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Auch Jürgen Elsässer entdeckt die nationale Frage neu

8. März 2009

Theo Wentzke, Redakteur des GegenStandpunkts, hat am 5.3.09 an der TU Berlin einen Vortrag zum Thema „Die deutsche Linke sieht sich bestätigt: “Der neoliberale Turbo-Kapitalismus ist gescheitert”. Sie will einen besseren Kapitalismus!”Gebändigt und reguliert”“ gehalten. Das parallel dazu der Attac-Kongreß „Kapitalismus am Ende?“ stattfand, konnte man dem Publikum erstaunlicherweise in keiner Weise entnehmen.
Umgekehrt wunderte sich der Referent, als er als besonders drastisches Beispiel für das Abdriften von anfangs gar nicht mal so grundfalschen Erkenntnissen (das war der Tenor seiner Ausführungen zur Reaktion einiger Linker auf die Krise) auf die jüngste Entwicklung von Jürgen Elsässer hinwies, daß dies den Anwesenden völlig fremd zu sein schien.
Über Elsässer schreibt wikipedia: „Elsässer gilt als einer der ursprünglichen Protagonisten der sogenannten Antideutschen, hat sich von dieser Strömung jedoch abgewandt, und vertritt seit seinem Konflikt mit der Monatszeitschrift konkret, für die er von den 1990er Jahren bis 2002/03 regelmäßig Artikel geschrieben hatte, eine aus dem leninistischen Antiimperialismus abgeleitete Position der sogenannten Anti-Imperialisten.“
Bei einem wie Elsässer heißt „Antiimperialismus“ wie schon bei vielen anderen Linken (und auch ganz und gar nicht Linken) aber: „Im Zeitalter der Globalisierung stellt sich die nationale Frage neu – auch in Deutschland.“ (aus der Buch-Info auf seiner Webseite zu seinem aktuellen Buch „“Angriff der Heuschrecken“)
Deshalb hat er auch flugs eine „Volksinitiative“ gegründet, deren Thesen so anfangen:

Die gegenwärtige Wirtschaftskrise ist auch ein Wirtschaftskrieg: der Angriff des internationalen Finanzkapitals auf den Rest der Welt. Dabei kommen “finanzielle Massenvernichtungs-
waffen” zum Einsatz, die nicht nur aus der Realwirtschaft, sondern vor allem aus dem fiktiven Kapital des Spekulationscasinos munitioniert sind. Was wir bisher erlebt haben, waren erste Geplänkel mit diesen Waffen – der Hauptstoß steht noch bevor!
2. Um diesen Angriff abzuwehren, muß der Nationalstaat aktiv werden. Die Teilnahme an Gremien, in denen das internationale Finanzkapital über seine Vertreter jede Entscheidung blockieren kann (EU, G8, IWF usw.), ist verschenkte Zeit. Wichtig ist eine Koordination der angegriffenen Nationalstaaten, wie sie in Lateinamerika unter Führung Venezuelas begonnen wurde.
3. In allen Staaten, auch in Deutschland, entwickelt sich ein zunehmender Widerspruch zwischen großen Teilen des Finanz- und des Industriekapitals. Ersteres, eng mit den besonders aggressiven Finanzplätzen New York und London verbunden, erdrosselt letzteres in einer Kreditklemme.
4. Aus der Geschichte wissen wir: Weltwirtschaftskrise führt zu Weltkrieg. Viele von der Großen Depression 1929 ff. zerstörten Gesellschaften wurden durch den Faschismus formiert. Diese Gefahr droht auch heute.

Eine Achse Paris-Berlin-Moskau hätte große wirtschaftliche Synergieeffekte und als Verbindung früherer Erzfeinde große Ausstrahlungskraft auf weitere Staaten in Europa und Asien.

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