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[online] 25.01.12 ¦ Berlin ¦ Decker zur Finanz/Eurokrise

26. Januar 2012

Von der Veranstaltung des GegenStandpunkt zum Thema „Euro-Rettung – der Kampf der Weltmächte um ihr Geld“ (der dann aber seinen Schwerpunkt hatte im nochmaligen Aufdröseln der Hintergründe der Krise seit dem Bankencrash in 2007) mit Peter Decker als Referenten, die am 25.01.2012 in Berlin stattgefunden hat, gibt es einen Mitschnitt bei archive.org.

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  1. 30. Januar 2012, 14:24 | #1

    Hier ein kritischer Kommentar (nicht von mir), der ungefähr so auch schon anderswo zu lesen war:

    „Der Verlauf der Diskussion da ist scheiße. Es ist aber auch blöd auf die [Revis] eingegangen worden. Die Kritik lässt nur eine Revolution übrig – Schuldenschnitt oder Ackermann rauswerfen bringt nichts. Das ist eine schlechte Kritik, den Revi daran blamieren zu lassen, dass seine Forderung nicht revolutionär ist. Zwar wurden vom Peter schon richtige Sachen dagegen gesagt, aber irgendwie auch nicht richtig auseinandergenommen. Wenn dann müsste man schon sagen, was mit einem Schuldenschnitt wäre und ob damit überhaupt der Umstand beseitigt ist, den ein Revi auf seine Weise kritisiert.
    Dann rechnet einer 15 Minuten mit großen Zahlen rum, beschreibt Verelendung und macht auf politische Widersprüche aufmerksam, die nicht sein sollen, denkt an „bürgerliche Alternativen“. Diese „Alternativen“ werden nicht kritisiert, sondern gesagt, man solle sich nicht einmischen in die Widersprüche, mit denen eine Politik umzugehen hat. Die Kritik zielt ja auf das grundsätzliche Verhältnis. Stimmt ja, über diese grundsätzliche Kritik ging der Vortrag. Man sollte aber nicht Beiträge am Ende des Vortrages an der grundsätzlichen vorgetragenen Kritik blamieren, sondern diese Beiträge an ihrem eigenen Inhalt kritisieren.
    Irgendwie scheint der Peter aber oft auch keine große Lust zu haben mit seinem Publikum zu diskutieren. Seine Argumente wurden ja gesagt.
    Natürlich blieb am Ende wegen der Diskussion während des Vortrags nicht mehr viel Zeit. Dennoch hätte man damit anders umgehen können.“

  2. 31. Januar 2012, 08:52 | #2

    Eine „Diskussions“veranstaltung war erst mal schon offensichtlich gar nicht geplant: Der relativ späte offizielle Beginn um 19:30 Uhr in Verbindung mit einem offensichtlich schon für sehr langes Vortragen ausgearbeitetes Manuskript des Referenten haben es kommen lassen wie schon sehr häufig bei GegenStandpunkt-Veranstaltungen. Daß dann die paar vermutlichen Linkspartei-Diskutanten einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollten, bzw. genauer noch einfach nicht wahrhaben wollten, daß es aus dieser Krise keinen eaysy way out gibt, paßte leider ganz gut. Und ich gebe der Kritik recht, daß gegen die fundamentale Haltung dieser Diskutanten (und vermutlich einer ganzen Reihe weiterer Zuhörer), daß „man“ doch irgendwas machen können muß gegen die schauerliche Krise, nichts kam außer diesen kurzen Sprüchen, daß es unterhalb einer Revolution nicht geht. Das blöde war nicht, daß das falsch wäre, sondern in der Tat, daß das nicht (nochmal) bewiesen wurde.
    Es kann schon sein, das das Konzept für diese Veranstaltung auch davon beeinflußt war, daß „der Peter aber oft auch keine große Lust zu haben [scheint] mit seinem Publikum zu diskutieren.“ Daß das Publikum dem aber nicht in die Parade gefahren ist, war aber auch zu sehen. Die meisten kommen da eben nicht hin, um zu diskutieren, jedenfalls nicht vor und mit dem Publikum. Selbst die nicht, die gar nicht die Auffassungen des GegenStandpunkts teilen, denn es waren ja beileibe nicht nur die Leute aus dem GSP-Umkreis da.
    Alle hätten also „damit anders umgehen können“, wenn sie es überhaupt gewollt hätten. Hatten sie aber offensichtlich nicht.

  3. Xaver
    31. Januar 2012, 13:04 | #3

    1. Die Behauptung, dass „der Peter aber oft auch keine große Lust zu haben [scheint] mit seinem Publikum zu diskutieren.“ verwundert schon einigermaßen, wenn man bedenkt, dass es wohl niemanden aus den Reihen der GS-Redaktion gibt, der mit einer solchen fast schon übermenschlichen Geduld auch noch auf den größten Schwachfug der Diskutanten eingeht. Dass es da auch mal Situationen geben mag, wo er nicht in aller epischen Breite auf Fragen antwortet, die er in den Jahrzehnten seiner politischen Tätigkeit vermutlich hunderte Male beantwortet hat, geschenkt.
    Dass ausgerechnet du, Neoprene, ungeachtet der Kenntnis von mutmaßlich zig Veranstaltungen mit Peter (live und Mitschnitte) der haltlosen Behauptung quasi zustimmst, ist schon sehr erstaunlich, eigentlich sogar unverständlich.
    2. Wenn bei Berliner GS-Veranstaltungen offenbar regelmäßig Leute aus anderen politischen Zusammenhängen zwar anwesend sind, aber nicht mitdiskutieren, dann wäre es vielleicht an der Zeit, mal was anderes zu probieren. Es hat in der letzten Zeit z.B. zwei Veröffentlichungen der Berliner UG-Gruppe TOP gegeben, die man m.E. als Anlass hätte nutzen können, denen eine gmeinsame Diskussionsveranstaltung vorzuschlagen: „Endgültige Anmerkungen zur These einer “deutschen Spezifik” nationaler Ideologie“ und „Occupy Capitalism – 100%!“
    Die Bielefelder Veranstaltung mit Renate Dillmann, Ilka Schröder und Thomas Ebermann hat doch gezeigt, dass da mittlerweile einiges mehr möglich ist als früher.

