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„Patria o Muerte“? Zur Rettung ihres Staates ist für die KP Kubas der Sozialismus gestorben

6. März 2012

Nachdem der GegenStandpunkt zuletzt Veranstaltungen zur jüngsten Entwicklung in Kuba noch so angekündigt hatte: „Kubas neu­es­ter “Auf­bruch zum So­zia­lis­mus” „, klingt das jetzt schon in der Ankündigung deutlich schärfer:
„“Patria o Muerte“? Zur Rettung ihres Staates ist für die KP Kubas der Sozialismus gestorben“.
So jedenfalls wird ein Vortrag zum Thema angekündigt, den H.L. Fertl am 15. März 2012 in Wien halten will.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. Felix
    6. März 2012, 13:09 | #1

    Ein aktuelles Beispiel für die in der Ankündigung genannten „linken Anhänger Kubas“: DKP Freiburg
    Reformen in Kuba – was verändert sich und wohin?
    Manche hielten das Ende des sozialistischen Kubas nur noch für eine Frage der Zeit, als Anfang der 1990er Jahre mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Osteuropa Kubas vormals politische und wirtschaftliche Partner wegfielen.
    Und doch existiert die kubanische Revolution auch heute noch und hat trotz aller Probleme und Schwierigkeiten keinen einzigen ihrer sozialen Grundsätze aufgegeben.
    Die Wirtschaft konnte sich wieder erholen und der materielle Lebensstandard der Bevölkerung verbessert werden. Auch Kubas solidarische Hilfe in zahllosen Ländern – etwa nach der Naturkatastrophe in Haiti – bleibt eine Selbstverständlichkeit. Durch die sozialen und demokratischen Veränderungen in vielen Ländern Südamerikas ergaben sich neue Handels- und Handlungsmöglichkeiten für Kuba.
    Inzwischen wurde in Kuba ein breit angelegter Diskussionsprozess in der Bevölkerung darüber begonnen, welche Veränderungen nötig sind, um den kubanischen Sozialismus auf Dauer zukunftsfähig zu machen. 2011 folgten hieraus einige wirtschaftliche Neuerungen.
    Was bringen diese Veränderungen? Kann das angestrebte Ziel einer weiteren Verbesserung des Lebensstandards für die kubanische Bevölkerung erreicht werden? Welche Gefahren und neuen Ungerechtigkeiten könnten durch die Aktualisierung der kubanischen Politik entstehen? Wie wird damit umgegangen?

  2. 6. März 2012, 13:15 | #2

    „2011 folgten hieraus einige wirtschaftliche Neuerungen“.
    Dieser zynisch/verlogene Euphemismus ist in der Tat starker Tobak.

  3. Felix
    6. März 2012, 13:17 | #3

    Die Ankündigung der Wiener Veranstaltung (html bzw. pdf)

  4. Felix
    6. März 2012, 13:40 | #4

    Apropos Veranstaltungen: Es wäre sehr schön, wenn es von dem Berliner jour fixe zum Iran am 16. März einen Mitschnitt gäbe. Das Thema ist ja sozusagen „brandaktuell“, weil der Countdown bekanntlich läuft.

  5. 6. März 2012, 13:53 | #5

    Es wird von der Veranstaltung in Berlin keinen Mitschnitt geben. Dies ist bei Roten Freitagen (so gut wie) nie der Fall.
    Allerdings wird der Artikel zur Weltlage aus Sicht der USA in GS 1-2012 (erscheint am 22.März) das Thema Iran mit behandeln.

  6. Felix
    6. März 2012, 15:01 | #6

    Schade. Dass die jf i.d.R. nicht aufgezeichnet werden ist mir bekannt. Angesichts der Aktualität und Brisanz des Themas wäre ein Mitschnitt m.E. aber gerechtfertigt. Bei Veranstaltungen dieses Kalibers sind neben den Argumenten selbst ja auch die Diskussionen, ggf. auch der Streit von Interesse. Warum sonst wohl werden z.B. seit Jahren die jf-Protokolle aus München online gestellt? Die GS-Artikel zu diesen Themen erscheinen ja meist kurz danach.

  7. Felix
    7. März 2012, 14:16 | #7

    Interview mit Harald Neuber (Amerika21.de): Cuba im Wandel

  8. Dazu
    29. Juni 2014, 09:15 | #8

    Dies ist der einzige Thread zu einem Lateinamerika-Thema, den ich in den letzten zwoeinhalb Jahren habe bei Neoprene im Archiv entdecken können.
    Also poste ich meinen Hinweis hier hinein:
    Ein Linktipp:
    In NestorMachnos Blog
    „Der ganz normale Wahnsinn“
    gibt es zwei Threads zur Argentinien-Krise
    Aktuell ist dieser hier:
    http://NestorMachno.blogsport.de/2014/06/19/argentinien-am-scheideweg/
    Und im Februar 2014 ist dieser hier gestartet:
    http://NestorMachno.blogsport.de/2013/02/24/ein-angesichts-der-euro-krise-fast-vergessener-schuldnerstaat/

  9. Gespenst
    8. Juli 2014, 13:04 | #10

    Ausflug in die argentinisch-deutsche Vergangenheit, oder: Wie die hetzerische taz ihr Feindbild wieder ins richtige Lot bringt:
    „Elisabeth Käsemann war alles andere als eine naiv-mildtätige Studentin, die in den Armenvierteln Almosen verteilte.“
    Zwar Pastorentochter, aber keine naiv-mildtätige Studentin, sondern Militante gegen die argentinischen Militärs: – so jemand gehört nicht mehr zur taz-Gemeinde der Guten…

  10. Realgespenst
    14. Juli 2014, 11:23 | #11

    Mit Peru (und Kolumbien) ist 2012 bereits ein Freihandelsabkommen beschlossen worden, das aktuell gerade nachjustiert wird:
    https://amerika21.de/2014/07/103133/ollanta-humala-besuch-berlin
    https://amerika21.de/2014/07/103169/humala-besuch-berlin-proteste

  11. Sitra
    28. Juli 2014, 20:27 | #12

    https://amerika21.de/2014/07/103381/china-lateinamerika
    Venezuela und Cuba waren ja traditionell schon „gute Verbündete“ Chinas – vermutlich nicht aus rein geschäftlichen Gründen.
    Sind dies nun „ökonomische Schnäppchen“ weil China dort leicht Geld verdienen kann? (Ist das ein wichtiger Zweck der chinesischer Außenpolitik?)

  12. Sitra
    28. Juli 2014, 21:06 | #13

    Wenn China den argentinischen Staatshaushalt zwischenfinanziert,
    dann gibt es vermutlich von seinen Dollar-Guthaben welche ab,
    und kriegt dafür argentinische Verbindlichkeiten.
    Und wozu sind ihm diese nützlich?

  13. Sitra
    29. Juli 2014, 20:23 | #14

    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/argentinien-126.html
    Das war den USA dann wohl doch nicht recht,
    NestorMachno berichtet, dass der Richter hat seinen Bescheid revidieren müssen. (Allerdings habe ich das bisher an anderer Stelle noch nicht gelesen.)

  14. dazu
    29. Juli 2014, 21:43 | #15
  15. dazu
  16. dazu
    3. August 2014, 13:51 | #17

    https://amerika21.de/blog/2014/07/103360/entsteht-eine-neue-welt
    Dass die USA und der IWF „abgewirtschaftet“ hätten,
    na ja – deswegen wollte ich den Artikel nicht verlinken.
    Aber auffällig ist schon, dass China augenscheinlich versucht, sich einige Mittel für eine zukünftige Führungsrolle hinzubasteln.
    Dass die Chinesen dabei die Unerbittlichkeit der Gleichung, dass Geld zu mehr Geld werden müsse, außer Kraft setzen wollten, dafür ist aber kein Hinweis gegeben worden.

  17. Paco
    28. August 2014, 07:03 | #18

    Neue Banknoten für Kuba und Debatte um Währung
    In Cuba gibt es neue Debatten – einerseits um die eigene Währung, anderseits um die Wiederbelebung des Versuchs, der in Lateinamerika vorherrschenden Dollarisierung eine eigene Gemeinschaftswährung namens SUCRE entgegenzustellen.
    http://cubaheute.wordpress.com/
    Berets vor 10 Monaten berichtete die FAZ:
    Kuba schafft Parallelwährung ab
    In Kuba gibt es zwei Währungen: Den regulären Peso und den Peso Convertible, der an den Dollar gebunden ist. Vieles muss mit konvertiblen Pesos bezahlt werden. Damit soll bald Schluss sein.
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/waehrungen-kuba-schafft-parallelwaehrung-ab-12628849.html
    Bank of Ireland lehnt aus Angst vor der Blockade Geldüberweisungen nach Kuba ab
    DUBLIN- Die Iren können in Kuba lebenden Personen kein Geld überweisen, weil die seit über 50 Jahren verfolgte Politik der Vereinigten Staaten dies unterbindet, stellt die Tageszeitung The Irish Times fest.
    Obwohl weder Irland noch die Europäische Union Beschränkungen für den Handel mit Kuba auferlegt haben und trotz der zahlreichen Resolutionen der Generalversammlung der Vereinten Nationen, welche die Blockade verurteilen, hat die Bank of Ireland begonnen, aufgrund einer Geschäftsbeziehung zu einer amerikanischen Bank in den letzten Wochen sämtliche Finanztransfers an die Insel zu unterbinden.
    http://www.granma.cu/idiomas/aleman/internationales/26agosto-banco.html
    Die Bolivarianische Allianz für die Völker unseres Amerika – Handelsvertrag der Völker (spanisch Alianza Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América – Tratado de Comercio de los Pueblos, ALBA-TCP) ist ein wirtschaftliches und politisches Bündnis von derzeit neun Staaten Lateinamerikas und der Karibik. Das Bündnis soll eine Alternative zur von den USA geplanten gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCA darstellen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bolivarianische_Allianz_f%C3%BCr_Amerika
    http://es.wikipedia.org/wiki/SUCRE_(moneda_del_ALBA)
    Geschäfte von mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar zwischen ALBA-Ländern
    Der Vorsitzende des Währungsrates des lateinamerikanischen Regionalbündnisses Bolivarische Allianz für Amerika (ALBA), Eudomar Tovar, hat die Geschäfte zwischen den Mitgliedsstaaten auf umgerechnet 2,2 Milliarden US-Dollar beziffert. Die Geschäfte würden in der Buchwährung SUCRE (1,6 Milliarden SUCRE) vollzogen.
    Der Präsident der Zentralbank Boliviens erläuterte, dass die Verwendung des Sucre kein monetäres Handelsgeschäft darstelle, da dieses über ein Bankkonto des Landes abgewickelt wird, das Erzeugnisse aus einem anderen Land kauft, wobei vorher vereinbart wird, den ALBA-Vertrag anzuwenden. Der Sucre wurde 2009 von den ALBA-Ländern geschaffen, um die Zahlungen bei Handelsgeschäften zu beschleunigen und der Hegemonie des Dollars ein Ende zu bereiten.
    https://amerika21.de/2014/05/100976/geschaeftsvolumen-laba
    Uruguay schließt sich dem SUCRE an
    CARACAS — Das Einheitssystem der Regionalen Zahlungsverrechnung SUCRE, das 2008 auf Initiative der Mitglieder der ALBA eingerichtet wurde, verfügt seit dem 24. März 2014 über ein neues Mitglied, das nicht Mitglied der regionalen Organisation ist: Uruguay.
    http://www.granma.cu/idiomas/aleman/unser-amerika/25marz-Uruguay.html
    Ein kritischer Gutachter der Konrad Adenauer Stiftung kam bereits 2000 zu diesem Resultat:
    „Wenn die wichtigsten Länder Lateinamerikas, besonders die Mitglieder des MERCOSUL und der Andengemeinschaft, deren Außenhandel diversifizierter ist als der Mexikos oder Zentralamerikas, sich in Richtung einer Kombination von jenen Politiken bewegten, bestünde auch die alternative Möglichkeit einer zumindest südamerikanischen Währungsunion, ähnlich der europäischen Erfahrung, mit der Einführung einer gemeinsamen Währung.
    Den Mitgliedsländern einer solchen Währungsunion würde das gewiss größere nationale Handlungs- und Entscheidungsautonomie erhalten als die Unterwerfung unter das Diktat der US-Regierung und ihrer Zentralbank. Die wichtigsten Länder Lateinamerikas müssten freilich bewusst auf diese Alternative hinarbeiten und ihre gegenwärtigen Diskrepanzen überwinden.“
    http://www.kas.de/wf/de/33.2535/
    Der politische Wille hinter diesen Kooperationsprogrammen ist mir schon begreifbar, allerdings ist die ökonomische Bedeutung solcher regionaler Währungsverbunde mir eher unklar.
    Zu den politischen Ambitionen:
    https://amerika21.de/2013/12/95912/alba-petrocaribe-gipfel

  18. Paco
    4. September 2014, 08:09 | #19

    Währungs- und Wirtschaftsddebatten in Südamerika
    a) Der Präsident von Venezuela lehnt Freigabe der Wechselkurse ab
    Caracas. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat sich gegen Forderungen der Opposition ausgesprochen, den Devisenmarkt zu liberalisieren
    https://amerika21.de/2014/09/105495/venezuela-maduro-wechselkurse
    b) Linker Staatenbund ALBA begeht zehnjähriges Bestehen
    Guarenas, Venezuela. Die Bolivarianische Allianz für Amerika (ALBA) hat am Montag offiziell die Feierlichkeiten zu ihrem zehnjährigen Bestehen begonnen. Zugleich begann eine Reihe von rund gut zwei Dutzend Gesprächsrunden, in denen die bisherige Arbeit bilanziert werden soll.
    https://amerika21.de/2014/09/105771/alba-zehn-jahre
    Zu den inneramerikanischen Streitigkeiten
    in Lateinamerika berichtete die BBC vor einem Jahr:
    „Mercosur, however, is a different case altogether. Founded in 1991 as a free-trade bloc, it originally had just four members: Brazil, Argentina, Uruguay and Paraguay.
    In July 2006, the four began the process of admitting Venezuela as a full member. But full ratification was held up for six years, because the Paraguayan Senate dragged its heels on approving the expansion.
    In fact, it still hasn’t. What happened in the end was that Paraguay was suspended from Mercosur after the impeachment of its president, Fernando Lugo, a move deemed undemocratic by the other three founder members, which then seized the chance to admit Venezuela properly in July last year.
    Some opposition politicians in Brazil saw Venezuela as a Trojan horse in Mercosur, maintaining that Chavez’s „21st-Century socialism“ was incompatible with the alliance’s free-trade stance.
    And so, arguably, it has proved. Brazilian businessmen are forever complaining that Mercosur is now an ideological bloc, not a trade pact – although some Brazilian companies are doing well out of infrastructure contracts in Venezuela.“
    http://www.bbc.com/news/business-23515979

  19. Carlos
    4. September 2014, 16:22 | #20

    Der Artikel „Krise & Gewalt. Zu den aktuellen Konjunkturen der imperialistischen Konkurrenz“ (GS 2-14) wurde ins Spanische übersetzt:
    Crisis e imperialismo
    Tres tesis sobre las coyunturas actuales de la competencia imperialista
    1. El negocio capitalista mundial después de seis años y medio de crisis financiera
    2. La competencia de las grandes potencias económicas mundiales por el dinero del mundo
    3. La batalla por el control de los estados soberanos del mundo
    o: novedades acerca de la amistad germano-americana

  20. dazu
    17. Dezember 2014, 18:38 | #21

    http://www.jungewelt.de/2014/12-18/001.php
    Änderung der Cuba-Politik der USA???
    https://amerika21.de/2014/12/109982/obama-usa-blockade-kuba
    Übrigens war und ist die US-Cuba-Politik ja wesentlich auch eine innerimperialistishe Politik der USA gegen ihre imperialistischen Konkurrenten, die sich gefälligst dem Kampfbeschluss der USA unterzuordnen hatten:
    „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass die US-amerikanischen Maßnahmen wegen ihrer Drittwirkung rechtswidrig sind. Sie berühren unmittelbar die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands und der Europäischen Union. Deshalb können wir ihnen nicht zustimmen.“
    https://amerika21.de/dokument/109260/bundestag-deatte-kuba-usa

  21. dazu
    19. Dezember 2014, 08:19 | #22

    Als Folge der Änderung werden nun inneramerikanisch frühere Aushängeschilder des harten Anti-Castro-Programms als unamerikanisch geschmäht, beginnend mit der Infiltration kubanischer HipHopper durch den US-Geheimdienst.
    (Das wird noch Bewegung in Miami hervorrufen, bei denen, die nun Schreibtische räumen und Koffer packen dürfen…)
    https://amerika21.de/2014/12/109895/usaid-hip-hop-kuba
    Es geht voran – mit dem Kapitalismus,
    lautet stattdesen die neue Devise,
    HI-Tech und Handy-Geschäfte werden angekurbelt,
    was augenscheinlich ein wenig mehr den Schwerpunkt eher auf die Benutzbarkeit und „Reformierbarkeit“ als auf die Beseitigung der cubanischen Regierung (dieses andere Programm ging ja nicht!) legt:
    https://amerika21.de/2014/11/109675/us-medienprogramm-gegen-kuba
    Die Rede von Raul Castro zu den Änderungen:
    https://amerika21.de/dokument/110018/rede-raul-castro-usa
    Dass innerimperialistisch trotzdem alles beim Alten bleibt, belegen die Sanktionen der USA gegen die deutsche Commerzbank wegen ihrer Cuba-Geschäfte. Es sollen augenscheinlich nicht nur die Franzosen wg. „Paribas“ getroffen werden (vgl. dazu die Erläuterungen im letzten Gegenstandpunkt):
    https://amerika21.de/2014/12/109952/sanktionen-gegen-commerzbank

  22. dazu
    19. Dezember 2014, 11:34 | #23

    Die „Junge Welt“ feiert leider nur diese Änderung.
    „Die junge Welt hat dem kubanischen Volk in einem Schreiben zu dem großen Erfolg gratuliert.“
    http://www.jungewelt.de/2014/12-19/054.php
    Substantielle Hintergrundinfos sind beim Thema Cuba dort anscheinend weniger gefragt als unverbrüchliche Feierlaune.
    Was ist dort los mit z.B. Ökonomie und Währung???
    Die Granma berichtete darüber ja im Frühjahr. Ein schlüssiges Bild erschließt sich mir dadurch aber nicht.

  23. Paco
    19. Dezember 2014, 14:09 | #24

    Theo Wentzkes Anmerkungen zur „Cuba-Solidarität“
    sind nach wie vor lesenswert:
    http://neoprene.blogsport.de/2011/07/12/theo-wentzke-zu-den-wohlmeinenden-kubafreunden/

  24. Paco
    19. Dezember 2014, 18:53 | #25

    Gute und knappe Zusammenfassung der jetzigen Veränderungen:
    https://cubaheute.wordpress.com/
    Innerimperialistisch dürfte dieser folgende Punkt wichtig sein,
    und das Startsignal für ein Windhund-Rennen abgeben:
    „Abbau der Finanzblockade: (…) Bestehende Finanzrestriktionen gegen die Insel sollen schrittweise abgebaut werden. Drittländer sollen künftig mit Kuba handeln dürfen.“
    Der letzte Punkt kommt mir merkwürdig vor, denn vorgestern noch wurde von Sanktionen gegen die Commerzbank berichtet (Paribas ja sowieso).

  25. 19. Dezember 2014, 20:28 | #26

    Auch mir kommt das sehr anspruchsvoll vor. Gerade eben haben die USA allen anderen imperialistischen Konkurrenten noch recht drastisch gezeigt, daß im Verhältnis zu Kuba alles über die USA zu gehen hat und Parallel-Beziehungen und sei es auch „nur“ durch Kredite, nicht toleriert werden. Von buchstäblich heute auf morgen wird das aufgeweicht?? Es ist doch immer noch der Hinterhof der USA , oder sollte das auf einmal aufgegeben worden sein??

  26. Paco
    19. Dezember 2014, 22:26 | #27

    „Die New York Times – die in den vergangenen Wochen mit einer Reihe von Artikeln den Boden für Obamas Auftritt vom Mittwoch bereitet hatte – zitierte am Freitag John Kavulich von der Wirtschaftsvereinigung »U.S.-Cuba Trade and Economic Council« mit den Worten, das »Embargo« sei ein »Container«, dessen Inhalt verändert werden könne. Obama sage nun: »Ich werde eine Hülle bestehen lassen – aber sie wird eine wie ein Osterei sein: leer.« Durch die Anfang Januar beginnenden Reformen werde das »Embargo mehr Löcher als ein Schweizer Käse« haben, formulierte es der auf die nordamerikanisch-kubanischen Handelsbeziehungen spezialisierte Rechtsanwalt Robert L. Muse. Am Anfang stehen der New York Times zufolge die Streichung Kubas von der Liste der »den Terrorismus fördernden Staaten« sowie eine Vervierfachung der Exilkubanern im Quartal erlaubten Geldüberweisungen auf die Insel von 500 auf 2.000 Dollar. Es soll direkte Bankbeziehungen geben, und Handelsbeschränkungen sollen kippen.“
    http://www.jungewelt.de/2014/12-20/056.php

  27. Carlos
  28. dazu
    22. Dezember 2014, 08:19 | #29

    Ein berühmter kubanischer Schriftsteller (L. Padura) macht sich seinen verkehrten Reim auf das Verhältnis von Lohn und Leistung auf Cuba:
    https://amerika21.de/analyse/100837/gloeckchen-und-die-katze
    Im Gegenstandpunkt gab es bereits 2012 einen großen Basis-Artikel zu den aktuellen Reformen auf Cuba:
    Kubas jüngster „Aufbruch zum Sozialismus“
    Staatlich organisierter Drittweltkapitalismus

    „Die kubanische Führung hat nach monatelangen Diskussionen in den Führungsgremien der kommunistischen Partei und mit der Bevölkerung weitreichende ökonomische Reformen beschlossen und sie in Form von „Leitlinien der Wirtschafts- und Sozialpolitik der Partei und der Revolution“ – „lineamientos“ – niedergelegt. Die Beschlüsse zur „Aktualisierung des Wirtschaftsmodells“ beinhalten im Wesentlichen: die vorrangige Entwicklung und Förderung devisenbringender Wirtschaftszweige und die Attraktion auswärtigen Kapitals in solchen Bereichen; die Verpflichtung der staatlichen Betriebe auf gewinnorientierte Produktionsmaßstäbe; die Entlassung von mindestens einem Viertel der Staatsbediensteten in zwei Etappen; die erhebliche Ausweitung der privaten Kleinwirtschaft, die Förderung privat wirtschaftender Bauern sowie die baldige Abschaffung der verbliebenen Reste der bisherigen staatlich garantierten Grundversorgung, der „libreta“.
    Die Regierung begründet ihren Maßnahmenkatalog mit dem Verweis auf die katastrophale Lage des Landes, in die sich Kuba zum einen durch eigene Fehler manövriert habe. (…) Zum anderen verweist sie auf schwierige äußere Umstände, die Korrekturen unvermeidlich machen…“ (aus der Einleitung)
    Der ganze Artikel von 2012 ist hier:
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2012/1/gs20121116h1.html
    (Auf Spanisch scheint es diesen Artikel nicht zu geben.
    Oder?)
    Zu den Reformen gibt es hier Original-Zitate der kubanischen KP:
    http://www.argudiss.de/sites/default/files/doku/ankuendigung%28pdf%29/kuba_hb_1011_zitate.pdf
    Es gibt bei ArguDiss einen Audio-Vortrag zum Anhören:
    http://www.argudiss.de/node/176
    H. L. Fertil hat im März 2012 in Wien einen Vortrag gehalten
    „Die Veranstaltung zieht kritisch Bilanz über die Lage Kubas und die aktuellen Reformen, mit denen sie bewältigt werden soll; damit aber auch über die Weltmarkt- und Weltordnungsverhältnisse, in denen sich Kuba behaupten musste und will.“
    http://cba.fro.at/76092

  29. Paco
    23. Dezember 2014, 13:00 | #30

    Der konservative canadische Außenminister John Baird:
    „I agree with this policy. I don’t think previous U.S. policy has been effective,“ he said. „If you flood Cuba with American values, American people, and American investment, it will help transform the country.“
    http://www.theatlantic.com/international/archive/2014/12/canadian-foreign-minister-american-influence-will-make-cuba-a-better-place/383969/

  30. Paco
    23. Dezember 2014, 13:27 | #31

    Und wie effektiv die Amerikaner ein Karibik-Land entwickeln und direkt in die absolute Verarmung stürzen können, das kann man ja bereits am großen Beispiel des Nachbarlandes Haiti studieren…
    http://www.gegenstandpunkt.de/jourfixe/prt/2010/jf100125.html
    http://www.gegenstandpunkt.de/radio/2010/ga100201_analyse-haiti.mp3
    http://nestormachno.blogsport.de/2010/01/27/eine-geschichte-von-sklaverei-und-schuldknechtschaft/

  31. Nestor
    24. Dezember 2014, 00:03 | #32

    El País merkt dazu an, daß Venezuela und Bolivien jetzt isoliert dastehen könnten – also was diese plötzliche Umarmung der USA und Kubas für die kubanische Außenpolitk bedeutet, ist noch nicht heraußen.
    Auch andere Fragen sind interessant:
    Woher wird Kuba in Zukunft seine Energie beziehen und wie wird es sie zahlen?
    Verschwindet das Wort „Imperialismo“ aus den Schulbüchern?
    Wird die kubanische Geschichte jetzt neu geschrieben?

  32. Paco
    24. Dezember 2014, 08:00 | #33

    US-Firmen und sonstige ‚Geier‘ stehen schon bereit:
    https://amerika21.de/2014/12/110176/us-unternehmen-kuba
    „Vor einer eventuellen Aufhebung der Blockade durch den US-Kongress könnten die US-amerikanischen Öl-Gesellschaften nach Einschätzung der Ökonomen einen neuen Markt für Kraftstoffe und Raffinerietechnik in Kuba finden. Auch Konzerne wie General Electric als Anbieter für Stromerzeugung und -übertragung könnten profitieren.“
    (Dies zu Nestors Bemerkung – siehe oben…)

    Zur Vorgeschichte der Beziehungen zwischen Cuba und den USA:
    http://www.deutschlandfunk.de/annaeherung-von-usa-und-kuba-erste-schritte-auf-dem-weg-zur.724.de.html?dram:article_id=306744
    —-
    Das sei quasi ein Sieg der ‚alten Dinosaurier‘ auf Cuba,
    hetzt der DLF, dem die Veränderungen noch lange nicht genug sind
    http://www.deutschlandfunk.de/kuba-politik-der-usa-der-verlierer-ist-das-kubanische-volk.720.de.html?dram:article_id=306632
    —–
    Ein Interview mit einem cubanischen Ökonomen
    (der betonen will, dass Cuba den Niedergang der Perestroika
    nicht zu wiederholen gewillt sei):
    https://amerika21.de/analyse/109828/kein-marktsozialismus

    Die US-Perspektive ist hier Thema:
    https://amerika21.de/2014/12/110178/lockerung-us-blockade

    „Endstation Sehnsucht“ – malt die alte Tante SPIEGEL weiter am Cuba-Bild,
    als sei gar nichts anderes denkbar als all der Wahnsinn,
    der bei uns als (einzig mögliche) Realität gilt…
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kuba-castros-inselstaat-nach-der-wirtschaftlichen-oeffnung-a-1009667.html
    —–
    Ob, was und wie von den Veränderungen auch China (und Russland) tangiert sind, das ist wohl auch noch unklar
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kuba-bekommt-von-china-kredite-fuer-infrastruktur-a-982435.html
    https://amerika21.de/2014/07/103381/china-lateinamerika
    Zur generellen chinesischen Außenpolitik war mir noch dies aufgefallen:
    https://amerika21.de/2014/11/109371/baustart-nicaragua-kanal-2014
    http://www.tagesschau.de/ausland/nicaragua-kanal-103.html
    —–
    Uruguay nimmt als erstes lateinamrikanisches Land Guantanamo-Ex-Häftlinge auf:
    https://amerika21.de/2014/12/110168/respekt-fuer-ex-gefangene
    (Zufall der zeitlichen Übereinstimmung ?)

  33. Paco
    24. Dezember 2014, 14:31 | #34

    „V o r einer eventuellen Aufhebung der Blockade durch den US-Kongress könnten die US-amerikanischen Öl-Gesellschaften nach Einschätzung der Ökonomen einen neuen Markt für Kraftstoffe und Raffinerietechnik in Kuba finden…“
    Auch nett. Exclusiv das US-Kapital darf einstweilen Cuba benutzen (da zeigt sich der Vorteil demokratischer Gewaltenteilung und der derzeit ewig langen Gesetzeswege in den USA…), aber tun das andere konkurrierende Staaten auch, dann kriegen diese nach wie vor die US-Sanktionen aufs Haupt.
    (Und so ist dann vermutlich ja auch von den Sanktionen gegen Paribas und Commerzbank nichts zurückzunehmen…)

    Die USA kultivieren gleich eine typisch kolonialistische Sichtweise auf Cuba – so ähnlich, wie hiesige Arbeisamts-Typen, die 1990ff in die Ex-DDR gesandt wurden, um dort den Abriss vorzubereiten:
    Nicht mal ordentliche 5-Sterne-Hotels haben die dort für die nun einfliegende Flut der US-Expertenteams vorzuweisen.
    Wird Zeit, dass US-Hotelketten über Grund und Boden verfügen…
    http://www.nytimes.com/2014/12/19/business/us-businesses-assess-cuba.html

  34. visum
    25. Dezember 2014, 23:40 | #35

    Grenzen und Mauern werden nun hierzulande errichtet,
    damit möglichst kein Kubaner die neuen Reisefreiheiten
    ‚falsch‘ benutzen darf
    https://amerika21.de/dokument/94104/visum-botschaft-kuba-deutschla

  35. Reportage
    27. Dezember 2014, 13:42 | #36

    Hoffentlich ist dies nur ein FAZ-Eindruck von Havanna:
    „Was derzeit nicht so hoch im Kurs steht wie anderswo in Lateinamerika, ist Zeitungslektüre. Nirgendwo findet man einen Kiosk, Zeitunglesen auf Parkbänken oder in Cafés ist unüblich. Selbst das legendäre Parteiorgan „Granma“ ist kaum zu bekommen. Hier und dort offerieren alte Männer, vermutlich Veteranen der Revolution, die aktuelle Ausgabe, aber so still und zurückhaltend, als sei es ein klandestines Pamphlet. Das Blatt ist inzwischen auf das Niveau einer Schülerzeitung gesackt, erstarrt in Ehrfurcht vor sich selbst und vor der in die Jahre gekommenen Revolution. Ohne jeden Schwung berichtet die Zeitung über Taten der Führungsriege und Errungenschaften in den „Bruderstaaten“ Nicaragua, Venezuela, Ecuador und Bolivien. Kaum eine Nummer verzichtet auf die Erinnerung an Ereignisse und Anekdoten aus den revolutionären Tagen von Che und Fidel, die freilich jedes Kind längst im Schulunterricht auswendig gelernt hat oder von Klassenausflügen ins Museo de la Revolución kennt.“ (FAZ)
    http://www.faz.net/aktuell/reise/kuba-goetterdaemmerung-im-tropensozialismus-13337458.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

  36. dazu
    28. Dezember 2014, 17:23 | #37

    Dass Kuba weltweit verfolgten Linken Unterschlupf gewährt hat,
    ist im Zuge der „Normalisierung“ natürlich auch
    Gegenstand diplomatischer „Reformbestrebungen“.
    (Aber selbst Paris hat ja jahrzehntelang den in Rom verurteilten Toni Negri nicht ausgeliefert.)
    https://amerika21.de/2014/12/110203/keine-auslieferung-von-shakur
    ——-
    Dass es den sehr guten GSP-Artikel von 2012:
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2012/1/gs20121116h1.html
    … leider nicht auf Spanisch gibt, – das finde ich sehr bedauerlich.

  37. Teoría marxista
    29. Dezember 2014, 08:40 | #38

    Anotaciones acerca de la relación capitalista entre
    Trabajo y Riqueza
    1. LA PROPIEDAD ES EL PODER DE MANDO SOBRE EL TRABAJO
    http://www.gegenstandpunkt.com/espanol/trabajo-y-riqueza-I.html
    La propiedad –el poder de disposición exclusiva– disocia el trabajo y el provecho y manda sobre la satisfacción de las necesidades sociales.
    La propiedad define una relación de clases: el trabajo sirve a crear riqueza ajena.
    2. LA PRODUCTIVIDAD DEL TRABAJO, CONVERTIDA EN LA FUENTE DEL CAPITAL
    http://www.gegenstandpunkt.com/espanol/trabajo-y-riqueza-II.html
    Pagando salarios, el capital se apodera de la fuerza productiva del trabajo.
    La determinación de la fuerza productiva del trabajo es crear más dinero de lo que cuesta apoderarse de ella.
    3. AUMENTAR LA PRODUCTIVIDAD DEL TRABAJO ES EL ARMA EN LA LUCHA COMPETIDORA DE LOS CAPITALISTAS
    http://www.gegenstandpunkt.com/espanol/trabajo-y-riqueza-III.html
    “El mercado”: la subordinación de la reproducción social bajo la competencia de los empresarios capitalistas por apoderarse del dinero de la sociedad.
    El mando del capital sobre la producción como medio de su competencia en el mercado
    Para aumentar el volumen de sus beneficios, los capitalistas se esfuerzan a conquistar cuotas de mercado ajenas bajando el precio de la producción de sus mercancías.
    El método para bajar los costes de producción es aumentar la productividad del trabajo minimizando los costes salariales.
    Aumentando la productividad del trabajo para reducir los costes salariales, el capital reduce el trabajo empleado, la fuente de su aumento.
    El imperativo de la rentabilidad: cada vez menos trabajo tiene que hacer rentable cada vez más capital.
    Al aumentar la productividad de los trabajadores se reduce su participación en la riqueza social, el capital aumenta el número de los despedidos y el exceso de trabajo de quienes aún son empleados.
    http://www.gegenstandpunkt.com/espanol/trabajo-y-riqueza.html

  38. dazu
    30. Dezember 2014, 06:32 | #39

    Havanna. Die kubanische Telefongesellschaft Etecsa hat angekündigt, das Internet im kommenden Jahr massiv auszubauen. Geplant sei, die Anzahl der Zugänge in Internetcafes zu erhöhen, berichtet die kubanische Tageszeitung Juventud Rebelde unter Berufung auf Funktionäre der Etecsa. Zudem könnten 2015 erstmals öffentliche WLAN-Zugänge eingerichtet werden. Die Pläne seien Teil der staatlichen Politik, die auf einen verbesserten Internetzugang abzielt, heißt es in dem Blatt weiter. (…)
    Das Internet ist für private Nutzer von zu Hause aus nach wie vor sehr begrenzt zugänglich. Allerdings hat die Etecsa angekündigt, die Ressourcen auch in diesem Bereich weiter auszubauen. Bislang haben bestimmte Berufsgruppen, staatliche Institutionen und Bildungseinrichtungen Vorrang.
    https://amerika21.de/2014/12/110210/kuba-internet-mobilfunk-2015

  39. Paco
    30. Dezember 2014, 08:00 | #40

    Erstmalig bringt auch die jw kritische Anmerkungen zur derzeitigen Wende in ihr Blatt
    https://www.jungewelt.de/2014/12-29/017.php

  40. dazu
    30. Dezember 2014, 14:43 | #41

    Beiträge zur Destabilisierung Kubas
    oder Technologische Innovationsprojekte auf Kuba
    – Hoffentlich können die Cubanos das unterscheiden…
    (Google war jedenfalls schon im Sommer dort):
    https://amerika21.de/2014/07/102877/google-schmidt-kuba

  41. Paco
    30. Dezember 2014, 15:44 | #42

    German firms explore investment in Cuba
    The Cuban government has unveiled a raft of investment projects in hopes to attract foreign capital. (…)
    The investment law means Cuba „for the first time can form deeper and more complex economic interrelationships,“ said Klaus Hartmann, a former East German ambassador to Cuba who now works as a consultant on Latin America.
    Wofür gewendete SEDler doch so alles brauchbar sind…
    http://www.dw.de/german-firms-explore-investment-in-cuba/a-18053755

  42. dazu
    1. Januar 2015, 20:42 | #43

    Vorbei wird es nun auch mit der bisherigen Regelung sein, dass Kubaner, denen die Flucht bis Miami gelungen war, automatisch Aufenthaltsrecht in den USA hatten. Das haben die USA nun so nicht mehr nötig.
    Denn nun sind sie selber demnächst ja ganz offiziell in Cuba.
    Kubaner werden daher nun bei der US-Einreise (bzw. -Einwanderung) wieder so normal schlecht behandelt werden wie alle sonstigen Latino-Einwanderungswilligen auch.
    „Across an island where migrating north is an obsession, the widespread jubilation over last week’s historic US-Cuba detente is soured by fear that warming relations will eventually end Cubans’ unique fast track to legal American residency. For nearly a half-century, the Cuban Adjustment Act has given Cubans who arrive in the US a virtually guaranteed path to legal residency and eventual citizenship.“
    http://www.theguardian.com/world/2014/dec/25/cuba-us-immigration-privileges-detente

  43. Paco
    2. Januar 2015, 07:27 | #44
  44. Paco
    8. Januar 2015, 20:24 | #45

    Politische Änderungen in Cuba im Binnenleben:
    Kuba lässt erste Häftlinge nach Einigung mit den USA frei
    Nach der diplomatischen Annäherung mit den USA hat die kubanische Regierung nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens fünf politische Gefangene auf freien Fuß gesetzt. Sie alle waren inhaftierte Mitglieder der verbotenen Oppositionsbewegung Unpacu aus dem Osten des Landes.
    http://www.sueddeutsche.de/news/politik/menschenrechte-kuba-laesst-erste-haeftlinge-nach-einigung-mit-den-usa-frei-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-150108-99-08468

  45. Carlos
    10. Januar 2015, 08:43 | #46

    Gespräche zwischen USA und Kuba
    Washington. Die USA und Kuba wollen am 21. Januar ihre Gespräche über eine diplomatische Annäherung beginnen. Das Außenministerium in Washington teilte am Donnerstag mit, dass eine Delegation zu dem zweitägigen Treffen in die kubanische Hauptstadt Havanna reisen werde. Angeführt würden die US-Vertreter von der Abteilungsleiterin für Lateinamerika im Außenministerium, Roberta Jacobson. Unterdessen wurden seit Donnerstag in Kuba mindestens 35 Gefangene freigelassen. (JW)
    https://amerika21.de/2015/01/110564/kuba-gefangene-frei-usa
    Wie weit das System sich selber abschafft
    (von außen hat es ja nicht funktioniert…),
    das wird nun permanent überprüft en una
    política del palo y la zanahoria
    (Peitsche – versus ‚Zuckerbrot‘ – bzw. die wirklichen Möhren etc.):
    https://amerika21.de/2015/01/110255/kuba-uneac-bruguera
    (Dann gibts zukünftig keine billigen russischen Möhren in Dosen,
    sondern echte US-Karotten gegen hartes Dollares
    … oder aus US-Dosen beim MacDonalds)

  46. Paco
    13. Januar 2015, 10:32 | #47

    In den USA formieren sich derweil Unternehmen verschiedener Branchen und fordern von der Regierung von Präsident Barack Obama, den Zugang zum kubanischen Markt zu ermöglichen.
    https://amerika21.de/2015/01/110562/normalisierungs-kuba-usa
    Das wird helle Freude in Cuba auslösen,
    vor allem, weil im nächsten Schritt dann
    (nicht nur) die Bacardis ihr Eigentum zurück haben wollen…

  47. dazu
    13. Januar 2015, 17:29 | #48

    Venta en las dos monedas: de la aplicación a la realidad
    Granma se acerca a cómo ha sido la aceptación del pago en las dos monedas en las tiendas de Cimex, su implementación y los ajustes que aún deben realizarse
    http://www.granma.cu/cuba/2015-01-11/venta-en-las-dos-monedas-de-la-aplicacion-a-la-realidad

  48. Paco
  49. Paco
    14. Januar 2015, 07:12 | #50

    Wie die permanente „Gängelung“ der cubanischen Innenpolitik
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-115778
    durch die USA dann im Detail aussieht,
    das kann man auch diesem Bericht der NZZ entnehmen:
    http://www.nzz.ch/international/amerika/raul-castro-ebnet-obama-den-weg-1.18460138
    Ganz getrennt davon gibt es natürlich weiterhin in Cuba
    massenweise Revolutionsfeiern und Revolutions-Nostalgie.
    Nunmehr als Background für den n e u e n Kurs Cubas…

  50. Paco
    21. Januar 2015, 17:04 | #51

    Auch in Cuba hat jahrelanges Studium des offiziellen
    „Marxismus-Leninismus“ – vorsichtig formuliert … –
    die Bevölkerung nicht vor irrtümlichen Erwartungen gefeit:
    „Bevölkerung hofft auf höhere Löhne
    Auch die Bevölkerung setzt auf eine einheitliche Währung und hofft, dass dadurch die Löhne steigen. Einen genauen Zeitplan für die Umstellung gibt es nicht. Die Kubaner können aber auf jeden Fall mit mehr Geld von Freunden und Verwandten aus den USA rechnen. Mit der Lockerung des Embargos dürfen nun 2000 statt bisher 500 Dollar pro Quartal überwiesen werden. Im Rahmen der Lockerung können Amerikaner zudem seit Freitag leichter nach Kuba einreisen.“
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/958698.kuba-schafft-parallelwaehrung-ab.html
    „Folter, grausame, inhumane oder entwürdige Bestrafung, willkürliche Haftstrafen oder Verhaftungen, rassistische Diskriminierung, Arbeitslosigkeit, Hunger, Kinderarmut sowie fehlender Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Bildung und Kultur – ja, hier gibt es offenbar ein Menschenrechtsproblem“, heißt es in einer E-Mail: „Aber nun können wir ja hoffen, dass das inspirierende kubanische Beispiel auch zu einer Verbesserung der Menschenrechtslage in den USA führt.“
    (Rechte in Brüssel verhindern Annäherung zwischen EU und Kuba)
    https://amerika21.de/2015/01/110606/eu-kuba-bruessel-akp
    Und das machen grad die US-Behörden:
    „The U.S. Treasury and Commerce Departments revised on January 15th their regulations to expand permissible trade and travel involving Cuba, implementing a policy shift that the Obama Administration announced last month. The changes take efect January 16, 2015.“
    http://www.natlawreview.com/article/us-treasury-and-commerce-departments-issue-amended-regulations-to-ease-us-sanctions-

  51. Paco
    22. Januar 2015, 20:44 | #52

    Die meisten Gefangenen aus Guantanamo hat Uruguay den USA (in letzter Zeit) abgenommen:
    En el último mes Obama ha transferido a 20 presos: 4 a Omán, 1 a Estonia, 6 acogidos por Uruguay, 4 repatriados a Afganistán y otros 5 enviados a Kazajistán.
    http://www.cubadebate.cu/noticias/2015/01/20/obama-pide-al-congreso-terminar-con-el-bloqueo-a-cuba-y-cerrar-guantanamo/
    Uruguay hat wohl auch im Hintergrund einige Fäden für den jetzigen (aktuellen) Kurswechsel auf den Weg gebracht.
    Wieso eigentlich?
    Offiziell wird diese Botschaft mitgeteilt:
    „Uruguays scheidender Präsident José Mujica hatte am Freitag in einem offenen Brief an Obama angekündigt, dass sein Land als humanitäre Geste die sechs Männer aufnehmen werde. Der linke Staatschef übte zugleich heftige Kritik an dem US-Lager. Die Aufnahme stelle eine Geste für Menschen dar, die Opfer „einer grausamen Entführung“ geworden seien. Das Schicksal der Guantanamo-Häftlinge erinnere ihn an seine eigenen 13 Jahre in politischer Gefangenschaft, schrieb der frühere Guerilla-Kämpfer. Nach Mujicas Plan sollen die Männer in Uruguay wie normale Bürger behandelt werden und frei reisen dürfen.“
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/guantanamo-obama-entlaesst-sechs-haeftlinge-nach-uruguay-a-1007071.html

  52. Paco
    24. Januar 2015, 07:15 | #53

    Kuba und USA beginnen Dialog mit leichten Themen
    Austausch über technische Aspekte von Botschaftseröffnung. Differenzen in Bezug auf Migrationspolitik. Havanna will von Terrorliste
    https://amerika21.de/2015/01/110815/kuba-usa-gespraeche-botschaften
    In english by „The „Guardian“:
    http://www.theguardian.com/world/2015/jan/22/us-cuba-talks-restrictions-american-diplomats

  53. Lincoln
    26. Januar 2015, 18:28 | #54

    „China mischt den „Hinterhof“ der USA auf“
    Wie Russland ist China längst verstärkt in Lateinamerika aktiv und will nun sogar 250 Milliarden US-Dollar in die Region pumpen, was den USA missfällt
    „Die Besorgnis hat wohl eher damit zu tun, wie sich China und chinesisches Kapital ausbreiten und die Hegemonie der USA über die Region bedrohen. So darf die Charme-Offensive und das Tauwetter mit Kuba auch als Gegenstrategie gegen russische und chinesische Pläne gesehen werden, da man in Washington einsieht, dass die Blockade diese Entwicklungen in der ganzen Region nur begünstigt haben.“
    Russland baut Interessen im „Hinterhof“ der USA aus
    Vor allem die großen russischen Energieunternehmen steigen verstärkt in Kooperationen ein, wie kürzlich das staatliche Rosneft in Ecuador
    China und Indien: „Natürliche Partner“
    Washington umwirbt Indien, doch Beijing gibt sich betont gelassen. Die alten Grenzstreitigkeiten wolle man möglichst bald beilegen.
    Panzer T-90Russische Panzer und Kaugummi-Eklat bei Obamas Indien-Besuch
    Barack Obama hat am Montag die Militärparade in Neu-Delhi besucht. Er sah dort Panzer und Kampfjets aus russischer Produktion. Die USA und Russland ringen weiter um den indischen Waffenmarkt. Amerika braucht Indien außerdem, um sich dem zunehmenden Einfluss Chinas entgegenzusetzen.

