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Archiv für August, 2006

Nachtrag im MDF von Jimi Bach zur Arbeitskampf-Diskussion

27. August 2006 2 Kommentare

„Mal etwas zurückgeblättert und deja vu-Feeeling bekommen (Zum letzen mal, daß es um die 2000 Views zu was nicht nur organisatorischen oder „theoretischem“ gegeben hat, gab es es nämlich in 2005 diese Diskusiion schon mal). Hier die einleitenden Hins uns Hers aus diesem Thread praktisch als Vorläufer zum jetzigen mit vielleicht sogar einigen die da wie hier was dazu gesagt haben:“
Der Anfang von „Trotzkist“:

„Die „soziale Lage“ von Lohnabhängigen bedarf notwendigerweise dauernd den Versuch sie nachzubessern, weil das vom Kapital aufgezwungene Arbeitsleben sonst nur schlecht bis gar nicht auszuhalten und vom verdienten Lohn auch nicht besser zu leben ist. Um das überhaupt zu erreichen müssen die Betroffenen sich zusammenschließen und Druck auf ihre kapitalistischen Dienstherrn machen. Ihre ökonomische Situation lässt anscheinend schwer zu wünschen übrig und kollektive Aktion tut Not, um überhaupt in ihr bestehen zu können.“
Diese Feststellungen, die richtig sind, lassen eigentlich zumindest folgendes Tun als angesagt erscheinen (nicht darauf beschränkt, aber eben auch nichts zum Weglassen oder Überspringen oder so): Dauerhafte Versuche, die „soziale Lage“ nachzubessern. Kaum daß man Lohnabhängiger geworden ist, in die entsprechende Gewerkschaft eintreten, Kollegen für das Notwendige agitieren, alle zwei bis 12 Jahre einen satten Streik durchziehen etc. Oder, die Variante gibt es ja auch, weil die bisherigen Gewrkschaften es offensichtlich schon seit Generationen oder wenigstens seit Jahren nicht mehr bringen, einen neuen Verein aufzumachen. Jetzt wieder die Varianten, neue blitzsaubere Kampforganisationen von Revolutionären als Gewerkschaft oder gleich „nur“ eine revolutionäre Partei aufmachen. Was man dann machen kann, solange die Hegemonie in der Arbeiterschaft bei den Damen und Herren von der Sozialstaatsfraktion liegt (oder je nach Land auch noch nen Tuck rückständiger, meinetwegen katholisch oder beruflich borniert), darüber kann man auch wieder länger mit sich und den anderen ringen. Da sind so schöne Begriffe wie z.B. Aktionseinheit üblich.
Nun kommt der bestätigende Einwand: „Wir agitieren NICHT dagegen, dass Leute die vom Lohn leben müssen darum kämpfen müssen. Das wäre auch Schwachsinnig, weil der Kampf die Bedingung ist für einen Lohn von dem man leben kann.“ Das wäre ja auch noch schöner, nur ist damit immer noch recht nebulös, wer mit wem in welcher Art wofür kämpfen soll, wenn es noch nicht zum Sturz der Bourgeosie reicht, und das wird ja wohl noch eine ganze Zeit so sein, ist also etwas, was einen ärgerlicherweise noch länger verfolgen und einschränken wird.
Es ist richtig, im Augenblick (na ja, nicht nur im Augenblick, das hat zugegebener Weise schon Tradition, Schröder ist ja keine wirklich neue Erfindung) gilt, „die Arbeiter setzten … das bischen Macht [nicht] ein, dasss sie haben um Opel was abzuringen“, geschweige, daß sie damit drohen, „den prinzipiellen Gegensatz ihres Interesses zum Kapital“ handfest werden zu lassen, indem sie das Profit- und Lohnsystem wegfegen, das haben sie ja schon länger nicht getan, weder hier in Deutschland noch anderswo (Nein, für mich war Nikaragua nie ein Arbeiterstaat und die DDR war , was immer sie war, jedenfalls nicht von thüringischen Arbeitern erkämpft). Nur haben die GSP-Publikationen ja außer der Betonung darauf, daß man sein Lohnarbeiterdasein loswerden wollen muß, um letzlich was Dauerhaftes zu erreichen, nicht so viel zu sagen gehabt, wie denn das bißchen Macht hätte eingesetzt werden können, müssen, sollen. Das wäre übrigens wirklich notwendige Agitation gewesen. Ich habe leider auch nirgends gelesen, daß irgendjemand, der in Bochum oder Rüsselheim oder an anderen Opel/GM-Standorten arbeitet, in Betriebs- oder Streikversammlungen damit aufgetreten wäre. Natürlich nicht von euch, daß würde mich nun stark überraschen, wenn ihr Zellen dort hättet, aber eben auch sonst niemand von den üblichen Verdächtigen, die einem da immer einfallen.
Einem gebe ich unumwunden Recht: „Da gibt es also viel zu tun für kommunistische Aufwiegler.“ Ich glaube nur kaum, daß eure Agitation da erstend so durch und durch kommunistisch ist und zweitens schon mangels organisiertem Anspruch wirklich Aufwiegeln will und wird. Aber das können die Anhänger der GegenStandpunkte ja doch noch wieder ändern. Ihr wart ja mal die stärkste der Parteien, wenn ich mich recht erinnere.

Darauf hat „pro_kommunismus“ geantwortet:

Der Punkt ist, dass man nicht alles auf einmal angehen kann. ANGENOMMEN, es gäbe einen radikalen, antikapitalistisch eingestellten Flügel innerhalb der Belegschaften der Konzerne – dann könnte man auch mal diskutieren über die – ich nenne das jetzt mal so – „Dialektik“ von Lohnkampf und Revolution.
Wäre das so, dann wäre den Beteiligten klar, dass der Lohnkampf eine Perspketive nur hat als Kampf gegen das LohnSYSTEM. Dass der Lohnkampf ein Fehler ist, wurde ja schon oftmals hier bewiesen [Nur drei Stichworte dazu zur Erinnerung: das Kapital zahlt nur einen Lohn der in SEIN Interesse passt, also muss ein Lohnkampf immer das Kapital schonen und kann nur einen Lohn verlangen den das Kapital zahlen MAG – einfach seine Lebenshaltungskosten und Wünsche durchrechnen und das dann als Lohnforderung zu präsentieren ist UNMÖGLICH / das Kapital ist Herr des Produktionsprozesses und holt Lohnerhöhungen durch beschleudingung und verdichtung der Arbeit immer wieder „rein“ / zu guter Letzt: alles was das Kapital an mehr Lohn abdrückt ist das Resultat von unbezahlter Mehrarbeit, also den Arbeitern abgepresst – sie bekommen vom Kapital also nur einen Teil von dem zurück das SIE SELBST geschaffen haben, weshalb es prinzipiell absurd ist, sich erst ausbeuten zu lassen und dann einen Teil der Beute zurückzufordern, anstatt die Ausbeutung zu beenden.]
Was heisst der Gegensatz von Kapitalinteresse und Lohn praktisch?, fragt ihr? Gut, „verrate“ (große Geheimnisse sind das ja nicht) ich mal ein paar Kampftipps für Gewerkschaften.
Für JEDE Veränderung am Lohn zum eigenen Gunsten muss man dem Kapital gegenüber so hart wie möglich auftreten, sich zusammenschließen damit der einzelne nicht erpressbar ist, da streiken wo es weh tut (das EINZIGE was dem Kapital wehtut sind entgangene Gewinne, das ist ja das rationale am Streik) etc., da muss man das Rad auch nicht wirklich neu erfinden. Ungefähr so geht (und ging in grauer Vorzeit mal) ein effektiver Lohnkampf, den die Gewerkschaft heute nicht mehr führt.
Die Gewerkschaft heute führt einen Kampf zur Rettung von Arbeitsplätzen und das ist ein Doppel-Fehler, weil
1. deswegen gar nichts gerettet wird, sondern im Gegenteil bekommt das Kapital mit mehr Gewinn auch mehr Mittel zur Rationalisierung in die Hand
2. man gerade Abstriche bei dem macht wofür man überhaupt knechten geht: dem LOHN. Wegen eines Arbeitsplatzes auf seinen Ertrag verzichten, das ist doch hirnrissig.
Auch hier zeigt sich wieder einmal, dass die Form des Kampfes sich aus dem Bewußtsein über die Gegenseite ableitet. Wer im Kapital seinen Sozialpartner sieht, der kann es gar nicht effektiv erpressen. Wer hingegen um seinen Feind weiss schon eher. Also wäre auch hier die erste Praixs eine Aufklärung über den Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital im Kapitalismus.
Alle Mängel am Klassenkampf wie sein Nicht-Stattfinden laufen also immer auf eine falsche Theorie über den Kapitalismus hinaus. Umgekehrt bedeutet das: Jede Debatte über die Frage des Verhältnisses von Lohnkampf und Revolution unterstellt das gemeinsame Wissen um den Gegensatz zum Kapital, also organisierte Einigkeit. Weil es das/die NICHT gibt, schreiben wir Flugblätter, wo wir reinschreiben, wer der Feind ist und warum er der Feind ist. Deswegen machen wir langweilige Schulungen und eine graue Zeitschrift, damit es Leute gibt die solche Flugblätter schreiben können. Sollten die Argumente irgendwann einmal in größerem Umfang Anklang finden, dann erst macht es Sinn sich was Praktisches vorzunehmen.
Trödler und Trotzkist, ihr habt ja durchaus eine Ahnung davon, dass das richtige Bewußtsein ihrer Lage bei den Arbeitern nicht vorliegt. Irgendwie streicht ihr das aber immer gleich wieder durch, weil ihr eine Praxis wollt. Nur gibt es diese eben nur auf Basis des Wissens um den Gegensatz, also auf Basis des – ich sag das jetzt mal so schlagwortartig – „wissenschaftlichen Kommunismus“. Sonst beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ihr bewegt euch beständig in eben diesem Zirkel, eine richtige Praxis ohne richtige Theorie haben zu wollen, weil ihr eine revolutionäre Ungeduld habt. Nur so kommt ihr drauf, uns eine richtige Theorie vorzuwerfen, nicht weil sie falsch wäre sondern „bloße“ Theorie.
Und, um das noch mal klar zu stellen: Es ist scheisse immer nur zu labern, weil die Theorie ja gerade kein Selbstzweck ist. Sich im Kapitalismus auszukennen (überhaupt jede Geisteswissenschaft) ist keine Freude, – wie könnte das auch sein, angesichts des Gegenstandes – sondern eine NOTWENDIGKEIT.
Der wissenschaftliche Kommunismus ist kein Beiwerk oder Hirnwichserei, steht nicht im Gegensatz zur Praxis, sondern er der Grund und das Mittel der Revolution.


