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Die „Fehler“ von „Kommunisten“

6. August 2014

Eine kleine Facebook-Debatte zu einem Post von S.:
„Auf contradictio ist nun ein Ausschnitt aus dem China-Buch von Renate Dillmann verlinkt, in dem das Verhältnis von Kommunismus und Nationalismus bzw. Nation überhaupt bestimmt wird. Das Resultat: Vereinbar sind beide nicht. Darin, dass die chinesische KP das von Anfang an ganz anders gesehen hat, liegt einer der von ihr gemachten Fehler. Lohnt sich zu lesen.“
A: „Darin, dass die chinesische KP das von Anfang an ganz anders gesehen hat, liegt einer der von ihr gemachten Fehler. “ [aus einem Text von Renate Dillmann] – ist schon ein eigenartiges Statement.
Da wird so getan, als hätte die KP Chinas „eigentlich“ etwas anderes gewollt, aber „leider“ Fehler gemacht. Man macht sich hier also sozusagen zum ideellen Sachwalter ihres Anliegens und klopft ihr wohlwollend auf die Schulter, anstatt ihre Absichten zur Kenntnis zu nehmen.
S: Begreife nicht, wie du das da reinliest, dass ich ihr da bessere Absichten unterstelle und mich konstruktiv dazu stelle: Wenn ich sage, dass sei ein Fehler der KPCH gewesen ist, dann ist damit gesagt, dass ihr politisches Programm verkehrt, weil der in ihm gesetzten Zweck des Aufbaus einer kommunistischen Gesellschaft falsch bestimmt ist. Das wird dann nicht ihr Fehler wider bessere Einsicht gewesen sein, sondern eine sehr eigenartige Idee davon, was Kommunismus ist.
Ich: Das zieht sich durch die ganze Geschichte der Stellungnahmen der MG und später des GegenStandpunkts zur Geschichte der „realsozialistsichen Staaten“. Der Begriff Fehler unterstellt dabei, daß die schon was Richtiges gewollt haben, sich dabei nur was Falsches haben einfallen lassen, um das zu erreichen. Es ist aber eine schon immer heftig umstrittene Frage, ob all die Bewegungen, die MGler Kommunisten genannt haben, das im herkömmlichen linken Sinne überhaupt gewesen sind bzw. geblieben sind. Gerade an der Geschichte der Sowjetunion und der Komintern wurde darüber bis aufs Blut gekämpft. Schon das legt nahe, daß da wohl mehr als nur ein paar „Fehler“ mit im Spiele waren.
S: „Der Begriff Fehler unterstellt dabei, daß die schon was Richtiges gewollt haben, sich dabei nur was Falsches haben einfallen lassen, um das zu erreichen. “
Das ist ein Verhältnis zwischen Zweck und Mittel, hieße hier: Die KPCH wollte Kommunismus, hätte sich aber dazu untauglicher Methoden befleißigt. Richtig ist, dass das eine geläufige Art ist, wie sich Idealisten dazu stellen (bspw. in den deutschen KPs): Gute Sache, hier und da schlecht gemacht, z.B. hätte man den Großen Sprung vielleicht etwas anders machen sollen. Grundsätzlich also d’accord, die sogenannten „Ausrutscher“, oder halt „Fehler“ als der Sache äußerlich bestimmt und nicht in ihrer logischen Notwendigkeit begründet. Diese Art von Fehlern zu reden ist Resultat einer grundsätzlichen Parteilichkeit für die Sache, weil sie eben als kommunistisch daherkommt und man ja auch wesentlich mit ihr einig ist.
Eine andere Art, von einem Fehler zu reden ist Fehler im Sinne eines falschen Urteils, in diesem Fall: Die KPCH hat den Begriff Kommunismus falsch bestimmt. Der Fehler daran ist einfach der falsche Begriff. Was sie sich vorgenommen haben war Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft, was sie darunter verstanden haben war allerdings etwas anderes. Was sie dann veranstaltet haben halte ich ihnen damit nicht als Fehler in der Ausführung vor, sondern bestimme bereits das als verkehrt, w a s sie da ausfüren wollten: Die Identität von nationaler Befreiung und Kommunismus.
Ich: Der Fehler aus falschem Urteil trifft es auch nicht immer. Im Fall der KPChinas ist es z.B. schon mal fraglich, ob die je überhaupt zum Kommunismus wollten. Jetzt ja offensichtlich schon eine Weile nicht mehr, obwohl der Begriff noch nicht weggeschmissen wurde (außer Alt-SEDlern und Ex-Maoisten hält ihnen das aber wirklich niemand mehr zugute). Was sie sich wirklich vorgenommen haben, kann man sich ja anschauen, ganz unabhängig davon, was sie dazu gesagt haben. Und Kommunisten kommen dann zu einem dementsprechenden Urteil.
S: „Was sie sich wirklich vorgenommen haben, kann man sich ja anschauen, ganz unabhängig davon, was sie dazu gesagt haben.“
Daran kann man tatsächlich sehen, dass sie keinen Kommunismus wollten. Was man aber an den Äußerungen sieht ist, dass sie genau das, was sie da getrieben haben, für Kommunismus g e h a l t e n haben. Die Differenz muss man festhalten, dass das eben das falsche Urteil ist: Kommunismis ist laut KPCH etwas anderes als er tatsächlich ist. Das ist alles, was ich damit sagen wollte. Also: Da gab es das Bewusstsein, dass genau in dem, was man tut, der Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft liegt. Der Nachweis, dass ihr Begriff davon verkehrt ist, weist dieses Bewusstsein als falsches aus.
Darüber, wie sehr jetzt KPler schon zu Mao-Zeiten gedacht haben, dass das eigentlich gar keine kommunistische Sache ist, und die KP nur als Vehikel für ihren gar nicht kommunistisch gefärbten Nationalismus begriffen haben, kann nichts sagen, da ich dazu nichts weiß. Heute gibt es definitiv noch KPler die glauben, immer noch auf dem Weg von Sozialismus zu Kommunismus zu sein. Wie verbreitet dieser Glaube ist kann ich aber spontan auch nicht beurteilen. Dass das ernst gemeint ist will aber nicht leugnen, dass sie also dieses falsche Urteil für ein richtiges halten. Man könnte sagen, dass sie das unmöglich ernst meinen können, weil es so offensichtlich absurd ist. Nun, absurd war ihr Kommunismus-Verständnis ja schon immer, wie Dillmanns Text zeigt, einen fruchtbaren Boden für weiteren Quatsch gab es also allemal. Aufgrund meines Wissens davon allein kann ich nicht schließen, dass das eine Phraseologie wider besseres Wissen ist.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. Mattis
    6. August 2014, 20:51 | #1

