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Der bürgerliche Staat: Gefangenenlager mit Aufseherwahl?

29. Juli 2008

Ich bin erst jetzt (durch meine referer-Liste) auf einen Beitrag von libelle zur Diskussion um das Verhältnis von Staat und Volk gestoßen.
Hegelianismus heute

“Hegel ist nicht zu tadeln, weil er das Wesen des modernen Staates schildert, wie es ist, sondern weil er das, was ist für das Wesen des Staats ausgibt.” Marx, Kritik des Hegelschen Staatsrechts, MEW 1, S.266

Den gleichen Vorwurf muss man den Freunden des GegenStandpunkt bezüglich des Verhältnisses zwischen Staat und Volk machen: Das Wesen des Verhältnisses zwischen Staat und Volk, wie es ist, nämlich dass Volksangehörigkeit eine praktische Rechtsfrage und damit eine Entscheidung des Staates ist, machen sie zum Wesen des Verhältnisses zwischen Staat und Volk überhaupt, also seinem Begriff.
Folgerichtig schreibt der GegenStandpunkt seinen Begriff vom Volk auch gleich aus dem Gesetzbuch ab:

“Volk: das ist, folgt man der praktisch verbindlichen Festlegung moderner Gesetzgeber, nichts weiter als die Gesamtheit der Bewohner eines Landes, die die zuständige Staatsmacht zu ihren Angehörigen erklärt. Diese bilden – ungeachtet ihrer natürlichen wie gesellschaftlichen Unterschiede und Gegensätze – ein politisches Kollektiv, indem sie derselben Staatsgewalt untergeordnet sind.”
GegenStandpunkt 01/06 S.87

Wie bei Hegel werden also die gewaltsamen Setzungen des Staates als der sich wissende und wollende Geist aufgefasst: Dass der Staat das Volk im Recht setzt soll auch schon der Begriff des Volkes sein. Der Staat wird aufgefasst wie ein Gefangenenlager. Das Problem dabei ist nur, dass die Vorstellung des Gefangenenlagers eben eine äußere, von den Gefangenen unabhängige Gewalt unterstellt, die die Gefangenen in das Lager sperrt. Im Fall des Volkes ist es aber so, dass es sich selbst in das Lager sperrt, oder aber man nimmt die Verrücktheit einer äußeren Gewalt gegen das Volk an, die wie im Gefangenenlager unabhängig vom Volk wäre. Spinnt man diese Verrücktheit fort, ergibt sich, dass man gegen die eigene Gefangenschaft nichts unternehmen kann, der Versuch die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern also völlig sinnlos wäre, da Gefangenenrevolten eben einfach von der äußeren Gewalt, der Lageraufsicht zusammengeschossen werden.
Dass es sich bei dieser Verwechslung von Recht und Begriff um Irrsinn handelt merkt man schon daran, dass der Staat sich aus dem Volk rekrutiert und sämtliche Mittel daraus bezieht. Angewendet auf das Bild vom Gefangenenlager ergibt sich, dass die Gefangenen aus ihrer Mitte ihre Aufseher bestimmen, die Waffen herstellen, die es braucht um sie in Schach zu halten, die Wärter versorgen, ihren Arbeitsdienst beschließen und dass sie in periodisch stattfindenden Willenskundgebungen “Ja” zu ihrem Gefangenenlager sagen usw… Das macht man mit dem Status “Gefangener” oder “Zwangsarbeiter” nicht, oder nur unter dem Druck einer äußeren, überlegenen Gewalt.
Die Herstellung des Zusammenhangs unter den Volksangehörigen kann deshalb keine Leistung einer Gewalt sein! Als rein negativer Bezug einer Herrschaft auf die Untertanen kommt dieses Verhältnis nicht zustande, sondern es braucht ein gemeinsames Interesse der Volksangehörigen, das sie unabhängig von der Gewalt zusammenschließt und dessen Ergebnis ihre Unterwerfung unter eine Herrschaft ist.
Dieses Interesse kann beim Volk, also einer Gruppe von Menschen, die irgendwo hausen und sich reproduzieren, nur im Verhältnis bestehen, das man zu anderen Menschen einnimmt: Man schließt sie von sich selbst und den Grundlagen der eignen Reproduktion aus. Dieser Ausschluss ist ein Gewaltverhältnis, in das man zum ausgeschlossenen Rest der Menschheit tritt und das Voraussetzung der Verfolgung der Interessen der Volksangehörigen ist und dem gerade entstandenen Volk die Notwendigkeit beschert seinen Exklusivitätsanspruch bzgl. der Verfügung über- und des Zugriffs auf Reichtumsquellen gegen andere zu behaupten. Diesem Zweck müssen die Sonderinteressen der Volksangehörigen untergeordnet werden, da die Durchsetzung des Volkes – d.h. der exklusive, ausschließende Zugriff auf Reichtumsquellen – Bedingung sämtlicher ökonomischer Interessen der Gesellschaft ist. Das macht eine Herrschaft notwendig, die diesen Konkurrenzzweck getrennt von der Gesellschaft ihr aufherrscht und die auch im Recht setzt, wer zum Volk gehört und wer nicht, da sie ja das Subjekt dieses Zwecks ist. Die Setzung der Volksangehörigkeit im Recht ist also alles andere als der Begriff des Volkes. Da die Herrschaft die Einrichtung ist, die die Konkurrenz mit anderen Nationen organisiert und der Gesellschaft aufherrscht (Reichtum dafür in Beschlag nimmt, das Militär organisiert etc…), bezieht sie sich auf die Gesellschaft, also das Volk selbst als Mittel.

Bemerkungen zum Marx-Zitat am Ende der Diskussion bei MPunkt

Wenn die Herrschaft sich so – als verselbständigte Gewalt zu einem Mittel – auf das Volk bezieht, dann ist es nicht notwendig, dass das Volk sich selbst zum Agenten des Staatsinteresses macht und das Staatsinteresse bewusst, als dieses Projekt sich exklusiven Zugriff auf Reichtumsquellen zu verschaffen fasst, sondern es reicht, dass ein Interesse am Staat gefasst wird. Es reicht für die Queen, oder “die Deutschen” zu sein, um sich als Volksangehöriger in diesem Verhältnis zu bewähren. Weil die Herrschaft eine verselbständigte Gewalt ist, ist letzteres sogar das notwendige Verhältnis: Die Herrschaft herrscht und das Volk stimmt zu. Praktisch wird die Dienstpflicht dann von der Herrschaft organisiert. Marx drückt diese Gedanken so aus:

Der konstitutionelle Staat ist der Staat, in dem das Staatsinteresse als wirkliches Interesse des Volkes nur formell, aber als eine bestimmte Form neben dem wirklichen Staat vorhanden ist; das Staatsinteresse hat hier formell wieder Wirklichkeit erhalten als Volksinteresse, aber es soll auch nur diese formelle Wirklichkeit haben. Es ist zu einer Formalität, zu dem haut goût |der Würze| des Volkslebens geworden, eine Zeremonie.
(MEW 1, 268)

In der Verwirklichung dieses Verhältnisses kommt es nicht mehr darauf an, was der einzelne Volksangehörige denkt, wie er sein Interesse am Staat fasst.
Dass von den Sonderinteressen der Gesellschaft abstrahiert wird, drückt Marx so aus (im ständischen Element sind ja gerade die Privatinteressen lokalisiert):

Das ständische Element ist die sanktionierte, gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.
Im Inhalt wird sich diese Lüge enthüllen. Als gesetzgebende Gewalt hat sie sich etabliert, eben weil die gesetzgebende Gewalt das Allgemeine zu ihrem Inhalt hat, mehr Sache des Wissens als des Willens, die metaphysische Staatsgewalt ist, während dieselbe Lüge als Regierungsgewalt etc. entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln müßte. Die metaphysische Staatsgewalt war der geeignetste Sitz der metaphysischen, allgemeinen Staatsillusion.
MEW 1, S.268

Kategorien(1) MG + GSP, (3) Fundstellen Tags:
  1. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 01:05 | #1

    auweia … wieder die staatsdebatte? oder wolltest du mit deinem kommentarlosen aufgreifen dieses endlosen gezerres gar auf die EINIGKEIT hinaus hinsichtlich der „gesetzlichen Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“ der vorwurf in der damaligen debatte war aber gerade, dass libelle beispielsweise die lüge mitmacht, wenn sie den opportunismus der untertanen in ein „gemeinsames Interesse der Volksangehörigen“ verfabelt – wissend, dass man sich seine volksangehörigkeit nicht aussucht und auch nach libelles angaben alle interessen subsumiert sind unter geschäft & gewalt.

  2. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 01:05 | #2

    auweia … wieder die staatsdebatte? oder wolltest du mit deinem kommentarlosen aufgreifen dieses endlosen gezerres gar auf die EINIGKEIT hinaus hinsichtlich der „gesetzlichen Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“ der vorwurf in der damaligen debatte war aber gerade, dass libelle beispielsweise die lüge mitmacht, wenn sie den opportunismus der untertanen in ein „gemeinsames Interesse der Volksangehörigen“ verfabelt – wissend, dass man sich seine volksangehörigkeit nicht aussucht und auch nach libelles angaben alle interessen subsumiert sind unter geschäft & gewalt.

  3. 2. August 2008, 10:50 | #3

    dass libelle beispielsweise die lüge mitmacht, wenn sie den opportunismus der untertanen in ein „gemeinsames Interesse der Volksangehörigen“ verfabelt

    Opportunismus ist eine ganz blöde Kritik. Sie behauptet nämlich „Anpassung“ als Fehler der Leute und nicht, was sie sich über die Welt denken. Aus einem Anpassungszwang heraus folgt aber kein positives Interesse an der zwingenden Einrichtung, sondern das folgt aus dem Urteil, dass sie für die Interessen, die man hat notwendig ist. Das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen, dass der Staat die Grundlagen ihrer Interessen als Lohnarbeiter, Kapitalisten oder früher eben Bauer, Grundbesitzer exklusiv gegen andere, gleichartige Gemeinschaften durchsetzt ist das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen. Das ist überhaupt keine Lüge, sondern du hast eine idealistische Auffassung davon, was ein Interesse ist. Kaum kommt es nur bedingt (z.B. durch die Notwendigkeiten der Staatenkonkurrenz) zum Zug sagst du, es gäbe es nicht. Das, was du als Begriff des Verhältnisses Staat Volk behauptest: Dass nämlich dann alle Interessen der Staatenkonkurrenz dienen ist ein notwendiges Resultat dieses gemeinsamen Interesses des Volkes und das Volk ist eben nicht eines, weil es der schlechten Gewohnheit frönt sich anzupassen.

  4. 2. August 2008, 10:50 | #4

    dass libelle beispielsweise die lüge mitmacht, wenn sie den opportunismus der untertanen in ein „gemeinsames Interesse der Volksangehörigen“ verfabelt

    Opportunismus ist eine ganz blöde Kritik. Sie behauptet nämlich „Anpassung“ als Fehler der Leute und nicht, was sie sich über die Welt denken. Aus einem Anpassungszwang heraus folgt aber kein positives Interesse an der zwingenden Einrichtung, sondern das folgt aus dem Urteil, dass sie für die Interessen, die man hat notwendig ist. Das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen, dass der Staat die Grundlagen ihrer Interessen als Lohnarbeiter, Kapitalisten oder früher eben Bauer, Grundbesitzer exklusiv gegen andere, gleichartige Gemeinschaften durchsetzt ist das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen. Das ist überhaupt keine Lüge, sondern du hast eine idealistische Auffassung davon, was ein Interesse ist. Kaum kommt es nur bedingt (z.B. durch die Notwendigkeiten der Staatenkonkurrenz) zum Zug sagst du, es gäbe es nicht. Das, was du als Begriff des Verhältnisses Staat Volk behauptest: Dass nämlich dann alle Interessen der Staatenkonkurrenz dienen ist ein notwendiges Resultat dieses gemeinsamen Interesses des Volkes und das Volk ist eben nicht eines, weil es der schlechten Gewohnheit frönt sich anzupassen.

  5. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 13:43 | #5

    „“Anpassung” als Fehler der Leute und nicht, was sie sich über die Welt denken.“
    Eine interessante Trennung: Wieso denken die Leute in deinem Konstrukt bei ihrer Anpassung nicht über die Welt nach, an die sie sich anpassen.
    „dass der Staat die Grundlagen ihrer Interessen als Lohnarbeiter, Kapitalisten […] exklusiv gegen andere, gleichartige Gemeinschaften durchsetzt ist das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen“
    Marx nennt das eine gesetzliche Lüge und hat recht. Die Widerlegung hast du auch selbst zitiert: „während dieselbe Lüge als Regierungsgewalt etc. entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln müsste“. Dass Kriege in deiner Optik auf ein Programm der Untertanen zurückgehen ist nicht nur kontrafaktisch: Wann wurde denn je Herrschaftspersonal vom Volk BEAUFTRAGT es in den Krieg zu schicken, die erfahren manchmal erst aus dem TV, wo sie als nächstes sterben dürfen. Deine Sichtweise fußt in dem merkwürdigen Dogma, auch in den abstraktesten Sphären dem Volk eine Schuldfrage an die Backe zu schmieren.
    „notwendiges Resultat dieses gemeinsamen Interesses des Volkes“
    Selbst wenn ich mal großzügig über den logischen Fehler hinwegsehe, dass die (mal wieder inhaltsbereinigten) Interessen von Untertanen auch durch deine Brille als kapitalistische vorkommen, also schlecht der Grund für die ihnen vorausgesetzte Gesellschaft sein können, ist es dein Katechismus den Menschen, die in welche Staatsgebilde auch immer hineingeboren werden, anzudichten sie seien die Urheber dessen, woran sie sich abarbeiten.

  6. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 13:43 | #6

    „“Anpassung” als Fehler der Leute und nicht, was sie sich über die Welt denken.“
    Eine interessante Trennung: Wieso denken die Leute in deinem Konstrukt bei ihrer Anpassung nicht über die Welt nach, an die sie sich anpassen.
    „dass der Staat die Grundlagen ihrer Interessen als Lohnarbeiter, Kapitalisten […] exklusiv gegen andere, gleichartige Gemeinschaften durchsetzt ist das gemeinsame Interesse der Volksangehörigen“
    Marx nennt das eine gesetzliche Lüge und hat recht. Die Widerlegung hast du auch selbst zitiert: „während dieselbe Lüge als Regierungsgewalt etc. entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln müsste“. Dass Kriege in deiner Optik auf ein Programm der Untertanen zurückgehen ist nicht nur kontrafaktisch: Wann wurde denn je Herrschaftspersonal vom Volk BEAUFTRAGT es in den Krieg zu schicken, die erfahren manchmal erst aus dem TV, wo sie als nächstes sterben dürfen. Deine Sichtweise fußt in dem merkwürdigen Dogma, auch in den abstraktesten Sphären dem Volk eine Schuldfrage an die Backe zu schmieren.
    „notwendiges Resultat dieses gemeinsamen Interesses des Volkes“
    Selbst wenn ich mal großzügig über den logischen Fehler hinwegsehe, dass die (mal wieder inhaltsbereinigten) Interessen von Untertanen auch durch deine Brille als kapitalistische vorkommen, also schlecht der Grund für die ihnen vorausgesetzte Gesellschaft sein können, ist es dein Katechismus den Menschen, die in welche Staatsgebilde auch immer hineingeboren werden, anzudichten sie seien die Urheber dessen, woran sie sich abarbeiten.

  7. Krim
    2. August 2008, 16:20 | #7

    Es reicht doch, wenn das Volk aus dem Radio erfährt, wo die Nation aktuell ihre Interessen verteidigen muss und ihre Verantwortung in der Völkerfamilie tragen muss. Dazu gibt’s die Regierung und dazu wird sie gewählt vom Volk, dass sie diese Entscheidungen unbehelligt vom Druck der Straße trifft. Dass sie sich als Nation nicht drücken darf und ihre Interessen in der Welt wahrnehmen muss, darin sind sich doch alle einig. Demokratische Kriegsgegner kritisieren nie, dass sich die Bevölkerung im Land als Volk gegen andere Nationen aufstellt und diese bei Bearf auch gewaltsam unterzuordnen versucht. Nein, da kommen Bedenken ob das Mittel Krieg zum politischen Ziel passt, ob es wirklich die Botmäßigkeit beim Kriegsgegner herstellt usw. Niemals, außer wenn es eine Revolution gibt, wird aber die Nation und die Berechtigung ihrer Interessen in Frage gestellt.
    Geradezu absurd ist es, das Verhältnis so darzustellen als säßen irgendwo ein paar Regierungungshanseln, die sich Gegnerstaaten auszusuchen und dann dem Volk Kriege aufzwingen, die sie gar nicht führen wollen.

  8. Krim
    2. August 2008, 16:20 | #8

    Es reicht doch, wenn das Volk aus dem Radio erfährt, wo die Nation aktuell ihre Interessen verteidigen muss und ihre Verantwortung in der Völkerfamilie tragen muss. Dazu gibt’s die Regierung und dazu wird sie gewählt vom Volk, dass sie diese Entscheidungen unbehelligt vom Druck der Straße trifft. Dass sie sich als Nation nicht drücken darf und ihre Interessen in der Welt wahrnehmen muss, darin sind sich doch alle einig. Demokratische Kriegsgegner kritisieren nie, dass sich die Bevölkerung im Land als Volk gegen andere Nationen aufstellt und diese bei Bearf auch gewaltsam unterzuordnen versucht. Nein, da kommen Bedenken ob das Mittel Krieg zum politischen Ziel passt, ob es wirklich die Botmäßigkeit beim Kriegsgegner herstellt usw. Niemals, außer wenn es eine Revolution gibt, wird aber die Nation und die Berechtigung ihrer Interessen in Frage gestellt.
    Geradezu absurd ist es, das Verhältnis so darzustellen als säßen irgendwo ein paar Regierungungshanseln, die sich Gegnerstaaten auszusuchen und dann dem Volk Kriege aufzwingen, die sie gar nicht führen wollen.

  9. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 17:11 | #9

    „Niemals wird aber die Nation und die Berechtigung ihrer Interessen in Frage gestellt.“
    Dass etwas, das ihr euch wünscht, nicht getan wird, lässt nicht den Schluss zu, dass die Nation und deren Wirken ausgerechnet auf dem Mist derer gewachsen sei, die dafür als menschliches Material in allen staatlichen Berechnungen herhalten müssen. Das verwischt den Gegensatz zwischen Volk und Staat. Und die Zustimmung zu diesem Zirkus ist auch nicht gleichbedeutend mit der Beteiligung an Staatszwecken oder gar ihrer Setzung. Wie man bei Wahlen sehr gut sieht, wird periodisch über das Personal abgestimmt, damit das dann „unbehelligt vom Druck der Straße“ REGIEREN kann, was offensichtlich das Gegenteil davon ist, einem – wie auch immer gearteten – Volkswillen zu entsprechen.
    Diese verkehrte Abstraktion „die sind sich alle einig“ kennzeichnet Marx korrekterweise als „metaphysische, allgemeine Staatsillusion“, die den Widerspruch Staat/Volk zu einer Seite auflösen will – eine Lüge, die jeder Staatsmann aufsagen können muss: er sei bloß Diener an einem Volksauftrag. Wegen der moralischen Schuldsuche kommt euch schon die Benennung vom Gegensatz Obrigkeit/Untertanen vor wie eine Ehrenrettung der begeisterten Anhänger von Geschäft & Gewalt. An anderer Stelle wisst ihr wiederum sehr genau davon zu berichten, auf welche Voraussetzungen man so trifft, solange man als Bürger unterwegs ist.

  10. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 17:11 | #10

    „Niemals wird aber die Nation und die Berechtigung ihrer Interessen in Frage gestellt.“
    Dass etwas, das ihr euch wünscht, nicht getan wird, lässt nicht den Schluss zu, dass die Nation und deren Wirken ausgerechnet auf dem Mist derer gewachsen sei, die dafür als menschliches Material in allen staatlichen Berechnungen herhalten müssen. Das verwischt den Gegensatz zwischen Volk und Staat. Und die Zustimmung zu diesem Zirkus ist auch nicht gleichbedeutend mit der Beteiligung an Staatszwecken oder gar ihrer Setzung. Wie man bei Wahlen sehr gut sieht, wird periodisch über das Personal abgestimmt, damit das dann „unbehelligt vom Druck der Straße“ REGIEREN kann, was offensichtlich das Gegenteil davon ist, einem – wie auch immer gearteten – Volkswillen zu entsprechen.
    Diese verkehrte Abstraktion „die sind sich alle einig“ kennzeichnet Marx korrekterweise als „metaphysische, allgemeine Staatsillusion“, die den Widerspruch Staat/Volk zu einer Seite auflösen will – eine Lüge, die jeder Staatsmann aufsagen können muss: er sei bloß Diener an einem Volksauftrag. Wegen der moralischen Schuldsuche kommt euch schon die Benennung vom Gegensatz Obrigkeit/Untertanen vor wie eine Ehrenrettung der begeisterten Anhänger von Geschäft & Gewalt. An anderer Stelle wisst ihr wiederum sehr genau davon zu berichten, auf welche Voraussetzungen man so trifft, solange man als Bürger unterwegs ist.

  11. Krim
    2. August 2008, 18:33 | #11

    @der-mit-den-Tomaten-auf-den-Augen: „Das verwischt den Gegensatz zwischen Volk und Staat.“ Dafür müsstest du erstmal wissen, worin er genau besteht und wie er beschaffen ist. Dass es ihn gibt ist klar. Nur gibt es ihn eben nicht so, wie du dir das denkst. Das Volk wird nicht dazu gezwungen Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung.
    „Und die Zustimmung zu diesem Zirkus ist auch nicht gleichbedeutend mit der Beteiligung an Staatszwecken oder gar ihrer Setzung.“ Bei der Einigkeit im Zweck der Veranstaltung namens Nation ist es doch auch gar nicht nötig, dass Zustimmung und Setzung gleichbedeutend ist. Das ist halt ne Arbeitsteilung. Regierung setzt die Zwecke und das Volk sorgt für die Unsetzung. Beide sind sich einig im Zweck der Nation und dass es genau so sein soll. Aus dem Unterschied zwischen Macher und Gefolgschaft resultiert jedenfalls kein Gegensatz.
    „Wie man bei Wahlen sehr gut sieht, wird periodisch über das Personal abgestimmt, damit das dann „unbehelligt vom Druck der Straße“ REGIEREN kann, was offensichtlich das Gegenteil davon ist, einem – wie auch immer gearteten – Volkswillen zu entsprechen.“ Ja genau. Einen Gegensatz gibt es auch. Sich aber plump auf die eine Seite zu schlagen und zu behaupten Volk und Staat sei nur ein Gegensatz, ist eben nicht die Wahrheit des Verhältnisses, siehe Libelles Beitrag.
    „die den Widerspruch Staat/Volk zu einer Seite auflösen will –“ Wollen wir gar nicht. Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt und sonst nichts. Zwang allein ist nicht die Wahrheit. Ein Volk ist kein Gefangenenlager. Damit eine Nation geht muss es auch eine Interessensidentität zwischen Volk und Staat geben, (neben dem Gegensatz, den es auch gibt). Ich könnte das jetzt inhaltlich ausführen. Das bringt aber nichts, solange du das Verhältnis von Volk und Staat allein nach der Seite des Zwangs auflöst.

  12. Krim
    2. August 2008, 18:33 | #12

    @der-mit-den-Tomaten-auf-den-Augen: „Das verwischt den Gegensatz zwischen Volk und Staat.“ Dafür müsstest du erstmal wissen, worin er genau besteht und wie er beschaffen ist. Dass es ihn gibt ist klar. Nur gibt es ihn eben nicht so, wie du dir das denkst. Das Volk wird nicht dazu gezwungen Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung.
    „Und die Zustimmung zu diesem Zirkus ist auch nicht gleichbedeutend mit der Beteiligung an Staatszwecken oder gar ihrer Setzung.“ Bei der Einigkeit im Zweck der Veranstaltung namens Nation ist es doch auch gar nicht nötig, dass Zustimmung und Setzung gleichbedeutend ist. Das ist halt ne Arbeitsteilung. Regierung setzt die Zwecke und das Volk sorgt für die Unsetzung. Beide sind sich einig im Zweck der Nation und dass es genau so sein soll. Aus dem Unterschied zwischen Macher und Gefolgschaft resultiert jedenfalls kein Gegensatz.
    „Wie man bei Wahlen sehr gut sieht, wird periodisch über das Personal abgestimmt, damit das dann „unbehelligt vom Druck der Straße“ REGIEREN kann, was offensichtlich das Gegenteil davon ist, einem – wie auch immer gearteten – Volkswillen zu entsprechen.“ Ja genau. Einen Gegensatz gibt es auch. Sich aber plump auf die eine Seite zu schlagen und zu behaupten Volk und Staat sei nur ein Gegensatz, ist eben nicht die Wahrheit des Verhältnisses, siehe Libelles Beitrag.
    „die den Widerspruch Staat/Volk zu einer Seite auflösen will –“ Wollen wir gar nicht. Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt und sonst nichts. Zwang allein ist nicht die Wahrheit. Ein Volk ist kein Gefangenenlager. Damit eine Nation geht muss es auch eine Interessensidentität zwischen Volk und Staat geben, (neben dem Gegensatz, den es auch gibt). Ich könnte das jetzt inhaltlich ausführen. Das bringt aber nichts, solange du das Verhältnis von Volk und Staat allein nach der Seite des Zwangs auflöst.

  13. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 19:47 | #13

    @Krim
    „Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung.“
    Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein – eigentlich auch EURER, ihr seid ja auch Volk! Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern sich auf den (angeblichen oder tatsächlichen) Volkswillen zu berufen ist die „gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“ (s. o.)
    Auf die Frage, was Herrschaft ist, kommt auch prompt die Antwort aus dem Sozialkundebuch: „Das ist halt ne Arbeitsteilung.“ Wenn ihr diese Ansicht mit allen Politikern teilt, weiß ich gar nicht, warum ihr noch rumkritisiert, dann ist doch alles bestens, alle haben im Kapitalismus genau das, was sie wollen – nur dass euer komischer Kommunismus etwas kurz kommt, aber dafür könnt ihr euch damit trösten, dass ihr schlauer und unglücklicher als die Bürger sterbt.
    „Aus dem Unterschied zwischen Macher und Gefolgschaft resultiert jedenfalls kein Gegensatz“
    Sagt auch keiner, aber das Bedürfnis nach einer Sychellenreise und der staatliche Eigentumsvorbehalt sind ein Gegensatz. Der Staat weiß von seinem Gegensatz zum Volk und richtet sich mit entsprechenden Gewaltmitteln darauf ein. Das bemerkt man nicht erst bei einer Demo – wenn man keine volktümelnden Tomaten auf den Augen hat.
    „plump auf die eine Seite zu schlagen“
    wird ewig ein Popanz bleiben, auf den ihr einknüppelt. Bislang war die Leugnung des begeisterten Volkswillens AUSSCHLIESSLICH eure Erfindung. Es bestreitet doch niemand die Leistungs- und Opferbereitschaft nützlicher Idioten. Warum sollte man sich auch derart unbeliebt machen, wenn es bloß darum gehen würde Untertanengeist in Schutz zu nehmen?
    „Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt“
    So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte. Das glaubt ihr doch selbst nicht. Dennoch ist beiden Staatsformen gemein, dass sie als Gewaltmonopole Herrschaft ausüben und so über die Lebensbedingungen, Rechnungsweisen und gesellschaftlichen Verkehrsformen ihres Volkes bestimmen. Unabhängig von jedem konkreten Staatsgebilde kann man also bereits einen Schluss auf staatlich gestiftete Willensverhältnisse ziehen, die Untertanen angesichts ihrer Ohnmacht eingehen. Aber die Schlussfolgerung, dass Obrigkeit ein Werk ihrer Untergeordneten wäre, bleibt im Ausgangspunkt widersprüchlich.
    „ … während dieselbe Lüge als Regierungsgewalt etc. entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln müsste.“

  14. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 19:47 | #14

    @Krim
    „Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung.“
    Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein – eigentlich auch EURER, ihr seid ja auch Volk! Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern sich auf den (angeblichen oder tatsächlichen) Volkswillen zu berufen ist die „gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“ (s. o.)
    Auf die Frage, was Herrschaft ist, kommt auch prompt die Antwort aus dem Sozialkundebuch: „Das ist halt ne Arbeitsteilung.“ Wenn ihr diese Ansicht mit allen Politikern teilt, weiß ich gar nicht, warum ihr noch rumkritisiert, dann ist doch alles bestens, alle haben im Kapitalismus genau das, was sie wollen – nur dass euer komischer Kommunismus etwas kurz kommt, aber dafür könnt ihr euch damit trösten, dass ihr schlauer und unglücklicher als die Bürger sterbt.
    „Aus dem Unterschied zwischen Macher und Gefolgschaft resultiert jedenfalls kein Gegensatz“
    Sagt auch keiner, aber das Bedürfnis nach einer Sychellenreise und der staatliche Eigentumsvorbehalt sind ein Gegensatz. Der Staat weiß von seinem Gegensatz zum Volk und richtet sich mit entsprechenden Gewaltmitteln darauf ein. Das bemerkt man nicht erst bei einer Demo – wenn man keine volktümelnden Tomaten auf den Augen hat.
    „plump auf die eine Seite zu schlagen“
    wird ewig ein Popanz bleiben, auf den ihr einknüppelt. Bislang war die Leugnung des begeisterten Volkswillens AUSSCHLIESSLICH eure Erfindung. Es bestreitet doch niemand die Leistungs- und Opferbereitschaft nützlicher Idioten. Warum sollte man sich auch derart unbeliebt machen, wenn es bloß darum gehen würde Untertanengeist in Schutz zu nehmen?
    „Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt“
    So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte. Das glaubt ihr doch selbst nicht. Dennoch ist beiden Staatsformen gemein, dass sie als Gewaltmonopole Herrschaft ausüben und so über die Lebensbedingungen, Rechnungsweisen und gesellschaftlichen Verkehrsformen ihres Volkes bestimmen. Unabhängig von jedem konkreten Staatsgebilde kann man also bereits einen Schluss auf staatlich gestiftete Willensverhältnisse ziehen, die Untertanen angesichts ihrer Ohnmacht eingehen. Aber die Schlussfolgerung, dass Obrigkeit ein Werk ihrer Untergeordneten wäre, bleibt im Ausgangspunkt widersprüchlich.
    „ … während dieselbe Lüge als Regierungsgewalt etc. entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln müsste.“

  15. Krim
    2. August 2008, 22:53 | #15

    Jetzt stell ich einfach zwei Aussagen aus dem selben Beitrag gegenüber:
    „Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein…“
    „„Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt“ – dmdTadA: So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte.“ Entscheide dich mal , kommt der Wille jetzt durch Gewalt zustande oder nicht. Ist er frei oder nicht? Ist es ein Wille oder keiner. Ist das Volk frei oder gezwungen?
    „– eigentlich auch EURER, ihr seid ja auch Volk! „ Wieso das denn? Wir behaupten doch erstens gar nicht, dass der Wille zu einem Volk zu gehören unter Gewaltandrohung zustande kommt. Zweitens sind wir nicht Volk, weil wir uns eben nicht in dieses Kollektiv zählen. Wir werden höchsten vom Staat als Volk beansprucht. Aber bloß weil der Staat mich als Teil des Volkes will, ist das nicht die Wahrheit der Sache. Das ist dein Hegelianismus, der das, was der Staat durchsetzt für den Begriff der Sache hält.
    „Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern…“ Am Deutsch liegt es auch bei dir nicht, dass du nicht kapierst, worin die Lüge der Staatsmänner besteht. Die Lüge liegt in der behaupteten vollständigen Identität von Volks- und Staatswille. Sowas habe ich wiedrum nie behauptet, weshalb ich auch deren Lügen nicht recht gebe. Es gibt eben beides im Verhältnis von Volk und Staat, Identität und Gegensatz.
    „Auf die Frage, was Herrschaft ist, kommt auch prompt die Antwort aus dem Sozialkundebuch:“ Erstens gab es deinerseits keine Frage und zweiten habe ich auf deine eingebildete Frage keine Antwort gegeben. Die Aussage war, dass sich Volk und Führung einig sind im Zweck der Nation, sich gegen andere Nationen aufzustellen und gegen sie zu konkurrieren. Und von diesem Zweck leitet sich dann auch der Gegensatz ab, den sie zueinander haben.
    „Wenn ihr diese Ansicht mit allen Politikern teilt, weiß ich gar nicht, warum ihr noch rumkritisiert, dann ist doch alles bestens, alle haben im Kapitalismus genau das, was sie wollen…“ Interessant. Du kannst dir also nur eine Kritik vorstellen, wenn die Führung nicht dem wahren Volkswillen entspricht. Als dürfte man gegen den Volkswillen nichts mehr sagen, wenn er mit der Führung darin einig ist, dass es um den Erfolg der Nation geht. Teilweise hat das Volk im Kapitalismus wirklich was es will.
    Zu denken die Leute seien unterdrückt und man würde mit dem Kommunimus ihrem eigentlichen systemkritischen Willen auf die Sprünge helfen ist weltfremd. Nein. Man trägt denen wirklich ein neues Interesse an, das sie von sich aus nicht haben. Man muss in der Tat ihren Willen kritisieren.
    „Sagt auch keiner, aber das Bedürfnis nach einer Sychellenreise und der staatliche Eigentumsvorbehalt sind ein Gegensatz. „ Ja stimmt schon. Aber sag doch mal worin der Gegensatz besteht und wie er beschaffen ist? Woher kommt der denn? Liegt das am Eigentum, das der Staat, böse, wie er ist, seiner Gesellschaft verordnet. „Der Staat weiß von seinem Gegensatz zum Volk und richtet sich mit entsprechenden Gewaltmitteln darauf ein.“ Als hätte er seine Gewaltmittel, um sein Volk knechten zu können. Das Gefangenenlager lässt grüßen.
    „Es bestreitet doch niemand die Leistungs- und Opferbereitschaft nützlicher Idioten.“ Doch du. Mit „nützliche Idioten“ bestreitest du eben die freie Willensleistung, die in ihrer Opferbereitschaft für die Nation zum Ausdruck kommt. Das geht ständig so. Da seid ihr auch recht erfinderisch in den Formulierungen. Von „Mitmachen“ und „Zustimmen“ ist da die Rede. Soll heißen. Das Volk ist nicht der Erfinder, sondern macht nur mit, obwohl es das eigentlich nicht will. Im Satz wird der Wille konstatiert und in der Wortbedeutung durchgestrichen.
    „So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte.“
    Erklär doch mal den Unterschied. „Aber die Schlussfolgerung, dass Obrigkeit ein Werk ihrer Untergeordneten wäre, bleibt im Ausgangspunkt widersprüchlich.“ Ja und worin besteht der Widerspruch? Dass die Gewaltmonopole die Lebensbedingungen ihres Volkes bestimmt, widerlegt doch gar nicht, dass die Gewaltinstanz der Gesellschaft das gemäß dem Willen des Volkes tut. Im Gegenteil. Gewalt ist gar nicht denkbar ohne einen Willen, dem sie dient. Widersprüchlich ist es, die in Staatsgewalten aufgeteilte Welt als quasi natürlichen Zustand zu nehmen d.h. Staatsgewalten einfach als existent zu unterstellen und die Völker als ihr Werk zu begreifen. Die Völker widerum können gar nicht anders, weil sie ja keine Macht besitzen, da diese in den Händen der Staatsgewalt liegt. Schöne Tautologie. In Gedanken wird das Verhältnis Volk Staat unterstellt (Staat hat Macht, Volk nicht) und daraus dann das Verhältnis Volk-Staat abgeleitet. Staat macht Volk. Bravo!

  16. Krim
    2. August 2008, 22:53 | #16

    Jetzt stell ich einfach zwei Aussagen aus dem selben Beitrag gegenüber:
    „Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein…“
    „„Du sagst doch, das Volk sei geknüppelt“ – dmdTadA: So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte.“ Entscheide dich mal , kommt der Wille jetzt durch Gewalt zustande oder nicht. Ist er frei oder nicht? Ist es ein Wille oder keiner. Ist das Volk frei oder gezwungen?
    „– eigentlich auch EURER, ihr seid ja auch Volk! „ Wieso das denn? Wir behaupten doch erstens gar nicht, dass der Wille zu einem Volk zu gehören unter Gewaltandrohung zustande kommt. Zweitens sind wir nicht Volk, weil wir uns eben nicht in dieses Kollektiv zählen. Wir werden höchsten vom Staat als Volk beansprucht. Aber bloß weil der Staat mich als Teil des Volkes will, ist das nicht die Wahrheit der Sache. Das ist dein Hegelianismus, der das, was der Staat durchsetzt für den Begriff der Sache hält.
    „Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern…“ Am Deutsch liegt es auch bei dir nicht, dass du nicht kapierst, worin die Lüge der Staatsmänner besteht. Die Lüge liegt in der behaupteten vollständigen Identität von Volks- und Staatswille. Sowas habe ich wiedrum nie behauptet, weshalb ich auch deren Lügen nicht recht gebe. Es gibt eben beides im Verhältnis von Volk und Staat, Identität und Gegensatz.
    „Auf die Frage, was Herrschaft ist, kommt auch prompt die Antwort aus dem Sozialkundebuch:“ Erstens gab es deinerseits keine Frage und zweiten habe ich auf deine eingebildete Frage keine Antwort gegeben. Die Aussage war, dass sich Volk und Führung einig sind im Zweck der Nation, sich gegen andere Nationen aufzustellen und gegen sie zu konkurrieren. Und von diesem Zweck leitet sich dann auch der Gegensatz ab, den sie zueinander haben.
    „Wenn ihr diese Ansicht mit allen Politikern teilt, weiß ich gar nicht, warum ihr noch rumkritisiert, dann ist doch alles bestens, alle haben im Kapitalismus genau das, was sie wollen…“ Interessant. Du kannst dir also nur eine Kritik vorstellen, wenn die Führung nicht dem wahren Volkswillen entspricht. Als dürfte man gegen den Volkswillen nichts mehr sagen, wenn er mit der Führung darin einig ist, dass es um den Erfolg der Nation geht. Teilweise hat das Volk im Kapitalismus wirklich was es will.
    Zu denken die Leute seien unterdrückt und man würde mit dem Kommunimus ihrem eigentlichen systemkritischen Willen auf die Sprünge helfen ist weltfremd. Nein. Man trägt denen wirklich ein neues Interesse an, das sie von sich aus nicht haben. Man muss in der Tat ihren Willen kritisieren.
    „Sagt auch keiner, aber das Bedürfnis nach einer Sychellenreise und der staatliche Eigentumsvorbehalt sind ein Gegensatz. „ Ja stimmt schon. Aber sag doch mal worin der Gegensatz besteht und wie er beschaffen ist? Woher kommt der denn? Liegt das am Eigentum, das der Staat, böse, wie er ist, seiner Gesellschaft verordnet. „Der Staat weiß von seinem Gegensatz zum Volk und richtet sich mit entsprechenden Gewaltmitteln darauf ein.“ Als hätte er seine Gewaltmittel, um sein Volk knechten zu können. Das Gefangenenlager lässt grüßen.
    „Es bestreitet doch niemand die Leistungs- und Opferbereitschaft nützlicher Idioten.“ Doch du. Mit „nützliche Idioten“ bestreitest du eben die freie Willensleistung, die in ihrer Opferbereitschaft für die Nation zum Ausdruck kommt. Das geht ständig so. Da seid ihr auch recht erfinderisch in den Formulierungen. Von „Mitmachen“ und „Zustimmen“ ist da die Rede. Soll heißen. Das Volk ist nicht der Erfinder, sondern macht nur mit, obwohl es das eigentlich nicht will. Im Satz wird der Wille konstatiert und in der Wortbedeutung durchgestrichen.
    „So ein Unsinn, als wenn ich (oder irgendwer) die demokratische Staasräson nicht von der einer Militärdiktatur unterscheiden könnte.“
    Erklär doch mal den Unterschied. „Aber die Schlussfolgerung, dass Obrigkeit ein Werk ihrer Untergeordneten wäre, bleibt im Ausgangspunkt widersprüchlich.“ Ja und worin besteht der Widerspruch? Dass die Gewaltmonopole die Lebensbedingungen ihres Volkes bestimmt, widerlegt doch gar nicht, dass die Gewaltinstanz der Gesellschaft das gemäß dem Willen des Volkes tut. Im Gegenteil. Gewalt ist gar nicht denkbar ohne einen Willen, dem sie dient. Widersprüchlich ist es, die in Staatsgewalten aufgeteilte Welt als quasi natürlichen Zustand zu nehmen d.h. Staatsgewalten einfach als existent zu unterstellen und die Völker als ihr Werk zu begreifen. Die Völker widerum können gar nicht anders, weil sie ja keine Macht besitzen, da diese in den Händen der Staatsgewalt liegt. Schöne Tautologie. In Gedanken wird das Verhältnis Volk Staat unterstellt (Staat hat Macht, Volk nicht) und daraus dann das Verhältnis Volk-Staat abgeleitet. Staat macht Volk. Bravo!

  17. 2. August 2008, 23:10 | #17

    Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern sich auf den (angeblichen oder tatsächlichen) Volkswillen zu berufen ist die „gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“

    Du bist einfach ein jämmerlicher Fälscher. Nochmal das Originalzitat:

    Das ständische Element ist die sanktionierte, gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.

    Das STÄNDISCHE Element ist diese Lüge d.h. durch es wird die Fiktion erzeugt, dass es dem Staat um die SONERINTERESSEN der Volksangehörigen ginge. Was es damit auf sich hat steht oben in meinem Beitrag. Mir ist es wirklich zu dumm mich mit Leuten auseinandersetzen zu müssen, die nicht an einer sachlichen Klärung interessiert sind sondern Debatte, wie auch Zitate, die sie selbst einmal aufgebracht haben neu erfinden, wie sie sie brauchen.

  18. 2. August 2008, 23:10 | #18

    Dabei spricht Marx eigentlich verständliches Deutsch: Die Tour von Staatsmännern sich auf den (angeblichen oder tatsächlichen) Volkswillen zu berufen ist die „gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.“

    Du bist einfach ein jämmerlicher Fälscher. Nochmal das Originalzitat:

    Das ständische Element ist die sanktionierte, gesetzliche Lüge der konstitutionellen Staaten, daß der Staat das Interesse des Volks oder daß das Volk das Staatsinteresse ist.

    Das STÄNDISCHE Element ist diese Lüge d.h. durch es wird die Fiktion erzeugt, dass es dem Staat um die SONERINTERESSEN der Volksangehörigen ginge. Was es damit auf sich hat steht oben in meinem Beitrag. Mir ist es wirklich zu dumm mich mit Leuten auseinandersetzen zu müssen, die nicht an einer sachlichen Klärung interessiert sind sondern Debatte, wie auch Zitate, die sie selbst einmal aufgebracht haben neu erfinden, wie sie sie brauchen.

  19. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 23:53 | #19

    @krim
    ja, jedes volk ist immer so frei, wie es sein staat zulässt.
    „bloß weil der Staat mich als Teil des Volkes will, ist das nicht die Wahrheit der Sache“
    aha. wer will dich denn noch als volksteil? gibt es noch andere interessenten? anders gefragt: warum kommen nicht die völker auf dich zu, um für eine mitgliedschaft bei ihnen zu werben, warum ist es immer nur ein staat, der nicht einmal nachfragt, auf wen er da anspruch erhebt usw. usf.
    „ihrem eigentlichen systemkritischen Willen auf die Sprünge helfen ist weltfremd“
    stimmt, hat aber niemand behauptet.
    „Als hätte er seine Gewaltmittel, um sein Volk knechten zu können. Das Gefangenenlager lässt grüßen.“
    nein, gewaltmittel sind doch gar keine in staatlicher hand. ein schelm, wer da an zwang denkt. das ist das verwöhnprogramm für anspruchsvolle demokraten: der demokratische staat übt gar keine gewalt aus, er „befriedet“ sie – wenn nötig unter gewaltanwendung.
    „Opferbereitschaft für die Nation“ IST eine freie willensleistung, das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein. menschen, die in den ihnen „angebotenen“ lebensumständen ihr glück suchen, legen sich ganz frei ihre anpassungsleistungen zurecht.
    … aber das reicht mir heut an staatsgründungsideologie …

  20. trautseinenaugennicht
    2. August 2008, 23:53 | #20

    @krim
    ja, jedes volk ist immer so frei, wie es sein staat zulässt.
    „bloß weil der Staat mich als Teil des Volkes will, ist das nicht die Wahrheit der Sache“
    aha. wer will dich denn noch als volksteil? gibt es noch andere interessenten? anders gefragt: warum kommen nicht die völker auf dich zu, um für eine mitgliedschaft bei ihnen zu werben, warum ist es immer nur ein staat, der nicht einmal nachfragt, auf wen er da anspruch erhebt usw. usf.
    „ihrem eigentlichen systemkritischen Willen auf die Sprünge helfen ist weltfremd“
    stimmt, hat aber niemand behauptet.
    „Als hätte er seine Gewaltmittel, um sein Volk knechten zu können. Das Gefangenenlager lässt grüßen.“
    nein, gewaltmittel sind doch gar keine in staatlicher hand. ein schelm, wer da an zwang denkt. das ist das verwöhnprogramm für anspruchsvolle demokraten: der demokratische staat übt gar keine gewalt aus, er „befriedet“ sie – wenn nötig unter gewaltanwendung.
    „Opferbereitschaft für die Nation“ IST eine freie willensleistung, das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein. menschen, die in den ihnen „angebotenen“ lebensumständen ihr glück suchen, legen sich ganz frei ihre anpassungsleistungen zurecht.
    … aber das reicht mir heut an staatsgründungsideologie …

  21. Krim
    3. August 2008, 18:52 | #21

    „“Opferbereitschaft für die Nation” IST eine freie willensleistung, das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.“ Eben. Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein. Ein Satz zuvor hältst du den Staat noch für ein Gefangenenlager, das seinen Häftlingen mit Gewalt den Willen zum Staat einbleut.

  22. Krim
    3. August 2008, 18:52 | #22

    „“Opferbereitschaft für die Nation” IST eine freie willensleistung, das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.“ Eben. Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein. Ein Satz zuvor hältst du den Staat noch für ein Gefangenenlager, das seinen Häftlingen mit Gewalt den Willen zum Staat einbleut.

  23. 3. August 2008, 21:21 | #23

    zu Krims „Das Volk wird nicht dazu gezwungen Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung“ bzw. trautseinenaugennicht „dass man sich seine volksangehörigkeit nicht aussucht“ und „Wann wurde denn je Herrschaftspersonal vom Volk BEAUFTRAGT es in den Krieg zu schicken“ und „Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein …?“
    In einem anderen Thread hat ein GSP-Verteidiger auf das Separatisten-Volkstümler-Argument (wo ja regelmäßig ohne erfolgreiche Agitation und nicht Unterwerfung für ein neues/“altes“ Volk gar keine Bewegung zustande kommt, die sich „ihren“ neuen Staat ertrotzen kann,) irgendwie doch noch den Dreh gekriegt, das mit der herrschenden Staatsgewalt des Staates, gegen den die Abspaltungsnationalisten angehen, zu begründen. Weiß jemand noch wo?

  24. 3. August 2008, 21:21 | #24

    zu Krims „Das Volk wird nicht dazu gezwungen Volk zu sein. Das ist schon ihre eigene Willensleistung“ bzw. trautseinenaugennicht „dass man sich seine volksangehörigkeit nicht aussucht“ und „Wann wurde denn je Herrschaftspersonal vom Volk BEAUFTRAGT es in den Krieg zu schicken“ und „Da schau her, ein Wille, der unter Gewaltandrohung zustande kommt, soll der Grund für ein Programm seiner eigenen Sanktionierung sein …?“
    In einem anderen Thread hat ein GSP-Verteidiger auf das Separatisten-Volkstümler-Argument (wo ja regelmäßig ohne erfolgreiche Agitation und nicht Unterwerfung für ein neues/“altes“ Volk gar keine Bewegung zustande kommt, die sich „ihren“ neuen Staat ertrotzen kann,) irgendwie doch noch den Dreh gekriegt, das mit der herrschenden Staatsgewalt des Staates, gegen den die Abspaltungsnationalisten angehen, zu begründen. Weiß jemand noch wo?

  25. trautseinenaugennicht
    3. August 2008, 22:06 | #25

    „Ein Satz zuvor hältst du den Staat noch für ein Gefangenenlager, das seinen Häftlingen mit Gewalt den Willen zum Staat einbleut.“
    Ich habe alles abgesucht und finde den Fehler, den du dir für mich ausgedacht hast nicht. Einen Absatz vorher lasse ich mich gerade über die friedliche Interpretation von Gewaltmitteln aus, was hat das mit Kerker zu tun? Kannst du bitte noch einmal die Stelle zitieren, in der ich den Staat angeblich als Knastwärter o. ä. bezeichne, ich kenne das bislang nur als eure Lüge über ein Argument, was ihr nicht mögt. Das hat aber mit Gefangenschaft wenig zu tun: Der Staat diktiert auf seinem Territorium den Leuten, die da rumlaufen, die Lebensbedingungen und macht sie qua Gewalt zu seinem Volk. Oder was hat er sich sonst bei seiner Ausweispflicht gedacht? Was das Volk dann damit anfängt, ist ganz frei – innerhalb des gesetzlichen Rahmens versteht sich!

  26. trautseinenaugennicht
    3. August 2008, 22:06 | #26

    „Ein Satz zuvor hältst du den Staat noch für ein Gefangenenlager, das seinen Häftlingen mit Gewalt den Willen zum Staat einbleut.“
    Ich habe alles abgesucht und finde den Fehler, den du dir für mich ausgedacht hast nicht. Einen Absatz vorher lasse ich mich gerade über die friedliche Interpretation von Gewaltmitteln aus, was hat das mit Kerker zu tun? Kannst du bitte noch einmal die Stelle zitieren, in der ich den Staat angeblich als Knastwärter o. ä. bezeichne, ich kenne das bislang nur als eure Lüge über ein Argument, was ihr nicht mögt. Das hat aber mit Gefangenschaft wenig zu tun: Der Staat diktiert auf seinem Territorium den Leuten, die da rumlaufen, die Lebensbedingungen und macht sie qua Gewalt zu seinem Volk. Oder was hat er sich sonst bei seiner Ausweispflicht gedacht? Was das Volk dann damit anfängt, ist ganz frei – innerhalb des gesetzlichen Rahmens versteht sich!

  27. 4. August 2008, 10:02 | #27

    Der Staat diktiert auf seinem Territorium den Leuten, die da rumlaufen, die Lebensbedingungen und macht sie qua Gewalt zu seinem Volk. Oder was hat er sich sonst bei seiner Ausweispflicht gedacht? Was das Volk dann damit anfängt, ist ganz frei – innerhalb des gesetzlichen Rahmens versteht sich!

    Ja und dieses Argument ist jedes mal – auch im Eingangsbeitrag kritisiert: Der Staat kann nur auf der Grundlage allgemeiner Zustimmung zu sich diktieren, wer zum Volk gehört. Also ist und bleibt es falsch zu behaupten, dass der Staat die Leute zum Volk macht. Sie machen ihn zum Staat und dann setzt er die Volksangehörigkeit ins Recht. Gibt es diese Zustimmung zum Staat nicht, dann gibt es auch den Staat nicht mehr, der Leute zum Volk machen könnte.
    Willst du dich vielleicht mal zu deiner Fälschungsleistung von oben äußern – oder fällt das unter „Methoden der Agitation“. Damit mit dir eine Diskussion gehen kann, braucht es nämlich mal dein Bekenntnis dazu, dass es dir darum geht zu ermitteln, was ein Volk ist. Darin eingeschlossen ist, dass man sich nicht an der Umdeutung von Zitaten zu schaffen macht und versucht, die Argumente der Gegenseite zu verstehen – und nicht etwas passendes in sie hineinzulesen, auf das man dann reagiert.

  28. 4. August 2008, 10:02 | #28

    Der Staat diktiert auf seinem Territorium den Leuten, die da rumlaufen, die Lebensbedingungen und macht sie qua Gewalt zu seinem Volk. Oder was hat er sich sonst bei seiner Ausweispflicht gedacht? Was das Volk dann damit anfängt, ist ganz frei – innerhalb des gesetzlichen Rahmens versteht sich!

    Ja und dieses Argument ist jedes mal – auch im Eingangsbeitrag kritisiert: Der Staat kann nur auf der Grundlage allgemeiner Zustimmung zu sich diktieren, wer zum Volk gehört. Also ist und bleibt es falsch zu behaupten, dass der Staat die Leute zum Volk macht. Sie machen ihn zum Staat und dann setzt er die Volksangehörigkeit ins Recht. Gibt es diese Zustimmung zum Staat nicht, dann gibt es auch den Staat nicht mehr, der Leute zum Volk machen könnte.
    Willst du dich vielleicht mal zu deiner Fälschungsleistung von oben äußern – oder fällt das unter „Methoden der Agitation“. Damit mit dir eine Diskussion gehen kann, braucht es nämlich mal dein Bekenntnis dazu, dass es dir darum geht zu ermitteln, was ein Volk ist. Darin eingeschlossen ist, dass man sich nicht an der Umdeutung von Zitaten zu schaffen macht und versucht, die Argumente der Gegenseite zu verstehen – und nicht etwas passendes in sie hineinzulesen, auf das man dann reagiert.

  29. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 13:32 | #29

    „Der Staat kann nur auf der Grundlage allgemeiner Zustimmung zu sich diktieren, wer zum Volk gehört. Also ist und bleibt es falsch zu behaupten, dass der Staat die Leute zum Volk macht“
    Das Argument wurde zwar schon mehrfach zerpflückt, aber bitte: Die fanatische ZUSTIMMUNG ist (leider) unbestritten, aber die kann es schon ihrer Logik nach nur ZU etwas geben, was sich nicht dem Willen der Zustimmenden verdankt – wäre nicht das „Allgemeinwohl“ der Staatauftrag, sondern der gebündelte „Wille von Privateigentümern“, würden Bürger nichts absegnen, sondern die „Lüge als Regierungsgewalt etc.“ müsste „entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln“ (das Marx-Zitat sagt nicht nur „ständisch“ sondern vor allem „Lüge“!).
    Für die meisten Privateigentümer ist Krieg z. B. ein schlechtes Geschäft, weshalb ihnen die Kriterien der Feindbildpflege je nach Konjunktur auch erst beigebracht werden müssen. Das ist nicht als hegelianische Logelei gemeint, sondern die ganz einfache Beobachtung, dass alle Willensverhältnisse, die innerhalb der Grenzen eines Gewaltmonopols zustande kommen, sich notgedrungen nach deren Spielregeln ihrer Obrigkeit richten, ob sie mit ihnen einverstanden sind oder nicht. Es nützt auch Eigentumsskeptikern wie dir nichts, an der Kasse im Supermarkt Zweifel am Geld zu äußern. Spätestens wenn die Bullen anrücken, wirst du dir des Zusammenhangs zwischen Preisetikett und Staatsgewalt gewahr.

  30. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 13:32 | #30

    „Der Staat kann nur auf der Grundlage allgemeiner Zustimmung zu sich diktieren, wer zum Volk gehört. Also ist und bleibt es falsch zu behaupten, dass der Staat die Leute zum Volk macht“
    Das Argument wurde zwar schon mehrfach zerpflückt, aber bitte: Die fanatische ZUSTIMMUNG ist (leider) unbestritten, aber die kann es schon ihrer Logik nach nur ZU etwas geben, was sich nicht dem Willen der Zustimmenden verdankt – wäre nicht das „Allgemeinwohl“ der Staatauftrag, sondern der gebündelte „Wille von Privateigentümern“, würden Bürger nichts absegnen, sondern die „Lüge als Regierungsgewalt etc.“ müsste „entweder sich sofort auflösen oder in eine Wahrheit verwandeln“ (das Marx-Zitat sagt nicht nur „ständisch“ sondern vor allem „Lüge“!).
    Für die meisten Privateigentümer ist Krieg z. B. ein schlechtes Geschäft, weshalb ihnen die Kriterien der Feindbildpflege je nach Konjunktur auch erst beigebracht werden müssen. Das ist nicht als hegelianische Logelei gemeint, sondern die ganz einfache Beobachtung, dass alle Willensverhältnisse, die innerhalb der Grenzen eines Gewaltmonopols zustande kommen, sich notgedrungen nach deren Spielregeln ihrer Obrigkeit richten, ob sie mit ihnen einverstanden sind oder nicht. Es nützt auch Eigentumsskeptikern wie dir nichts, an der Kasse im Supermarkt Zweifel am Geld zu äußern. Spätestens wenn die Bullen anrücken, wirst du dir des Zusammenhangs zwischen Preisetikett und Staatsgewalt gewahr.

  31. Krim
    4. August 2008, 14:19 | #31

    “ Die fanatische ZUSTIMMUNG ist (leider) unbestritten, aber die kann es schon ihrer Logik nach nur ZU etwas geben“ Wie kann man nur dermaßen borniert sein. Auch darauf wurde schon tausendmal geantwortet. Natürlich kann man einer Sache zustimmen, die es nicht gibt. Z.B. Kommunimus. Auch historisch, (habe ich auch schon mehrfach erzählt) war es so, dass die deutschen Nationalisten einem deutschen Nationalstaat zugestimmt haben, obwohl es ihn weit und breit noch nicht gab. In jeder nationalen Befreiungsbewegung ist das so. Zustimmung heißt doch bloß, dass man mit einer Sache einverstanden ist. Die Sache kann auch als Idee existieren, bevor sie real wird. Es ist mir unbegreiflich, wie man die selben unsagbar dummen Sprüche tausendmal aufsagen kann, obwohl man eigentlich schon nach der ersten Widerlegung ganz still werden müsste.

  32. Krim
    4. August 2008, 14:19 | #32

    “ Die fanatische ZUSTIMMUNG ist (leider) unbestritten, aber die kann es schon ihrer Logik nach nur ZU etwas geben“ Wie kann man nur dermaßen borniert sein. Auch darauf wurde schon tausendmal geantwortet. Natürlich kann man einer Sache zustimmen, die es nicht gibt. Z.B. Kommunimus. Auch historisch, (habe ich auch schon mehrfach erzählt) war es so, dass die deutschen Nationalisten einem deutschen Nationalstaat zugestimmt haben, obwohl es ihn weit und breit noch nicht gab. In jeder nationalen Befreiungsbewegung ist das so. Zustimmung heißt doch bloß, dass man mit einer Sache einverstanden ist. Die Sache kann auch als Idee existieren, bevor sie real wird. Es ist mir unbegreiflich, wie man die selben unsagbar dummen Sprüche tausendmal aufsagen kann, obwohl man eigentlich schon nach der ersten Widerlegung ganz still werden müsste.

