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Schwierig, schwierig, Teil II

11. August 2010

On Quacks and Their Defenders
Einleitung des Artikels in Workers Vanguard (Zeitung der trotzkistischen Spartacist League/U.S.) No. 962 vom 30. Juli 2010:

Rarely has a subject elicited such a vehement reaction from our readership as our articles “Medical Science vs. Homeopathy” (WV No. 947, 20 November 2009), “Capitalist Reaction and Anti-Vaccine Hysteria” (WV No. 948, 4 December 2009) and “Defend Simon Singh! Defend Scientific Medicine!” (WV No. 949, 1 January). WV was deluged by so many letters that we could not possibly publish all of them. With the exception of one letter (printed at right), all took issue with our blanket denunciation of medical quackery—homeopathy, acupuncture, chiropractic, “New Age” spiritualism, herbal remedies, naturopathy—and our intransigent defense of science-based medicine and its accomplishments, such as vaccinations.
As we noted in WV No. 947 in regard to snake-oil “medicine”: “While some of these treatments may be relatively harmless and may sometimes have a placebo effect, more often they are dangerous both in themselves and because they divert patients from needed medical treatment.” Of the letters that defended quackery outright, one grotesquely claimed that AIDS is spreading because of a lack of selenium in the soils of southern Africa and defended homeopathy as “hard science” and chiropractic as “a great American invention.”
A few writers tried to put defense of their chosen snake oil in a more rationalist light. A letter by B.B. in Atlanta correctly noted that “all attempts should be made to protect the scientific community from anti-science hysteria” but also condemned attempts to vaccinate the population against the H1N1 virus, which he called a “hoax.” T.S. wrote that we should support the “methods of science” while also favorably quoting New Age health guru Gary Null, an HIV-denialist who promotes chiropractic and homeopathy and pushes “nutritional” methods to treat AIDS in place of antiretroviral drugs. When South Africa’s former president Thabo Mbeki carried out a similar policy, it resulted in the needless deaths of an estimated 300,000 people.
As a Marxist organization, we do not purport to have particular expertise in medical science. But the issue at hand goes to the defense of science itself, and of Marxism’s dialectical materialist worldview, against religious obscurantism, mysticism and all anti-scientific outlooks.
While scientists must test their theories to ensure that they are rooted in material reality, quacks by definition resist rigorous testing because their practices are based at bottom on religious or other mystical dogmas (subluxation for chiropractors, qi for acupuncturists, etc.). This is not to say that medical science still does not have a great deal to learn and a long way to go in the treatment of diseases. The marriage of the art of medicine and science is historically recent and incomplete. We fight to expand scientific understanding against the quacks who exploit gaps in that understanding to peddle their wares. Science-based medicine cannot perform miracles. But it must be defended against the alternatives.

Kategorien(2) Trotzkismus Tags:
  1. Nestor
    11. August 2010, 16:14 | #1

    Das Ärgerliche bei solchen Debatten ist, daß sie immer entweder-oder geführt werden. Bei dem Geschimpfe auf die Quacksalberei wird die herkömmliche Medizin in den Himmel gehoben, und die Vertreter der Alternativmedizin wiederum stellen alle Ärzte als potentielle Mengeles dar.
    Es gab einmal bei uns einen „Club II“ (das ist eine österreichische Fernseh-Diskussionssendung, die in den 70-er Jahren darüber berühmt wurde, daß Nina Hagen bei ihrem Auftritt – im ursprünglichen Sendungskonzept nicht vorgesehene – Masturbationsanleitungen gegeben hat. Da die Sendung live war, konnte man das nicht verhindern.) zu den „Heilern“. Das sind Leute, meistens Frauen, die anderen die Hände auflegen und sie damit zu heilen versprechen.
    Meine erste Erkenntnis aus der Sendung war, daß man in Österreich, wenn man jemandem die Hände auflegen will, sich anmelden und dafür Steuer zahlen muß, sonst macht man sich strafbar. „Heilen“ wird als Gewerbe eingestuft.
    Dann war dort eine Dame, die angab, mit „Erzengelenergie“ zu „arbeiten“, so wie wer anderer sagen würde: Ich heize mein Haus mit Sonnenkollektoren. Und dann waren dort auch ein paar Ärzte, die sich glücklicherweise nicht in der Art von WV betätigt haben und diesen Damen durchaus Existenzberechtigung zugesprochen und auch den Grund für ihre unbestreitbaren Heilerfolge genannt haben: Das in unserer Gesellschaft vorhandene Berührungsdefizit.

