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Zum Tode von Christian Semler

15. Februar 2013

Die taz hat in einen knappen Nachruf über den Tod ihres langjährigen Mitarbeiters Christian Semler berichtet. Leute seiner Generation werden ihn noch kennen als einen der Mitbegründer der maoistischen KPD, damals sozusagen „einer der stärksten der Parteien“ (der radikalen Linken).
Vor kurzem habe ich einen zeitgenössischen Artikel aus der Marxistischen Studentenzeitung (MSZ) der damaligen Marxistischen Gruppe wieder ausgegraben, d.h. digitalisiert. Man kann ihn hier im Online-Archiv der ersten MSZ-Ausgaben nachlesen. Das war sozusagen schon damals ein umfassender Nachruf auf Semler und die Seinen, als sie noch im linken politischen Leben zu stehen schienen.

Kategorien(1) MG + GSP, (3) Fundstellen Tags:
  1. Dieter Zolitsch
    15. Februar 2013, 10:10 | #1

    Es ist wirklich unerträglich, wie selbst angesichts des Todes noch immer die gleiche MG-Masche gefahren wird. Es scheint nicht einmal aufzufallen, dass zwischen den Zeilen zu lesen ist, dass Semler schon Mitte der 1970ern der Tod gewünscht wurde. Wirklich unerträglich dieser Umgang mit anderen Menschen, die nicht zwischen MSZ und Gegenstandpunkt passen.

  2. 15. Februar 2013, 10:35 | #2

    Ja, was Leute so alles zwischen den Zeilen lesen. Bei der KPD hat mir schon damals glatt gereicht, was ich leider in deren Zeilen lesen mußte. Und damals war ich übrigens noch nicht mal MGler, die Verwunderung über den Kurs von Semler & Co. war ja weithin in der Linken zu bemerken.

  3. naja
    15. Februar 2013, 11:45 | #3

    „dass Semler schon Mitte der 1970ern der Tod gewünscht wurde“

    Also in den verlinkten Zeilen taucht weder Semler noch der Tod auf, daher würde ich gerne die Interpretationsleistung kennenlernen, die eine solche Deutung möglich macht. Ein derartig argument- und belegloser „Umgang“ ist sicher der Feindbildpflege dienlich, aber es fehlt sogar die Information, warum nur Anfeindung „wirklich erträglich“ sei.
    @Dieter
    Deck doch mal die „immer gleiche Masche“ auf oder kritisier den „Umgang“. Dass du etwas nicht gut erträgst, fällt auf dich zurück, erklärt aber weder „Masche“ noch „Umgang“ – die werden von dir vielmehr als grundlos zu Verurteilende vorausgesetzt.

  4. Bolotnikov
    15. Februar 2013, 12:32 | #4

    Lustig sind sie schon, diese Meckerer a la Dieter – weil über den Artikel hat er sich ja anscheinend gestürzt.
    Wenn die MG/der GSP wirklich so „unerträglich“ wären, warum liest er dann das Zeug?

  5. 15. Februar 2013, 12:38 | #5

    „warum liest er dann das Zeug?“

    Wahrscheinlich, um – ähem – „fundierter“ denunzieren zu können?

  6. earendil
    15. Februar 2013, 16:11 | #6

    Ich find’s ein schönes Gegenstück zu den üblicherweise eher unkritischen Nachrufen. Damals aus guten Gründen sicher „keine Freude, die politischen Auswüchse einer gescheiterten Revi-Politik zu betrachten“, aus heutiger Sicht eine lehrreiche, aber vor allem zum Brüllen komische Groteske.
    Einiges von dem Elend westdeutscher K-Gruppen, das der Verblichene offenbar so wunderbar verkörpert, lässt sich auch aus den Nachrufen ablesen:

    Die Wandlung des maoistischen Hardliners zu einem linksalternativen Intellektuellen vollzog Semler mit einer in der Linken selten anzutreffenden Gelassenheit

    In der Tat:

    Es seien damals die Genossen in Osteuropa gewesen, berichtete Semler 1999 der „Zeit“, die sein maoistisches Weltbild bröckeln ließen. Semler und seine KPD/AO-Mitstreiter hatten erwartet, in Oppositionellen aus Polen und Jugoslawien zuverlässige Verbündete gegen die Sowjetunion zu finden – und mussten feststellen, dass diese nicht nur Stalin, sondern auch den verehrten Mao für einen Verbrecher hielten. Es sei ihm unmöglich geworden, weiterhin zugleich gegen den Stalinismus und für den Maoismus einzutreten.

