Home > (1) MG + GSP > Kommunistische Agitation und der Wille zurechtkommen zu wollen

Kommunistische Agitation und der Wille zurechtkommen zu wollen

30. Januar 2012

Die Demokratie hat es geschafft, daß nicht nur ihre Nutznießer, die Reichen, sondern auch ihre Opfer den Staat und seinen Erfolg als die eigene Existenzbedingung akzeptiert haben. Und solange das nicht passiert, findet der Kapitalismus als irgendeine Form von Diktatur statt. Erst, wen die abhängig Beschäftigten, die, die der Kostenfaktor Mensch sind, nicht der Nutznießer, sondern der Kostenfaktor, erst, wenn die anerkennen, daß ihre ganze Existenz, ihre Lebensquellen abhängige Größen des Erfolgs der anderen Seite sind, erst dann kann diese Ordnung als Demokratie existieren. Dann aber ist ihre größte Stärke, daß sie nicht auf dem Interesse der Kapitalisten, sondern tatsächlich auf dem politischen Willen derer, die nix davon haben, beruht.
Das ist ja ihre Stabilität, das ist ihre große Leistung. Das ist die große Schwäche ihrer Kritiker: Daß sie auf lauter Leute stoßen, die sich nicht als Knechte fühlen. Das ist die Leichtigkeit der Revolutionäre in Lateinamerika, wo die Menschen wie Knechte leben. Dann sagt einer: Ich zeig dir, man kann den Haziendero auch umbringen! Dann sagen die alle: Hallo! wenn das wirklich geht, dann bin ich dafür! Die waren wirklich nur eingeschüchtert. Menschen in der Bundesrepublik hingegen sind politisiert, die sind nicht eingeschüchtert. Und man muß Ernst nehmen: Das ist die Härte dieser Ordnung, daß sie sich tatsächlich auf den Willen derer berufen kann, und den Willen zu sich auch immer wieder von denen abrufen kann, die hier die Ausgeschmierten sind.
Es ist schon klar, Unternehmer und Unternehmen, die wissen schon um die besondere Rolle, die sie hier haben, und daß diese Demokratie und ihre Eigentumsordnung ihre Existenzbedingung ist. Sie haben etwas dafür übrig, daß das funktioniert. Sie bezahlen die Parteien, sie unterstützen sie – übrigens häufig alle. So eine Großfirma wie, sagen wir einmal, Siemens, spendiert einfach an alle Parteien (an die Linken vielleicht nicht). Die sind da gar nicht kleinlich und sagen, ich will, daß die CDU regiert. sondern, sie unterstützen wirklich mit ihrem Geld das politische System. Na gut, dann haben die Geld und dann können sie Fernsehsekunden kaufen und dann können sie Plakate bezahlen und dann können sie Kongresse finanzieren und so weiter.
Das alles mag helfen, aber man darf nicht die Theorie der Manipulation glauben. Man darf nicht glauben, daß man Leuten Zeug einblasen könnte, was die nicht mit Argumenten, falschen Argumenten, aber Argumenten, mit Gründen, die sie haben, übernehmen. Du kannst noch soviel Propagandakampagnen machen, die DDR war so ein Beispiel. Propaganda haben sie gemacht, da haben sie auch die nötigen Mittel dafür bereitgestellt. Und? Die Bürger haben es einfach nicht geglaubt. Viele davon jedenfalls. Es liegt nicht an der Masse, es liegt nicht an der Masse der Blätter und Zeitungen, das mag alles auch noch irgendwo helfen, das sind natürlich auch Mittel. Aber der wirkliche Hammer besteht darin, daß die Menschen die Abhängigkeit, in der sie stehen, als ihr Mittel akzeptieren. Und das sie deswegen sich gerade nicht als Unterdrückte auffassen, sondern als Menschen, die auch zu ihrem Privatinteresse berechtigt sind und deswegen ein Interesse an den Bedingungen der Verwirklichung ihres Privatinteresses nehmen. Das ist der Kern, das ist der Hammer an dem Ding.
Es ist nicht zu bestreiten, daß die Reichen die Politik unterstützen, daß sie die Propaganda mitbezahlen, daß da ein Interesse existiert. Aber schaut mal: Die Gewerkschaften zahlen auch Parteipropaganda. Ja, falsches Bewußtsein liegt vor. Man kann sogar sagen, falsches Bewußtsein liegt auch bei den Unternehmern vor, auch bei den Politikern. Bloß mit dem kleinen Unterschied, daß bei denen ihr falsches Bewußtsein ein Mittel ihres Vorteils ist, und bei den anderen ist das falsche Bewußtsein der Hebel des sich Abfindens mit dem eigenen Nachteil. Diese Billigung der Ordnung, die existiert, ist falsches Bewußtsein.
Zum Einwand, daß es dann „ganz hermetisch“ sei: Da muß ich eins dagegen setzen. Das falsche Bewußtsein ist nicht eine einmal gegebene und dann fix und fertige Sache, das ist ein lebenslanger Kampf der Menschen um die gute Meinung von ihren Existenzbedingungen. Denn sie haben ja immerhin dauernd auch was zu Schlucken. Es stimmt ja schon beim religiösen Glauben nicht, daß dann, wenn man einen Gott glaubt, dann passiert einem schon nichts Schlechtes mehr. Es passiert einem genau dasselbe wie den Leuten, die nicht an Gott glauben. Religion ist eine Verarbeitung, eine Weise, damit umzugehen, dass einem dauernd Sachen passieren, die einem weh tun, die einem Lebensziele durchkreuzen. Falsches Bewusstsein ist das auch, das will erhalten sein, dass will betätigt sein. Es ist gar nicht so fürchterlich viel verlangt:
Wir hatten das ganz am Anfang beim Punkt Massenentlassungen. Da sagen alle Mismanagement. Was wir verlangen würden, was ich verlangen würde, ist: Mensch, eh du gleich wieder an deine Abhängigkeit denkst, denk einen Augenblick nach, wovon du abhängst, nur das. Denke nicht gleich, dass du den Job brauchst. Denke mal, warum hast du ihn denn überhaupt von Anfang an gekriegt. Doch nicht für dich, der war doch von Anfang an nicht für dich. Denke also mal darüber nach, wie die rechnen. Wenn du das dann wirklich tust, dann kommst du drauf: Hier liegt nicht Mismanagement vor, sondern eine Rechnung mit dem Kostenfaktor Arbeit (und das wissen die ja eigentlich auch). Und wenn die in Polen billiger zu haben ist, dann gehen die nach Polen. Basta!
Dann haben wir die Entscheidung vor uns: Willst du dich dem Umstand stellen, in welcher Rolle du hier vorgesehen bist, oder willst du deinen Glauben aufrecht halten, dass es doch gehen können müsste, wenn alle sich bemühen würden? So stehen die Menschen dauern vor Entscheidungsfragen und was wir dazu tun können, ist bloß, ihnen die Entscheidungsfragen, denen sie vielleicht gerne ausweichen, als solche vorzulegen. Klar, große Erfolge haben wir dabei bisher nicht gehabt, die Kritik des Kapitalismus stößt – das ist halt die Härte dabei – nicht auf ein hermetisches Bewusstsein in dem Sinn, dass, wenn man erst mal auf der Schiene ist, man nicht mehr anders denken könnte. Nein, das kann man ohne weiteres. Das merkt doch jeder an sich, wenn man ein paar Gedanken mitmacht, dann sieht die Welt schon ganz anders aus. Jeder, der hier sitzt, ist ja auch nicht als Kritiker der Verhältnisse geboren, also irgendwie geht es ja offenbar.
Auf der anderen Seite hat Kritik immer die Härte, dass sie sich mit dem Willen – also nicht bloß mit einem Irrtum – anlegt. Wie leicht hätten wir es, wenn wir es bloß mit Irrtümern zu tun hätten? Wenn also die Leute, mit denen man spricht, den Standpunkt hätten: Ja, wie ist es denn richtig, wie geht es denn wirklich zu? Dann hätten wir es ganz leicht. Weil, letzten Endes behauptet es ja gar niemand, dass es wunder anders wäre, als ich es zum Beispiel sage.
Aber darauf trifft man nicht. Man trifft gleich darauf, dass jeder kritische Gedanke als Angriff auf die Lebensführung verstanden wird. Und das ist er ja auch. Und dann wird die Lebensführung verteidigt. Wir haben jahrzehntelang Agitation im Arbeitermilieu gemacht. Und da gibt es eine immer wiederkehrende Erfahrung: Wir schreiben denen Blätter, da steht irgendwas drauf von der Art: Seht, als was ihr in dem Betreib vorkommt, Leistungserbringer und Kostenfaktor. Als Leistungserbringer könnt ihr gar nicht genug liefern und als Kostenfaktor kostet ihr immer zuviel. Und dann sagen die Leute: Ich kann mir solche Meinungen nicht leisten, ich muß arbeiten gehen. Jetzt wollen wir sagen, gerade weil du arbeiten gehen musst, wollen wir dir doch diese Meinungen sagen! Aber dann sagen die: Ich stehe in Abhängigkeiten, und denen will ich entsprechen, mit denen will ich zurecht kommen!
Du bist bei dem Bemühen um Aufklärung nicht einfach mit einem Irrtum konfrontiert, sondern mit dem Willen, zurecht zu kommen. Und der ist eigentlich die Quelle der Zurückweisung. Viel mehr, als ein wer weiß wie gefestigter Gedanke, dass man es besser wüsste.
Insofern ist man als Kritiker davon abhängig, dass jemand bereit ist, diesen erstmal kleinen Schritt der Distanzierung zu machen (Frag nicht gleich wieder, was deine Abhängigkeit von dir als nächsten Schritt verlangt, sondern frag dich mal, wovon du hier abhängst). Diese Bereitschaft kann er nicht erzwingen. Das ist unsere Ohnmacht in diesen Geschichten. Da können wir so gut argumentieren, wie wir wollen.
(In Anlehnung an Ausführungen, die Peter Decker bei einer Veranstaltung in Trier (zum Thema „Wie man die Neonazis kritisieren sollte – und wie nicht“) Mitte 2010 gemacht hat. Anhören kann man sich das hier, konkret im 2. Teil)

