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Amoklauf in Winnenden: Wieder nichts als Heuchelei, falsche Betroffenheit und Entschuldigungen zu erwarten

12. März 2009

Das geprüfte Argument hat schon auf die ärgerliche Standardreaktion der Medien und der Politik auch auf diesen neuerlichen Amoklauf eines Schülers in Winnenden hingeweisen: Das ist immer „unfaßbar“, muß ein Rätsel“ bleiben, usw.
Freerk Huisken hat jahrelang gegen solchen interessierten Unfug angeschrieben (obwohl er Erziehungswissenschaftler an der Uni Bremen gewesen ist) , z.B. in einem Artikel in der „jungle World“ vom 29.11.06 und seine ja eigentlich nicht so sonderlich fern liegenden Erklärungen auch in Buchform herausgebracht:
Freerk Huisken
Über die Unregierbarkeit des Schulvolks
Rütli-Schulen, Erfurt, Emsdetten usw.
176 Seiten (2007)
EUR 12.80
VSA Verlag
Hier der Vorstellungstext zum Buch von VSA:

Schulen machen Schlagzeilen, weil Lehrer immer wieder mit dem Schulvolk nicht fertig werden. Da sind zum einen die Haupt- und Realschulen, in denen die Schulverlierer aufbewahrt werden, die auf Unterricht und Schulordnung pfeifen, weil sie ohnehin keine „Perspektive“ mehr haben. Auf die Lüge, der Schulabschluss sei der Weg ins Berufsleben, fallen die inländischen und vor allem die Schüler mit „Migrationshintergrund“ nicht mehr herein. Wie auch – wo sie frühzeitig auf Hartz-IV festgelegt sind, wo sie wegen „fremder Kultur“ in Ghettos abgeschoben werden, wo Kinder zur Last werden, weil die Eltern von Arbeitslosigkeit und Abschiebung bedroht sind.
Wenn Schüler in dieser Lage die Schulen in einen „Jahrmarkt ihrer Eitelkeiten“ umfunktionieren, zeigen sie nur, wie gut sie bereits all jene geistigen Techniken gelernt haben, die ihnen zur Bewältigung des bürgerlichen Alltags beigebracht werden. Frühzeitig zum „sozialen Ausschuss“ degradiert, setzen sie diese nach ihren eigenen Spielregeln ein, und leben an Mitschülern ihren unverwüstlichen Anerkennungswahn und Selbstbewusstseinskult aus.
Und da sind zum anderen die „Gewalttäter“ wie der R.S. aus Erfurt oder der S.B. aus Emsdetten, die zeigen, dass die Höhere Bildung vor Massakern nicht schützt. Wenn Schüler von Lehrern kurz vor dem Abitur gefeuert werden, wenn sie sich deswegen ungerecht behandelt fühlen und ihr Recht, zu den „Besseren“ zu gehören, mit Füßen getreten sehen, dann verwandeln sie schon mal eine Schule in ein blutiges „Feld der Ehre“. Nachher darf dann die bestürzte Öffentlichkeit wehklagen, dass das mit der „Ehre“ so nicht gemeint ist.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. Jogiches
    12. März 2009, 14:58 | #1

    Passend dazu auch ein Vortrag vom selben Autor zum Thema: Erfurt, Emdstetten: Der nächste Amoklauf kommt bestimmt – Über erwünschte und unerwünschte Behauptungsstrategien von Konkurrenzverlierern (Marburg, 2007)
    Teil 1: „Singuläre Taten verwirrter Einzelgänger“
    Teil 2: Wie wird man Schulverlierer?
    Teil 3: Die Sache mit Selbstbewusstsein
    Teil 4: Demonstrative Rache aus verletzter Ehre

  2. Jogiches
    12. März 2009, 14:58 | #2

    Passend dazu auch ein Vortrag vom selben Autor zum Thema: Erfurt, Emdstetten: Der nächste Amoklauf kommt bestimmt – Über erwünschte und unerwünschte Behauptungsstrategien von Konkurrenzverlierern (Marburg, 2007)
    Teil 1: „Singuläre Taten verwirrter Einzelgänger“
    Teil 2: Wie wird man Schulverlierer?
    Teil 3: Die Sache mit Selbstbewusstsein
    Teil 4: Demonstrative Rache aus verletzter Ehre

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