    Wenn meine neuen Freunde den Mao nicht mehr mögen, dann mag ich den auch nicht mehr – na wenn das kein guter politischer Grund für eine gelassene Wandlung ist!
    Tatsächlich, mutmaße ich mal, dürfte von größerer Bedeutung gewesen sein, dass mit Dengs Revision von Maos Politik dem westlichen Maoismus der machtpolitische Bezugspunkt, mit dem man die eigene Bedeutungslosigkeit verklären konnte, abhanden gekommen war. Und da Erfolg in dieser Denke immer eng mit recht oder unrecht haben verknüpft ist, war damit Mao quasi „von der Geschichte ins Unrecht gesetzt“ worden.

  7. Dieter Zolitsch
    17. Februar 2013, 17:35 | #7

    „Das war so­zu­sa­gen schon da­mals ein um­fas­sen­der Nach­ruf auf Sem­ler“

  8. 17. Februar 2013, 19:27 | #8

    Dieter, ich weiß jetzt nicht, ob du ernsthaft ex post noch den 150%igen KPD-Maoisten spielen willst oder nur mit einer engen antikommunistischen Scheuklappe nach Ansatzpunkten für eine Denunziation der MG oder wahlweise von mir suchst. Deshalb nur das zu Klarstellung:
    Der angeführte Artikel der MG zieht eine politische Bilanz zur damals noch recht frischen Wende hin zum Antikommunistischsten (mit Anlehnung an faschistische Denkfiguren), was damals überhaupt in der „Linken“ umtriebig war, wenn mal man Figuren wie Genossen(?) Ernst Aust außen vor lassen will, der, wenn ich mich noch richtig erinnere (ich hab das jetzt wieder nicht gefunden), sogar den deutschen Kriegsminister angezeigt hat, weil der in den Augen der Maoisten zu lasch war gegen die „Sozialfaschisten“, also die UdSSR. Diese Wende war der Anfang vom Ende auch dieser KPD. Was sie bekanntlich ein paar Jahre später auch so gesehen hat und sich aufgelöst hat.
    Deshalb ist ist dieser MSZ-Artikel auch ein politischer Nachruf auf einen der damaligen führenden Köpfe, eben den jetzt verstorbenen Chistian Semler, der „KPD“, die damals noch von vielen zur sogenannten „revolutionären Linken“ gezählt wurde, von Genossen geschrieben, die damals wohl auch noch sowas aufbauen wollten wie das der Name KPD einem ja nahelegt. Mit seiner Person, erst recht mit einem da reingelesenen persönlichen „Todeswunsch“ hatte das nichts zu tun. Das galt und gilt bekanntlich bei vielen eher anders rum.

  9. Smirl
    19. Februar 2013, 12:59 | #9

    @neoprene:
    Aber hier ist der Mensch ja nicht bloß bezüglich politischer und theoretischer Fragen verstummt, sondern gestorben.
    Seinen Tod nutzt Du als Gelegenheit, einen Artikel gegen dessen politische Positionen zu posten. Es geht Dir also nicht um den Menschen, insofern wäre unklar warum dessen Tod Dir Anlass für das Posting ist.
    Mit der Formulierung „Das war so­zu­sa­gen schon da­mals ein um­fas­sen­der Nach­ruf auf Sem­ler“ wird das folgende Leben Semlers als schon damals erledigt hingestellt.
    Indem Du den Nachruf-Charakter des MG-Artikels auf das Leben des Menschen allgemein beziehst, fällst Du das Urteil der Überflüssigkeit seines Lebens, das der MG-Artikel offenbar vorzeitig beendet haben und Semler zum Zombie gemacht haben soll.
    Eine wohl Deiner Einschätzung nach treffende MG-Kritik entscheidet also über „lebens- und lebensunwertes Leben“.

