Hirnforscher führt Finanzkrise auf angeborene Gier nach Geld zurück
Nun ist es endlich „wissenschaftlich“ „bewiesen“:
Ein Hirnforscher erklärt die Finanzkrise auch damit, dass die Gier nach Geld angeboren sei. Verortet wird die Gier nach immer mehr Geld durch riskantes Zocken erwartungsgemäß in einem Gehirnareal. Bei den Börsenzockern spielt nach Christian Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie an der Universität Bonn und Mitglied des Frankfurter Zukunftrates, das Belohnungszentrum eine große Rolle, dessen Aktivierung dazu führe, ein „ungeahntes Wohlbefinden“ zu verspüren. Am Wochenende hat der Zukunftsrat für Neuroökonomie, dem Elger angehört, in einer Mitteilung erklärt, dass der „Auslöser der Finanzkrise unökonomisches Handeln“ handeln sei und dass „Menschen mit genbedingter Finanzgier“ nicht führen sollten.
Geld, so sagte der über Neuroökonomie forschende Wissenschaftler in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur, aktiviere das Belohnungszentrum besonders gut. Es stehe in der Entscheidungshierarchie des Gehirns ganz oben und zeige keine Gewöhnung an den Reiz. Ebenso wie Geld prinzipiell unendlich vermehrbar ist, verlockt also das Belohnungszentrum zum weiteren Zocken, solange zumindest die Gewinne fließen: „Also geht es immer weiter, und je höher der Geldbetrag ist, desto mehr wird aktiviert.“
Gefragt, ob solche Personen, die von ihrem Belohnungszentrum in der Gier nach mehr Geld gejagt werden, von Führungspositionen ausgeschlossen werden müsste, meinte der Hirnforscher, dass es sich ja auch um „Visionäre, die Entwicklungen vorantreiben“, handle. Man dürfe sie nicht ausschließen, sondern es müsse „eine gesunde Mischung aus Leuten geben, die Buchhaltertypen sind, und den Visionären“. Problematisch könne es aber werden, wie man im Fall der Finanzkrise gesehen habe, wenn es eine kritische Menge solcher Visionäre geben, die rhetorisch überzeugend sind und Menschen mitreißen können. Nach Elger müssten Vorkehrungen getroffen werden, „damit sich das System nicht verselbständigt“.
Die Ansprechbarkeit des Belohnungszentrums sei jedoch genetisch bei Menschen unterschiedlich, was beispielsweise mit den Dopaminrezeptoren zusammenhänge. Bei wem die Rezeptoren nicht so sensibel reagierten, der sei auch nicht so gierig nach Geld. Zudem sei er introvertierter und habe eine größere kognitive Kapazität, sich bei Gewinnspielen mit der Vernunft mit der Sache auseinanderzusetzen.
Um herauszufinden, wer welcher Typus ist, rät der Hirnforscher erwartungsgemäß von psychologischen Tests ab, weil diese zu oberflächlich seien. Er geht davon aus, dass in den nächsten Jahren zunehmend mit Gentests Schlüsse für die Beurteilung von Führungskräften bei der Einstellung gezogen würden, um „keine kritische Häufung“ von dem einen oder anderen Typ zu erhalten.
gefunden bei heise online 20.06.2009
hm. wird das nicht alle jahre wieder „bewiesen“? – ich bilde mir ein, dass ich das schon öfters gehört habe.
Da hättest du gar nicht so lange grübeln und dich verzweifelt zu erinnern versuchen brauchen: Natürlich, das wird alle fünf Tage erneut „bewiesen“. Ich hab den Schnipsel hier auch eher als Jux gebracht und nicht als ernste Auseinandersetzung mit „Hirnforschern“.
Zu diesem Thema verweise ich auf Freerk Huisken, der sich mit denen schon mehrfach angelegt hat. Z.B. mit einem Vortrag in Berlin http://www.sozialreferat.com/Hirnforschung.mp3. Bzw. mit seinem Paper http://www.fhuisken.de/hirn.htm und http://www.fhuisken.de/Hirnforschung05.rtf
Am 11. Juli ist das Thema wieder mal in dran
Ja, bei den :
Ausgangspunkt dieser Analyse ist die kontroverse öffentliche Diskussion um die Existenz des freien Willens. In seiner auch für naturwissenschaftliche Laien verständlichen Auseinandersetzung mit Autoren wie Roth, Singer, Spitzer, Damasio, Kandel u.a. zeigt Cechura auf, dass ihre These, der menschliche Wille sei nicht frei, nicht das Ergebnis ihrer Forschung, sondern ihr Dogma ist, das den Ausgangspunkt ihrer Theorien bildet. Mit der Erfindung des Bestimmungsverhältnisses des Menschen durch sein Organ Gehirn formulieren sie psychologische Theorien und Konstrukte um und verwandeln diese in biologische Gegebenheiten. Der Mensch wird zum Informationsverarbeitungsmechanismus, der sich nur in seiner Komplexität von einer Schnecke oder einem Salamander unterscheidet.
Brisanz erhalten diese Thesen, weil die kognitive Hirnforschung als neue Leitwissenschaft antritt. Das von ihr entworfene Menschenbild zeichnet sich dadurch aus, dass zwischen dem Überlebenskampf im Urwald und dem in der Konkurrenz der kapitalistischen Gesellschaft kein Unterschied gemacht wird. Die Ergebnisse der Konkurrenz sind somit nicht das Ergebnis dieses Kampfes, der immer Gewinner und Verlierer kennt, sondern der unterschiedlichen individuellen Verschaltung im Gehirn – eine affirmative Sichtweise, die auch für die Bildungsdebatte und die Ausrüstung des Nachwuchses für den künftigen Erfolg im internationalen Wettbewerb instrumentalisiert wird.
(von )
Contradictio hatte auch schon auf seine Veranstaltung bei 13. Linke Literaturmesse in Nürnberg 2008 hingewiesen:
http://www.contradictio.de/blog/archives/924
Und ein Redakteur des GegenStandpunkt, Dr. Alexander Melcok, hat Anfang 2007 in München einen bei downloadbaren gehalten zum Thema:
In diesem Fall würde ich sagen, geht der Herr Professor nicht nur vom Dogma der pysiologischen Vorbestimmtheit des Willens aus, sondern auch vom beliebten Dogma, dass alle Arten des Scheiterns in diesem Wirtschaftssystem nur mit persönlichem Versagen zu tun haben können. Beides zusammengeschlossen entsteht eine Erklärung, die aufgrund ihrer Versatzstücke sowohl deutlich rassistisch, als auch affirmativ ist. Dass muss sogar den Heise-Leuten aufgefallen sein, oder liegt es am Inhalt, dass mir die Reportage in leicht süffisant gehaltenem Ton erscheint?