Grass: Deutscher Großdichter als Weltgewissen – national abgewatscht
8. April 2012
Freerk Huisken hat einen Kommentar zur im Augenblick in allen medialen Kanälen geführten Abwehrschlacht gegen den zumindest moralischen Verbrecher Günter Grass unter seiner Rubrik „Lose Texte“ veröffentlicht.
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Na vielleicht ging es Günter Grass gar nicht um die Nahost-Politik im Ganzen (geopolitische Analyse), sondern insbesondere um die (strategische) Rolle Israels in diesem Schmierentheater. Speziell was den Atomkonflikt der Weltmächte, und Israel, mit dem Iran angeht.
Dem Iran wird nämlich vorgeworfen er baue schon an Atomwaffen (bzw. er wäre daran interessiert), während Israel sich längst im Besitz solcher Atomsprengköpfe befindet. Grass weist also grundsätzlich darauf hin was mit Atomwaffen alles bezweckt werden könnte: Er bezieht sich auf die Rolle von (atomaren) Waffenarsenalen, Zwecks Gewaltausübung zwischen den Staaten. Er spricht auf die weltpolitisch aufgebaute, moralisch inszenierte Heuchelei der bestehenden Weltordnungsmächte, was Besitz und Funktion eines im exklusiven Zugriff von Staaten befindlichen Atomwaffenarsenals, an.
Das muß allerdings nicht zugleich bedeuten, dass er der Staatsgewalt im Allgemeinen abschwört. Er beschwert sich über (machtpolitisch verursachte?) Verfehlungen von Weltordnungspolitik, die gerade noch zurechtgerückt werden müssen.
Nee, Freerk Huisken. Grass möchte mit solchen Sätzen gezielt provozieren. Denn die von Grass gezielt inszenierte Provokation ist längst selbst Teil einer Nachkriegsmoral in Deutschland geworden (exklusive Auseinandersetzung mit der Rolle des deutschen Staatsbürgers nach dem Zweiten Weltkrieg, als neuer, identitätsstiftender Prozess). Grass verpasst es also nicht sich sowohl in der Rolle des (deutschen) Fremdschämers als auch in die Rolle eines emanzipierter Kritikers in Erscheinung zu treten. Auch wenn Teile der Öffentlichkeit und der Politik dass nicht wahrhaben wollen.