Home > (1) MG + GSP > Antwortartikel von H. Peters in der jW v. 21.12.09 zu Dillmanns China-Artikel

Antwortartikel von H. Peters in der jW v. 21.12.09 zu Dillmanns China-Artikel

21. Dezember 2009

Helmut Peters hat in der Ausgabe von 21.12.2009 auf Renate Dillmanns Artikel in der jungen Welt am 15.12.09 geantwortet:
Ein fragwürdiges Lehrstück
Debatte. China – eine imperialistische Macht? Antworten an Renate Dillmann
Von Helmut Peters

Die Redaktion der jungen Welt hat mich gebeten, mich zum Beitrag von Dr. Renate Dillmann, »Großmacht China?« (jW v. 15.12.09) zu äußern. Dem komme ich aus grundsätzlichen Überlegungen gern nach. Ich halte es allerdings nicht für zweckmäßig, es bei diesem Beitrag zu belassen. Da er inhaltlich ihrer umfassenden Veröffentlichung »China. Ein Lehrstück« (Hamburg 2009) entnommen ist, ist es sinnvoller, ihn im Zusammenhang mit dem Grundanliegen des Buches zu analysieren.
Das Buch »China. Ein Lehrstück« ist eine Mischung von dozierter ideologischer Grundsatzerklärung in eigener Begrifflichkeit und deren schematischer Anwendung auf die Betrachtung von wesentlichen ökonomischen, sozialen, innen- und außenpolitischen Aspekten in Geschichte und Gegenwart der Volksrepublik China. Auf dieser Grundlage wird die Entwicklung des Landes von 1949 bis zur Gegenwart zweigeteilt – 30 Jahre »Sozialistische Volksrepublik« und 30 Jahre »kapitalistische Volksrepublik« (Groß- und Kleinschreibung wie im Buch – H. P.).
Dillmann beansprucht für sich, die Entwicklung der Volksrepublik China vom Standpunkt des Marxismus analysiert und verallgemeinert zu haben. Mehr noch, sie nennt ihre Veröffentlichung ein »Lehrstück«. Das kann nur als Anspruch verstanden werden, dem Leser endlich die authentische Lesart von Geschichte und Gegenwart der Volksrepublik mitgeteilt zu haben. Dem entspricht auch die arrogante Art und Weise, mit der die Autorin vermeint, die KP Chinas belehren zu müssen. Kritisches Herangehen ist etwas anderes, es verlangt die sachliche Auseinandersetzung Argument gegen Argument. Ich vermisse generell im Buch, daß der attackierten Seite die Möglichkeit gewährt wird, sich und ihre Politik darzustellen. Es ist richtig, die Veröffentlichung nebst beigefügter CD bietet dem Leser eine Fülle detaillierter Angaben und Berichte über Leben und Geschehnisse in China. Die Frage ist jedoch, wie die Autorin mit ihnen umgeht.
Einerseits werden z. B. die statistischen Zahlen zu wenig eingesetzt, um ein sachliches Bild über die Entwicklung der Volksrepublik zu zeichnen. Andererseits werden anscheinend bedenkenlos Berichte großbürgerlicher Medien bzw. wissenschaftliche Untersuchungen von Autoren mit einer distanzierten oder antisozialistischen Haltung gegenüber China bedenkenlos wiedergegeben, um die chinesische Entwicklung einseitig in abschreckender Weise zu zeigen. Im Buch ist auch eine der hinterhältigen bürgerlichen Verfälschungen Deng Xiaopings nachgedruckt. So beginnt Dillmann das erste Kapitel des zweiten Teils ihres Buches, obwohl sie angibt, die entsprechende Originalquelle ausgewertet zu haben, mit der Behauptung, Deng Xiaoping habe 1978 mit seiner »neuen revolutionären Linie« »Bereichert Euch!« die kapitalistische Entwicklung der Volksrepublik eingeleitet (S. 182). Die Wahrheit ist, daß Deng vorgeschlagen hatte, »einem Teil der Regionen, der Unternehmen und der Arbeiter und Bauern zu erlauben, als erste durch Fleiß, Anstrengungen und große Leistungen ein etwas größeres Einkommen als andere zu haben«, um damit den anderen ein Vorbild zu geben (zitiert nach der gleichen Quelle: AS Deng Xiaopings 1975–1982, Peking 1983, chines., S. 142). Mitunter kommen auch Zweifel auf, ob die Autorin die angegebenen Quellen tatsächlich im Original gelesen hat. Unter Berufung auf Marx (»Marx 1857/58: 377«) formuliert sie, die chinesische Gesellschaft vor den Opiumkriegen, d. h. vor 1840, sei durch die »ostasiatische Produktionsweise« geprägt gewesen (S. 15). Zum einen sprach Marx von einer asiatischen Produktionsweise, zum anderen ist die von der Autorin in diesem Zusammenhang vorgenommene Einschätzung wissenschaftlich längst widerlegt.
Die eigentlichen Probleme dieser Veröffentlichung sind für mich jedoch andere. Ich sehe sie vor allem im wissenschaftlich-methodischen Herangehen an die Untersuchung, in den benutzten Kriterien für die Einschätzung der chinesischen Entwicklung der letzten 60 Jahre und in der Wertung des Verhältnisses zwischen dieser Volksrepublik und dem internationalen Imperialismus.
Reale Bedingungen ausgeblendet
Die erste Aufgabe, die sich in einer solchen Arbeit stellt, ist aus meiner Erfahrung, sich über den Charakter und den Entwicklungsstand der Gesellschaft Klarheit zu verschaffen, die den Ausgangspunkt für die zu untersuchenden gesellschaftlichen Prozesse markiert. Hier stoßen wir bereits auf die erste fundamentale Schwäche in der Arbeit von Dillmann. Die Diskussionen über das Grundmodell des frühen Sozialismus haben uns doch wieder eine alte Wahrheit ins Gedächtnis gerufen: Es kann kein einheitliches Modell des Sozialismus für alle Länder geben. Lenin hatte darauf aufmerksam gemacht, daß jedes Land im Rahmen der allgemeinen Weltgeschichte seine besonderen materiellen und geistigen Gegebenheiten, Traditionen und nationalen Befindlichkeiten aufweist. Daraus ergibt sich auch, daß jedes Volk seinen eigenen konkreten Weg zum Sozialismus bestimmen und beschreiten muß. Wahrscheinlich muß dieser Gedanke noch weiter gedacht werden. Künftig dürfte es nicht nur eine Vielfalt der Wege zum Sozialismus, sondern auch eine Vielfalt in der konkreten Gestaltung des Sozialismus geben. Diese Erkenntnis scheint an Dillmann vorbeigegangen zu sein
Es ist nicht so, daß die Autorin sich in ihrem historischen Vorspann nicht mit der alten chinesischen Gesellschaft befaßt hätte. Sie verweist sogar darauf, man könne sich diese Gesellschaft »gar nicht vor-industriell genug vorstellen« (S. 54) Sie führt diese Einsichten aber nicht auf den Punkt. Die Dominanz der alten Ackerbaugesellschaft mit einem Anteil des Proletariats an der erwerbstätigen Bevölkerung von drei bis vier Prozent, mit über 80 Prozent Analphabeten und dem tief verwurzelten Einfluß konfuzianischer Denk- und Verhaltensweisen ist für ihre Einschätzung der Entwicklung nach der Revolution von 1949 offenbar nicht von Bedeutung. Der objektive Zusammenhang zwischen diesen nationalen Gegebenheiten und den sich daraus ergebenden besonderen Erfordernissen für den Übergang Chinas zum Sozialismus existiert für sie nicht.
Das läßt sich erklären. Dillmann ist offenbar der Ansicht, daß die unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten eines Landes für die Einschätzung seines sozialistischen Weges unerheblich sind. Sie teilt nicht die marxistische Erkenntnis, daß es für den Sozialismus »zivilisatorischer Voraussetzungen« bedarf, daß es z. B. für den Übergang aus vorkapitalistischen Verhältnissen zum Sozialismus unumgänglich ist, sich zunächst einmal den materiellen und geistigen Fortschritt der Menschheit im Kapitalismus zusammen mit seinen Erfahrungen, die »bürgerliche Kultur«, anzueignen. Im Gegenteil, sie erachtet es vielmehr für notwendig, alle kapitalistischen Elemente und solche, die sie dafür hält wie Warenproduktion, Wertgesetz, Preis, Gewinn, Lohn und materielle Interessiertheit zusammen mit Eigentum und Staat umgehend abzuschaffen. Das ist für sie konsequenter Sozialismus in Theorie und Praxis, der bei ihr auch seine eigenen Wortschöpfungen wie »staatsidealistischer Sozialismus« oder »Werteproduktion« findet. Losgelöst von den objektiven ökonomischen Bedingungen kann sich Dillmann zum Beispiel gar nicht genug über die angebliche, dem Kapitalismus vergleichbare »Lohnsklaverei« im Sozialismus auslassen. Dieses ideologisch geprägte Konstrukt ist das Kriterium, mit dem sie die ersten 30 Jahre Entwicklung in der Volksrepublik China mißt.