  2. 11. August 2010, 18:44 | #2

    Es mag ja sein, daß manchmal Menschen völligen Scheiß im Kopf haben aber dennoch etwas an sich Vernünftiges tun in ihrer Bescheurtheit. Das mag auf Quacksalberinnen wie deine Erzengelenergetikerin zutreffen. Jemand mit einem beginnenden Krebsleiden oder einem Hüftgelenksschaden ist aber mit Quacksalberei letzlich wenig gedient, um das jetzt noch höflich auszudrücken, da hilft, wie bei den meisten organischen Beschwerden und Krankheiten nur handfeste Wissenschaft/Medizin. Von daher war es auch in deinem Club II ein Unglück, daß dort weder Kommunisten saßen, was die dort wie anderswo bei solchen Runden wohl nie tun, noch wissenschaftlich geschulte und dieses Verständnis verteidigende Gesundheitsarbeiter.
    Das Ärgerliche ist, daß so viele Debatten, wo es letzlich nur Schwarz und Weiß gibt, Religion/Obskurantismus versus objektive wissenschaftliche Welterkenntnis, von so vielen Leuten verwässert werden. Ein Hoch auf tapfere Menschen wie Ignác Fülöp Semmelweisz!

  3. Nestor
    12. August 2010, 21:30 | #3

    Oder es hilft auch nicht. Es wird ja nicht jeder Krebs- oder sonst Schwerkranke geheilt, und ein guter Teil der Leute – ich glaube 20 % der in Krankenhäusern eingelieferten – stirbt am sogenannten „Hospitalismus“, einer anderen Krankheit, als wegen der er/sie eingeliefert wurde, und die sich diese Person dort eingefangen hat.
    Ich sage ja, die Schwarz-Weiß-Malerei bringts nicht, weil man den Fortschritt der Wissenschaft ausgerechnet an einem nationalen Gesundheitswesen beweisen will, das im Grunde weder der Gesundheit noch der Wissenschaft dient.
    Und das betrifft nur die eigentliche Medizin. Wenn man jetzt Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie dazunimmt, so meine ich wirklich, da ist es fast noch besser, man geht zu einem Pfaffen oder einer Heilerin, da wird weniger Unsinn verzapft, und keine chemischen Keulen verabreicht.

  4. Nestor
    12. August 2010, 22:05 | #4

    PS: In den Club II kämen natürlich nie Kommunisten: Diese Sendung ist seinerzeit als Forum und Schaufenster der Meinungsfreiheit eingerichtet worden, weil das österreichische Fernsehen in den sozialistischen Nachbarstaaten Österreichs empfangen werden konnte. Eine Zeitlang wurde sie ausgesetzt, aber jetzt ist sie, mehr oder weniger als Kultur- und Lifestyle-Forum, wieder eingerichtet worden, vielleicht mit ähnlichen „Erziehungsgedanken“ gegenüber den demokratisch noch immer als etwas unreif angesehenen Nachbarn.

  5. 13. August 2010, 08:37 | #5

    Werter Nestor, zu deiner schrägen Behauptung

    Es wird ja nicht jeder Krebs- oder sonst Schwerkranke geheilt, und ein guter Teil der Leute – ich glaube 20 % der in Krankenhäusern eingelieferten – stirbt am sogenannten „Hospitalismus“, einer anderen Krankheit, als wegen der er/sie eingeliefert wurde, und die sich diese Person dort eingefangen hat.

    zwei Richtigstellungen:
    1. Hospitalismus definiert wikipedia so:

    alle negativen körperlichen und psychischen Begleitfolgen eines längeren Krankenhaus- oder Heimaufenthalts oder einer Inhaftierung. Dies beinhaltet auch mangelnde Umsorgung und lieblose Behandlung von Säuglingen und Kindern, in der Psychiatrie Symptome infolge von Heimaufenthalt, Folter oder Isolationshaft.

