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Linke Buchtage 2014: Christian Frings zu Harvey

29. Mai 2014

Im Rahmen der Linken Buchtage in Berlin im Mehringhof gibt es folgende Veranstaltung:
Freitag, 30 Mai, 18:00 Uhr, Blauer Salon
Christian Frings stellt folgendes Buch vor:
David Harvey: Das Rätsel des Kapitals entschlüsseln
Den Kapitalismus und seine Krisen überwinden
VSA-VERLAG

Kategorien(3) Fundstellen Tags:
  1. Mattis
    5. Juni 2014, 15:45 | #1

    Nicht nur den Kapitalismus, sondern auch noch dessen Krisen überwinden?

  2. 5. Juni 2014, 17:23 | #2

    Ja nun, wenn man den Kapitalismus „überwindet“, dann ist man natürlich auch dessen Krisen los. Wenn es nur um diese Krisen ginge und die wohlmöglich bei Beibehaltung des Kapitalismus weg sollen, sowas gibt es ja auch, wenn auch nicht von Harvey, dann müßte man einerseits zeigen, daß das gar nicht geht und andererseits wäre dann zu sagen, daß Kapitalismus, selbst in den „guten“ Phasen schlecht für die von ihm Abhängigen ist und gerade der Boom, den sie erarbeiten, die Krise und die nationalen Zusammenstöße vorbereitet.

  3. Paul Panik
    5. Juni 2014, 23:54 | #3

    Eine Kritik des anscheinend recht schrecklichen Buches:
    http://www.undergrounddogs.net/phpbb/viewtopic.php?p=52141#52141

  4. 6. Juni 2014, 20:34 | #4

    Die Frage aus dem Verriß im Vorwärts (von wem eigentlich) Ist Harvey „Ein verkappter Keynesianer?“ haben ja auch schon andere gestellt:
    „David Harvey, Marx’s method and the enigma of surplus“
    http://thenextrecession.wordpress.com/2011/11/13/david-harvey-marxs-method-and-the-enigma-of-surplus/
    Der Autor geht in „David Harvey, Piketty and the central contradiction of capitalism“
    http://thenextrecession.wordpress.com/2014/05/19/david-harvey-piketty-and-the-central-contradiction-of-capitalism/?utm_content=bufferb6cfa&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
    darauf auch noch mal ein.
    Oder auch „David Harvey is something of an enigma. He wants to place Marx’s vision of Capitalism centre stage, yet he finds Keynes more relevant than Marx for a solution to Capitalist slumps.“
    http://thecommune.co.uk/2012/09/13/the-enigma-of-david-harvey/

  5. Mattis
    6. Juni 2014, 21:16 | #5

    Danke für den Hinweis auf die Buchbesprechung. Ich hatte sowas erwartet, nachdem ich auf der VSA-Website in der Leseprobe das Nachwort studiert hatte:

    „Es muss eine Alternative gefunden werden. Dafür ist die Entstehung einer globalen korevolutionären Bewegung entscheidend – nicht nur, um die Flut selbstzerstörerischen kapitalistischen Verhaltens einzudämmen (was schon für sich ein beachtlicher Erfolg wäre), sondern auch, um uns selbst zu reorganisieren und damit zu beginnen, neue kollektive Organisationsformen aufzubauen, Wissensbanken und neue gedankliche Vorstellungen zu schaffen, neue Technologien und Systeme der Produktion und Konsumtion zu entwickeln, während wir zugleich mit neuen institutionellen Arrangements, neuen Formen von gesellschaftlichen Verhältnissen und Beziehungen zur Natur experimentieren und
    das zunehmend städtische Alltagsleben umgestalten.“

    Das liest sich wie ein x-beliebiger Occupy-Artikel, man entwickelt einfach alles, was es schon gibt, neu, dann gelingt es „uns“, den Kapitalismus zu überwinden; er ist dann einfach nicht mehr richtig kapitalistisch, weil man ja eine Lösung für seine Krisen gefunden hat, jene Lösung, die es zwar noch nicht gibt, aber die „wir“ jetzt zu unserer Aufgabe machen sollten …
    Logisch: wenn Krisen typisch für den Kapitalismus sind und man jetzt bald die Lösung findet, die Krisen zu vermeiden, dann ist es ja kein Kapitalismus mehr.
    Anscheinend arbeitet Harvey jetzt fieberhaft an dem Problem, wie überschüssiges Kapital stets wieder in Fluss gebracht werden und die Nachfrage synchron dazu wachsen kann.
    Nicht der Kapitalismus ist das „Rätsel“, sondern rätselhaft sind Harveys Ausblicke auf mögliche „Lösungen“, auf das Ideal einer bruchlos funktionierenden Kapitalverwertung.
    Solche Leute werden üblicherweise irgendwann Berater einer linken Regierung irgendwo auf diesem Planeten.

  6. mimi
    7. Juni 2014, 07:18 | #6

    die grupe critisticuffs aus london hat ebefalls eine harvey kritik verfasst:
    https://critisticuffs.org/texts/david-harvey/

  7. Mattis
    7. Juni 2014, 20:36 | #7

    Gibt es eigentlich auch Texte von Andrew Kliman in deutscher Übersetzung?

  8. 7. Juni 2014, 21:13 | #8

    Glaube ich zwar nicht, Mattis. Ich habe ihn aber sicherheitshalber gefragt.

  9. 8. Juni 2014, 18:26 | #9

    Harvey hat vor kurzem in London an der LSE einen Vortrag gehalten:
    „The 17 Contradictions of Capitalism“
    (wirklich so viele??)
    https://www.youtube.com/watch?v=AULJlwoI3TI
    Dazu schreibt jemand bei Facebook:

    „I find that miserable. That’s exactly where the left is now. As Regis Debray just said on television, the problem is that the right are pigs and the left is too mediocre to look further than its nose. I know some Harveys over here some abroad and it seems to be me that they are fully part of the problem and not of solutions.“

    Ich werd in den nächsten Tagen da mal reinhören, aber ich befürchte, daß da leider im allgemeinen und wohl auch hier was dran ist.

  10. 9. Juni 2014, 19:56 | #10

    Ja, aber das Problem ist doch nicht, dass „die Linke“ „mittelmäßiger“ wäre als andere gesellschaftlichen Strömungen, sondern dass sie durch den geringen Rückhalt in der Bevölkerung quasi aller westlichen Länder bis weit in den Marxismus hinein zur Anpassung an den gesellschaftlichen, also ideologischen Mainstream tendiert, dessen Grundtenor lautet, dass man bestmöglich mit dem zurecht kommen muss, was man an gesellschaftlichen Strukturen vorfindet. Dieses Dogma eint Merkel, Occupy, Syriza und womöglich auch Harvey. Geringer Rückhalt – Anpassung – Ideologie: zwischen denen besteht ein kausaler und sogar zirkulärer Zusammenhang. Davon abgesehen, dass man als Buchautor auch nicht nur für zehn Leute schreiben will…
    Vielleicht meint der Genosse ja auch das, irrtümlich, mit dem Wort „mediocre“. Zum Kotzen ist es in jedem Fall.
    „The next recession“ kannte ich gar nicht. Guter Hinweis! Warum hast du sowas nicht hier verlinkt? Über marxistische Ökonomen stolpert man im Netz ja nicht gerade…

  11. 9. Juni 2014, 19:58 | #11

    … ich meinte: auf der Hauptseite verlinkt.

  12. Moritz
    9. Juni 2014, 22:49 | #12

    Apropos „marxistische Ökonomen“: G – W – G‘ und das Ende des Transformationsproblems. Vortrag in englischer Sprache von Fred Moseley, Moderation: Michael Heinrich
    „Die Transformation von Werten (die Marx im ersten Band des „Kapitals“ behandelt) in Produktionspreise, bei denen die Einzelkapitale eine gleiche Profitrate erzielen, gehört zu den am meisten diskutierten Problemen des „Kapitals“. In dem Vortrag wird argumentiert, dass es Marx keineswegs, wie vielfach angenommen wurde, um ein Input-Output Analyse geht, für ihn ist vielmehr die allgemeine Formel des Kapitals G – W – G‘ auch noch Grundlage der Untersuchung im dritten Band. Legt man dies zugrunde, taucht ein Transformationsproblem überhaupt nicht auf.“
    Ich geb’s einfach mal so weiter; hab mich selbst nicht damit beschäftigt.

  13. Mattis
    10. Juni 2014, 15:14 | #13

    @DWR:
    Hat dieses „Transformationsproblem“ was mit Harveys Thesen zu tun? In den diversen o.g. Links finde ich das Stichwort nicht. Oder wird es dort anders genannt?

  14. Moritz
    10. Juni 2014, 16:35 | #14

    @ Mattis
    Nein, hat es nicht, sondern
    „Die Transformation von Werten (die Marx im ersten Band des „Kapitals“ behandelt) in Produktionspreise, bei denen die Einzelkapitale eine gleiche Profitrate erzielen, gehört zu den am meisten diskutierten Problemen des „Kapitals“.“
    Habe ich erwähnt, weil
    „Warum hast du sowas nicht hier verlinkt? Über marxistische Ökonomen stolpert man im Netz ja nicht gerade…“ (DWR)
    Das ist alles.

  15. Paul Panik
    11. Juni 2014, 19:00 | #15

    Das Transformationsproblem wird im hier besprochenen Buch von Harvey nicht behandelt. Ich weiss allerdings nicht, ob es im „Hauptwerk“ von Harvey „Limits of Capital“ vorkommt. Es ist aber ein Problem, mit dem man sich als Kommunist schon mal beschäftigen sollte, weil es nicht weniger als den Kern der Marxschen Theorie in Frage stellt: Mit der Bestimmung der Produktionspreise (Kostpreis und Durchschnitssprofitrate) im dritten Band des Kapitals werde der Wert als die zentrale Kategorie der marxschen Bestimmungen überflüssig; weil wenn die Outputs Produktiosnpreise seien, dann müssten auch die Inputs solche sein und der Wert werde damit zu einer Kategorie die nur noch notdürftig mit den Produktionspreisen verbunden sei. Diese Problemstellung hat in der marxistischen Theorietradition zu allerhand Debatten geführt…

  16. 11. Juni 2014, 19:37 | #16

    Andrew Kliman hat mir geschrieben:

    „As far as I know, nothing has been translated into German except a paper I co-wrote with 4 others in response to Michael Heinrich’s article of last year, published in Monthly Review, on the rate of profit. It hasn’t been published yet; the translation is being given a final check.“

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