  54. dazu
    27. Januar 2015, 08:05 | #55

    Den Zwischenstand mit Cuba findet man hier bilanziert:
    https://amerika21.de/analyse/110801/usa-kuba-analyse-prognose
    Auf dem Laufenden halten kann man sich hier:
    https://amerika21.de/geo/kuba

  55. Paco
    28. Januar 2015, 14:27 | #56

    Dass (laut SPIEGEL) US-Dollar den „cubanischen Kommunismus“ sichern sollen, – das glaubt vermutlich nicht mal der SPIEGEL selber …
    „Die neue Nähe zu den Vereinigten Staaten erklären Experten so auch weniger mit einer Neubesinnung Kubas als vielmehr mit einem aus Überlebensinstinkt gespeisten politischen Pragmatismus. Denn Venezuela, der Hauptsponsor Kubas, ist in eine tiefe Wirtschaftskrise gerutscht. Und es ist fraglich, wie lange die Regierung in Caracas Kuba noch mit billigem Öl versorgen und so am Leben halten kann.
    Der kapitalistische Neu-Freund im Norden soll nun also das Weiterexistieren des kubanischen Kommunismus sichern. Die Dollar der US-Touristen und US-Auslandsüberweisungen sollen die möglicherweise wegbrechenden venezolanischen Petro-Dollar ersetzen.“
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/kuba-fidel-castro-stuetzt-in-brief-politik-des-bruders-a-1015142.html
    und hier Castros Brief übersetzt:
    https://amerika21.de/dokument/111112/fidel-brief-studenverband

  56. dazu
    3. Februar 2015, 11:33 | #57

    Cuba stellt für die Fortsetzung des ‚Dialogs‘ mit den USA einige Bedingungen. Hierzulande wird das eher abgebucht als Anmaßung unter dem Titel ‚Cuba pokere hoch’…
    http://www.fr-online.de/politik/kuba-castro-zeigt-sich-kompromisslos,1472596,29695788.html
    Es gibt Gerangel um Entschädigungszahlungen – und auch um Guantanamo:
    http://taz.de/Die-USA-und-Guantanamo/!153804/
    Auch Russland meldet sich zu Wort
    http://oncubamagazine.com/economy-business/lavrov-our-strategic-partnership-with-cuba-is-solid/

  57. dazu
    3. Februar 2015, 12:02 | #58

    Rausgekommen ist nun doch noch, Zufall oder nicht…, was Uruguay bei den USA wegen der Aufnahme der sechs Guantanamo-Flüchtlinge herausgeholt hat:
    „Im März kündigte José Mujica die Aufnahmebereitschaft erstmals offiziell an. „Wenn die Gefangenen von Guantánamo ihr Nest in Uruguay bauen wollen,“ dann können sie das tun, sagte er. Und fügte schon damals hinzu: „Sie kommen als Flüchtlinge und Uruguay wird ihnen Platz machen und wenn sie wollen können sie ihre Familien und alle anderen mitbringen.“
    In einem offenen Brief an US-Präsident Barack Obama schrieb Mujica am vergangenen Freitag, Uruguay biete seine Gastfreundschaft jenen Menschen an, die so lange unter ihrer Verschleppung nach Guantánamo gelitten hätten. Für seine Glaubwürdigkeit kann der 79-Jährige viel auf die Waagschale legen. Mujica saß als politischer Gefangener 14 Jahre unter schwersten Bedingungen im Gefängnis. Er könne das bloße Gequatsche nicht mehr hören, die Aufnahme der Gefangenen sei praktizierte Menschenrechtsarbeit.
    Er gab aber auch zu erkennen, dass er keine „Gratisgefallen tut“ und „die Rechnung“ schon noch durchreichen werde. Öffentlich verlangt Mujica von den USA die Aufhebung des Embargos gegen Kuba. Und Anfang Dezember forderte er Obama auf der Sitzung der südamerikanischen Staatengemeinschaft Unasur öffentlich dazu auf, die seit über 16 Jahren wegen Spionage in den USA einsitzenden drei Kubaner freizulassen.
    Im Mai war Mujica mit seinem halben Kabinett nach Washington geflogen, um persönlich mit Obama zu sprechen. Bei dem Besuch ging es vor allem um Wirtschaftsfragen, aber eben auch um die mögliche Aufnahme der Guantánamo-Häftlinge.
    Zufall oder nicht: Uruguay genießt seit Kurzem eine Zollerleichterung für den Export seiner Zitrusfrüchte auf den US-Markt.“ taz, 8.12.14
    http://taz.de/Ex-Guantnamo-Gefangene-in-Uruguay/!150911/

  58. Carlitos
    3. Februar 2015, 21:34 | #59

    „Guantanamo-Tagebuch“ des US-Folterhäftlings Mohamedou Ould Slahi
    Perioden des „Anti-Terror-Kriegs“
    Das vergangene Woche in rund 20 Ländern weltweit veröffentlichte „Guantanamo-Tagebuch“ des Folterhäftlings Mohamedou Ould Slahi wirft zu Beginn einer neuen Periode des „Anti-Terror-Kriegs“ ein Schlaglicht auf die Verbrechen des Westens in dessen erster Phase. Ould Slahi beschreibt in dem Werk, das er schon 2005 verfasste, das aber erst jetzt und nur in erheblich zensierter Form publiziert werden darf, wie er im US-Lager Guantanamo misshandelt und gefoltert wurde. Obwohl er lange in Deutschland gelebt hat, bestand die einzige Aufmerksamkeit, die Berlin ihm gewährte, in einem Verhör durch den Bundesnachrichtendienst (BND) – in Guantanamo, ungeachtet der dort begangenen Folter.
    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59036

  59. Paco
    4. Februar 2015, 07:32 | #60

    Raul Castro: US must return Guantánamo for normal relations
    Cuban President Raul Castro demanded on Wednesday that the United States return the U.S. base at Guantánamo Bay, lift the half-century trade embargo on Cuba and compensate his country for damages before the two nations re-establish normal relations.
    Castro told a summit of the Community of Latin American and Caribbean States that Cuba and the United States are working toward full diplomatic relations but “if these problems aren’t resolved, this diplomatic rapprochement wouldn’t make any sense.”
    http://www.miamiherald.com/news/nation-world/world/americas/guantanamo/article8520950.html

  60. Fred
    5. Februar 2015, 01:20 | #61

    Kalte Krieger auf Sendung
    Trotz hoher Staatsverschuldung: USA lassen sich Medienhatz gegen Kuba weiterhin viel Geld kosten. Goldgräberstimmung für »unabhängige« Journalisten.

  61. dazu
    15. Februar 2015, 18:44 | #62

    „Obwohl die kubanische Regierung stets betont, dass sie sich bei der Suche nach einem eigenen, nachhaltigen Sozialismusmodells weder den chinesischen noch den vietnamesischen Weg als Vorbild nimmt, ähnelt die “Spezialzone zur Entwicklung“ Mariel sehr den asiatischen Vorgängern. Mit Hilfe dieses Infrastrukturprojektes möchte Kuba Investoren aus Schwellenländern wie China und Brasilien anlocken. (…) Obgleich die kleine Insel Kuba im quantitativen Sinne keinen großen Absatzmarkt darstellt, ist die Dominanz vor allem chinesischer Investoren der US-Regierung aus geopolitischen Gründen ein Dorn im Auge.
    Die kubanische Führung ist bestrebt, sich schon mit der offiziell gepflegten Wortwahl der “Aktualisierung“ von den Reformen in Osteuropa zu distanzieren, wo letztendlich von den Versuchen, einen Marktsozialismus aufzubauen, nur der Markt ohne Sozialismus übrig blieb.“
    So endet ein Text der „Rosa Luxemburg Stiftung“ über „Kubanische Perspektiven“
    https://amerika21.de/analyse/112143/kubanische-perspektiven
    Außerdem aus dem ‚Neuen Deutschland‘ vom 13.02.2015:
    US-Senatoren für Ende des Kuba-Embargos. Laut Gesetzentwurf von Republikanern und Demokraten sollen alle rechtlichen Hürden für freien Handel beseitigt werden / Sicherung von US-Interessen im Vordergrund
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/961725.us-senatoren-fuer-ende-des-kuba-embargos.html
    Dasselbe Thema aus Sicht der FAZ:
    http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerika/kuba-insel-zwischen-zwei-stroemen-13409970.html

  62. Paco
    18. Februar 2015, 17:09 | #63

    Kuba könnte bald Software exportieren
    US-Unternehmen dürfen künftig Dienstleistungen von Programmierern aus Kuba importieren. Wegen der guten Bildung und vermutlich niedriger Kosten könnte dadurch ein neuer Markt entstehen, die Entscheidung dazu obliegt aber der kubanischen Regierung.
    Einige Waren und Dienstleistungen aus Kuba dürfen künftig in die USA importiert werden. Ende vergangener Woche hob US-Präsident Obama entsprechende Beschränkungen auf. Importiert werden darf zwar nur, was von dem relativ kleinen Privatsektor stammt, das umfasst aber auch die Computerprogrammierung.
    Noch wird der Export aber komplett von der kubanischen Regierung kontrolliert, so dass derzeit nicht absehbar ist, ob und wann den wenigen Selbstständigen in Kuba ein Export erlaubt wird. Bisher exportiert Kuba hauptsächlich Lebensmittel sowie die Mineralien Nickel und Cobalt.
    http://www.golem.de/news/us-annaeherung-kuba-koennte-bald-software-exportieren-1502-112388.html
    http://www.granma.cu/cuba/2014-12-12/la-informatizacion-de-la-sociedad-una-prioridad-para-cuba
    Cuba – der zukünftige (gebildete…) Niedriglohnsektor der USA.
    Na – das sind ja Aussichten …

  63. Paquito
    13. März 2015, 07:51 | #64

    Kuba «Hilfe, die Amis kommen!»
    Richard Bauer, Havanna 7.3.2015, nzz
    „Bis die ganz grosse ‚Flutwelle von Amis‘ Kuba erreicht, wird allerdings noch einige Zeit verstreichen, denn reine Strandferien und Vergnügungsreisen sind auch unter den neuen Regeln nicht erlaubt. Diese fallen unter die Embargogesetze der USA. Das Gleiche gilt für direkte Fährverbindungen und das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen aus Miami. In den Startlöchern stehen hingegen Fluggesellschaften, die Linienflüge aus den USA nach Kuba anbieten möchten. Bisher waren nur Charterflüge zugelassen. Voraussetzung für mehr Luftverkehr ist eine Neuverhandlung der Start- und Landerechte, denn die staatliche kubanische Fluggesellschaft Cubana will ebenfalls von der Marktöffnung profitieren.
    Amerikanische und kubanische Diplomaten verhandeln zurzeit lediglich über die Details zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften. Präsident Obama will bis zum Amerika-Gipfel in Panama im April Nägel mit Köpfen machen, um gegenüber Lateinamerika zu punkten. Vom Ende des amerikanischen Wirtschaftsembargos ist in den gegenwärtig laufenden Verhandlungen nicht die Rede, denn dieses fundamentale, international geächtete Hindernis aus der Welt zu schaffen, fällt in die Kompetenz des amerikanischen Kongresses und braucht – angesichts der Vorherrschaft der allgemein Castro-feindlichen Republikaner – eine längere Vorlaufzeit.
    Für eine Reihe von amerikanischen Unternehmen gibt es genügend positive Signale aus Washington, um sich im Geschäft mit Kuba für die Zukunft zu positionieren. Netflix gehört zu den Pionieren, die von der Marktöffnung im Telekombereich profitieren. Trotz beschränkter Verfügbarkeit des Internets lancierte das Unternehmen dieser Tage den Online-Filmverkauf für Kuba. Rasch reagierte auch der amerikanischen Vermittler von Ferngesprächen IDT.
    (…) Jährlich muss Kuba für über 2 Mrd. $ landwirtschaftliche Produkte zur Ernährung der eigenen Bevölkerung einführen, weil das Land selber nicht genügend produziert. Dank Ausnahmegenehmigungen haben amerikanische Unternehmen bereits in der Vergangenheit solche Produkte nach Kuba geliefert, im Rekordjahr 2008 für über 1 Mrd. $. Letztes Jahr sackte der Export auf 300 Mio. $ ab, weil andere Handelspartner wie Brasilien oder Vietnam als Konkurrenten auftraten und gegen Kredite lieferten. Dies ist amerikanischen Unternehmen ausdrücklich verboten. Die Ware darf den amerikanischen Hafen erst verlassen, wenn Kuba den Kaufpreis vollständig überwiesen hat. Diese Klausel soll nun modifiziert werden.“
    http://www.nzz.ch/wirtschaft/hilfe-die-amis-kommen-1.18496925

  64. Paco
    19. März 2015, 20:07 | #65

    Während Obama die Annäherung an das Regime in Havanna vorantreibt und ein Ende des Sanktionsregimes gegen Kuba anstrebt, verschärft er zugleich die Sanktionen gegen das Regime in Caracas und vertieft den politischen Graben zu Venezuela. Erwartungsgemäß hat sich auch Havanna „uneingeschränkt solidarisch“ mit Caracas erklärt. Der Konfrontationskurs Obamas gegen Caracas könnte sogar die angestrebte Annäherung Obamas an Havanna ins Stocken bringen. Für das Regime des kubanischen Präsidenten Raúl Castro sind die faktisch kostenlosen Öllieferungen aus Venezuela wichtiger als der vorerst bloß symbolische Nutzen einer politischen Annäherung an die Vereinigten Staaten.
    Während sich die Vereinigten Staaten und die EU in ihrer Kuba-Politik zuletzt angenähert haben, verfolgen Amerikaner und Europäer in Venezuela jetzt unterschiedliche Strategien: Aus Brüssel heißt es, die EU plane anders als Washington keine Sanktionen gegen Caracas. Damit spricht „der Westen“ in der Karibik und in Lateinamerika wieder nicht mit einer Stimme.
    http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerika/barack-obamas-venezuela-sanktionen-gefaehrden-kuba-annaeherung-13484724.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
    Und wie kann so ein kleines Land die USA „bedrohen“?
    Typisch realsozialistische Antworten sind diese hier:
    https://amerika21.de/analyse/115222/venezuela-keine-bedrohung
    https://amerika21.de/dokument/115026/brief-das-volk-der-usa
    —–
    Zwecks Vorbereitung eines EU-Politikwechsels gegenüber Cuba
    (im Windschatten des großen Bruders)
    reist nun auch die neue EU-Außenkommissarin nach Cuba
    https://amerika21.de/2015/03/114783/spitzendiplomatin-eu-kuba
    Und was ist eigentlich aus den Sanktionen der USA gegenüber europäischen Firmen geworden, die sich dem US-Boykott gegen Cuba entzogen haben (Fall Paribas)?
    http://www.onvista.de/news/bnp-paribas-rettet-nach-us-rekordstrafe-mini-jahresgewinn-2053207
    Ob das juristisch inzwischen nun mit den USA abgeklärt ist,
    davon habe ich jedenfalls nichts vernommen.
    https://amerika21.de/dokument/109260/bundestag-deatte-kuba-usa

  65. Carlos
    7. April 2015, 14:42 | #66

    Gegenargumente-Veranstaltung am 9. April 2015 um 19:30 Uhr im EineWeltHaus München, Schwanthalerstr. 80 RGB (Raum 211/212):
    Imperialismus heute (IV):
    Obama »reicht dem kubanischen Volk die Hand« – die USA besinnen sich auf ihren Dollarimperialismus
    Washingtons schlechte Behandlung des revolutionären Kuba hat auch noch nach dem Ende der Sowjetunion angehalten und das Land mit in den Ruin getrieben. Obamas neuer politischer Deal mit Havanna zielt auf vereinnahmende Unterwerfung des Landes unter die Sachzwänge des Geschäfts – und die Freunde Kubas hierzulande reden einfach weiter über Chancen und Schwierigkeiten des kubanischen Sozialismus.
    Als Literaturtipp dazu der entsprechende Artikel aus GS 1-15.

  66. Mattis
    24. April 2015, 18:07 | #67

    „… und die Freunde Kubas hierzulande reden einfach weiter über Chancen und Schwierigkeiten des kubanischen Sozialismus.“ (Hinweis von Carlos)
    Schon wahr; aber andererseits: kennt jemand eine halbwegs stimmige Detail-Kritik der kubanischen Ökonomie? Das oft gehörte Argument, dass das dort kein Sozialismus sei, weil der Staat eine dominierende Rolle spiele, reicht mir durchaus nicht.

  67. dazu
  68. dazu
    24. April 2015, 19:51 | #69

    Martin Franzbach
    http://www.fb10.uni-bremen.de/lehrpersonal/franzbach.aspx
    hat früher eine grün-linkssozialistische Cuba-Solidaritätsbewegung
    unterstützt, die erhebliche Kritik an der „Cuba Si“
    http://cuba-si.org/144/infomaterial
    http://www.fgbrdkuba.de/literatur/buchtips.php
    aus dem DKP-/Linke-Umfeld hatte.
    http://www.decub.de/Ueberuns/aboutUs.htm
    Einige Artikel aus diesem Umfeld finden sich hier
    http://www.decub.de/CubaJournal/Neuigkeiten/Neuigkeiten.htm
    http://www.fes.de/ipg/ONLINE3_2002/artburchardt.pdf
    (Vermutlich ist von den linken Mitgründern dieser „Deutsch-Cubanischen Gesellschaft für Solidarität mit Cuba“ inzwischen nur noch der völlig sozialdemokratisch gewordene Teil übrig geblieben.
    Aber zumindestens die Granma wird dort ja auch noch verlinkt.
    http://www.granma.cu/idiomas/aleman/
    http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Kuba/Welcome.html
    Und Herrn Franzbach habe ich als sehr freundlich in Erinnerung;
    vielleicht kann der dir was empfehlen?)

  69. dazu
    24. April 2015, 22:49 | #70

    Buchtipp:
    Anna Vollmann / Werner Zahn:
    Kuba – vom ‚Modell‘ zurück zum ‚Hinterhof‘,
    Distel-Verlag Heilbronn 1996
    ISBN: 9783929348071 (früher: 3929348071)

  70. Alfonsito
    28. April 2015, 06:26 | #71

    Etwas eklig, dieser jw Artikel …
    http://www.jungewelt.de/2015/04-27/024.php

  71. dazu
    28. April 2015, 19:58 | #72

    Ob das die jw noch mehr begeistern wird?
    „… sind die finanziellen Anreize in Kuba ein schlagendes Argument. Es ist ohne Probleme möglich, mit einem kleinen Restaurant umgerechnet 2000 bis 3000 Euro Gewinn pro Monat zu machen, während der Durchschnittsverdienst im Staatsdienst bei 20 Euro pro Monat liegt.“
    Die Kubaner seien nämlich „begeisterte Gründer“, meint das HB
    http://www.handelsblatt.com/politik/international/entrepreneurship-im-sozialismus-die-kubaner-sind-begeisterte-gruender/11645980.html

  72. Mattis
    28. April 2015, 20:44 | #73

    Im selben Handelsblatt-Artikel liest man auch:
    „Sind die Kubaner im Ausland so begehrt? –
    Ja, denn in vielen Bereichen wie Biotechnologie, Solartechnologie oder Medizin ist das Land auf einem exzellenten Forschungsstand.“
    Das ist ganz nebenbei doch eine schöne Widerlegung des zentralen antisozialistischen Arguments der kapitalistischen Welt, dass Leistungen in Forschung und Technologie nur in der Konkurrenz eines freien Marktes entstehen könnten, weil es sonst keine ausreichende Motivation gäbe.
    Inzwischen glaubt das ja sogar Sarah Wagenknecht.
    Die Schwächen jener Staaten, die als „sozialistisch“ bezeichnet werden, müssen also ganz andere Ursachen haben als die, dass freie Konkurrenz fehlt.

  73. dazu
    28. April 2015, 20:52 | #74

    „Schwächen“ von Staaten – ist missverständlich.
    Und dann auch noch von diversesten Staaten.
    Was genau an Cuba meinst du
    mit „Schwächen“?
    (Schwach – in welcher Hinsicht?
    wem gegenüber?)
    Mit ihrer guten Bildung haben sie immer gepunktet,
    und ja auch mit Alfabetisierung,
    Milch für Kinder etc.
    (Das waren wichtige Anliegen.)

  74. dazu
    29. April 2015, 05:07 | #75

    @ Mattis
    Über die cubanische „Abhängigkeit“ vom Zuckermarkt,
    die Anstrengungen zur Zuckerernte, die das Leben der ganzen Insel beherrschte,
    und auch über den Streit innerhalb der cubanischen KP darüber
    habe ich grad nichts „Fundamentales“ gefunden.
    Aber immerhin war das doch auch immer Thema in der alten MSZ:
    ——
    Der allererste Bericht war wohl:
    MSZ Nr. 32/1979 („Cuba Libre! – Revolutionsexporteur Nr. 1“)
    http://msz1974-80.net/CubaLibre.html
    (Da ist übrigens dieser ‚Streit über den Zuckerexport‘
    ganz prinzipiell auch Thema!)
    —————-
    MSZ 1981 – Reisebericht
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/81/81_5/kuba.htm
    dazu: eine lustige Korrespondenz
    (über die cubanische Kuh an und für sich…)
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/82/82_1/korr.htm
    ——–
    „Hier Revolution, Revolution in Cuba, 90 Meilen vor den USA, den mächtigen, den übermächtigen, den Herren? Unmöglich!“
    (Fidel Castro, Rede vor den Komitees zur Verteidigung der Revolution)
    MSZ 1984 über: 25 JAHRE CUBANISCHE REVOLUTION
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/84/84_3/castro.htm
    ——-
    „Regionale Konflikte 1988: Lateinamerika
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/88/88_11/suedam.htm
    1989 Bilanz der Reagan-Administration
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/89/89_1/reagan3.htm
    ——-
    Cuba in der MSZ 1990
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/90/90_5/cuba.htm
    ——-
    aktuelle pluralistische Berichte über Cuba und umzu finden sich täglich aktualisiert hier in diesem Portal:
    https://amerika21.de/geo/kuba
    (dort gb es auch Darstellungen über den Hafenausbau,
    die Sonderwirtschaftszonen in Cuba,
    die Beziehungen zu China und Venezuela
    und zur USA und EU…)
    ———
    Renate Dillmann zum „Aufbau des Sozialismus“ in einem
    ‚unentwickelten Land‘
    http://neoprene.blogsport.de/2013/04/20/renate-dillmann-zum-aufbau-des-sozialismus/
    Vermutlich gibt es zu dem Streit innerhalb der cubanischen KP noch weitere Infos, vage erinnere ich mich, dass darüber in der Biographie über Che Guevara auch mal kurz die Rede ist,
    – a b e r: mir ist Mattis Anliegen einfach unklar.

  75. Mattis
    29. April 2015, 15:56 | #76

    Mein Anliegen ist, zu verstehen, warum der Lebensstandard auf Kuba so gering ist. Wenn man einerseits einen GSP-ler wie Freerk Huisken sagen hört, für ein gutes Leben bräuchte man im Kommunismus nur 2 Stunden pro Tag arbeiten, dann müssten in Kuba, auch ohne Kommunismus, 8 Stunden für eine fette Versorgung doch lässig reichen, oder? Da ich dort keine Ausbeuter dingfest machen kann, frage ich mich, wo genau konkret ökonomisch der Knackpunkt liegt, wieso es den Menschen dort nicht besser geht.
    Einige der angegebenen Literaturhinweise habe ich schon angesehen, aber wirklich klar geworden ist mir die Sache dennoch nicht. Dass die Kubaner keinen Sozialismus angestrebt haben, ist klar, aber das ist eine eher negative Bestimmung. Warum wird kein Reichtum produziert oder wenn doch, wohin verschwindet dieser bzw. von wem wird er verbraucht?

  76. dazu
    29. April 2015, 16:08 | #77

    Der Reichtum, um den es dort ging, war aber doch
    a) der eines Anhängsels an die USA (Vergnügungswesen, Tourismus, Mafia-Zentrum),
    b) eine Zucker-Monokultur, die sich in den Sechzigern in Konkurrenz zu den billigeren anderen neu entstehenden (z.B. den europäischen Rübenzucker-) Welt-Zuckerherstellernationen gesetzt sah,
    c) darin abhängig war von Unbilden der Natur (neben der des Weltmarkts, vgl b), wo also zu viel Regen oder irgendein neues Insekt, ein neuer Pilz, oder vielleicht auch dasselbige per US-Agenten eingeschleust, Großteile der Ernte vernichtet bzw. hat verfaulen lassen,
    d) obendrein durch die Feindschaft des Westens per Handelsboykott ökonomisch abgeschnürt worden ist;
    damit dann ja auch vom Zuckermarkt übrigens!
    e) weswegen die garantierte Zuckerabnahme und der garantierte Zuckerpreis (sehr viel höher als der Weltmarktpreis!) durch die SU zwar nützlich war, aber doch nur darin, dass die Abhängigkeit vom Weltmarkt aushaltbar war.
    Nach dem Wegfall des Sponsors Sowjetunion trat zwar Venezuela in die Fußstapfen, ist aber nun auch in Bedrängnis.
    Und die Konzentration des ganzen Landes auf die Zuckerindustrie ist nun durch den Sektor Tourismus ergänzt – nicht etwa irgendwie ‚aufgehoben‘ worden!
    (Beides extreme Abhängigkeiten von ganz anderen Kräften – als denen, die man selbst planen kann!)
    (Und ob die Fraktion um Che was anderes wollte, warum sie damit gescheitert ist, muss nicht von vornherein besser gewesen sein.
    – Das sind aber ja auch olle Kamellen.)
    Als Beispiel für deine Frage lässt sich Cuba aber m.E. nicht heranziehen.
    Die Staaten, die früher schönfärberisch „Entwicklungsländer“ genannt wurden, hatten allesamt
    a) eine extreme Abhängigkeit als Anhängsel des Weltmarktes, ersichtlich in einer monokulturellen Ausrichtung der Wirtschaft nach den Bedürfnissen der kapitalistischen Führungsnationen (hier Zucker);
    b) manche sind trotzdem als Anlagesphäre für weltweite Unternehmen entwickelt worden, aber über den Status von Billiglohnländern nicht recht hinausgekommen (Textilindustrie)
    c) manche sind staatlich entwickelt worden, z.B. China.
    (Du bist ein anderer ‚Mattis‘ als derjenige, der im o.g. Renate Dillmann-Thread gepostet hat, oder?)
    http://neoprene.blogsport.de/2013/04/20/renate-dillmann-zum-aufbau-des-sozialismus/#comment-78183
    (Siehe dort auch den Link zum Kommentar von Rhizom!)
    Rhizom antwortet, dass parasitäre Schichten sich den Reichtum angeeignet hätten. Am Beispiel Cuba scheint mir eher, dass da großartig von „Reichtum“ eher nicht die Rede war: sondern von der Abhängigkeit vom Zuckermarkt.
    (Die ZAFRA war d a s Hauptereignis auf Cuba, wochenlang wurden die Cubaner mit freiwilligen Arbeitseinsätzen, den aktuellen Erntezahlen etc. belämmert…)
    (‚Mattis‘ Fragen im China-Thread scheinen mir jedenfalls eher am Beispiel von China als am Beispiel einer extrem monokulturell zugerichteten winzigen Insel Cuba beantwortbar zu sein.)
    (Übrigens waren die cubanischen Revolutionäre auch gar nicht von vornherein Kommunisten, das kann man an den ersten Monaten nach der Revolution deutlich sehen, dass sie anscheinend gedacht hatten, die USA würden Batista einfach fallen lassen.)

  77. 29. April 2015, 18:06 | #78

    Ja, Mattis, solche Sprüche, wie von Freerk Huisken (oder anderen GSPlern), verharmlosen das Problem, dem sich sozialistische Inseln im Meer des Imperialismus, ausgesetzt sehen. Das war deshalb von mir in den letzten Jahren auch immer wieder ein Kritikpunkt an den Ausführungen des GSP zu Kuba im Besonderen. Da ist es aber nur, darauf hat ja dazu jetzt konkret hingeweisen, besonders arg gewesen.
    Deshalb sind ja nicht nur kommunalistische Inseln in der BRD zum Scheitern verurteilt, sondern auch noch erheblich größere Gebiete, in denen der Kapitalismus beseitigt wurde oder werden wird. Letztlich haben Verfechter einer vernünftigen Planwirtschaft nur dann Chancen, dem Druck des antagonistischen Systems (und den gibt es ja an allen möglichen „Fronten“, nicht zuletzt eben militärisch) nicht zu unterliegen, wenn sie wenigstens einen wirklich bedeutenden Teil der kapitalistischen Welt umstürzen konnten und letztlich gibt es eine überlebenssichere vernünftige Perspektive nur, wenn der Kapitalismus weltweit abgeschafft sein wird.

  78. Mattis
    29. April 2015, 23:17 | #79

    Ich lese immerzu von „Abhängigkeiten“; was ich nicht daraus lesen kann ist, ob man diese einfach als für das beschriebene Land (hier mal Kuba) unvermeidlich, also vernünftigerweise dann auch nicht kritisierbar einschätzt, oder ob man der Politik dort den Vorwurf macht, sich in diese Abhängigkeiten begeben oder diese beibehalten zu haben, was wiederum voraussetzt, dass man eine Alternative dazu gehabt hätte.
    Wenn die Kubaner auch bei bestem Willen keine anderen Möglichkeiten haben, dann sollte man Ihnen auch nicht die Tourismus-Schiene ankreiden, das wäre unredlich. Dann wäre es nämlich auch ziemlich egal, ob die kubanische Politik sozialistisch sein wollte oder nicht und ob sie Fehler gemacht hat oder nicht, denn dann hätte sie wohl eh keine andere Option gehabt, selbst wenn sie sich vom GegenStandpunkt hätte inspirieren lassen.
    Falls aber doch, warum wird eine solche Option dann nicht benannt?
    Auch meine eigenen früheren Auslassungen zu Kuba waren diesbezüglich etwas vorlaut und besserwisserisch, zwar nicht wirklich verkehrt, aber die stillschweigende Unterstellung oder Hoffnung dabei, dass die Kubaner bei Vermeidung etlicher Fehler durchaus ein gutes Leben haben könnten, finde ich nicht haltbar.

  79. Tipp
    1. Mai 2015, 19:04 | #80

    Von attaclern, Linken etc. wird gelegentlich empfohlen…
    (… und kriegt bei Amazon Punktabzug weil zu wissenschaftlich…)
    … diese – mir aber leider völlig unbekannte – Schwarte
    http://www.quetzal-leipzig.de/rezension-buch-literatur/michael-zeuske-insel-der-extreme-kuba-im-20-jahrhundert-19093.html

  80. Mattis
    1. Mai 2015, 22:43 | #81

    Zum oben verlinkten Kuba-Artikel in GegenStandpunkt Heft 2012-1:
    Es wird durch den Hinweis, dass es bei der Revolution in Kuba nicht das Volk selber war, das seine Geschicke „in die eigene Hand“ genommen hat, suggeriert, dass es in so einem Falle dann ganz anders weitergegangen wäre. Im Unterschied dazu hätte jedoch die kubanische Führung immer zwar soziale, aber gleichzeitig auch nationale Positionen realisieren wollen.
    Völlig offen bleibt dabei allerdings, welchen Fortschritt eine nicht-staatliche Sozialisierung der Produktion in ökonomischer Hinsicht tatsächlich erbracht hätte, welche ökonomischen Ressourcen der Staat also für „sich“ verbraten hat, die ansonsten der Bevölkerung zugute gekommen wären. Hätte denn eine nicht-staatliche Assoziation all die Engpässe der Vergangenheit nicht auch erdulden müssen? Die Notwendigkeit von ökonomischen Außenbeziehungen und also auch die Nachteile bei deren Beschränkung, Verteuerung etc.? Der Zwang, an Devisen zu kommen, um wichtige Güter zu beschaffen, die man nicht selbst produzieren kann?
    Hat der kubanische Staat all diese Zwangslagen herbeigeführt oder zugelassen, einfach weil er Staat ist? Und ohne Staat hätte man (wer?) sich all die damit verbundenen Gegensätze ersparen können?
    Was ist denn eigentlich das kritikabel Staatliche? Die Tatsache, dass es eine oberste Leitungsebene gibt? Die Tatsache, dass es hauptberufliche Funktionäre des Gemeinwesens gibt? Die Tatsache, dass man eine Grenze hat und diese nicht unbeaufsichtigt lässt?
    Vom GSP wird offenkundig mit einem Ideal von Nicht-Staatlichkeit hausieren gegangen, welches aber niemals auch nur ansatzweise konkretisiert wird. Dieses Ideal – das „in die eigene Hand nehmen“ der Ökonomie durch die Arbeiter – wird wie eine Hintergrund-Folie ins Spiel gebracht, vor der dann Attribute wie „staatlich“ und „national“ als die entscheidenden Verhinderer einer wirklich guten Entwicklung für die Menschen erscheinen.
    Argumente dafür sucht man aber vergebens. Auch eine „freie Assoziation der Produzenten“ (Marx) würde Leitungsgremien bilden und übergeordnete Maßnahmen treffen, und aufgrund äußerer Zwänge könnten das auch unangenehme Entscheidungen sein; ob man dies Übergeordnete dann immer noch Staat nennt oder einen neuen Namen für die Organisiertheit der Gesellschaft erfindet, ist doch ziemlich nachrangig. Was im Artikel jedenfalls nicht nachgewiesen wird, ist die Schädigung der Bevölkerung durch das Staat-werden der kubanischen Revolution.

  81. Einwand
    1. Mai 2015, 23:13 | #82

    Die bloße Tatsache, dass Gruppen von Revolutionären in 3.Welt-Staaten die Staatsmacht erobert haben, heißt nur dies. Dann muss man sich halt angucken, was genau die dann mit der Staatsmacht gemacht haben und was sie vorhatten. On es nun Nicaragua ist oder Cuba.
    Du benutzt diese Nationen aber nur dafür, um an denen die Frage zu diskutieren, ob eine „Übergangsgesellschaft“ einen Staat brauche oder nicht, oder irgendeine andere Organisationform.
    Aber wie kommst du denn darauf, dass Cuba oder Nicaragua solch eine „Übergangsgesellschaft“ (gewesen) seien?
    (War dann der Iran Chomenis auch eine?)

  82. Einwand
    2. Mai 2015, 05:55 | #83

    Übrigens ist mir an den von mir genannten drei (Negativ-) Beispielen revolutionärer Parteien noch einmal klar geworden, dass Aufklärung, Bildung ein ganz wichtiger Hauptzweck revolutionärer Gruppen sein muss – und wenn dem nicht so ist, dann ist dieser ganze Modellausdenke-Kram fürn Arsch.
    Dann wird eben ansonsten gebastelt, was die Umstände grad unmittelbar nahe legen, mal so, mal so. (Das Verhältnis zu den Bauernmärkten und sonstiger Privatwirtschaft auf Cuba ist da ein besonders doofer Beleg dafür, mal Hü, mal Hott).
    Man kann auch ganz prinzipiell sagen, dass nach solchen Revolutionen überall die „Mittel“ der bürgerlichen Gesellschaft und des bürgerlichen Staates „ausprobiert“ wurden, ohne dass groß ein Bewusstsein über ihre Gegensätzlichkeit bestand – und wenn es das irgendwo gab, mussten diese Wissensbrocken schleunigst zugeschüttet werden, denn nun sollte der sozialistische Markt, das sozialistische Gelld und der sozialistische Bundesrat ja sozialistisch „eingesetzt“ werden. Eine ganze sogenannte (nämlich gar nicht-) „Planwirtschaft“ – nämlich die begriffslose Konstruktion und Aufsummierung nahezu aller bürgerlichen Gegensätze als angebliche „Hebel“: eine „Hebelwirtschaft“! – haben die Ostblockländer so dem Westen nachgebaut, – schon auch mit ein paar autoritären Variationen und anderen Veränderungen, z.B. auch haben sie mit dem Gefühl von Arbeiterfreundlichkeit Lohnarbeit eingerichtet, bzw. die vorhandene benutzen wollen und nur verändert, die nicht ganz so stressig sein solle, aber eben Lohnarbeit, aber eben nicht mit den „schlimmsten Auswüchsen“ – anscheinend völlig unwissend über den Begriff der Lohnarbeit! (Damit ist dann ja auch ein neues Verhältnis der Produzenten des Reichtums untereinander und ein Bewusstsein über nunmehr wichtige und unwichtige Zwecke ihres Lebens den Produzenten des Reichtums „geschenkt“ worden….) Anschließend haben diese Revolutionäre sich dann über die Volksmassen beklagt. Na sowas.
    (Verschärft in Cuba übrigens durch den Wegfall des Sponsors SU und den Beginn der Periode especial, wo verzweifelt versucht wurde, ob nicht dieses oder jenes Mittel den absoluten Devisenmangel ausgleichen könne. Spätestens ab da standen aus Sicht der Cubaner ganz andere Probleme an – nämlich das Nichtverhungern und das Improvisieren. Und dann sind sie z.B. auf gespaltene Währung gekommen, Zulassung, Verbot, Zulassung, Verbot des Dollars etcpp…)
    (Und dass der GSP Wert auf Schulung und Ausbildung legt, worüber ich mich vorgestern noch lustig gemacht habe, erscheint mir in diesem Zusammenhang in einem ganz neuen kraftvollen Licht.)

  83. 2. Mai 2015, 07:26 | #84

    Einwand, wenn du so ganz unschuldig von „Aufklärung“ und „Bildung“ redest, die „revolutionär“ Gruppen durchführen sollten, dann ist mir das noch viel zu vage:
    Erstmal muß man sich anschauen, was umstürzlerische Gruppen überhaupt zu ihren regierungsfeindlichen Aktivitäten treibt. Das kann ja, davon zeugen ja deine drei Beispiele, nun wirklich in ganz unterschiedliche, ja konträre Richtungen gehen. Bloß weil eine militante Bewegung gegen ein „volksfeindliches“ Regime antritt, ist das ja noch lange keine gute Entwicklung, auch dann nicht, wen diese Bewegung einen beträchtlichen Massenanhang gewinnen kann. Das traurigste Beispiel hierfür in den letzten Jahrzehnten war sicherlich der Iran, wo fast die gesamte Linke (mit wenigen Ausnahmen wie die MG und die iSt) die Mullahs bejubelt haben.
    Natürlich müssen alle Organisationen, die mehr sein wollen als ein Haufen von Untergrund-Kämpfern, ihre Zielgruppen in der Bevölkerung agitieren. Und schon kommt es nur noch auf den Inhalt an. Da geht die Bandbreite von linksbürgerlichem Aufbegehren wie in Kuba und Nikaragua bis zu reaktionärem Klerikalismus wie im Iran.
    Auch nach einem eventuellen Sieg in der Gewaltkonfrontation muß es natürlich weitergehen mit der Agitation der Menschen. Schon damit sich die nun Herrschenden eine breitere Basis verschaffen. Wenn es denen aber nur, wie z.B. im Falle Kubas, darum geht, einen „besseren“ Staat zu managen, dann hat das nur einen begrenzten Umfang. Auf Kuba war z.B. die Arbeiterklasse in den Umsturz weder praktisch noch ideologisch ernsthaft eingebunden. Und kam auch nach der Revolution nicht in eine bessere Position.
    Gerade Kuba zeigt doch auch, das es überhaupt nichts gibt, „was die Umstände grad unmittelbar nahe legen, mal so, mal so.“. Da haben sich die unterschiedlichsten Strömungen heftigst um den Kurs gestritten, ehe Castro und seine Gruppe gewonnen haben und selbst dann hat es eine Weile gedauert (und war von enormem Druck der USA begleitet), bis sich die Castristen auf einen Kurs des „realen Sozialismus“ eingelassen haben.
    Einen wichtigen Punkt hast du erstaunlicherweise gar nicht angesprochen, das Konzept vom „Sozialismus in einen Lande“, was ja seit den 20er Jahren in der Sowjetunuion kontrovers geblieben ist und gerade für die Perspektiven Kubas eine grundlegende Bedeutung hatte. Mattis hat das zumindest mit den „Abhängigkeiten“ als Frage angesprochen.

  84. Einwand
    2. Mai 2015, 08:00 | #85

    Neo, ich habe nichts dagegen, dass deine Punkte wichtig sind.
    Mein Punkt ist und war aber, dass all diese Modellbastelei dann schon ganz vergebens ist, wenn nix an Bewusstseinsbildung, Agitation, gewusster Gegnerschaft zu begriffenen imperialistischen Zwecken etc. vorhanden ist.
    (Um das mal so blöd zu formulieren:
    Daran ist mir erst so richtig klar geworden,
    wie wichtig hierzulande dieses Agitations- und Schulungswesen ist, worüber ich mich vorgestern noch lustig gemacht habe.
    Und eine Vereinsmentalitätsgesinnung will ich damit nach wie vor nicht befürwortet haben.)

  85. 2. Mai 2015, 08:06 | #86

    Der GSP und seine Anhänger halten so eine Diskussion übrigens für alles andere als wichtig. Es kommt halt, das hatte ich ja schon betont, nicht nur auf ein „Agitations- und Schulungswesen“ als solches an, sondern wie immer auf den konkreten Inhalt, ob der stimmt, ob der ausreicht usw.

  86. Einwand
    2. Mai 2015, 08:15 | #87

    Dass das zentrale ist, dass die Sachen stimmen, ist natürlich klar, aber das Interesse an Klärung würde ich den grauen Heften nicht unbedingt absprechen …
    Aber diesen „Modellkonstruktionen“ fehlt doch überall diese Grundvoraussetzung: eine gebildete große Anzahl von Leuten, die gemeinsam ihre Interessen abklären und gemeinsam verfolgen wollen.
    (Insofern sollte man Cuba auch nicht d a f ü r hernehmen,
    als Beweiszweck oder als Beweis, dass da nix ginge.
    Mit einem Kochlöffel kann ich auch kein Brot schneiden,
    (Neo hat ja drauf hingewisen, dass die verschiedenen Gruppen doch was ganz anderes wollten.)
    Übrigens ging es mir und ‚dazu‘ in diesem Thread um Cuba
    – und nicht um die an Cuba herausgeleierte Frage nach sozialistischer Modellbastelei!

  87. TV_Tipp
    2. Mai 2015, 08:42 | #88

    Wie „begriffslos“ (idealistisch formuliert!)
    das grad in Cuba abläuft,
    kann man am laufenden arte-Film beglotzen
    http://www.geo.de/GEO/geo-tv/kuba-eine-generation-im-wandel-79694.html
    http://www.ardmediathek.de/tv/live?kanal=5880

  88. dazu
    2. Mai 2015, 09:19 | #89

    Wie kommt ihr also darauf, dass Cuba, Nicaragua oder Iran eine „Übergangsgesellschaft“ (gewesen) seien?
    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/kuba-soziale-gerechtigkeit-reformen-wandel-periodo-especial-19093.html

  89. 2. Mai 2015, 13:11 | #90

    Der Begriff der „Übergangsgesellschaft“ wird meist recht defensiv entschuldigend verwandt: In einer „neuen“ Gesellschaft sieht es verdammt nach der alten aus, die doch angeblich umgestürzt wurde. Um dem deshalb eigentlich nicht allzu Neuen doch das Label, „enormer Fortschritt“ verpassen zu können, argumentieren seine Verteidiger dann so: Ja, „jetzt“ ist das noch nicht so toll, aber die Richtung stimmt, wir befinden uns in einem aktiven Prozeß der Überwindung der Muttermale der alten Gesellschaft und dann, in hoffentlich nicht allzuweiter Zukunft, dann ist es da, das je nach politischer Richtung sozialistische oer gar kommunistische Paradies. Dann sind die Klassen wirklich abgeschafft, der Staat natürlich auch, usw.
    Sowas gabe es vor hundert Jahren schon als das Etappenmodell der Revolution: Danach muß es historisch einfach erst mal eine bürgerlich(=kapitalistische) Phase geben, vor allem für die Entwicklung der Produktivkräfte, und dann, wenn alles gerichtet ist, kommt natürlich der Sozialismus, versprochen!
    Sowas gibt es bei vielen Linken noch heute, habe gerade sowas in Bezug auf die PKK gelesen.

  90. Alfonsito
    2. Mai 2015, 13:40 | #91

    Probleme solcher „Übergangsgesellschaft“
    http://www.contradictio.de/blog/archives/5890
    waren hier auf deinem Blog doch auch schon häufiger Thema,
    meine ich mich – vage – zu entsinnen.
    (Diese Hamburger Veranstaltung jedenfalls und Renate Dillmanns Buch ja wohl auch.)
    (Mit Cuba hat das doch aber eigentlich eher weniger zu tun.)
    (Und was die PKK damit zu tun haben soll,
    – das gibt mir dann doch zu viele Rätsel alle auf einmal auf.)

  91. Kapitalkritik
    2. Mai 2015, 13:49 | #92

    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#comment-9
    enthält im späteren Verlauf zwei Abschnitte
    über „Kommunismus“ und über „Übergangsgesellschaft“

  92. Alfonsito
  93. 2. Mai 2015, 14:40 | #94

    Ja, bei mir und eher noch explizierter in der Kritik am „Übergangs“anspruch bei Nestormachno wurde dazu schon manchesmal diskutiert.
    Wieso das mit Kuba nichts zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Denn schließlich ist einer ganzen Generation der castristische Weg als erfolgreicher (?) Weg zum Sozialismus angepriesen worden. Und ist schon weil es eben die buchstäbliche Insel im Hinterhof der USA war, hier ein Musterfall.
    Ich gebe dir recht, wenn du meinst, daß Renate Dillmanns Beschreibung un Kritik des Weges der VR China von Mao an auch hier hergehört. Nur hat es dazu ja selbst hier erstaunlich wenig Resonanz gegeben. Das Buch ist meiner Einschätzung nach eh weitgehend verpufft. Nur die leider nur sehr beschränkte Fetzerei mit den Alt-SEDlern ist ja hierzu zu vermelden.
    Der erstaunlichste Fall von Verpuffen ist die Intervention des Genossen bei der MASCH-Tagung. Ich fand das buchstäblich herausragend (für jemand, der offensichtlich seine politischen Erkenntnisse und Vorstellungen vom GegenStandpunkt hat). Ich hab das dann ja gleich (überflüssigerweise) abgetippt, was er dort gesagt hatte. Auch ihm war das ursprünglich so wichtig, daß er sogar dafür einen eigenen Blog aufgemacht hat. Aber ohne irgendwelche Resonanz. Weder hier auf dem Blog, wo er immerhin einmal was kommentiert hat, noch bei sich. Für seine letzten Artikel hat er schon gleich die Kommentare abgeschaltet…

  94. Alfonsito
    2. Mai 2015, 15:00 | #95

    „Denn schließlich ist einer ganzen Generation der castristische Weg als erfolgreicher (?) Weg zum Sozialismus angepriesen worden.“
    Das glaube ich nicht so recht. Selbst den Leuten von der „Cuba Si“ oder von der „Freundschaftsgesellschaft“ dürften mitgekriegt haben, dass auf Cuba Mangelverwaltung angesagt war.
    (Aber auch das kann man sich noch anders vorlügen…)
    Bei den Realsozialisten war ja jede Kritik verboten,
    und es musste gelobt werden. Gelobt. Gelobt. Hosianna.
    (Sorry. Andere Parolen…)

  95. 2. Mai 2015, 15:11 | #96

    Ja, „jetzt“, also grob seit dem Abdanken des RGW, der Kuba de facto wirtschaftlich über Wasser gehalten hatte, ist die Luft raus aus der „Cuba Si“-Euphorie. Ich rede von der Generation davor, von all den Che Guevara-T-Shirts gar nicht zu reden, die nochmal ein etwas anderes politisches Konzept bejubelt haben, wenn es denn überhaupt politisch war.

  96. Alfonsito
    2. Mai 2015, 15:15 | #97

    Wenn das also in deinem Blog so untergegangen ist,
    dann füge ich die Links zum Vortrag doch noch mal rein:
    zur „Übergangsgesellschaft“
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#fn1385799733368
    zum „Kommunismus“
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#fn1385799371560
    (dann: 4 Zeilen nach oben scrollen…)

  97. 2. Mai 2015, 15:54 | #98

    Nein, Alfonsito, diese politischen Fragen sind hier nicht „untergegangen“, ich habe sie ja maximal gepusht und den Vortrag z.B. extra selber abgeschrieben. Sie sind ignoriert worden. Den typischen Leser hier interessieren die Fragen, die auch Kapitalkritik oder implizit Renate Dillmann angesprochen haben, einfach nicht.

  98. Alfonsito
    2. Mai 2015, 16:13 | #99

    Da wirst du sicherlich recht haben.
    Selber bin ich ja auch nur darauf gestoßen,
    weil Mattis ausgerecnet an Cuba
    das zum Thema gemacht hat…
    (Wenn man überhaupt das an einem historischen Beispiel
    diskutieren mag, würden mir Russland oder China eher einleuchten.
    – Und dazu gab es, glaube ich, hier auch schon div. Threads.)

  99. Mattis
    2. Mai 2015, 19:00 | #100

    Warum ich meine Frage „ausgerechnet“ am Thema Kuba stelle, ist ja eigentlich ziemlich egal. Liegt irgendwie am Thread.
    Ist meine Frage so kompliziert, dass man sie an dem eigentlich recht übersichtlichen Kuba nicht beantworten kann?
    Und hab ich was von „Übergangsgesellschaft“ geschrieben?
    Meine Frage war, inwiefern die Staatlichkeit der kubanischen Gesellschaft nach der Revolution Grund der Versorgungsmisere sei. Dies nämlich wird vom GSP unterstellt, darauf habe ich hingewiesen, und das möchte ich klären.
    Ein Plädoyer für Schulungen find ich komisch an einer Stelle, wo jemand grad Antwort auf eine elementare Frage sucht. Sind Schulungen dazu da, zu sortieren, welche Fragen man dann noch stellen darf und welche nicht? Oder ist man dann erhaben über so banale Fragen wie meine.
    Wenn meine Frage so wenig relevant sein sollte, dann wären doch auch die gesamten Kuba-Artikel irrelevant. Denn die Segnungen der Marktwirtschaft müsste man, ich bin jetzt auch mal polemisch, auch nicht „ausgerechnet“ an Kuba demonstrieren, oder?

