Das ist die Überschrift eines Gastkommentars in der Financial Times Deutschland vom 15.04.08 zum Thema „Deutsche Schüler lernen kaum etwas über Marktwirtschaft, Wachstum und Verteilung. Das bereitet politischen Scharlatanen den Boden – und besiegelt Europas Nie-derlage im globalen Wettbewerb.“
Da heißt es dann
Eine neue Studie über die unterschiedliche Darstellung des Unternehmertums in deutschen, französischen und US-amerikanischen Schulbüchern zeigt auf, wie wenig und wie wenig Wahres deutsche Schüler in diesem Feld mit auf den Weg bekommen. Wenn im Rahmen von Sozialkunde oder Politik überhaupt das Wirtschaftsleben thematisiert wird, dann meistens unter dem Verteilungsgesichtspunkt oder durch das skeptische Hinterfragen von Fortschritt, Innovation und Wachstum.
So kennt ein Schüler dann zwar die Lebenssituation lateinamerikanischer Kaffeebauern, ohne jedoch um die Zusammenhänge von Wirtschaftsordnung, Wachstum und Verteilung zu wissen. Er weiß, wie viele Arbeitsplätze durch die Einführung von Computern wegrationalisiert wurden, aber nicht, wie viele direkt in der IT-Industrie und indirekt durch die eingesparten Ressourcen geschaffen wurden. Am Ende glauben viele, es sei gesellschaftlich besser, die gleiche Leistung mit mehr als mit weniger Arbeitskräften zu erstellen.
Das ist schon ungeheuerlich, daß Arbeitskräfte es für besser halten, wenn sie weiter welche sind, als wenn sie überflüssig gemacht worden sind.
Seine Behauptung „Wer nicht versteht, wie Marktwirtschaft funktioniert, ist schwer von notwendigen Reformen der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik zu überzeugen“ würde ich hingegen umdrehen: Wer sie wirklich versteht, also erkennt, worum es in der Marktwirtschaft geht, der ist sich dann zwar im Klaren, warum für diesen Zweck die „Reformen der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik“ in der Tat notwendig sind, aber deren Gegner wegen des erkannten ihm feindlichen Zwecks.
Geradezu lächerlich wird es, wenn er die im Vergleich zu anderen Marktwirtschaften geringe Quote an Wohnungs- bzw. Hauseigentum beklagt:
Die mangelnde Sachkapitalbildung geht zwar einher mit einer hohen Sparquote, doch das fehlende Wirtschaftswissen führt letztlich zu einer suboptimalen Vermögensbildung: Der geringe Anteil derer, die in Sachkapital investieren, begünstigt über längere Zeiträume eine ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen. Dies wiederum fördert das Klassendenken mit Kapitalbesitzer- und Arbeitnehmerkategorien
Daß ein typischer Erwerber einer Eigentumswohnung zumeist nur seine Ruhe vor Vermietern haben will und froh sein kann, wenn er es in seinem Arbeitsleben überhaupt schafft, seine buchstäblich haushohen Kredite, die für den Erwerb regelmäßig fällig werden, abzubezahlen, verfabelt er zur „Sachkapitalbildung“ auch bei denen, die das eben gar nicht können, selbst wen sie das gerne wollten. Von daher kommt bei ihm dann auch die Klage nicht überraschend, daß doch bitte schön auch in Deutschland die kleinen Leute mehr Aktien kaufen mögen, damit sie mit den großen Kapitalen besser mitfühlen können.
Aber seine (nicht nur seine) Ziele sind noch viel anspruchsvoller und hochgesteckter:
Die europäischen Regierungschefs haben sich im Rahmen der sogenannten Lissabon-Agenda vorgenommen, die EU zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Um nur den Hauch einer Chance zu haben, dieses Ziel zu verwirklichen, müssen Wettbewerbsfähigkeit und Dynamik der Wirtschaft von der Bevölkerung auch als wünschenswert angesehen werden.
Nicht nur, daß Europa sich den Nr. 1 Platz an der Sonne erkämpfen soll, nein die dazu nötige „Dynamik“ sprich Massenentlassungen, Lohnkürzungen etc. sollen sich die davon Betroffenen als für dieses hohe Ziel notwendig einleuchten lassen.
Kein Wunder, daß er dann zum Schluß aufseufzt:
wenn Kapitalismuskritik bei gleichzeitiger Unwissenheit über wirtschaftliche Zu-sammenhänge als schick gilt, ist der globale Wettbewerb mit innovationsfreudigen Amerikanern und wohlstandshungrigen Chinesen schon verloren. Solide marktwirt-schaftliche Kenntnisse sind eine Grundbedingung – wenn schon nicht für jeden, dann doch wenigstens für unsere Kinder, die das Funktionieren der Wirtschaft schon in der Schule lernen sollten.“