    Vielleicht kann man das Thema auf die Unterscheidung von Titel und Zweck des Programms der KPCh zusammenziehen.
    Ich frage mich dann aber schon, wie kamen die auf den Titel „Kommunismus“ für ihr Vorhaben? Man klebt sich ja nicht mal schnell irgend so ein gwichtiges Etikett auf seine Bewegung.

  2. 6. August 2014, 21:16 | #2

    Ich hab das ganz bewußt recht algebraisch betitelt, weil es gerade beim GSP eine Unsitte war/ist, so gut wie jede antikoloniale Bewegung, jedes nicht gleich den USA um den Hals fallende Regime in Afrika als „kommunistisch“ oder wenigstens „sozialistisch“ zu bezeichnen. Gerade jetzt wieder ist mir das bei Theo Wentzkes Veranstaltung zum islamischen Fundamentalismus aufgestoßen, wo er von Ben Bella im Algerien der FLN bis Nasser in Ägypten locker alles unter „sozialistisch“ subsummiert hat.
    Für die Antwort auf die Frage, wie solche antikolonialistischen nationalistischen Linken auf den Titel „Kommunismus“ für ihr Vorhaben gekommen ist, muß man sich nur die Geschichte dieser Revolutionäre anschauen. Über die frühe KPChinas beschreibt das z.B. Renate Dillmann in ihrem Buch. Über die vietnamesischen „Kommunisten“ um Ho Tsch Minh könnte man Ähnliches anführen. Letztlich war es das Fanal der Oktoberrevolution, was weithin ausgestrahlt hat, selbst in Länder, in denen man – wie in China – keine vernünftige Übersetzung von Marx oder Lenin lesen konnte. Diese frühe Generation wurde häufig in Europa oder der Sowjetunion anpolitisiert und nahm das (Wenige), was ihnen da eingeleuchtet hatte, mit nach Hause, häufig erst aus der schon stalinisierten „kommunistischen“ Bewegung. Das waren aber noch andere Figuren als meinetwegen Mugabe oder Mengistu ein oder zwei Generationen später.

