Das Sozialreferat des Asta FU Berlin hat für das Wintersemester wieder einige Vorträge mit Referenten vom GegenStandpunkt organisiert. Sie finden immer um 18.00 Uhr im Hörsaal 1A oder 1B in der Silberlaube (Habelschwerdterallee 45, U Dahlem-Dorf) statt :
28.10.2008 Referentin Margaret Wirth:
Warum der rationelle Kern der Frauenfrage mit der Forderung nach Gleichberechtigung nicht erledigt ist.
1. Das Leben vieler Frauen ist voll von Opfer und Entbehrung – ist deshalb die Unterdrückung der Frau der Zweck dieser Gesellschaft?
2. Belegt die „Männersprache“ das gesellschaftlich gültige Prinzip, dass ein Geschlecht über das andere herrschen will?
3. Was ist davon zu halten, die mindere Wertschätzung der Frau zu beklagen und ihr Recht auf Gleichberechtigung und Anerkennung zu fordern?
4. Welche Schuld tragen die Männer an der angeblichen Herrschaft des frauenfeindlichen Prinzips?
5. Was ist von der vorzüglichen Moralnatur der Frau zu halten, die in Harmonie und Einheit mit der Natur ihre Erfüllung findet?
6. Das praktische Nachkommen staatlicher Anforderungen zu ergänzen um eine eigenständige Ideologie der Spendernatur versöhnt Herrschaft und Untertaninnen bestens.
20.11.2008 Referent Rolf Röhrig
Mit der „Produktionsfaktoren“ und „subjektiver Wertlehre“ gegen die Erklärung des Werts .
Bürgerliche Ökonomie contra Marx: ein Leistungsvergleich
Im Kapitalismus wird Arbeit verrichtet nicht für die Herstellung nützlicher Güter, sondern für die Vermehrung von Geld. Dessen Wachstum ist der Zweck allen Produzierens. Das war Marx nicht nur eine Analyse, sondern auch eine Kritik wert. Ein Reichtum, der sein Maß im Arbeitsaufwand hat, wächst nur im Grad der Mühen, die aufs Produzieren verwandt werden. Er besteht gerade nicht in der Leichtigkeit, mit der die arbeitende Menschheit sich die Notwendigkeiten und Genüsse des Lebens verschafft, sondern erfordert das gerade Gegenteil. Die Gesellschaft ist die reichste, in der möglichst viele Leute möglichst lange arbeiten, an modernsten Maschinen natürlich. Nutznießer eines solchen abstrakten Reichtums können gar nicht die Arbeiter sein. Umgekehrt, sie dienen ihm mit ihrer ganzen Lebenskraft. Es ist nicht zu übersehen: Die Werte, die durch die Verausgabung von Arbeit geschaffen werden, gehören im Wesentlichen jenen, die nicht selber arbeiten, sondern andere arbeiten lassen. Das Kapital wächst, das seinen Eigentümern Gewinn, Zins oder Grundrente abwirft. Nur der Arbeiter selber wird ärmer und muss nach 150 Jahren kapitalistischem Wachstum um einen Mindestlohn betteln.
Marx Kritik hat die moderne bürgerliche Ökonomie nicht ruhen lassen. Nicht dieser oder jener Fehler, die politische Konsequenz seiner Theorie war unerträglich. Die Volkswirtschaftslehre versteht sich daher seit ihren Anfängen als Gegenprogramm in antikritischer Absicht. Gegen die „Arbeitswertlehre“ stellt sie ihre „Theorie der Produktionsfaktoren“: Ausbeutung wird zu einem Gemeinschaftswerk dreier Kräfte, die auf den Namen Boden, Kapital und Arbeit hören und sich das Produktionsergebnis angeblich nach Maßgabe ihres nützlichen Beitrags teilen. Gegen die „objektive Wertlehre“ entwirft sie eine „subjektive“: Der Preis der Ware, der jedes Bedürfnis vom nützlichen Gut trennt, wird darin zum Ausdruck subjektiver Wertschätzung prinzipiell knapper Güter, damit Wünsche und Gütermenge zu einem vernünftigen Ausgleich kommen. Und der Markt, den Marx in der Wirklichkeit als Konkurrenz der Betriebe um lohnende Preise angetroffen hat, gerät den Freunden der „invisible hand“ zu einem rundum gelungenen Kundendienst: Das Publikum ordert mit seinen Geldscheinen beim Einkauf Qualität und Menge des Angebots, das die Nachfrage bedient.
Zwei Theorien, aber nur eine Welt. Es lohnt sich, den Leistungsvergleich einmal ernsthaft durchzuführen, den die moderne Volkswirtschaftslehre gegen Marx ausgerufen hatte und für sich entschieden zu haben meint.
2.12.2008 Referent Theo Wentzke
Die ‚drohende Klimakatastrophe’ und ihre Bewältigung
Ideologien und Wahrheiten¸ über die Naturzerstörung durch den globalisierten Kapitalismus.
Was ‚wir’ daraus angeblich lernen und dagegen tun können und welche Konsequenzen die politisch Zuständigen für ‚unsere Zukunft’ tatsächlich ziehen.
– Die Wissenschaft berichtet: Der globale Klimawandel ist bedrohlich, die Folgen sind absehbar und ziemlich katastrophal.
– Die Öffentlichkeit ist aufgeschreckt und klärt auf: Nein, solche globalen Schäden sind keine Systemfrage. Schuld sind verbreitete Ökonomische Unverantwortlichkeiten, gravierende Staatenversäumnisse und letztlich ‚wir alle’ mit unseren unersättlichen Wachstums- und Konsumansprüchen, also die moralische Verfassung ‚der Menschheit’.
– Die Folgen werden von den Staaten allerdings national bilanziert: 330 Mrd. € Verlust bis 2050 allein in Deutschland. Prominentestes Opfer ist also nicht der Mensch, sondern sind die für unsere CO2- produzierenden ‚zivilisatorischen Fortschritte’ Verantwortlichen: die nationale Geschäftswelt und die Nation mit ihrem Reichtum.
– Die politischen Bemühungen um Abhilfe für die globale Bedrohung fallen entsprechend einseitig aus: Jetzt bezichtigen die Staaten sich wechselseitig, auf Kosten der jeweils anderen die globale Umwelt zu zerstören. Die politischen Macher konkurrieren gleichzeitig darum, wer anderen Staaten Maßnahmen und Kosten für Klimaschutz aufbürden, wer umgekehrt aus den praktischen Nachsorgen in Sachen Klima, Energieverbrauch usw. ein neues nationales Geschäft machen kann. Deutsche Windräder und Solarzellen gegen französische Atomkraftwerke!
– Während ‚der Mensch’,öffentlich aufgeklärt, für jede Flugreise ein Bäumchen pflanzen, umweltbewusst spenden oder auch einfach seine steigenden Energiekosten an die einschlägigen Konzerne bezahlen darf, ‚versöhnen’ die fürs ‚Klima’ Verantwortlichen ‚Ökologie’ und ‚Ökonomie’ auf etwas andere Art: Sie treiben Energiepolitik, kümmern sich über die eigenen Grenzen hinaus um eine weltkrisenfeste Energiebasis ihrer Nation und streben nach nationaler Kontrolle über die globalen Ressourcen. Natürlich alles im Namen des weltweiten Klimaschutzes für die betroffene Menschheit.