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Archiv für November, 2009

Widersprüche geplanter Wertproduktion

29. November 2009 42 Kommentare

Ein zentrales summary des Buches von Renate Dillmann zu China, das sicher für alle „Übergangsregime“ Gültigkeit beansprucht, steht bei ihr auf S. 89:

Zur Klarstellung: Eine »Ökonomie der Zeit« in Planungsüberlegungen einzubeziehen, ist etwas anderes, als das »Wertgesetz zu praktizieren«. Wenn die rationelle Planung einer arbeitsteiligen Wirtschaft hier ab und an verkürzend als »Gebrauchswertökonomie« bezeichnet wird, ist damit Folgendes gemeint: Die Produzenten einigen sich darüber, was sie produzieren wollen. Dabei werden Überlegungen fällig, wie viel Zeit sie auf die Herstellung der benötigten Produktions- und erwünschten Konsumgüter verwenden und wie viel an natürlichen Ressourcen sie in einem Arbeitsprozesses verbrauchen wollen, der die Produzenten möglichst schonend behandelt und die Konsumenten mit wirklich brauchbaren Gütern versorgt. Ein zweites Mal kommt die Arbeitszeit bei der Verteilung der Gebrauchswerte vor. Wer sich Konsumwünsche über eine entsprechend ordentliche Grundversorgung hinaus erfüllen will, hat dafür mit einem Einsatz zu zahlen, der ebenfalls über die von allen zu leistende (und gegenüber heutigen Verhältnissen deutlich minimierte) Arbeit hinausgeht.

Interessensunterschiede und -gegensätze sind in einer solchen Ökonomie durchaus vorhanden, deshalb existiert auch ein entsprechender Streit über die gesamtgesellschaftlichen Planungsziele. Eine sozialistische Gesellschaft ist insofern keineswegs die Realisierung einer Utopie von steter Harmonie. Im Gegensatz zur kapitalistischen Produktionsweise gehen in ihr die Interessen der einen allerdings nicht nur unter der Bedingung auf, dass die Interessen der anderen notwendig und systematisch scheitern.

All das sind nicht die Fragen und nicht die Überlegungen der realsozialistischen Planbehörden. Sie beschäftigen sich schlicht mit einem anderen Programm. Sie sollen staatlich getroffene Entscheidungen über das planmäßige Wachstum und die Entwicklung einer nationalen Ökonomie umsetzen in volkswirtschaftliche Kategorien. Das staatliche Interesse an Wachstum wird übersetzt in Preise, Gewinnvorgaben etc., wobei darauf geachtet werden muss, dass alles zusammenpasst und es obendrein auch noch gerecht zugeht. Vgl. dazu Charles Bettelheims Ausführungen zum »System der Arbeitsnormen« im Anhang.

Den Anhang des wahrscheinlich renommiertesten „westlichen“ Maoisten werde ich noch nachreichen.

Zu klären ist jetzt noch, z.B. wie das denn organisiert werden soll: „Wer sich Konsumwünsche über eine entsprechend ordentliche Grundversorgung hinaus erfüllen will, hat dafür mit einem Einsatz zu zahlen, der ebenfalls über die von allen zu leistende (und gegenüber heutigen Verhältnissen deutlich minimierte) Arbeit hinausgeht“ Also doch „Lohn“, Konsumgüter“preise“, oder „nur“ Bezugscheine, Arbeitszeitzettel als Geldsurrogat? Ich weiß ehrlich nicht, wie das nach einer GSP-Revolution gehen sollte (wie das die Realsozialisten gemacht haben, beschreibt und kritisiert das Buch in dem Kapitel 4, aus dem das Zitat ist, ja ausführlich.)

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Berlin 17.12.09 junge Welt Gespräch über China mit Dillmann, Berthold und Peters

27. November 2009 31 Kommentare

Die junge Welt kündigt folgende Veranstaltung an:

Veranstaltung mit den Autoren neuster Publikationen zur VR China

mit
Renate Dillmann,
Rolf Berthold
Helmut Peters
Moderation: Arnold Schölzel (jW)

Eintritt: 5,00 € ermäßigt 3,00 €
19:00 Uhr
jW – Ladengalerie
Torstraße 6
10119 Berlin

(wikipedia:
Rolf Berthold (* 4. August 1938 in Chemnitz) ist ein deutscher Politiker und China-Experte. Er war von 1982 bis 1990 Botschafter der DDR in der Volksrepublik China. Bei den Ereignissen auf dem Tiananmen-Platz 1989 in Peking war er unmittelbarer Augenzeuge. Rolf Berthold lebt heute in Berlin. Auch heute ist Berthold noch politisch aktiv, u.a. in dem die Monatszeitschrift „RotFuchs“ herausgebenden Förderverein. Dort führt er seit 2005 den Vorsitz. Außerdem ist er für das Blatt als Publizist tätig. In zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen referiert er über seine Tätigkeit als China-Botschafter sowie über aktuelle Entwicklungen in dem Land.

Helmut Peters (* 1930 in Berlin) ist ein deutscher Sinologe. Peters arbeitete als Forschungsbereichsleiter an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften der SED und als Leiter der Forschungen zur VR China in der DDR. Seit den 1950er Jahren verbrachte er mehrere Studienaufenthalte und übte die Tätigkeit als Diplomat der DDR in der VR China aus.)

Renate Dillman (eine „China-Expertin“ des GegenStandpunkt) ist die Autorin des Buches
CHINA
Ein Lehr­stück

Alter und neuer Im­pe­ria­lis­mus
So­zia­lis­ti­scher Ge­gen­ent­wurf und seine Feh­ler
Ge­burt einer ka­pi­ta­lis­ti­schen Ge­sell­schaft
Auf­stieg einer neuen Groß­macht
400 Sei­ten (Sep­tem­ber 2009)
EUR 22.​80 sFr 39.​40
ISBN 978-​3-​89965-​380-​9

Die erste Auflage ist schon fast vergriffen, die nächste ist in Vorbereitung.

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Hitzefrei bei jedem Wetter

26. November 2009 1 Kommentar

Die Gruppe Redical (M) Göttingen (genauer deren AG „Hitzefrei bei jedem Wetter“), die zum Bündnis …ums Ganze! gehört, hat einerseits ein „Flugbuch“ zum Zusammenhang von Erziehung und kaptialistischer Verwertung erstellt und macht nun folgende

Diskussionsveranstaltung
24.11.2009 | 20 Uhr (pünktlich!)
im ZHG 002 der Uni Göttingen
mit: Freek Huisken (emeritierter Professor für Pädagogik / Uni Bremen)

unter dem Titel „Wieso? Weshalb? Warum? Macht die Schule dumm?“ „…Oder: Dummheit,eine schulisch produzierte Produktivkraft in der Demokratie. „

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Amelie hat nun auch einen Blog!!

25. November 2009 2 Kommentare

Amelie Lanier (die anarchistischste GSPlerin, die ich kenne!), die die Vortragsdokumentationen beim Wiener Radiosender ORANGE94.0 inder Reihe VEKKS betreut, in der aktuelle Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit zumeist Referenten vom GegenStandpunkt, aber auch alte MG-Sachen zum Download zur Verfügung gestellt werden, hat nun ihrer Webseite auch noch einen Blog zur Seite gestellt mit dem Titel „Der ganz normale Wahnsinn — Nachrichten aus der Marktwirtschaft und von der Ideologie-Front.“ Dort will sie versuchen, kurze Kommentare zu aktuellen Themen zu bringen, während ausführlichere und genau recherchierte Arbeiten der Webseite vorbehalten bleiben sollen. Mal sehen, wie sich das umsetzen läßt.

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Streiken für veredelte Konkurrenz in Schule und Hochschule

24. November 2009 1 Kommentar

Bildungsstreik 2009:
Streiken für veredelte Konkurrenz in Schule und Hochschule
und wie sich Studierende damit zu nützlichen Idioten der Reform der Bolognareform machen
Ein Text von Freerk Huisken

Schüler und Studierende protestieren gegen „Zustände und Entwicklungen im Bildungssystem“, die sie als „nicht weiter hinnehmbar“ verurteilt haben. Sie machen „auf die Missstände im Bildungswesen aufmerksam“. Den Studierenden stoßen – zu recht – besonders die Konsequenzen des Bologna-Prozesses auf. Allerdings täuschen sie sich, wenn sie darauf insistieren, dass hässliche Verhältnisse an Schulen und Hochschulen, die ihnen das Leben schwer machen, eigentlich unpassend seien für das deutsche Bildungswesen, wie es hierzulande vom Staat betrieben wird.

Da gibt es die Forderung nach „kostenloser Bildung für alle“ bzw. nach „gesetzlich verankerter Gebührenfreiheit von Bildung“. Woran ist dabei gedacht? Wenn arme Familien ihren Kindern keinen Computer, kein Arbeitszimmer oder keine Nachhilfe finanzieren können, wenn sie nicht in der Lage sind, die Studienkosten aufzubringen, dann stehen deren Chancen im Bildungswesen schlecht. In der Tat, so ist es. Man weiß also – wie zuletzt PISA gezeigt hat –, dass Kinder aus unteren Schichten der Gesellschaft nach ihrer Ausbildung mehrheitlich wieder in den „bildungsfernen“ Lebensverhältnissen landen, aus denen sie stammen. Man weiß also um die „sozial ungerechte“ Sortierung dieser Gesellschaft nach Arm und Reich, die im Bildungswesen ständig bestätigt wird. Doch was greift die Forderung nach „kostenloser Bildung für alle“ an? Geht es darum, dass Notebook, Klassenfahrt und Studienmaterialien kostenlos sind – wogegen es wirklich keinen Einwand gäbe –, oder wird dafür plädiert, dass der Geldbeutel der Eltern wenigstens nicht schon in der Schule den Kampf um Erfolge und Misserfolg entscheidet – wo sich am Geld doch sonst alles entscheidet. Soll es darum gehen, dass über den Zugang zu weiterführender Bildung und Studium nicht die Einkommensdifferenzen, sondern nur die Resultate der Leistungskonkurrenz entscheiden? Soll diese Leistungskonkurrenz weiterhin, nur eben durch keinerlei soziale Unterschiede verzerrt, den Nachwuchs nach Siegern und Verlierern sortieren? Wäre es denn wirklich „sozial gerechter“, wenn Kindern aus „bildungsfernen Schichten“ der Zugang zu besser gestellten Positionen eröffnet würde, dafür sich aber umgekehrt Akademikerkinder vermehrt mit der Perspektive der Fabrikarbeit oder Hartz IV anzufreunden hätten? Bei Bildungspolitikern würde man damit offene Türen einrennen. Die möchten, dass das Bildungswesen für alle Jobs der Gesellschaft den passenden Nachwuchs bereitstellt. Dabei wollen sie weder Arbeiterkinder vom Studium ausschließen, noch halten sie es für grob ungehörig, wenn etwa per Studiengebühren bestehende Einkommensunterschiede in der Konkurrenz um Studienplätze und -abschlüsse wirksam werden. Für sie zählt letztlich allein das Resultat der Bewährung im groß angelegten Leistungstest im Bildungssystem: Die Besten für Deutschlands Elite. Will man sich wirklich dafür stark machen?

Der Druck, den sie mit ihren Reformen dafür Schülern und Studenten machen, ist ebenfalls Gegenstand von Beschwerden. Gegen die „Schulzeitverkürzung – wie das G-8-Abitur“, gegen „Kurzstudium und Dauerprüfung“ bei der Einführung des Bachelor-Master-Studiums wird protestiert und die „Aufstockung des Lehrpersonals“, „mehr Lehrer und kleinere Klassen“ gefordert. In der Tat, unter Leistungsdruck wird das Lernen und Studieren immer stressiger. Doch exakt das ist gewollt: Schneller und kostengünstiger soll der Nachwuchs durch das Bildungssystem geschleust werden, früher soll er sich nach Gymnasium und Restschulen sortieren, eher, flexibler, länger und billiger soll er dann den Arbeitsmärkten zur Verfügung stehen. Genau das ist der Beitrag, den die deutsche-europäische Politik vom Bildungswesen für nationale und europäische Erfolge in der Standortkonkurrenz gegen andere „Industriestaaten“, besonders gegen die USA und Japan erwartet. Und die Verschärfung des Konkurrenzdrucks ist dafür ein probates Mittel. So wird dem Nachwuchs, der hier nur als das Material dieser neuen globalen Konkurrenzveranstaltung vorgesehen ist, Beine gemacht! Deswegen fragt sich auch hier, was die Schüler und Studenten mit ihren Forderungen angreifen wollen: Die Empörung über zunehmenden Leistungsdruck scheint wenig wissen zu wollen von den unschönen Zwecken, die mit ihm verfolgt werden. Wer „kleinere Klassen und mehr Lehrer“ fordert, sich dabei auf „unhaltbare Zustände“ beruft, wie sie auch Lehrer- und Hochschullehrerverbände beklagen, der entdeckt allenthalben immer nur ein Versagen der Schulbehörden, die doch „das mit uns nicht machen können!“. Aber dieses Versagen liegt nicht vor. Die Reformer haben ihre politischen Gründe und die Reformen haben Sinn und Zweck – nur eben nicht jene freundlichen, die Schüler und Studenten den Bildungspolitikern unterstellen möchten.

Außerdem fragt sich, was mit „mehr Lehrpersonal“, „längerer Lernzeit“ und eigentlich gewonnen wäre. Es mag ja sein, dass Lehrer und Hochschullehrer dann mehr Zeit für den auszubildenden Nachwuchs haben – was immer sie auch in dieser Zeit mit ihnen anstellen. Und es mag sein, dass der dann mehr lernt – was auch immer. Doch bleibt unter dem Strich kaum mehr als eine Arbeitserleichterung für das Lehrpersonal, das sich dann gut gerüstet und ohne Burnout-Syndrom an die Verteilung des Nachwuchses auf die Bildungskarrieren machen kann. Es ist nämlich eine Milchmädchenrechnung, wenn sich Schüler und Studenten von kleineren Klassen und zusätzlichem Lehrpersonal verbesserte Chancen, also gute Noten oder bessere Abi-Zeugnisse zu versprechen. Wenn sich die Lernbedingungen für alle Lernenden verändern, dann funktioniert Leistungskonkurrenz wie eh und je und verrichtet ihr selektives Werk weiter – nur vielleicht auf neuem „Lernniveau“. Ist das gewollt?

Die Forderung „Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem“ stößt sich daran, dass die Schule von vornherein sehr unterschiedliche Ausbildungskarrieren organisiert. In der Tat. Mehrheitlich wird in der Schule dieser „reichen Industrienation“ über Noten und Punkte dafür gesorgt, dass sich die Mehrheit des Nachwuchses schon nach vier Schuljahren jeden Gedanken an ein Leben ohne größere Geldsorgen abschminken kann. Auch das verdankt sich nicht einer Bösartigkeit von Politikern, sondern ihrer Kalkulation mit Bildungskosten und Anforderungen der kapitalistischen Berufswelt. Für jene Dienste, für die Haupt- und Realschulabsolventen vorgesehen sind, braucht es kein Studium, wäre folglich jede Schulzeitverlängerung unnötig und rausgeworfenes Geld. Und selbst am Studium lässt sich ja, wie die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen nebst der Erhebung von Gebühren zeigt, noch einiges sparen. Andere Kriterien fallen ihnen bei der Organisation ihres Bildungswesens erst einmal nicht ein. Doch was wäre, wenn alle Schüler in ein und derselben Schule nach denselben Grundsätzen behandelt würden? Wäre das nicht dennoch Lernen im Leistungsvergleich, bei dem es auf eine hierarchische Differenzierung der Lernenden durch Punkte und Noten ankommt? Wenn aber Schluss wäre mit der Selektion nach vier Schuljahren, wenn gar allen der Weg zum Abitur offen stünde? Dann fände, wie gehabt, ein Hauen und Stechen um den Abi-Schnitt statt, und in der Uni ginge es nahtlos so weiter. Was wäre, wenn dort, wie gefordert, wirklich „Master für alle“ gälte? Dann würde weiter konkurriert und zwar um die Qualität des Abschlusses. Und danach? Dann geht doch die Konkurrenz erst so richtig los und fordert von allen Absolventen des Bildungswesens lebenslang Anstrengungen auf dem Arbeitsmarkt und im Beruf: Da wird nach Lohn- und Gehaltsgruppen sortiert, da wird zwischen Beschäftigten und Unbeschäftigten sortiert, da wird zwischen Existenzminimum und Prekariat sortiert, da wird zwischen unbrauchbaren Alten und noch brauchbaren Jungen sortiert, zwischen Billigstlöhnern aus dem Ausland und Mindestlöhnern aus dem Inland und da wird zwischen Gesunden und Frühinvaliden sortiert usw. Dem kann sich in der hübschen Marktwirtschaft niemand entziehen. Wie steht es damit? Sollte man sich nicht darüber mal den Kopf zerbrechen.

„Beendet den Einfluss der Wirtschaft auf Schule und Hochschule“, lautet eine weitere Forderung. „Die Wirtschaft“, da sitzen irgendwie die Bösen, die im Bereich der Bildung nichts zu suchen haben. Gemessen daran gehört „der Staat“ dann doch irgendwie zu den Guten, obwohl ihm die ganze Kritik der Schüler und Studenten gilt. Aber ist es nicht so, dass es gerade das staatliche Bildungswesen ist, das große Teile des Nachwuchses auf nichts als auf den Berufseinsatz in eben dieser Wirtschaft vorbereitet? Und wird nicht immer wieder von Lernenden „Praxisnähe“ gefordert, die doch auch nichts anderes ist als die noch engere Unterwerfung des Studiums unter ständig wechselnde Anforderungen „der Wirtschaft“? Wer also dem Einfluss der Wirtschaft auf Schule und Hochschule dort entgegentritt, wo sie auch noch penetrant als Lobby und Sponsor auftritt und wo sie schon mal durchrechnet, ob nicht aus dem Bildungswesen auch noch ein Geschäft zu machen ist, der kommt etwas spät. Oder wären Schüler und Studenten zufrieden, wenn sie sich dem geschmähten Einfluss der Wirtschaft erst nach der Ausbildung unterwerfen müssten?

Es passt schon so manches nicht zusammen in den Streikaufrufen: Da stellten die Komitees eine Reihe von Forderungen auf, in denen ihre Kritik an der staatlichen Schulpolitik zusammengefasst ist, um dann am Ende doch wieder mit Forderungen an die gerade kritisierten Bildungspolitiker aufzuwarten. Im Schoß des Staates scheinen sie sich letztlich doch besser aufgehoben zu fühlen als in dem der Wirtschaft – als ob man hierzulande zwischen Staats- und Geldmacht wählen könnte! Das scheint ein wenig auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Denn die positiven Reaktionen von Seiten der Bildungsverantwortlichen auf die Demonstrationen und Aktionen der Schüler und Studenten sind – natürlich bei aller Mahnung vor unerlaubtem Protest – nicht zu überhören. Inzwischen sind sich so ziemlich alle Bildungspolitiker darin einig, dass der Bologna-Prozess nach gebessert werden muss: Ist nicht zu viel in das Bachelorstudium hinein gestopft worden? Muss der Prüfungsstress diese Ausmaße annehmen? Sind die Barrieren vor dem Master-Studium wirklich so hoch anzusetzen? Will „unsere Wirtschaft“ wirklich Akademiker, die nur stur pauken, statt sich jenes Maß an Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität und Kreativität an zueignen, mit dem sie dann ihrer Funktion als vielfältig und eigenständig einsetzbare Elite noch besser ausüben können? Die Reform der Bologna-Reform steht längst an und der Protest aller Lernenden passt dazu: Einem kritischen Nachwuchs, dem es sehr konstruktiv vor allem um ein wenig Veredelung der Konkurrenz in Schule und Hochschule, um ein bisschen weniger Leistungsstress geht und der sich zudem mit seinen Forderungen beim Staat gut aufgehoben fühlt, dem können die Verantwortlichen in den Bildungsinstitutionen und die öffentlichen Meinungsbildner selbst beim Streiken und Besetzen schon mal bildungspolitisches Verantwortungsbewusstsein attestieren. Soll’s das gewesen sein, dass sich Schüler und Studierende als nützliche Idioten einer von oben angesetzten Reform der Bildungsreform betätigen, die dabei von ihrem Anliegen, Deutschland und Europa als „wissenschaftsbasierten Wirtschaftsstandort“ gegen den Rest der Welt aufzubauen, kein Jota abgeht?

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Maos Sozialismus – Weder Elektrifizierung noch Sowjets

22. November 2009 Kommentare ausgeschaltet

In Zusammenhang mit dem Lesen von Renate Dillmanns China-Buch (worüber es am nächsten Donnerstag, dem 26.11., an der Humboldt-Uni eine Veranstaltung geben wird) habe ich noch einen alten trotzkistischen Artikel zur Kritik des Maoismus zum Downlod zur Verfügung gestellt, der die Geschichte der Volksrepublik China vom Großen Sprung nach Vorn bis zur Rebellion auf dem Tien-An-Men-Platz behandelt.

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Seid nicht so konstruktiv! (GSP zum Bildungsstreik)

19. November 2009 Kommentare ausgeschaltet

Warum es nichts taugt, der Bildungsreform ein „humanistisches Bildungsideal“ entgegenzuhalten

Der Staat hat seine Kritik an seinem Bildungswesen, die Ausbildung deutscher Hochschulabsolventen dauere im europäischen Vergleich zu lange, koste ihn zu viel und sei zu wenig auf die spezifischen Bedürfnisse der Arbeitswelt zugeschnitten, in die Praxis umgesetzt. Die gymnasiale Schulzeit wurde auf 8 Jahre verkürzt und dabei das Lernpensum verdichtet. Die universitäre Bildung wurde modularisiert, die Zwischenprüfung zum eigenständigen Universitätsabschluss (Bache lor) erklärt, das weitergehende, vertiefte Studium stark beschränkt und den Studenten ein Beitrag zur Finanzierung ihrer Ausbildung abverlangt, in die auch „die Wirtschaft“ verstärkt einbezogen wird.

Sehr deutlich wird also klargestellt, wozu in dieser Gesellschaft Bildung da ist: Erklärtermaßen soll sie kapitalistischen und öffentlichen Arbeitgebern junge und für ihren Bedarf passend qualifizierte Arbeitskräfte liefern. Insofern interessiert das Wissen als Qualifikation:vermittelt wird, was den jeweiligen Arbeitgebern dient und die Lernenden diesem Bedarf dienstbar macht. Die Vermittlung dieses Wissens ist in der Form des Leistungsvergleichs organisiert, d.h. an seiner Aneignung pro Zeit sollen sich die Lernenden unterscheiden. Bezwecktes Resultat dieser Konkurrenzveranstaltung ist die Auseinandersortierung der Schüler und Studenten in eine differenzierte Hierarchie von Bildungsabschlüssen. Die sind ihrerseits Zulassungsvoraussetzungen für die Hierarchie der Arbeitsplätze, die die Welt der Arbeitgeber zur Verfügung stellt – die ganz nebenbei die Hierarchie der Lebensverhältnisse in der Klassengesellschaft bestimmt.

Mit dem erfolgreichen Durchlaufen der schulischen Selektion ist für diejenigen, die der Aussortierung in die unangenehmen und schlecht bezahlten Berufe fürs erste entgangen sind, der Durchsetzungskampf gegen andere im Leistungsvergleich am Wissen nicht vorbei. Für die Selektion an der Universität reicht die erfolgreiche Aneignung von „Lernstoff“ nicht mehr aus; zu bewähren haben sich die Studenten nun daran, sich – relativ erfolgreicher als ihre Kommilitonen, versteht sich – als selbstbewusste Vertreter ihres Fachs darzustellen. Der Staat will in seiner Elite nicht Mitmacher, sondern Überzeugungstäter. Auch wenn der Staat aktuell meint, dass dafür einiges an Zeitaufwand ökonomisiert werden kann: Führungsqualitäten sollen die zukünftigen Führungskräfte unbedingt erwerben.

Gute Gründe und schlechte Begründungen für Protest

Schüler und Studenten bekommen „Leistungsdruck“ zu spüren; sie erfahren, dass ihre Studienzeit mit „Verschulung, Regelstudienzeit und Dauerüberprüfung“ ungemütlicher wird – und diese Unzufriedenheit ist absolut verständlich. Leider ist weit und breit nichts davon zu sehen, dass die Betroffenen aus ihrer Unzufriedenheit Überlegungen folgen ließen, mit was für einer Veranstaltung sie es da zu tun haben, welchem Zweck also ihr Ärgernis geschuldet ist. Anstatt das Bildungswesen zu kritisieren, stellen sich die Verfasser des Aufrufs zum Bildungsstreik neben die schlechte Realität des Bildungswesens und halten ihr einfach die eigene Idealvorstellung von einem guten Bildungswesen entgegen, in der sie vom real existenten alles abgezogen haben, was sie stört. Ihre Gegnerschaft zum wirklichen Bildungs- wesen führen sie mit dem Vorwurf, dass es höhere Werte missachte, denen Bildung eigentlich zu entsprechen hätte. Die beklagte Wirklichkeit nehmen sie nur zur Kenntnis als Abweichung von einem jahrhundertealten, von ihnen selbst so genannten Bildungs-Ideal – also von etwas, das eingestandenermaßen noch niemals irgendwann als Leitfaden für die Praxis der Bildung Gültigkeit hatte.

Wogegen die wirkliche Bildung demnach verstößt, ist „das humanistische Ideal einer zur kritischen Reflexion befähigenden, gemeinwohlorientierten Bildung“ (bildungsstreik.net), ein Ideal, welches seit jeher zum Bildungswesen dazugehört und gegen dessen Missachtung sich nicht nur kritische Studenten, sondern auch die Organe der kritischen Öffentlichkeit wen- den:

„Für Studenten heißt die neue Bologna-Wirklichkeit: Zielstrebigkeit ohne Umwege und Sackgassen. Neugier, Erkenntnisinteresse, selbständiges Denken – also alles, was höhere Bildung ausmacht – bleiben auf der Strecke.“ (FAZ, 19.6.09)

Mit diesem Ideal ist keinerlei Einwand gegen irgendeinen Lehrinhalt formuliert, sondern alles gebilligt, was zum Studienstoff gehört. Damit soll auch keinerlei Kritik am Zweck des Ausbildungswesens geübt sein. Dieser Mahnung zufolge hat die Aneignung des zu erlernen- den Wissenskanons so lange einen Mangel, solange er nur „auswendig gelernt“ und „nachgebetet“, anstatt selbstbewusst und überzeugt vertreten wird. Zwar geht „Denken“ sowieso nicht anders als „selbstständig“, aber was die rechte „Zeitung für Deutschland“ meint und womit sie den Demonstranten mal recht geben will ist klar: Damit sich die Studenten ihr Fachwis sen aktiv zueigen machen, brauchen sie Gelegenheit für „Umwege und Sackgassen“. Anstatt zum etablierten Wissenskanon geführt zu werden, sollen die Studenten selbstständig den Weg zu ihm finden. Das gehört unverzichtbar zur Qualifikation des Führungspersonals, das als gesellschaftliche Elite in der Lage sein soll, am Interesse der zukünftigen Arbeitgeber die gewünschten Dienste zu verrichten: Die Aneignung von Wissen auf dieser Ebene sollte sich unbedingt mit dem Standpunkt und dem Selbstbewusstsein verbinden, das alles aus freien Stücken zu tun! Das erst macht „höhere Bildung“ aus. Wer mit diesem affirmativen Ideal nichts zu tun haben und statt dessen wirklich „kritisch sein“ und „richtig kritisieren“ möchte, dem bleibt es nicht erspart, das dann auch zu machen, anstatt einen Antrag bei der Kultusbehörde zu stellen, endlich eine Lehreinheit „kritisches humanistisches Reflektieren“ einzurichten.

Kritische Studenten und Jungpolitiker Hand in Hand?

Die Verfasser des Streikaufrufs, die die eigentliche, „gemeinwohlorientierte Bildung“ von „der Wirtschaft“ usurpiert sehen – an deren Zweck sie auch nichts weiter kritisieren wollen –, haben keinerlei Berührungsängste mit den Argumen ten der Kommilitonen, die „mehr Bildung“ fordern mit dem Argument, von ihr hänge die Zukunft der ganzen Nation, insbesondere der nationalen Wirtschaft, ab. Die werfen der Politik vor, vergessen zu haben, dass „Bildung unser einziger Rohstoff“ sei, machen Vorschläge, welche Posten des Staatshaushalts einer sinnvolleren Verwendung im Bildungssektor zugeführt werden sollten, und verfassen Petitionen an Politiker, in denen es heißt:

„Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels halten wir es für äußerst kontraproduktiv, talentierte junge Menschen von einem Studium abzuhalten.“ (Petition der LandesAstenKonfe- renz (LAK) Bayern, studiengebuehrenbayern.de)

Diesen ideellen Ressourcenverwaltern ist es offensichtlich selbstverständlich, dass Wissen für keinen anderen Bedarf da ist als den der heimatlichen kapitalistischen Wirtschaft und sei- ner Verwaltung. Bildung braucht es in dem Maße, wie sie dem nationalen Standort nützt!

Wer diesen Standpunkt einnimmt, muss den wirklichen Ressourcenverwaltern zugestehen, dass ein gemütliches „Bum mel studium“ natürlich auch nicht nützlich, sondern „äußerst kontraproduktiv“ ist; dass die Wirtschaft nicht nur hoch qualifizierte Masters, sondern auch halb qualifizierte Bachelors brauchen kann; und dass es dem Standort nützt, wenn sich an den Kosten zur Ausbildung der Ressource ‚Fachkraft‘ auch Sponsoren und Studenten beteiligen, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Dass die Organisation nützlicher Ausbildung für den Standort Deutschland verbessert werden könnte – sollte das alles gewesen sein, was der studentische Protest mitteilen will?

[Flugblatt der Sozialistischen Gruppe Erlangen Nürnberg]

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Zur Diktatur des Proletariats: „für längere Zeit unvermeidlich“?

18. November 2009 59 Kommentare

Ich bin erst jetzt auf eine Diskussion bei crull gestoßen, die von einem Satz von Ofenschlot ausging: „Man muss das Kind schon beim Namen nennen: Diktatur des Proletariats“ und dessen Aufforderung „In diese Richtung bitte weiterdenken“ für einige kurze Beiträge tatsächlich aufgenommen hat.

Leider hat gegen einen GegenStandpunktler selbst der Verweis von Ofenschlot auf Peter Deckers zwar algebraische aber trotzdem richtige Einschätzung, dass »die Eroberung und Verteidigung der Macht im Land eine leidige, wegen der Reste der alten Gesellschaft und wegen des feindlichen Auslands auch für längere Zeit unvermeidliche Notwendigkeit sein mag.« »Rest der alten Gesellschaft … für längere Zeit unvermeidlich …« nicht gefruchtet. Der brach die Diskussion mit dem bekannten Argument ab, „Ob Luxus oder nicht, BEVOR man sich visionär und zukunftsstrategisch eine herrschende Arbeiterschaft ausdenkt, sollte man vielleicht einmal auf die real-existierende Bezug nehmen. Das Schwelgen in künftigen Möglichkeiten von proletarischer Organisation ist sogar etwas blind angesichts gegenwärtiger Aussichten“. Schade eigentlich. Jedenfalls für mich interessanter als Luxuskameras oder Luxusautos. Und, im engeren Sinne eben alles andere als ideologischer Luxus.

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Die Lüge von der „Grenzenlosen Freiheit! “

18. November 2009 Kommentare ausgeschaltet

Bei den Jubelfeiern zur Auflösung des Ostblocks vor 20 Jahren wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Zum Beispiel vom alten Genscher, der bei jeder Gelegenheit, etwa am Brandenburger Tor in Berlin, behauptet, es sei darum gegangen, „Menschen zusammenzubringen, die vorher getrennt waren“. Dafür also der jahrzehntelange Kalte Krieg, dafür das „Niederreißen von Mauern und Auflösen von Grenzen“?

• Zunächst könnte schon ein simpler Blick in den Atlas eines Besseren belehren: Wer sich etwa die aktuelle Europakarte anschaut und mal mit der Lage vor 1989 vergleicht, wird locker doppelt so viele Grenzen zählen können. Und Genschman hat wesentlich dazu beigetragen: vor allem durch die Anfang der neunziger Jahre verkündete Anerkennung der separatistischen Bewegungen im alten Jugoslawien. Die von Deutschland verkündete Unterstützung für Slowenien und Kroatien hat dort den Bürgerkrieg erst so richtig in Schwung gebracht und nach jahrelangen Massakern zu neuen Demarkationslinien geführt.

• Nicht nur mehr Grenzen gibt es – die sind sogar um einiges undurchdringlicher für „die Menschen“ geworden: Man frage nur die Hungerleider aus Afrika, sofern sie überhaupt ihre Versuche überleben, via Mittelmeer nach Europa zu gelangen – übrigens dahin, wo die Länder sind, die ihnen die Existenzgrundlagen daheim kaputt gemacht haben. An der in keinem Atlas verzeichneten Seegrenze von Gibraltar bis Sizilien hat sich die EU ein ziemlich tödlich-perfektes Grenzregime ausgedacht, an dem jedes Jahr Tausende scheitern beziehungsweise im Meer ersaufen.

• Es ist also gar nicht so, dass demokratische Außenpolitiker wie früher Kohl/Genscher oder heute Merkel/Westerwelle prinzipiell etwas gegen Grenzen haben. Es müssen bloß die richtigen sein, an passender Stelle und von Mächten gesetzt, die sich den deutschen Ansprüchen unterordnen. Von denen können sie gar nicht genug kriegen.

[Quelle: von Marx Lernen]

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GSP: Zum Bildungsstreik 2009 — Argumente gegen Schule und Hochschule

18. November 2009 2 Kommentare

Anlässlich des Bildungsstreiks 2009 gibt es zahlreiche Demoaufrufe, Blogs und FlashMob-Aktionen, die darauf aufmerksam machen, dass, wer heute eine Schule oder Hochschule besucht, konfrontiert wird mit ständig steigendem Leistungsdruck, der Verschärfung der Konkurrenz, eben mit dem ganzen Stress, den Schule und Studium mittlerweile mit sich bringen. Über die Gründe dafür, warum es so zugeht, gibt es zwei besonders prominente Auffassungen: die, welche den Grund in mangelnden Mitbestimmungsrechten ausmacht und die, welche ihn darin sieht, dass die Bildungspolitik auf dem falschen, weil von ökonomischen Interessen geleiteten Weg sei.

Was das Bildungswesen mit wirtschaftlichen Interessen zu tun hat und warum wir es für einen Fehler halten, über dieses Bildungswesen mitbestimmen zu wollen – dazu im Folgenden einige Argumente:

Nachwuchs für die Nation

Das Schul- und Hochschulsystem haben einen ungemütlichen Auftrag: Sie sorgen über die Selektion mittels Noten dafür, dass die Masse des gesellschaftlichen Nachwuchses von den besseren Berufen ausgeschlossen wird! An den Noten entscheidet sich, wer welchen Bildungsweg einschlagen darf. Schul- und Hochschulabschlüsse sind Zugangsvoraussetzungen für die Konkurrenz um die besseren und schlechteren Arbeitsplätze. Weil die deutsche Wirtschaft davon lebt, dass die allermeisten Jobs viel Leistung abfordern und schlecht bezahlt sind, ist für die meisten Leute mehr als Fabrikarbeit oder eine „Karriere“ bei Lidl oder im Callcenter nicht vorgesehen.

Was es bedeutet, als Ressource für die Wirtschaft und ihre Verwaltung zu dienen, bekommt zu spüren, wer sich auf einer Schule oder Hochschule befindet: Das Bildungswesen ist für den Bedarf der nationalen Geschäftemacherei eingerichtet und wird entsprechend deren Gegebenheiten angepasst. So gibt es Bildungsoffensiven, wenn ein höherer Bedarf an (Hoch-) Schulabgängern ausgemacht wird und Zulassungsbeschränkungen, wenn es mehr als genug von ihnen gibt. Schule und Uni hat der Staat dafür eingerichtet, Voraussetzungen am gesellschaftlichen Nachwuchs für dessen künftige Benutzung durch Unternehmer und Staat herzustellen – seine Funktionalität ist also der ganze Zweck der Veranstaltung. Dass das so ist, kann man der Art und Weise, wie die Wissensvermittlung stattfindet, entnehmen:

Wie lernt man in der Schule?

Dem Zweck der Selektion entspricht die Art Lehrens und Lernens in der Schule. Der Lehrplan sieht vor, dass Wissensvermittlung in der Schule an einen vorgegebenen Zeitrahmen gekoppelt ist: Wer langsamer lernt, hat Pech gehabt. Es wird nicht so lange erklärt, bis alle den Stoff verstanden haben, sondern nur so lange, wie der Lehrer sich laut Rahmenplan Zeit dafür nehmen kann. Danach ist die Leistungskontrolle angesetzt und es entscheidet sich, wer welche Noten be- kommt. Wer ein „Ungenügend“ bekommt, den Stoff also noch nicht begriffen hat, erhält nicht etwa mehr Unterricht, sondern muss sich Sorgen um seine Versetzung machen. Häufen sich mit den Wissenslücken die schlechten Noten, dann wird die weitere Wissensvermittlung abgebrochen! So schafft es die Schule, massenhaft Schulabgänger hervorzubringen, die später kaum lesen können, aber ja auch nur Anweisungen und Lohnzettel lesen können müssen. Schüler, die zu Hause wenig bis keine Nachhilfe bekommen, die kaum die einheitliche Unterrichtssprache Deutsch verstehen, geschweige denn schreiben können, die länger brauchen, um sich die angebotenen Wissensbruchstücke anzueignen: diese Schüler fallen früher oder später dem zielgerichtet gesteigerten Bildungsstress zum Opfer. Gerade die Gleichbehandlung von Schülern, deren familiäre Voraussetzungen höchst unterschiedlich aussehen, bringt die erwünschten Ergebnisse: Misserfolge und Erfolge in der Schule, die das weitere Leben bestimmen!

Die Hochschule – Kosten und Konkurrenz sollen Beine Machen

Weil die Bildung abhängig ist von dem Bedarf, den der Staat ausgemacht hat, wird sie entsprechend hergerichtet. Hierbei dienen auch die Studiengebühren als ein Sortierungsinstrument: Sie sind dafür da, für viele den Besuch der Uni teurer, für manche nicht mehr bezahlbar zu machen, wodurch die Anzahl der Hochschulabgänger gesteuert und das gesamte Uniwesen verbilligt werden soll. Dem Gesichtspunkt, den Nachwuchs möglichst kostengünstig zu sortieren, dient auch die Umstellung auf Bachelor und Master. Weil die Uni dafür eingerichtet ist den Nachwuchs für dessen künftige Benutzung herzustellen, deshalb scheint eine Verkürzung der Studierdauer vielversprechend: Bachelorabsolventen, die ihren Abschluss künftig früher machen, stehen dem Arbeitsmarkt früher zur Verfügung. So steigt der Teil der Lebenszeit, der für die Arbeit verausgabt werden kann, bei gleichzeitig sinkenden Unikosten für die Haushalte der Länder. Der Gegensatz, dass, was vom Standpunkt der Bildungspolitik aus gut, vom Standpunkt der davon Betroffenen schlecht ist, findet sich auch bei den verschärften Studienanforderungen: Der benotete Test am Ende jeder Vorlesung schafft den Zwang, ständig den Beweis an sich herzustellen, dass man der Richtige ist für die elaborierten Ansprüche der anderen Seite.

Bildungspolitik und Mitbestimmung

Es ist also der Zweck der Bildungspolitik, den Nachwuchs in Gewinner und Verlierer zu sortieren. Der wird deshalb bei bildungspolitischen Reformen auch nicht gefragt. Der Staat macht seine Selektionskriterien weder von den Vorstellungen derer abhängig, von denen er einen Teil vom Zugang zu besser bezahlten Berufen ausschließen will, noch von seinen Eliteanwärtern. Was ist denn dann „Mitbestimmung“? Da darf der Nachwuchs Zeugnis ablegen, dass er in Schule und Hochschule nicht nur tut, was er muss, wenn er vorankommen will, sondern dass er das auch will; dass ihm das staatliche Bildungswesen so am Herzen liegt, dass er sich für dessen Gelingen engagiert. Dafür räumt die Politik glatt Mittel und Gremien ein – und überwacht die Grenzen des „Mandats“ der jungen Schul- und Hochschulmitverwalter.

Hier als PDF-Flugblatt

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Luckyjumper zur MG(-Auflösung)

18. November 2009 334 Kommentare

Ich habe die Kommentare von Luckyjumper zur ehemaligen MG, deren Auflösung und deren Auswirkungen auf die damaligen Unterstützer im Thread „Methodik bei der politischen Agitation — Am Beispiel Theo Wentzke“ hierher rausgezogen.

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Michael Horn vom GSP zum BGE bei Radio Lora

16. November 2009 Kommentare ausgeschaltet

Michael Horn von der Redaktion GegenStandpunkt wird am 3. Dezember 2009 in Augsburg eine Veranstaltung zur Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen machen (hier der Hinweis von contradictio). Diese Forderung hat sich ja mittlerweile zu einem One-Size-fits-All-Projekt entwickelt, jeder bessere Linksradikale hat das genauso auf seiner Liste wie am anderen Ende selbst ausgesprochene Marktradikalinskis, der GegenStandpunkt hingegen – zu Recht – nicht.

Im Vorgriff auf die jetzt angekündigte Diskussionsveranstaltung hat Michael Horn am 9.11. mit Radio Lora-Redakteur Walter Haindl ein Radiointerview über das „Bedingungslose Grundeinkommen“ gemacht; das Gespräch kann man hier nachhören. (gefunden bei TODO EL MUNDO)

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Der Mythos vom Keynesianismus als Erfolgsstory während der Großen Depression

11. November 2009 4 Kommentare

Den folgenden Auszug habe ich einer Rede von Ed Clarkson entnommen, ZK-Mitglied der Spartacist League/U.S. (IKL), der in „Workers Vanguard“, der Zeitung der SL/U.S. No. 945, 23 October 2009, erschienen ist und auch auf der Webseite der IKL veröffentlicht wurde:

I happened to grow up in the heyday of American imperialism. Unfortunately, I now lose my rights as a geezer to tell people “I had it harder than you did.” It’s simply not true. And so in the last three or four decades of considerable economic decline, we see the erosion of living standards of ordinary people, with occasional huge gouges (for example, the “end of welfare,” orchestrated by Bill Clinton); the ratcheting up of attacks on rights (the “war on drugs,” the “war against terror”); a goodly percentage of the black population now finds its “housing” in prisons. In general, things look pretty grim for people.

But one might ask, “With all this rot, why are we better off today than we were in the Great Depression?”—which we are, it must be frankly said. Let me go back for a minute to where we started. The presidency since Lincoln has generally been a succession of nonentities. What did Calvin Coolidge do, what did Chester Alan Arthur do, what did Grover Cleveland do, what did Woodrow Wilson do? Nobody did anything, because they operated within the confines of the system, and the office has never been used, nor will it ever be used, to challenge those confines. There’s one putative exception: Franklin D. Roosevelt. FDR was known as some combination of Lenin and Satan by the right wing, and as the guy, for the liberals, who really proved that capitalism can be decent. Both because of the similarities between the Great Depression and now, and because of the sainthood of FDR, it’s useful to examine this question. I hope to refute it. Mehr…

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Kommunismus und Nation (aus dem China-Buch von R. Dillmann)

1. November 2009 13 Kommentare

Als längeres Argument im Sinne des GegenStandpunkts zu gleich zwei Threads hier, nämlich der schon buchstäblich in die Jahre gekommenen Volksdebatte und der Frage nach dem „Klassencharakter“ der Volksrepublik China habe ich den Punkt „Kommunismus und Nation“ aus Renate Dillmanns neuem China-Buch eingescannt und im Download-Bereich als DIN A4-MS-Word-Datei (und als RTF) zur Verfügung gestellt.

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MG/GSP, Ideologie, Bewußtsein und Geschichte

1. November 2009 22 Kommentare

Ich greife den Hinweis auf, und ziehe einige Beiträge zur Ideologiekritik, Bewußtseinsanalyse und Geschichtsinterpretation im Allgemeinen bzw. speziell zur MG und dem GSP aus dem SU-Thread raus und packe sie hier rein. Leider ist dies kein Diskussionsboard, wo das wahrscheinlich leichter ginge, aber sowas gibt es ja nicht, bzw. sowas nutzen die meisten Poster nicht so gern.

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