Marx versus Keynes

6. November 2011

Im Ankündiger für eine weitere Krisenveranstaltung „Über die empörten Kritiker der Krise und die Occupy-Bewegungen“ des GegenStandpunkts am 8.11.2011 in Wien findet sich folgender Satz:

Was in früheren Krisen durchaus einen Versuch wert war, das war der Anlauf, viel Staatskredit in die Infrastruktur zu „investieren“ und „Zukunftsindustrien“ zu fördern

Das klingt für mich fast wie eine ex-post-Ehrenrettung des Keynesianismus, den vor allem die Sozialdemokratie in früheren Jahrzehnten durchgängig auf ihre Fahnen geschrieben hatte und was selbst jetzt, nach einigen Jahrzehnten der Vorherrschaft des berüchtigten Neoliberalismus, noch oder wieder manchen Anhänger findet, auch wieder zumeist auf der Linken.
Ich bin vor ein paar Tagen auf eine gerade herausgekommene kleine Broschüre der Rosa Luxemburg Stiftung zum Thema „Ist die ganze Welt bald pleite? Staatsverschuldung: Was sie ist und wie sie funktioniert“ gestoßen (sie gibt es mittlerweile auch als HTML-Version), Autoren sind Ingo Stützle, Redakteur bei ak – analyse & kritik und Stefan Kaufmann, Wirtschaftsredakteur der «Berliner Zeitung». Etwas voreilig/vollmundig hatte ich das Ding auf Ingos facebook-Seite so kommentiert:
„Ich fand das Teil nämlich grottenschlecht in seinem verharmlosenden Linkskeynesianismus, daß ich es gleich als schlechtes Beispiel verwurstet habe“, worauf Ingo nicht ganz überraschend gleich eingewandt hat: „Über eine inhaltliche Kritik freue ich mich natürlich – als Linkskeynesianer lasse ich mich natürlich ungern schimpfen!“ Er hat dazu auch gleich folgendes nachgetragen: „Meinen Senf zu Keynes habe ich in der Prokla 157 abgegeben.“
Als jemand, der sich weder mit Marx noch mit Keynes wirklich auskennt, geschweige denn mit der marxistischen Kritik am Keynesianismus werde ich mich jetzt sicherlich schwer tun, meine „Anschuldigung“ mit Fleisch zu füllen. Mir fällt da eigentlich nur ein altes Buch ein, daß ich vor langen Jahren mal gelesen habe und mir nun nochmal vornehmen werde:
Paul Mattick: Marx und Keynes – Die Grenzen des „gemischten Wirtschaftssystems“. Europäische Verlags-Anstalt, Frankfurt a.M. 1974. schon lange vergriffen. In der englischen Version kann man es bei scribd nachlesen, auf deutsch hier als SCan und hier als OCR-PDF.
Und ein Artikel des Cheftheoretikers/historikers der trotzkistischen IKL, Joseph Seymour, der vor zwei Jahren in deren Hauptzeitung „Workers Vanguard“ veröffentlicht wurde, und bei mir im Downloadbereich zu finden ist.

  1. Rund
    6. November 2011, 15:19 | #1

    Nö, hast schon die Richtigen getroffen. Mehr lässt sich hier aber leider nicht sagen. Frag´mal in Berlin nach. Im Zusammenhang mit dem Redakteur der Berliner Zeitung, sei immerhin auf das Buch „Grüner Kapitalismus“ hingewiesen, auch RL-Stiftung. Da findest Du bessere Belegstellen.

  2. 6. November 2011, 15:34 | #2

    Genau so eine Herangehensweise sollte eigentlich gerade *nicht* weitergeführt werden: Ich glaub dir gern, daß du was gegen Keynes, erst recht Linkskeynesianer und konkret gegen Leute aus dem Umkreis der Rosa Luxemburg Stiftung hast (wobei das nun nicht gerade ein superhomogenes Millieu ist). Es dann aber mit einem „hast schon die Richtigen getroffen“ bewenden zu lassen, ist sehr unbefriedigend.

  3. Apple
    6. November 2011, 15:54 | #3

    Zur Auseinandersetzung mit dem Linkskeynesianismus kann ich Christoph Deutschmanns „Der linke Keynesianismus“ von 1973 empfehlen:
    http://www.mxks.de/files/other/Deutschmann.LinkerKeynes.html

  4. Apple
    6. November 2011, 15:58 | #4

    Das Buch von Mattick gibt’s hier auf deutsch:
    http://kommunismus.narod.ru/books.html

  5. 6. November 2011, 16:03 | #5

    Den Deutschmann kann ich auch nur empfehlen, jedenfalls soweit ich mich an ihn noch erinnern kann. Erfreulich, daß der mittlerweile genauso online zu finden ist, wie Mattick (danke für den link, ich hatte den jetzt gerade nicht wiedergefunden).

  6. irgendwer
    6. November 2011, 20:18 | #6

    Es hilft, wenn man die Handlungen der Staaten und die Theorien irgendwelcher VWLer auseinanderhält. An der Stelle geht es nicht um Keynsianismus oder sowas, sondern um eine Praxis von Staaten in Krisensituationen.

  7. 6. November 2011, 22:09 | #7

    Ein Tipp, den ich gerne weitergebe.
    John Maynard Keynes: Theorie der Krisenvermeidung
    Ein Mitschnitt, wohl aus den 80ern
    http://sendungsarchiv.o94.at/get.php?id=094pr2333

  8. 7. November 2011, 10:51 | #8

    Ich habe Mattick’s Buch durch mein OCR-Programm laufen lassen. Die PDF-Version steht im Download-Bereich unter „Restliches“ zur Verfügung, die Dateigröße ist so auch merklich kleiner.

  9. Nestor
    9. November 2011, 11:13 | #9

    Zu dem Thema „Ehrenrettung“ und „Linkskeynesianismus“ nur soviel, als daß Keynes selbst einmal gesagt haben soll – bezogen auf sein Hauptwerk von 1936 – The General Theory of Employment, Interest and Money (worin er sich übrigens auch als Anhänger von Silvio Gesell outet, aber das nur nebenbei) – er HABE DAMIT DEN KAPITALISMUS GERETTET.
    Das sollte man ernst nehmen, wenn man ihn bzw. seine Anhänger kritisiert. Worauf wollte er bzw. wollen sie eigentlich hinaus? Den Kapitalismus wieder zum Funktionieren zu bringen!!
    Nie sollte man den Leuten vorwerfern, sie nähmen sich etwas vor, was eigentlich „nicht geht“.
    Es geht bei den Keynesianern, genauso wie bei der Sozialdemokratie, um die VERSÖHNUNG VON KAPITAL UND ARBEIT.

  10. 9. November 2011, 13:40 | #10

    Nestor, mich wundert jetzt dein Hinweis, den Keynesianern heutzutage gehe es, wie schon Keynes selber, darum, „Den Kapitalismus wieder zum Funktionieren zu bringen!!“ Ja, natürlich, um was sonst!! Das kann man in zweierlei Hinsicht kritisieren:
    1. Das sollte man nicht tun.
    2. Das geht auch gar nicht, bzw. nur so, daß kein vernünftiger Mensch das wollen sollte.
    Die linke Kritik hat sich zumeist auf das zweite Argument gestützt. Wenn man mal die infights zwischen akademischen Keynesianern und ihren Gegnern außen vor läßt. Denn da ging es ja eh nur immer darum, wie man die Versöhnung von Kapital und Arbeit jeweils am einfachsten hinkriegt.

  11. Nestor
    11. November 2011, 11:27 | #11

    Ja, das ist ja genau der Fehler der linken Kritik an den Keynesianern! Ob und wie es geht, den Kapitalismus zum Funktionieren zu bringen, da sollte man sich als Marxist nicht einmischen.
    Außerdem ist es blöd, angesichts der Tatsache, daß es lange hingehaut hat, zu sagen: Das geht ja gar nicht!

  12. AgneS
    14. November 2011, 10:00 | #12

    „Ob und wie es geht, den Kapitalismus zum Funktionieren zu bringen, da sollte man sich als Marxist nicht einmischen. “
    Na ja. Ich weiß nicht genau, ob es von dir hier nur zu lässig formuliert wurde.
    Aber wenn Marxismus eben erst mal die Analyse des Kapitalismus ist (und erst daraus dann vielleicht ein Eintreten für eine Alternative) dann sollten sich Marxisten schon auch damit beschäftigen, ob der Kapitalismus mit Nutzung von Ideen der Keynesianer auch, besser, schlechter oder wie zumindest anders funktioniert bzw. ob und warum dass dann eben dennoch immer Kapitalismus mit all seinen bekannten Folgen ist.
    Nur wenn das Urteil eben unabhängig davon schon immer feststeht, kann einer sagen: ‚Die wollen nur den Kapitalismus retten und deswegen sind es die Feinde.‘
    Zudem:
    Auch für jenen, der den Kommunismus schon vor Augen sieht, ist doch ein Scheitern (bzw. ein nicht mehr so „gut“ Funktionieren) des Kapitalismus nicht zwingend ein Schritt in das gelobte neue Zeitalter, oder?
    Wohin ein Kapitalismus scheitert, ist doch gar nicht klar, oder?

  13. Samson
    14. November 2011, 12:41 | #13

    Nur wenn das Urteil eben unabhängig davon schon immer feststeht, kann einer sagen: ‚Die wollen nur den Kapitalismus retten und deswegen sind es die Feinde.‘

    Hättest du wirklich Ahnung von dem, was du daherschwurbelst, Agnes, dann tätest du dir ggf. versuchen einen Reim darauf zu machen, warum bspw. das Kapital im Untertitel Zur Kritik der Politischen Ökonomie heißt. Die Kategorien nämlich, die Marx darin gründlich analysiert und damit der Kritik unterwirft, wurden zuvor von Protagonisten der bürgerlichen Gesellschaft selber, allen voran Smith und Ricardo, aufgestellt, um anschließend festzustellen, es sei zwar Scheiße, dass es bei allem Reichtum immer noch Armut gäbe, aber eben leider nicht zu ändern.
    Wenn wer also sagt, er wolle sich auch nur anschauen, ob das Kapital als gesellschaftliche Produktionsweise nicht doch ein bischen verbessert werden könnte, dann ist der der Feind. Das kannst du schon daran erkennen, dass als offizielle Reaktion aufs Kapital 1) die vormalige Politische Ökonomie als akademische Disziplin ersetzt wurde durch haufenweise ‚Spezialdisziplinen‘ denen es, wenn sie sich denn mit Marx mal beschäftig(t)en, es nur darum ging nachzweisen, dass dessen Theorie wissenschaftlich nicht haltbar wäre und 2) überall auf der Welt Leute, die es mit Marx halten, wenigstens als Feinde der jeweiligen Staatsräson betrachten und behandelt werden. Die Staatsraison ist aber nichts als der politische Wille der herrschenden Klasse. (Deswegen ist der auch nicht abwählbar)
    Und wenn man das weiß, dann unterschreibt man, wenn man es mit Marx hält, eben Nestors Statement, Punkt.

  14. AgneS
    15. November 2011, 12:59 | #14

    Ich nehme mal den Vorwurf des „Daherschwurbelns“ als Ausdruck , dass nicht nachvollziehbar wurde, was ich zu sagen versuchte.
    Kommunikation ist ja immer ein zweiseitige Sache, und so nehme ich es mal als Aufforderung an mich, hier noch einen Versuch zu wagen, einen Beitrag zu leisten, für eine besseres Gelingen beim Argumentenaustausch zu sorgen.
    Nestor schrieb:
    „Ob und wie es geht, den Kapitalismus zum Funktionieren zu bringen, da sollte man sich als Marxist nicht einmischen. “
    Wer als Marxist aber wirklich wissen will, wie es sich mit dem Kapitalismus verhält, sollte auch versuchen zu verstehen, welche Folgen bestimmte Maßnahmen (z.B. nach dem Keynesianismus) haben.
    Was sind denn eigentlich Kriterien des Funktionieren des Kapitalismus? Damit man denn einen Kapitalismus als solches und seine Qualität bzgl. des Funktionierens beurteilen kann.
    Wenn der Kapitalismus nicht funktioniert, dann haben wir eben keinen, oder? Oder ist das Funktionieren eine dimensionale Größe? Gibt es ein mehr(besser?) funktionieren, und ein weniger(bzw. schlechter) funktionieren, und welches sollen denn bitte die jeweiligen Kriterien sein?
    Warum ist jemand, der sich damit beschäftigt, mit einem Urteil zu versehen:
    „Die wollen nur den Kapitalismus retten und deswegen sind es die Feinde.“
    Ist ein beliebiges „Versagen“ des Kapitalismus (ob an inneren oder ihm äußeren Widersprüchen) denn gleich eine Hoffnung von Marxisten?
    Wenn ein kapitalistischer Staat von einem z.B. feudalistischen Staat militärisch besiegt wird, dann steht es mit der Sache der ausbeutungsfreien Gesellschaft doch wohl keinen Deut besser, oder?
    Wenn kapitalistische Staaten sich mittels Kernkraft selbst bzw. gegenseitig auslöschen und damit ihrer eigenen Grundlage berauben, ist das doch auch kein Grund zur Freude eines Kommunisten,. oder?
    Warum soll also einer, der einen Teil dazu beiträgt, das schlichte (oder bessere?) Funktionieren des Kapitalismus zu gewährleisten, der sich also vielleicht gegen Einzelinteressen der privaten Nutzung der Kernkraft wendet, oder mittels Sozialmaßnahmen dem Erhalt der Arbeiterschaft und damit der Reproduktionsmöglichkeit des Kapitalismus verschreibt, gleich der Feind der Marxisten sein? Er zumindest hat allein mit dieser Tätigkeit diese Feindschaft keineswegs erklärt.
    Setzen Marxisten nun tatsächlich all ihre Hoffnung auf die Vertiefung der zyklischen Krisen, so dass ein Anhänger Keynes ihnen da vielleicht eine Enttäuschung bereiten könnte und deshalb bekämpft gehört?
    Sind dann letztlich Streiter für mehr Lohn auch gleich die Feinde?
    „überall auf der Welt Leute, die es mit Marx halten, wenigstens als Feinde der jeweiligen Staatsräson betrachten und behandelt werden“
    Das ist doch jetzt ein Witz! Wahr ist, das rein faktisch der Staat, Verfassungsschutz und auch andere Staatsorgan auch ihrerseits sich zum Feind von Marxanhängern machen. Aber es ist doch schon so, dass der Krieg andersherum erklärt wurde und wird.
    Da wo Marxisten eben den Erfolg beim Versagen des Staates wittern und so auch z.T. bereit sind dafür einiges in die Wege zu leiten, machen sie eben die direkte – und damit immer auch gegenseitige – Feindschaft auf.
    Dabei folgt doch aber keineswegs aus dem Untergang des Kapitalismus oder dem Untergang des den jeweiligen nationalen Kapitalismus stützenden Staates gleich ein Kommunismus. Und so verwundert der praktische wie auch „nur“ theoretische direkte Angriff auf den Staat zumindest mich.
    Was Linke mitunter schreiben (so auch teilweise im GSP) ist da, wo es einzelne Erscheinungen des Kapitalismus betrifft guter Journalismus und nimmt die Kenntnisse aus dem Marxismus nur als Grundlage dafür. Man klärt dann z.B. die Leute über tatsächliche Zwecke einzelner Unternehmungen bestimmter Staaten auf und blamiert vielleicht diese Staatsdiener, dessen vorgespielte Moral oder die Moral als solche.
    Das man damit die einzelnen Staaten, deren Vertreter oder Fürsprecher sich zum Gegner macht, ist auch klar. Aber diese Art Aufklärung muss man sich auch nicht zwingend als Marxist zum Ziel setzen. Man kann es tun, wie man sich auch direkt mit der Mafia anlegen kann, … – sollte sich dann aber über die Folgen auch nicht wundern und braucht auch nicht im Nachhinein jammernd zu klagen.
    Der Staat ist da, weil das Interesse an Eigentum nach Gewaltmonopol und Staatsordnung verlangt. Sich theoretisch mit dem Interesse an Eigentum, dessen Ursache (und eventuell zeitlicher oder von der Entwicklung der PK abhängiger Notwendigkeiten – je nach Stand der und eigener Glaubens-Einstellung oder eigenem Kenntnisstand zum historischen Materialismus) zu beschäftigen, ist Wissenschaft.
    Politisch wird Marx zum Feindbild, weil sich einzelne der konkurrierenden Parteien (mal SPD, mal LINKE) mal ganze realsozialistische (stalinistische, maoistische, …) Staaten mehr oder weniger auf ihn berufen.
    Sich dieser Art Feindschaft zu stellen heißt, sich mit denen, die sich da auf Marx berufen auch gemein zu machen. Dieser Feindschaft auszuweichen mag auf Grund der Begriffsüberlagerungen schwer sein, sie aber bewusst einzugehen ist m.E. ein Unsinn.
    Auch dass die staatstragende Wissenschaft sich einerseits mit Ignoranz von Marx und andererseits mit der theoretischen Abwehr beschäftigt, liegt eben daran, dass gleich nach erscheinen des Kapital 1) die Arbeiterschaft Marx fehlinterpretierte und Sachen wie den „gerechten“ Lohn forderten. Dass so begründete Arbeiterkämpfe der jeweiligen nationalen Wirtschaft einen Standortvorteil einbrocken können, ohne einem Kommunismus dadurch irgendwie näher zu rücken, macht doch klar, dass politische Ökonomen sich und „ihr“ Land dagegen auch mit ihrer Theorie verwahren wollen. Man sieht doch auch an den z.T. merkwürdigen Versuchen die Arbeitswertlehre widerlegen zu wollen, dass die Ökonomen da auf dem selben Holzweg sind, wie die Sozialdemokratie.

  15. Samson
    15. November 2011, 23:36 | #15

    Dabei folgt doch aber keineswegs aus dem Untergang des Kapitalismus oder dem Untergang des den jeweiligen nationalen Kapitalismus stützenden Staates gleich ein Kommunismus.
    Du wirst es nie begreifen, Agnes. Noch niemand hat behauptet, dass das eine aus dem Untergang des anderen folgt. Es braucht schon das Zutun von ein paar Handvoll Protagonisten, die den Untergang bewerkstelligen. Ob das was die anschließend machen, das wäre, was du womöglich als Kommunismus beurteilen tätest, ist gar nicht die Frage. Aber das hat Nestor auch nicht hingeschrieben, sondern nur, dass wenn man den Kapitalismus abschaffen will, man sich nicht an Diskussionen darüber beteiligen soll, wie das was man ohnehin beseitigen will, verbessert oder gar gerettet werden könnte. Und das kann man als jemand, der es mit Marx hält, nur unterschreiben. Die Konsequenz daraus ist eben, dass wer sich Gedanken darüber macht, wie der Kapitalismus zu retten wäre, nun mal der Feind derer ist, die den Kapitalismus abschaffen wollen. Das ist auch der Grund dafür, weshalb es fürs Abschaffen eine Revolution brauchen wird.

  16. AgneS
    16. November 2011, 09:40 | #16

    In einem Samson, kann ich dir ganz sicher widersprechen: „Du wirst es nie begreifen, Agnes.“
    Das was du hier argumentiertest war so schwrer nun wirklich nicht.
    Also ja – logisch:“wer sich Gedanken darüber macht, wie der Kapitalismus zu retten wäre, nun mal der Feind derer ist, die den Kapitalismus abschaffen wollen.“
    Aber:
    Da wird doch die ganze Absurdität des bloßen gegen den Kapitalismus sein deutlich.
    Wenn es nicht darauf ankommt, was denn bei Abschaffung des Kapitalismus so herauskommt, dann kann ich mich auch für einen 3.Weltkrieg mit Kernwaffen stark machen. Das schafft den Kapitalismus erstmal auch weitgehend ab. Ob er dann wiederum neu entsteht – ist dann ja gleich auch egal – Hauptsache abschaffen.
    („Ob das was die anschließend machen, das wäre, was du womöglich als Kommunismus beurteilen tätest, ist gar nicht die Frage.“)
    Geht es allerdings nicht um das pure Abschaffen, sondern um einen bestimmte Alternative dazu, dann muss man schon auch überlegen, wie, wann, … man den Kapitalismus überwinden will und welche Risiken der eigenen Existenz und der späteren Existenzgrundlage man dabei in Kauf nimmt. So macht es eben nicht zwingend Sinn, wenn man dabei zusieht, wie der Kapitalismus den Planeten vielleicht versaut, auf dem man weiterhin zu leben gedenkt, nur in der wagen Hoffnung eines Tages dadurch vielleicht eher den Kapitalismus abzuschaffen, um dadurch dann vielleicht wenigsten die Wage Möglichkeit eines Kommunismus zu haben, von dem dann noch keiner sicher weiß, wie er aussehen soll.
    Hat man kommunistische Kritik am Kapitalismus, sieht aber die Möglichkeit eines Kommunismus aktuell nicht gegeben, kann man sich aus diesen guten Gründen schon auch für ein besseres Funktionieren des Kapitalismus stark machen, ohne Feind seiner eigenen grundsätzlichen Kritik zu sein.
    Das ist doch im Grunde auch nichts anderes, als sich – solange der Kapitalismus eben nicht mit einer kommunistischen Umwälzung gleich heute zu überwinden ist – mit all den Kämpfen um das möglichst hohe eigene Eigentum am Leben zu halten.

  17. Samson
    16. November 2011, 13:58 | #17

    Geht es allerdings nicht um das pure Abschaffen, sondern um einen bestimmte Alternative dazu, dann muss man schon auch überlegen, wie, wann, …

    Ich sag doch, Agnes, du begreifst nix, und gibst dir noch nicht mal Mühe, das zu tun. Es gibt eben nur zwei Alternativen, die aus dem hervorgehen, was das Kapital ökonomisch also als gesellschaftliche Produktionweise ist: entweder wird auf die Art neben den Menschen der Planet gleich mit verwüstet, wozu es dann keines Weltkrieges mehr brauchte, oder die Menschen bekommen es als Gesellschaft auf die Reihe, ihre Reproduktion vernünftig zu organisieren, also die Produktion einerseits nach den Bedürfnissen zu planen und andererseits den Planeten nicht zu verwüsten.

  18. AgneS
    16. November 2011, 14:29 | #18

    „Agnes, du begreifst nix, und gibst dir noch nicht mal Mühe, das zu tun.“
    Holst du dir eigentlich einen runter, wenn dir solcherlei Feststellungen in den Sinn kommen?
    „entweder wird auf die Art neben den Menschen der Planet gleich mit verwüstet,“
    nun, auch dass ist mir noch lange kein historische Notwendigkeit und gleich gar nicht in näher Zukunft für mich ersichtlich.
    Es mag ja einst ein Untergangprophet recht behalten, aber so lange das nicht stichhaltig begründet ist, wird er bei mir nicht mit seiner Weisheit landen können.
    Das sich im Kapitalismus so manches immer wieder zuspitzt und Krisen häufiger und tiefer werden, ist noch kein Grund fürs Ende. Das innerhalb kapitalistischer Systeme man sich irgendwann plötzlich nicht mehr auf Umwelt- und Menschenschutz aller notwendigen Größenordnungen einigen können soll, ist mir auch noch nicht einleuchtend. Bisher sprechen die Erfahrungen dafür, dass der Kapitalismus sich letztlich eben seine Reproduktion erhalten hat. Das muss nicht immer so bleiben, aber auch im Kommunismus ist ein ewiges Überleben der Menschheit nicht gesichert – (wenn es denn überhaupt mein Ziel sein sollte dafür etwas zu tun.) und ein konkreten Anlass, dass es so mit dem Kapitalismus und der Menschheit zu ende geht, wie du hier andeutest, sehe ich nicht. Und wenn dann Leute, das zu verhindern suchen, sind sie Feinde?
    Also begreifen tue ich da wahrlich was nicht – obwohl ich mir alle Mühe gebe.

  19. Samson
    16. November 2011, 23:39 | #19

    Das innerhalb kapitalistischer Systeme man sich irgendwann plötzlich nicht mehr auf Umwelt- und Menschenschutz aller notwendigen Größenordnungen einigen können soll, ist mir auch noch nicht einleuchtend.

    Dir würde auch nicht einleuchten, dass ein System, in dem man sich überhaupt auf sowas abstruses wie „Menschenschutz aller notwendigen Größenordnungen einigen können“ muss, gar keine ‚Alternative‘ braucht, um es beseitigen zu wollen. Es genügt, die Leute davon zu überzeugen, dass Menschenschutz, auf den man sich erst verständigen muss, selber auf menschenverachtender Grundlage basiert.

  20. AgneS
    17. November 2011, 10:28 | #20

    Das war doch von mir auch keineswegs als Kompliment an den Kap. gemeint!
    Das Beseitigen wollen beinhaltet aber doch zumindest in der wagen Vorstellung ein gewolltes Ergebnis der Beseitigung des Kapitalismus Ein Ergebnis, bei dem eben nicht besonders auf Menschenschutz geachtet werden muss, weil ja da das Wohl der Menschen gleich Zweck der erwünschten/erhofften/gewollten Alternative zum Kapitalismus ist.
    Man kann doch gar nicht etwas weg haben wollen und dann nicht gleichzeitig eine Alternative dazu haben wollen. Das ist immer schon das gleiche – nur als anderer semantischer Ausdruck. Schon die Negation der menschenverachtenden Grundlage behauptet eben ein dasein von etwas, bei dem es eben keine menschenverachtenden Grundlage gibt, also statt Kapitalismus eine GO, die eben zumindest kein Kapitalismus ist. Eine Alternative eben. Eine nicht menschenverachtende eben also auch kein Feudalismus, keine Sklavenhaltergesellschaft, …. Eine besondere Alternative eben!
    Man muss sich diese also irgendwie immer mit vorstellen, wenn man denn eine Beseitigung des Kapitalismus will.
    Die Vorstellungen über diese besondere Alternative zum Kapitalismus , über diese Alternative zu allen menschenverachtenden GOs (so unterschiedlich diese Vorstellungen auch in der genauen Ausgestaltung sind) nennt sich dann unter Kommunisten schlicht Kommunismus.
    Deswegen bleiben immer auch die Fragen zu klären, geht denn eine solche Alternative und wie kommt man da hin, wenn man denn zur Beseitigung des Existierenden aufruft.
    Ergänzung, um Missverständnisse zu vermeiden:
    Menschen, die allesamt keine Kommunisten sind, unterscheiden sich auch darin, ob man
    1. sich eine Alternative zum Kapitalismus schon wünschen würde aber (mit dem Unterschied zu Kommunisten) aktuell keine ansprechende für möglich hält, oder
    2. diese Art von einer Eigentumsgesellschaft – trotz aller ihrer mehr oder weniger eingesehenen notwendigen Folgen – gar irgendwie lieb gewonnen hat und keinesfalls auf sie verzichten will.
    Ich zähle mich klar zur 1. Gruppe.

  21. 17. November 2011, 14:21 | #21

    „Man muss sich diese also irgendwie immer mit vorstellen, wenn man denn eine Beseitigung des Kapitalismus will.“ Einerseits gibt es natürlich eine Vorstellung einer neuen Gesellschaftsordnung, wenn man den Kapitalismus beseitigen will. Bei dir kommt bloß die logische Reihenfolge immer durcheinander. Zuerst fällt mir auf, dass der Kapitalismus bzw. das Eigentum meinen Lebensinteressen widerspricht, also muss er weg. Aus dieser Kritik entwickelt sich dann eine Vorstellung der Alternative dazu – kein Privateigentum, kein Geld, keine Konkurrenz, keine Ausbeutung – also gemeinschaftliche Produktion von sachlichem Reichtum. So sind die Gedankenschritte. Die Alternative ist also der Kritik nachgeordnet und entwickelt sich inhaltlich aus ihr. Es ist nicht so, dass man sich erst eine nette Alternative ausdenkt und daran dann den Kapitalismus blamiert.
    Merkwürdigerweise kennst du die richtige Reihenfolge, „Schon die Negation der menschenverachtenden Grundlage behauptet eben ein dasein von etwas, bei dem es eben keine menschenverachtenden Grundlage gibt, also statt Kapitalismus eine GO, die eben zumindest kein Kapitalismus ist.“ meinst aber trotzdem noch man müsste mit der Alternative anfangen und nicht mit der Kritik.
    „Deswegen bleiben immer auch die Fragen zu klären, geht denn eine solche Alternative und wie kommt man da hin, wenn man denn zur Beseitigung des Existierenden aufruft.“ 1. Wieso soll eine kommunistische Alternative denn nicht gehen? 2. Beseitigung des Kapitalismus ist die Art, wie man da hin kommt. Etwas anderes steht der Verwirklichung des Kommunismus nicht mehr entgegen, wenn er erstmal von der Masse der Leute gewollt wird.

  22. Samson
    17. November 2011, 16:14 | #22

    Es ist nicht so, dass man sich erst eine nette Alternative ausdenkt und daran dann den Kapitalismus blamiert.

    That’s it. Anderfalls gäbe es überhaupt keinen Kapitalismus.

  23. AgneS
    18. November 2011, 00:34 | #23

    Krim:“Zuerst fällt mir auf, dass der Kapitalismus bzw. das Eigentum meinen Lebensinteressen widerspricht, also muss er weg.“
    1. Er widersprach bisher nicht und widerspricht in näherer Zukunft nicht deiner puren Existenz – also widerspricht er einer erhofften bestimmten Optimierung deiner Existenz = dein Lebensinteresse. Worauf begründet die sich? Wo kommt die Hoffnung her?
    Wie kommst du darauf, dass es eine solche Optimierung deiner Existenz überhaupt geben kann, wenn du dessen Negierung dem Kapitalismus anlastest. Das geht doch nur über eine Annahme der Alternative.
    2. Wiso „muss“ er weg? Ich will nur etwas weg haben, wenn ich eben dabei schon etwas als Ergebnis erhoffe, was positiver ist, also ist bei dem „Das muss weg“ die zumindest phantasievolle wenn nicht theoretische Ausmalung einer besseren Welt, – einer besseren Alternative eben – dabei.
    „Merkwürdigerweise kennst du die richtige Reihenfolge…“
    Aus dem Interesse etwas anderes (eine Alternative) bzgl.der Erscheinungen haben zu wollen, entsteht die interesierte Analyse der Gesellschaft, man schaut dann nach, ob die unliebsamen Erscheinungen tatsächlich notwendige Folge der gegenwärtigen GO sind, oder eben nur Probleme bestimmter Führungen, … ,oder ob es in der Natur eines menschenliegt und in jeder erdenklichen GO immer wieder so sein muss.
    Erst bei der Suche nach der Alternative zu den Erscheinungen kommt man also auf den Gedanken, die Sache eventuell theroetisch zu prüfen, woher sie stammen.
    Je nach dem was man dann glaubt in der Analyse herausgefunden zu haben, stellt sich die Kritik der gefundenen (bzw. behaupteten) Ursache ein.
    Mient man die Führung sei schuld, wählt man eine andere und erhofft sich so die Besserung, meint man die GO sei schuld, propagiert man vielleicht deren Beseitigung und will man eben eine andere die in der eigenen Vorstellung die prbelmatischen Erscheinungen behoben hat (und schlimmeren neuen dabei produziert) meint man es liege irgendwie an der Zeit/Entwicklung der PK, wartet man ab, meint man es liege in der Natur des Menschen ist eben keine Kritik zu üben. Findet man nichts, sucht man weiter solange man den Aufwand des Suchens für gerechtfertigt hält.
    Ist die Analyse aber nicht Folge eines Interesses an Fundierung der Kritik, sondern Folge wissenschaftlicher Neugier, … dann kann mal ausnahmsweise auch das Wissen um den Gegensand vor der Unzufridenheit – also vor der Hoffnung auf eine Altrnative – da sein. Das ist aber klar die Ausnahme.
    Kritik und Analyse, sind eben zwei Paar Schuhe.
    Analse bracuht nr den gegenstand
    Kritik braucht das Interesse mit Kriterium, den kritisierten Gegenstand und die erhoffte oder befürchtete Alternative.
    „1. Wieso soll eine kommunistische Alternative denn nicht gehen? “
    Sage ich ja gar nicht.
    Eigentlich fällt es ja schon deshalb schwer darauf zu antworten, weil keiner ja weiß (den Leuten vorschreiben soll …) wie sie denn genau aussehen soll.
    ann die Frage: – Wieso geht sieh bisher nicht. Hast du den Grund gefunden, sage wann und wie und warum sich dieser entscheidende Grund sich denn ändert.(durch deine Agitation vielleicht? Nun – was ist neu an der? Das sie von dir kommt? )
    „2. Beseitigung des Kapitalismus ist die Art, wie man da hin kommt. Etwas anderes steht der Verwirklichung des Kommunismus nicht mehr entgegen, wenn er erstmal von der Masse der Leute gewollt wird. “
    Ach was? hatte ich nicht vor kurzem das Argument mit der Atomaren Selbstzerstörung gebracht? Dann ist der Kap. doch weg.
    Na vielleicht wollen sie einen Machtkampf mit ähnlichen Folgen ja auch nicht (siehe anderer thread mit Ausführungen von _nobody)
    des weiteren ist es eben gar nicht klar, dass leute bei einem neuanfangetwas anderes hinkriegen und dauerhaft erhalten können, von dem ebennoch immer nicht bekannt ist, wie es denn genau aussehen soll – da streiten ja die paar Kommunisten schon ständig rum. Und ohn eine Gemeinsame Vorstellung behaupten sie aber in einmütiger weise, es mit allen menschen dann schon hinzukriegen – in dem sie dann auch noch das blöde Interese an Eigentum (das dann für den ein oder anderen Kommunsten doch wohl so etwas wie Menschennatur ist) mit Macht unterdrücken müssen, … .