  10. 19. Februar 2013, 13:33 | #10

    Ja, den Tod von Christian Semler habe ich „benutzt“, also nicht mehr als zum Anlaß genommen, um – auch das ist richtig gesehen – „gegen dessen politische Positionen zu posten“. Ganz genau genommen ging es mir um seine früheren maoistischen Positionen, als Tazler habe ich ihn nicht mehr zur Kenntnis genommen. Und ja, um „den Menschen“ ging es mir hier schon deshalb nicht, weil ich ihn weder damals noch später als Menschen gekannt habe.
    Und ja, ich habe auf den MG-Artikel hingewiesen als einen, der vom Standpunkt aus, in der BRD eine revolutionäre Bewegung aufbauen zu wollen, sich damals mit anderen Strömungen auseinandergesetzt hat, die das ursprünglich jetzt mal recht vage gesprochen auch gewollt haben. Dieser Anspruch war nach 1980 nicht nur bei der KPD weg, weil sie sich aufgelöst hatte, sondern eben auch bei dem allergrößten Teil ihrer ehemaligen Unterstützer bis hin in die Führungsmannschaft, für die Christian Semler ja stand.
    Was du hier zusammenphantasierst an Zeugs über „Überflüssigkeit seines Lebens“, mir gar eine faschistische Haltung zu „lebens- und lebensunwertes Leben“ unterstellst, ist deshalb falsch ja höchstwahrscheinlich auch nur infam gemeint.

  11. Smirl
    19. Februar 2013, 14:03 | #11

    Hm, ich muss mich entschuldigen, denn ich habe mir beim Durchlesen der Kommentare den genauen Inhalt des Postings verklärt; das entkontextualisierte Zitat von Dieter Zolitsch für den Inhalt genommen. Stimmt: Du sprichst gar nicht von seinem Leben selbst, sondern von seinem linken politischen Leben, somit also auch nur von einem politischen Aspekt seines Lebens.
    Zumindest ist aber die Seite nach der ich das Posting interpretiert habe, nicht gänzlich unbegründet, da Du das Wort Nachruf für den MG-Text ohne weitere Bestimmung (z.B. „politischer“) verwendest. Damit könnte auch das ganze Leben gemeint sein, das im „Tod als Linker“ eigentlich schon beendet sei. Dadurch, dass der Anlass der wirkliche Tod ist und Du beide Texte als Nachruf behandelst, scheint mir eine Gleichsetzung doch auch enthalten sein.
    Die Trennung von politischem Leben und Leben selbst ist also einerseits im Text, andererseits spricht die formale Behandlung eher gegen die Unterscheidung.

  12. 19. Februar 2013, 14:50 | #12

    Ich finde es immer wieder erstaunlich/ärgerlich mit welch feinziseliertem semantischen Herangehen manch grober antikommunistischer Hammer in „Form“ gebracht wird…

  13. Sapperlot
    19. Februar 2013, 15:15 | #13

    Ja das nächste mal richtig durchlesen anstatt brunzdumme interessierte falsche Schlüsse in Erwartung blutrünstiger Kommunisten zu ziehen, und die dann auch noch, bei Einsicht, oh welch Eitelkeit, meinen nur halbherzig zurückzuziehen und die eigene Leseschwäche der Formulierung anlasten zu müssen. Idiot. Such die Faschos bei den Faschos..

  14. Smirl
    19. Februar 2013, 15:51 | #14

    Meine Einsicht betrifft nur die Einseitigkeit meines ersten Kommentars. Ich hab‘ ja, indem ich versuchte zu zeigen, dass der Text nach zwei Seiten hin ausgelegt werden kann, aufweisen wollen, inwiefern meine erste Auslegung höchstens im Übersehen der anderen Seite interessiert war. Warum die zweite Seite, dass in der formalen Gleichstellung von wirklichem Tod und „Tod im linken politischen Leben“ nicht auch als inhaltliche Gleichsetzung zu verstehen ist, müsstet Ihr, Sapperlot und Neoprene, mir noch erklären.
    Ergänzung: Die Formulierung „schon damals“ liest sich auch wie eine Gleichsetzung der beiden von Euch vorausgesetzten „Arten“ von „Nachrufen“.

  15. Sapperlot
    19. Februar 2013, 16:06 | #15

    Einen Scheiss müsste ich wenn irgend ein dahergelaufener Trottel Bullshit verlautet. Überleg dir doch einfach mal wer die Gleichsetzung eigentlich macht von uns drei und mit welchem Ziel. Und dann hau dir ordentlich eins rein für deine Dummheit du Kind.

  16. Sapperlot
    19. Februar 2013, 16:15 | #16

    Bisschen viel Ärger da, der nicht unbedingt dir gilt, Smirl. Scheisstag heute, nimms nicht persönlich.

  17. 21. Februar 2013, 15:45 | #17

    Es würde mich ja wirklich interessieren, was für einen Nachruf sein ehemaliger Parteigenosse Horst Mahler schreibt.

  18. 21. Februar 2013, 18:17 | #18

    Warum? Was soll denn ausgerechnet aus dieser Ecke Interessantes kommen?
    Zudem die Schlußfolgerungen von Mahler (und anderen ursprünglich Linken wie z.B. Bernd Rabehl), daß die nationale Frage Vorrang habe vor der sozialen, ja nicht auf die beschränkt war, die vom Maoismus noch weiter nach rechts, ja ganz rechts abgedriftet sind. Auch die „geläuterten“ Maoisten, die zurück zum Mainstream-Reformismus gegangen sind (und das war ja die übergroße Mehrheit), sind ja mit den Rechtsnationalisten grundsätzlich einig darin, daß es dem „Volk“ nur gutgehen könne, wenn es der „Nation“ oder profaner dem deutschen Staat gut geht. Der Streit, wenn es denn überhaupt ein inhaltlicher argumentativer Streit ist (das ist er ja so gut wie nie), geht leider ja nur darum, was denn der beste Weg für „uns“, also die BRD wäre.

  19. 22. Februar 2013, 09:14 | #19

    Als Ergänzung meines obigen Posts über den langen Marsch durch die bürgerlichen Institutionen, die so mancher der damals linkeren Aktivisten gegangen ist, noch eine passende Fundstelle:

    „Herbert Ehrenberg, Minister für Arbeit und Sozialordnung unter Helmut Schmidt. Mit Ehrenberg (SPD) und seinem ersten „Krankenversicherungskostendämpfungsgesetz“ begann der Abbau des „Sozialstaats“. Ehrenberg, politisch am rechten Rand der SPD stehend, Mitglied des Seeheimer Kreises, war einer der Lieblingsgegner des KBW. Wegen seiner, verglichen mit den heutigen Zuständen, geringfügigen Kürzungen im Sozialbereich wurde er vom KBW u. a. als „Rentnermörder“ bezeichnet. Das Ministerium Ehrenberg hatte sogar erwogen, dagegen zu klagen.
    Eine seiner Amtsnachfolgerinnen, die allgemein bekannte Ulla Schmidt, kandidierte damals (1976)für den KBW zum Landtag von NRW. – Während eine Pressekampagne sich wochenlang mit den angeblich tatsächlichen Steinwürfen des ehemaligen „proletarischen Kämpfers“ J. Fischer („darf ein späterer Außenminister Steine auf Polizisten geworfen haben?“) beschäftigte, wurde Frau Schmidt niemals mit ihrer revolutionären Vergangenheit konfrontiert. Denn damit hätte man auch die Sozialpolitik der BRD öffentlich zur Diskussion stellen müssen, und die verträgt das nicht.
    Herbert Ehrenberg steht offenbar heute am linken Rand der SPD („Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten in der SPD“). Ulla Schmidt ist Mitglied des Seeheimer Kreises.“

    gefunden in einer Fußnote vom Vorposter Gulliver in einem Nachdruck eines Artikels von Ralf Fücks, der auch in diese Reihe paßt (vom KBW zur Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen)

  20. 27. Februar 2013, 09:29 | #20

    Was Horst Mahler angeht, hast du natürlich recht.
    Es trifft aber nicht zu, dass wir von Anfang an Nationalisten waren. Ich kann mich durchaus noch an den Kampf gegen die „Vaterlandsverteidigung des BRD-Imperialismus“ erinnern.
    Deine Darstellung trifft sich natürlich mit dem Interesse unserer Ex-Genossen, die vom Minister bis zum Oberstudienrat alles Interesse der Welt haben, dass man ihr damaliges (sagen wir mal) „Engagement“ nicht überbewertet.
    So ein Blog ist nicht geeignet um so was zu diskutieren, aber anmerken muss ich das trotzdem.