Dazu dann „Trotzkist“

>> pro_kommunismus: Der Punkt ist, dass man nicht alles auf einmal angehen kann. ANGENOMMEN, es gäbe einen radikalen, antikapitalistisch eingestellten Flügel innerhalb der Belegschaften der Konzerne – dann könnte man auch mal diskutieren über die – ich nenne das jetzt mal so – „Dialektik“ von Lohnkampf und Revolution.
Der Punkt ist, daß die Arbeiter im Lohnkampf stehen, ob sie es gleich wollen oder erst später, ob es ihnen „aufgezwungen“ wird, oder formell nicht. Und diese Situation ist schon rund 150 Jahre so. Und wie auch MGler wissen, und sei es nur aus den Sachen die Marx und Engels, die sie so gerne „alt“ nennen, tut sich deshalb seit eben diesen rund 150 Jahren überall mal mehr und vor allem länger weniger. Der Kapitalismus hat ja nicht gerade mit der ersten MSZ angefangen, andersherum, die kam ja bannig spät, dafür, daß so lange schon das Treiben der Konkurrenz seine Opfer fordert und den Einsatz aller, bei einigen eben auch den Lohnkampf.
Aber schon die Annahme, die Existenz eines antikapitalistischen Flügels in den Schlüsselbetrieben würde die ganze Herangehensweise, die Agitation verändern, scheint mir falsch. Auch dann werden kommunistische Arbeiter versuchen müssen, die anderen, die mehr oder weniger stark noch Systemfreunde sind, mitzuziehen. Denn sonst können sie nur das erfolgreich durchziehen, wofür ihre eigene, anfangs sicher magere Stärke reicht. Und schon ist man beim leidigen Thema „Übergangsforderungen“.
>>Wäre das so, dann wäre den Beteiligten klar, dass der Lohnkampf eine Perspketive nur hat als Kampf gegen das LohnSYSTEM.
Dies wäre und ist immer nur den kommunistischen Arbeitern klar, die anderen die trotzdem erstmal oder für Teilforderungen mitkämpfen, tun dies eben aus anderen Gründen, falschen Gründen zumeist.
>> Dass der Lohnkampf ein Fehler ist, wurde ja schon oftmals hier bewiesen [Nur drei Stichworte dazu zur Erinnerung: das Kapital zahlt nur einen Lohn der in SEIN Interesse passt, also muss ein Lohnkampf immer das Kapital schonen und kann nur einen Lohn verlangen den das Kapital zahlen MAG – einfach seine Lebenshaltungskosten und Wünsche durchrechnen und das dann als Lohnforderung zu präsentieren ist UNMÖGLICH / das Kapital ist Herr des Produktionsprozesses und holt Lohnerhöhungen durch beschleudingung und verdichtung der Arbeit immer wieder „rein“ / zu guter Letzt: alles was das Kapital an mehr Lohn abdrückt ist das Resultat von unbezahlter Mehrarbeit, also den Arbeitern abgepresst – sie bekommen vom Kapital also nur einen Teil von dem zurück das SIE SELBST geschaffen haben, weshalb es prinzipiell absurd ist, sich erst ausbeuten zu lassen und dann einen Teil der Beute zurückzufordern, anstatt die Ausbeutung zu beenden.]
Selbst aus der Feststellung, daß der Lohnkampf „ein Fehler“ ist, insoweit er systemimmanent sein muß, folgt ja nicht, daß er deshalb nicht zu führen wäre und sogar möglichst „erfolgreich“, bei all den Bauchschmerzen, die dabei entstehen.
>>Was heisst der Gegensatz von Kapitalinteresse und Lohn praktisch?, fragt ihr? Gut, „verrate“ (große Geheimnisse sind das ja nicht) ich mal ein paar Kampftipps für Gewerkschaften.
Für JEDE Veränderung am Lohn zum eigenen Gunsten muss man dem Kapital gegenüber so hart wie möglich auftreten, sich zusammenschließen damit der einzelne nicht erpressbar ist, da streiken wo es weh tut (das EINZIGE was dem Kapital wehtut sind entgangene Gewinne, das ist ja das rationale am Streik) etc., da muss man das Rad auch nicht wirklich neu erfinden. Ungefähr so geht (und ging in grauer Vorzeit mal) ein effektiver Lohnkampf, den die Gewerkschaft heute nicht mehr führt.
Erstmal steckt in dem Gegensatz, heute tote hose, früher/graue Vorzeit „effektiver Lohnkampf“ ein gerüttelt Maß Expostbejubelung der naturidentischen Gewerkschafler/SPDler etc. von damals. Ein Ebert oder Leipart waren doch nicht besser oder linker als ein Schmidt oder Klunkcker. Oder die im Vergleich zu Brsirske und Münterfering. Zweitens gab und gibt es ja anderswo in der weiten Welt des Kapitals schon noch die von dir als nötig angesehenen „harten“ Arbeiteraktionen. Das wundert mich ja immer wieder an so antinationalen Theorieberserkern wie der MG, daß die effektiv einen Gesichtskreis haben, der auch nicht größer ist, als der eines bornierten DDRlers oder Standardwessis. In diesem Zusammenhang finde ich persönlich nun wirklich interessanter und wichtiger, ob es z.B. bei der New Yorker U-Bahn zu einem Streik kommt (da Rödeln sogar einige Kommunisten schon eine ganze Weile), als sich hier nun wirklich ausführlichst über abstrakten freien Willen hin und her zu bewegen.
>> Die Gewerkschaft heute führt einen Kampf zur Rettung von Arbeitsplätzen und das ist ein Doppel-Fehler …
Immer noch steht die Frage, ob daraus für euch folgt, daß ihr wie FAU oder das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) / North-Anhänger einen Konkurrenzladen als Gewerkschaft oder als Partei aufmachen wollt oder wie die meisten anderen Kommunisten in den bestehenden Organisationen arbeiten wollt.
>>Alle Mängel am Klassenkampf wie sein Nicht-Stattfinden laufen also immer auf eine falsche Theorie über den Kapitalismus hinaus.
Das heißt aber nicht, daß der Erfolg solcher falscher Theorien ihnen Recht geben würde. Manchmal kommen die ja doch zu was, in Jugoslawien z.B. haben weitgehend durch eigene Anstrengungen die Tito-Stalinisten sich die Wehrmacht und Ustasha und anderes Kroppzeug vom Halse geschafft. Was das zu bedeuten hat, hat den damaligen Trotzkisten unheimlich Mühe gemacht. Erst Pablo hat das dann alles als unbewußtes Trotzkistentum handlich gemacht und bei der Gelegenheit spätestens den Trotzkismus begraben.
>> Umgekehrt bedeutet das: Jede Debatte über die Frage des Verhältnisses von Lohnkampf und Revolution unterstellt das gemeinsame Wissen um den Gegensatz zum Kapital, also organisierte Einigkeit.
Ich glaube, daß das eben zu rigide ist. Selbst bei einem parallelen Wissen (das ja nie ein ja oder nein ist) um diesen Gegensatz folgt daraus beileibe nicht sofort die „organisierte Einigkeit“. Sonst läuft das auf die tautologische Aussage heraus, daß die Leute, die beim eigenen Haufen dabei sind, dadurch das Wissen haben, und die anderen, schon deshalb, weil sie anders organisert sind, dies eben nicht haben können. Hierzu wieder ein schönes trotzkistisches Projekt: die revolutionäre „Umgruppierung“.
>> Weil es das/die NICHT gibt, schreiben wir Flugblätter, wo wir reinschreiben, wer der Feind ist und warum er der Feind ist. Deswegen machen wir langweilige Schulungen und eine graue Zeitschrift, damit es Leute gibt die solche Flugblätter schreiben können.
So weit so gut, daß kenne ich auf diesem abstrakten Level natürlich auch nicht anders. Ein großer Unterschied war immer, daß die MG nie großen Wert darauf gelegt hat, sich mit den anderen linken Tendenzen und Organisationen en Detail inhaltlich auseinanderzusetzen. Aber Leninisten, (der Typ war ja berühmt für seine Polemiken) sind sie ja zugegebenerweise nie gewesen und jetzt auch nicht.
>> Sollten die Argumente irgendwann einmal in größerem Umfang Anklang finden, dann erst macht es Sinn sich was Praktisches vorzunehmen.
Das halte ich so für falsch. Es macht natürlich keinen Sinn und wirkt lächerlich, wenn eine 50-Mann-Truppe so tut, als wäre sie eine mächtige revolutionäre Arbeiterpartei. Wenn aber bekannte Kader einer kommunistischen Organisation in eine zugespitzten Kampfphase sich raushalten, weil der Parteiaufbau eben noch nicht so weit ist und ihre fragenden Kollegen mit Allgemeinplätzen abspeisen, dann tut das auch nicht gut.
>> Trödler und Trotzkist, ihr habt ja durchaus eine Ahnung davon, dass das richtige Bewußtsein ihrer Lage bei den Arbeitern nicht vorliegt.
Das ist ja wohl eher Spott als Übereinstimmung. Das das richtige Bewußtsein nicht vorliegt, kann man jedesmal nach Erscheinen seiner Parteizeitung oder beim abzählen der Mitdemonstranten bei einer Demo auf plusminus 2 Leute angeben, da braucht es keine „Ahnungen“.
>> Irgendwie streicht ihr das aber immer gleich wieder durch, weil ihr eine Praxis wollt.
Was heißt „irgendwie“. Und heißt das, das ihr meint, ohne dies Durchstreichen, was immer das konkret meint, ginge Praxis jetzt eh nicht?
>> Und, um das noch mal klar zu stellen: Es ist scheisse immer nur zu labern, weil die Theorie ja gerade kein Selbstzweck ist.
Darüber gibt es übrigens mit Recht vielen Übereinstimmung sicher nicht nur mit mir, nur eben nicht über den theoretischen Ausgangspunkt und selbst diesen konzediert, über die daraus konkret folgende Praxis.

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25. August 2006 4 Kommentare

