Wer einmal von einem Polizisten geschlagen wurde, …
MPunkt hat auf seinem blog eine Entgegnung zum oben zitierten Argument, hier von clov, gebracht,
„Wer einmal von einem Polizisten geschlagen wurde, also Unrechtserfahrungen gemacht hat, wird es schwer haben, einfach wieder zum Kurzschluß: Guter Bulle, guter Staat!“
Daß das ganz offensichtlich nicht gilt, kann man an folgender Spiegel-Geschichte ablesen, die der selber – kontrafaktisch – so einleitet:
Eine bewegende Fotoschau in New York zeigt Porträts verstümmelter Irak-Veteranen. Die elegischen Bilder, traurigen Stillleben gleich, und die Zitate der Soldaten sagen mehr über Bushs Feldzug als jede Polit-Debatte
Ja, was sagt uns denn ein verstümmeltes Gesicht, wenn es dem Träger schon nichts sagt?
Einen ähnlichen Fehler hatte nach dem ersten Weltkrieg ein Pazifist (Ernst Friedrich) auch schon mal gemacht, als er reihenweise schreckliche Fotos von Verstümmelten gesammelt und ausgestellt hat, in der hoffnung, damit per se ein Argument gegen das imperialistische Kriegstreiben zu haben.
Grüszchen.
Ich denke trotzdem, dass direkte Erfahrungen von Gewalt (als Opfer) zur Delegitimation des Trägers der Gewalt beitragen. So führt bspw. ein schlagender Vater in den meisten Fällen nicht zur Anerkennung seiner Autorität.
so long
clov
P.S.: Die mediale Vermittlung von Erfahrungen ist eben nicht dasselbe wie die Erfahrung selbst und hat dementsprechend auch andere Wirkungen.
Kein Wunder. Die „Autorität“ eines Vaters hängt ja auch nicht vom Schlagen oder NichtSchlagen ab. Sie ist ein Verhältnis zum Kind, weswegen es auch vom Kind abhängt, inwieweit es den Vater als Autorität anerkennt.
Wie gut die „Deligitimation“ bei „direkten Erfahrungen von Gewalt“ funktioniert, sieht man ja an den diversen kleinen wie großen Kriegen. Deutschland und Russland müssten voreinander komplett delegitimiert sein.
„Erfahrung“ selbst hat sowieso keine bestimmte „Wirkung“ so dass eine Trennung zwischen Erfahrungsmodi, sag ich mal, mit verschiedenen Wirkungen unsinnig ist. Ein schlagender Vater hat NICHT dieselbe Wirkung auf alle Kinder.