    2. Sterberate in Krankenhäusern:
    Laut einer aktuellen Statistik der deutschen Initative Qualitätsmedizin beträgt die Krankenhausmortalität bei ernsteren Operationen (also eh schon den schlimmeren Fällen) ein Promille bei den leichteren OPs bis zu einem Drittel bei Beatmung über 24 Stunden, also faktisch schon vorher toten Patienten. Deine 20 % sind also Ausdruck extremer Quacksalbergläubigkeit, befürchte ich. Betonung liegt auf Glauben, weil sowas bei realitätsblinder Vorabentscheidung solche Blüten wie bei dir treiben kann. Kein Wunder daß du keine ernsthaften Probleme mit Pfaffen und Heilerinnen hast. Bei mir haben solche Typen Hausverbot. Nur in einem möchte ich dir recht geben: Die Pfaffen und Heiler nehmen sich wirklich nicht viel mit den „Professionellen“ aus Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie. Die würde ich aber eh weitgehend aus der wissenschaftlich fundierten Medizin ausgrenzen. Ich orientiere mich da eher an Albert Krölls Verriß der Branche als daß ich Esoterikseminare besuche oder Pendel schwingen lasse und was für einen Scheiß es da sonst noch alles geben mag.
    Ein anderer Beleg gegen deine These: Die Säuglingssterblichkeit betrug in der OECD in 2006 rund 0,6 %. Das sind zwar im Schnitt wohl auch gesunde Menschen gewesen, die da gestorben sind, aber frisch Geborene sind sicherlich erheblich anfälliger als normale Erwachsene, die ins Krankenhaus müssen. Nur in Staaten, in denen es keine Umsetzung moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse gibt, sterben Babies immer noch en masse gleich nach der Geburt, zum Teil sicher auch im Krankenhaus, in Angola z.B. fast 20 %.

  6. 13. August 2010, 12:20 | #6

    leute mit klinischer depression oder psychosen halte ich aber bei psychiatern auch für wesentlich besser aufgehoben als bei „heilern“

  7. 13. August 2010, 14:48 | #7

    „Besser“ mag ja sein. Ich habe aber in den letzten Jahrzehnten genügend Leute in psychiatrischen Abteilungen, auch geschlossenen Abteilungen von Landeskrankenhäusern gesehen, daß ich immer noch meine, daß es diesen Patienten auch mit „professioneller Betreuung“ zumindest meist nicht wirklich gut geht. (Sonst wären sie ja aber auch jeweils nicht da gewesen.) Manchmal nicht mal nach Jahrzehnten der Behandlung. Und die besteht eh zumeist überwiegend aus der Gabe von heftigen Psychopharmaka, wenn man das überhaupt Behandlung und nicht nur Symptomdämpfung nennen kann.

  8. Nestor
    13. August 2010, 22:57 | #8

    Die 20% hab ich einmal bei einer medizinischen Übersetzung – als ich am Dolmetsch-Institut studiert habe – gelesen. Mag sein, daß sich das heute geändert hat, hat aber nichts mit einer mir unterstellten Vorabentscheidung zu tun.
    Ich halte mich möglichst von beiden Abteilung der Heilkunst fern, weil das ist der Gesundheit am förderlichsten, wollte aber darauf hinweisen, daß es Gründe geben kann, Leute, die an irgendetwas leiden, sich von den einen ab- und den anderen zuwenden zu lassen.
    Das nimmst du natürlich nicht zur Kenntnis, erklärst mich zu einem Anhänger von Wunderheilern und läßt das Gesundheitswesen im strahlendsten Licht erscheinen.
    Man merkt, du warst zum Glück auch schon länger nicht im Krankenhaus.

  9. 14. August 2010, 09:37 | #9

    Nestor, dein „Ich halte mich möglichst von beiden Abteilung der Heilkunst fern, weil das ist der Gesundheit am förderlichsten“ weicht der Stellungnahme aus.
    Natürlich ist es immer besser, wenn man gesund ist und keine Krankheiten oder Unfälle hat. Dann braucht einen auch nicht zu interessieren, wie man sie erfolgreich behandeln kann. Wenn man aber was hat, sei es Aids oder das Carpal Tunnel Syndrom, dann ist schon wichtig, ob da Wünschelruten helfen oder antivirale Medikamente. Oder, daß man anders arbeitet oder lebt (soviel „systemische“ „Ganzheitlichkeit“ und was es da alles für dolle Begrifflochkeiten gibt, sollte übrigens auch ein vernünftiger normaler Mediziner drauf haben).
    Was für die meisten Leute offensichtlich heißt, daß sie für ein wirklich dauerhaft gesundes Leben (soweit man das überhaupt hinkriegen kann, Wunder und ewiges Leben gibt es eben nur bei den Pfaffen, und auch da nur als Versprechen) in erster Linie eine Revolution bräuchten, weil nur danach ein gesundes Leben mit vernünftiger Prophylaxe möglich wäre.