Nachdem nun auch der Nachfolgethread im MDF abgeschlossen zu sein scheint, ich hatte ja schon darauf hingeweisen, möchte ich hier einige Kernsätze (mehr oder weniger aus dem Umfeld des GSP) auch noch zur Kenntnis bringen:
Härbert:
Zu Kämpfen auf die man keinen Einfluss hat braucht man sich überhaupt nicht zu stellen. Da klärt man lieber ab was Sache ist, sollte es denn von irgendeinem Belang sein. Sollten eines Tages Kommunisten doch mal wieder eine Macht darstellen die Entscheidungen zu treffen hat, dann wird man das dann halt tun müssen. Das weiss doch jetzt niemand was für Entscheidungen das sein könnten.
Müller-Lüdenscheid:
Wenn deine imaginären GSP‘ler im Jahre 1917 gesagt hätten: Hauen wir lieber ab, das wird uns zu heiß, lieber unser Leben retten als die Revolution – ja und? Welches vernünftige Argument will man gegen so eine individuelle Abwägung denn vorbringen? Eine Revolution, die mich ziemlich sicher das Leben kostet, kann mir gestohlen bleiben – außer vielleicht in einer Extremsituation, wo einen die Nicht-Revolution auch ziemlich sicher das Leben kostet, wenn einem z. B. die Verheizung in einem militärischen Himmelfahrtskommando unmittelbar bevor steht, ist die Abwägung eine andere als wenn man noch Gelegenheit zur Flucht hat usw.
wenn die Kugeln um ihn herumfliegen, verpißt [der Kommunist] sich normalerweise, weil er ja sonst nichts mehr davon hat, wenn die Revolution klappen sollte. Vielleicht verpißt er sich auch nicht, wenn das Risiko kalkulierbar ist und der Erfolg zum Greifen nah.
Lionfish:
Na die kleinste Sache kriegst du vielleicht schon hin, aber was hat das mit Revolution zu tun? Was schwebt dir denn da so vor? Für eine Revolution reichen im Moment ganz objektiv die Mittel nicht. Mit Pessimismus hat das nichts zu tun. Was willst du denn darunter hinkriegen, wozu Brechstangen und blutige Köpfe nötig wären?
Costa:
die frage, ob man gewalteinsatz gegen streikbrecher o.ä. befürwortet (so abstrakt eh nicht zu entscheiden) hat mit komm. politik ungefähr genauso viel zu tun, wie die frage, ob man sich in eine kneipenschlägerei einmischt. das sollen die streikenden mal schön selbst entscheiden, jedenfalls solange sie ihren streik nicht als einen beitrag zum „kampf ums ganze“ meinen.
Maos Mutter
„würdest du seelenruhig in dein Büro im ersten Stock gehen (als Streikbrecher dann), während die Produktioner unten gerade gegen den Wegfall der Schichtzulage streiken?“ Ich würde das jedenfalls so machen. Warum auch nicht?
Costa:
wenn arbeiter die keinesfalls zufälligen schäden, mit einem streik beantworten, dann soll man sich halt überlegen, für was da von wem mit welchen argumenten und mitteln gestreikt wird und sein urteil davon und von der darauf aufbauenden frage, wie man mit seinen interessen da selber zu steht, abhängig machen. ALS KOMMUNIST (und so war mein posting gemeint) steht die frage an, ob das in irgendeiner form ein beitrag zur eigenen sache ist bzw. wie man das dazu machen könnte. da kommt dann vielleicht raus, dass das den auftakt zur revolution darstellt oder auch dass es ein komplett verkehrter kampf ist, in den man aufgrund der allgemeinen situation, dem antikommunistischen bewusstsein der streikenden, der eigenen lage etc. noch nicht mal mit kritischen flugblättern eingreifen kann/will.
Maos Mutter
Was für ein Gequatsche, geh doch zum DGB.
Lionfish:
Warum verlangst du von Revolutionären Gewerkschaftsarbeit? Die Abwehr von Zumutungen des Kapitals ist Sache der Gewerkschaften. Was die nicht leisten, können und wollen Revolutionäre nicht ersetzen. Revolutionäre sind kein Verein, um die Schädigung von Arbeiterinteressen im Kapitalismus zu verhindern. Revolutionäre wollen den Kapitalismus abschaffen.
Lionfish:
Ein Druckmittel gegen Lohnsenkungen hat nur die Belegschaft. Soll man zum Betrieb fahren und Gulaschsuppe verteilen, den Streikenden moralisch den Rücken stärken? Ihre Arbeitskämpfe müssen die Arbeiter schon selbst austragen, wenn sie das nicht tun, kannst du das nicht den Kommunisten anlasten.
Wenn jemand von Lohnkürzung betroffen ist, würde ich keineswegs abraten sich zu wehren. Wenn, dann aber richtig, mit ner Gewerkschaft, die den Namen verdient. Wenn du eine radikale Gewerkschaft aufmachen willst, würde ich dir nicht abraten wollen.
Das Kämpfen ist Aufgabe der Gewerkschaft. Eine revolutionäre Organisation kann und sollte das auch nicht ersetzen. Angenommen eine Belegschaft besteht zu 70% aus Kommunisten auch dann würde man nicht als kommunistisches Grüppchen den Abwehrkampf führen, sondern man würde eine radikale Gewerkschaft gründen, um seine Forderungen durchzuboxen.
Phryger:
Nur ists halt der Unterschied ob ich sage, diesen Lohnkampf mach ich jetzt mal (provisorisch) mit weil 200 mehr im Jahr mir nützen, oder ob ich so tue, als wenns ganz wichtig wäre für die Revolution, gerade jetzt und hier 1,24 % mehr Lohn herausgeschlagen zu haben.
Maos Mutter
Nochmal: Bei welchem Streik willst du denn dabei sein?
Lionfish:
Als KP muss man nun dafür sorgen, soviel Arbeiter auf seiner Seite zu haben, dass man den Betrieb lahmlegen kann. Das muss nicht notwendigerweise über eine Gewerkschaft organisiert werden. Es ist sogar so, dass eine revolutionäre Gewerkschaft dann etwas machen würde, was gar nicht ihr Zweck als Gewerkschaft ist. Als Gewerkschaft organisiert sie den Lohnkampf und nicht die Abschaffung des Lohnverhältnisses. Wenn die Vorbereitung und Durchführung der Revolution in Gestalt einer Gewerkschaft geschieht, dann ist es eigentlich keine Gewerkschaft mehr, sondern ein betriebsinterner Ableger der KP.
Eine KP hat kein Kampfmittel. Das haben nur die Arbeiter des Betriebs. Was die nicht durchsetzen, setzt eine KP erst recht nicht durch. Außer moralischen Rückhalt hat eine KP nichts praktisches anzubieten. Zweitens ist es gar nicht so, dass die Arbeiter einfach mal ihr Interesse an gleichbleibendem oder höherem Lohn durchsetzen wollen. Die wissen doch allerlei Höheres an dem sie ihren schnöder Materialismus relativieren. Das Wohl des Betriebs oder der Nation zum Beispiel. Dafür muss man sie kritisieren und ihnen nicht den Rücken stärken.
Wenn die Gewerkschaft antritt mit „Gerechter Lohn für Alle“ oder „sichere Arbeit für alle“ dann ist doch klar, dass dabei nur die nächste Runde Lohndrückerei bei rumkommt. Das Kriterium eines erfolgreichen Kampfes ist dann gar nicht mehr dein Interesse an mehr Lohn. So einen Kampf kannst du doch nicht unterstützen. Das wäre so ähnlich, als wollte man mit dem Ziel „Friedliche Koexistenz in der Schweinbucht“ die Amerikaner aus Kuba vertreiben.