  3. Mattis
    7. August 2014, 16:51 | #3

    „Diese Gesellschaftskritik, die Partei, die sie durchsetzen will und die von ihr angestrebte Gesellschaft heißt „kommunistisch“, weil ihr Hauptkennzeichen darin besteht, dass sie ein Zusammenschluss zur gemeinschaftlichen Organisation der Wirtschaft ist, zum größtmöglichen Nutzen für alle an ihr Beteiligten. Die kommunistische Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus,
    – dass ihre Mitglieder ihr – zumindest nach einer Übergangsphase – aus freiem Entschluss angehören und sich an ihr beteiligen,
    – dass ihr Zweck in der möglichst rationalen Organisation einer geplanten Wirtschaft besteht,
    – dass ihre Mitglieder diesen Zweck in einer sachlichen Auseinandersetzung bestimmen und nachprüfen, inwiefern seine Umsetzung mit ihren Interessen konform geht,
    – dass sie über das Wohlergehen ihrer Mitglieder hinaus keinen „höheren“ Wert kennt.“
    (Dillmann, China, S.37)

    Für mich hört sich das nach sozialistischem Staat an, denn folgende Elemente sehe ich angesprochen:
    Der Zweck der Organisation ist bestimmt als Planwirtschaft zum Nutzen aller, also Sozialismus. Wesentliche Komponenten der Realisierung sind:
    Eine ökonomische Verwaltung, die sich auf ein bestimmtes Territorium bezieht (relevant für planvollen Einsatz von Ressourcen), es ist klar, welche Bewohner dazugehören (relevant für Bedarfsermittlung und Arbeitsteilung), es gibt Gremien und Verfahren zur Diskussion und Entscheidungsfindung über die konkrete Umsetzung des Zwecks (politische Ebene).
    Strukturell sehe ich hier eine Reihe staatlicher Attribute, inhaltlich ist es Sozialismus.

  4. 7. August 2014, 17:53 | #4

    Mattis, dir ist aber schon klar, daß mit diesen Thesen Kommunismus abstrakt bestimmt wird. Das ist keine Beschreibung der Situation in der VR China oder der Bestrebungen der KP Chinas. Oder wolltest du etwa das da rausgelesen haben und bestätigen?

  5. Nestor
    7. August 2014, 18:23 | #5

    Also doch wieder einmal ich.
    Man soll doch nicht so tun, als wüßten „Wir“ schon, wie Kommunismus geht, „die anderen“ (in diesem Falle die KPCh) hätten ihn leider falsch bestimmt: „Die KPCH hat den Begriff Kommunismus falsch bestimmt. Der Fehler daran ist einfach der falsche Begriff.“
    Kommunismus heißt vom Begriff her nichts anderes, als das Anstreben irgendeiner Art von Gemeineigentum. Man kann vielleicht auch noch so viel voraussetzen, daß jemand, der sich als „Kommunist“ begreift, irgend eine Kritik am Privateigentum hat.
    Man muß auch sehen, wie sich der Begriff entwickelt hat. Erst nannten sich Marx und Engels, und viele Anhänger der Internationale „Kommunisten“. Dann wurde die aufgelöst, und es gab auf der Seite der Marx-Anhänger nur mehr „Sozialisten“ oder „Sozialdemokraten“. (Der Begriff „Kommunismus“ blieb bei den Anarchisten.) Dann machten die russischen Sozialdemokraten eine Revo und sagten, so wir machen jetzt Kommunismus. Und was kam dann? Die Einführung des NEP! Auf einmal wurde unter dem Banner des „Kommunismus“ das Privateigentum ins Recht gesetzt.
    Später schließlich wurde Kommunismus zum Synonym für Staatseigentum, und dort ist der Begriff bis heute hängen geblieben.
    Und dann ist es irgendwie eigenartig, vom „Begriff“ zu reden und damit mehr oder weniger zu sagen: Wie sind die „wahren“ Kommunisten.
    Sobald man dann anfängt, sich zu streiten, oder irgendwelche Entwürfe vorzustellen, so stellt sich gewöhnlich heraus, daß die meisten auch wieder eine Kommandowirtschaft einrichten wollen, die aber diesmal ganz was anderes und eben „wirklich“ Kommunismus sein soll.