  100. dazu
    2. Mai 2015, 19:14 | #101

    „Meine Frage war, inwiefern die Staatlichkeit der kubanischen Gesellschaft nach der Revolution Grund der Versorgungsmisere sei.“
    Meines Wissens war stattdessen Grund der Versorgungsmisere, dass Cuba a) eine Monokultur für Zucker hatte, die 1. politisch von den USA vom Weltmarkt abgeschnitten worden ist, 2. ökonomisch u.a. vom billigeren europäischen Rüben(u.a.-)Zucker ins Abseits gedrängt wurde. Die Sowjetunion hat das damals „kompensiert“.
    (Dooferweise haben die Cubaner anscheinend sich darauf verlassen.)
    Dies war 1990 hinfällig und hat Cuba erst recht einen neuen „Grund der Versorgungsmisere“ beschert.
    (Falls du dazu in den grauen Heften Fehler entdeckst hast, dann zitier sie. Mag ja schon sein.)
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2012/1/gs20121116h1.html
    Welchen Abschnitt des Artikels meinst du denn?
    Aus dem Abschnitt II,3 stammt dieser Absatz;
    meinst du den?
    „Die Massen, aus ihren alten unerträglichen Verhältnissen befreit, sahen sich allerdings keineswegs dazu befreit und aufgerufen, ihre neuen Verhältnisse in die eigenen Hände zu nehmen, sondern betätigten sich als das, was sie waren – als ständig zum tätigen Mitmachen agitierte und angehaltene Manövriermasse einer alternativen volksverbundenen Herrschaft, die ihnen im Vergleich zu vorher und vergleichbaren Drittweltländern bessere Lebensumstände, relative ökonomische Sicherheit und weniger ökonomischen Zwang, und insgesamt ein mehr oder weniger bescheidenes Auskommen garantierte. Sie richteten sich auf ihre Weise in den von oben organisierten neuen Verhältnissen und Lebensbedingungen ein, beteiligten sich mehr oder weniger engagiert an der staatlich organisierten Mitwirkung am politischen Leben auf allen Ebenen, jubelten den Reden Fidels zu, pflegten ihren Stolz auf ihr Vaterland und seine Fortschritte und sahen daneben zu, auf Basis der Versorgungs- und Produktionsmängel und staatlichen Arbeitsanforderungen zurechtzukommen, sich bietende Möglichkeiten zur Verbesserung der persönlichen Lage zu ergreifen und sich so – auch unter Vernachlässigung der staatlichen Arbeitspflichten oder ‚Zweckentfremdung‘ des Staatseigentums – durchzuschlagen. Die kubanische Führung hatte daher von Beginn an ihre liebe Not mit der vielbeschworenen Einheit der Führung mit ihrem Volk, das sich das von oben vorgegebene Verhältnis von Arbeit und Versorgung durch selbständige Kürzung der Leistung und außerdienstlichen Nebenerwerb aller Art erträglicher zu machen suchte. Die Staatsführung, die sich als Organisator volksdienlicher Fortschritte verstand und den Erpressungshebel kapitalistischer Lohnarbeit abgeschafft hatte, arbeitete sich auf ihre Weise daran ab, die Leute zu mehr tätigem Einsatz zu bewegen. Sie begegnete den ihren Zielen und Ansprüchen ans Volk zuwiderlaufenden Volksgewohnheiten teils mit exemplarischen Strafen, periodisch eingeführten und wieder abgeschafften ‚materiellen Anreizen‘ für mehr Arbeitseinsatz und agitatorischen Anstrengungen, das Volk für seine ‚eigene Sache‘ zu gewinnen, die ihm seine Führung vordefiniert. Die Klage über die im Volk grassierende Vernachlässigung seines Dienstes an der Erfüllung der Produktionspläne und moralische Appelle, das Volk habe sich im Vertrauen auf seine volksverbundene Führung unter ihrer Leitung in der ‚ökonomischen Schlacht‘ zu bewähren und ‚aufopferungsvoll‘ und mit ‚revolutionärer Hingabe‘ wie einst Che seinen Beitrag zu Fortschritt bzw. Verteidigung von wahlweise Sozialismus und Vaterland – socialismo/patria o muerte! – zu leisten, gehörten von Beginn an zum Grundbestand des kubanischen Sozialismus.“
    (Oder um welchen Abschnitt geht es dir?)

  101. dazu
    2. Mai 2015, 19:48 | #102

    „Das Land leidet daher unter den bekannten ökonomischen Problemen eines Rohstofflandes im globalen Kapitalismus: Steigenden Importpreisen und -ausgaben stehen unzureichende und schwankende Exporterlöse gegenüber. Soweit der Staat Fehlbeträge überhaupt mit Kredit finanzieren kann, akkumuliert er laufend wachsende Geldansprüche gegen sich, die er immer weniger bedienen kann – und wird zusätzlich durch die Sanktionen der USA geschädigt.“
    Das ist aus dem anfänglichen Abschnitt 1.1
    (die große Differenz zu meiner Erzählung entdecke ich darin nicht).

  102. dazu
    2. Mai 2015, 19:54 | #103

    aus dem Abschnitt 1.3
    „Solche Verhältnisse sind einerseits nichts Besonderes. Eine ganze „Dritte Welt“ mehr oder weniger beschädigter „Entwicklungsländer“ mit massenhaft verelendeter Bevölkerung sieht so oder ähnlich aus: Staaten, die eingebunden sind in den globalen Kapitalismus, erschlossen vom internationalen Kapital und selber nicht fähig, eine international konkurrenzfähige nationale Wachstumsökonomie einzurichten; die auf Devisen und internationalen Kredit verwiesen sind, der sich nicht ausreichend durch seine lohnende Verwendung rechtfertigt; die deshalb ständig um ihre Kreditwürdigkeit kämpfen und mit dem Mangel an Devisen, die sie für die Aufrechterhaltung ihrer internationalen Zahlungsfähigkeit brauchen; die das eigene Volk als eine kostspielige, unrentable Last behandeln – und sich deswegen umso rücksichtsloser darauf verlegen, Land und Leute zur Quelle auswärtiger Bereicherung herzurichten.
    Andererseits ist Kuba ein besonderer Fall. Denn der neue Aufbruch zum „Sozialismus“, den die Verantwortlichen ihrem Volk mit diesen Reformen versprechen, ist der Sache nach ein Abbruchunternehmen an den Überresten einer Gesellschaft, für deren Einrichtung sie vor 50 Jahren eine Revolution für nötig hielten. Mit ihren Reformen kündigen sie einen nationalen Weg auf, den die Staatsführung jahrzehntelang allen Widrigkeiten und Relativierungen zum Trotz verfolgte, um für Kuba die fatale Abhängigkeit vom Weltmarkt außer Kraft zu setzen, die mit sozialem Fortschritt für die Bevölkerung nicht vereinbar ist. Jetzt setzen sie die ‚Sachgesetze‘ dieses Weltmarkts gegen ihr Volk durch und vollstrecken in nationaler Eigenregie die Logik eines globalen Kapitalismus, den das Land als Chance nutzen soll.“

  103. dazu
    2. Mai 2015, 20:09 | #104

    Den ganzen Artikel hier auch weiterhin abschnittsweise reinzustellen, wäre ja lächerlich. Deine Behauptung, dass deine Frage dort Thema wäre, kann ich aber im Artikel gar nicht wiederfinden.

  104. dazu
    2. Mai 2015, 20:14 | #105

    Sorry, gemeint ist vermutlich dies:
    „Mit der Beseitigung der alten Herrschaft, die nach Auffassung der Rebellen das Volk unterdrückt und in Unfreiheit gehalten hat, hat keineswegs ein auf bessere Lebensverhältnisse bedachtes und zu entsprechenden Leistungen aufgelegtes und fähiges Volk seine Verhältnisse in die eigene Hand genommen. Die Befreiung des unterdrückten Volkes von Fremdherrschaft und Eigentumslosigkeit war vielmehr das Werk einer volksverbundenen kleinen Guerillamannschaft, die sich nicht mit der bloßen Übernahme der Herrschaft begnügt hat. An die Macht gekommen, haben sich die Kämpfer als neue Staatsagenten deshalb dazu genötigt gesehen, im Sinne ihrer Vorstellungen gerechter Herrschaft mit ihrer neu gewonnenen Macht das Volk aus seinen bisherigen Verhältnissen zu reißen und es überhaupt erst zur produktiven Betätigung in und Beteiligung an den neuen Staatsgegebenheiten zu befähigen und zu animieren. Zunächst galt es, die elementarsten Bedingungen für die vorgestellten nationalen Fortschritte von Volk und Staat herbeizuregieren. Und dazu war es wiederum nötig, überhaupt erst einmal ein neues staatliches Kommando über die Gesellschaft durchzusetzen. Castros siegreiche Mannschaft beseitigte deshalb – durch die Einsprüche der USA belehrt und radikalisiert – zuallererst die alte Gewalt- und Eigentumsordnung durch die Verstaatlichung allen Eigentums als Bedingung, Basis und Mittel für die Reorganisation der sozialen Verhältnisse: Das betraf das in Kuba frei herumwirtschaftende US-Kapital ebenso wie zunächst den großen (1959), später auch den kleineren privaten Grundbesitz (1963). Mit ihrem Kommando über alle nationalen Mittel gingen sie dann dazu über, nationale Arbeit und gesellschaftliches Leben staatlich zu planen und zu organisieren: Jedem wurde Arbeit garantiert und die Versorgung im Land unabhängig von der individuellen Arbeit und deren Erträgen wie von den Geldrechnungen privater Eigentümer organisiert. Daneben und vor allem hatten die Organisatoren des nationalen Fortschritts alle Hände voll zu tun, dem Volk überhaupt erst die elementarsten Voraussetzungen für die ins Auge gefasste Umgestaltung, für seine produktive Betätigung und seine Beteiligung am nationalen Leben, zukommen zu lassen: Ausbildung, ein umfassendes Gesundheitswesen, Wohnungen und andere elementare Lebensbedingungen. Andererseits trugen sie aber auch für den Aufbau des Staats samt einem umfangreichen Militär Sorge, mobilisierten das Volk und nahmen es für das staatliche Durchhalten gegen die US-Anfeindungen in die Pflicht. Bei alledem hatten sie laufend damit zu kämpfen, ihre Anliegen in Bezug auf das Volk diesem als sein eigenes Bedürfnis nahe zu bringen.
    Die Gelegenheit, ihr Programm einer guten Herrschaft umzusetzen, Volkswohl und Staatsfortschritt nach ihren eigenen Vorstellungen ungestört zu organisieren und auswärts fortschrittlichen Kräften zum Sieg zu verhelfen, hatten die Castros und ihre Partei allerdings nie. Eben dieser Versuch eines volksfreundlichen Staatsaufbaus, der mit der unverzeihlichen Verletzung amerikanischer Eigentumsrechte und der Lösung Kubas aus der imperialistischen Hinterhof-Patronage der USA verbunden war, trug dem neuen Staatsprojekt bekanntlich die unversöhnliche Feindschaft der Weltmacht und die Ächtung der von ihr geführten freien Welt ein; allerdings bald auch die Unterstützung der realsozialistischen Staaten unter Führung des machtvollen Gegners des westlichen Lagers, der Sowjetunion. Die Bemühungen vor allem der USA, das kubanische Unternehmen von allen Überlebensmitteln abzuschneiden, das Aufbauwerk einer solidarischen Volksgemeinschaft unter Führung der revolutionären Partei mit wirtschaftlicher und politischer Isolierung und militärischer Bedrohung zu sabotieren einerseits, und die Hilfe der Sowjetunion andererseits, die sich sachlich und dem Umfang nach daran orientierte, Kuba im Rahmen des weltumspannenden Systemgegensatzes für die Interessen des sozialistischen Lagers nützlich zu machen, umschrieben so von Anfang an den Umfang und die Qualität der Mittel, die dem kubanischen Projekt zur Verfügung standen. Das arbeitete sich demnach von Anfang an an den Feindseligkeiten des Imperialismus ab.“

  105. dazu
    2. Mai 2015, 20:25 | #106

    „Meine Frage war, inwiefern die Staatlichkeit der kubanischen Gesellschaft nach der Revolution Grund der Versorgungsmisere sei. Dies nämlich wird vom GSP unterstellt.“
    Da liegst du also falsch mit deiner Unterstellung.
    Nahezu in jeder Zeile der ausgewählten Textteile ist die Rede davon, dass der Imperialismus Grund der Versorgungsmisere war.

  106. Einwand
    2. Mai 2015, 23:20 | #107

    „Wenn meine Frage so wenig relevant sein sollte, dann wären doch auch die gesamten Kuba-Artikel irrelevant.“ (Mattis)
    Schon erstaunlich, wie sehr du deine Modellbastelei als Maßstab an die gesamte Veröffentlichungspraxis des GSP anlegst.
    Wenn sie was anderes an der Welt interessiert als immerzu nur deine Modellbastelei, – dann ist irrelevant, was sie so über Kuba rauskriegen. Einzig wichtig an Kuba ist nur, dass du daran deinen Modellbaukasten überprüfen kannst.
    Dabei ist deine ganze Modellbastelei längst kritisiert:
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#fn1385799733368

  107. Mattis
    2. Mai 2015, 23:40 | #108

    „hat keineswegs ein auf bessere Lebensverhältnisse bedachtes und zu entsprechenden Leistungen aufgelegtes und fähiges Volk seine Verhältnisse in die eigene Hand genommen.“ (GSP 2012-1, s.o.)
    Diesen Satz verstehe ich so, dass sich eben stattdessen eine neue Herrschaft etabliert hat, eine zwar volksfreundliche, wie es bisweilen genannt wird. Damit wird aber ein Gegensatz zum Volk unterstellt (sonst wäre es keine Herrschaft). Worin dieser besteht, wird aber in dem Artikel nicht nachgewiesen.
    Anders liegt die Sache bei dir: Wenn der „Imperialismus Grund der Versorgungsmisere war“ (dazu), dann war ja wohl nicht ein Gegensatz von Staat und Leuten der Grund, sondern ein äußerer Faktor, mit dem man allenfalls zu blauäugig oder auch dilettantisch umgegangen ist; in diesem Falle wäre allenfalls eine Sachkritik fällig, aber keine Systemkritik Richtung „Herrschaft“.
    Du siehst, wie schwer das Thema ist, weil nicht Klartext geschrieben wird.
    Beim GSP ist bezüglich der Kuba-Revolution nie von Fehlern, sondern von neuer Herrschaft die Rede. Aber: haben die kubanischen Revolutionäre eine ineffiziente Hebelökonmie eingerichtet, weil sie Herrschaft wollten – oder ist eine Herrschaft draus geworden, weil sie mangels besserem Wissen immer irgendwie auf marktwirtschaftliche oder auch mal auf „realsozialistische“ Anreiz-Hebel gesetzt haben?
    Was wäre denn anders gewesen, hätten die Kubaner ihre Sache „selbst in die Hand genommen“? Ist man vor schweren Fehlern gefeit, nur weil man es „selbst“ macht? Und wenn die Leute genau dasselbe ökonomische Programm losgetreten hätten, welches die Revolutionscrew ins Werk gesetzt hat, wäre das besser gewesen? Das Kriterium „selbst“ oder „nicht selbst“ ist für mich kein rationales Argument.
    Oder geht es tatsächlich um etwas ganz anderes: nämlich darum, nicht ob Staat gemacht wird oder nicht, sondern welche ökonomische Programmatik der Staat verfolgt. Dann aber ist nicht „Herrschaft“ das Thema, sondern die Art und Weise der Ökonomie.

  108. dazu
    3. Mai 2015, 07:17 | #109

    Ich bin erst mal ein paar Tage weg, vielleicht mag ein anderer Aficionado den Thread mit seinen Kommentaren begleiten?
    Nur so viel.
    Meines Erachtens ist tatsächlich eine Hauptkritik der Artikel, „welche ökonomische Programmatik der Staat verfolgt.“
    Deinen Folgesatz „Dann aber ist nicht „Herrschaft“ das Thema, sondern die Art und Weise der Ökonomie,“ den finde ich (nur) im zweiten Halbsatz ganz korrekt. Denn mir will nicht einleuchten, wieso man nicht an den Prozeduren der cubanischen Herrschaft – auch – Kritik üben können dürfe.
    Wenn es den Imperialismus gibt, dann sei an den Prozeduren der jeweiligen Herrschaft nichts mehr kritikabel? Ganze Politikbereiche begriffslos als Hü und Hott, als trial and error, auszuprobieren (Bauernmärkte, gespaltenes oder einheitliches Geld), oder z.B. nationale Traditionspflege, Personenkult u.ä. – all dies dürfe einem nicht mehr auffallen?
    Entweder man beackert dein Thema explizit, oder man darf keine Silbe mehr über die Prozeduren der Herrschaft verlieren? Welcher Maulkorb ist das denn?
    Kein Wunder, dass du an keiner einzigen (!) Stelle einen sachlichen Fehler nachgewiesen hast.
    (Klartext schreiben, das schaut anders aus.)

  109. Mattis
    4. Mai 2015, 15:38 | #110

    Über die kubanischen „Prozeduren der Herrschaft“ kann man mit Recht viel Kritisches sagen. Aber beim Thema Versorgungsmängel geht es nunmal primär um die Ökonomie.
    Wenn man (wie hier beim Thema Kuba) von Herrschaft, vom Gegensatz zwischen Staat und Volk spricht, dann sollte man diesen sehr genau benennen. Es reicht dann nicht, festzustellen, dass der Staat der Bevölkerung Beschränkungen „zumutet“. Es kommt schon auf die Details an.
    Wenn auf Kuba nicht mal die als Gegenleistung für Zucker importierten Maschinen, Treibstoffe aus der Sowjetunion etc. ausreichten für eine bescheidene eigene Industrialisierung, dann hätte es ganz ohne Sowjetunion für Kuba erst recht duster ausgesehen. Kritik an der kubanischen Aufbauphase fällt mir da entsprechend schwer.
    Der Staat bekam in Kuba ja ganz zwangsläufig die Rolle eines Buhmanns, weil er als ökonomisches Gesamtsubjekt die unvermeidbaren Schranken des verfügbaren Reichtums organisieren und gegen unrealistische Erwartungen durchsetzen musste.
    Hätten die Kubaner stattdessen die Produktion „selbst in die Hand genommen“ (Lieblingsformulierung des GSP, s.o.), dann hätten sie die notwendigen Beschränkungen natürlich ebenfalls „selbst“ organisieren müssen, also z.B. die Baustoffe für eine Fabrik oder Schule verteidigen gegen willkürliche private Entnahme durch uneinsichtige Mitgenossen.
    Auch eine solche staats-freie Arbeiter-Assoziation hätte dann Leute ernennen müssen für leitende Aufgaben in der Produktion und Verteilung. Die Uneinsichtigen hätten dann natürlich gleich wieder von einem angeblichen „Gegensatz“ zwischen der Assoziation und der Bevölkerung schwadroniert, nur weil die Assoziation die produzierten Güter nicht einfach für beliebige Abholaktionen freigibt, sondern auf deren Einbindung in die ohnehin kritischen Pläne besteht.
    Dass so ein vermeintlicher Gegensatz nur Ausdruck eines objektiven Mangels ist, den der kubanische Staat auch mit revolutionärem Elan nicht wegzaubern konnte, wird schon mal gerne ignoriert. Dass jemand es schafft, sich von den eingeplanten Baustoffen individuell was einzustecken, wurde bisweilen als „Beweis“ gehandelt, dass eben doch genug da sein.
    Dass als Folge dessen irgendwo dann die Produktion steht, sieht man ja in diesem Moment nicht. Asoziales Verhalten erscheint so als Beleg, dass Beschränkungen nur reine Willkür von „oben“ sind, egal ob dieses „oben“ der Staat, eine Partei oder auch eine selbstverwaltete Kommune ist. Tatsächlich lassen Leute mit so einem Standpunkt erkennen, dass sie auf sich gestellt erst recht niemals eine kollektive Produktion und Verteilung hinbekommen würden.
    Nun ja, die Aufbauphase ist lange her. Heute nun erfüllt der kubanische Staat zynischerweise den Herzenswunsch vieler Kubaner: man hat sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen – jeder kriegt künftig das, was er anderen wegzunehmen in der Lage ist. Für die wenigen Gewinner dieses Rattenrennens wird es groteskerweise so aussehen, als sei der unselige „Gegensatz“ zwischen Staat und Bevölkerung nun endlich überwunden.
    Mit der Etablierung der Marktwirtschaft ist dieser Gegensatz vollständig eingerichtet: kapitalistische Herrschaft.

  110. Paquito
    4. Mai 2015, 18:58 | #111

    Wie sehr der kubanische Staat an Investitionen interessiert ist, verdeutlicht die Liste kubanischer Funktionäre, die an dem Forum mit der britischen Handelsdelegation teilnahmen, darunter der Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen, Rodrigo Malmierca Díaz, derzeit wohl der meistbeschäftigte Mann in Kuba, der Präsident der kubanischen Handelskammer, Orlando Hernández Guillén, der Direktor für Handelspolitik mit Europa, Pedro Luís Padrón, die Generaldirektorin für Auslandsinvestitionen im Außenhandelsministerium, Deborah Rivas, und so weiter. Darüber hinaus wurde die britische Delegation von mehreren Ministern empfangen.
    »Die kubanische Regierung hat uns klar zu verstehen gegeben, dass alle Sektoren der Wirtschaft, mit Ausnahme der Bereiche Gesundheit, Bildung und Streitkräfte, ausländischen Investitionen offen stehen«, so Lord Hutton. »Das gibt uns außerordentlich bewegende Möglichkeiten für die Zukunft.« (…)
    Die angestrebte Neuausrichtung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba schaffe ein neues, positives Szenario mit hohem Wachstumspotenzial angesichts des wachsenden nicht-staatlichen Beschäftigungssektors und zunehmender Tourismuszahlen. Allerdings müssten die technologische Lücke geschlossen und Produktivität und Effizienz verbessert werden – die Vorrausetzung für höhere Löhne im staatlichen Sektor. Angesichts des nach Kuba drängenden ausländischen Kaptials sei Gerechtigkeit eine der größten Herausforderungen, denn, so Triana, »es ist schwieriger gerecht zu verteilen, wenn die Wirtschaft wächst.«
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/969895.bonanza-in-der-karibik.html
    (04.05.2015)

  111. Mattis
    5. Mai 2015, 18:19 | #112

    „Der Rum werde in Kuba hergestellt; Flaschen, Etiketten und Plastikverschlüsse aber müssten importiert werden. Dies soll sich ändern.“ (aus dem o.g. ND-Artikel)
    Dass man anders als durch „Einladung“ ausländischen Kapitals solche Hochtechnologie wie Flaschen, Etiketten und Verschlüsse nicht herstellen kann, leuchtet ja auch ein.
    Seit wann nochmal wird in Kuba Rum hergestellt?
    Dem Neuen Deutschland scheint sowas ja wie immer keinen kritischen Kommentar wert zu sein.

  112. Paquito
    5. Mai 2015, 18:39 | #113

    Auffällig finde ich auch den Umgang mit der Landwirtschaft. Bei einer Studienreise wurde mir in einer 3.Welt-Initiative, die auf Cuba Projekte unterstützt, erläutert, dass die Cubaner sich derart an Obst und Gemüse-Importe (und in Dosen) aus Russland gewöhnt hätten, dass sie jetzt lernen müssten, wie man Konserven herstellt.
    An Merkwürdigkeiten gibt es auch etliche Weitere in der Agrarwirtschaft, wo Cuba massenhaft Gemüse importiert hat, was ich auch nicht so recht selbstverständlich finden mag.
    Daraus würde ich übringens erst mal einen Schluss auf zu wenig Planwirtschaft ziehen. Waren die Mängel entsprechend groß, „mussten“ dann private Bauermärkte erlaubt werden, ein Jahr später wurden sie dann wieder abgeschafft über den Weg der strengen Reglementierung und Besteuerung, was dann wieder gelockert wurde etc.pp…

  113. Mattis
    7. Mai 2015, 17:23 | #114

    „Daraus würde ich übringens erst mal einen Schluss auf zu wenig Planwirtschaft ziehen.“ (Paquito)
    Ein Mehr an Planwirtschaft ist nur die eine Seite, das hat es ja durchaus gegeben, aber vor allem das „Wie“ ist der Knackpunkt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass rationelles und weitsichtiges (die Konsequenzen mit einbeziehendes) Planen für viele Macher der Staatwirtschaft Fremdworte sind.
    Ziemlich trostlos, um ein Beispiel zu nennen, ist die Tatsache, dass erst private Öko-Initiativen das Prinzip, in der Landwirtschaft in möglichst vollständigen Kreisläufen zu denken, in Kuba zum Thema machten, wodurch u.a. auch die gigantische Düngemittel-Einfuhr entbehrlich gemacht werden kann (und viele andere echte Fortschritte). Seit Jahrzehnten gibt es jede Menge Know-How dazu, aber man muss sich halt drüm kümmern wollen.
    Damals dachte ich: zum Teufel nochmal, wozu haben die eigentlich Wissenschaftler, was forschen die da eigentlich, und was lehren die da eigentlich, jedenfalls nicht die wirklich wichtigen Dinge.
    Dass man radikale Kritik in dieser Richtung auf Kuba nicht gerne hört und man schnell wegen „mangelnder Solidarität“ mit der Revolution und ihren Errungenschaften gerügt wird, zeigt, dass auch eine offene Streitkultur fehlte; wie aber sollen da die alten etablierten Konzepte jemals überwunden werden können. So bauen sich die staatswirtschaftlichen Systeme (SU, DDR, Kuba ..) Sackgassen, und wundern sich dann über fortlaufende Stagnation.
    Als nächstes kapitulieren sie dann vor ihrer eigenen Unfähigkeit, statt ihre Planungsprozesse zu revolutionieren, und öffnen dem Kapital Tor und Tür, kindlich fasziniert von dessen „innovativen Potenzen“, und werfen Millionen Menschen dem glorreichen Markt zum Fraß vor. Als nächstes sind dann die daraus entstehenden „sozialen Probleme“ auf der Tagesordnung.
    Und wieder darf man dagegen nicht Front machen, denn das wäre ja Sabotage an der „modernen“ Form der „Fortsetzung des Sozialismus“.
    Sozialismus oder Barbarei – die herrschende Partei Kubas hat sich entschieden.

  114. Paquito
    7. Mai 2015, 18:16 | #115

    „Ein Mehr an Planwirtschaft ist nur die eine Seite, das hat es ja durchaus gegeben, aber vor allem das „Wie“ ist der Knackpunkt.“ (Mattis)
    Du hast recht. Allerdings ist in allen ehemaligen „sozialistischen“ Staaten doch auch auffällig, dass dort „Planwirtschaft“ als Versuchsprogramm mit den als „Hebel“ missverstandenen Mitteln des Kapitalismus betrieben wurde.
    (Dass einem demgegenüber die cubanische Lässigkeit und das cubanische „Improvisationstalent“ dann gelegentlich eher gefällt als die DDR-mäßige Hebelwirtschaft, liegt ja auch eher daran, dass unsereins dort dann im Urlaub war – und für Touristen wurde schließlich gesorgt. Die konnten die Improvisiererei dann also als „lässige Lebensart“ auffassen. Den Cubanos trat dasselbe ganz anders entgegen…)

  115. Paquito
    7. Mai 2015, 18:25 | #116

    Und was „Ökologie“ betrifft – haben sich die Cubanos anscheinend auch an das russische Vorbild gehalten…
    Immer mehr von allem – und sei es die Düngerproduktion.
    (Den Rest haben sie aus ihrer (US-Insel-) Vergangenheit geerbt:
    Energie-Verschwendung und gigantische Kühlapparate in jedem Haushalt.)

  116. Alfonsito
    8. Mai 2015, 07:29 | #117

    Und schon geht das Rattenrenen
    zwischen den USA, Spanien und Frankreich
    (und der Außenbeauftragten der EU)
    um Einfluss auf das neue Cuba in seine nächste Etappe
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/970389.hollande-geht-auf-kuba-zu.html

  117. Alfonsito
    12. Mai 2015, 05:46 | #118

    Die jw überschlägt sich geradezu vor Begeisterung
    über den neuen Kurs in Cuba:
    „Der kubanische Präsident Raúl Castro gönnt sich keine Verschnaufpause und setzt die diplomatische Offensive seines Landes fort. Nach einem einwöchigen Besuchsmarathon, bei dem er Algerien, Russland und Italien besuchte, trifft Castro am heutigen Montag in Havanna bei einem Abendessen mit dem französischen Präsidenten François Hollande zusammen. Am Sonntag war der kubanische Staats- und Regierungschef noch von Papst Franziskus zu einer Privataudienz im Vatikan und danach in Rom vom italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi in dessen Amtssitz, dem Palazzo Chigi, empfangen worden. Einen Tag zuvor hatte der Vertreter der sozialistischen Karibikinsel auf dem Roten Platz in Moskau der Militärparade zum 70. Jahrestag des Sieges über Hitlerdeutschland beigewohnt. Castro hatte seine Auslandstour am 3. Mai mit einem Staatsbesuch in Algerien begonnen. Medien und Politiker in aller Welt, darunter auch solche, die Havanna noch im vergangenen Jahr als »isoliert« bezeichnet hatten, werteten die Mission durchweg als Erfolg der kubanischen Außenpolitik.“
    Der ganze Artikel summiert nur diese Daten.
    Entnehmen darf man dem, dass da Linke
    bejubeln wollen, dass der Imperialismus Cuba benutzen will.
    (Es steht wirklich einzig nur das im Artikel.
    Man mag es kaum glauben. Ekelhaft.)
    https://www.jungewelt.de/2015/05-11/017.php

  118. 12. Mai 2015, 07:33 | #119

    „Die jw überschlägt sich geradezu vor Begeisterung über den neuen Kurs in Cuba“

    Das Betrübliche an solchen Kommentaren (das macht ja mittlerweile das Gros aus) ist, daß sowas ein völlig erklärungsfreier Beitrag ist. Man muss Alfonsitos Perspektive nämlich schon teilen, um seinem moralischen Eifern etwas Positives entnehmen zu können.
    Er erklärt nichts, pflegt nur Standpunkte und übt mit den ihm geneigten Lesern lediglich den Gestus gemeinsamer Empörung (über „die Linke“, „den Imperialismus“ etc…) ein. Selbst der Link ist ja selbsteingestandenermaßen nur weitere Bebilderung und trägt kein Jota zu irgendwelchen Argumenten bei.

  119. Alfonsito
    13. Mai 2015, 06:29 | #120

    Die Entscheidung, voll auf „Privatinitiative“ und „Weltmarkt“ zu setzen, „um“ Mängel in der „Versorgung“ auf Cuba besser überwinden zu können, muss notwendigerweise private Bereicherungsinteressen dafür ins Recht setzen. Nun verlangt der private Besitzer eines privaten Restaurantes, dass er auch an die weltweit gehandelten Zutaten für bestes Essen herankommen müsse – und das Hotel, das ein spanischer Investor zusammen mit einem cubanischen Konsortium unterhält, verlangt für sein Fortkommen dies und jenes, was der cubanische Staat einrichten und erlauben soll (von Fliesen aus der Türkei bis Armaturen aus Gelsenkirchen), was zwar auf Ebene der Staatsbetriebe diesen immer schon als vorrangige Aufgaben präsent war.
    Deswegen sind parallel in der Altstadt von La Habana auch in den letzten 25 Jahren bereits alte Häuser für Cubanos zusammengestürzt oder notdürftig zusammengeflickt worden, und zur gleichen Zeit moderne Hotels für Touristen auf TUI-Niveau errichtet worden – aber nach Abwägung der staatlichen Organe, die dies versucht haben zu planen (u.a. auch mit UNESCO-Fördergeldern).
    Die Freigabe der Marktaktivitäten setzt die privaten Interessen nunmehr mit ganz neuer Wucht ins Recht, und je mehr sich der cubanische Staat seiner eigenen Planung entledigt, desto mehr werden die Interessen der Privatwirtschaft ins Recht gesetzt.
    Interessant wird sein, wie der cubanische Staat seine Sozialpolitik organisiert, nachdem ja ein großer Teil der ehemaligen Staatsangestellten in den freien Markt entlassen worden ist.
    (Unter der Hand und leicht verschämt hat vor 10 Jahren bereits in manchen Städten und Dörfern der cubanische Staat christlichen Gemeinschaften hierfür Aufgaben zugewiesen bzw. es erlaubt, dass arme Rentner und Mittellose in christlichen Zentren gespeist und betreut worden sind, auch mit Mitteln ‚unabhängiger‘ US-oder Canada-Basisgemeinden oder später auch katholischer Caritas-Verbände – was vor Ort von Funktionären mal mehr, mal weniger erlaubt wurde – und mit Touristen durfte darüber natürlich der heiklen Angelegenheit wegen überhaupt gar nicht diskutiert werden…)
    Harald Neuber referiert über die Rolle der Kirche etwas blauäugig:
    „Die mehrdimensionale Entwicklung in den Jahren 1985 und 1986 führte zu einer Revitalisierung der Religion in Kuba und leitete damit einen Trend ein, der durch den Beginn einer schweren wirtschaftlichen Krise wenige Jahre später noch erheblich verstärkt wurde. Die Krisensituation nach 1991 führte zu einer Aufwertung der religiösen Netzwerke, auf deren Kompensationsleistungen der überlastete Staat hoffen konnte. Katholische und jüdische Organisationen sowie die baptistische Vereinigung Pastors für Peace organisierten Hilfslieferungen nach Kuba.
    Damit trugen diese Gruppierungen nicht nur zur objektiven Entspannung der Versorgungslage bei, sie bildeten zugleich – vom kubanischen Staat in Stellung gebracht – ein Gegengewicht zur US-amerikanischen Blockade, die in Hoffnung auf einen Systemwechsel in Kuba Mitte der neunziger Jahre mit mehreren Zusatzbestimmungen weiter verschärft wurde.“
    http://www.heise.de/tp/news/Kuba-Kommunismus-und-die-Kirche-2645721.html
    Die Sicht der cubanischen Kommunisten auf die Religion hat sich dementsprechend gewandelt. War das Regime anfangs – eher – atheistisch geprägt, so wurden später die Santeria-Kulte als Bestandteile des antiimperialistischen (Volks-)Nationalismus gewürdigt, begrüßt und gefördert, um nunmehr dem Siegeszug der Katholen den Weg zu bereiten.
    So wird die Santeria auch offiziell das, was sie immer schon war: der Volksglaube, und die Heilige Barbara darf man nun auf katholisch und auf Santeria-gemäß verehren
    https://www.youtube.com/watch?v=dkAJhP3OeGM
    – und vermutlich wird der Papst im Herbst irgendeine Figur der Santeria-Kulte als Heiligenstatue der katholischen Kirche offiziell abschlecken. (Irgendein Stück Holz wird sich als Schwarze Madonna oder Santa Barbara dafür schon finden lassen.)
    https://www.youtube.com/watch?v=jvHHStohWkk

  120. Alfonsito
    13. Mai 2015, 08:25 | #121

    Für die Ausweitung der Nachfrage nach religiösen Versöhnungsangeboten sorgt der Cubanische Staat jedenfalls auch dadurch, dass die Anlässe, angesichts von ‚Schicksalsschlägen‘ dem „Schicksal“ über das Beten und Frömmeln nachhelfen zu wollen, schon dadurch vermehrt werden, dass der Staat sich aus der „Daseinsvorsorge“ zurückzieht: er braucht nämlich die kargen staatlichen Mittel nun eher dafür, um den weltweiten Anlegern gute Startnbedingungen ermöglichen zu können.
    Dafür darf der Cubano nun die Segnungen der Freiheit genießen. Und beweihräuchern. Und seine Regierung streitet sich mit der US-Regierung alle naselang darüber, ob das Freiheitsprogramm inzwischen wirklich schon weit genug gediehen ist.

  121. libelle
    13. Mai 2015, 08:54 | #122

    Das ist verschwörungstheoretischer Unsinn. Es gibt ein Interview von einem Franziskaner-Befreiungstheologen mit Fidel Castro (Nachtgespräche mit Fidel – (ich glaube) 1987), in dem Castro seine Wertschätzung der religiösen Moral (Nächstenliebe etc..) zum Ausdruck bringt und positiv auf seine Zeit in einem Jesuitenorden zurückblickt.
    Die Religion passt einfach in das Wertesystem der kubanischen Kommunisten und ist kein ideologischer Trick, um die Massen bei der Stange zu halten. Viele von den Granma Aktivisten waren radikalisierte Christen und haben die christliche Moral nie wirklich einer Kritik unterzogen.
    edit: Der Sozialismus war für diese Leute der gesellschaftliche Zustand, in dem die christlichen Werte erst so richtig zur Geltung kommen konnten. Dann gibt es 2 Perspektiven auf die Religion: Entweder man hält sie deshalb für obsolet, dann ist das der Atheismus solcher Systeme und die Christen werden als rückständige Bewusstseinsform gegängelt uind verfolgt. Oder man baut sie als Beitrag zum rechten Leben in die Gesellschaft ein. Und letzteres bekommt besonders dann wieder Konjunktur, wenn die Staatsideologie sich in Auflösung befindet, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse sich ändern oder geändert werden. Dann ersetzt die schon immer wertgeschätzte Religion wieder den nationalen Fortschrittsglauben etc…

  122. 13. Mai 2015, 09:12 | #123

    „Die Religion passt einfach in das Wertesystem der kubanischen Kommunisten und ist kein ideologischer Trick, um die Massen bei der Stange zu halten.“
    Wohl war, jedenfalls teilweise: Da die Castristen gar keine Kommunisten waren, haben sie recht problemlos ihre alten Werte weiterführen können. Der antimaterialistische Moralismus war fürdie Castristen genauso bezeichnend wie für die Maoisten in der VR China.

  123. Alfonsito
    13. Mai 2015, 09:22 | #124

    Libelle lügt.
    „Die auf Kuba vorherrschenden Religionen sind afrokubanische Kulte – vor allem die synkretistische Santería – sowie das Christentum der römisch-katholischen Kirche und zahlreicher protestantischer Bekenntnisse. Nachdem Religion lange als unvereinbar mit dem 1961 von Revolutionsführer Fidel Castro zur Staatsideologie erklärten Marxismus-Leninismus betrachtet wurde, ist seit 1992 die Religionsfreiheit in der kubanischen Verfassung verankert.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Religion_auf_Kuba
    (Dass Castro auf seine Schulzeit und auf Befreiungstheologen positiv zurückblickt, mag ja sein. Ich hatte übrigens auch angemerkt, dass die erste Zeit „eher“ von Atheismus gekennzeichnet war. Übrrigens ist auch bei der Santeria zubeoachten, wie sie anfangs verboten und nahezu im Illegalen praktiziert wurde, und dann, als sie erlaubt und gefördert wurde, sich in ihrem Umfeld Baptisten und Katholiken stärker zu organisierenwagten – was übrigens zur Jahrtausendwende so heikel war, dass Cubanos die Diskussion mit Touristen ‚offiziell abbrachen‘, was ein Eklat für die Reisegruppe war, und zeigte, wie heikel das Thema war…)

  124. libelle
    13. Mai 2015, 09:27 | #125

    Nachdem Religion lange als unvereinbar mit dem 1961 von Revolutionsführer Fidel Castro zur Staatsideologie erklärten Marxismus-Leninismus betrachtet wurde, ist seit 1992 die Religionsfreiheit in der kubanischen Verfassung verankert.

    Und genau das Zitat habe ich oben erklärt. Was dir fehlt ist eine Geschichtslektion bzgl. der kubanischen Revolution. Die Revolutionäre waren nämlich keine Marxisten-Leninisten, sondern haben sich aus machtpolitischen Überlegungen um ihre Revolution zu retten dazu bekehren lassen.
    Und selbst Marxisten-Leninisten können den christlichen Werten etwas abgewinnen, nur halten sie sie eben für im Marxismus-Leninismus am besten aufgehoben. Du musst doch (jenseits einer Verschwörungstheorie) erklären können, warum die Religion, wenn die Marxistisch-Leninistische Heilslehre versagt wieder Konjunktur bekommt und warum Anhänger der einen Ideologie abhängig von der historischen Situation durchaus kompatibel mit der jeweils anderen sind.

  125. 13. Mai 2015, 09:28 | #126

    Und was soll jetzt konkret falsch/gelogen gewesen sein von dem was libelle zur Religion geschrieben hat? (Ich erkenne da keinen konkreten Bezug.)

  126. Alfonsito
    13. Mai 2015, 09:31 | #127

    da ihr nicht lesen könnt,
    und libele jetzt wieder den Überganz zu seiner gewohnten Hetze macht, noch mal:
    „Nachdem Religion lange als unvereinbar mit dem 1961 von Revolutionsführer Fidel Castro zur Staatsideologie erklärten Marxismus-Leninismus betrachtet wurde…“
    Tschüß.

  127. libelle
    13. Mai 2015, 09:35 | #128

    Ja, Kritik ist für euch Hetze.

  128. 13. Mai 2015, 09:40 | #129

    Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof:
    Ist der Satz

    „Nachdem Religion lange als unvereinbar mit dem 1961 von Revolutionsführer Fidel Castro zur Staatsideologie erklärten Marxismus-Leninismus betrachtet wurde, ist seit 1992 die Religionsfreiheit in der kubanischen Verfassung verankert. „

    nun faktisch richtig oder falsch? Ist es gelogen, wenn man den Castristen nachsagt, daß sie erst 1992 ihren Frieden mit dem Papst gemacht haben?
    Und was konkret ist der „Übergang zur Hetze“ in libelles Feststellungen zu Kuba?

  129. Alfonsito
    13. Mai 2015, 10:08 | #130

    @ Neoprene
    Den ersten ‚offiziellen‘ Übergang haben sie in den Neunzigern mit der Anerkennung (und ‚historisch-materialistischen Grundlegung‘) der Santeria als geduldete bzw. halberlei offiziell geförderter Religion gemacht.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Santer%C3%ADa
    Was vorher illegal praktiziert wurde, bekam nun den Gestus einesc historischen Kulturgutes – und war damit erlaubt.
    Im Zusammenhang mit den Versuchen, die wirtschaftsblockade der USA zu lockern, hat sich dann der Papst als Vermittler eingeschaltet, und hat dafür dann auch divrse Akte von Glaubensfreiheit und -Praxis etc. auf Cuba erwirkt.
    (So weit ich mich entsuinne, war das aber schon was Besonderes damals. Ausgetragen wurden diese Akte der Anerkennung des Katholizismus immerzu über Gesten der Einknastung oder Entknastung politischer Gegner.)
    http://www.berliner-zeitung.de/archiv/kubas-regierung-gab-schulfrei-zur-messe-des-heiligen-vaters,10810590,9388626.html
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/1998/1/gs19981c17h2.html
    Mir ging es aber um die zukünftige cubanische Politik.
    Da ist Daseinsvorsorge, Arbeitslosigkeit etc. Thema.
    Und da passt dann gut hinein, dass baptische und caritas-Verbände inzwischen offiziell auf Cuba Teile des dortigen Sozialstaates geworden sind. Von daher ist zu erwaten, dass auch die letzten „Vorbehalte“ einem Funktionalismus weichen werden.
    (Neben dem Abküssen einer Santa Barbara und dem Absegnen der Santeria-Kulte wird der Papst also vermutlich auch ein riesiges Caritas-Programm auf die Insel bringen…)
    Dass zu einem wild auf Freiheit versessenen Cubano gut passt, sich die Härten seines Alltages mittels Versöhnung per Religion schönzureden, will ich übrigens nicht bestreiten.
    (Oben ging es mir um das Staatsprogramm,
    nicht um die Psychologie eines Cubanos.)

  130. Histor_Nachtrag
    13. Mai 2015, 11:10 | #131

    Nachtrag und Zitat aus dem og. Link zu Harald Neuber:
    „Nach dem Sturz Batistas hingegen bezog der katholische Klerus rasch zwei Positionen, die für die Dynamik in bilateralen Verhältnis Staat-Kirche und für alle Akteure von weitreichenden Konsequenzen war: Zum einen prangerte die kubanische katholische Kirche den kommunistischen Einfluss (also den des damaligen Ostblocks) auf die neue Führung an, zum anderen sprachen sich katholische Amtsträger gegen Reformen im Bildungswesen aus.
    Neben dem allgemein auf Kuba wirkenden geopolitischen Konflikt trug vor allem der zweite Punkt zur Eskalation bei, weil die katholische Kirche – ebenso wie protestantische und jüdische Gemeinden – über Bildungseinrichtungen verfügten, die nun stärker staatlich kontrolliert werden sollten. Besonders die katholische Kirche dominierte das Schulwesen in den Städten des Landes. Es ging also gleichsam um den ideologischen Einfluss in der Bildung. Damit war ein Konflikt begründet, der sich im Dialog Staat-Kirche in Kuba bis heute widerspiegelt.
    Der Bruch mit der katholischen Kirche kam 1961
    Nach der blutigen Eskalation einer Demonstration im Zuge einer kirchlichen Prozession wurden 132 katholische Priester – ein Fünftel des Apparates – ausgewiesen, 2.000 Nonnen und 500 Priester verließen das Land freiwillig.“

  131. Mattis
    13. Mai 2015, 21:11 | #132

    „Entnehmen darf man dem, dass da Linke
    bejubeln wollen, dass der Imperialismus Cuba benutzen will.
    (Es steht wirklich einzig nur das im Artikel.
    Man mag es kaum glauben. Ekelhaft.)
    https://www.jungewelt.de/2015/05-11/017.php

    Nein, es geht noch etwas anderes aus dem Artikel hervor: nämlich die ebenfalls nicht-kritische Aussage, dass Kuba den Imperialismus nutzen will. Dass dies bisher nicht möglich war wie gewünscht, darüber beschwerte sich doch Kuba die ganze Zeit und war eines der Hauptargumente, wieso in Kuba die Versorgungslage so schlecht war. Bitte dies nicht vergessen.
    Das Heuchlerische an den Linken ist, dass sie, obwohl selber marktwirtschaftlich orientiert, den Imperialismus wegen seiner Nutzenverfolgung moralisch verurteilen.
    Kapitalismus prinzipiell befürworten – natürlich mit strengem Blick auf die bösen Banken und „Groß“-konzerne – aber ihn ständig moralisch geißeln, davon lebt das linke Selbstbewusstsein.
    So konkurrieren sie mit der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften um die überlegenere Sozi-Moral.
    In Kuba wird dieses Doppeldenken zur offiziellen Staatsdoktrin. Für die enttäuschten Massen wird es weiterhin heftigste verbale Schelte des Imperialismus geben – zunehmend abstrakter, ohne Nennung von Rössen und Reitern.

  132. Alfonsito
    13. Mai 2015, 22:00 | #133

    ok.
    Hast du irgendwo was darüber gelesen,
    wie einerseits die Reste der libreta,
    andererseits die zu erwartenden zunehmenden „Sozialfälle“
    in der Perspektive der cub. Regierung sich darstellen?
    Von 2013 war:
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/das-ende-der-libreta

  133. Paquito
    13. Mai 2015, 22:48 | #134

    Was aus Sicht der Regierung als das Schlimmste gilt:
    „Die Delegierten sprachen sich ebenso dafür aus, den Kampf gegen Korruption und Delikte immer effizienter zu gestalten. In diesem Sinne wurden Beispiele bekannt, wie die gemeinsame Arbeit der Bauernstreifen und der Nationalen Revolutionären Polizei den Diebstahl und das Abschlachten von Rindern gebremst haben, eines der Delikte mit den schlimmsten Auswirkungen. “
    http://www.granma.cu/idiomas/aleman/kuba/9febrero-agricultura.html

  134. Mattis
    14. Mai 2015, 17:31 | #135

    Das ist ein kniffliger Punkt, das mit den Rindern. Je nach den Umständen wird man das anders beurteilen.
    In einer Situation knapper Lebensmittel ist es schon übel, wenn Rinder geklaut werden, was ja bedeutet, dass sich jemand mehr herausnimmt, als die gesellschaftliche Planung es zulässt. Dass da noch lebende Rinder auf der Wiese stehen, heißt ja nicht, dass es sich dabei um puren Überschuss handelt. An anderer Stelle muss dann umso mehr rationiert und portioniert werden. Das ist die eine Sicht.
    Wie würde eine staats-freie Arbeiter-Assoziation reagieren, wenn regelmäßig etliche Kommunarden am Plan vorbei ihre eigene Versorgung „organisieren“ würden?
    Würde man den Plan durchsetzen oder das so weiter laufen lassen? Würde man sagen, sowas wie „Diebstahl“ gibt es ja eh nicht mehr (da kein Eigentum) oder würde man es als Sabotage an der gesellschaftlichen Planung betrachten und zu verhindern suchen?
    Rinder abgreifen könnte man als nachvollziehbar ansehen, wenn ein Staat den Reichtum für sich selbst, also für reine Herrschaftszwecke, verbrät, und die Menschen deshalb hungern. Ist das in Kuba der Fall?