  4. 31. Januar 2012, 13:36 | #4

    Ja, es ist allseits bekannt, daß ich nicht nur mutmaßlich „zig Veranstaltungen mit Peter (live und Mitschnitte)“ kenne (und von den anderen führenden, jedenfalls redeführenden Genossen und Genossinnen des GegenStandpunkts auch). Ich kenne also die Bandbreite der Veranstaltungsstile, die da so im Laufe der Zeit vorgekommen sind. Und da bin ich als alter Hase zu einem Urteil gekommen, das jeder x-beliebige junge Zuhörer doch auch hätte fällen können: vom Startzeitpunkt über den Ablauf war diese Veranstaltung gerade *keine*, die es auf Diskussion angelegt hatte und die Leute die gekommen sind, haben sowas offensichtlich auch nicht vermißt, jedenfalls nicht eingefordert.
    Und ja, Peter Decker ist zu Recht dafür bekannt, immer wieder aus dem Stand, nach nur kurzem Überlegen „auch noch auf den größten Schwachfug der Diskutanten“ einzugehen. Ich kann mich eigentlich nur an ein oder zwei „Entgleisungen“ (jedenfalls für Peter Deckers Stil) erinnern, wo er für seine Verhältnisse scharf geworden ist: In Göttingen bei einer Irak-Krieg-Veranstaltung gegen stockbornierte bellizistische „Antideutsche“ und bei noch so einer Gelegenheit und in Nürnberg hat er mal trotzkistische Interventen bei einer Nordafrika-Veranstaltung ganz kurz abgebügelt.
    Es wird auch nicht verwundern, wenn ich dir zustimme, daß „es vielleicht an der Zeit [wäre], mal was anderes zu probieren“. Ich befürchte nur, daß man die auch von mir für interessant gehaltenen möglichen „gemeinsamen Diskussionsveranstaltungen“ wohl nicht so schnell sehen wird:
    Es gibt da allseits, vielleicht auch vom GegenStandpunkt, aber mit Sicherheit bei anderen Linken einfach kein hinreichendes Interesse. Die Veranstaltung mit Mag Wompel und ursprünglich geplant einem führenden Vertreter der trotzkistischen SAV, die am 7.5.2011 mit dem Thema „Sechs Jahrzehnte DGB – Klassenkampf oder Kooperation?“ gegeben hat, war in solch einer Besetzung gute zwanzig Jahre (!) nicht möglich gewesen (und hat seitdem leider auch keinen Nachfolger gefunden).
    Natürlich habe ich auch wie du mit Erstaunen registriert, was bei der Bielefelder Veranstaltung gelaufen ist und welches rege Interesse das gefunden hat. Aber eben gerade, weil sowas ein kurioses Unikum war und sozusagen ein Regelverstoß. An Renate, wie ich sie kennen gelernt habe, hat es jedenfalls nicht gelegen, daß sowas nur alle Jubeljahre stattfindet. Ich habe es immer bedauert, daß der enorme Aufwand, den sie in das China-Buch gesteckt hat, bis auf die beiden Streitereien bei der jungen Welt mit den SED/Linksparteilern und in Köln mit Ingo Nentwig (auch grob Linkspartei), so wenig nachlesbare oder nachhörbare Auseinandersetzungen provoziert hat.

  5. Xaver
    31. Januar 2012, 16:56 | #5

    „Es gibt da allseits, vielleicht auch vom GegenStandpunkt, aber mit Sicherheit bei anderen Linken einfach kein hinreichendes Interesse.“
    Ein fehlendes Interesse seitens des GS würde ich definitiv ausschließen. Die machen ihre Veranstaltungen doch nicht zuletzt deshalb, um an genau diese Leute heranzukommen. Bei den „anderen Linken“ mag deine Beobachtung ja zutreffen. Nur stellt sich dann doch die Frage nach dem Grund dafür, dass es so ist. Wenn man sich mal kurz vergegenwärtigt, welche Ausnahmen es in den letzten Jahren gab, dann fallen mir neben der bereits erwähnten Veranstaltung in Bielefeld noch die Frankfurter UG-Konferenz (ein Podium mit u.a. Peter Decker und Michael Heinrich), die von dir genanten Diskussionen zum China-Buch mit Linksparteilern, eine Kooperation mit Libertären aus BaWü anlässlich eines Wahlkampfs und die beiden ARAB-Workshops zu Staat und Faschismus ein.
    Daran kann man festhalten, dass es im Hinblick auf ein recht breites linkes Spektrum (Ums Ganze, Antiimperialisten/IL, Libertäre, Linkspartei) offenbar dann gelingt mit denen ins Gespräch zu kommen, wenn die einen inhaltlichen Klärungsbedarf anmelden oder man ihnen auf die Füße tritt. Und gerade für den letzteren „Ansatz“ gibt es ja wohl keine geeignetere Szene als die in Berlin. 🙂
    Wenn jetzt Weinachten bevorstünde, würde auf meinem politischen Wunschzettel ganz oben stehen (mal ins Unreine fabuliert): Ein Workshop-Wochenende zur Erklärung der Krise. Referenten: GS und Heinrich&Co (ggf. Krisis).Veranstalter: Junge Linke und Ums Ganze (immerhin gibt’s ja bereits gemeinsame Veranstaltungsreihen).
    Das als Auftakt. Danach hat man sich entweder nichts mehr zu sagen, oder macht das, was eh seit Jahren ansteht: Arbeitskonferenzen zur Kritik der Wertkritik, zu Staat und Imperialismus. Das wäre dann übrigens, im Gegensatz zum unsäglichen Gelaber in Sachen NAO, wirklich mal was Handfestes, so paradox das auch auf den ersten Blick zu sein scheint. 🙂