  6. Mattis
    7. August 2014, 18:56 | #6

    „Das ist keine Beschreibung der Situation in der VR China oder der Bestrebungen der KP Chinas.“ (Neoprene)

    Nein, das sollte sie auch nicht sein, sondern eine Unterstützung der Debatte um den Unterschied von Zweck und Titel. Ich habe die Details des Zwecks zitiert (und aus meiner Sicht wiedergegeben), auch als Basis um darauf hinzuweisen, welche Vorwürfe an die KPCh NICHT angebracht sind, z.B. sie hätten halt einen Staat aufbauen wollen. Näher kommt man der Sache, wenn man die Programmatik dieses Staatsaufbaus untersucht.
    Und da führt Renate Dillmann konkret aus, wie durch die Priorität des „nationalen“ Programms eben vorhandene bürgerliche Strukturen affirmiert und in ein gewisses Recht gesetzt werden, und damit ist der Zweck, wie ihn R.D. oben näher bestimmt hat, schon mal verfehlt, denn die Bastionen bürgerlicher Produktionsweise widersprechen einer bedarfsgerechten Planung für alle Mitglieder der Gesellschaft. Die Kritik, die Programmatik sei „national“, heißt m.E. eben mehr als zu sagen, ihr macht einen Staat.
    Auch die Kritik an „Staatseigentum“ (Nestor) finde ich dementsprechend daneben, denn wessen Eigentum sollte es erstmal sonst sein? Es kommt doch auf die Zwecke an, für die dieses „Staatseigentum“ fungiert. Wenn man das Schema Staat = Herrschaft anlegt, ist man natürlich schnell fertig mit der Debatte, aber wo ist die Begründung?
    (Abgesehen davon war die Situation beim damaligen Staatsaufbau in China allerdings auch nicht durch „Staatseigentum“ und „Kommandowirtschaft“ gekennzeichnet.)

  7. 8. August 2014, 08:09 | #7

    Zu Nestors Vorwurf

    „Man soll doch nicht so tun, als wüßten „Wir“ schon, wie Kommunismus geht, „die anderen“ (in diesem Falle die KPCh) hätten ihn leider falsch bestimmt: „Die KPCH hat den Begriff Kommunismus falsch bestimmt. Der Fehler daran ist einfach der falsche Begriff.““