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. Orpheus
    31. Januar 2012, 13:39 | #1

    1. Ich bin der Meinung, dass das Problem der Agitation auch darin besteht, dass hier mit veralteten Mittel gearbeitet wird. Ich selbst freue mich immer, wenn sich mal eine Veranstaltung des GSP oder ähnliches in meine Stadt verirrt. Aber ich bin ja bereits interessiert bzw. überzeugt. Wen erreicht man denn bei solchen Diskussionen? Bei Radiosendungen? Nur die Leute, die ohnehin schon ein Interesse daran haben, sich mit diesen Themen zu beschäftigen.
    Das Internet böte doch eine perfekte Plattform, die Menschen in ihren eigenen vier Wänden zu erreichen. Ich rede hier nicht (nur) von Diskussionen in Foren, Blogs oder in der Kommentarfunktion zu Zeitungen (diese können ziemlich mühselig sein). Ich rede von Videos (in solcher Form: http://www.youtube.com/watch?v=qOP2V_np2c0&list=PL39BF9545D740ECFF&index=8&feature=plpp_video), Flash-Animationen, Internet-Seiten usw.. Wenn Worte und nette Slogans nicht ausreichen muss man andere Wege finden die Leute zu den richtigen Antworten zu führen.
    Wir brauchen neue Ideen. The times, they are a-changin.
    2. Im Übrigen ist es eine Sache, zu erkennen dass einem dieses System nicht gut bekommt – und eine ganz andere daraus Konsequenzen für sein Leben zu ziehen. Selbst für die Agitatoren dürfte es schwer sein sich den kapitalistischen Zwängen zu entziehen. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn mein Diskussionsparner so weit wäre zu sagen: „Du hast schon Recht, aber ich kann nichts dagegen tun, muss meine Familie ernähren…u.ä.“ Viel weiter bin ich privat ja auch nicht gekommen.

  2. 31. Januar 2012, 13:50 | #2

    Orpheus, deinem zweiten Punkt kann und will ich gar nicht widersprechen. Was du aber zu den immer wieder von allen eingeforderten „neuen Ideen“ sagst, geht meiner Meinung nach am Problem vorbei. Ganz grundsätzlich kann man immer nur Leute „erreichen“, die dazu schon ein bißchen aufgeschlossen sind. Wenn sie das sind, dann clicken sie deine schönen neuen Webseiten schon an. Und umgekehrt umgekehrt: Es liegt nicht an fehlenden Flash-Inhalten oder 32bit tiefen Farbverläufen, daß z.B. diesen Blog jeden Tag wenn es hoch kommt nur 300 Leute lesen. Es ist wie im Radio, wenn mich ein Sender nicht interessiert, habe ich in zwei Sekunden weitergeschaltet. Und genau dieses grundlegende Problem habe ich in meinem obigen Text mal wieder verdeutlicht.

  3. Krim
    31. Januar 2012, 14:00 | #3

    „In Anlehnung an Ausführungen, die Peter Decker …gemacht hat.“

    Ist der Text nun von Decker oder nicht? Jedenfalls finde ich ihn gut. Erinnert mich an die jüngste Diskussion mit Libelle.

  4. 31. Januar 2012, 14:08 | #4

    Krim, willst du nun den Guttenplag machen, oder dich vielleicht doch besser mit dem Text auseinandersetzen??
    Ganz offensichtlich bzw. offenhörlich habe ich mir den Vortrag angehört, den Peter Decker schon in 2010 in Trier gehalten hatte (mir jedenfalls ist der Mitschnitt davon erst jetzt aufgefallen, als contradictio am 25.01.2012 darauf hingewiesen hat). Und wenn du ganz akribisch da reinhörst und meinen Text dagegen hältst, wirst du keine 100%ige Deckung finden, das sollte mein „in Anlehnung“ gesagt haben.

  5. Krim
    31. Januar 2012, 16:52 | #5

    Was soll ich mich denn damit auseinandersetzen, wenn ich keine Differenz sehe, sondern ungefähr das darin erkenne, was ich Libelle entgegengehalten habe. Ansonsten ist mir das Verhältnis von Vortrag und Text immer noch nicht klar, da „keine 100% Deckung“ ungefähr genauso nebulös ist, wie „in Anlehnung“. Hast du „des“ zu „das“ verändert, ein Füllwort rausgelassen oder hast du ganze Absätze oder Sätze verändert oder gestrichen. Das wirst du bestimmt mit weniger Mühe sagen können, als ich mir machen müsste, um das Verhältnis von Vortag und Text zu ermitteln.

  6. 31. Januar 2012, 19:48 | #6

    Wenn du den Text eh für gut hältst, Krim, wofür ist es dann wichtig, ob der nun akribisch jede Redefigur von Peter abgebildet hat oder nicht?
    Wie du weißt, ich hab das ja auch schon ein paar mal berichtet, ist Peter Decker alles andere als glücklich über solche Abschriftprojekte. Und ein solches Bestehen darauf, daß eine Rede eben kein Zeitungsartikel ist und auch nicht für einen solchen ausgegeben werden sollte, ist ja grundsätzlich auch nicht von der Hand zu weisen. Daß ich das trotzdem immer mal wieder mache, ist der Tatsache geschuldet, daß ich meine, daß manchmal ein solcher kurzer Ausschnitt ein Argument gut auf den Punkt bringt oder besonders bekräftigt.
    Was ich dann mache, ist höchstens eine Glättung, Verkürzung, Satzbaukorrektur, mehr aber auch nicht, weil es dann doch ein eigener Text werden würde, bei dem ich mir ja dann auch noch Gedanken über die neue Struktur machen müßte. Auf jeden Fall kannst du davon ausgehen, daß auch dieser Text recht weitgehend Peter Decker „Original“ und nur zu einem (hoffentlich) kleinen unbedeutenden Teil „Verbesserung“ durch mich ist.

  7. Krim
    31. Januar 2012, 20:46 | #7

    Ok. Danke. Mein Frage ist beantwortet.

  8. Orpheus
    1. Februar 2012, 14:37 | #8

    Hallo neoprene,
    Ich denke trotzdem, dass viele Leute eher auf ein Video auf Youtube klicken würden als einen Vortrag zu besuchen oder in Google nach politischen Blogs zu suchen. Das hat vielleicht sogar weniger mit einem Mangel an Interesse zu tun, sondern mehr mit Wahrscheinlichleitsrechnung.
    Es mag es für uns kein Problem sein, eine Seite zu besuchen in deren Titel das „K“-Wort vorkommt. Für die meisten, selbst in meinem Bekanntenkreis käme dies aber einem Tabu-Bruch gleich. Woher diese Abneigung kommt kann ich mir nur teilweise erklären, aber sie ist nun einmal da.
    Ich verstehe im übrigen diese Ablehnung gegenüber „modernen“ Medien nicht. Selbst wenn sie nicht BESSER sind als die Altbekannten muss es doch klar sein, dass JEDES Medium ein Angebot an mögliche Empfänger darstellt. Je mehr Angebote, desto mehr Chancen Zuhörer zu gewinnen. Oder anders gefragt: Was spricht denn DAGEGEN?
    Außerdem sind wirtschaftliche/politische Themen ja auch nicht eben leichte Kost. Einige visuelle Hilfen würden sicher helfen bestimmte Zusammenhänge zu verdeutlichen. Das gilt auch für die Vorträge, die, so sehr ich sie auch mag, hinsichtlich ihrer Präsentation hoffnungslos altmodisch wirken.
    Diejenigen, die ich besucht habe, hatten noch nicht einmal Pausen, um das erfahrene einsickern zu lassen!
    Ich bin als Ex-Student gedrillt lange zuzuhören, aber nach einem Vortrag von Freerk Huisken war ich körperlich am Ende!
    Natürlich kann man Power Point, Hand-Outs usw. als unnötigen Firlefanz abtun. Aber wenn ich mal es mal so dramatisch ausdrücken darf – wenn der „Feind“ sich solcher Mittel bedient hat das vielleicht einen guten Grund. Anders gesagt: Nur weil der FDPler Zahnpasta benutzt, müssen wir ja nicht mit Karies herumlaufen.
    Es gibt noch einen Punkt – Wenn ich eine Plattform hätte, mit der ich ein Publikum erreichen könnte würde ich auch nicht immer nur vom Makrokosmos der Vorgänge in Politik und Wirtschaft sprechen.
    Ich würde von Menschen sprechen, die ich kennengelernt habe. Von konkreten Beispielen, die verdeutlichen, was für ein Elend hier eigentlich produziert wird. Wenn wir das nicht tun, hört sich das ganze immer wahnsinnig theoretisch an und verliert in gewisser Weise den Bezug zur Realität in der jeder von uns lebt.

