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Endlich: Zuständige Adresse für Revolution!

1. Dezember 2007

„Deutlich wurde“, so begann DKP-Bezirkssprecher Walter Listl sein Referat auf der Bezirksversammlung, „dass in München bei 300 Menschen die DKP die zuständige Adresse beim Thema Revolution ist, auch wenn es zunächst nur um schon stattgefundene Revolutionen geht.“

Dies kann man einem blogsport(!)-Eintrag entnehmen, [Ergänzung: der aber auch schon auf der Homepage der DKP Südbayern erschienen ist, siehe unten in der Diskussion]
Und ich dachte bisher, daß über die Zuständigkeit mindestens ein Oberlandesgericht entscheidet. So kann man sich schon wieder mal in der DKP täuschen. Aber wer weiß schon, wer die zuständige DKP von morgen ist, wenn sie selber feststellt,

„Verändern müsse sich die Partei, „weil sich die Voraussetzungen unserer Arbeit verändert haben und weiter verändern“

Aber auch schon bis dahin steht die DKP für bahnbrechende, völlig neue Perspektiven eröffnende Erkenntnisse wie:

„Der Lokführer­streik mache … klar, wie ein kleiner Teil Beschäftigter in Schlüssel­sektoren gezielt die Wertschöpfungskette unterbrechen könne.“

Geradezu seherisch, ich will nicht gleich sagen phrophetisch geht es weiter:

„Erahnen lasse sich, welche Kraft zu entwickeln sei, wenn Gewerkschaften einheitlich und konsequent handeln“.

Ins Grübeln gekommen bin ich dann über ein besonderes Schmankerl:

Wenn der Kapitalismus ein anderer ist als der von 1975 oder gar von 1848, sei zwangsläufig auch die Arbeiterklasse eine andere

Denn wenn er nicht grundlegend „anders“ geworden ist, dann wäre ja glatt die Arbeiterklasse auch nicht „anders. Fragen über Fragen!
Er wurde dann im Vergleich hierzu geradezu übertrieben konkret:

Der „Sozialstaat“ alter Prägung sei ob­solet, fuhr der Referent fort

so naheliegende Fragen, wer ihn eigentlich damals eigentlich „geprägt“ und verteidigt hat, als älterer Zeitgenosse fallen mir da reihenweise DGB-Gewerkschaften ein, wo dank eifriger Mithilfe der auch damals leider schon aktiven DKPler jeder vor die Tür gesetzt wurde, der was gegen diese Prägung hatte.
Neben einigen Fragen, die erstmal so stehen bleiben können, gibt es aber auch noch Fragen, da muß einfach was her:

Die DKP dürfe auch die Eigentumsfrage nicht nur stellen, sondern müsse sie beantworten.

Sapperlott, das ist mal ein Wort!
Ich bin aber auch über manches Wort ins Grübeln gekommen:

Gleich geblieben sei trotz seines Rückzugs aus dem sozialen Bereich die Rolle des Staates als Instrument zur Unterdrückung der arbeitenden Bevölkerung im Interesse des Kapitals.

Wieso „trotz“?
Wie gut, daß es wenigstens zum Schluß gut ausgegangen ist:

mit realistischen Leistungsvorga­ben zur kollek­tiven Erarbeitung nach Diskussion in den Gruppen

Was kann man in diesen Tagen schon mehr verlangen als Realistik. Das Machbare, das Mögliche, das Vernünftige. Man muß es nur aufgreifen. Oder so.
[Wenn diese Seite aber nur ein Scherz sein sollte, dann ist sie ein weiterer Beweis, daß die Geschichte, auch die der DKP, sich wohl als Farce wiederholt, selbst da, wo es denen bitter Ernst ist.]

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  1. 2. Dezember 2007, 00:11 | #1

    Die DKP kann doch ruhig Adresse der schon stattgefunden Revolutionen sein Es muss sich ja um die Ablage gekümmert werden.

  2. 2. Dezember 2007, 00:35 | #2

    hahaha, ich habe mich auch sehr gewundert, dass die „dkp südbayern“ jetzt bei blogsport ist (blog sieht übrigens sehr schön aus). aber ich würde schon sagen, dass sich die dkp über deinen text nur freuen kann, immerhin etwas aufmerksamkeit gegen die versenkung. aber ist ja auch wurscht.

  3. 2. Dezember 2007, 14:17 | #3

    So richtig viel schlauer bin ich selbst jetzt, nach etwas Googlen, auch noch nicht. Denn soviel steht wohl fest: eine DKP Südbayern gibt es ja. Die hat, wie sich das für „moderne“ Kommunisten gehört, auch eine Webseite nämlich http://www.dkp-suedbayern.de/. Die scheint genuin zu sein, jedenfalls sind da alle Rundbriefe der letzten Jahre abrufbar.
    Und unter der Überschrift: „Bezirksseite 12/2007 / 17.11.: DKP Südbayern führte ihre Bezirksmitgliederversammlung durch“ steht dann auch der Bericht, den ein humoriger Blogsportler hier recyclelt hat, und dies – offenbar zur Steigerung der humoristischen Wirkung – ohne auch nur ein Jota hinzusetzen zu müssen. Und Walter Listl, der dieses Highlight verbrochen haben soll, denn gibt es, zumindest wieder im Internet von Google gefunden, anscheinend wirklich.

  4. 5. Dezember 2007, 15:17 | #4

    Mittlerweile halte ich den Blog für von der DKP ernst gemeint: Erstens stimmt alles, was ich an links überprüft habe, mit anderen DKP-Verweisen überein. Überzeugt hat mich aber ihr Spruch

    wer den Quatsch aufgebracht hat, Kommunisten seien autoritär und diskussionsunfähig, ist uns schleierhaft. Bei uns wird so lange diskutiert, bis ein gemeinsamer Beschluss gefunden ist. Und jedes Parteimitglied vertritt diesen Beschluss nach außen. Basta!

    aus den „7 Vorurteilen gegen KommunistInnen“: Mein ironischer Kommentar zum obigen Bericht über die DKP-Veranstaltung wurde dort nämlich *nicht* freigeschaltet (es muß nur irgendwo noch ein link zu meinem Blog übrig geblieben sein, denn den habe ich wiederum bei mir in der Rubrik „Tellerrand“ als Verweis angezeigt bekommen). So erkennen manche die DKP (und früher recht bald die KPD) untrüglich wieder.

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