    möchte ich entgeistert entgegnen: Was sonst denn? Der Begriff „Kommunismus“ ist doch nicht von der gleichen Art wie „Lieblingsmarmelade“!
    Wichtiger ist Nestors Beschreibung der Geschichte des Begriffs. Denn wenn das mitbedenkt, dann ist der dann doch wieder ganz unterschiedlich füllbar gewesen und ähnelt dann doch der Marmelade.
    Schwierig wird es mit der ja nun konkret stattgefundenen Verwirklichung „des“ Begriffs nach der Oktoberrevolution. Über die NEP haben wir ja selbst hier schon manchmal gestritten und das wurde es ja bei den Bolschewiki auch schon aufs Heftigste. Ob also die konkrete Politik, die sich dann historisch damals durchgesetzt hat, (und das gilt ja nicht nur für die NEP, die nicht mal deren Befürworter so toll gefunden haben, sondern als ein Zugeständnis an die politischen Kräfteverhältnisse, so wie sie damals eben nun mal auf dem Land waren, sondern das gilt natürlich noch viel mehr für die Politik der SU ab Ende der 20er und vor allem ab den 30er Jahren) sinnvollerweise als „der“ Kommunismus bezeichnet werden kann, das ist wieder mal eine große Frage.
    Auf jeden Fall ist es völlig angemessen, sich um einen „Begriff“ von Kommunismus zu streiten und da insbesondere um das alte Hin und Her von „Kommandowirtschaft“ (manche sagen positiv zentral organisierte Planwirtschaft dazu) versus Commonismus oder was auch immer an anarchistischen Kommune-Konzepten dagegengestellt werden soll.
    Und wenn dann die „Kommando“-Fans sagen sollen, was sie beim nächsten Mal „ganz anders“ machen wollen, dann müssen deren Gegner natürlich auch vortragen, was sie beim nächsten Mal „ganz anders“ machen wollen als all die bekannten kläglichen bis reaktionären kleinbürgerlichen Autarkieinseln gegeneinander zu setzen.

  8. Zement
    8. August 2014, 19:56 | #8

    Kommunismus heißt vom Begriff her nichts anderes, als das Anstreben irgendeiner Art von Gemeineigentum. Man kann vielleicht auch noch so viel voraussetzen, daß jemand, der sich als „Kommunist“ begreift, irgend eine Kritik am Privateigentum hat.

    Wenn man es so fasst, dann ist „Kommunismus“ ein Platzhalter und die KPCh deswegen kommunistisch, weil sie dem Wort einen Inhalt gegeben hat, in dem irgendeine Kritik am Privateigentum vorkam. Nun kommt es auf den Inhalt dieser Kritik aber schon an. Wenn man die von Marx im Kapital gegebene richtig findet und von der ausgehend bestimmt, was Kommunismus ist, dann ist es gar nicht zu vermeiden, in den Programmen von KPs Punkte zu finden, die damit nicht vereinbar sind, wie Dillmann z.B. am Punkt Nationalismus gezeigt hat.
    Worum es dabei überhaupt nicht geht ist eine identitäre Abgrenzung. Der Zweck ist ja erst einmal nur der richtige Begriff und die Beurteilung davon, wie andere Kommunismus fassen. Das wird wiederum gerne von Leuten, die eine übergreifende kommunistische Identität beschwören wollen, als „Sektierertum“ aufgefasst.

  9. 8. August 2014, 20:29 | #9

    Der „Sektierer“-Vorwurf kommt, genauer kam, zumeist von recht rechten Linken, zumeist schon irgendwie eingerichtet im Kapitalismus und deshalb nicht ohne einen nicht unbedeutenden Anhang. Also zumeist Vertreter des Reslsozialismus. Von dieser Warte war der Vorwurf an die manchmal ja gar nicht so viel linkeren anderen Linken, z.B. in Deutschland die Maoisten, daß sie so wenig Erfolg hätten, weil sie „massenfeindlich“, nämlich nicht so SPD- und DGB-treu wie sie waren. Und deshalb zurecht so wenige seien. Das hatte also herzlich wenig mit „übergreifender kommunistischer Identität“ zu tun, sondern war in erster Line eine Abrenzung gegen „Ultralinke“. Also schon eine recht inhaltlich bestimmte Auseinandersetzung.

  10. Zement
    8. August 2014, 21:11 | #10

    Um die Art, Sektierer zu bestimmen, ging es mir nicht. Ich meinte schon dieses Phänomen, dass sich über „Rechthaber“ aufgeregt wird. Die „Linke“ sei ja eh so schwach, man müsse doch zusammenstehen und sich nicht „spalten“, mal die Gemeinsamkeiten betonen (von denen dann ausgegangen wird, dass es sie halt gibt). Wobei: „übergreifende linke Identität“ trifft das richtiger. Obgleich das sich als Kommunisten Verstehende auch drauf haben, die seit dem Ende des Realsozialismus dabei sind ihre Identitätskrise zu bewältigen und Einheit vermissen. Da ist es dann schon die kommunistische Identität, über die zur Solidarität aufgerufen wird.

