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Ausgegraben: Klopotek zum BGE in konkret 10/06

21. Juli 2008

Zu der offensichtlich weitgehend abgeschlossenen, wenn auch letztlich ergebnislosen Diskussion um die Forderung nach einen bedingungslosen Grundeinkommen, Existenzgeld, Kombi- und Mindestlöhnen (die auch recht ausführlich im labournet geführt wurde, hat Felix Klopotek vor zwei Jahren in einem „konkret“-Artikel seine grundlegende Kritik vorgebracht, die ich erst jetzt gefunden habe, die mir aber immer noch wichtig und richtig scheint. Er ist auf der Webseite der KPÖ dokumentiert.

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  1. Kosher
    24. Juli 2008, 10:47 | #1

    Hier gibt es einen Vortrag zum Mindestlohn von der Junen Linken/jimmy boyle:
    http://www.junge-linke.de/staat_und_nation/schwer_mit_dem_schnen_leben_da.html

  2. Der Nörgler
    26. Juli 2008, 00:07 | #2

    OT: Vielleicht erinnert sich noch jemand an diesen leicht paranoiden VWLer:
    http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/82/82_6/korr.htm
    Der hat auf seiner Homepage Texte zur Kritik von Marx und MG/GSP veröffentlicht:
    http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/wertlehr.pdf
    http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/fehler.pdf
    Das Ganze ist größtenteils eine Mischung aus Hetze und (interessierter) Fehlinterpretation, aber es sind auch ein paar Argumente dabei, die wie vom GSP geklaut daherkommen – etwa die Kritik wissenschaftlicher Methoden. Und bei manchen Aussagen zur Werttheorie ist mir schlicht nicht klar, was eigentlich gemeint ist. Vielleicht fühlt sich ja jemand berufen, die Texte auseinanderzunehmen?

  3. Kozel
    11. Mai 2009, 22:36 | #3

    Vielleicht kann ja die Neugier nach hetzerischen Einwänden, interessierten Fehlinterpretationen und geklauten Argumenten durch den leicht paranoiden VWler Karl-Heinz Brodbeck mit seinem aktuellen Machwerk selbst befriedigt werden, auf 1193 Seiten:
    http://www.wbg-wissenverbindet.de/WBGShop/php/Proxy.php?purl=/wbg/products/search/show,302,Brodbeck+Karl-Heinz.html#302
    Auf die Kritik von Nörgler, der diesen Philosophen doch auseinandergenommen haben will, sogar in einer Sache wie der Werttheorie, die er selbst noch gar nicht verstanden hat, durch Berufenere, an die er sich wendet und dann schon wohl kennt, am von diesem Ex-Trotzkisten, um das verfügbare Negativimage zu bereichern, beanspruchten Nachweis des Fehlers der marxschen Geldableitung in der nachfolgend eingestellten Textpassage – den nach Ansicht des irren Buddhisten Fehler in der marxschen Geldableitung betreffend – bin ich gespannt.
    „In seiner Polemik gegen Proudhon sagte Marx: ‚Das Geld ist nicht eine Sache, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis.’ Diese Formel ist korrekt und bleibt gleichsam noch begrifflich neutral, denn hier kommt alles darauf an, wie man den Begriff des ‚Gesellschaftlichen’ entfaltet. Marx bestimmt das ‚Wesen des Geldes’ – durchaus in der metaphysischen Tradition – doppelt: Einmal sucht er die Substanz des Geldes, zum anderen seine spezifische Form. Diese Substanz definiert Marx bereits in den Manuskripten von 1844 so: ‚das Geld als der existierende und sich betätigende Begriff des Wertes’. An dieser formalen Darstellung hat Marx nichts mehr geändert, auch wenn er später die ‚Wertsubstanz’ als gesellschaftliche Durchschnittsarbeit näher bestimmt. Den Formbegriff in der Ableitung des Geldes entnimmt Marx dagegen vollständig dem Austausch. Die Personen sind, wie bemerkt, im ‚Kapital’ gleich von Anfang an verschwunden. Marx geht hier wie folgt vor: Eine Ware a tauscht sich in bestimmter Relation gegen eine Ware b, in dritter Relation gegen eine Ware c usw. Schreibt man eine Reihe mit Waren untereinander, die sich alle in bestimmten Relationen z.B. gegen die Ware a tauschen, so nennt dies Marx die ‚allgemeine Wertform’. Stets spricht er hier von einem Tun der Waren: ‚Die Waren stellen ihre Werte jetzt 1. einfach dar, weil in einer einzigen Ware und 2. einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein.’ Nachdem Marx über Seiten hinweg jedes tätige Tauschsubjekt eliminiert hat, lässt er hier die Waren Tätigkeiten entfalten, die er in Formen einteilt und diese Formen in ihrem fröhlichen Dialog in der Warensprache als exogener Metabeobachter belauscht: ‚Man sieht, alles, was uns die Analyse des Warenwerts vorher sagte, sagt die Leinwand selbst, sobald sie in Umgang mit andrer Ware, dem Rock, tritt. Nur verrät sie ihre Gedanken in der ihr allein geläufigen Sprache, der Warensprache.’ All diese Metamorphorik bedeutet nur eines: Marx bewegt sich nicht in einem Kaufakt des Kapitalismus, er untersucht auch keine Tauschstruktur, sondern er konstruiert aus dem Wissen um eine Geldökonomie Tauschprozesse von Dingen, aus denen er dann kategoriale Verhältnisse ableitet, die er je schon vorausgesetzt hat. Die ‚allgemeine Wertform’ kann nicht als realer Tauschakt aus der vereinzelten Wertform ‚hervorgehen’, weil die vereinzelte Wertform als Resultat des higgling and bargaining of the market in beliebig vielen Tauschrelationen besteht, die zudem keine Gleichungen darstellen.“
    [So zusammenhängend a.a.O. auf den Seiten 551/52, 4.4 Karl Marx und der Marxismus, 4.4.9 Der Fehler in der Geldableitung.]

