Linke Buchtage 2014: Christian Frings zu Harvey
29. Mai 2014
Im Rahmen der Linken Buchtage in Berlin im Mehringhof gibt es folgende Veranstaltung:
Freitag, 30 Mai, 18:00 Uhr, Blauer Salon
Christian Frings stellt folgendes Buch vor:
David Harvey: Das Rätsel des Kapitals entschlüsseln –
Den Kapitalismus und seine Krisen überwinden
VSA-VERLAG
Kategorien(3) Fundstellen
Nicht nur den Kapitalismus, sondern auch noch dessen Krisen überwinden?
Ja nun, wenn man den Kapitalismus „überwindet“, dann ist man natürlich auch dessen Krisen los. Wenn es nur um diese Krisen ginge und die wohlmöglich bei Beibehaltung des Kapitalismus weg sollen, sowas gibt es ja auch, wenn auch nicht von Harvey, dann müßte man einerseits zeigen, daß das gar nicht geht und andererseits wäre dann zu sagen, daß Kapitalismus, selbst in den „guten“ Phasen schlecht für die von ihm Abhängigen ist und gerade der Boom, den sie erarbeiten, die Krise und die nationalen Zusammenstöße vorbereitet.
Eine Kritik des anscheinend recht schrecklichen Buches:
http://www.undergrounddogs.net/phpbb/viewtopic.php?p=52141#52141
Die Frage aus dem Verriß im Vorwärts (von wem eigentlich) Ist Harvey „Ein verkappter Keynesianer?“ haben ja auch schon andere gestellt:
„David Harvey, Marx’s method and the enigma of surplus“
http://thenextrecession.wordpress.com/2011/11/13/david-harvey-marxs-method-and-the-enigma-of-surplus/
Der Autor geht in „David Harvey, Piketty and the central contradiction of capitalism“
http://thenextrecession.wordpress.com/2014/05/19/david-harvey-piketty-and-the-central-contradiction-of-capitalism/?utm_content=bufferb6cfa&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
darauf auch noch mal ein.
Oder auch „David Harvey is something of an enigma. He wants to place Marx’s vision of Capitalism centre stage, yet he finds Keynes more relevant than Marx for a solution to Capitalist slumps.“
http://thecommune.co.uk/2012/09/13/the-enigma-of-david-harvey/
Danke für den Hinweis auf die Buchbesprechung. Ich hatte sowas erwartet, nachdem ich auf der VSA-Website in der Leseprobe das Nachwort studiert hatte:
Das liest sich wie ein x-beliebiger Occupy-Artikel, man entwickelt einfach alles, was es schon gibt, neu, dann gelingt es „uns“, den Kapitalismus zu überwinden; er ist dann einfach nicht mehr richtig kapitalistisch, weil man ja eine Lösung für seine Krisen gefunden hat, jene Lösung, die es zwar noch nicht gibt, aber die „wir“ jetzt zu unserer Aufgabe machen sollten …
Logisch: wenn Krisen typisch für den Kapitalismus sind und man jetzt bald die Lösung findet, die Krisen zu vermeiden, dann ist es ja kein Kapitalismus mehr.
Anscheinend arbeitet Harvey jetzt fieberhaft an dem Problem, wie überschüssiges Kapital stets wieder in Fluss gebracht werden und die Nachfrage synchron dazu wachsen kann.
Nicht der Kapitalismus ist das „Rätsel“, sondern rätselhaft sind Harveys Ausblicke auf mögliche „Lösungen“, auf das Ideal einer bruchlos funktionierenden Kapitalverwertung.
Solche Leute werden üblicherweise irgendwann Berater einer linken Regierung irgendwo auf diesem Planeten.
die grupe critisticuffs aus london hat ebefalls eine harvey kritik verfasst:
https://critisticuffs.org/texts/david-harvey/
Gibt es eigentlich auch Texte von Andrew Kliman in deutscher Übersetzung?
Glaube ich zwar nicht, Mattis. Ich habe ihn aber sicherheitshalber gefragt.