  24. AgneS
    18. November 2011, 00:36 | #24

    @Samsung: k.A., was das „Anderfalls gäbe es überhaupt keinen Kapitalismus.“ sagen sollte.

  25. Samson
    20. November 2011, 22:06 | #25

    k.A., was das „Anderfalls gäbe es überhaupt keinen Kapitalismus.“ sagen sollte.

    Könntest du lesen, was da steht, und tätest dich nicht ständig bloß darauf kaprizieren, was dir gerade durch den Kopf schwebt, hättest du eine. So indes: nicht mein Problem 😉

  26. eine
    24. November 2011, 11:01 | #26

    „Kritik braucht das Interesse mit Kriterium, den kritisierten Gegenstand und die erhoffte oder befürchtete Alternative.“
    Man braucht überhaupt keine Alternativen zum Kapitalismus, um den kritisieren zu können. Das ist eine Agnes-Technik (krim hats schon angedeutet): Die Blamage an einer unterstellten Erfolglosigkeit von Alternativen, soll die Inhalte von Kritik relativieren, deretwegen man auf die Beseitigung von kapitalistischem Terror kommt. Wie kriegt man also hin, sich für kapitalistischen Terror stark zu machen:
    „indem sie dann auch noch das blöde Interese an Eigentum […] mit Macht unterdrücken müssen.“
    Man denunziert die Kritik an REALER Unterdrückung, indem Unterstellungen hinsichtlich fantasievoller „Alternativen“ in einen Unterdrückungswunsch der Kritiker verfabelt werden. NUR FÜRS DENUNZIEREN brauchen Antikommunisten Alternativen“ Das Lustige: Wüsste Agnes tatsächlich ein Argument gegen Unterdrückung, wäre längst die hiesige Ordnung Gegenstand ihrer Kritik. Also ist die Erfindung von kommunistischer Unterdrückung wieder mal Agnes‘ übliches Beschmutzungsinteresse gegenüber Gesellschaftskritikern – ob bezahlt oder nicht, mehr als Ressentiments und Denunziationen ist von Agnes nicht zu erwarten.

  27. 24. November 2011, 14:15 | #27

    In der aktuellen konkret setzt sich Trampert am Beispiel eines Vortrags von Heiner Flassbeck mit der keynesianistischen Illusion der Linkspartei auseinander: http://www.konkret-verlage.de/kvv/in.php?text=&jahr=2011&mon=12

  28. 24. November 2011, 15:36 | #28

    Leider ist der konkret-Artikel nicht online. Die wenigsten werden sich ihn dafür kaufen wollen, befürchte ich.

  29. Felix
    28. November 2011, 21:16 | #29

    Auch in Konkret 12/2011:
    No way out?
    Kapital kaputt? Krisengipfel mit Thomas Ebermann, Michael Heinrich, Robert Kurz und Joseph Vogl

  30. Felix
    28. November 2011, 21:51 | #30

    Konkret at it’s best:
    „Was es bedeutet, daß der »AK« den KONKRET-Autor Alex Feuerherdt konsequent falsch schreibt, nämlich zweimal Axel und viermal Feuerherd? Nun, Axel ist eine Kurzform von Absalom, einem Sohn Davids, und Feuerherd ist die deutsche Übersetzung des hebräischen Ariel, eines biblischen Engels. Zufälle gibt’s.“
    Alles Antisemiten ausser Mutti!

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