  33. 4. August 2008, 15:11 | #33

    Ergänzung zu – Kommunismus a’la trautseinenaugennicht.
    (Es kann keinen Kommunismus geben, weil es ihn nicht gibt, da man ihm erst zustimmen muss, damit es ihn geben kann, was man aber nicht kann, weil es ihn nicht gibt. – Das finde ich wirklich schön.)
    Auch der Umnstand, dass es den Staat gibt, ändert nichts daran, dass die Voraussetzung der Setzung der Volksangehörigkeit durch den Staat die allgemeine Zustimmung zu ihm ist. Wenn die bloße Existenz des Staates schon der Grund sein soll, warum die Volksangehörigen welche sind, dann können sie an ihrem Los auch nichts ändern. Können sie etwas daran ändern, dann ist ihre Zustimmung der Grund, warum sie Volksangehörige sind und nicht der Staat.

  34. 4. August 2008, 15:11 | #34

    Ergänzung zu – Kommunismus a’la trautseinenaugennicht.
    (Es kann keinen Kommunismus geben, weil es ihn nicht gibt, da man ihm erst zustimmen muss, damit es ihn geben kann, was man aber nicht kann, weil es ihn nicht gibt. – Das finde ich wirklich schön.)
    Auch der Umnstand, dass es den Staat gibt, ändert nichts daran, dass die Voraussetzung der Setzung der Volksangehörigkeit durch den Staat die allgemeine Zustimmung zu ihm ist. Wenn die bloße Existenz des Staates schon der Grund sein soll, warum die Volksangehörigen welche sind, dann können sie an ihrem Los auch nichts ändern. Können sie etwas daran ändern, dann ist ihre Zustimmung der Grund, warum sie Volksangehörige sind und nicht der Staat.

  35. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 18:00 | #35

    „Natürlich kann man einer Sache zustimmen, die es nicht gibt. Z.B. Kommunimus.“
    Das ist witzig, ein Kommunismus der durch Zustimmen zustande kommt und Agitation, die in der Befürwortung von etwas bestehen soll. Noch witziger ist nur das Beweisanliegen:
    „Wenn die bloße Existenz des Staates schon der Grund sein soll, warum die Volksangehörigen welche sind, dann können sie an ihrem Los auch nichts ändern“
    Ich stimme dem Schluss nicht zu, aber stell mich mal dumm: Was ist denn los, wenn ein Volk an seinem Los nix ändern kann?

  36. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 18:00 | #36

    „Natürlich kann man einer Sache zustimmen, die es nicht gibt. Z.B. Kommunimus.“
    Das ist witzig, ein Kommunismus der durch Zustimmen zustande kommt und Agitation, die in der Befürwortung von etwas bestehen soll. Noch witziger ist nur das Beweisanliegen:
    „Wenn die bloße Existenz des Staates schon der Grund sein soll, warum die Volksangehörigen welche sind, dann können sie an ihrem Los auch nichts ändern“
    Ich stimme dem Schluss nicht zu, aber stell mich mal dumm: Was ist denn los, wenn ein Volk an seinem Los nix ändern kann?

  37. 4. August 2008, 18:36 | #37

    Was ist denn los, wenn ein Volk an seinem Los nix ändern kann?

    Dann ist es unabhängig von seinem Willen als Volk bestimmt! Wenn das so ist, dann widerspricht dein Handeln (du agitierst das Volk, damit es seinen Willen ändere und sich nicht mehr als Volk bestimme) deiner Theorie, dass es bei der Bestimmung des Volkes als Volk nicht auf den Willen des Volkes ankommt. Der Staat kann dann nicht durch den Willen der Leute abgeschafft werden.

  38. 4. August 2008, 18:36 | #38

    Was ist denn los, wenn ein Volk an seinem Los nix ändern kann?

    Dann ist es unabhängig von seinem Willen als Volk bestimmt! Wenn das so ist, dann widerspricht dein Handeln (du agitierst das Volk, damit es seinen Willen ändere und sich nicht mehr als Volk bestimme) deiner Theorie, dass es bei der Bestimmung des Volkes als Volk nicht auf den Willen des Volkes ankommt. Der Staat kann dann nicht durch den Willen der Leute abgeschafft werden.

  39. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 21:03 | #39

    Dann lag ich also richtig: weil ihr das moralische Vorurteil pflegt, mit einer Benennung des staatlichen Zwangs würde man die Untertanen von ihrer Schuld am Mitmachen freisprechen, erklärt ihr kurzerhand den ganzen Staatsapparat zu einem Produkt von Leuten, von denen die meisten außer ihren Gegensätzen nicht viel miteinander zu schaffen haben. Ein Kriterium habt ihr natürlich nach wie vor nicht für deren Auswahl an Gebiet, Untertanen etc., das würde sich nämlich schon wieder mit eurem Kollektivismus aus dem Märchenland beißen: Woher wissen die Volksfans überhaupt mit wem sie sich zu welchem Volk zusammenschließen, wen sie sich zum Feind nehmen usw. usf.?

  40. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 21:03 | #40

    Dann lag ich also richtig: weil ihr das moralische Vorurteil pflegt, mit einer Benennung des staatlichen Zwangs würde man die Untertanen von ihrer Schuld am Mitmachen freisprechen, erklärt ihr kurzerhand den ganzen Staatsapparat zu einem Produkt von Leuten, von denen die meisten außer ihren Gegensätzen nicht viel miteinander zu schaffen haben. Ein Kriterium habt ihr natürlich nach wie vor nicht für deren Auswahl an Gebiet, Untertanen etc., das würde sich nämlich schon wieder mit eurem Kollektivismus aus dem Märchenland beißen: Woher wissen die Volksfans überhaupt mit wem sie sich zu welchem Volk zusammenschließen, wen sie sich zum Feind nehmen usw. usf.?

  41. 4. August 2008, 22:46 | #41

    Dann lag ich also richtig: weil ihr das moralische Vorurteil pflegt, mit einer Benennung des staatlichen Zwangs würde man die Untertanen von ihrer Schuld am Mitmachen freisprechen, erklärt ihr kurzerhand den ganzen Staatsapparat zu einem Produkt von Leuten, von denen die meisten außer ihren Gegensätzen nicht viel miteinander zu schaffen haben. Ein Kriterium habt ihr natürlich nach wie vor nicht für deren Auswahl an Gebiet, Untertanen etc., das würde sich nämlich schon wieder mit eurem Kollektivismus aus dem Märchenland beißen: Woher wissen die Volksfans überhaupt mit wem sie sich zu welchem Volk zusammenschließen, wen sie sich zum Feind nehmen usw. usf.?

    Ich nehme mal nur die letzte Frage an deinem Beitrag ernst. Wenn du den Eingangsbeitrag nochmal liest, dann ist einer der letzten Punkte der Erklärung der, dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt. Es reicht, wenn sie EIN passendes Bewusstsein zu ihrer Volksangehörigkeit entwickeln. Da bekommt man eine Antwort darauf, woher die Volksfans wissen wohin sie gehören: Eben genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus. Ist eine Krise oder sind die Leute arm nehmen sie das als Benachteiligung ihres kroatischen/baskischen/kurdischen/sorbischen/mecklenburgischen Haufens wahr und treten wenn sich der Standpunkt radikalisiert für die Freiheit dieses Kollektivs von der Fremdherrschaft an, gründen einen Staat der alle auf den Dienst an der Konkurrenz mit den anderen Haufen verpflichtet – fertig.
    Ob ihr ideelles Kollektiv identisch mit einem existierenden Staat ist oder davon abweicht, oder sie sich als autonome Gemeinschaft in einem Staat aufgehoben fühlen ist eben ein Sachverhalt, über den sie dann notwendig ein von der aktuellen Herrschaft verselbständigtes Urteil pflegen. Als Vorlage für solche Kollektive, wenn sie von den aktuellen abweichen, werden gern historische Zusammenhänge (Fürstentümer, untergegangene Staaten), kulturelle Gemeinschaften (Sprachgemeinschaften, Religionsgemeinschaften) etc… genommen.

  42. 4. August 2008, 22:46 | #42

    Dann lag ich also richtig: weil ihr das moralische Vorurteil pflegt, mit einer Benennung des staatlichen Zwangs würde man die Untertanen von ihrer Schuld am Mitmachen freisprechen, erklärt ihr kurzerhand den ganzen Staatsapparat zu einem Produkt von Leuten, von denen die meisten außer ihren Gegensätzen nicht viel miteinander zu schaffen haben. Ein Kriterium habt ihr natürlich nach wie vor nicht für deren Auswahl an Gebiet, Untertanen etc., das würde sich nämlich schon wieder mit eurem Kollektivismus aus dem Märchenland beißen: Woher wissen die Volksfans überhaupt mit wem sie sich zu welchem Volk zusammenschließen, wen sie sich zum Feind nehmen usw. usf.?

    Ich nehme mal nur die letzte Frage an deinem Beitrag ernst. Wenn du den Eingangsbeitrag nochmal liest, dann ist einer der letzten Punkte der Erklärung der, dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt. Es reicht, wenn sie EIN passendes Bewusstsein zu ihrer Volksangehörigkeit entwickeln. Da bekommt man eine Antwort darauf, woher die Volksfans wissen wohin sie gehören: Eben genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus. Ist eine Krise oder sind die Leute arm nehmen sie das als Benachteiligung ihres kroatischen/baskischen/kurdischen/sorbischen/mecklenburgischen Haufens wahr und treten wenn sich der Standpunkt radikalisiert für die Freiheit dieses Kollektivs von der Fremdherrschaft an, gründen einen Staat der alle auf den Dienst an der Konkurrenz mit den anderen Haufen verpflichtet – fertig.
    Ob ihr ideelles Kollektiv identisch mit einem existierenden Staat ist oder davon abweicht, oder sie sich als autonome Gemeinschaft in einem Staat aufgehoben fühlen ist eben ein Sachverhalt, über den sie dann notwendig ein von der aktuellen Herrschaft verselbständigtes Urteil pflegen. Als Vorlage für solche Kollektive, wenn sie von den aktuellen abweichen, werden gern historische Zusammenhänge (Fürstentümer, untergegangene Staaten), kulturelle Gemeinschaften (Sprachgemeinschaften, Religionsgemeinschaften) etc… genommen.

  43. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 23:22 | #43

    „dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt.“
    Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck, sind die Untertanen dann aber auch keine Agenten (mehr), sondern Menschenmaterial des Subjekts, dem es jetzt „nicht mehr so drauf ankommt“. Das ist gemeint mit Staatsgründungsideologie: ein Gewaltverhältnis, in das man hineingeboren wird, zur abstrakten Verlängerung des freien Willens zu erklären – die Theorien gibt es mit positivem und negativem Vorzeichen.
    „genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus.“
    Das ist tautologisch: ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung etc. (Kaffee, Kegeln, Krieg oder so) und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden Deutsche, Franzosen oder Japaner zu sein? Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören, JEDEM Urteil über die Welt können sie es also nicht voraussetzen!

  44. trautseinenaugennicht
    4. August 2008, 23:22 | #44

    „dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt.“
    Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck, sind die Untertanen dann aber auch keine Agenten (mehr), sondern Menschenmaterial des Subjekts, dem es jetzt „nicht mehr so drauf ankommt“. Das ist gemeint mit Staatsgründungsideologie: ein Gewaltverhältnis, in das man hineingeboren wird, zur abstrakten Verlängerung des freien Willens zu erklären – die Theorien gibt es mit positivem und negativem Vorzeichen.
    „genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus.“
    Das ist tautologisch: ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung etc. (Kaffee, Kegeln, Krieg oder so) und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden Deutsche, Franzosen oder Japaner zu sein? Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören, JEDEM Urteil über die Welt können sie es also nicht voraussetzen!

  45. 5. August 2008, 08:50 | #45

    libelle, du hast in 21. gesagt, „Ist eine Krise oder sind die Leute arm, nehmen sie das als Benachteiligung ihres kroatischen/baskischen/kurdischen/sorbischen/mecklenburgischen Haufens wahr und treten wenn sich der Standpunkt radikalisiert für die Freiheit dieses Kollektivs von der Fremdherrschaft an, gründen einen Staat der alle auf den Dienst an der Konkurrenz mit den anderen Haufen verpflichtet
    Das befriedigt nicht sehr: Was ist in der „Krise“, damit es nicht allen gleich stinkt, sondern sich ein Teil der Leute ausgerechnet neue Fahnen näht? Wie „arm“ sind diese Leute, wenn sie auf einmal in einem ganz anderen Staat zu Reichtum kommen wollen? Sind sie ärmer als andere? Wohl nicht immer, denn heutzutage gibt es auf jeden Nationalismus von „Unterdrückten“ doch einen von relativen Gewinnern, die die armen Vettern loswerden wollen. Slowenien war so ein Beispiel, Belgien, Canada sind weitere.

  46. 5. August 2008, 08:50 | #46

    libelle, du hast in 21. gesagt, „Ist eine Krise oder sind die Leute arm, nehmen sie das als Benachteiligung ihres kroatischen/baskischen/kurdischen/sorbischen/mecklenburgischen Haufens wahr und treten wenn sich der Standpunkt radikalisiert für die Freiheit dieses Kollektivs von der Fremdherrschaft an, gründen einen Staat der alle auf den Dienst an der Konkurrenz mit den anderen Haufen verpflichtet
    Das befriedigt nicht sehr: Was ist in der „Krise“, damit es nicht allen gleich stinkt, sondern sich ein Teil der Leute ausgerechnet neue Fahnen näht? Wie „arm“ sind diese Leute, wenn sie auf einmal in einem ganz anderen Staat zu Reichtum kommen wollen? Sind sie ärmer als andere? Wohl nicht immer, denn heutzutage gibt es auf jeden Nationalismus von „Unterdrückten“ doch einen von relativen Gewinnern, die die armen Vettern loswerden wollen. Slowenien war so ein Beispiel, Belgien, Canada sind weitere.

  47. Krim
    5. August 2008, 11:22 | #47

    „Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck,“
    Libelle hat doch gar nicht gesagt, dass es auf den Willen nicht mehr ankommt. Hör mal mit deiner freien Interpretation auf und lies, was da steht. Dass sie Aufhören können, bewusste Agenten des Staatszwecks zu sein, soll heißen, dass sie sich nicht mehr um die Staatsgeschäfte zu kümmern brauchen, weil es dafür den Staat mit seinen professionellen Agenten des Staatszwecks gibt. Bekanntlich hören die Staatsbürger aber nicht damit auf, wenigstens ideell Staatsagenten zu sein und wissen immer ganz genau, was der Staat tun müßte, um eine Misere zu beheben. Auf ihren Willen zum Staat kommt es weiterhin, immer und unter allen Umständen an.
    „ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden…“
    Einfach genaues lesen üben. Die nehmen die Härten, die ihnen ihr momentanes Kollektiv aufbürdet, als Benachteiligung ihrer früheren Volksgruppe, als Angriff auf sich als Teil eines alternativen Kollektivs. Die ziehen die falschen Konsequenzen aus ihrem Schaden. Mir geht es so schlecht, weil der Staat mich als Teil einer fremden Volksgruppe behandelt. Also gehöre ich wohl zu dieser Volksgruppe und also kommt es drauf an, sich mit diesen, die so wie ich sind, zusammenzuschließen und der Gewalt des fremden Staates eine eigene entgegenzusetzen. (neoprene: Armut allein ist es also nicht)
    „Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören,…“
    Das stimmt nicht. Jede Befreiungsbewegung sieht das anders und will sich gerade abgrenzen von dem Staat, der sie qua Gewalt beansprucht.

  48. Krim
    5. August 2008, 11:22 | #48

    „Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck,“
    Libelle hat doch gar nicht gesagt, dass es auf den Willen nicht mehr ankommt. Hör mal mit deiner freien Interpretation auf und lies, was da steht. Dass sie Aufhören können, bewusste Agenten des Staatszwecks zu sein, soll heißen, dass sie sich nicht mehr um die Staatsgeschäfte zu kümmern brauchen, weil es dafür den Staat mit seinen professionellen Agenten des Staatszwecks gibt. Bekanntlich hören die Staatsbürger aber nicht damit auf, wenigstens ideell Staatsagenten zu sein und wissen immer ganz genau, was der Staat tun müßte, um eine Misere zu beheben. Auf ihren Willen zum Staat kommt es weiterhin, immer und unter allen Umständen an.
    „ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden…“
    Einfach genaues lesen üben. Die nehmen die Härten, die ihnen ihr momentanes Kollektiv aufbürdet, als Benachteiligung ihrer früheren Volksgruppe, als Angriff auf sich als Teil eines alternativen Kollektivs. Die ziehen die falschen Konsequenzen aus ihrem Schaden. Mir geht es so schlecht, weil der Staat mich als Teil einer fremden Volksgruppe behandelt. Also gehöre ich wohl zu dieser Volksgruppe und also kommt es drauf an, sich mit diesen, die so wie ich sind, zusammenzuschließen und der Gewalt des fremden Staates eine eigene entgegenzusetzen. (neoprene: Armut allein ist es also nicht)
    „Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören,…“
    Das stimmt nicht. Jede Befreiungsbewegung sieht das anders und will sich gerade abgrenzen von dem Staat, der sie qua Gewalt beansprucht.

  49. trautseinenaugennicht
    5. August 2008, 11:58 | #49

    „Auf ihren Willen zum Staat kommt es weiterhin, immer und unter allen Umständen an.“
    Ein schönes Glaubensbekenntnis, aber ich hatte gerade eine der Widerlegungen am Wickel: Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

  50. trautseinenaugennicht
    5. August 2008, 11:58 | #50

    „Auf ihren Willen zum Staat kommt es weiterhin, immer und unter allen Umständen an.“
    Ein schönes Glaubensbekenntnis, aber ich hatte gerade eine der Widerlegungen am Wickel: Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

  51. 5. August 2008, 12:30 | #51

    „dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt.“
    Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck, sind die Untertanen dann aber auch keine Agenten (mehr), sondern Menschenmaterial des Subjekts, dem es jetzt „nicht mehr so drauf ankommt“.

    Das ist wieder nur ein Beispiel für kreatives Lesen. Dass es „nicht mehr so“ auch noch „bezüglich der Willen“ darauf ankommt, habe ich nicht geschrieben. Im Eingangsbeitrag und auch meiner letzten Antwort steht, dass DER INHALT der Zustimmung sich nicht mit DER SACHE, die der Staat betreibt, decken muss. Zustimmen müssen die Volksangehörigen dem Staat nach wie vor, damit er sie auf die Notwendigkeiten der Staatenkonkurrenz verpflichten kann. Sie müssen also den Zweck, den der Staat verfolgt, schon haben – nur das, wie sie sich zu dieser Konkurrenz mit anderen Staaten bekennen, das ist völlig gleichgültig, weil der Staat der Agent ihres Volkszweckes ist und nicht sie. Es reicht, wenn sie irgendeine Vorstellung davon entwickeln, warum z.B. Deutschland für sie da ist und sich durchsetzen muss. Die Details dieses Geschäfts nehmen die Profis wahr, die sie aus ihrer Mitte damit beauftragen, z.B. Deutschland voranzubringen. Die entnehmen dem Stand der Staatenkonkurrenz die Notwendigkeiten, die sein müssen, und agitieren das Volk dafür. Im Eingangsbeitrag ist dann noch festgehalten, dass dieses Verhältnis das NOTWENDIGE Verhältnis ist, in dem Staat und Volk zueinander stehen, weil der Staat eben eine gegen das Volk verselbständigte Instanz ist, die den Volkszweck wahrnimmt. Bevor du wieder die Sache mit der Verselbständigung kreativ umdeutest, lies bitte nochmal den Eingangsbeitrag oder irgendwas auf Krims Forum. Worin die besteht, das hat etwas mit dem richtigen Verständnis des Zitats zu tun, das du gebracht hast.

    Das ist gemeint mit Staatsgründungsideologie: ein Gewaltverhältnis, in das man hineingeboren wird, zur abstrakten Verlängerung des freien Willens zu erklären – die Theorien gibt es mit positivem und negativem Vorzeichen.

    Ich verstehe kein Wort?! Es ist richtig – man wird in dieses Gewaltverhältnis hineingeboren. Aus der Perspektive des Säuglings, der Kommunismus will, ist man dann durch dieses Gewaltverhältnis bestimmt, die Gewalt schreibt einem vor, was man tun soll etc… Aber wer hat denn behauptet, dass Säuglinge mit einem Begriff davon, was das Volk ist, geboren werden? Der Umstand, dass ein einzelner Wille von einem durchgesetzten gesellschaftlichen Urteil (wir sind ein Volk), das sich entsprechend dem Zweck eine Einrichtung geschaffen hat (Staat), einfach untergeordnet wird, ist doch keine theoretische Bestimmung dieses Verhältnisses. Auch der Umstand, dass wir alle mal geboren werden, ändert daran nichts. Deine Konstruktion „hineingeboren“ ist eine falsche Verallgemeinerung, ein falscher Schluss vom Säugling, vom kommunistischen Nabel auf die Welt. Die Vereinzelung der Leute zu Mitgliedern des Volkes, die das Recht befolgen müssen, denen ihre Lebensverhältnisse als staatliches Diktat gegenübertreten etc…, findet auf der GRUNDLAGE ihres gemeinsamen Urteils („wir sind ein Volk“) statt.

    „genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus.“
    Das ist tautologisch: ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung etc. (Kaffee, Kegeln, Krieg oder so) und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden Deutsche, Franzosen oder Japaner zu sein? Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören, JEDEM Urteil über die Welt können sie es also nicht voraussetzen!

    Doch, ich kann dir sagen, warum sie sich einbilden, Franzosen zu sein: Weil sie über diesen Haufen das Urteil haben, dass er für sie da sei. Das ist der Grund, warum es Frankreich gibt und nicht Frankreich ist der Grund, warum es die Franzosen gibt. Es dreht sich wirklich im Kreis. Du nimmst im vorletzten Textabschnitt, den ich kritisiert habe, die Perspektive des einzelnen Menschen ein und stellst fest: Ja der kann doch überhaupt nichts gegen den Staat machen, der Staat bestimmt ihn doch als Volksangehörigen, und dann verallgemeinerst du falsch: Dann können alle Einzelnen auch nichts machen, dann sind sie alle vom Staat zum Volk bestimmt. Das stimmt aber nicht! Und wenn man sich fragt, warum die Franzosen Franzosen sind, dann hat man nicht die Perspektive des einzelnen Menschen, des kommunistischen Säuglings, der da lebt und dann ist die Antwort die, dass sie als Franzosen die Stellung zu Welt einnehmen, als Nation um das Fortkommen ihrer Interessen konkurrieren. So abstrakt, dass Frankreich für ihn da ist – so hat jeder Volksangehörige diesen Konkurrenzmaterialismus drauf. Vernünftig ist das nicht und durch und durch kritikabel – aber sie machen es halt.
    @Neoprene – kein Einwand, ich hatte keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Beispiele, die du gebracht hast bestätigen den Umstand, dass dem Volk ein materielles Interesse zugrunde liegt. Die Flamen wollen die Wallonen los haben, weil sie sich für ihre Interessen als Kapitalisten, Lohnarbeiter, Bauern und was sie alles sind, davon etwas versprechen. Der Nation liegt also ein Konkurrenzmaterialismus zugrunde.

  52. 5. August 2008, 12:30 | #52

    „dass es im fertig eingerichteten Verhältnis Staat/Volk nicht mehr darauf ankommt, dass die Volksangehörigen sich zu bewussten Agenten des Staatszwecks machen, weil den der Staat verfolgt.“
    Ich kenne dein Argument noch, aber das ist bloß eine Runde mehr auf dem Karussell. Wenn es schon deiner Auskunft nach bezüglich der Willen „nicht mehr so darauf ankommt“ wegen Staatszweck, sind die Untertanen dann aber auch keine Agenten (mehr), sondern Menschenmaterial des Subjekts, dem es jetzt „nicht mehr so drauf ankommt“.

    Das ist wieder nur ein Beispiel für kreatives Lesen. Dass es „nicht mehr so“ auch noch „bezüglich der Willen“ darauf ankommt, habe ich nicht geschrieben. Im Eingangsbeitrag und auch meiner letzten Antwort steht, dass DER INHALT der Zustimmung sich nicht mit DER SACHE, die der Staat betreibt, decken muss. Zustimmen müssen die Volksangehörigen dem Staat nach wie vor, damit er sie auf die Notwendigkeiten der Staatenkonkurrenz verpflichten kann. Sie müssen also den Zweck, den der Staat verfolgt, schon haben – nur das, wie sie sich zu dieser Konkurrenz mit anderen Staaten bekennen, das ist völlig gleichgültig, weil der Staat der Agent ihres Volkszweckes ist und nicht sie. Es reicht, wenn sie irgendeine Vorstellung davon entwickeln, warum z.B. Deutschland für sie da ist und sich durchsetzen muss. Die Details dieses Geschäfts nehmen die Profis wahr, die sie aus ihrer Mitte damit beauftragen, z.B. Deutschland voranzubringen. Die entnehmen dem Stand der Staatenkonkurrenz die Notwendigkeiten, die sein müssen, und agitieren das Volk dafür. Im Eingangsbeitrag ist dann noch festgehalten, dass dieses Verhältnis das NOTWENDIGE Verhältnis ist, in dem Staat und Volk zueinander stehen, weil der Staat eben eine gegen das Volk verselbständigte Instanz ist, die den Volkszweck wahrnimmt. Bevor du wieder die Sache mit der Verselbständigung kreativ umdeutest, lies bitte nochmal den Eingangsbeitrag oder irgendwas auf Krims Forum. Worin die besteht, das hat etwas mit dem richtigen Verständnis des Zitats zu tun, das du gebracht hast.

    Das ist gemeint mit Staatsgründungsideologie: ein Gewaltverhältnis, in das man hineingeboren wird, zur abstrakten Verlängerung des freien Willens zu erklären – die Theorien gibt es mit positivem und negativem Vorzeichen.

    Ich verstehe kein Wort?! Es ist richtig – man wird in dieses Gewaltverhältnis hineingeboren. Aus der Perspektive des Säuglings, der Kommunismus will, ist man dann durch dieses Gewaltverhältnis bestimmt, die Gewalt schreibt einem vor, was man tun soll etc… Aber wer hat denn behauptet, dass Säuglinge mit einem Begriff davon, was das Volk ist, geboren werden? Der Umstand, dass ein einzelner Wille von einem durchgesetzten gesellschaftlichen Urteil (wir sind ein Volk), das sich entsprechend dem Zweck eine Einrichtung geschaffen hat (Staat), einfach untergeordnet wird, ist doch keine theoretische Bestimmung dieses Verhältnisses. Auch der Umstand, dass wir alle mal geboren werden, ändert daran nichts. Deine Konstruktion „hineingeboren“ ist eine falsche Verallgemeinerung, ein falscher Schluss vom Säugling, vom kommunistischen Nabel auf die Welt. Die Vereinzelung der Leute zu Mitgliedern des Volkes, die das Recht befolgen müssen, denen ihre Lebensverhältnisse als staatliches Diktat gegenübertreten etc…, findet auf der GRUNDLAGE ihres gemeinsamen Urteils („wir sind ein Volk“) statt.

    „genau zu dem Haufen, den sie sich als Kollektiv einbilden. Den setzen sie dann jedem Urteil über die Welt voraus.“
    Das ist tautologisch: ich frage nach einem Kriterium für einen Zusammenschluss von Leuten mit gemeinsamer Zwecksetzung etc. (Kaffee, Kegeln, Krieg oder so) und du kannst mir nicht mal sagen, warum die sich einbilden Deutsche, Franzosen oder Japaner zu sein? Bemerkenswerterweise bilden sich die meisten Menschen immer gerade das Kollektiv ein, dessen Nation sie angehören, JEDEM Urteil über die Welt können sie es also nicht voraussetzen!

    Doch, ich kann dir sagen, warum sie sich einbilden, Franzosen zu sein: Weil sie über diesen Haufen das Urteil haben, dass er für sie da sei. Das ist der Grund, warum es Frankreich gibt und nicht Frankreich ist der Grund, warum es die Franzosen gibt. Es dreht sich wirklich im Kreis. Du nimmst im vorletzten Textabschnitt, den ich kritisiert habe, die Perspektive des einzelnen Menschen ein und stellst fest: Ja der kann doch überhaupt nichts gegen den Staat machen, der Staat bestimmt ihn doch als Volksangehörigen, und dann verallgemeinerst du falsch: Dann können alle Einzelnen auch nichts machen, dann sind sie alle vom Staat zum Volk bestimmt. Das stimmt aber nicht! Und wenn man sich fragt, warum die Franzosen Franzosen sind, dann hat man nicht die Perspektive des einzelnen Menschen, des kommunistischen Säuglings, der da lebt und dann ist die Antwort die, dass sie als Franzosen die Stellung zu Welt einnehmen, als Nation um das Fortkommen ihrer Interessen konkurrieren. So abstrakt, dass Frankreich für ihn da ist – so hat jeder Volksangehörige diesen Konkurrenzmaterialismus drauf. Vernünftig ist das nicht und durch und durch kritikabel – aber sie machen es halt.
    @Neoprene – kein Einwand, ich hatte keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Beispiele, die du gebracht hast bestätigen den Umstand, dass dem Volk ein materielles Interesse zugrunde liegt. Die Flamen wollen die Wallonen los haben, weil sie sich für ihre Interessen als Kapitalisten, Lohnarbeiter, Bauern und was sie alles sind, davon etwas versprechen. Der Nation liegt also ein Konkurrenzmaterialismus zugrunde.

  53. Krim
    5. August 2008, 12:31 | #53

    „Glaubensbekenntnis“ – Dass du prinzipiell nicht dazu bereit bist, die zu den Feststellungen gehörigen Argumente zur Kenntnis zu nehmen, wissen wir bereits.

  54. Krim
    5. August 2008, 12:31 | #54

    „Glaubensbekenntnis“ – Dass du prinzipiell nicht dazu bereit bist, die zu den Feststellungen gehörigen Argumente zur Kenntnis zu nehmen, wissen wir bereits.

  55. 5. August 2008, 12:38 | #55

    Ein schönes Glaubensbekenntnis, aber ich hatte gerade eine der Widerlegungen am Wickel: Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

    Zufällig habe ich mitbekommen, dass es auf den Willen von ein paar Idioten, die vorgeben, Kommunismus zu wollen, und nicht mal erklären können, was ein Volk ist, nicht ankommt. Steht zwar nicht wörtlich so im Gesetz, aber inhaltlich habe ich das, glaube ich, korrekt wiedergegeben. Der Staat will keinen Kommunismus, was fällst du den Leuten also mit deinem aussichtslosen Projekt auf den Wecker.

  56. 5. August 2008, 12:38 | #56

    Ein schönes Glaubensbekenntnis, aber ich hatte gerade eine der Widerlegungen am Wickel: Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

    Zufällig habe ich mitbekommen, dass es auf den Willen von ein paar Idioten, die vorgeben, Kommunismus zu wollen, und nicht mal erklären können, was ein Volk ist, nicht ankommt. Steht zwar nicht wörtlich so im Gesetz, aber inhaltlich habe ich das, glaube ich, korrekt wiedergegeben. Der Staat will keinen Kommunismus, was fällst du den Leuten also mit deinem aussichtslosen Projekt auf den Wecker.

  57. trautseinenaugennicht
    5. August 2008, 13:47 | #57

    „Der Staat will keinen Kommunismus“
    Was kümmerts dich, dass der Staat etwas nicht will oder hast du auf Unterstützung gehofft?
    Dass dir mein Projekt schon wegen deines Erfolgsmaßstabs nicht gefällt, brauche ich nicht einmal zu kritisieren. Deine Erfolge halte ich ja für gar keine.

  58. trautseinenaugennicht
    5. August 2008, 13:47 | #58

    „Der Staat will keinen Kommunismus“
    Was kümmerts dich, dass der Staat etwas nicht will oder hast du auf Unterstützung gehofft?
    Dass dir mein Projekt schon wegen deines Erfolgsmaßstabs nicht gefällt, brauche ich nicht einmal zu kritisieren. Deine Erfolge halte ich ja für gar keine.

  59. star wars
    5. August 2008, 14:05 | #59

    @ anarchoproudhonist „traumeinenaugennicht“

    Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

    Gerade noch bestätigst du die Verselbständigung des Staatsapparats, um im gleichen Satz dem Loslösungsprozess vom Volkskörper zu widersprechen. Was ist denn das Element der Verselbständigung einer Staatsgewalt vom Volkskörper, was ist ein Volk? Der Witz ist, du kannst nicht mal vernünftig begründen, was eine Staatsgewalt ist. Komm dir erst mal darüber im Klaren, bevor du über seine „Verselbständigung“ daherreden willst.
    Zum historischen Aspekt: Die feudalistischen Zentralgewalten in Westeuropa haben lernen müssen, Landesgrenzen auf den inneren Zusammenhalt einer Völkergemeinschaft, mit gemeinsamer Sprache, Kultur, Geschichte usw.., zu beschränken. Diese Völkergemeinschaften bildeten eng miteinander verflochtene, wirtschaftspolitische Regionen, denen sich die Staatsmacht von ihrer sachlichen Reichtumsquellen bedienen konnte.

  60. star wars
    5. August 2008, 14:05 | #60

    @ anarchoproudhonist „traumeinenaugennicht“

    Wann es, warum und wie auf den Willen von Untertanen ankommt, bestimmen die Agenten des Staatszwecks, zu dem ihr euch ja jetzt vorgearbeitet habt als verselbstständigtem.

    Gerade noch bestätigst du die Verselbständigung des Staatsapparats, um im gleichen Satz dem Loslösungsprozess vom Volkskörper zu widersprechen. Was ist denn das Element der Verselbständigung einer Staatsgewalt vom Volkskörper, was ist ein Volk? Der Witz ist, du kannst nicht mal vernünftig begründen, was eine Staatsgewalt ist. Komm dir erst mal darüber im Klaren, bevor du über seine „Verselbständigung“ daherreden willst.
    Zum historischen Aspekt: Die feudalistischen Zentralgewalten in Westeuropa haben lernen müssen, Landesgrenzen auf den inneren Zusammenhalt einer Völkergemeinschaft, mit gemeinsamer Sprache, Kultur, Geschichte usw.., zu beschränken. Diese Völkergemeinschaften bildeten eng miteinander verflochtene, wirtschaftspolitische Regionen, denen sich die Staatsmacht von ihrer sachlichen Reichtumsquellen bedienen konnte.

  61. 5. August 2008, 14:12 | #61

    Was kümmerts dich, dass der Staat etwas nicht will oder hast du auf Unterstützung gehofft?
    Dass dir mein Projekt schon wegen deines Erfolgsmaßstabs nicht gefällt, brauche ich nicht einmal zu kritisieren. Deine Erfolge halte ich ja für gar keine

    Das ist doch ein völlig leerer Abwehrkampf. Ich denke, du hast den Witz an meinem Beitrag schon verstanden und bohrst jetzt noch ein bißchen an anderen Stellen herum. Soll ich dir mal was sagen? Wenn alle Argumente gefallen sind, wenn die eigene Position kritisiert ist, und die Leute schon anfangen, Witze zu machen – dann ist es an der Zeit in Erwägung zu ziehen, dass an der Kritik etwas dran ist.
    Überleg doch auch mal, wozu diese Nibelungentreue zu irgendwelchen Artikeln, die eindeutig falsch sind, gut sein soll.
    Mir ist schon klar, dass oben kein Argument und kein besonderer Grund steht, sich der Einwände gegen den Volksartikel ernsthaft anzunehmen, brauchst also den Beitrag nicht zu „kritisieren“.

  62. 5. August 2008, 14:12 | #62

    Was kümmerts dich, dass der Staat etwas nicht will oder hast du auf Unterstützung gehofft?
    Dass dir mein Projekt schon wegen deines Erfolgsmaßstabs nicht gefällt, brauche ich nicht einmal zu kritisieren. Deine Erfolge halte ich ja für gar keine

    Das ist doch ein völlig leerer Abwehrkampf. Ich denke, du hast den Witz an meinem Beitrag schon verstanden und bohrst jetzt noch ein bißchen an anderen Stellen herum. Soll ich dir mal was sagen? Wenn alle Argumente gefallen sind, wenn die eigene Position kritisiert ist, und die Leute schon anfangen, Witze zu machen – dann ist es an der Zeit in Erwägung zu ziehen, dass an der Kritik etwas dran ist.
    Überleg doch auch mal, wozu diese Nibelungentreue zu irgendwelchen Artikeln, die eindeutig falsch sind, gut sein soll.
    Mir ist schon klar, dass oben kein Argument und kein besonderer Grund steht, sich der Einwände gegen den Volksartikel ernsthaft anzunehmen, brauchst also den Beitrag nicht zu „kritisieren“.

  63. 8. August 2008, 16:45 | #63

    Hmm, also auch wenn ich mich nicht mehr zur Sache geäußert habe, hab ich es immer noch verfolgt.
    Zumindest, was Libelle hinsichtlich des Volkes schreibt, scheint mir ähnliches bei Peter Deckers Vortrag zu Erdogan (ab 78:24) zu finden zu sein. Nicht, dass ich gleich wieder als Parteisoldat denunziert werde: Peters Vortrag ist nicht das Argument, sondern der Inhalt, klar. Aber nach dem Reinhören scheint die Differenz zumindest was den Begriff des Volkes betrifft nicht so groß zu sein, oder? Hier wird jedenfalls Volk nicht nur als geknechtete Untertanenschaft begriffen, sondern dessen Bewusstsein auch betrachtet. Ob die Betrachtung des Volksbewusstseins allerdings den Begriff des Volkes tatsächlich ausmacht, da bin ich mir immer noch unsicher wie beim Staat.
    Bleibt natürlich die Staatsbestimmung (Volk- und Staatsbegriff werden in den Debatten nach meinem Eindruck zu oft ineinander gehauen) Ich bin da immer noch am Nachdenken (wenn Zeit).

  64. 8. August 2008, 16:45 | #64

    Hmm, also auch wenn ich mich nicht mehr zur Sache geäußert habe, hab ich es immer noch verfolgt.
    Zumindest, was Libelle hinsichtlich des Volkes schreibt, scheint mir ähnliches bei Peter Deckers Vortrag zu Erdogan (ab 78:24) zu finden zu sein. Nicht, dass ich gleich wieder als Parteisoldat denunziert werde: Peters Vortrag ist nicht das Argument, sondern der Inhalt, klar. Aber nach dem Reinhören scheint die Differenz zumindest was den Begriff des Volkes betrifft nicht so groß zu sein, oder? Hier wird jedenfalls Volk nicht nur als geknechtete Untertanenschaft begriffen, sondern dessen Bewusstsein auch betrachtet. Ob die Betrachtung des Volksbewusstseins allerdings den Begriff des Volkes tatsächlich ausmacht, da bin ich mir immer noch unsicher wie beim Staat.
    Bleibt natürlich die Staatsbestimmung (Volk- und Staatsbegriff werden in den Debatten nach meinem Eindruck zu oft ineinander gehauen) Ich bin da immer noch am Nachdenken (wenn Zeit).

  65. 8. August 2008, 17:33 | #65

    Nein, Peter Decker denkt was ganz anderes über das Volk. Zugestehen kann man den GSPlern, dass das alles nicht ganz trivial ist. Ich habe da schon was in der Mache, dem es aber wieder, da man zeitnah reagieren will an Volkommenheit mangeln wird und – soviel verrate ich – es wird polemisch, aber davon braucht man sich nicht stören lassen – bisher habe ich King & Stargate einbauen können – egal. Eins ist dem Versuch der Neuauflage durch wurzellos schon vorzuhalten: Es ist keine Bereitschaft vorhanden sich mal Krims kritische Gedanken auf seinem Forum durch den Kopf gehen zu lassen.

  66. 8. August 2008, 17:33 | #66

    Nein, Peter Decker denkt was ganz anderes über das Volk. Zugestehen kann man den GSPlern, dass das alles nicht ganz trivial ist. Ich habe da schon was in der Mache, dem es aber wieder, da man zeitnah reagieren will an Volkommenheit mangeln wird und – soviel verrate ich – es wird polemisch, aber davon braucht man sich nicht stören lassen – bisher habe ich King & Stargate einbauen können – egal. Eins ist dem Versuch der Neuauflage durch wurzellos schon vorzuhalten: Es ist keine Bereitschaft vorhanden sich mal Krims kritische Gedanken auf seinem Forum durch den Kopf gehen zu lassen.

  67. Krim
    8. August 2008, 19:16 | #67

    Hier gibt’s schon ein ausführlicheres Urteil über den Decker-Vortrag:
    http://fk.siteboard.de/fk-about65-0-asc-80.html

  68. Krim
    8. August 2008, 19:16 | #68

    Hier gibt’s schon ein ausführlicheres Urteil über den Decker-Vortrag:
    http://fk.siteboard.de/fk-about65-0-asc-80.html

  69. 8. August 2008, 19:19 | #69

    Nein, Peter Decker denkt was ganz anderes über das Volk. Zugestehen kann man den GSPlern, dass das alles nicht ganz trivial ist.
    Komisch, wenn ich dich richtig verstanden hab, dann sagst Du doch selber, dass der Begriff des Volkes nicht allein durch die rechtliche Konstitution geklärt ist, sondern auch durch deren Willen, ein Volk zu sein. Oder lieg ich da verkehrt?

  70. 8. August 2008, 19:19 | #70

    Nein, Peter Decker denkt was ganz anderes über das Volk. Zugestehen kann man den GSPlern, dass das alles nicht ganz trivial ist.
    Komisch, wenn ich dich richtig verstanden hab, dann sagst Du doch selber, dass der Begriff des Volkes nicht allein durch die rechtliche Konstitution geklärt ist, sondern auch durch deren Willen, ein Volk zu sein. Oder lieg ich da verkehrt?

  71. 8. August 2008, 19:42 | #71

    Ja, das sage ich schon. Nur meint Peter Decker das als Ergänzung zur rechtlichen Konstitution: Die Leute legen sich NACHDEM sie vom Staat konstituiert werden den Willen zu. Ihr Wille wird als Resultat staatlicher Setzung bestimmt – das stimmt nicht. bzw. behandelt man so eine ganz andere Frage siehe Beitrag auf meinem Blog.

  72. 8. August 2008, 19:42 | #72

    Ja, das sage ich schon. Nur meint Peter Decker das als Ergänzung zur rechtlichen Konstitution: Die Leute legen sich NACHDEM sie vom Staat konstituiert werden den Willen zu. Ihr Wille wird als Resultat staatlicher Setzung bestimmt – das stimmt nicht. bzw. behandelt man so eine ganz andere Frage siehe Beitrag auf meinem Blog.

  73. 8. August 2008, 19:47 | #73

    Hmm, jetzt hab ich den Eindruck, Dir ginge es um eine Zeitfrage des Willens, ein Volk zu sein und nicht mehr um den Begriff.

  74. 8. August 2008, 19:47 | #74

    Hmm, jetzt hab ich den Eindruck, Dir ginge es um eine Zeitfrage des Willens, ein Volk zu sein und nicht mehr um den Begriff.

  75. 25. August 2008, 21:38 | #75

    Was ist das Volk, was ist der Staat, was macht die Nation aus?
    Das Gesetzbuch ist wenig hilfreich, zur Klärung des Volksbegriffs. Es hilf auch nicht weiter, wenn es um die Begriffe Staat und Nation geht. In welchem Verhältnis stehen diese drei gesellschaftlichen Größen zueinander und was macht ihren Ursprung aus?
    Darüber weiß die hier vertretene kritische Linke wenig zu berichten. Das gilt vor allem für die Begriffe Volk und Nation.
    Volk
    Bei der Definition des Staatsgebiets und der entsprechenden äußeren Grenzen scheint das Volk eine wichtige Rolle zu spielen. In der ethnisch-bürgerlichen Sichtweise gilt das Volk als eine dem Staat vorausgesetzte, natürliche, durch Sprache, Kultur und Abstammung geformte Gesamtheit, gewissermaßen als eine Art lebendiger Organismus, der sich im Laufe von Jahrhunderten herausgebildet habe. Nach außen hin soll sich die Souveränität des Volkes als Nation darstellen. Der Staat sei notwendig, damit ein Volk zur Entfaltung seiner Anlagen kommt.
    In der liberalen, individualistisch-bürgerlichen Sicht entsteht das Volk scheinbar mechanisch aus der Summe der Staatsbürger, die sich in einem bestimmten Gebiet nach Gründen der Zweckmäßigkeit (wie Gewährung von Sicherheit und Eigentum) zusammenschließen. Im Einzelnen selbst soll der Grund für den Staat liegen. Das Volk muss allerdings auch hier als eine gewisse Gesamtheit dem Staat gegenüber zumindest soweit unterstellt sein, um daraus die äußeren Grenzen herzuleiten. Anderenfalls wäre nicht zu begründen, weshalb sich die Menschen nur gebietsweise zu den jeweiligen Staaten zusammenschließen und sich nicht global zu einem Weltstaat addieren.
    Aus mehreren Gründen muss sowohl die offen ausgesprochene als auch die versteckte ethnische Sicht der staatlichen Grenzen als unzutreffend zurückgewiesen werden:
    Erstens spricht die Analyse des Wirtschaftsprozesses gegen eine ethnische Definition der Staatsgrenzen: Die kapitalistische Epoche besitzt einen inhärent imperialistischen Charakter. Mit seiner allseitigen Durchdringung des Geldverhältnisses löst das Kapital die traditionellen Gemeinschaftsformen auf, schafft sich eine Gesellschaft ganz nach seinem Bilde. Unter solchen Rahmenbedingungen können historisch gewachsene Völker, selbst wenn es sie gegeben hätte, unmöglich zu einem ökonomischen Gliederungsprinzip werden.
    Zweitens ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass weder Zahl noch Ausdehnung moderner Staaten mit Zahl und Siedlungsgebieten von Völkern zusammenfallen. Bekanntlich bilden z.B. die USA und viele Länder Europas, Asiens und Afrikas ein buntes Völkergemisch, ohne dass deren Ökonomien und Staaten entsprechend zersplittert wären. Ein einheitliches, „organisch gewachsenes Volk“ kann dort unmöglich die Grenzen bestimmt haben.
    Drittens hat unter anderem die kulturgeschichtliche Schule darauf hingewiesen, dass es sich bei den Völkern um eine moderne Erfindung handeln würde. Wie neuere Forschungen zum Beispiel zur Entstehung europäischer Völker zeigen, gibt es weder eine natürliche, ewige Substanz der Völker, noch eine kontinuierliche Entfaltung ihrer Kultur. Stattdessen ist der Nachweis erbracht, dass die Völker nicht sonderlich alt sind; ihre Geschichte beginnt erst im 18. Jahrhundert. Homogene ethnische Gruppen, die bis heute in kaum veränderter Gestalt fortexistieren würden, habe es, wie Geary anhand der europäischen Entwicklung nachweist, nirgends gegeben. „In Wirklichkeit waren die europäischen Völker im ersten Jahrtausend weit wandlungsfähiger, komplexer und dynamischer als moderne Nationalisten es wahrhaben wollen. Viele Völkernamen mögen uns nach eintausend Jahren vertraut erscheinen, die soziale, kulturelle und politische Realität aber, die sie im frühen Mittelalter bezeichneten, unterscheidet sich von der heutigen radikal.“ (Patrick J. Geary (2002), S. 22)
    Häufig seien die ethnischen Namen konstant geblieben, täuschten eine Kontinuität vor, die es tatsächlich gar nicht gegeben hätte. „Was immer man im 3. Jahrhundert im Königreich des Cniva unter der Bezeichnung ‚Gote’ verstanden haben mag – die Realität eines Goten im Spanien des 6. Jahrhunderts sah, was Sprache, Religion, politische und soziale Organisation, ja sogar Abstammung betrifft, vollkommen anders aus. Eine ebenso unermessliche Kluft unterschied die Franken, die im 4. Jahrhundert von Kaiser Julian geschlagen wurden, und jene, die Chlodwig im 6. Jahrhundert in die Schlacht folgten. Das gleiche gilt für die Römer, deren Transformation in derselben Phase nicht weniger dramatisch verlief….Namen waren erneuerbare Ressourcen und besaßen das Potential, Menschen von Kontinuität zu überzeugen, selbst wenn die gelebte Realität durch radikale Diskontinuität geprägt war.“ (Geary (2002), S. 135) Wanderungsbewegungen von Völkern dienten als Vehikel, um mythische ‚Gründungsurkunden‘ auf politische Einheiten des 19. Jahrhundert zu projizieren. Der Vergangenheit würden bis heute Bedeutungsmuster übergestülpt, die dazu dienten, politisch-nationale Ziele zu legitimieren.
    Wie man also sieht, beruhen die Staatsgrenzen keinesfalls auf historisch gewachsenen Völkern. Sowohl systematische als auch historisch-empirische Gründe sprechen gegen eine solche Sichtweise. Die ewige Substanz der Völker hat sich als Erfindung herausgestellt. Und dennoch hat man die Existenz von Völkern bei der Definition des Staatsgebiets vorausgesetzt. Wie konstituiert sich das moderne Volk, das dem Staat seine Grenzen definieren hilft?
    In der Kategorie des Gesamtkapitals sehe ich den Schlüssel für das Verständnis der modernen Völker. In meinem Buch: Guenther Sandleben, Nationalökonomie und Staat, VSA Verlag, 2003 habe ich gezeigt, wie durch eine Reihe von Mystifikationen der Schein erzeugt wird, als wären solche Gesamtkapitale die Wirtschaft eines Volkes und somit das Volk die Voraussetzung, das prius, wodurch Grenzen nach außen hin entstehen. Dieser äußere Schein schlägt sich in besonderer Weise im ethnischen Verständnis der Volkssouveränität nieder. Tatsächlich aber bildet dem inneren Zusammenhang nach das Gesamtkapital die gestaltende Kraft. Es grenzt sich von anderen Gesamtkapitalen ab und erzeugt geopolitische Räume, wodurch die dort lebenden Menschen zum modernen Volk zusammengeschmiedet werden. Die Gesamtkapitale separieren und vereinen die Menschen zu Völkern. Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    Die Reproduktion moderner Völker durch die entsprechenden Gesamtkapitale erklärt allerdings noch nicht die historische Entstehung. Wie in der Kapitaltheorie muss auch hier zwischen der historischen Konstitution eines Verhältnisses und der Reproduktion auf fertiger Grundlage unterschieden werden.
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört. Eine solche Definition des Volkes ist gewissermaßen ein naturgeschichtlicher Prozess, der sich hinter dem Rücken der Menschen abspielt, dann aber mehr und mehr deren Wollen, Bewusstsein und Absichten bestimmt. Ohne Klarheit von diesen unterirdisch wirkenden Kräften zu haben, meinen die Menschen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl als Volk zu spüren, dem sie dann in ihren nationalen Kämpfen Geltung verschaffen. Innerhalb der Grenzen der Gesamtkapitale entdecken sich die Menschen als Völker. Dass es in Wirklichkeit das Kapital in der Gestalt des sich konstituierenden Gesamtkapitals ist, wodurch die Menschen als Volk zusammengebracht werden, bleibt ihnen verborgen. Sie versetzen die Geburtsstunde ihres Volkes so weit in die Geschichte zurück, wie es erforderlich ist, um ihren neuen geopolitischen Raum als „erste Landnahme“ zu rechtfertigen.
    Eine besondere Rolle spielten hierbei die Geschichtswissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. Mittels der Philologie und der Ethnoarchäologie hätten, wie Geary nachweist, die Historiker das Bild von klar einander abgrenzbarer Völker erfunden, die sich durch stabile, objektiv identifizierbare Merkmale wie Sprache, Religion, Brauchtum und Nationalcharakter voneinander unterscheiden würden. Solche Völker sollen entweder in einem fernen Moment der Frühzeit oder während des Mittelalters entstanden sein. Das Territorium, das sie angeblich bewohnten, diente dann den sich herausbildenden Nationen als Anspruchsgrundlage. Die Staaten hätten Apparate der nationalen Selbsterschaffung errichtet, zu denen ehrgeizige Erziehungsprogramme gehörten, um den von den Philologen als Nationalsprache definierten Dialekt innerhalb der geschaffenen oder beanspruchten Grenzen allgemein, d.h. gegen die große Mehrzahl des „Volkes“, die eine andere Sprache verwendeten, durchzusetzen. Dabei diente die neue Nationalsprache als selbstverständliches Medium zur Vermittlung der Nationalgeschichte. Neben Schulen und Militär erwiesen sich die aufkommenden Massenmedien, der Kunst- und Kulturbetrieb, Denkmäler, Vereine und nicht zuletzt der Sport als wichtige Einrichtungen für die Nationalisierung der Massen.
    Es zeigt sich also, dass durch die Existenz von Völkern keine selbständigen Grenzen der Globalisierung geschaffen werden. Als feste ökonomische Barrieren stehen dahinter die auf den ersten Blick unsichtbaren Gesamtkapitale, die sich als Wirtschaft der entsprechenden Völker darstellen und auf diese Weise den Schein erzeugen, als wären es die Völker selbst, die durch ihre Existenz das jeweilige Staatsgebiet definieren würden. In Wirklichkeit sind es die Gesamtkapitale, die geopolitische Räume herstellen, wodurch sowohl die Völker als auch die auswärtigen Grenzen festgelegt werden. Die Staaten führen mit ihren politischen Grenzziehungen nur das Werk ihrer Gesamtkapitale mit anderen Mitteln fort.
    Nation
    Der Begriff des Volkes steht in einem engen Zusammenhang mit der Nation, die in der Globalisierungsdebatte immer wieder als mögliches Gegenmittel zu den Kräften der Globalisierung angesehen wird. Oftmals verweisen Globalisierungsgegner wehmütig auf die Vielfalt der Kulturen oder gar auf den besonderen Wert der eigenen Kultur, welche durch einen mit der Globalisierung einhergehenden einseitigen Kulturimperialismus verschwinden könnte. Als Reaktion darauf wollen sie das eigene national-kulturelle Element gegen die globalen Kräfte des Finanzkapitals stärken. Als wie robust erweist sich eine solche nationale Grenze und in welchem Verhältnis steht das kulturelle und nationale Element zum Kapital?
    Auf den ersten Blick scheint das nationale Element schwer zu erklären zu sein, so vielfältig ist seine Erscheinungsweise und so unterschiedlich die Intensität, mit der seine verschiedenen Formen hervortreten. In der Theorie wird mal die subjektive, psychologische Seite der Nation zur Hauptsache gemacht, ein anderes Mal erfolgt die Definition der Nation entlang sachlicher Merkmale. Zieht man etwa die ethnischen Merkmale heran, dann scheint die Nation in einer ethnischen „Abstammungsgemeinschaft“ zu bestehen, werden hingegen kulturell-sprachliche Merkmale in den Vordergrund gerückt, dann meint man, es handle sich um eine „Kulturnation“. Die Folgerungen, die Nation sei eine Sprachgemeinschaft, eine Abstammungsgemeinschaft etc. verallgemeinert nicht nur eine besondere Form und übersieht damit die Vielfalt nationaler Erscheinungsweisen, sondern macht eine besondere Form zur Hauptsache. Was ist das Gemeinsame, das hinter der äußeren Vielfalt steckt?
    Das, was die Nationen, etwa die deutsche, französische, US-amerikanische oder japanische gemeinsam haben, ist der kommerzielle, gegensätzliche Charakter ihrer auswärtigen Interessen. Das Kapital eines Landes soll durch politische Mittel geschützt und gefördert werden gegenüber der auswärtigen Konkurrenz. Solche Interessen sind durch die entsprechenden Gesamtkapitale festgelegt. Dieser ökonomische Kern der Nation enthält immer einen äußeren Gegensatz, der durch die Dauerkonkurrenz der Gesamtkapitale stets erneuert wird.
    Die große Bedeutung, die gerade die kommerzielle Seite für den modernen Begriff der Nation besitzt, zeigt sich im historischen Vergleich: Der Name „Nation“ taucht bereits im Mittelalter auf, allerdings noch mit einem völlig anderen Bedeutungsinhalt. Es fehlte sowohl der Gegensatz, die latente Feindseligkeit gegenüber anderen Nationen als auch das Bewusstsein der eigenen Identität. Eine tief empfundene Interessengemeinschaft zwischen Adel, Bauern, Handwerkern oder Händlern war in der mittelalterlichen Ständegesellschaft gar nicht möglich. Auch lagen den damaligen Dichtern, Philosophen, Künstlern etc. völlig fern, ihre Selbstidentifizierung in der frühen Geschichte der Völkerwanderung zu suchen. Sie identifizierten sich vielmehr mit der Gesellschaft und Kultur der Römer und nicht mit den Opfern des römischen Kaiserreichs. Erst in der späteren Renaissance, als die aufsprießenden Keime einer kapitalistischen Gesellschaft ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl weckten, suchte man seine Identität mehr und mehr bei den Germanen, den Galliern oder den Slawen. Die harmlose und eher zufällige Kategorisierung von Menschen nach Nationen sollte bald in die bis heute fortbestehenden Gegensätze Umschlagen, wobei die territorialen Elemente, die Heimstätten der Gesamtkapitale, eine besondere Rolle spielen.
    Zurück zu den Formen der Nation. Wir haben es hierbei mit einem zweistufigen Prozess der Mystifikation zu tun: Zunächst erscheinen die miteinander konkurrierenden Gesamtkapitale unter der Form verschiedener Volkswirtschaften, d.h. als die Wirtschaft der jeweiligen Völker. Das gemeinsame auswärtige Interesse eines Gesamtkapitals erhält die politische Form eines Volksinteresses. Zugleich verliert der gegensätzliche Charakter des Interesses seinen Kapitalbezug und stellt sich als Interessengegensatz der Völker dar. Nun handelt es sich nicht mehr nur um die politische Form eines Volksinteresses, sondern um das Interesse eines bestimmten Volkes im Unterschied und im bewussten Gegensatz zum Interesse eines anderen.
    Der Bezug auf das Kapitalverhältnis ist bereits vernebelt, bevor die Mystifikationen auftreten, die mit dem Begriff der Nation verbunden sind. Was dann die Nation noch hinzufügt, ist lediglich die spezielle politische Form, unter der das Volksinteresse nach außen hin ausgefochten wird. Wie unterscheiden sich die Völker, wenn nicht durch ihre tatsächlichen oder eingebildeten gemeinsamen kulturellen, religiösen, politischen, biologischen oder geografischen Merkmale. Solche Kriterien dienen sowohl der Abgrenzung als auch der eigenen Identifikation. Durch die auswärtige Konkurrenz werden die kulturellen oder natürlichen Unterschiede in einen nationalen Gegensatz transformiert. Auf diese Weise erhalten die Konkurrenzkämpfe der Gesamtkapitale den Schein von kulturellen oder ethnischen Konflikten. Meist ist dann nur noch diese äußere kulturelle bzw. natürliche Hülle sichtbar, während der bittere ökonomische Kern darunter versteckt bleibt. Hier nun haben wir den Begriff der Nation: Die besondere politische Form, unter der das Interesse eines Volkes – dem inneren Zusammenhang nach das Interesse des entsprechenden Gesamtkapitals – nach außen hin, gegenüber anderen Völkern vertreten wird, ist die Nation. Das Volk bildet nur insofern eine Nation, als es in Konkurrenz zu anderen Völkern steht, also einen ökonomischen Kampf dagegen führen muss.
    Zur Illustration von Form und Inhalt der Nation soll der aktuelle Nationalismus der USA dienen. Man versucht dort das offensichtliche ökonomische Interesse im Irak auszublenden. Wie Jeremy Rifkin, Politikberater und Leiter der Foundation on Economic Trends in Washington beobachtet hat, glaubten die meisten US-Bürger ihrem Präsidenten, „wenn er von der moralischen Pflicht spricht, die Welt vor Saddam Husseins pathologischem Eifer zu schützen…Und doch wundere ich mich über die fast völlige Ausblendung der Öl-Connection durch die Politiker und großen Medien in Amerika.“ Rifkin schält im Weiteren das ökonomische US-Interesse heraus, nennt es vorsichtig das „zweite Motiv“ des Krieges im Unterschied zu den offiziellen Zielen („moralische Pflicht“).
    Rifkin deutet aber nicht nur den ökonomischen Inhalt („zweites Motiv“) und die Form („erstes Motiv“) der Nation an, er gibt zugleich Hinweise, warum es unbedingt der Form bedarf. Die meisten US-Bürger, meint Rifkin, wären davon überzeugt, dass ihre Regierung niemals bloß deshalb ein Land angreifen würde, „um Beute zu machen oder geopolitische Interessen durchzusetzen“. Dieses „zweite Motiv“ sollte kaum ausreichen, um die nötigen Kriegsopfer zu bringen. Also braucht man, was Rifkin nicht mehr auszudrücken wagt, das gemeinsame, höhere moralische Anliegen, um auf diese Weise alle zum Mitmachen zu bewegen. Dies ist die Funktion der Nation. „Ja ich bin mir sicher, dass das amerikanische Volk einen Krieg gegen den Irak oder gegen ein anderes Land am Persischen Golf niemals gutheißen würde, wenn es bloß (!) Ölfelder zu erobern gäbe“. Der schnöde Mammon im Interesse der Konzerne reicht dem einfachen Bürger natürlich nicht aus, um sein Blut auf dem Schlachtfeld zu verspritzen oder einen Teil seines bitter verdienten Einkommens in Kriegen verschwenden zu lassen. Man stirbt nicht für Geschäfte sondern nur für Ideale; teures Blut soll sich freudig hingeben im Kampf gegen das Böse und für die Ehre der Nation.
    Das nationale Element tritt im Zeitverlauf keineswegs gleichmäßig hervor. Es erhält einen besonders auffälligen Charakter, wenn sich der Staat bei Handelskriegen, im Vorfeld von Kriegshandlungen und vor allem in Zeiten tatsächlicher Kriege besonders gefordert sieht, die Volksmassen für sich in Bewegung zu setzen. Das in normalen Zeiten eher „unauffällige“ Nationalgefühl wird zum Nationalhass gesteigert, wenn der Nationalstaat in Gefahr gerät oder seine Souveränität erst erkämpfen muss. Dabei kommt eine einfache Regel zum tragen: Je größer die Ziele sind, die der Staat durchsetzen will, desto mehr ist er auf das Mitmachen seines Volkes angewiesen. Hier liegt der Grund, warum der in Friedenszeiten vielfach kritisierte Nationalismus in Kriegszeiten zur Normalform wird. Gerade in derart kritischen Zeiten müssen Staat und Medien die breiten Volksmassen zur persönlichen Bewältigung der anstehenden Kriegsopfer intensiv vorbereiten. Eine nationale Sonderbehandlung wird nötig. Würden denn sonst die Soldaten mitmachen, wenn ihr Blut nicht für eine besonders ehrenwerte nationale Angelegenheit, sondern schlicht für die Bereicherung von Rüstungs- und Ölkonzernen, für Absatzmärkte, Rohstoffe oder für politische Einflusssphären fließen soll?
    Weil Opfer und Leid derart eng mit der Nation verknüpft sind, hat Ernest Renan in seinem bis heute berühmt gebliebenen Aufsatz „Was ist eine Nation“ darin die Hauptsache gesehen: „Ich habe soeben gesagt: ‚Gemeinsam gelitten haben‘. Ja, das gemeinsame Leiden eint mehr als die Freude…Eine Nation ist also eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist.“
    Der Nationalismus besitzt notwendigerweise eine populistische Seite, spricht die Gefühlsebene an, erweckt Helden und Mythen der Vergangenheit zu neuem Leben. Es versteht sich für die Geschichte des Nationalismus von selbst, dass solche Suche nach den Ursprüngen leicht zur reinen Erfindung wird, in der Legenden und Mythen einander abwechseln. Die kritische Nationalismusforschung hat den Nationalismus als „ein im Innersten modernes Phänomen“ nachgewiesen und ihn als eine Folgeerscheinung des besonderen Charakters unserer heutigen Welt allgemein angedeutet. Allerdings hat man nirgends die Entstehung des Nationalismus mit dem Kapital selbst, d. h. mit der spezifischen gesellschaftlichen Form der heutigen Ökonomie in Verbindung gebracht.
    Der im Begriff der Nation enthaltene Gegensatz ist durch das kommerzielle Interesse der Gesamtkapitale gegeben. Würde man von diesem Gegensatz abstrahieren, zerfiele die Nation in ihre verschiedenen Erscheinungsformen, wobei sich dann die kulturellen, sprachlichen oder natürlichen Besonderheiten als harmlose, interessante Unterschiede darstellen würden. Die Absicht, die Kultur als Kampfmittel gegen die Globalisierung einzusetzen, bedeutet, die Kultur in ihrer nationalen Form einzusetzen, deren Inhalt nur das kommerzielle Interesse eines oder mehrerer Gesamtkapitale gegenüber anderen sein kann. Die Globalisierung lässt sich damit zwar „begrenzen“, jedoch es sind Grenzen, die mit dem Kapital selbst gesetzt sind. Einer Antiglobalisierungsbewegung bedarf es dazu nicht; die durch die eigengesetzliche Reproduktion der Gesamtkapitale stumm erzeugten ökonomischen Grenzen sind Hindernis genug, um die Globalisierung in Richtung einer einheitlichen Weltwirtschaft abzubremsen. Das Kapital selbst bewegt sich im Spannungsfeld von Globalisierung und Nationalisierung. Eine politische Bewegung, die sich zwischen solchen Grenzpfählen bewegt, kann nicht mehr sein als Spielball der jeweiligen Kapitalinteressen.
    Staat
    Zuletzt noch einige Bemerkungen zum Staat. Die Reproduktion des Gesamtkapitals schließt alle Klassen, also auch die Lohnabhängigen, ein. Die Kategorie des Gesamtkapitals beinhaltet die gesamte Warenproduktion, die materielle wie die geistige, ebenso die Distribution und den Austausch der Waren und schließlich die individuellen Bedürfnisse bzw. die Konsumtion. Das gesamte kommerzielle Leben, alle sozial-ökonomischen Elemente sind darin enthalten. Das Gesamtkapital konstituiert also eine komplette „kommerzielle Gesellschaft“ (Adam Smith), die im 19. Jahrhundert vorzugsweise als „bürgerliche Gesellschaft“ gekennzeichnet wurde. Eine solche Gesamtheit besitzt eine Eigenständigkeit, bildet das Primäre, Überindividuelle, wodurch die Zwecke und Bedingungen der Einzelnen gesetzt sind.
    Das Besondere an dieser Gesamtheit besteht darin, dass sie auf keiner wirklichen Gemeinschaft beruht, sondern durch das Wirken des Wertgesetzes, gewissermaßen durch den Mechanismus des Marktsystems hinter dem Rücken der Individuen hergestellt wird. Der kritische Begriff der Warenproduktion hat diesen Sachverhalt in der Weise ausgedrückt, dass sich aufgrund der fehlenden gemeinschaftlichen Voraussetzungen der gesellschaftliche Charakter der in den Waren steckenden Arbeit erst im Nachhinein, nachdem die Waren produziert und sich die Arbeit darin vergegenständlicht hat, ausdrücken kann, und zwar nur auf mystifizierter, dinglicher Weise nämlich als Preis der Ware.
    Das Fehlen einer wirklichen Gemeinschaft korrespondiert mit einem spezifischen Eigentumsbegriff. Im Austausch der Waren muss sich das Eigentum als unabhängiges, souveränes Privateigentum realisieren, dem alle gemeinschaftlichen Nerven abgeschnitten sind. Im Kapital selbst, als auf Reichtum bezogener Reichtum, wird das Eigentum zur abstrakten Verselbständigung gebracht, das jeglicher gemeinschaftlicher Einwirkungsmöglichkeiten entzogen ist. Aller Schein des Gemeinwesens ist darin abgestreift. Die Deklaration der Menschenrechte hat die moderne Form des Privateigentums treffend als das Recht des Bürgers formuliert, willkürlich, ohne Beziehung auf andere Menschen, also unabhängig von einer Gemeinschaft, Vermögen zu genießen und darüber zu disponieren. Entsprechend basiert auch das Menschenrecht der Freiheit nicht auf der Verbindung der Menschen untereinander, sondern auf der Absonderung des Menschen von dem Menschen; das Freiheitsrecht erhält seine Grenzen in den Rechten eines anderen. Es handelt sich also hier um die Rechte des Menschen als isolierter, auf sich zurückgezogener Monade.
    Solche zersplitterten und isolierten Individuen verfolgen ihre Privatinteressen und dienen, indem sie nur ihre Privatinteressen verfolgen, zugleich den Privatinteressen anderer. In dieser Isolierung gegeneinander besitzt die Privatsphäre eine eigenständige Existenz.
    Obwohl das Gesamtkapital eine Eigenständigkeit besitzt, sich durch das Wirken des Wertgesetzes eigengesetzlich reproduziert, besitzt es also nirgends eine wirkliche Sphäre des Gemeinwesens. Alle besonderen Elemente des wirtschaftlich-sozialen Lebens haben lediglich individuelle Bedeutung, sind Elemente des Privatlebens, worin das Gemeinwesen ausgelöscht ist. Das Gesamtkapital als lediglich funktional-ökonomisches Gebilde kann unmöglich existieren ohne eine gemeinschaftliche Ergänzung jenseits der eigenen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Eine solche gesonderte Sphäre des Gemeinwesens, worin die allgemeinen Volksangelegenheiten eines Gesamtkapitals geregelt sind, ist der Staat. Hier konzentrieren sich also alle politisch-gemeinschaftlichen Elemente, von denen das Gesamtkapital in Gestalt der kommerziellen Gesellschaft abstrahieren muss. Die Trennung von Politik und Gesamtkapital ist kein einmaliger historischer Akt, sondern wird zusammen mit dem „unpolitischen“ Gesamtkapital stets reproduziert.
    Die Spaltung in Staat und Gesamtkapital bildet die Grundlage für die Zweiteilung des Menschen in den Staatsbürger (citoyen) und den Wirtschaftsbürger (bourgeois). Die gesamte Reproduktion des Menschen, sein wirkliches egoistisches Leben, seine Klassenzugehörigkeit, seine sozialen Konflikte, seine geistigen und religiösen Vorstellungen, seine Bedürfnisse, die Art und Weise der Konsumtion etc. gehören zur kommerziellen Gesellschaft und bilden entsprechende Eigenschaften des egoistischen, in der Konkurrenz sich bewegenden Wirtschaftsbürgers. Hier steht er mit all seinen Besonderheiten und manchen privaten Kuriositäten als Privatmann außerhalb des Staates. Demgegenüber ist seine Existenz als Staatsbürger eine Existenz, die außerhalb seiner sozialen-klassenmäßigen Beziehungen liegt. Als Untertan des Staates besitzt er wie jeder andere die gleichen Staatsbürgerrechte, worin seine Teilnahme am öffentlichen Geschehen geregelt ist.
    Erschien einst an der Oberfläche des Gesamtkapitals die kapitalistische Wirtschaft als die Wirtschaft eines Volkes (Volkswirtschaft), das Volk also als der Ausgangspunkt der Wirtschaft, so erscheinen nun die von ihrem wirtschaftlichen Zusammenhang abgetrennten Staatsbürger als Ausgangspunkt der Politik. Dem inneren Zusammenhang nach ist aber das Gesamtkapital sowohl in der Ökonomie die treibende Kraft, als auch die Voraussetzung und die entscheidende Macht des Staates, die der Politik ihren Inhalt liefert. Diese Politik ist keine einfache Klassenpolitik, die ihren Bezugspunkt ausschließlich bei den Eigentümern und Besitzern des Kapitals hat. Die Gleichsetzung von Gesamtkapital und einer besonderen Klasse würde eine Amputation der Gesellschaft beinhalten und mit ihr eine unzulängliche Einengung des politischen Blickwinkels. Klassenkämpfe, soziale Konflikte etc. gehören der Gesellschaft an, bilden demnach kein ausdrückliches Staatsmoment. Der Staat ist vielmehr festgelegt auf die Reproduktion des Gesamtkapitals. Er bezieht alle Klassen auch die der Lohnabhängigen ein, aber nur soweit, wie die Lohnabhängigen eine Klasse des Gesamtkapitals und damit zugleich eine Klasse für das Kapital bilden. So löst sich das Rätsel, dass im Staat einerseits die Existenz verschiedener Klassen ausgelöscht ist, denn diese gehören zur kommerziellen Gesellschaft, dass der Staat aber andererseits in jedem Punkt seiner Politik vom Interesse des Kapitals als Gesamtkapital bestimmt wird.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals bei der Herleitung des Staates bildete den theoretischen Grund dafür, dass die Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre, die erfolgsversprechend begonnen hatte, schließlich versanden musste. Man wollte zwar von der Marxschen Kategorie des „Kapitals im allgemeinen“ ausgehen, ohne sich jedoch deren Inhalt wirklich klar gemacht zu haben. Der Begriff des Gesamtkapitals tauchte deshalb lediglich am Rande auf, versehen mit der Bedeutung, dass darunter kaum mehr zu verstehen sei als die Gesamtheit der Einzelkapitale. Die eigenständige Existenzweise des Gesamtkapitals, obwohl von Marx klar entwickelt und ausdrücklich herausgestellt, wurde gar nicht erst thematisiert. Da die zusammenhängende Einheit fehlte, herrschte große Willkür bei der Fixierung des „methodischen Ansatzpunkts“ für die Staatsableitung. Einige glaubten, an der Zirkulation ansetzen zu müssen, am Kauf und Verkauf von Waren, mit den sich dabei geltend machenden Rechtsverhältnissen, andere wiederum wählten die Konkurrenz der Einzelkapitale und leiteten den Staat negativ, gewissermaßen als Lückenbüßer für unerledigte Reproduktionsfunktionen ab, oder man kam auf die Idee, nur die „Revenuen und ihre Quellen“, also gewissermaßen die Oberfläche eines nicht näher bestimmten Gesamtkapitals herauszugreifen, um daran die Staatsableitung unter Ausklammerung der inneren ökonomischen Zusammenhänge des Gesamtkapitals vorzunehmen.
    Da es unklar blieb, von welchem Punkt des „Kapitals im allgemeinen“ eine Staatsableitung auszugehen hat, erhielt der Staat mal einen stärkeren kapitalistischen Anstrich, dann wieder einen allgemeinen Inhalt, als sei der Staat eine Art Wohlfahrtsorientierte Instanz für das Volk bzw. deren Einkommensbezieher.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals hatte schließlich zur Folge, dass die Staatsableitung das außenpolitische Element fast vollständig übersah, also dem Irrtum verfiel, den Staat im Singular und nicht im Plural abzuleiten. Hier zeigt sich eine Verbindungslinie zur heutigen Globalisierungsdebatte: Der blinde Fleck in der Bestimmung der Staatsgrenzen ist theoriegeschichtlich gesehen auch eine Folge der gescheiterten Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre.
    Der Staat als die politische Form des Gesamtkapitals besitzt zusammen mit „seinem“ Gesamtkapital notwendig ein Außenverhältnis. Ökonomisch gesehen ist die auswärtige Beziehung durch die Konkurrenz der Gesamtkapitale um Absatzmärkte, Rohstoffquellen und Anlagesphären gekennzeichnet. Da es in dem vorliegenden Kapitel lediglich um die Bestimmung der politischen Grenzen der Globalisierung geht, muss auf eine Darstellung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt verzichtet werden.
    Politisch gesehen sind die auswärtigen Interessen im Großen und Ganzen die Durchschnittsinteressen des Gesamtkapitals. Ein solcher Durchschnitt kann aufgrund fehlender gemeinschaftlicher Voraussetzungen des Gesamtkapitals nicht einfach abgefragt werden, sondern bildet sich erst durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Interessen der Einzelkapitale heraus. Gleich einem Parallelogramm der Kräfte, worin die Einzelkapitale im Verhältnis ihres Anteils am Gesamtkapital wirken, konstituiert sich als resultierende Größe das gemeinsame außenpolitische Interesse. Nicht der Staatsapparat sondern das Gesamtkapital schafft den Inhalt dieser Politik. Der Staat gleicht die Interessen lediglich aus, vereint sie, gibt ihnen schließlich eine gemeinschaftliche, d. h. politische Form. Er ist bloßer Sachwalter dieser Interessen gegen andere Staaten. Die Mittel, die er zur Durchsetzung der außenpolitischen Interessen einsetzt, reichen von der Diplomatie, über Schutzzölle, Handelssanktionen bis hin zum Krieg.

  76. 25. August 2008, 21:38 | #76

    Was ist das Volk, was ist der Staat, was macht die Nation aus?
    Das Gesetzbuch ist wenig hilfreich, zur Klärung des Volksbegriffs. Es hilf auch nicht weiter, wenn es um die Begriffe Staat und Nation geht. In welchem Verhältnis stehen diese drei gesellschaftlichen Größen zueinander und was macht ihren Ursprung aus?
    Darüber weiß die hier vertretene kritische Linke wenig zu berichten. Das gilt vor allem für die Begriffe Volk und Nation.
    Volk
    Bei der Definition des Staatsgebiets und der entsprechenden äußeren Grenzen scheint das Volk eine wichtige Rolle zu spielen. In der ethnisch-bürgerlichen Sichtweise gilt das Volk als eine dem Staat vorausgesetzte, natürliche, durch Sprache, Kultur und Abstammung geformte Gesamtheit, gewissermaßen als eine Art lebendiger Organismus, der sich im Laufe von Jahrhunderten herausgebildet habe. Nach außen hin soll sich die Souveränität des Volkes als Nation darstellen. Der Staat sei notwendig, damit ein Volk zur Entfaltung seiner Anlagen kommt.
    In der liberalen, individualistisch-bürgerlichen Sicht entsteht das Volk scheinbar mechanisch aus der Summe der Staatsbürger, die sich in einem bestimmten Gebiet nach Gründen der Zweckmäßigkeit (wie Gewährung von Sicherheit und Eigentum) zusammenschließen. Im Einzelnen selbst soll der Grund für den Staat liegen. Das Volk muss allerdings auch hier als eine gewisse Gesamtheit dem Staat gegenüber zumindest soweit unterstellt sein, um daraus die äußeren Grenzen herzuleiten. Anderenfalls wäre nicht zu begründen, weshalb sich die Menschen nur gebietsweise zu den jeweiligen Staaten zusammenschließen und sich nicht global zu einem Weltstaat addieren.
    Aus mehreren Gründen muss sowohl die offen ausgesprochene als auch die versteckte ethnische Sicht der staatlichen Grenzen als unzutreffend zurückgewiesen werden:
    Erstens spricht die Analyse des Wirtschaftsprozesses gegen eine ethnische Definition der Staatsgrenzen: Die kapitalistische Epoche besitzt einen inhärent imperialistischen Charakter. Mit seiner allseitigen Durchdringung des Geldverhältnisses löst das Kapital die traditionellen Gemeinschaftsformen auf, schafft sich eine Gesellschaft ganz nach seinem Bilde. Unter solchen Rahmenbedingungen können historisch gewachsene Völker, selbst wenn es sie gegeben hätte, unmöglich zu einem ökonomischen Gliederungsprinzip werden.
    Zweitens ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass weder Zahl noch Ausdehnung moderner Staaten mit Zahl und Siedlungsgebieten von Völkern zusammenfallen. Bekanntlich bilden z.B. die USA und viele Länder Europas, Asiens und Afrikas ein buntes Völkergemisch, ohne dass deren Ökonomien und Staaten entsprechend zersplittert wären. Ein einheitliches, „organisch gewachsenes Volk“ kann dort unmöglich die Grenzen bestimmt haben.
    Drittens hat unter anderem die kulturgeschichtliche Schule darauf hingewiesen, dass es sich bei den Völkern um eine moderne Erfindung handeln würde. Wie neuere Forschungen zum Beispiel zur Entstehung europäischer Völker zeigen, gibt es weder eine natürliche, ewige Substanz der Völker, noch eine kontinuierliche Entfaltung ihrer Kultur. Stattdessen ist der Nachweis erbracht, dass die Völker nicht sonderlich alt sind; ihre Geschichte beginnt erst im 18. Jahrhundert. Homogene ethnische Gruppen, die bis heute in kaum veränderter Gestalt fortexistieren würden, habe es, wie Geary anhand der europäischen Entwicklung nachweist, nirgends gegeben. „In Wirklichkeit waren die europäischen Völker im ersten Jahrtausend weit wandlungsfähiger, komplexer und dynamischer als moderne Nationalisten es wahrhaben wollen. Viele Völkernamen mögen uns nach eintausend Jahren vertraut erscheinen, die soziale, kulturelle und politische Realität aber, die sie im frühen Mittelalter bezeichneten, unterscheidet sich von der heutigen radikal.“ (Patrick J. Geary (2002), S. 22)
    Häufig seien die ethnischen Namen konstant geblieben, täuschten eine Kontinuität vor, die es tatsächlich gar nicht gegeben hätte. „Was immer man im 3. Jahrhundert im Königreich des Cniva unter der Bezeichnung ‚Gote’ verstanden haben mag – die Realität eines Goten im Spanien des 6. Jahrhunderts sah, was Sprache, Religion, politische und soziale Organisation, ja sogar Abstammung betrifft, vollkommen anders aus. Eine ebenso unermessliche Kluft unterschied die Franken, die im 4. Jahrhundert von Kaiser Julian geschlagen wurden, und jene, die Chlodwig im 6. Jahrhundert in die Schlacht folgten. Das gleiche gilt für die Römer, deren Transformation in derselben Phase nicht weniger dramatisch verlief….Namen waren erneuerbare Ressourcen und besaßen das Potential, Menschen von Kontinuität zu überzeugen, selbst wenn die gelebte Realität durch radikale Diskontinuität geprägt war.“ (Geary (2002), S. 135) Wanderungsbewegungen von Völkern dienten als Vehikel, um mythische ‚Gründungsurkunden‘ auf politische Einheiten des 19. Jahrhundert zu projizieren. Der Vergangenheit würden bis heute Bedeutungsmuster übergestülpt, die dazu dienten, politisch-nationale Ziele zu legitimieren.
    Wie man also sieht, beruhen die Staatsgrenzen keinesfalls auf historisch gewachsenen Völkern. Sowohl systematische als auch historisch-empirische Gründe sprechen gegen eine solche Sichtweise. Die ewige Substanz der Völker hat sich als Erfindung herausgestellt. Und dennoch hat man die Existenz von Völkern bei der Definition des Staatsgebiets vorausgesetzt. Wie konstituiert sich das moderne Volk, das dem Staat seine Grenzen definieren hilft?
    In der Kategorie des Gesamtkapitals sehe ich den Schlüssel für das Verständnis der modernen Völker. In meinem Buch: Guenther Sandleben, Nationalökonomie und Staat, VSA Verlag, 2003 habe ich gezeigt, wie durch eine Reihe von Mystifikationen der Schein erzeugt wird, als wären solche Gesamtkapitale die Wirtschaft eines Volkes und somit das Volk die Voraussetzung, das prius, wodurch Grenzen nach außen hin entstehen. Dieser äußere Schein schlägt sich in besonderer Weise im ethnischen Verständnis der Volkssouveränität nieder. Tatsächlich aber bildet dem inneren Zusammenhang nach das Gesamtkapital die gestaltende Kraft. Es grenzt sich von anderen Gesamtkapitalen ab und erzeugt geopolitische Räume, wodurch die dort lebenden Menschen zum modernen Volk zusammengeschmiedet werden. Die Gesamtkapitale separieren und vereinen die Menschen zu Völkern. Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    Die Reproduktion moderner Völker durch die entsprechenden Gesamtkapitale erklärt allerdings noch nicht die historische Entstehung. Wie in der Kapitaltheorie muss auch hier zwischen der historischen Konstitution eines Verhältnisses und der Reproduktion auf fertiger Grundlage unterschieden werden.
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört. Eine solche Definition des Volkes ist gewissermaßen ein naturgeschichtlicher Prozess, der sich hinter dem Rücken der Menschen abspielt, dann aber mehr und mehr deren Wollen, Bewusstsein und Absichten bestimmt. Ohne Klarheit von diesen unterirdisch wirkenden Kräften zu haben, meinen die Menschen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl als Volk zu spüren, dem sie dann in ihren nationalen Kämpfen Geltung verschaffen. Innerhalb der Grenzen der Gesamtkapitale entdecken sich die Menschen als Völker. Dass es in Wirklichkeit das Kapital in der Gestalt des sich konstituierenden Gesamtkapitals ist, wodurch die Menschen als Volk zusammengebracht werden, bleibt ihnen verborgen. Sie versetzen die Geburtsstunde ihres Volkes so weit in die Geschichte zurück, wie es erforderlich ist, um ihren neuen geopolitischen Raum als „erste Landnahme“ zu rechtfertigen.
    Eine besondere Rolle spielten hierbei die Geschichtswissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. Mittels der Philologie und der Ethnoarchäologie hätten, wie Geary nachweist, die Historiker das Bild von klar einander abgrenzbarer Völker erfunden, die sich durch stabile, objektiv identifizierbare Merkmale wie Sprache, Religion, Brauchtum und Nationalcharakter voneinander unterscheiden würden. Solche Völker sollen entweder in einem fernen Moment der Frühzeit oder während des Mittelalters entstanden sein. Das Territorium, das sie angeblich bewohnten, diente dann den sich herausbildenden Nationen als Anspruchsgrundlage. Die Staaten hätten Apparate der nationalen Selbsterschaffung errichtet, zu denen ehrgeizige Erziehungsprogramme gehörten, um den von den Philologen als Nationalsprache definierten Dialekt innerhalb der geschaffenen oder beanspruchten Grenzen allgemein, d.h. gegen die große Mehrzahl des „Volkes“, die eine andere Sprache verwendeten, durchzusetzen. Dabei diente die neue Nationalsprache als selbstverständliches Medium zur Vermittlung der Nationalgeschichte. Neben Schulen und Militär erwiesen sich die aufkommenden Massenmedien, der Kunst- und Kulturbetrieb, Denkmäler, Vereine und nicht zuletzt der Sport als wichtige Einrichtungen für die Nationalisierung der Massen.
    Es zeigt sich also, dass durch die Existenz von Völkern keine selbständigen Grenzen der Globalisierung geschaffen werden. Als feste ökonomische Barrieren stehen dahinter die auf den ersten Blick unsichtbaren Gesamtkapitale, die sich als Wirtschaft der entsprechenden Völker darstellen und auf diese Weise den Schein erzeugen, als wären es die Völker selbst, die durch ihre Existenz das jeweilige Staatsgebiet definieren würden. In Wirklichkeit sind es die Gesamtkapitale, die geopolitische Räume herstellen, wodurch sowohl die Völker als auch die auswärtigen Grenzen festgelegt werden. Die Staaten führen mit ihren politischen Grenzziehungen nur das Werk ihrer Gesamtkapitale mit anderen Mitteln fort.
    Nation
    Der Begriff des Volkes steht in einem engen Zusammenhang mit der Nation, die in der Globalisierungsdebatte immer wieder als mögliches Gegenmittel zu den Kräften der Globalisierung angesehen wird. Oftmals verweisen Globalisierungsgegner wehmütig auf die Vielfalt der Kulturen oder gar auf den besonderen Wert der eigenen Kultur, welche durch einen mit der Globalisierung einhergehenden einseitigen Kulturimperialismus verschwinden könnte. Als Reaktion darauf wollen sie das eigene national-kulturelle Element gegen die globalen Kräfte des Finanzkapitals stärken. Als wie robust erweist sich eine solche nationale Grenze und in welchem Verhältnis steht das kulturelle und nationale Element zum Kapital?
    Auf den ersten Blick scheint das nationale Element schwer zu erklären zu sein, so vielfältig ist seine Erscheinungsweise und so unterschiedlich die Intensität, mit der seine verschiedenen Formen hervortreten. In der Theorie wird mal die subjektive, psychologische Seite der Nation zur Hauptsache gemacht, ein anderes Mal erfolgt die Definition der Nation entlang sachlicher Merkmale. Zieht man etwa die ethnischen Merkmale heran, dann scheint die Nation in einer ethnischen „Abstammungsgemeinschaft“ zu bestehen, werden hingegen kulturell-sprachliche Merkmale in den Vordergrund gerückt, dann meint man, es handle sich um eine „Kulturnation“. Die Folgerungen, die Nation sei eine Sprachgemeinschaft, eine Abstammungsgemeinschaft etc. verallgemeinert nicht nur eine besondere Form und übersieht damit die Vielfalt nationaler Erscheinungsweisen, sondern macht eine besondere Form zur Hauptsache. Was ist das Gemeinsame, das hinter der äußeren Vielfalt steckt?
    Das, was die Nationen, etwa die deutsche, französische, US-amerikanische oder japanische gemeinsam haben, ist der kommerzielle, gegensätzliche Charakter ihrer auswärtigen Interessen. Das Kapital eines Landes soll durch politische Mittel geschützt und gefördert werden gegenüber der auswärtigen Konkurrenz. Solche Interessen sind durch die entsprechenden Gesamtkapitale festgelegt. Dieser ökonomische Kern der Nation enthält immer einen äußeren Gegensatz, der durch die Dauerkonkurrenz der Gesamtkapitale stets erneuert wird.
    Die große Bedeutung, die gerade die kommerzielle Seite für den modernen Begriff der Nation besitzt, zeigt sich im historischen Vergleich: Der Name „Nation“ taucht bereits im Mittelalter auf, allerdings noch mit einem völlig anderen Bedeutungsinhalt. Es fehlte sowohl der Gegensatz, die latente Feindseligkeit gegenüber anderen Nationen als auch das Bewusstsein der eigenen Identität. Eine tief empfundene Interessengemeinschaft zwischen Adel, Bauern, Handwerkern oder Händlern war in der mittelalterlichen Ständegesellschaft gar nicht möglich. Auch lagen den damaligen Dichtern, Philosophen, Künstlern etc. völlig fern, ihre Selbstidentifizierung in der frühen Geschichte der Völkerwanderung zu suchen. Sie identifizierten sich vielmehr mit der Gesellschaft und Kultur der Römer und nicht mit den Opfern des römischen Kaiserreichs. Erst in der späteren Renaissance, als die aufsprießenden Keime einer kapitalistischen Gesellschaft ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl weckten, suchte man seine Identität mehr und mehr bei den Germanen, den Galliern oder den Slawen. Die harmlose und eher zufällige Kategorisierung von Menschen nach Nationen sollte bald in die bis heute fortbestehenden Gegensätze Umschlagen, wobei die territorialen Elemente, die Heimstätten der Gesamtkapitale, eine besondere Rolle spielen.
    Zurück zu den Formen der Nation. Wir haben es hierbei mit einem zweistufigen Prozess der Mystifikation zu tun: Zunächst erscheinen die miteinander konkurrierenden Gesamtkapitale unter der Form verschiedener Volkswirtschaften, d.h. als die Wirtschaft der jeweiligen Völker. Das gemeinsame auswärtige Interesse eines Gesamtkapitals erhält die politische Form eines Volksinteresses. Zugleich verliert der gegensätzliche Charakter des Interesses seinen Kapitalbezug und stellt sich als Interessengegensatz der Völker dar. Nun handelt es sich nicht mehr nur um die politische Form eines Volksinteresses, sondern um das Interesse eines bestimmten Volkes im Unterschied und im bewussten Gegensatz zum Interesse eines anderen.
    Der Bezug auf das Kapitalverhältnis ist bereits vernebelt, bevor die Mystifikationen auftreten, die mit dem Begriff der Nation verbunden sind. Was dann die Nation noch hinzufügt, ist lediglich die spezielle politische Form, unter der das Volksinteresse nach außen hin ausgefochten wird. Wie unterscheiden sich die Völker, wenn nicht durch ihre tatsächlichen oder eingebildeten gemeinsamen kulturellen, religiösen, politischen, biologischen oder geografischen Merkmale. Solche Kriterien dienen sowohl der Abgrenzung als auch der eigenen Identifikation. Durch die auswärtige Konkurrenz werden die kulturellen oder natürlichen Unterschiede in einen nationalen Gegensatz transformiert. Auf diese Weise erhalten die Konkurrenzkämpfe der Gesamtkapitale den Schein von kulturellen oder ethnischen Konflikten. Meist ist dann nur noch diese äußere kulturelle bzw. natürliche Hülle sichtbar, während der bittere ökonomische Kern darunter versteckt bleibt. Hier nun haben wir den Begriff der Nation: Die besondere politische Form, unter der das Interesse eines Volkes – dem inneren Zusammenhang nach das Interesse des entsprechenden Gesamtkapitals – nach außen hin, gegenüber anderen Völkern vertreten wird, ist die Nation. Das Volk bildet nur insofern eine Nation, als es in Konkurrenz zu anderen Völkern steht, also einen ökonomischen Kampf dagegen führen muss.
    Zur Illustration von Form und Inhalt der Nation soll der aktuelle Nationalismus der USA dienen. Man versucht dort das offensichtliche ökonomische Interesse im Irak auszublenden. Wie Jeremy Rifkin, Politikberater und Leiter der Foundation on Economic Trends in Washington beobachtet hat, glaubten die meisten US-Bürger ihrem Präsidenten, „wenn er von der moralischen Pflicht spricht, die Welt vor Saddam Husseins pathologischem Eifer zu schützen…Und doch wundere ich mich über die fast völlige Ausblendung der Öl-Connection durch die Politiker und großen Medien in Amerika.“ Rifkin schält im Weiteren das ökonomische US-Interesse heraus, nennt es vorsichtig das „zweite Motiv“ des Krieges im Unterschied zu den offiziellen Zielen („moralische Pflicht“).
    Rifkin deutet aber nicht nur den ökonomischen Inhalt („zweites Motiv“) und die Form („erstes Motiv“) der Nation an, er gibt zugleich Hinweise, warum es unbedingt der Form bedarf. Die meisten US-Bürger, meint Rifkin, wären davon überzeugt, dass ihre Regierung niemals bloß deshalb ein Land angreifen würde, „um Beute zu machen oder geopolitische Interessen durchzusetzen“. Dieses „zweite Motiv“ sollte kaum ausreichen, um die nötigen Kriegsopfer zu bringen. Also braucht man, was Rifkin nicht mehr auszudrücken wagt, das gemeinsame, höhere moralische Anliegen, um auf diese Weise alle zum Mitmachen zu bewegen. Dies ist die Funktion der Nation. „Ja ich bin mir sicher, dass das amerikanische Volk einen Krieg gegen den Irak oder gegen ein anderes Land am Persischen Golf niemals gutheißen würde, wenn es bloß (!) Ölfelder zu erobern gäbe“. Der schnöde Mammon im Interesse der Konzerne reicht dem einfachen Bürger natürlich nicht aus, um sein Blut auf dem Schlachtfeld zu verspritzen oder einen Teil seines bitter verdienten Einkommens in Kriegen verschwenden zu lassen. Man stirbt nicht für Geschäfte sondern nur für Ideale; teures Blut soll sich freudig hingeben im Kampf gegen das Böse und für die Ehre der Nation.
    Das nationale Element tritt im Zeitverlauf keineswegs gleichmäßig hervor. Es erhält einen besonders auffälligen Charakter, wenn sich der Staat bei Handelskriegen, im Vorfeld von Kriegshandlungen und vor allem in Zeiten tatsächlicher Kriege besonders gefordert sieht, die Volksmassen für sich in Bewegung zu setzen. Das in normalen Zeiten eher „unauffällige“ Nationalgefühl wird zum Nationalhass gesteigert, wenn der Nationalstaat in Gefahr gerät oder seine Souveränität erst erkämpfen muss. Dabei kommt eine einfache Regel zum tragen: Je größer die Ziele sind, die der Staat durchsetzen will, desto mehr ist er auf das Mitmachen seines Volkes angewiesen. Hier liegt der Grund, warum der in Friedenszeiten vielfach kritisierte Nationalismus in Kriegszeiten zur Normalform wird. Gerade in derart kritischen Zeiten müssen Staat und Medien die breiten Volksmassen zur persönlichen Bewältigung der anstehenden Kriegsopfer intensiv vorbereiten. Eine nationale Sonderbehandlung wird nötig. Würden denn sonst die Soldaten mitmachen, wenn ihr Blut nicht für eine besonders ehrenwerte nationale Angelegenheit, sondern schlicht für die Bereicherung von Rüstungs- und Ölkonzernen, für Absatzmärkte, Rohstoffe oder für politische Einflusssphären fließen soll?
    Weil Opfer und Leid derart eng mit der Nation verknüpft sind, hat Ernest Renan in seinem bis heute berühmt gebliebenen Aufsatz „Was ist eine Nation“ darin die Hauptsache gesehen: „Ich habe soeben gesagt: ‚Gemeinsam gelitten haben‘. Ja, das gemeinsame Leiden eint mehr als die Freude…Eine Nation ist also eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist.“
    Der Nationalismus besitzt notwendigerweise eine populistische Seite, spricht die Gefühlsebene an, erweckt Helden und Mythen der Vergangenheit zu neuem Leben. Es versteht sich für die Geschichte des Nationalismus von selbst, dass solche Suche nach den Ursprüngen leicht zur reinen Erfindung wird, in der Legenden und Mythen einander abwechseln. Die kritische Nationalismusforschung hat den Nationalismus als „ein im Innersten modernes Phänomen“ nachgewiesen und ihn als eine Folgeerscheinung des besonderen Charakters unserer heutigen Welt allgemein angedeutet. Allerdings hat man nirgends die Entstehung des Nationalismus mit dem Kapital selbst, d. h. mit der spezifischen gesellschaftlichen Form der heutigen Ökonomie in Verbindung gebracht.
    Der im Begriff der Nation enthaltene Gegensatz ist durch das kommerzielle Interesse der Gesamtkapitale gegeben. Würde man von diesem Gegensatz abstrahieren, zerfiele die Nation in ihre verschiedenen Erscheinungsformen, wobei sich dann die kulturellen, sprachlichen oder natürlichen Besonderheiten als harmlose, interessante Unterschiede darstellen würden. Die Absicht, die Kultur als Kampfmittel gegen die Globalisierung einzusetzen, bedeutet, die Kultur in ihrer nationalen Form einzusetzen, deren Inhalt nur das kommerzielle Interesse eines oder mehrerer Gesamtkapitale gegenüber anderen sein kann. Die Globalisierung lässt sich damit zwar „begrenzen“, jedoch es sind Grenzen, die mit dem Kapital selbst gesetzt sind. Einer Antiglobalisierungsbewegung bedarf es dazu nicht; die durch die eigengesetzliche Reproduktion der Gesamtkapitale stumm erzeugten ökonomischen Grenzen sind Hindernis genug, um die Globalisierung in Richtung einer einheitlichen Weltwirtschaft abzubremsen. Das Kapital selbst bewegt sich im Spannungsfeld von Globalisierung und Nationalisierung. Eine politische Bewegung, die sich zwischen solchen Grenzpfählen bewegt, kann nicht mehr sein als Spielball der jeweiligen Kapitalinteressen.
    Staat
    Zuletzt noch einige Bemerkungen zum Staat. Die Reproduktion des Gesamtkapitals schließt alle Klassen, also auch die Lohnabhängigen, ein. Die Kategorie des Gesamtkapitals beinhaltet die gesamte Warenproduktion, die materielle wie die geistige, ebenso die Distribution und den Austausch der Waren und schließlich die individuellen Bedürfnisse bzw. die Konsumtion. Das gesamte kommerzielle Leben, alle sozial-ökonomischen Elemente sind darin enthalten. Das Gesamtkapital konstituiert also eine komplette „kommerzielle Gesellschaft“ (Adam Smith), die im 19. Jahrhundert vorzugsweise als „bürgerliche Gesellschaft“ gekennzeichnet wurde. Eine solche Gesamtheit besitzt eine Eigenständigkeit, bildet das Primäre, Überindividuelle, wodurch die Zwecke und Bedingungen der Einzelnen gesetzt sind.
    Das Besondere an dieser Gesamtheit besteht darin, dass sie auf keiner wirklichen Gemeinschaft beruht, sondern durch das Wirken des Wertgesetzes, gewissermaßen durch den Mechanismus des Marktsystems hinter dem Rücken der Individuen hergestellt wird. Der kritische Begriff der Warenproduktion hat diesen Sachverhalt in der Weise ausgedrückt, dass sich aufgrund der fehlenden gemeinschaftlichen Voraussetzungen der gesellschaftliche Charakter der in den Waren steckenden Arbeit erst im Nachhinein, nachdem die Waren produziert und sich die Arbeit darin vergegenständlicht hat, ausdrücken kann, und zwar nur auf mystifizierter, dinglicher Weise nämlich als Preis der Ware.
    Das Fehlen einer wirklichen Gemeinschaft korrespondiert mit einem spezifischen Eigentumsbegriff. Im Austausch der Waren muss sich das Eigentum als unabhängiges, souveränes Privateigentum realisieren, dem alle gemeinschaftlichen Nerven abgeschnitten sind. Im Kapital selbst, als auf Reichtum bezogener Reichtum, wird das Eigentum zur abstrakten Verselbständigung gebracht, das jeglicher gemeinschaftlicher Einwirkungsmöglichkeiten entzogen ist. Aller Schein des Gemeinwesens ist darin abgestreift. Die Deklaration der Menschenrechte hat die moderne Form des Privateigentums treffend als das Recht des Bürgers formuliert, willkürlich, ohne Beziehung auf andere Menschen, also unabhängig von einer Gemeinschaft, Vermögen zu genießen und darüber zu disponieren. Entsprechend basiert auch das Menschenrecht der Freiheit nicht auf der Verbindung der Menschen untereinander, sondern auf der Absonderung des Menschen von dem Menschen; das Freiheitsrecht erhält seine Grenzen in den Rechten eines anderen. Es handelt sich also hier um die Rechte des Menschen als isolierter, auf sich zurückgezogener Monade.
    Solche zersplitterten und isolierten Individuen verfolgen ihre Privatinteressen und dienen, indem sie nur ihre Privatinteressen verfolgen, zugleich den Privatinteressen anderer. In dieser Isolierung gegeneinander besitzt die Privatsphäre eine eigenständige Existenz.
    Obwohl das Gesamtkapital eine Eigenständigkeit besitzt, sich durch das Wirken des Wertgesetzes eigengesetzlich reproduziert, besitzt es also nirgends eine wirkliche Sphäre des Gemeinwesens. Alle besonderen Elemente des wirtschaftlich-sozialen Lebens haben lediglich individuelle Bedeutung, sind Elemente des Privatlebens, worin das Gemeinwesen ausgelöscht ist. Das Gesamtkapital als lediglich funktional-ökonomisches Gebilde kann unmöglich existieren ohne eine gemeinschaftliche Ergänzung jenseits der eigenen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Eine solche gesonderte Sphäre des Gemeinwesens, worin die allgemeinen Volksangelegenheiten eines Gesamtkapitals geregelt sind, ist der Staat. Hier konzentrieren sich also alle politisch-gemeinschaftlichen Elemente, von denen das Gesamtkapital in Gestalt der kommerziellen Gesellschaft abstrahieren muss. Die Trennung von Politik und Gesamtkapital ist kein einmaliger historischer Akt, sondern wird zusammen mit dem „unpolitischen“ Gesamtkapital stets reproduziert.
    Die Spaltung in Staat und Gesamtkapital bildet die Grundlage für die Zweiteilung des Menschen in den Staatsbürger (citoyen) und den Wirtschaftsbürger (bourgeois). Die gesamte Reproduktion des Menschen, sein wirkliches egoistisches Leben, seine Klassenzugehörigkeit, seine sozialen Konflikte, seine geistigen und religiösen Vorstellungen, seine Bedürfnisse, die Art und Weise der Konsumtion etc. gehören zur kommerziellen Gesellschaft und bilden entsprechende Eigenschaften des egoistischen, in der Konkurrenz sich bewegenden Wirtschaftsbürgers. Hier steht er mit all seinen Besonderheiten und manchen privaten Kuriositäten als Privatmann außerhalb des Staates. Demgegenüber ist seine Existenz als Staatsbürger eine Existenz, die außerhalb seiner sozialen-klassenmäßigen Beziehungen liegt. Als Untertan des Staates besitzt er wie jeder andere die gleichen Staatsbürgerrechte, worin seine Teilnahme am öffentlichen Geschehen geregelt ist.
    Erschien einst an der Oberfläche des Gesamtkapitals die kapitalistische Wirtschaft als die Wirtschaft eines Volkes (Volkswirtschaft), das Volk also als der Ausgangspunkt der Wirtschaft, so erscheinen nun die von ihrem wirtschaftlichen Zusammenhang abgetrennten Staatsbürger als Ausgangspunkt der Politik. Dem inneren Zusammenhang nach ist aber das Gesamtkapital sowohl in der Ökonomie die treibende Kraft, als auch die Voraussetzung und die entscheidende Macht des Staates, die der Politik ihren Inhalt liefert. Diese Politik ist keine einfache Klassenpolitik, die ihren Bezugspunkt ausschließlich bei den Eigentümern und Besitzern des Kapitals hat. Die Gleichsetzung von Gesamtkapital und einer besonderen Klasse würde eine Amputation der Gesellschaft beinhalten und mit ihr eine unzulängliche Einengung des politischen Blickwinkels. Klassenkämpfe, soziale Konflikte etc. gehören der Gesellschaft an, bilden demnach kein ausdrückliches Staatsmoment. Der Staat ist vielmehr festgelegt auf die Reproduktion des Gesamtkapitals. Er bezieht alle Klassen auch die der Lohnabhängigen ein, aber nur soweit, wie die Lohnabhängigen eine Klasse des Gesamtkapitals und damit zugleich eine Klasse für das Kapital bilden. So löst sich das Rätsel, dass im Staat einerseits die Existenz verschiedener Klassen ausgelöscht ist, denn diese gehören zur kommerziellen Gesellschaft, dass der Staat aber andererseits in jedem Punkt seiner Politik vom Interesse des Kapitals als Gesamtkapital bestimmt wird.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals bei der Herleitung des Staates bildete den theoretischen Grund dafür, dass die Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre, die erfolgsversprechend begonnen hatte, schließlich versanden musste. Man wollte zwar von der Marxschen Kategorie des „Kapitals im allgemeinen“ ausgehen, ohne sich jedoch deren Inhalt wirklich klar gemacht zu haben. Der Begriff des Gesamtkapitals tauchte deshalb lediglich am Rande auf, versehen mit der Bedeutung, dass darunter kaum mehr zu verstehen sei als die Gesamtheit der Einzelkapitale. Die eigenständige Existenzweise des Gesamtkapitals, obwohl von Marx klar entwickelt und ausdrücklich herausgestellt, wurde gar nicht erst thematisiert. Da die zusammenhängende Einheit fehlte, herrschte große Willkür bei der Fixierung des „methodischen Ansatzpunkts“ für die Staatsableitung. Einige glaubten, an der Zirkulation ansetzen zu müssen, am Kauf und Verkauf von Waren, mit den sich dabei geltend machenden Rechtsverhältnissen, andere wiederum wählten die Konkurrenz der Einzelkapitale und leiteten den Staat negativ, gewissermaßen als Lückenbüßer für unerledigte Reproduktionsfunktionen ab, oder man kam auf die Idee, nur die „Revenuen und ihre Quellen“, also gewissermaßen die Oberfläche eines nicht näher bestimmten Gesamtkapitals herauszugreifen, um daran die Staatsableitung unter Ausklammerung der inneren ökonomischen Zusammenhänge des Gesamtkapitals vorzunehmen.
    Da es unklar blieb, von welchem Punkt des „Kapitals im allgemeinen“ eine Staatsableitung auszugehen hat, erhielt der Staat mal einen stärkeren kapitalistischen Anstrich, dann wieder einen allgemeinen Inhalt, als sei der Staat eine Art Wohlfahrtsorientierte Instanz für das Volk bzw. deren Einkommensbezieher.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals hatte schließlich zur Folge, dass die Staatsableitung das außenpolitische Element fast vollständig übersah, also dem Irrtum verfiel, den Staat im Singular und nicht im Plural abzuleiten. Hier zeigt sich eine Verbindungslinie zur heutigen Globalisierungsdebatte: Der blinde Fleck in der Bestimmung der Staatsgrenzen ist theoriegeschichtlich gesehen auch eine Folge der gescheiterten Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre.
    Der Staat als die politische Form des Gesamtkapitals besitzt zusammen mit „seinem“ Gesamtkapital notwendig ein Außenverhältnis. Ökonomisch gesehen ist die auswärtige Beziehung durch die Konkurrenz der Gesamtkapitale um Absatzmärkte, Rohstoffquellen und Anlagesphären gekennzeichnet. Da es in dem vorliegenden Kapitel lediglich um die Bestimmung der politischen Grenzen der Globalisierung geht, muss auf eine Darstellung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt verzichtet werden.
    Politisch gesehen sind die auswärtigen Interessen im Großen und Ganzen die Durchschnittsinteressen des Gesamtkapitals. Ein solcher Durchschnitt kann aufgrund fehlender gemeinschaftlicher Voraussetzungen des Gesamtkapitals nicht einfach abgefragt werden, sondern bildet sich erst durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Interessen der Einzelkapitale heraus. Gleich einem Parallelogramm der Kräfte, worin die Einzelkapitale im Verhältnis ihres Anteils am Gesamtkapital wirken, konstituiert sich als resultierende Größe das gemeinsame außenpolitische Interesse. Nicht der Staatsapparat sondern das Gesamtkapital schafft den Inhalt dieser Politik. Der Staat gleicht die Interessen lediglich aus, vereint sie, gibt ihnen schließlich eine gemeinschaftliche, d. h. politische Form. Er ist bloßer Sachwalter dieser Interessen gegen andere Staaten. Die Mittel, die er zur Durchsetzung der außenpolitischen Interessen einsetzt, reichen von der Diplomatie, über Schutzzölle, Handelssanktionen bis hin zum Krieg.

  77. 25. August 2008, 21:41 | #77

    Die drei gesellschaftlichen Begriffe Volk, Nation, Staat kann man nicht dadurch klären, dass man das Gesetzbuch abschreibt. Das hilft nicht weiter. Nachfolgend soll der Zusammenhang näher bestimmt werden
    Volk
    Bei der Definition des Staatsgebiets und der entsprechenden äußeren Grenzen scheint das Volk eine wichtige Rolle zu spielen. In der ethnisch-bürgerlichen Sichtweise gilt das Volk als eine dem Staat vorausgesetzte, natürliche, durch Sprache, Kultur und Abstammung geformte Gesamtheit, gewissermaßen als eine Art lebendiger Organismus, der sich im Laufe von Jahrhunderten herausgebildet habe. Nach außen hin soll sich die Souveränität des Volkes als Nation darstellen. Der Staat sei notwendig, damit ein Volk zur Entfaltung seiner Anlagen kommt.
    In der liberalen, individualistisch-bürgerlichen Sicht entsteht das Volk scheinbar mechanisch aus der Summe der Staatsbürger, die sich in einem bestimmten Gebiet nach Gründen der Zweckmäßigkeit (wie Gewährung von Sicherheit und Eigentum) zusammenschließen. Im Einzelnen selbst soll der Grund für den Staat liegen. Das Volk muss allerdings auch hier als eine gewisse Gesamtheit dem Staat gegenüber zumindest soweit unterstellt sein, um daraus die äußeren Grenzen herzuleiten. Anderenfalls wäre nicht zu begründen, weshalb sich die Menschen nur gebietsweise zu den jeweiligen Staaten zusammenschließen und sich nicht global zu einem Weltstaat addieren.
    Aus mehreren Gründen muss sowohl die offen ausgesprochene als auch die versteckte ethnische Sicht der staatlichen Grenzen als unzutreffend zurückgewiesen werden:
    Erstens spricht die Analyse des Wirtschaftsprozesses gegen eine ethnische Definition der Staatsgrenzen: Die kapitalistische Epoche besitzt einen inhärent imperialistischen Charakter. Mit seiner allseitigen Durchdringung des Geldverhältnisses löst das Kapital die traditionellen Gemeinschaftsformen auf, schafft sich eine Gesellschaft ganz nach seinem Bilde. Unter solchen Rahmenbedingungen können historisch gewachsene Völker, selbst wenn es sie gegeben hätte, unmöglich zu einem ökonomischen Gliederungsprinzip werden.
    Zweitens ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass weder Zahl noch Ausdehnung moderner Staaten mit Zahl und Siedlungsgebieten von Völkern zusammenfallen. Bekanntlich bilden z.B. die USA und viele Länder Europas, Asiens und Afrikas ein buntes Völkergemisch, ohne dass deren Ökonomien und Staaten entsprechend zersplittert wären. Ein einheitliches, „organisch gewachsenes Volk“ kann dort unmöglich die Grenzen bestimmt haben.
    Drittens hat unter anderem die kulturgeschichtliche Schule darauf hingewiesen, dass es sich bei den Völkern um eine moderne Erfindung handeln würde. Wie neuere Forschungen zum Beispiel zur Entstehung europäischer Völker zeigen, gibt es weder eine natürliche, ewige Substanz der Völker, noch eine kontinuierliche Entfaltung ihrer Kultur. Stattdessen ist der Nachweis erbracht, dass die Völker nicht sonderlich alt sind; ihre Geschichte beginnt erst im 18. Jahrhundert. Homogene ethnische Gruppen, die bis heute in kaum veränderter Gestalt fortexistieren würden, habe es, wie Geary anhand der europäischen Entwicklung nachweist, nirgends gegeben. „In Wirklichkeit waren die europäischen Völker im ersten Jahrtausend weit wandlungsfähiger, komplexer und dynamischer als moderne Nationalisten es wahrhaben wollen. Viele Völkernamen mögen uns nach eintausend Jahren vertraut erscheinen, die soziale, kulturelle und politische Realität aber, die sie im frühen Mittelalter bezeichneten, unterscheidet sich von der heutigen radikal.“ (Patrick J. Geary (2002), S. 22)
    Häufig seien die ethnischen Namen konstant geblieben, täuschten eine Kontinuität vor, die es tatsächlich gar nicht gegeben hätte. „Was immer man im 3. Jahrhundert im Königreich des Cniva unter der Bezeichnung ‚Gote’ verstanden haben mag – die Realität eines Goten im Spanien des 6. Jahrhunderts sah, was Sprache, Religion, politische und soziale Organisation, ja sogar Abstammung betrifft, vollkommen anders aus. Eine ebenso unermessliche Kluft unterschied die Franken, die im 4. Jahrhundert von Kaiser Julian geschlagen wurden, und jene, die Chlodwig im 6. Jahrhundert in die Schlacht folgten. Das gleiche gilt für die Römer, deren Transformation in derselben Phase nicht weniger dramatisch verlief….Namen waren erneuerbare Ressourcen und besaßen das Potential, Menschen von Kontinuität zu überzeugen, selbst wenn die gelebte Realität durch radikale Diskontinuität geprägt war.“ (Geary (2002), S. 135) Wanderungsbewegungen von Völkern dienten als Vehikel, um mythische ‚Gründungsurkunden‘ auf politische Einheiten des 19. Jahrhundert zu projizieren. Der Vergangenheit würden bis heute Bedeutungsmuster übergestülpt, die dazu dienten, politisch-nationale Ziele zu legitimieren.
    Wie man also sieht, beruhen die Staatsgrenzen keinesfalls auf historisch gewachsenen Völkern. Sowohl systematische als auch historisch-empirische Gründe sprechen gegen eine solche Sichtweise. Die ewige Substanz der Völker hat sich als Erfindung herausgestellt. Und dennoch hat man die Existenz von Völkern bei der Definition des Staatsgebiets vorausgesetzt. Wie konstituiert sich das moderne Volk, das dem Staat seine Grenzen definieren hilft?
    In der Kategorie des Gesamtkapitals sehe ich den Schlüssel für das Verständnis der modernen Völker. In meinem Buch: Guenther Sandleben, Nationalökonomie und Staat, VSA Verlag, 2003 habe ich gezeigt, wie durch eine Reihe von Mystifikationen der Schein erzeugt wird, als wären solche Gesamtkapitale die Wirtschaft eines Volkes und somit das Volk die Voraussetzung, das prius, wodurch Grenzen nach außen hin entstehen. Dieser äußere Schein schlägt sich in besonderer Weise im ethnischen Verständnis der Volkssouveränität nieder. Tatsächlich aber bildet dem inneren Zusammenhang nach das Gesamtkapital die gestaltende Kraft. Es grenzt sich von anderen Gesamtkapitalen ab und erzeugt geopolitische Räume, wodurch die dort lebenden Menschen zum modernen Volk zusammengeschmiedet werden. Die Gesamtkapitale separieren und vereinen die Menschen zu Völkern. Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    Die Reproduktion moderner Völker durch die entsprechenden Gesamtkapitale erklärt allerdings noch nicht die historische Entstehung. Wie in der Kapitaltheorie muss auch hier zwischen der historischen Konstitution eines Verhältnisses und der Reproduktion auf fertiger Grundlage unterschieden werden.
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört. Eine solche Definition des Volkes ist gewissermaßen ein naturgeschichtlicher Prozess, der sich hinter dem Rücken der Menschen abspielt, dann aber mehr und mehr deren Wollen, Bewusstsein und Absichten bestimmt. Ohne Klarheit von diesen unterirdisch wirkenden Kräften zu haben, meinen die Menschen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl als Volk zu spüren, dem sie dann in ihren nationalen Kämpfen Geltung verschaffen. Innerhalb der Grenzen der Gesamtkapitale entdecken sich die Menschen als Völker. Dass es in Wirklichkeit das Kapital in der Gestalt des sich konstituierenden Gesamtkapitals ist, wodurch die Menschen als Volk zusammengebracht werden, bleibt ihnen verborgen. Sie versetzen die Geburtsstunde ihres Volkes so weit in die Geschichte zurück, wie es erforderlich ist, um ihren neuen geopolitischen Raum als „erste Landnahme“ zu rechtfertigen.
    Eine besondere Rolle spielten hierbei die Geschichtswissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. Mittels der Philologie und der Ethnoarchäologie hätten, wie Geary nachweist, die Historiker das Bild von klar einander abgrenzbarer Völker erfunden, die sich durch stabile, objektiv identifizierbare Merkmale wie Sprache, Religion, Brauchtum und Nationalcharakter voneinander unterscheiden würden. Solche Völker sollen entweder in einem fernen Moment der Frühzeit oder während des Mittelalters entstanden sein. Das Territorium, das sie angeblich bewohnten, diente dann den sich herausbildenden Nationen als Anspruchsgrundlage. Die Staaten hätten Apparate der nationalen Selbsterschaffung errichtet, zu denen ehrgeizige Erziehungsprogramme gehörten, um den von den Philologen als Nationalsprache definierten Dialekt innerhalb der geschaffenen oder beanspruchten Grenzen allgemein, d.h. gegen die große Mehrzahl des „Volkes“, die eine andere Sprache verwendeten, durchzusetzen. Dabei diente die neue Nationalsprache als selbstverständliches Medium zur Vermittlung der Nationalgeschichte. Neben Schulen und Militär erwiesen sich die aufkommenden Massenmedien, der Kunst- und Kulturbetrieb, Denkmäler, Vereine und nicht zuletzt der Sport als wichtige Einrichtungen für die Nationalisierung der Massen.
    Es zeigt sich also, dass durch die Existenz von Völkern keine selbständigen Grenzen der Globalisierung geschaffen werden. Als feste ökonomische Barrieren stehen dahinter die auf den ersten Blick unsichtbaren Gesamtkapitale, die sich als Wirtschaft der entsprechenden Völker darstellen und auf diese Weise den Schein erzeugen, als wären es die Völker selbst, die durch ihre Existenz das jeweilige Staatsgebiet definieren würden. In Wirklichkeit sind es die Gesamtkapitale, die geopolitische Räume herstellen, wodurch sowohl die Völker als auch die auswärtigen Grenzen festgelegt werden. Die Staaten führen mit ihren politischen Grenzziehungen nur das Werk ihrer Gesamtkapitale mit anderen Mitteln fort.
    Nation
    Der Begriff des Volkes steht in einem engen Zusammenhang mit der Nation, die in der Globalisierungsdebatte immer wieder als mögliches Gegenmittel zu den Kräften der Globalisierung angesehen wird. Oftmals verweisen Globalisierungsgegner wehmütig auf die Vielfalt der Kulturen oder gar auf den besonderen Wert der eigenen Kultur, welche durch einen mit der Globalisierung einhergehenden einseitigen Kulturimperialismus verschwinden könnte. Als Reaktion darauf wollen sie das eigene national-kulturelle Element gegen die globalen Kräfte des Finanzkapitals stärken. Als wie robust erweist sich eine solche nationale Grenze und in welchem Verhältnis steht das kulturelle und nationale Element zum Kapital?
    Auf den ersten Blick scheint das nationale Element schwer zu erklären zu sein, so vielfältig ist seine Erscheinungsweise und so unterschiedlich die Intensität, mit der seine verschiedenen Formen hervortreten. In der Theorie wird mal die subjektive, psychologische Seite der Nation zur Hauptsache gemacht, ein anderes Mal erfolgt die Definition der Nation entlang sachlicher Merkmale. Zieht man etwa die ethnischen Merkmale heran, dann scheint die Nation in einer ethnischen „Abstammungsgemeinschaft“ zu bestehen, werden hingegen kulturell-sprachliche Merkmale in den Vordergrund gerückt, dann meint man, es handle sich um eine „Kulturnation“. Die Folgerungen, die Nation sei eine Sprachgemeinschaft, eine Abstammungsgemeinschaft etc. verallgemeinert nicht nur eine besondere Form und übersieht damit die Vielfalt nationaler Erscheinungsweisen, sondern macht eine besondere Form zur Hauptsache. Was ist das Gemeinsame, das hinter der äußeren Vielfalt steckt?
    Das, was die Nationen, etwa die deutsche, französische, US-amerikanische oder japanische gemeinsam haben, ist der kommerzielle, gegensätzliche Charakter ihrer auswärtigen Interessen. Das Kapital eines Landes soll durch politische Mittel geschützt und gefördert werden gegenüber der auswärtigen Konkurrenz. Solche Interessen sind durch die entsprechenden Gesamtkapitale festgelegt. Dieser ökonomische Kern der Nation enthält immer einen äußeren Gegensatz, der durch die Dauerkonkurrenz der Gesamtkapitale stets erneuert wird.
    Die große Bedeutung, die gerade die kommerzielle Seite für den modernen Begriff der Nation besitzt, zeigt sich im historischen Vergleich: Der Name „Nation“ taucht bereits im Mittelalter auf, allerdings noch mit einem völlig anderen Bedeutungsinhalt. Es fehlte sowohl der Gegensatz, die latente Feindseligkeit gegenüber anderen Nationen als auch das Bewusstsein der eigenen Identität. Eine tief empfundene Interessengemeinschaft zwischen Adel, Bauern, Handwerkern oder Händlern war in der mittelalterlichen Ständegesellschaft gar nicht möglich. Auch lagen den damaligen Dichtern, Philosophen, Künstlern etc. völlig fern, ihre Selbstidentifizierung in der frühen Geschichte der Völkerwanderung zu suchen. Sie identifizierten sich vielmehr mit der Gesellschaft und Kultur der Römer und nicht mit den Opfern des römischen Kaiserreichs. Erst in der späteren Renaissance, als die aufsprießenden Keime einer kapitalistischen Gesellschaft ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl weckten, suchte man seine Identität mehr und mehr bei den Germanen, den Galliern oder den Slawen. Die harmlose und eher zufällige Kategorisierung von Menschen nach Nationen sollte bald in die bis heute fortbestehenden Gegensätze Umschlagen, wobei die territorialen Elemente, die Heimstätten der Gesamtkapitale, eine besondere Rolle spielen.
    Zurück zu den Formen der Nation. Wir haben es hierbei mit einem zweistufigen Prozess der Mystifikation zu tun: Zunächst erscheinen die miteinander konkurrierenden Gesamtkapitale unter der Form verschiedener Volkswirtschaften, d.h. als die Wirtschaft der jeweiligen Völker. Das gemeinsame auswärtige Interesse eines Gesamtkapitals erhält die politische Form eines Volksinteresses. Zugleich verliert der gegensätzliche Charakter des Interesses seinen Kapitalbezug und stellt sich als Interessengegensatz der Völker dar. Nun handelt es sich nicht mehr nur um die politische Form eines Volksinteresses, sondern um das Interesse eines bestimmten Volkes im Unterschied und im bewussten Gegensatz zum Interesse eines anderen.
    Der Bezug auf das Kapitalverhältnis ist bereits vernebelt, bevor die Mystifikationen auftreten, die mit dem Begriff der Nation verbunden sind. Was dann die Nation noch hinzufügt, ist lediglich die spezielle politische Form, unter der das Volksinteresse nach außen hin ausgefochten wird. Wie unterscheiden sich die Völker, wenn nicht durch ihre tatsächlichen oder eingebildeten gemeinsamen kulturellen, religiösen, politischen, biologischen oder geografischen Merkmale. Solche Kriterien dienen sowohl der Abgrenzung als auch der eigenen Identifikation. Durch die auswärtige Konkurrenz werden die kulturellen oder natürlichen Unterschiede in einen nationalen Gegensatz transformiert. Auf diese Weise erhalten die Konkurrenzkämpfe der Gesamtkapitale den Schein von kulturellen oder ethnischen Konflikten. Meist ist dann nur noch diese äußere kulturelle bzw. natürliche Hülle sichtbar, während der bittere ökonomische Kern darunter versteckt bleibt. Hier nun haben wir den Begriff der Nation: Die besondere politische Form, unter der das Interesse eines Volkes – dem inneren Zusammenhang nach das Interesse des entsprechenden Gesamtkapitals – nach außen hin, gegenüber anderen Völkern vertreten wird, ist die Nation. Das Volk bildet nur insofern eine Nation, als es in Konkurrenz zu anderen Völkern steht, also einen ökonomischen Kampf dagegen führen muss.
    Zur Illustration von Form und Inhalt der Nation soll der aktuelle Nationalismus der USA dienen. Man versucht dort das offensichtliche ökonomische Interesse im Irak auszublenden. Wie Jeremy Rifkin, Politikberater und Leiter der Foundation on Economic Trends in Washington beobachtet hat, glaubten die meisten US-Bürger ihrem Präsidenten, „wenn er von der moralischen Pflicht spricht, die Welt vor Saddam Husseins pathologischem Eifer zu schützen…Und doch wundere ich mich über die fast völlige Ausblendung der Öl-Connection durch die Politiker und großen Medien in Amerika.“ Rifkin schält im Weiteren das ökonomische US-Interesse heraus, nennt es vorsichtig das „zweite Motiv“ des Krieges im Unterschied zu den offiziellen Zielen („moralische Pflicht“).
    Rifkin deutet aber nicht nur den ökonomischen Inhalt („zweites Motiv“) und die Form („erstes Motiv“) der Nation an, er gibt zugleich Hinweise, warum es unbedingt der Form bedarf. Die meisten US-Bürger, meint Rifkin, wären davon überzeugt, dass ihre Regierung niemals bloß deshalb ein Land angreifen würde, „um Beute zu machen oder geopolitische Interessen durchzusetzen“. Dieses „zweite Motiv“ sollte kaum ausreichen, um die nötigen Kriegsopfer zu bringen. Also braucht man, was Rifkin nicht mehr auszudrücken wagt, das gemeinsame, höhere moralische Anliegen, um auf diese Weise alle zum Mitmachen zu bewegen. Dies ist die Funktion der Nation. „Ja ich bin mir sicher, dass das amerikanische Volk einen Krieg gegen den Irak oder gegen ein anderes Land am Persischen Golf niemals gutheißen würde, wenn es bloß (!) Ölfelder zu erobern gäbe“. Der schnöde Mammon im Interesse der Konzerne reicht dem einfachen Bürger natürlich nicht aus, um sein Blut auf dem Schlachtfeld zu verspritzen oder einen Teil seines bitter verdienten Einkommens in Kriegen verschwenden zu lassen. Man stirbt nicht für Geschäfte sondern nur für Ideale; teures Blut soll sich freudig hingeben im Kampf gegen das Böse und für die Ehre der Nation.
    Das nationale Element tritt im Zeitverlauf keineswegs gleichmäßig hervor. Es erhält einen besonders auffälligen Charakter, wenn sich der Staat bei Handelskriegen, im Vorfeld von Kriegshandlungen und vor allem in Zeiten tatsächlicher Kriege besonders gefordert sieht, die Volksmassen für sich in Bewegung zu setzen. Das in normalen Zeiten eher „unauffällige“ Nationalgefühl wird zum Nationalhass gesteigert, wenn der Nationalstaat in Gefahr gerät oder seine Souveränität erst erkämpfen muss. Dabei kommt eine einfache Regel zum tragen: Je größer die Ziele sind, die der Staat durchsetzen will, desto mehr ist er auf das Mitmachen seines Volkes angewiesen. Hier liegt der Grund, warum der in Friedenszeiten vielfach kritisierte Nationalismus in Kriegszeiten zur Normalform wird. Gerade in derart kritischen Zeiten müssen Staat und Medien die breiten Volksmassen zur persönlichen Bewältigung der anstehenden Kriegsopfer intensiv vorbereiten. Eine nationale Sonderbehandlung wird nötig. Würden denn sonst die Soldaten mitmachen, wenn ihr Blut nicht für eine besonders ehrenwerte nationale Angelegenheit, sondern schlicht für die Bereicherung von Rüstungs- und Ölkonzernen, für Absatzmärkte, Rohstoffe oder für politische Einflusssphären fließen soll?
    Weil Opfer und Leid derart eng mit der Nation verknüpft sind, hat Ernest Renan in seinem bis heute berühmt gebliebenen Aufsatz „Was ist eine Nation“ darin die Hauptsache gesehen: „Ich habe soeben gesagt: ‚Gemeinsam gelitten haben‘. Ja, das gemeinsame Leiden eint mehr als die Freude…Eine Nation ist also eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist.“
    Der Nationalismus besitzt notwendigerweise eine populistische Seite, spricht die Gefühlsebene an, erweckt Helden und Mythen der Vergangenheit zu neuem Leben. Es versteht sich für die Geschichte des Nationalismus von selbst, dass solche Suche nach den Ursprüngen leicht zur reinen Erfindung wird, in der Legenden und Mythen einander abwechseln. Die kritische Nationalismusforschung hat den Nationalismus als „ein im Innersten modernes Phänomen“ nachgewiesen und ihn als eine Folgeerscheinung des besonderen Charakters unserer heutigen Welt allgemein angedeutet. Allerdings hat man nirgends die Entstehung des Nationalismus mit dem Kapital selbst, d. h. mit der spezifischen gesellschaftlichen Form der heutigen Ökonomie in Verbindung gebracht.
    Der im Begriff der Nation enthaltene Gegensatz ist durch das kommerzielle Interesse der Gesamtkapitale gegeben. Würde man von diesem Gegensatz abstrahieren, zerfiele die Nation in ihre verschiedenen Erscheinungsformen, wobei sich dann die kulturellen, sprachlichen oder natürlichen Besonderheiten als harmlose, interessante Unterschiede darstellen würden. Die Absicht, die Kultur als Kampfmittel gegen die Globalisierung einzusetzen, bedeutet, die Kultur in ihrer nationalen Form einzusetzen, deren Inhalt nur das kommerzielle Interesse eines oder mehrerer Gesamtkapitale gegenüber anderen sein kann. Die Globalisierung lässt sich damit zwar „begrenzen“, jedoch es sind Grenzen, die mit dem Kapital selbst gesetzt sind. Einer Antiglobalisierungsbewegung bedarf es dazu nicht; die durch die eigengesetzliche Reproduktion der Gesamtkapitale stumm erzeugten ökonomischen Grenzen sind Hindernis genug, um die Globalisierung in Richtung einer einheitlichen Weltwirtschaft abzubremsen. Das Kapital selbst bewegt sich im Spannungsfeld von Globalisierung und Nationalisierung. Eine politische Bewegung, die sich zwischen solchen Grenzpfählen bewegt, kann nicht mehr sein als Spielball der jeweiligen Kapitalinteressen.
    Staat
    Zuletzt noch einige Bemerkungen zum Staat. Die Reproduktion des Gesamtkapitals schließt alle Klassen, also auch die Lohnabhängigen, ein. Die Kategorie des Gesamtkapitals beinhaltet die gesamte Warenproduktion, die materielle wie die geistige, ebenso die Distribution und den Austausch der Waren und schließlich die individuellen Bedürfnisse bzw. die Konsumtion. Das gesamte kommerzielle Leben, alle sozial-ökonomischen Elemente sind darin enthalten. Das Gesamtkapital konstituiert also eine komplette „kommerzielle Gesellschaft“ (Adam Smith), die im 19. Jahrhundert vorzugsweise als „bürgerliche Gesellschaft“ gekennzeichnet wurde. Eine solche Gesamtheit besitzt eine Eigenständigkeit, bildet das Primäre, Überindividuelle, wodurch die Zwecke und Bedingungen der Einzelnen gesetzt sind.
    Das Besondere an dieser Gesamtheit besteht darin, dass sie auf keiner wirklichen Gemeinschaft beruht, sondern durch das Wirken des Wertgesetzes, gewissermaßen durch den Mechanismus des Marktsystems hinter dem Rücken der Individuen hergestellt wird. Der kritische Begriff der Warenproduktion hat diesen Sachverhalt in der Weise ausgedrückt, dass sich aufgrund der fehlenden gemeinschaftlichen Voraussetzungen der gesellschaftliche Charakter der in den Waren steckenden Arbeit erst im Nachhinein, nachdem die Waren produziert und sich die Arbeit darin vergegenständlicht hat, ausdrücken kann, und zwar nur auf mystifizierter, dinglicher Weise nämlich als Preis der Ware.
    Das Fehlen einer wirklichen Gemeinschaft korrespondiert mit einem spezifischen Eigentumsbegriff. Im Austausch der Waren muss sich das Eigentum als unabhängiges, souveränes Privateigentum realisieren, dem alle gemeinschaftlichen Nerven abgeschnitten sind. Im Kapital selbst, als auf Reichtum bezogener Reichtum, wird das Eigentum zur abstrakten Verselbständigung gebracht, das jeglicher gemeinschaftlicher Einwirkungsmöglichkeiten entzogen ist. Aller Schein des Gemeinwesens ist darin abgestreift. Die Deklaration der Menschenrechte hat die moderne Form des Privateigentums treffend als das Recht des Bürgers formuliert, willkürlich, ohne Beziehung auf andere Menschen, also unabhängig von einer Gemeinschaft, Vermögen zu genießen und darüber zu disponieren. Entsprechend basiert auch das Menschenrecht der Freiheit nicht auf der Verbindung der Menschen untereinander, sondern auf der Absonderung des Menschen von dem Menschen; das Freiheitsrecht erhält seine Grenzen in den Rechten eines anderen. Es handelt sich also hier um die Rechte des Menschen als isolierter, auf sich zurückgezogener Monade.
    Solche zersplitterten und isolierten Individuen verfolgen ihre Privatinteressen und dienen, indem sie nur ihre Privatinteressen verfolgen, zugleich den Privatinteressen anderer. In dieser Isolierung gegeneinander besitzt die Privatsphäre eine eigenständige Existenz.
    Obwohl das Gesamtkapital eine Eigenständigkeit besitzt, sich durch das Wirken des Wertgesetzes eigengesetzlich reproduziert, besitzt es also nirgends eine wirkliche Sphäre des Gemeinwesens. Alle besonderen Elemente des wirtschaftlich-sozialen Lebens haben lediglich individuelle Bedeutung, sind Elemente des Privatlebens, worin das Gemeinwesen ausgelöscht ist. Das Gesamtkapital als lediglich funktional-ökonomisches Gebilde kann unmöglich existieren ohne eine gemeinschaftliche Ergänzung jenseits der eigenen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Eine solche gesonderte Sphäre des Gemeinwesens, worin die allgemeinen Volksangelegenheiten eines Gesamtkapitals geregelt sind, ist der Staat. Hier konzentrieren sich also alle politisch-gemeinschaftlichen Elemente, von denen das Gesamtkapital in Gestalt der kommerziellen Gesellschaft abstrahieren muss. Die Trennung von Politik und Gesamtkapital ist kein einmaliger historischer Akt, sondern wird zusammen mit dem „unpolitischen“ Gesamtkapital stets reproduziert.
    Die Spaltung in Staat und Gesamtkapital bildet die Grundlage für die Zweiteilung des Menschen in den Staatsbürger (citoyen) und den Wirtschaftsbürger (bourgeois). Die gesamte Reproduktion des Menschen, sein wirkliches egoistisches Leben, seine Klassenzugehörigkeit, seine sozialen Konflikte, seine geistigen und religiösen Vorstellungen, seine Bedürfnisse, die Art und Weise der Konsumtion etc. gehören zur kommerziellen Gesellschaft und bilden entsprechende Eigenschaften des egoistischen, in der Konkurrenz sich bewegenden Wirtschaftsbürgers. Hier steht er mit all seinen Besonderheiten und manchen privaten Kuriositäten als Privatmann außerhalb des Staates. Demgegenüber ist seine Existenz als Staatsbürger eine Existenz, die außerhalb seiner sozialen-klassenmäßigen Beziehungen liegt. Als Untertan des Staates besitzt er wie jeder andere die gleichen Staatsbürgerrechte, worin seine Teilnahme am öffentlichen Geschehen geregelt ist.
    Erschien einst an der Oberfläche des Gesamtkapitals die kapitalistische Wirtschaft als die Wirtschaft eines Volkes (Volkswirtschaft), das Volk also als der Ausgangspunkt der Wirtschaft, so erscheinen nun die von ihrem wirtschaftlichen Zusammenhang abgetrennten Staatsbürger als Ausgangspunkt der Politik. Dem inneren Zusammenhang nach ist aber das Gesamtkapital sowohl in der Ökonomie die treibende Kraft, als auch die Voraussetzung und die entscheidende Macht des Staates, die der Politik ihren Inhalt liefert. Diese Politik ist keine einfache Klassenpolitik, die ihren Bezugspunkt ausschließlich bei den Eigentümern und Besitzern des Kapitals hat. Die Gleichsetzung von Gesamtkapital und einer besonderen Klasse würde eine Amputation der Gesellschaft beinhalten und mit ihr eine unzulängliche Einengung des politischen Blickwinkels. Klassenkämpfe, soziale Konflikte etc. gehören der Gesellschaft an, bilden demnach kein ausdrückliches Staatsmoment. Der Staat ist vielmehr festgelegt auf die Reproduktion des Gesamtkapitals. Er bezieht alle Klassen auch die der Lohnabhängigen ein, aber nur soweit, wie die Lohnabhängigen eine Klasse des Gesamtkapitals und damit zugleich eine Klasse für das Kapital bilden. So löst sich das Rätsel, dass im Staat einerseits die Existenz verschiedener Klassen ausgelöscht ist, denn diese gehören zur kommerziellen Gesellschaft, dass der Staat aber andererseits in jedem Punkt seiner Politik vom Interesse des Kapitals als Gesamtkapital bestimmt wird.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals bei der Herleitung des Staates bildete den theoretischen Grund dafür, dass die Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre, die erfolgsversprechend begonnen hatte, schließlich versanden musste. Man wollte zwar von der Marxschen Kategorie des „Kapitals im allgemeinen“ ausgehen, ohne sich jedoch deren Inhalt wirklich klar gemacht zu haben. Der Begriff des Gesamtkapitals tauchte deshalb lediglich am Rande auf, versehen mit der Bedeutung, dass darunter kaum mehr zu verstehen sei als die Gesamtheit der Einzelkapitale. Die eigenständige Existenzweise des Gesamtkapitals, obwohl von Marx klar entwickelt und ausdrücklich herausgestellt, wurde gar nicht erst thematisiert. Da die zusammenhängende Einheit fehlte, herrschte große Willkür bei der Fixierung des „methodischen Ansatzpunkts“ für die Staatsableitung. Einige glaubten, an der Zirkulation ansetzen zu müssen, am Kauf und Verkauf von Waren, mit den sich dabei geltend machenden Rechtsverhältnissen, andere wiederum wählten die Konkurrenz der Einzelkapitale und leiteten den Staat negativ, gewissermaßen als Lückenbüßer für unerledigte Reproduktionsfunktionen ab, oder man kam auf die Idee, nur die „Revenuen und ihre Quellen“, also gewissermaßen die Oberfläche eines nicht näher bestimmten Gesamtkapitals herauszugreifen, um daran die Staatsableitung unter Ausklammerung der inneren ökonomischen Zusammenhänge des Gesamtkapitals vorzunehmen.
    Da es unklar blieb, von welchem Punkt des „Kapitals im allgemeinen“ eine Staatsableitung auszugehen hat, erhielt der Staat mal einen stärkeren kapitalistischen Anstrich, dann wieder einen allgemeinen Inhalt, als sei der Staat eine Art Wohlfahrtsorientierte Instanz für das Volk bzw. deren Einkommensbezieher.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals hatte schließlich zur Folge, dass die Staatsableitung das außenpolitische Element fast vollständig übersah, also dem Irrtum verfiel, den Staat im Singular und nicht im Plural abzuleiten. Hier zeigt sich eine Verbindungslinie zur heutigen Globalisierungsdebatte: Der blinde Fleck in der Bestimmung der Staatsgrenzen ist theoriegeschichtlich gesehen auch eine Folge der gescheiterten Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre.
    Der Staat als die politische Form des Gesamtkapitals besitzt zusammen mit „seinem“ Gesamtkapital notwendig ein Außenverhältnis. Ökonomisch gesehen ist die auswärtige Beziehung durch die Konkurrenz der Gesamtkapitale um Absatzmärkte, Rohstoffquellen und Anlagesphären gekennzeichnet. Da es in dem vorliegenden Kapitel lediglich um die Bestimmung der politischen Grenzen der Globalisierung geht, muss auf eine Darstellung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt verzichtet werden.
    Politisch gesehen sind die auswärtigen Interessen im Großen und Ganzen die Durchschnittsinteressen des Gesamtkapitals. Ein solcher Durchschnitt kann aufgrund fehlender gemeinschaftlicher Voraussetzungen des Gesamtkapitals nicht einfach abgefragt werden, sondern bildet sich erst durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Interessen der Einzelkapitale heraus. Gleich einem Parallelogramm der Kräfte, worin die Einzelkapitale im Verhältnis ihres Anteils am Gesamtkapital wirken, konstituiert sich als resultierende Größe das gemeinsame außenpolitische Interesse. Nicht der Staatsapparat sondern das Gesamtkapital schafft den Inhalt dieser Politik. Der Staat gleicht die Interessen lediglich aus, vereint sie, gibt ihnen schließlich eine gemeinschaftliche, d. h. politische Form. Er ist bloßer Sachwalter dieser Interessen gegen andere Staaten. Die Mittel, die er zur Durchsetzung der außenpolitischen Interessen einsetzt, reichen von der Diplomatie, über Schutzzölle, Handelssanktionen bis hin zum Krieg.

  78. 25. August 2008, 21:41 | #78

    Die drei gesellschaftlichen Begriffe Volk, Nation, Staat kann man nicht dadurch klären, dass man das Gesetzbuch abschreibt. Das hilft nicht weiter. Nachfolgend soll der Zusammenhang näher bestimmt werden
    Volk
    Bei der Definition des Staatsgebiets und der entsprechenden äußeren Grenzen scheint das Volk eine wichtige Rolle zu spielen. In der ethnisch-bürgerlichen Sichtweise gilt das Volk als eine dem Staat vorausgesetzte, natürliche, durch Sprache, Kultur und Abstammung geformte Gesamtheit, gewissermaßen als eine Art lebendiger Organismus, der sich im Laufe von Jahrhunderten herausgebildet habe. Nach außen hin soll sich die Souveränität des Volkes als Nation darstellen. Der Staat sei notwendig, damit ein Volk zur Entfaltung seiner Anlagen kommt.
    In der liberalen, individualistisch-bürgerlichen Sicht entsteht das Volk scheinbar mechanisch aus der Summe der Staatsbürger, die sich in einem bestimmten Gebiet nach Gründen der Zweckmäßigkeit (wie Gewährung von Sicherheit und Eigentum) zusammenschließen. Im Einzelnen selbst soll der Grund für den Staat liegen. Das Volk muss allerdings auch hier als eine gewisse Gesamtheit dem Staat gegenüber zumindest soweit unterstellt sein, um daraus die äußeren Grenzen herzuleiten. Anderenfalls wäre nicht zu begründen, weshalb sich die Menschen nur gebietsweise zu den jeweiligen Staaten zusammenschließen und sich nicht global zu einem Weltstaat addieren.
    Aus mehreren Gründen muss sowohl die offen ausgesprochene als auch die versteckte ethnische Sicht der staatlichen Grenzen als unzutreffend zurückgewiesen werden:
    Erstens spricht die Analyse des Wirtschaftsprozesses gegen eine ethnische Definition der Staatsgrenzen: Die kapitalistische Epoche besitzt einen inhärent imperialistischen Charakter. Mit seiner allseitigen Durchdringung des Geldverhältnisses löst das Kapital die traditionellen Gemeinschaftsformen auf, schafft sich eine Gesellschaft ganz nach seinem Bilde. Unter solchen Rahmenbedingungen können historisch gewachsene Völker, selbst wenn es sie gegeben hätte, unmöglich zu einem ökonomischen Gliederungsprinzip werden.
    Zweitens ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass weder Zahl noch Ausdehnung moderner Staaten mit Zahl und Siedlungsgebieten von Völkern zusammenfallen. Bekanntlich bilden z.B. die USA und viele Länder Europas, Asiens und Afrikas ein buntes Völkergemisch, ohne dass deren Ökonomien und Staaten entsprechend zersplittert wären. Ein einheitliches, „organisch gewachsenes Volk“ kann dort unmöglich die Grenzen bestimmt haben.
    Drittens hat unter anderem die kulturgeschichtliche Schule darauf hingewiesen, dass es sich bei den Völkern um eine moderne Erfindung handeln würde. Wie neuere Forschungen zum Beispiel zur Entstehung europäischer Völker zeigen, gibt es weder eine natürliche, ewige Substanz der Völker, noch eine kontinuierliche Entfaltung ihrer Kultur. Stattdessen ist der Nachweis erbracht, dass die Völker nicht sonderlich alt sind; ihre Geschichte beginnt erst im 18. Jahrhundert. Homogene ethnische Gruppen, die bis heute in kaum veränderter Gestalt fortexistieren würden, habe es, wie Geary anhand der europäischen Entwicklung nachweist, nirgends gegeben. „In Wirklichkeit waren die europäischen Völker im ersten Jahrtausend weit wandlungsfähiger, komplexer und dynamischer als moderne Nationalisten es wahrhaben wollen. Viele Völkernamen mögen uns nach eintausend Jahren vertraut erscheinen, die soziale, kulturelle und politische Realität aber, die sie im frühen Mittelalter bezeichneten, unterscheidet sich von der heutigen radikal.“ (Patrick J. Geary (2002), S. 22)
    Häufig seien die ethnischen Namen konstant geblieben, täuschten eine Kontinuität vor, die es tatsächlich gar nicht gegeben hätte. „Was immer man im 3. Jahrhundert im Königreich des Cniva unter der Bezeichnung ‚Gote’ verstanden haben mag – die Realität eines Goten im Spanien des 6. Jahrhunderts sah, was Sprache, Religion, politische und soziale Organisation, ja sogar Abstammung betrifft, vollkommen anders aus. Eine ebenso unermessliche Kluft unterschied die Franken, die im 4. Jahrhundert von Kaiser Julian geschlagen wurden, und jene, die Chlodwig im 6. Jahrhundert in die Schlacht folgten. Das gleiche gilt für die Römer, deren Transformation in derselben Phase nicht weniger dramatisch verlief….Namen waren erneuerbare Ressourcen und besaßen das Potential, Menschen von Kontinuität zu überzeugen, selbst wenn die gelebte Realität durch radikale Diskontinuität geprägt war.“ (Geary (2002), S. 135) Wanderungsbewegungen von Völkern dienten als Vehikel, um mythische ‚Gründungsurkunden‘ auf politische Einheiten des 19. Jahrhundert zu projizieren. Der Vergangenheit würden bis heute Bedeutungsmuster übergestülpt, die dazu dienten, politisch-nationale Ziele zu legitimieren.
    Wie man also sieht, beruhen die Staatsgrenzen keinesfalls auf historisch gewachsenen Völkern. Sowohl systematische als auch historisch-empirische Gründe sprechen gegen eine solche Sichtweise. Die ewige Substanz der Völker hat sich als Erfindung herausgestellt. Und dennoch hat man die Existenz von Völkern bei der Definition des Staatsgebiets vorausgesetzt. Wie konstituiert sich das moderne Volk, das dem Staat seine Grenzen definieren hilft?
    In der Kategorie des Gesamtkapitals sehe ich den Schlüssel für das Verständnis der modernen Völker. In meinem Buch: Guenther Sandleben, Nationalökonomie und Staat, VSA Verlag, 2003 habe ich gezeigt, wie durch eine Reihe von Mystifikationen der Schein erzeugt wird, als wären solche Gesamtkapitale die Wirtschaft eines Volkes und somit das Volk die Voraussetzung, das prius, wodurch Grenzen nach außen hin entstehen. Dieser äußere Schein schlägt sich in besonderer Weise im ethnischen Verständnis der Volkssouveränität nieder. Tatsächlich aber bildet dem inneren Zusammenhang nach das Gesamtkapital die gestaltende Kraft. Es grenzt sich von anderen Gesamtkapitalen ab und erzeugt geopolitische Räume, wodurch die dort lebenden Menschen zum modernen Volk zusammengeschmiedet werden. Die Gesamtkapitale separieren und vereinen die Menschen zu Völkern. Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    Die Reproduktion moderner Völker durch die entsprechenden Gesamtkapitale erklärt allerdings noch nicht die historische Entstehung. Wie in der Kapitaltheorie muss auch hier zwischen der historischen Konstitution eines Verhältnisses und der Reproduktion auf fertiger Grundlage unterschieden werden.
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört. Eine solche Definition des Volkes ist gewissermaßen ein naturgeschichtlicher Prozess, der sich hinter dem Rücken der Menschen abspielt, dann aber mehr und mehr deren Wollen, Bewusstsein und Absichten bestimmt. Ohne Klarheit von diesen unterirdisch wirkenden Kräften zu haben, meinen die Menschen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl als Volk zu spüren, dem sie dann in ihren nationalen Kämpfen Geltung verschaffen. Innerhalb der Grenzen der Gesamtkapitale entdecken sich die Menschen als Völker. Dass es in Wirklichkeit das Kapital in der Gestalt des sich konstituierenden Gesamtkapitals ist, wodurch die Menschen als Volk zusammengebracht werden, bleibt ihnen verborgen. Sie versetzen die Geburtsstunde ihres Volkes so weit in die Geschichte zurück, wie es erforderlich ist, um ihren neuen geopolitischen Raum als „erste Landnahme“ zu rechtfertigen.
    Eine besondere Rolle spielten hierbei die Geschichtswissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. Mittels der Philologie und der Ethnoarchäologie hätten, wie Geary nachweist, die Historiker das Bild von klar einander abgrenzbarer Völker erfunden, die sich durch stabile, objektiv identifizierbare Merkmale wie Sprache, Religion, Brauchtum und Nationalcharakter voneinander unterscheiden würden. Solche Völker sollen entweder in einem fernen Moment der Frühzeit oder während des Mittelalters entstanden sein. Das Territorium, das sie angeblich bewohnten, diente dann den sich herausbildenden Nationen als Anspruchsgrundlage. Die Staaten hätten Apparate der nationalen Selbsterschaffung errichtet, zu denen ehrgeizige Erziehungsprogramme gehörten, um den von den Philologen als Nationalsprache definierten Dialekt innerhalb der geschaffenen oder beanspruchten Grenzen allgemein, d.h. gegen die große Mehrzahl des „Volkes“, die eine andere Sprache verwendeten, durchzusetzen. Dabei diente die neue Nationalsprache als selbstverständliches Medium zur Vermittlung der Nationalgeschichte. Neben Schulen und Militär erwiesen sich die aufkommenden Massenmedien, der Kunst- und Kulturbetrieb, Denkmäler, Vereine und nicht zuletzt der Sport als wichtige Einrichtungen für die Nationalisierung der Massen.
    Es zeigt sich also, dass durch die Existenz von Völkern keine selbständigen Grenzen der Globalisierung geschaffen werden. Als feste ökonomische Barrieren stehen dahinter die auf den ersten Blick unsichtbaren Gesamtkapitale, die sich als Wirtschaft der entsprechenden Völker darstellen und auf diese Weise den Schein erzeugen, als wären es die Völker selbst, die durch ihre Existenz das jeweilige Staatsgebiet definieren würden. In Wirklichkeit sind es die Gesamtkapitale, die geopolitische Räume herstellen, wodurch sowohl die Völker als auch die auswärtigen Grenzen festgelegt werden. Die Staaten führen mit ihren politischen Grenzziehungen nur das Werk ihrer Gesamtkapitale mit anderen Mitteln fort.
    Nation
    Der Begriff des Volkes steht in einem engen Zusammenhang mit der Nation, die in der Globalisierungsdebatte immer wieder als mögliches Gegenmittel zu den Kräften der Globalisierung angesehen wird. Oftmals verweisen Globalisierungsgegner wehmütig auf die Vielfalt der Kulturen oder gar auf den besonderen Wert der eigenen Kultur, welche durch einen mit der Globalisierung einhergehenden einseitigen Kulturimperialismus verschwinden könnte. Als Reaktion darauf wollen sie das eigene national-kulturelle Element gegen die globalen Kräfte des Finanzkapitals stärken. Als wie robust erweist sich eine solche nationale Grenze und in welchem Verhältnis steht das kulturelle und nationale Element zum Kapital?
    Auf den ersten Blick scheint das nationale Element schwer zu erklären zu sein, so vielfältig ist seine Erscheinungsweise und so unterschiedlich die Intensität, mit der seine verschiedenen Formen hervortreten. In der Theorie wird mal die subjektive, psychologische Seite der Nation zur Hauptsache gemacht, ein anderes Mal erfolgt die Definition der Nation entlang sachlicher Merkmale. Zieht man etwa die ethnischen Merkmale heran, dann scheint die Nation in einer ethnischen „Abstammungsgemeinschaft“ zu bestehen, werden hingegen kulturell-sprachliche Merkmale in den Vordergrund gerückt, dann meint man, es handle sich um eine „Kulturnation“. Die Folgerungen, die Nation sei eine Sprachgemeinschaft, eine Abstammungsgemeinschaft etc. verallgemeinert nicht nur eine besondere Form und übersieht damit die Vielfalt nationaler Erscheinungsweisen, sondern macht eine besondere Form zur Hauptsache. Was ist das Gemeinsame, das hinter der äußeren Vielfalt steckt?
    Das, was die Nationen, etwa die deutsche, französische, US-amerikanische oder japanische gemeinsam haben, ist der kommerzielle, gegensätzliche Charakter ihrer auswärtigen Interessen. Das Kapital eines Landes soll durch politische Mittel geschützt und gefördert werden gegenüber der auswärtigen Konkurrenz. Solche Interessen sind durch die entsprechenden Gesamtkapitale festgelegt. Dieser ökonomische Kern der Nation enthält immer einen äußeren Gegensatz, der durch die Dauerkonkurrenz der Gesamtkapitale stets erneuert wird.
    Die große Bedeutung, die gerade die kommerzielle Seite für den modernen Begriff der Nation besitzt, zeigt sich im historischen Vergleich: Der Name „Nation“ taucht bereits im Mittelalter auf, allerdings noch mit einem völlig anderen Bedeutungsinhalt. Es fehlte sowohl der Gegensatz, die latente Feindseligkeit gegenüber anderen Nationen als auch das Bewusstsein der eigenen Identität. Eine tief empfundene Interessengemeinschaft zwischen Adel, Bauern, Handwerkern oder Händlern war in der mittelalterlichen Ständegesellschaft gar nicht möglich. Auch lagen den damaligen Dichtern, Philosophen, Künstlern etc. völlig fern, ihre Selbstidentifizierung in der frühen Geschichte der Völkerwanderung zu suchen. Sie identifizierten sich vielmehr mit der Gesellschaft und Kultur der Römer und nicht mit den Opfern des römischen Kaiserreichs. Erst in der späteren Renaissance, als die aufsprießenden Keime einer kapitalistischen Gesellschaft ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl weckten, suchte man seine Identität mehr und mehr bei den Germanen, den Galliern oder den Slawen. Die harmlose und eher zufällige Kategorisierung von Menschen nach Nationen sollte bald in die bis heute fortbestehenden Gegensätze Umschlagen, wobei die territorialen Elemente, die Heimstätten der Gesamtkapitale, eine besondere Rolle spielen.
    Zurück zu den Formen der Nation. Wir haben es hierbei mit einem zweistufigen Prozess der Mystifikation zu tun: Zunächst erscheinen die miteinander konkurrierenden Gesamtkapitale unter der Form verschiedener Volkswirtschaften, d.h. als die Wirtschaft der jeweiligen Völker. Das gemeinsame auswärtige Interesse eines Gesamtkapitals erhält die politische Form eines Volksinteresses. Zugleich verliert der gegensätzliche Charakter des Interesses seinen Kapitalbezug und stellt sich als Interessengegensatz der Völker dar. Nun handelt es sich nicht mehr nur um die politische Form eines Volksinteresses, sondern um das Interesse eines bestimmten Volkes im Unterschied und im bewussten Gegensatz zum Interesse eines anderen.
    Der Bezug auf das Kapitalverhältnis ist bereits vernebelt, bevor die Mystifikationen auftreten, die mit dem Begriff der Nation verbunden sind. Was dann die Nation noch hinzufügt, ist lediglich die spezielle politische Form, unter der das Volksinteresse nach außen hin ausgefochten wird. Wie unterscheiden sich die Völker, wenn nicht durch ihre tatsächlichen oder eingebildeten gemeinsamen kulturellen, religiösen, politischen, biologischen oder geografischen Merkmale. Solche Kriterien dienen sowohl der Abgrenzung als auch der eigenen Identifikation. Durch die auswärtige Konkurrenz werden die kulturellen oder natürlichen Unterschiede in einen nationalen Gegensatz transformiert. Auf diese Weise erhalten die Konkurrenzkämpfe der Gesamtkapitale den Schein von kulturellen oder ethnischen Konflikten. Meist ist dann nur noch diese äußere kulturelle bzw. natürliche Hülle sichtbar, während der bittere ökonomische Kern darunter versteckt bleibt. Hier nun haben wir den Begriff der Nation: Die besondere politische Form, unter der das Interesse eines Volkes – dem inneren Zusammenhang nach das Interesse des entsprechenden Gesamtkapitals – nach außen hin, gegenüber anderen Völkern vertreten wird, ist die Nation. Das Volk bildet nur insofern eine Nation, als es in Konkurrenz zu anderen Völkern steht, also einen ökonomischen Kampf dagegen führen muss.
    Zur Illustration von Form und Inhalt der Nation soll der aktuelle Nationalismus der USA dienen. Man versucht dort das offensichtliche ökonomische Interesse im Irak auszublenden. Wie Jeremy Rifkin, Politikberater und Leiter der Foundation on Economic Trends in Washington beobachtet hat, glaubten die meisten US-Bürger ihrem Präsidenten, „wenn er von der moralischen Pflicht spricht, die Welt vor Saddam Husseins pathologischem Eifer zu schützen…Und doch wundere ich mich über die fast völlige Ausblendung der Öl-Connection durch die Politiker und großen Medien in Amerika.“ Rifkin schält im Weiteren das ökonomische US-Interesse heraus, nennt es vorsichtig das „zweite Motiv“ des Krieges im Unterschied zu den offiziellen Zielen („moralische Pflicht“).
    Rifkin deutet aber nicht nur den ökonomischen Inhalt („zweites Motiv“) und die Form („erstes Motiv“) der Nation an, er gibt zugleich Hinweise, warum es unbedingt der Form bedarf. Die meisten US-Bürger, meint Rifkin, wären davon überzeugt, dass ihre Regierung niemals bloß deshalb ein Land angreifen würde, „um Beute zu machen oder geopolitische Interessen durchzusetzen“. Dieses „zweite Motiv“ sollte kaum ausreichen, um die nötigen Kriegsopfer zu bringen. Also braucht man, was Rifkin nicht mehr auszudrücken wagt, das gemeinsame, höhere moralische Anliegen, um auf diese Weise alle zum Mitmachen zu bewegen. Dies ist die Funktion der Nation. „Ja ich bin mir sicher, dass das amerikanische Volk einen Krieg gegen den Irak oder gegen ein anderes Land am Persischen Golf niemals gutheißen würde, wenn es bloß (!) Ölfelder zu erobern gäbe“. Der schnöde Mammon im Interesse der Konzerne reicht dem einfachen Bürger natürlich nicht aus, um sein Blut auf dem Schlachtfeld zu verspritzen oder einen Teil seines bitter verdienten Einkommens in Kriegen verschwenden zu lassen. Man stirbt nicht für Geschäfte sondern nur für Ideale; teures Blut soll sich freudig hingeben im Kampf gegen das Böse und für die Ehre der Nation.
    Das nationale Element tritt im Zeitverlauf keineswegs gleichmäßig hervor. Es erhält einen besonders auffälligen Charakter, wenn sich der Staat bei Handelskriegen, im Vorfeld von Kriegshandlungen und vor allem in Zeiten tatsächlicher Kriege besonders gefordert sieht, die Volksmassen für sich in Bewegung zu setzen. Das in normalen Zeiten eher „unauffällige“ Nationalgefühl wird zum Nationalhass gesteigert, wenn der Nationalstaat in Gefahr gerät oder seine Souveränität erst erkämpfen muss. Dabei kommt eine einfache Regel zum tragen: Je größer die Ziele sind, die der Staat durchsetzen will, desto mehr ist er auf das Mitmachen seines Volkes angewiesen. Hier liegt der Grund, warum der in Friedenszeiten vielfach kritisierte Nationalismus in Kriegszeiten zur Normalform wird. Gerade in derart kritischen Zeiten müssen Staat und Medien die breiten Volksmassen zur persönlichen Bewältigung der anstehenden Kriegsopfer intensiv vorbereiten. Eine nationale Sonderbehandlung wird nötig. Würden denn sonst die Soldaten mitmachen, wenn ihr Blut nicht für eine besonders ehrenwerte nationale Angelegenheit, sondern schlicht für die Bereicherung von Rüstungs- und Ölkonzernen, für Absatzmärkte, Rohstoffe oder für politische Einflusssphären fließen soll?
    Weil Opfer und Leid derart eng mit der Nation verknüpft sind, hat Ernest Renan in seinem bis heute berühmt gebliebenen Aufsatz „Was ist eine Nation“ darin die Hauptsache gesehen: „Ich habe soeben gesagt: ‚Gemeinsam gelitten haben‘. Ja, das gemeinsame Leiden eint mehr als die Freude…Eine Nation ist also eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist.“
    Der Nationalismus besitzt notwendigerweise eine populistische Seite, spricht die Gefühlsebene an, erweckt Helden und Mythen der Vergangenheit zu neuem Leben. Es versteht sich für die Geschichte des Nationalismus von selbst, dass solche Suche nach den Ursprüngen leicht zur reinen Erfindung wird, in der Legenden und Mythen einander abwechseln. Die kritische Nationalismusforschung hat den Nationalismus als „ein im Innersten modernes Phänomen“ nachgewiesen und ihn als eine Folgeerscheinung des besonderen Charakters unserer heutigen Welt allgemein angedeutet. Allerdings hat man nirgends die Entstehung des Nationalismus mit dem Kapital selbst, d. h. mit der spezifischen gesellschaftlichen Form der heutigen Ökonomie in Verbindung gebracht.
    Der im Begriff der Nation enthaltene Gegensatz ist durch das kommerzielle Interesse der Gesamtkapitale gegeben. Würde man von diesem Gegensatz abstrahieren, zerfiele die Nation in ihre verschiedenen Erscheinungsformen, wobei sich dann die kulturellen, sprachlichen oder natürlichen Besonderheiten als harmlose, interessante Unterschiede darstellen würden. Die Absicht, die Kultur als Kampfmittel gegen die Globalisierung einzusetzen, bedeutet, die Kultur in ihrer nationalen Form einzusetzen, deren Inhalt nur das kommerzielle Interesse eines oder mehrerer Gesamtkapitale gegenüber anderen sein kann. Die Globalisierung lässt sich damit zwar „begrenzen“, jedoch es sind Grenzen, die mit dem Kapital selbst gesetzt sind. Einer Antiglobalisierungsbewegung bedarf es dazu nicht; die durch die eigengesetzliche Reproduktion der Gesamtkapitale stumm erzeugten ökonomischen Grenzen sind Hindernis genug, um die Globalisierung in Richtung einer einheitlichen Weltwirtschaft abzubremsen. Das Kapital selbst bewegt sich im Spannungsfeld von Globalisierung und Nationalisierung. Eine politische Bewegung, die sich zwischen solchen Grenzpfählen bewegt, kann nicht mehr sein als Spielball der jeweiligen Kapitalinteressen.
    Staat
    Zuletzt noch einige Bemerkungen zum Staat. Die Reproduktion des Gesamtkapitals schließt alle Klassen, also auch die Lohnabhängigen, ein. Die Kategorie des Gesamtkapitals beinhaltet die gesamte Warenproduktion, die materielle wie die geistige, ebenso die Distribution und den Austausch der Waren und schließlich die individuellen Bedürfnisse bzw. die Konsumtion. Das gesamte kommerzielle Leben, alle sozial-ökonomischen Elemente sind darin enthalten. Das Gesamtkapital konstituiert also eine komplette „kommerzielle Gesellschaft“ (Adam Smith), die im 19. Jahrhundert vorzugsweise als „bürgerliche Gesellschaft“ gekennzeichnet wurde. Eine solche Gesamtheit besitzt eine Eigenständigkeit, bildet das Primäre, Überindividuelle, wodurch die Zwecke und Bedingungen der Einzelnen gesetzt sind.
    Das Besondere an dieser Gesamtheit besteht darin, dass sie auf keiner wirklichen Gemeinschaft beruht, sondern durch das Wirken des Wertgesetzes, gewissermaßen durch den Mechanismus des Marktsystems hinter dem Rücken der Individuen hergestellt wird. Der kritische Begriff der Warenproduktion hat diesen Sachverhalt in der Weise ausgedrückt, dass sich aufgrund der fehlenden gemeinschaftlichen Voraussetzungen der gesellschaftliche Charakter der in den Waren steckenden Arbeit erst im Nachhinein, nachdem die Waren produziert und sich die Arbeit darin vergegenständlicht hat, ausdrücken kann, und zwar nur auf mystifizierter, dinglicher Weise nämlich als Preis der Ware.
    Das Fehlen einer wirklichen Gemeinschaft korrespondiert mit einem spezifischen Eigentumsbegriff. Im Austausch der Waren muss sich das Eigentum als unabhängiges, souveränes Privateigentum realisieren, dem alle gemeinschaftlichen Nerven abgeschnitten sind. Im Kapital selbst, als auf Reichtum bezogener Reichtum, wird das Eigentum zur abstrakten Verselbständigung gebracht, das jeglicher gemeinschaftlicher Einwirkungsmöglichkeiten entzogen ist. Aller Schein des Gemeinwesens ist darin abgestreift. Die Deklaration der Menschenrechte hat die moderne Form des Privateigentums treffend als das Recht des Bürgers formuliert, willkürlich, ohne Beziehung auf andere Menschen, also unabhängig von einer Gemeinschaft, Vermögen zu genießen und darüber zu disponieren. Entsprechend basiert auch das Menschenrecht der Freiheit nicht auf der Verbindung der Menschen untereinander, sondern auf der Absonderung des Menschen von dem Menschen; das Freiheitsrecht erhält seine Grenzen in den Rechten eines anderen. Es handelt sich also hier um die Rechte des Menschen als isolierter, auf sich zurückgezogener Monade.
    Solche zersplitterten und isolierten Individuen verfolgen ihre Privatinteressen und dienen, indem sie nur ihre Privatinteressen verfolgen, zugleich den Privatinteressen anderer. In dieser Isolierung gegeneinander besitzt die Privatsphäre eine eigenständige Existenz.
    Obwohl das Gesamtkapital eine Eigenständigkeit besitzt, sich durch das Wirken des Wertgesetzes eigengesetzlich reproduziert, besitzt es also nirgends eine wirkliche Sphäre des Gemeinwesens. Alle besonderen Elemente des wirtschaftlich-sozialen Lebens haben lediglich individuelle Bedeutung, sind Elemente des Privatlebens, worin das Gemeinwesen ausgelöscht ist. Das Gesamtkapital als lediglich funktional-ökonomisches Gebilde kann unmöglich existieren ohne eine gemeinschaftliche Ergänzung jenseits der eigenen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Eine solche gesonderte Sphäre des Gemeinwesens, worin die allgemeinen Volksangelegenheiten eines Gesamtkapitals geregelt sind, ist der Staat. Hier konzentrieren sich also alle politisch-gemeinschaftlichen Elemente, von denen das Gesamtkapital in Gestalt der kommerziellen Gesellschaft abstrahieren muss. Die Trennung von Politik und Gesamtkapital ist kein einmaliger historischer Akt, sondern wird zusammen mit dem „unpolitischen“ Gesamtkapital stets reproduziert.
    Die Spaltung in Staat und Gesamtkapital bildet die Grundlage für die Zweiteilung des Menschen in den Staatsbürger (citoyen) und den Wirtschaftsbürger (bourgeois). Die gesamte Reproduktion des Menschen, sein wirkliches egoistisches Leben, seine Klassenzugehörigkeit, seine sozialen Konflikte, seine geistigen und religiösen Vorstellungen, seine Bedürfnisse, die Art und Weise der Konsumtion etc. gehören zur kommerziellen Gesellschaft und bilden entsprechende Eigenschaften des egoistischen, in der Konkurrenz sich bewegenden Wirtschaftsbürgers. Hier steht er mit all seinen Besonderheiten und manchen privaten Kuriositäten als Privatmann außerhalb des Staates. Demgegenüber ist seine Existenz als Staatsbürger eine Existenz, die außerhalb seiner sozialen-klassenmäßigen Beziehungen liegt. Als Untertan des Staates besitzt er wie jeder andere die gleichen Staatsbürgerrechte, worin seine Teilnahme am öffentlichen Geschehen geregelt ist.
    Erschien einst an der Oberfläche des Gesamtkapitals die kapitalistische Wirtschaft als die Wirtschaft eines Volkes (Volkswirtschaft), das Volk also als der Ausgangspunkt der Wirtschaft, so erscheinen nun die von ihrem wirtschaftlichen Zusammenhang abgetrennten Staatsbürger als Ausgangspunkt der Politik. Dem inneren Zusammenhang nach ist aber das Gesamtkapital sowohl in der Ökonomie die treibende Kraft, als auch die Voraussetzung und die entscheidende Macht des Staates, die der Politik ihren Inhalt liefert. Diese Politik ist keine einfache Klassenpolitik, die ihren Bezugspunkt ausschließlich bei den Eigentümern und Besitzern des Kapitals hat. Die Gleichsetzung von Gesamtkapital und einer besonderen Klasse würde eine Amputation der Gesellschaft beinhalten und mit ihr eine unzulängliche Einengung des politischen Blickwinkels. Klassenkämpfe, soziale Konflikte etc. gehören der Gesellschaft an, bilden demnach kein ausdrückliches Staatsmoment. Der Staat ist vielmehr festgelegt auf die Reproduktion des Gesamtkapitals. Er bezieht alle Klassen auch die der Lohnabhängigen ein, aber nur soweit, wie die Lohnabhängigen eine Klasse des Gesamtkapitals und damit zugleich eine Klasse für das Kapital bilden. So löst sich das Rätsel, dass im Staat einerseits die Existenz verschiedener Klassen ausgelöscht ist, denn diese gehören zur kommerziellen Gesellschaft, dass der Staat aber andererseits in jedem Punkt seiner Politik vom Interesse des Kapitals als Gesamtkapital bestimmt wird.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals bei der Herleitung des Staates bildete den theoretischen Grund dafür, dass die Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre, die erfolgsversprechend begonnen hatte, schließlich versanden musste. Man wollte zwar von der Marxschen Kategorie des „Kapitals im allgemeinen“ ausgehen, ohne sich jedoch deren Inhalt wirklich klar gemacht zu haben. Der Begriff des Gesamtkapitals tauchte deshalb lediglich am Rande auf, versehen mit der Bedeutung, dass darunter kaum mehr zu verstehen sei als die Gesamtheit der Einzelkapitale. Die eigenständige Existenzweise des Gesamtkapitals, obwohl von Marx klar entwickelt und ausdrücklich herausgestellt, wurde gar nicht erst thematisiert. Da die zusammenhängende Einheit fehlte, herrschte große Willkür bei der Fixierung des „methodischen Ansatzpunkts“ für die Staatsableitung. Einige glaubten, an der Zirkulation ansetzen zu müssen, am Kauf und Verkauf von Waren, mit den sich dabei geltend machenden Rechtsverhältnissen, andere wiederum wählten die Konkurrenz der Einzelkapitale und leiteten den Staat negativ, gewissermaßen als Lückenbüßer für unerledigte Reproduktionsfunktionen ab, oder man kam auf die Idee, nur die „Revenuen und ihre Quellen“, also gewissermaßen die Oberfläche eines nicht näher bestimmten Gesamtkapitals herauszugreifen, um daran die Staatsableitung unter Ausklammerung der inneren ökonomischen Zusammenhänge des Gesamtkapitals vorzunehmen.
    Da es unklar blieb, von welchem Punkt des „Kapitals im allgemeinen“ eine Staatsableitung auszugehen hat, erhielt der Staat mal einen stärkeren kapitalistischen Anstrich, dann wieder einen allgemeinen Inhalt, als sei der Staat eine Art Wohlfahrtsorientierte Instanz für das Volk bzw. deren Einkommensbezieher.
    Die Vernachlässigung der Kategorie des Gesamtkapitals hatte schließlich zur Folge, dass die Staatsableitung das außenpolitische Element fast vollständig übersah, also dem Irrtum verfiel, den Staat im Singular und nicht im Plural abzuleiten. Hier zeigt sich eine Verbindungslinie zur heutigen Globalisierungsdebatte: Der blinde Fleck in der Bestimmung der Staatsgrenzen ist theoriegeschichtlich gesehen auch eine Folge der gescheiterten Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre.
    Der Staat als die politische Form des Gesamtkapitals besitzt zusammen mit „seinem“ Gesamtkapital notwendig ein Außenverhältnis. Ökonomisch gesehen ist die auswärtige Beziehung durch die Konkurrenz der Gesamtkapitale um Absatzmärkte, Rohstoffquellen und Anlagesphären gekennzeichnet. Da es in dem vorliegenden Kapitel lediglich um die Bestimmung der politischen Grenzen der Globalisierung geht, muss auf eine Darstellung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt verzichtet werden.
    Politisch gesehen sind die auswärtigen Interessen im Großen und Ganzen die Durchschnittsinteressen des Gesamtkapitals. Ein solcher Durchschnitt kann aufgrund fehlender gemeinschaftlicher Voraussetzungen des Gesamtkapitals nicht einfach abgefragt werden, sondern bildet sich erst durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Interessen der Einzelkapitale heraus. Gleich einem Parallelogramm der Kräfte, worin die Einzelkapitale im Verhältnis ihres Anteils am Gesamtkapital wirken, konstituiert sich als resultierende Größe das gemeinsame außenpolitische Interesse. Nicht der Staatsapparat sondern das Gesamtkapital schafft den Inhalt dieser Politik. Der Staat gleicht die Interessen lediglich aus, vereint sie, gibt ihnen schließlich eine gemeinschaftliche, d. h. politische Form. Er ist bloßer Sachwalter dieser Interessen gegen andere Staaten. Die Mittel, die er zur Durchsetzung der außenpolitischen Interessen einsetzt, reichen von der Diplomatie, über Schutzzölle, Handelssanktionen bis hin zum Krieg.

  79. Krim
    29. September 2008, 11:50 | #79

    „Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    ….
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört.“

    Was für ein kurioses Wesen dieses Gesamtkapital, das sich mir noch nicht offenbart hat und wohl nur als Vorstellung im Geist des Herrn Sandleben existiert.

  80. Krim
    29. September 2008, 11:50 | #80

    „Das Volk kann also – wie die kulturgeschichtliche Forschung auch bestätigt hat – keine natürlich gewachsene Einheit sein, sondern wird durch besondere ökonomische Kräfte gebildet. In seiner modernen Existenz ist es zurückgeführt auf das Wirken seines Gesamtkapitals. Die Völker erhalten also erst durch die Gesamtkapitale ihr modernes Dasein. Entsprechend ist die Volkssouveränität nach außen nichts anderes als die mystifizierte Souveränität der Gesamtkapitale, die sich in Konkurrenz zueinander befinden und die kollektiven ökonomischen Subjekte des Weltmarkts bilden.
    ….
    Die geschichtliche Entstehung des Gesamtkapitals kann nichts anderes sein als die Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise selbst, in deren Mittelpunkt die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) steht. Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört.“

    Was für ein kurioses Wesen dieses Gesamtkapital, das sich mir noch nicht offenbart hat und wohl nur als Vorstellung im Geist des Herrn Sandleben existiert.

  81. Clara & Nandi
    3. Oktober 2008, 07:38 | #81

    Wer wirklich Verständnisprobleme bei der Lektüre des Sandleben-Beitrages hat, beziehungsweise die von Marx übernommene Terminologie nicht so ohne Weiteres nachzuvollziehen vermag, aber auch nicht auf Offenbarung, die er als Absicht eh nur der Theorie seines damit schon vorab der Denunziation freigegebenen Kontrahenten, so nicht gleich zu dessen privater Erkenntnismarotte erhoben, unterstellt haben wissen will, aus ist, daneben noch einen Umgang mit einem Produzenten der kommunistischen Aufklärung als einem HERRN für ziemlich perfide findet, der kann sich auf den Seiten
    http://guenther-sandleben.de/
    http://proletarische-briefe.de/
    umsehen bzw. schlauer machen.
    Auch genügend Verweise und Bezüge auf marxsche, marxistische und bürgerliche Theorieausführungen lassen sich in der dort zitierten wie angegebenen Literatur finden.
    Warum es eine Vielzahl von Nationalstaaten gibt, wird im G.-Sandleben-Buch: NATIONALÖKONOMIE & STAAT. Zur Kritik der Theorie des Finanzkapitals. VSA-Verlag 2003 im Kapitel 3 [Die Konstitution des Weltmarkts durch Nationalökonomien, i. B. dort Abschnitt 2. Zur Konstitution eines Gesamtkapitals, S. 66 ff] behandelt.
    Die ZENTRALE THESE dort ist:
    Das Gesetz der Repulsion von Kapitalen unterschiedlicher Verwertung impliziert für das Gesamtkapital, daß sich notwendigerweise eine Vielzahl von Gesamtkapitalen, die dann die materielle Grundlage für die Existenz verschiedener Nationalstaaten sind, bildet. Demnach, da ihre allgemeine Voraussetzung die Konstitution eines Gesamtkapitals ist, ist die Nation eben auch kein Resultat eines organisch gewachsenen Volkes.
    DARÜBER ließe sich diskutieren.
    Wer freilich hingegen wie Krim auf dem Theorieplatze lieber röhrt als nachdenken will, dem ist mit diesem Hinweis nicht geholfen. Er ist allerdings auch gar nicht für ihn gedacht.
    Als weitere Anregung zur Lektüre des Sandleben-Buches sei noch die in seiner hier eingestellten Textpassage ausgelassene Anmerkung 32) [Buch S. 119, Anm. nach dem Satz „Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört.“] nachgetragen:
    (32) Die These von der Konstitution der Völker durch die Entstehung der Gesamtkapitale trage ich bewusst einseitig vor, um darin die Hauptsache zu kennzeichnen. Kulturelle Zusammenhänge wie Sprache, Religion etc. und geografische Gegebenheiten spielen allerdings bei der Konstitution der Gesamtkapitale und damit indirekt auch bei der Konstitution moderner Völker eine Rolle, die in einer konkreten historischen Analyse nachzuweisen wäre.

  82. Clara & Nandi
    3. Oktober 2008, 07:38 | #82

    Wer wirklich Verständnisprobleme bei der Lektüre des Sandleben-Beitrages hat, beziehungsweise die von Marx übernommene Terminologie nicht so ohne Weiteres nachzuvollziehen vermag, aber auch nicht auf Offenbarung, die er als Absicht eh nur der Theorie seines damit schon vorab der Denunziation freigegebenen Kontrahenten, so nicht gleich zu dessen privater Erkenntnismarotte erhoben, unterstellt haben wissen will, aus ist, daneben noch einen Umgang mit einem Produzenten der kommunistischen Aufklärung als einem HERRN für ziemlich perfide findet, der kann sich auf den Seiten
    http://guenther-sandleben.de/
    http://proletarische-briefe.de/
    umsehen bzw. schlauer machen.
    Auch genügend Verweise und Bezüge auf marxsche, marxistische und bürgerliche Theorieausführungen lassen sich in der dort zitierten wie angegebenen Literatur finden.
    Warum es eine Vielzahl von Nationalstaaten gibt, wird im G.-Sandleben-Buch: NATIONALÖKONOMIE & STAAT. Zur Kritik der Theorie des Finanzkapitals. VSA-Verlag 2003 im Kapitel 3 [Die Konstitution des Weltmarkts durch Nationalökonomien, i. B. dort Abschnitt 2. Zur Konstitution eines Gesamtkapitals, S. 66 ff] behandelt.
    Die ZENTRALE THESE dort ist:
    Das Gesetz der Repulsion von Kapitalen unterschiedlicher Verwertung impliziert für das Gesamtkapital, daß sich notwendigerweise eine Vielzahl von Gesamtkapitalen, die dann die materielle Grundlage für die Existenz verschiedener Nationalstaaten sind, bildet. Demnach, da ihre allgemeine Voraussetzung die Konstitution eines Gesamtkapitals ist, ist die Nation eben auch kein Resultat eines organisch gewachsenen Volkes.
    DARÜBER ließe sich diskutieren.
    Wer freilich hingegen wie Krim auf dem Theorieplatze lieber röhrt als nachdenken will, dem ist mit diesem Hinweis nicht geholfen. Er ist allerdings auch gar nicht für ihn gedacht.
    Als weitere Anregung zur Lektüre des Sandleben-Buches sei noch die in seiner hier eingestellten Textpassage ausgelassene Anmerkung 32) [Buch S. 119, Anm. nach dem Satz „Indem das Kapital die Produktion erobert, formiert es sich zum Gesamtkapital, definiert entsprechend den Teil der Menschheit, der als das auserwählte Volk zu diesem Gesamtkapital gehört.“] nachgetragen:
    (32) Die These von der Konstitution der Völker durch die Entstehung der Gesamtkapitale trage ich bewusst einseitig vor, um darin die Hauptsache zu kennzeichnen. Kulturelle Zusammenhänge wie Sprache, Religion etc. und geografische Gegebenheiten spielen allerdings bei der Konstitution der Gesamtkapitale und damit indirekt auch bei der Konstitution moderner Völker eine Rolle, die in einer konkreten historischen Analyse nachzuweisen wäre.

  83. Krim
    3. Oktober 2008, 12:43 | #83

    „Das Gesetz der Repulsion von Kapitalen unterschiedlicher Verwertung impliziert für das Gesamtkapital, daß sich notwendigerweise eine Vielzahl von Gesamtkapitalen, die dann die materielle Grundlage für die Existenz verschiedener Nationalstaaten sind, bildet.“ Das ist nun wirklich nonsens. Unterschiedliche Verwertung bringt weder ein einheitliches Gesamtkapital noch eine Nation hervor. In der BRD z.B. gibt es Kapitale mit höchst unterschiedlicher Verwertung nebeneinander und trotzdem findet keine Nationenverschiebung statt. Wenn das so wäre, hätte sich das Gebiet der ehemaligen DDR einschließlich Berlin längst wieder als selbstständige Nation konstituieren müssen.
    „Demnach, da ihre allgemeine Voraussetzung die Konstitution eines Gesamtkapitals ist, ist die Nation eben auch kein Resultat eines organisch gewachsenen Volkes.“ Was ist denn das für eine Argumentation. Weil die Gesamtkapitalthese stimmt, stimmt die Volksthese nicht. Wäre zwar logisch, aber eben nur wenn man vorher bewiesen hat, dass die Gesamtkapitalsthese stimmt. Das Gesamtkapital ist aber ein reines Geistersubjekt, das außer in dem Kopf von Herrn Sandleben nirgends existiert. Außerdem ist damit die Nation als Gewalt eines völkischen Konkurrenzwillens nicht widerlegt.

  84. Krim
    3. Oktober 2008, 12:43 | #84

    „Das Gesetz der Repulsion von Kapitalen unterschiedlicher Verwertung impliziert für das Gesamtkapital, daß sich notwendigerweise eine Vielzahl von Gesamtkapitalen, die dann die materielle Grundlage für die Existenz verschiedener Nationalstaaten sind, bildet.“ Das ist nun wirklich nonsens. Unterschiedliche Verwertung bringt weder ein einheitliches Gesamtkapital noch eine Nation hervor. In der BRD z.B. gibt es Kapitale mit höchst unterschiedlicher Verwertung nebeneinander und trotzdem findet keine Nationenverschiebung statt. Wenn das so wäre, hätte sich das Gebiet der ehemaligen DDR einschließlich Berlin längst wieder als selbstständige Nation konstituieren müssen.
    „Demnach, da ihre allgemeine Voraussetzung die Konstitution eines Gesamtkapitals ist, ist die Nation eben auch kein Resultat eines organisch gewachsenen Volkes.“ Was ist denn das für eine Argumentation. Weil die Gesamtkapitalthese stimmt, stimmt die Volksthese nicht. Wäre zwar logisch, aber eben nur wenn man vorher bewiesen hat, dass die Gesamtkapitalsthese stimmt. Das Gesamtkapital ist aber ein reines Geistersubjekt, das außer in dem Kopf von Herrn Sandleben nirgends existiert. Außerdem ist damit die Nation als Gewalt eines völkischen Konkurrenzwillens nicht widerlegt.

  85. Clara & Nandi
    3. Oktober 2008, 20:39 | #85

    Was nach Marx das GESAMTKAPITAL ist, ist am besten natürlich in DAS KAPITAL zu studieren. Sandleben erklärt das Gesamtkapital, seine selbständige Existenz und seine Verschlingung mit dem Einzelkapital in seinem oben zitierten Buch NATIONALÖKONOMIE & STAAT, aber u. a. auch in diesem Beitrag: http://www.proletarische-briefe.de/artikel?id=9, alternativ auf seiner eigenen Homepage: http://guenther-sandleben.de/pageID_4909532.html.
    Die sozialistische Literatur zum Thema ist zu umfassend, um sie hier einbringen zu können. Wer an kritischer Befassung mit der marxschen Unterscheidung von Einzel- und Gesamtkapital und des Begründungszusammenhangs des Gesamtkapitals bei Marx interessiert ist, sei insbesondere auf FRANK KUHNE, Begriff und Zitat bei Marx. Zu Klampen Verlag Lüneburg 1995, u.a., aber nicht nur dort 3) Einzelkapitale und gesellschaftliches Kapital, unter II. Die Begründung des Werts in der Produktion von akkumulierbarem Mehrwert, S. 51 ff, hingewiesen.
    Den materiellen Grund und Schluß vom Gesamtkapital auf Staat & Nation mag Sandleben, so er denn will, selbst noch einmal erklären. Wir könnten eh nur in Widerlegung des Verständnisproblems von Krim auf die Einstellung von G. S. verweisen.
    Und nach wie vor haben wir, wie früher auf diesem Blog begründet, überhaupt keine Lust und Null-Interesse, uns hier mit Krim und seinen Einlassungen, wie immer sie ausfallen resp. wie überheblich oder ausfällig sie auch sind, auseinanderzusetzen. Es muß u. E. diese Möglichkeit der Abstandnahme von einer Debatte aus persönlichen Gründen selbst dann geben, wenn die Sachgründe eigentlich dagegen sprechen. Allerdings wäre auf Grund der Antwort von Krim in diesem Fall sowieso das Gegenteil der Fall gewesen. Denn für dessen arrogante Ignoranz und unzureichende Lesekunde sind wir so oder so nicht zuständig.

  86. Clara & Nandi
    3. Oktober 2008, 20:39 | #86

    Was nach Marx das GESAMTKAPITAL ist, ist am besten natürlich in DAS KAPITAL zu studieren. Sandleben erklärt das Gesamtkapital, seine selbständige Existenz und seine Verschlingung mit dem Einzelkapital in seinem oben zitierten Buch NATIONALÖKONOMIE & STAAT, aber u. a. auch in diesem Beitrag: http://www.proletarische-briefe.de/artikel?id=9, alternativ auf seiner eigenen Homepage: http://guenther-sandleben.de/pageID_4909532.html.
    Die sozialistische Literatur zum Thema ist zu umfassend, um sie hier einbringen zu können. Wer an kritischer Befassung mit der marxschen Unterscheidung von Einzel- und Gesamtkapital und des Begründungszusammenhangs des Gesamtkapitals bei Marx interessiert ist, sei insbesondere auf FRANK KUHNE, Begriff und Zitat bei Marx. Zu Klampen Verlag Lüneburg 1995, u.a., aber nicht nur dort 3) Einzelkapitale und gesellschaftliches Kapital, unter II. Die Begründung des Werts in der Produktion von akkumulierbarem Mehrwert, S. 51 ff, hingewiesen.
    Den materiellen Grund und Schluß vom Gesamtkapital auf Staat & Nation mag Sandleben, so er denn will, selbst noch einmal erklären. Wir könnten eh nur in Widerlegung des Verständnisproblems von Krim auf die Einstellung von G. S. verweisen.
    Und nach wie vor haben wir, wie früher auf diesem Blog begründet, überhaupt keine Lust und Null-Interesse, uns hier mit Krim und seinen Einlassungen, wie immer sie ausfallen resp. wie überheblich oder ausfällig sie auch sind, auseinanderzusetzen. Es muß u. E. diese Möglichkeit der Abstandnahme von einer Debatte aus persönlichen Gründen selbst dann geben, wenn die Sachgründe eigentlich dagegen sprechen. Allerdings wäre auf Grund der Antwort von Krim in diesem Fall sowieso das Gegenteil der Fall gewesen. Denn für dessen arrogante Ignoranz und unzureichende Lesekunde sind wir so oder so nicht zuständig.

  87. Krim
    3. Oktober 2008, 23:21 | #87

    Also Jungs und Mädels. Kapitalmäßig bin ich nicht unbeleckt. Aber solchen Quark wie ihr vertretet habe ich da nicht gelesen. Also werft hier gefälligst nicht mit Literaturhinweisen um euch, die den Schein erzeugen sollen, dass ihr Ahnung habt, sondern gebt auch mal ein paar einleuchtende Argumente zum besten, wenn ich mehr von euch halten soll als bisher. Bisher glaube ich nämlich, dass ihr ein paar aufgeblasene Wichtigtuer seid, die von nichts ne Ahneung haben. Der Sandleben zumindest ist unterirdisch. So unterirdisch, dass ich es für reine Zeitverschwendung erachte, sich damit zu beschäftigen.
    Ach ja. Wenn ihr keine Lust hättet euch mit mir auseinanderzusetzen, dann würdet ihr das Maul halten. Macht ihr aber nicht, sondern teilt allen mit, dass ihr euch mit mir nicht auseinandersetzen wollt. Bla Bla bla „wir sich wichtig und haben Ahnung und ihr nicht.“ – Ja, Ja. Dann seid mal zufrieden, das ihr so tolle Hechte seid.

  88. Krim
    3. Oktober 2008, 23:21 | #88

    Also Jungs und Mädels. Kapitalmäßig bin ich nicht unbeleckt. Aber solchen Quark wie ihr vertretet habe ich da nicht gelesen. Also werft hier gefälligst nicht mit Literaturhinweisen um euch, die den Schein erzeugen sollen, dass ihr Ahnung habt, sondern gebt auch mal ein paar einleuchtende Argumente zum besten, wenn ich mehr von euch halten soll als bisher. Bisher glaube ich nämlich, dass ihr ein paar aufgeblasene Wichtigtuer seid, die von nichts ne Ahneung haben. Der Sandleben zumindest ist unterirdisch. So unterirdisch, dass ich es für reine Zeitverschwendung erachte, sich damit zu beschäftigen.
    Ach ja. Wenn ihr keine Lust hättet euch mit mir auseinanderzusetzen, dann würdet ihr das Maul halten. Macht ihr aber nicht, sondern teilt allen mit, dass ihr euch mit mir nicht auseinandersetzen wollt. Bla Bla bla „wir sich wichtig und haben Ahnung und ihr nicht.“ – Ja, Ja. Dann seid mal zufrieden, das ihr so tolle Hechte seid.

  89. Krim
    4. Oktober 2008, 11:15 | #89

    „Das Gesamtkapital tritt in Gestalt der Durchschnittsprofitrate als tatsächlich agierende Einheit auf. Diese Eigenständigkeit zeigt sich nach innen hin im Ausgleich der Profitraten zwischen den Einzelkapitalen: Die Profitrate des Gesamtkapitals oder die Durchschnittsprofitrate behandelt tatsächlich jedes Einzelkapital als Teil eines gemeinsamen Ganzen; sie beherrscht die scheinbar selbständige Bewegung der Einzelkapitale, drückt dem “kreativen Unternehmergeist“ den Zwang der Verhältnisse auf.“
    Die Durchschnittsprofitrate ist Resultat der Konkurrenz der Kapitalisten, also ein Ergebnis ihres Gegensatzes gegeneinander. Sie resultiert also nicht aus dem Wirken einer „agierenden Einheit“ namens Gesamtkapital. Was hier als Beweis der Subjekthaftigkeit (Eigenständigkeit) des Gesamtkapitals daherkommt, der fortwährende Ausgleich zur Durchschnittsprofitrate, ist in Wahrheit das Ergebnis des blinden Wütens des Gegensatzes der Einzelkapitale gegeneinander. Das gesellschaftliche Gesamtkapital stellt sich als Ergebnis der Konkurrenz her, ist aber kein eigenständiges Subjekt, das die Einzelkapitale unter die Knute der Durchschnittsprofitrate zwingen würde. Das ist ein Fetischismus. Das gesellschaftliche Handeln der Kapitalisten, also die Konkurrenz, tritt ihnen entgegen als äußerer Zwang. Aus diesem Verhältnis macht der Sandleben eine wissenschaftliche Theorie, die diesen Zwang, den sich die Kapitalisten gegenseitig aufhalsen, zum Wirken eines Subjekts namens Gesamtkapital verfabelt. Ein Fetischismus ist das, weil einem Ding (Gesamtkapital) gestaltende Kräfte zugesprochen werden, die in Wirklichkeit bloß das Ergebnis des ökonomischen Handelns der Kapitalisten sind.

  90. Krim
    4. Oktober 2008, 11:15 | #90

    „Das Gesamtkapital tritt in Gestalt der Durchschnittsprofitrate als tatsächlich agierende Einheit auf. Diese Eigenständigkeit zeigt sich nach innen hin im Ausgleich der Profitraten zwischen den Einzelkapitalen: Die Profitrate des Gesamtkapitals oder die Durchschnittsprofitrate behandelt tatsächlich jedes Einzelkapital als Teil eines gemeinsamen Ganzen; sie beherrscht die scheinbar selbständige Bewegung der Einzelkapitale, drückt dem “kreativen Unternehmergeist“ den Zwang der Verhältnisse auf.“
    Die Durchschnittsprofitrate ist Resultat der Konkurrenz der Kapitalisten, also ein Ergebnis ihres Gegensatzes gegeneinander. Sie resultiert also nicht aus dem Wirken einer „agierenden Einheit“ namens Gesamtkapital. Was hier als Beweis der Subjekthaftigkeit (Eigenständigkeit) des Gesamtkapitals daherkommt, der fortwährende Ausgleich zur Durchschnittsprofitrate, ist in Wahrheit das Ergebnis des blinden Wütens des Gegensatzes der Einzelkapitale gegeneinander. Das gesellschaftliche Gesamtkapital stellt sich als Ergebnis der Konkurrenz her, ist aber kein eigenständiges Subjekt, das die Einzelkapitale unter die Knute der Durchschnittsprofitrate zwingen würde. Das ist ein Fetischismus. Das gesellschaftliche Handeln der Kapitalisten, also die Konkurrenz, tritt ihnen entgegen als äußerer Zwang. Aus diesem Verhältnis macht der Sandleben eine wissenschaftliche Theorie, die diesen Zwang, den sich die Kapitalisten gegenseitig aufhalsen, zum Wirken eines Subjekts namens Gesamtkapital verfabelt. Ein Fetischismus ist das, weil einem Ding (Gesamtkapital) gestaltende Kräfte zugesprochen werden, die in Wirklichkeit bloß das Ergebnis des ökonomischen Handelns der Kapitalisten sind.

  91. Django
    4. Oktober 2008, 16:22 | #91

    Krim hat schon recht, wenn er sagt, man kann das Gesamtkapital nicht als Subjekt für voll nehmen. Allerdings gibt es lebendige Vertreter davon, sogenannte Volkswirte, deren Prognosen und Ratschläge die Kapitalisten in ihre Kalkulationen und Spekulationen einfließen lassen. Dennoch sollte der Begriff des Gesamtkapitals nicht überstrapaziert werden oder gar verselbstständigt zu einem geschichtlichen Geisterwesen. Mit ihm ist einfach auf eine Kapitalform hingewiesen, die über den Einzelkapitalen liegt.
    Jeder Kapitalist unterliegt noch mal einer Gesetzmäßigkeit, welche nicht deckungsgleich ist mit seiner betriebswirtschaftlichen Rechnung. Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst. Hinsichtlich seines beschränkten Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation ist der Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten jedoch nicht mehr weit.
    Obwohl Sandleben seine Thesen hier nicht zur Diskussion stellen wollte, sondern bloß im Vorbeigehen die Werbetrommel gerührt hat, sage ich trotzdem, worin ich seinen Fehler sehe. Seine Einleitung ist durchaus richtig, aber hoffentlich deplaziert: Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen, für dessen Widerlegung er sich zumindest an dieser Stelle keine Umstände hätte machen müssen.
    Im folgenden verrennt Sandleben sich gewaltig, wenn er behauptet, Nationen wären quasi der bewusst koordinierte Zusammenschluss von Einzelkapitalen. Nationalstaaten sind nicht aus Wirtschaftsverbänden hervorgegangen, sondern aus bereits bestehenden Herrschaftsverbänden, i.d.R. Monarchien, die mitunter etwas vorgreifend schon Staaten genannt werden, z.B. Feudalstaaten oder einige zum Ende hin absolutistische Staaten.
    Der Begriff Staat ist für diese Vorläufer mehr irreführend als erklärend. Man wurde z.B. nicht Staatsbürger von Preußen, sondern trat dem preußischen Untertanenverband bei (und konnte auch die Entlassung daraus beantragen). Zur Staatlichkeit gehört ferner schon die Idee dazu, dass alle Untertanen von Geburt gleiche Rechte haben, und nicht dass einige von Gottes Gnaden höher gestellt sind. Der Nationalismus, „gleicher unter gleichen zu sein“ und wegen gemeinsamer Wurzeln zusammenzugehören, ist die zum Staat passende Rechtfertigung. Fertiger Staat und Nationalstaat fallen somit in eins.
    Aber zurück und vor: Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt, sie waren für den Bestand der Macht (von Waffen und Geld) eher hinderlich und wurden abgelöst durch andere Herrschaftsformen. Der Verschleiß der Manövriermassen durch Dauerkriege und Enteignungen, die Übersteuerung des Marktes zugunsten staatlicher Bereicherung u.a. stellten eine Blockierung der sich entwickelnden Produktivkräfte dar, welche zerstörerisch auf den Herrschaftsapparat selbst zurückfiel. Positiv ausgedrückt ist das Versprechen des Nationalstaates, dass die Dienstbarkeit des Volkes an Staat und Kapital durch freien Wettbewerb, demokratische Beteiligung, rechtstaatliche Beaufsichtigung und sozialstaatliche Maßnahmen größer und beständiger ausfällt.

  92. Django
    4. Oktober 2008, 16:22 | #92

    Krim hat schon recht, wenn er sagt, man kann das Gesamtkapital nicht als Subjekt für voll nehmen. Allerdings gibt es lebendige Vertreter davon, sogenannte Volkswirte, deren Prognosen und Ratschläge die Kapitalisten in ihre Kalkulationen und Spekulationen einfließen lassen. Dennoch sollte der Begriff des Gesamtkapitals nicht überstrapaziert werden oder gar verselbstständigt zu einem geschichtlichen Geisterwesen. Mit ihm ist einfach auf eine Kapitalform hingewiesen, die über den Einzelkapitalen liegt.
    Jeder Kapitalist unterliegt noch mal einer Gesetzmäßigkeit, welche nicht deckungsgleich ist mit seiner betriebswirtschaftlichen Rechnung. Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst. Hinsichtlich seines beschränkten Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation ist der Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten jedoch nicht mehr weit.
    Obwohl Sandleben seine Thesen hier nicht zur Diskussion stellen wollte, sondern bloß im Vorbeigehen die Werbetrommel gerührt hat, sage ich trotzdem, worin ich seinen Fehler sehe. Seine Einleitung ist durchaus richtig, aber hoffentlich deplaziert: Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen, für dessen Widerlegung er sich zumindest an dieser Stelle keine Umstände hätte machen müssen.
    Im folgenden verrennt Sandleben sich gewaltig, wenn er behauptet, Nationen wären quasi der bewusst koordinierte Zusammenschluss von Einzelkapitalen. Nationalstaaten sind nicht aus Wirtschaftsverbänden hervorgegangen, sondern aus bereits bestehenden Herrschaftsverbänden, i.d.R. Monarchien, die mitunter etwas vorgreifend schon Staaten genannt werden, z.B. Feudalstaaten oder einige zum Ende hin absolutistische Staaten.
    Der Begriff Staat ist für diese Vorläufer mehr irreführend als erklärend. Man wurde z.B. nicht Staatsbürger von Preußen, sondern trat dem preußischen Untertanenverband bei (und konnte auch die Entlassung daraus beantragen). Zur Staatlichkeit gehört ferner schon die Idee dazu, dass alle Untertanen von Geburt gleiche Rechte haben, und nicht dass einige von Gottes Gnaden höher gestellt sind. Der Nationalismus, „gleicher unter gleichen zu sein“ und wegen gemeinsamer Wurzeln zusammenzugehören, ist die zum Staat passende Rechtfertigung. Fertiger Staat und Nationalstaat fallen somit in eins.
    Aber zurück und vor: Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt, sie waren für den Bestand der Macht (von Waffen und Geld) eher hinderlich und wurden abgelöst durch andere Herrschaftsformen. Der Verschleiß der Manövriermassen durch Dauerkriege und Enteignungen, die Übersteuerung des Marktes zugunsten staatlicher Bereicherung u.a. stellten eine Blockierung der sich entwickelnden Produktivkräfte dar, welche zerstörerisch auf den Herrschaftsapparat selbst zurückfiel. Positiv ausgedrückt ist das Versprechen des Nationalstaates, dass die Dienstbarkeit des Volkes an Staat und Kapital durch freien Wettbewerb, demokratische Beteiligung, rechtstaatliche Beaufsichtigung und sozialstaatliche Maßnahmen größer und beständiger ausfällt.

  93. Krim
    4. Oktober 2008, 23:19 | #93

    „Der Begriff Staat ist für diese Vorläufer mehr irreführend als erklärend.“ Es ist verkehrt den Staat im allgemeinen mit dem bürgerlichen Staat zu identifizieren. Gleichheit braucht’s auch nicht, damit ein Staat als Staat gelten darf. Lies mal in einem beliebigen Lexikon nach.
    Da steht beispielsweise folgendes: „Staat (von italienisch stato, lateinisch status: Zustand, Verfassung), zuerst von Niccolò Machiavelli zur Bezeichnung des Zustands der Herrschaftsorganisation einer Stadt oder einer Landschaft gebraucht, bedeutet der Begriff in der heutigen politikwissenschaftlichen Terminologie das institutionell verfasste politische Gemeinwesen, das innerhalb der Grenzen seines Territoriums über die oberste Regelungsgewalt verfügt. Im Anschluss an die Definition, die Georg Jellinek im Jahr 1900 in seiner Allgemeinen Staatslehre gegeben hat („Der Staat ist die mit ursprünglicher Herrschaftsgewalt ausgerüstete Verbandseinheit sesshafter Menschen“), hat man den Staat in der so genannten Drei-Elemente-Lehre als die Dreiheit von Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt definiert. Das entscheidende Merkmal des modernen Staates ist seine Souveränität, seine Grundlage bildet das Recht.“ (Ms Encarta)
    „Fertiger Staat und Nationalstaat fallen somit in eins.“ Stimmt deshalb auch nicht.
    “ Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt,…“ Und wer zu spät kommt den bestraft das Leben. „hat sich überlebt“ sind doch Sprüche von Historikern, die keine Ahnung haben, keinen Grund für nichts angeben können und dann sagen sie einfach „passt nicht mehr in die neue Zeit, unmodern, nicht mehr zeitgemäß, xy hat seine schöpferische Kraft eingebüßt usw.“ – Warum ist die alte Sache nicht mehr zeitgemäß? Na, weil es jetzt die neue Sache gibt. Und warum gibt es die neue Sache? Weil die alte sich überlebt hat. Also ein nichtssagender Zirkel.
    „Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst.“ Was für ein nationalökonomischer Pott? und was für Gesetze?
    „Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen,…“ Das ist leider eine beliebte Argumentationsfigur. Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen.

  94. Krim
    4. Oktober 2008, 23:19 | #94

    „Der Begriff Staat ist für diese Vorläufer mehr irreführend als erklärend.“ Es ist verkehrt den Staat im allgemeinen mit dem bürgerlichen Staat zu identifizieren. Gleichheit braucht’s auch nicht, damit ein Staat als Staat gelten darf. Lies mal in einem beliebigen Lexikon nach.
    Da steht beispielsweise folgendes: „Staat (von italienisch stato, lateinisch status: Zustand, Verfassung), zuerst von Niccolò Machiavelli zur Bezeichnung des Zustands der Herrschaftsorganisation einer Stadt oder einer Landschaft gebraucht, bedeutet der Begriff in der heutigen politikwissenschaftlichen Terminologie das institutionell verfasste politische Gemeinwesen, das innerhalb der Grenzen seines Territoriums über die oberste Regelungsgewalt verfügt. Im Anschluss an die Definition, die Georg Jellinek im Jahr 1900 in seiner Allgemeinen Staatslehre gegeben hat („Der Staat ist die mit ursprünglicher Herrschaftsgewalt ausgerüstete Verbandseinheit sesshafter Menschen“), hat man den Staat in der so genannten Drei-Elemente-Lehre als die Dreiheit von Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt definiert. Das entscheidende Merkmal des modernen Staates ist seine Souveränität, seine Grundlage bildet das Recht.“ (Ms Encarta)
    „Fertiger Staat und Nationalstaat fallen somit in eins.“ Stimmt deshalb auch nicht.
    “ Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt,…“ Und wer zu spät kommt den bestraft das Leben. „hat sich überlebt“ sind doch Sprüche von Historikern, die keine Ahnung haben, keinen Grund für nichts angeben können und dann sagen sie einfach „passt nicht mehr in die neue Zeit, unmodern, nicht mehr zeitgemäß, xy hat seine schöpferische Kraft eingebüßt usw.“ – Warum ist die alte Sache nicht mehr zeitgemäß? Na, weil es jetzt die neue Sache gibt. Und warum gibt es die neue Sache? Weil die alte sich überlebt hat. Also ein nichtssagender Zirkel.
    „Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst.“ Was für ein nationalökonomischer Pott? und was für Gesetze?
    „Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen,…“ Das ist leider eine beliebte Argumentationsfigur. Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen.

  95. Django
    5. Oktober 2008, 16:23 | #95

    Krim sein Blinde-Kuh-Spiel bringt es echt nicht. Das alte Rom wird auch schon als Staat bezeichnet (Mommsen Hauptwerk lautete “ Römisches Staatsrecht“). Manche sprechen sogar vom „Staat der Inkas“. Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. Auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat mit der heutigen Staatlichkeit in Deutschland weniger gemein als etwa mit der von Papua-Neuguinea.
    Mittlerweile scheint alles, was den Pfad der Microsoft Encarta Enzyklopädie verlässt, Krims Vorstellungsvermögen zu übersteigen. So pickt er sich nur noch Halbsätze heraus, um dann im Schweinsgalopp über die Tastatur seine abgegriffenen Textbausteine loszuwerden:

    „Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt,…“ Und wer zu spät kommt den bestraft das Leben. „hat sich überlebt“ sind doch Sprüche von Historikern, die keine Ahnung haben, keinen Grund für nichts angeben können und dann sagen sie einfach „passt nicht mehr in die neue Zeit, unmodern, nicht mehr zeitgemäß, xy hat seine schöpferische Kraft eingebüßt usw.“ – Warum ist die alte Sache nicht mehr zeitgemäß? Na, weil es jetzt die neue Sache gibt. Und warum gibt es die neue Sache? Weil die alte sich überlebt hat. Also ein nichtssagender Zirkel.

    Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen und die Texte als Ganzes zu erfassen. Soll er doch einfach weiterlesen und was begreifen, statt ununterbrochen Schnellschüsse und billige Kalauer von den hinteren Bänken abzulassen, dann kriegt er auch die Gründe für den Untergang des absolutistischen Staates mit.

    „Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst.“ Was für ein nationalökonomischer Pott? und was für Gesetze?

    Was bloß in aller Welt ist denn für den selbsternannten Marxologen so schwer daran zu kapieren? p‘ = m/C = m/(c + v) gilt fürs Gesamtkapital, nicht aber fürs Einzelkapital. Die Unterscheidung von Makro- und Mikroökonomie, von Volks- und Betriebswirtschaft kann Krim ja mal in seinem Microsoft Lexikon nachschlagen; die richtigen Lehren daraus, beispielsweise über den Geldverkehr oder die Reproduktion des Kapitals, sollte er sich aber von geprüften Marxisten abholen.

    „Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen,…“ Das ist leider eine beliebte Argumentationsfigur.

    Eine Figur, die in der Krimschen Märchenwelt halt nicht vorkommt und deshalb nicht existieren darf.

    „Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen.“

    Textbaustein, der wievielte? Krim leitet doch Volk und Nation aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. Geschichtsphilosophien gehören als Konstrukt überführt und anschließend in die Tonne gekloppt. Was bleibt einem sonst übrig? Die Tatsache, dass ein Tisch kein Ententeich ist, ist so offensichtlich, dass jedes Gegenargument die reinste Zeitverschwendung wäre.

  96. Django
    5. Oktober 2008, 16:23 | #96

    Krim sein Blinde-Kuh-Spiel bringt es echt nicht. Das alte Rom wird auch schon als Staat bezeichnet (Mommsen Hauptwerk lautete “ Römisches Staatsrecht“). Manche sprechen sogar vom „Staat der Inkas“. Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. Auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat mit der heutigen Staatlichkeit in Deutschland weniger gemein als etwa mit der von Papua-Neuguinea.
    Mittlerweile scheint alles, was den Pfad der Microsoft Encarta Enzyklopädie verlässt, Krims Vorstellungsvermögen zu übersteigen. So pickt er sich nur noch Halbsätze heraus, um dann im Schweinsgalopp über die Tastatur seine abgegriffenen Textbausteine loszuwerden:

    „Die zur Herausbildung mächtiger Herrschaftsgebilde nötigen Gewaltakte und Steuerungsmechanismen hatten sich überlebt,…“ Und wer zu spät kommt den bestraft das Leben. „hat sich überlebt“ sind doch Sprüche von Historikern, die keine Ahnung haben, keinen Grund für nichts angeben können und dann sagen sie einfach „passt nicht mehr in die neue Zeit, unmodern, nicht mehr zeitgemäß, xy hat seine schöpferische Kraft eingebüßt usw.“ – Warum ist die alte Sache nicht mehr zeitgemäß? Na, weil es jetzt die neue Sache gibt. Und warum gibt es die neue Sache? Weil die alte sich überlebt hat. Also ein nichtssagender Zirkel.

    Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen und die Texte als Ganzes zu erfassen. Soll er doch einfach weiterlesen und was begreifen, statt ununterbrochen Schnellschüsse und billige Kalauer von den hinteren Bänken abzulassen, dann kriegt er auch die Gründe für den Untergang des absolutistischen Staates mit.

    „Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfinde Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst.“ Was für ein nationalökonomischer Pott? und was für Gesetze?

    Was bloß in aller Welt ist denn für den selbsternannten Marxologen so schwer daran zu kapieren? p‘ = m/C = m/(c + v) gilt fürs Gesamtkapital, nicht aber fürs Einzelkapital. Die Unterscheidung von Makro- und Mikroökonomie, von Volks- und Betriebswirtschaft kann Krim ja mal in seinem Microsoft Lexikon nachschlagen; die richtigen Lehren daraus, beispielsweise über den Geldverkehr oder die Reproduktion des Kapitals, sollte er sich aber von geprüften Marxisten abholen.

    „Die Nationenbildung als eine quasi natürlich gewachsene Grenzbildung durch Besiedlung unbewohnter Landstriche und Umsiedlungen während der Völkerwanderung darzustellen, ist ein altes idyllisches Märchen,…“ Das ist leider eine beliebte Argumentationsfigur.

    Eine Figur, die in der Krimschen Märchenwelt halt nicht vorkommt und deshalb nicht existieren darf.

    „Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen.“

    Textbaustein, der wievielte? Krim leitet doch Volk und Nation aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. Geschichtsphilosophien gehören als Konstrukt überführt und anschließend in die Tonne gekloppt. Was bleibt einem sonst übrig? Die Tatsache, dass ein Tisch kein Ententeich ist, ist so offensichtlich, dass jedes Gegenargument die reinste Zeitverschwendung wäre.

  97. 5. Oktober 2008, 21:50 | #97

    Krim sein Blinde-Kuh-Spiel bringt es echt nicht. Das alte Rom wird auch schon als Staat bezeichnet (Mommsen Hauptwerk lautete ” Römisches Staatsrecht”). Manche sprechen sogar vom “Staat der Inkas”. Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. Auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat mit der heutigen Staatlichkeit in Deutschland weniger gemein als etwa mit der von Papua-Neuguinea.
    Mittlerweile scheint alles, was den Pfad der Microsoft Encarta Enzyklopädie verlässt, Krims Vorstellungsvermögen zu übersteigen. So pickt er sich nur noch Halbsätze heraus, um dann im Schweinsgalopp über die Tastatur seine abgegriffenen Textbausteine loszuwerden:

    Erstens stimmt es nicht, dass man über den bürgerlichen Staat nichts begriffen hat, wenn man historische Gewalten erklärt: Immerhin gab es in diesen Staaten ja schon solche Sachen, wie Recht, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat etc… Man würde eben das Gemeinsame dieser Gewalten erklären und käme so zu allgemeinen Bestimmungen von Staatlichkeit. Zweitens gibst du zu, dass es da Gemeinsamkeiten gibt, indem du die Gemeinsamkeiten zw. Römischem Staat und dem heutigen Deutschland quantitativ erfasst („weniger“). Zu diesem quantitativen Befund bist du auch nicht gekommen, weil du Gemeinsamkeiten und Unterschiede gezählt hättest und dann beide Mengen verglichen hättest, sondern du versuchst mit dieser quantitativen Betrachtung völlig unsachgemäß zurückzuweisen, dass es Notwendigkeiten zur Staatlichkeit gibt, die allen Epochen gemeinsam sind. Gemeinsamkeiten weist man aber nicht damit zurück, dass man sie für „klein“ erklärt.
    Drittens gab es in Papua-Neuguinea historisch keine Staatlichkeit, sondern die ist ein Produkt des Kolonialismus und des ersten Weltkrieges.

    Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen und die Texte als Ganzes zu erfassen.

    He,he – das sagen die Richtigen. Keine Ahnung von Geschichte, aber das Maul über die Staatlichkeit des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nationen oder von Papua und Neuguinea voll nehmen.

  98. 5. Oktober 2008, 21:50 | #98

    Krim sein Blinde-Kuh-Spiel bringt es echt nicht. Das alte Rom wird auch schon als Staat bezeichnet (Mommsen Hauptwerk lautete ” Römisches Staatsrecht”). Manche sprechen sogar vom “Staat der Inkas”. Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. Auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat mit der heutigen Staatlichkeit in Deutschland weniger gemein als etwa mit der von Papua-Neuguinea.
    Mittlerweile scheint alles, was den Pfad der Microsoft Encarta Enzyklopädie verlässt, Krims Vorstellungsvermögen zu übersteigen. So pickt er sich nur noch Halbsätze heraus, um dann im Schweinsgalopp über die Tastatur seine abgegriffenen Textbausteine loszuwerden:

    Erstens stimmt es nicht, dass man über den bürgerlichen Staat nichts begriffen hat, wenn man historische Gewalten erklärt: Immerhin gab es in diesen Staaten ja schon solche Sachen, wie Recht, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat etc… Man würde eben das Gemeinsame dieser Gewalten erklären und käme so zu allgemeinen Bestimmungen von Staatlichkeit. Zweitens gibst du zu, dass es da Gemeinsamkeiten gibt, indem du die Gemeinsamkeiten zw. Römischem Staat und dem heutigen Deutschland quantitativ erfasst („weniger“). Zu diesem quantitativen Befund bist du auch nicht gekommen, weil du Gemeinsamkeiten und Unterschiede gezählt hättest und dann beide Mengen verglichen hättest, sondern du versuchst mit dieser quantitativen Betrachtung völlig unsachgemäß zurückzuweisen, dass es Notwendigkeiten zur Staatlichkeit gibt, die allen Epochen gemeinsam sind. Gemeinsamkeiten weist man aber nicht damit zurück, dass man sie für „klein“ erklärt.
    Drittens gab es in Papua-Neuguinea historisch keine Staatlichkeit, sondern die ist ein Produkt des Kolonialismus und des ersten Weltkrieges.

    Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen und die Texte als Ganzes zu erfassen.

    He,he – das sagen die Richtigen. Keine Ahnung von Geschichte, aber das Maul über die Staatlichkeit des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nationen oder von Papua und Neuguinea voll nehmen.

  99. Krim
    6. Oktober 2008, 01:53 | #99

    Django. Es ist es verkehrt, Staat und bürgerlicher Staat in eins zu setzen. Da kannst du in ein [b]beliebiges[/b] Lexikon schauen. Und du selbst hast Beispiele gebracht für Staaten, die welche waren und nicht bürgerlich. „Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. „ Dann musst du halt genau kenntlich machen (z.B mit Adjektiven) worüber du redest und nicht wischi waschi über den Staat, wenn du bürgerlicher Staat meinst.
    „Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen…“ Ein Zirkel bleibet das, ob ich zu Ende lese oder nicht. „hat sich überlebt“ ist ein dummer Spruch, wie du’s auch nimmst. „Positiv ausgedrückt ist das Versprechen des Nationalstaates, dass die Dienstbarkeit des Volkes an Staat und Kapital durch freien Wettbewerb, demokratische Beteiligung, rechtstaatliche Beaufsichtigung und sozialstaatliche Maßnahmen größer und beständiger ausfällt.“ Ebenfalls völliger Quatsch. Die Bürger übernahmen die Macht, weil die Benutzung von Volk und „Kapital“ durch den absolutistischen Staat zu unbeständig war. – Totaler Müll. Als würden bürgerliche Staaten ihre Untertanen nicht verheizen, wenn es erfordertlich ist. Als wäre der Zweck des absolutistischen Staates Bereicherung gewesen.
    „selbsternannten Marxologen „Du hast sie nicht mehr alle! Marxologe zu sein weise ich weit von mir. „Was bloß in aller Welt ist denn für den selbsternannten Marxologen so schwer daran zu kapieren? p’ = m/C = m/(c + v) gilt fürs Gesamtkapital, nicht aber fürs Einzelkapital.“ S’Django blubbert wieder! Was soll denn das jetzt mit Staat zu tun haben? Du blubberst immer irgendwelchen Müll und wenn man dann wissen will, was er bedeutet, fühlst du dich auf den Schlips getreten. Warum meinst du, dass das wichtig sein soll (für die Konstitution des bürgerlichen Staates), dass es einen Unterschied zwischen Einzel- und Gesamtkapital gibt?
    „Eine Figur, die in der Krimschen Märchenwelt halt nicht vorkommt und deshalb nicht existieren darf.“ Hast du eigentlich mitgekriegt, dass ich dir in diesem Abschnitt zugestimmt habe. Wohl nicht. Du gehst anscheinend erstmal davon aus, dass alles was ich in deine Richtung loswerde, dazu da ist, dir ans Bein zu pissen.
    „“Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen. — Krim leitet doch Volk und Nation aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. „ Kannst du mir mal verraten, inwiefern das jetzt eine Erwiderung zu meiner Kritik an einer verkehrten Argumentation sein soll? Da sag ich, aus einem falschen Begriff folgt nicht, dass die Postuliertung eines positiven Begriffes stimmt – sagst du: Der Krim leitet das Volk aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. Selbst wenn das stimmen würde, hätte das doch null mit meiner Kritk zu tun.
    „Geschichtsphilosophien gehören als Konstrukt überführt und anschließend in die Tonne gekloppt.“ Kriegst du eigentlich noch was anderes zu stande außer Denkmoralvorschriften auszugeben. Jede Theorie ist ein Konstrukt. Sie muss bloß stimmen.

  100. Krim
    6. Oktober 2008, 01:53 | #100

    Django. Es ist es verkehrt, Staat und bürgerlicher Staat in eins zu setzen. Da kannst du in ein [b]beliebiges[/b] Lexikon schauen. Und du selbst hast Beispiele gebracht für Staaten, die welche waren und nicht bürgerlich. „Wen man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen. „ Dann musst du halt genau kenntlich machen (z.B mit Adjektiven) worüber du redest und nicht wischi waschi über den Staat, wenn du bürgerlicher Staat meinst.
    „Zirkel entdeckt Krim immer und überall, weil er es partout nicht fertig bringt, einen Artikel oder ein Buch mal zu Ende zu lesen…“ Ein Zirkel bleibet das, ob ich zu Ende lese oder nicht. „hat sich überlebt“ ist ein dummer Spruch, wie du’s auch nimmst. „Positiv ausgedrückt ist das Versprechen des Nationalstaates, dass die Dienstbarkeit des Volkes an Staat und Kapital durch freien Wettbewerb, demokratische Beteiligung, rechtstaatliche Beaufsichtigung und sozialstaatliche Maßnahmen größer und beständiger ausfällt.“ Ebenfalls völliger Quatsch. Die Bürger übernahmen die Macht, weil die Benutzung von Volk und „Kapital“ durch den absolutistischen Staat zu unbeständig war. – Totaler Müll. Als würden bürgerliche Staaten ihre Untertanen nicht verheizen, wenn es erfordertlich ist. Als wäre der Zweck des absolutistischen Staates Bereicherung gewesen.
    „selbsternannten Marxologen „Du hast sie nicht mehr alle! Marxologe zu sein weise ich weit von mir. „Was bloß in aller Welt ist denn für den selbsternannten Marxologen so schwer daran zu kapieren? p’ = m/C = m/(c + v) gilt fürs Gesamtkapital, nicht aber fürs Einzelkapital.“ S’Django blubbert wieder! Was soll denn das jetzt mit Staat zu tun haben? Du blubberst immer irgendwelchen Müll und wenn man dann wissen will, was er bedeutet, fühlst du dich auf den Schlips getreten. Warum meinst du, dass das wichtig sein soll (für die Konstitution des bürgerlichen Staates), dass es einen Unterschied zwischen Einzel- und Gesamtkapital gibt?
    „Eine Figur, die in der Krimschen Märchenwelt halt nicht vorkommt und deshalb nicht existieren darf.“ Hast du eigentlich mitgekriegt, dass ich dir in diesem Abschnitt zugestimmt habe. Wohl nicht. Du gehst anscheinend erstmal davon aus, dass alles was ich in deine Richtung loswerde, dazu da ist, dir ans Bein zu pissen.
    „“Zuerst sagt man, was ein Volk nicht ist, um dagegen die eigene Theorie als den richtigen Begriff des Volkes zu postulieren. Als würde aus der negativen Bestimmung einer Sache quasi automatisch die richtige positive folgen. — Krim leitet doch Volk und Nation aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. „ Kannst du mir mal verraten, inwiefern das jetzt eine Erwiderung zu meiner Kritik an einer verkehrten Argumentation sein soll? Da sag ich, aus einem falschen Begriff folgt nicht, dass die Postuliertung eines positiven Begriffes stimmt – sagst du: Der Krim leitet das Volk aus den Bedürfnissen der Steinzeitmenschen ab. Selbst wenn das stimmen würde, hätte das doch null mit meiner Kritk zu tun.
    „Geschichtsphilosophien gehören als Konstrukt überführt und anschließend in die Tonne gekloppt.“ Kriegst du eigentlich noch was anderes zu stande außer Denkmoralvorschriften auszugeben. Jede Theorie ist ein Konstrukt. Sie muss bloß stimmen.

  101. Django
    6. Oktober 2008, 07:04 | #101

    Was hat Libelle nun von ihrer Allerweltserklärung des Staates? Nüscht! Was weiß sie z.B. vom „mancipatio“ und dergleichen? Wahrscheinlich auch nüscht! Für meinen Hinweis ist es nämlich wurschtegal, wie und wann Papua-Neuguinea seine Staatlichkeit verpasst bekam. Seine Verfasstheit hat genau wie die des Deutschlands unserer Tage grundsätzlich nichts mit den Personen- und Herrscherverbänden vorbürgerlicher Staaten zu tun. Das ist der große, entscheidende Unterschied: Nicht, dass es „Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat“ schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort. Dass alle Bewohner als Staatsbürger überhaupt, und im Idealfall als vollwertige anerkannt sind, das macht den modernen, den bürgerlichen Staat aus, ja eigentlich jeden Staat erst komplett.
    Auch von Krim kommt wie gewohnt nicht viel mehr, als dass alle, die ihm nicht die uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, „totalen Müll“ quatschen. Ausnahmsweise drehte sich zuletzt nicht alles um Krim. Aber niemand soll es jucken, worin Sandleben wohlmöglich irrt. Alle Wege sollen nach Krim führen – in seine kindliche Vorstellungswelt einer Eigentümerkommune, wo es kein oben und kein unten mehr gibt.
    Krim: „Als würden bürgerliche Staaten ihre Untertanen nicht verheizen, wenn es erfordertlich ist. Als wäre der Zweck des absolutistischen Staates Bereicherung gewesen.“
    Krim stellt sich hier wieder völlig begriffsstutzig (vielleicht ist er es auch einfach, wer weiß?); als ob ich behauptet hätte, Verheizen und Bereicherung sei der Zweck absolutistischer Staaten gewesen. Privilegien, Merkantilismus und Dauerkriege waren aber ein Hemmschuh des aufsteigenden Bürgertums, der fortgeschrittenen Produktivkräfte und somit wiederum der Entfaltung des (vorschwebenden) Staates selbst. Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.
    Krim: „Warum meinst du, dass das wichtig sein soll (für die Konstitution des bürgerlichen Staates), dass es einen Unterschied zwischen Einzel- und Gesamtkapital gibt?“
    Auch hier gibt Krim sich wieder völlig unbeleckt; als ob meine Bestimmung des Gesamtkapitals nicht als Einwand gegen die Thesen Sandlebens deklariert waren. Nur hatte Krim besinnungslos dazwischen gequakt: „was für Gesetze? Dann musst ich es dem Tollpatsch halt erklären. Jetzt will er plötzlich nichts mehr davon wissen. Ist auch keine Überraschung, dass Krim nichts dazulernen will, wo es sich doch so intensiv ausgemalt hat, wie herrlich es sein müsse, immerzu bloß sich selbst zu produzieren.
    Krim: „Jede Theorie ist ein Konstrukt. Sie muss bloß stimmen.“
    Und spätestens hier macht Krim verständlicherweise seine Scheuklappen ganz runter; als ob es bei dem „Konstrukt“ nicht um seine Ersetzung von wissenschaftlichen Erklärungen durch Geschichtsphilosophie ging.

  102. Django
    6. Oktober 2008, 07:04 | #102

    Was hat Libelle nun von ihrer Allerweltserklärung des Staates? Nüscht! Was weiß sie z.B. vom „mancipatio“ und dergleichen? Wahrscheinlich auch nüscht! Für meinen Hinweis ist es nämlich wurschtegal, wie und wann Papua-Neuguinea seine Staatlichkeit verpasst bekam. Seine Verfasstheit hat genau wie die des Deutschlands unserer Tage grundsätzlich nichts mit den Personen- und Herrscherverbänden vorbürgerlicher Staaten zu tun. Das ist der große, entscheidende Unterschied: Nicht, dass es „Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat“ schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort. Dass alle Bewohner als Staatsbürger überhaupt, und im Idealfall als vollwertige anerkannt sind, das macht den modernen, den bürgerlichen Staat aus, ja eigentlich jeden Staat erst komplett.
    Auch von Krim kommt wie gewohnt nicht viel mehr, als dass alle, die ihm nicht die uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, „totalen Müll“ quatschen. Ausnahmsweise drehte sich zuletzt nicht alles um Krim. Aber niemand soll es jucken, worin Sandleben wohlmöglich irrt. Alle Wege sollen nach Krim führen – in seine kindliche Vorstellungswelt einer Eigentümerkommune, wo es kein oben und kein unten mehr gibt.
    Krim: „Als würden bürgerliche Staaten ihre Untertanen nicht verheizen, wenn es erfordertlich ist. Als wäre der Zweck des absolutistischen Staates Bereicherung gewesen.“
    Krim stellt sich hier wieder völlig begriffsstutzig (vielleicht ist er es auch einfach, wer weiß?); als ob ich behauptet hätte, Verheizen und Bereicherung sei der Zweck absolutistischer Staaten gewesen. Privilegien, Merkantilismus und Dauerkriege waren aber ein Hemmschuh des aufsteigenden Bürgertums, der fortgeschrittenen Produktivkräfte und somit wiederum der Entfaltung des (vorschwebenden) Staates selbst. Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.
    Krim: „Warum meinst du, dass das wichtig sein soll (für die Konstitution des bürgerlichen Staates), dass es einen Unterschied zwischen Einzel- und Gesamtkapital gibt?“
    Auch hier gibt Krim sich wieder völlig unbeleckt; als ob meine Bestimmung des Gesamtkapitals nicht als Einwand gegen die Thesen Sandlebens deklariert waren. Nur hatte Krim besinnungslos dazwischen gequakt: „was für Gesetze? Dann musst ich es dem Tollpatsch halt erklären. Jetzt will er plötzlich nichts mehr davon wissen. Ist auch keine Überraschung, dass Krim nichts dazulernen will, wo es sich doch so intensiv ausgemalt hat, wie herrlich es sein müsse, immerzu bloß sich selbst zu produzieren.
    Krim: „Jede Theorie ist ein Konstrukt. Sie muss bloß stimmen.“
    Und spätestens hier macht Krim verständlicherweise seine Scheuklappen ganz runter; als ob es bei dem „Konstrukt“ nicht um seine Ersetzung von wissenschaftlichen Erklärungen durch Geschichtsphilosophie ging.

  103. Krim
    6. Oktober 2008, 12:06 | #103

    „Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.“ Wogegen es sich beim bürgerlichen Staat um die Krone der Staatsschöpfung handelt, den Schmetterling, der als Raupe in früheren Staatsbebilden sich entwickelt, im Kokon des absolutistischen Staates heranreift, ihn schließlich abstreift und nun in seiner ganzen überwältigenden Pracht und Schönheit vor uns steht und staunen macht. Der S T A A T, der den Kapitalismus schafft, der die Klassen erzeugt, der Urgrund – die Macht, „(ist ein Energiefeld das alle Lebenden Wesen erzeugen) sie umgibt uns und durchdringt uns, sie hält die Galaxis zusammen“, der Inbegriff der Staatlichkeit, neben dem alle andere Staaten wie unfertige, unvollkommene Gebilde aussehen.

