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Statt Wechsel von Nescafé auf Nica-Kaffee: du weißt schon …!

15. Juni 2007

Heinz Scholler, Redakteur des GegenStandpunkt, bei der Frankfurter Diskussion zum G8-Gipfel (am 18.06.07?):

Das geht dann, übrigens, nicht nur mit Demonstrationen, sondern da muß man sich in der Tat damit anlegen, wo die Mächtigen dieser Welt, die G8, wo die überhaupt die Quellen ihrer Macht und ihrer Unverschämtheit her haben. Die Antwort darauf heißt: Sie verfügen über ein kapitalistisch eingespanntes und kapitalistisch mitmachendes Volk. Das ist die Quelle ihrer Unverschämtheit! Infolgedessen geht für die Aufgabenstellung nichts drum herum: Man muß hierzulande die zu ihrem eigenen Schaden bei diesem kapitalistischen demokratischem Zirkus mitmachenden Leute dazu bringen – oder erst mal den Versuch dazu unternehmen – die davon abzuhalten, diesen schädlichen Scheiß mitzumachen. Das ist ganz entschieden etwas anderes, als – wie diesen Gipfelleuten da – zu sagen, die Welt ist Scheiße, aber genau diese Welt, die so Scheiße ist, die könnte mit unseren Verbesserungsvorschlag wunderbar sein! Das ist der Menschheit Sand in die Augen gestreut, das ist die Verbreitung von ganz üblen Illusionen in die Verbesserungsfähigkeit von diesem blöden Laden und ist nach der Seite hin wirklich das Gegenteil der politischen Aufgabe, die gestellt ist – momentan, wo es keine Barrikadenkämpfe und Klassenkämpfe gibt – der Kampf ums Bewusstsein von jedem, der mir „vor die Flinte läuft“. Also Aufklärung! (Lachen und Erstaunen im Saal) Das nehme ich mit dem Ausdruck höchsten Bedauerns zurück, ist mir so rausgerutscht. …
Schluß mit diesen Zuständen! Diese Zustände verdienen politische Anstrengungen, die auf nichts anderes zielen als ihre Abschaffung! Diese Interessen, die da am Werke sind, mit ihren Gewaltmitteln, denen muß das Handwerk gelegt werden! …
Unsere 10 Gebote, die gehen ein klein wenig anders. Damit können wir nicht dienen zu sagen: Ich hab jetzt den Hebel und das Patentrezept des „Praktischen“ in der Hosentasche! Nein, unser Angebot, unser Vorschlag für Politisieren, der geht halt ein klein wenig anders:
Das Erste ist, man muß sich klar machen, worum es in der Welt überhaupt geht.
Das Zweite ist, man muß sich die eigenen Illusionen über die Vereinbarkeit [der eigen Ziele und Bedürfnisse] mit den wirklichen Gesetzen dieser Welt abschminken.
Und das Dritte ist: Man muß sich Rechenschaft ablegen über die Gründe dieses Systems und die Weisen seines Funktionierens.
Das Vierte ist: Man muß aus all dem den bestimmten politischen Willen fassen, daß es unter dem Ziel der Abschaffung von diesem Laden einfach nicht getan ist. Daß alles Andere sich was vormacht, was darunter hergeht. Das alles Andere eine verkehrte und politisch mindestens unwirksame und höchstens fatale wirkende einlullende Affäre ist, die sich davor drückt, sich einzugestehen, dass es unter Kapitalismuskritik einfach nicht geht.
Und Fünftens dann: Sollte man sich, wenn es geht, vielleicht haben wir da heute ein paar Angebote machen können, fit machen, argumentativ fit machen, für die Auseinandersetzung mit den Leuten, die das immer noch anders sehen.
Das wäre unsere Agenda. Wenn wir da genug Leute auf unserer Seite haben, dann kann man, du weißt schon …! (Lachen im Saal)

Aus dem Mitschnitt der Veranstaltung, die bei farberot downgeladen werden kann.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. Helden Karl
    17. Juni 2007, 17:58 | #1

    Besonders (un)lustig war die Stelle, an der der andere(?) GSP Typ sagt, die Attacis und Co. verfallen einem ganz falschen und schädlichen Idealismus, wenn sie ihre alternativen Konzepte samt Windmühlen nicht als Kritik der Verhältnisse vortragen, sondern als Verbesserungsvorschläge für ebendiese, und die Frau aus dem Publikum mit: “ Wenigstens bauen die Windmühlen! Die tun wenigstens was!“ kontert. Dann ist es wohl Heinz Scholler, der passend einen franz. Atomkonzern erwähnt, welcher nun auch Windmühlen baut, weil profitabel. Um die Frau zu widerlegen bedurfte es des Hinweises zwar nicht, aber war dennoch relativ schön, da er die Dinge wieder in die Perspektive rückt. Gebote 2-4 wohl.
    Gefruchtet hats dennoch nicht. Später sprach die Frau von Mercedesen, wie schlimm das sei und was man alles „verbessern“ kann.

  2. Neoprene
    17. Juni 2007, 20:38 | #2

    Der andere GSPler war Andreas, der regelmäßig im unabhängigen RadioX in Frankfurt eine Sendung macht („Index“, früher hat die jemand mit dem blöden Pseudonym „Roman Wortreich“ gemacht), manchmal übrigens auch mit Heinz Scholler, der glaube ich ganz alter Franfurter Hase ist. Bei farberot kann man massenhaft Sendungen von denen nachhören.
    Ich habe mich ehrlich gesagt etwas gewundert darüber, daß die diskussionsleitenden GSPler fast die Contenance verloren haben bei dieser archetypischen „Realistin“. Denn wenn man deren Wut auf Kommunisten im allgemeinen und den GegenStandpunkt im konkreten abzieht, bleibt doch der klassische Vorwurf, der schließlich Zehntausende auch nach Heiligendamm gebracht hat. Warum überhaupt diese Wut dieser Frau gegenüber Leuten, die für ihren Realismus des kleinste Brötchen backen auf niedrigstem ökologischem Niveau doch nicht mal eine ernsthafte Gefahr darstellen. Schön wärs ja, wenn die Fans des Machbaren ihre Felle wegschwimmen sehen würden, weil der Systemzweifel um sich greift.

  3. beni
    13. Juli 2007, 18:52 | #3

    seit wann zitieren den gsp’ler positiv leute von der frankfurter schule, in diesem falle den horkheimer ?!

  4. Helden Karl
    14. Juli 2007, 13:34 | #4

    Kannst du für die Leute die die „Werke“ der Moralisten der Frankfurter Schule nicht gelesen haben, sagen auf welchen Satz du dich beziehst.

  5. beni
    14. Juli 2007, 14:30 | #5

    so bei minute 74. :
    (…)dieses morgen mach ich das gute ist eine vorstellung, da hat max horkheimer mal gesagt „es ist das fatale, dass die „gutmütigen“, die immer sagen „das muss doch gehn“, es immer mit den henkern halten“
    …gut beim faschismus, aber mit den herrschenden (…)

  6. beni
    14. Juli 2007, 14:33 | #6

    zum verständnis: da gings halt um den evergreen, dass die leute die eine wenigstens einigermaßen angemessene zustandbeschreibung formulieren, dann trotzdem in reformistischer manier die forderung an die politiker richten, diesen zustand mit einem schuss vernünfigen wollen doch erträglicher zu machen… so ähnlich ungefähr…

  7. tobias
    14. Juli 2007, 16:24 | #7

    Musst du auch garnicht. Der Andreas zitiert Horkheimer an Stelle 1:14:40.
    beni: Wieso sollte man den Horkheimer nicht zitieren, wenn er mal etwas vernünftiges gesagt hat?

  8. Helden Karl
    14. Juli 2007, 16:56 | #8

    Ich sehe in dem Zitat kein Argument, insofern find ich den Verweis auf Horkheimer auch nicht wichtig. Fatal ist sowieso schwammig. Wsa genau soll da kritisiert werden? Das wird nicht so ohne weiteres ersichtlich. Die Gutmütigkeit, oder nur ihre schlechte Realisierung?
    Zum Verständnis interpretiere ich das Zitat eher so, dass die (gutmütige) Unterwerfung der Leute notfalls auch über Leichen geht, Leichen kostet.
    Hier gibts das Zitat nocheinmal:
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/82/82_6/nicarag.htm

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