  11. 8. August 2014, 21:20 | #11

    Zumeist ist das Argument, die „Linke“ möge zusammenstehen und sich nicht „spalten“ lassen, nur die andere Version des „wir haben recht und ihr macht es falsch, laßt euren Scheiß also bleiben und schließt euch uns an“. Es gibt es aber auch in der verrückten ganz abstrakten Version: Wenn ein DKP-Typ auf dem Forum der MLPD sowas schreibt, dann wird da schon gar nicht mehr über die inhaltliche Bestimmung des gemeinsamen Programms geredet, das weiß da ja jeder, das die nicht das Gleiche wollen, da ist dann die Gemeinsamkeit per se schon das ärgerlicherweise noch nicht Erreichte.

  12. Mattis
    9. August 2014, 14:47 | #12

    „Wenn man die von Marx im Kapital gegebene richtig findet und von der ausgehend bestimmt, was Kommunismus ist, dann ist es gar nicht zu vermeiden, in den Programmen von KPs Punkte zu finden, die damit nicht vereinbar sind, wie Dillmann z.B. am Punkt Nationalismus gezeigt hat.“ (Zement)

    Wobei dieser „Nationalismus“ vom Staat-machen unterschieden werden sollte. Denn dass man die Grenzen nicht einfach aufmacht, sondern die Kontrolle behält, dass man auch weiterhin wissen will, welche Leute wo zuhause sind (Bürger des Staates sind) und dass zentrale Entscheidungen verbindlich sind für ebendiese Bürger auf genau ebendiesem Territorium: das alles würden auch „richtige“ Kommunisten wohl nicht aufgeben können und wollen, oder?
    Auch dass von „China“ die Rede ist, um das es ginge, ist mir nicht genug Beleg für Nationalismus. Auch „Sozialismus“ oder „Kommunismus“ kann man als Wert handhaben, für den man einzustehen hat, statt als Mittel, das dem eigenen Nutzen dient. Es kommt immer auf den programmatischen Inhalt dessen an, wie man von jetzt an Staat und Ökonomie zu organisieren gedenkt.

  13. 19. Oktober 2014, 11:24 | #13

    Der hier ventilierte Gegenstand ist der Nominalismus. Verdammt noch mal, was wird alles unter die Begriffe Kommunismus, Marxismus, Sozialismus, Demokratie etc. subsumier! Neulich kam mir ein Machwerk unter mit dem Titel „Hauptströmungen des Marxismus“ (3 fette Bände). Um Himmels willen! Interpretationen ohne Ende! Zu welchem Zweck und in wessen Interesse??
    Schreibt man kürzere Abhandlungen empfiehlt es sich, auf bisweilen vorsätzlich oder auch willkürlich anders interpretierte Begriffe zu verzichten. Bei dem China-Buch von Renate Dillmann kann meines Erachtens ein Mißverständnis nicht aufkommen, dazu wird das Programm der KP Chinas und somit das, was Mao & Mitstreiter für notwendig hielten und unter dem Begriff Kommunismus verstanden, richtig dargestellt.
    Es ist doch auch nicht so, daß man unter „Demokratie“ etwas anderes verstehen sollte, als eben die real existierende. Oder täusche ich mich da? Daß in dieser Herrschaftsform Übergänge zur Diktatur angelegt sind, liegt in der Natur voN Herrschaft. Herrschaft kennt, in welcher Form auch immer, kein anderes schlagkräftiges Argument als eben Gewalt. –
    Soviel Kommunist war Mao Zedong, daß er das begriffen hat und der herrschenden, imperialistischen Gewalt (und deren Statthalter in China) sein Kontra geboten hat. Und er hat auch nicht den Fehler gemacht, sich für das in einen neuen Nationalismus transformierte Programm der Sowjetunion herzugeben.

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