  135. 14. Mai 2015, 17:41 | #136

    So wichtig Diskussionen darüber sind, wie man mit einer leider auf die Schnelle aus eigenen Mitteln nicht wegzuorganisierenden Mangelsituation politisch umgehen sollte, so unerquicklich bleibt das letzten Endes. Denn die wie auch immer dann definierte „gerechte“ Lösung ändert ja am Mangel nichts. Erst wenn der weg ist, hören die Streitereien, die ja je nach Mangel ja auch schon mal recht erbittert geführt werden, auf. Jedenfalls wenn die Leute vernünftig damit umgehen.
    (Kein Staat aquiriert/besteuert den vorhandenen Reichtum übrigens für „reine Herrschaftszwecke“, selbst in den despotischsten Regimen werden damit Wasserleitungen gebaut und Schulbücher finanziert – neben den Polizeiuniformen und Folterkellern, jedenfalls wenn es ein Staat ist, der wenigstens eine eigene ökonomische Basis im Kleinen hat und nicht nur Statthalter für irgendeinen internationalen Rohstoffkonzern oder sowas ist.)

  136. Alfonsito
    14. Mai 2015, 19:04 | #137

    Die Konzentration auf den Zucker hat die Agrarökonomie auf Cuba
    nachhaltig über Jahrzehnte hinaus beschädigt. Einen Überblick über die Entwicklung der Landwirtschaft auf Cuba gibt es hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Kubas#Landwirtschaft
    Trotz ihrer ansonsten rigiden Wirtschaftsblockade haben die USA doch gerne ihre Agrarüberschüsse an Cuba verkauft:
    „Jährlich muss Kuba für über 2 Mrd. $ landwirtschaftliche Produkte zur Ernährung der eigenen Bevölkerung einführen, weil das Land selber nicht genügend produziert. Dank Ausnahmegenehmigungen haben amerikanische Unternehmen bereits in der Vergangenheit solche Produkte nach Kuba geliefert, im Rekordjahr 2008 für über 1 Mrd. $. Letztes Jahr sackte der Export auf 300 Mio. $ ab, weil andere Handelspartner wie Brasilien oder Vietnam als Konkurrenten auftraten und gegen Kredite lieferten. Dies ist amerikanischen Unternehmen ausdrücklich verboten. Die Ware darf den amerikanischen Hafen erst verlassen, wenn Kuba den Kaufpreis vollständig überwiesen hat. Diese Klausel soll nun modifiziert werden.“
    http://www.nzz.ch/wirtschaft/hilfe-die-amis-kommen-1.18496925
    Angeblich soll der landwirtschaftliche Import nach 2008 aber dann doch deswegen ins Stocken geraten sein, weil Exilkubaner als Folge der Finanzkrise weniger dollares zu ihren Verwandten auf Cuba geschickt haben sollen.
    Von 2009 stammt dieser Artikel:
    http://www.decub.de/CubaJournal/Neuigkeiten/nachrichten.htm
    Über die Landwirtschaft wird sich hier ausgelassen:
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/09/27/landwirtschaft-hat-wieder-prioritat-in-kuba/
    http://cuba-si.org/72/landwirtschaft#DieneueLandwirtschaftspolitik

  137. Alfonsito
    14. Mai 2015, 20:23 | #138

    Durch die libreta seien nur „begrenzt“ „die Monatsrationen für Reis, Bohnen, Speiseöl, Zucker, Eier, Fleisch der Rationierung (offiziell „normierter Verbrauch“) gewährleistet. Diese sind 2004/05 und 2008 stark gekürzt wurden. Sie decken heute nur noch 9 Tage eines Monats ab. Die meisten Nahrungsmittel müssen auf den „freien“ Agrarmärkten gekauft werden, zu viel höheren, durch Angebot und Nachfrage geregelten Preisen. Defizitwaren und Produkte besonderer Qualität sind bei Bauern, privaten Händlern, auf dem Schwarzmarkt und in den staatlichen Devisenläden zu haben. Wegen der niedrigen Einkommen (Durchschnittslohn: 500 CUP) geben ärmere Familien bis zu 80% ihrer Einkünfte für Lebensmittel aus. Geldüberweisungen der Auslandskubaner wirken mittelbar als externe Nahrungsmittelhilfe. Deren Empfänger, im Tourismussektor, für ausländische Firmen und Organisationen tätige Kubaner, manche Künstler und Schriftsteller und bestimmte Funktionsträger haben Zugang zu den ersehnten Devisen. (…)
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/09/27/landwirtschaft-hat-wieder-prioritat-in-kuba/
    Der „Übergang“ zur Marktwirtschaft passiert durch das Drehen an beiden Enden: einerseits wird die libreta zunehmend noch weiter gekürzt, andererseits wird das Erhöhen der Preise auf den freien Märkten dadurch ermöglicht, dass das Geld vom Ausland eine immer wichtigere Rolle spielt.
    Ohne Moos nix los…

  138. Alfonsito
    14. Mai 2015, 20:41 | #139

    Ein Beispiel für das „Prinzip trial and error“
    bei Zulassung oder Reglementierung
    privater Bauernmärkte von 2013:
    https://amerika21.de/2013/11/93347/landwirtschaftsreform-kuba

  139. Alfonsito
    14. Mai 2015, 20:51 | #140

    „Derzeit muss Kuba rund 80 Prozent (!) der im Land benötigten Nahrungsmittel importieren. (…)
    Neu ist auch, dass die Pächter auf dem bewirtschafteten Land ein eigenes Wohnhaus errichten können. Dies sei ein großer Anreiz für Kubanerinnen und Kubaner, in die Landwirtschaft einzusteigen.“ (2013)
    https://amerika21.de/2013/08/84052/kuba-agrar-maschinen

  140. Alfonsito
    14. Mai 2015, 21:03 | #141

    Irgendwie kommt mir die europäische EU-Landwirtschaftspolitik mit ihrem Quotensystem, Prämienzahlungen und Ausgleichstöpfen wie ein Eldorado der gesellschaftlichen Planung vor – gegenüber diesen Versuchen von trial and error und den freiwilligen Überredungskünsten qua Ermöglichung von Häuserbau…

  141. Alfonsito
    14. Mai 2015, 21:15 | #142

    Hauptprinzip der Planung scheint mir eher zu sein, zu reglementieren, wie weit die Freiheit des Marktes aktuell gerade gehen darf. Das scheint mir eine merkwürdig negative Form der Planung zu sein, bei der schon unterstellt ist, dass auf den Böden überhapt nur dann vernünftig angebaut wird, wenn private Bauern sich davon einen Extraprofit versprechen (jedenfalls tendenziell).
    (Ein solcher wäre ja auch das eigene Haus.)
    Hm.

  142. Mattis
    14. Mai 2015, 22:43 | #143

    Danke für die Artikel-Links zur kubanischen Landwirtschaft.
    Der o.g. Artikel „Landwirtschaft hat wieder Priorität“ beschreibt, dass nach der Revolution mehr und mehr Landwirtschaft in staatliche Regie überging und während dieser Zeit die Produktivität rasant zurückging (beim Kaffee auf 10%, vom Export zum Import).
    Man fragt sich warum; zu lesen ist von „der Ausrichtung auf staatliche Großlandwirtschaft geschuldeten Produktionseinbußen“, also soll die Größe der Verursacher sein; im selben Artikel steht, dass „die großen kubanischen und US-amerikanischen Zuckerrohr-, Reis- und Rinderfarmen“ enteignet worden waren. Also Größe scheint durchaus nichts zu behindern, aber es wird immer wieder damit argumentiert; auf diese Weise wird stets das Loblied auf die kleinen bäuerlichen Produzenten vorbereitet, die so effizient arbeiten würden.
    Das erinnert mich an die Beurteilungen der DDR-Landwirtschaft: diese riesigen LPGs könnten doch unmöglich produktiv sein (das soll man sich wohl so vorstellen, dass man vor lauter Größe den Überblick verliert?). Nach der Wende hieß es plötzlich, es sei von Vorteil, dass da so viel Land in zusammenhängender Weise bewirtschaftet werde, das verspreche bei einer Übernahme durch Großinvestoren eine hocheffiziente Landwirtschaft.
    So auch die Machart des Kuba-Artikels, die Rede ist vollkommen begriffslos von „überdimensionierten Staatsbetrieben“.
    Die ganze Misere der Nahrungsmittelproduktion wird auf der Erscheinungsebene beschrieben, aber wieso die Größe der Staatsbetriebe der Grund sein soll, dazu erfährt man kein Wort.
    In der EU freilich können die Konzerne gar nicht überdimensioniert genug sein, und auch die mehrdimensionale Bürokratie stört diejenigen nicht, denen sie nützliche Dienste leistet.
    Irgendwo in diesem Thread habe ich gefragt, was zum Teufel die vielgelobten Wissenschaftler in Kuba eigentlich so zum Thema beitragen. Im o.g. Artikel lese ich dazu: „Kuba verfügt über eine beachtliche Agrarforschung. Über 31.000 landwirtschaftliche Hochschul- und Fachschulkräfte gibt es, von denen aber, wie von Raul Castro kritisch vermerkt, 2010 nur 9% in der landwirtschaftlichen Praxis tätig waren.“
    Was wirklich faul war an der staatlichen Produktionsführung, bleibt weiterhin unklar. Die zunehmenden Experimente mit der „privaten Initiative“ sehe ich nur als sekundären Grund der Misere; das waren ja schon – in die falsche Richtung gehende – Reaktionen auf den Niedergang der Produktivität. Es sieht für mich so aus, als sei der Staat mit der Leitung der Produktion hoffnungslos überfordert gewesen, und er hat nicht die Kurve gekriegt, die Proportionen der Produktion stimmig zu steuern. Wären nur die miesen Außenbedingungen schuld an der Krise, hätte man nicht die staatliche Regie der Produktion infrage gestellt. Man hat vielmehr vor dem eigenen Mißmanagement kapituliert und stattdessen auf die Restaurierung der Eigentumsfrage als Lösung gesetzt, und damit seinen Anpruch auf Sozialismus begraben.
    So hat die Welt einen weiteren „Beweis“, dass Sozialismus nicht funktioniert.

  143. Alfonsito
  144. Mattis
    15. Mai 2015, 21:10 | #145

    Der wikipedia-Artikel über die Geschichte_Kubas unterscheidet sich nicht sonderlich von den üblichen Darstellungen, typisch so: „Es wurden unwirtschaftliche, sozialistische Staatsbetriebe geschaffen, Kleinbauern zurückgedrängt.“ Warum sind sie unwirtschaftlich gewesen – na weil sie staatlich waren und auch noch obendrein sozialistisch. Das sind Etiketten, keine Begründungen.
    Neugierig machen angedeutete Details wie dieses:
    „Die zunehmende Bildung der Landbevölkerung hatte den Effekt, dass diese lieber Beschäftigung in den Städten suchten, als die harten Arbeitsbedingungen auf dem Land auf sich zu nehmen.“
    Ich frage mich da: welche Art Bildung hat so einen Effekt, warum ist die Arbeit in der Stadt leichter, wer stellt in der Stadt diese Arbeitsplätze zur Verfügung, wieso gleicht man die Arbeitsbelastungen nicht aus etc. pp. Mit Antworten auf solche Fragen käme man den tatsächlichen Prinzipien der staatlichen Wirtschaftspolitik und deren trostlosen Auswirkungen näher und könnte Erkenntnisse daraus gewinnen.
    Aber ein solches Erkenntnisinteresse findet man nicht. Sozialisten und Kommunisten aller Länder möchten gerne weiter in der Welt ihrer Ideale leben, die tatsächlichen Herausforderungen einer sozialistischen Ökonomie sind ihnen nicht viel Gedankenarbeit wert, vielmehr wird man noch als Modellbastler und Utopist abgekanzelt, wenn man da auf Aufklärungsbedarf hinweist.

  145. Krim
    15. Mai 2015, 21:38 | #146

    „Sozialisten und Kommunisten aller Länder möchten gerne weiter in der Welt ihrer Ideale leben,“ Und du meinst Sozialisten und Kommunisten haben den Wikipediaartikel geschrieben? Du kannst doch deren falsche Erklärungen nicht einfach Kommunisten unterjubeln. Warum schreibst du nicht: „die tatsächlichen Herausforderungen einer sozialistischen Ökonomie sind bürgerlichen Denkern nicht viel Gedankenarbeit wert,“ weil die eh bloß daran interessiert sind, das Planwirtschaft nicht funktionieren kann.

  146. Alfonsito
    15. Mai 2015, 23:20 | #147

    Und wie auf Cuba bäuerliche Produzenten (von z.B. Süßkartoffeln oder z.B. von Tabakpflanzen) im Detail kalkulieren, welche Vorteile, welche Nachteile eine Kleinbauern-Existenzweise, eine Genossenschafts-Existenzweise oder eine Angestelltentätigkeit in einem Staatsunternehmen hat, das wird dich, fürchte ich, auch nur lehren können, wie Agrarökonomie auf Cuba mit all ihren „Hebeln“ und diversesten „Berechnungen“ funktioniert.
    Der Staat reguliert das dann, ändert Abgabepflichten und Selbstbehaltmöglichkeiten – und auch über Verleih und Zur-Verfügung-Stellung von Maschinerie ist der Staat direkt darin eingemischt, und variiert, je nachdem, wie er die Resultate des letzten Jahres begutachtet. Die Organisation als Konkurrenz zwischen diesen Eigentumsformen legt nahe, dies dann als einen Hebel benutzen zu wollen. (Mit Kommunismus hat das gar nichts zu tun.)
    Und die Produzenten auf Cuba interessiert, wie sie darin dann am besten zurechtkommen, und sie werden sich ihre eigenen privaten Vorteilsrechnungen darüber zurechtlegen. (In der Tabakproduktion in Pinar del Rio gibt es beispielsweise alle drei Varianten direkt unmittelbar nebeneinander, meine ich.)
    Dass das mit der Frage der Organisation des Kommunismus etwas zu tun hat:
    „Zweck des Kommunismus ist die Abschaffung von Kapital, Staat und Nation und die Herstellung eines klassenlosen „Vereins freier Menschen“, einer Kommune, die ihren Stoffwechsel mit der Natur als selbstbewußtes Kollektiv planmäßig regelt und die Produktion dem Zweck der Befriedigung der individuellen und kollektiven Bedürfnisse widmet.“
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#fn1385799371560
    (darin: 4 Zeilen nach oben scrollen…)
    … sehe ich nach wie vor nicht ein.

  147. Alfonsito
    16. Mai 2015, 05:43 | #148

    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/interview-mit-felipe-hernandez-penton-agraroekonom-universidad-sancti-spiritus-kuba-19093.html
    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/kuba-landwirtschaft-pinar-del-rio-interview-jose-trujillo-19093.html
    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/kuba-landwirtschaft-probleme-und-perspektiven-19093.html
    Verfahrenstechnologie und Agrarwissenschaft
    kommen dabei durchaus in Einsatz:
    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/probleme-einer-angepasten-technologie-fur-die-umsetzung-einer-konzeption-zur-agricultura-sostenible-in-landwirtschaftlichen-fincas-kubas-19093.html
    „Nach Angaben kubanischer Ökonomen hat bisher kein anderes Land in einem solchen Maßstab staatliches in genossenschaftliches Eigentum überführt.
    Die Kooperativen arbeiten auf Basis eines 2012 beschlossenen Gesetzes, das den rechtlichen Rahmen für ihre Verwaltung bildet. Sie agieren autonom von staatlicher Intervention und wählen ihren Vorstand selbst. Die Mitglieder der Kooperativen sind dabei in jeder Hinsicht gleichberechtigt und teilen sich die erwirtschafteten Gewinne. Außerdem sieht das Gesetz Steuervergünstigungen im Vergleich zum Privatsektor vor.
    Der Staat bleibt dabei Eigentümer der Produktionsmittel, die lediglich verpachtet werden. “Kooperativen genießen Vorrang gegenüber kleinen Privatbetrieben, da sie eine sozialere Form von Produktion und Distribution gewährleisten”, erklärte vergangenen Dezember der jetzige Wirtschaftsminister Marino Murillo vor dem kubanischen Parlament. Die Kooperativen sollen dabei vor allem mittlere Staatsbetriebe zwischen 10 und 100 Angestellten ablösen, die heute oftmals unrentabel sind und subventioniert werden müssen.“
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/11/06/mehr-als-300-neue-kooperativen-in-kuba/
    http://www.klimaretter.info/konsum/hintergrund/15914-das-elend-der-zigarrenraucher
    http://www.dkp-online.de/uz/3722/s1002.htm
    Die libreta wird inzwischen immer bedeutungsloser, und auch die Geldzirkulation wird den Schönheiten des Kapitalismus unterworfen.
    (Leute, die solches Geld nicht haben, dürfen sich dann als Freie bei den zukünftigen Joint Ventures für weltmarkttaugliche cubanische Produktionsstandorte einfinden…)
    „Sicher ist, dass es einen “Tag X” geben wird, an dem der CUC endgültig aus der Zirkulation verschwinden wird. Nach Einschätzung einiger kubanischer Ökonomen könnte dieses Datum frühestens – aber nicht unwahrscheinlich – der 1. Januar 2016 sein.“
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/05/16/kubanischer-peso-wird-zahlungsmittel-in-devisenladen/

  148. Krim
    16. Mai 2015, 12:38 | #149

    Zu den Kooperativen: Erstmal was sie nicht sind. Sie sind weder eine Form planwirtschaftlicher Produktion noch sind sie ein kapitalistischer Sündenfall des kubanischen Regimes. Wahrscheinlich sind sie genau das, was sich die Regierung unter Sozialismus so vorstellt. Irgendwie gemeinschaftlich geht es um’s Gewinnemachen, wobei sich jeder ins Zeug legt und dafür einen gerechten Anteil am Produktionsergebnis erhält. So wird der Gewinn zum Interesse der Beschäftigten gemacht.
    Was soll man dazu sagen? Kommunismus geht anders.

  149. Mattis
    16. Mai 2015, 17:34 | #150

    Neugierig machten mich angedeutete Details wie dieses:
    „Die zunehmende Bildung der Landbevölkerung hatte den Effekt, dass diese lieber Beschäftigung in den Städten suchten, als die harten Arbeitsbedingungen auf dem Land auf sich zu nehmen.“
    Ich frage mich da: welche Art Bildung hat so einen Effekt, warum ist die Arbeit in der Stadt leichter, wer stellt in der Stadt diese Arbeitsplätze zur Verfügung, wieso gleicht man die Arbeitsbelastungen nicht aus etc. pp. Mit Antworten auf solche Fragen käme man den tatsächlichen Prinzipien der staatlichen Wirtschaftspolitik und deren trostlosen Auswirkungen näher und könnte Erkenntnisse daraus gewinnen.

    Was vielleicht nicht deutlich genug wurde: mich interessieren also an dieser Stelle nicht die Erfahrungen mit den marktwirtschaftlichen Hebeln, sondern die Erfahrungen aus der Periode, in der die private Produktion extrem zurückgedrängt war, die Zeit des sog. „historischen Lohns“ insbesondere. Die danach wieder angewandten „Marktinstrumente“ diverser Art sind ja anscheinend eine Reaktion auf vorherige, nicht gemeisterte Schwierigkeiten.
    Worin bestanden diese Schwierigkeiten, und wie hätte die richtige Antwort aussehen können? Das interessiert kaum jemanden. Diesen Anspruch, daran lernen zu wollen, stelle ich natürlich nicht an die bürgerlichen Publikationen, sondern an die antikapitalistischen Kräfte, die immer schnell wissen, dass Sozialismus und Kommunismus natürlich „anders gehen“.

  150. Alfonsito
    16. Mai 2015, 18:06 | #151

    Die Großeltern der jetzigen Landbevölkerung waren fast ausnahmslos unterdrückte Analphabeten und Kleinbauern; politisches und kulturelles Leben, Schulen und Universitäten, Verwaltungen und Unternehmen gab es eher in den Städten. Auf dem Land lebt man abgeschieden von der nächsten Behausung, Wege werden immer wieder durch Taifuns und Regengüsse unpassierbar gemacht (modernes Großstadtleben sieht anders aus; und das gab und gibt es ja auch auf Cuba).
    (Ironischerweise hat das ja der Revolution in ihrer allerersten Phase in der Sierra Maestre genutzt: das Gebiet war so unzugänglich, dass Castros winzige Truppe nicht aufzustöbern war und sich gigantische Fehleinschätzungen über die militärische Macht der Guilleros per Gerücht verbreiteten…)
    (Übrigens und nebenbei: auch hierzulande muss der Bauernstand mit dem Vorurteil leben, eher etwas dümmlich zu sein; auf Cuba war das noch viel tiefgreifender; auch das Vorurteil über den Bauernstand. Bewohner der Region Pinar del Rio oder der Sierra Maestre galten vergleichbar den dt. Ostfriesen oder den französischen ‚Sch’tis‘; falls sich noch jemand an die Ostfriesenwitze der alten BRD erinnert…)
    (Übrigens gab es bis vor kurzem Kleinstbauern in Cuba, die mitten in der Revolution medizinische Behandlung ablehnten und sektenmäßig sich nur mit Wasser (nicht) „kurierten“ – und die Partei schien das zu tolerieren, und zeigte es den Touristen als exotische Fremdartigkeit solcher ungebildeten Bauern.)
    Es gab zwar große Alphabetisierungskampagnen in Cuba.
    http://www.fgbrdkuba.de/cl/cltxt/cl2011308-analphabetismus.html
    https://www.youtube.com/watch?v=Nn_tohcgSuc
    „Cool“ war es also für Jugendliche aber wohl nie, Bauer zu werden.
    Und die Regierung hat sich auch eher auf die Zuckerproduktion konzentriert, denn das gab es ja, das konnte man bereits benutzen und musste es nicht ganz neu entwickeln.
    Das scheint mir wirklich erst einmal das Nahe liegende gewesen zu sein. Mittel, um sich was anderes beschaffen zu können, sollten mit dem Zucker verdient werden. Dafür muss man alles auf den Zucker konzentrieren. Also …
    Etc. usw – das ist ja in 3.Welt-Ländern eher typisch so gewesen.
    (Und die anderen Naturprodukte konnte man ja importieren…)
    „Probleme“ der Geschichte aus Sicht eines Funktionärs der KP
    http://www.fgbrdkuba.de/txt/doc/20090507-ignoranz.html
    aus der aktuellen Granma:
    http://de.granma.cu/cuba/2015-05-15/heute-beginnt-der-11-anap-kongress

  151. Krim
    16. Mai 2015, 21:43 | #152

    „sondern die Erfahrungen aus der Periode, in der die private Produktion extrem zurückgedrängt war,“ Da gibt es genug Publikationen, die sich mit den Widersprüchen der sozialistischen Hebelwirtschaft auseinandersetzen. Die Schwierigkeiten kommen daher, dass die kapitalistischen Mechanismen nicht abgeschafft werden, sondern benutzt werden sollten dafür, dass einerseits Reichtum für den Staat abspringt und andererseits ein gerechter Lohn für die Produzenten.

  152. Alfonsito
    17. Mai 2015, 06:24 | #153

    @ Mattis, die SozialistInnen auf Cuba wollten etwas,
    für das die Schriften von Che sicherlich große Bedeutung hatten
    http://www.glasnost.de/hist/apo/che3.html
    http://www.glasnost.de/hist/apo/che5.html
    http://www.glanzundelend.de/Artikel/artikelalt/chebrief.htm
    Neben der vorfindlichen damaligen wirtschaftlichen und sozialen Lage muss man nämlich auch noch klären, was sie auf Cuba überhaupt selber damals vorhatten, – anstatt Bedingungen und Resultate nur mit deinen „Idealen“ (meinetwegen auch: den Prinzipien des Kommunismus) zu vergleichen!
    http://neoprene.blogsport.de/2011/06/30/wolfgang-moehl-gsp-kuba-ist-nicht-zu-helfen/
    Die alten MSZ-Artikel waren hier verlinkt:
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-116507
    Ich bin dann erst einmal für zwei Wochen weg.

  153. Grete
    20. Mai 2015, 14:00 | #154

    Die Ankaufpreise für Lebensmittel in Cuba werden erhöht
    „Die hohen Preise für Inputgüter (Importgüter??) sowie die niedrigen Erlöse beim Verkauf der Mindestquote an den Staat wurden kritisiert. Landwirtschaftsminister Gustavo Rodríguez Rollero kündigte eine neue Preispolitik für die Landwirtschaft an. Während die Preise für Saatgut, Düngemittel, Herbizide, Tiermedizin und andere Güter zwischen 40 und 60 Prozent reduziert werden, ist eine spürbare Erhöhung der staatlichen Ankaufpreise für die Produkte Reis, Kartoffeln, Tomaten, Fleisch, Kaffee und Kakao geplant. Für einen Zentner Reis wird der Staat ab dem 1. Juni 160 Peso bezahlen, ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem heutigen Abnahmepreis.
    Rollero erklärte, dass sich sein Ministerium derzeit in einer Phase der Umstrukturierung befinde. „Alles was wir unternehmen ist zur Stärkung der Kooperativen gedacht, die die Seele des Agrarsektors bilden“, sagte der Minister. Die produktive Basis der Genossenschaften müsse verbessert werden, damit sich die Lebensmittelpreise in Zukunft wieder reduzierten. Unlängst kündigte Kubas Regierung für dieses Jahr eine Reform der staatlichen CPA-Kooperativen an. Wirtschaftsminister Murillo erklärte, dass sich die heutigen Lebensmittelimporte in Höhe von über zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr um gut die Hälfte verringern ließen. Weitere Anreize zur Steigerung der Produktion würden untersucht.“
    https://amerika21.de/2015/05/122384/ankaufspreise-lebensmittel
    sowie der Bericht in der Granma:
    http://de.granma.cu/cuba/2015-05-18/kleinbauernverband-anap-geht-gestarkt-aus-dem-kongress-hervor

  154. Mattis
    20. Mai 2015, 18:44 | #155

    @Grete:
    Und wie beurteilst du das?

  155. Antwort
    21. Mai 2015, 15:33 | #156

    Unsereiner hat doch etwas anderes zu machen: Doch nicht zu sagen: ‚Aber leider geht es nicht anders‘, oder: ‚Wie ginge das anders?‘
    Wenn man was erreichen will für die Massen in Kuba, dann muss man ganz woanders anfangen. Täuscht euch nicht: Ohne dass man die Instanzen, auf die der kubanische Staat jetzt gerade setzt, das internationale Kapital, dort wo es beheimatet ist, wo es erwirtschaftet wird, wo seine Machtzentren sind, ohne dass man den Imperialismus dort, wo seine Metropolen sind, bekämpft, da geht dann für Kuba im Sinne, was ginge für die, nicht viel.
    Ich habe von außen nur einen Ratschlag (und das betrifft auch das kubanische Volk): Sie müssen sich klar werden, wo die Gründe für die Verhältnisse sind (weil jemand gesagt hat, dass die Menschen sich dort so erfindungsreich einfinden), wo die Schranken herkommen ihrer Existenz. Und da sage ich, das liegt einerseits in ihrem Staat selber, aber der verweist sie sehr schnell und unmittelbar darauf, dahin, wo der sich jetzt seine Lebensmittel besorgen will. Dort liegen die Gründe!
    Wenn der Staat sagt, aus sich heraus macht er das nicht, sondern aus dem Weltmarkt, dann täte ich an der kubanischen Führung kritisieren, schaut mal hin, was das heißt.
    Und dann täte ich anders herum sagen, wenn das schon das ganze Lebenselixier Kubas ist, dass sie sich mehr oder weniger im Status eines Rohstofflandes einrichten wollen, dann muss ich fragen: Wer definiert, was ein Rohstoffland ist, wer bezieht daraus seinen Reichtum, wo liegen da die Angriffspunkte dafür, an diesen Verhältnissen was zu ändern? Und dann bin ich beim Imperialismus und dessen Mächten, dessen Subjekten, wer sich da aufstellen muss. Wenn hier mal was in Gang käme, das täte dem kubanischen Volk viel mehr helfen… (Wolfgang Möhl)
    http://neoprene.blogsport.de/2011/06/30/wolfgang-moehl-gsp-kuba-ist-nicht-zu-helfen/

  156. Antwort_zwei
    21. Mai 2015, 19:34 | #157

    Wolfgang Möhl – Auszug aus einer mail an neoprene
    (letzter Beitrag in dem Thread, 24.10.2011)

    „Habe den historischen Rückblick unter die Perspektive gestellt, dass die Sozialismus-Debatte seit 90 nach dem Ende der SU – und angesichts dessen, dass Kuba von Anfang nicht Herr seiner Verhältnisse war, und wie es von der SU aufrechterhalten worden ist, im Grunde auch vorher schon – die Diskussionen um ‚Sozialismus in Kuba‘ sachfremd sind.“

    http://neoprene.blogsport.de/2011/06/30/wolfgang-moehl-gsp-kuba-ist-nicht-zu-helfen/

  157. Diplomat
    22. Mai 2015, 16:36 | #158

    Havanna und Washington stehen offenbar kurz vor der Wiederaufnahme der von den USA im Jahr 1961 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen. Die vierte Gesprächsrunde darüber war in der US-Hauptstadt nach einer gut siebenstündigen Verhandlung am Donnerstag überraschend um einen Tag verlängert worden. Sie werden heute um 9 Uhr Ortszeit fortgesetzt.
    Eine Einigung scheint möglich, da die Hauptforderungen Havannas erfüllt wurden. Als Voraussetzung für Einrichtung von Botschaften hatte die kubanische Seite die Streichung des Landes von der US-Liste der Staaten, die den Terrorismus unterstützen, sowie die Ermöglichung normaler Bankgeschäfte für kubanische Stellen in den USA gefordert. Nachdem sie wegen der Blockadebestimmungen über ein Jahr lang keine Bankverbindung mehr in den USA einrichten konnte, durfte die Interessenvertretung Havannas Anfang der Woche ein Konto bei der Stonegate Bank in Florida eröffnen. Am Freitag nächster Woche wird Kuba zudem von der US-Terrorliste gestrichen, da die Republikaner die von Präsident Obama getroffene Entscheidung dazu im Kongress nicht blockieren wollen. Damit steht der Eröffnung von Botschaften aus kubanischer Sicht nichts mehr im Weg.
    http://www.jungewelt.de/2015/05-22/062.php

  158. Mattis
    22. Mai 2015, 21:43 | #159

    „Habe den historischen Rückblick unter die Perspektive gestellt, dass die Sozialismus-Debatte seit 90 nach dem Ende der SU – und angesichts dessen, dass Kuba von Anfang nicht Herr seiner Verhältnisse war, und wie es von der SU aufrechterhalten worden ist, im Grunde auch vorher schon – die Diskussionen um ‚Sozialismus in Kuba‘ sachfremd sind.“ (Möhl, s.o.)

    Das hört sich jetzt fast schon wie ein DKP-Argument an: Kuba ist Opfer des Imperialismus, Kritik an Kuba ist daher nicht angebracht, denn das ignoriert diese Abhängigkeit. Statt „sachfremd“ heißt es dort allerdings „unsolidarisch“.
    Warum dann aber überhaupt GSP-Artikel über Kuba, die sich eindeutig als Kritik der dortigen Privatisierungs-Maßnahmen lesen? Es wäre „sachfremd“, Maßnahmen der kubanischen Politik zu kritisieren, wenn diese keine Wahl hätte. Muss man Marktwirtschaft machen, wenn man arm ist?
    Und dann heißt es noch, als letzte Ausflucht, dass die kubanische Revolution von Anfang an eh keinen Sozialismus wollte. Das wiederum halte jetzt ich mal für „sachfremd“. Während der Periode des „historischen Lohns“ wurde die Lohnhierarchie abgeschafft, es gab einen Einheitslohn ohne qualitative oder quantitative Bedingungen. Bildung, Verkehrsmittel, Gesundheitswesen waren kostenfrei; Arbeitsunfähige erhielten staatliche Zuwendungen.
    Das ist ziemlich nahe am Sozialismus. Es stellte sich dann heraus, dass sich für ungeliebte Berufe wie z.B. die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen immer weniger Arbeiter fanden. Es sind solche internen Probleme der Arbeitsorganisation, die immer wieder die Diskussion um „Anreize“ in Gang setzten, und nicht das Wirken des Imperialismus (der Zucker, sofern produziert, konnte damals durchaus verkauft werden).
    Castro und Co. wollten soviel Sozialismus wie kaum sonst jemand auf der Welt und suchten für viele ungute Phänomene verzweifelt nach Lösungen. Bemerkenswert folgende Aussage von Castro:

    „… ich habe eine Unzahl von Beispielen,
    dass man bei vielen Dingen, die gemacht wurden, immer daneben gehauen hat und zwar diejenigen, die als Theoretiker angesehen wurden, die durch und durch die Bücher von Marx, Engels, Lenin und anderen studiert hatten. … Einer unserer größten Fehler zu Beginn und oft auch im Verlaufe der gesamten Revolution war zu glauben, dass irgendjemand wisse, wie der Sozialismus aufgebaut werden könne.“

    Daran hat sich bis heute nichts geändert, und gerade der GegenStandpunkt degradiert solche Thematik immer wieder als Modellbastelei oder Utopismus.
    Wenn man für Kuba nicht sagen kann, was das Richtige wäre, dann wird man es auch für keine anderen Umstände irgendwo auf der Welt sagen können, denn Sozialismus ist keine Frage eines bestimmten Lebensstandards, sondern eine Frage der Gesellschaftsordnung. Dass auch ein Sozialismus auf Kuba keinen deutlichen Wohlstand herbeizaubern könnte, ist eine ganz andere Sache.

  159. Einwand
    22. Mai 2015, 23:31 | #160

    „Sie müssen sich klar werden, wo die Gründe für die Verhältnisse sind, wo die Schranken herkommen ihrer Existenz.“ (Möhl, s.o.)
    Etliche Parolen, die dort zu hören waren, z.B. „Paria o muerte“, zeugen davon, dass es um solche Klarheit auf Cuba eher nicht gegangen ist. „Einigkeit“ wurde unter die Generalklausel des Antikolonialismus und der Gegnerschaft zu den USA (und zu den Ausbeutern in Miami, die nur auf die Wiederinbesitznahme warten würden) gestellt.
    Die Besonderheit war allerdings, dass sich darunter trotzdem manche treffende Beurteilung des Imperialismus befunden haben – aber eben aus dieser spezifischen antikolonialistischen Sichtweise heraus. (Deswegen waren ja die Schriften von Castro und Che berühmt: weil sie oft durchaus und zwischendurch auch mal passende Seitenhiebe auf die aktuelle Tagespolitik des Westens enthielten bzw. enthalten.)
    Dass es einen Einheitslohn gab oder kostenlose Verkehrsmittel, das war nämlich immerzu begleitet davon, dass dies den Zusammenhalt des Volkes in antikolonialer Perspektive fördern sollte. Man kann sich also nicht hinstellen und sagen, den einen Teil finde ich gut, den anderen nicht, – wenn der Sozialkram eben diese antikoloniale Basis zusammenschweißen sollte. (Für diesen Zweck ist und war auch z.B. irgendein Roman oder Brief von Jose Marti oder sonst einem historischen Verseschmied anscheinend genau so tauglich.)
    Wenn das Volk massenweise bewusst und solidarisch seine eigenen Verhältnisse auf Cuba hat regeln wollen (was ich bezweifele, dass es so war), dann wird ja wohl dabei zukünftig nicht so etwas herauskommen, wie aus dem heroischen kommunistischen Volk der DDR, welches als ersten Freiheitsakt beim Anschluss an den großen Bruder der CDU eine satte Mehrheit beim Kreuzchenmalen beschert hat, und als zweites die Progrome von Hoyerswerda und Lichtenhagen hat geschehen lassen. So viel zu dem, was der Staatssozialismus als ‚Erziehung der Massen‘ (bzw. als „Aufklärung“) tatsächlich hinterlassen hat.

  160. Einwand
    23. Mai 2015, 05:11 | #161

    „Bildung, Verkehrsmittel, Gesundheitswesen waren kostenfrei; Arbeitsunfähige erhielten staatliche Zuwendungen.
    Das ist ziemlich nahe am Sozialismus.“ (Mattis)
    Das ist ziemlich nahe am hiesigen rosigen Selbst-Bild der „Sozialen Marktwirtschaft“, gleichfalls der 60iger bis 80iger Jahre, ehe dieselbige sich solche Leistungen zunehmend abgeschminkt hat – weil, nach dem Ende des realen Sozialismus, eine ganz neue Version von Standortkonkurrenz eingesetzt hat, und die Staaten dafür ihren nunmehrhr als überflüssigen Krempel betrachteten Sozialkram zunehmend und nach und nach über Bord geschmissen haben.
    Dass Bildung kostenfrei ist, mag zwar aus amerikanischer Sicht als unmöglich angesehen werden, war damals (und ist heute bei linken SPDlern) hierzulande aber gleichfalls in den 60er Jahren die Parole des staatlichen Nachholbedarfs im Bildungssektor gewesen. Und dass „Zuwendungen“ bei Arbeitslosigkeit (zu sehr) „ziemlich nahe am Sozialismus“ (gewesen) seien, war die Selbstkritik der alten Sozialdemokraten der Schröder-Regierung…

  161. Einwand
    23. Mai 2015, 05:31 | #162

    Natürlich ist das Sozialwesen in den revisionistischen Staaten oder auf Cuba nicht identisch gewesen mit dem hiesigen kapitalistischen Sozialstaat der 70iger Jahre. („Gemütlicher“ beispielsweise als hierzulande wird es sicherlich in der Arbeitswelt eher mal zugegangen sein…) Die staatlichen Zwecke waren unterschiedliche, hier wie dort.
    Die Funktion des Sozialwesens für die staatlichen Zwecke war also eine durchaus in größeren Teilen abweichende. Schließlich war ja auch der Staatszweck ein abweichender, nämlich ein vor allem antikolonialistischer. Dass es sich auf Cuba um die freie Assoziation der selbstbewussten Individuen gehandelt habe, wird die Zukunft erweisen; und das wird man dann schon sehen können, wenn es denn wirklich so war (und der Antikolonialismus und das Vertrauen in den Partei- und Führerkult eine Nebensächlichkeit gewesen wäre…).
    Dass der hiesige Sozialstaat inhaltlich anderen Prinzipien gemäß funktioniert, kann man schnell feststellen, wenn man sich den hiesigen Sozialstaat nur etwas näher anguckt.
    http://www.gegenstandpunkt.com/vlg/staat/staat_05.htm
    Haupteinwand zu Cuba ist also:
    Es ging gar nicht primär um Klarheit.
    Es ging eher um „Vereinheitlichung“ in antikolonialer Perspektive.
    Und dafür war ein Spruch von Marti oder vom Che genau so gut wie eine sonstige kämpferische Durchhalte-Moral-Parole (und davon hatten die Cubanos so viele, dass sie das vermutlich wirklich satt haben werden. Und die Parolen der USA als Freiheit und – ausgerechnet – Rationalität schätzen wollen, und es symbolisch demnächst in den Läden amerikanischer Kaffeekonzerne, Hamburger-Restos und bei Coca Cola abfeiern werden…)

  162. dazu
    23. Mai 2015, 06:11 | #163

    „Sozialismus ist keine Frage eines bestimmten Lebensstandards, sondern eine Frage der Gesellschaftsordnung“
    Schon recht. Aber das ist kein Baukasten-Modell.
    Sozialismus oder Kommunismus ist die Gesellschaft, die selbstbewusste Individuen sich gestalten werden, die erkannt haben, dass das bisherige Programm, ihre Gesellschaftlichkeit den Anforderungen der Kapitalakkumulation gemäß einrichten zu müssen, ihnen die Unterwerfung unter einen schädlichen Zweck abverlangt.

  163. dazu
    23. Mai 2015, 09:55 | #164

    In der kubanischen Bevölkerung ist die anfängliche Euphorie nach der Ankündigung vom 17. Dezember einer Neuausrichtung der US-Kuba-Politik ein wenig abgeflaut. Vielen geht der Wandel nicht schnell genug, wie in persönlichen Gesprächen immer wieder herauszuhören ist… (laut ND, 21.5.)
    Das ND mahnt die Cubanos zur Zurückhaltung mit einem altbekannten Witz, der in ganz Lateinamerika kursiert: »Warum hat es in den USA noch nie einen Staatsstreich gegeben? – Weil es in Washington keine US-Botschaft gibt.«
    Selbst solcherlei Sprüche scheinen also in Cuba ausgestorben zu sein… (Zumindestens bei großen Teilen der Bevölkerung.)
    Die Altvorderen der Revolucion hegen und pflegen natürlich die Geschichte(n) rund um die US-Botschaft(en) auf Cuba
    – als nationale Geschichtsdenkmäler.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Beziehungen_zwischen_Kuba_und_den_Vereinigten_Staaten#Kuba_unter_Fidel_Castro_im_Kalten_Krieg_.281959.E2.80.931989.29
    Nur scheint sich dafür aktuell dann jetzt wohl keine Sau mehr freiwillig interessieren zu wollen…
    (Cubanische Hochzeitspaare werden sich also zukünftig wohl weniger im Museo de la revolucion vor einem Panzer oder der Figur vom Che fotografieren lassen wollen – sondern eher im Glitzerfoyer einer US-Bankfiliale.)
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/971776.wandel-mit-bedacht.html

  164. Mattis
    23. Mai 2015, 21:55 | #165

    Also wenn es in Kuba damals nur um Antikolonialismus gegangen wäre, wieso hat man dann nicht ganz offensiv einen eigenständigen nationalen Kapitalismus ins Werk gesetzt?
    Es ist mir auch nicht plausibel, die Probleme bei Aufbauversuchen von Sozialismus in Kuba damit zu erschlagen, dass es eine antikoloniale Stoßrichtung gab. Man muss dann schon auch nachweisen, welche ökonomischen (!) Folgen daraus resultierten. Geschieht dies aber nicht, entsteht bei mir der Eindruck, als käme die antikolonialistische Politik gerade recht, um die sozialistischen Ansätze damit negieren zu können. Und alles, was dann nach und nach Richtung Marktwirtschaft ging, wird dann zurückgeführt nicht auf falsche Konsequenzen aus praktischen Nöten, sondern „beweist“ dann nur, dass es eh nie um was anderes gegangen sei.
    Dass Menschen falsche Schlussfolgerungen ziehen können trotz eines einigermaßen passablen Beginns, kommt bei so einem Denkmodell nicht mehr vor, sondern was heute schiefläuft, ist dann immer nur die Folge des ur-anfänglichen Schieflaufens.
    Auch den Vergleich mit dem „Sozialwesen“ im Kapitalismus sollte man sich sparen; man müsste dazu schon nachweisen, dass in der von mir angesprochenen kubanischen Periode die Produktion einem Zweck diente, bei dem im Gegensatz (!) zu den Bedürfnissen der Massen deren Arbeit und Arbeitsfähigkeit organisiert und ausgenutzt wurde, wofür dann das „Sozialwesen“ seine systemdienliche kompensatorische und erhaltende Funktion hätte.
    Anhand solcher gezwungen wirkenden Subsumtionen des Themas Kuba unter die Hauptlinien der Kapitalismus- und Revisionismus-Kritik wird m.E. die argumentative Schwäche deutlich, die Entwicklung Kubas adäquat zu begreifen bzw. richtig zu kritisieren.

  165. dazu
    23. Mai 2015, 22:27 | #166

    Nach zwei Jahren war die Feindschaft zu den USA bombenfest verhärtet.
    Wann soll denn die von dir dargestellte Periode genau gewesen sein?
    „Am 1. Januar 1959 eroberten die Revolutionäre unter der Führung Castros schließlich Havanna und übernahmen die Regierung.
    Die Eskalation begann in kleinen Schritten. Zunächst setzte Castro ein wichtiges Versprechen der Revolution an die Arbeiter in die Praxis um: die Enteignung der Zuckerindustrie und die Aufteilung der großen Plantagen in Abschnitte von 25 Hektar.
    Weil davon auch US-amerikanische Unternehmen betroffen waren, reagierten die USA mit einer Sperrung der Öllieferungen nach Kuba. Im März arbeitete eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des State Departement, des Pentagon, des Weißen Hauses und der CIA (das so genannte „Komitee 5412“) Pläne aus, das Castro-Regime zu beseitigen. Kurz darauf gab Präsident Dwight D. Eisenhower seine Zustimmung. [im April reiste Castro in die USA, um die Lage zu sondieren; obwohl dort die Entscheidungen anscheinend schon gefallen waren, scheint dies ein höflicher diplomatischer Antrittsbesuch gewesen zu sein.] Nach einigem Hin und Her, um weiter mit Öl versorgt zu werden, nahm Kuba im Februar 1960 mit der Sowjetunion erstmals Handelsbeziehungen auf. [Das war damals aus US-Sicht gar keine Normalität. In den USA herrschte die Sichtweise der ‚Domino-Theorie‘ vor.] US-amerikanische Ölgesellschaften auf Kuba weigerten sich, sowjetisches Öl zu verarbeiten. Erst daraufhin wurden auch die US-amerikanischen Ölunternehmen enteignet. Dies wurde im Juni 1960 [nach 1,5 Jahren!] von den USA mit einer Import-Blockade für kubanischen Zucker beantwortet. Im August 1960 kam es daraufhin zur Verstaatlichung des gesamten Unternehmenseigentums der USA auf Kuba. Darauf reagierten die USA mit einem Export-Embargo im Oktober 1960. Kuba gelang es daraufhin, durch die Aufnahme von Handelsbeziehungen zur Sowjetunion das Ausmaß der durch das Handelsembargo beabsichtigten Schädigung seiner Wirtschaft abzumildern. Am 3. Januar 1961 forderte Castro die US-Regierung auf, das Personal ihrer Botschaft in Havanna auf neun Personen zu reduzieren, worauf Washington einen Tag später mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen reagierte.“
    [Im April 1961 war die Schweinebucht-Invasion, ab Februar 1962 der totale Handelskrieg der USA, ab Herbst 1962 die sowjetische Raketenstationierung auf Cuba. etcpp]
    http://de.wikipedia.org/wiki/Beziehungen_zwischen_Kuba_und_den_Vereinigten_Staaten#Kuba_unter_Fidel_Castro_im_Kalten_Krieg_.281959.E2.80.931989.29
    Die MSZ hat es 1979 (19 Jahre nach der Revolucion, und davon waren damals bereits 17 (!) Jahre kalter Krieg mit den USA!) so formuliert:
    „Mit dem revolutionären Programm angetreten, aus einer „abhängigen Insel im Hinterhof der USA“ ein unabhängiges, auf allen Gebieten selbstversorgendes Land, „gestützt auf die eigene Kraft“, zu machen, befindet sich Cuba heute in solcher Abhängigkeit von der SU und dem Export verschiedener Güter in diverse kapitalistische Staaten, daß es ohne die SU keine Woche überleben könnte und jede Exportminderung an die Subsistenz der Bevölkerung geht.“ http://msz1974-80.net/CubaLibre.html

  166. dazu
    24. Mai 2015, 06:35 | #167

    @ mattis, die obige Auflistung hat die inneren Probleme noch gar nicht beinhaltet, z.B. Alphabetisierung, Konterrevolution etc.
    Dass Fehler gemacht wurden, schließen wir aus dem heutigen Zustand der Landwirtschaft, dem wir entnehmen, dass die vermutlich vorgesehenen besseren Ziele erfolglos verlaufen sind. Als Fehler kann man das aber erst dann bewerten, wenn man genau weiß, wann warum welche Entwicklung zur Landwirtschaft eingeschlagen wurde. Dazu fehlen mir die Informationen.
    Darüber weiß ich nicht mehr als das, was allgemein als Kampf zweier Linien über die damaligen Revolutionäre hier im Westen begutachtet worden ist.
    Das Zitat von Castro spiegelt die Enttäuschung über die Weltanschauung des ML, demzufolge man sicher sei, an der Spitze des menschlichen Fortschritts
    zu marschieren, damit hatten ja auch die Sowjets eine ideologische Form der Erfolgsgewissheit, die schädlich ist für wissenschaftliches Tun. Dass Castro über die Binsenweisheiten des ML-Dogmatismus dann anschließend enttäuscht war, so erkläre ich mir das Zitat.
    (Ob das die richtige Erklärung dafür ist, weiß ich nicht, kann ja nur dein Zitat zur Kenntnis nehmen.)
    Die Konzeption von Che war wohl, auf Spontaneität und die schöpferische Kraft der Massen zu setzen und dafür Begeisterung anzufachen. Auch dies scheint mir nicht ausreichend für die wissenschaftliche Problemlösung zu sein (jedenfalls dann nicht, wenn daraus Handwerkelei und Spontaneismus als Hin und Her, als Trial and Error, entspringt), auch wenn mir dieser Ansatz persönlich besser gefällt als die öde und falsche Geschichtsmetaphysik des ML-Katechismus (weil er mehr Platz lässt für Analyse und Kritik).
    (Meiner schwachen Erinnerung zufolge hat die Biografie des Che
    http://www.edition-nautilus.de/programm/biografien/buch-978-3-89401-392-9.html
    sich auch sehr auf die Auslandseinsätze von Che in Afrika und Lateinamerika konzentriert, vielleicht habe ich die Darstellung der inneren Konflikte aber auch inzwischen vergessen, weiß es nicht.)
    Die Seite, auf die ich mich bei beiden kontroversen Positionen aber stattdessen schlagen möchte, ist die der wissenschaftlichen Analyse.
    Wenn du weißt, in welchen Schritten genau welche Fehler bei der Entwicklung der Landwirtschaft gemacht worden sind, und warum, dann sag es uns doch einfach. Mit all diesem fehlendem Wissen darüber zu spekulieren, wie Planwirtschaft rationeller zu machen wäre (und als Ausgangspunkt lediglich das Argument der Erfolglosigkeit zu benutzen), das ist nämlich ein noch größerer Planfehler…

  167. info
    24. Mai 2015, 10:28 | #168

    Eines der Ziele insbesondere der US-Regierung ist die baldige Eröffnung von Botschaften. Die Regierung Eisenhower hatte die offiziellen Beziehungen im Januar 1961 abgebrochen, nachdem subversive Aktivitäten der USA gegen das befreite Kuba Fidel Castro dazu brachten, eine drastische Reduzierung der Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna zu fordern, die er als einen Spionageposten mit dem Ziel einer Verschwörung zum Umsturz ansah.
    Bevor aber die seit 1977 unter der Präsident Jimmy Carter eröffneten und heute noch bestehenden „Interessenvertretungen“ in vollwertige Botschaften ausgebaut werden und der Austausch von Botschaftern möglich wird, sind gerade hierzu Differenzen auszuräumen. Die US-Regierung möchte die Zusicherung, dass ihre Diplomaten sich in Kuba völlig frei bewegen und sprechen können, mit wem sie wollen. Die kubanische Regierung interpretiert dies aufgrund langer Erfahrungen als eine Möglichkeit, dadurch könnten Regimegegner gezielt unterstützt werden.
    https://amerika21.de/2015/05/122806/huerdenabbau-kuba-usa

  168. Mattis
    24. Mai 2015, 12:59 | #169

    Soweit mir bekannt ist, hat es einen sehr frühen Ansatz gegeben, die Landwirtschaft zu mechanisieren. Aber die nötigen Werkzeuge und Maschinen konnte man ja nicht selbst herstellen und stellte schnell fest, dass man entsprechende Importe nicht bezahlen kann, und musste zurückrudern.
    Erst mit der Beziehung zu / Abhängigkeit von der Sowjetunion kam es diesbezüglich zu einem Neuansatz und zu einfachen Formen der Industrialisierung. Dass die Kubaner nicht sofort auf Autonomie aus waren, kann man ihnen kaum zum Vorwurf machen, denn der Aufwand, die Basis dafür zu schaffen, ist einfach gigantisch. Es stellt mir auch die Frage, wie ein solches Autonomie-Streben damals bewertet worden wäre – womöglich hätten Kritiker von links sogar eingewendet, Kuba wolle eine strikt nationalistische Politik durchziehen, statt sich als Teil einer realsozialistischen Arbeitsteilung zu verstehen, in der jeder das beiträgt, was er am besten kann. Ob man eine sonnige Insel ver-industrialisieren sollte, ist ja aus rationeller Sicht auch nicht selbstverständlich. Dass das mit den Russen am Ende schlecht ausging, kann man den Kubanern nicht vorwerfen, dazu hätten sie hellsehen können müssen.
    Also bleibt für so ein Inselchen dann nur, Arbeiter von der Landwirtschaft abzuziehen, um die Voraussetzungen für deren Maschinisierung zu schaffen. In Zeiten der Nahrungsmittelnot wäre das ein Münchhausen-Akt, geht also eigentlich nicht. Also wollte man (musste man) die Produktivität erstmal ohne Technik steigern, das aber heißt Mehrarbeit, und da setzte Che Guevara auf Moral, Castro eher auf materielle Anreize. Ob Klarheit und Einsicht in die Notwendigkeit gereicht hätten, mehr Zuckerrohr zu schlagen, um Metalle etc. für den Werkzeugbau importieren zu können, ist für mich fraglich.
    Bleibt freilich noch ein strittiger Posten: die Aufwendungen für die militärischen Auslandsaktivitäten, Aufwand an Geld, Material, Soldaten. Aber war das nicht auch dazu gedacht, dass ausländische Unterstützer-Regierungen geschaffen werden? Aus reiner Lust an revolutionärer Romantik ist die kubanische Führung diesen Weg wohl nicht gegangen.