Harvey hat vor kurzem in London an der LSE einen Vortrag gehalten:
„The 17 Contradictions of Capitalism“
(wirklich so viele??)
https://www.youtube.com/watch?v=AULJlwoI3TI
Dazu schreibt jemand bei Facebook:
Ich werd in den nächsten Tagen da mal reinhören, aber ich befürchte, daß da leider im allgemeinen und wohl auch hier was dran ist.
Ja, aber das Problem ist doch nicht, dass „die Linke“ „mittelmäßiger“ wäre als andere gesellschaftlichen Strömungen, sondern dass sie durch den geringen Rückhalt in der Bevölkerung quasi aller westlichen Länder bis weit in den Marxismus hinein zur Anpassung an den gesellschaftlichen, also ideologischen Mainstream tendiert, dessen Grundtenor lautet, dass man bestmöglich mit dem zurecht kommen muss, was man an gesellschaftlichen Strukturen vorfindet. Dieses Dogma eint Merkel, Occupy, Syriza und womöglich auch Harvey. Geringer Rückhalt – Anpassung – Ideologie: zwischen denen besteht ein kausaler und sogar zirkulärer Zusammenhang. Davon abgesehen, dass man als Buchautor auch nicht nur für zehn Leute schreiben will…
Vielleicht meint der Genosse ja auch das, irrtümlich, mit dem Wort „mediocre“. Zum Kotzen ist es in jedem Fall.
„The next recession“ kannte ich gar nicht. Guter Hinweis! Warum hast du sowas nicht hier verlinkt? Über marxistische Ökonomen stolpert man im Netz ja nicht gerade…
… ich meinte: auf der Hauptseite verlinkt.
Apropos „marxistische Ökonomen“: G – W – G‘ und das Ende des Transformationsproblems. Vortrag in englischer Sprache von Fred Moseley, Moderation: Michael Heinrich
„Die Transformation von Werten (die Marx im ersten Band des „Kapitals“ behandelt) in Produktionspreise, bei denen die Einzelkapitale eine gleiche Profitrate erzielen, gehört zu den am meisten diskutierten Problemen des „Kapitals“. In dem Vortrag wird argumentiert, dass es Marx keineswegs, wie vielfach angenommen wurde, um ein Input-Output Analyse geht, für ihn ist vielmehr die allgemeine Formel des Kapitals G – W – G‘ auch noch Grundlage der Untersuchung im dritten Band. Legt man dies zugrunde, taucht ein Transformationsproblem überhaupt nicht auf.“
Ich geb’s einfach mal so weiter; hab mich selbst nicht damit beschäftigt.
@DWR:
Hat dieses „Transformationsproblem“ was mit Harveys Thesen zu tun? In den diversen o.g. Links finde ich das Stichwort nicht. Oder wird es dort anders genannt?
@ Mattis
Nein, hat es nicht, sondern
„Die Transformation von Werten (die Marx im ersten Band des „Kapitals“ behandelt) in Produktionspreise, bei denen die Einzelkapitale eine gleiche Profitrate erzielen, gehört zu den am meisten diskutierten Problemen des „Kapitals“.“
Habe ich erwähnt, weil
„Warum hast du sowas nicht hier verlinkt? Über marxistische Ökonomen stolpert man im Netz ja nicht gerade…“ (DWR)
Das ist alles.
Das Transformationsproblem wird im hier besprochenen Buch von Harvey nicht behandelt. Ich weiss allerdings nicht, ob es im „Hauptwerk“ von Harvey „Limits of Capital“ vorkommt. Es ist aber ein Problem, mit dem man sich als Kommunist schon mal beschäftigen sollte, weil es nicht weniger als den Kern der Marxschen Theorie in Frage stellt: Mit der Bestimmung der Produktionspreise (Kostpreis und Durchschnitssprofitrate) im dritten Band des Kapitals werde der Wert als die zentrale Kategorie der marxschen Bestimmungen überflüssig; weil wenn die Outputs Produktiosnpreise seien, dann müssten auch die Inputs solche sein und der Wert werde damit zu einer Kategorie die nur noch notdürftig mit den Produktionspreisen verbunden sei. Diese Problemstellung hat in der marxistischen Theorietradition zu allerhand Debatten geführt…
Andrew Kliman hat mir geschrieben: