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Wikileaks: Gähn! (Selbst Wundertüten waren überraschender)

19. Januar 2011

Mehr müßte man eigentlich nicht sagen zur aktuellen Welle, die durch die Medien schwappt:

Julian Assange und seine Leute halten ihre Hacker- und „Whistle Blowing“-Aktivitäten nicht für ein modernes Robin-Hood-Spiel, mit dem sie die Mächtigen ein wenig ärgern, sondern für einen wahren Akt der Befreiung von Herrschaft und Unterdrückung. Sie kennen keine andere Unterdrückung als die Unterdrückung von Information und keine andere Herrschaft als die Herrschaft über die elektronischen Kommunikationskanäle. Wenn sie Regierungsakten ans Licht des Internet zerren, meinen sie, den Machthabern die entscheidende Säule ihrer Herrschaft zu entziehen – die Geheimhaltung und die Kontrolle des Informationsflusses. Bei der Auswahl des Materials sind die Freiheitshelden des Internet kriterienlos; sie veröffentlichen, was immer sie an Material in die Finger kriegen, das nicht mal unbedingt geheim, aber eben nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist. Sobald die Texte, Tabellen, Videos im Netz stehen, ist der Kampf von Wikileaks fertig und vorbei: Gegen ein Volk, das die Akten lesen kann oder lesen könnte, kann nicht mehr regiert werden. Was Regierungen aber vor aller Augen und erklärtermaßen treiben, das kann ja wohl nichts Schlechtes sein.
Aus dem Teil des veröffentlichten Materials, das sich dafür überhaupt eignet, machen dann andere ihr Stück Kampf um die öffentliche Meinung. Enthüllungsjournalisten decken Fakten auf, die ihnen für Skandale gut sind, und prangern die dafür Verantwortlichen an: Mit vermeintlich oder wirklich unbekannten hässlichen Fakten wollen sie die offizielle positive Sicht der Kriege, der sozialen Verhältnisse, der Gesundheits- und Umweltsituation etc. unserer freiheitlichen Heimatländer widerlegen und den Menschen die Augen über Versäumnisse und Missstände öffnen. Auch sie täuschen sich. Fakten – auch hässliche – sind keine Argumente: Im Wesentlichen ist in den westlichen Demokratien alles bekannt, auch die schlimmsten Brutalitäten der Kriegführung; und wenn doch einmal nicht, dann hängt Billigung oder Kritik der Taten der Regierung nicht am neuen Faktum, sondern daran, wie es erklärt und verstanden wird. Das aber ist gerade nicht die Sache der Enthüller: Sie wollen Fakten sprechen lassen.
Gegen den populären Kampf um Information und Informationsfreiheit gibt es etwas klarzustellen: Moderne Herrschaft funktioniert nicht darüber, dass Informationen unterdrückt und Bürger über die Taten der Regierung im Dunkeln gelassen werden. Das ist gerade die Stärke der kapitalistischen Demokratie, dass sie nichts verheimlichen muss, um die Regierten auf die Staatsräson und ihre Konsequenzen zu verpflichten.

So hat der GegenStandpunkt z.B. eine Veranstaltung zum Thema in Nürnberg

angekündigt

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Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. beatpunk.org
    19. Januar 2011, 17:32 | #1

    „Mit anderen Worten: Enthüllt wurde genau jene irritierende Sorte Informationen, mit der die nun endlich Eingeweihten auch dann nichts anfangen könnten, wenn sie ganz »offiziell« in der Zeitung stünden und ab und zu ja auch stehen. Es ist die Unfähigkeit zur Deutung des Bekannten, die das Interesse an den »wirklichen« Vorgängen hinter den Kulissen erst erzeugt, weswegen es sich genau umgekehrt wie in der WikiLeaks-Selbstdarstellung verhält: Transparenz ist um so sinnloser, je mehr sich die Welt in einem Zustand befindet, in dem Regierungen nichts tun können, was sich »meaningfully« supporten ließe. Furcht erregend ist das Offensichtliche, das, wofür sich das Herrschaftspersonal nicht schämen und womit es sich nicht verstecken muss, weil alle es für selbstverständlich halten und weswegen es sich im mindestens stillen Einverständnis mit den Regierten wissen kann. Dies macht das Regieren »resilient«. Wenn sich dies nicht ändert, wird das mit dem rejecten gar nicht erst in Betracht kommen.“

    Schlussabsatz von:
    http://www.beatpunk.org/stories/wikileaks/

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