  4. pro_kommunismus
    12. Mai 2009, 10:19 | #4

    1. Was eine „TauschSTRUKTUR“ sein soll, mag ich mir gar nicht erst vorstellen. So ein Nonsens!
    2. Die „kategorialen Verhältnisse“ setzt Marx nicht, sondern entnimmt sie dem Kapitalismus. Ein Auto ist hier 20.000 mal soviel wert wie ein Brötchen. Warum denn dieses? Weil in einem Auto 20.000 mal mehr gesellschaftlich notwendige Arbeit vergegenständlicht ist.
    3. Im 2. Kapitel benennt Marx die Akteure des Tauschprozesses (die sind ihm nämlich durchaus bekannt, der gute Mann war ja nicht bekloppt), von denen er bei der Analyse von Wertsubstanz und Wertform, wo es um abstrakte Arbeitsquanta und ihr Verhältnis geht, zurecht abstrahiert. Über die „Verdinglichung“ der gesellschaftlichen Beziehungen in warentauschenden Gesellschaft hat er auch gleich noch einen Fetisch-Kapitel nachgeschoben, da erzählt er dann was von einer „Gesellschaft von Warenproduzenten“, die sich zu ihren Produkten – oh Wunder! – „ALS WAREN, also ALS WERTEN“ verhalten.
    4. Die Akteure des Austauschprozesses sind dann Gegenstand des 2. Kapitels, vielleicht hat der zitierte Herr es ja nicht geschafft, mehr vom Kapital zu lesen als das 1. Kapitel? Das wäre bei einem VWL-ler ja nicht das erste Mal und für mich der plausibelste Erklärungsansatz für den Stuss.
    Zwei Zitate aus dem 2. Kapitel:
    „Die Waren können nicht selbst zu Markt gehen und sich nicht selbst austauschen. Wir müssen uns also nach ihren Hütern umsehen, den Warenbesitzern. Die Waren sind Dinge und daher widerstandslos gegen den Menschen. Wenn sie nicht willig sind, kann er Gewalt anwenden, mit anderen Worten, er kann sie in Besitz nehmen. Um nun diese Dinge als Waren miteinander in Beziehung zu bringen, müssen die Warenhüter selbst als Personen, deren Willen in jenen Dingen wohnt, miteinander in Beziehung treten, so dass sich keiner die Ware des anderen aneignet, bzw. sich von seiner eigenen trennt, es sei denn vermittels eines beiden gemeinsamen Willensaktes. Sie müssen sich also gegenseitig als Privateigentümer anerkennen.“ (MEW 23, S.99)
    „Der Geldkristall ist ein notwendiges Produkt des Austauschprozesses, worin verschiedenartige Arbeitsprodukte einander tatsächlich gleichgesetzt und daher tatsächlich in Waren verwandelt werden. Die historische Ausweitung und Vertiefung des Austausches entwickelt den in der Warennatur schlummernden Gegensatz von Gebrauchswert und Wert.“ (MEW 23, S. 101)
    5. Ansonsten würde ich DRINGEND dazu raten, reale Fragen zum Kapital zu stellen, wenn man sie hat und nicht in die Unsitte von lahmancu und co. zu verfallen, irgendwelche schwachsinnigen alten Kamellen um ihrer selbst Willen zu diskutieren. So nach dem Motto: „1986 hat mal Hans Müller aus Deppendorf nach dem großen Geschäft auf einem halben Blatt übriggebliebenem Klopapier einen kritischen Kommentar zur Psychobroschüre der MG niedergeschrieben, was haltet ihr denn davon…?“