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Letzter Anlauf –

22. August 2006 1 Kommentar

Ich habe einen Kommentar zugemailt bekommen, der sich wohl auf folgendes Posting im Marxistischen Diskussionsforum bezieht:
Also gut, noch ein letzter Anlauf in dieser (nun wirklich nicht nebensächlichen) Frage:
Du hast meine historischen (und möchte ich da hinzufügen auch brandaktuellen) Beispiele/Entscheidungssituationen damit abgetan, daß du wie die anderen hier da in diesen Situationen kein Argument erkennen kannst, warum man/die MGler/ aktuelle Kommunisten sich da jeweils hätten einmischen und für den Sieg in einer bestimmten Auseinandersetzung hätte eintreten bzw. mitkämpfen sollen, wenn man einflußreich genug gewesen wäre. Ganz allgemein möchte ich sagen, um in eurem Jargon zu bleiben: um ganz konkrete unmittelbar drohende Schäden abzuwehren. Denn die meisten Kämpfe, zudem in nicht revolutionären Situationen, sind doch defensive Aktionen, wo es (ganz selten erst mal) „nur“ darum geht, noch Schlimmeres zu verhüten.
Mein Argument, warum man bei den wildcats gegen die drastischen Lohnkürzungen in der Autoindustrie hätte mitmachen sollen, ist also das ganz profane, daß Arbeiter tunlichst nicht auf 20, 30, 40 Prozent Lohn verzichten sollten, weil sie das ganz hart angehen wird und sie sich auch das eigentlich nicht leisten können. Wenn da Maos Mutter seelenruhig weiter arbeiten geht, ist das das freiwillige Hinnehmen der Schädigungen, die die Profitmacherei einem (zusätzlich) aufbürdet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob diese konkrete Sauerei nun auch noch geschluckt werden muß, weil man sie nicht zurückweisen kann, oder ob man genügend Kollegen buchstäblich aufbringen kann, dagegen anzustreiken.
Wenn relativ große, immerhin schon bewaffnet organisierte Arbeiter wie die Anarchisten, Syndikalisten und Trotzkisten in Spanien in den 30ern sich den Truppen des faschistischen Putsch-Generals Franco militärisch mit entgegengeworfen haben, diente das offenkundig dem Ziel, von den ansonsten (und konkret ja wirklich) siegreichen Faschisten buchstäblich an die Wand gestellt zu werden. Was da drohte, wenn die gewinnen, war jedermann klar. Ist es jedenfalls jetzt. (Ähnlich war es bei meinem Beispiel Kornilow-Putsch, ich hätte auch den Kapp-Putsch in Deutschland nehmen können.)
Auch bei der Schweinebuchtinvasion war doch klar, was gedroht hätte, wenn die Invasoren, die Castristen wieder von der Macht vertrieben hätten: Eine noch drakonischere Wiedereinführung einer Kompradorenherrschaft von Gnaden der USA. Das die bis zur Revolution herrschende Klasse praktisch geschlossen in Miami auf ihre blutigen Reconquista-Feldzug gierte, konnte man jeden Abend im Radio hören, wenn man denn nicht lesen konnte, was damals noch auf viele zutraf. Und da seht ihr alle buchstäblich keinen vernünftigen Grund, die gar nicht erst vom Strand wegkommen zu lassen? Als wäre es nur um die Aktienmehrheit bei Bacardi gegangen!
Und das alles ist keine „konkrete Befassung“?
Aufhorchen (und überhaupt wieder zum Griffel greifen lassen) hat mich deine Aussage
„Aus der vergangenheit schließt du dann, dass sich die MG/Gsp noch nie (Was meines Wissens nicht stimmt) für irgendwen eingesetzt hätte“.
Genau nach diesem Wissen habe ich doch gefragt und nicht triumphierend, wie mancher mir offensichtlich unterstellt (du mit deiner blöden Show z.B) sondern weil ich mir echt nicht vorstellen kann, daß das bisherige Abtun wirklich alles gewesen sein soll. Wenn es hingegen so ist, dann wars das dann aber doch für mich, dann interessiert mich noch nicht mal wirklich, warum das alles nichts war für euch.
(Persönlich kann ich mich immerhin noch an Zeiten erinnern, wo die MG zumindest Straßendemos organisiert hat. Das ist zwar nicht gerade einem „Erzwingungsstreik“ (der in der BRD natürlich verboten ist) gleichzusetzen, war aber schon ein Tuck mehr, als nur einen Kommentar zu den Zeitläuften abzugeben, was mittlerweile den GegenStandpunkt auf vielen Seiten mitfüllt.)

Der Kommentar bzw. das Zitat dazu lautet:
„Weil du jetzt mehrfach (auch an anderer Stelle) ueber das „bloss Kommentierende“ des GegenStandpunkt die Nase geruempft hast, hier mal einige erlaeuternde Hinweise der Redaktion zum Inhalt ihrer Taetigkeit:
„Eine neue Rubrik: Chronik – Kein Kommentar!
(…) Wenn wir dennoch mit einer neuen Sorte Kurzartikel auf etliche der „Tagesereignisse“ eingehen, mit denen die professionellen Meinungsbildner sich Tag fuer Tag kommentierend und meinungsbildend befassen, dann deswegen, weil uns daran immer von neuem das Gegenteil auffaellt: die Notwendigkeit, mit der sie so, wie sie sich abspielen, zur Demokratie, zur Marktwirtschaft, zur Weltordnung und zu all den anderen grossen Sorgeobjekten des allgemeinen Verbesserungs- und Verschoenerungswillens dazugehoeren – oder umgekehrt: was fuer ein unverbesserliches Licht sie auf jene grossartigen „Prinzipien unseres Zusammenlebens“ werfen.
Deswegen werden wir im GEGENSTANDPUNKT auch weiterhin keine Skandale aufdecken. (…) Wir erkennen darin bloss Faelle und Unterfaelle von Grundsaetzen und Sachzwaengen, die tatsaechlich in Kraft sind und unter idealistisch verfremdenden Titeln sogar einen unbestritten guten Ruf geniessen. Wenn sich bei unseren Erlaeuterungen der Eindruck eines gewissen Zynismus aufdraengt, so ist das schon ganz richtig: Uns geht es genauso (…)
Dass der GEGENSTANDPUNKT mit den Bemerkungen zu den aufgespiessten Ereignissen nicht aktuell ist, ist uns aus den gleichen Gruenden egal. Wirhaben nicht die Not, der jeweils frischesten Gemeinheit postwendend einen hochmoralischen Unvereinbarkeitsbeschluss mit den real existierenden Verhaeltnissen nachzureichen und uns darueber als korrekte Interpreten des Tagesgeschehens interessant und beliebt zu machen. Die Identitaet von Fall und Prinzip, die wir bemerken und bemerkenswert finden, die erscheint uns auch dann noch mitteilenswert, wenn der Fall schon wieder fast in Vergessenheit geraten ist.
Sie allenfalls als Beispiele zu erwaehnen, im Rahmen von Artikeln ueber umfaenglichere Gegenstaende wie ganze Nationen oder ueber die Prinzipien der freiheitlichen Weltordnungselber, das erschien uns auf Dauer zuwenig. Die zahllosen Einzelfaelle sind schliesslich der Stoff, aus dem wir alle Erkenntnisse haben, die wir in den Aufsaetzen der umfaenglicheren Art systematisch darzustellen versuchen.
Daher diese neue Rubrik.“ [Quelle: GegenStandpunkt 3-97, S.5f]

Diese Nebenbeibemerkungen zur Frage der Relevanz des „Kommentierens“ nehme ich zum Anlaß, den Lesern hier zu empfehlen, sich den ganzenThread dort anzuschauen, der es im MDF übrigens zu einer unerwartet hohen Resonanz und für dortige Verhältnisse sogar regen Beteiligung gebracht hat.

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Opfermut versus Risikobereitschaft