  169. 24. Mai 2015, 17:05 | #170

    Es wundert mich, Mattis,daß du so einfach darüber hinweggehst, was mit der betrüblichen Feststellung „Kuba ist nicht zu helfen“ eigentlich gemeint sein muß. Die Frage, wie groß eine kleine Insel im imperialistischen Meer eigentlich sein mußte bzw. sein müßte, damit in ihr überhaupt vernünftig über die Frage gestritten werden kann, was „man“ da nun ökonomisch anstellen sollte, die steht ja noch unbeantwortet. Bzw. die Frage, was den Kommunisten international für ein Programm brauchen, damit solche Inseln, sofern sie denn überhaupt dem kapitalistischen Weltmarkt und demimperialistischen Staatensystem aus der Rippe geschnitten werden konnten, irgendeine mittelfristige Perspektive haben, bzw. was ihr Beitrag zu so einer internationalen Perspektieve sein könnte.
    Hat denn etwa nicht gegolten, daß über das Schiksal Kubas nicht in Havanna sondern in den Wirtschaftszentren der USA, nämlich durch deren Arbeiterklasse, entschieden wurde?
    Daß das mit den Russen (oder allgemeiner mit dem RGW, z.B auch mit der DDR) letztlich nicht gut gegangen ist, hätten die kubanischen Revolutionäre übrigens schon sehen können. Wenn sie Kommunisten gewesen wären, waren sie aber nicht.

  170. Paquito
    24. Mai 2015, 18:36 | #171

    „Planerstellung“ ist übrigens in jedem Automobilkonzern eine Selbstverständlichkeit. Produktionstermine, Forschungsabteilungen, Zuliefer- und Just-In-Time-Produktionsnotwendigkeiten müssen minutiös miteinander durchgeplant und vernetzt werden. (Oder z.B. die modernen Container-Verschiffungen von riesigen Tonnen diversester Warenladungen und die Löschung dieser Ladungen in den unterschiedlichsten Häfen mehrerer Länder wird minutiös geplant und vernetzt; sogar die anschließende und die vorherige Aufladung und Transport per Zug und LKW ist von A bis Z durchgeplant.) „Just-in-time“-Produktion als bloßes Schlagwort zeigt bereits, wie sehr hierzulande alles durchgeplant ist.
    Jeder, der mal eine Einbauküche oder einen Schrank bestellt, merkt, dass es heutzutage in bestimmten Bereichen kaum noch Lagerhaltung gibt, sondern erst mit dem Bestellvorgang ein komplett vernetzter Planungsvorgang ins Rollen gebracht wird. [Leider darf man als gewöhnlicher Sterblicher dann auf die Einbauküche mit den diversen Teilen aus Italien, China, Singapur ein halbes Jahr warten.]
    Und ob der Herd 50 oder 60 cm breit sein soll, kann ich als Kunde auf der Konstruktionszeichnung eintragen, mir am Computer angucken und ändern lassen, – und dann wird dieses Teil auch so in Singapur produziert. Und mir in Stuttgart anschließend – ein halbes Jahr später… – als meine Küche eingebaut.
    – Wenn das aber keine Planung ist!
    Und selbst die politischen Standortverwalter planen, zwecks Durchsetzung ihres Kapitalstandortes, wie private Universitäten, Silikon Valleys, Musical-Theater, Kita-Neugründungen oder ganze Stadtteil-Modernisierungen (‚Gentrifizierung‘) ihren Standort für weltweite Kapitalanleger attraktiver machen sollen.
    Und da soll man nicht im Interesse der Leute eine Planung hinkriegen?
    Sozialistische Planung würde nach ganz und gar und völlig anderen Maßstäben und Gesichtspunkten erfolgen. Ja. Schon recht.
    Aber wieso soll dafür ausgerechnet Cuba ein Modell abgeben?
    (Übrigens: Dass Cuba sich großartige Unterstützung für seine eigenen Wirtschaftsprobleme bzw. Mithilfe bei deren Lösung dadurch versprochen hätte, dass sie in Afrika Befreiungsbewegungen militärisch unterstützt haben – das glaubst du hoffentlich selbst nicht.
    „Aus reiner Lust an revolutionärer Romantik ist die kubanische Führung diesen Weg wohl nicht gegangen.“
    Vielleicht hatten sie andere Gründe als die einer „reinen Lust an revolutionärer Romantik“. Sie waren Revolutionäre.
    Romantik ist was ganz und gar anderes…)

  171. 24. Mai 2015, 20:10 | #172

    Daß es mit einer potentiellen Planerstellung im Sozialismus nur ungefähr soviel Probleme geben würde wie bei der Golf-Produktion in Wolfsburg ist ein running Gag noch von jedem GSP-Redner zu diesem Thema (gut, viele gibt es zu diesem Thema ja eh nicht).
    Daß da natürlich immer nur die Varianten bestellbar (also planbar) sind, die die Hersteller als profitlich ausgeguckt haben, versteht sich von selbst. Bdürfnisgerechte Produktion geht schon mal anders.
    Das ist natürlich der Inbegriff von Drüberweghuschen über all die Probleme, die sich historisch eh und sicher auch zukünftig ergeben haben oder könnten, vor allem in „Inseln“. Nämlich immer dann, wenn es vorn oder hinten eben nicht reicht. Und eben nicht „nur“ ein halbes Jahr später fertig wird. Auch hier auf dem Blog ist dazu (natürlich wie immer von den gleichen kommentatoren wie jetzt auch wieder) schon früher das eine oder andere Mal gestritten worden. Und es hätte auch noch gute Aufhänger dazu im weiteren Verlauf gegeben, ich verweise da z.B. immer auf die MASCH mit ihren Übergangsgesellschaftsveranstaltungen. Man hätte das auch an Renate Dillmanns China-Buch diskutieren können.
    Deshalb hat Paquito ja sogar auf verquere Art und Weise recht, wenn er schreibt, „wieso soll dafür ausgerechnet Cuba ein Modell abgeben?“ Weil dort von den so ungefähr schlechtesten voraussetzungen her gewirtschaftet werden mußte, was einen vernünftigen Plan, wenn er denn überhaupt von den Herrschenden gewollt worden wäre, eh schon ein Widerspruch in sich war.
    Es wäre übrigens interessant, wenn Paquito sein Schlußwort, „Sie waren Revolutionäre.“ etwas genauer ausführen würde. Denn was das heißt, bzw, im Fall der Castristen konkret bedeutet hat, bzw. was das für uns heute bedeuten würde, das ist ja nun wahrlich ein weites Feld. Mit einem Che-Bild an der Wand jedenfalls noch lange nicht hinreichend konkretisiert.

  172. Paquito
    24. Mai 2015, 20:44 | #173

    Es ist ja recht, wenn mehr Ernsthaftigkeit beim Argumentieren eingeklagt wird. Also: nix dagegen!
    Aber dann doch bitte auch bei Mattis.
    „Bleibt freilich noch ein strittiger Posten: die Aufwendungen für die militärischen Auslandsaktivitäten, Aufwand an Geld, Material, Soldaten. Aber war das nicht auch dazu gedacht, dass ausländische Unterstützer-Regierungen geschaffen werden? Aus reiner Lust an revolutionärer Romantik ist die kubanische Führung diesen Weg wohl nicht gegangen.“
    Wer so, nur an seinem Hobby-Thema interessiert, über Cuba daherredet, dem wird man wohl auch mal mit einem Container-Terminal oder Automobilkonzern als realen Beispielen komnen dürfen.
    (Manche Leute müssen übrigens neben der Bloggerei auch noch diversen anderen Notwendigkeiten nachkommen. Drum bin ich erst mal wieder hier weg.)

  173. 24. Mai 2015, 21:13 | #174

    Man muß sich hier nicht entschuldigen, wenn man nichts schreibt, sonst wäre der Blog ja voll von solchem Nullinhalt. (Manchmal wären Entschuldigungen natürlich sinnvoll für das, was Leute hier dann doch schreiben, aber das wäre wohl zu viel verlangt …)
    Die meisten Leute hier wie anderswo auf Blogs und Foren (so es sowas überhaupt noch aktiv genutzt gibt) müssen wohl „neben der Bloggerei auch noch diversen anderen Notwendigkeiten nachkommen“. Deshalb sind solche Internetforen ja eigentlich recht gut geeignet, die Leute trotz unterschiedlichem Zeitbudget zusammenkommen zu lassen, hab ich ja immer gesagt und bedauert, daß das offensichtlich praktisch keiner mehr so sieht.
    Was die vom Mattis angesprochenen „Aufwendungen für die militärischen Auslandsaktivitäten, Aufwand an Geld, Material, Soldaten“ angeht, so war das in der Tat von Anfang an der kommunistischen Versuche der Machteroberung und des Machterhalts ein wichtiges und hitzig umstrittenes Thema. Und das den Verhältnissen geschuldet ja zu recht. Und ich befürchte, daß es auch zukünftig nicht zu vermeiden sein wird, sich darüber Gedanken zu machen. Nur ist es von solch grundsätzlichen Erwägungen ein sehr weiter Weg bis zur handfesten Unterstützung der weltweiten Außenpolitik der SU, bzw. der eigenen Weltpolitik von Kuba. Und das ist dann schon recht weit weg von den Anfangsstreitereien, mit denen es hier losgegangen ist. Das kann man sich im Augenblick wohl sparen und nach hinten schieben.

  174. Paquito
    25. Mai 2015, 05:46 | #175

    Nachbemerkung: Dass als Grundlage kapitalistischen Planens und Arbeitens die Unterordnung der Lebensinteressen der Arbeiter unter die Erfordernisse des kapitalistischen Produktionsprozesses erfordert ist, heißt nicht, dass jegliche Planung und Arbeitsteilung diesen (dem Inhalt nach gewalttätigen) bürgerlichen Zusammenhang erfordern würde.
    (Es sollte hier also nicht das Hohelied kapitalistischer Ausbeutung vorgesungen werden, weil diese so furchtbar klasse geplant werde…)
    Daher wird so eine angeblich ’sachliche‘ Ausdrucksweise wie „Aufwendungen“ und „Posten“ hoffentlich in sozialistischer Planung nichts zu suchen haben…
    (In der DDR waren es, glaube ich, letztlich ‚Plankennziffern‘ und wurden in DDR-Geld gemessen.)
    („Aufwendungen für die militärischen Auslandsaktivitäten, Aufwand an Geld, Material, Soldaten.“ [Mattis])
    Lesetipps:
    http://neoprene.blogsport.de/2012/09/19/klarstellungen-ueber-die-sozialistische-revolution/
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/87/87_10/hebel.htm
    http://www.gegenstandpunkt.com/vlg/perestr/perestr_einleitung.html
    „An der Frage, wie geplant wird, ob mit Hebeln oder „direkt“ – so dass das Planen keine anderen als technische Probleme bewältigen muss -, entscheidet sich nämlich, ob die Interessen der Arbeiter zum Zug kommen oder nicht. (…) Der Standpunkt, dass das Revolutionsprogramm auch schon damit erledigt wäre, wenn „die Wirtschaft“ statt für die Interessen der Bourgeoisie für die Interessen der Arbeiter benützt wird, hat sich in der Sowjetunion schöpferisch verwirklicht. Mit der Auffassung ist zwar das Privateigentum abgeschafft und die Bourgeoisie entmachtet worden. Aber in bemerkenswerter Ignoranz gegenüber den Erkenntnissen von Marx, dass die Produktion abstrakten Reichtums den Gegensatz zu den Bedürfnissen der Produzenten enthält, haben die sowjetischen Revolutionäre geglaubt, der kapitalistische Produktionsapparat mitsamt seinen Rechnungsweisen, die allesamt dem Zweck der Vermehrung von Kapital gehorchen, ließe sich im Prinzip für andere gute Zwecke einspannen. Die schöne Mischung, am Kapitalismus einerseits dessen produktive Leistungen zu bewundern und es andererseits für höchst ungerecht zu befinden, dass die Arbeiter davon so wenig haben, genau die hat es in der Sowjetunion zum Staatsprogramm gebracht. Dieser Standpunkt will alle Wertkategorien als Mittel einer mächtigen Produktion, eben als „Hebel“ benützen und vermittels der politischen Festlegung und Aufsicht „im Interesse der Arbeiter“ deren gerechten Nutzen garantieren.“
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/87/87_12/korr.htm

  175. Mattis
    25. Mai 2015, 22:40 | #176

    @Paquito: Wenn du mir aufzeigen willst, dass rationelle Planung möglich ist und dass „realsozialistische“ Hebel-Ökonomie keine Planwirtschaft ist – das war nicht mein Thema. Sondern was genau in Kuba nicht-rationell war, wollte ich rausbekommen, und zwar in der nicht-marktwirtschaftlichen (und auch nicht Hebel-dominierten) Phase Ende etwa der 60er. Und zwar deshalb, weil mich die GSP-Kritik an Kuba an etlichen Stellen gestört hat, mir sehr abstrakt und ausweichend erschien (wie ich gezeigt habe), und ich wissen wollte, ob es vielleicht objektive Hemmnisse für die Durchsetzung einer rationalen Planung gegeben hat, so dass es sachfremd wäre, die Kubaner dafür zu kritisieren (z.B. für den fehlenden Aufbau einer eigenen Industrie zur Mechanisierung der Landwirtschaft etc.). Von diesem Thema – Planung oder Nicht-Planung in Kuba selbst – wäre der andere Punkt, was man von außerhalb Kubas an Unterstützung beitragen könnte, m.E. strikt zu unterscheiden. Denn: wenn Kuba ohnehin keine Zielsetzung hatte, die man für unterstützenswert halten kann, dann erübrigt sich doch auch eine Debatte über Hilfe von außerhalb.

    Etliche Parolen, die dort zu hören waren, z.B. „Paria o muerte“, zeugen davon, dass es um solche Klarheit auf Cuba eher nicht gegangen ist. (dazu)

    Bei Durchsicht der mir vorliegenden Berichte sehe ich jetzt eher bestätigt, dass – um es negativ zu formulieren – das Thema einer effizienten Organisation der Produktion für die Bedürfnisse der Kubaner in der Tat nicht wirklich im Fokus gestanden hat. Gerade wenn man wenige Mittel und Möglichkeiten hat, ist das Prinzip der Effizienz überlebenswichtig, und es stellt sich dann m.E. nicht die Frage, ob rationelles Planen möglich ist, sondern eben, mit welchen Hemmnissen und Beschränkungen man es dabei zu tun hat und wie man da weiterkommen kann, und seien die möglichen Schritte noch so klein. Und diese Frage und die praktischen Konsequenzen müssen dann wirklich im Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens stehen. Und davon kann im Falle Kubas leider keine Rede sein.
    Wenn ich mir z.B. die Dokumente von Che Guevara anschaue (u.a. die von Alfonsito verlinkten), der immerhin mal für die Wirtschaft mit-zuständig war, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Der Mann hatte in der Tat mehr Sorge darauf verwendet, ob die Künstler des Landes durch ihre Werke auch wirklich den Opferwillen der Massen propagieren, als auf so banale Themen wie die Steigerung von Produktivität durch Sachkenntniss, geschicktes Organisieren, die Förderung technischer Kreativität etc. Statt die vielgepriesene „Erziehung“ des Volkes auf solche Punkte zu konzentrieren, lag die Huldigung und Forderung des Dienens für die „Revolution“ an erster Stelle. Insofern hat man also nicht auf die Einsicht und Lernfähigkeit der Bevölkerung gesetzt, sondern auf die Tugenden der Unterordnung unter ehrenvolle Titel. Alles zu geben für die Freiheit des Vaterlandes, da streicht sich „Revolution“ dann durch, das ist mental und praktisch eine völlig andere Geschichte.
    Che Guevara hat z.B. in diesem Sinne aus Afrika „Briefe“ an seine kubanischen Landleute geschrieben, in denen zwar auch immer wieder von den materiellen Problemen die Rede ist und von der Notwendigkeit, diese zu meistern, aber das bleibt merkwürdig abstrakt, eingebettet in ein Pathos des Dienens und Opferns, so dass also der ganze intellektuelle Eifer sich auf das Thema „revolutionäres Massenbewusstsein“ konzentriert:

    „Zum Bild der Volksmengen, die der Zukunft entgegen marschieren, gehört die Idee von der Institutionalisierung zu einem harmonischen Ganzen von Kanälen, Stufen, Staudämmen, gut geölten Apparaten, die diesen Vormarsch ermöglichen, die eine natürliche Auslese derer gestatten, die dazu bestimmt sind, in der Avantgarde zu schreiten, und Belohnung oder Bestrafung erteilen an jene, die der Gesellschaft im Aufbau dienen oder sich an ihr vergehen.
    (…)
    Alle und jeder einzelne von uns entrichtet pünktlich seinen Beitrag an Opfern in dem Bewußtsein, belohnt zu werden durch die Befriedigung in der erfüllten Pflicht, mit allen gemeinsam dem neuen Menschen entgegenzusehen, der sich am Horizont abzeichnet.“ (Che Guevara)
    http://www.glanzundelend.de/Artikel/artikelalt/chebrief.htm

  176. Neuer_Mensch
    26. Mai 2015, 06:33 | #177

    Nachtrag: Das Geschäft mit Cuba befördert US-Karrieren…
    65 Mal im Monat wird ab Ende Mai 2015 die Strecke von Miami nach Kuba angeflogen; täglich von Miami nach Havanna. Je einmal pro Woche fliegt Eastern Air Lines nach Camagüey und Santa Clara.
    http://www.aerotelegraph.com/eastern-air-lines-bekommt-aoc-und-startet-fluege-nach-kuba
    Strippenzieher war wohl diese Figur hier
    „Viola wuchs in Williamsburg auf, ein Stadtteil des New Yorker Stadtbezirks Brooklyn. Der Sohn eines Lastwagenfahrers und Weltkriegs-Veteranen erzählte seinen Freunden, dass er eigentlich eine Karriere im Militär angestrebt habe.“
    http://www.wsj.de/nachrichten/SB10001424052702303595404579320671270699000
    Und auch auf Cuba ist der neue alte Mensch
    wieder schwer im Kommen…
    http://www.geo.de/GEO/geo-tv/kuba-eine-generation-im-wandel-79694.html

  177. 26. Mai 2015, 11:16 | #178

    Ich habe jetzt die von Mattis erwähnten Verweise von Alfonsito zu Che Guevara hier nicht gefunden und reiche deshalb einen zentralen Artikel von Che nach, den wiederum ich gefunden habe: „Der Sozialismus und der Mensch auf Cuba“ von 1965
    http://www.glanzundelend.de/Artikel/artikelalt/chebrief.htm
    Schlüsselstelle:

    “ Es gilt eine große Strecke zu überwinden bis zum Aufbau der wirtschaftlichen Basis, und die Versuchung, den ausgetretenen Pfaden des materiellen Interesses als antreibender Hebelkraft für eine raschere Entwicklung zu folgen, ist sehr groß.
    Doch läuft man dann Gefahr, vor lauter Bäumen den Wald nicht zu sehen. Dem Hirngespinst nachjagend, man könne den Sozialismus mit den morschen Waffen verwirklichen, welche der Kapitalismus uns vererbt (die Ware als ökonomische Zelle, die Rentabilität, das individuelle materielle Interesse als Hebelkraft usw.), kann man sich leicht in einer Sackgasse verfangen. Und man landet unweigerlich in ihr, nachdem man eine große Strecke zurückgelegt hat, auf der die Wege sich oftmals kreuzen und es schwerfällt, den Augenblick zu erkennen, da man sich in der Richtung irrte. In der Zwischenzeit hat die angepaßte ökonomische Basis ihre Wühlarbeit in der Entwicklung des Bewußtseins vollbracht. Um den Kommunismus aufzubauen, müssen wir mit der materiellen Basis zugleich den neuen Menschen schaffen.
    Daher ist es so wesentlich, das Instrument für die Mobilisierung der Massen richtig auszuwählen. Dieses Instrument muß grundsätzlich moralischer Art sein – worüber man keineswegs den richtigen Einsatz des materiellen Anreizes, vor allem gesellschaftlicher Natur, außer acht lassen sollte.“

    Während Guevara unzweifelhaft ein überzeugter Vertreter seiner egalitären Überzeugungen war, so sind seine grundlegenden Konzepte, so wie er sie in der “Großen Debatte” von 1965 vorgetragen und verteidigt hat, im herkömmlichen Rahmen der Ideologie des Stalinismus verblieben. Zu keinem Zeitpunkt hat Guevara den vollständigen Ausschluß der Bevölkerung Kubas von der politischen Willensbildung in Frage gestellt, genausowenig wie die Grundlinie der Castroclique, man müsse (ausgerechnet auf Kuba!) den Sozialismus in einem Lande aufbauen (können) – was in diesem Fall, einer kleinen Insel in Steinwurfentfernung von der mächtigsten imperialistischen Großmacht, besonders wenig erfolgsversprechend war. Guevaras politische Weltsicht war grundlegend dadurch definiert, daß er die Herrschaft der stalinistischen Kaste als notwendig erachtete und deshalb allen Forderungen der Werktätigen nach einem höheren Lebensstandard oder gar nachg politischer Mitbestimmung feindselig gegenüberstand. Wenn er damals kämpferischer und egalitärer klang als die Bürokraten im Kreml (und deren loyale Anhänger in Kuba), dann lag das in erster Linie daran, daß Guevara sich (wahrscheinlich sogar noch mehr als Fidel Castro) mit dem Militär identifizierte – also den Guerillas an der Macht. Anders als die Partei und Verwaltungsapparate war das Militär der Teil der kubanischen Bürokratie, der am wneigsten mit der direkten Umsetzung der Wirtschaftspolitik zu tun hatte. Guevara dachte entlang einer Konzeption, daß die „sozialistische“ Gesellschaft nicht durch Appelle an die materiellen Interessen der Massen aufgebaut werden sollte sondern dadurch, daß man den Massen immer wieder predigt, daß für den Aufbau Opfer zu erbringen seien. Das war die Fortsetzung des früheren Guerillakampfes, der nur deshalb erfolgreich gewesen war, weil es bei den Kämpfern ein enormes Maß an Selbstaufopferung und starken revolutionären Idealismus gegeben hatte. Guevara war also im Kern ein idealistischer Stalinist, der (vergeblich) versucht hat, die unüberwindlichen Hindernisse beim Aufbau des Sozialismus im wirtschaftlich sehr rückständigen Kuba durch utopisch-voluntaristische Methoden zu überwinden.

  178. Alfonsito
    26. Mai 2015, 12:36 | #179

    „…Guerillakampfes, der nur deshalb erfolgreich gewesen war, weil es bei den Kämpfern ein enormes Maß an Selbstaufopferung und starken revolutionären Idealismus gegeben hatte“ (Neoprene)

    Na ja. Das kann so nicht stimmen.
    Ein paar weitere Bedingungen werden schon notwendig noch da sein müssen.
    Auch hierzulande mag es bei Blockupy oder sonstig Bewegten starken Idealismus geben. „Vorwärts“ bringt einen das, wenn es nur das ist, aber gar nicht.
    Und auch die Argumente, die Zustimmung von Massen sei gewaltsam erzwungen worden, kann für die Revolution nicht gelten: die Granma-Truppe ist doch aus dem Nichts heraus größer geworden. Das Programm der Castristen ist auf breitere Zustimmung gestoßen – und das hast du ganz weggelassen, als würde das keine Rolle gespielt haben.
    (Aber: Westdeutsche Linke haben übrigens über das Volk der DDR früher auch gemutmaßt, die würden schon auch teilweise hinter ihrer Regierung stehen. Nach dem Mauerfall entpuppte sich das dortige Völkchen als ein ganz und gar anderes als man gedacht hatte.
    – Meine Hand ins Feuer legen dafür, dass das auf Cuba so ganz und gar anders ausgeht, – das mag ich daher nicht… Kann also sein, dass hinter der „sozialistischen Inszenierung“ gar nichts weiter mehr [vom ‚Sozialismus‘ übrig geblieben] ist…)
    Falls es so wäre – meiner Beobachtung zufolge ist für viele Cubanos Sozialismus identisch mit phrasenhaften Moralappellen (und ausgerechnet die USA stünden demgegenüber für das materielle Wohlergehen und den Egoismus ein.) Verkehrte Welt!
    —–
    EDIT: Ziemlich nah an der US-Hetze gegen die fehlende Demokratie auf Cuba ist übrigens auch dieser kritische Artikel:
    http://www.decub.de/CubaJournal/Neuigkeiten/democratie.htm
    Ökonomische Prozesse sind hier Gegenstand:
    http://www.decub.de/CubaJournal/Neuigkeiten/padura.htm
    http://www.taz.de/Immobilienmakler-auf-Kuba/!5026978/

  179. 26. Mai 2015, 13:08 | #180

    @ Alfonsito

    „„…Guerillakampfes, der nur deshalb erfolgreich gewesen war, weil es bei den Kämpfern ein enormes Maß an Selbstaufopferung und starken revolutionären Idealismus gegeben hatte“ (Neoprene)
    Na ja. Das kann so nicht stimmen.
    Ein paar weitere Bedingungen werden schon notwendig noch da sein müssen.“

    Ja, unbestritten. Das war wohl doch allzu knapp hingeschrieben.
    Ich wollte jetzt aber nicht auch noch das politische Faß aufmachen, was denn im Falle Kuba die besonderen Rahmenbedingungen gewesen sind, die das ansonsten ja herzlich wenig Erfolg versprechende Projekt dann überraschenderweise doch noch zum politisch/militärischen Sieg gebracht hat. Daß purer Wille da generell wenig reißt, das habe ich einfach als selbstverständlich unterstellt.
    Daß die Granma-Truppe in der Tat auf eine recht breite Unterstützung in der Bevölkerung gestoßen ist und bei ihren Kämpfen recht schnell so stark werden konnte, daß sie schließlich gegen das alte Regime gewinnen konnten, das ist bekannt. Die waren aber alles andere als lupenreine Demokraten. Weder im bürgerlichpolitischen Sinne noch waren sie kommunistische Revolutionäre, die sich auf die aktive und organisierte Unterstützung der Werktätigen und voe allem der Arbeiter gestützt hätten oder auch nur häten stützen wollen. Die kleine Arbeiterklasse Kubas spielte weder vor dem Sturz Batistas noch im neuen Kuba irgendeine poltische eigenständige Rolle. die wurden weder gefragt, noch hätten die Castristen auf da gehört, was da gekommen wäre. (die paar wenigen linken Kritiker ihres Projektes haben sie deshalb folgerichtig gleich in den Knast gesteckt („Die stehen nicht auf dem Boden der Revolution.“)
    Es wird schon lange Zeit so gewesen sein, daß beträchtliche Teile der Bevölkerung hinter der Regierung gestanden haben, (auch wenn sich vielleicht nicht alle freiwillig die stundenlangen Reden von Fidel Castro angehört haben), aber daß die Regierung auf die Massen gehört hätte, kann man ja wirklich nicht sagen. Da gab es ja z.B. noch nicht mal Parteitage als Organisierung der Entscheidungsfindung im engeren Kreis.

  180. Mattis
    26. Mai 2015, 16:53 | #181

    „genausowenig wie die Grundlinie der Castroclique, man müsse (ausgerechnet auf Kuba!) den Sozialismus in einem Lande aufbauen (können) – was in diesem Fall, einer kleinen Insel in Steinwurfentfernung von der mächtigsten imperialistischen Großmacht, besonders wenig erfolgsversprechend war.“ (Neoprene)

    Nunja, im Sinne der Kubaner, deren Schicksale zuvor zu den härtesten in Amerika zählten, würde ich sagen: Besser als weiter für die Plantagenbosse zu leiden, war das Kuba-Projekt an sich schon, und was in falscher Weise auf Kuba bis heute Bestand hat, hätte doch auch besser aussehen können, warum nicht. Auf keinen Fall schwerer jedenfalls als das, was tatsächlich praktiziert wurde!
    Denn: Kuba hat ja nicht deshalb irgendwie überlebt, weil es „stalinistisch“ war statt sozialistisch. Und die damaligen Auslandsaktivitäten haben die Sicherheit Kubas wohl eher nicht gestärkt, sondern waren im Gegenteil eine hochriskante Gratwanderung.
    Das Sendungsbewusstsein der Castro-Truppe, von Kuba aus gleich die halbe Welt zu missionieren (nicht nur mit Worten), ohne dass man auf der Insel selber die Produktion auch nur halbwegs geregelt kriegt – das ist schon eine Art Wahn, für die ein ganzes Volk in ständigen Stress gesetzt wurde. Deshalb auch die Einforderung soldatischer Tugenden statt einer rationellen Sicht und Praxis der Ökonomie zum eigenen Nutzen.

  181. 26. Mai 2015, 18:34 | #182

    Gut, Mattis: Daß das Castro-Regime in einer eh „unmöglichen Situation“ auch noch jahrzehntelang (von einem kommunistischen Standpunkt aus) Mist gebaut haben, über die Strangulierungsversuche der USA hinaus weitere sozusagen unnötige Katastrophen hinorganisiert haben, das ist ja hinreichend dokumentiert, davon lebt ein Großteil des Antikommunismus ja immer noch.
    Und ich möchte auch nicht dahingehend mißverstanden werden, daß ich wirklichen Kommunisten überall auf der Welt abraten würde, Siege gegen den Imperialismus zu erstreiten, aber solange die USA und die EU solche Festungen des Imperialismus sind sind, die sie eben zur Zeit sind, solange haben es anderswo alle aufmüpfigen Bestrebungen eben noch schwerer, Kommunisten sowieso.
    Wie gesagt, über Kubas Außenpolitik und dessen angeblichen irgendwie fortschrittlichen Antiimperialismus will ich erst mal gar nicht weiter reden, denn das war eh nur die Verlängerung der blöden Innenpolitik. Nur soviel nebenbei, von einem auch noch „die halbe Welt“ betreffenden „Sendungsbewußtsein der Castro-Truppe“ kann doch noch nicht mal „mit Worten“ die Rede sein. die haben doch von Chile über El Salvador bis Nikaragua, also in ihrer Hälfte der Welt, jedem der hören oder nicht hören wollte eingetrichtert, partout die Finger von einem Umsturz der Klassenverhältnisse, von der Abschaffung des Kapitalismus zu lassen. Was die dann ja auch fast ausnahmslos gemacht haben, da brauchten die noch nicht mal den weisen Rat aus Havanna.

  182. Alfonsito
    26. Mai 2015, 20:43 | #183

    Neo, zumindestens bei Chile habe ich immer gedacht, dass das MIR von Cuba Unterstützung erhalten hat.
    (Bei den Tupamaros dachte ich das auch.)
    Insofern wundert mich, was du schreibst…
    http://latinamericanhistory.about.com/od/thehistoryofchile/a/09ChileMIR.htm
    http://www.fgbrdkuba.de/cl/cltxt/cl2013404-putsch-in-chile.php
    „A fines de 1971, el gobierno de la UP estableció vínculos oficiales entre la cúpula del MIR y el régimen de Fidel Castro Ruz, concretándose en cursos de formación guerrillera de excelencia en la isla de Cuba, país ubicado en un archipiélago del mar Caribe, y que limita al norte con Estados Unidos.“
    http://teresitaquilodran.blogspot.de/2013/04/guerrilleros-chilenos-de-izquierda-mir.html
    http://msz1974-80.net/MIR.html
    „Die haben doch von Chile über El Salvador bis Nikaragua, also in ihrer Hälfte der Welt, jedem der hören oder nicht hören wollte eingetrichtert, partout die Finger von einem Umsturz der Klassenverhältnisse, von der Abschaffung des Kapitalismus zu lassen…“ (Neoprene)
    Meines Wissens ist Che Guevara in Bolivien getötet worden.
    Worauf beziehst du dich eigentlich?
    (Und ob nun damals diese eher linksradikalen (‚voluntaristischen‘) Gruppen oder die eher an Moskau orientierten lateinamerikanischen stalinistischen ‚ML‘-Parteien „linker“ oder „vernünftiger“ als die jeweils anderen waren, – das will ich lieber gar nicht gegeneinander abwägen müssen…
    Beide Sorten ‚linker‘ Politik gibt es heute ja so nicht mehr.)

  183. 27. Mai 2015, 08:07 | #184

    @ Alfonsito
    Ja, die MIR soll einiges an Unterstützung von Kuba bekommen haben. Aber erstens war die MIR ja eh nur der militante Arm der Volksfront von Allende , das haben die ja unterstützt,(die schließlich auch von Kuba gut geheißen und öffentlich unterstützt wurde) und zweitens war das logistische Hilfe aber kein gemeinsamer Versuch sowas wie eine lateinamerikanische Komintern aufzubauen.
    Che und die Castristen sind politisch nicht ganz auf einer Wellenlänge gewesen, das stimmt. Guevara wollte das kubanische Projekt genauso auch in Bolivien umsetzen, wo seine isolierte Guerilla von der Regierung mit massiver US-Unterstützung ausradiert wurde.
    Vor allem in den Bürgerkriegen in El Salvador und Nicaragua hat Kuba ganz massiv dagegen Partei ergriffen, daß Revolutionäre auch dort „den kubanischen Weg gehen“. Leider mit Erfolg.
    Ich habe mich mit diesen Beispielen kritisch bezogen auf die ja nicht nur bei Mattis anklingenende positive Einschätzung des angeblichen revolutionären Internationalismus, mit dem Kuba Chruschtschow & Co. so mächtig in den Schatten gestellt haben sollen.

  184. Alfonsito
    27. Mai 2015, 08:42 | #185

    Neo, ich weiß wirklich nicht so recht,
    worauf du hinaus willst
    „Vor allem in den Bürgerkriegen in El Salvador und Nicaragua hat Kuba ganz massiv dagegen Partei ergriffen, daß Revolutionäre auch dort „den kubanischen Weg gehen“. Leider mit Erfolg.“
    Willst du jetzt ernsthaft über irgendwelche Gruppen in Nicaragua
    oder El Salvador mitteilen, die seien gescheitert, „weil“ Cuba da eine andere Position eingenommen hatte? Auch noch „massiv“?
    Und dieses angebliche Eingrefen Cubas sei der Grund für den Verlauf dort gewesen: „Leider mit Erfolg“.
    Über Nicaragua zu diskutieren, mag lohnend sein. Selber kann ich mich daran aber kaum noch erinnern, habe jedoch nicht die Erinnerung, dass Cuba die Contra unterstützt hätte. Das hat bekanntlich die US-Regierung verbrochen. Und bei solchen US-Aktivitäten würde mir auch noch einleuchten, zu sagen „Leider mit Erfolg“…
    (Damit will ich jetzt gar nichts pro Sandinistas gesagt haben. Aber deine ‚trotzkistischen‘ (?) Gemälde drumherum leuchten mir doch eher nicht ein.)
    Jedenfalls gab es cubanische Versuche, den Imperialismus dadurch auch zu schwächen (so habe sie das wohl gesehen), dass man Aufständische Gruppen oder Regierungen in Afrika und Lateinamerika unterstützt hat. Das kann man sicherlich diskutieren, ob dieser Grundsatz vernünftig war (Mattis sagt wohl nein); umgekehrt haben die Stalinisten ihre entsprechenden weltweiten stalinistischen „Bruderparteien“ ja auch von Moskau aus gefördert und unterstützt. Havanna war da eher (durchaus arbeitsteilig) wohl für diverse linksradikale Gruppen zuständig.
    Haben die Cubanos in dieser Richtung also zu wenig, zu viel oder schlicht das Falsche unternommen?

  185. Alfonsito
    27. Mai 2015, 17:26 | #186

    Beziehungen USA – Cuba – Durchbruch weiter vertagt (JW, 23.5.2015)
    „(…) Streitpunkt ist die Ausbildung von Gegnern der kubanischen Verfassung, in der nach einer Volksabstimmung im Jahr 2002 das sozialistische Gesellschaftssystem als »unwiderruflich« verankert worden war, zu »unabhängigen Journalisten«. Die US-Interessenvertretung in Havanna bietet dazu im Rahmen des »Pro-Demokratie-Programms« ihrer Regierung offiziell Kurse an, deren Teilnehmer mit Spesen, Verpflegung und kleinen Geschenken (USB-Sticks) geködert werden. Raúl Castro hatte diese Praxis erst am Dienstag letzter Woche erneut als illegal kritisiert. Die Fortsetzung subversiver Aktionen zur Destabilisierung Kubas erschwere eine Normalisierung der Beziehung zwischen beiden Ländern, sagte der Staatschef.
    Nach Ansicht Kubas würde die Eröffnung von Botschaften ohnehin noch keine Normalisierung bedeuten. Dazu müssten eine Reihe weiterer Voraussetzungen erfüllt sein. Havanna fordert unter anderem die völlige Aufhebung der US-Blockade, die Rückgabe des seit 1903 von den USA besetzten Gebietes in der Bucht von Guantánamo, eine Entschädigung für die durch Blockade und Terror gegenüber Kuba angerichteten Schäden, die Einstellung der illegalen Radio- und Fernsehprogramme zur Destabilisierung des Landes sowie die Beendigung des illegalen Trainings von Systemgegnern in den diplomatischen Einrichtungen der USA in Kuba.“
    https://www.jungewelt.de/2015/05-23/062.php
    —–
    Das Embargo endgültig zu begraben,
    würde ja wohl auch bedeuten,
    dass die gesamte Mannschaft des Exils in Miami
    (Bacardi und Consorten…)
    ihre Hoffnungen auf Rückerstattung ihrer Eigentumsansprüche
    in den Wind schreiben müsste…
    http://www.havanatimes.org/?p=111437
    Aber dass die Exilkubaner aus Miami
    (‚Buitres‘, Geier oder gleich: ‚Gusanos‘, Würmer)
    landesweit in den USA selbst bei den US-Republikanern
    für politische Mehrheiten stehen, scheint eher unwahrscheinlich.
    http://www.motherjones.com/politics/2015/05/marco-rubio-cuba-policy-2016

  186. Mattis
    27. Mai 2015, 17:34 | #187

    „Nur soviel nebenbei, von einem auch noch „die halbe Welt“ betreffenden „Sendungsbewußtsein der Castro-Truppe“ kann doch noch nicht mal „mit Worten“ die Rede sein. die haben doch von Chile über El Salvador bis Nikaragua, also in ihrer Hälfte der Welt, jedem der hören oder nicht hören wollte eingetrichtert, partout die Finger von einem Umsturz der Klassenverhältnisse, von der Abschaffung des Kapitalismus zu lassen.“ (Neoprene)

    Ich wollte eigentlich weniger etwas zum Inhalt dieser Missionierung gesagt haben – diebezüglich magst du richtig liegen -, sondern einfach aufzeigen, was für ein wahnwitziges Unterfangen es war, die Welt wie auch immer „antiimperialistisch“ beglücken zu wollen, während man den eigenen kubanischen Laden ökonomisch nicht mal ansatzweise auf die Reihe kriegt.
    Meine Redeweise von wegen „Sendungsbewusstsein“ verdankt sich folgendem aparten Anspruch, am schönsten natürlich wieder von Che Guevara formuliert:

    “Wir wissen, daß Opfer auf uns warten und daß wir einen Preis zu zahlen haben für das heroische Beginnen, eine Avantgarde als Nation aufzubauen. Wir Führer wissen, daß wir uns das Recht erkaufen müssen, sagen zu dürfen, daß wir an der Spitze des Volkes stehen und daß dieses an der Spitze Amerikas steht.”
    “Innerhalb des Landes müssen die Führer ihre Rolle als Avantgarde erfüllen; und in aller Offenheit soll gesagt werden: in einer wahren Revolution, für die man alles gibt, von der man keinerlei materielle Vergütung erwartet, ist die Aufgabe des Avantgarde-Revolutionärs, eine großartige und zugleich beängstigende.”
    (aus dem s.o. zitierten Brief)

    Wahrlich beängstigend.

  187. Alfonsito
    27. Mai 2015, 17:41 | #188

    „… während man den eigenen kubanischen Laden ökonomisch nicht mal ansatzweise auf die Reihe kriegt.“ (Mattis)
    Das haben sie wohl nicht so gesehen.
    Und dass der Ostblock zusammencrasht, hat auch ansonsten fast niemand auf der Welt sich so vorstellen mögen (nicht mal die hiesige SPD)…
    „Beängstigend“…
    … finde ich selber übrigens real was Anderes
    als soche salbungsvollen verquast-lyrischen Sprüche…

  188. 27. Mai 2015, 19:49 | #189

    Nein, Mattis, genau andersrum:
    Es war/wäre ein irres Konzept gewesen, wenn die Revolutionäre auf Kuba wirklich gedacht haben/hätten, ausgerechnet auf dieser kleinen Insel mit in vielerlei Hinsicht schlechter Ausgangssituation den Laden ökonomisch auch nur ansatzweise auf die Reihe zu kriegen. Leider hatten die aber gar kein Sendungsbewußtsein, bzw. genauer gar kein Bewußtsein davon, wie prekär solche Inseln (jetzt im allgemeinen Sinn, nicht nur geographisch) sind, und früher oder später dem Druck des Imperialismus unterliegen werden/müssen, wenn es nicht gelingt, dem einige Schraubenschlüssel in die Räder zu werfen, was natürlich nur geht, wenn man die Arbeiter in dessen Zentren auch für eine revolutionäre Perspektive mobilisiert. Und da wäre es maximal auf den „Inhalt“ solcher „Missionierungen“ angekommen. Auch wenn Guevara sicherlich in erster Linie von Moralismus zu seiner Version vom Revolutionsexport gekommen ist, so schimmerte da doch wenigstens im Kern durch, daß die sozialistische Idylle allein auf Kuba eine Schimäre war.
    Leider waren die Revolutionäre durch die Bank keine Marxisten oder Kommunisten, was dann deren Wirtschafts- und Sozialpolitik obendrein noch mal einen Zacken schlimmer gemacht hat.
    Und wenn sie Marxisten gewesen wären, dann hätten sie sich auch mit einem Finger einer Hand ausrechnen können, daß die Hoffnung, mit dem RGW das große Los gezogen zu haben, auch nicht besonders weise war. Denn die waren ja auch schon recht lange keine Kommunisten mehr. Auch in diese Richtung haben es die Castristen leider an einem vernünftigen „Sendungsbewußtsein“ mangeln lassen.

  189. Sendungsbewusstsein
    27. Mai 2015, 20:29 | #190

    Das Fach ‚Lyrik‘ hatten damals übrigens auch andere gut drauf:
    Die Mitgliedschaft bei uns ist notwendig und sinnvoll, da wir mit Flugblattverteilen, Studienberatung, Demonstrieren, von einem Seminar ins andere laufen und allen erzählen, dass sie gegen die Regelstudienzeit aktiv werden müssen, da wir durch unsere Arbeit lebenswichtige Eigenschaften einüben: kollektiv, planmäßig, verantwortungsbewusst und diszipliniert zu handeln. Und es gibt kaum ein Land der Erde, wo wir nicht Kampfgefährten haben, es sind Millionen. Diese Behauptungen beruhen auf unseren Erfahrungen.
    (MSB Spartakus 1979)
    „Demonstrations-Kundgebung 11 Uhr Mariahilfplatz. 13 Uhr Großkundgebung Marienplatz mit Pastor Niemöller … Nachmittags Programm für Kinder und Erwachsene. Friedensgottesdienst.“
    (in: Flugblatt des MSB Spartakus München vom Mai 1979)
    aus: http://msz1974-80.net/Sprueche.html

  190. Kampfgefährten
    27. Mai 2015, 21:49 | #191

    97 Prozent der Kubaner sind der Ansicht, dass die Annäherung an die USA gut für ihr Land ist. Mehr als die Hälfte glaubt, dass Kuba mehr davon profitieren wird als die USA.
    Und US-Präsident Barack Obama ist in Kuba fast doppelt so beliebt wie in den USA, 80 Prozent haben von ihm eine positive Meinung. Die Castro-Brüder kommen nur auf 47 (Raúl) beziehungsweise 44 Prozent (Fidel).
    http://www.taz.de/Ann%C3%A4herung-zwischen-Kuba-und-den-USA/!5013281/

  191. Alfonsito
    28. Mai 2015, 13:53 | #192

    „Kämpfen lohnt sich eben…“
    meinten jw und Cuba-Solidarität zum Jahreswechsel gleichermaßen…
    http://www.fgbrdkuba.de/cl/cltxt/cl2015102-obamas-kurswechsel.php
    Das scheint die generelle Einschätzung derzeit zu sein
    https://amerika21.de/audio/121502/progressive-entwicklung-la
    (Bitter ist schon aber auch, dass sich auf Cuba nun schlicht
    das Roll-Back in Osteuropa zu wiederholen scheint
    – inklusive dem Jubel über die Veränderungen.)

