Vortrag von Karl Held: Marxismus und bürgerliche Wissenschaft
25. Januar 2012
Beim Blogger grand hotel absturz habe ich einen Hinweis auf einen alten Vortrag von Karl Held gefunden. Er hat wohl im Frühjahr 1990 zum Thema „Marxismus und bürgerliche Wissenschaft“ gesprochen. Bei MediaFire kann man den Mitschnitt downloaden.
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Ein entsprechender Text ist im dearchiv nachzulesen.
Danke für den Hinweis, ich hatte jetzt auf die Schnelle nur nach anderen Archivstellen für den Vortrag als Mitschnitt gesucht und nicht gefunden.
Ist auf den Sternstunden kommunistischer Propaganda I zu finden.
Der Vortrag dürfte ausweislich der DEA-Signatur (H 90/04) im April 1990 (in München) stattgefunden haben.
Das hatte ich auch in Erinnerung, kam aber im Augenblick nicht an die CD ran. Und für erstmal nur Reinhörer ist der Hinweis auf die Downloadmöglichkeit ja immer noch nützlich.
In der Tat, Xaver, der Vortrag ist sicher erst 1990 gehalten worden: „Der reale Sozialismus dankt ab und gesteht öffentlich sein Scheitern ein“, sowas ist eine ex-post-Feststellung gewesen. Also zumindest nach den Untergang der DDR.
Ich habe es bei mir entsprechend editiert.
übrigens lade ich gerne mal vorträge von den genannten cds hoch, einfach weil viele leute gar nicht wissen, dass es die gibt oder wie man image-dateien öffnet.
Zu Sein und Bewusstsein gebe ich immer gerne meinen Senf dazu, jedoch eher ohne den durch Marxen’s und das allgemeine gesellschaftliche Sein der Jahre 1840 ff. bestimmten Abflug aufs Kapital zu machen. Was dann auch so einiges aus dem Text zu erklären vermag, warum es keinen interessiert usw. Dass Lenin und Kohorten auch als ihr Sein keinen Grund mehr für Revoltenstimmung hergab, trotzdem an ihrem Standpunkt radikaler denn je bei Stalin festhielten zeigt die Wahrheit der These, dass das Bewusstsein das Sein bestimmt – wären ja schnell weg vom Fenster gewesen, hätten se, nachdem se für sich doch so einiges rausgehauen haben auf einmal nen rückzieher gemacht.
Was den Sinn oder Unsinn der Widerspiegelungstheorie angeht ist die wohl eher als bedignung der Möglichkeit zu lesen. Ohne bestimmte gegebenheiten/vorarbeiten sind einige gedanken nicht denkbar und im großen und ganzen wird nur das gedacht, was denkbar ist. von denkbarkeit ab aber auch, was regierung etc. im allgemeinen angeht. das bewusstsein der leute wäre doch ganz anders ohne fernseher, radio, internet. wer wüsste denn auch nur ein wort über geschehnisse in asien oder afrika zu sagen? Das zu können einer willensleistung zuzuschreiben, getreu dem motto der wille bestimme das bewusstsein (ich würde da immer noch das, was man im allgemeinen willen nennt – den bewussten willensakt vom eher abgehobenen willensbegriff bei schopenhauer und nietzsche trennen) ist hummbuk – sicher, wenn man keine medien konsumiert und augen und ohren immer fest zukneift weiss man noch nicht mal, dass es afrika überhaupt gibt. Da gehts dann auch gleich weiter: Ein Mechanismus läge da nicht vor, heisst es. Wenn ich nem Afrikaner im Aufzug begegne und der mir was aus seiner heimat erzählt, weiß ich das dann. Mechanisch? Klingt vulgär, nicht wahr? Ist aber so. Da scheint dann im text auch gleich der materiebegriff irgendwas masseloses zu bezeichnen: materialistisch ist jedenfalls die behauptung, der wille (ist das materie? ich denke nicht) bestimme den gedanklichen ablauf jedenfalls nicht. wo gräbt man nur sowas aus?
Bei der Frage Individuum und Gesellschaft ist es irgendwie witzlos, sie für Kapitalismuskritik wenden zu wollen. Die Frage danach, ob der Gattung oder dem Individuum Sein zukäme, heisst, ob der Gattungsbegriff nicht bloß eine Gedankenabstraktion ist, darüber kann man sich dann streiten, wenn da steht „Sie kleiden ihr Anliegen vielmehr in das gleiche Abstraktum namens Individuum“. Sicher „Individuum“ ist ein Wort – daher abstrakt und nicht mit seinem Inhalt identisch. Jedoch ist zumindest das Individuum, das gerade diesen Satz tippt ziemlich Konkret, nur mit Mühe noch weiter zu zerlegen (was mir hoffentlich nicht allzubald widerfährt), was dann zu Dingen führt, die in der Wahrnehmung so gar nicht als einzelnes Ding für sich auftreten (Arme, Beine, …). Ob der Gattung (Gesellschaft im Kontext) in der Wahrnehmung materielle Realität zukommt, ist zunächst schwer zu sagen. Sieht man einen Hund, dann ist da ein Hund. Ein anderer Hund, ist ein anderer Hund. Die Individuen sind so gegeben. Daher neigt meine Intuition dazu, eher die Gattung als Abstraktion zu bezeichnen (Zwei Hunde sind nie gleich – jeder ein Einzelding). Dennoch erkennt man sie irgendwie als zusammengehörig – ähnlichkeit. Die Frage so oder so für politische Zwecke zu wenden, gar noch den politischen Zweck bewusst (man lese meinen hier angegebenen „Namen“ der eher eine Aussage über mich ist – hab wenig Lust Texte so lange zu überarbeiten, bis ich sozusagen meine Unterschrift druntersetze) als Mittel einzusetzen, ist so eine Sorte von Billigkeit, von der man (unreflektiert) schon irgendwie weiß, was man von ihr zu halten hat. Aber da mahne ich mich zur Vorsicht: Die Mischung von Wissenschaft und (politischer) Weltanschauung, die philosophische Ansätze bewusst so betreiben, und im Wissenschafts- und Medienbetrieb perpetuiert werden (Bildung als solche), spiegelt sich (den Aspekt hab ich oben noch vergessen) in der im allgemeinen herrschenden Auffassung zu solchen Fragen wieder (was im Rückschluss auf meine Auffassung den Schluss zulässt, dass eine solcher Mittelbezug heute unnötig ist: Wen wunderts, hat der Sozialismus in näherer Umgebung doch schon lange abgesagt.
Die Frage Individuum vs. Gesellschaft verdankt sich neben der Erwägung ob der Mensch eher ein Gattungswesen ist, das darin aufgeht, daß es dem Rudel gut geht, oder ob er naturgemäß eher Wert auf sein eigenes Wohl legt, dann auch nicht dem (vermeintlichen) Gegensatz von Individuum und Gesellschaft, der nicht unbedingt einer ist, versucht doch gerade die Politik das Einzelinteresse in Bahnen zu leiten, die dem Gemeinwohl nützlich ist (steht irgendwo im Grundgesetz).
Nein – es geht da eher um ganz banale Dinge: Wird eine Arbeitsgruppe für einen Erfolg gelobt oder eher einzelne, erhält die Kreisgruppe sowieso für besonders hohe Produktivität irgendeinen Bonus oder bekommt der Mitarbeiter des Jahres mehr Weinachtsgeld. Und da schien sich der Kapitialismus mit Betonung der individuellen Leistung zu höherer Produktivität anspornen zu können, die natürlich auch ihren individuell zu zahlenden Preis hat: Psychische Erkrankungen wie Burnout usw. sind in den Medien (Vorsicht Vermittelung) in aller Munde, zu schweigen von Hässlichkeiten wie Mobbing, Intrigen usw. zu denen Anerkennung der individuellen Leistung führen kann und zu denen es keinen Grund gibt, wird nur die Gemeinschaftsleistung als solche belohnt.