen in den diversen Artikeln im Gegenstandpunkt die Rede ist, nämlich seine Freiheit und seine Macht, im Vorgriff auf noch nicht Produziertes mit dieser Fiktion von Kapital kapitalistisch zu operieren. Es ist, als sei in der Rezeption des Artikels der Hinweis, dass es sich da um fiktives Kapital handelt, mit dem das Finanzkapital operiert, völlig untergegangen und als wäre nur noch ‚Kapital’ übrig geblieben. Man kann nicht die Welt der Produktion oder das, was Realwirtschaft heißt, und die Leistungen des Finanzkapitals quasi 1+1 nebeneinander stellen und dann – im Namen dessen, dass doch aus beidem Geld resultiert – zusammenfassen.

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Spartacist (1964-1980) Journal of the Trotskyist international Spartacist tendency now online

10. August 2010 1 Kommentar

The IBT – International Bolshewik Tendency has put up online OCR-Versions of „Spartacist“, journal of the international Spartacist tendency (now the International Communist League ( Fourth Internationalist)), the trotskyist organisation the IBT founders had been members of for years themselves. Available are the issues 1 to 30 spanning the years 1964 till 1980.
Thanks for the information to Entdinglichung, who pointed to this first.

Kategorien(2) Trotzkismus Tags: