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Warum hat der Kommunismus bei den westdeutschen Arbeitern keine Chance?

14. Januar 2014

Die Bourgeoisie: …
Der Revisionismus:
Weniger gern, aber noch viel häufiger befassen sich Linke mit eben derselben Frage. Auch sie müssen sie gewissermaßen aus beruflichen Gründen beantworten, haben sie sich doch das Ziel gesetzt, die arbeitende Klasse zur Durchsetzung ihrer Anliegen – gewöhnlich unter der entschiedenen und entschlossenen Führung einer, nämlich ihrer Partei – zu bewegen. Was sie zur Erklärung ihrer Mißerfolge beibringen, macht nicht ihnen, dafür aber den bürgerlichen Ideologen alle Ehre: auch bei ihren Theorien über das so schmerzlich vermißte Klassenbewußtsein kommt das Verständnis für Arbeiter, die an Klassenkampf nicht denken, nicht zu kurz: Ihr Klassenbewußtsein mußte Schaden erleiden angesichts der materiellen und ideologischen Einflußnahme seitens der Bourgeoisie. Diese hat es sich nicht nehmen lassen, mit der bösen Absicht der Korruption Ökonomische Zugeständnisse aller Art zu inszenieren und die Arbeiterklasse zu spalten. So haben die Proleten den Klassenkampf aufgegeben, weil sich das Kapital im Zuge seines Nachkriegsaufschwungs etwas ganz Verwerfliches geleistet haben soll – es hat einerseits dem Lebensstandard der Massen so manche Steigerung gestattet und andererseits mit Ideologien wie der vom Wirtschaftswunder die Köpfe derselben Massen schwer verwirrt, was bei der Arbeiteraristokratie am leichtesten gelang. Auch hier sind – wie bei den Apologeten der freien Wirtschaft und ihrer sozialen Republik die Gründe für ein revolutionäres Gebaren Mangelware, obgleich sie für einen aufrechten Linken eigentlich schon gegeben sind und vor allem mit der nächsten Krise wieder der Erfahrung auch der Proleten zugänglich werden – die „subjektiven“ Interessen sind Gegenstand des Verständnisses und werden mit dem Verweis auf Schuldige entschuldigt, die „objektiven“ Interessen werden beschworen, weil sie zwar nicht wirklich, aber revolutionär sind. Diese Art und Weise, besagte Frage zu beantworten, hält das Ideal einer kämpfenden Arbeiterschaft hoch und weigert sich standhaft, die Realität so zu sehen, wie sie ist.

Beide zusammen:

Während der Versuch der Lohnarbeiter, mit ihrer Abhängigkeit vom Kapital zurechtzukommen, von den bürgerlichen Ideologen als Beweis ihrer Zufriedenheit, und zwar ihrer begründeten, hergenommen wird (höchstens die politische Verwaltung ihrer Sorgen mit Geldbeutel, Gesundheit und Alter sowie Familie taucht als Anlaß zur Kritik – natürlich an der gegnerischen Partei – auf), entdecken Linke mit dem ihnen eigentümlichen Idealismus in jeder Form der Unzufriedenheit sogleich den Willen, sich gegen Kapital und Staat zur Wehr zu setzen. Weder die eifrige Beteiligung an Wahlen noch die Unterwerfung unter die Rationalisierung mit ihren Folgen für Arbeitsplatz und Lohntüte, wie sie die Gewerkschaft, „die Organisation der Arbeiterklasse“ praktiziert, macht die Freunde der Arbeiter daran irre, daß es mit der proletarischen Sache vorwärts geht. Aus der Betroffenheit, dem Resultat des Bemühens, mit der Lohnarbeit über die Runden zu kommen, entziffern sie Klassenbewußtsein. An die Stelle der Kritik der Lohnarbeit, die MARX in all ihren Verlaufsformen als Mittel des Kapitals erkannt hatte, tritt bei ihnen das Lob der Arbeit, und die Anstrengungen der Leute, die an der Lohnarbeit als ihrem Mittel festhalten, daher beständig zu spüren bekommen, daß sie es nicht ist, erscheint ihnen ebenso gerecht, wie sie die Konsequenzen in lauter soziale Ungerechtigkeiten umdichten.
Die Wahrheit:
Kurz, die richtige, materialistische Antwort auf die Frage lautet: die westdeutschen Arbeiter sind weder bestochen noch verführt, und schon gar nicht fehlt es ihnen an Gründen für revolutionäre Taten. Wenn sie den Ansinnen der Kommunisten gegenüber gleichgültig bis feindlich auftreten, so liegt das daran, daß sie auf ihre Arbeit setzen, um ihre Existenz zu bestreiten, also ein falsches Bewußtsein bezüglich ihrer eigenen Lage haben. Aus der Abhängigkeit vom Kapital, das sie zwingt, ihr Leben an der Arbeit zu orientieren, wird bei ihnen die positive Einstellung, der Wille, die Lohnarbeit so zu verrichten, als wäre sie das Mittel ihrer Reproduktion. Die Logik, der sie darin folgen, ist die des Zwangs, aus dem es das Beste zu machen gilt, indem man sich fügt. So steigern sie Jahr für Jahr ihre Leistung und gestatten dem Kapital seinen sparsamen Umgang mit Arbeitsplätzen; so opfern sie Gesundheit und Einkommen für die Sicherheit, weiter arbeiten zu dürfen; so sind sie nicht nur in Wahlen bereit, dem Staat ihre Unterstützung zu bekunden, denn auch er ist eine Bedingung ihrer Lohnarbeiterexistenz, weil er sie sozial verwaltet und sie dies am Lohnstreifen, im Umgang mit Versicherungszwangsbeiträgen und auch sonst merken läßt. Sie tun eben alles, um weiterhin die abhängige Variable der Akkumulation zu bleiben – und schimpfen auf die DDR, weil man das bei uns darf und die drüben sich ähnliches gefallen lassen – müssen?
aus: MSZ 25 – Oktober 1978
Auf der Archivseite für die frühen MSZ msz1974-80.net ist nämlich mittlerweile auch diese Ausgabe nachzulesen.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. 14. Januar 2014, 18:54 | #1

    Der Revisionismus steht ab „Weniger gern“ verdoppelt da.

  2. Krim
    14. Januar 2014, 19:53 | #2

    „Aus der Abhängigkeit vom Kapital, das sie zwingt, ihr Leben an der Arbeit zu orientieren, wird bei ihnen die positive Einstellung, der Wille, die Lohnarbeit so zu verrichten, als wäre sie das Mittel ihrer Reproduktion. Die Logik, der sie darin folgen, ist die des Zwangs,“ Das ist ein direkter Widerspruch. Einerseits wird die positive Einstellung die Lohnarbeit als Reproduktionsmittel zu betrachten konstatiert und gleichzeitig sollen sie in ihrer Affirmation der Lohnarbeit der Logik des Zwangs folgen.

  3. 14. Januar 2014, 21:03 | #3

    Das war eben schon immer so, daß bei der MG nach dem Konstatieren von Offensichtlichem, den vorgefundenen „Einstellungen“, dem eigenständigen „Willen“ der Menschen, der aus der Abhängigkeit vom Kapital irgendwie, erstmal noch unbestimmt, „geworden“ ist, bzw. immer wieder „wird“, dann doch gleich der „Zwang“ kommt. Dem die Menschen andererseits „folgen“, wobei nicht klar ist, ob damit ihr faktisches Tun oder ihr Wille zu diesem Tun gemeint sein soll.

  4. alkohol
    15. Januar 2014, 23:58 | #4

    „Das ist ein direkter Widerspruch. Einerseits wird die positive Einstellung die Lohnarbeit als Reproduktionsmittel zu betrachten konstatiert und gleichzeitig sollen sie in ihrer Affirmation der Lohnarbeit der Logik des Zwangs folgen.“

    Na und? Man kann doch beides erstmal konstatieren. Muss ja kein Widerspruch bleiben.
    Die Leute sind gezwungen. Und sie sagen „ja“ dazu, mitunter auch schonmal explizit. Braucht man sich doch nur die Geschichten von Leuten anhören, die beim Bund waren, als es noch ne Wehrpflicht gab.

  5. Krim
    16. Januar 2014, 12:57 | #5

    Wenn sie „ja“ sagen, warum folgen sie dann der Logik des Zwangs? Dann folgen sie höchtens noch einer Logik, aber der Zwang kürzt sich dann raus.

  6. Karl Heinrich
    16. Januar 2014, 16:21 | #6

    Zu Krims „direktem Widerspruch“ einige schon etwas ältere Ausführungen zum Verhältnis von Zwang und freiem Willen:

    „Es ist nicht genug, daß die Arbeitsbedingungen auf den einen Pol als Kapital treten und auf den andren Pol Menschen, welche nichts zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft. Es genügt auch nicht, sie zu zwingen, sich freiwillig zu verkaufen. Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelt sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt. Die Organisation des ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozesses bricht jeden Widerstand, die beständige Erzeugung einer relativen Übervölkerung hält das Gesetz der Zufuhr von und Nachfrage nach Arbeit und daher den Arbeitslohn in einem den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechenden Gleise, der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse besiegelt die Herrschaft des Kapitalisten über den Arbeiter. Außerökonomische, unmittelbare Gewalt wird zwar immer noch angewandt, aber nur ausnahmsweise. Für den gewöhnlichen Gang der Dinge kann der Arbeiter den „Naturgesetzen der Produktion“ überlassen bleiben, d.h. seiner aus den Produktionsbedingungen selbst entspringenden, durch sie garantierten und verewigten Abhängigkeit vom Kapital. Anders während der historischen Genesis der kapitalistischen Produktion. Die aufkommende Bourgeoisie braucht und verwendet die Staatsgewalt, um den Arbeitslohn zu „regulieren“, d.h. innerhalb der Plusmacherei zusagender Schranken zu zwängen, um den Arbeitstag zu verlängern und den Arbeiter selbst in normalem Abhängigkeitsgrad zu erhalten. Es ist dies ein wesentliches Moment der sog. ursprünglichen Akkumulation.“

    [ MEW 23 | 765f ]

  7. name
    16. Januar 2014, 17:30 | #7

    Ich würde sagen, der Unterschied zwischen den beiden Stellen in Bezug auf die konstatierter Widersprüchlichkeit besteht v.a. darin, dass im MEW-Zitat vom „stummen Zwang der Verhältnisse“ die Rede ist, von verinnerlichten „selbstverständlichen Naturgesetzen“.
    Im MSZ-Zitat wird aber – in bekannter Manier – Gesellschaft auf den individuellen „Willen“ heruntergebrochen. Statt der Verinnerlichung durch „Erziehung, Tradition, Gewohnheit“ wird idealistisch eine bewussten Entscheidung festgestellt.
    Einerseits: Widersprüchlich, warum dem Zwang zu folgen eine freie Entscheidung sein soll. Andererseits: Die Zurichtung des Menschen soll durch einen bloßen individuellen Willensakt aufzuheben sein.
    Noch eine Frage zu:
    „Wenn sie den Ansinnen der Kommunisten gegenüber gleichgültig bis feindlich auftreten, so liegt das daran, daß sie auf ihre Arbeit setzen, um ihre Existenz zu bestreiten, also ein falsches Bewußtsein bezüglich ihrer eigenen Lage haben.“
    Warum sollte es falsches Bewusstsein darstellen, auf die eigene Lohnarbeit zur Sicherung der eigenen Existenz zu setzen? Wie sichern denn wir alle unsere Existenz? Unter den herrschenden Bedingungen? Falsches Bewusstsein in Bezug auf die herrschenden Bedingungen und Verhältnisse – ok. Aber ohne (!) kritische Masse individuell (!) auf Revolution anstatt Lohnarbeit zu setzen – ob das der eigenen Existenz so wohl bekäme? Nämlich hier und heute und nicht im Fanatasiewunderland mit existierender revolutionären Massenbewegung. Ich würde sagen, da sind die Leute einfach realistisch.
    Böse gesagt klingt „Warum hat der Kommunismus bei den westdeutschen Arbeitern keine Chance?“ für mich ein wenig nach „Warum investiert niemand in meine grandiose Startup-Idee?“ – und provoziert die Erwiderung: Vielleicht liegt es ja nicht NUR an den anderen sondern auch…

  8. Krim
    16. Januar 2014, 18:31 | #8

    Der Marx hat halt auch nicht immer recht. Der eiert genauso rum.

