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pro_komm zu Bremer jL-Gruppe zu deren Nahost-Thesen

17. September 2006

pro_kommunismus hat im kf auf die Erwiderung von „Kritik im Bloggemenge“ (aka die Bremer Kritik im Handgemenge als Teil der jungen Linken) geantwortet. Das wurde dann von Nick Nemo auch ins Marxistische Diskussionsforum gestellt:

a. Ich wollte niemanden bei seiner kommunistischen Ehre packen sondern eine korrekte Kritik anmelden, die ich kommunistisch nenne obwohl sie objektiv ist.
Bei der geht es – abstrakt gesprochen – um zwei Dinge:
1. übrerhaupt um die Betrachtungsweise der Dinge: die sollte man objektiv sehen und dann beurteilen und sich nicht mit einer vorausgesetzten (moralischen) Parteilichkeit der Sache nähren, wie es leider die übliche Tour in dieser Welt ist;
2. ein Standpunkt ergibt sich aus der Analyse dann schon auch noch, den kann man „kommunistisch“ nennen oder es meinetwegen auch lassen.
b. Kritik im Handgemenge (KIH) will nicht parteilich sein, sondern eine Lage „beschreiben“. Das ist ein falscher Gegensatz. Es ist total vernünftig, parteilich zu sein, sofern die Parteilichkeit richtig begründet ist. Die ganz nüchterne, objektive Analyse der (Staats-)Interessen die man begutachtet, begründet sehr wohl eine Parteilichkeit, schlicht über den Vergleich mit dem eigenen Interesse: der Laden, der nicht für mich sondern gegen mich eingerichtet ist, sollte abgeschafft werden. Israel ist eine Gewalt über Land und Leute und benutzt diese für einen Zweck, der ihnen schadet. Das ist allemal ein Grund für diese Leute gegen den Staat Israel zu sein. Für die Leute, die Israel nicht benutzt sondern vertreibt und in Ghettos sperrt gilt das natürlich erst recht. Würden sich vernünftige Israelis und Palis in dem Zweck einig werden, wären sie auf dem richtigen Dampfer.
Zitat:
Die jüdische Bevölkerung Israels wird durch die Feinde Israels mit Vernichtung bedroht. Die militärische Macht, die diese Vernichtung im Moment verunmöglicht, ist der Staat Israel (…). Das ist wieder eine Beschreibung einer Situation, Parteilichkeit lässt sich daraus nicht entnehmen. Weder ist damit erklärt, dass es eine tolle Sache ist, dass der israelische Staat ein Interesse an der Benutzung seiner Bürger hat, noch ist damit gesagt, dass so ein Schutz nicht auch ohne Staat und Kapital zu machen sei. Auch ist damit übrigens nicht gesagt, dass die Feinde Israels ihren Antisemitismus nicht auch bleiben lassen könnten.
Zu sagen, was man alles damit nicht gesagt haben will, das ist ein ziemlicher Mumpitz. Und die so doll betonte „Überparteilichkeit“ ist erst recht ein methodischer Unsinn. Was soll man denn sonst aus dem Benutzungsverhältnis des Staates Israel zu seinem Volk und dem Gegensatz zu seinem Nicht-Volk für eine Schluss ziehen, als gegen diese Gewalt zu sein, halt in der Form in der man das kann, mit korrekter Kritik? Wenn ihr schon so methodisch über Partelichkeit daherredet, dann windet euch doch nicht um eine herum. Ihr könnt es aber auch lassen, denn eure Analyse ist gar nicht in einer Weise korrekt, als dass sich eine vernünftige Parteilichkeit einfach so ergeben könnte. Sprich: Eure Art der Analyse taugt nichts. Wenn man sagt, die israelische Militärmacht „verhindere“ die Vernichtung der Juden, dann ist man weit weg von dem was diese Militärmacht eigentlich positiv tut. Kein Militär ist dazu da, etwas zu „verhindern“, sondern ein Mittel, um staatliche Interessen durchzusetzen. Staatliche Gewalt als Reaktion auf andere Gewalt zu bestimmen ist überhaupt eine Tautologie. Die wird schon ihre eigenen Gewaltgründe haben bevor sie sich mit anderen Gewalten ins Gehege kommt.
In der Konsequenz staatlicher Gewaltaffären ist natürlich auch immer etwas „verhindert“ worden, aber es ist – unabhängig davon, ob man Fan der Wirkung ist oder nicht – eine blöde unwissenschaftliche Tour, nicht über den Grund und Zweck eines Militärs zu sprechen sondern über irgendeine beliebig herausgepickte „Wirkung“.
[Es gibt – nicht bei euch sondern bei den ADs – natürlich auch die Tour die „Verhinderung“ fremder Gewalt gleich als den ganzen Zweck der israelischen Gewalt zu deuten und alles von 1948-2006 darunter zu fassen. Das ist an anderer Stelle erschöpfend kritisiert worden, das schreib ich nicht nochmal alles auf.]
Auch bei folgendem analogen Zitat, das ich schon an anderer Stelle kritisiert habe, geht es nicht um nur um die „Wortwahl“ sondern ihren falschen Gehalt:
Zitat:
Im Gegensatz zu den meisten Gewaltapparaten in dieser schönen Welt konkurrierender kapitalistischer Nationalstaaten, muss er sich seit seiner Gründung 1948/49 gegen seine Wiederabschaffung wehren.
Israels Volk und Militär sind Mittel des Staates Israel bzw. seiner gewaltsamen Staatsgründung. „Wehren“, „Verteidigung“ etc. sind Kategorien, die der Sache gar nicht gerecht werden. Israel hat sich mit Gewalt in einem fremden Land mit fremdem Volk gegründet und hat dort kräftig expandiert. Diese Expansion ist noch nicht einmal abgeschlossen, bloss hat sich Israel inzwischen zur unbezwingbaren regionalen Großmacht vorgearbeitet. Deshalb führt es seinen Staatsgründungskrieg schon lange nicht mehr als Kampf um Sein oder Nichtsein, d.h. mit dem Risiko der Niederlage, sondern als asymetrischen Krieg gegen eine handvoll schwacher Schurkenstaaten und die private Gewalt von arabischen Milizen. Man muss ja KIH wegen des Topos „wehren“ nicht unbedingt Parteilichkeit mit Israel unterstellen (ich hab‘s getan, weil mir die ganze Tour mit dem „Verteidigungkrieg“ nur so erklärbar schien), in jedem Fall ist es aber unsachlich. Wehren tun sich allenfalls die Palästinenser, die sind tatsächlich mit einer äußerem Gewalt konfrontiert, die ihnen einen Krieg aufzwingt, um den sie nicht gebeten haben. Das adelt ihren Widerstand keineswegs, der wird im Namen eines falschen Zwecks Namens Pali-Staat geführt, aber der ist bei denen wenigstens sachlich korrekt mit „Verteidigung“ gefasst.
P.S. Übrigens: Jeder Staat „wehrt“ sich immer nur gegen andere. Darum heißt der Kriegsminister auch überall Verteidigungsminister. Das wisst ihr doch eigentlich, dass das von A-Z eine ideologische Betrachungsweise ist, oder nicht?

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    15. Mai 2021, 08:32 | #1
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