18.04.12. ¦ Berlin ¦ China und der Weltmarkt – Ein dritter Weg zum Sozialismus?
18.04.2012 in Berlin, Humboldt-Universität, Vortrag/Debatte
„China und der Weltmarkt – Ein dritter Weg zum Sozialismus?“
Referentin: Renate Dillmann
Ort: HU Berlin, Universitätsstr. 3b, Raum 002
Beginn: 18.00 Uhr
Renate hat ihren Ankündigungstext nochmal überarbeitet:
Für die Frage, ob sich das moderne China auf so etwas wie einem dritten Weg zum Sozialismus befindet, bietet der unübersehbar kapitalistische Alltag dieser Nation eigentlich nicht den geringsten Anhaltspunkt. Dass sie trotzdem immer wieder gestellt und gerne debattiert wird, liegt insofern nicht an China, sondern an einem Bedürfnis der links-alternativen Öffentlichkeit.
Man will darüber reden, ob das große asiatische Land mit seinen vehementen Veränderungen so etwas wie ein Hoffnungsträger sein könnte – in der ein oder anderen Weise.
Das war auch in Maos Zeiten schon einmal so, als man in den Großen Vorsitzenden, die Volkskommunen und die Kulturrevolution eigene Hoffnungen und Wünsche hineinprojiziert hatte. Immerhin sollten diese Fantasien den damals durchaus existierenden linken Aufbruch beflügeln. Von „der Bewegung“ dieser Zeit ist nicht viel übrig geblieben. Aber eines scheint ziemlich zählebig zu sein: Das Bedürfnis, die guten oder schlechten Bedingungen zu reflektieren, mit denen es die „sozialistische Sache“ zu tun kriegt – obwohl diese selbst nur noch in Spurenelementen vorhanden ist. In diesem Sinne ist man „als Linker“ von China entweder bitter enttäuscht, wirft dem Land Verrat am Sozialismus vor und prangert es als Ausbund rohester kapitalistischer Verhältnisse an. Linke Reportagen und Analysen werden in vielen Fällen von Millionen hungernder Wanderarbeiter bevölkert – fast so, als wäre man in seiner Kapitalismuskritik entwaffnet, wenn es auch in China nach 30 Jahren Marktwirtschaft schon etwas gesitteter zuginge und als gäbe es an Chinas langem Marsch in den Kapitalismus nicht mehr zu erklären. Oder man bleibt einfach stur und schenkt der Kommunistischen Partei und ihren Interpretationen Glauben, denen zufolge sich das Land noch immer auf dem Weg zum Sozialismus befindet – nur dass dieser etwas länger ausfällt als angenommen und kleine kapitalistische Umwege zur Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft einschließt.
Das Interesse, das dieser Sicht auf China zugrunde liegt, wird dabei meist sehr deutlich ausgesprochen: man ist schlicht und einfach froh, dass es noch einen Staat gibt, der sich kommunistisch nennt – da ist es fast schon egal, was das bedeutet. Und man meint zumindest außenpolitisch einen antihegemonialen Hoffnungsträger ausfindig gemacht zu haben – dafür macht man dann ohne großes Federlesen aus Chinas Konkurrenzanstrengungen auf dem Weltmarkt eine angebliche Alternative zur amerikanischen Dominanz.
Gegen diese Art von gedanklichem Umgang mit China wendet sich der Vortrag.
Nicht, was China „für uns Linke“ bedeutet bzw. bedeuten könnte, soll zum Thema werden. Sondern, was dieses Land, seine Ökonomie, sein politisches System ist. Das beinhaltet
• einen kurzen Rückblick auf das sozialistische China und die Gründe für seinen Wechsel ins kapitalistische Lager,
• die Besonderheiten des chinesischen Kapitalismus und seines rasanten Weltmarkterfolgs,
• die Klärung der Frage, warum die ökonomische Öffnung des Landes nicht mit einer politischen Liberalisierung einhergeht und warum sich die chinesischen Führer ungerührt als „Kommunistische Partei“ bezeichnen…
Vortrag und Diskussion mit Renate Dillmann, Autorin des Buchs: China – Ein Lehrstück über alten und neue Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Ge-burt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht. 3. Auflage, Hamburg 2009, VSA-Verlag
Für diejenigen, die sich im Vorfeld über das Buch informieren wollen, sind Inhaltsverzeichnis und Vorbemerkung downloadbar.
wann denn???
[gute Frage, hatte ich mittlerweile auch schon bemerkt: 18:00 Uhr]