  192. Obligater_Optimismus
    29. Mai 2015, 18:49 | #193

    Das sind ja dolle Perspektiven und Ängste…
    „Wirtschaftlich wird die Öffnung Kubas natürlich einen positiven Einfluss haben. Die Exporte der Kubaner werden aufgrund eines neuen und sehr mächtigen Handelspartners in die Höhe schnellen.
    Auch im Tourismus wird es Änderungen geben. Auf Dauer wird es für US-Amerikaner leichter werden nach Kuba einzureisen. Die geographische Nähe wird zu einem großen Anstieg der Touristenzahlen führen. An dieser Stelle bleibt zu hoffen, dass die Amerikaner nicht versuchen werden die schönen Orte für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.
    Man stelle sich vor, ein Cayo Coco, dass in zwei Jahren einem Cancun ähnelt, voll mit partywütenden und sturzbetrunkenen Highschool Absolventen.
    Auch die Auswirkungen von amerikanischen Investoren sollte beachtet werden, ein Havanna voll mit MC Donalds und Burger King Filialen würden das Stadtbild gewaltig ändern.“
    http://daily-cuba.com/usa-botschaft

  193. dazu
    1. Juni 2015, 06:10 | #194

    Im Gegenstandpunkt gab es bereits 2012 einen großen Basis-Artikel zu den aktuellen Reformen auf Cuba:
    Kubas jüngster „Aufbruch zum Sozialismus“
    Staatlich organisierter Drittweltkapitalismus
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2012/1/gs20121116h1.html
    Zu den Details der Reformen gibt es Original-Zitate der kubanischen KP:
    http://www.argudiss.de/sites/default/files/doku/ankuendigung%28pdf%29/kuba_hb_1011_zitate.pdf
    H. L. Fertil hat im März 2012 in Wien zu den ‚Reformen‘ einen Vortrag gehalten
    „In den „Lineamientos“ (Richtlinien, Grundzügen) hat die Staatspartei Kubas ein Programm verkündet, das jeden Versorgungsgedanken aufgibt und Markt und Rentabilität zu ihrem Credo erklärt.
    Was heißt das Einzelnen? In der Landwirtschaft soll und muss jeder schauen, was er aus seiner Parzelle herausholen kann, ohne jede Hilfestellung durch den Staat. Damit hofft Kuba die Lebensmittelproduktion zu steigern.
    Eine Million bald entlassene Staatsangestellte sollen sich entweder als Kleinbauern oder als Freiberufler weiterbringen, obwohl es für letzteres kaum einen inländischen Markt gibt.
    Luxustourismus soll gefördert werden, um die einzige Devisenquelle des Landes auszubauen.
    Bettelei und Prostitution werden sicher zunehmen. Ob die Rechnung der Staatsführung aufgeht, wird sich weisen. Die Lineamientos verheißen jedenfalls für die meisten Bewohner Kubas nichts Gutes.“
    http://cba.fro.at/76092
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-116825
    ——
    Der zweite Strang, der hier sehr breit diskutiert wurde,
    das waren die Fragen nach der Planwirtschaft:
    Was ist deine alternative Wirtschaft?
    Egal was mensch in dieser Gesellschaft kritisiert und ob mensch es gelungen oder weniger gelungen macht: Über kurz oder lang wird der eigenen Kritik entgegnet werden, was »die eigene Alternative« sei zum Kritisierten. Die Kritik am Kapitalismus ist dem gleichen Vorurteil unterworfen, man müsse
    etwas besser können, um es überhaupt kritisieren zu dürfen. Nicht wenige
    Linke beschäftigen sich mit alternativen Wirtschaftsmodellen, weil sie diesem Einwurf begegnet sind und für sich beschlossen haben: Ich will denjenigen etwas antworten können,die mich nach meiner Alternative fragen. In diesem kurzen Artikel soll also nicht geklärt werden, was die Fehler an Tauschringen, Umsonstläden und Regionalwährungen sind,sondern warum es richtig ist, kein alternatives Wirtschaftskonzept zum Kapitalismus zu haben, und warum man die Frage lieber zurückweisen sollte als sie zu beantworten. (2014)
    http://keinort.de/?cat=10
    „Kritik – statt Alternativen“,
    darum geht es auch bei einem Leserbrief 2004 an den Gegenstandpunkt
    Warum wir nicht mit einem „durchdachten planwirtschaftlichen Konzept“ für den Kommunismus werben
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2004/1/gs20041063h2.html
    ——
    Thema war also auch einiges an Basics zu „Kommunismus“ und „Sozialismus“:
    „Zweck des Kommunismus ist die Abschaffung von Kapital, Staat und Nation und die Herstellung eines klassenlosen „Vereins freier Menschen“, einer Kommune, die ihren Stoffwechsel mit der Natur als selbstbewußtes Kollektiv planmäßig regelt und die Produktion dem Zweck der Befriedigung der individuellen und kollektiven Bedürfnisse widmet.“
    http://kapitalkritik.blogsport.de/2013/11/30/kapitalismus-und-kommune/#fn1385799371560
    (darin: 4 Zeilen nach oben scrollen…)
    und zur Kritik der „Hebelwirtschaft“:
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-116859

  194. Mattis
    2. Juni 2015, 21:00 | #195

    Der GegenStandpunkt proklamiert zwar eine kollektive Ökonomie, aber Genaueres darf man nicht wissen wollen. Die Argumente gegen die Nachfrager sind vielfältig: von „nicht der richtige Zeitpunkt“ bis hin zu „wir lassen uns nicht darauf festlegen, eine Alternative aufzeigen zu müssen“, oder einfach nur als Vorwurf des „Utopismus“ oder der „Konzeptbastelei“. Wobei ich es eher für Utopismus halte, wenn man schönklingende Absichtserklärungen formuliert („Befriedigung der individuellen und kollektiven Bedürfnisse“), aber keine Programmatik dazu hat und – schlimmer noch – anderen auch noch explizit vorwirft, sich mit dem Thema überhaupt zu beschäftigen.
    Meine Einwände gegen diesen Standpunkt habe ich u.a. in folgendem Thread vorgebracht:
    http://neoprene.blogsport.de/2013/09/08/waehlen-ist-verkehrt-nicht-waehlen-aber-auch/#comment-89735

  195. Alfonsito
    2. Juni 2015, 21:37 | #196

    @ Mattis,
    es wurden hier etliche interessante Debatten zu Cuba gewälzt. Aber die Frage, ob die Historie Cubas ein angemessener Anlass wäre, daran Probleme einer zukünftigen Planwirtschaft zu diskutieren, wurde meiner Erinnerung zufolge negativ beantwortet: Die Geschichte Cubas gibt dazu gar nichts her.
    (Auch die oben angesprochenen Probleme von Stadt und Land, oder von Alfabetisierung, oder Förderung von Genossenschaftsbildung, Diversifizierung statt Monokultur Zucker – allesamt spezifisch cubanische Probleme.)
    Und da ich mein eigenes Exemplar der Biografie über Che Guevara schon vor einiger Zeit verschenkt hatte, habe ich mir nun aufgrund deines Interesses das „Kubanische Tagebuch“ von Che Guevara zugelegt – und finde es ziemlich gruselig.
    Mit Planwirtschaft hat das meines Erachtens wirklich gar nichts zu tun.
    Z.B. bei der Erinnerung an die Schlussoffensive von Santa Clara malt Che Guevara sich aus, wie Cuba von der Monokultur des Zuckers weg käme, und wie den Bauern das Land übergeben werden müsste, was er gleich schon so formuliert: „Man wird diejenigen Bauern mit langfristigen Ablösungsgutscheinen bezahlen können, die beweisen können, dass sie ihren Boden ehrlich erworben haben.“ (332); es folgen weitere Appelle an Ehrlichkeit, Einsatz, Aufopferung; dann die Versicherung der unbeugsamen Haltung, im Bewusstsein der ungeheuren historischen Verantwortung, für alle Völker Amerikas, für die ganze Welt, die wir nicht enttäuschen dürfen.
    „Wahrlich beängstigend“ wie du finde ich solche Sprüche erst einmal nicht. Vermutlich sind sie eher hilflos; machen aus all den Problemen einen riesigen Popanz an Moralanforderungen (in der falschen Vorstellung, damit könnte man nicht nur ‚Berge bewegen’…).

  196. 3. Juni 2015, 07:50 | #197

    @ Alfonsito

    „die Frage, ob die Historie Cubas ein angemessener Anlass wäre, daran Probleme einer zukünftigen Planwirtschaft zu diskutieren, wurde meiner Erinnerung zufolge negativ beantwortet: Die Geschichte Cubas gibt dazu gar nichts her.
    (Auch die oben angesprochenen Probleme von Stadt und Land, oder von Alfabetisierung, oder Förderung von Genossenschaftsbildung, Diversifizierung statt Monokultur Zucker – allesamt spezifisch cubanische Probleme.)

    Doch, genau andersherum: Gerade an Kuba als einem verschärft ungünstigem Ausgangspunkt für eine sozialistische Transformation kann man ablesen, was allgemein dabei an Problemen auftreten kann bzw. in vielen Gegenden der Welt vorkommen wird:
    Das Stadt-Land-Problem ist z.B. weltweit größer geworden, wo immer mehr Menschen in Ballungszentren zusammengepfercht werden, weil sie auf dem Land nicht überleben konnten.
    Wirkliche vernünftige Bildung ist selbst in den Staaten mit einem ausgebauten Bildungswesen selbstredend immer noch nicht zu haben.
    Das Genossenschaftswesen dürfte überall dort, wo Landwirtschaft noch mit relativ viel Menschen betrieben wird (also recht flächendeckend) auch strittig bleiben.
    Und die völlig unausgewogene Produktionsstruktur in Landwirtschaft und Industrie ist in den Jahrzehnten seit der kubanischen Revolution weltweit eher schlimmer geworden als in den Hintergrund getreten.
    Und das sind allemal Sachen, die auch mit Bergen von Moral nicht zu bewegen sind.

  197. Paquito
    3. Juni 2015, 16:56 | #198

    Geld und Währung auf Cuba
    Der Kubanische Peso, spanisch Peso cubano, Währungscode CUP, ist die ursprüngliche von gegenwärtig zwei offiziellen Währungen auf Kuba. Im Sprachgebrauch Kubas wird er häufig auch als moneda nacional bezeichnet und mit MN abgekürzt. Die Währung dient hauptsächlich der Bezahlung von staatlich subventionierten Waren und Dienstleistungen. Die Nachfrage nach Artikeln des täglichen Bedarfs übersteigt aber bei weitem das Angebot, das mit CUPs bezahlbar wäre.
    Zusätzlich existiert seit 1994 insbesondere für den Erwerb importierter Waren der Peso convertible (CUC), dessen ‚Wertmaßstab‘ sich eher an Euro und Dollar orientiert. Auch zahlreiche Konsumgüter und Lebensmittel des täglichen Bedarfs werden leider inzwischen nur noch ausschließlich in CUC angeboten, ebenso einige staatliche Dienstleistungen wie zum Beispiel die Ausstellung eines Reisepasses (Stand 2013: 100 CUC). Das Angebot der Waren, die für Kubanische Pesos erhältlich sind, ist eher knapp. Speziell ausländischen Touristen angebotene Waren und Dienstleistungen (Unterkunft, Autovermietung, Gastronomie) sind ausschließlich in CUC zu bezahlen.
    Die ursprünglich nur in Touristenzentren gegen CUC verkauften Waren
    sind im Verhältnis zum kubanischen Durchschnittseinkommen oft sehr teuer. Inzwischen bemüht sich der cubanische Staat, diese Währungen zusammenzubringen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kubanischer_Peso
    Kubas Währungen: Es soll nur eine geben.
    Das Konzept zweier Währungen würde für allerlei Probleme sorgen und die Regierung wolle das jetzt ändern, meinte die ‚Deutsche Welle‘ 2014
    http://www.dw.de/kubas-w%C3%A4hrungen-es-soll-nur-eine-geben/a-17949958
    „Kuba macht mit dem Drucken von neuen Geldscheinen einen weiteren Schritt hin zu einer Einheitswährung. Ab Februar werden 200-, 500- und 1000-Peso-Scheine in Umlauf gebracht, gab die kubanische Zentralbank am Donnerstag bekannt. Bislang gibt es lediglich Geldnoten bis zu einem Wert von 100 Pesos. Zentralbankvizepräsident Francisco Mayorbe hatte der staatlichen Zeitung „Granma“ in den vergangenen Monaten gesagt, dass viele Geschäfte mittlerweile beide Währungen akzeptierten und sich dabei am Umrechnungskurs orientierten. Das bedeutete, dass der Käufer etliche lokale 100-Peso-Scheine hinlegen musste.“ (Wirtschaftswoche, 16.01.2015)
    Kuba schafft Parallelwährung ab – Neue Geldscheine beschleunigen Übergang.
    Auf Kuba zahlen Touristen mit dem Konvertiblen Peso, der an den Dollar gekoppelt ist. Künftig soll er abgeschafft werden, nur noch der Kubanische Peso gilt. Dafür gibt es neue Banknoten. Die Einheitswährung erleichtert Investitionen. Die Bevölkerung hofft auf höhere Löhne. (16.01.2015)
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/958698.kuba-schafft-parallelwaehrung-ab.html
    Ganz ‚freiwillig‘ war es nicht, dass Kuba vor über 20 Jahren zwei Binnenwährungen – den Peso Cubano und die Touristenwährung CUC – eingeführt hat; sondern eher eine ‚Crux‘, meinte das ND am 17.01.2015…
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/958751.die-krux-zweier-waehrungen.html
    „Sicher ist, dass es einen “Tag X” geben wird, an dem der CUC endgültig aus der Zirkulation verschwinden wird. Nach Einschätzung einiger kubanischer Ökonomen könnte dieses Datum frühestens – aber nicht unwahrscheinlich – der 1. Januar 2016 sein.“
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/05/16/kubanischer-peso-wird-zahlungsmittel-in-devisenladen/
    Eigentümlich finde ich, dass alle Beteiligten (also auch die angeblichen Marxisten im cubanischen Staatswesen) das Geld nur als Verrechnungseinheit bedenken, und die handgreifliche marxistische Wahrheit, dass damit der Ausschluss der Leute vom Reichtum sich manifestiert, völlig verschwunden ist unter lauter Gemälden, wie man die zwei Gelder (deren sehr unterschiedliche Funktion gar nicht weiter zu interessieren scheint…) irgendwie verrechnungsmäßig ‚zusammenschließen‘ könne. (Als sei das nicht der letzte Akt, sich von jeglichem sozialistischen Versorgungsdenken offiziell zu verabschieden; was ja eh die jetzige Staatsräson dort ist).
    „Dass Kuba schrittweise zu nur einer Währung zurückkehrt, ist ein gutes Zeichen. Die Revolution bleibt eine Gratwanderung.“ (ND)
    Das ist dazu dann die verschwurbelte Verharmlosungsparole; wie man sie von hiesigen Linken zu hören kriegt, die – ungeachtet ihrer Erfahrungen mit den Ländern Osteuropas – unbedingt an ihrem guten Bild über den Abbruch des Staatssozialismus festhalten wollen.

    Bisher waren in Cuba noch einige Mittel des Bedarfs als ‚Grundversorgung‘ staatlich stark ’subventioniert‘ worden, konnten also über den Vermerk in einem Heftchen namens ‚libreta‘ [mengenmäßig rationiert] in Extra-Läden relativ billig [also gegen CUPs] eingekauft werden. Das ist im Laufe der Zeit immer weiter eingeschränkt worden.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Rationierung_in_Kuba
    Durch die libreta seien inzwischen nur noch sehr „begrenzt“ „die Monatsrationen für Reis, Bohnen, Speiseöl, Zucker, Eier, Fleisch als Rationierung (offiziell „normierter Verbrauch“) gewährleistet. Diese sind 2004/05 und 2008 stark gekürzt wurden. Sie decken heute nur noch 9 Tage eines Monats ab. Die meisten Nahrungsmittel müssen auf den „freien“ Agrarmärkten gekauft werden, zu viel höheren, durch Angebot und Nachfrage geregelten Preisen. Defizitwaren und Produkte besonderer Qualität sind bei Bauern, privaten Händlern, auf dem Schwarzmarkt und in den staatlichen Devisenläden zu haben. Wegen der niedrigen Einkommen (Durchschnittslohn: 500 CUP) geben ärmere Familien bis zu 80% ihrer Einkünfte für Lebensmittel aus. Geldüberweisungen der Auslandskubaner wirken mittelbar als externe Nahrungsmittelhilfe. Deren Empfänger, im Tourismussektor, für ausländische Firmen und Organisationen tätige Kubaner, manche Künstler und Schriftsteller und bestimmte Funktionsträger haben Zugang zu den ersehnten Devisen. (…)
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/09/27/landwirtschaft-hat-wieder-prioritat-in-kuba/
    Der „Übergang“ zur Marktwirtschaft passiert durch das Drehen an beiden Enden: einerseits wird die libreta zunehmend noch weiter gekürzt, bis sie sich irgendwann selbst in ihrer Symbolkraft ‚erübrigt‘ haben wird, andererseits wird das Erhöhen der Preise auf den freien Märkten dadurch ermöglicht, dass das Geld vom Ausland eine immer wichtigere Rolle spielt. Daher wird versucht, über Preissenkungen und auch -erhöhungen gegensätzliche Ziele zu erreichen: Als „Übergangsmaßnahmen“ wird also an den diversen Preisen herumreformiert, die Abnahmepreise für landwirtschaftliche Produkte an den Staat werden erhöht, auch die Preise für Milch, um damit die Erzeugung lohnender zu machen. Gleichzeitig wird der Kaufpreis für Milch für den Verbraucher aber gesenkt, damit die Cubanos sich die Milch auch weiterhin leisten können. Insgesamt glaubt die Führung, dass private Bauern produktiver wirtschaften, daher werden große staatliche Parzellen zugunsten kleinerer Genossenschaften von Privatbauern aufgeteilt.
    —-
    Die Konzentration auf den Zucker hat die Agrarökonomie auf Cuba
    nachhaltig über Jahrzehnte hinaus beschädigt. Überblicke über die Entwicklung der Landwirtschaft auf Cuba gibt es hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Kubas#Landwirtschaft
    https://cubaheute.wordpress.com/2014/09/27/landwirtschaft-hat-wieder-prioritat-in-kuba/
    http://cuba-si.org/72/landwirtschaft#DieneueLandwirtschaftspolitik
    ——–
    Und weitere ökonomische Prozesse sind hier Gegenstand:
    http://www.decub.de/CubaJournal/Neuigkeiten/padura.htm
    http://www.taz.de/Immobilienmakler-auf-Kuba/!5026978/

  198. Alfonsito
    3. Juni 2015, 19:23 | #199

    Und so werden die neuen Maßnahmen in der Granma dargestellt:
    http://de.granma.cu/cuba/2015-06-01/raul-was-wir-tun-muss-unentwegt-einer-konstruktiven-kritik-von-allen-unterzogen-werden

    Kaum ein Land ist so offline wie Kuba. In einer Rangliste der Organisation Freedom House landete Kuba hinsichtlich der Internetfreiheit auf dem 62. Platz von 65 untersuchten Ländern. Auf der Insel fasst man diese Tatsache in einen Witz: Überall auf der Welt misst man die Internetgeschwindigkeit in Megabit pro Sekunde; in Kuba sind es Gigabyte pro Woche.
    Es gibt landesweit rund 150 staatliche Internetcafés in Kuba, und auch die größeren Hotels verfügen über Internet. Für die allermeisten Kubaner ist das aber nahezu unerreichbar. Denn es ist teuer, mindestens 4,50 Dollar pro Stunde. Wie soll das jemand bezahlen, der im Monat nicht einmal 20 Dollar verdient? Und den – noch teureren – Internetzugang für zu Hause, den bekommt eh kaum einer.
    Ein verbesserter Internetzugang ist einer der Punkte im Annäherungsprozess, auf die sich Kuba und die USA im Dezember geeinigt haben. Seitdem sind US-Delegationen nach Havanna gereist, um auszuloten, was machbar ist. Es geht um technische Fragen, aber auch um politische Vorgaben. Wie viel Kontrolle will der cubanische Staat ausüben?
    http://taz.de/Internet-in-Kuba/!5201210/

    Ein Leser-Kommentar zum taz-Artikel:
    Die Revolution ist nada online. Ein Kubanisches domain.cu kostet vergleichbar 50,000 euro, nãmlich 2 Jahre Bruttoeinkommen.

  199. Grete
    4. Juni 2015, 05:22 | #200

    Was einem – in Erinnerung dessen, dass zur Wende hierzulande lange darüber herumspekuliert wurde, wie hoch wohl der ‚wahre Wert‘ der Mark der DDR in Westmark umzurechnen wäre: 1:1 oder 1:2 oder 1:10 oder wie oder was – auffällt, ist, dass in Cuba beide staatlichen Währungen (CUP wie CUK) in der Substanz ihres „Wertverhältnisses“ staatlich dekretiert werden. Das einheimische Geld soll die Versorgung sicher stellen; dabei aber nicht alles kostenlos bloß zuteilen, also wird an den vom Staat vorgesehenen Lebensverhältnissen der Bevölkerung (den Durchschnittslöhnen) Maß genommen, denn die Höhe der staatlich dekretierten Löhne muss mit den Preisen in Übereinstimmung bleiben: dieses Geld ist als Recheneinheit Bestandteil des cubanischen Versorgungssystems. Und das hat mit dem kapitalistischen Geld eher wenig zu tun.
    Das Touristengeld hat seinen Ursprung darin, dass man den gut betuchten Ausländern nicht erlauben wollte, Teile dieses Versorgungssystems aufzukaufen, im Gegenteil: mit ihren ausländischen Geldern sollte das staatliche System auf Cuba ja wesentlich (mit)finanziert werden.
    (Daher hatte man Touristen am liebsten in eigenen Reservaten – wie in Varadero – untergebracht, und die cubanische Bevölkerung davon gänzlich abgeschottet, nicht nur ideologisch wegen der staatlichen Propaganda – das hat nie funktioniert… -, sondern auch geldmäßig.)
    In dieser Zweckbestimmung für den cubanischen Staat hatte also das Touristengeld sein Maß. (Und da für die Bedürfnisse der Touristen zusätzlich zum ’normalen‘ Nahrungsimport auch noch extra Waren aus Canada – Coca Cola und Toilettenschüsseln etc – importiert werden mussten, mussten die Preise in den Touristenzentren deren Importpreise wieder einspielen, sollte der Tourismus dem cubanischen Staat insgesamt Geld einbringen.
    (Ballermann-Tourismus ist damit nicht verträglich, da buttert der cubanische Staat nur Geld rein, um anschließend sich im Internet angucken zu können, wie seine Toilettenräume im Verhältnis zu denen in Harvestehude runtergewertet werden. Also eher Wander-Tourismus und Gebildeten-Tourismus – und normales Touristenniveau nur in Varadero, was deswegen dann gleich maßgeblich durch spanische Tourismuskonzerne mitbetrieben wurde. Und ich glaube, man konnte dort sogar gleicch in EUROS bezahlen…)
    Beide Gelder waren also weder aus der cubanischen Warenproduktion (im Sinne eines kapitalistischen Wertverhältnisses) abgeleitet, noch hatten sie mit dem Produktivitätsvergleich des Weltmarktes, der über die Konkurrenz der Weltmarktgelder geführt wird, irgendetwas zu tun. (Allenfalls war das Touristengeld davon affiziert, weil der cubanische Staat sich mit dem Tourismus sanieren wollte – und deswegen natürlich sich weder von Touristen ausplündern noch für deren Lebensstil darufzahlen wollte.)
    Beide Gelder waren im Prinzip pur staatlich dekretiert – und also auch ihr inzwischen festgelegtes staatliches Verhältnis zueinander. Die ‚Angleichung‘ beider Gelder ist der Entschluss des Staates, dass sein staatliches Geld viel zu kostbar sein soll, als dass damit nur die Versorgung der Menschen zu bewerkstelligen sein soll. Die ist ihm, so beschließt er es, zu teuer – und die Bevölkerung möge sich daran gewöhnen, dass die Preise der Tourismusindustrie von ihnen zukünftig generell (nicht nur in bestimmten Segmenten oder auf speziellen Bauernmärkten) auch zu berappen sein sollen. Das ist inzwischen auch in der medizinischen Versorgung zu betrachten: dass die Grundversorgung (der Staat zahlt den Ärzten den Lohn) kostenlos sein soll, wirkt zunehmend grotesk, wenn der Patient für Krankenhausbetten und Medikamente die entsprechenden Touristengelder mitbringen muss.

  200. Krim
    4. Juni 2015, 11:46 | #201

    An was denkst du denn bei Ausplünderung des Staates durch Touristen. An die zwei Kisten gefälschte Cohiba oder Montechristo, die man im Fluggepäck mitnehmen darf? Solange die Ausplünderung im Kauf von Mitbringseln besteht halte ich das für Quatsch. Und Land, Gebäude Produktionsanlagen durften und konnten normale Touristen nicht kaufen.

  201. Grete
    4. Juni 2015, 12:32 | #202

    Nein, daran, dass Individualtouristen sich auf Cuba mit dem cubanischen Geld (wovon sie schwarz riesige Mengen hätten/haben (!) eintauschen können) billig hätten durchschlagen können, womit dann der cubanische Staat mit seinen billigen cubanischen Preisen europäische und canadische Touristen mit durchgefüttert hätte, was aber ja doch für Cubanos hätte reserviert sein sollen. Stattdessen sollten doch die Toursten als Einnahmequelle für den cubanischen Staat taugen (und nicht etwa umgekehrt, dass sie für ihren Lebensunterhalt auf Cuba auf cubanisch alimentierte Preise zurückgreifen könnten, indem sie ihre dollares schwarz gegen CUP (MN) eintauschen.
    Deswegen war, schwarz zu tauschen, natürlich ein Straftatbestnd – für beide Seiten.
    Warum gab / gibt es denn das Touristengeld auf Cuba? Dass sie auf Tourismus setzen, heißt doch, dass sie damit Weltgeld verdienen wollen. Und zwar mit den normalen touristischen Ausgaben, die Hinz und Kunz aus Berchtesgaben oder Montral auf Cuba dort als ihr Kleingeld im Land lassen. (So klein kann dieser Betrag nicht sein; schließlich soll der Tourismus den Zucker als Weltgeldeinbringer ersetzen.)
    Bestreiten, dass es diese zwei Währungen auf Cuba gibt, willst du ja nicht. Was stellst du dir also stattdessen als ihren Grund vor?

  202. Pregunta
  203. Alfonsito
    4. Juni 2015, 15:12 | #204

    Geld und Preis funktionierten im Realen Sozialismus nach ganz anderen Direktiven als die Preisbildung unter Bedingungen der Teilnahme an der Weltmarktkonkurrenz im Westsektor.
    Auch in der DDR gab es also völlig andere Preise (und Preisverhältnisse) für Brot, Fernseher, Auto als im Westen. Preis und Geld waren ökonomisch drüben eben was ganz anderes als hierzulande.
    (Mehr mag ich dazu nicht andeuten, es soll ja um Cubas Reformen gehen.)

  204. 4. Juni 2015, 15:51 | #205

    Es paßt zu diesem Thread wie die Faust aufs Auge:
    Wal Buchenberg (unrühmlich wegen seinem Forum bekannt) hat ausgerechnet dieser Tage eine Kurzbiographie über Che Guevara gepostet:
    http://marx-forum.de/Forum/index.php/Thread/452-Ernesto-Che-Guevara-1928-1967/
    Die Zitate hat er von einem der bekanntesten Antikommunisten, die früher mal links gewesen sind, Gerd Koenen, damals wahrscheinlich ein Parteifreund von W.B.

  205. Grete
    5. Juni 2015, 04:15 | #206

    Ein Zusatzargument:
    Auf Cuba war eine Zeit lang (1993 – 2004) nach dem Ende der SU für Touristen [nicht nur in deren ‚Reservaten‘] die Zirkulation des Dollars als Zweitwährung (für Touristen deren einzige Währung) erlaubt.
    Das hat der cubanische Staat 2004 wieder abgeschafft, a) weil die Bush-Regierung mit dem Dollar Cuba erpressen wollte (vgl. den Bericht des Guardian), b) weil die dollares bei ihm selber landen sollen, daher werden sie seitdem und stattdessen zentral gegen das damalige ‚Kunstgeld‘ CUC eingetauscht. (Die dollares sollten weder bei den Bewohnern noch bei Regionalregierungen gehortet werden – und es sollten damals damit aus gutem Grund eigentlich auch keine ökonomischen Beziehungen zwischen den Cubanos untereinander ablaufen.)
    http://www.theguardian.com/world/2004/oct/27/cuba.gilestremlett
    Das hat sich inzwischen total geändert. Die neue wichtige Schicht auf Cuba sind die Besitzer von CUKs, an die man über Touristengelder herankommen kann, und die man braucht, um in Cuba an die wichtigen Waren herankommen zu können (was selbst der cubanische Staat so festlegt, wenn er für das Ausstellen von Reisedokumenten 100 CUKs einfordert, während er seine Staatsangestellten nach wie vor in CUPs entlohnt). Da man den CUK nur auf Cuba benutzen kann, verbleiben aber die dollares beim Staat.
    Das soll vermutlich nach wie vor so bleiben:
    zwar ist der Dollar die eigentliche Währung Cubas – und das wird sich verstärken – darf aber selbst auf Cuba nicht zirkulieren, sondern muss beim cubanischen Staat in CUKs umgetauscht werden, damit der Staat seinen Finanzbedarf so regeln kann. (Der Euro hat demgegenüber zum Dollar eine Sonderstellung – und darf innerhalb des eingezäunten spanisch mitgemanagten Touristenzentrums Varadero frei zirkulieren).
    http://www.berliner-zeitung.de/politik/cup-und-cuc-kuba-schafft-doppelwaehrung-ab,10808018,24749566.html

  206. Grete
    5. Juni 2015, 04:35 | #207

    1993 – 2004 existierten CUK und Dollar für Touristen nebeneinander her. Man musste sich vor der Reise mit US-Dollar versorgen, bekam auf Cuba an Tankstellen, in Hotels etc. aber als Wechselgeld immer nur CUKs zurück. (Ein Großteil wurde sowieso bargeldlos über „Voucher“-Gutscheine abgewickelt, die man vorher einkaufen musste und dann am Hotel abgeben musste.)
    Der private Tourismus wurde erst im neuen Jahrtausend von manchen dieser staatlichen Regulierungen ‚befreit‘; auch Privatunterkünfte jenseits der staatlichen Hotels dürfen inzwischen (gegen Steuern und Auflagen) angemeldet werden. Nach wie vor muss aber der Dollar in CUKs eingetauscht werden und soll nur dem Staat zur Verfügung stehen.

  207. Krim
    5. Juni 2015, 12:17 | #208

    „womit dann der cubanische Staat mit seinen billigen cubanischen Preisen europäische und canadische Touristen mit durchgefüttert hätte, was aber ja doch für Cubanos hätte reserviert sein sollen.“ Also durchfüttern ist bei dir dasselbe wie ausplündert werden durch Touristen, während durchgefütterte Cubanos den Staat nicht ausplündern. Das hat sich ja nun geändert. Jetzt mag der cubanische Staat auch seine Cubanos nicht mehr durchfüttern, weil er sich von ihnen anscheinend ausgeplündert vorkommt.
    „Die neue wichtige Schicht auf Cuba sind die Besitzer von CUKs“ Na ob damit nicht wieder die bösen Touristen das cubanische Volk ausplündern und sich durchfüttern lassen auf Kosten der Cubanos?

  208. Grete
    5. Juni 2015, 14:01 | #209

    Unklar ist mir, was du über die Doppelwährung auf Cuba verlauten lassen willst. Meine These ist, der Staat will an die Dollars der Touristen herankommen, daher kassiert er diese bereits bei Eintritt auf Cuba, gibt ihnen das Ersatzgeld CUK in die Hand, und will verhindern, dass der US-Dollar die offizielle Währung auf Cuba wird. Das werden also nun deswegen nicht die Scheine der Gringos, sondern das am Dollar nur ‚orientierte‘ cubanische Ersatzgeld CUK. Diese CUKs aber sind nun inzwischen zum eigentlich wichtigen Geld in Cuba geworden, sind die Leitwährung geworden.
    Lustiger als deine lustigen Anmerkungen zum Ausdruck „ausplündern“ finde ich die Frage, was es bedeutet, wenn der an dem Dollar orientierte CUK zum Hauptwertmaßstab der jetzigen Reichtumsverhältnisse, erst recht aber des zukünftigen neuen (vereinigten) cubanischen Gemeinschaftsgeldes, werden wird.
    Die Sache erinnert an Argentinien und dessen Dollarbindung, wo auch behauptet worden war, dass es eine Bindung des Peso an den Dollar geben solle.
    „Zwischen dem 1. April 1991 und dem 10. Januar 2002 war die argentinische Währung per Gesetz an den US-Dollar gebunden. Der Wechselkurs betrug mit der Einführung der neuen Währung Peso zum 1. Januar 1992 ein Peso je Dollar. (…) Am 11. Januar 2002 wurde die Währung zunächst um 29 % auf 1,40 Peso je US-Dollar abgewertet, dieser Wechselkurs ließ sich jedoch nicht stabil halten. (…) Seit dem Frühjahr 2012 ist es in Argentinien nur noch in Ausnahmefällen möglich, ausländische Währungen zu kaufen. Der offizielle Wechselkurs betrug im November 2013 für einen US-Dollar etwa 5,90 Pesos, auf dem Schwarzmarkt waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 9 Pesos für einen US-Dollar zu erzielen.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Argentinischer_Peso#Wertverfall_der_argentinischen_W.C3.A4hrung
    Der Unterschied zu Argentinien liegt einmal darin, dass Argentinien eine weitgehend funktionierende nationale Ökonomie hatte, die Teil des Weltmarktes war, allerdings – wie zu erwarten – beim Produktivitätsvergleich mit dem Stand der imperialistischen Konkurrenz nicht mithalten konnte.
    Cuba hingegen ist all dieses nicht, sondern sowieso ’nur‘ ein Drittweltland, das sich touristisch erschließen lassen will. Die Bürger Cubas sollen vermutlich auch in Zukunft nie selbst an Dollar-Noten herankommen. (Großer Unterschied zu Argentinien!) Die dollares sollen stattdessen zwangsweise beim Staat landen, der dieses Weltgeld nicht seinen Bürgern in die Hand gibt, sondern eben eine Ersatzwährung namens (derzeit) CUK zirkulieren lässt. Dieses cubanische Geld, das derzeit seine Werthaltigkeit vom Status der Touristenwährung herschreibt (dessen Wert also an den Dollar angekoppelt ist) soll in Zukunft aber auch offiziell Wertname der staatlichen Löhne sein, was die bereits jetzt existenten Einkommensunterschiede in Cuba festlegt und fortschreibt. Derzeit hat jeder, der einen CUK in den Händen hält, 25 mal mehr Wert als derjenige, der als Staatsangestellter in CUPs entlohnt wird.
    Allerdings schmückt sich die cubanische Regierung ja doch noch mit allerlei linken Ansprüchen und Gerechtigkeitsflauseln.

  209. Grete
    5. Juni 2015, 14:15 | #210

    @ Krim
    Der cubanische Staat will sich an den Touristen mittels Hochpreistouristik bereichern. Darin stört es seine Ambitionen, wenn die Touristen mittels Schwarztausch ihrer Gelder in CUPs Zugang zum Niedrigpreissegment (in CUP bezifferte Waren) bekommen.

  210. Krim
    5. Juni 2015, 16:38 | #211

    Mit dem letzten Satz sollte gesagt sein, dass vom Standpunkt „die Touristen plündern die Konsumtionsmittel meiner Cubanos“ (was ein Staatsurteil ist und kein objektives) es völlig wurscht ist, ob sie Dollars oder Euros oder CUK in der Hand haben. Verbieten kann er den schwarzen Umtausch, aber das Problem ändert sich durch die neue Kunstwährung nicht. Das würde sich bloß ändern, wenn man die CUPs abschafft und damit den Standpunkt des Zugangs zu Lebensmitteln für Cubanos über die Währung aufgibt.

  211. Ismael
    5. Juni 2015, 19:45 | #212

    Wie der Staat „den Standpunkt des Zugangs zu Lebensmitteln für Cubanos über die Währung aufgibt“:
    Havanna will Doppelwährung aufgeben
    Zum einen gibt es den Peso, mit dem die Kubaner im Alltag bezahlen (CUP). Zum anderen gibt es aber auch den sogenannten Peso cubano convertible, abgekürzt CUC. Dieser konvertible Peso, für den auch eigene Banknoten existieren, ist eins zu eins an den US-Dollar gebunden. Touristen müssen ihre Devisen in CUC eintauschen und können meist nur hiermit bezahlen.
    Ein solches System ist allerdings kaum für ein Land geeignet, das sich dem Weltmarkt öffnen will. Daher hat Kubas Regierung auch schon 2013 angekündigt, den CUC abschaffen zu wollen. Jedoch wurden erst jetzt die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen, indem neue, zusätzliche Banknoten für den normalen Peso eingeführt wurden.
    http://www.welt.de/finanzen/article140021207/Kuba-macht-den-Peso-huebsch-fuer-die-Marktwirtschaft.html

  212. Jacko
    6. Juni 2015, 06:31 | #213

    Nach den Franzosen wollen nun auch die Spanier
    ihre immer schon besonders intensiven Wirtschaftsbeziehungen
    zum ’neuen Cuba‘ weiter ausbauen…
    http://economia.elpais.com/economia/2015/06/03/actualidad/1433354496_481961.html

  213. Krim
    6. Juni 2015, 09:47 | #214

    Wenn also der CUC abgeschafft wird, müssen Touristen in Cups tauschen. Es kommt also drauf an, welchen Wechselkurs der cubanische Staat für Touristen festlegt. Schwarz würde man ihn dann trotzdem günstiger bekommen, was aber verboten ist. Wenn der CUP konvertigel wird, muss man sich auch für Touristen an diesen Wechselkurs halten.

  214. Heuschrecke
    7. Juni 2015, 11:34 | #215

    Ganze Heerscharen von Geschäftsleuten suchen Cuba heim.
    http://internacional.elpais.com/internacional/2015/04/24/actualidad/1429905475_858271.html?rel=rosEP
    Und deutsche Linke finden so was …
    … einfach klasse …

  215. Bänkster
    9. Juni 2015, 08:15 | #216

    „KUBA UND SEINE SCHULDEN: Jetzt kommen die Gläubiger
    Kaum öffnet sich Kuba, strömen Touristen, Unternehmen und Gläubiger ins Land. Bei Verhandlungen hat der 16 Staaten umfassende Pariser Club herausgearbeitet: Der sozialistische Staat hat 15 Milliarden Dollar Schulden
    (…) Die Verbindlichkeiten gehen auf einen Zahlungsausfall Kubas 1986 zurück. Beide Seiten können nun Bedingungen für eine Rückzahlung vereinbaren. Bei ähnlichen Gesprächen mit anderen Gläubigern konnte die Regierung in Havanna große Nachlässe aushandeln. Ein europäischer Diplomat sagte nun, nach 30 Jahren wären die Banken froh, überhaupt etwa zurückzubekommen.
    http://www.handelsblatt.com/politik/international/kuba-und-seine-schulden-jetzt-kommen-die-glaeubiger/11888610.html
    Die nächsten Armeen im Wartestand…
    … das werden die Truppen von Bacardi & Companies sein…

  216. Geier
    11. Juni 2015, 20:06 | #217

    Um das Horrorkabinett zu vervollständigen:
    Als Vertreter der bundesgesamtdeutschen „Geier und Würmer“
    (cubanische Schimpfwörter über Revanchisten aus Miami)
    zieht es auch den deutschen Herrn Steinmeier nach Kuba
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kuba-steinmeier-will-bald-nach-kuba-reisen-a-1038322.html

  217. Grete
    22. Juni 2015, 20:44 | #218

    Die von der Revolucion enteigneten „Alteigentümer“ auf Cuba (inzwischen in Miami lebend…) mischen sich auch ein:
    http://www.havanatimes.org/?p=112053

  218. Hansel
    26. Juni 2015, 20:31 | #219

    Und derart blöd feiert die ‚Junge Welt‘ den neuen Kapitalismus auf Cuba:
    „Kuba ist Mode“
    „Jeder, der regelmäßig Kuba besucht, bemerkt: Kuba blüht auf.
    Die einstige Zuckerinsel öffnet sich zur Welt.“
    http://www.jungewelt.de/2015/06-27/001.php

  219. Lena
    27. Juni 2015, 18:55 | #220

    „Nur als sich ein paar Bettler unter die Touristen mischen, um einen der begehrten „Auslands-Pesos“ zu ergattern, die die devisenstarken Gäste zwangsumtauschen müssen, wird es einmal kurz hässlich: Die Bettler werden als Vaterlandsverräter beschimpft. Armut gibt es in dieser Form in Kuba offiziell nicht, dass sie es trotzdem bis in die touristische Parallelgesellschaft schafft, ärgert kubanische Kommunisten.“
    (Tagesspiegel, 20.05.15)
    http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/reiseboom-nach-kuba-jetzt-gehts-los-amerikaner-in-havanna/11798012.html
    Nein, dass sie sichtbar wird und das verlogene Bild der Eintracht aller Völkischen (incl. das mit kubanischer ‚Lebensfreude‘ befeuerte Touristen-Geschäft…) beschädigt, das ist das Skandalöse. Das ist ja nicht ungewöhnlich, sondern zeugt von Modernität und Reformfreude, ob es dabei nun um Bettler auf dem Rathausmarkt in Hamburg geht oder solche in La Habana: Bettler sollen gefälligst außer Sichtweise verelenden und die geschönte Fassade nicht mit ihren hässlichen Flecken bedecken.

  220. Mattis
    27. Juni 2015, 21:08 | #221

    Aus dem eben von Hansel notierten jungewelt-Link:

    „Viele Touristen wollen Kuba sehen, so lange dieses noch eine »exotische Blume« ist. Nicht wenige Gäste sehen in dem sozialistischen Land einen sinnlichen Gegenentwurf zu ihrer rational strukturierten Wohlstandswelt, in der zwischenmenschliche Wärme oft zu kurz kommt.“

    Au weia. Da diese Blume jetzt wohl nicht mehr lange „exotisch“ sein wird, sondern bald eine eher „rational strukturierte Wohlstandswelt“ (für zahlungsfähige Urlauber nämlich), wird solch romantischer Grund für touristisches Anreisen demnächst endgültig entfallen. Und die „zwischenmenschliche Wärme“ wird sich eh auf kostengünstige Angebote im Rotlichtmilieu reduzieren. Wer das dann beim Namen nennt, ist natürlich wieder ein Vaterlandsverräter. Die wenigen Kritiker der jüngsten „Phase des Sozialismus“ sind ja die einzigen verbliebenen Feinde, gegen die die „kubanischen Kommunisten“ noch zu Felde ziehen.

  221. Malecon
  222. Guantanamero
  223. Eldorado
    10. Juli 2015, 23:07 | #224

    Cuba – auch für die Börsenheinis
    das neue Eldorado?
    http://www.finanztreff.de/news/neuer-index-setzt-auf-die-oeffnung-in-kuba/10613462

  224. Lena
    19. Juli 2015, 15:04 | #225

    Steinmeier kam spät; vorher war schon Hollande in Cuba gewesen.
    Der cubanische Sozialismus ist ungerecht. Denn leider kam Steinmeier auch noch einen ganzen Tag zu spät. So traf es leider mal wieder vier Cubanos. Das ist schon seit Jahrzehnten auf Cuba so: die Touristen in ihrer grad renovierten Hotelsuite können in der Granma nachlesen, dass während ihres Frühstücks wieder Cubanos unter einstürzenden Altbauten begraben wurden. Gerechterweise wäre also – zwecks Veranschaulichung des Skandalösen daran – eigentlich auch mal ein prominenter Tourist als Opfer dran gewesen, – und nicht immerzu nur die ärmsten Cubanos:
    „Nun gehört zur ganzen Geschichte, dass einen Tag vor Steinmeiers Ankunft unweit des Platzes eine verrottete Stadtvilla einstürzte und dabei vier Menschen starben (…).
    Bevor die USA, was hier viele befürchten, wie Heuschrecken in Kuba einfallen, will Steinmeier also die „Repräsentation der deutschen Wirtschaft sichern“. Dieser Satz fällt bei ihm zwar nur zwischendrin und könnte glatt überhört werden. Aber genau darum geht es: dass deutsche Unternehmen Zugang und eine Vertretung bekommen. Bislang ist der bilaterale Handel gering, er beläuft sich auf gerade mal 200 Millionen Euro jährlich. Aber das soll sich ändern. Und dieses Ziel verfolgt nicht nur die deutsche Seite. Wie es heißt, hat auch Präsident Raúl Castro im Gespräch mit Steinmeier für mehr deutsches Engagement geworben. Und zwar mit der Begründung, Kuba brauche gerade jetzt, da es sich Richtung USA öffne, andere starke Partner, damit es vom großen Nachbarn im Norden nicht doch überrollt werde.“
    http://www.sueddeutsche.de/politik/steinmeiers-kuba-besuch-bloss-nicht-zu-spaet-kommen-1.2570772

  225. dazu
    21. Juli 2015, 06:29 | #226

    Zum Steinmeier-Besuch.
    Dass die cubanische Führung, anstatt ihr Land planmäßig zu entwickeln, sich früher lieber auf die „partnerschaftlichen Beziehungen“ zur Sowjetunion, Venezuela [und China?] verlassen wollte (mit Ländern, die aus ihren geostrategischen – vor allem antiamerikanischen – Gründen für Cuba reichlich günstige ökonomische „Handelsbeziehungen“ vereinbart hatten – Abnahme von Zucker weit oberhalb des Weltmarktpreises und Belieferung mit Energie weit unterhalb desselben…) – was so lange gut lief, wie es in deren Kalkulationen passte … – dies benutzt die cubanische Führung nunmehr als Argument, um die ökonomische Erpressbarkeit in Zukunft allseitig zu gestalten.
    Nie wieder wolle man von derart günstigen Konditionen „abhängig“ werden, stattdessen strebt man nun also eine allseitige Abhängigkeit von den allgemeinen Bedingungen des Weltmarktes an – und da wird sich der IWF vermutlich auf das nächste Land mit einer reichlich allgemeinen Kreditklemme einstellen können.
    (Oder viel mehr die BRIC-Staaten, die endlich beweisen können werden, dass ein Kredit aus ihren Händen ganz prinzipiell was viel besseres ist als einer vom IWF, nämlich ganz furchtbar menschenfreundlich sei. Der BRIC-Staaten-Kredit. Ein Kredit, wohlgemerkt.)

  226. 21. Juli 2015, 07:03 | #227

    @ dazu:

    „anstatt ihr Land planmäßig zu entwickeln …

    Bekanntlich sahen es die Revolutionäre in Kuba als einzig ihnen zur Verfügung stehenden „Plan“, sich auf „partnerschaftliche Beziehungen“ zum RGW einzulassen.
    Wie hätte denn dein Alternativplan ausgesehen, da du ja offensichtlich davon ausgehst, daß auf Kuba damals was Vernünftigeres möglich gewesen wäre? Ausgerechnet auf dieser verwüsteten Mini-Insel.
    Auf Kuba leben übrigens ungefähr soviel Menschen wie in Griechenland.