20. August 2006 1 Kommentar

M-L hatte auf meinen letzten Beitrag im Marxistischen Diskussionsforum geantwortet (link). Dazu von mir:
„Dein Beitrag ist zur Hälfte ein Rumprügeln auf selbstgebaute Pappkameraden, in dem du einen merkwürdigen Übergang von der Kritik an nationalistisch begründeter Gewalt zur (Gegen-)Gewalt von Streikenden und Kubanern drechselst.“
Ja, um den Ausgangspunkt der jetzigen Debatte, Israel versus Hisbollah, geht es mir (erst mal) weniger). Nach einer zugegebenermaßen scharfen Abbiegung sind wir dann aber bei meinem eigentlichen Thema, daß ja beileibe nicht unwichtiger ist (bzw. auf historische Beispiele bezogen, die du so leicht abtust). Recht ähnlich wie du jetzt hat mir vor Kurzem ein GSPler geantwortet, den ich (u.a.) folgendes gefragt hatte:
„soviel wirst du doch sicherlich auch konzedieren, daß der anfängliche enorme Einsatzwille von kommunistischen Arbeitern (und Bauern), der überhaupt erst den Sieg der Oktoberrevolution und ihre Behauptung im Bürgerkrieg möglich gemacht hat, nicht gleichzusetzen ist mit den matten Appellen meinetwegen eines DDR-BGLers für Sonderschichten, damit man planmäßig doch noch gerade so die Kurve kriegt (ein Fehler, der mir selber übrigens jüngst in einer Diskussion passiert ist).“
Die Antwort lautete:
1. Dass die Arbeiterklasse, wenn sie über ihre schädliche Abhängigkeit vom Fortgang der Kapitalakkumulation im Klaren ist, sich aus wohlverstandenem Materialismus eine wahrhaft große Sache vornehmen muss, ist richtig und wird von mir weder damals noch heute kleingeredet. Sich einen Umsturz und den Aufbau einer neuen, den eigenen Bedürfnissen dienenden Gesellschaft vorzunehmen, verlangt eine Distanzierung von den eigenen, tatsächlichen, von der Eigentumsordnung aufgenötigten Gelderwerbsinteressen.
(Diese Distanzierung fordern wir von unseren Adressaten stets in der theoretischen Auseinandersetzung – auch ein unvoreingenommenes Urteil über die eigene Lage ist nur unter dieser Bedingung zu haben -; und sogar daran scheitern wir schon. Die Leute sagen uns, sie müssten sich ums Geldverdienen kümmern, dafür würden unsere kritischen Gedanken nicht bringen – und sie halten mit solchen Zurückweisungen für schlaue Materialisten und uns für Spinner)
Um eines zukünftigen besseren Lebens willen müssen Leute, die die Ausweglosigkeit ihrer Lage im Kapitalismus kapieren, also zusätzlich zu dem Lebenskampf, in dem sie ohnehin stehen, Zeit und Kraft und Geld, wenn nicht noch mehr für ihre neue Sache opfern. Aber eben für ihre Sache. Opfer – des Arbeitsplatzes, der bürgerlichen Existenzgrundlagen, der Gesundheit und des Lebens – sind im politischen Umsturzgeschäft, so gut es irgend geht, zu vermeiden. Auf keinen Fall darf man sie verherrlichen. Das stellt nämlich das ganze Verhältnis des Revolutionärs zu seiner Sache auf den Kopf, macht den Träger des Willens zum Werkzeug – sozusagen zum Soldaten – einer historischen Mission, der er nur dient – und tilgt letzten Endes den einzig rationellen Grund, warum einer sich überhaupt zum Kampf gegen die Herrschaft des Kapitals aufmachen sollte.
Der enorme revolutionäre Idealismus der russischen Massen, den du ansprichst, ergab sich daraus, dass sie nun eine neue Welt bauen wollten, die endlich ihnen ein anständiges Leben ermöglichen sollte. Ob das der wahre und ganze Zweck des revolutionären Aufbauwerks war, an dem sie sich beteiligten, ist damit nicht gesagt; das ließe sich nur anhand seiner Programmatik und ihrer Umsetzung entscheiden. Sie hielten’s eben dafür; und wurden zum Teil blutig auf den Realismus eines Staatsaufbaus gestoßen, der die revolutionären Massen tatsächlich zu seiner Machtbasis und zu Instrumenten /seines industriellen, materiellen und rüstungstechnischen Fortschritts machte. Ob Stalin dabei der große Verräter besserer Intentionen war oder der würdige Vollender des Programms einer wahrhaft sozialen Staatmacht – die große Frage der Trotzkisten -, ist mir nicht besonders wichtig. Ganz sicher hat sich das Projekt des Realen Sozialismus erst über die Reihe der Entscheidungen der Partei und ihrer Führung präzisiert und herausgeschält; anfangs war Kommunismus und Arbeiterstaat sicher nur für Leute unterscheidbar, die es theoretisch sehr genau nahmen. Aber es genügt doch auch, wenn wir heute auf die Ansätze aufmerken, die schon bei Lenin in die falsche Richtung wiesen.
2. Wenn also damals die Propagandisten der Revolution die Massen damit gewinnen wollten, dass sie ihnen erzählten, sie seien in historischer Mission zur Befreiung der ganzen Menschheit unterwegs, und sollten sich nur getrost der großen Sache der Zukunft zur Verfügung stellen, dann war das schon damals ein Fehler. Solche Propaganda trennt, wie gesagt, zwischen dem Revolutionär und seiner Sache, die damit für ihn einen verpflichtenden, gegenüber seiner Rechnung unbedingten Charakter annimmt: Die zum bürgerlichen Staat gehörige Trennung vom bloß partikularen Interesse des einzelnen und einem davon unterschiedenen, höheren und höherwertigen Gemeinwohl wird sozialistisch fortgeschrieben. Der Einzelne wird dadurch sowohl kleiner wie auch größer gemacht, als er wirklich ist. Kleiner, weil es um ihn und sein materielles Interesse nicht gehen, weil er nur Diener einer großen heiligen Sache sein soll; größer, weil der so verstandene Revolutionär selbst im Namen eines verpflichtenden höheren Gemeininteresses unterwegs ist, sich also zu so mancher Rücksichtslosigkeit gegen andere, bloß partikulare Interessen berechtigt weiß.
(Wir kennen das übrigens auch aus den linken Debatten unserer Tage: So leicht begnügt sich da keiner damit, zu sagen, was er denkt, bloß für seine Auffassung zu stehen und zu werben: Am liebsten sprechen auch die Linken im Namen des großen, nun eben linken „Wir“, im Interesse der Menschheit , ihres Überlebens etc.)
Mögen diese Töne des Opferidealismus in den Zeiten der russischen Revolution und der ersten Aufbaujahre mehr oder weniger virulent gewesen sein, Marx‘ Sprüche vom historischen Beruf der Arbeiterklasse und von der sozialistischen Revolution als einer, die nicht eine neue herrschende Klasse an die Stelle der alten setzt, sondern das Interesse der Menschheit gegen die kapitalistische Ordnung vertritt, ist zum Ausgangspunkt für eine Lesart der Revolution geworden, die das Falsche vom Arbeiterstaat deutlich herausstellt – so sehr die Eroberung und Verteidigung der Macht im Land eine leidige, wegen der Reste der alten Gesellschaft und wegen des feindlichen Auslands auch für längere Zeit unvermeidliche Notwendigkeit sein mag.“