  10. 14. August 2010, 11:54 | #10

    Ich glaube, du über-interpretierst hier ein wenig.
    Ich jedenfalls verstehe hier bloß, dass man nur dann zum Arzt geht, wenn man ihn tatsächlich zu brauchen meint. Das heißt, nicht wegen kleineren Infekten, deren Selbstheilung man dem Körper mit ein wenig Ruhe zutraut. Das heißt, nicht jede Maßnahme, die ein Arzt vorschlägt, ohne weiteres auch durchführen zu lassen. Das heißt, abzuwägen welche mögliche Impfung notwendig ist und welche mehr aktuellen Hysteriewellen und der Geschäftstüchtigkeit der Impfärzte nachgibt. Eben, weil man im aktuellen System damit rechnen muss, nicht nur vorgeschlagen zu bekommen, was tatsächlich sein muss. An der notwendigen Konsequenz ändert das doch wenig, wenn wir aufhören, uns gegenseitig angestrengt Fehler abzulauschen, die wir wahrscheinlich gar nicht machen.

  11. Nestor
    15. August 2010, 17:28 | #11

    Das ist halt auch ein Mangel dieser Debatte „Wissenschaft versus Kurpfuscherei“, daß immer mit wirklich schweren Krankheiten oder Armbrüchen argumentiert wird. Aber die meisten Leute, die sich an alternative Heiler wenden, haben Schlaflosigkeit, Depressionen, Verdauungsstörungen, oder Alkohol- und Drogenprobleme, und dergleichen mehr. „Krankheit“ deckt ein sehr weites Spektrum ab, nicht nur Krebskranke und Intensivstationen.

  12. Nestor
    15. August 2010, 19:51 | #12

    Und das ist natürlich richtig und wichtig, was du sagst, daß die Volksgesundheit in erster Linie vom Kapitalismus in Mitleidenschaft gezogen wird und dann das Gesundheitswesen dafür da ist, um die Leute irgendwie funktional zu halten.
    Deswegen hat ja auch Ernesto Guevara lieber den Arztberuf an den Nagel gehängt und ist Revolutionär geworden.

  13. 15. August 2010, 21:00 | #13

    Stromsau hat sich dieses Threads angenommen und selber was dazu geschrieben:
    http://stromsau.blogsport.de/2010/08/13/wenn-die-arbeitervorhut-weisse-kittel-anzieht

  14. 16. August 2010, 09:36 | #14

    Zu Stromsaus Stellungnahme habe ich ihm geantwortet:
    Wenn du schreibst

    “ Der wichtigste Einwand … ist, dass in der Realität die Medizinanstalten den Leuten keineswegs immer die erhoffte Heilung bringen. Das Anliegen der Akteure im modernen Gesundheitswesen ist auch gar nicht unbedingt der Heilungserfolg, sondern das Geldverdienen an der Heilung.“

    dann möchte ich dem zweierlei entgegenhalten:
    Das selbst wissenschaftlich fundierte und betriebene Medizin nicht allheilend ist, das weiß jeder. Das spricht aber nur dafür, daß wissenschaftlich gesehen selbst nach eigentlich erst zwei Jahrhunderten als echte Wissenschaft Medizin erst am Anfang steht. Deshalb würde eine sozialistische Gesellschaft noch erheblichen Aufwand betreiben müssen, um dem abzuhelfen. Das das nun wirklich nicht einfach ist, zeigt der riesige Aufwand in der Krebsforschung der letzten Jahrzehnte, der bei Lichte besehen bisher ernüchternd geringe Erfolge erzielt hat. Bei den Alterskrankheiten Alzheimer, Demenz, Parkinson z.B. steht die Medizin eingestandenermaßen sogar erst ganz am Anfang.
    Ausgerechnet den Trotzkisten des Workers Vanguard vorzuhalten, daß im Kapitalismus Medizin den Profiten dient, heißt Eulen nach Athen tragen. Über die US-Organisation der Ärtzte, um die es im Leserbrief in WV 947 geht, schreibt WV z.B. „Their economic motive is simple: to charge as exorbitant a fee as they can squeeze out of patients.“ Schon die ersten paar Sätze des aktuellen Artikels machen die Herangehensweise eigentlich unmißverständlich klar:

    „It would be hard to find a more blatant expression of the capitalist profit system than the plans afoot to “reform” the catastrophe of health care in America. The commodity trade here is in human lives and the life-sucking health insurance giants and drug companies are the ones who will continue to be laughing all the way to the bank.“

    Auch deine vermeintliche Klarstellung „In der plattesten Form, die man historisch und anderswo auch heute noch begutachten kann, heißt das: Wer kein Geld hat, kriegt keine Behandlung “ ist der durchgehende Faden der Artikel des WV zum Thema. Nicht umsonst zitieren sie einen alten Artikel aus ihrer mittlerweile eingestellten Frauenzeitschrift „Women an Revolution“ aus 1991 „The Debate Over “Socialized Medicine”– Wealth Care USA“, wo schon aus den Zwischenüberschriften „Medicine for Profit in Capitalist America“, „Capitalist America: Class, Race, Sex Bigotry“, „History of the Health Insurance Debate“, „Enter the Doctors“, „Public Health in America: Stillborn“, „Bitter Fruits of “Wealth Care”“, „Free, Quality Health Care for All in a Socialist World!“ ersichtlich ist, wie die ticken.
    Immerhin bist du so venünftig (das gilt ja leider nicht für alle) „dem neuesten Stand von Technik und Wissen“ das Wort zu reden. Genau darum ging es mir. Ohne den ist nämlich Gesundheitsversorgung wieder die Scharlatanerie, die sie im Europa des Mittelalters lange und selbst dann noch gewesen ist, als z.B. in Bagdad ein begnadeter wissenschaftlicher Arzt wie ibn Sina (Avicenna) gelebt hat, der Noah Gordons Medicus als Vorbild gedient hat.
    Die heutige Quacksalberei nimmt sich übrigens nichts verglichen mit „richtigen“ Ärzten oder den früheren Scharlatanen, was die Geldschneiderei angeht.
    Ich kann jedenfalls dein Zwischenresümee voll und ganz unterschreiben

    „Die moderne Medizin steht zurecht in zweifelhaftem Ruf. Das ist aber kein Grund, ihr den Rücken zu kehren und beim Handaufleger oder beim Vitaminpapst die Heilung vom Krebs zu erhoffen. Zwar ist es durchaus vorstellbar, dass dieser oder jene traditionelle Tee tatsächlich die Heilung mancher Krankheit beflügelt. Es gilt aber die Wirkmechanismen dahinter zu erkunden und systematisch offenzulegen, statt sich mit dem Wissen um Tradition und Erfahrung den ganzen unwissenschaftlichen Aberglauben mit einzukaufen, der da mitschwingt.“

    Auch Avicenna hatte übrigens nicht immer Recht, dafür war seine wissenschaftliche Basis noch viel zu klein, zudem er wiederum viel „nur“ von den Griechen abgeschrieben bzw. wieder ins Bewußtsein gebracht hatte. Und umgekehrt hatten auch viele Hexen und vorwissenschaftlichen Heiler aller Art Recht, wenn sie vernünftig mit dem an sich blöden Grundsatz post hoc ergo propter hoc (was später passiert, hatte seinen Grund in etwas, was vorher passiert ist) umgegangen sind. Denn frühe wissenschaftliche Beschäftigung konnte ja eh nur schauen, was für statistische Korrelationen es gab, mangels völliger Unkenntnis der inneren kausalen Zusammenhänge der beobachteten Phänomene und der Heilmittel. In solch einem rohen Sinne ist schon der Schimpanse vernünftig, der sich bei entzündeten Arsch selbigen mit Kräuterblättern abwischt, die entzündungshemmend wirken.
    Oder auch

    „In der Szene, die diesem anhängt, hat dann alles seinen gleichberechtigten Platz: Fernöstliche Zufallsfunde, die sich seit Jahrhunderten bewähren neben Omas zufällig tatsächlich wirksamen Waldkräutern und ebenso generationenlang tradierten Irrlehren, bei denen man nur hoffen kann, dass sie wenigstens nicht ernsthaft schädigen.“

    Meine Rede.
    Genauso wie ich (und diese Trotzkisten seit Jahr und Tag) immer zu sagen pflege:
    „Deshalb gehört diese Medizin ihren heutigen, gesellschaftlich bedingten Schranken entrissen und von all den sachfremden Nebenerwägungen befreit, die heute einer vernünftigen Behandlung von Krankheiten im Wege stehen.“ Oder prononcierter formuliert:
    Für den Kommunismus, weiltweit!

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