  9. 1. Februar 2012, 15:03 | #9

    Schon dein YouTube-Beispiel zeigt, daß deine Logik gar nicht aufgeht: Es ist doch gar nicht so, daß das pure Hochladen von irgendwas dort eine Garantie für das Anschauen der Millionen von YouTube-Benutzern wäre. Es ist doch nicht umsonst den anderen Medien immer einen Artikel wert, wenn es buchstäblich ausnahmsweise mal irgendwas Unerwartetes zu großer Popularität gebracht hat. Deine „Wahrscheinlichkeitsrechnung“ ist doch auch schon bei all den Betriebsinterventionen von Kommunisten (und zwar recht unabhängig von deren konkreter Ausrichtung) zum Beispiel nicht aufgegangen. Leute lesen kommunistische Sachen nicht einfach deshalb, weil man sie ihnen unter die Nase hält. Oder höchstens einmal. Das nächste mal knüllt dein Adressat, der gerade zur Frühschicht rein will/muß nämlich dein Flugblatt einfach nur zusammen, weil er mittlerweile weiß, daß er das für sein Zurechtkommen nun wirklich nicht brauchen kann.
    Solange Menschen es – das will ich ja gar nicht bestreiten, daß es sowas massenhaft gibt – als Tabubruch ansehen, auch nur was Rotes anzuclicken oder durchzublättern, solange werden diese Menschen das eben auch nicht tun. Bzw. es sofort abbrechen, wenn du versucht haben solltest, ihnen was unterzujubelen, und sie dies verärgert merken.
    Damit ich nicht mißverstanden werde, ich bin wahrlich kein Gegner der Benutzung moderner Medien, ich nutze sie ja selber. Ich halte es nur für völlig falsch, anzunehmen, daß die Form eines Arguments, das Medium, in dem es vorgetragen wird oder ähnliche dem Argument äußerliche Aspekte wesentlich für dessen Akzeptanz seien.
    Es mag sein, daß Unsinn besser ankommt, wenn er in eine bunte Powerpoint-Präsentation mit tollen Folienübergangen verpackt ist, davon leben ganze Heerscharen von BWLern und Lehrern. Aber glaubst du ernsthaft, die Zuhörer, die z.B. Peter Deckers Thesen *nicht* teilen, würden eher von ihren politischen Auffassungen abgebracht, wenn Peter seine zentralen Thesen auch noch hinter sich an die Wand projezieren lassen würde? Die bürgerliche Welt ist voll von „didaktischen“ Charts und Tabellen, von Kurzfilmchen und ähnlichen Klimbim. Das macht ihr Zeugs auch nicht „besser“. Es stimmt übrigens nicht, daß Genossen des GSP prinzipiell was gegen Hand-Outs hätten. Gerade in letzter Zeit war ich erfreut manche Gliederung schon vorab aus dem Internet downloaden zu können und habe sowas dann auch schon einige Male vervielfältigt für andere Zuhörer.
    Ja, gerade manche GSPler haben die blöde Tendenz, ihr Publikum in Grund und boden zu reden, ohne auch nur 10 Sekunden Pause ohne weiteres drei Stunden am Stück vor sich hin zu marathonisieren. Auch ich war schon nach manchem solcher Vorträge „körperlich am Ende“, und ich bin ja einerseits erstens sowas gewöhnt und kenne mich zumeist ja auch schon im Thema aus.
    Dein Vergleich mit der FDP-Zahnpasta hat einen entscheidenden Fehler. Wir haben keine Zahnpasta im Angebot sondern die kommunistische Erklärung dieser blöden Welt und die Aufforderung sich dem anzuschließen. Wer auch nur Zahnpasta anbieten will wie z-B. die Linkspartei, der kann das tun und hat im Zweifelsfall sogar mehr Erfolg als die FDP (wer hätte das im Augenblick nicht!)
    Dein Projekt von den „konkreten Beispielen“ habe ich von vielen linken Gruppen schon hundert mal gesehen, da brauchst du nur in irgendeine linke Postille reinzuschauen, egal ob MLPD, DKP oder andere „Roten“, so versuchen die das schon ewig. Und?

  10. Name
    1. Februar 2012, 16:00 | #10

    „Ich würde von Menschen sprechen, die ich kennengelernt habe. Von konkreten Beispielen, die verdeutlichen, was für ein Elend hier eigentlich produziert wird. Wenn wir das nicht tun, hört sich das ganze immer wahnsinnig theoretisch an und verliert in gewisser Weise den Bezug zur Realität in der jeder von uns lebt.“

    Noch mehr Beispiele verlängern übrigens einen Vortrag … zum Wesentlichen:
    1. Themen wie z.B. die Finanzkrise sind ohne Theoriearbeit nicht zu verstehen. Das hört sich nicht nur „wahnsinnig“ an, Kapitalismus und insbesondere das Kreditgewerbe sind recht abstrakte Gegenstände – von Haus aus. Wenn man die erklären will, reicht eine fantasievolle Bebilderung der WIRKUNGEN nicht aus.
    2. Dein „Bezug zur Realität“ hört sich so an, als würdest du Betroffenheit für ein gutes Argument halten. Aber selbst wenn deine persönlichen Erfahrungen jemanden überzeugen sollten, weil es deine eigenen sind, stellt sich doch die Frage, womit hast du denjenigen dann beeindruckt? Man muss doch niemanden davon überzeugen, dass es in dieser Welt reichlich vielen Menschen schlecht geht, sondern warum das so ist!
    3. Es ist verkehrt die Darreichungsformen von Kapitalismuskritik für den Misserfolg der Agitation verantwortlich zu machen. Immerhin handelt es sich um mehr oder weniger begeisterte Anhänger der bürgerlichen Ordnung, also hat deren Ablehnung/Feindschaft einen inhaltlichen Grund, nämlich ein Bekenntnis zur Obrigkeit, das jeder Bürger aufsagen kann:
    „Wo kämen wir da hin, wenn jeder machen könnte, was er will“, „Man darf nicht auf die Wiese machen, von der man isst“, „Wer den Pfennig nicht ehrt, …“ usw.
    Gesellschaftskritiker gelten seit jeher als Nestbeschmutzer, deren Informationen über die Unzulänglichkeit der Lebensbedingungen STÖREND sind – und gerade im Kapitalismus ist Kritik am Funktionieren fürs große Ganze verpönt, weil es an der Ideologie kratzt, irgendwie hätten die Funktionierenden etwas davon außer ihrer Ausbeutung!

  11. 1. Februar 2012, 16:17 | #11

    „Man muss doch niemanden davon überzeugen, dass es in dieser Welt reichlich vielen Menschen schlecht geht, sondern warum das so ist!“

    Von daher trägt es in der Tat überhaupt nichts zur Klärung, zur Widerlegung der falschen Erklärungen der Lage, den falschen Rezepten, wie der Not abzuhelfen wäre, bei, wenn man, zusätzlich zur Erklärung oder wohlmöglich gar an deren Stelle, nur einfach ausgeschmückte Beispiele von Opfergeschichten bringt. Das tut übrigens gerade die BILD-Zeitung und in geringerem Umfang jede bürgerliche Zeitung und jeder TV-Report im Übermaß. Die bürgerlichen Medien sind voll von all den leider falschen „Einsichten“, „Erklärungen“ und „Forderungen“ der normalen Staatsbürger und Lohnababhängigen.

  12. ente
    2. Februar 2012, 19:54 | #12

    hi
    Die Erfahrungen, die manche Leute in den Betrieben gemacht haben, lassen sich m.E. aus mehreren Gründen nicht auf Youtube Agitationsversuche übertragen:
    1. Die Hemmschwelle, ein Youtube Video anzuschauen, dürfte geringer einzuschätzen sein, als die, ein Flugblatt zu lesen (oder gar zum GSP-Vortrag zu pilgern). Leute zwischen 12 und 30 ziehen sich allen möglichen Scheiß auf Youtube rein. Ich hab schon Stunden mit lustigen Katzenvideos verbracht.
    2. Videos sind unterhaltsamer als Textblöcke, d.h. es ist leichter die Aufmerksamkeit eines Homo sapiens mit bewegten Bildern und Tönen herzustellen. Das erhöht natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute sich überhaupt den ganzen Inhalt zu Gemüte führen und nicht nach der Hälfte aufgeben.
    Weiterhin lösen Bilder und Töne leichter Emotionen aus, da sie realen Lebenssituationen weit ähnlicher sind, als der Leseprozess (Bspw. ist ein Horrorroman weitaus weniger gruselig als ein guter Horrorfilm in einem verdunkeltem Raum. Evolution, baby..) Und schlussendlich geht es bei Agitation ja eben um die Erweckung von Emotionen – Sie soll Neugierde schaffen, Verwirrung stiften. Im besten Fall sorgt sie für Hass auf die momentane Gesellschaftsformation.
    Man darf nicht alleine auf Inhalte setzen. Niemand kapiert komplett, was der Peter Decker sagt, ohne dass er über ein gewisses Vorwissen verfügt. Jede Diskussion nach einem GSP-Vortrag zeigt doch, dass ein großer Teil der Leute da hilflos mit überfordert ist.
    Deshalb muss man die Leute neugierig machen, sich selbstständig mit dem ganzen Zeug zu beschäftigen. Und diese Neugier stellt man eben leichter über Youtube Videos her.
    3. Die Reichweite von Youtube-Agitation ist größer, als die eines in Papierform existierenden Inhalts, da
    a.) der Spaß digital ist, d.h. an beliebig vielen orten reproduzierbar. So gut wie jeder hat Zugriff darauf, wenn er denn will. Ich knall dir den Link auf Facebook und du bist ready to go.
    b.) Youtube hat Millionen User. Soviele Flugblätter kann keiner von uns bezahlen.
    b.) eine Verbreitung der Links zu den Videos in Foren/Blogs ist problemlos möglich. Gegebenenfalls kann man auch darauf spekulieren, in Printmagazinen verlinkt zu werden.
    Übrigens: Das neue Video von David Harveys Seminar zum zweiten Band hat binnen einer Woche 2500 Views erheischt.
    https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fl5umxeDWDI
    Sein Video zur Krise hatte knapp anderthalb Millionen Besucher:
    http://www.youtube.com/watch?v=qOP2V_np2c0
    Wieviele Leute bspw. das Krisenvid tatsächlich agitiert hat (in dem Sinne, dass er/sie vllt. ein Buch von Harvey liest und dann verzweifelt aufgibt ^^), ist natürlich unmöglich zu sagen. Ich würde hier auch auf das Gesetz der großen Zahl setzen und sagen: Ein paar Leute bestimmt.

  13. Orpheus
    2. Februar 2012, 13:57 | #13

    Zum Thema YouTube:
    Die Frage: „Aber warum denn NICHT?“
    habt ihr damit aber immer noch nicht beantwortet.
    Was spricht denn konkret dagegen? Der Arbeitsaufwand? Die Kommentarfunktion?
    Denn die pessimistische Grundannahme „Das sieht sich doch eh keiner an“ (die schon deshalb nicht stimmt, weil ICH das tun würde) allein kann ich nicht gelten lassen.
    Ich habe ein Musikvideo hochgeladen, mit einem Stück ‚klassischer‘ alter Choralmusik – nicht gerade eine Massentaugliches Video – und trotzdem haben etwa 10.000 Leute sich das im Laufe der letzten 2 Jahre angesehen. Es hat vielleicht nur einem Bruchteil gefallen aber ein Publikum habe ich doch gefunden. Du wärst überrascht WAS alles ein Publikum findet.
    Wenn es natürlich von vornherein dein festerklärtes Ziel ist die Millionengrenze zu sprengen und ins Fernsehen zu kommen ist das dein Problem und nicht das des Mediums. Vielleicht reicht es ja schon 1,000, 100 oder sogar 10 Leute mit einem Video zu erreichen. (Ich will mich hier auch gar nicht auf YT festlegen, ist nur ein gutes Beispiel.)
    Du sagst, du hältst es für unvernünftig anzunehmen, dass sich Leute von der Verpackung beeindrucken lassen, dass sie letztlich auf die Argumente schauen. Für dich mag das zutreffen, aber ich denke dein Fehler ist es, von dir auf andere zu schließen. NATÜRLICH lassen sich Leute von Äußerlichkeiten beeindrucken. Der Mensch ist kein rein vernunftgesteuertes Wesen. Er hat einen ästhetischen Anspruch und so widerlich ich es auch finde diesen Hang allenorts für Geldmache auszunutzen, halte ich ihn nicht für etwas grundsätzlich verkehrtes oder verwerfliches.
    Natürlich darf die ‚Verpackung‘ nicht alles sein – aber du scheinst ja Form und Inhalt geradezu als Gegensätze zu sehen. Als ob man das eine ohne das andere nicht haben könnte. Aber wenn eine Präsentation, ein Vortrag tatsächlich einen NUTZEN aus einer Graphik oder einer Tabelle zieht – sollte man darauf verzichten?
    Wenn schon „Unsinn besser ankommt“ – kommt dann nicht vernünftiges auch „besser an“?
    Und vielleicht lassen sich die Lehrer und BWLer tatsächlich eher auf Peter Deckers Argumente ein, wenn die Informationen unter Zuhilfenahme eines vertrautes Medium dargereicht wird.
    Das Beispiel mit der Zahnpasta war vielleicht etwas unglücklich gewählt. Vergesst es.
    Ich bin der erste, der den Raum verlässt wenn jemand mit Firlefanz davon abzulenken versucht, dass er nichts zu sagen hat. Genauso bin ich aber froh, wenn das ich das komplette Paket bekomme. Selbst wenn ich nicht Wissenschaft zitiere, die besagt, dass man „mehrkanalig“ besser lernt – meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es so ist.
    Ich könnte euch einen Vortrag halten, einmal mit Medien und einmal ohne und ihr würdet erkennen dass ich recht habe. Je komplexer die Angelegenheit, je umfangreicher der Stoff desto besser kommt das Gehirn zurecht, wenn es die Information mit visuellen Eindrücken verknüpfen kann.
    Soviel mal zu „Medien“

  14. Orpheus
    2. Februar 2012, 14:36 | #14

    „Man muss doch niemanden davon überzeugen, dass es in dieser Welt reichlich vielen Menschen schlecht geht […]“
    Ich würde nicht sagen – niemanden. Gerade die „privilegierten“ jungen Menschen in meinem Umfeld erstaunen mich immer wieder mit ihrer Fähigkeit sämtliche Misstände in der Gesellschaft herunterzuspielen (allerdings nicht nur sie)
    So werden einfach mal die HartzIV Empfänger diffamiert, die tägliche Ausbeutung relativiert und wenn man irgendwann der Einfachheit halber die „echten“ Hungerleider in der Dritten Welt zur Sprache bringt, hat deren wirklich bedauernswertes Los ja nichts mit uns zu tun. Wir spenden ja fleissig und gegen Korruption und Mangel an Geschäftssinn hilft einfach mehr Kapitalismus.
    Dann höre ich noch im Fernsehen sogentannte Experten davon reden, dass es auf der Welt noch nie so wenig Gewalt, so viele satte Bäuche und so viele gebildete Menschen gab. Deutschland feiert seinen Arbeitsboom und die USA haben einen schwarzen Präsidenten.
    Also dann ist doch alles bestens! Warum beschweren wir uns denn überhaupt?
    Es gibt also, zumindest für den Teil der Bevölkerung, der nicht zum Prekariat angehört, durchaus Aufklärungsbedarf, was schon die reine EXISTENZ von Armut und Not angeht.
    Davon mal abgesehen habt ihr in diesem Punkt aber schon recht.

  15. 2. Februar 2012, 14:55 | #15

    „vielleicht lassen sich die Lehrer und BWLer tatsächlich eher auf Peter Deckers Argumente ein, wenn die Informationen unter Zuhilfenahme eines vertrautes Medium dargereicht wird“

    Mit Freerk Huisken gibt es einen GSPler, der sich jahrein jahraus mit Lehrerstudenten und fertigen Lehrern, gewerkschaftlich organisierten Lehrern usw rumgeschlagen hat. Von dem, was ich davon mitgekriegt habe, gibt es kaum eine Spezies moderner Unimenschen, die – wenn sie erst mal mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes und der fortschrittlichen Pädagogik stehen – resistenter wäre gegen jegliches Versuchen, dieses ihr Tun auch nur etwas anzuknacken. Und da kommst du jetzt mit deinem Powerpoint-Projektor!!
    Schon deine Prämisse, es ginge dem typischen Zuhörer eines linken Vortrags darum, wirklich wissen zu wollen, wie und warum es um unsere gesellschaftiche und politische Welt so steht, wie es eben steht, halte ich für blauäugig. Man hat es da nicht mit Touristen vorab zu tun, die bei einem VHS-Kurs möglichst schnell ein wenig der Ziellandessprache lernen wollen, oder endlich korrekt Buchsbaum beschneiden wollen. Weil kommunistisches Wissen etwas ist, was diese Normalos nicht brauchen, so wie sie leben, wirst du denen auch mit deinen schöne didaktischen und medialen Tricks nicht wirklich näher kommen.
    Das heißt nicht, daß ich prinzipiell was gegen z.B. Videos hätte. Du wirst auch auf meinem Blog werbende Hinweise finden auf die Vorlesungsmitschnitte von Harveys Kapitalschulung in New York. Selbst sowas dann doch vergleichsweise dröges wie das Veranstaltungsvideo mit Alfred Fresin
    http://neoprene.blogsport.de/2011/09/20/30-06-11-wien-alfred-fresin-die-beduerfnisorientierte-versorgungswirtschaft/ habe ich gebracht.

    „Wenn es natürlich von vornherein dein festerklärtes Ziel ist die Millionengrenze zu sprengen und ins Fernsehen zu kommen ist das dein Problem und nicht das des Mediums. Vielleicht reicht es ja schon 1,000, 100 oder sogar 10 Leute mit einem Video zu erreichen.“

    Ja, natürlich will ich auch ein Millionenpublikum haben. Nun gut, nicht als Person, nicht allein mit diesem Blog. Und in der Tat habe ich als Kommunist ein „problem“ damit, daß ich, daß wir so schrecklich minoritär sind. Denn das tut mir nicht gut und den anderen auch nicht, auch wenn die das buchstäblich nicht hören wollen. Und deshalb reicht es natürlich nicht, wenn ich z.B. hier mit diesem Blog ein paar Hundert Menschen erreiche, die immerhin im Laufe der Zeit über 10.000 Kommentare hier hingeschrieben haben.
    Nicht Form und Inhalt sind Gegensätze, sondern die Inhalte, die Leute wie ich anbieten stehen im Gegensatz zu dem, was die Leute für ihr Zurechtkommen hören wollen und „brauchen“. Das kannst du auch mit einer schönen Antiquaschrift wie Minion nicht überspielen. Und mit mehr Bildern im GegenStandpunkt (wie anfangs in der MSZ) befürchte ich, würde es auch keine drastische Ausweitung der Verkaufszahlen geben. So geht kommunistische Agitation und Propaganda einfach nicht.

  16. Samson
    2. Februar 2012, 15:24 | #16

    Und in der Tat habe ich als Kommunist ein „problem“ damit, daß ich, daß wir so schrecklich minoritär sind.

    Ich hab schon ein Problem damit, wer warum sich selbst als Kommunist definiert und ggf. alle, die sich der Definition nicht anschließen wollen/können, mindestens des Antikommunismus zeiht.
    Kein Wunder, dass selbst Leute wie Genosse Pfreundschuh zwar Marx ausführlich referieren, aber wenn’s um Perspektiven geht, den Begriff Kommunismus tunlichst vermeiden.
    Dabei hatten Marx und Engels noch im Manifest die Bewegung, die von Kapital als Gesellschaftsformation wegführt als Kommunismus bezeichnet …

  17. 2. Februar 2012, 15:42 | #17

    Samson, dein Problem ist sozusagen auch nur ein Teilproblem der grundsätzlichen Misere: In der Tat wirst du bei Menschen, die sich für Gegner dieses Systems halten, im Schnitt genau die gleiche bornierte Festhaltensweise an den eigenen Standpunkten und der sich daraus ergebenden politischen Praxis finden, wie beiden anderen, die genau so eine Haltung auf dem Boden der „Realitäten“ an den Tag legen. Der Begriff „Kommunismus“ spielt dabei meiner Erfahrung nach noch die geringste Rolle, z.B. haben es GSP-Referenten, die den weitgehend vermeiden, um keinen Deut einfacher als die Fraktion der Rote-Fahnen-Schwenker. Man mag es drehen wie man will, von einer wirklichen Bewegung „die vom Kapital als Gesellschaftsformation wegführt“ ist halt hier und heute herzlich wenig zu sehen. Und das ist keine Frage meiner eventuellen individuellen Blindheit, befürchte ich.

  18. Samson
    2. Februar 2012, 15:59 | #18

    Vermutlich ist es eher so, wie es Peter Decker in Bezug auf Lateinamerika skizzierte. Die würden doch nur deswegen zustimmen, den Haziendero umzubringen, weil sie sich davon Verhältnisse erhoffen täten, in denen sie sich halbwegs ‚einrichten‘ könnten. Das ist ja auch das, was die ‚Realsozialisten‘ probiert haben. Dort hat nie einer gesagt, jetzt haben wir die Macht und richten umgehend kommunistische Produktion ein.
    Praktisch stellt sich vielleicht wirklich die Frage, ob sowas wie Venezuela auf die ‚Metropolen‘ quasi ‚übertragbar‘ wäre, im politischen wie im ökonomischen Sinne. Denn auf den Barrikadenkampf in den ‚Metropolen‘ zu hoffen, ist m.E. vergebens. Da gehts stets nur um partielle Geschichten wie ‚Stuttgart21‘, aber nie ums System selber.

  19. Name
    2. Februar 2012, 16:01 | #19

    @O

    „Aber warum denn NICHT?“

    Weil dein ‚Warum‘ schon verkehrt ist, muss man sich nicht dasselbe mit Verneinung fragen:

    „Ich habe ein Musikvideo hochgeladen […] und trotzdem haben etwa 10.000 Leute sich das im Laufe der letzten 2 Jahre angesehen. […] überrascht WAS alles ein Publikum findet.“

    Es ist ein wichtiger Unterschied, ob jemand sich ein Video ansehen oder etwas lernen möchte, z.B. übers Geld. Für den Genuss von bewegten Bildern mit Untermalung langt tatsächlich das Video „I need a dollar“ – will man aber wissen, was Geld ist, muss man sich schlau machen in Artikeln, Büchern oder Vorträgen. Und ob die dann als mp3 oder avi vorliegen, ist für DIESES Interesse unbedeutend.

    „NATÜRLICH lassen sich Leute von Äußerlichkeiten beeindrucken.“

    Das mag sein, aber selbst das blödeste Manipulationsopfer merkt sehr schnell, wenn SEIN Bewusstsein Gegenstand der Kritik ist – und spätestens dann nützen auch bunte Videos oder künstlerisch wertvolle Bilder nichts mehr, wenn der Inhalt (also das, worauf es ankommt) als unverdaulich erkannt ist. Umgekehrt: Wenn jemand bloß ein Video geil findet, weil ihm der Tonfall des Redners oder die Techno-Untermalung gefällt, hat man eben mit irgendeiner beliebigen Äußerlichkeit gepunktet. Und dann?

    „Der Mensch ist kein rein vernunftgesteuertes Wesen.“

    Autsch. Welcher jetzt? Ich verstehe nie, wer das ist, wenn von „dem Menschen“ die Rede ist.

    „Je komplexer die Angelegenheit, je umfangreicher der Stoff desto besser kommt das Gehirn zurecht, wenn es die Information mit visuellen Eindrücken verknüpfen kann.“

    Ob dein Hirn mit etwas zurecht kommt oder nicht, hier redet niemand gegen irgendeine Strukturierung von Vorträgen, säuberlich aufbereitete Thesenpapiere oder womöglich sogar bunte Bilder in Artikeln. Es geht um was anderes: Die Kröte, die überzeugte Bürger schlucken müssten, um Kapitalismuskritik genießen zu können, wollen die sich auch nicht in modernen Versionen antun. Selbst Bürger wissen zwischen Verpackung und Inhalt zu unterscheiden.

  20. 2. Februar 2012, 16:09 | #20

    Samson, wie kommst du denn von den Problemen von Kommunisten, Menschen auch nur von einigen Einsichten zu überzeugen, gleich zu

    „auf den Barrikadenkampf in den ‚Metropolen‘ zu hoffen, ist m.E. vergebens.“??

    Ich hoffe ja im Augenblick regelmäßig nur auf einen argumentativen Kampf, und selbst das gibt es ja nicht (genug).

  21. Orpheus
    2. Februar 2012, 16:17 | #21

    Es kommt nicht darauf an, was der Zuhörer will. Das kann man als Vortragender auch nicht beeinflussen. Was auch immer den einzelnen Zuhörer dazu motiviert in so einen Vortrag zu gehen, muss ich doch dem Publikum ein Mindestmaß an Offenheit und Akzeptanz unterstellen. Sonst kann ich auch gleich einpacken und nach Hause gehen!
    Es ist viel wichtiger, was ich als Referent möchte. Und das ist ja wohl, meine Punkte anzubringen, meinen Stoff möglichst leicht verständlich vorzutragen. Das tue ich unter Zuhilfenahme jeglicher mir zur Verfügung stehenden Mittel.
    Deine Argumentation scheint mir zu sein: Die hören uns doch alle sowieso nicht zu, also brauchen wir auch keine Hilfsmittel. Und das ist schlicht unvernünftig. (Im Übrigen bin ich auch in gewisser Weise ein ausgebildeter Lehrer, ein ehemaliger Unimensch…)
    Bevor du also mir Blauäugigkeit unterstellst, solltest du mal tief in dich hineinblicken und dich fragen, ob deine offenkundig zahlreichen frustrierenden Erfahrungen dich nicht vielleicht einfach fatalistisch gemacht haben.
    Was das „Millionenpublikum“ angeht – Ich sage nicht, dass du dich begnügen sollst. Ich sage nur, dass du dich nicht abhalten lassen sollst von dem was du tust, nur weil du dein erklärtes, (ziemlich hoch gestecktest Ziel) nicht erreicht hast. Das klingt mir dann eher nach einem Kampf für das Ego und nicht nach einem Kampf aus Überzeugung. Wir sollten also in Youtube präsent sein, einfach WEIL WIR ES KÖNNEN. Denn auf meine Frage, was GEGEN die Verwendung dieser Plattform spricht, scheinst du keine Antworten zu haben.

    „Nicht Form und Inhalt sind Gegensätze, sondern die Inhalte, die Leute wie ich anbieten, stehen im Gegensatz zu dem, was die Leute für ihr Zurechtkommen hören wollen und „brauchen“. Das kannst du auch mit einer schönen Antiquaschrift wie Minion nicht überspielen. Und mit mehr Bildern im GegenStandpunkt (wie anfangs in der MSZ) befürchte ich, würde es auch keine drastische Ausweitung der Verkaufszahlen geben. So geht kommunistische Agitation und Propaganda einfach nicht. „

    Wenn du schon nicht glaubst, dass es dabei hilft „Outsider“ zu überzeugen (die du ohnehin für eine „lost cause“ deklarierst), dann hilft es doch vielleicht den Leuten, die sich bereits haben überzeugen lassen, ein tieferes Verständnis für das linke Gedankengut zu bekommen. Ich kenne den GSP erst seit etwa fünf Jahren und es fällt mir immer noch schwer bei komplexen Themen wie der Finanzkrise zu folgen.

  22. Name
    2. Februar 2012, 16:32 | #22

    @O
    „mit ihrer Fähigkeit sämtliche Missstände in der Gesellschaft herunterzuspielen (allerdings nicht nur sie)“
    Du sagst, es die WISSEN, dass es Hunger und Krieg gibt, wollen das aber nicht als „Missstände“ sehen. Es handelt sich bei der Beurteilung von überzeugten Bürgern also um ein Interesse, was sie formulieren – und nicht um Unwissen oder Desinformation (das gibt’s auch, ist aber schnell zu beheben!).
    „gegen Korruption und Mangel an Geschäftssinn hilft einfach mehr Kapitalismus.“
    Eben. Und wer DAVON überzeugt ist, gibt zwar einerseits zu, dass er selbst in ständiger Lebensgefahr schwebt – wegen seiner Abhängigkeit vom Geschäftsgang und dessen staatlicher Betreuung –, andererseits erklärt ein Kapitalismusfreund sich das einfach anders: Weder der Eingriff des Staates noch das Schachern geraten in die Schusslinie, sondern z.B. Miss(!)management oder Mangel(!) an Geschäftssinn, un(!)lautere Konkurrenten oder Mangel(!) an staatlicher Kontrolle usw. So erhält man sich sein Ideal vom Kapitalismus, indem man für jede Schweinerei die ausführenden Subjekte beschimpft!
    „Warum beschweren wir uns denn überhaupt?“
    Es ist z.B. eine fette Lüge, dass auf der Welt die Gewalt nachgelassen hätte, das Gegenteil ist der Fall. Aber wenn man natürlich – wie fast alle Experten – staatliche Gewalt für einen Verzicht auf Gewalt hält, zählen die stetig wachsenden Arsenale an immer moderner werdenden Waffen nicht mit. Dass die satten Bäuche übrigens mit der Anzahl der Hungerbäuche auch ansteigen, würde ich nicht einmal bestreiten wollen – im Gegenteil, da gibt es einen Zusammenhang!
    „Arbeitsboom und (…) schwarzen Präsidenten“
    Was daran gut sein soll, erschließt sich nur Nationalisten. Von wegen „bestens“!
    „durchaus Aufklärungsbedarf, was schon die reine EXISTENZ von Armut und Not angeht“
    Die mögen viele auch noch verleugnen, aber warum wohl?!!!

  23. Wat.
    2. Februar 2012, 16:38 | #23

    Nicht Form und Inhalt sind Gegensätze, sondern die Inhalte, die Leute wie ich anbieten, stehen im Gegensatz zu dem, was die Leute für ihr Zurechtkommen hören wollen und „brauchen“.

    Aua.
    Wenn Kommunismus die Bewegung ist, die vom Kapitalismus wegführt, dann muß da schon irgendwie ein Anknüpfungspunkt zum jetzigen Leben da sein.
    Inhalte anders formulieren, anschlußfähig machen, ‚früher‘ als beim ’sofortigen‘ Bruch ansetzen?
    Btw. Ich kann mich an den Sermon einer ‚hohen‘ Parteischule erinnern, da hieß es: Wir brauchen keine Rethorik, wir haben eh die besseren Argumente.^^

  24. 2. Februar 2012, 16:44 | #24

    Nochmal, Orpheus: mit deinem „meinen Stoff möglichst leicht verständlich vorzutragen“ weichst du dem wirklichen Problem aus: Gerade wenn und weil es zumeist eben schon „leicht verständlich“ ist, was Kommunisten den Leuten antragen, winken die doch ab. Es ist *nicht* in erster Linie eine Frage des Stils, der Präsentation, der Gliederung, der eingesetzen technischen Mittel oder der Ästhetik, es geht um die Inhalte, die schwer im Magen liegen. Da kommt man nicht einfach drum herum. Das kannst du ruhig „fatalistisch“ nennen, das ändert aber an den Beziehungen nichts. Oder bist du mit deinem dem Publikum fröhlich unterstellten „Mindestmaß an Offenheit und Akzeptanz“ wenigstens zu einem vorzeigbaren kommunistischen Zirkel gekommen, von dem wir anderen Pessimisten uns noch eine Scheibe abschneiden könnten?
    Mit deinem Ratschlag, „dass du dich nicht abhalten lassen sollst von dem was du tust, nur weil du dein erklärtes, (ziemlich hoch gestecktest Ziel) nicht erreicht hast“ rennst du bei mir offene Türen ein. Warum sollte ich denn sonst nach all den in der Tat nicht sonderlich erfolgreichen Jahren (eigentlich Jahrzehnten) immer noch so hier rummachen? Fürs Ego bringt das nämlich herzlich wenig, mir jedenfalls.
    Natürlich denke ich, daß man „outsider“ überzeugen kann, sonst würde ich hier (und sonst auch) doch gar nicht rumreden. Solch eine Miniagitationsschiene paßt doch nun wirklich nicht zu einer Auffassung, daß die eigene Sache verloren wäre. Daß der Kommunismus tot sei, hat man nun schon lange Jahre überall hören können. Stimmen tut es nicht, auch wenn es bisher nur wenige sind, die sowas sagen und es damit Lügen strafen.

  25. Name
    2. Februar 2012, 16:57 | #25

    „es fällt mir immer noch schwer bei komplexen Themen wie der Finanzkrise zu folgen“
    Dann erklär doch mal, wie dabei ein Video oder ein Flipchart helfen soll! Das Methodenargument entpuppt sich als ein Inhaltliches: Weil Kapitalismus schwer zu verstehen ist, möchtest du, dass irgendeine Methodik das ändern möge. Es sind aber nicht Schaubilder zu bestaunen, sondern komplizierte gesellschaftliche Zusammenhänge zu kapieren. Bunte Bilder beheben diese Schwierigkeit nicht.

  26. Orpheus
    2. Februar 2012, 17:07 | #26

    Nochmal, Neoprene: ich stelle NICHT die Präsentationsform über den Inhalt. Letzterer ist natürlich das, worum es mir geht, was bei den Leuten ankommen und anhaften soll.
    Ich erkläre die Verwendung von Medien ja nicht zur absoluten Notwendigkeit. Aber ich verstehe einfach nicht warum du meinst, dass wir auf Medien in Vortragen absolut verzichten MÜSSEN, wenn sie doch im Zweifelsfall hilfreich sein könnten.
    „Warum sollte ich denn sonst nach all den in der Tat nicht sonderlich erfolgreichen Jahren (eigentlich Jahrzehnten) immer noch so hier rummachen?“
    Ich hoffe, weil du nicht anders kannst.
    @ Name:
    Du sagst es. Aber das erkläre mal einer Gruppe von braven „Mit“bürgern, an denen dir im schlimmsten Fall auch noch persönlich etwas liegt.

  27. Orpheus
    2. Februar 2012, 17:11 | #27

    P.S.: Es sei denn natürlich, du bestreitest überhaupt die Nützlichkeit von Medien in Vorträgen. In diesem Fall muss ich dir aber aufgrund meiner Erfahrungen mit Präsentationen einfach widersprechen.

  28. 2. Februar 2012, 18:26 | #28

    Hab ich irgendwo geschrieben, daß „wir auf Medien in Vortragen absolut verzichten MÜSSEN“? Natürlich kann man das auch machen, wenn man sich da was an Mehrerfolg ausrechnet. Aber ich befürchte eben, daß so wie früher, wo die farbig gedruckten kommunistischen Postillen, wohlmöglich auf „richtigem“ Zeitschriftenpapier, deren Herausgebern auch nicht zum ersehnten Massenerfolg verholfen haben (Nun gut, „meine“ Zeitung hatte wenigstens schwarzweiß Photos), das heute auch nicht der Königsweg zum Erfolg ist.
    Für ihre bürgerlichen Brotjobs setzen übrigens auch GSPler Charts und Folien und alle Power von Powerpoint ein. Da „muß“ man ja sowas auch machen, so blöde das dann ist, was man als Lehrer oder BWLer oder sonstwie Angestellter da eben an den Tag legen muß.

  29. Name
    2. Februar 2012, 19:16 | #29

    @Orpheus

    „Aber das erkläre mal einer Gruppe von braven „Mit“bürgern, an denen dir im schlimmsten Fall auch noch persönlich etwas liegt.“

    Ja, wem denn sonst? Nicht falsch verstehen, aber genaugenommen bringst du gerade denselben Einwand wie die braven Bürger: Mit Kritik macht man sich keine Freunde, beim Zurechtkommen im Privatleben nützt einem das treffende Argumentieren nichts. Und im Bekanntenkreis eine Power-Point-Präsentation zu zücken, wenn die von Staat und Kapital nichts wissen wollen, steigert auch nicht das Interesse an guten Argumenten. Aber Freunde oder sympathische Menschen lässt man doch auch nicht einfach irgendwelche Dummheiten behaupten, sondern korrigiert sie – ein Harmonieprogramm ist das halt nie, wenn man sich streiten muss.

  30. 2. Februar 2012, 20:05 | #30

    „Niemand kapiert komplett, was der Peter Decker sagt, ohne dass er über ein gewisses Vorwissen verfügt. Jede Diskussion nach einem GSP-Vortrag zeigt doch, dass ein großer Teil der Leute da hilflos mit überfordert ist.“

    Nein, nicht jede Diskussion. Meinetwegen die meisten Diskussionen zur Finanzkrise (mit dem Thema hat sich zugegebenerweise selbst die Redaktion des GegenStandpunkts schwer getan). Aber es gibt reihenweise Themen, da versteht jeder sofort, was Peter Decker sagt und fällt ihm prompt empört ins Wort, z.B. bei einem Vortrag zur Kritik der Moral. Oder zum Grundeinkommen. Es hängt schon auch am Thema, ob man als Kommunist erstens verstanden und zweitens wenigstens ansatzweise akzeptiert wird.

  31. Krim
    2. Februar 2012, 20:18 | #31

    „Der Mensch ist kein rein vernunftgesteuertes Wesen. Er hat einen ästhetischen Anspruch und so widerlich ich es auch finde diesen Hang allenorts für Geldmache auszunutzen, halte ich ihn nicht für etwas grundsätzlich verkehrtes oder verwerfliches.“

    – Naja. Bloß was für einen ästhetischen Anspruch, das kann man an den Tonnen von Dokusoaps studieren, die täglich das Fernsehen zumüllen. Oder in deutschen Vorgärten mit ihren Gartenzwergen und den Wohzimmern mit Hirsch und Zigeunerin. Ich würde sagen: Der Bürger will unterhalten werden. Unterhalten wird er aber nur durch Dinge, die seinem Weltbild entsprechen. Da ist tonnenweise Moral und die Pflege bürgerlicher Ideale und Tugenden unterstellt, und zwar auf beiden Seiten – den Bürgern und den Kulturschaffenden, die diesem Idealen entsprechen müssen und wollen. Hält man sich nicht an diese bürgerlichen Maßstäbe, dann kann es von Bürgern nicht genossen werden und unterhält sie auch nicht. Einen Angriff auf seine Wertvorstellungen und seine Weltsicht kann er nicht goutieren, sondern begreift sehr schnell, dass es als Angriff gemeint ist und dann nützen auch alle medialen Verrenkungen nichts mehr. Der Bürger lehnt es ab, weil er kapiert hat, worauf es rausläuft und nicht weil er es mangels visueller Unterstützung nicht kapiert.