Für Mao Tse-tung war die neudemokratische Gesellschaft, bevor er ihre Entwicklung 1953 abbrach, angesichts der Rückständigkeit des Landes eine unumgängliche Entwicklungsetappe, die der sozialistischen Revolution vorausgehen mußte. In dieser Etappe sollte bei Wahrung der sozialistischen Perspektive mit Hilfe der Bourgeoisie das Land industrialisiert werden. Dillmann glaubt jedoch, in der Bodenreform und im Umgang der KP Chinas mit der Bourgeoisie in der neudemokratischen Gesellschaft ansatzweise schon eine »antikapitalistische Inkonsequenz« in der Sozialismusvorstellung der chinesischen Kommunisten sehen zu müssen. Die mit der neudemokratischen Politik verfolgte »Entfaltung der Produktivkräfte« hätte die »Kapitalverwertung« zum Zweck gehabt, ohne daß die Folgen für den unmittelbaren Produzenten, den Arbeiter, interessiert hätten (S. 66). Einige Seiten zuvor hatte sie das Gegenteil konstatiert (S. 55). Widersprüchlichen Aussagen dieser Art begegnet der Leser ziemlich oft. Die Unsicherheit bei der Betrachtung der neuen Demokratie ist nicht zu überblicken. Sie sieht z. B. die »alte herrschende Klasse«, das wären die alten Großgrundbesitzer und die Guomindang-Spitze, in den neudemokratischen Aufbauprozeß eingeklinkt. Richtig müßte es heißen »die nationale Bourgeoisie«; denn diese wies für die Entwicklung Chinas noch progressives Potential auf. Schwierigkeiten hat die Autorin auch zu unterscheiden, wann die Phase der neuen Demokratie endet und der Übergang zum Sozialismus einsetzt, welche Ereignisse und Erscheinungen in welchen dieser beiden Abschnitte einzuordnen sind.
Politischer Voluntarismus
Dillmann wirft der KP Chinas vor, von dem »hoffnungsvollen Projekt eines roten China« abgewichen zu sein, weil sie »Eigentum und Staat« letztlich nicht beseitigt habe. Hier nun besteht für mich kaum ein Unterschied zu dem von ihr selbst kritisierten politischen Voluntarismus Mao Tse-tungs in der Zeit des »großen Sprungs nach vorn« und der Volkskommunen. Die konstruktive Seite, wie denn nun der Sozialismus in China konkret hätte gestaltet werden sollen, bleibt sie dem Leser bis auf diese Allgemeinplätze schuldig. Die Besonderheiten des »chinesischen Sozialismus« sind für sie die Massenkampagnen zur Ausprägung des »revolutionär vereinnahmten Willens« der bäuerlichen Massen, die Volkskommunen zur Nutzung der einfachen Kooperation der Bauern und das »dezentrale Prinzip der chinesischen Ökonomie«. Diese Faktoren machen für sie das Programm aus, zu dem die »Ideen des großen Vorsitzenden« das »passende Konglomerat an Moral und Dummheit« bilden würden (S. 176–177). An anderer Stelle sieht sie die Mission der Volkskommunen in der Verwirklichung der Generallinie und des »großen Sprungs nach vorn« auf dem Lande (S. 112). Die Volkskommune wurde jedoch nicht zufällig landesweit, das heißt auch in den Städten, gebildet; denn Mao sah in ihr die militärisch organisierte Grundeinheit der Gesellschaft, die, ausgestattet mit ökonomischen, politischen und staatlich-administrativen Funktionen die »goldene Brücke« zum Kommunismus und die Basisorganisation der kommunistischen Gesellschaft sein sollte. Diese Seite und der damit verbundene egalitäre bäuerliche Sozialismus à la Mao Tse-tung werden von der Autorin nicht explizit herausgearbeitet. Abschließend bleibt zu dieser Thematik festzustellen, daß auch Mitte der 1970er Jahre in der Volksrepublik China noch keine sozialistische Gesellschaft ausgebildet war. Im Gegenteil, der unter Führung Mao Tse-tungs eingeleitete Versuch war gescheitert. Die KP China sah sich gezwungen, einen neuen Weg zu suchen.
Sozialismus und Nation
Ein zentrales Anliegen der Autorin ist bereits im ersten Teil des Buches nachzuweisen, daß die chinesischen Kommunisten schon immer das Erstarken der Nation über die Verwirklichung des Kommunismus gesetzt hätten. Auf diese Weise wird sie dann auch den Übergang der Partei ab 1978 zum »Kapitalismus« begründen. Für sie sind »Befreiung der Nation« und »Befreiung der unterdrückten Klassen« zwei Aspekte, »die nichts miteinander zu tun haben, ja sogar einen regelrechten Widerspruch beinhalten: Kommunismus und Nationalismus« (S. 34/35). Kommunismus bedeute Zusammenschluß zu gemeinschaftlicher Produktion zum Nutzen aller. Nation hingegen wird im Buch als Unterwerfung aller unter eine »herrschaftliche Gewalt« definiert. Dillmann überträgt damit das von ihr herausgearbeitete Wesen der Nation im Kapitalismus auf den Sozialismus. Nation im Sozialismus ist für sie unvereinbar mit der »kommunistischen Gemeinschaft«, der die Mitglieder im Unterschied zur Nation freiwillig angehören würden, deren Zweck in einer geplanten Wirtschaft bestehe, in der die Mitglieder über die Umsetzung ihrer Interessen abstimmen würden und es keinen höheren Wert als das Wohlergehen ihrer Mitglieder gäbe (S.37). Für mich erstaunlich ist, daß eine promovierte Akademikerin, die sich zum Marxismus bekennt, nicht wissen will, daß sich mit der sozialistischen Revolution auch der bisherige bürgerliche Klassencharakter der Nation ändert und sich eine vom Sozialismus geprägte Nation in ihrer historischen inneren und äußeren Funktion herausbildet. Natürlich spielt der Begriff der Nation im heutigen China eine überragende Rolle. Das drückt sich in dem Ziel der KP Chinas aus, eine »Renaissance der chinesischen Nation« anzustreben. Hinter dieser Formulierung verbirgt sich auch der Wille, sich als Volk nie wieder unterdrücken, ausbeuten und diskriminieren zu lassen. Ein tragender Gedanke in China, dem die Autorin bisher nicht begegnet zu sein scheint. Ungeachtet dessen ist es für mich unredlich, nicht zu erwähnen, daß die KP China diese nationale Renaissance auf der Grundlage der Erkenntnis Mao Tse-tungs verfolgt, daß allein der Sozialismus China retten kann. Ich sehe im Programm und in der Strategie der chinesischen Partei keinen Widerspruch, sondern vielmehr einen dialektischen Zusammenhang zwischen sozialistischem Weg und Entwicklung der chinesischen Nation. Entwicklung der Nation ist hier in gewisser Weise ein Synonym für die Stärkung des Gesamtpoten­tials des Landes zur Sicherung der Existenz und der Abwehr von Versuchen vor allem des US-Imperialismus, China zu »verwestlichen«. Unter diesen Umständen ist die Stärkung des Landes objektiv Voraussetzung und Bedingung für die Absicherung des sozialistischen Weges.
Entwicklung der Produktivkräfte
Diese Problematik führt uns zum zweiten Teil des Buches. Dillmann stellt hier zwei grundlegende Behauptungen auf: Erstens, die KP China hat im Interesse der »Nation« 1978 den Übergang des Landes zum gewöhnlichen Kapitalismus eingeleitet. Zweitens, zwischen diesem kapitalistischen China und den USA als führender Macht der westlichen Welt gibt es keinen Klassenwiderspruch, sondern nur den Widerspruch zwischen zwei imperialistischen Konkurrenten. Damit läßt Dillmann, die sich – ich wiederhole – als Marxistin bezeichnet, sogar noch die herrschende politische Klasse in Washington und Berlin hinter sich. Sie versieht, obwohl sie es zweifellos nicht will, damit objektiv das politische Geschäft des deutschen Imperialismus.
Dem Leser wird erklärt, daß die »sozialistische Großmacht China« angeblich keinen Grund gehabt hätte, den »Kommunismus« aufzugeben und zum Kapitalismus überzugehen. Dillmann setzt damit die Nutzung des Kapitals durch eine KP für den historischen Fortschritt ihres Landes mit dem gewöhnlichen, westlichen Kapitalismus gleich. Die Ursachen für diesen Strategiewechsel werden nicht einmal erwähnt. Der Versuch, einen bäuerlich-egalitären Sozialismus zu praktizieren und die folgende »Kulturrevolution« hatten China in seiner Entwicklung erheblich zurückgeworfen. Die Autorin übergeht auch die damaligen scharfen Auseinandersetzungen in der Partei um die Überwindung der »kulturrevolutionären« Ideologie und Politik, die »Befreiung des Denkens« und die Neubestimmung der nationalen Gegebenheiten unter dem Gesichtspunkt einer Art »Neuer Ökonomischer Politik chinesischer Prägung«. Unter Führung der KP Chinas wurde dann ein Weg beschritten, auf dem sich vor allem die Entwicklung der Produktivkräfte beschleunigen ließ. Hauptkomponenten dieses Weges wurden die Wiederherstellung der Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter und Entwicklungsstand der nach wie vor rückständigen Produktivkräfte (vielschichtige Eigentumsstruktur), zunächst die Verbindung von Plan- und Marktwirtschaft, die entsprechenden Veränderungen im System der Wirtschaftsleitung unter Beachtung der Interessen von Staat, Unternehmen und Werktätigen, die Öffnung des Landes (auch nach innen verstanden als Beseitigung der Hindernisse für die Herstellung eines einheitlichen nationalen Marktes) und Nutzung des Kapitals zur Überwindung der Rückständigkeit und für die Modernisierung des Landes auf höchstem zeitgenössischen Niveau. Dillmann erkennt zumindest an, daß die KP Chinas diesen gesamten Prozeß von Anfang an diktierte und fest in der Hand hatte. Die erheblichen Veränderungen auf diesem Wege, die 1990–92 und dann wieder nach 2002 von der Partei vorgenommen wurden bzw. werden mußten, bleiben dem Leser verschlossen. Nach der tiefgreifenden Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses durch den Untergang des frühen Sozialismus und der damit verbundenen Staatengemeinschaft hatte die Volksrepublik zwei Möglichkeiten: entweder sich nur sehr bedingt gegenüber der kapitalistischen Weltwirtschaft zu öffnen, dann wäre das Ende auch der Volksrepublik nur eine Frage der Zeit gewesen, oder sich zu entschließen, das Wagnis einzugehen, bei Wahrung der nationalen Selbständigkeit innerhalb der kapitalistischen Weltordnung zu agieren und alle sich dabei bietenden Möglichkeiten für die Stärkung des Landes mit langfristiger sozialistischer Perspektive zu nutzen. Die KP Chinas entschloß sich für die zweite Möglichkeit, die mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) umfassend wahrgenommen wurde. Über die strategischen Berichtigungen, die unter der neuen Führung Hu Jintao/Wen Jiabao um 2004 begonnen worden sind, erfährt der Leser erst gar nichts. Mit der Lösung der seit Mitte der 1990er Jahre aufgekommenen ernsten gesellschaftlichen Widersprüche haben diese Maßnahmen eine neue strategische Phase der Politik der KP Chinas auf ökonomischem, sozialem, ökologischem und außenpolitischem Gebiet sowie hinsichtlich der Demokratisierung in Partei und Staat eingeleitet. Das betrifft beispielsweise Schritte zu einer effektiveren Bekämpfung von Amtsmißbrauch, zur Offenlegung der familiären Eigentums- und Einkommensverhältnisse der Kader und ein angestrebtes produktives Zusammenwirken von Staat und Bürger bzw. sich entwickelnder Bürgerbewegung. Entwicklungen dieser Art eignen sich natürlich nicht als Beweis für die angebliche Herrschaft der Bourgeoisie in China. Dillmann bleibt deshalb auch bei der allgemeinen Formulierung der Herrschaft einer »politischen Klasse« in der Volksrepublik, die nach innen den gewöhnlichen Kapitalismus kultiviere und nach außen eine Politik betreibe, die dem »Lehrbuch Imperialismus« entnommen sein könnte (S. 347).
Hier beginnt die Darstellung im Buch, geradezu abenteuerlich zu werden. Sie, die »chinesischen Politiker«, nutzen »die wachsenden ökonomischen Mittel, über die sie inzwischen verfügen, wie die Abhängigkeiten, die sich für andere Staaten in aller Welt aus dem Geschäft mit China bereits eingestellt haben, zielstrebig dafür aus, sich ebenso wie und gegen die etablierten kapitalistischen Großmächte ökonomische ›Besitzstände‹ auf- und auszubauen sowie politische Kooperationen auf den Weg zu bringen bzw. zu intensivieren, die sich perspektivisch – und auf der Basis einer gesteigerten chinesischen Militärmacht, welche für die fälligen Schutzversprechen wie Erpressungsmanöver auch materiell einstehen kann – zu wertvollen Positionen in der strategischen Machtkonkurrenz ausgestalten lassen« (S. 347 – Syntax im Original, H. P.). Ein wahres Satzungetüm. Abermals unterläßt es die Autorin, der chinesischen Führung die Möglichkeit zu geben, den Leser mit den Grundprinzipien und -gedanken ihrer neuen Außenpolitik vertraut zu machen. Sie kommt allerdings nicht umhin zuzugeben, daß diese Außenpolitik ihre Anziehungskraft insbesondere auf die Länder nicht verfehlt, die sich aus der Abhängigkeit von den USA zu befreien suchen. Die Ursache dieser Anziehungskraft ist im Charakter der »neuen Außenpolitik« Pekings zu suchen. Sie wird nämlich getragen vom Geist der Zusammenarbeit auf der Basis der gegenseitigen Respektierung, der Gleichberechtigung, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten und des gegenseitigen Nutzens, verbunden mit der Lösung von Widersprüchen durch den Dialog. Das macht die eigentliche Stärke der heutigen chinesischen Außenpolitik und ihren grundlegenden Unterschied gegenüber der des Imperialismus aus.
US-Eindämmungspolitik
Für Dillmann existiert kein grundlegender gesellschaftlicher Widerspruch zwischen der Volksrepublik China und den imperialistischen Mächten. Wieder stellt sich die Frage, weshalb eine Autorin, die sich so intensiv mit China und der westlichen Welt zu befassen scheint, dieser Frage nicht ausreichend nachgeht. Dokumente, die darüber Auskunft geben, liegen doch vor. So kann in der »National Security Strategy« der USA, die Präsident George W. Bush am 1.Juni 2002 unterzeichnet hatte (siehe: The New York Times, September 20, 2002), das Ziel der China-Politik der USA nachgelesen werden: Beseitigung der kommunistischen Regierung in Peking und Rückführung Chinas in die »westliche Wertegemeinschaft«. Es sollte durch eine Eindämmungspolitik, durch politischen Mißbrauch der Menschenrechte und Unterstützung separatistischer Kräfte erreicht werden. Präsident Obama mußte nach seinem Amtsantritt eingestehen, daß sich trotz amerikanischer Eindämmungspolitik ein schneller Aufstieg Chinas in der Weltpolitik vollzogen hat. Obamas China-Besuch (12. bis 19.November 2009) offenbarte, daß er die Politik seines Vorgängers im Amt in abgewandelter Form fortzusetzen gedenkt. An die Stelle der Eindämmungspolitik wollen die USA jetzt, anknüpfend an handfeste Interessen Chinas, Peking fest in die »anteilige Verantwortung« für die Lösung von globalen und bilateralen Problemen einbinden, natürlich nach amerikanischem Muster. Auch in dieser Beziehung war der Dialog zwischen beiden Staatsoberhäuptern während des Besuchs von Obama aufschlußreich. Vorsitzender Hu Jintao hatte darauf verwiesen, daß die nationalen Gegebenheiten (guoqing) der beiden Länder China und USA, im chinesischen Verständnis vor allem der Charakter ihrer Gesellschaftsordnungen, verschieden seien und die chinesische Seite erwarte, daß die sich daraus für China ableitenden »Kerninteressen und hauptsächlichen Besorgnisse« von der anderen Seite respektiert und berücksichtigt werden. Obama antwortete darauf, indem er lediglich anerkannte, daß »unsere künftigen Beziehungen nicht vollständig frei von irgendwelchen Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten sein werden« (zit. n. Internetausgabe der zentralen Volkszeitung der KP Chinas Renmin Wang v. 17.11.09). Beobachter sehen wohl nicht zuletzt auf diesem Hintergrund die Ergebnisse des Obama-Besuchs als eine »Vertiefung der getarnten strategischen Konfrontation« zwischen China und den USA an (Zeitschrift Zheng Ming, Xianggang, 2009/12, S. 30)
Die chinesische Seite hat die Haltung Obamas wohl begriffen. Sie geht anscheinend davon aus, daß sich mit zunehmender Kooperation die ideologisch-politischen Auseinandersetzungen um die Gesellschaftsordnung verschärfen werden. In dieser Hinsicht haben sich nach dem Besuch unter anderem das Mitglied des Politibüros, Sekretär und Leiter der Abteilung Organisation des ZK der KP Chinas, Li Yuanchao, und der Assistent des Vorsitzenden des Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei und Leiter des Amts für Öffentliche Sicherheit dieses Gebiets, Chao Liping, unmißverständlich geäußert (Renmin Wang v. 1.12 u. 4.12.2009). Wenn diese Meldungen der Autorin auch noch nicht bekannt gewesen sein können, so müßte sie doch den Beschluß der CDU/CSU-Bundestagsfraktion »Asien als strategische Herausforderung und Chance für Deutschland und Europa« vom 23. Oktober 2007 kennen. Darin ist zu lesen, daß China » dem Westen in zunehmenden Maße die Systemfrage (stellt) und (ihn)…als alternatives politisches Ordnungsmodell….herausfordert«. Weshalb ignoriert Dillmann eine solche Positionierung von Vertretern der politischen Klasse im eigenen Land? Ob sie es will oder nicht, eine solche selektive Nutzung des Quellenmaterials bestärkt die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit.
Ich fasse zusammen: Dillmanns Buch ist in der Tat ein »Lehrstück«, leider jedoch in einem anderen als von der Autorin gedachten Sinne. Es ist ein Beispiel dafür, wie sich ein Autor den Weg zu wissenschaftlichen Ergebnissen selbst verbauen kann.
Von Helmut Peters erschien zuletzt: »Die VR China – Aus dem Mittelalter in den Sozialismus: Auf der Suche nach der Furt«, Neue Impulse Verlag, Essen 2009, 580 Seiten, 19,80 Euro