Dein Hauptpunkt geht um „Der echte Revolutionär ist auch bereit, Opfer zu bringen.“ Wenn du dazu sagst „das finde ich reichlich schief, um es mal vorsichtig auszudrücken. Denn das „Opfer“ des Lebens ist natürlich immer sinnlos, und Leute, die bereit sind, für ihre Ziele auch „massive Schäden in Kauf zu nehmen“, sind gefährliche Spinner – so was wie Selbstmordattentäter, nämlich Leute, denen es nur darum geht, moralisch recht zu behalten, und eben nicht gut materialistisch darum, in Zukunft gescheit leben zu können.“ finde ich das wiederum vorsichtig gesprochen reichlich schief: Die Risiken, die selbst deine Revolutionäre hinzunehmen bereit sein müssen, sind doch konkret genau die „massiven Schäden“, die bei den Spinnern als Verrücktheit wiederfindest.
Ich war mal in der damaligen Parteizentrale des KBW, der hatte im Erdgeschoß einen Buchladen und der hatte offensichtlich keine normalen Fensterscheiben, sondern massives Panzerglas. Aus guten Grund, meine ich. (So, wie selbst DKP-Buchläden, wenn sie vernünftig waren, wie in Freiburg, abends schwere Holzplatten vor ihre Fenster klappten, denn wenn sie es nicht taten, wie in Frankfurt, dann wurden sie eben gebrandschatzt. Und das waren ja noch nicht mal Kommunisten, wenn man genau hingeschaut hat).
Es geht doch nun wirklich um mehr, als nur damit aufzuhören, „seine eigene bürgerliche Existenz als „Chance“ aufzufassen“. Dein vollmundiges „Ich riskiere nichts, wenn ich meine bürgerliche Existenz riskiere.“ in allen Ehren, aber so billig ist eine Revolution noch nie zu haben gewesen und ich befürchte, daß es auch in dieser Hinsicht nicht besser geworden ist. Den der ja nun wirklich nicht zu bestreitende Grundsatz “ Opfer – des Arbeitsplatzes, der bürgerlichen Existenzgrundlagen, der Gesundheit und des Lebens – sind im politischen Umsturzgeschäft, so gut es irgend geht, zu vermeiden.“ konkretisiert sich doch erst bei all den Entscheidungen, vor die man gestellt wird oder in die man selber offensiv reingeht. Deshalb habe ich ja reihenweise Beispiele gebracht, um den damaligen oder heutigen ideellen GSP-Möchtegern-Revolutionär darauf abzufragen, wie er sich konkret entschieden hätte. Wofür ich da jeweils eingetreten wäre, habe ich ja hinreichend bekannt gegeben, bei welchen Kämpfen man auch GSP-nahe Mitkämpfer hätte sehen können, ist mir nicht klar geworden. Um hier nochmals auf die Oktoberrevolution und den nachfolgenden Bürgerkrieg zurückzukommen: Wenn der GSP-Genosse hierzu knapp sagt: „anfangs war Kommunismus und Arbeiterstaat sicher nur für Leute unterscheidbar, die es theoretisch sehr genau nahmen. Aber es genügt doch auch, wenn wir heute auf die Ansätze aufmerken, die schon bei Lenin in die falsche Richtung wiesen.“ genügt mir das eben nicht, denn damit ist ja immer noch nicht beantwortet, ob man als klitzekleine Vor-GSP-Propaandatruppe in Moskau oder St. Petersburg nun Agitation fürs Mitmachen oder für Desertion gemacht hätte. Manchmal gilt es eben doch: Tertium non datur!

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„Gewalt ist Scheiße!“ Oder?

18. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Gerade wieder bei der Kommentierung und Stellungnahme des GSP zu Israel/Nahost fällt mir auf, daß die Argumentation hart an der Grenze zum Pazifismus argumentiert: Es sei doch ein offensichtlich abzulehnender Schaden für die Leute, wenn die in Kriegen verheizt würden, die ihnen ihre Staaten (oder im Fall von Hisbollah jetzt, Staatsaspiranten) aufnötigen bzw. sie dafür erfolgreich motivieren können (gerade im jetzigen Krieg Israels gegen die Hisbollah können sich wohl beide Seiten fast 100 %ig auf ihre jeweiligen Mannschaften verlassen, bei der Hisbollah liegt das auf der Hand, daß die da nur relativ wenig Druck und Zwang ausüben können, in Israel steht zwar sogar ein ganzer Staatsapparat hinter diesem Krieg aber eben auch fast die gesamte Bevölkerung, selbst die Peace-Now-Leute sind ja reihenweise bellizistisch aufgetreten)
Daß Kriege Opfer kosten wie sonst nichts auf der Welt, ist eine Binsenweisheit, das weiß auch jeder, der da mehr oder weniger freiwillig überzeugt mitmacht. Beim GSP klingt nun an, daß es überhaupt keine vernünftigen Gründe gibt, so was überhaupt je mitzumachen und zu unterstützen. Bei der letzten RadioX-Sendung lief das auf ein „Gewalt ist doch Scheiße!“ heraus (nicht wörtlich zitiert). Das ist nun zwar grundsätzlich schon richtig, hilft aber buchstäblich nicht weiter: Wenn man seine Interessen korrekt bestimmt hat und sich darauf festlegt, davon weder grundsätzlich noch zu einem bestimmten Zeitpunkt konkret ablassen zu wollen, weil man es auch nicht „kann“, dann bleibt regelmäßig doch nicht aus, den gegnerischen Willen zu brechen. Jonas Köper hat am Beispiel Gewerkschaften in seinem jetzt veröffentlichten VW-Vortrag aus dem letzten Jahr hierzu die passende Formulierung gewählt, daß eine (ich würde sagen klassenbewußte) Gewerkschaft auch schon mal mit der „Brechstange“ vorgehen muß, auch gegen Streikbrecher. Recht hat er.
Es kommt also eigentlich gar nicht auf das Opfer an, daß fällt bei manchem Streikendem höher aus als bei dem elendesten Kollegen, der sich billig verkauft hat (in den z.B. USA sitzen reihenweise Gewerkschafter zum Teil lebenslänglich im Knast, weil man Ihnen zu „Recht“ oder Unrecht, Gewalttaten bei Streiks angehängt hat). Es kommt doch in erster Linie auf die Ziele an, für die man bereit ist, wenn es denn nicht anders geht, auch massive Schäden in Kauf zu nehmen. Ein Gewerkschafter, der ein Plakat trägt „Picket Lines mean: don’t cross!“ (In Deutschland ist so was natürlich nicht erlaubt und deshalb macht es auch keiner, traurig aber wahr), der muß eben notfalls einem Streikbrecherbus auch schon mal die Scheibe einschlagen können, wenn das überzeugend rüber kommen soll (Ich empfehle hierzu einen schon in die Jahre gekommen Film über einen Streik in den USA: „Harlan County“ von Barbara Kopple (http://www.imdb.com/title/tt0074605/).
Das geht natürlich auch noch eine Nummer größer: Wenn es Arbeiter in einem Land geschafft haben, die Macht des kapitalistischen Staats zu zerschlagen und selber die Macht ausüben zu können (ich will jetzt gar nicht den Begriff des „Arbeiterstaates“ einbringen,) wenn sie also einen bewaffneten Haufen von Männern (und Frauen) gebildet haben, der sich zum Zweck gesetzt hat, eine bestimmte Eigentumsform, nämlich die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, mit Biegen und Brechen zu verteidigen (um denn doch Lenins Staatsdefintition hinzuzuziehen), dann ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß die verbliebenen kapitalistischen Staaten, vor allem die bestimmenden imperialistischen Staaten, da nicht ruhig zusehen, wie diese Arbeiter eine Planwirtschaft aufbauen und weltweit auch noch dafür Propaganda machen, es anderswo auch so zu versuchen und solche Kämpfe auch noch handfest unterstützen. Dann gibt es regelmäßig Krieg oder zumindest vorkriegerische Auseinandersetzungen. Das ist ja sogar schon Bewegungen und Staaten so passiert, bei denen man dieses Ziel, genauer besehen, noch nicht mal finden konnte, wie Kuba oder Vietnam.
Wer in einer solchen Situation mit „Staat ist Scheiße, Krieg ist Scheiße“ gegen die Verteidigung des erkämpften Status Quo auftritt und die Arbeiter mit dem Argument vom Kampf abhalten will: Mensch denkt doch mal an die Schäden, die ihr euch da einhandeln könnt, allein in der ersten Schlacht werdet ihr reihenweise ins Gras beißen!“ der ist einfach nur konterrevolutionär.
(Die naheliegende Frage, ob die Staaten des „Realen Sozialismus“, so wie sie in den letzten Jahren/Jahrzehnten rumgelaufen sind, immer noch solch revolutionären Opfermut als vernünftig abrufen durften, bzw. ob deren Staatbürger gut daran getan haben, den Abrufen zumeist freiwillig Folge zu leisten, steht auf einem anderen Blatt)

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Das »System VW« und sein angemessener Abgang

15. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Die Berliner Gruppe Kein Kommentar hat folgenden Vortrag aus dem letzten Jahr nun doch noch online gestellt:
Jonas Köper: Das »System VW« und sein angemessener Abgang. Vom gelobten »Golfsburg« über den Skandal »Lustreisen« zur Hetze gegen »Luxuslöhne.«
Er kann hier downgeloaded werden
Der Ankündigungstext dazu lautete:
Das »System VW« und sein angemessener Abgang
Vom gelobten »Golfsburg« über den Skandal »Lustreisen« zur Hetze gegen »Luxuslöhne«
Noch vor kurzem lobten Politiker und Meinungsmacher VW als Modell für den deutschen, den sozialpartnerschaftlichen Kapitalismus. Dann fliegen ein paar Managermachenschaften auf, zum saftigen Skandal werden aber erst die »Lustreisen« des Betriebsrats, und der Skandal ist nicht mal mit dem Sturz von Personalchef Hartz ausgebrannt. Mit Fehltritten von Personen ist die Sache nicht zu klären, faul ist das »System VW« – so die Botschaft. Seither entdecken Meinungsmacher auch am Fließband eine »Wolfsburger Wärmestube«, in der »Luxuslöhne« spendiert werden. Was irgendwie irgendwas zu tun haben soll mit den nicht korrekt verbuchten Herrenpartien der Chefs und Betriebsräte.
Fragt sich: Gibt es ein »System VW«? Geht man der Frage etwas nach, stößt man auf anderes als das in Bild und Spiegel geifernd ausgemalte Sittengemälde:
* Gestern war das »System VW« eine Sozialpartnerschaft von Kapital & Betriebsrat & Gewerkschaft & Politik, in der das VW-Kapital zum Multi gewachsen ist, wovon auch Region und Nation profitiert haben. Die VW-Arbeiter erfüllten jedes Soll und waren dankbar, dass man mit VW-Lohn sogar zurechtkommen konnte, wenn man sich anstrengte.
* Heute ist das »System VW« ein »Co-Management« von Konzernleitung und Betriebsrat, in dem z.B. jüngst für VW-Arbeiter in Wolfsburg mal eben 20% Lohnkürzung bei 20-45% Arbeitszeitverlängerung ausgehandelt werden kann. Und die VW-Arbeiter sind zufrieden, die überhaupt noch arbeiten dürfen für VW, und erfüllen jedes Soll.
Nicht die VW-Arbeiter kündigen dieses System. Nein, seine Nutznießer, Politiker, Konzernleitung und Meinungsmacher wollen das »System VW« ausmisten, »schonungslos« (Wulff). Fragt sich nur: Warum?

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Mpunkts Blog, das blühende Leben!!

13. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Es bedeutet zwar wahrscheinlich Eulen nach Athen tragen, da man das folgende auch auf der blogsport comment Seite mitverfolgen konnte, ich will aber auch hier nochmal auf Mpunkts Blogseite und die dortigen Kommentare hinweisen, vor allem hier, wo es mal wieder eine recht grundsätzliche Diskussion stattfindet, gibts ja sonst nicht oft.

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Virtueller Chat-Room für blogsportler u.a.

12. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Ich habs erst heute entdeckt, daß es mit http://comments.blogsport.de/ ja auch schon einen Aggregator für die Kommentare auf manchen Blogs gibt. Das ist schon deshalb ganz pfiffig, weil man bei http://planet.kommunismus.net/ ja nur die Postings von recht handverlesenen Blogs mitprotokolliert. Es gibt damit sozusagen einen Meta-Chatroom!

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Demokratischer Nationalismus – So harmlos wie er scheint?

6. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Ähnlich wie in der zuletzt vorgestellten Vortragsargumentation von Peter Decker argumentiert auch ein Artikel von „Conne Island“, den ich bei trend – onlinezeitung gefunden (eigentlich erstaunlich, daß (Ex?-Hardcore-)Stalinisten sowas auf ihrer Seite verlinken, selbst zu Freerk Huisken kommt man da!) hatte zur „kreuzbürgerliche Unterscheidung von „gutem“ Patriotismus und „bösem“ Nationalismus“.

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Nachtrag zur WM: Peter Decker in Nürnberg

5. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

Peter Decker hat bei seinem Vortrag (am 13.07.06) in Nürnberg „Deutschland im WM-Fieber. Das Volk spielt schwarzrotgold verrückt. Politik und Presse sind begeistert: „Endlich werden die Deutschen normal!„“ (den man hier bei argudiss downloaden kann) mit folgenden Ausführungen sein Resümee gezogen:
Es ist noch lange nicht gegessen, und dieses quasi einige Volk, das ist noch lange nicht so, wie sie es gerne hätten. Vielleicht ist es doch eher umgekehrt: Wie groß war denn der Widerstand des Volkes meinetwegen gegen die Hartz-Vier-Gesetze, meinetwegen gegen die Steuererhöhungen? Wie groß ist eigentlich der Streit im Volk, der Widerstand? Wie groß wäre er auch ohne WM gewesen? Ziemlich mager, praktisch gleich Null. Es ist vielmehr so: für den Patriotismus, den das Volk an Werktagen zeigt, ist die Begeisterung zum Fest geradezu die Krone drauf. Und nicht andersherum, daß die Begeisterung zum Fest das Mittel sei, den Nationalismus, den es im Land gar nicht gäbe, zu installieren. So herum ist es wirklich Quatsch. Andersrum ist die Sache: es ist ein Volk, das sich durch und durch an das regiert werden gewöhnt hat, das durch und durch auf den Staat setzt, das deswegen auch für Deutschland ist. Und jetzt wird einmal gesagt: jetzt feiert einmal hemmungslos, ohne die alten Beklemmungen, ohne die alten Rücksichten, die es gegeben hat! Und das bereiten die Medien entsprechend auf. Und die Leute finden sich, die es tun, und je mehr sich finden, desto attraktiver wird es für den Rest. Und so schaukelte sich das einfach auf. Mehr…

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Der „ALDI“ unter den Weltverbesserern, ATTAC schlägt wieder mal zu (verbal)

3. August 2006 Kommentare ausgeschaltet

In einem Interview in der „jungen Welt“ vom 03.08.06 hat Werner Rätz von ATTAC folgende Highlights drauf:
jW: „Das Völkerrecht, um das es geht, wird bisher von den Regierungen bestimmt. Können soziale Bewegungen überhaupt etwas auf dieser internationalen Ebene bewirken?“
Rätz: „Das zu beantworten, wird eine der Aufgaben des Seminars sein. Wir werden Ideen vorstellen, wie man der Globalität der realen Lebenssituationen gerecht werden kann. Nehmen wir das Beispiel der Gesundheitsversorgung: Globalisierung heißt auch, daß immer mehr Menschen sich nicht mehr ihr ganzes Leben lang in einem Land aufhalten. Auch hier in Deutschland gibt es diese Globalität. Viele wandern ein, und viele wandern aus. Es geht also darum, wie man etwa das Recht auf Gesundheitsversorgung so gestalten kann, daß es nicht mehr davon abhängt, an welchem Ort ich geboren wurde oder mich gerade aufhalte. Eine Möglichkeit wäre eine Weltkrankenkasse. In dem Seminar soll darüber diskutiert werden, wie man solche Formen durchsetzen kann und wer als Träger für sie in Frage kommt.“
Weltkrankenkasse als „Möglichkeit“. Darauf muß man erst mal kommen. Bzw. eigentlich: warum erst jetzt, Herr Rätz? Das hätte die SPD doch glatt schon von Bismarck fordern müssen, wenn ichs mir so recht überlege!
Hier der GegenStandpunkt-Artikel, der die Überschrift geliefert hat.

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