  227. dazu
    21. Juli 2015, 07:21 | #228

    Neo, schon recht, das hatten wir oben
    ja bereits lange diskutiert
    (vor allem mit Mattis)
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-116511
    Neu ist nun allerdings,
    a) dass die Cubaner ihre neuen Beziehungen mit den USA [unter dem label „Abhängigkeit“] mit den alten (für sie unvergleichbar günstigen!) Beziehungen zur SU „vergleichen“, was – nimmt man es trotzdem sachlich – nur das Ideal eigener Entwicklung beinhalten könnte, was man aber auf Cuba bekanntlich nirgends mehr sieht,
    b) wollen sie sich dem gesamten Weltmarkt unterwerfen, sorry „öffnen“, als sei das eine realsozialistisch verklärte ‚Entwicklungshilfeinstitution’…

  228. 21. Juli 2015, 07:32 | #229

    Sowas wird aktuell eben in erster Linie am Beispiel Griechenlands diskutiert. Auch wenn der Tsipras nur ein Che-Guevara-Fan ist und kein Che. Aber offensichtlich kommt Tsipras‘ Politik ungefähr auf das raus, was Raúl Castro macht.

  229. dazu
    21. Juli 2015, 07:56 | #230

    Ja, hiesige Linke flippen in ihrem Interesse völlig aus,
    so bald es ums Regieren geht.
    Da ist Blogsport ein extrem ekliges Beispiel dafür,
    wie sich dort die teilnehmenden Diskutanten ereifern,
    alte Diskussionszirkel und -prozesse wiederauferstehen,
    kaum, dass es ums Machthaben geht.
    (Sie geifern geradezu nach Macht- und Gewaltausübung.)

  230. Alfonsito
    21. Juli 2015, 08:09 | #231

    Oder hat irgend jemand vernommen,
    welche der Parteien und Zirkel in Griechenland
    eine ordentliche und agitatorisch richtige Aufklärungsarbeit unter den Griechen veranstaltet?
    Und da dies hier der Cuba-Thread ist:
    Die einzige Abweichung auf Cuba war ja der Moralismus um Che.
    (Dass Tsipras den früher gut fand, das werden hiesige GRÜNE vermutlich früher auch so gehalten haben…)
    Und zur nächsten Station – Richtung auswärts und Richtung Regierung:
    „Das heißt: Links von einer Koalition mit der – auch im spanischen Staat neoliberalen – Sozialdemokratie (PSOE) scheint im PODEMOS-Spektrum gar nichts gedacht zu werden. Links scheint schon zu sein, in einem solchen Bündnis die Mehrheits- und nicht die Minderheitspartnerin sein zu wollen, und deshalb zu einer gemeinsamen Wahlliste mit der Vereinigten Linke (IU), deren Hauptkomponente die schon frühzeitig euro“kommunistisch“ gewendete Kommunistische Partei (PCE) ist, bereit zu sein…“
    http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/07/20/nur-damit-am-ende-nicht-wieder-alle-erzaehlen-sie-seien-von-anderen-betrogen-worden-obwohl-sie-selbst-es-waren-die-illusionen-hatten/

  231. Gretel
    25. Juli 2015, 09:10 | #232

    US-Präsident Barack Obama will offenbar einen weiteren Anlauf unternehmen, um das seit seiner ersten Amtszeit unerfüllte Versprechen einer Schließung des Strafgefangenenlagers im Militärstützpunkt Guantánamo auf Kuba umzusetzen. Dabei setzt er nach Angaben seines Sprechers Josh Earnest auf das Kostenargument: „Es muss doch für uns einen besseren Weg geben, mehr als jährlich 100 Millionen Dollar auszugeben, als dafür ein Gefängnis mit, wie ich denke, derzeit 116 Gefangenen zu betreiben“, sagte Earnest am Donnerstag…
    – das meint das Nachrichtenportal Amerika 21
    https://amerika21.de/2015/07/125429/obama-guantanamo-kosten
    Dazu außerdem diese Darstellung des Tagesspiegel:
    http://www.tagesspiegel.de/politik/guantanamo-barack-obama-startet-neuen-anlauf-zur-schliessung-des-gefangenenlagers/12098364.html
    Mal schaun, ob es wieder Staaten gibt,
    die Guantanamo-Entlassene aufnehmen werden…
    (Letztens sind allein 6 in Uruguay gelandet, das obendrein maßgeblich im Hintergrund die Fäden sortiert hat für die Wiederannäherung zwischen Cuba und den Estados Unidos.)
    Zur Geschichte des ‚gescheiterten‘ Kuba-Embargos meint die FAZ…
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/die-geschichte-des-gescheiterten-kuba-embargos-13712134.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

  232. Konter_Versuch
    28. Juli 2015, 17:57 | #233

    Nach dem Steinmeier-Besuch in Cuba:
    Der kubanischen Blogger und ehemalige Direktor des Kubanischen Buchinstitutes, Iroel Sánchez, äußerte im Gespräch mit amerika21 seine Hoffnung auf eine „Beziehung, die auf dem gegenseitigen Respekt der Souveränität beruht“. Einen Dialog über Menschenrechte scheue er nicht, so Sánchez, der den Blog „La Pupila insomne“ betreibt: „Ein solcher Dialog ist durchaus üblich, sofern er nicht als Anlass für die Einmischung in innere Angelegenheiten dient“, so Sánchez. Unlängst habe auch die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini das Thema in Havanna angesprochen, „sehr freundlich und respektvoll“.
    Der Dialog über Menschenrechte sei auch wichtig, weil Kuba die Entwicklung in der EU mitunter kritisch sehe, so Sánchez weiter: „Denken Sie nur an die Lage der Flüchtlinge in der EU.“
    https://amerika21.de/2015/07/125232/steinmeier-kuba-besuch

  233. Hänsel
    31. Juli 2015, 19:44 | #234

    Und nun das offenbar mal wieder „allerwichtigste überhaupt“:
    „Die US-amerikanische Bank Stonegate hat vergangene Woche ein Abkommen mit der Internationalen Handelsbank Kuba (Bicsa) unterzeichnet. Zum ersten Mal seit 50 Jahren sind damit direkte Banktransaktionen zwischen beiden Ländern möglich. Stonegate-Direktor Dave Selenski bezeichnete es als einen „ersten wichtigen Schritt zur Normalisierung der Bankbeziehungen“ zwischen beiden Ländern.“
    https://amerika21.de/2015/07/125486/kuba-usa-bankabkommen

  234. Alfonsito
    8. August 2015, 06:45 | #235

    Der zukünftig neue wichtige Ordnungsfaktor auf Cuba, die katholische Kirche, bereitet sich bereits auf die Rolle der Übernahme der ideologischen Macht vor. (Im Sinne einer friedlichen Koexistenz. Zusammen mit den Staatsbehörden. Ideologisch also wie vormals ‚Camillo und Peppone‘, und real vermutlich Richtung Konkordat, also Schaffung eines vom Staat zugelassenen und geförderten Katholentums. Ideologisch wird da bestimmt irgend was Gewaltiges vermeldet werden über die Großartigkeit der Volksfrömmigkeit, der Santeria… Und irgend eine Nonne wird heilig gesprochen, oder die Muttergottes von La Cobre zur offiziellen Staatsheiligen gekrönt… Statt Befreiungstheologischer Phrasen über die Ungerechtigkeit in der Welt und in den USA machen sich gerade in Cuba sicherlich heilige Sätze über das Aus- und Einwandern als eines der Menschenrechte und das unbegreifliche Los der Flüchtlinge gut.)
    Hauptsächlich geht es aber auch dem Papst um die Veränderung der staatlichen Machtstrukturen, die unter dem Titel „Menschenrechte“ nunmehr offizieller Bestandteil des regelmäßigen Gesprächsprotokolls zwischen Cuba und den USA sind.
    Als Tagesordnungspunkt dort merkt die Kirche also an:
    „Zudem gibt es Berichte über staatlich geduldete Angriffe linientreuer Kubaner auf Kritiker. All das hat bislang wenig internationalen Protest hervorgerufen. Viele Regimegegner fühlen sich daher im Stich gelassen.
    Auch von der Kirche auf Kuba, bislang als Vermittlerin sehr gut angesehen, zeigen sich Regimekritiker zuletzt enttäuscht. Angesichts eines Annäherungskurses zwischen der Castro-Regierung und Kardinal Jaime Ortega fühlen sie sich von der Kirche nicht mehr repräsentiert.“
    http://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2015-08-06/kuba-bereitet-sich-auf-papst-besuch-vor
    Ideologischen Trost werden die antiamerikanischen Tiraden der Staatsführung zukünftig vermutlich ja kaum spenden: schließlich gelten die USA als der neue Hoffnungsspender auf der Insel. Und das wird die alte Rhetorik nicht glaubwürdiger machen. (Drum der Katholenzirkus.) Und darum werden parallel dazu die alten Kämpfe immer wieder in Erinnerung gerufen:
    http://www.granma.cu/cuba/2015-08-05/cuba-dispuso-la-nacionalizacion
    Nicht an die große Glocke gehängt werden die Bemühungen, von – neben der katholischen – vor allem von baptistischen Kirchen aus den USA, unter dem Namen „Caritas“ ein Sozialwesen außerhalb der Reichweite der cubanischen Institutionen zu implementieren.
    Falls jemand mal darüber fundamentalere oder auch tagesaktuelle Berichte findet, dann möge er sie doch hier veröffentlichen (denn den diversen damit befassten Stellen liegt verständlicherweise derzeit eher nicht an Publizierung…)…
    http://liportal.giz.de/kuba/gesellschaft/
    Am Gesundheitssystem ist bereits bemerkbar, dass die Reformen dazu führen, dass dort die Gelder für Medikamente nicht mehr so wie früher fließen, und die Cubanos als Patienten sie dann stattdessen mit dem Weltgeld, an das sie kaum rankommen, selbst bezahlen dürfen.
    (Wer als Arzt in einer Großstadt cubanisch besoldet wird, hat ja das zumindestens halbwegs gesichert. Auf dem Land schauts schon düsterer aus.)
    Etwas antiquiert muten daher diese Darstellungen an
    http://www.aufnachhavanna.at/index64cc.html?rubrik_id=4
    https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/kuba_nachhaltig_1113.htm
    Auch hier die Bitte, entsprechende staatliche Kalkulationen mal darzustellen, denn dass die libreta abgeschafft werden soll, und die Bürger stattdessen auf das „Nahrungsmittel“ des (Touristen!-) Geldes verwiesen werden, ernährt manchen cubano ja nicht wirklich…
    —-
    Die deutsche Friedrich-Ebert-Stiftung verweist darauf, dass die EU sich mit ihrer Boykottpolitik gegenüber Cuba selbst ins Bein gehackt habe, daher sei man dort diplomatisch und stiftungsmäßig gar nicht vertreten…
    (D a s zumindestens blieb den cubanos also bis heute erspart.)
    —–
    „Scharfe Kritik gab es zur Situation der Arbeiter der Landwirtschaftskooperative UBPC Limones, denen fünf Monate kein Gehalt ausbezahlt wurde. In solchen Fällen müssten die Betriebsleiter mit Sensibilität und Bewusstsein agieren, meinte Lidia Esther Brunet Nodarse, Mitglied des Zentralkomitees und erste Sekretärin der Kommunistischen Partei der Provinz. Ihrer Ansicht nach gab es in einigen Agrarbereichen schlecht funktionierende Leitungsgremien. Auch habe es an Organisation, Disziplin, Verantwortung, Kontrolle, Management, Dialog und Zusammenarbeit gemangelt. Die meisten der Schwierigkeiten verursache der Faktor Mensch, so Nodarse.“ (06.08.2015)
    https://amerika21.de/2015/08/125714/lebensmittelproduktion-kuba
    Hier fehlt also der sinnliche Gegenentwurf, und die zwischenmenschliche Wärme, die Mattis oben bespöttelt hatte: „Faktor Mensch“ eben.
    Übrigens: es handelt sich um S o z i a l i s m u s…
    Und woran mangelt es dem: an „Sensibilität“ …
    (… dabei, den Untergebenen Lohnverzicht reinzuwürgen.)
    Da machen sich die Parolen der Staatsführung doch gut
    „Más alimentos para el pueblo es el imperativo“
    http://www.granma.cu/cuba/2015-07-13/mas-alimentos-para-el-pueblo-es-el-imperativo
    Ob der Autor des Artikels weiß, was derzeit die „Imperative“ auf Cuba sind?
    http://www.cubadebate.cu/opinion/2015/06/27/cuba-y-los-primeros-pasos-de-las-reformas-estructurales/
    https://cubaheute.wordpress.com/2015/07/19/kubas-parlament-eroertert-wirtschaftsfragen/
    Dieses war das Programm der Lineamientos von 2011
    http://www.argudiss.de/sites/default/files/doku/ankuendigung%28pdf%29/kuba_hb_1011_zitate.pdf
    http://www.ecured.cu/index.php/Lineamientos_de_la_pol%C3%ADtica_econ%C3%B3mica_y_social_del_Partido_y_la_Revoluci%C3%B3n
    —–
    Und wem weder das ideologische Gebräu der Katholen noch die Patria-o-Muerte-Parolen der KP bekömmlich erscheinen, der hat auf Cuba zwar Sorgen, aber keinen Likör, sondern…
    http://mixology.eu/news/nach-dem-embargo/
    … einen drei Jahre alten cubanischen Rum, und der mundet vermutlich doch besser – als ein gleichaltriger WELT-Artikel…
    http://www.welt.de/wirtschaft/article108401683/Bacardi-hat-Heimweh-nach-Kuba.html

  235. Alfonsito
    8. August 2015, 08:32 | #236

    Weil prinzipiellere Veränderungen anstehen,
    darum werden die früheren Bündnisgesellen auch schon mal im cubanischen Regen stehen gelassen.
    Opfer bringen für die höhere Sache – das ist schließlich christliche Kardinal(s)tugend…
    http://www.igfm.de/kuba/presse-kuba/offener-brief-an-kardinal-ortega/
    „Dieses Verhalten ist eigentlich eine Methode der Mafia, Herr Kardinal…“ – … und hierzulande würde der Beschwerdeführer sicherlich mit einem Nazivergleich [oder einem Kirche-unter-der-Stasi-Vergleich…] aufwarten…
    (Aber es soll ja die Katholen als böse darstellen. ‚Mafia‘ passt dafür.)
    [Und diesbezügliche moralische „Vergleiche“ mit irgendeinem Verhalten der USA sind auf Cuba natürlich aktuell von Seiten der Opposition her gerade doch eher etwas unpassend…]
    (Politische Rhetorik – ist auch nicht immer leicht…)

  236. Alfonsito
    8. August 2015, 09:24 | #237

    Zu seinem Vorgänger hatte ‚Linksruck‘ mal formuliert:
    „Johannes Paul II. hat öfter gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit gesprochen. Doch um den Einfluss der katholischen Kirche zu erhalten, hat er die Macht von Diktatoren und Kriegstreibern hingenommen.“ (2005)
    Das ist das normale Geschäft der Kirche.
    Auf Cuba wird aber ein ganz neues erst noch als Staatskirche installiert. Da weiß man, was man zu sagen hat. Damit man dort was zu sagen hat.

  237. Alfonsito
    8. August 2015, 16:51 | #238

    Die Stellung der cubanischen KP zu „Caritas-Programmen“ bisher
    war ungefähr so:
    „Soziale Hilfe ausserhalb des Staates wird nicht gern gesehen und möglichst unterbunden.
    Ausnahmen gelten nur für die politische Entwicklungshilfe der zahlreichen Solidaritätsvereine ausserhalb Kubas, welche bereit sind, sich dem Staat unterzuordnen. Auch bei staatlicher Entwicklungshilfe ist das Regime wählerisch. Als die EU Castro allzu heftig für seine Menschenrechtsverletzungen kritisierte, strich er die Finanzhilfen der EU für die Bevölkerung.“
    http://www.kuba.in/kuba_lebensstandard.htm
    Die cubanischen Behörden haben darin also den Versuch der Einflussnahme entdeckt – und ihn daher oft unterbunden. (Gelegentlich waren sich die Mitglieder der Parteiorganisation und die Bürgermeister vor Ort nicht einig, wie dies oder jenes Hilfsprogramm einer US-Baptistengemeinde oder einer europäischen Kulturreise- und Umweltschutzorganisation aber nun zu bewerten sei.)
    Auch hier wird der Papst-Besuch neue Maßstäbe setzen.

  238. Alfonsito
    8. August 2015, 19:45 | #239

    … nämlich eine Weiterführung der Resultate von 2012 …
    http://www.taz.de/!5097296/

  239. Salz_Burger
    15. August 2015, 18:16 | #240

    [online] Aufzeichnung einer Veranstaltung der Basisgruppe Gesellschaftskritik Salzburg [geskrit] in Salzburg.
    Thema: Die Annäherung zwischen Kuba und den USA
    Referentin: Amelie Lanier
    Einleitung: Die Annäherung zwischen Kuba und den USA überrascht zunächst. Wie ist das zu erklären?
    Teil 1: Kuba und die USA, Weltmarkt und Weltmacht
    Der Antiimperialismus Kubas beruht auf der Forderung nach Gleichberechtigung, der von den USA nicht entsprochen wurde.
    Freihandel und Embargo: Der Ausschluss aus dem Weltmarkt hat sich als Druckmittel nicht bewährt. Das liegt daran, was Handel, Austausch an Waren überhaupt bewirkt.
    Teil 2: Der Rest der Welt – die internationalen Institutionen und die Folgen der Aussöhnung Die UNO, der IWF, OAS und CELAC, NAFTA und ALCA
    Nachschlag: Der Papst, die Kirche und die Rolle des Opiums für das Volk
    https://geskrit.wordpress.com/2015/08/12/audioaufnahme-des-vortrags-die-annaherung-zwischen-kuba-und-den-usa/

  240. Historicus
    15. August 2015, 22:00 | #241

    Nachtrag zu Amelies Vortrag; eher nebensächlich …
    a) „Der Katholizismus ist die häufigste Glaubensrichtung der Einwohner der Insel. Die Zahl der Katholiken umfasste Ende des 20. Jahrhunderts 40 % der Bevölkerung, aber bei der Mehrheit davon trug die Kirchenmitgliedschaft lediglich formalen Charakter. So sind nach Angaben der Zeitschrift Newsweek Etwa 4,7 Millionen von 11 Millionen Kubanern getauft, aber nur 150.000 besuchen die Sonntagsmesse. Nach Angaben der Seite http://catholic-hierarchy.org betrug 2004 die Gesamtzahl der Katholiken auf Kuba 6,3 Millionen Menschen.“
    https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-katholische_Kirche_in_Kuba#Organisation
    b) Die Santeria ist oft mit den Kulten des Katholizismus als Volksfrömmigkeit vermischt, weswegen Santeria-Amhänger in den großen cubanischen Kirchen dieselben katholische Heilige als Heilige ihrer Santeria anbeten, z.B. die Heilige Barbara oder – ausgerechnet … – die Jungfrau Maria als Fruchtbarkeitsgöttin Oshun…
    https://de.wikipedia.org/wiki/Oshun#Symbol
    https://de.wikipedia.org/wiki/Santer%C3%ADa
    Darüber kommen dann schon erkleckliche Massen zusammen, die auf Cuba an das Jesulein und an die Virgen de la Caridad del Cobre glauben….
    [Dass das Warten auf das Schicksal (bzw. das Opfern für eine günstigere Wendung desselbigen) auf Cuba anscheinend nicht ausgestorben ist, sondern die Cubanos es heute massenweise ganz fern liegend sehen, dass sie stattdessen selbst ihre Angelegenheiten in ihre eigenen Hände nehmen können, – auch das ist ein Einwand gegen die dortige Form des „Realen Sozialismus“…]

  241. Historicus
    16. August 2015, 07:56 | #242

    Zum ersten Teil, auch anlässlich einer hartnäckigen Diskutantin, bin ich von der (von mir herausgehörten) These, dass Strafmaßnahmen, die gegen einen kleinen Staat verhängt werden, und dem dadurch zentrale Wirtschaftsbeziehungen zu allen anderen Staaten verunmöglicht werden, eine eher gegenteilige Auswirkung hätten [der Staat werde dadurch nicht geschädigt, sondern genötigt, sich selber stärken zu müssen, und das sei dadurch ja das Gegenteil des Intendierten] nicht recht überzeugt.
    Ich muss es mir auch noch mal anhören.

  242. dazu
    16. August 2015, 08:43 | #243

    Die durchaus sehr ‚b e s o n d e r e n‘ ökonomischen cubanischen Ausgangslagen waren nämlich diese:
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-116511

  243. Evangelikkoks
    16. August 2015, 09:41 | #244

    Nachtrag zu den Evangelikalen und Baptisten,
    das war von Amelie m.E. so zusammengefassst,
    das es mit dieser Darstellung weitgehend übereinstimmt;
    jedenfalls was die generellen „Daten“ betrifft…
    http://www.aljazeera.com/indepth/features/2012/03/201232593459332334.html

  244. Paquito
    16. August 2015, 16:52 | #245

    „Kubas Regierung muss weiter die Gratwanderung bewältigen, notwendige, aber schmerzhafte wirtschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Bereits jetzt hat sich seit den 90ern für viele die soziale Situation verschlechtert. Für wenige hat sie sich verbessert.“ (Neues Deutschland)
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/981285.havannas-gratwanderung.html
    Bereits jetzt ist das so. Das wird also noch weiter zunehmen.
    Das klingt ja reichlich nach den Sprüchen der damaligen SPD-Granden über die „Notwendigkeit“ der „Veränderungen“ Richtung Hartz IV…

  245. Alfonsito
    17. August 2015, 04:58 | #246

    Als ‚Gratwanderung‘ bezeichnet das sozialistische ND die Lügenkunst des Helmut Kohl: Den Leuten blühende Landschaften so zu versprechen, dass die darauf auch hereinfallen. Und sie dabei und dadurch gnadenlos den Erfordernissen des Weltmarkts auszusetzen.
    Eine Gratwanderung ist das dadurch, dass eine Regierung mit dem Wort sozialistisch im Namen sich selbst durch ihre ‚reformerischen‘ Taten als Hindernis wegräumt. Das sollte sie stattdessen also so bewerkstelligen, dass sie nicht dadurch wirklich selbst ins Aus gerät.
    (Und wie es den Leuten dabei ergeht, das war schon Herrn Kohl [und ist auch dem ND] einfach schnuppe. Das wird als notwendig schmerzhaft abgebucht. Und das ist so die Neudefinition des cubanischen ‚Patria o muerte‘: Hauptsache – der Staat Cuba lebt.

  246. j.
    18. August 2015, 21:35 | #247

    d im embargo `14
    2014-09-02 @ 16:10:55
    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/schmidt-russland-embargo-100.html
    Minister will Verzehr von Embargo-Gütern Äpfel essen in Embargozeiten
    Stand: 02.09.2014 15:30 Uhr
    Chrisitan Schmidt in einem Wintergerste-Feld | Bildquelle: dpa
    galerie
    Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat die Bevölkerung wegen des russischen Lebensmittelembargos zum Verzehr der betroffenen Produkte aufgefordert. „Sie sollten essen, ich sollte essen, wir sollten essen“, sagte der CSU-Politiker im Deutschlandfunk auf die Frage, ob die EU Obst aufkaufen und vernichten solle. „Man kann natürlich nicht lamentieren darüber, dass es viel Obst gibt, und kein Obst essen“, sagte Schmidt weiter. Obst essen könne man ja beispielsweise auch „zu Beginn am frühen Morgen“ und „fünfmal am Tag“.
    +++

  247. Jacko
    18. August 2015, 22:16 | #248

    Den afrikanischen agrarischen Kleinkapitalisten wäre vermutlich geholfen, würde die EU nicht alle afrikaischen Märkte mit ihren Hühnerbeinen und sonstigen Überbleibseln ihrer Hähnchenproduktion überschwemmen. Und dass die Russen quasi genötigt wurden, neben ihrem Exportschlager Energie auch sonstige Bereiche ihrer Ökonomie nunmehr verstärkt selber zu entwickeln (oder sich nach Lieferanten aus China oder Lateinamerika umzuschauen), wird die russische Industrie ja vielleicht wirklich gar nicht groß schädigen.
    Aber ob und wie stark ein Handelsboykott einen anderen kapitalistischen Staat schädigt, bzw. der sich dadurch, dass der sich dann andere Wege einfallen lassen muss, vielleicht sogar dann eher stärkt (das ist ja Amelies These), das hängt m.E. sehr von dem bisherigen Stand der ökonomischen Enwicklung dieses kapitalistischen Landes ab.
    (Den Chinesen und Japanern wurde zu Zeiten ihrer eher selbst beschlossenen Abschottung vom Weltmarkt nachgesagt, dass sie massenweise die Güter des Weltmarktes kopiert und nachgebaut hätten, um sie so in eigener Regie herstellen zu können, anstatt sich von dem Weltmarkt benutzen lassen zu müssen.)

  248. Alfonsito
    20. August 2015, 05:06 | #249

    Auch ideologisch gerät die Beschallung mit Extra-Sendern in die Kritik. Schließlich braucht es dergleichen zukünftig nicht mehr, weil bald Billig-Fluglinien täglich von den USA aus Cuba anfliegen sollen.
    (Dass völlig betrunkene US-Studenten ein Beleg für ähnliche geistige und furchtbar freiheitliche Verrohungsprozesse sind, die Cuba noch bevorstehen, wird an solchen Malle-Phänomenen vermutlich nur ein Promille der Cubanos entdecken wollen…)
    https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/lieber-zigaretten-abwerfen
    https://amerika21.de/2015/08/126629/us-linienfluege-nach-kuba
    http://www.wsj.com/articles/obama-administration-pushes-for-deal-to-start-flights-to-cuba-by-years-end-1439860422

  249. dazu
    23. August 2015, 19:44 | #250

    Gut ist gut, und böse ist böse.
    Und Zusammenarbeit mit den USA macht supergut.
    Das ist die Quintessenz der politologischen Wissenschaft, wie sie das (wenig…) alternative Portal ips news referiert:
    „Im zweiten Jahr in Folge haben das US-Magazin ‚Foreign Policy‘ und der Think Tank ‚Fund for Peace‘ (FFP) den Südsudan als fragilsten Staat der Welt eingestuft. Der sich weiter intensivierende Bürgerkrieg in dem zentralafrikanischen Land hat bisher mehr als zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben.
    In dem am 17. Juni von ‚Foreign Policy‘ und FFP jährlich veröffentlichten Index fragiler Staaten (FSI) sind sieben Subsahara-Staaten unter den zehn instabilsten Ländern aufgeführt. Zudem hat der Einfluss der radikalen Bewegung ‚Islamischer Staat‘ dazu geführt, dass 2015 der Jemen, Libyen, Syrien und der Irak in die Liste der Länder aufgenommen wurden, in denen sich die Lage am meisten verschlechtert hat.
    Deutliche Besserung der Lage in Kuba
    Kuba hingegen hat in den vergangenen zehn Jahren den größten Sprung nach vorn gemacht. Die Beziehungen zu den USA haben sich entspannt, und die Wirtschaft des Karibikstaates hat sich allmählich internationalem Kapital geöffnet. Herausforderungen bleiben der Zugang zu dem öffentlichen Dienstleistungssektor und die Menschenrechtslage.
    Zur Bewertung der Fragilität eines Staates berücksichtigen ‚Foreign Policy‘ und FFP ereignisbezogene Faktoren und einschlägige Daten. Analysiert wurden Entwicklungen in 178 Ländern. „Die Staaten, die auf dem Index ganz oben stehen, machen kaum Fortschritte. Auf den mittleren Plätzen gibt es viel mehr Veränderungen“, sagt Nate Haken von FFP. „Denn Fragilität schafft Fragilität und Stabilität bringt Stabilität hervor.“
    http://ipsnews.de/index.php/news/400-entwicklung-der-suedsudan-auch-weiterhin-fragilster-staat-der-welt
    Ob Haiti, der Staat, wo der US-Imperialismus sich am intensivsten ausgetobt hat, dadurch gleichfalls solche Hüpfer gemacht hat, verrät ips nicht. Daher könnte man fast auf den Gedanken komen, dass umgekehrt geradezu die Isolation von den USA dem Wirtschaftsfortschritt dient …
    http://nestormachno.blogsport.de/2010/01/27/eine-geschichte-von-sklaverei-und-schuldknechtschaft/
    http://Neoprene.blogsport.de/2015/08/18/zum-vortrag-von-amelie-lanier-ueber-kuba-in-salzburg/#comment-117553

  250. Jacko
    26. August 2015, 07:13 | #251

    Zu dem Lager auf Guantanamo merkt das ‚ND‘ an:
    „Obwohl Obama bei seinem Amtsantritt 2009 als eine seiner ersten Maßnahmen die Schließung ankündigte, ist das Sujet weiter brennend aktuell – noch immer sind dort 116 Männer inhaftiert. Insgesamt 779 waren es seit Januar 2002. Die wenigsten wurden formell angeklagt und das vor juristisch umstrittenen »Militärkommissionen«.
    Gerade hat die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte erneut das Ende des Lagers verlangt. Auch Kuba sehe die Lage dort mit Sorge, wie Außenminister Bruno Rodríguez Vorwürfe aus Washington in Sachen Menschenrechte unlängst konterte. Mehr noch. Wie die Aufhebung der Blockade sei die Rückgabe der Marinebasis Bedingung für die vollständige Normalisierung der Beziehungen. Washington hat das Territorium seit 1903 für rund 4000 US-Dollar im Jahr gepachtet. Allerdings soll Havanna die Schecks seit der Revolution im Jahr 1959 nicht mehr eingelöst haben. Einer Aufhebung des Pachtvertrags müssten aber beide Staaten zustimmen. Daran denke man trotz des verbesserten bilateralen Verhältnisses jedoch nicht, so USA-Außenminister John Kerry.
    Im Juli hatte Obamas Sprecher Josh Earnest verkündet, dass Weiße Haus sei wieder einmal »in der Endphase der Ausarbeitung eines Plans«, um Guantanamo »sicher und verantwortungsvoll zu schließen«, und nannte das eine »Priorität« (…)
    [Die Republikaner und die regionalen Statthalter vor Ort sind sowieso dagegen, aber…]
    auch die beteiligten US-amerikanischen Ministerien scheinen nicht immer an einem Strang zu ziehen, wie die »Washington Post« unlängst zu berichten wusste.
    So habe das Justizministerium den zuvor befürworteten Regierungsplan abgelehnt, einen Teil der Häftlinge in ein weitgehend leer stehendes Bundesgefängnis in Illinois zu verlegen. Und die Bürgerrechtsorganisation »Human Rights First« warf Carter vor, selbst Überführungen ins Ausland zu verzögern. Nach Informationen des Londoner »Guardian« soll das Pentagon die bereits ausgehandelte Rückkehr von Gefangenen nach Großbritannien abgelehnt haben. Vorbehaltlose Unterstützung für den Präsidenten sieht anders aus. Jetzt soll der im Juni vom Außenministerium ernannte neue Guantanamo-Beauftragte Lee Wolosky die Überprüfung des Status’ der verbliebenen Häftlinge und ihre Ausreise in andere Länder forcieren.“
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/982175.barack-obama-laeuft-in-guantanamo-die-zeit-davon.html

  251. Jacko
    28. August 2015, 11:33 | #252

    Die KP Cubas feiert sich
    – als originär nationale Partei,
    deren Hauptzweck 90 Jahre lang das Nationale (war und) ist:
    http://de.granma.cu/cuba/2015-08-19/nach-90-jahren-erinnerungen-noch-frisch

  252. 28. August 2015, 12:01 | #253

    Das Traurige an der KP Kubas ist, daß die wahrscheinlich im Wesentlichen wirklich schon so ungefähr seit ihrer Gründung 1925 an als Hauptzweck das Nationale gehabt hat.

  253. Grete
    28. August 2015, 17:42 | #254

    Damit es beim Besuch des Stellvertreter Gottes im sündigen Cuba nicht so ausschaut, als käme die einzurichtende Caritas aus dem Ausland, polieren die Katholen auf der Insel am eigenen Profil: sie selber basteln sich ihre Caritas zurecht…
    http://www.zenit.org/de/articles/papst-in-kuba-bischofe-starten-eine-spendensammlung-der-barmherzigkeit

  254. Alfonsito
    6. September 2015, 21:51 | #255

    Die Ökonomie einer reformorientierten ’sozialistischen Gesellschaft‘ lässt sich am cubanischen Gesundheitssystem studieren: der Staat verknappt die Zuwendungen. Die Planersteller jammern, dass Knappheit was allgemein Menschliches sei. Und auch der Ausweg kommt hiesigen Bloggern seltsam bekannt vor:
    „Die größte Stärke des kubanische Gesundheitssystems ist das menschliche Kapital, das während all dieser Jahre gebildet wurde.“ (Granma, 4.9.2015)
    http://de.granma.cu/cuba/2015-09-04/die-gesundheitsdienste-fur-unser-volk-sind-gewahrleistet-und-entwickeln-sich-weiter
    Da kommt der Pope aus dem fernen Rom ja gerade rechtzeitig, um es dem verschlissenen cubanischen Humankapital mit dem höheren katholisch-sozialitischen Humanismus der Santa Maria del Cobre zu besorgen.
    Wie schön, dass Cuba sich auch der alternativen Medizin, der Naturmedizin etc zuwendet. (Den Schamanismus haben sie ja bereits, in der Virgen del Cobre…)
    http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/kuba/grune-medizin-ist-in-kuba-auf-dem-vormarsch-trotz-blockade-%E2%80%93-die-kubanische-biotechnologie-besitzt-internationalen-standard-19093.html
    Nachhaltigkeit ist also gerade heute ein aktuelles Thema.
    (So kann der Staat seine dollares für Wichtigeres verbraten.)

  255. Alfonsito
    6. September 2015, 22:24 | #256

    Wichtigeres ist z.B. dies hier
    http://www.taz.de/!5057907/

  256. Alfonsito
    7. September 2015, 07:20 | #257

    Von der Virgen del Cobre in der Hand genommen zu werden
    ist natürlich k e i n Schamanismus
    (sondern ein kostenloses Rezept vom Doktor Herrgott)
    So verbreitet es die Pressestelle des Vatikans
    http://www.zenit.org/de/articles/der-speichel-christi

  257. 7. September 2015, 08:10 | #258

    Die Ökonomie einer reformorientierten ’sozialistischen Gesellschaft‘ lässt sich am cubanischen Gesundheitssystem studieren: der Staat verknappt die Zuwendungen. Die Planersteller jammern, dass Knappheit was allgemein Menschliches sei. Und auch der Ausweg kommt hiesigen Bloggern seltsam bekannt vor

    Ja, Alfonsito, „wir“ hier sind alle ganz große Fans kapitalistischen Knapphaltens der Arbeiterklasse. Damit erzählst du uns ja wahrlich nichts Neues, das ist ja sozusagen deine Platte mit Sprung.
    Daß die merklich bessere Versorgung zu RGW-Zeiten (das will ich ja gar nicht bestreiten, daß das jetzt schlechter wird) kein Eigengewächs eines Semi-Kommunismus auf Kuba gewesen ist, sondern ganz einfach aus Subventionen des RGW gespeist war, das kann man (mittlerweile) ja selbst von GSPlern hören.
    Und das die Castristen nach ihrer Revolution recht schnell nach diesen Subventionen gegriffen haben, war eben Ausdruck der extrem schlechten Ausgangsposition für alle Arten von halbwegs eigenständiger wirtschaftlicher Entwicklung, noch massiv erschwert durch die Embargo/Boykott-Politik der USA und ihrer Partner. (Das war objektive Knappheit, Mangel an allen möglichen Essentials und nicht Ausdruck einer massenfeindlichen Ideologie). Aber wem sag ich das, „euch“ zumindest interessiert dieser Sachverhalt ja buchstäblich nicht die Bohne. Wenn die Castristen nur halb so gut im Wegdefinieren gewesen wären wie ihr, vielleicht hätten zumindest sie ein einfacheres politisches Durchkommen gehabt.

  258. Alfonsito
    7. September 2015, 08:38 | #259

    Neo, du weißt, dass ich den Hinweis auf die objektive Lage in diesem Thread zigmal gegenüber Mattis Nachfragen, wieso die Cubanos nicht seiner Modellbastelei gefolgt seien, erläutert habe…
    (Aber das nur nebenbei – und bezogen auf Ignoranz zum Thema Cuba solltest nicht ausgerechnet du hier den großen Macker hrauskehren. Lachhaft dass ausgerechnet du mir Ignoranz beim Thema Cuba vorwirfst…)
    edit – den persönlichen Krams nehme ich zurück
    Knappheit: ist immer nur die Ideologie zur Begründung der eigenen Politik. Heutzutage finden die Cubanos eben den Plan, den größten Karibikhafen der Welt bauen zu wollen, wichtiger als ihren Sozialkrams. (Das hätten sie vermutlich vor 30 Jahren nicht so gesehen.)

  259. 7. September 2015, 08:53 | #260

    Nein, Alfonsito, weiß ich ehrlich nicht.
    Wieso die Castristen die Politik betrieben haben, die sie nun eben all die Jahre gemacht haben, ist die eine Sache. Die mich schon mal per se wenig interessiert. Vor allem in den letzten 25 Jahren. Ungefähr so wenig, wie das, was Mugabe in Zimbabwe macht, oder das Militär in Myanmar. Insofern kann ich immer nur laut gähnen, wenn du, ganz typisch für GSP-Agitatoren, immer raushängen läßt, wie akribisch du dich ausgerechnet da reingelesen hast, als wenn daran irgendwas politisch Spannendes hängen würde.
    Was ich zum Thema grundsätzlich zu sagen habe, kann man ja immer noch in meinem Kommentar vor ein paar Jahren zu Wolfgang Möhls harschem Spruch „Kuba ist nicht zu helfen“ nachlesen:
    http://neoprene.blogsport.de/2011/06/30/wolfgang-moehl-gsp-kuba-ist-nicht-zu-helfen/
    Aber das hat ja wiederum dich nicht die Bohne interessiert.

  260. dazu
    13. September 2015, 12:52 | #261

    News aus Cuba – zu den Beziehungen zur EU
    und zur Selbstdefinition der Cubanos
    http://www.jungewelt.de/2015/09-12/037.php
    https://amerika21.de/analyse/125679/iroel-sanchez-kuba-usa

  261. Jacko
    18. September 2015, 17:14 | #262

    ‚Ökologie‘ und ‚Bio‘ hält (durch Not gedrungen) Einzug in die cubanische Landwirtschaft…
    http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2015-09/kuba-bio-landwirtschaft-nachhaltigkeit-innovationen/komplettansicht

  262. Alfonsito
    19. September 2015, 10:30 | #263

    Der Artikel selbst sät das Misstrauen in seine Erfolgsmeldungen:
    „Allerdings halten einige Fachleute die gefeierten Erfolge der kubanischen Landwirtschaft für eine Lüge. Dennis Avery, Direktor des Center for Global Food Issues am Hudson Institut in Churchville, ist einer von ihnen. Seiner Meinung nach sind all die Zahlen Teil der sozialistischen Propaganda und noch immer müssten 84 Prozent der Lebensmittel nach Kuba importiert werden.“
    (Letzteres ergibt sich übrigens auch aus diversen bereits in diesem Thread früher aufgelisteten anderen innercubanischen Quellen.)

  263. Grete
    19. September 2015, 18:10 | #264

    Fast möchte man hoffen, dass der Staat wirklich Gläubige zur Messe hätte zwangsverpflichten müssen, wie der SPIEGEL das [erwartungsgemäß] vermutet…
    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kuba-grosse-erwartungen-an-besuch-von-papst-franziskus-a-1053660.html

  264. Grete
    20. September 2015, 06:26 | #265

    DIE WELT legt dar, dass Cuba einen Teil seiner Sozialaufgaben auf religiöse Gemeinschaften, vor allem Adveniat, und die Welt-Caritas der Katholiken, abwälzen will – und dafür ziemlich weit geht, der Kirch also mehr Einfluss einräumt. (Ähnlich übrigens verfährt die Regierung mit den Allergrößten der US-Kapitalisten. Nur das Beste für Kuba wird im nationalen Interesse so hergestellt, versteht sich nach wie vor. Statt evangelikalem oder Santeria-Aberglauben sollen die Katholiken den Bedarf nach religiösen Wahnvorstellungen des cubanischen Volkes abfüllen. (Zumindestens die Katholiken sind sich da ganz sicher, dass ihre Wahnvorstellungen die besseren sind…)
    „Raúl Castro macht aus seiner Begeisterung für „Comandante Francisco“ kein Geheimnis. Wenn Franziskus so weitermache, sagte Castro vor ein paar Wochen bei einem Besuch in Rom, „dann kehre ich in die Kirche zurück“. Der Spruch vom möglichen katholischen Comeback des obersten Kommunisten aus Havanna ging anschließend um die Welt.
    Spannend ist die Aussage allemal, denn in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche waren es immer wieder die Herrscher einer Nation, die mit Blick auf das Schicksal der Kirchen den Daumen hoben oder senkten, den Einfluss der Kirche also bestätigten oder beendeten. Wenn Papst Franziskus an diesem Wochenende in Kuba zu Beginn seines viertägigen Besuchs in Havanna aus dem Flieger steigen wird, erwartet ihn eine kommunistische Regierung, die ihm angesichts des jüngsten Linksrucks der Kirche und seiner erfolgreichen Vermittlung mit Washington so positiv gegenübersteht wie nie zuvor in der nachrevolutionären Geschichte.
    In Kuba spricht vieles dafür, dass die katholische Kirche ein spektakuläres Comeback erwarten kann. Die dominikanische Ordensschwester Yvetty Guzman will das Ihre dazu beitragen. Was vor Jahren noch undenkbar schien, ist für sie bereits greifbar: Mit Unterstützung von Adveniat, dem deutschen Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, baut sie in einem Außenbezirk von Havanna eine Herberge für arme ältere Menschen und Waisenkinder auf. „Vieles ist einfacher als früher, die Zusammenarbeit klappt jetzt besser“, sagt Guzman mit Blick auf die Kontakte zur Regierung.“
    http://www.welt.de/politik/ausland/article146580771/Bringt-der-Papst-das-katholische-Comeback-fuer-Kuba.html
    (In ihrem Referat über Kubas Veränderungen hat Amelie Lanier diesen Teil der offiziellen Rückkehr der katholischen Kirche übrigens bestens erläutert.)
    http://www.contradictio.de/blog/archives/7020
    http://Neoprene.blogsport.de/2015/08/18/zum-vortrag-von-amelie-lanier-ueber-kuba-in-salzburg/#comment-117604

  265. Paquito
    21. September 2015, 09:19 | #266

    Harald Neuber fasst ‚den Religionskram‘ auf Cuba so zusammen:
    https://amerika21.de/analyse/130535/kuba-kommunismus-und-kirche

  266. Mattis
    22. September 2015, 21:47 | #267

    „Mit Unterstützung von Adveniat, dem deutschen Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, baut sie in einem Außenbezirk von Havanna eine Herberge für arme ältere Menschen und Waisenkinder auf.“

    Das ist überhaupt der Kern dieser ganzen „religiösen“ Debatte: da wird eine Instanz hofiert, die sich demnächst vermehrt nützlich machen darf bei der Elendsbetreuung – also weiß der Staat, dass dieses Elend sich spürbar vergrößern wird.
    Und da die Revolutionsmoral gerade verabschiedet wird, ist ein Ersatz gerne gesehen.

  267. Alfonsito
    22. September 2015, 22:23 | #268

    Typisch für so eine linke Regierung ist, dass das Ganze als Werk des Volkes vorstellig gemacht wird. So wurde vorher ein Tag der guten Gaben und der Wohltätigkeit des Volkes für die Armen begangen, und auch beim staatlichen Übergang zur Abtretung von Teilen der Sozialpolitik an die Caritas der Katholen spielt das cubanische Volk die erste Geige – in Gestalt einer heldenhafen dominikanischen Nonne.
    (Demnächst wird noch rauskommen, dass die Virgen de Cobre ihr höchstpersönlich dazu den persönlichen Auftrag persönlich in einer Erscheinung aus den Wolken persönlich geflüstert hat…)

  268. Alfonsito
    23. September 2015, 06:08 | #269

    Die Tochter von Che Guevara, Aleida Guevara, lehnte eine Teilnahme an der Messe in Havanna ab. Die regierende Kommunistische Partei Kubas (PCC) habe ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Messe in der Hauptstadt aufgerufen, „als ob das eine Aufgabe der Partei sei, aber damit bin ich nicht ganz einverstanden“, sagte Guevara.
    Mhm – „nicht ganz einverstanden“ – damit, nun nicht mehr (nur) „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“ zu tönen, sondern obendrein auch zu „Lobet den Herren“ aufzurufen.
    Das kann sich augenscheinlich nur die Tochter vom Che erlauben.
    [- Laut zusammenfassender Übersetzung von Harald Neuber.]
    http://www.telesurtv.net/news/Hija-del-Che-Guevara-cuestiona-visita-papal-a-Cuba-20150919-0023.html

  269. Grete
    25. September 2015, 16:59 | #270

    Die inzwischen überall durchgesetzte Praxis, Regierungsaktivitäten im Gewand von ‚zivilgesellschaftlichen‘ Gruppen, sogenannten angeblichen ‚Nichtregierungs-Organisationen (NGOs), herumrennen zu lassen, hat bekanntermaßen auf Cuba von Seiten der USA bereits eine lange Geschichte. Und die wird fortgesetzt…
    http://www.jungewelt.de/2015/09-25/010.php

  270. Jacko
    26. September 2015, 08:56 | #271

    Dafür, dass es in Cuba kein soziales Elend mehr gibt,
    hat der Papst also auch gesorgt …
    http://www.deutschlandfunk.de/papst-reise-kubanische-dissidenten-kritisieren-soziale.447.de.html?drn:news_id=526533
    Auf das Bild der Eintracht aller Völkischen lässt der Cubanische Staat nämlich keinen Schatten fallen – Bettler passen ihm da einfach nicht. (Deswegen nicht, weil sie den Tourismus beschädigen könnten. Nicht wegen ihrer Armut. Die wird ja durch Vertreibung bekantlich eher noch größer.)
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-117057
    Darauf, dass zunehmend Kinderbettler und Kinderprostituierte gesichtet werden, erfolgt die gängige Replik:
    „Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass auf Kuba die Schulpflicht sehr genau eingehalten wird. Und dass die Familien sehr darauf achten, wo und wie ihre Kinder unterwegs sind. Notfalls greift auch der CDR ein.“
    Alle Beteiligten sehen Armut anscheinend vor allem als Problem der Darstellung sozialistischer Sittlichkeit an – staatsmoralisch und realistisch hinsichtlich des Außenwertes der Insel für die Touristen; DKP-mäßig, um das gute Bild vom guten Cuba trotz der staatlichen ‚Reformen‘ weiter beibehalten zu können. Dafür sorge schon der Staat – dabei hat der die neuen ‚lineamentos‘ doch erst auf den Weg gebracht! (Die stark anwachsenden Prekarisierungsverhältnisse auf der Insel sind dadurch anscheinend keiner weiteren intellektuellen Befassung mehr wert.)