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. 21. Dezember 2009, 13:39 | #1

    Zum dem ersten großen „Fehler“, den Peters Dillmann vorhält, dem berühmt/berüchtigten „Bereichert euch!“ schreibt die deutsche wikipedia folgendes:
    „1929 formulierte Bucharin als Programm der sowjetischen Gesellschaft „Bereichert euch!“, was nicht nur materiell, sondern auch kulturell gemeint war und eine Fortführung der 1928 aufgehobenen Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) zuungunsten der Planwirtschaft implizierte. Stalin sah darin eine Gefahr für den Herrschaftsapparat und bezeichnete Bucharins Richtung als „rechte Opposition“ zum „Sozialismus im eigenen Land“. Gegen die privatkapitalistischen Tendenzen der NÖP hatte er schon zuvor im Rahmen der Kollektivierung der Landwirtschaft den „Klassenkampf auf dem Dorf“ in Gang setzen lassen.
    Eine in den französischen und deutschen Übersetzungen aus dem Chinesischen gleiche und ebenfalls berühmt gewordene Formulierung soll Deng Xiaoping zu Beginn seiner Wirtschaftsreformen der Vier Modernisierungen 1978 gegenüber Bauern geäußert haben.“
    Es fällt hier auf, daß die Empörung von Peters und seinen Genossen sich offensichtlich ausschließlich auf Renate Dillmann bezieht, denn die gleiche „Fachleute“ haben es bisher nicht für nötig gehalten, auch nur eine Diskussion bei wikipedia über diesen ihrer Meinung nach doch so verhängnisvoll verleumderischen Angriff auf sa sozialistische Programm der Vier Modernisierungen anzuzetteln.
    Zweitens fällt wenigstens jemand wie mir auf, daß der damalige werte Genosse Bucharin, der nun wirklich diese Parole benutzt hat, bei den werten Herrn Stalinisten nicht mit einer Silbe erwähnt wird. Ich nehme an, daß diese Experten der Geschichte des realen Sozialismus damit allzu weit führende Diskussionen über die Richtungskämpfe in der SU in den 20ern und den Sieg der Stalin-Fraktion erst über die Linke Opposition und dann eben auch über Bucharin vermeiden wollen.

  2. 21. Dezember 2009, 14:50 | #2

    Ein zentraler Vorwurf von Peters lautet:

    „Sie teilt nicht die mar­xis­ti­sche Er­kennt­nis, daß es für den So­zia­lis­mus »zi­vi­li­sa­to­ri­scher Vor­aus­set­zun­gen« be­darf, daß es z. B. für den Über­gang aus vor­ka­pi­ta­lis­ti­schen Ver­hält­nis­sen zum So­zia­lis­mus un­um­gäng­lich ist, sich zu­nächst ein­mal den ma­te­ri­el­len und geis­ti­gen Fort­schritt der Mensch­heit im Ka­pi­ta­lis­mus zu­sam­men mit sei­nen Er­fah­run­gen, die »bür­ger­li­che Kul­tur«, an­zu­eig­nen. Im Ge­gen­teil, sie er­ach­tet es viel­mehr für not­wen­dig, alle ka­pi­ta­lis­ti­schen Ele­men­te und sol­che, die sie dafür hält wie Wa­ren­pro­duk­ti­on, Wert­ge­setz, Preis, Ge­winn, Lohn und ma­te­ri­el­le In­ter­es­siert­heit zu­sam­men mit Ei­gen­tum und Staat um­ge­hend ab­zu­schaf­fen.“

    Dieser Vorwurf ist wieder mal ein schönes Beispiel für „eine der hin­ter­häl­ti­gen bür­ger­li­chen[stalinistischen] Ver­fäl­schun­gen“, zu denen Peters und seine Genossen seit Jahrzehnten gegriffen haben:
    Es ist natürlich eine offensichtliche Binsenwahrheit, daß erfolgreiche Revolutionäre sich des „materiellen und geistigen Fortschritts“ bemächtigen, sofern irgendeine wissenschaftliche Erkenntnis, irgendein erkanntes Gesetz der Natur, irgendeine meinetwegen chemische Technologie gemeint ist. Bei geistigen Errungenschaften fielen mir z.B. die Übersetzungskapazitäten ein, die man dann für die Verbreitung all der nützlichen bisher zumeist unterdrückten Erkenntnisse einsetzen kann.
    Aber solche Sachen meinen unsere Herren Sozialismuspäpste ja gar nicht. Bei denen wird wacker unter „Errungenschaft“ und „Fortschritt“ gleich noch *der* „Menschheit“ subsumiert, was durch und durch historisch spezifisch kapitalistische Kategorien der alten Gesellschaft der Warenproduktion waren, denen die Revolutionäre doch aus guten Grund den Garaus machen wollen, das zählt Peters immerhin korrekt auf: „Wa­ren­pro­duk­ti­on, Wert­ge­setz, Preis, Ge­winn, Lohn und ma­te­ri­el­le In­ter­es­siert­heit“. Das er da auch noch die übliche Unterstelung nachschiebt, daß alle, die nicht für Ulbricht und Honecker waren, „umgehend“ „Eigentum und Staat“ abschaffen wollten, was ja diesen Genossen bekannt, gar nicht geht, versteht sich von selbst.

  3. Krim
    21. Dezember 2009, 16:07 | #3

    „Es kann kein einheitliches Modell des Sozialismus für alle Länder geben. Lenin hatte darauf aufmerksam gemacht, daß jedes Land im Rahmen der allgemeinen Weltgeschichte seine besonderen materiellen und geistigen Gegebenheiten, Traditionen und nationalen Befindlichkeiten aufweist. Daraus ergibt sich auch, daß jedes Volk seinen eigenen konkreten Weg zum Sozialismus bestimmen und beschreiten muß.“
    Hier sollte universum die Kritik an den Nationalkommunisten auspacken. Da wäre sie am richtigen Platz. Peters als übriggebliebener Getreuer des Realsozialismus bestätigt, dass SU und die DDR nationalkommunistisch getickt haben. Was für ein dämlicher Nationalist!

  4. Krim
    21. Dezember 2009, 16:39 | #4

    „Nach der tiefgreifen­den Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses durch den Untergang des frühen Sozialismus und der damit verbundenen Staatengemeinschaft hatte die Volksrepublik zwei Möglichkeiten: entweder sich nur sehr bedingt gegenüber der kapitalistischen Weltwirtschaft zu öffnen, dann wäre das Ende auch der Volksrepublik nur eine Frage der Zeit gewesen,…“
    Wer behauptet, dass die bedingte Öffnung Chinas zum Ende geführt hätte? Peters oder Dillmann? Jedenfalls halte ich das für Quatsch. Da liegt doch das Urteil zu Grunde, dass die bedingte Öffnung der SU ihren Untergang verursacht hätte. Was auch falsch ist.
    “ Die Ursache dieser Anzie­hungskraft ist im Charakter der »neuen Außenpolitik« Pekings zu suchen. Sie wird nämlich getragen vom Geist der Zusammenarbeit auf der Basis der gegenseitigen Respektierung, der Gleichberechtigung, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten und des gegenseitigen Nutzens, verbunden mit der Lösung von Widersprüchen durch den Dialog. Das macht die eigentliche Stärke der heutigen chinesischen Außenpolitik und ihren grundlegenden Unterschied gegenüber der des Imperialismus aus.“
    Wo hat der das denn abgeschrieben? Aus einer Reklameschrift des chinesischen Außenministeriums oder der chinesischen Botschaft. Der haut lauter ideologische Titel raus und hält sie für den Begriff chinesischer Außenpolitik.

  5. pro_kommunismus
    21. Dezember 2009, 19:21 | #5

    Das ist eine der offiziellen Standardphrasen der KPCh. Vielleicht kriegt der Gute ja auch ein paar Euro dafür, dass er die abtippt, aber das wäre ja für sich noch kein Einwand gegen den Unsinn.
    „Auf der am Dienstag in Beijing abgehaltenen Pressekonferenz erklärte Zhang Zhijun weiter, es würden bei den Verbindungen der KP Chinas nach außen vier Prinzipien gelten. Diese seien Selbständigkeit und Unabhängigkeit, völlige Gleichberechtigung, gegenseitige Respektierung sowie Nichteinmischung in die jeweiligen inneren Angelegenheiten. Auf der Basis der Einhaltung dieser vier Prinzipien seien die Aktivitäten der KP Chinas in diesem Bereich intensiv gewesen, so Zhang Zhijun.“
    http://www.china-botschaft.de/det/jj/t372882.htm
    Oder hier:
    http://german.cri.cn/chinaabc/chapter2/chapter20401.htm
    „Die Kommunistische Partei Chinas ist die Führung der chinesischen Arbeiterklasse und zugleich des chinesischen Volkes und der chinesischen Nation. Sie ist der führende Kern des Sozialismus chinesischer Prägung. Die KP Chinas vertritt die Entwicklungsaufforderungen der fortgeschrittenen Produktivkraft in China, die Vorwärtsgehensrichtung der fortgeschrittenen Kultur in China und die grundlegenden Interessen der umfassendsten Bevölkerung in China.
    Die KP Chinas sieht ihr höchstes Ziel darin, den Kommunismus zu realisieren. Im Parteistatut der KP Chinas sind der Marxismus-Leninismus, die Maozedong-Gedanken, die Dengxiaoping- Theorien und die wichtigen Gedanken des „Dreifachen Vertretens“ als Aktionsrichtlinien festgeschrieben.
    Die Kommunistische Partei Chinas wurde im Juli 1921 gegründet. Zwischen 1921 und 1949 führte die KP Chinas das chinesische Volk in einem schwierigen und hartnäckigen Kampf, stürzte schließlich die Herrschaft des Imperialismus, Feudalismus und bürokratischen Kapitalismus und gründete die Volksrepublik China. Seit der Gründung der Volksrepublik China hat die KP Chinas alle Nationalitäten des Landes dazu geführt, die Unabhängigkeit und Sicherheit des Landes zu erhalten. Sie verwirklichte erfolgreich die Umwandlung der chinesischen Gesellschaft von der Neuen Demokratie zum Sozialismus und führte einen planmäßigen und großangelegten sozialistischen Aufbau durch, so dass China in seiner Wirtschaft und Kultur eine in der Geschichte nie da gewesene Entwicklung erfahren hat.
    Die sozialistische Umgestaltung des Privateigentums an Produktionsmitteln wurde bis zum Jahr 1956 im Wesentlichen verwirklicht. Beim folgenden sozialistischen Aufbau beging die KP Chinas aus Mangel an Erfahrungen etliche Fehler. Der schwerste Fehler war die „Kulturrevolution“ von 1966 bis 1976.
    Mit dem Ende der „Kulturrevolution“ im Oktober 1976 trat China in eine neue historische Entwicklungsperiode. Auf der Ende 1978 einberufenen 3. Plenartagung des XI. ZK der KP Chinas wurde eine große Wende mit weitreichender Bedeutung vollzogen. Seit 1979 führt die KP Chinas die von Deng Xiaoping initiierte Politik der Reform und Öffnung durch. Seit dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik hat sich China grundlegend verändert und allgemein anerkannte Erfolge in seiner volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung erzielt. Es ist die beste Periode seit der Gründung der Volksrepublik, eine Periode, in der das Volk am meisten profitiert.
    Die KP Chinas plädiert dafür, Beziehungen nach außen zu entwickeln und eines günstiges internationales Umfeld für Reformen, die Öffnung nach außen und die Modernisierung in China zu schaffen. In internationalen Angelegenheiten hält die KP Chinas an der unabhängigen und selbständigen Friedensaußenpolitik fest, um die Unabhängigkeit und Souveränität Chinas zu wahren. Die KP Chinas lehnt alle hegemonialen und machtpolitischen Bestrebungen ab und setzt sich für den Weltfrieden und die Entwicklung der Menschheit ein. Die KP Chinas entwickelt Beziehungen zu Ländern aus aller Welt auf der Basis der 5 Prinzipien der friedlichen Koexistenz, nämlich auf der Basis des gegenseitigen Respekts von Souveränität und territorialer Integrität, des gegenseitigen Nichtangriffs, der gegenseitigen Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten sowie der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens. Gemäß den Prinzipien der Unabhängigkeit und Selbständigkeit, der völligen Gleichberechtigung, der gegenseitigen Respektierung und der gegenseitigen Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten pflegt die KP Chinas auch freundschaftliche Beziehungen mit Parteien aller Länder. Derzeit unterhält die KP Chinas freundschaftliche Beziehungen zu über 300 politischen Parteien aus mehr als 120 Ländern der Welt.
    Die KP Chinas gilt als eine einheitliche Organisation, die entsprechend ihrem Programm und Statut nach dem demokratischen Zentralismus organisiert ist. Im „Statut der KP Chinas“ ist festgelegt, dass Arbeiter, Bauern, Armeeangehörige und Intellektuelle sowie fortschrittliche Mitglieder anderer gesellschaftlicher Schichten Chinas der KP Chinas beitreten können. Voraussetzung ist, dass sie mindestens 18. Jahre alt sind, das Programm und das Statut der Partei anerkennen, in eine Organisation der Partei eintreten und darin aktiv mitarbeiten wollen, die Resolutionen der Partei umsetzen und ihre Parteibeiträge fristgemäß zahlen.
    Die zentralen Führungsorgane der KP Chinas sind der Landesparteitag, das Zentralkomitee, das Politbüro beim ZK, der Ständige Ausschuss des Politbüros beim ZK, das Sekretariat des ZK, die Militärkommission beim ZK und die Disziplinkontrollkommission beim ZK. Der Landesparteitag der KP Chinas findet alle fünf Jahre statt. In der Zeit zwischen den Landesparteitagen ist das Zentralkomitee das höchste Führungsorgan.“
    Sowas geht dem Genossen Peter vermutlich runter wie Öl.

  6. pro_kommunismus
    21. Dezember 2009, 19:32 | #6

    Spaß beiseite. Der bittere Ernst ist, dass ein kapitalistischer Staat notwendigerweise imperialistisch ist. China hat weltweite Interesse wirtschaftlicher und politischer Natur, die es natürlich auch versucht durchzusetzen. Das kann man nicht mit dem Bla der 5 Prinzipien friedlicher Koexistenz als quasi Wohltat darstellen.

  7. 21. Dezember 2009, 19:52 | #7

    Wenn pro_kommunismus sagt:

    „Der bittere Ernst ist, dass ein kapitalistischer Staat notwendigerweise imperialistisch ist.“

    dann möchte ich das dahin korrigieren, daß das im Projekt, seine eigene kapitalistische Nation größer zu machen, erstmal „nur“ intendiert ist. Aber ob es dazu reicht, das sagen einem Möchtegern-Imperialismus dann schon die tatsächlich mächtigen Staaten. China ist ja die absolute Ausnahme, insoweit es denen tatsächlich gelungen ist, da schon mal ganz handfest den Fuß in die Tür zum ganz großen Mitmachen gekriegt zu haben. Indien, Brasilien oder Indonesien ist das nicht gelungen und wird das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht gelingen.

  8. Krim
    21. Dezember 2009, 20:11 | #8

    Vor allem ist eine Nation notwendig imperialistisch, auch ohne Kapitalismus. Andererseits ist es konsequent, die dem Konkurrenzzweck der Nation angemessene Wirtschaftsweise einzuführen.

  9. Nestor
    21. Dezember 2009, 21:13 | #9

    Zunächst ist zu bemerken, daß der Wikipedia-Artikel schleißig ist (surprise, surprise!) „Bereichert euch“ war eine Parole im Rahmen der NEP und stammt aus dem Jahre 1925.
    Der naseweise Tonfall von Peters, der mit lauter methodischen Kategorien und Begriffsungetümen „nachweist“, wie man sich dem Gegenstand zu nähern habe und wie nicht, übertönt größtenteils die paar inhaltlichen Aussagen, die er macht, und die natürlich auch saublöd sind. Man verliert als normaler Mensch nach ein paar Zeilen die Lust, sich den Unsinn weiter zu Gemüte zu führen.
    Für ihn ist offenbar „Sozialismus“ nur eine Frage der Sichtweise. Wenn man was als sozialistisch betrachten kann, und wer behauptet, es sei sozialistisch, dann ist es das auch!
    An den Chinesen bewundert er, daß sie sich an der Macht gehalten haben, während sie den DDR-Politikern abhanden gekommen ist. Das war ihr Fehler, sie sind ihren „Reformen“ nicht genug kapitalismusidentisch angegangen, und waren vielleicht auch als Nation zu klein.
    Und diese ganze Parteinahme für eine Grande Nation, die man auch gerne hätte, als Macher natürlich, kommt dann daher als „kulturelles Verständnis“ und trieft vor Einfühlsamkeit in die chinesische Seele.
    Eklig, der Typ.

  10. Apple
    22. Dezember 2009, 12:01 | #10

    Gemäß den Prinzipien der Unabhängigkeit und Selbständigkeit, der völligen Gleichberechtigung, der gegenseitigen Respektierung und der gegenseitigen Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten pflegt die KP Chinas auch freundschaftliche Beziehungen mit Parteien aller Länder.

    Ihre Händel mit Taiwan sortiert Volksrepublik China dann wahrscheinlich unter „innere Angelegenheiten“, in die sich bloß keiner außer ihr einmischen soll.

  11. Apple
    23. Dezember 2009, 00:32 | #11

    So be­ginnt Dill­mann das erste Ka­pi­tel des zwei­ten Teils ihres Bu­ches, ob­wohl sie an­gibt, die ent­spre­chen­de Ori­gi­nal­quel­le aus­ge­wer­tet zu haben, mit der Be­haup­tung, Deng Xia­o­ping habe 1978 mit sei­ner »neuen re­vo­lu­tio­nä­ren Linie« »Be­rei­chert Euch!« die ka­pi­ta­lis­ti­sche Ent­wick­lung der Volks­re­pu­blik ein­ge­lei­tet (S. 182). Die Wahr­heit ist, daß Deng vor­ge­schla­gen hatte, »einem Teil der Re­gio­nen, der Un­ter­neh­men und der Ar­bei­ter und Bau­ern zu er­lau­ben, als erste durch Fleiß, An­stren­gun­gen und große Leis­tun­gen ein etwas grö­ße­res Ein­kom­men als an­de­re zu haben«, um damit den an­de­ren ein Vor­bild zu geben

    wtf? Wo ist denn der inhaltliche Unterschied zwischen der hinterhältig bürgerlichen und der genuin kommunistischen Übersetzung des Spruches? Oder wie meint er das?

  12. K-Mol
    23. Dezember 2009, 12:20 | #12

    Es fällt hier auf, daß die Empörung von Peters und seinen Genossen sich offensichtlich ausschließlich auf Renate Dillmann bezieht, denn die gleiche „Fachleute“ haben es bisher nicht für nötig gehalten, auch nur eine Diskussion bei wikipedia über diesen ihrer Meinung nach doch so verhängnisvoll verleumderischen Angriff auf sa sozialistische Programm der Vier Modernisierungen anzuzetteln.

    Neprene,
    Meinst du das ernst? Wer in der Wikipedia nicht diskutiert der hat zu R. Dilman gefäligst u schweigen, der wie?
    Das deine Einschätzung vo H.Peters falsch ist, da hatte ich woanders schon drauf hingewiesen. Offensichtlich befindest du es nicht für nötig eine widerlegte Ansicht weiter zu vertreten. Schade.

  13. K-Mol
    23. Dezember 2009, 12:23 | #13

    Zweitens fällt wenigstens jemand wie mir auf, daß der damalige werte Genosse Bucharin, der nun wirklich diese Parole benutzt hat, bei den werten Herrn Stalinisten nicht mit einer Silbe erwähnt wird. Ich nehme an, daß diese Experten der Geschichte des realen Sozialismus damit allzu weit führende Diskussionen über die Richtungskämpfe in der SU in den 20ern und den Sieg der Stalin-Fraktion erst über die Linke Opposition und dann eben auch über Bucharin vermeiden wollen.

    Hier dasselbe: Wenn in einer Kritik an einem Buch über China nicht auf Bucharin und Richtungskämpfe in der KPdSU in den 1920ern eingegangen wird, dann ist das „auffällig“? Oder sollte man zu R.Dillmann besser schweigen, wenn man nicht auch den Kottau vor Bucharin macht?
    Neopren, ich verstehe deine Haltung da wirklich nicht.

  14. K-Mol
    23. Dezember 2009, 12:29 | #14

    Ihre Händel mit Taiwan sortiert Volksrepublik China dann wahrscheinlich unter „innere Angelegenheiten“, in die sich bloß keiner außer ihr einmischen soll.

    Ja, natürlich. Was denn sonst? Wäre ja etwas anderes, wenn Taiwan ein internationa anerkannter Staat wäre. Trotzdem ist diese Haltung eher als Anspruch aufzufassen, da die USA natürlich nach wie vor Waffen an Taiwan liefern.

  15. 23. Dezember 2009, 13:44 | #15

    @K-Mol

    „Meinst du das ernst? Wer in der Wikipedia nicht diskutiert, der hat zu R. Dillmann gefälligst zu schweigen, oder wie?“

    Natürlich nicht, blöder Polemiker. Es ist nur nicht sonderlich glaubwürdig, jetzt auf einmal den supergenauen Übersetzer raushängen zu lassen, wo ausnahmsweise mal jemand Deng angreift und nicht über den grünen Klee lobt, wo die gleichen Typen das Jahrzehnte lang nicht gestört hat, daß da die Bürgerlichen einen Vorzeigekommunisten wie eben den werten Genossen Deng in ihren bürgerlichen Dreck gezogen haben. Jedenfalls habe ich im Internet bei Google nichts gefunden, was die dieser Ungeheuerlichkeit schon mal enrgegengeschleudert hätten.

  16. 23. Dezember 2009, 13:48 | #16

    @K-Mol

    „Oder sollte man zu R. Dillmann besser schweigen, wenn man nicht auch den Kottau vor Bucharin macht?“

    Ich gebe ja zu, daß es ein äußerst schwaches Argument von mir war, der DDR-Clique vorzuhalten, etwas Bestimmtes nicht gesagt oder kritisiert zu haben. Aber du weißt genauso gut wie Peters, daß jedem halbwegs mit der Geschichte der KPdSU Vertrauten bei „Bereichert Euch!“ der Bucharin genauso einfällt wie der Deng.
    Der ganze Abend war doch indirekt davon gekennzeichnet, daß es gar nicht nur um China ging, sondern das deren offene Wunde immer noch der Untergang der DDR und des ganzen Ostblocks ist. Soo ein fürchterlich anderes Thema wäre das nämlich nicht.

  17. 23. Dezember 2009, 13:51 | #17

    @K-Mol

    „Wäre ja etwas anderes, wenn Taiwan ein international anerkannter Staat wäre.“

    Was wäre da anders? Die Haltung der anderen kapitalistischen Staaten? Die Haltung von Kommunisten? Du bist nicht zufällig eigentlich ein Fan von internationalem Völkerrecht insbesondere vom geheiligten Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten?

  18. K-Mol
    23. Dezember 2009, 16:28 | #18

    Ja, klar. Apples Kritik besteht ja darin, China vorzuwerfen innere Angelegenheiten als innere Angelegenheiten zu betrachten. Das ist doch witzlos. Wenn das halt ein anerkannter Staat wäre, dann wäre die Kritik berechtigt. Aber so?
    Nichteinmischung finde ich so verkehrt nicht, so lange es nutzt.

  19. Apple
    23. Dezember 2009, 16:45 | #19

    Ja, natürlich. Was denn sonst? Wäre ja etwas anderes, wenn Taiwan ein internationa anerkannter Staat wäre.
    Klar, wenn die Weltgemeinschaft der Imperialisten Taiwan nicht als Staat anerkennt und ihm somit auch nicht die Nichteinmischung in seine inneren Angelegenheiten bescheinigt, dann braucht es China natürlich auch nicht zu tun. So viel zum Unterschied zwischen dem kapitalistischen Imperialismus und einer sozialistischen Friedensmacht.

  20. 23. Dezember 2009, 20:14 | #20

    Gehört nicht direkt hierhin, aber da BEREICHERT EUCH in diesem Faden ein paar Mal fiel, eine Klarstellung zum Hintergrund dieser Parole (aus berufenem Mund):
    Bekannt sind die zu Unrecht »Links« und »Rechts« genannten Lösungen in den Auseinandersetzungen um die Wirtschaft in den Jahren 1923-1928. Die »Linke« um Trotzki verlangte die Industrialisierung und die Ausdehnung der staatlichen Kollektivbetriebe auf dem Lande. Preobraschensky theoretisiert 1925 die »ursprüngliche sozialistische Akkumulation« mittels der Ausbeutung der Bauern sowie der Kürzung der Löhne und Einkünfte der Privatindustrie zugunsten des »sozialistischen Monopols«. Wogegen Bucharin, Theoretiker der »Rechten«, erwidert, dass das Schema des »sozialistischen Monopols« vor allem zu einem ungeheuren Aufblähen des Staatsapparates anstatt zu dessen Schrumpfen führen würde und dass es keineswegs das Problem löse, die nötigen Massen Kapital für die Großindustrie zu beschaffen. Eine ursprüngliche Akkumulation entstehe in den landwirtschaflichen Betrieben. Daher das Schema, den »staatlichen Pächtern« auf dem Lande zu gestatten, Arbeitskräfte aufzunehmen und so mit ihrem Betriebskapital und mit den Lohnarbeitern auf dem selben Boden – staatlichen Eigentums – eine größere Menge Produkte zu erzeugen, wovon sie dem Staat entsprechende Abgaben bezahlen müssen. Die Parole Bucharins – »Bauern bereichert euch« – bedeutete eben folgendes: Wir öffnen euch die Tore des staatlichen Bodens, bereichert euch also mit dem Kapital aus den landwirtschaftlichen Betrieben. Umso früher wird der Moment kommen, wo wir euch alles enteignen werden, was ihr akkumuliert habt. So werden wir auch auf dem Land zur vierten Stufe, dem Staatskapitalismus, übergehen.
    (aus der Broschüre „Revolution und Konterrevolution in Rußland“ der Internationalen Kommunistischen Partei, de facto dürfte es sich um einen Text von Amadeo Bordiga handeln, Original von 1957, deutsche Übersetzung 1976, siehe http://www.sinistra.net)
    Ach so, und wie ging die Geschichte weiter? Noch mal aus
    „Revolution und Konterrevolution in Rußland“:
    Die »Lösung«, die sich durchsetzte, war diejenige Stalins: die Zwangskollektivierung. Die furchtbarste, die barbarischste, die reaktionärste, die man sich vorstellen kann. Furchtbar, weil durch unbeschreibliche Gewalttätigkeiten in die Wege geleitet. Die barbarischste, weil von der Zerstörung unermesslichen Reichtums begleitet, namentlich der Vernichtung des Viehbestandes, worunter selbst nach vierzig Jahren das heutige Russland noch leidet. Die reaktionärste, weil sie den Kleinproduzenten – im Gegensatz zum westlichen Kapitalismus, der ihn abschafft – in einem vom Standpunkt der Produktivität unzureichenden und vom ideologischen Standpunkt rückschrittlichen System stabilisiert. Der Kolchosbauer, der zum traditionellen Egoismus des Landbewohners die Habsucht des Bauern dazuhäuft, ist zum Bild des Triumphs des Bauerntums über das Proletariat geworden, der von der Prahlerei des »Sozialismus in einem einzigen Land« umhüllt wird.

  21. 23. Dezember 2009, 20:25 | #21

    „Gehört nicht direkt hierhin, aber da BEREICHERT EUCH in diesem Faden ein paar Mal fiel,“

    Ganz im Gegenteil, Kohleofen, das ist eine der damals und in Bezug auf die VR China ganz wichtigen Fragen. Wenn ich die Tage Zeit finde (Es ist auch für mich Weihnachten!), werde ich zum Disput in der KP Rußlands auch noch was zusammensuchen, jetzt wo ich nach 30 Jahren endlich auch den E.H. Carr und den Erlich mein eigen nennen kann, sollte ich dazu was finden können.

  22. Molle-K
    29. Dezember 2009, 13:24 | #22

    Klar, wenn die Weltgemeinschaft der Imperialisten Taiwan nicht als Staat anerkennt und ihm somit auch nicht die Nichteinmischung in seine inneren Angelegenheiten bescheinigt, dann braucht es China natürlich auch nicht zu tun. So viel zum Unterschied zwischen dem kapitalistischen Imperialismus und einer sozialistischen Friedensmacht.

    China orientiert sich in dieser Frage wohl kaum daran, was die imperialistischen Mächte so herumerzählen. Wo ist denn jetzt genau deine Kritik? Das China nicht deine Meinung darüber teilt, dass eine Provinz plötzlich ein Staat sein möchte?

  23. Apple
    31. Dezember 2009, 17:57 | #23

    China orientiert sich in dieser Frage wohl kaum daran, was die imperialistischen Mächte so herumerzählen. Wo ist denn jetzt genau deine Kritik? Das China nicht deine Meinung darüber teilt, dass eine Provinz plötzlich ein Staat sein möchte?
    Meine Kritik galt der verlogenen Masche der chinesischen KP, sich als Friedensengel darzustellen, indem man sich Nichteinmischung ins Programm schreibt. Dann reicht es schon irgendein Gebiet der Welt als eigene Interessenssphäre zu bezeichnen, auf die man ein Anrecht hat, und schon wird imperialistische Einmischung zu einen „inneren Angelegenheit“, die dann ja wohl in Ordnung geht. Ist ein alter Hut – hat z.B. die BRD gegenüber der DDR auch permanent gemacht.
    Dein Maßstab, dass Einmischung gegenüber politischen Körperschaften, die von der internationalen Gemeinschaft nicht als souveräne Staaten anerkannt werden, schon in Ordnung geht, zumindestmal nichts ist, worüber man sich zu wundern braucht, übernimmt einfach die verlogene Masche der Imperialisten. Anerkennung als souveräner Staat ist nichts anderes als die Bekundung, dass man sich in die inneren Angelegenheiten dieses Staates erstmal nicht einmischen will. Will man sich dann doch mal einmischen, wird die Auszeichnung „souveräner Staat“ halt kurzerhand aberkannt. Aktuelles Beispiel dafür ist Somalia gewesen. In dieser Hinsicht verhalten sich die chinesischen Imperialisten genauso wie alle restlichen.

Kommentare sind geschlossen