  6. 31. Januar 2012, 19:35 | #6

    Ich schütte ja ungern Wasser in deinen Wein, aber mich hat der Frankfurter UG-Kongreß eher deprimiert, denn anders als auch von mir erhofft, war der eher ein Beispiel des aneinander vorbei Redens statt eines ersichtlichen Willens,sich wirklich ernsthaft zu streiten. Was sich schon daran ablesen läßt, daß diesem Pseudofunken dann ja leider auch nichts nachkam.
    Daß das selbst dann, wenn sowas irgendwie doch zustande kommt, nicht weit führt, dazu kann man ja Theo fragen, der sich nun wirklich alle Mühe gemacht hat mit den Stuttgarter Autonomen/Libertären. Bleibt eigentlich als positives Beispiel dafür, daß das eigentlich doch gehen können müßte nur die Erfahrung aus Berlin mit den ARAB-Workshops. Die übrigens sicherlich auch deshalb auf enormes Interesse gestoßen sind, der Mitschnitt zur Diskussion über Faschismus und Demokratie hat sage und schreibe 3500 Downloads nach sich gezogen!
    (Daß das „Gelaber in Sachen NAO“ kein Silberstreif am Horizont darstellt, darin pflichte ich dir übrigens ohne weiters zu, das war aber auch eigentlich nicht zu erwarten gewesen, leider.)

  7. Xaver
    11. April 2012, 00:32 | #7

    Mittwoch, 25.04.2012 um 19:00 Uhr in Bielefeld
    Klassen – Kämpfe – Kommunismus
    Podiumsdiskussion mit Peter Decker und Michael Heinrich
    Seit 2007 steckt der Kapitalismus in einer Verwertungskrise, Banken und Staaten drohen Bankrott zu gehen, ganze Wirtschaftsektoren knicken ein. Seit Beginn bemühen sich die Regierungen der Industrienationen mit Sparprogrammen, Rettungsschirmen und Finanzmarktregulationen der Krise etwas entgegenzusetzen, um sie möglichst unbeschadet zu überstehen bzw. das Beste aus ihr zu machen. Alle diese Versuche werden, egal ob in den USA, Griechenland, Deutschland oder sonstwo, auf dem Rücken der Lohnabhängigen durchgeführt – weswegen ebenfalls seit Beginn der Krise in verschiedenen Formulierungen zu hören ist: „Wir zahlen nicht für eure Krise!“
    Angesichts dieses zu Krisenzeiten virulenten und zunächst nur vage formulierten Bewusstseins davon, dass die eigene Existenz im Kapitalismus permanent bedroht ist, sowie angesichts immer wieder stattfindender Versuche ihm kollektiv etwas entgegenzustellen, haben wir Peter Decker und Michael Heinrich zu einem Podium zum Klassenbegriff eingeladen:
    – Macht der Klassenbegriff überhaupt noch Sinn?
    – Haben wir es bei den derzeitigen Protesten mit Klassenbewusstsein zu tun?
    – Ist der Kapitalismus als ein System anonymer Herrschaft, das sich „hinter dem Rücken“ der in ihm Gefangenen vollzieht, richtig beschrieben?
    – Oder birgt diese Perspektive die Gefahr, einer falschen Analyse der gesellschaftlichen Akteure Vorschub zu leisten, da der Kapitalismus als System der Ausbeutung von Arbeitskraft notwendig zwei sich feindlich gegenüberstehende Klassen zur Voraussetzung hat – und insofern die Herrschaft der in ihm mächtigen Akteure ist?
    – Und was folgt aus alledem für eine adäquate Kritik des Kapitalismus?

  8. kk
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