  271. Jacko
    18. Oktober 2015, 18:27 | #272

    Volker Hermsdorf hat ein neues Buch über Kuba herausgegeben.
    Die jw hat es rezensiert:
    »Revolution bedeutet, alles zu ändern, was zu ändern ist«, zitiert Volker Hermsdorf Fidel Castro und erläutert, auf der Karibikinsel verstehe man unter Revolution keinen einmaligen Akt, sondern einen bis heute anhaltenden Prozess. Ihr Sieg bezeichne keinen »Endzustand, sondern den Zeitpunkt, an dem Kuba erstmals frei vom Einfluss fremder Mächte« sei. (…)
    Hermsdorf belegt, dass die Gespräche über die Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten kein Einknicken, sondern ein diplomatischer Erfolg Kubas sind, während die USA ihre bisherige offen aggressive Politik für gescheitert erklären mussten.“
    http://www.jungewelt.de/2015/10-19/006.php
    Dass als Höhepunkt der Revolution also nun die Öffnung zu den USA gilt.
    Das ist zumindestens merkwürdig…
    (Auch die Selbstverständlichkeit, mit der Revolution und Nationalismus gleichgesetzt werden, wirkt reichlich befremdlich.
    Und belegt, wie stark die linke moralische Weltsicht anscheinend als eine bewusstseinsverändernde Droge wirkt.)
    Von der hatte schon Che Guevara augenscheinlich mehr als nur eine kleine Prise genommen
    http://www.cubafreundschaft.de/Che/1963,%20Che%20-%20Die%20marxistisch-leninistische%20Partei.pdf

  272. Jacko
    23. Oktober 2015, 07:13 | #273

    ‚Clash of civilization‘ (na ja), mal ganz anders herum …
    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/wie-amerikaner-die-kubaner-melken-wollen/story/24543300
    (Volker Hermstorf sowie die ML-Linken werden auch das als
    „einen Sieg linker Ideen“ verbuchen.
    Wetten, dass …)
    —-
    Die eher offizielle cubanische Sicht auf die eingetretene Lage
    wird hier dargelegt. (Dort ist die nach wie vor bestehende US-Blockade zentrales Thema):
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=27947

  273. Jacko
    15. November 2015, 09:03 | #274

    Die Frage der Fortexistenz oder Abwicklung von Guantanamo wird in den USA als Konflikt zweier interner Regierungs-Propagandastellen thematisiert. Einerseits verschärft die US-Regierung mittels der Berufung auf den Antiterrorkampf ihr prinzipielles Dogma der unbeschränkten Zugriffsrechte auf Leib und Leben von jedermann weltweit (wie sie im weltweiten Drohnenkrieg ja gleichfalls etliche Unterschiede zwischen Frieden- und Kriegszustand entschränkt haben – und deswegen legen Regierungsteile anscheinend geradezu Wert auf die Fortexistenz von Guantanamo – und legen Beschwerden ein gegen Entlassungsvereinbarungen von Guantanamo). Andererseits macht es sich dabei besser, solch offensichtliche Brüche internationalen Rechts, die immer mal wieder und darin ziemlich systematisch unschuldige Normal-Staatsbürger anderer Staaten treffen [ähnlich übrigens auch den von allen praktizierten Spionagepraktiken gegen befreundete Regierungen] – nicht an die große Glocke zu hängen und in der Öffentlichkeit für die Beendigung der Guantanamo-Bay-Folterstation einzutreten [wofür dann eine andere, bekanntere, ‚offiziellere‘ Regierungspropagandastelle eintritt]:
    „In Guantánamo Bay waren seit 2002 nach US-Angaben etwa 800 Menschen interniert. Heute werden dort immer noch 112 Männer festgehalten. Einer davon ist der 36jährige Jemenite Tariq Ba Odah.
    Laut »Close Guantánamo« protestiert Ba Odah seit 2007 gegen seine unbegrenzte Haft, indem er keine Nahrung freiwillig zu sich nimmt. Seitdem wird er permanent zwangsernährt und wiegt nur noch 34 Kilogramm. Obwohl er seit Januar 2010 in ein Aufnahmeland ausgeflogen werden könnte, legte das US-Justizministerium bis jetzt immer neue Berufungen gegen seine Haftbeschwerden ein. Das New Yorker »Center for Constitutional Rights« erklärte dazu, das Ministerium kämpfe um ein Prinzip, nämlich »das Recht, ihn in einer Zelle abzulagern, zwangszuernähren und ihn freizulassen, wann und wie es ihm beliebt«.“
    http://www.jungewelt.de/2015/11-02/028.php

  274. Grete
    21. November 2015, 08:22 | #275

    Cuba-Flüchtlinge lassen sich nun nicht mehr so einfach wie früher als Belegexemplare für ‚das schlechte System dort‘ vorführen.
    Das ändert die Umgangsweisen mit cubanischen Migranten…
    https://amerika21.de/2015/11/136773/nicaragua-migranten-kuba
    http://www.nzz.ch/international/amerika/1500-kubaner-in-costa-rica-festgehalten-1.18647621

  275. Jacko
    25. November 2015, 08:01 | #276

    Die aktuelle ‚Granma‘ (dt.) zu den gestrandeten cuban. Flüchtlingen in Mittelamerika – Richtung USA
    http://de.granma.cu/mundo/2015-11-20/die-odyssee-zum-amerikanischen-traum

  276. Jacko
    11. Dezember 2015, 07:28 | #277

    TV-Tipp (für den, der den Sender ‚zdf info‘ reinkriegt)
    Achtteilige Doku über Kubas Geschichte
    http://www.jungewelt.de/2015/12-11/050.php

  277. Jacko
    13. Dezember 2015, 09:58 | #278

    Umschuldungen und Schuldenstreichungen wollen europäische Finanzer mit Cuba vereinbaren, um europäischen Kapitalisten den flotteren Zugriff auf Cuba zu erleichtern (bei den USA gibt es bekanntlich ja nicht nur im Kongress größere Widerstände, auch etliche Exil-Cubaner aus Miami und umzu [‘Gusanos‘ = cub. für Würmer, Ungeziefer] pochen penibel auf Entschädigungen).
    http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/4883372/Kuba-einigt-sich-mit-Glaeubigern?from=gl.home_wirtschaft

  278. Azucar
    15. Dezember 2015, 08:28 | #279

    Dimas Castellanos: Die Rolle des Zuckers auf Cuba
    (aus den Materialien des trigon-Verlages zum Film ‚Melaza‘)
    https://www.trigon-film.org/de/movies/Melaza
    „Seit seiner Einführung ersetzte das Zuckerrohr in Kuba nach und nach alle anderen Landwirtschaftskulturen und die Insel entwickelte sich zur größten Zuckerplantage der Welt. Durch die geografische Expansion schmolzen die zerstreuten Siedlungen zu einer insularen Einheit zusammen. Es kristallisierte sich ein moderner Großgrundbesitz heraus, der einen Fünftel des Nationalgebiets in rund 180 Fabriken zentralisierte, die Teilung von Landwirtschaft und Industrie vorwärtstrieb und die Figur des „Colono“, des Zuckerrohranbauers, hervorbrachte. (Bis 1959 garantierten die Kolonisten die Zuckerrohrversorgung. Mit den modernen Fabriken konnten sie nicht mehr konkurrieren und überließen in der Folge ihr Zuckerrohr oft der benachbarten Mühle gegen einen Teil des gewonnen Zuckers.) Seither wurde Kuba über seine Zuckerproduktion und den Zuckerhandel definiert.
    Während der Republik (1902–1952) gab es kein namhaftes Ereignis, das die Zuckerrohrernte nicht erheblich betroffen hätte. Im Ersten Weltkrieg profitierte Kuba von den hohen Preisen auf dem internationalen Markt, die Wohlstand ins Land brachten und der Insel die so genannt „fetten Jahre“ bescherten. Als sich die internationale Zuckerindustrie nach dem Krieg erholte, stürzten die Preise in den Keller, was 1921 schließlich in eine Finanzkrise mündete und in eine Zeit, die von Arbeitslosigkeit, Armut und politischen wie sozialen Konflikten geprägt war. Die an der New Yorker Börse ausgelöste Weltwirtschaftskrise löste einen Preisabfall aus, der sich zwischen 1929 und 1933 in Gewalt, politischer Instabilität und schliesslich in Streiks niederschlug, die die Diktatur von Gerardo Machado (1925-1933) zu Fall brachten.
    Während des Zweiten Weltkriegs schloss sich Kuba im Kampf gegen Deutschland und Japan den Alliierten an, der Zuckerpreis explodierte. Die Vereinigten Staaten hoben die Importbeschränkungen auf und Kuba verkaufte seine Ernten zu Rekordpreisen. Die Produktion stieg von 2,7 Millionen Tonnen im Jahr 1940 auf 4,2 Millionen Tonnen im Jahr 1944 an. Nach Kriegsende ging die Nachfrage massiv zurück und die USA senkten die Quote, die sie Kuba abkauften, worauf die kubanische Regierung den Zuckerpreis, der unterhalb des vereinbarten Welthandelspreises lag, für zwei Jahre einfror. Der Gewerkschaft gelang es, eine Garantieklausel zu erwirken, die vorsah, dass der Zuckerexportpreis in dem Maße anzusteigen hatte, wie es die Importpreise taten. Dank dieser Klausel erhielten die Arbeiter einen Extralohn von 13,42%, den man fortan als „Zuckerausgleich“ kennt.
    Der Schaden, den Großgrundbesitz und Monokultur angerichtet hatten, zwang die republikanischen Regierungen, einen Prozess der Diversifizierung einzuleiten. Die Entwicklung des Bergbaus, der Leichtindustrie, des Tourismussektors, einigen Dienstleistungen und Nebenfirmen der Zuckerindustrie wurde vorangetrieben, war jedoch ungenügend. Um das Finanzsystem zu erneuern und einen Kreditmechanismus festzulegen, welcher der Diversifizierung verpflichtet war, wurden 1950 die Kubanische Nationalbank und die Förderbank für Landwirtschaft und Industrie gegründet. Potenziert durch die GATT-Verhandlungen, führte dies zu einer Erhöhung der Zolltarife auf eingeführten Industriegeweben und zum Abschluss neuer Verkäufe an Japan, Kanada und verschiedene europäische Länder.
    Die Ernte stieg 1952 auf 7,2 Millionen Tonnen, ein Volumen, das nicht abgesetzt werden konnte. Die Regierung beschloss ein Programm zur Verminderung der Ernten und ein Maßnahmenpaket, um die Herstellung anderer landwirtschaftlicher und industrieller Produkte sowie öffentliche Bauten zu fördern. 1954 wurde die Kubanische Aussenhandelsbank ins Leben gerufen, welche die neuen Produkte auf dem internationalen Markt platzieren konnte. Im selben Jahr kaufte die Sowjetunion – im Kalten Krieg ganz auf ihre Einflusserweiterung konzentriert – Kuba 400 Millionen Tonnen Zucker ab, was den gesamten Rückgang wieder kompensierte.
    Ende 1955 fiel die Weigerung von Fulgencio Batista, den Dialog mit der Opposition aufzunehmen und die konstitutionelle Ordnung nach dem Staatsstreich 1952 wieder herzustellen, mit der Entscheidung der Fabrikbesitzer zusammen, den Zuckerausgleich nicht mehr auszubezahlen. Der darauffolgende Streik der Zuckerarbeiter unterbrach die Produktion und drohte die Nation lahmzulegen. Batista wurde gezwungen, die Einladung zum Dialog anzunehmen und die Teilzahlung des Ausgleichs zu leisten.
    Die Revolution von 1959 proklamierte die Monokultur des Zuckers als definitive Lösung. Sie beseitigte den Großgrundbesitz mittels den in den Agrarreformen von 1959 und 1963 geschaffenen Gesetzen. Anstatt das Eigentum zu verteilen, konzentrierte sie 70% der Anbaufläche in Staatshand, was mehr war als das konfiszierte Volumen der Grossgrundbesitzer. Im Kontext des Kalten Krieges und angesichts der Verfeindung mit den nordamerikanischen Behörden war Kuba nun total abhängig vom sowjetischen Handel und den sowjetischen Subventionen. Dieser Entscheid verankerte das Übel der Monokultur noch tiefer in der Gesellschaft.
    1970 lag die Produktion nach einem kolossalen Effort und einer regelrechten Verrenkung des Landes bei 8,5 Millionen Tonnen Zucker, ein Umfang, der nach der Auflösung der Sowjetunion auf 3,5 Millionen Tonnen im Jahr 2001 schrumpfte und mit einer Zuckerpreissenkung auf dem Weltmarkt zusammenfiel. Anstatt das Problem an der Wurzel zu packen, begann die Regierung mit der Restrukturierung der Zuckerindustrie und dem Auftrag „Álvaro Reynoso“, zwei Projekten, mit denen die landwirtschaftliche und industrielle Wirtschaftlichkeit erhöht werden sollten.
    100 Zuckerrohrmühlen wurden geschlossen, um nur die „effizientesten“ am Leben zu erhalten, während das freigelegte Terrain anderen Bestimmungen zugeführt wurde. Das Argument des Staatschefs war, dass „es nicht möglich sei, zwei Millionen Hektaren und 450 Tausend Arbeitskräfte in einem Projekt zu binden, das Devisenverluste generierte. Die Gründe der Insuffizienz hat man indessen nie hinterfragt, auch nicht, wieso andere Länder im gleichen Zeitrum ihre Zuckerproduktion erhöhen konnten. Das Resultat der genannten Projekte war eine noch größere Reduktion: die Ernte betrug 2005 nur noch 1,3 Millionen Tonnen, eine ähnliche Zahl wie 1907.
    Die 2012 eingebrachte Ernte betrug 1,5 Millionen Tonnen, weniger als die 1957 allein von den drei Werken Morón, Delicias und Manatí eingebrachten 1,6 Millionen Tonnen, eine Zahl, die heute unvorstellbar und unerreichbar wäre.“
    https://www.trigon-film.org/de/movies/Melaza/documents/Dossier_Medien.pdf

  279. Jacko
    15. Dezember 2015, 09:47 | #280

    Zum „Tag der Menschenrechte“ gab es Verhaftungen in Cuba.
    Die Finanzierung oppositioneller Gruppen in Kuba wird aber wohl auch in den USA zunehmend hinterfragt. Politische Initiativen gegen die sozialistische Regierung in Kuba seien „weitgehend kontraproduktiv gewesen“, schrieb die New York Times im vergangenen Jahr: „Die Fonds sind ein Magnet für Scharlatane und Schwindler geworden.“
    (- das meint das Portal ‚Amerika 21‘ und listet den folgenden Link:)
    http://es.panampost.com/sabrina-martin/2015/12/11/mas-de-150-detenidos-en-cuba-derechos-humanos/
    Cuba seinerseits lobt sich für die Umsetzung der Menschenrechte, in Bezug auf Kinderernährung, medizinische Versorgung, Bildung etc:
    http://www.granma.cu/cuba/2015-12-09/proteger-lo-mas-humano-de-nuestra-especie-09-12-2015-23-12-50
    Ebenfalls strikt menschenrechtlich okay wird es sein, dass der cubanische Staat sich den Lebensunterhalt diverser Staatsangestellter vom Hals geschafft hat, damit die nun endlich ökonomisch ganz und gar frei sein dürfen…
    http://de.granma.cu/cuba/2015-12-14/zahl-der-arbeiter-auf-eigene-rechnung-in-pinar-del-rio-verdreifacht

  280. Jacko
    21. Dezember 2015, 05:07 | #281

    „Rund 30.000 Cubaner wollten allein in diesem Jahr weg aus Kuba, über Mittelamerika 7000 km lang bis in die USA. Etwa 5.000 sitzen zurzeit in Costa Rica fest. Von da geht es nicht weiter, denn das Nachbarland Nicaragua hat die Grenzen dicht gemacht.(…)
    Die alte Fluchtroute ist nur 144 Kilometer kurz und geht im rostigen Kahn von Kuba direkt nach Florida. Da gilt das Gesetz des ‚trockenen Fußes‘: Wer noch auf dem Wasser von der US-Küstenwache erwischt wird, muss zurück. Wer es aber auf US-amerikanischen Boden schafft, der bekommt Asyl.“
    Die Auskunft eines Flüchtlings: „Ich habe in Cuba keine Zukunft, obwohl ich studiert habe. Mit meinem Gehalt von 10 US-Dollar im Monat kann ich keine Familie ernähren. Das reicht nicht…“
    – da kann der gebildete Mensch sich nunmehr überlegen, ob das eine Auskunft gegen den „überkommenen sozialistischen Inselstaat“ sein soll – oder gegen die marktwirtschaftlichen Neuerungen:
    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Happy-Birthday-Libreta/story/16588095
    – die eine große Fluchtwelle ausgelöst haben, weil sie das Leben und Überleben ganz vom Geldreichtum der Cubanos abhängig machen (werden).
    Zitate aus:
    http://www.deutschlandfunk.de/flucht-trotz-annaeherung-tausende-kubaner-zieht-es-noch.799.de.html?dram:article_id=340328
    —-
    Realsozialistisch gesonnene deutsche StudentInnen auf der Insel sind leider erwartungsgemäß fix mit ihren ’sozialistischen Vorschlägen‘:
    „Gesetzt den Fall, man würde die Libreta künftig nur noch denjenigen zur Verfügung stellen, die arbeiten gehen, sowie Kindern, Pensionierten und Jugendlichen in Ausbildung, könnte man das System für alle verbessern. Denn wenn die Waren in der Libreta dann zu den Preisen angeboten werden, die für deren Produktion aufgebracht werden müssen, und die Löhne um eben diesen Betrag erhöht werden würden, dann könnten die staatlich Angestellten weiterhin ohne Mehrkosten von der Libreta profitieren und alle, die nicht arbeiten gehen wollen, zum Beispiel weil sie sich ausschließlich durch Verwandte aus dem Ausland finanzieren lassen und keinen gesellschaftlichen Beitrag leisten o.ä., fielen dem Staat nicht mehr zur Last.“
    https://berichteaushavanna.wordpress.com/2015/02/25/kein-bier-mehr-zum-geburtstag/
    Das Feindbild, dass es in Cuba zu viele Überflüssige gibt, und dass, wer nicht arbeitet, auch nicht essen soll, – ist das denn nun die Essenz des Realsozialismus – oder des marktwirtschaftlichen Systems?

  281. Jacko
    24. Dezember 2015, 10:09 | #282

    Der im Denken der o.g. linken Studentin gängige und hierzulande als normal geltende rassistische Gedanke, es läge (in Fortsetzung der marktwirtschaftlichen Erfolgslüge) an den Betreffenden selber, wenn aus ihnen nichts Erfolgreiches würde, und den überflüssig gemachten könne man, wenn man sie nicht mal mehr zum Malochen verheizen kann, im Prinzip ihrer Menschennatur wegen sowieso gar nicht helfen, und das wolle man deswegen auch nicht, der paart sich momentan auf Cuba wieder mit den Häßlichkeiten des hergebrachten Rassismus, der sich an der schwarzen Hautfarbe festmacht
    http://www.dw.com/de/der-blinde-fleck-der-revolution-kubas-neuer-rassismus/a-5096361
    Der Rassismus auf Cuba war schon 2004 in deutschen Solikreisen bereits Thema
    http://www.kubaforen.de/t434015f3292-quot-Rassismus-quot.html
    Dumm – Passend wirkt es da übrigens,
    wenn die im Beitrag hier drüber zitierte linke Studentin wirbt:
    „Du brauchst eine Pause vom Kapitalismus? Auf nach Cuba…“

  282. Jacko
    27. Dezember 2015, 15:49 | #283

    In den USA mehren sich die Stimmen für eine Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba. Unter anderem hat sich die US-Tageszeitung New York Times (NYT) erneut für die Aufhebung des „Cuban Adjustment Act“ von 1966 ausgesprochen.
    Diese Stimmen argumentieren erwartungsgemäß streng mit dem amerikanischen Staatsinteresse:
    „Die Blockade-Politik führe zu gefährlicher, illegaler Immigration, die nur Schmugglern dienlich sei und eine strengere Ausreisepolitik seitens der kubanischen Regierung provoziere, argumentierte das Blatt.
    (…) Die NYT legt der Obama-Regierung nahe, eine neue Regelung zur legalen Migration zwischen beiden Ländern auszuhandeln und Kubaner ohne Einreisegenehmigung zurückzuschicken, wenn sie nicht glaubhaft machen können, von Verfolgung bedroht zu sein. “
    https://amerika21.de/2015/12/139356/einwanderungspolitik-kuba-usa
    „Das Fehlen von Perspektiven ist jedoch auch ein Grund, weshalb die Zahl der auswandernden Kubaner in diesem Jahr erneut gestiegen ist“, meint die taz. Dabei ist dem oben aufgeschriebenen Posting vom 21.12. zu entnehmen, dass gerade die deutlich erkennbaren Perspektiven als Billiglohnland manche Cubanos von der Insel scheuchen: wenn schon Billiglöhner als Perspektive, danm doch lieber nicht auf Cuba für 10 Dollares im Monat; sondern dann lieber gleich ganz in den USA oder Kanada…
    http://taz.de/US-kubanische-Beziehungen/!5258651/
    Obama zaudert augenscheinlich, die allgemeinen Beziehungen zu Cuba so weit entwickeln zu wollen, dass die US-Boykott-Gesetze nur noch eine leere Hülle wären.
    http://de.granma.cu/cuba/2015-12-17/ein-jahr-spater-die-blockade-besteht-weiter

  283. Alfonsito
    29. Dezember 2015, 23:47 | #284

    Für diese o.g. Flüchtlinge wurde eine Transit-Lösung (per Luftbrücke und Durchreiseerlaubnisse bis Mexiko) ausgehandelt. Aber damit sind sie dann auch bestenfalls erst einmal nur bis Mexiko gekommen…
    Volker Hermsdorf erläutert in der jw einige Hintergründe der US-Politik gegenüber der gesamten illegalen Einwanderungsbewegung aus Lateinamerika:
    „Im Vorfeld des Treffens vom Montag hatte die durch die US-Politik ausgelöste Migrationskrise in Lateinamerika heftige Debatten ausgelöst, deren Ursachen mit der Einigung nicht beseitigt wurden. Guatemala sei nicht der Meinung, dass Unterschiede zwischen kubanischen Migranten und denen aus anderen Ländern der Region gemacht werden sollten, heißt es in einer von AGN am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichten Presseerklärung des Außenministeriums. Denn »diese Personen« seien »weder politische Flüchtlinge, noch von einem Krieg oder Naturkatastrophen betroffen«. Es sei nicht zu akzeptieren, dass »unsere Migranten«, in diesem Jahr allein 102.000, wieder nach Guatemala abgeschoben werden, während diejenigen, die aus Kuba kämen, »in den Norden« geleitet würden.
    Vor allem das Haupttransitland kommt in Erklärungsnot. Wie der Fernsehsender Telesur am Sonntag auf seiner Homepage berichtete, wurden in Mexiko in diesem Jahr mehr als 200.000 lateinamerikanische Migranten, meist auf dem Weg in die USA, verhaftet und wieder in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Am gleichen Tag veröffentlichte die Nachrichtenagentur AP eine Statistik aus El Salvador, nach der zwischen Januar und Dezember knapp 50.000 Bürger des Landes, darunter fast 7.000 Kinder und Minderjährige, aus den USA und Mexiko deportiert worden sind. Täglich verließen rund 300 Salvadorianer ihr Land um den »amerikanischen Traum« zu suchen.
    Diese Migranten sind in den USA jedoch nicht willkommen. Die Washington Post berichtete am 23. Dezember, dass das US-Heimatschutzministerium eine »Reihe von Aktionen« vorbereite. Im Januar solle damit begonnen werden, auch solche Lateinamerikaner zu deportieren, die vor Terror und Gewalt in ihren Ländern geflohen waren. Der Zeitung zufolge sind seit Anfang 2014 mehr als 100.000 Familien aus diesen Gründen eingereist.“
    http://www.jungewelt.de/2015/12-30/073.php

  284. Jacko
  285. Azucar
    8. Januar 2016, 22:19 | #286

    Nein, meint das ‚Neue Deutschland‘
    und titelt deswegen:
    „Gabriel sucht Kuba heim.
    Wirtschaftsminister späht nach Profitaussichten …
    … denn es haben sich die Perspektiven für Geschäfte auf der Insel geändert: Vor anderthalb Jahren erließ Kuba ein neues Investitionsgesetz, eine Sonderwirtschaftszone wurde eingerichtet und verstärkt um ausländisches Kapital geworben. Der im November aktualisierte Investitionskatalog umfasst 326 Projekte mit einem Volumen von 8,2 Milliarden US-Dollar vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Biotechnologie, Tourismus, Baugewerbe sowie Energie.“
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/996931.gabriel-sucht-kuba-heim.html

  286. Bolle
    14. Januar 2016, 17:23 | #287

    Da es in diesem Thread einige Streitereien darüber gab, ob Cubas Politik internationalistisch ausgerichtet war, ein Hinweis darauf, wie das im Konkreten mal ausgesehen hat (ein weitgehend vergessenes Kapitel der Geschichte):
    https://deutsch.rt.com/international/36292-januar-1976-als-kuba-invasionstruppen/

  287. Jacko
    6. März 2016, 14:59 | #288

    Das „musste“ wohl so kommen:
    Erste US-Fabrik auf Cuba
    https://amerika21.de/2016/02/144731/us-fabrik-kuba
    Und Obama wird den ersten Spatenstich tätigen.
    Wetten dass …
    Und da das vermutlich als „Zuckerbrot“ gehandelt wird,
    fehlt aber auch die „Peitsche“ nicht:
    https://amerika21.de/2016/02/143954/kontosperren-usa-kuba

  288. Jacko
    21. März 2016, 23:23 | #289

    Lechts und rinks kann man nicht velwechsern,
    meint Die Linke und betet die US-Forderungen nach,
    dass Cuba seine Innenpolitik schleunigst verändern müsse:
    „Für Kuba ist die Geste der ausgestreckten Hand aus dem Norden ein großer Erfolg, er sollte nicht durch wachsende Repressionen gegen politisch Andersdenkende im eigenen Land geschmälert werden.“
    http://linksfraktion.de/pressemitteilungen/historische-chance-ende-eiszeit/
    (Wie würde denn die entsprechende Sudellogik lauten, wenn einmal ein US-Multi eine mögliche große Investition – wegen Aussicht auf dicke Profite, weswegen sonst… – auf Cuba ankündigen würde?)
    (Angesichts der Geste der ausgestreckten Hand anscheinend auf so etwas wie die ‚Verteilung von Wohltaten‘ zu kommen – das ist schon eine schwierige gedankliche Verrenkung, wenn es ein US-Präsident ist, der einem grad die Hand reichen will…)

  289. Jacko
    22. März 2016, 12:55 | #290

    Eine US-Professorin macht die Gegenrechnung gegen die USA auf
    http://antikrieg.com/aktuell/2016_03_22_menschenrechtsgeheuchel.htm
    „Das cubanische Volk“ – ununterbrochen und immerzu am Siegen…
    https://amerika21.de/analyse/148233/sieg-kubanischen-volkes

  290. Jacko
    25. März 2016, 09:25 | #291

    Ex-DDR-Bürger haben vor allem gelernt:
    Jetzt bloß kein Besserwisser sein.
    Etwas zu wissen, und es zu sagen,
    das ist nämlich – vor allem schädlich…
    https://www.freitag.de/autoren/magda/es-silencio-leben-in-der-kubanischen-provinz
    Jenseits der Versprechungen von blühenden Landschaften & in den Käffern
    findet sich ein anscheinend weit verbreitete Gefühl der Trostlosigkeit
    – künstlerisch umgesetzt im Film ‚Melaza‘
    http://Neoprene.blogsport.de/2012/03/06/patria-o-muerte-zur-rettung-ihres-staates-ist-fuer-die-kp-kubas-der-sozialismus-gestorben/#comment-118702
    „You can’t always get what you want,
    But you get what you need…“
    spotten Altkanzler und sonstige Scorpions dazu…

  291. Jacko
    25. März 2016, 09:47 | #292

    Da lacht nicht nur der Titanic-Leser:
    Eine ‚bessere Gesundheitsversorgung‘ auf Cuba
    fordert ausgerechnet die US-Regierung…
    http://www.bbc.com/news/world-latin-america-35884342
    (Wer zu faul zum Nachlesen ist:
    – es geht um das Zika-Virus…)

  292. Jacko
    27. März 2016, 08:03 | #293

    Bislang erhalten cubanische Migranten anscheinend immer noch einen ähnlichen Sonderstatus, wie ihn Syrer hierzulande noch bekommen.
    https://www.boell.de/de/2016/02/01/widerspruechliche-wege
    https://amerika21.de/2016/02/143636/kuba-migration
    Beides wirkt wie die letzte Remineszenz daran, dass Staaten ihre gesetzlichen Regelungen für „das Flüchtlingsproblem“ vor allem als Titel weltweiter Einmischung in genau bestimmte Regionen benutzen woll(t)en.
    Bevor Cubanos demnächst legal mit der nächsten legalen US-Fähre US-Boden werde besteigen können, wird der cubanische Sonderstatus gewiss beendet worden sein. Dafür wird dann einfach darauf geachtet werden, dass auch Cubanos nur mit erlaubtem Visum und das heißt vermutlich vor allem zusätzlich auch mit einigen Zehntausenden dollares einreisen dürfen, wie das sonstige Latinos ja auch nur allenfalls dürfen.
    (Wie in Europa Österreich und Mazedonien die bisherige Lage beendet haben, so sind es in Mittelamerika vor allem Nicaragua und Mexiko, die den Sonderstatus der cubanischen Migranten beendet sehen wollen.)
    Die Haltung der USA dazu ist, so scheint mir, wie auch beim Abbau der Handelsbarrieren, grad bei der noch unentschiedenen Frage gelandet, ob die Republikaner durch ihre Blockadepolitik ihre Wahlchancen denn nun verbessern oder nur noch weiter verschlechtern können…
    Dass zunehmend nur noch reales Geld auf Cuba wichtig wird, führt neben dem Anstieg der Migration über Mittelamerika auch dazu, dass eine halbe Million Cubanos [nur mit ihrer Arbeitskraft versehen] sich ’selbständig‘ machen [müssen, denn sie wurden aus Staatsbetrieben rausgeschmissen..].
    „Insgesamt, so eine Schätzung des kubanischen Finanzministeriums, müssen 1,8 Millionen Menschen in der Privatwirtschaft unterkommen. Der Prozess der Umstrukturierung hat schon vor einigen Jahren angefangen. Für viele der Freigesetzten weiß die sozialistische Regierung keine andere Berufsperspektive als die eines Klein-Unternehmers.“
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fruehaufsteher/kuba-entdeckt-den-kleinen-unternehmer-14139128.html

  293. Jacko
    27. März 2016, 09:49 | #294

    Der FAZ-Artikel enthält neben durchaus weiteren interessanten ‚weiteren Entdeckungen‘ auch noch einen solchen Leserbrief im Anhang:
    „Seit einigen Jahren gibt es auch einen offiziellen Markt für Immobilien, Autos, elektronische Geräte, Dienstleistungen usw. Die Bezahlung erfolgt in konvertierbaren Pesos (CUC). Jetzt können auch Exilkubaner wieder nach Kuba einwandern, eine Wohnung für sich und weitere zur Vermietung kaufen. Da die Miete in CUC bezahlt wird, kann man gut davon leben. Eine besonders wohlhabende Schicht hat sich seit Einführung der Selbstständigkeit herausgebildet: die Kleinbauern, die noch nie zuvor über so hohe Einkünfte verfügten. Seit zwei Jahren können Kubaner theoretisch auch in jedes Land der Welt reisen. Man muss dafür nur das nötige Geld besitzen. Visafreie Reisen gibt es aber nur in sehr wenige, oft weit entfernt liegende, Länder. Die Einwanderung in die USA ist streng nach Kontingenten geregelt. Besuchsvisa gibt es natürlich, aber eben nur für eine bestimmte Zeit.“
    Diesbezüglich unterscheiden sich die freien Eigentümer auch in Frankfurt davon nicht prinzipiell. Haben sie nur ihre Arbeitskraft zu verkaufen, dann machen sie allenfalls [eher fast als Formen der ‚Selbstausbeutung‘ der Arbeitskraft der kleinen Eigentümer] Dönerbuden oder Flickschustereien für Schuhe und Jacken auf.
    Was hierzulande über den Ausländerstatus sortiert wird, wurde und wird in ’sozialistischen Staaten‘ über Parteiferne, mangelnde Betriebsmoral, fehlende Zugehörigkeit zu entsprechenden superwichtigen Klüngeln etc sortiert.
    [Und letztendlich dann auch noch als ‚Fortschritt des Sozialismus‘, den sogar Obama anerkennen müsse, verkauft…]

  294. Jacko
    17. April 2016, 10:18 | #295

    Die im Ausgangsthread erläuterten neuen Leitlinien „Lineamentos“ werden nun nach 5 Jahren von der cubanischen KP „diskutiert und fortgeschrieben.“
    (Weiter so…, Vorwärts mit…; und so weiter und so fort…)
    Auch die linke Kritik ist schon ganz schön weit mit ihrer Terminologie im Arsch des ehemaligen Systemgegners angekommen:
    „Es sei wichtig, die Kaufkraft der Kubaner zu entwickeln“…
    – das hört sich jedenfalls viel positiver an als das ewige gestrige linke Jammern darüber, dass die staatliche libreta nicht mehr das Überleben absichere…
    http://www.jungewelt.de/2016/04-16/012.php .

  295. Jacko
    18. April 2016, 07:08 | #296

    Eine weitere dt. Soli-Meinung gibts in den Blättern
    https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2016/april/kubanische-gratwanderung

  296. Jacko
    19. April 2016, 18:56 | #297

    Deutsches Gericht gegenbeantwortet Wirtschaftskrieg gegen die USA,
    weil die USA deutsche Witschaftsbeziehungen zu Cuba ahnden;
    na, das sind ja ganz neue Töne…
    https://amerika21.de/2016/04/150765/paypal-urteil-blockade-kuba
    Der dem zugrunde liegende Streit ist/war dieser von 2011
    https://amerika21.de/nachrichten/2011/09/39882/kuba-blockade-paypal-rossmann
    Aber bis jetzt beschlagnahmen die USA immer noch und immer mal wieder Gelder, die aus Schland nach Cuba fließen sollen…
    https://amerika21.de/2016/03/148782/usa-stoppen-geld-kubareise

  297. Hinweis
    5. Juni 2016, 05:25 | #298

    Bundesregierung will deutsche Unternehmen in Kuba fördern
    „Für ein Kontaktbüro für die deutsche Wirtschaft in Havanna, das vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag betrieben werden soll, sei zunächst ein völkerrechtlicher Vertrag notwendig. Bis zu einer Klärung der offenen Fragen beschränkt sich die Bundesregierung nach eigenen Angaben auf ein „Markterkundungsprogramm“.
    Ein seit Jahren diskutiertes Kulturabkommen, nach dessen Unterzeichnung ein Goethe-Institut in Havanna eröffnen könnte, sei Kuba angeboten worden. Das Kulturabkommen sollte bereits vor eineinhalb Jahrzehnten abgeschlossen werden. Mit dem Boykott der Internationalen Buchmesse in Havanna durch die damalige SPD-Grünen-Regierung im Jahr 2004 wurde das Projekt aber auf Eis gelegt.“ (3.6.16)
    https://amerika21.de/2016/06/153397/kuba-unternehmen-deutschland

  298. Hinweis
    21. September 2016, 20:55 | #299

    Dem Cuba-Sonntag auf ‚arte‘ konnte man u.a. entnehmen, dass augenscheinlich die cubanischen Behörden einen „Investoren“ namens „El Paquete“ gewähren lassen (also vermutlich sind sie es sogar selber…), der westliche Medieninhalte, auf USB-Sticks kopiert, in ganz Cuba geschäftsmäßig für ein paar CUK verbreitet.
    „Das Wegschauen der Behörden und die Tatsache, dass nie pornografische oder regierungskritische Inhalte im Paket zu finden sind, nährt allerdings Spekulationen, wonach auch Regierungsmitarbeiter hinter „El Paquete“ stehen und gezielt Inhalte bereitstellen.“
    https://entwickler.de/online/netzkultur/el-paquete-semanal-kuba-238024.html
    Das wird die Partei also vermutlich als eine ihrer „Öffnungen“ praktizieren.
    Die US-Behörden hingegen dringen auf die Erlaubnis des freien Internet in ganz Cuba. Die hiesige Soli-Presse fasst den cubanischen Standpunkt dazu so zusammen, dass die USA „den Einsatz neuer Technologien für einen Wechsel des politischen Systems in Kuba forcieren. Die Konferenz werde von der gleichen US-Behörde organisiert und finanziert, welche die Propagandasender Radio und TV Martí betreibt“
    https://amerika21.de/2016/09/159640/kuba-usa-internet-konferenz
    Was früher hier im Westen als exotisches karibisch-nationales Überbleibsel galt, der Führungsanspruch der KP, gilt zunehmend nur noch als „Behinderung“ der „freien Entwicklung“ – durch „Korruption“. „Die alten Gewohnheiten“ müssten verschärft abgebaut werden, meint eine kritische Mitarbeiterin bei der cubanischen Granma – in einem hiesigen taz-Artikel.
    http://www.taz.de/!5321394/

    Eine Gesamtdarstellung der „Reformen“ gab es bereits 2012 in einem großen Basis-Artikel:
    Kubas jüngster „Aufbruch zum Sozialismus“
    Staatlich organisierter Drittweltkapitalismus
    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/2012/1/gs20121116h1.html
    Zu den Reformen gibt es hier Original-Zitate der kubanischen KP:
    http://www.argudiss.de/sites/default/files/doku/ankuendigung%28pdf%29/kuba_hb_1011_zitate.pdf
    Es gibt bei ArguDiss einen Audio-Vortrag zum Anhören:
    http://www.argudiss.de/node/176
    H. L. Fertl hat im März 2012 in Wien einen Vortrag gehalten
    „Die Veranstaltung zieht kritisch Bilanz über die Lage Kubas und die aktuellen Reformen, mit denen sie bewältigt werden soll; damit aber auch über die Weltmarkt- und Weltordnungsverhältnisse, in denen sich Kuba behaupten musste und will.“
    http://cba.fro.at/76092

  299. Hinweis
    23. September 2016, 20:17 | #300

    Brüssel beendet Blockade
    EU-Kommission billigt Kooperationsabkommen mit Kuba und hebt »Gemeinsamen Standpunkt« gegen die Insel auf
    „Die Normalisierung der Beziehungen zwischen Kuba und der EU ist auch ein Schlag für die Blockadepolitik der USA…“ behauptet die jw lächerlicherweise als Bildunterschrift, wiewohl der Artikel von Volker Hermsdorf darlegt, wie bündnistreu gegenüber dem großen Bruder vor allem die BRD hinter den jeweils Maßstäbe setzenden Aktivitäten der US-Regierung hinterhergetrottet ist (und sie so in Ganzeuropa verbindlich durchgesetzt hat…)
    http://www.jungewelt.de/2016/09-24/001.php

  300. Paquito
    4. Oktober 2016, 16:02 | #301

    Dass die USA mehr Respekt für die cubanische staatliche Souveränität aufzubringen hätten – das scheint so ziemlich die einzige Kritik zu sein, die letztlich noch vom ehemals revolutionärem Programm der cubanischen KP übrig bleibt.
    https://amerika21.de/2016/10/161231/world-learning-usa-kuba
    (Übrigens hat die Bundeszentrale für politische Bildung hierzulande ähnliche Programme für junge Leute aus dem Gebiet der ehemaligen SU [z.B. Weißrussland] gleichfalls entweder extra aufgelegt; oder sie wurden in entsprechende Veranstaltungen eingeladen und es wurde ihr Unterhalt plus Taschengeld finanziert. Viel zugkräftiger als solcherlei Propaganda scheint mir aber, sich als Staat einfach als Fokus jeglicher realsozialistischer Unzufriedenheit und Freiheitswünsche zu präsentieren. Das hat ja bereits den Ossis schwer eingeleuchtet…)

  301. Hinweis
    2. November 2016, 09:09 | #302

    (Nicht nur…) weil auch Raul Castro angekündigt hat, 2018 in Rente gehen zu wollen, sei daran erinnert, dass manches Gedankenspiel mancher Linker (z.B. Vergleiche mit der Kuba-Krise der frühen Sechziger) reichlich unzeitgemäß ausfällt …
    https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030158.russische-truppen-auf-kuba.html

  302. Hinweis
    27. November 2016, 00:44 | #303

    Über Castros Leben existieren hierzulande nur entweder hetzerische Artikel und Filme aus der Pro-US-Fraktion (auch diverse Filme bei Phoenix kauen denselben hetzerischen Quark ewig und ewig wieder); oder aber das gegenteilig und umgekehrt nahezu Religiös-Heroische aus der DKP-Pro-Cuba-Ecke.
    Ein wenig aus diesen festen Lagern fallen m.E. die berühmte Dokumentation von Oliver Stone (Comandante, von 2003) heraus, und ein Film von Adriana Bosch, ursprünglich von arte 2008 mitproduziert (und gerade auf arte wiederholt): https://www.amazon.de/dp/B002C5Z51U/
    [Beide Filme sind – selbstredend – insgesamt betrachtet gleichfalls prowestlich und anticastrisch; Adriana Boschs Film erläutert aber Castros Dilemmata und auch z.B. seine diversen Wendungen in der Außenpolitik überaus kenntnisreich.]

  303. Hinweis
    27. November 2016, 22:13 | #304

    Die Gruppe gegen Kapital und Nation Hamburg
    zum Tod Fidel Castros
    http://www.contradictio.de/blog/archives/7282

  304. Jacko
    2. Dezember 2016, 14:45 | #305

    „Weiter so“, aber mit „mehr Dezentralisierung“; so lauten anscheinend die derzeitigen Parolen für die weitere cubanische Wirtschaftsentwicklung…
    http://de.granma.cu/cuba/2016-11-25/eine-wissenschaft-zwischem-dem-abstrakten-und-dem-konkreten
    Die Formulierung: „Autonomie, Trennung und Dezentralisierung von administrativen und staatlichen Funktionen machen besonders bei denen in Führungspositionen, die schwierige Aufgabe erforderlich, sich überholter Denkmuster zu entledigen…“
    – … deutet aber an, dass die Aufgabe, sich für weltmarkttaugliche Produkte umzugestalten, vermutlich die Beerdigung diverser cubanischer Gewohnheiten beinhaltet. Schließlich will man ja z.B. von der ersten US-Firma im Freihafen von Mariel aus ganz Lateinamerika mit kleinen Traktoren beliefern…
    https://amerika21.de/2016/02/144731/us-fabrik-kuba

  305. Jacko
    6. Dezember 2016, 07:52 | #306

    Ignacio Ramonet (den ich in der ‚Monde Diplomatique‘ verortet hatte) hat im Portal „Amerika 21“ 7 Thesen über Trump veröffentlicht (bereits Mitte November):
    https://amerika21.de/analyse/163996/wahlsieg-trump-usa-erklaeren
    Im o.g. Portal findet sich auch eine Meldung von vorgestern, dass Kuba vor dem Abschluss großer Abkommen mit Google, Kreuzfahrtunternehmen u.a. stünde (was vermutlich auch dem bislang geduldeten/geförderten cubanischen Raubkopierer „El Paquete“, der in der arte reportage vom Samstag noch – das war er seiner Funktion wohl schuldig – zu Castros Urne schlenderte, Kopf und Kragen kosten wird.
    (Zumindestens d e n Job als staatlich geduldeter nationaler Raubkopierer wird er los sein. Und die Cubaner kriegen die Inhalte des Netzes dann wohl so, wie derzeit z.B. in China, also mit staatlich reguliertem Filterwesen, aber google-Profiten, serviert…)
    [- Falls die alten Krieger in Miami Herrn Trump nicht doch noch wichtiger sind. – Dafür müsste Trump also im Januar seinen Segen erteilen, was in der cubanischen Exil-Gemeinde – bisherige Trump-Unterstützer! – dann eventuell eher Unmut über Trump auslösen dürfte…|
    https://amerika21.de/2016/12/165288/kuba-abkommen-us-unternehmen

  306. Paquito
    6. Dezember 2016, 09:56 | #307

    Ein etwas merkwürdig aus der Zeit gefallener ‚Kein-Nachruf‘ von Befreiungstheologen auf Fidel Castro fand sich noch unter sonstigen Denkwürdikeiten im Netz…
    http://www.itpol.de/?p=2469

  307. Paquito
    6. Dezember 2016, 23:23 | #308

    Die EU macht sich verschärft für die Erpressungsvariante „Wandel durch Annäherung“ an Kuba stark. Aber ob diese Gangart beibehalten wird, falls Trump die Beziehungen zu Kuba wieder zurückdreht?
    http://www.nzz.ch/international/beziehungen-eu-kuba-eu-staaten-pochen-nicht-mehr-auf-menschenrechte-ld.132994

  308. Cache_Cash
    16. Dezember 2016, 15:08 | #309

    „Google wird kubanische Internet-User von einem lokalen Cache-Server aus mit Diensten und Inhalten versorgen, darunter YouTube. Das soll die kubanische Anbindung ans Internet entlasten.
    Google wird auf Kuba einen Cache-Server errichten. Der Global Google Cache soll kubanische Internet-Nutzer mit Google-Diensten und von Google bereitgestellten Inhalten versorgen. Laut kubanischen Medienberichten gehören dazu auch datenträchtige YouTube-Videos. Bisher müssen Google-Daten über Kubas einziges Unterseekabel ALBA-1 übertragen werden. Diese Glasfaserleitung verbindet Kuba aber nicht etwa mit den USA, sondern mit Venezuela.
    Um diese Leitung zu entlasten, hat sich der kubanische Telecom-Monopolist ETECSA mit Google über die Errichtung eines Global Google Cache auf Kuba verständigt. Damit müssen viele Daten nur noch einmal nach Kuba transferiert werden, anstatt für jeden User extra.“
    https://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-stellt-Cache-Server-auf-Kuba-3568907.html

  309. Paquito
    21. Dezember 2016, 16:54 | #310

    Nicht die Arbeit wird in Cuba vereinfacht;
    obwohl der irreführende Titel irgendwie nahe legt,
    als ginge es um Erleichterungen bei schwerer körperlicher Arbeit:
    „Kuba vereinfacht Arbeit in der Landwirtschaft“
    – sondern vereinfacht wird, dass Leute als freie Lohnarbeiter
    eingestellt und ausgestellt werden können,
    also die frühere staatssozialistische Beschäftigungsgarantie,
    die wandert, darin den neuen kapitalistischen Benutzungsverhältnissen angepasst, zunehmend auf den Müll,
    und hergestellt wird der doppelt freie Lohnarbeiter.
    https://amerika21.de/2016/12/166031/kuba-landwirtschaft

  310. Paquito
    27. Dezember 2016, 07:24 | #311

    Eine spanische Debatte auf „Cubadebate“ zwischen zwei Wissenschaftlern ist hier auf Deutsch übrsetzt worden:
    https://amerika21.de/analyse/165981/diskussion-gentechnik-kuba
    Cuba bereitet sich darauf vor, Gentechnik in der Landwirtschaft im großen Stil zukünftig zu erlauben.
    Oben in diesem Thread [hier bei walgesang] gab es längere Passagen über Kontroversen in der Landwirtschaftspolitik auf Cuba, die allesamt von dem absurden Resultat ausgehen, dass Cuba die größten Anstrengungen früher nahezu ausschließlich auf die Steigerung der Ausbringungszahlen für den Zucker [für den Export] gerichtet hatte, mit dem Resultat, dass ansonsten viele Nahrungsmittel und Bioprodukte importiert werden mussten (bzw. – bis heute! – es auch noch müssen. – Die Milchkuh als Symbol der Erfolge cubanischer staatlicher Landwirtschaftspolitik, steht bisher dort nämlich ziemlich abgemagert und alleine auf weiter Flur…)

    Im selben Portal „Amerika 21“ wird über Proteste in Brasilien zum Thema berichtet, in denen es vor allem um den Schutz von Minderheiten und indigenen Gruppen auf dem Land in Brasilien geht.
    https://amerika21.de/2016/11/164532/biodiversitaetskonvention

  311. Paquito
    27. Dezember 2016, 10:22 | #312

    Als Nicht–Biologe erinnern mich diese cubanichen Debatten komischerweise an ähnliche mit DKP-Anhängern in den 80er Jahren, denen zufolge sozialistische Kernkraftwerke viel sicherer seien als hiesige westliche… Von wegen, das sozialistische Volk. Und ein Risiko, das gäbe es dabei daher gar nicht.
    (Ob das dann auch der Generalsekretär Gorbatschow noch angenommen hat, als die ersten Nachrichten aus Tschernobyl bei ihm eintrafen?)
    Aber, logo, das kann man gar nicht vergleichen…

    Übergänge in die Charakterkunde von Diskutanten, respektive deren böse zerstörerische Absichten, die sollte man noch mal überdenken.
    (Vermutlich hat sich die Gegenseite gelegentlich dasselbe Abziehbild, leicht anders herum gestrickt, ja auch schon selbst gebastelt. Mhm.)

  312. Paquito
    30. Dezember 2016, 09:44 | #313

    Castro hat a) staatlichen Personenkult mit seinem Namen,
    b) Geschäftswerbung mit seinem Namen verboten.
    Er scheint gewusst zu haben, dass beides ohne solches Dekret
    todsicher in Cuba einzöge.
    http://www.cubadebate.cu/noticias/2016/12/27/presentan-proyecto-de-ley-sobre-el-uso-del-nombre-y-la-figura-del-companero-fidel-castro-ruz/#.WGUm31zO3IU
    Und – vermutlich – unter ganz anderen Vorzeichen, als jenen,
    als Castros Regierung damals noch die Guevara-Heiligenverehrung inszeniert hatte. Legal war die zwar aber irgendwie schon. Guevara bekam ja erst als Toter seine Riesenhalle con pomp y circumstances geweiht:
    „Schon unmittelbar nach dem Sturz der US-gestützen Diktatur von Fulegcio Batista 1959 war die junge revolutionäre Regierung gegen jede Art von Personenkult vorgegangen. Im Gesetz Nr. 174 vom 20. März 1959 bestimmte sie, dass keine Monumente, Statuen oder Büsten für noch lebende Politiker errichtet werden dürfen.“ (Amerika 21)

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