  21. 27. Februar 2013, 10:37 | #21

    Ja, Gulliver, „ihr“ seid sicherlich nicht alle und „von Anfang an Nationalisten“ gewesen. Wenn du als Beleg dazu „den Kampf gegen die „Vaterlandsverteidigung des BRD-Imperialismus““ anführst, möchte ich dazu wiederum als Kritik passend auf einen weiteren frisch digitalisierten Artikel der damaligen MSZ verweisen (MSZ 17 – 28. Mai 1977), der sich mit der Hauptströmung der innermaoistischen Kritik daran wiederum kritisch auseinandergesetzt hat:
    „Der „Kommunistische Bund“ (KB): Hauptsache KAMPF!“
    Wieso die politischen Schlußfolgerungen aus dieser linken Phase nicht auf einem Blog diskutiert werden könnten, erschließt sich mir persönlich nicht (es geht schließlich zuallerletzt um persönliche Vitae), ich sehe aber, daß es eigentlich eh nichts mehr gibt, das überhaupt noch auf Blogs diskutiert wird.

  22. Kim B.
    1. März 2013, 11:26 | #22

    Die A/Null hat unter den K-Gruppen den theoretischen Blödsinn wohl am weitesten getrieben. Es ist kaum zu glauben, dass ein nicht unbeachtlicher Teil halbwegs intelligenter Menschen diesen, von Semler und den anderen Oberen verbreiteten Schwachsinn für eine ernsthafte Analyse gehalten hat. Es mag wohl an der Dummheit liegen, in einer Welt des Warentausches und des Geldes, jeden Standpunkt einnehmen zu müssen, nur nicht den, gegen die unbegriffene Welt selbst.
    Das beschämende und zugleich Gemeine an ehemaligen 68er Politikonen wie Semler, Cohn-Bendit usw. ist, dass sie nie versucht haben, Marx zu verstehen, um ihren ML oder Sponti Blödsinn nachträglich zu kritisieren, sondern, nachdem sie mit ihrer Politik bei den Arbeitern abgeblitzt waren, den Marxismus selbst und nicht ihre blödsinnige Politik als Fehler ausgemacht haben. Deshalb wurden sie reuige Antimarxisten, wurden sich bald ihrer eigentlichen Bestimmung, der bürgerlichen Identität, bewusst, machten sich mit dem intellektuellen Bürgertum gemein und gefallen/gefielen sich seitdem in der Pose als mehr oder weniger kritische intellektuelle Begleiter des bürgerlich-politischen Gemeinwesens.
    Eigentlich hatte die MG mit ihrer vernichtenden Kritik an der A/Null damals im Grunde schon vorausgesehen, was wir heute nach 30 Jahre wissen – genial.

  23. 1. März 2013, 13:20 | #23

    Wenn Kim B. schreibt

    „Es ist kaum zu glauben, dass ein nicht unbeachtlicher Teil halbwegs intelligenter Menschen diesen, von Semler und den anderen Oberen verbreiteten Schwachsinn für eine ernsthafte Analyse gehalten hat.“

    möchte ich dem entgegenhalten, daß bekanntlich fast alle Menschen (und fast alle Menschen sind „halbwegs intelligent“ sowohl vor der KPD (A/Null) als auch danach) mancherlei „Schwachsinn für eine ernsthafte Analyse“ gehalten haben und immer noch halten. Ratzinger wurde z.B. gerade irgendwo zugute gehalten, er habe den „modernen“ Katholizismus auf eine „vernünftige“ Basis gestellt. Das wäre auch einen bitteren Lacher wert.
    Die strammen Maoisten haben auch nicht „jeden Standpunkt“ eingenommen, sondern recht nahtlos an den allgegenwärtigen Antikommunismus und Antisowjetismus angeknüpft, der das politische Klima in der BRD der 50er und 60er Jahre beherrscht hatte. Davon hatten die sich doch gar nicht so fürchterlich weit abgesetzt als daß sie nicht ohne größere ideologischen Brüche da hätten landen können. Die brauchten deshalb zu einem ganz großen Teil auch gar keine „reuigen Antimarxisten“ werden, weil sie nie wirkliche Marxisten gewesen waren. Auch das ist nicht in erster Linie eine schichtsoziologische Sache („Kein Wunder, waren ja auch alles kleinbürgerliche Intellektuelle und keine strammen Proletarier“), denn die deutsche Arbeiterklasse war und steht in ihrer überwältigenden Mehrheit ja auch nicht besser da, was ihr berühmt/berüchtigtes Klassenbewußtsein angeht.

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