    „Es gibt also, zumindest für den Teil der Bevölkerung, der nicht zum Prekariat angehört, durchaus Aufklärungsbedarf, was schon die reine EXISTENZ von Armut und Not angeht.“

    Jemand, der das immer noch nicht weiß und auch nicht am eigenen Leib verspürt, der w i l l Armut nicht zur Kenntnis nehmen.
    Der Grund warum kommunistische Publikationen eher weniger visuell (außer Fotos, Karikaturen) aufbereitet werden, liegt auch manchmal daran, dass der Inhalt sich nicht dazu eignet. Einen Gedanken verständlich in Worte zu kleiden ist schon schwer genug. Die visuelle Aufbereitung kann dann oft nur eine Ergänzung bzw. Illustration sein, die unterstellt, dass man den abstrakten Zusammenhang schon verstanden hat.

  32. irgendwer
    2. Februar 2012, 20:52 | #32

    Dann mach doch so was hier: http://www.youtube.com/watch?v=jw6_l9Dt720 . Es hält dich wirklich keiner davon ab.

  33. Name
    2. Februar 2012, 21:05 | #33

    @ente

    „Die Hemmschwelle, ein Youtube Video anzuschauen, dürfte geringer einzuschätzen sein, als die, ein Flugblatt zu lesen“

    Das wird nicht bestritten, im Gegenteil. Du selbst sagst, was es mit der Tätigkeit auf sich hat, als wolltest du es karikieren:

    „Leute zwischen 12 und 30 ziehen sich allen möglichen Scheiß auf Youtube rein. Ich hab schon Stunden mit lustigen Katzenvideos verbracht.“

    Wer seine Zeit mit Katzenvideos verbringt, hat offensichtlich etwas anderes vor, als sich über den Kapitalismus zu informieren. Sonst könnte der auf demselben PC auch ein wenig lesen:
    http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_000.htm
    http://www.mlwerke.de/me/me24/me24_000.htm
    http://www.mlwerke.de/me/me25/me25_000.htm

    „es ist leichter die Aufmerksamkeit eines Homo sapiens mit bewegten Bildern und Tönen herzustellen“

    Das liegt an der Art von Aufmerksamkeit, bei der mehr als Bilder und Töne nicht beabsichtigt ist.

    „Die Reichweite von Youtube-Agitation“

    Das wäre eine seltsame „Agitation“, die nicht zum Diskutieren, sondern zum Glotzen auffordert! Insofern ist „Reichweite“ kein gutes Argument, wenn sich doch bloß Bilder und Töne verbreiten sollen – die erzeugen vielleicht Vergnügen, aber keine Einsichten.

  34. hl
    3. Februar 2012, 00:51 | #34

    „Die De­mo­kra­tie hat es ge­schafft, daß nicht nur ihre Nutz­nie­ßer, die Rei­chen, son­dern auch ihre Opfer den Staat und sei­nen Er­folg als die ei­ge­ne Exis­tenz­be­din­gung ak­zep­tiert haben.“
    Nachdem der Frage nach dessen Existenzbedingung mehr als einmal aus dem Weg gegangen wurde.
    „Und so­lan­ge das nicht pas­siert, fin­det der Ka­pi­ta­lis­mus als ir­gend­ei­ne Form von Dik­ta­tur statt.“
    Was spekulativ mit obiger Frage eines Zusammenhangs sich nicht entbehren kann.
    „Es ist schon klar, Un­ter­neh­mer und Un­ter­neh­men, die wis­sen schon um die be­son­de­re Rolle, die sie hier haben, und daß diese De­mo­kra­tie und ihre Ei­gen­tums­ord­nung ihre Exis­tenz­be­din­gung ist.“
    Die mag imho typisch demokratisch im heutigen sinne sein, sie aber auf diese zurückzuführen scheint mir, wieder im zusammenhang mit obiger Frage, unbefriedigend. Da muss man auch gar nicht mit Kapital rumhantieren.
    „Jemand, der das immer noch nicht weiß und auch nicht am eigenen Leib verspürt, der w i l l Armut nicht zur Kenntnis nehmen.“
    Naja, wenn man die nicht zur Kenntnis nehmen wollte, wären die nicht so häufig in den freien Medien. Eine andere Frage ist, welchen Schluss man daraus zieht oder auch nicht. Und da scheidet sich dann leicht der grenzenlos idealistische Geist von dem, der sich eine gewisse Selbstbeschränkung auferlegt.
    Wie viel sich von Marxens Kapital Hegelscher Ansätze von wegen Entfaltung des Weltgeistes (gibts den?) verdankt kann man so und so beantworten. Nebenbei würde ich jedenfalls bei Marx immer noch die Reflektion des Zeitgeschehens des 19. Jahrhunderts von der Roadmap trennen, die ihm (und Engels) im Kopf rumschwirrte (Was nebenbei eine Interessante Anwendung der Kritik an Hegel, er stehe auf dem Kopf, ist): Paradoxie – riecht nach Synthesis – und in der Hinsicht ist die Demokratie dann doch einen Schritt konsequenter, eben weil so gut wie keiner was von ihr hat. Als Sensebuster2000 macht sie sich paradox einvernehmlich gut. Daher auch ein gewisses Lob an Kritiker.

  35. Orpheus
    3. Februar 2012, 02:29 | #35

    @ Name:

    „Es sind aber nicht Schaubilder zu bestaunen, sondern komplizierte gesellschaftliche Zusammenhänge zu kapieren.“

    Nenn mir einen gesellschaftlichen Zusammenhang und ich zeige dir, wie man ihn durch ein Schaubild verdeutlichen kann. Ernsthaft.
    @Neoprene:

    „Aber ich befürchte eben, daß so wie früher, wo die farbig gedruckten kommunistischen Postillen, wohlmöglich auf „richtigem“ Zeitschriftenpapier, deren Herausgebern auch nicht zum ersehnten Massenerfolg verholfen haben“

    Wie ich bereits gesagt habe. Du gehst da mit einer Erwartungshaltung an die Angelegenheit ran, die ich nicht nachvollziehen kann. Meine Bemühungen sind unabhängig von meiner Hoffnungen auf Erfolg. Ich würde nicht z.Bsp. die beste kommunistische Zeitschrift machen wollen, weil ich hoffe dass ich damit mindestens eine Millionen Menschen erreiche. Diese Art von Erfolgsdruck überlasse ich anderen. Ich würde das tun, weil ich wissen will, alles mögliche versucht zu haben. Von vornherein mit Pessimismus an die Sache heranzugehen halte ich für keine gute Idee. Es stimmt, dass eine hübschere Aufmachung eine gesellschaftskritische Zeitschrift nicht leichter verdaulich macht. Aber wenn wir ausnutzen können dass Leute aus Neugier eher zu einer farbigen Version greifen als zu einer schwarz-weissen, sollten wir das tun. Denn mit jeder Person mehr, die das Blatt in die Hand nimmt, steigt die Chance, jemanden anzusprechen.
    @ Name:

    „[…]genaugenommen bringst du gerade denselben Einwand wie die braven Bürger: Mit Kritik macht man sich keine Freunde, beim Zurechtkommen im Privatleben nützt einem das treffende Argumentieren nichts. […]“

    Ich weiss jetzt nicht was du meinst. Ich habe noch keinen Bürger klagen gehört, dass seine Gesellschaftskritik auf völliges Unverständnis/Ablehnung stößt.
    @ Krim:

    „Naja. Bloß was für einen ästhetischen Anspruch, das kann man an den Tonnen von Dokusoaps studieren, die täglich das Fernsehen zumüllen.“

    Von so etwas rede ich doch gar nicht. Ich habe sicherlich nicht vor, das tumbe Massen-Verblödungsprogramm zu verteidigen. Was ich meine ist viel grundsätzlicher. Wir bevorzugen harmonische Formen, Klänge. Wir hören lieber einer Person zu, die hübsch anzusehen ist und/oder eine angenehme Stimme hat. Wir kaufen im Zweifelsfall das Produkt mit der hübscheren Packung. Wir lesen lieber ein Hardcover-Buch mit Titelbild und angenehmen Schriftbild als ein zerfleddertes Reclam-Heftchen mit winziger Schrift. Mit Vernunft haben diese Präferenzen nichts zu tun – schließlich kann der Redner blöd, das Produkt Müll und das Buch zum Gähnen langweilig sein.
    Zumindest ist das meine Erfahrung – ihr könnt mich gerne eines besseren Belehren.
    @ irgendwer
    Eines der ersten Dinge, die ich „in der Szene“ gelernt habe war, dass ich kritisieren darf, ohne produktiv zu sein.

