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Kreditkrise? Wir sind doch versichert!

2. November 2007

Beu FAZ.NET ist am 02. November 2007 ein interessanter Artikel zur Kreditkrise erschienen. Unter dem Titel „Sorgen um die Anleihenversicherer„wird folgendes berichtet:

Eine exotische Form der Anleihenversicherung könnte die nächste versteckte Bombe sein, die für Erschütterungen auf den internationalen Kreditmärkte sorgen könnte. Das bislang eher unbekannte Unternehmen ACA Capital könnte die Explosion auslösen.
Die Folgen der Kreditkrise an der Wall Street sind bereits verheerend. Am 30. Oktober trennte sich Merrill Lynch von seinem Vorstandsvorsitzenden Stanley O’Neal, nachdem die Investmentbank einen Verlust von 8,4 Milliarden Dollar erlitten hatte, der hauptsächlich auf durch riskante Wohnungsbaudarlehen besicherte Wertpapiere zurückzuführen war. Am selben Tag gab UBS einen Gewinnrückgang um 3,6 Milliarden Dollar bekannt. Der Citigroup, die bereits einen Verlust von 1,6 Milliarden Dollar hinnehmen musste, könnte eine neue Milliarden-Dollar-Katastrophe bevorstehen.
Derzeit breitet sich die Krise von der Wall Street – die zu Abschreibungen in Höhe von 35 Milliarden Dollar auf Subprime-Kredite und zu einem Wertverlust der Aktien im Volumen von über 220 Milliarden Dollar führte – auf einen weniger bekannten Bereich des Finanzmarktes aus: die Anleihenversicherer. Diese Unternehmen verkaufen an Banken und andere Großinvestoren Versicherungen für hypothekenbesicherte Anleihen und für die komplizierten Instrumente, die diese Anleihen enthalten, auch bekannt als Collateralized Debt Obligations (CDOs).
Diese Versicherungen sollen Investoren bei Ausfall der Wertpapiere absichern. Da sich die CDOs zu einem Billionen-Geschäft entwickelt haben, wurden Anleihenversicherungen (so genannte Kreditaus-fallswaps) zu einer lukrativen Einnahmequelle für Unternehmen wie American International Group, MBIA und Ambac Financial Group.
Eine Reihe von Herabstufungen bei hypothekarisch gesicherten Anleihen und CDOs wirkt sich bereits auf die Gewinne der Versicherer aus. Bei ACA Capital, einem kleinen Unternehmen mit starkem CDO-Engagement, geht mittlerweile die Angst um. Das in New York ansässige Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 500 Millionen Dollar verfügt lediglich über ein Eigenkapital von 326 Millionen Dollar. Es brüstet sich damit, Kapital im Umfang von einer Milliarde Dollar für potentielle Auszahlungen zu besitzen, sollten die vom Unternehmen versicherten CDOs ausfallen.
Derzeit hat das Unternehmen Absicherungen im Wert von etwa 16 Milliarden Dollar verkauft, wobei die meisten Versicherungen CDOs betreffen, die in den vergangenen Jahren ausgegeben wurden. Es handelt sich hierbei um besonders problematische Jahrgänge, da die Kreditvergabestandards in den Jahren 2006 und 2007 relativ locker gehandhabt wurden.
Besorgte ACA-Aktionäre trugen dazu bei, dass der Aktienkurs seit Jahresbeginn um 80 Prozent auf 3,46 Dollar absackte. „Die Sorge besteht darin, dass all diese Verluste auf sie zurückfallen und sie [angesichts der geringen Rücklagen] Schwierigkeiten haben werden, diese auszugleichen“ sagt Sean Egan von Egan-Jones Rating.
In einer E-Mail gibt ACA an, dass dessen „Finanzstärke und Kapitalausstattung so hoch sind wie nie zuvor. Dies wurde von Standard & Poor’s festgestellt, als sie ACAs Bonitätsbewertung mit „A“ und einem stabilen Ausblick bekräftigten und bestätigten, dass ACA ausreichend Kapital besäße, um Ver-luste und einen höheren Kapitalaufwand durch unsere Engagements mit Subprime-Krediten zu verkraften.“

Der ganze Artikel hier
Von den versicherten 16 Millarden dürfen also noch nicht einmal 5 % ausfallen, sonst erweist sich das Versprechen, das da rein gar nichts passieren kann, als buchstäblich leeres Versprechen. Das hat natürlich keiner der Banken, die „sicherheitshalber“ das Ausfallrisiko so abgesichert hatten, gewußt und bilanziell gewürdigt. Dann werden sie es eben jetzt tun (müssen). Steht jedenfalls zu befürchten.

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