  104. Krim
    6. Oktober 2008, 12:06 | #104

    „Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.“ Wogegen es sich beim bürgerlichen Staat um die Krone der Staatsschöpfung handelt, den Schmetterling, der als Raupe in früheren Staatsbebilden sich entwickelt, im Kokon des absolutistischen Staates heranreift, ihn schließlich abstreift und nun in seiner ganzen überwältigenden Pracht und Schönheit vor uns steht und staunen macht. Der S T A A T, der den Kapitalismus schafft, der die Klassen erzeugt, der Urgrund – die Macht, „(ist ein Energiefeld das alle Lebenden Wesen erzeugen) sie umgibt uns und durchdringt uns, sie hält die Galaxis zusammen“, der Inbegriff der Staatlichkeit, neben dem alle andere Staaten wie unfertige, unvollkommene Gebilde aussehen.

  105. Krim
    6. Oktober 2008, 13:16 | #105

    „als ob meine Bestimmung des Gesamtkapitals nicht als Einwand gegen die Thesen Sandlebens deklariert waren. Nur hatte Krim besinnungslos dazwischen gequakt: “was für Gesetze? Dann musst ich es dem Tollpatsch halt erklären.“ Welche Bestimmung denn? Deine Gleichungen sind keine Bestimmung und erklärt hast du sie auch nicht. Dass du deinen Müll als Einwand deklariert hast, habe ich schon verstanden. Aber bloß weil du auf das Paket draufschreibst, „das soll ein Einwand sein“ ist es noch keiner. In den Paket muss auch drin sein, was der Aufkleber verspricht. Bei dir ist jedoch bloß heiße Luft drin. Das heißt, eigentlich ist es umgekehrt. Erst produzierst du heiße Luft. Dann machst du ein Paket drumrum und schreibst groß drauf „Das war ein Gegenargument“. Wenn man dich dann darauf hinweist, dass es sich halt doch bloß um heiße Luft handelt, sagst du: klar ist es ein Gegenargument, ich hab’s doch schließlich als solches deklariert.
    „Mit ihm (Anm.: dem Gesamtkapital) ist einfach auf eine Kapitalform hingewiesen, die über den Einzelkapitalen liegt. Jeder Kapitalist unterliegt noch mal einer Gesetzmäßigkeit, welche nicht deckungsgleich ist mit seiner betriebswirtschaftlichen Rechnung. Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfindende Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst. Hinsichtlich seines beschränkten Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation ist der Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten jedoch nicht mehr weit.“
    Das ist wirres Zeug. 1. es gibt noch andere Gesetze für das Einzelkapital als Betriebswirtschaft. 2. Aus den Einzelkapitalen bildet sich ein Pott, der anderen Gesetzen unterliegt, (von diesen wissen wir bis jetzt nur, dass es nicht die Gesetze des Einzelkapitals sind). – und wie geht das überhaupt? Wird der Kapitalist teilweise enteignet, damit ein Teil in den Pott wandern kann oder wie oder was? Auf der einen Seite gibt es die Kapitalform „Gesamtkapital“ im Pott und daneben selbstständig die Einzelkapitale? 3. Das Geamtkapital (seines? oder das Einzelkapital) hat ein „beschränktes Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation“ – wohl im Unterschied zum Einzelkapital (oder umgekehrt). – Daher sei sein „Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten nicht mehr weit.“ Kann irgend jemand diesem Gestammel einen Sinn entlocken?
    „besinnungslos dazwischen gequakt“ „Dazwischenquaken“ geht hier ja rein medientechnisch überhaupt nicht. Du denkst also, ich hätte durch meinen Beitrag, dir als Person nicht genug Respekt erwiesen, weil das bei dir so ankam, als hätte ich dich unhöflicherweise in deinem Redeschwall unterbrochen. Gut so, du Ehrenkäs.
    „als ob es bei dem “Konstrukt” nicht um seine Ersetzung von wissenschaftlichen Erklärungen durch Geschichtsphilosophie ging.“ Ja und? Bis jetzt behauptest du bloß, dass es bei Geschichtsphilosophie nicht um wissenschaftliche Erklärung geht. Das musst du nachweisen und dazusagen worum es stattdessen geht. Dann wird daraus vielleicht mehr als ein Spruch.

  106. Krim
    6. Oktober 2008, 13:16 | #106

    „als ob meine Bestimmung des Gesamtkapitals nicht als Einwand gegen die Thesen Sandlebens deklariert waren. Nur hatte Krim besinnungslos dazwischen gequakt: “was für Gesetze? Dann musst ich es dem Tollpatsch halt erklären.“ Welche Bestimmung denn? Deine Gleichungen sind keine Bestimmung und erklärt hast du sie auch nicht. Dass du deinen Müll als Einwand deklariert hast, habe ich schon verstanden. Aber bloß weil du auf das Paket draufschreibst, „das soll ein Einwand sein“ ist es noch keiner. In den Paket muss auch drin sein, was der Aufkleber verspricht. Bei dir ist jedoch bloß heiße Luft drin. Das heißt, eigentlich ist es umgekehrt. Erst produzierst du heiße Luft. Dann machst du ein Paket drumrum und schreibst groß drauf „Das war ein Gegenargument“. Wenn man dich dann darauf hinweist, dass es sich halt doch bloß um heiße Luft handelt, sagst du: klar ist es ein Gegenargument, ich hab’s doch schließlich als solches deklariert.
    „Mit ihm (Anm.: dem Gesamtkapital) ist einfach auf eine Kapitalform hingewiesen, die über den Einzelkapitalen liegt. Jeder Kapitalist unterliegt noch mal einer Gesetzmäßigkeit, welche nicht deckungsgleich ist mit seiner betriebswirtschaftlichen Rechnung. Für dieses aus sämtlichen Einzelkapitalen sich herausgebildete und sich im nationalökonomischen Pott wiederfindende Kapital gelten eigene und andere Gesetze als für das Einzelkapital selbst. Hinsichtlich seines beschränkten Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation ist der Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten jedoch nicht mehr weit.“
    Das ist wirres Zeug. 1. es gibt noch andere Gesetze für das Einzelkapital als Betriebswirtschaft. 2. Aus den Einzelkapitalen bildet sich ein Pott, der anderen Gesetzen unterliegt, (von diesen wissen wir bis jetzt nur, dass es nicht die Gesetze des Einzelkapitals sind). – und wie geht das überhaupt? Wird der Kapitalist teilweise enteignet, damit ein Teil in den Pott wandern kann oder wie oder was? Auf der einen Seite gibt es die Kapitalform „Gesamtkapital“ im Pott und daneben selbstständig die Einzelkapitale? 3. Das Geamtkapital (seines? oder das Einzelkapital) hat ein „beschränktes Potenzials zur Reproduktion und Akkumulation“ – wohl im Unterschied zum Einzelkapital (oder umgekehrt). – Daher sei sein „Weg zum ideellen Gesamtkapitalisten nicht mehr weit.“ Kann irgend jemand diesem Gestammel einen Sinn entlocken?
    „besinnungslos dazwischen gequakt“ „Dazwischenquaken“ geht hier ja rein medientechnisch überhaupt nicht. Du denkst also, ich hätte durch meinen Beitrag, dir als Person nicht genug Respekt erwiesen, weil das bei dir so ankam, als hätte ich dich unhöflicherweise in deinem Redeschwall unterbrochen. Gut so, du Ehrenkäs.
    „als ob es bei dem “Konstrukt” nicht um seine Ersetzung von wissenschaftlichen Erklärungen durch Geschichtsphilosophie ging.“ Ja und? Bis jetzt behauptest du bloß, dass es bei Geschichtsphilosophie nicht um wissenschaftliche Erklärung geht. Das musst du nachweisen und dazusagen worum es stattdessen geht. Dann wird daraus vielleicht mehr als ein Spruch.

  107. 6. Oktober 2008, 13:17 | #107

    Was hat Libelle nun von ihrer Allerweltserklärung des Staates? Nüscht!

    Ich habe keine Allerweltserklärung des Staates vorgenommen, sondern erklärt, dass historische Staatswesen Gemeinsamkeiten mit dem bürgerlichen Staat hatten und dass in ihnen Zwecke gegolten haben, die auch in heutigen Staaten noch gelten [[siehe Erklärung von Nationalismus und Volk, an der Decker und Jimi Boyle mal wieder gescheitert zu sein scheinen.]]

    Was weiß sie z.B. vom “mancipatio” und dergleichen? Wahrscheinlich auch nüscht!

    Kannst du den Zusammenhang zwischen dem Wissenstest, in dem zu dich meinst, beweisen zu müssen und dem Thema mal herstellen?

    Für meinen Hinweis ist es nämlich wurschtegal, wie und wann Papua-Neuguinea seine Staatlichkeit verpasst bekam. Seine Verfasstheit hat genau wie die des Deutschlands unserer Tage grundsätzlich nichts mit den Personen- und Herrscherverbänden vorbürgerlicher Staaten zu tun. Das ist der große, entscheidende Unterschied: Nicht, dass es “Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat” schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort. Dass alle Bewohner als Staatsbürger überhaupt, und im Idealfall als vollwertige anerkannt sind, das macht den modernen, den bürgerlichen Staat aus, ja eigentlich jeden Staat erst komplett.

    Der Absatz widerspricht sich selbst. „Herrschaft“ z.B. ist eine Gemeinsamkeit zw. den Sachen, die du Herrscherverbände nennst und bürgerlichen Verhältnissen. „Rechte“ gab es da auch und gegen diese Gemeinsamkeiten sind die Unterschiede bürgerlicher und damaliger Verhältnisse auch kein Einwand. Es stimmt auch nicht, dass man sich die Zugehörigkeit zu historischen Gemeinwesen verdienen musste, sondern in die wurde man ganz wie heute hineingeboren und gehörte per Abstammung dazu. Auch eine Gemeinsamkeit zu heutigen Verhältnissen, allerdings weder die Erklärung der damaligen, noch der heutigen Verhältnisse. Auch ist der Rechtsinhalt (Kasten- und Ständezugehörigkeit) kein Einwand dagegen, dass es sich beim feudalen Hof- , Stadt- und sonstigem Recht um Rechte handelt und die eben die Verlaufsform herrschaftlicher Gewalt sind, die die Interessen der Gesellschaft auf der Grundlage allseitigen Willens dazu auf den Bestand der Gegensätze verpflichtet, vermittels derer sich die Interessen realisieren.
    Es stimmt auch in anderer Hinsicht nicht, dass historische Verhältnisse nichts mit heutigen Verhältnissen zu tun haben. Sie haben sogar Interessen mit heutigen Verhältnissen gemeinsam. Stichwort Volk, das der GSP nicht erklären kann. (und Sandleben auch nicht).

  108. 6. Oktober 2008, 13:17 | #108

    Was hat Libelle nun von ihrer Allerweltserklärung des Staates? Nüscht!

    Ich habe keine Allerweltserklärung des Staates vorgenommen, sondern erklärt, dass historische Staatswesen Gemeinsamkeiten mit dem bürgerlichen Staat hatten und dass in ihnen Zwecke gegolten haben, die auch in heutigen Staaten noch gelten [[siehe Erklärung von Nationalismus und Volk, an der Decker und Jimi Boyle mal wieder gescheitert zu sein scheinen.]]

    Was weiß sie z.B. vom “mancipatio” und dergleichen? Wahrscheinlich auch nüscht!

    Kannst du den Zusammenhang zwischen dem Wissenstest, in dem zu dich meinst, beweisen zu müssen und dem Thema mal herstellen?

    Für meinen Hinweis ist es nämlich wurschtegal, wie und wann Papua-Neuguinea seine Staatlichkeit verpasst bekam. Seine Verfasstheit hat genau wie die des Deutschlands unserer Tage grundsätzlich nichts mit den Personen- und Herrscherverbänden vorbürgerlicher Staaten zu tun. Das ist der große, entscheidende Unterschied: Nicht, dass es “Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat” schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort. Dass alle Bewohner als Staatsbürger überhaupt, und im Idealfall als vollwertige anerkannt sind, das macht den modernen, den bürgerlichen Staat aus, ja eigentlich jeden Staat erst komplett.

    Der Absatz widerspricht sich selbst. „Herrschaft“ z.B. ist eine Gemeinsamkeit zw. den Sachen, die du Herrscherverbände nennst und bürgerlichen Verhältnissen. „Rechte“ gab es da auch und gegen diese Gemeinsamkeiten sind die Unterschiede bürgerlicher und damaliger Verhältnisse auch kein Einwand. Es stimmt auch nicht, dass man sich die Zugehörigkeit zu historischen Gemeinwesen verdienen musste, sondern in die wurde man ganz wie heute hineingeboren und gehörte per Abstammung dazu. Auch eine Gemeinsamkeit zu heutigen Verhältnissen, allerdings weder die Erklärung der damaligen, noch der heutigen Verhältnisse. Auch ist der Rechtsinhalt (Kasten- und Ständezugehörigkeit) kein Einwand dagegen, dass es sich beim feudalen Hof- , Stadt- und sonstigem Recht um Rechte handelt und die eben die Verlaufsform herrschaftlicher Gewalt sind, die die Interessen der Gesellschaft auf der Grundlage allseitigen Willens dazu auf den Bestand der Gegensätze verpflichtet, vermittels derer sich die Interessen realisieren.
    Es stimmt auch in anderer Hinsicht nicht, dass historische Verhältnisse nichts mit heutigen Verhältnissen zu tun haben. Sie haben sogar Interessen mit heutigen Verhältnissen gemeinsam. Stichwort Volk, das der GSP nicht erklären kann. (und Sandleben auch nicht).

  109. Django
    6. Oktober 2008, 16:20 | #109

    [Krim:] „Welche Bestimmung denn? Deine Gleichungen sind keine Bestimmung und erklärt hast du sie auch nicht. Dass du deinen Müll als Einwand deklariert hast, habe ich schon verstanden. Aber bloß weil du auf das Paket draufschreibst, “das soll ein Einwand sein” ist es noch keiner. In den Paket muss auch drin sein, was der Aufkleber verspricht. Bei dir ist jedoch bloß heiße Luft drin. Das heißt, eigentlich ist es umgekehrt. Erst produzierst du heiße Luft.

    [Krim:] 1. es gibt noch andere Gesetze für das Einzelkapital als Betriebswirtschaft.

    Wenn Krim nicht nur glaubt, die Gesetze der Einzelkapitale der Betriebswirtschaft teilweise
    ablauschen zu können, sondern die Betriebswirtschaft selbst zu einem Gesetz adelt, ist das sein Bier, nicht meins.
    Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag, kann man ihm nur raten, sich woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist usw., vor allem worin die Reproduktion des Kapitals ihre Schranken hat, die nur der bürgerliche Staat aufheben kann.
    Die Wortklauberei Libelles macht es auch nicht besser, weshalb ich keine Lust verspüre, mich ihr ausführlich zu widmen. Ein Beispiel sollte genügen:
    Libelle: „Es stimmt auch nicht, dass man sich die Zugehörigkeit zu historischen Gemeinwesen verdienen musste, sondern in die wurde man ganz wie heute hineingeboren und gehörte per Abstammung dazu.“
    Django: „Nicht, dass es ‚Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat‘ schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort.“
    Im meinem ersten Teil ist ausdrücklich von „Außenstehenden“ die Rede, womit klar gemacht werden sollte, dass es nur wenigen Auserwählten aus dem Bürgertum vorbehalten war, ausnahmsweise durch besondere Verdienste in den Adelsstand erhoben zu werden. Im zweiten Teil sind doch genau die Hochwohlgeborenen angesprochen, die ich angeblich unterschlage. Das „und so fort“ macht außerdem deutlich, dass ich nur einige Beispiele unter anderen genannt hatte; und zwar dafür, dass das Ständerecht sich von dem bürgerlichen Recht NICHT dem Buchstaben verschiedener Eigentumsrechte nach, aber dem Prinzip nach, was sich letztlich in den Grundrechten manifestiert hat, total unterscheidet.
    [Diesen Beitrag habe ich als Blogger massiv um Sinnfreies gekürzt. Mehr blieb bei Django meiner Meinung nach nicht übrig. Wenn es ihm wichtig ist, kann er seine Kompletten Beschimpfungen ja anderswo anbieten]

  110. Django
    6. Oktober 2008, 16:20 | #110

    [Krim:] „Welche Bestimmung denn? Deine Gleichungen sind keine Bestimmung und erklärt hast du sie auch nicht. Dass du deinen Müll als Einwand deklariert hast, habe ich schon verstanden. Aber bloß weil du auf das Paket draufschreibst, “das soll ein Einwand sein” ist es noch keiner. In den Paket muss auch drin sein, was der Aufkleber verspricht. Bei dir ist jedoch bloß heiße Luft drin. Das heißt, eigentlich ist es umgekehrt. Erst produzierst du heiße Luft.

    [Krim:] 1. es gibt noch andere Gesetze für das Einzelkapital als Betriebswirtschaft.

    Wenn Krim nicht nur glaubt, die Gesetze der Einzelkapitale der Betriebswirtschaft teilweise
    ablauschen zu können, sondern die Betriebswirtschaft selbst zu einem Gesetz adelt, ist das sein Bier, nicht meins.
    Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag, kann man ihm nur raten, sich woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist usw., vor allem worin die Reproduktion des Kapitals ihre Schranken hat, die nur der bürgerliche Staat aufheben kann.
    Die Wortklauberei Libelles macht es auch nicht besser, weshalb ich keine Lust verspüre, mich ihr ausführlich zu widmen. Ein Beispiel sollte genügen:
    Libelle: „Es stimmt auch nicht, dass man sich die Zugehörigkeit zu historischen Gemeinwesen verdienen musste, sondern in die wurde man ganz wie heute hineingeboren und gehörte per Abstammung dazu.“
    Django: „Nicht, dass es ‚Rechte, Gerichtsbarkeit, Gewaltapparat‘ schon immer gab, sondern dass man sich als Außenstehender die Zugehörigkeit zu den Verbänden erst verdienen musste oder dass die Inanspruchnahme verschiedener Rechte nur bestimmten Ständen oder Kasten vorbehalten waren und so fort.“
    Im meinem ersten Teil ist ausdrücklich von „Außenstehenden“ die Rede, womit klar gemacht werden sollte, dass es nur wenigen Auserwählten aus dem Bürgertum vorbehalten war, ausnahmsweise durch besondere Verdienste in den Adelsstand erhoben zu werden. Im zweiten Teil sind doch genau die Hochwohlgeborenen angesprochen, die ich angeblich unterschlage. Das „und so fort“ macht außerdem deutlich, dass ich nur einige Beispiele unter anderen genannt hatte; und zwar dafür, dass das Ständerecht sich von dem bürgerlichen Recht NICHT dem Buchstaben verschiedener Eigentumsrechte nach, aber dem Prinzip nach, was sich letztlich in den Grundrechten manifestiert hat, total unterscheidet.
    [Diesen Beitrag habe ich als Blogger massiv um Sinnfreies gekürzt. Mehr blieb bei Django meiner Meinung nach nicht übrig. Wenn es ihm wichtig ist, kann er seine Kompletten Beschimpfungen ja anderswo anbieten]

  111. 6. Oktober 2008, 20:31 | #111

    OK, den „Außenstehenden“ habe ich überlesen. Dennoch ändert das nichts daran, dass du versuchst über die Unterschiede zw. Ständerecht und bürgerlichem Recht ihre Gemeinsamkeit, nämlich Recht zu sein leugnen willst. Man kann also sehr wohl durch die Befassung mit historischen Zuständen etwas über die Gegenwart mitbekommen. Insbesondere bekommt man mit, dass Recht kein bürgerliches Spezifikum-, sondern die Verlaufsform jeder herrschaftlichen Gewalt ist. Man würde also etwas falsches denken, wenn man meinte Recht wäre ein bürgerliches Spezifikum. Anders gesagt gehört diese richtige Einsortierung des Rechts zu seiner Erklärung dazu.

  112. 6. Oktober 2008, 20:31 | #112

    OK, den „Außenstehenden“ habe ich überlesen. Dennoch ändert das nichts daran, dass du versuchst über die Unterschiede zw. Ständerecht und bürgerlichem Recht ihre Gemeinsamkeit, nämlich Recht zu sein leugnen willst. Man kann also sehr wohl durch die Befassung mit historischen Zuständen etwas über die Gegenwart mitbekommen. Insbesondere bekommt man mit, dass Recht kein bürgerliches Spezifikum-, sondern die Verlaufsform jeder herrschaftlichen Gewalt ist. Man würde also etwas falsches denken, wenn man meinte Recht wäre ein bürgerliches Spezifikum. Anders gesagt gehört diese richtige Einsortierung des Rechts zu seiner Erklärung dazu.

  113. Django
    6. Oktober 2008, 21:26 | #113

    Wenn ich etwa darauf hindeute dass es sich bei „bei Geschichtsphilosophie nicht um wissenschaftliche Erklärung“ (Krim, Hervorhebung von mir) handeln kann und dass man diesen „Unterschied mühelos in Erfahrung bringen könnte“, dann ist das schon eine Beschimpfung? Und wenn ich darauf hinweise, dass das erste Zitat von Krim, das du oben in meinem Beitrag unkommentiert stehen lässt, eine „inhaltsleere Zurückweisung“ ist, soll das schon gleich selbst was „Sinnfreies“ sein? Das ist ja wohl ein schlechter Witz.
    Libelle, kommst du über deine Methodenfragen noch hinaus? Nach deiner Logik könnte man auch sagen, in allen Gesellschaften wurde zu allen Zeiten „Wirtschaft“ betrieben, also versucht, einen Überschuss (jenseits der Reproduktion) herauszuarbeiten. Was sagt das schon? Ebenso gut ist die formelle Gemeinsamkeit „Recht“ für den wesentlichen Unterschied der Gesellschaftsordnungen, Klassen vs. Stände, unerheblich.

  114. Django
    6. Oktober 2008, 21:26 | #114

    Wenn ich etwa darauf hindeute dass es sich bei „bei Geschichtsphilosophie nicht um wissenschaftliche Erklärung“ (Krim, Hervorhebung von mir) handeln kann und dass man diesen „Unterschied mühelos in Erfahrung bringen könnte“, dann ist das schon eine Beschimpfung? Und wenn ich darauf hinweise, dass das erste Zitat von Krim, das du oben in meinem Beitrag unkommentiert stehen lässt, eine „inhaltsleere Zurückweisung“ ist, soll das schon gleich selbst was „Sinnfreies“ sein? Das ist ja wohl ein schlechter Witz.
    Libelle, kommst du über deine Methodenfragen noch hinaus? Nach deiner Logik könnte man auch sagen, in allen Gesellschaften wurde zu allen Zeiten „Wirtschaft“ betrieben, also versucht, einen Überschuss (jenseits der Reproduktion) herauszuarbeiten. Was sagt das schon? Ebenso gut ist die formelle Gemeinsamkeit „Recht“ für den wesentlichen Unterschied der Gesellschaftsordnungen, Klassen vs. Stände, unerheblich.

  115. 6. Oktober 2008, 21:53 | #115

    Ich bezweifle, dass du weißt, was eine Methodenfrage ist. Die Gemeinsamkeit „Recht“ sagt, dass es sich um Herrschaftsverhältnisse handelt. Es wird gewaltsam ein Gegensatz aufrecht erhalten und zu diesem Zweck wird von den beteiligten Interessen abstrahiert d.h. sie werden im Recht unter die Erhaltung dieses Gegensatzes subsumiert. Auch deine Unterscheidung zw. „wichtig“ und „unwichtig“ ändert daran nichts.

  116. 6. Oktober 2008, 21:53 | #116

    Ich bezweifle, dass du weißt, was eine Methodenfrage ist. Die Gemeinsamkeit „Recht“ sagt, dass es sich um Herrschaftsverhältnisse handelt. Es wird gewaltsam ein Gegensatz aufrecht erhalten und zu diesem Zweck wird von den beteiligten Interessen abstrahiert d.h. sie werden im Recht unter die Erhaltung dieses Gegensatzes subsumiert. Auch deine Unterscheidung zw. „wichtig“ und „unwichtig“ ändert daran nichts.

  117. Krim
    7. Oktober 2008, 01:12 | #117

    „Wenn Krim nicht nur glaubt, die Gesetze der Einzelkapitale der Betriebswirtschaft teilweise ablauschen zu können,“ Hast du nicht gemerkt, dass das nicht meine Meinung ist, sondern ich versucht habe dein Gebrabbel zu referieren.
    „Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag“ Blablablubb. Welche Begründungen. Ich frage die ganze Zeit nach Begründungen und statt welche zu liefern behauptest du, du hättest sie geliefert, ich würde sie bloß nicht zur Kenntnis nehmen und gleichzeitig soll ich mich „woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist „. Was ja wohl bedeuten soll, dass du dich nicht für Aufklärung berufen fühlst. Zudem möcht ich mal wissen, was der Unterschied von Profitrate und Mehrwertrate mit dem Unterschied von Einzelkapital und gesellschaftlichen Gesamtkapital zu tun haben soll. Das ist doch wieder bloß das Geblubber von Andeutungen. Einmal möcht von dir ein vollständiges richtiges Argument lesen. Stattdessen kommt von dir bloß bedeutungsschwangerer Nebel, ein grausamer Wust von Halbwahrheiten und Sprüchen.

  118. Krim
    7. Oktober 2008, 01:12 | #118

    „Wenn Krim nicht nur glaubt, die Gesetze der Einzelkapitale der Betriebswirtschaft teilweise ablauschen zu können,“ Hast du nicht gemerkt, dass das nicht meine Meinung ist, sondern ich versucht habe dein Gebrabbel zu referieren.
    „Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag“ Blablablubb. Welche Begründungen. Ich frage die ganze Zeit nach Begründungen und statt welche zu liefern behauptest du, du hättest sie geliefert, ich würde sie bloß nicht zur Kenntnis nehmen und gleichzeitig soll ich mich „woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist „. Was ja wohl bedeuten soll, dass du dich nicht für Aufklärung berufen fühlst. Zudem möcht ich mal wissen, was der Unterschied von Profitrate und Mehrwertrate mit dem Unterschied von Einzelkapital und gesellschaftlichen Gesamtkapital zu tun haben soll. Das ist doch wieder bloß das Geblubber von Andeutungen. Einmal möcht von dir ein vollständiges richtiges Argument lesen. Stattdessen kommt von dir bloß bedeutungsschwangerer Nebel, ein grausamer Wust von Halbwahrheiten und Sprüchen.

  119. Django
    7. Oktober 2008, 10:38 | #119

    Worin ich die Schwächen und Fehler von Sandleben sehe, habe ich oben angedeutet, teils ausgeführt, und zwar hier. Wer diese Kritik mit mir weiterentwickeln oder mich eines besseren belehren möchte, nur zu. Für eine solche Diskussion, die durchaus spannend werden könnte, bin ich immer offen.
    Libelle, ich habe auf Sätze wie diese angespielt: „Man kann also sehr wohl durch die Befassung mit historischen Zuständen etwas über die Gegenwart mitbekommen.“ Statt dich mit Leersätzen aus der Schulzeit aufzuhalten wie diesen – aus der Geschichte können wir alle was lernen – sag doch gleich, was das sein soll.
    Aha, Recht ist ein Herrschaftsverhältnis, also auch im bürgerliche Staat. Das ist doch mal ein Wort. Dadurch wird aber nicht umgekehrt der absolutistische Staat zum RECHTSSTAAT. Woran sich zeigt, das Wissen über den einen bringt nicht das Wesentliche des anderen hervor.

  120. Django
    7. Oktober 2008, 10:38 | #120

    Worin ich die Schwächen und Fehler von Sandleben sehe, habe ich oben angedeutet, teils ausgeführt, und zwar hier. Wer diese Kritik mit mir weiterentwickeln oder mich eines besseren belehren möchte, nur zu. Für eine solche Diskussion, die durchaus spannend werden könnte, bin ich immer offen.
    Libelle, ich habe auf Sätze wie diese angespielt: „Man kann also sehr wohl durch die Befassung mit historischen Zuständen etwas über die Gegenwart mitbekommen.“ Statt dich mit Leersätzen aus der Schulzeit aufzuhalten wie diesen – aus der Geschichte können wir alle was lernen – sag doch gleich, was das sein soll.
    Aha, Recht ist ein Herrschaftsverhältnis, also auch im bürgerliche Staat. Das ist doch mal ein Wort. Dadurch wird aber nicht umgekehrt der absolutistische Staat zum RECHTSSTAAT. Woran sich zeigt, das Wissen über den einen bringt nicht das Wesentliche des anderen hervor.

  121. 7. Oktober 2008, 11:29 | #121

    Erstens habe ich immer gesagt, was ich meine, zweitens ist auch die Deklaration von Sachverhalten als „wesentlich“ oder „unwesentlich“ kein Argument dagegen, dass es Gemeinsamkeitenm zwischen feudalen und bürgerlichen Gemeinwesen gibt.
    Die Diskussion hat sich an Aussagen wie diesen entsponnen:
    Django:

    Manche sprechen sogar vom “Staat der Inkas”. Wenn man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen.

    Doch, hat man, siehe oben. Weiterhin hat man das Wissen darum woraus die jeweiligen Sachverhalte folgen, ja gerade nicht, wenn man behauptet, Herrschaft, Recht usw… wären Spezifika BÜRGERLICHER Herrschaft. Das sind sie eben nicht und das kann man z. B. mit dem Verweis auf andere Verhältnisse, in denen es das auch schon gab, klarstellen. Ich will mit dir weder eine Diskussion über Sandleben, noch eine darüber führen, wann, ob und warum es sinnvoll ist, einen Blick in die Geschichte zu werfen. Mir geht es lediglich um die Richtigstellung deines Blödsinns.

  122. 7. Oktober 2008, 11:29 | #122

    Erstens habe ich immer gesagt, was ich meine, zweitens ist auch die Deklaration von Sachverhalten als „wesentlich“ oder „unwesentlich“ kein Argument dagegen, dass es Gemeinsamkeitenm zwischen feudalen und bürgerlichen Gemeinwesen gibt.
    Die Diskussion hat sich an Aussagen wie diesen entsponnen:
    Django:

    Manche sprechen sogar vom “Staat der Inkas”. Wenn man über den was weiß, hat man noch nichts, aber auch gar nichts über den bürgerlichen Staat begriffen.

    Doch, hat man, siehe oben. Weiterhin hat man das Wissen darum woraus die jeweiligen Sachverhalte folgen, ja gerade nicht, wenn man behauptet, Herrschaft, Recht usw… wären Spezifika BÜRGERLICHER Herrschaft. Das sind sie eben nicht und das kann man z. B. mit dem Verweis auf andere Verhältnisse, in denen es das auch schon gab, klarstellen. Ich will mit dir weder eine Diskussion über Sandleben, noch eine darüber führen, wann, ob und warum es sinnvoll ist, einen Blick in die Geschichte zu werfen. Mir geht es lediglich um die Richtigstellung deines Blödsinns.

  123. Django
    7. Oktober 2008, 15:31 | #123

    Libelle, der Absatz über Sandleben war auch nicht an dich speziell gerichtet, was du auch nicht wissen kannst, weil der Hinweis davor gelöscht wurde.
    Libelle: „Doch, hat man, siehe oben.“
    Nein, gar nichts hat man begriffen, siehe unten.
    Libelle: „Auch deine Unterscheidung zw. ‚wichtig‘ und ‚unwichtig‘ ändert daran nichts.“
    Bei mir hieß es nicht „wichtig“, sondern „wesentlich“, aber egal. Über „das Unwesentliche“ kann ich alles mit allem gleichsetzen; nur über „das Wesentliche“ kann ich verschiedene Gegenstände unterscheiden.
    Libelle: „Die Gemeinsamkeit ‚Recht‘ sagt, dass es sich um Herrschaftsverhältnisse handelt. Es wird gewaltsam ein Gegensatz aufrecht erhalten und zu diesem Zweck wird von den beteiligten Interessen abstrahiert, d.h. sie werden im Recht unter die Erhaltung dieses Gegensatzes subsumiert.“
    In dieser Allgemeinheit liegst du nicht falsch. Wenn Recht nichts weiter als gefrorene Macht wäre – z.B. „das Recht des Stärkeren“ – wäre es überflüssig, weil es nur eine Verdoppelung der Macht darstellen würde. Doch im Besonderen unterscheidet sich das bürgerliche Recht vom vorbürgerlichen ganz wesentlich.
    Früher gab es beispielsweise sehr pingelige Kleiderordnungen, z.B. was ein Bürger, Bauer, Edelmann und der hohe Adel tragen durfte, wenn nicht musste. In der Bürgerlichen Gesellschaft dürfte es selten vorkommen, dass ein Malocher einen Maybach sein eigen nennt, er dürfte es aber schon. Ein Manager darf mit einer Rostlaube vor die Bank vorfahren, wie lange er dann noch auf seinem Posten sitzt, wäre die zweite Frage.
    Der Bruch von der feudalen zur bürgerlichen Ordnung lässt sich wunderbar kennzeichnen mit der Formel „from status to contract“. Aber damit fängt die Erklärung erst an!
    Noch mal was zum „vom Nutzen und Nachteil der Historie“:
    Das Kramen in der Geschichte kann hilfreich sein, das in der Gegenwart schon Erkannte zu verdeutlichen. Aber die Analyse der Gegenwart kann nicht durch eine der Vergangenheit ersetzt werden. Und am Ende wollen wir doch was über die Gegenwart herausfinden, oder nicht?
    Man kann z.B. eine Pferdekutsche zehnmal auseinander nehmen und wieder zusammensetzen, man wird nichts darüber herauskriegen, wie ein Auto funktioniert. Weil außer der Gemeinsamkeit z.B. „Räder“ so ziemlich alles anders ist: Antrieb, Kraftübertragung, Lenkung. Noch plastischer: Ich kann auf die Schmierung der Achse eines Auto deuten und sagen: „Guck mal, das ist so ähnlich wie bei einer Kutsche oder bei deinem Dreirad!“
    Der gelehrte Marx hat diesen Gedanken in das schöne Apercu gefasst: „Die Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutungen auf Höheres in den untergeordneten Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist. Die bürgerliche Ökonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc. Keineswegs aber in der Art der Ökonomen, die alle historischen Unterschiede verwischen und in allen Gesellschaftsformen die bürgerlichen sehen.“

  124. Django
    7. Oktober 2008, 15:31 | #124

    Libelle, der Absatz über Sandleben war auch nicht an dich speziell gerichtet, was du auch nicht wissen kannst, weil der Hinweis davor gelöscht wurde.
    Libelle: „Doch, hat man, siehe oben.“
    Nein, gar nichts hat man begriffen, siehe unten.
    Libelle: „Auch deine Unterscheidung zw. ‚wichtig‘ und ‚unwichtig‘ ändert daran nichts.“
    Bei mir hieß es nicht „wichtig“, sondern „wesentlich“, aber egal. Über „das Unwesentliche“ kann ich alles mit allem gleichsetzen; nur über „das Wesentliche“ kann ich verschiedene Gegenstände unterscheiden.
    Libelle: „Die Gemeinsamkeit ‚Recht‘ sagt, dass es sich um Herrschaftsverhältnisse handelt. Es wird gewaltsam ein Gegensatz aufrecht erhalten und zu diesem Zweck wird von den beteiligten Interessen abstrahiert, d.h. sie werden im Recht unter die Erhaltung dieses Gegensatzes subsumiert.“
    In dieser Allgemeinheit liegst du nicht falsch. Wenn Recht nichts weiter als gefrorene Macht wäre – z.B. „das Recht des Stärkeren“ – wäre es überflüssig, weil es nur eine Verdoppelung der Macht darstellen würde. Doch im Besonderen unterscheidet sich das bürgerliche Recht vom vorbürgerlichen ganz wesentlich.
    Früher gab es beispielsweise sehr pingelige Kleiderordnungen, z.B. was ein Bürger, Bauer, Edelmann und der hohe Adel tragen durfte, wenn nicht musste. In der Bürgerlichen Gesellschaft dürfte es selten vorkommen, dass ein Malocher einen Maybach sein eigen nennt, er dürfte es aber schon. Ein Manager darf mit einer Rostlaube vor die Bank vorfahren, wie lange er dann noch auf seinem Posten sitzt, wäre die zweite Frage.
    Der Bruch von der feudalen zur bürgerlichen Ordnung lässt sich wunderbar kennzeichnen mit der Formel „from status to contract“. Aber damit fängt die Erklärung erst an!
    Noch mal was zum „vom Nutzen und Nachteil der Historie“:
    Das Kramen in der Geschichte kann hilfreich sein, das in der Gegenwart schon Erkannte zu verdeutlichen. Aber die Analyse der Gegenwart kann nicht durch eine der Vergangenheit ersetzt werden. Und am Ende wollen wir doch was über die Gegenwart herausfinden, oder nicht?
    Man kann z.B. eine Pferdekutsche zehnmal auseinander nehmen und wieder zusammensetzen, man wird nichts darüber herauskriegen, wie ein Auto funktioniert. Weil außer der Gemeinsamkeit z.B. „Räder“ so ziemlich alles anders ist: Antrieb, Kraftübertragung, Lenkung. Noch plastischer: Ich kann auf die Schmierung der Achse eines Auto deuten und sagen: „Guck mal, das ist so ähnlich wie bei einer Kutsche oder bei deinem Dreirad!“
    Der gelehrte Marx hat diesen Gedanken in das schöne Apercu gefasst: „Die Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutungen auf Höheres in den untergeordneten Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist. Die bürgerliche Ökonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc. Keineswegs aber in der Art der Ökonomen, die alle historischen Unterschiede verwischen und in allen Gesellschaftsformen die bürgerlichen sehen.“

  125. 7. Oktober 2008, 17:51 | #125

    Methodisches Geschwätz.
    Es bleibt dabei: Der Unterschied im Inhalt des Rechtes ist kein Einwand gegen die gemeinsame Form „Recht“. Das war der Gedanke um den es ging. Dein Halb- bis Nichtwissen über den Feudalismus will ich nicht diskutieren.

  126. 7. Oktober 2008, 17:51 | #126

    Methodisches Geschwätz.
    Es bleibt dabei: Der Unterschied im Inhalt des Rechtes ist kein Einwand gegen die gemeinsame Form „Recht“. Das war der Gedanke um den es ging. Dein Halb- bis Nichtwissen über den Feudalismus will ich nicht diskutieren.

  127. Django
    7. Oktober 2008, 18:11 | #127

    Es bleibt dabei: Der Unterschied im Inhalt des Rechtes ist kein Einwand gegen die gemeinsame Form “Recht”.

    Tu tust so, als ob ich die Formsache nicht ad acta gelegt hätte. Wenn man sich allerdings auf etwas Konkretes einlässt, dann wird das als „Halb- bis Nichtwissen“ abgetan – Gegendarstellung überflüssig. Wo soll ich denn da noch ansetzen?

  128. Django
    7. Oktober 2008, 18:11 | #128

    Es bleibt dabei: Der Unterschied im Inhalt des Rechtes ist kein Einwand gegen die gemeinsame Form “Recht”.

    Tu tust so, als ob ich die Formsache nicht ad acta gelegt hätte. Wenn man sich allerdings auf etwas Konkretes einlässt, dann wird das als „Halb- bis Nichtwissen“ abgetan – Gegendarstellung überflüssig. Wo soll ich denn da noch ansetzen?

  129. Clara & Nandi
    26. Oktober 2008, 22:38 | #129

    Noch ein Literatur-Nachschlag zur, da nur von und bei ihm abgehandelten, marxschen Analyse des Gesamtkapitals.
    Auf der MXKS-Seite bezieht sich auf Sandleben’s Auslegung resp. Fortschreibung der nicht geschriebenen Bücher von Marx zunächst ein Beitrag
    – Warum existiert eine Vielzahl nationaler Gesamtkapitale und somit Nationalstaaten?
    mit letztem Bearbeitungsstand aus Frühjahr/Herbst 2006:
    http://www.mxks.de/files/ag/Sandl06.html
    Hierzu zwei eher beiläufige Bemerkungen:
    – Die ERSTE Bemerkung unmittelbar auf den Artikel bezogen: Ein TORSO, wie gleich einleitend behauptet, ist DAS KAPITAL von Marx nicht. Denn wäre die marxsche Kritik der Polit-Ökonomie ein Torso, wäre sie ja die nur verstümmelte Version eines bereits fertig gewesenen Gesamtwerkes. Dies ist aber genau nicht der Fall. Die Bücher über Weltmarkt, Konkurrenz und Staat standen lediglich auf seinem Arbeitsplan, dessen Realisierung er, irrtümlich, meinte, ruhigen Gewissens anderen überlassen zu können, war sein KAPITAL erst einmal einigermaßen, wobei auch diese Annahme nichts als eine Selbsttäuschung war, fertig.
    – Die ZWEITE Bemerkung ist indirekter Natur, hat mit dem MXKS-Beitrag nichts zu tun, betrifft vielmehr die Rede von einer „Endfassung“ des marxschen KAPITALs, die mit den Blauen Bänden, MEW 23 bis MEW 25 sind dabei gemeint, angeblich bereits vorliege; siehe etwa die Zeitschrift GEGEN’STANDPUNKT 2-08 Seite 93 in ihrem Anti-Heinrich-Artikel. Was diesen Punkt angeht, hätte ja wirklich ein Blick auf die Internetseite http://www.oekonomiekritik.de/ oder eine gründlichere Lektüre der Bücher jenes Theoriekonkurrenten genügt, eventuell sogar die Erinnerung an eigene Produkte von vor ca. 35 bis 40 Jahren, um solchen Blödsinn, der nun von den Apologeten nachgebetet wird, zu unterlassen. Vielleicht aber war nur der fortgeschrittene Vertreter der folgenden Dummheit
    “ … hat die Süddeutsche Zeitung (12.06.08) darüber berichtet, daß eine „Internationale Marx-Engels-Stiftung in Amsterdam“ offenbar nichts Besseres zu tun weiß, als die Manuskripte zum Kapital in all ihrer Ungeordnetheit herauszugeben, ganz so, als ob es Engels sich hätte schenken können und sollen, die Marxschen Resultate bezüglich des Zirkulationsprozesses des Kapitals – es geht um den 2. Band des Kapitals – zusammenzufassen.“ [ Zitiert nach der Rezensionsrezension „Vom Gebrauchswert der „Süddeutschen Zeitung““ auf der GSP-Sympathisantenseite http://www.koka-augsburg.com/ ]
    federführend, was aber mindestens dem verantwortlichen Redakteur der politischen Vierteljahresschrift hätte ins Auge springen müssen. Denn dieser Mann weiß einfach gar nichts: als ob nicht Marx, bei dem man sich ja auch einmal fragen darf, warum er mindestens die letzten 15 Schaffensjahre seines Lebens nicht mehr an seiner „Kritik der politischen Ökonomie“ gearbeitet hat, vielmehr das Studium der Naturwissenschaften, Ethnologie und Mathematik betrieben hat, das Chaos, das Engels, wie jeder halbwegs gebildete und mit dem Zustand der von Marx hinterlassenen Manuskripte nur ein bißchen vertraute Interessent der Sache weiß, noch gesteigert hat, hinterlassen hätte, ein Chaos, mit dem nun seit einem Jahrzehnt vorrangig japanische Marxisten auch nicht fertig werden. Aber was soll’s, solchen Ignoranten ist unsere Aufregung ja noch eine veritable Gelegenheit, wieder einmal einen Organisationsfeind identifiziert zu haben. Daß das In-einen-Topf-werfen von Marx-Engels-Stiftung und Süddeutscher Zeitung Humbug ist, kann man dann auch getrost vergessen. Fragt sich nur, wer überhaupt noch bei Trost ist. Wir gehen jede Wette ein, daß der Autor jener Koka-Zeilen noch keine Zeile der seit 1991 im jährlichen Turnus erscheinenden BEITRÄGE ZUR MARX-ENGELS-FORSCHUNG, auch keine MEGA-Studien und kein einziges MARX-ENGELS-JAHRBUCH gelesen hat, von wegen erst kritisiert. Soll er uns doch zum Beweis des Gegenteils eine anständige Kritik des Beitrages von Georg Stamatis: Abstrakte Arbeit und Beziehung zwischen Werten und Preisen, in BMEF NF 1999 Seiten 82 bis 98, liefern; schließlich hat er 10 Jahre Zeit gehabt. Vermutlich jedoch wird er die gewünschte Einlassung eher mit der Verdammung des Gebrauchs eines moralisch anmutenden Eigenschaftswortes abschlägig bescheiden.
    Ein weiteres Selbstverständigungspapier zum marxschen Begriff des Gesamtkapitals, das auch auf das Buch NATIONALÖKONOMIE & STAAT – ZUR KRITIK DES FINANZKAPITALS von Guenther Sandleben sich bezieht, ist betitelt mit:
    – Selbstverständigung mxks: Kategorien gesellschaftliches Gesamtkapital und Weltmarkt
    und aufrufbar unter:
    http://www.mxks.de/files/ag/GesWeltMX06.html
    Intensiv mit dem ganzen mit der Realkategorie des Gesamtkapitals gegebenen Begründungszusammenhang setzt sich Hans-Georg Bensch in seiner in 1. Aufl. 1995 im zu Klampen Verlag erschienenen Abhandlung VOM REICHTUM DER GESELLSCHAFTEN auseinander. Diese Schrift ist u.a. auch ein impliziter, zudem mit Theoriegeschichte angereicherter Kommentar zum Zweiten Band des Kapitals von Marx, dort v. a. dem Dritten Abschnitt, von Marx/Engels überschrieben mit DIE REPRODUKTION UND ZIRKULATION DES GESELLSCHAFTLICHEN GESAMTKAPITALS, hier wiederum des Zwanzigsten Kapitels EINFACHE REPRODUKTION und des 21. Kapitels AKKUMULATION UND ERWEITERTE REPRODUKTION.
    Abschließend weisen wir ausdrücklich darauf hin, daß wir mit dieser Einstellung Leute wie Krim, der im Gesamtkapital „ein kurioses Wesen, … das sich ihm noch nicht offenbart hat und wohl nur als Vorstellung im Geist des Herrn Sandleben [wie er in ganz kommunistischer Manier meint, sich über jenen erhaben zu erweisen] existiert“ (Comment von Krim 29.09.2008 11:50), schließlich sei er, Krim, im Gegensatz zu Sandleben und „Jungs und Mädels“, welche modische Anredeform er für uns Weiber ausgesucht hat, „kapitalmäßig … nicht unbeleckt“ (Comment 03.10.2008 23:21), wie er gar nicht angibt, oder wie Django, der von keinem GSPler zurückgepfiffen wird, was auch etwas über deren theoretischen Geist aussagt, wenn er den überaus marxistischen Spruch, daß „man … das Gesamtkapital nicht als Subjekt für voll nehmen“ (Comment Django 04.10.2008 16:22) könne, in die Welt setzt, nicht in ihrem selbstbewußten Kreisen stören wollten.
    Vielleicht gibt es ja auch noch andere LeserInnen dieser Seite. So hoffen wir jedenfalls im Interesse der Sache und von Neoprene.

  130. Clara & Nandi
    26. Oktober 2008, 22:38 | #130

    Noch ein Literatur-Nachschlag zur, da nur von und bei ihm abgehandelten, marxschen Analyse des Gesamtkapitals.
    Auf der MXKS-Seite bezieht sich auf Sandleben’s Auslegung resp. Fortschreibung der nicht geschriebenen Bücher von Marx zunächst ein Beitrag
    – Warum existiert eine Vielzahl nationaler Gesamtkapitale und somit Nationalstaaten?
    mit letztem Bearbeitungsstand aus Frühjahr/Herbst 2006:
    http://www.mxks.de/files/ag/Sandl06.html
    Hierzu zwei eher beiläufige Bemerkungen:
    – Die ERSTE Bemerkung unmittelbar auf den Artikel bezogen: Ein TORSO, wie gleich einleitend behauptet, ist DAS KAPITAL von Marx nicht. Denn wäre die marxsche Kritik der Polit-Ökonomie ein Torso, wäre sie ja die nur verstümmelte Version eines bereits fertig gewesenen Gesamtwerkes. Dies ist aber genau nicht der Fall. Die Bücher über Weltmarkt, Konkurrenz und Staat standen lediglich auf seinem Arbeitsplan, dessen Realisierung er, irrtümlich, meinte, ruhigen Gewissens anderen überlassen zu können, war sein KAPITAL erst einmal einigermaßen, wobei auch diese Annahme nichts als eine Selbsttäuschung war, fertig.
    – Die ZWEITE Bemerkung ist indirekter Natur, hat mit dem MXKS-Beitrag nichts zu tun, betrifft vielmehr die Rede von einer „Endfassung“ des marxschen KAPITALs, die mit den Blauen Bänden, MEW 23 bis MEW 25 sind dabei gemeint, angeblich bereits vorliege; siehe etwa die Zeitschrift GEGEN’STANDPUNKT 2-08 Seite 93 in ihrem Anti-Heinrich-Artikel. Was diesen Punkt angeht, hätte ja wirklich ein Blick auf die Internetseite http://www.oekonomiekritik.de/ oder eine gründlichere Lektüre der Bücher jenes Theoriekonkurrenten genügt, eventuell sogar die Erinnerung an eigene Produkte von vor ca. 35 bis 40 Jahren, um solchen Blödsinn, der nun von den Apologeten nachgebetet wird, zu unterlassen. Vielleicht aber war nur der fortgeschrittene Vertreter der folgenden Dummheit
    “ … hat die Süddeutsche Zeitung (12.06.08) darüber berichtet, daß eine „Internationale Marx-Engels-Stiftung in Amsterdam“ offenbar nichts Besseres zu tun weiß, als die Manuskripte zum Kapital in all ihrer Ungeordnetheit herauszugeben, ganz so, als ob es Engels sich hätte schenken können und sollen, die Marxschen Resultate bezüglich des Zirkulationsprozesses des Kapitals – es geht um den 2. Band des Kapitals – zusammenzufassen.“ [ Zitiert nach der Rezensionsrezension „Vom Gebrauchswert der „Süddeutschen Zeitung““ auf der GSP-Sympathisantenseite http://www.koka-augsburg.com/ ]
    federführend, was aber mindestens dem verantwortlichen Redakteur der politischen Vierteljahresschrift hätte ins Auge springen müssen. Denn dieser Mann weiß einfach gar nichts: als ob nicht Marx, bei dem man sich ja auch einmal fragen darf, warum er mindestens die letzten 15 Schaffensjahre seines Lebens nicht mehr an seiner „Kritik der politischen Ökonomie“ gearbeitet hat, vielmehr das Studium der Naturwissenschaften, Ethnologie und Mathematik betrieben hat, das Chaos, das Engels, wie jeder halbwegs gebildete und mit dem Zustand der von Marx hinterlassenen Manuskripte nur ein bißchen vertraute Interessent der Sache weiß, noch gesteigert hat, hinterlassen hätte, ein Chaos, mit dem nun seit einem Jahrzehnt vorrangig japanische Marxisten auch nicht fertig werden. Aber was soll’s, solchen Ignoranten ist unsere Aufregung ja noch eine veritable Gelegenheit, wieder einmal einen Organisationsfeind identifiziert zu haben. Daß das In-einen-Topf-werfen von Marx-Engels-Stiftung und Süddeutscher Zeitung Humbug ist, kann man dann auch getrost vergessen. Fragt sich nur, wer überhaupt noch bei Trost ist. Wir gehen jede Wette ein, daß der Autor jener Koka-Zeilen noch keine Zeile der seit 1991 im jährlichen Turnus erscheinenden BEITRÄGE ZUR MARX-ENGELS-FORSCHUNG, auch keine MEGA-Studien und kein einziges MARX-ENGELS-JAHRBUCH gelesen hat, von wegen erst kritisiert. Soll er uns doch zum Beweis des Gegenteils eine anständige Kritik des Beitrages von Georg Stamatis: Abstrakte Arbeit und Beziehung zwischen Werten und Preisen, in BMEF NF 1999 Seiten 82 bis 98, liefern; schließlich hat er 10 Jahre Zeit gehabt. Vermutlich jedoch wird er die gewünschte Einlassung eher mit der Verdammung des Gebrauchs eines moralisch anmutenden Eigenschaftswortes abschlägig bescheiden.
    Ein weiteres Selbstverständigungspapier zum marxschen Begriff des Gesamtkapitals, das auch auf das Buch NATIONALÖKONOMIE & STAAT – ZUR KRITIK DES FINANZKAPITALS von Guenther Sandleben sich bezieht, ist betitelt mit:
    – Selbstverständigung mxks: Kategorien gesellschaftliches Gesamtkapital und Weltmarkt
    und aufrufbar unter:
    http://www.mxks.de/files/ag/GesWeltMX06.html
    Intensiv mit dem ganzen mit der Realkategorie des Gesamtkapitals gegebenen Begründungszusammenhang setzt sich Hans-Georg Bensch in seiner in 1. Aufl. 1995 im zu Klampen Verlag erschienenen Abhandlung VOM REICHTUM DER GESELLSCHAFTEN auseinander. Diese Schrift ist u.a. auch ein impliziter, zudem mit Theoriegeschichte angereicherter Kommentar zum Zweiten Band des Kapitals von Marx, dort v. a. dem Dritten Abschnitt, von Marx/Engels überschrieben mit DIE REPRODUKTION UND ZIRKULATION DES GESELLSCHAFTLICHEN GESAMTKAPITALS, hier wiederum des Zwanzigsten Kapitels EINFACHE REPRODUKTION und des 21. Kapitels AKKUMULATION UND ERWEITERTE REPRODUKTION.
    Abschließend weisen wir ausdrücklich darauf hin, daß wir mit dieser Einstellung Leute wie Krim, der im Gesamtkapital „ein kurioses Wesen, … das sich ihm noch nicht offenbart hat und wohl nur als Vorstellung im Geist des Herrn Sandleben [wie er in ganz kommunistischer Manier meint, sich über jenen erhaben zu erweisen] existiert“ (Comment von Krim 29.09.2008 11:50), schließlich sei er, Krim, im Gegensatz zu Sandleben und „Jungs und Mädels“, welche modische Anredeform er für uns Weiber ausgesucht hat, „kapitalmäßig … nicht unbeleckt“ (Comment 03.10.2008 23:21), wie er gar nicht angibt, oder wie Django, der von keinem GSPler zurückgepfiffen wird, was auch etwas über deren theoretischen Geist aussagt, wenn er den überaus marxistischen Spruch, daß „man … das Gesamtkapital nicht als Subjekt für voll nehmen“ (Comment Django 04.10.2008 16:22) könne, in die Welt setzt, nicht in ihrem selbstbewußten Kreisen stören wollten.
    Vielleicht gibt es ja auch noch andere LeserInnen dieser Seite. So hoffen wir jedenfalls im Interesse der Sache und von Neoprene.

  131. Krim
    27. Oktober 2008, 03:39 | #131

    Wenn ihr statt der Angeberei mit Literaturhinweisen wenigstens ein Argument mal aufschreiben würdet, dann hätte man wenigstens was von eurer Rede, könnte sie nachvollziehen oder kritisieren. So macht ihr euch und den anderen Lesern nur Arbeit von der niemand was hat. Auch Kritik ist eigentlich noch besser als eure interessiert gestückelten Zitate, die überhaupt kein Argument enthalten. Ich bleibe dabei, dass das Gesamtkapital kein Subjekt ist, das irgendwas ausgleicht, solange mir niemand ein Gegenargument präsentiert.
    Euer Beitragsstil ist nur nervig, weil man die meiste Zeit damit verbringt eure verschachtelten Formulierungen auseinanderzuklamüsern und in dem ganzen Zitatewust nach Argumenten zu suchen, um dann enttäuscht festzustellen, dass keine vorkommen und dass ihr bloß wieder eure Tastatur gequält habt, um der geneigten Leserschaft eure Auskennerschaft zu demonstrieren. Versucht’s doch einfach mal. Schreibt kurz und knackig auf, was euch stört und vor allem warum und lasst vor allem den Quatsch weg, dass neueste Quellenforschung nicht berücksichtigt wurden, wenn ihr nicht das Argument sagen wollt, das eurer Meinung nach fehlt.

  132. Krim
    27. Oktober 2008, 03:39 | #132

    Wenn ihr statt der Angeberei mit Literaturhinweisen wenigstens ein Argument mal aufschreiben würdet, dann hätte man wenigstens was von eurer Rede, könnte sie nachvollziehen oder kritisieren. So macht ihr euch und den anderen Lesern nur Arbeit von der niemand was hat. Auch Kritik ist eigentlich noch besser als eure interessiert gestückelten Zitate, die überhaupt kein Argument enthalten. Ich bleibe dabei, dass das Gesamtkapital kein Subjekt ist, das irgendwas ausgleicht, solange mir niemand ein Gegenargument präsentiert.
    Euer Beitragsstil ist nur nervig, weil man die meiste Zeit damit verbringt eure verschachtelten Formulierungen auseinanderzuklamüsern und in dem ganzen Zitatewust nach Argumenten zu suchen, um dann enttäuscht festzustellen, dass keine vorkommen und dass ihr bloß wieder eure Tastatur gequält habt, um der geneigten Leserschaft eure Auskennerschaft zu demonstrieren. Versucht’s doch einfach mal. Schreibt kurz und knackig auf, was euch stört und vor allem warum und lasst vor allem den Quatsch weg, dass neueste Quellenforschung nicht berücksichtigt wurden, wenn ihr nicht das Argument sagen wollt, das eurer Meinung nach fehlt.

  133. Django
    29. Oktober 2008, 14:53 | #133

    Wie könnte das Gesamtkapital auch ein Subjekt sein, wenn schon das Kapital keins ist? Das Kapital ist ein Wert; das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, an dessen Ende aber das Überleben des Gesamtkapitals steht, auch wenn dabei viele Einzelkapitale untergehen. Ansatzweise könnte man den ideellen Gesamtkapitalisten als Subjekt bezeichnen; der Staat mit seinen Agenten und Funktionären ist in jedem Fall ein Subjekt.

  134. Django
    29. Oktober 2008, 14:53 | #134

    Wie könnte das Gesamtkapital auch ein Subjekt sein, wenn schon das Kapital keins ist? Das Kapital ist ein Wert; das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, an dessen Ende aber das Überleben des Gesamtkapitals steht, auch wenn dabei viele Einzelkapitale untergehen. Ansatzweise könnte man den ideellen Gesamtkapitalisten als Subjekt bezeichnen; der Staat mit seinen Agenten und Funktionären ist in jedem Fall ein Subjekt.

  135. star wars
    29. Oktober 2008, 15:54 | #135

    das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, …

    Es ist genau umgekehrt. Was Duchschnittspreise, Durchschnittsprofitrate usw. bestimmt, ergibt sich aus den ökonomischen Formbestimmungen des Einzelkapitals selbst. Diese Formbestimmungen müssen folglich zunächst analysieren werden. Der gegenteilige Weg führt bloß zu einer naturalisierten Wiedergabe der ökonomischen Begriffsbildung der klassischen bürgerlichen Ökonomie. Was weißt du denn über den Preis, Profit, Lohn usw., wenn du bloß ihren markttypischen Durchschnittswert berechnen hast können? Dazu ein schönes Zitat von diesem bärtigen Typ selber:
    Um aber die Sache umfassender zu betrachten: Ihr wärt sehr auf dem Holzweg, falls ihr glaubtet, daß der Wert der Arbeit oder jeder beliebigen andern Ware in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde. Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise. Sie werden euch erklären, warum der Marktpreis einer Ware über ihren Wert steigt oder unter ihn fällt, aber sie können nie über diesen Wert selbst Aufschluß geben. Unterstellt, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten oder, wie die Ökonomen das nennen, einander decken. Nun, im selben Augenblick, wo diese entgegengesetzten Kräfte gleich werden, heben sie einander auf und wirken nicht mehr in der einen oder der andern Richtung. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren. Bei Untersuchung der Natur dieses Werts haben wir daher mit den vorübergehenden Einwirkungen von Angebot und Nachfrage auf die Marktpreise nichts mehr zu schaffen. Das gleiche gilt vom Arbeitslohn wie von den Preisen aller andern Waren. (Lohn, Preis und Profit, 1865, S.119)

  136. star wars
    29. Oktober 2008, 15:54 | #136

    das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, …

    Es ist genau umgekehrt. Was Duchschnittspreise, Durchschnittsprofitrate usw. bestimmt, ergibt sich aus den ökonomischen Formbestimmungen des Einzelkapitals selbst. Diese Formbestimmungen müssen folglich zunächst analysieren werden. Der gegenteilige Weg führt bloß zu einer naturalisierten Wiedergabe der ökonomischen Begriffsbildung der klassischen bürgerlichen Ökonomie. Was weißt du denn über den Preis, Profit, Lohn usw., wenn du bloß ihren markttypischen Durchschnittswert berechnen hast können? Dazu ein schönes Zitat von diesem bärtigen Typ selber:
    Um aber die Sache umfassender zu betrachten: Ihr wärt sehr auf dem Holzweg, falls ihr glaubtet, daß der Wert der Arbeit oder jeder beliebigen andern Ware in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde. Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise. Sie werden euch erklären, warum der Marktpreis einer Ware über ihren Wert steigt oder unter ihn fällt, aber sie können nie über diesen Wert selbst Aufschluß geben. Unterstellt, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten oder, wie die Ökonomen das nennen, einander decken. Nun, im selben Augenblick, wo diese entgegengesetzten Kräfte gleich werden, heben sie einander auf und wirken nicht mehr in der einen oder der andern Richtung. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren. Bei Untersuchung der Natur dieses Werts haben wir daher mit den vorübergehenden Einwirkungen von Angebot und Nachfrage auf die Marktpreise nichts mehr zu schaffen. Das gleiche gilt vom Arbeitslohn wie von den Preisen aller andern Waren. (Lohn, Preis und Profit, 1865, S.119)

  137. Django
    29. Oktober 2008, 20:09 | #137

    Das Marx-Zitat erklärt den „Wert der Ware“, warum Angebot und Nachfrage nicht „einander decken“ usw., was nicht unmittelbar das Thema war.

    Es ist genau umgekehrt. Was Duchschnittspreise, Durchschnittsprofitrate usw. bestimmt, ergibt sich aus den ökonomischen Formbestimmungen des Einzelkapitals selbst… Was weißt du denn über den Preis, Profit, Lohn usw., wenn du bloß ihren markttypischen Durchschnittswert berechnen hast können?

    Wie soll sich aus einer Bestimmung bzw. „Formbestimmung“ eines Begriffes etwas materielles „ergeben“, dann auch noch etwas anderes, gar höheres? Von wegen „es ist genau umgekehrt“, so herum läuft eine Ableitung gerade nicht. Wäre ja noch schöner, wenn Staat und Kapital mit begrifflichen Abstraktionen reich werden könnten.
    Tatsächlich ist das Einzelkapital real, und ohne das Gesamtkapital wäre es gar nicht erst denkbar. Wo sollte es auch herkommen? Von einem anderen Stern?
    Wiederum konstituiert sich das gesellschaftliche Gesamtkapital nicht einfach aus einer Armee von Kapitalisten, die alle in eine Richtung marschieren – im Gegenteil, geht ein Kapitalist auf den anderen los. (Aber über die Konkurrenz hinaus sind sie sich einig, dass nur diese dem einzelnen was bringen kann, weil ohne Verlierer…).
    Dein Wissen über “ Lohn, Preis und Profit“ allein gibt übrigens keine Auskunft über die allgemeine Profitrate. „Es ist genau umgekehrt“. Erst aus dem Durchschnitt bzw. Ausgleich aller Profiraten auch völlig unterschiedlicher Produktionssphären lassen sich zuverlässig Rückschlüsse auf die Höhe der einzelnen Profitrate ziehen.

  138. Django
    29. Oktober 2008, 20:09 | #138

    Das Marx-Zitat erklärt den „Wert der Ware“, warum Angebot und Nachfrage nicht „einander decken“ usw., was nicht unmittelbar das Thema war.

    Es ist genau umgekehrt. Was Duchschnittspreise, Durchschnittsprofitrate usw. bestimmt, ergibt sich aus den ökonomischen Formbestimmungen des Einzelkapitals selbst… Was weißt du denn über den Preis, Profit, Lohn usw., wenn du bloß ihren markttypischen Durchschnittswert berechnen hast können?

    Wie soll sich aus einer Bestimmung bzw. „Formbestimmung“ eines Begriffes etwas materielles „ergeben“, dann auch noch etwas anderes, gar höheres? Von wegen „es ist genau umgekehrt“, so herum läuft eine Ableitung gerade nicht. Wäre ja noch schöner, wenn Staat und Kapital mit begrifflichen Abstraktionen reich werden könnten.
    Tatsächlich ist das Einzelkapital real, und ohne das Gesamtkapital wäre es gar nicht erst denkbar. Wo sollte es auch herkommen? Von einem anderen Stern?
    Wiederum konstituiert sich das gesellschaftliche Gesamtkapital nicht einfach aus einer Armee von Kapitalisten, die alle in eine Richtung marschieren – im Gegenteil, geht ein Kapitalist auf den anderen los. (Aber über die Konkurrenz hinaus sind sie sich einig, dass nur diese dem einzelnen was bringen kann, weil ohne Verlierer…).
    Dein Wissen über “ Lohn, Preis und Profit“ allein gibt übrigens keine Auskunft über die allgemeine Profitrate. „Es ist genau umgekehrt“. Erst aus dem Durchschnitt bzw. Ausgleich aller Profiraten auch völlig unterschiedlicher Produktionssphären lassen sich zuverlässig Rückschlüsse auf die Höhe der einzelnen Profitrate ziehen.

  139. star wars
    29. Oktober 2008, 21:16 | #139

    Das Marx-Zitat soll veranschaulichen dass die Rede von Angebot und Nachfrage nichts über das Wesen der kapitalistischen Konkurrenz selbst aussagt. Über ihre Natur, um was es bei ihr geht. Du hingegen hast die Erscheinungsebene der kapitalistischen Konkurrenz selbst zu einem Wesen sui generis erhoben, mit eigenen Marktgesetzen, welche das Schicksal der Einzelkapitale selbst bestimmen würde. Diesen Fehler habe ich kritisiert. Also sag doch was zum Marx-Zitat, oder lass es einfach.

  140. star wars
    29. Oktober 2008, 21:16 | #140

    Das Marx-Zitat soll veranschaulichen dass die Rede von Angebot und Nachfrage nichts über das Wesen der kapitalistischen Konkurrenz selbst aussagt. Über ihre Natur, um was es bei ihr geht. Du hingegen hast die Erscheinungsebene der kapitalistischen Konkurrenz selbst zu einem Wesen sui generis erhoben, mit eigenen Marktgesetzen, welche das Schicksal der Einzelkapitale selbst bestimmen würde. Diesen Fehler habe ich kritisiert. Also sag doch was zum Marx-Zitat, oder lass es einfach.

  141. star wars
    29. Oktober 2008, 21:27 | #141

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den „Wert der Ware“ nicht decken würde. Das Marx-Zitat besagt, dass die Wertform der Ware über die Beobachtung der Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage theoretisch nicht zu bestimmen ist. Was wiederum beweist, dass du vollkommen im Dunkeln rumgeisterst, Django.

  142. star wars
    29. Oktober 2008, 21:27 | #142

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den „Wert der Ware“ nicht decken würde. Das Marx-Zitat besagt, dass die Wertform der Ware über die Beobachtung der Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage theoretisch nicht zu bestimmen ist. Was wiederum beweist, dass du vollkommen im Dunkeln rumgeisterst, Django.

  143. Django
    29. Oktober 2008, 22:47 | #143

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den “Wert der Ware” nicht decken würde.

    Interessante Behauptung. Nur habe ich diese nicht aufgestellt. Nur ein Versehen von dir? Du musst schon A und B auseinanderhalten, eine Aufzählung bemerken u.s.w. :
    Django: Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., was nicht unmittelbar das Thema war.
    Oder willst du weiter im Dunkeln tappen, im Trüben fischen usw. usw. usw. ?

  144. Django
    29. Oktober 2008, 22:47 | #144

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den “Wert der Ware” nicht decken würde.

    Interessante Behauptung. Nur habe ich diese nicht aufgestellt. Nur ein Versehen von dir? Du musst schon A und B auseinanderhalten, eine Aufzählung bemerken u.s.w. :
    Django: Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., was nicht unmittelbar das Thema war.
    Oder willst du weiter im Dunkeln tappen, im Trüben fischen usw. usw. usw. ?

  145. star wars
    30. Oktober 2008, 00:50 | #145

    Django: Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., was nicht unmittelbar das Thema war.

    Ja irgendwo muß ich ja wohl wohl anfangen, wenn du verschwurbelt immerzu was von einem „Gesamtkapital“ erzählst. Und deswegen ja, das ist ja hier wohl das Thema, was denn sonst. Vielleicht sind wir uns darüber einig, dass die theoretische Bestimmung des Werts Aufschluß über Grund und Funktionsweise der kapitalistischen Produktionsweise mit sich bringen muss. Dann liegt es doch nahe, überhaupt nachzuprüfen, inwiefern in der Bestimmung des Werts, im Anschluß an Marx, theoretische Deiffrenzen bestehen. Und siehe da: Ich hatte ja wohl recht.

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den “Wert der Ware” nicht decken würde. Interessante Behauptung. Nur habe ich diese nicht aufgestellt.

    Naja, wenn du überhaupt auf solche Ideen kommst. Ich hab ja überhaupt erst mal auf deinen Gegenkommentar reagiert:

    Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., ….

    Marx was in die Schuhe zu schieben was er, über dieses Zitat, in kritischer Absicht, bloß seinen Gegnern (den Herren von der bürgerlichen Ökonomie) vorgeworfen hat, dass sie es in schlechter Absicht theoretisch angehen lassen (den „Wert“, theoretisch zu erklären). Warum soll dann Marx, wo er doch zunächst, und ausgerechnet, an Publikum und Gegner appelliert, eine positive Bestimmung des Werts vorwegnehmen wollen? Marx erklärt im Zitat eben nicht den „Wert einer Ware“, erklären zu wollen. Auch nicht, warum sich Angebot und Nachfrage nicht „entsprechen“ können. Dass ist ihm völlig egal. Wie kommst du aber dann darauf dass es Marx, über dieses Zitat, es darauf anlegen würde, den „Wert der Ware“ usw.. erkären zu wollen? Brille putzen oder dann doch ein Hinweis darauf dass ich ins Schwarze getroffen habe?
    Du behauptest: „Wiederum konstituiert sich das gesellschaftliche Gesamtkapital nicht einfach aus einer Armee von Kapitalisten, die alle in eine Richtung marschieren – im Gegenteil, geht ein Kapitalist auf den anderen los.“. Auf solche Ideen kommst du bloß weil du der marktkonforme Ideologie des Staatsfetischs, dass das „ganze ( des kapitalistischen Marktes) mehr als die Summe seiner Teile“, sei auf dem Leim gegangen bist. Das „Gesamtkapital“, bzw. der „Markt“, regeln die Durchschnittspreise, die Durchschnitsprofitrate usw. usf.. Die Marktgesetze führen ein Eigenleben, denen sich die Einzelkapitale wohl oder Übel unterwerfen müssen. Wenn Marx behauptet dass aus Angebot und Nachfrage nicht der vorgegebene Zweck, die Natur des Werts, und der kapitalistischen Konkurrenz, abgeleitet werden können, antwortest du darauf: ja aber die Kapitalisten konkurrieren doch gegeneinanander. Du hast also folgerichtig das Marx-Zitat nicht verstanden.
    Die Marktgesetze, welche den Einzelkapitalen als Marktsachzwänge gegenübertreten, verdanken sich aber überhaupt einen Zweck, denen sich die Einzelkapitale selber aussetzen wollen. Die führen kein Eigenleben als „unsichtbare Hand“, oder als „Gesamtkapital“, bzw. als „ideeller Gesamtkapitalist“, repräsentiert durch den großem Macher Staat. Die Einzelkapitale schaffen sich ihre eigenen Marktgesetze der Akkumulation und des gegenseitigen Verdrängungswettbewerbs. Da gibt es kein seperates Wesen dass den Einzelkapitalen sachfremde Marktgesetze aufzwingen könnte.

  146. star wars
    30. Oktober 2008, 00:50 | #146

    Django: Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., was nicht unmittelbar das Thema war.

    Ja irgendwo muß ich ja wohl wohl anfangen, wenn du verschwurbelt immerzu was von einem „Gesamtkapital“ erzählst. Und deswegen ja, das ist ja hier wohl das Thema, was denn sonst. Vielleicht sind wir uns darüber einig, dass die theoretische Bestimmung des Werts Aufschluß über Grund und Funktionsweise der kapitalistischen Produktionsweise mit sich bringen muss. Dann liegt es doch nahe, überhaupt nachzuprüfen, inwiefern in der Bestimmung des Werts, im Anschluß an Marx, theoretische Deiffrenzen bestehen. Und siehe da: Ich hatte ja wohl recht.

    Übrigens, das Marx-Zitat erklärt nicht, warum Angebot und Nachfrage den “Wert der Ware” nicht decken würde. Interessante Behauptung. Nur habe ich diese nicht aufgestellt.

    Naja, wenn du überhaupt auf solche Ideen kommst. Ich hab ja überhaupt erst mal auf deinen Gegenkommentar reagiert:

    Das Marx-Zitat erklärt den “Wert der Ware”, warum Angebot und Nachfrage nicht “einander decken” usw., ….

    Marx was in die Schuhe zu schieben was er, über dieses Zitat, in kritischer Absicht, bloß seinen Gegnern (den Herren von der bürgerlichen Ökonomie) vorgeworfen hat, dass sie es in schlechter Absicht theoretisch angehen lassen (den „Wert“, theoretisch zu erklären). Warum soll dann Marx, wo er doch zunächst, und ausgerechnet, an Publikum und Gegner appelliert, eine positive Bestimmung des Werts vorwegnehmen wollen? Marx erklärt im Zitat eben nicht den „Wert einer Ware“, erklären zu wollen. Auch nicht, warum sich Angebot und Nachfrage nicht „entsprechen“ können. Dass ist ihm völlig egal. Wie kommst du aber dann darauf dass es Marx, über dieses Zitat, es darauf anlegen würde, den „Wert der Ware“ usw.. erkären zu wollen? Brille putzen oder dann doch ein Hinweis darauf dass ich ins Schwarze getroffen habe?
    Du behauptest: „Wiederum konstituiert sich das gesellschaftliche Gesamtkapital nicht einfach aus einer Armee von Kapitalisten, die alle in eine Richtung marschieren – im Gegenteil, geht ein Kapitalist auf den anderen los.“. Auf solche Ideen kommst du bloß weil du der marktkonforme Ideologie des Staatsfetischs, dass das „ganze ( des kapitalistischen Marktes) mehr als die Summe seiner Teile“, sei auf dem Leim gegangen bist. Das „Gesamtkapital“, bzw. der „Markt“, regeln die Durchschnittspreise, die Durchschnitsprofitrate usw. usf.. Die Marktgesetze führen ein Eigenleben, denen sich die Einzelkapitale wohl oder Übel unterwerfen müssen. Wenn Marx behauptet dass aus Angebot und Nachfrage nicht der vorgegebene Zweck, die Natur des Werts, und der kapitalistischen Konkurrenz, abgeleitet werden können, antwortest du darauf: ja aber die Kapitalisten konkurrieren doch gegeneinanander. Du hast also folgerichtig das Marx-Zitat nicht verstanden.
    Die Marktgesetze, welche den Einzelkapitalen als Marktsachzwänge gegenübertreten, verdanken sich aber überhaupt einen Zweck, denen sich die Einzelkapitale selber aussetzen wollen. Die führen kein Eigenleben als „unsichtbare Hand“, oder als „Gesamtkapital“, bzw. als „ideeller Gesamtkapitalist“, repräsentiert durch den großem Macher Staat. Die Einzelkapitale schaffen sich ihre eigenen Marktgesetze der Akkumulation und des gegenseitigen Verdrängungswettbewerbs. Da gibt es kein seperates Wesen dass den Einzelkapitalen sachfremde Marktgesetze aufzwingen könnte.

  147. Django
    30. Oktober 2008, 14:01 | #147

    Wenn es dir bloß um die Bestätigung geht, was für eine marxistische Leuchte du bist (hast ja immerhin in Lohn, Preis, Pommfrit rumgeblättert), dann entspricht das haargenau meinem Bild von dir, dass dir die wirkliche Welt – und wie du darin vorkommst – längst gleichgültig geworden ist. Du hast das Marx-Zitat hier völlig unvermittelt eingeworfen, weshalb ich auf das Zitat überhaupt nicht eingegangen bin oder meinetwegen etwas flapsig darüber hinweggegangen bin. Auch jetzt, wo ich es mir noch mal genauer anschaue, sehe ich immer noch keinen Zusammenhang zur gelaufenen Diskussion; aber darum geht es dir auch nicht. Magst du dich noch so sehr anstrengen und dir darin gefallen, mich vorzuführen, ich verstünde nichts vom Kapitalismus und stünde auf Seiten der Volkswirte, allein der Nachweis fehlt. Der wird nicht durch unpassende Marx-Zitate erbracht. Dass der Wert sich am Markt zwar realisiert, aber dort nicht geschaffen wird, war mir schon bekannt.
    In der Tat, in der zitierten Äußerung selbst nimmt Marx lediglich eine Negativbestimmung des Wertes der Ware vor, die du so zusammenfasst: „Das Marx-Zitat besagt, dass die Wertform der Ware über die Beobachtung der Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage theoretisch nicht zu bestimmen ist.“ Davon habe ich im Text allerdings nichts gelesen. Weder beschäftigt er sich mit einer falschen Bestimmung der „Warenform noch mit den „Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage„. Falls du das meinst: An einer Stelle bestimmt er positiv, worauf sich Angebot und Nachfrage allenfalls auswirken, nämlich auf „die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise“. Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist) „in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde“. Wenn du mich, zumal noch völlig außer der Reihe, marxistisch schulen willst, wäre es angebracht, wenn du die herangezogenen Texte selbst erst mal durchdringen würdest.
    Eine Gleichsetzung von Gesamtkapital und ideellen Gesamtkapitalist habe ich nirgends vorgenommen. Das musst du aber unterstellen, damit du gleich zur gewohnten Hetze „Staatsfetichismus“ übergehen kannst. Gerade auf diese Unterscheidung hatte ich ausdrücklich Wert gelegt: Das Gesamtkapital kann man NICHT als Subjekt ansehen, den Staat schon. Das Gesamtkapital ist auch keine Kategorie, die bloß aus der Summe der Einzelkapitale eines Staates hervorgeht. Vielmehr geht es um seine Verflechtung, das Mit- und Gegeneinander – über den Tellerrand des Einzelkapitals hinaussehen und das Ganze einmal von oben betrachten – was mit dem Gesamtkapital gemeint ist: „Das Kapital“ ist schließlich nicht eine Kritik eines individuellen sondern des gesellschaftlichen Kapitals. Aus dem Blickwinkel fallen andere, zumindest weitere Gesetzmäßigkeiten auf. So erfährt man z.B. – was ich schon erwähnt hatte – warum die Profitrate aus der Zirkulation einer bestimmten substanziell gleichartigen Ware aus sich heraus nicht abschließend ermittelbar ist, zumal darüber hinaus nachprüfbar die durchschnittliche Profirate des Gesamtkapitals noch mal zusätzlich jedes Einzelkapital gleichermaßen treffen, und somit erst die Analyse der allgemeinen Zirkulation von Waren und Geld den hinreichenden Aufschluss geben kann über die notwendigen Bedingungen einer beständigen Reproduktion des Kapitals.

  148. Django
    30. Oktober 2008, 14:01 | #148

    Wenn es dir bloß um die Bestätigung geht, was für eine marxistische Leuchte du bist (hast ja immerhin in Lohn, Preis, Pommfrit rumgeblättert), dann entspricht das haargenau meinem Bild von dir, dass dir die wirkliche Welt – und wie du darin vorkommst – längst gleichgültig geworden ist. Du hast das Marx-Zitat hier völlig unvermittelt eingeworfen, weshalb ich auf das Zitat überhaupt nicht eingegangen bin oder meinetwegen etwas flapsig darüber hinweggegangen bin. Auch jetzt, wo ich es mir noch mal genauer anschaue, sehe ich immer noch keinen Zusammenhang zur gelaufenen Diskussion; aber darum geht es dir auch nicht. Magst du dich noch so sehr anstrengen und dir darin gefallen, mich vorzuführen, ich verstünde nichts vom Kapitalismus und stünde auf Seiten der Volkswirte, allein der Nachweis fehlt. Der wird nicht durch unpassende Marx-Zitate erbracht. Dass der Wert sich am Markt zwar realisiert, aber dort nicht geschaffen wird, war mir schon bekannt.
    In der Tat, in der zitierten Äußerung selbst nimmt Marx lediglich eine Negativbestimmung des Wertes der Ware vor, die du so zusammenfasst: „Das Marx-Zitat besagt, dass die Wertform der Ware über die Beobachtung der Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage theoretisch nicht zu bestimmen ist.“ Davon habe ich im Text allerdings nichts gelesen. Weder beschäftigt er sich mit einer falschen Bestimmung der „Warenform noch mit den „Fluktuationsbewegungen von Angebot und Nachfrage„. Falls du das meinst: An einer Stelle bestimmt er positiv, worauf sich Angebot und Nachfrage allenfalls auswirken, nämlich auf „die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise“. Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist) „in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde“. Wenn du mich, zumal noch völlig außer der Reihe, marxistisch schulen willst, wäre es angebracht, wenn du die herangezogenen Texte selbst erst mal durchdringen würdest.
    Eine Gleichsetzung von Gesamtkapital und ideellen Gesamtkapitalist habe ich nirgends vorgenommen. Das musst du aber unterstellen, damit du gleich zur gewohnten Hetze „Staatsfetichismus“ übergehen kannst. Gerade auf diese Unterscheidung hatte ich ausdrücklich Wert gelegt: Das Gesamtkapital kann man NICHT als Subjekt ansehen, den Staat schon. Das Gesamtkapital ist auch keine Kategorie, die bloß aus der Summe der Einzelkapitale eines Staates hervorgeht. Vielmehr geht es um seine Verflechtung, das Mit- und Gegeneinander – über den Tellerrand des Einzelkapitals hinaussehen und das Ganze einmal von oben betrachten – was mit dem Gesamtkapital gemeint ist: „Das Kapital“ ist schließlich nicht eine Kritik eines individuellen sondern des gesellschaftlichen Kapitals. Aus dem Blickwinkel fallen andere, zumindest weitere Gesetzmäßigkeiten auf. So erfährt man z.B. – was ich schon erwähnt hatte – warum die Profitrate aus der Zirkulation einer bestimmten substanziell gleichartigen Ware aus sich heraus nicht abschließend ermittelbar ist, zumal darüber hinaus nachprüfbar die durchschnittliche Profirate des Gesamtkapitals noch mal zusätzlich jedes Einzelkapital gleichermaßen treffen, und somit erst die Analyse der allgemeinen Zirkulation von Waren und Geld den hinreichenden Aufschluss geben kann über die notwendigen Bedingungen einer beständigen Reproduktion des Kapitals.

  149. star wars
    30. Oktober 2008, 15:15 | #149

    Auch jetzt, wo ich es mir noch mal genauer anschaue, sehe ich immer noch keinen Zusammenhang zur gelaufenen Diskussion;

    Django:

    Wie könnte das Gesamtkapital auch ein Subjekt sein, wenn schon das Kapital keins ist? Das Kapital ist ein Wert; das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, an dessen Ende aber das Überleben des Gesamtkapitals steht, auch wenn dabei viele Einzelkapitale untergehen.

    Im übrigen geht es nicht bloß darum ein Zitat aus dem Hut zu zauben. Aus dem Gsamtzusammenhang der Diskussion ergeben sich die Anhaltspunkte worum es bei ihr geht. In der kapitalistischen Konkurrenz geht es um den Wert, was denn sonst. Wenn wir nicht mal an dem Punkt Einigkeit erzielen können, dann gute Nacht.

    Falls du das meinst: An einer Stelle bestimmt er positiv, worauf sich Angebot und Nachfrage allenfalls auswirken, nämlich auf “die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise”.

    Natürlich nicht. Mal wieder eine interessierte Wiedergabe von dir.

    Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist) “in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde”.

    Und wo habe ich behauptet das er das nicht tut? Geht´s noch?

    Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist)“…

    Die Form einer Sache ist nicht bloß eine (begriffliche) Abstraktion (der Sache). Sie existiert als Zweck der Sache an der Sache selbst wirklich. In diesem Fall also als Zweck verkaufsfähiger Produkte. Der Warenwelt also.

    Eine Gleichsetzung von Gesamtkapital und ideellen Gesamtkapitalist habe ich nirgends vorgenommen. Das musst du aber unterstellen,…

    Hallo, ich habe gar nichts unterstellt. Was ich kritisiert habe ist die funktionale Bedeutung, die du dem „Gesamtkapital“ in der kapitalistischen Ökonomie beimessen willst: Diese Bestimmung ist rein ideologischer Natur. Wie ich bereits bewiesen habe. Im übrigen spiegelt sich diese Ideologie z.B. in folgenden Zitaten wieder:

    Django: als ob ich behauptet hätte, Verheizen und Bereicherung sei der Zweck absolutistischer Staaten gewesen. Privilegien, Merkantilismus und Dauerkriege waren aber ein Hemmschuh des aufsteigenden Bürgertums, der fortgeschrittenen Produktivkräfte und somit wiederum der Entfaltung des (vorschwebenden) Staates selbst. Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.

    oder:

    Django:Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag, kann man ihm nur raten, sich woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist usw., vor allem worin die Reproduktion des Kapitals ihre Schranken hat, die nur der bürgerliche Staat aufheben kann.

    Der Staat in Gestalt eines Superkeynesianismus. Interessant.

    Das musst du aber unterstellen, damit du gleich zur gewohnten Hetze “Staatsfetichismus” übergehen kannst.

    Du bist doch derjenige der zunächst, in der laufenden Diskussion, über
    das „Gesamtkapital“, schnurstracks auf den Staat gekommen bist. Soll ich etwa meine Augen verschließen, nur damit ich dich nicht seelisch verletzen will/muss.

    Vielmehr geht es um seine Verflechtung, das Mit- und Gegeneinander – über den Tellerrand des Einzelkapitals hinaussehen und das Ganze einmal von oben betrachten -…

    Ganz schön differenziert diese bürgerliche Welt. Kleiner Tip: Die Lektüre einiger soziologischer Systemtheorien (Luhmann z.B.).

    “Das Kapital” ist schließlich nicht eine Kritik eines individuellen sondern des gesellschaftlichen Kapitals.

    Die begriffliche Bestimmung der Kapitale als „Kapital“ ist keine Kritik, sondern eine begriffliche Abstraktion der Sache selber. Worum es beim „Kapital“ als Sache, als Zweck überhaupt geht, wird begrifflich als „Kapital“ erläutert. Das „Kapital“ ist deswegen sowohl in der Sache, als Zweck, existent, als auch als seinem entwickelten Begriff – das „Kapital“. Das „Kapital“ wird dementsprechend über die Begriffsbildung als Sache, und Begriff von ihm selbst, verdoppelt.

    Aus dem Blickwinkel fallen andere, zumindest weitere Gesetzmäßigkeiten auf. So erfährt man z.B. – was ich schon erwähnt hatte – warum die Profitrate…

    Nee, hast du nicht gemacht. Eine bloße Behauptung ist kein Beweis. Steht auch nicht in den blauen Bändern drin was du behauptest.

  150. star wars
    30. Oktober 2008, 15:15 | #150

    Auch jetzt, wo ich es mir noch mal genauer anschaue, sehe ich immer noch keinen Zusammenhang zur gelaufenen Diskussion;

    Django:

    Wie könnte das Gesamtkapital auch ein Subjekt sein, wenn schon das Kapital keins ist? Das Kapital ist ein Wert; das Gesamtkapital ist die verbindliche Einheit, die sich in Durchschnittspreisen, Durchschnittsprofitrate usw. ausdrückt, was den Aufstieg und Untergang der Einzelkapitale bestimmt, an dessen Ende aber das Überleben des Gesamtkapitals steht, auch wenn dabei viele Einzelkapitale untergehen.

    Im übrigen geht es nicht bloß darum ein Zitat aus dem Hut zu zauben. Aus dem Gsamtzusammenhang der Diskussion ergeben sich die Anhaltspunkte worum es bei ihr geht. In der kapitalistischen Konkurrenz geht es um den Wert, was denn sonst. Wenn wir nicht mal an dem Punkt Einigkeit erzielen können, dann gute Nacht.

    Falls du das meinst: An einer Stelle bestimmt er positiv, worauf sich Angebot und Nachfrage allenfalls auswirken, nämlich auf “die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise”.

    Natürlich nicht. Mal wieder eine interessierte Wiedergabe von dir.

    Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist) “in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde”.

    Und wo habe ich behauptet das er das nicht tut? Geht´s noch?

    Im übrigen bestreitet er durchweg, dass der Wert der Ware (deren Form oder Abstraktion an dieser Stelle nicht gefragt ist)“…

    Die Form einer Sache ist nicht bloß eine (begriffliche) Abstraktion (der Sache). Sie existiert als Zweck der Sache an der Sache selbst wirklich. In diesem Fall also als Zweck verkaufsfähiger Produkte. Der Warenwelt also.

    Eine Gleichsetzung von Gesamtkapital und ideellen Gesamtkapitalist habe ich nirgends vorgenommen. Das musst du aber unterstellen,…

    Hallo, ich habe gar nichts unterstellt. Was ich kritisiert habe ist die funktionale Bedeutung, die du dem „Gesamtkapital“ in der kapitalistischen Ökonomie beimessen willst: Diese Bestimmung ist rein ideologischer Natur. Wie ich bereits bewiesen habe. Im übrigen spiegelt sich diese Ideologie z.B. in folgenden Zitaten wieder:

    Django: als ob ich behauptet hätte, Verheizen und Bereicherung sei der Zweck absolutistischer Staaten gewesen. Privilegien, Merkantilismus und Dauerkriege waren aber ein Hemmschuh des aufsteigenden Bürgertums, der fortgeschrittenen Produktivkräfte und somit wiederum der Entfaltung des (vorschwebenden) Staates selbst. Die Befreiung aus diesem Korsett unfertiger, sich ständig umformierender Staatsgebilde ist der vollkommene – eben der bürgerliche Staat, der Nationalstaat.

    oder:

    Django:Wenn Krim auf mein Wort eh nichts gibt und meine gelieferten Begründungen nicht zur Kenntnis nehmen mag, kann man ihm nur raten, sich woanders darüber zu informieren, was der Unterschied zwischen Mehrwert- und Profitrate ist usw., vor allem worin die Reproduktion des Kapitals ihre Schranken hat, die nur der bürgerliche Staat aufheben kann.

    Der Staat in Gestalt eines Superkeynesianismus. Interessant.

    Das musst du aber unterstellen, damit du gleich zur gewohnten Hetze “Staatsfetichismus” übergehen kannst.

    Du bist doch derjenige der zunächst, in der laufenden Diskussion, über
    das „Gesamtkapital“, schnurstracks auf den Staat gekommen bist. Soll ich etwa meine Augen verschließen, nur damit ich dich nicht seelisch verletzen will/muss.

    Vielmehr geht es um seine Verflechtung, das Mit- und Gegeneinander – über den Tellerrand des Einzelkapitals hinaussehen und das Ganze einmal von oben betrachten -…

    Ganz schön differenziert diese bürgerliche Welt. Kleiner Tip: Die Lektüre einiger soziologischer Systemtheorien (Luhmann z.B.).

    “Das Kapital” ist schließlich nicht eine Kritik eines individuellen sondern des gesellschaftlichen Kapitals.

    Die begriffliche Bestimmung der Kapitale als „Kapital“ ist keine Kritik, sondern eine begriffliche Abstraktion der Sache selber. Worum es beim „Kapital“ als Sache, als Zweck überhaupt geht, wird begrifflich als „Kapital“ erläutert. Das „Kapital“ ist deswegen sowohl in der Sache, als Zweck, existent, als auch als seinem entwickelten Begriff – das „Kapital“. Das „Kapital“ wird dementsprechend über die Begriffsbildung als Sache, und Begriff von ihm selbst, verdoppelt.

    Aus dem Blickwinkel fallen andere, zumindest weitere Gesetzmäßigkeiten auf. So erfährt man z.B. – was ich schon erwähnt hatte – warum die Profitrate…

    Nee, hast du nicht gemacht. Eine bloße Behauptung ist kein Beweis. Steht auch nicht in den blauen Bändern drin was du behauptest.

  151. Django
    30. Oktober 2008, 17:15 | #151

    Die Form einer Sache ist nicht bloß eine (begriffliche) Abstraktion (der Sache).

    Ach was? Nach wie vor geht es in dem Marx-Zitat nicht um die Warenform, sondern um den Warenwert.

    In der kapitalistischen Konkurrenz geht es um den Wert, was denn sonst.

    Nur habe ich es nicht nach der Seite des Wertes selbst sondern nach der Seite seiner Reproduktion gesehen.

    Steht auch nicht in den blauen Bändern drin was du behauptest.

    Du bist halt nie über deinen Warenfetisch hinausgekommen.

  152. Django
    30. Oktober 2008, 17:15 | #152

    Die Form einer Sache ist nicht bloß eine (begriffliche) Abstraktion (der Sache).

    Ach was? Nach wie vor geht es in dem Marx-Zitat nicht um die Warenform, sondern um den Warenwert.

    In der kapitalistischen Konkurrenz geht es um den Wert, was denn sonst.

    Nur habe ich es nicht nach der Seite des Wertes selbst sondern nach der Seite seiner Reproduktion gesehen.

    Steht auch nicht in den blauen Bändern drin was du behauptest.

    Du bist halt nie über deinen Warenfetisch hinausgekommen.

  153. star wars
    30. Oktober 2008, 18:50 | #153

    Ach was? Nach wie vor geht es in dem Marx-Zitat nicht um die Warenform, sondern um den Warenwert.

    Du siehst Widersprüche die gar nicht existieren. Gebrauchswert und Wert einer Ware, Warenform und Wertform, sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Eine Ware hat Gebrauchswert und einen (Tausch-)Wert, insofern sie für den Verkauf bestimmt ist. Die Warenform eines, für den Gebrauch beliebig nützlichen, Gegenstands, vergegenständlicht die stoffliche Seite des Produkts. Verkauft wird ja der Gebrauchsgegenstand einer Ware. Und nicht etwa der Warenwert selbst. Die Wertform der Ware symbolisiert wiederum den immananten Zweck der Ware, einen abstrakten Geldreichtum, G-G´, für den Verkäufer an sich zu ziehen. Nichts anderes ist gemeint.
    Anscheinend hast du alles Andere ja verstanden :)).

  154. star wars
    30. Oktober 2008, 18:50 | #154

    Ach was? Nach wie vor geht es in dem Marx-Zitat nicht um die Warenform, sondern um den Warenwert.

    Du siehst Widersprüche die gar nicht existieren. Gebrauchswert und Wert einer Ware, Warenform und Wertform, sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Eine Ware hat Gebrauchswert und einen (Tausch-)Wert, insofern sie für den Verkauf bestimmt ist. Die Warenform eines, für den Gebrauch beliebig nützlichen, Gegenstands, vergegenständlicht die stoffliche Seite des Produkts. Verkauft wird ja der Gebrauchsgegenstand einer Ware. Und nicht etwa der Warenwert selbst. Die Wertform der Ware symbolisiert wiederum den immananten Zweck der Ware, einen abstrakten Geldreichtum, G-G´, für den Verkäufer an sich zu ziehen. Nichts anderes ist gemeint.
    Anscheinend hast du alles Andere ja verstanden :)).

  155. Django
    30. Oktober 2008, 19:18 | #155

    Ja ja, das mit dem Tausch- und Gebrauchswert, das weiß noch jeder über Marx wiederzukäuen, hat aber mit dem Warenwert noch nichts zu tun. Kriegst die Tage noch die passende Antwort, oder vielleicht erst nächste Woche.

  156. Django
    30. Oktober 2008, 19:18 | #156

    Ja ja, das mit dem Tausch- und Gebrauchswert, das weiß noch jeder über Marx wiederzukäuen, hat aber mit dem Warenwert noch nichts zu tun. Kriegst die Tage noch die passende Antwort, oder vielleicht erst nächste Woche.

  157. star wars
    30. Oktober 2008, 20:07 | #157

    Ja, viele Grüße. Gehst jetzt wieder Angeln. Verstehe.

  158. star wars
    30. Oktober 2008, 20:07 | #158

    Ja, viele Grüße. Gehst jetzt wieder Angeln. Verstehe.

  159. Django
    31. Oktober 2008, 11:12 | #159

    Du hast mich durchschaut. Ich wüsste auch keinen Grund, warum ich mich auf deinen eigenartigen Warenfetischismus einlassen sollte. Damit die Ware das Eigenleben bekommt, das du ihr andichtest, sollte Neoprene vielleicht einen neuen Thread extra für dich aufmachen.

  160. Django
    31. Oktober 2008, 11:12 | #160

    Du hast mich durchschaut. Ich wüsste auch keinen Grund, warum ich mich auf deinen eigenartigen Warenfetischismus einlassen sollte. Damit die Ware das Eigenleben bekommt, das du ihr andichtest, sollte Neoprene vielleicht einen neuen Thread extra für dich aufmachen.

  161. Nimis
    1. August 2009, 02:00 | #161

    Eine philosophisch-sibyllinische Vorbemerkung zum Text eines uns unbekannten Autors:
    Wissenschaftliche Arbeit, über die nicht der Gedanke verschwendet wird, sie sei, weil immerhin letztlich individuell erbracht, eine Privatangelegenheit, ist allgemeine Arbeit. Als solche gehört sie, will sie sich denn durch ihr fremde Akkommodationen, wie etwa Eigentumsrechte, eigene bzw. fremde Ertragsansprüche, Frustration und Resignation, Profilierungserwartungen, Privatisierungsweisen des Nachdenkens, nicht selbst depravieren, ihrem Begriff nach der Gemeinschaft der Erkennenden, also der menschlichen Gattung, an. Darunter fällt notgedrungen auch, fast möchte man, wüsste man’s nicht besser, meinen, erst recht: jegliche Form geistiger Betätigung von Leuten, deren Theorie schon im Adjektiv einen über sich selbst hinausweisenden Bezug mitträgt: kommunistisch. Daß dem nicht so ist, kann man konstatieren. Der Insinuation, sich im Falle der Kenntnis eines intellektuellen Produkts der Geheimhaltung zu befleißigen, braucht man sich deshalb nicht zu beugen. Denn das Denken ist aller gewöhnlichen Einbildung zum Trotz nichts, was individuell zu reklamieren ist und zu reservieren wäre, da Allgemeinheit und Notwendigkeit seine bestimmenden Charakteristika sind. Das heißt nicht, dass das Denken anti-individuell ist. Nur ist dem Denken, das auf einen wirklich allgemeinen Inhalt aus ist, das Individuelle am Denken rein zufälliger Natur, eben nicht notwendiges Signum seiner Korrektheit, noch nicht einmal des Anspruchs darauf angemessen. Individuelles gehört damit nicht in seinen Begriff und notabene auch nicht zum Begriff der gedachten Sache. Auch nicht der Denker selbst. Denn der Träger des Denkens erfährt seine Selbstrealisierung zunächst in der geistigen Aufhebung seines Gegensatzes zur allgemeinen Natur seiner Erkenntnisobjekte. Darin ist sie verschwindendes Moment und konkret zugleich, nie und nimmer aber ist die abstrakte Negation des Allgemeinen der Weg, um sich die Gestalt konkreter Einzelheit zu geben. Die Überwindung eines Allgemeinen, das einem erkundeten wie vermittelten Interesse oppositionell ist, ist erst damit gesetzt. Die abstrakte Negation eines Bestehenden haftet hingegen noch immer diesem selbst an. Deren Protagonisten fühlen sich auch nur in diesem Gegensatz auf heimischem Boden.
    Die unten erfolgte Einstellung hat auch keinen Namen. Selbst der Formalkenntnis, wer sich hinter dem Pseudonym des Einstellers, der nicht der Verfasser der Kritik des § 1 der Staatsanalyse der MG ist, verbirgt, wäre er nicht zu entlocken. Mit der Veröffentlichung verbinde ich auch alles andere als eine Parteinahme für das Papier. Der Name spielte jedoch sowieso keine Rolle. Und zwar aus eben oben skizziertem Grunde noch nicht einmal dann, wenn der Autor des Pamphlets sich aus was für Gründen auch immer selbst mit einem Blog-Beitrag einbringen möchte.
    Daß meinem Informationsstand nach bislang Null-Auseinandersetzung mit der aus dem Jahre 1986 stammenden Kritik stattgefunden hat, sei der Ordnung halber erwähnt. Die damalige und heutige Resultate-Chefredaktion wähnte der Erzählung nach wohl ein einziges Missverständnis. Über den Verlauf, wie dieses Ergebnis, welches ja immerhin im Miß- noch um ein Verständnis heischend gewesen wäre, erzielt worden war, ist allerdings nichts bekannt.
    ______________________________
    ZUR FORTSETZUNG EINER BEENDETEN UNSELIGEN
    STAATSABLEITUNGSDEBATTE
    §1
    “Der bürgerliche Staat ist die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft.“
    Die Leser werden hier umstandslos mit dem Geheimnis vertraut gemacht, daß die kapitalistische Gesellschaft ohne politische Gewalt nicht auskommen will.
    Da wir im folgenden die Bekanntmachung mit der politischen Gewalt erwarten dürfen, bleibt zunächst noch die Beschaffenheit der „kapitalistischen Gesellschaft“ zu sichten. In Ermangelung näherer Aufklärung wollen wir, hoffentlich in Übereinstimmung mit den Autoren, annehmen, daß es sich hierbei um den von der kapitalistischen Produktionsweise hervorgezauberten gesellschaftlichen Zusammenhang der Individuen handelt, also um nichts anderes als die bürgerliche Gesellschaft. Diese bürgerliche Gesellschaft aber ist ganz offenbar nur eine, auch wenn es den modernen Ignoranten nicht auffällt, die Kaffee aus Uganda schlürfen oder Bananen aus Somalia vermöbeln.
    Wir bekommen also das Problem, warum verschiedene Leute ganz verschiedenen Staatsaufsichten unterstellt sind, obgleich sie doch zur selben feinen Gesellschaft gehören.
    Wo immer Leute einen Verband ihrer Interessen aufmachen, also auch zu einem Staat sich zusammenfinden, da haben sie einen gemeinsamen Gegner. Die Staatenvielfalt scheint daher zur Staatsnatur zu gehören wie zu einer Streitmacht ein streitmächtiger Feind.
    Alle großen und kleinen Staaten wollen deshalb ja auch von den Steuern allein nicht leben, sondern fordern Gefechtsbereitschaft.
    Ein Weltstaat, ein einziger Staat auf dem Erdball wäre ein grundsätzlich anderer Charakter als ein abstrakter Staat, der bloß das Gemeinschaftliche aller bestehenden Staaten darstellen soll.
    Nur wer einen fiktiven Welt-Staat, der nur in seinem Kopf Bestand und nirgendwo ein Äquivalent hat, einer konkreten bürgerlichen Gesellschaft Gewalt antun lassen will, kann die Vielzahl der Staaten und ihren Verkehr untereinander übersehen – ein Hegel zum Beispiel:
    „Bei der Idee des Staates muß man nicht besondere Staaten vor Augen haben, nicht besondere Institutionen, man muß vielmehr die Idee, diesen wirklichen Gott, für sich betrachten.“ (RPh 58/Zusatz)
    Und weil unsere Autoren diesen Fehler unbedingt auch machen wollen, gehen sie sogleich zum nächsten über:
    „Der bürgerliche Staat unterwirft die Agenten der kapitalistischen Produktionsweise unter Absehung von allen natürlichen und gesellschaftlichen Unterschieden seiner Herrschaft und gewährt (!) ihnen damit (!) die Verfolgung ihrer gegensätzlichen Sonderinteressen: GLEICHHEIT und FREIHEIT.“
    Bevor sie darüber Bericht erstatten, wie die Leute den Staat an den Hals kriegen, lassen sie ihn gleich als souveränes Subjekt auf den Plan treten, der grund- und ausnahmslos alles Volk sich untertan macht, und legen damit wieder den Verdacht nahe, daß sie neben dieser abstrakten, moralischen Herrschaft keine weiteren Herren mehr feststellen wollen.
    Als ginge es dem Staat um die pure Unterwerfung der Leute und nicht um ein ganz handfestes materielles Anliegen, das nicht vom Himmel kommt, wird da jeder ökonomische Maßstab seines Handelns geleugnet und damit auch das Dasein der Klassen für die allgemeine Bestimmung des Staates als so unbedeutend angesehen, daß sie im ersten Ableitungsparagraphen, der den abstrakten Staatsbegriff doch abgeben soll, keine Erwähnung finden.
    Die Agenten der kapitalistischen Produktionsweise sind die durch ihre Stellung zum Produktionsprozeß unterschiedenene Charaktere: Kapitalisten, Lohnarbeiter, Grundrentner. Und von diesen gesellschaftlichen Unterschieden sollte der bürgerliche Staat abstrahieren?
    Die Autoren verwechseln die handgreifliche Wirklichkeit mit den Phrasen und Einbildungen nicht nur aller Regierungsmannschaften: Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich.
    Sollte ihnen etwa unbekannt geblieben sein, daß in den modernen Gesetzeswerken durchaus die Pflichten und Rechte von „Dienstberechtigten und Dienstverpflichteten“, von „Arbeitgebern und Arbeitnehmern“ geregelt sind, womit unter blöden Titeln die gegensätzlichen Existenzbedingungen der Leute zugegeben sind und damit zugleich das Dasein der Klassen, des Klassenkampfes und der revolutionären Bedrohung der bürgerlichen Ordnung eingestanden ist?
    In den Gesetzbüchern sind die Umgangsformen geregelt, wie sie den Gesetzen des Kapitals entsprechen. Es sind also die Naturgesetze des Kapitals, die als Verkehrsformen der Individuen zur Verbindlichkeit kommen. Und soweit diese Individuen auch vor dem Gesetz alle gleich sein mögen, so sind doch die auf sie jeweils angewendeten Gesetze ungleiche.
    Als Produktionsagenten sind nicht nur ihre Unterschiede sämtlich staatlich anerkannt, sondern auch in einer Weise anerkannt, die keinen Zweifel darüber zuläßt, welche Zwecke der Staat nicht verfolgt.
    Wem will es schon entgangen sein, daß er sich mit seinen dauernden Feldzügen gegen alle Gleichmacherei ganz hartnäckig weigert, den modernen Lohnarbeitern ihre Existenz zu sichern, ganz im Gegensatz z.B. zum mittelalterlichen Zunftregiment, das durch totale Behinderung der Konkurrenz den städtischen Handwerksleuten ein seltenes Wohlergehen zuteil werden ließ.
    Das Mittelalter mit seinen Privilegien der Abstammung, mit seinen Ständen, Korporationen und Innungen ist heutzutage allerdings weitgehend erledigt. Damit sind aber keineswegs die Privilegien überhaupt ausgeräumt. Wie sollte sich auch ein Bourgeois, der z.B. beständig auf dem Weltmarkt um Marktanteile und Rohstoffe konkurriert und konkurrieren muß, sich mit einer politischen Gewalt zufrieden geben, die ihn genauso behandelt wie jeden örtlichen Trunkenbold?
    Wenn auch kein nationales Individuum aufgrund seiner Geburt ein staatliches Privileg erhält und daher ein so vorherbestimmtes Dasein verhindert wird, dann bedeutet das noch lange nicht die Abwesenheit von Klassenprivilegien, die für einzelne Individuen den Klassenwechsel nicht ausschließen.
    Ähnlich wie in der offiziellen Staatsverehrung, in der der Wille des Staates als eine Angelegenheit der Vernunft und nicht als Wille zur Durchsetzung des als Allgemeinwohl
    auftretenden Klasseninteresses der Kapitalisten ausgegeben wird, will hier in §1 die MG von Klassen nichts wissen. Bloß weil er keine Standesunterschiede mitmachen will, soll er alle Unterschiede übersehen.
    Über die Differenz von Geber und Nehmer einer Ware läßt das Gesetzbuch aber keinen Zweifel offen, und daß das Geben und Nehmen der Arbeit dabei eine besondere Rolle spielen, deutet darauf hin, daß der bürgerliche Staat Proleten und Kapitalisten gar nicht so gleich behandeln will.
    Auch wenn in der modernen Gesellschaft die Knechte weder einer privaten Gerichtsbarkeit ihrer Herren unterliegen noch die Freiheit der Berufswahl vermissen, so ist dafür gesorgt, daß sie als Klasse hörig sind.
    Die heutzutage überall so sehr bejammerte umfassende Macht des Staates ist drum auch nichts als die andere Seite der beliebten Freiheit der Individuen. Hätte jeder Arbeitsmann einen besonderen Herrn, wäre eine selbständige politische Gewalt weit weniger erforderlich, weil eben mit der freien Konkurrenz der Zwang beseitigt wäre, die Arbeiter als Klasse niederzuhalten.
    Wo aber die Arbeitsleute sich nicht frei bewegen können, da kann es das Kapital auch nicht. Die Freiheit des Kapitals hat die Freiheit der Lohnarbeiter zur Voraussetzung, weshalb sich ja die Kapitalisten mit ganz aufschlußreichen „Ausnahmen“ für sie auch stark machen – Menschenrechte.
    Wie daher die Arbeiterklasse dem Kapital gehört – und weder einer Kaste von Sklavenhaltern noch einer national organisierten Kapitalistengruppe zur privaten Verwendung überlassen bleiben kann -, so ist die Freiheit der Arbeiter eine des Kapitals, die kaum ein Staat genehmigen (wollen) kann, weil er sich ihr letztlich beugen muß, wie sehr er auch immer sich widersetzen mag.
    Der lupenreine Staatsidealismus der MG, der es ernsthaft zu der Einbildung bringt, der Staat könne seinen Untertanen die Interessenverfolgung gewähren, blamiert sich drum an einer Wirklichkeit, die überall nur beweist, daß noch jede Genehmigung die Möglichkeit der Verweigerung einschließt.
    Und wie nun der bürgerliche Staat mit „Freiheit und Gleichheit“ den Leuten gleich ein Produktionsverhältnis verbieten können soll, dem er obendrein auch noch seine Existenz schuldig ist, ist nun schon gar nicht einzusehen.
    Da kann es die kapitalistische Produktionsweise noch nicht sehr weit gebracht haben, wo der Eindruck noch verständlich ist, daß der Staat bestimmt, wo er in Wirklichkeit bestimmt wird. Wem Ausgangspunkt und Resultat nicht beliebig sind, der kann sich sonst der Einsicht nicht entziehen, daß der Staat für die Freiheit der Untertanen nichts kann, sondern mit dem Erfolg des Kapitals auch der der Freiheit und damit der des Staates sich einstellt – nicht umgekehrt.
    Bloß weil der Vater Staat an ein Verbot aber überhaupt nicht denkt, fällt das schiefe Bild der Beender der unseligen Staatsdebatte sogleich nicht auf.
    Daß allen Staatsmaßnahmen gesellschaftliche Akte vorausgehen und alle Gesetze nur die offizielle Anerkennung der ökonomischen Verhältnisse sind in einer mehr oder minder klaren Weise, Gesetze nur Verhältnisse sind in einer anderen Potenz, wollen unsere Staatskritiker gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. Sie erkennen zwar die ökonomische Geburtsurkunde an, bestreiten aber zugleich das spätere Leben als eines im Materialismus und behaupten, „daß die Realisation (!) von Freiheit und Gleichheit eine ungemütliche Sache ist, weil sie sich erstens ökonomischen Gegensätzen verdankt und zweitens eine mittels Gewaltmonopol erzwungene Aufrechterhaltung dieser Gegensätze zum Zweck hat.“(9)
    Hm! Freiheit und Gleichheit sollen danach zwar in ökonomischen Gegensätzen einen Grund haben, aber bloß einen vorübergegangenen, keinen permanenten, weshalb diese Gegensätze später vom Staat aufrechterhalten werden und mithin einen Staatsgrund erhalten. Es sind also bei genauerer Betrachtung keine ökonomischen Gegensätze mehr, sondern welche, die der Staat anzettelt. Wären sie ökonomischer Natur, also ein beständiges Resultat der kapitalistischen Produktionsweise, dann wären sie stets reproduziert vom Gang der Geschäfte und hätten keine Aufrechterhaltung seitens des Staates nötig, lediglich in solchen Fällen, in denen die Reproduktion nicht klappt, also ausnahmsweise. Denn reproduziert werden mit den Waren eben auch die Verhältnisse, unter denen die Produktion abläuft, mithin auch Freiheit und Gleichheit.
    Die Freiheit der Leute ist keine, die sich aus ihrer staatlichen Gleichbehandlung ergibt, sondern eine Voraussetzung ihres Verkehrs als Gleiche miteinander. Denn als Warenbesitzer erkennen sie sich nicht nur wechselseitig als Personen an, sondern müssen sie auch über ihre Waren frei verfügen können. Und weil diese Freiheit auch für die Arbeitsleute gilt, bilden die sich eine Menge darauf ein und wärmen sich an der Illusion einer Gleichheit, wo die Anschauung ihrer Lebensumstände ihnen eine ganz andere Meinung aufdrängt. Sie freuen sich, über Zuwendungen gleichgestellt zu sein, obgleich das Nehmen und das Geben der Arbeit selbst mit dem gesunden Menschenverstand nicht übereinstimmt, weil doch der Geber nun absolut nichts gibt, sondern das Recht zur kostenlosen Aneignung von Nehmerarbeit sich nimmt.
    Die Illusion ihrer Gleichheit gewinnen die Leute ausschließlich durch die Form des Arbeitslohnes, mit der sie sich vorstellen, daß sie bekommen, was sie geben. Alle wirklichen Unterschiede führen sie daher zurück auf den Zufall, Talente, Anlagen, Fleiß etc. oder auf Rechtsbruch, aber nicht auf den mit der Weise der Produktion tagtäglich gegebenen, ganz normalen Beschiß. Sie wollen darum den gesellschaftlichen und natürlichen Zufall bekämpfen und fordern Chancengleichheit, Sozialhilfe und Polizei.
    Wie die Formen ihres Zustandekommens zeigen auch die ihrer Aufrechterhaltung, dass die Staatsmaßnahmen nichts als die Ergebnisse einer Produktionsweise mit ihrer Konkurrenz sind: Da konkurrieren in den Parlamenten, in den Wahl- und anderen Lokalen die ökonomischen Interessen um ihre Anerkennung als Allgemeininteresse.
    Dagegen bedeutet die MG-Ansicht in ihrer Konsequenz, daß der Staat mit seinem Gewaltmonopol nicht nur für die Gleichheit und die Freiheit zuständig ist, sondern mit seiner Aufrechterhaltung der Gegensätze auch sich selbst erzeugt. Denn er beschränkt die Personen, und nur beschränkte Personen wollen einen Staat.
    Kein Wunder, wenn die Autoren zur Erklärung ihres Gegenstandes alles ökonomische Drumrum am liebsten gleich ganz vergessen möchten:
    „Auch ohne Betrachtung der Ökonomie, der Produktionsweise, welche der Staat mit seiner Gewalt am Laufen hält, steht fest, daß er Klassenstaat ist: durch die gleiche Unterwerfung aller garantiert er den Fortbestand aller kleinen und großen Unterschiede … .“(9)
    Auch hier verschlimmbessert der reuevolle Zusatz den fehlerhaften Paragraphen.
    Daß eine gleiche Unterwerfung überhaupt nix garantiert, wenn nicht zuvor schon bestimmt ist, wozu denn unterworfen wird und worin denn bei allen Unterschieden der Figuren ihre Gleichheit bestehen soll und worin ihre Ungleichheit, welchen Maßstäben also, genauer: welchen Produktionsverhältnissen sie sich da unterwerfen sollen, wollen die Gruppenmarxisten lieber übersehen haben, weil sie sonst doch akzeptieren müßten,
    daß die Produktionsverhältnisse den Staat mit seiner Gewalt am Laufen halten und nicht
    umgekehrt. Ein Überbau ist eben keine Basis, sondern nur ein Gehäuse für ungünstige
    Witterung.
    Die bloße Unterwerfung verhindert nicht und garantiert auch nicht die großen und kleinen
    Unterschiede, auch nicht die der Klassen, weil doch diese Unterschiede ganz andere Gründe haben als die Unterwerfung, Gründe, die trotz aller Unterwerfung ausräumbar wären, sofern der Staat nicht neben einer Gleichbehandlung der Bürger auch ihre Ungleichbehandlung als Produktionsagenten betreiben wollte.
    Wenn er alle seine Untertanen bloß dazu verdonnerte, die gleichen grünen Hosen anzuziehen, dann wäre alle Garantie im Eimer, sobald die grünbehosten Untertanen den Einfall hätten, bei aller Unterwerfung unter den Hosenzwang auch noch mit den übrigen Unterschieden aufzuräumen.
    Soweit die Obrigkeit zur Aufrechterhaltung der Unterschiede da ist, behandelt sie also
    auch ihre Untertanen ganz unterschiedlich, während sie bei einer puren Gleichbehandlung nichts, aber auch überhaupt nichts dazu beiträgt, daß die Leute ungleich sind.
    Und soweit er die Ungleichbehandlung nicht nötig hat, beweist das nur, wie sehr die
    Agenten der kapitalistischen Produktionweise diese Unterschiede als die Wirkung eines
    Naturgesetzes begreifen, womit sich die Frage stellt, wie es dazu kommt und wodurch das zu ändern ist.
    Es bedarf also immer eines ganz bestimmten Zwecks der Unterwerfung, der dann auch festlegt, worin ganz ungleiche Individuen gleich behandelt werden. Und dieser Zweck ist keiner, den sich der Staat frei wählt.
    „Er (der Staat) verpflichtet sie, die ökonomische Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abzuwickeln: jeder wird gezwungen, die ausschließende Verfügung über den Reichtum der Gesellschaft anzuerkennen und zum Prinzip seines ökonomischen Handelns zu machen.“
    Welcher Staat wo eigentlich zwingt die Leute, die ausschließende Verfügung über Reichtum zum Prinzip ihres Handelns zu machen? Überall verbieten die Staaten ihnen in der Regel nur, gegen den Willen des Eigentümers fremdes Eigentum zu benutzen. Aber sie verhindern nirgendwo diese Benutzung, wenn der Eigentümer damit einverstanden ist.
    Der Staat verpflichtet seine Untertanen auch nirgendwo, die ökonomische Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abzuwickeln, was man leicht daran sehen kann, daß unter seiner Oberaufsicht der umfassendste Enteignungsprozeß abläuft, der auf dem Globus je gesehen wurde. Daß diese gigantische Beseitigung des Privateigentums gerade ein Resultat der Konkurrenz ist, spricht eigentlich nicht dafür, daß die Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abgewickelt wird. Vielmehr konkurrieren die Leute nur, weil sie das Privateigentum respektieren. Und sie respektieren es in dem Sinne, daß sie es einander abjagen. Aber genau in eben diesem Sinne ist jede staatliche Verpflichtung überflüssig.
    All denen, die sich die vorgeschriebenen Mittel der Konkurrenz nicht angewöhnen wollen und sich einfach nehmen, was sie brauchen, gibt er einen Marktplatzverweis und schickt sie in die Kabinen.
    Er schließt also gewisse Mittel der Aneignung von vornherein aus. Und die Betrachtung
    dieser ausgeschlossenen Mittel sagt nun einiges aus über den Zweck des Staates. Denn mit Pistole und Schießgewehr wird zwar der Reichtum einzelner vergrößert, aber solange der eine gewinnt, was der andere verliert, solange also die bloße Konkurrenz um den bereits erzeugten Reichtum die Kräfte der Individuen leitet, wird der Reichtum insgesamt eher gemindert. Anders sieht es dagegen aus, wenn Waffen werden eingesetzt, um Leute zur Arbeit zu zwingen, womit dann aber wieder feststeht, daß es nicht die Waffen sind, die den Reichtum vergrößern.
    Wie sehr sich die Kapitalisten auch untereinander um den Mehrwert zanken, so bilden sie bekanntlich doch einen wahren Freimaurerbund, wenn es darum geht, die Arbeitsmenschen zu rupfen. Die Mehrung des Reichtums in seiner abstrakten Form ist das ihnen gemeinsame Interesse, das ohne arbeitsame Arme nicht zu realisieren ist. Der Staat, indem er die Lohnarbeit sichert, nicht aber den Arbeitslohn, befördert diese Ansammlung der Werte und ist offenbar nicht auf ihre „gerechte“ Verteilung aus. Er schert sich also einen feuchten Kehricht um das Wohlergehen der „Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft“, was die MG partout nicht glauben will:
    „Weil die Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft in der Verfolgung ihres individuellen Nutzens die Schädigung der Anderen betreiben, sind sie auf eine Macht angewiesen, die
    getrennt vom ökonomischen Leben die Anerkennung von Eigentum und Person garantiert.“
    Danach ist der Staat wohl dazu da, Schaden von den Leuten abzuwenden, womit der
    Amtseid der Berufsherrscher mal wieder bestätigt ist. Woran die MGler das nun wieder
    festgestellt haben, wo sie doch sonst auf der Welt nur staatsgeschädigte Personen herumlaufen sehen, bleibt uns ihr Geheimnis.
    Wäre er wirklich zur Verhinderung von Eigentumsverlusten da und zur Vermeidung der
    gesundheitlichen Ruinierung der Bürger, dann könnten wir uns getrost für seine lächerlichen Anstrengungen bedanken.
    Was da aber unter staatlichem Schutz schrankenlos Platz greift, läßt ganz im Gegenteil darauf schließen, daß die „Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft“ bei der „Verfolgung ihres individuellen Nutzens“ nichts weniger benötigen als eine Staatsmacht, weil die doch offenkundig nur eines garantiert: die fortgesetzte Schädigung aller eigentumslosen Personen und die fortgesetzte Enteignung von Eigentümern.
    Soweit die „Anerkennung von Eigentum und Person“ staatlich garantiert wird, ist sie völlig überflüssig, und soweit sie nicht überflüssig ist, wird sie nicht garantiert.
    „Ihren negativen Bezug aufeinander ergänzen sie um ihre gemeinsame Unterwerfung unter eine Gewalt, die ihre Sonderinteressen beschränkt.“
    Warum sollten Leute gemeinsam einen Verein aufmachen, der ihnen gerade das verbietet, was ihr besonderes Anliegen ist, nämlich das Niederstrecken aller Konkurrenten? Warum sollten sie sich einer Gewalt unterwerfen wollen, die ihnen bloß die Aufgabe ihrer Interessen abverlangt, da sie doch andere als Sonderinteressen überhaupt nicht haben?
    Und was zum Teufel sollte eine Gewalt daran finden, Sonderinteressen zu beschränken, wo Sonderinteressen doch beschränkte sind?
    Die Beschränktheit der bürgerlichen Individuen ist nichts als ein anderer Ausdruck für ihre Verfolgung von Sonderinteressen, die kein Staat beschränken, sondern jeder durchsetzen will.
    Er will aber die Mittel ihrer Durchsetzung beschränkt wissen auf die der Vermehrung des nationalen Reichtums nützlichen. Und diese Ordnungsfunktion des Staates ist nicht nur der Stolz seiner Diener, die selbst keinen Reichtum zustande bringen, sondern seine der Herrschaft des Kapitals entsprechende Aufgabe.
    Er betätigt sich ganz offenbar als ideeller Gesamtkapitalist der Nation und befördert das kapitale Allgemeininteresse, indem er allen Einsatz der Leute zu unterbinden sucht, der diesem Zweck entgegenläuft, nicht indem er die Interessen der Kapitalisten beschränkt, was doch eh in seiner Macht nicht steht.
    Die Kapitalisten müssen also ihre Interessen keineswegs verleugnen, wie das in dem folgenden Satz von ihnen behauptet wird:
    „N e b e n ihren ökonomischen Geschäften sind sie politische Bürger, sie wollen die staatliche Herrschaft, weil sie ihren Sonderinteressen nur nachgehen können, indem sie von ihnen auch abstrahieren.“(8)
    Und für die Proleten, deren ökonomisches Geschäft, das in der Hervorbringung des fremden und nicht in der Nutzung des eigenen Reichtums besteht, nie mit ihrem Sonderinteresse zusammenfällt, ist ein staatsunterstütztes Durchsetzen ihres Sonderinteresses gerade eine gründliche Illusion, die sie leider mit der MG teilen.
    Auch wenn die Lohnform ihnen etwas ganz anderes vorgaukelt, so macht ihr ökonomisches Interesse nun wirklich keinen bürgerlichen Staat nötig.
    Während die Kapitalisten also nicht von ihrem Sonderinteresse abstrahieren, um es durchzusetzen, setzen die Proleten ihr’s gerade nicht durch, solange sie immer davon abstrahieren. Ein Wille zum Staat wird so daher nirgendwo erkennbar, weshalb auch das kommende „also“ nur eine vorlaute Variante einer vermeintlichen Schlußfolgerung ist:
    „Der bürgerliche Staat ist also (!) die Verselbständigung ihres abstrakt freien Willens.“(8)
    Einige Zeilen zuvor hatten wir gelernt:
    „Der bürgerliche Staat ist die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft.“
    Dann ist also die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft die Verselbständigung eines abstrakt freien Willens. Warum? Warum ist sie nicht die Verselbständigung der quadratischen Zeit der Bürger oder ihrer evangelischen Chemie?
    Oder warum nicht so:
    „Der Staat ist göttlicher Wille als gegenwärtiger, sich zur wirklichen Gestalt und Organisation einer Welt entfaltender Geist.“ (Hegel/RPh §270)
    Eine richtige Ableitung wollen die Autoren vorgelegt haben mit ihrer finsteren Versicherung, die den Staat nicht besser deuten will als eine das Wunder zur Hilfe holende Pfaffenansicht, die einen Moses mit der Gesetzestafel unterm Arm vom Gebirge runterkommen läßt.
    Im Unterschied zur abweichenden MG-Meinung ist den Dienern Gottes allerdings von jeher klar, daß der Moses nichts mitbrachte als den Willen eines Herrn. Dennoch setzen sie sich unbeirrt für die Befolgung der Gebote ihrer himmlischen Obrigkeit mit dem Argument ein, die Zufriedenheit des Gebieters werde schließlich auch das Wohlergehen der Gemeinde herausschauen lassen.
    Auf solches Untertanenbewußtsein können sich die weltlichen Herren und ihre Helfer
    heutzutage offenbar nicht verlassen, weshalb sie sich mit dem Vorwand des Allgemeinwohles nicht begnügen, sondern ihre Herrschaft auch als Gemeinwille noch maskieren.
    Die Ideologie des freien Willens ist die fabelhafte Grundlage der demokratisch veranstalteten Herrenwahl in einer bürgerlichen Gesellschaft mit entwickelter Arbeitsteilung.
    Wenn aber selbst die Freiheit des Herrenwillens bestimmt ist von der Willkür des Knechtes, dann kann es doch mit dieser Freiheit so weit nun nicht her sein, dann ähnelt sie sehr einer bewußtlosen Befolgung von Vorschriften, die die Leute nicht gemacht haben und auch nicht ändern können.
    Am Ende ist die Freiheit des Willens noch der Freiheit der unbelebten Welt vergleichbar.
    Ein mit Vernunft begabter Tennisball müßte sich in Unkenntnis der wirklichen Gründe
    seines ewigen Hinundher saufrei fühlen und alle seine Bewegungen als Äußerungen seines freien Willens deuten, seine Absichten also für die letzten Beweggründe seines Handelns halten.
    Weil er im Tennisspiel unter den seiner aufgeblasenen Natur entsprechenden Bedingungen existierte, müßte er zweifellos sein unruhiges Dasein als Durchsetzung seines eigenwilligen Charakters interpretieren, während für das begeisterte Publikum immer nur seine reichliche Prügel erkennbar wäre.
    Wer die Beweggründe seines beschränkten Tuns nicht kennt, der fühlt sich leicht frei von aller Beschränkung. Und je freier ein Wille sich vorkommt, desto beschränkter wird sein Träger sein. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich – und sein Himmelreich ist bekanntlich seine von seinen äußeren Schranken befreite Natur.
    Eine Ableitung ist das Gegenteil einer Erklärung durch ein Wunder. Das Wunder ist der Lieblingsgegenstand des Glaubens, der hier eben durch keine Erfahrung zu verunsichern ist, also auf festem Boden steht. Das Wunder ist die Unterbrechung der Natur, Diskontinuität, Aufhebung der Beschränkung.
    In der Wissenschaft geht es dagegen ganz anders zu. Die Erforschung der Welt unterstellt überall Kontinuität, Zusammenhang der Natur. Und deshalb nur ist eine wissenschaftliche Erklärung eine Ableitung: die Zurückführung des Unbekannten auf das Bekannte. Wo aber die Kontinuität der Welt unterstellt ist, da ist kein Platz mehr für einen freien Willen, kein Platz für Willkür. Der freie Wille erscheint dann als williger Gehorsam, die Freiheit als kindliche Vorstellung des Zwangs.
    Wer den freien Willen voraussetzungslos ins Spiel bringt, der hat nur das Wunder unter
    einer anderen Bezeichnung zur Erklärung herangezogen.
    Bei der MG ist damit dann die stabile Grundlage eines hübschen Zirkels geschaffen: Die Leute haben den Staat, weil sie ihn wollen, und sie wollen ihn, weil sie ihn haben. Sie sind seine Schöpfer und Geschöpfe. Daß der Staat und der Wille dazu einen gemeinsamen Grund haben, will ihnen nicht einfallen, weil sie es mit der Freiheit des Willens ganz genau nehmen und daher die Frage nach dem Träger dieses Willens gar nicht stellen. Der freie Wille ist frei von aller Beschränkung, ist überall der gleiche, ob er sich nun in einer Lohnarbeitergestalt oder einer Kapitalistenhaut befindet. Seine Uniform ändert nicht seine Natur.
    Wer aber diesen spekulativen Dreh, der dem Willen die Würde des Subjekts verleiht, nicht mitmachen will, der will wissen, in welcher Eigenschaft die modernen Menschen einen gemeinschaftlichen Willen denn haben, der es im Staat zur Selbständigkeit bringen könnte.
    Nicht in Betracht kommt der Wille der Leute als Staatsbürger, da ein solcher Wille den Staat doch bereits voraussetzt.
    Es bleibt also ihr gemeinschaftliches Dasein als Produktionsagenten? Als solche wollen sie aber etwas ganz Entgegengesetztes, weshalb sie ständig miteinander im Streite liegen – Konkurrenz. Arbeitsleute und Kapitalisten z.B. zanken sich um das tägliche Wertprodukt, also um den Wert, den die Arbeiter hervorgebracht haben. Und ihre jeweiligen Anteile verhalten sich so zueinander, daß niemand mehr ergattert, ohne dass der andere weniger bekommt als zuvor.
    Wie sollten nun solche Feinde, von denen die einen nichts anderes im Sinn haben, als den anderen die Lebenszeit abzuknöpfen, sie also auf ganz gemeine Art umzubringen, je einen gemeinsamen Willen zustande bringen?
    Die Sache läuft offenbar nur dadurch, daß von ihren Unterschieden als Produktionsagenten abstrahiert wird.
    Als bloße Warenbesitzer kann man ihnen einen gemeinsamen Willen anlasten. Mit ihrer Einwilligung in den Platzwechsel der Waren, haben zwei Personen einen wirklich einheitlichen Willen, Einigkeit demonstriert, obgleich doch jeder den Gegenstand des anderen erwerben will. Sie wollen sich einander als einander ihre Ware wollende Individuen. Und so kann keiner einen anderen gebrauchen, der ihn nicht gebrauchen kann, für den er nutzlos ist.
    Der gemeinschaftliche Wille der Warenbesitzer ist also das Resultat ihrer wirklichen Aktion, er ist ganz praktisches Resultat anderer Absichten. Nichts ist daher verkehrter als die Annahme, die Leute würden sich hier einem gemeinsamen Willen unterwerfen. Und doch will gerade so sich der Idealist die Sache vorstellen: das Gemeinsame als ein Drittes, das sich dann selbständig macht und in die Rolle des Despoten schlüpft, der unter dem Titel „Staat“ fortan in der Welt sein Wesen treibt. Alle seine Sauereien erscheinen dann – in der hegelschen Konsequenz – als Tätigkeit des Allgemeinen.
    In der bürgerlichen Welt treten die Individuen zueinander ins Verhältnis als Warenbesitzer, weil sie sich wechselseitig nötig haben, weil ein jeder zu seinem Vorteil abhängt von der Benutzung durch einen anderen, weshalb auch von ihrem bloß negativen Bezug aufeinander keine Rede sein kann. Damit aber ist noch längst kein Staat gemacht.
    Während sie als Produktionsagenten keinen gemeinsamen Willen haben, macht in ihrer Eigenschaft als Warenbesitzer dieser gemeinsame Wille jeden Staat überflüssig. In dem Maße ihrer Übereinstimmung haben die Individuen keine Zwangsgewalt nötig.
    Wo alle einen gemeinsamen Willen haben, da braucht dieser ihnen gegenüber keine besondere Gestalt anzunehmen, wie ja auch die Gesellschaftlichkeit ihrer Produktion keinen Umweg zur Geldgestalt mehr erfordert, sobald sie unmittelbar ist.
    Wenn ausgerechnet mit der Verallgemeinerung des Warenverkehrs und des zugehörigen Willens sich ein immer bedrohlicherer Staat herausbildet, dann weist das auf etwas ganz anderes hin als auf einen massenhaften gemeinsamen Willen.
    Solange es überall Besitzer von Existenzbedingungen gab, die Produzenten von ihren Produktionsmitteln noch nicht getrennt waren, Handwerker, Bauern mit eigenen Geräten ihren Lebensunterhalt besorgten, war der Zwang zum Staatsschutz viel geringer als heute, wo es eine ungeheuerliche Masse von Habenichtsen in Schach zu halten gilt.
    Während ihre Gleichheit nur die Basis ihrer Illusion ist, ist ihre Ungleichheit ein Staatsgrund. Soweit sie sich zu ihrem wechselseitigen Vorteil benutzen, brauchen sie keinen Staat. Soweit sich die Privateigentümer als solche anerkennen, soweit sie als Warenbesitzer miteinander verkehren, sich einander als Gleiche akzeptieren, machen sie jeden Staat überflüssig. Nur soweit sie es nicht tun, soweit da welche zum einseitigen Vorteil benutzt werden, ist der Staat erforderlich.
    Und wo Kapitalisten und Arbeiter einander gegenübertreten, da ist in der Tat vom beiderseitigen Gewinn nirgendwo etwas zu entdecken. Gewinn und Verlust, Vor- und Nachteile desselben Verhältnisses sind hier so ausschließlich verteilt, daß seine Nutznießer auf eine entsprechende Sicherung nicht verzichten können.
    Mit dem Staat behauptet die herrschende Klasse die ihren Lebensbedingungen entsprechenden Interessen als allgemeine. Ihr Wille ist Allgemeinwille, Staatswille eben, Gesetz. Und von diesem gemeinen Inhalt des Willens will die MG gerade absehen. Ihr ist der Wille der Produktionsagenten frei – und der Staat seine selbständige Gestalt.
    Und da der freie Wille nur die Wahl (=Kür) des Willens ist, ist der Staat für die MG eben auch die verselbständigte Willkür. Gegen solche dorfschulmeisterliche Gescheitheit kann ein plumper Lego – Bausteinmaterialismus, der den herrschenden Staat nur für die herrschende Ökonomie in anderer Potenz hält, nix auszurichten:
    „Nur der politische Aberglaube bildet sich noch heutzutage ein, daß das bürgerliche Leben vom Staat zusammengehalten werden müsse, während umgekehrt in der Wirklichkeit der Staat von dem bürgerlichen Leben zusammengehalten wird.“ (MEW2/128)

  162. Nimis
    1. August 2009, 02:00 | #162

    Eine philosophisch-sibyllinische Vorbemerkung zum Text eines uns unbekannten Autors:
    Wissenschaftliche Arbeit, über die nicht der Gedanke verschwendet wird, sie sei, weil immerhin letztlich individuell erbracht, eine Privatangelegenheit, ist allgemeine Arbeit. Als solche gehört sie, will sie sich denn durch ihr fremde Akkommodationen, wie etwa Eigentumsrechte, eigene bzw. fremde Ertragsansprüche, Frustration und Resignation, Profilierungserwartungen, Privatisierungsweisen des Nachdenkens, nicht selbst depravieren, ihrem Begriff nach der Gemeinschaft der Erkennenden, also der menschlichen Gattung, an. Darunter fällt notgedrungen auch, fast möchte man, wüsste man’s nicht besser, meinen, erst recht: jegliche Form geistiger Betätigung von Leuten, deren Theorie schon im Adjektiv einen über sich selbst hinausweisenden Bezug mitträgt: kommunistisch. Daß dem nicht so ist, kann man konstatieren. Der Insinuation, sich im Falle der Kenntnis eines intellektuellen Produkts der Geheimhaltung zu befleißigen, braucht man sich deshalb nicht zu beugen. Denn das Denken ist aller gewöhnlichen Einbildung zum Trotz nichts, was individuell zu reklamieren ist und zu reservieren wäre, da Allgemeinheit und Notwendigkeit seine bestimmenden Charakteristika sind. Das heißt nicht, dass das Denken anti-individuell ist. Nur ist dem Denken, das auf einen wirklich allgemeinen Inhalt aus ist, das Individuelle am Denken rein zufälliger Natur, eben nicht notwendiges Signum seiner Korrektheit, noch nicht einmal des Anspruchs darauf angemessen. Individuelles gehört damit nicht in seinen Begriff und notabene auch nicht zum Begriff der gedachten Sache. Auch nicht der Denker selbst. Denn der Träger des Denkens erfährt seine Selbstrealisierung zunächst in der geistigen Aufhebung seines Gegensatzes zur allgemeinen Natur seiner Erkenntnisobjekte. Darin ist sie verschwindendes Moment und konkret zugleich, nie und nimmer aber ist die abstrakte Negation des Allgemeinen der Weg, um sich die Gestalt konkreter Einzelheit zu geben. Die Überwindung eines Allgemeinen, das einem erkundeten wie vermittelten Interesse oppositionell ist, ist erst damit gesetzt. Die abstrakte Negation eines Bestehenden haftet hingegen noch immer diesem selbst an. Deren Protagonisten fühlen sich auch nur in diesem Gegensatz auf heimischem Boden.
    Die unten erfolgte Einstellung hat auch keinen Namen. Selbst der Formalkenntnis, wer sich hinter dem Pseudonym des Einstellers, der nicht der Verfasser der Kritik des § 1 der Staatsanalyse der MG ist, verbirgt, wäre er nicht zu entlocken. Mit der Veröffentlichung verbinde ich auch alles andere als eine Parteinahme für das Papier. Der Name spielte jedoch sowieso keine Rolle. Und zwar aus eben oben skizziertem Grunde noch nicht einmal dann, wenn der Autor des Pamphlets sich aus was für Gründen auch immer selbst mit einem Blog-Beitrag einbringen möchte.
    Daß meinem Informationsstand nach bislang Null-Auseinandersetzung mit der aus dem Jahre 1986 stammenden Kritik stattgefunden hat, sei der Ordnung halber erwähnt. Die damalige und heutige Resultate-Chefredaktion wähnte der Erzählung nach wohl ein einziges Missverständnis. Über den Verlauf, wie dieses Ergebnis, welches ja immerhin im Miß- noch um ein Verständnis heischend gewesen wäre, erzielt worden war, ist allerdings nichts bekannt.
    ______________________________
    ZUR FORTSETZUNG EINER BEENDETEN UNSELIGEN
    STAATSABLEITUNGSDEBATTE
    §1
    “Der bürgerliche Staat ist die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft.“
    Die Leser werden hier umstandslos mit dem Geheimnis vertraut gemacht, daß die kapitalistische Gesellschaft ohne politische Gewalt nicht auskommen will.
    Da wir im folgenden die Bekanntmachung mit der politischen Gewalt erwarten dürfen, bleibt zunächst noch die Beschaffenheit der „kapitalistischen Gesellschaft“ zu sichten. In Ermangelung näherer Aufklärung wollen wir, hoffentlich in Übereinstimmung mit den Autoren, annehmen, daß es sich hierbei um den von der kapitalistischen Produktionsweise hervorgezauberten gesellschaftlichen Zusammenhang der Individuen handelt, also um nichts anderes als die bürgerliche Gesellschaft. Diese bürgerliche Gesellschaft aber ist ganz offenbar nur eine, auch wenn es den modernen Ignoranten nicht auffällt, die Kaffee aus Uganda schlürfen oder Bananen aus Somalia vermöbeln.
    Wir bekommen also das Problem, warum verschiedene Leute ganz verschiedenen Staatsaufsichten unterstellt sind, obgleich sie doch zur selben feinen Gesellschaft gehören.
    Wo immer Leute einen Verband ihrer Interessen aufmachen, also auch zu einem Staat sich zusammenfinden, da haben sie einen gemeinsamen Gegner. Die Staatenvielfalt scheint daher zur Staatsnatur zu gehören wie zu einer Streitmacht ein streitmächtiger Feind.
    Alle großen und kleinen Staaten wollen deshalb ja auch von den Steuern allein nicht leben, sondern fordern Gefechtsbereitschaft.
    Ein Weltstaat, ein einziger Staat auf dem Erdball wäre ein grundsätzlich anderer Charakter als ein abstrakter Staat, der bloß das Gemeinschaftliche aller bestehenden Staaten darstellen soll.
    Nur wer einen fiktiven Welt-Staat, der nur in seinem Kopf Bestand und nirgendwo ein Äquivalent hat, einer konkreten bürgerlichen Gesellschaft Gewalt antun lassen will, kann die Vielzahl der Staaten und ihren Verkehr untereinander übersehen – ein Hegel zum Beispiel:
    „Bei der Idee des Staates muß man nicht besondere Staaten vor Augen haben, nicht besondere Institutionen, man muß vielmehr die Idee, diesen wirklichen Gott, für sich betrachten.“ (RPh 58/Zusatz)
    Und weil unsere Autoren diesen Fehler unbedingt auch machen wollen, gehen sie sogleich zum nächsten über:
    „Der bürgerliche Staat unterwirft die Agenten der kapitalistischen Produktionsweise unter Absehung von allen natürlichen und gesellschaftlichen Unterschieden seiner Herrschaft und gewährt (!) ihnen damit (!) die Verfolgung ihrer gegensätzlichen Sonderinteressen: GLEICHHEIT und FREIHEIT.“
    Bevor sie darüber Bericht erstatten, wie die Leute den Staat an den Hals kriegen, lassen sie ihn gleich als souveränes Subjekt auf den Plan treten, der grund- und ausnahmslos alles Volk sich untertan macht, und legen damit wieder den Verdacht nahe, daß sie neben dieser abstrakten, moralischen Herrschaft keine weiteren Herren mehr feststellen wollen.
    Als ginge es dem Staat um die pure Unterwerfung der Leute und nicht um ein ganz handfestes materielles Anliegen, das nicht vom Himmel kommt, wird da jeder ökonomische Maßstab seines Handelns geleugnet und damit auch das Dasein der Klassen für die allgemeine Bestimmung des Staates als so unbedeutend angesehen, daß sie im ersten Ableitungsparagraphen, der den abstrakten Staatsbegriff doch abgeben soll, keine Erwähnung finden.
    Die Agenten der kapitalistischen Produktionsweise sind die durch ihre Stellung zum Produktionsprozeß unterschiedenene Charaktere: Kapitalisten, Lohnarbeiter, Grundrentner. Und von diesen gesellschaftlichen Unterschieden sollte der bürgerliche Staat abstrahieren?
    Die Autoren verwechseln die handgreifliche Wirklichkeit mit den Phrasen und Einbildungen nicht nur aller Regierungsmannschaften: Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich.
    Sollte ihnen etwa unbekannt geblieben sein, daß in den modernen Gesetzeswerken durchaus die Pflichten und Rechte von „Dienstberechtigten und Dienstverpflichteten“, von „Arbeitgebern und Arbeitnehmern“ geregelt sind, womit unter blöden Titeln die gegensätzlichen Existenzbedingungen der Leute zugegeben sind und damit zugleich das Dasein der Klassen, des Klassenkampfes und der revolutionären Bedrohung der bürgerlichen Ordnung eingestanden ist?
    In den Gesetzbüchern sind die Umgangsformen geregelt, wie sie den Gesetzen des Kapitals entsprechen. Es sind also die Naturgesetze des Kapitals, die als Verkehrsformen der Individuen zur Verbindlichkeit kommen. Und soweit diese Individuen auch vor dem Gesetz alle gleich sein mögen, so sind doch die auf sie jeweils angewendeten Gesetze ungleiche.
    Als Produktionsagenten sind nicht nur ihre Unterschiede sämtlich staatlich anerkannt, sondern auch in einer Weise anerkannt, die keinen Zweifel darüber zuläßt, welche Zwecke der Staat nicht verfolgt.
    Wem will es schon entgangen sein, daß er sich mit seinen dauernden Feldzügen gegen alle Gleichmacherei ganz hartnäckig weigert, den modernen Lohnarbeitern ihre Existenz zu sichern, ganz im Gegensatz z.B. zum mittelalterlichen Zunftregiment, das durch totale Behinderung der Konkurrenz den städtischen Handwerksleuten ein seltenes Wohlergehen zuteil werden ließ.
    Das Mittelalter mit seinen Privilegien der Abstammung, mit seinen Ständen, Korporationen und Innungen ist heutzutage allerdings weitgehend erledigt. Damit sind aber keineswegs die Privilegien überhaupt ausgeräumt. Wie sollte sich auch ein Bourgeois, der z.B. beständig auf dem Weltmarkt um Marktanteile und Rohstoffe konkurriert und konkurrieren muß, sich mit einer politischen Gewalt zufrieden geben, die ihn genauso behandelt wie jeden örtlichen Trunkenbold?
    Wenn auch kein nationales Individuum aufgrund seiner Geburt ein staatliches Privileg erhält und daher ein so vorherbestimmtes Dasein verhindert wird, dann bedeutet das noch lange nicht die Abwesenheit von Klassenprivilegien, die für einzelne Individuen den Klassenwechsel nicht ausschließen.
    Ähnlich wie in der offiziellen Staatsverehrung, in der der Wille des Staates als eine Angelegenheit der Vernunft und nicht als Wille zur Durchsetzung des als Allgemeinwohl
    auftretenden Klasseninteresses der Kapitalisten ausgegeben wird, will hier in §1 die MG von Klassen nichts wissen. Bloß weil er keine Standesunterschiede mitmachen will, soll er alle Unterschiede übersehen.
    Über die Differenz von Geber und Nehmer einer Ware läßt das Gesetzbuch aber keinen Zweifel offen, und daß das Geben und Nehmen der Arbeit dabei eine besondere Rolle spielen, deutet darauf hin, daß der bürgerliche Staat Proleten und Kapitalisten gar nicht so gleich behandeln will.
    Auch wenn in der modernen Gesellschaft die Knechte weder einer privaten Gerichtsbarkeit ihrer Herren unterliegen noch die Freiheit der Berufswahl vermissen, so ist dafür gesorgt, daß sie als Klasse hörig sind.
    Die heutzutage überall so sehr bejammerte umfassende Macht des Staates ist drum auch nichts als die andere Seite der beliebten Freiheit der Individuen. Hätte jeder Arbeitsmann einen besonderen Herrn, wäre eine selbständige politische Gewalt weit weniger erforderlich, weil eben mit der freien Konkurrenz der Zwang beseitigt wäre, die Arbeiter als Klasse niederzuhalten.
    Wo aber die Arbeitsleute sich nicht frei bewegen können, da kann es das Kapital auch nicht. Die Freiheit des Kapitals hat die Freiheit der Lohnarbeiter zur Voraussetzung, weshalb sich ja die Kapitalisten mit ganz aufschlußreichen „Ausnahmen“ für sie auch stark machen – Menschenrechte.
    Wie daher die Arbeiterklasse dem Kapital gehört – und weder einer Kaste von Sklavenhaltern noch einer national organisierten Kapitalistengruppe zur privaten Verwendung überlassen bleiben kann -, so ist die Freiheit der Arbeiter eine des Kapitals, die kaum ein Staat genehmigen (wollen) kann, weil er sich ihr letztlich beugen muß, wie sehr er auch immer sich widersetzen mag.
    Der lupenreine Staatsidealismus der MG, der es ernsthaft zu der Einbildung bringt, der Staat könne seinen Untertanen die Interessenverfolgung gewähren, blamiert sich drum an einer Wirklichkeit, die überall nur beweist, daß noch jede Genehmigung die Möglichkeit der Verweigerung einschließt.
    Und wie nun der bürgerliche Staat mit „Freiheit und Gleichheit“ den Leuten gleich ein Produktionsverhältnis verbieten können soll, dem er obendrein auch noch seine Existenz schuldig ist, ist nun schon gar nicht einzusehen.
    Da kann es die kapitalistische Produktionsweise noch nicht sehr weit gebracht haben, wo der Eindruck noch verständlich ist, daß der Staat bestimmt, wo er in Wirklichkeit bestimmt wird. Wem Ausgangspunkt und Resultat nicht beliebig sind, der kann sich sonst der Einsicht nicht entziehen, daß der Staat für die Freiheit der Untertanen nichts kann, sondern mit dem Erfolg des Kapitals auch der der Freiheit und damit der des Staates sich einstellt – nicht umgekehrt.
    Bloß weil der Vater Staat an ein Verbot aber überhaupt nicht denkt, fällt das schiefe Bild der Beender der unseligen Staatsdebatte sogleich nicht auf.
    Daß allen Staatsmaßnahmen gesellschaftliche Akte vorausgehen und alle Gesetze nur die offizielle Anerkennung der ökonomischen Verhältnisse sind in einer mehr oder minder klaren Weise, Gesetze nur Verhältnisse sind in einer anderen Potenz, wollen unsere Staatskritiker gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. Sie erkennen zwar die ökonomische Geburtsurkunde an, bestreiten aber zugleich das spätere Leben als eines im Materialismus und behaupten, „daß die Realisation (!) von Freiheit und Gleichheit eine ungemütliche Sache ist, weil sie sich erstens ökonomischen Gegensätzen verdankt und zweitens eine mittels Gewaltmonopol erzwungene Aufrechterhaltung dieser Gegensätze zum Zweck hat.“(9)
    Hm! Freiheit und Gleichheit sollen danach zwar in ökonomischen Gegensätzen einen Grund haben, aber bloß einen vorübergegangenen, keinen permanenten, weshalb diese Gegensätze später vom Staat aufrechterhalten werden und mithin einen Staatsgrund erhalten. Es sind also bei genauerer Betrachtung keine ökonomischen Gegensätze mehr, sondern welche, die der Staat anzettelt. Wären sie ökonomischer Natur, also ein beständiges Resultat der kapitalistischen Produktionsweise, dann wären sie stets reproduziert vom Gang der Geschäfte und hätten keine Aufrechterhaltung seitens des Staates nötig, lediglich in solchen Fällen, in denen die Reproduktion nicht klappt, also ausnahmsweise. Denn reproduziert werden mit den Waren eben auch die Verhältnisse, unter denen die Produktion abläuft, mithin auch Freiheit und Gleichheit.
    Die Freiheit der Leute ist keine, die sich aus ihrer staatlichen Gleichbehandlung ergibt, sondern eine Voraussetzung ihres Verkehrs als Gleiche miteinander. Denn als Warenbesitzer erkennen sie sich nicht nur wechselseitig als Personen an, sondern müssen sie auch über ihre Waren frei verfügen können. Und weil diese Freiheit auch für die Arbeitsleute gilt, bilden die sich eine Menge darauf ein und wärmen sich an der Illusion einer Gleichheit, wo die Anschauung ihrer Lebensumstände ihnen eine ganz andere Meinung aufdrängt. Sie freuen sich, über Zuwendungen gleichgestellt zu sein, obgleich das Nehmen und das Geben der Arbeit selbst mit dem gesunden Menschenverstand nicht übereinstimmt, weil doch der Geber nun absolut nichts gibt, sondern das Recht zur kostenlosen Aneignung von Nehmerarbeit sich nimmt.
    Die Illusion ihrer Gleichheit gewinnen die Leute ausschließlich durch die Form des Arbeitslohnes, mit der sie sich vorstellen, daß sie bekommen, was sie geben. Alle wirklichen Unterschiede führen sie daher zurück auf den Zufall, Talente, Anlagen, Fleiß etc. oder auf Rechtsbruch, aber nicht auf den mit der Weise der Produktion tagtäglich gegebenen, ganz normalen Beschiß. Sie wollen darum den gesellschaftlichen und natürlichen Zufall bekämpfen und fordern Chancengleichheit, Sozialhilfe und Polizei.
    Wie die Formen ihres Zustandekommens zeigen auch die ihrer Aufrechterhaltung, dass die Staatsmaßnahmen nichts als die Ergebnisse einer Produktionsweise mit ihrer Konkurrenz sind: Da konkurrieren in den Parlamenten, in den Wahl- und anderen Lokalen die ökonomischen Interessen um ihre Anerkennung als Allgemeininteresse.
    Dagegen bedeutet die MG-Ansicht in ihrer Konsequenz, daß der Staat mit seinem Gewaltmonopol nicht nur für die Gleichheit und die Freiheit zuständig ist, sondern mit seiner Aufrechterhaltung der Gegensätze auch sich selbst erzeugt. Denn er beschränkt die Personen, und nur beschränkte Personen wollen einen Staat.
    Kein Wunder, wenn die Autoren zur Erklärung ihres Gegenstandes alles ökonomische Drumrum am liebsten gleich ganz vergessen möchten:
    „Auch ohne Betrachtung der Ökonomie, der Produktionsweise, welche der Staat mit seiner Gewalt am Laufen hält, steht fest, daß er Klassenstaat ist: durch die gleiche Unterwerfung aller garantiert er den Fortbestand aller kleinen und großen Unterschiede … .“(9)
    Auch hier verschlimmbessert der reuevolle Zusatz den fehlerhaften Paragraphen.
    Daß eine gleiche Unterwerfung überhaupt nix garantiert, wenn nicht zuvor schon bestimmt ist, wozu denn unterworfen wird und worin denn bei allen Unterschieden der Figuren ihre Gleichheit bestehen soll und worin ihre Ungleichheit, welchen Maßstäben also, genauer: welchen Produktionsverhältnissen sie sich da unterwerfen sollen, wollen die Gruppenmarxisten lieber übersehen haben, weil sie sonst doch akzeptieren müßten,
    daß die Produktionsverhältnisse den Staat mit seiner Gewalt am Laufen halten und nicht
    umgekehrt. Ein Überbau ist eben keine Basis, sondern nur ein Gehäuse für ungünstige
    Witterung.
    Die bloße Unterwerfung verhindert nicht und garantiert auch nicht die großen und kleinen
    Unterschiede, auch nicht die der Klassen, weil doch diese Unterschiede ganz andere Gründe haben als die Unterwerfung, Gründe, die trotz aller Unterwerfung ausräumbar wären, sofern der Staat nicht neben einer Gleichbehandlung der Bürger auch ihre Ungleichbehandlung als Produktionsagenten betreiben wollte.
    Wenn er alle seine Untertanen bloß dazu verdonnerte, die gleichen grünen Hosen anzuziehen, dann wäre alle Garantie im Eimer, sobald die grünbehosten Untertanen den Einfall hätten, bei aller Unterwerfung unter den Hosenzwang auch noch mit den übrigen Unterschieden aufzuräumen.
    Soweit die Obrigkeit zur Aufrechterhaltung der Unterschiede da ist, behandelt sie also
    auch ihre Untertanen ganz unterschiedlich, während sie bei einer puren Gleichbehandlung nichts, aber auch überhaupt nichts dazu beiträgt, daß die Leute ungleich sind.
    Und soweit er die Ungleichbehandlung nicht nötig hat, beweist das nur, wie sehr die
    Agenten der kapitalistischen Produktionweise diese Unterschiede als die Wirkung eines
    Naturgesetzes begreifen, womit sich die Frage stellt, wie es dazu kommt und wodurch das zu ändern ist.
    Es bedarf also immer eines ganz bestimmten Zwecks der Unterwerfung, der dann auch festlegt, worin ganz ungleiche Individuen gleich behandelt werden. Und dieser Zweck ist keiner, den sich der Staat frei wählt.
    „Er (der Staat) verpflichtet sie, die ökonomische Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abzuwickeln: jeder wird gezwungen, die ausschließende Verfügung über den Reichtum der Gesellschaft anzuerkennen und zum Prinzip seines ökonomischen Handelns zu machen.“
    Welcher Staat wo eigentlich zwingt die Leute, die ausschließende Verfügung über Reichtum zum Prinzip ihres Handelns zu machen? Überall verbieten die Staaten ihnen in der Regel nur, gegen den Willen des Eigentümers fremdes Eigentum zu benutzen. Aber sie verhindern nirgendwo diese Benutzung, wenn der Eigentümer damit einverstanden ist.
    Der Staat verpflichtet seine Untertanen auch nirgendwo, die ökonomische Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abzuwickeln, was man leicht daran sehen kann, daß unter seiner Oberaufsicht der umfassendste Enteignungsprozeß abläuft, der auf dem Globus je gesehen wurde. Daß diese gigantische Beseitigung des Privateigentums gerade ein Resultat der Konkurrenz ist, spricht eigentlich nicht dafür, daß die Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abgewickelt wird. Vielmehr konkurrieren die Leute nur, weil sie das Privateigentum respektieren. Und sie respektieren es in dem Sinne, daß sie es einander abjagen. Aber genau in eben diesem Sinne ist jede staatliche Verpflichtung überflüssig.
    All denen, die sich die vorgeschriebenen Mittel der Konkurrenz nicht angewöhnen wollen und sich einfach nehmen, was sie brauchen, gibt er einen Marktplatzverweis und schickt sie in die Kabinen.
    Er schließt also gewisse Mittel der Aneignung von vornherein aus. Und die Betrachtung
    dieser ausgeschlossenen Mittel sagt nun einiges aus über den Zweck des Staates. Denn mit Pistole und Schießgewehr wird zwar der Reichtum einzelner vergrößert, aber solange der eine gewinnt, was der andere verliert, solange also die bloße Konkurrenz um den bereits erzeugten Reichtum die Kräfte der Individuen leitet, wird der Reichtum insgesamt eher gemindert. Anders sieht es dagegen aus, wenn Waffen werden eingesetzt, um Leute zur Arbeit zu zwingen, womit dann aber wieder feststeht, daß es nicht die Waffen sind, die den Reichtum vergrößern.
    Wie sehr sich die Kapitalisten auch untereinander um den Mehrwert zanken, so bilden sie bekanntlich doch einen wahren Freimaurerbund, wenn es darum geht, die Arbeitsmenschen zu rupfen. Die Mehrung des Reichtums in seiner abstrakten Form ist das ihnen gemeinsame Interesse, das ohne arbeitsame Arme nicht zu realisieren ist. Der Staat, indem er die Lohnarbeit sichert, nicht aber den Arbeitslohn, befördert diese Ansammlung der Werte und ist offenbar nicht auf ihre „gerechte“ Verteilung aus. Er schert sich also einen feuchten Kehricht um das Wohlergehen der „Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft“, was die MG partout nicht glauben will:
    „Weil die Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft in der Verfolgung ihres individuellen Nutzens die Schädigung der Anderen betreiben, sind sie auf eine Macht angewiesen, die
    getrennt vom ökonomischen Leben die Anerkennung von Eigentum und Person garantiert.“
    Danach ist der Staat wohl dazu da, Schaden von den Leuten abzuwenden, womit der
    Amtseid der Berufsherrscher mal wieder bestätigt ist. Woran die MGler das nun wieder
    festgestellt haben, wo sie doch sonst auf der Welt nur staatsgeschädigte Personen herumlaufen sehen, bleibt uns ihr Geheimnis.
    Wäre er wirklich zur Verhinderung von Eigentumsverlusten da und zur Vermeidung der
    gesundheitlichen Ruinierung der Bürger, dann könnten wir uns getrost für seine lächerlichen Anstrengungen bedanken.
    Was da aber unter staatlichem Schutz schrankenlos Platz greift, läßt ganz im Gegenteil darauf schließen, daß die „Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft“ bei der „Verfolgung ihres individuellen Nutzens“ nichts weniger benötigen als eine Staatsmacht, weil die doch offenkundig nur eines garantiert: die fortgesetzte Schädigung aller eigentumslosen Personen und die fortgesetzte Enteignung von Eigentümern.
    Soweit die „Anerkennung von Eigentum und Person“ staatlich garantiert wird, ist sie völlig überflüssig, und soweit sie nicht überflüssig ist, wird sie nicht garantiert.
    „Ihren negativen Bezug aufeinander ergänzen sie um ihre gemeinsame Unterwerfung unter eine Gewalt, die ihre Sonderinteressen beschränkt.“
    Warum sollten Leute gemeinsam einen Verein aufmachen, der ihnen gerade das verbietet, was ihr besonderes Anliegen ist, nämlich das Niederstrecken aller Konkurrenten? Warum sollten sie sich einer Gewalt unterwerfen wollen, die ihnen bloß die Aufgabe ihrer Interessen abverlangt, da sie doch andere als Sonderinteressen überhaupt nicht haben?
    Und was zum Teufel sollte eine Gewalt daran finden, Sonderinteressen zu beschränken, wo Sonderinteressen doch beschränkte sind?
    Die Beschränktheit der bürgerlichen Individuen ist nichts als ein anderer Ausdruck für ihre Verfolgung von Sonderinteressen, die kein Staat beschränken, sondern jeder durchsetzen will.
    Er will aber die Mittel ihrer Durchsetzung beschränkt wissen auf die der Vermehrung des nationalen Reichtums nützlichen. Und diese Ordnungsfunktion des Staates ist nicht nur der Stolz seiner Diener, die selbst keinen Reichtum zustande bringen, sondern seine der Herrschaft des Kapitals entsprechende Aufgabe.
    Er betätigt sich ganz offenbar als ideeller Gesamtkapitalist der Nation und befördert das kapitale Allgemeininteresse, indem er allen Einsatz der Leute zu unterbinden sucht, der diesem Zweck entgegenläuft, nicht indem er die Interessen der Kapitalisten beschränkt, was doch eh in seiner Macht nicht steht.
    Die Kapitalisten müssen also ihre Interessen keineswegs verleugnen, wie das in dem folgenden Satz von ihnen behauptet wird:
    „N e b e n ihren ökonomischen Geschäften sind sie politische Bürger, sie wollen die staatliche Herrschaft, weil sie ihren Sonderinteressen nur nachgehen können, indem sie von ihnen auch abstrahieren.“(8)
    Und für die Proleten, deren ökonomisches Geschäft, das in der Hervorbringung des fremden und nicht in der Nutzung des eigenen Reichtums besteht, nie mit ihrem Sonderinteresse zusammenfällt, ist ein staatsunterstütztes Durchsetzen ihres Sonderinteresses gerade eine gründliche Illusion, die sie leider mit der MG teilen.
    Auch wenn die Lohnform ihnen etwas ganz anderes vorgaukelt, so macht ihr ökonomisches Interesse nun wirklich keinen bürgerlichen Staat nötig.
    Während die Kapitalisten also nicht von ihrem Sonderinteresse abstrahieren, um es durchzusetzen, setzen die Proleten ihr’s gerade nicht durch, solange sie immer davon abstrahieren. Ein Wille zum Staat wird so daher nirgendwo erkennbar, weshalb auch das kommende „also“ nur eine vorlaute Variante einer vermeintlichen Schlußfolgerung ist:
    „Der bürgerliche Staat ist also (!) die Verselbständigung ihres abstrakt freien Willens.“(8)
    Einige Zeilen zuvor hatten wir gelernt:
    „Der bürgerliche Staat ist die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft.“
    Dann ist also die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft die Verselbständigung eines abstrakt freien Willens. Warum? Warum ist sie nicht die Verselbständigung der quadratischen Zeit der Bürger oder ihrer evangelischen Chemie?
    Oder warum nicht so:
    „Der Staat ist göttlicher Wille als gegenwärtiger, sich zur wirklichen Gestalt und Organisation einer Welt entfaltender Geist.“ (Hegel/RPh §270)
    Eine richtige Ableitung wollen die Autoren vorgelegt haben mit ihrer finsteren Versicherung, die den Staat nicht besser deuten will als eine das Wunder zur Hilfe holende Pfaffenansicht, die einen Moses mit der Gesetzestafel unterm Arm vom Gebirge runterkommen läßt.
    Im Unterschied zur abweichenden MG-Meinung ist den Dienern Gottes allerdings von jeher klar, daß der Moses nichts mitbrachte als den Willen eines Herrn. Dennoch setzen sie sich unbeirrt für die Befolgung der Gebote ihrer himmlischen Obrigkeit mit dem Argument ein, die Zufriedenheit des Gebieters werde schließlich auch das Wohlergehen der Gemeinde herausschauen lassen.
    Auf solches Untertanenbewußtsein können sich die weltlichen Herren und ihre Helfer
    heutzutage offenbar nicht verlassen, weshalb sie sich mit dem Vorwand des Allgemeinwohles nicht begnügen, sondern ihre Herrschaft auch als Gemeinwille noch maskieren.
    Die Ideologie des freien Willens ist die fabelhafte Grundlage der demokratisch veranstalteten Herrenwahl in einer bürgerlichen Gesellschaft mit entwickelter Arbeitsteilung.
    Wenn aber selbst die Freiheit des Herrenwillens bestimmt ist von der Willkür des Knechtes, dann kann es doch mit dieser Freiheit so weit nun nicht her sein, dann ähnelt sie sehr einer bewußtlosen Befolgung von Vorschriften, die die Leute nicht gemacht haben und auch nicht ändern können.
    Am Ende ist die Freiheit des Willens noch der Freiheit der unbelebten Welt vergleichbar.
    Ein mit Vernunft begabter Tennisball müßte sich in Unkenntnis der wirklichen Gründe
    seines ewigen Hinundher saufrei fühlen und alle seine Bewegungen als Äußerungen seines freien Willens deuten, seine Absichten also für die letzten Beweggründe seines Handelns halten.
    Weil er im Tennisspiel unter den seiner aufgeblasenen Natur entsprechenden Bedingungen existierte, müßte er zweifellos sein unruhiges Dasein als Durchsetzung seines eigenwilligen Charakters interpretieren, während für das begeisterte Publikum immer nur seine reichliche Prügel erkennbar wäre.
    Wer die Beweggründe seines beschränkten Tuns nicht kennt, der fühlt sich leicht frei von aller Beschränkung. Und je freier ein Wille sich vorkommt, desto beschränkter wird sein Träger sein. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich – und sein Himmelreich ist bekanntlich seine von seinen äußeren Schranken befreite Natur.
    Eine Ableitung ist das Gegenteil einer Erklärung durch ein Wunder. Das Wunder ist der Lieblingsgegenstand des Glaubens, der hier eben durch keine Erfahrung zu verunsichern ist, also auf festem Boden steht. Das Wunder ist die Unterbrechung der Natur, Diskontinuität, Aufhebung der Beschränkung.
    In der Wissenschaft geht es dagegen ganz anders zu. Die Erforschung der Welt unterstellt überall Kontinuität, Zusammenhang der Natur. Und deshalb nur ist eine wissenschaftliche Erklärung eine Ableitung: die Zurückführung des Unbekannten auf das Bekannte. Wo aber die Kontinuität der Welt unterstellt ist, da ist kein Platz mehr für einen freien Willen, kein Platz für Willkür. Der freie Wille erscheint dann als williger Gehorsam, die Freiheit als kindliche Vorstellung des Zwangs.
    Wer den freien Willen voraussetzungslos ins Spiel bringt, der hat nur das Wunder unter
    einer anderen Bezeichnung zur Erklärung herangezogen.
    Bei der MG ist damit dann die stabile Grundlage eines hübschen Zirkels geschaffen: Die Leute haben den Staat, weil sie ihn wollen, und sie wollen ihn, weil sie ihn haben. Sie sind seine Schöpfer und Geschöpfe. Daß der Staat und der Wille dazu einen gemeinsamen Grund haben, will ihnen nicht einfallen, weil sie es mit der Freiheit des Willens ganz genau nehmen und daher die Frage nach dem Träger dieses Willens gar nicht stellen. Der freie Wille ist frei von aller Beschränkung, ist überall der gleiche, ob er sich nun in einer Lohnarbeitergestalt oder einer Kapitalistenhaut befindet. Seine Uniform ändert nicht seine Natur.
    Wer aber diesen spekulativen Dreh, der dem Willen die Würde des Subjekts verleiht, nicht mitmachen will, der will wissen, in welcher Eigenschaft die modernen Menschen einen gemeinschaftlichen Willen denn haben, der es im Staat zur Selbständigkeit bringen könnte.
    Nicht in Betracht kommt der Wille der Leute als Staatsbürger, da ein solcher Wille den Staat doch bereits voraussetzt.
    Es bleibt also ihr gemeinschaftliches Dasein als Produktionsagenten? Als solche wollen sie aber etwas ganz Entgegengesetztes, weshalb sie ständig miteinander im Streite liegen – Konkurrenz. Arbeitsleute und Kapitalisten z.B. zanken sich um das tägliche Wertprodukt, also um den Wert, den die Arbeiter hervorgebracht haben. Und ihre jeweiligen Anteile verhalten sich so zueinander, daß niemand mehr ergattert, ohne dass der andere weniger bekommt als zuvor.
    Wie sollten nun solche Feinde, von denen die einen nichts anderes im Sinn haben, als den anderen die Lebenszeit abzuknöpfen, sie also auf ganz gemeine Art umzubringen, je einen gemeinsamen Willen zustande bringen?
    Die Sache läuft offenbar nur dadurch, daß von ihren Unterschieden als Produktionsagenten abstrahiert wird.
    Als bloße Warenbesitzer kann man ihnen einen gemeinsamen Willen anlasten. Mit ihrer Einwilligung in den Platzwechsel der Waren, haben zwei Personen einen wirklich einheitlichen Willen, Einigkeit demonstriert, obgleich doch jeder den Gegenstand des anderen erwerben will. Sie wollen sich einander als einander ihre Ware wollende Individuen. Und so kann keiner einen anderen gebrauchen, der ihn nicht gebrauchen kann, für den er nutzlos ist.
    Der gemeinschaftliche Wille der Warenbesitzer ist also das Resultat ihrer wirklichen Aktion, er ist ganz praktisches Resultat anderer Absichten. Nichts ist daher verkehrter als die Annahme, die Leute würden sich hier einem gemeinsamen Willen unterwerfen. Und doch will gerade so sich der Idealist die Sache vorstellen: das Gemeinsame als ein Drittes, das sich dann selbständig macht und in die Rolle des Despoten schlüpft, der unter dem Titel „Staat“ fortan in der Welt sein Wesen treibt. Alle seine Sauereien erscheinen dann – in der hegelschen Konsequenz – als Tätigkeit des Allgemeinen.
    In der bürgerlichen Welt treten die Individuen zueinander ins Verhältnis als Warenbesitzer, weil sie sich wechselseitig nötig haben, weil ein jeder zu seinem Vorteil abhängt von der Benutzung durch einen anderen, weshalb auch von ihrem bloß negativen Bezug aufeinander keine Rede sein kann. Damit aber ist noch längst kein Staat gemacht.
    Während sie als Produktionsagenten keinen gemeinsamen Willen haben, macht in ihrer Eigenschaft als Warenbesitzer dieser gemeinsame Wille jeden Staat überflüssig. In dem Maße ihrer Übereinstimmung haben die Individuen keine Zwangsgewalt nötig.
    Wo alle einen gemeinsamen Willen haben, da braucht dieser ihnen gegenüber keine besondere Gestalt anzunehmen, wie ja auch die Gesellschaftlichkeit ihrer Produktion keinen Umweg zur Geldgestalt mehr erfordert, sobald sie unmittelbar ist.
    Wenn ausgerechnet mit der Verallgemeinerung des Warenverkehrs und des zugehörigen Willens sich ein immer bedrohlicherer Staat herausbildet, dann weist das auf etwas ganz anderes hin als auf einen massenhaften gemeinsamen Willen.
    Solange es überall Besitzer von Existenzbedingungen gab, die Produzenten von ihren Produktionsmitteln noch nicht getrennt waren, Handwerker, Bauern mit eigenen Geräten ihren Lebensunterhalt besorgten, war der Zwang zum Staatsschutz viel geringer als heute, wo es eine ungeheuerliche Masse von Habenichtsen in Schach zu halten gilt.
    Während ihre Gleichheit nur die Basis ihrer Illusion ist, ist ihre Ungleichheit ein Staatsgrund. Soweit sie sich zu ihrem wechselseitigen Vorteil benutzen, brauchen sie keinen Staat. Soweit sich die Privateigentümer als solche anerkennen, soweit sie als Warenbesitzer miteinander verkehren, sich einander als Gleiche akzeptieren, machen sie jeden Staat überflüssig. Nur soweit sie es nicht tun, soweit da welche zum einseitigen Vorteil benutzt werden, ist der Staat erforderlich.
    Und wo Kapitalisten und Arbeiter einander gegenübertreten, da ist in der Tat vom beiderseitigen Gewinn nirgendwo etwas zu entdecken. Gewinn und Verlust, Vor- und Nachteile desselben Verhältnisses sind hier so ausschließlich verteilt, daß seine Nutznießer auf eine entsprechende Sicherung nicht verzichten können.
    Mit dem Staat behauptet die herrschende Klasse die ihren Lebensbedingungen entsprechenden Interessen als allgemeine. Ihr Wille ist Allgemeinwille, Staatswille eben, Gesetz. Und von diesem gemeinen Inhalt des Willens will die MG gerade absehen. Ihr ist der Wille der Produktionsagenten frei – und der Staat seine selbständige Gestalt.
    Und da der freie Wille nur die Wahl (=Kür) des Willens ist, ist der Staat für die MG eben auch die verselbständigte Willkür. Gegen solche dorfschulmeisterliche Gescheitheit kann ein plumper Lego – Bausteinmaterialismus, der den herrschenden Staat nur für die herrschende Ökonomie in anderer Potenz hält, nix auszurichten:
    „Nur der politische Aberglaube bildet sich noch heutzutage ein, daß das bürgerliche Leben vom Staat zusammengehalten werden müsse, während umgekehrt in der Wirklichkeit der Staat von dem bürgerlichen Leben zusammengehalten wird.“ (MEW2/128)

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