Scheuklappen des Anti-Revisionismus
In der jungen Welt vom 07.08.07 legt Renate Münder (DKPlerin) folgendermaßen los zu einem Artikel über „Die friedliche Koexistenz in der sozialistischen Außenpolitik“:
Wenn über die Ursachen der Niederlage des Sozialismus nachgedacht wird, stehen Probleme der Demokratie und der Ökonomie im Vordergrund. Daß die Sowjetunion aber mit ihrer Außenpolitik seit Mitte der fünfziger Jahre dem Imperialismus in die Hände arbeitete, wird seltener problematisiert.
Noch seltener wird „problematisiert“, wie die Außenpolitik unter dem guten alten Stalin ausgesehen hat. Und das nicht erst seit dem Hitler-Stalin-Pakt, sondern z.B. auch schon mit der Politik des Blocks der vier Klassen in China in den 20ern. Aber wenigstens heute will ich gelten lassen, daß man ein totes Pferd nicht auch noch schlagen soll. Das gilt sowohl für die untergegangene Sowjetunion als auch für nicht ganz untergegangene DKP.
In diesem Blättle dürfen halt auch noch die hartgesottesten ML-Ideologen stalinistischer Prägung sich ihre Welt zurechtinterpretieren. Wie könnte man denn sonst z.B. so was schreiben: „Grundlage der sowjetischen Außenpolitik war für Lenin der proletarische Internationalismus. Darauf baute die Politik der friedlichen Koexistenz mit kapitalistischen Regierungen auf.“ Als ob nicht Stalin mit der Koexistenzpolitik eine Absage an die Weltrevolution verbunden hätte! Ist er vielleicht nicht diversen Revolutionären anderswo mit eben dieser „Sozialismus in einem Staate“-Politik in den Rücken gefallen. Und überhaupt, was war denn das für eine komische Art Sozialismus, die reihenweise eigene Parteigenossen über die Klinge springen ließ, die die Arbeiterklasse von Staats wegen eben für dieses Projekt einer sowjetischen Weltmacht ausgebeutet hat? Wenn das nicht Revisionismus pur war!
Na gut, wer immer noch solchen Käse vertritt wie die Autorin, dem ist wirklich nicht zu helfen.
zu „wer immer noch solchen Käse vertritt wie die Autorin, dem ist wirklich nicht zu helfen“
Manchmal ja, ab und zu auch nein. Menschen können ihre Meinungen doch ändern. Das gilt selbstverständlich auch für Stalinisten! (Was man hier in Deutschland ja besonders gut beobachten konnte, wo eine stalinistische Massenpartei, die SED, mir nichts dir nichts zerbröselt ist und Millionen von Demokraten hinterlassen hat. Was es ja wirklich nicht besser gemacht hat.)