  36. Orpheus
    3. Februar 2012, 03:14 | #36

    @ irgendwer:
    Aber trotzdem danke für den Link 😀

  37. 3. Februar 2012, 08:31 | #37

    Orhpeus, bei Vorschlägen wie deinen muß ich immer an die vielen linken Möchtegernmasseneinflußprojekte denken, die ihre Nichtakzeptanz bei den „Massen“ dadurch zu überwinden versucht haben, daß sie nicht nur oder häufig nicht mal in erster Linie ihre Publikationen „schöner“ gemacht haben, sondern einfach die Frequenz erhöht haben. Das ging ja soweit, daß die Healyisten z.B. es in Großbritannien sogar mit einer Tageszeitung versucht haben. Auch das hat nicht funktioniert, weil es eben genau so wenig von der Masse der Agitation wie von deren Aufgeputzheit abhängt, ob man damit Leute überzeugen kann. Denn ein bißchen mehr, als daß die sich einen Choral anhören, will man als Kommunist ja meistens doch.

  38. Name
    3. Februar 2012, 10:25 | #38

    „Nenn mir einen gesellschaftlichen Zusammenhang und ich zeige dir, wie man ihn durch ein Schaubild verdeutlichen kann. Ernsthaft.“

    Na dann los: Ich hätte gerne ein Schaubild zum Thema „notwendig falsches Bewusstsein“, also zu dem, worüber wir gerade diskutieren. Als Hausaufgabe:
    Veranschaulichen Sie anhand einer Graphik oder Skizze, warum vernünftige Argumente von Bürgerlichen notwendigerweise abgelehnt oder ignoriert werden.
    Hilfestellung: Einige Sachargumente stehen bereits hier im Blog.

  39. 3. Februar 2012, 10:34 | #39

    Name, über deinen didaktisch wertvollen Beitrag habe ich schallend gelacht!
    Genau sowas hatte ich mir beim ersten Lesen des leider eben nicht hilfreichen Vorschlags auch gedacht.

  40. kommandowirtschaft
    3. Februar 2012, 10:51 | #40

    ich finde viel wichtiger als die frage, ob eine stylischere aufmachung die leute besser überzeugt, folgende überlegung:
    ich persönlich bin zu kommunistischen inhalten nur durch zufall gekommen. ich habe das wort „identitär“ gegoogelt, weil ich das von antideutschen texten kannte, mir die bedeutung aber nicht klar war. 1. hit war ein thread des kommunistischen forums. was die leute dort vertreten haben, fand ich ungemein spannend, ich kannte das bis zu dem zeitpunkt einfach nicht. also habe ich mich weiter damit beschäftigt und meine anarcho-haltung ad acta gelegt. will sagen: ich habe dieses zeug per zufall gefunden. und ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich nen text von gegenstandpunkt.com wegen der altbackenen aufmachung schnell weggeklickt hätte. wären diese inhalte weiter verbreitet gewesen, wäre ich mit sicherheit früher darauf gestoßen und ich glaube auch, dass es ne menge leute gibt, die mit kommunistischen inhalten was anfangen könnten, wenn sie sie denn kennen würden. das ist ein argument für youtube und für andere populäre plattformen (zb kann ich bei agitation via twitter schon ein paar erfolge verbuchen). außerdem wäre ich sehr für eine art ‚marxistisches wiki‘.
    wehe jemand sagt jetzt: mach doch, keiner hält dich auf. ich mache es nämlich. ich will aber, dass ihr mitmacht!

  41. 3. Februar 2012, 11:20 | #41

    The sky is the limit!!
    Bisher hat es überhaupt keine Rolle in der Diskussion gespielt, daß all diese schöne bunte Propagandawelt leider nicht umsonst zu haben ist. Dafür müssen Genossenstunden und zumeist auch noch Geld reingesteckt werden. Und, Überraschung, gerade daran mangelt es der so kleinen kommunistischen Agitations- und Propagandatruppe, die gerade deshalb sich ja überlegt, wie sie mehr Anklang finden kann. Dann geht man eben nicht auf jede Demo mit seiner Zeitung, dann hat man eben nicht zu jeden brandheißen Thema einen passenden Artikel, dann gibt es eben nicht zu allen wichtigen Sachen Videos, usw.
    Dann fahren eben Genossen schon mal in eine andere Stadt, um dort z.B. auf einer Uni mal wieder Präsenz zu zeigen, oder um die lokalen linken Buchläden abzuklappern, ob man da nicht seine Printpublikationen unterbringen kann. Und dann macht man eben die Webseiten und Blogs, die man meint, machen zu können. Bei den letzteren ist ganz offensichtlich bei den GSPlern die Luft raus, das packen die nicht mehr oder das wollen die nicht mehr. Das schöne am Internet (im Gegensatz zu gedruckter Agitation und Propaganda) ist immerhin, daß man da als Quereinsteiger recht leicht selber was machen kann (nun gut, Vortragsvideos natürlich nicht).

  42. Name
    3. Februar 2012, 12:12 | #42

    Ich habe ein Schaubild zu ‚Kapitalismus‘ gefunden, was allerdings meine Befürchtung bestätigt, dass beim politischen Überzeugen mit Bildern nicht viel gewonnen ist:
    http://www.chrisehaase.de/schule/Ge33%20Schaubild%20Kapitalismus.jpg

  43. Orpheus
  44. star wars
    3. Februar 2012, 13:54 | #44

    Hermann Lueer arbeitet sehr wohl z.B. mit Schaubildern, in seinem Buch „Der Grund der Finanzkrise“ (2009, Edition Octopus) Seite 90 öffnet sich ein Schaufenster, ein Mann und eine Frau hören einen anderen Mann zu, der spricht: „Wir haben rund um den Globus über unsere Verhätnisse gelebt“. In Erwiderung darauf (Seite 91, zweites Schaufenster) ein leiser Dialog zwischen dem Pärchen: „Von wem spricht er?“. Ich wüßte also gar nicht was falsch daran sein soll auch mal mit visuell inspirierten Methoden zu arbeiten.
    Wenn es auch mal um Zahlen bzw. Statistik geht ist es auch nicht unbedingt verkehrt mal mit einem Diagramm bzw. mit Hilfe einer Tabelle zu arbeiten (Stichwort Imperialismus, Finanzkrise). Bei den GSP-Artikeln sieht man diesbzüglich (Zwecks besserer Veranschaulichung von Fakten, der Beweisführung) gar nichts.

  45. 3. Februar 2012, 14:03 | #45

    Was soll denn so blödes Gerede:

    „Ich wüßte also gar nicht was falsch daran sein soll auch mal mit visuell inspirierten Methoden zu arbeiten.“

    Welcher Idiot soll das denn hier vertreten haben??

  46. Krimsekt
    3. Februar 2012, 23:03 | #46

    Troll.

  47. Samson
    4. Februar 2012, 00:19 | #47

    @ Name
    Geht es ums politische Überzeugen, trifft Orpheus‘ Bild die Angelegenheit einigermaßen. SInd dagegen praktische Notwendigkeiten im Spiel, dann ist der ‚Umschlag‘ zwischen Phase 1 und 2 nur damit zu erklären, dass der Agitator sich vor den falschen Leuten bemüht.

  48. kommandowirtschaft
    4. Februar 2012, 12:23 | #48

    in dem schaubild muss der blaue teil im dritten bild rot sein, dann wurde richtig agitiert 😉

  49. u
    4. Februar 2012, 14:09 | #49

    mew: ich sags nur ungern, aber ein buch ist ein medium.

  50. u
    4. Februar 2012, 14:24 | #50

    „Wer seine Zeit mit Katzenvideos verbringt, hat offensichtlich etwas anderes vor, als sich über den Kapitalismus zu informieren. Sonst könnte der auf demselben PC auch ein wenig lesen:“
    wer hat bitte das bedürfnis, „sich über den kapitalismus zu informieren“? wenn dann haben menschen doch das bedürfnis, sich ihre miese lage zu erklären. und da treffen sie dann auf zig erklärungsangebote. die reichen von „ausländer raus“ bis zu „zinsknechtschaft“. und dann gibt’s noch die richtige erklärung. aber wer liest auf den verdacht hin, da vllt was richtiges zu finden, die drei schinken? ist es nicht eher so, dass teilnehmer von lesekreisen bereits ein bisserl „angefixed“ sind im sinne von: denen hat das eine oder andere argument schon eingeleuchtet, das ihnen da begegnet ist? wenn ja, dann heißt das, man muss dran arbeiten, dass viele solche „begegnungen“ stattfinden. und da kann man sich natürlich verschiedener mittel bedienen: vorträge, flugis, youtube-filmerl … es ist sogar sehr sinnvoll, auf verschiedene mittel zu setzen.

  51. Orpheus
    5. Februar 2012, 21:22 | #51

    „Nein, behauptet, erklärt und belegt war, dass Rassismus charakterliche Zuschreibungen als natürliche Eigenschaften ausgibt. “
    Gut, so weit so klar. Das kann ich nachvollziehen. Aber nichts was ich bisher dargelegt habe hat etwas mit dem Charakter zu tun.
    Und zu Humor muss ich greifen, weil es mich ernsthaft stört als Rassist bezeichnet zu werden. Man hat mir ja schon einiges an den Kopf geworfen, aber das ist wirklich …
    Und das ich nicht auf das eingehe was du sagst kannst du mir nun wirklich nicht vorwerfen. Ich habe bisher so ziemlich jede deiner Aussagen kritisch beleuchtet, während du dir bei mir immer nur die selben Sachen herauspickst.
    Keine meiner Belege für die Existenz dieser von mir postulierten Eigenschaft konntet ihr bisher entkräften. Und da ihr das nicht könnt, gehe ich davon aus dass diese Eigenschaft existiert. Und wenn sie existiert, ist auch euer Vorwurf der Zuschreibung charakterlicher Eigenschaften als natürliches Wesen nicht stichhaltig, denn dann wäre es keine Zuschreibung sondern eine Tatsache.

Kommentare sind geschlossen