  5. 12. Mai 2009, 11:54 | #5

    zu pro_kommunismus:
    „Ansonsten würde ich DRINGEND dazu raten, reale Fragen zum Kapital zu stellen, wenn man sie hat und nicht in die Unsitte von lahmancu und co. zu verfallen, irgendwelche schwachsinnigen alten Kamellen um ihrer selbst Willen zu diskutieren…“
    Dieses Argument ist entweder falsch oder unehrlich: Entweder das „alte Zeugs“, was die MG zu Gott und der Welt geschrieben hat, so rund in den 70ern und 80ern, und was sie auch lauthals rausposaunt haben, ist weiterhin richtig, weil es damals schon gestimmt hat und weil sich der kritisierte Gegenstand in den paar wenigen Jahren nicht wesentlich geändert hat, dann ist es aber auch wurscht, wann wer was dran rumgekritelt hat, sondern es geht ausschließlich darum, was an der Kritik falsch war oder ist.
    Oder man schämt sich mittlerweile, was für kruden Mist man früher mal, als man noch nicht so schlau wie heute war, veröffentlicht hat, und läßt das am Besten im Klo verschwinden, dann natürlich zusammen mit der dann eigentlich obsoleten Kritik.
    Gerade bei der Kritik bürgerlicher „Wissenschaften“ würde ich aber regelmäßig dazu raten, nicht allzusehr darauf zu schauen, wann was geschrieben wurde. Manche Fehler sind schon mehr als 100 Jahre alt und immer noch wichtig (So wie umgekehrt manche Erkenntnisse ja auch nicht von z.B. der Studentenbewegung gemacht wurden, sondern z.B. schon seit längerem in einigen blauen Bänden nachzulesen sind.)
    Schwierigkeiten habe ich auch mit dem Begriff der „realen Frage“. Wenn eine Frage wichtig ist, weil sie einen im Bewußtsein vieler oder auch nur der paar, an denen einem gerade gelegen ist, wichtigen Punkt betrifft, dann sollte man die tunlichst auch „real“, also ernsthaft beantworten, auch wenn der konkrete Frager vielleicht „nur“ ganz bornierte organisationsstreiterische Motivationen gehabt haben mag.
    Und, dies nun wirkluch nur nebenbei, die Streitereien um die Psychologie des bürgerlichen Individuums sind regelmäßig die fetzigsten, weil sie den Kern des Selbstverständnisses der Insassen dieser Gesellschaft berühren. Das kann man z.B. bei jeder aktuellen Veranstaltung von Albert Krölls sehen.

  6. pro_kommunismus
    12. Mai 2009, 12:04 | #6

    Ich wollte wissen, ob es ein reales Interesse an Aufklärung über einen konkreten Sachverhalt gibt, oder ob einfach nur mal jemand einen alten Text in den Ring werfen wollte.

  7. Kozel
    12. Mai 2009, 18:22 | #7

    Nur so viel zu den Warnungen, Fragen und Realinteressen der dringlichen Natur von pro_kommunismus:
    wie dem auch oben eingestellten Link
    http://www.wbg-wissenverbindet.de/WBGShop/php/Proxy.php?purl=/wbg/products/search/show,302,Brodbeck+Karl-Heinz.html#302
    zu entnehmen ist, ist das Brodbeck-Buch DIE HERRSCHAFT DES GELDES erst in diesem Jahr erschienen, ich meine sogar, noch gar nicht so lange ist’s käuflich.
    Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis und auf die Homepage von Brodbeck unter Download-Texte ÖKONOMIE
    http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/
    mögen genügen, um die Rede von realen Fragen und konkreten Sachverhalten als das zu qualifizieren, was sie auch ansonsten ist: albern, dumm und borniert.
    Allerdings habe ich auch keine Stammväter, die mir das Lichtlein eingegeben hätten. Und an Ringkämpfen will ich mich erst recht nicht beteiligen.
    Zur Sache will ich vielleicht dann äußern, wenn ich die Theoriendarstellung von Brodbeck auch wirklich studiert habe.
    Was pro_komm angeht, werde ich dann zunächst in Uralt-Resultaten der MG nachlesen, was er, wie früher schon, von dort ohne Angabe der Quelle abgekupfert hat, um sich als Kenner der Materie zu profilieren.

  8. pro_kommunismus
    13. Mai 2009, 07:16 | #8

    Schlecht gefrühstückt?

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