    „Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelt sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt.“

    – „Im Fortgang entwickelt sich“ kein Subjekt dieser Entwicklung ist nirgends auszumachen. Dann aber ist doch die Arbeiterklasse selbst verantwortlich, denn sie anerkennt den Kapitalismus ja als selbstverständliches Naturgesetz. Marxens Gründe für die Anerkennung sind seltsam: Gewohnheit und Tradition, also Gewohnheit und frühere Gewohnheit, was beides Tautologien sind. Denn Gewohnheit bedeutet nichts anderes als dass man etwas macht, weil man es früher schon so gemacht hat. Und warum hat man früher schon das selbe gemacht wie heute gemacht? – Weil man die bürgerlichen „Naturgesetze“ anerkannt hat. Erziehung: Macht auch nur bleibenden Eindruck, wenn man etwas einsieht. Tut man etwas nur aus Angst vor Strafe des Erziehenden, dann ändert man das sofort wieder, wenn die Strafandrohung wegfällt. Also bleiben bei allen drei angegebenen Gründen für die Anerkennung des Kapitalismus selber wieder bloß Einsicht und Anerkennung.

    „Die Organisation des ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozesses bricht jeden Widerstand,“

    Welchen Widerstand denn, wenn die Arbeiterklasse den Kapitalismus anerkennt?

  9. Krim
    16. Januar 2014, 18:50 | #9

    „Wie sichern denn wir alle unsere Existenz?“ Jedenfalls setzen wir nicht auf Lohnarbeit, sondern wissen, dass das eine ruinöse, unstete, wenig einbringende Einnnahmequelle ist. „drauf setzen“ heißt darauf wetten, sie für gut, richtig zu halten.
    „Ich würde sagen, da sind die Leute einfach realistisch.“ Realistisch wäre eine revolutionäre Massenbewegung aufzubauen nicht statt, sondern neben der bürgerlichen Existenz.

  10. 16. Januar 2014, 19:13 | #10

    Marx meinte ja nicht einmal selber:

    „Die Organisation des ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozesses bricht jeden Widerstand“

    denn bekanntlich hat der nicht nur Bücher geschrieben, sondern sich auch so gut er das damals eben konnte, um den Aufbau einer revolutionäre Massenbewegung bemüht, die den Widerstand hätte entwickeln sollen, um mit dem ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozeß aufzuräumen.

  11. alkohol
    16. Januar 2014, 19:15 | #11

    „Wenn sie „ja“ sagen, warum folgen sie dann der Logik des Zwangs? Dann folgen sie höchtens noch einer Logik, aber der Zwang kürzt sich dann raus.“
    Also, wenn du ein widersprüchliches Bewusstsein nicht von dir und anderen kennst, dann scheint Ideologie nicht so dein Thema zu sein.
    Macht ja nix, gibt ja genug andere.

  12. 16. Januar 2014, 19:24 | #12

    Ach alkohol, mit deinem „widersprüchlichen Bewußtsein“ willst du wohl deine eigenen Widersprüche irgendwie wasserdicht gegen Kritik machen. Denn ansonsten taugt dieser Begriff doch für gar nichts.

  13. Mattis
    16. Januar 2014, 19:59 | #13

    „Ich würde sagen, da sind die Leute einfach realistisch.“

    Der „Realismus“ besteht darin, dass sie genau wissen, dass alle anderen genauso opportunistisch die Verhältnisse akzeptieren wie man selbst.
    Wäre dieser Opportunismus nicht flächendeckend gegeben, dann wäre die Fortexistenz des Kapitalismus ganz schön „unrealistisch“.
    Gewohnheit: wie Krim schon anmerkte, ist das keine Erklärung. Warum werden „Traditionen“ so locker übernommen? Man passt sich an. Der Verweis auf herrschende Zwänge ist nur die Erklärung, warum es das Thema gibt, warum also eine Stellung dazu erforderlich ist – aber eben nicht dafür, wie das Thema inhaltlich entschieden wird, also keine Erklärung für die explizite Zustimmung.
    Der häufige Fehler in dieser Debatte, „Praxis“ und „Theorie“ nicht zu unterscheiden, wurde weiter oben wieder gemacht. Wer wirklich nur dem praktischen Zwang zur Lohnarbeit folgt, muss noch lange nicht „Ja“ sagen zum Ganzen, den Kapitalismus am Stammtisch verteidigen und die üblichen Parteien wählen. Und wenn es vielleicht keine „willentliche bewusste Entscheidung“ ist, dann ist es trotzdem der eingenommene Standpunkt, sich den Umständen unterzuordnen, wie sie eben so sind, und das nicht nur soweit, wie es die Zwänge erzwingen. Und mit diesem unkritischen Willen zur Anpassung hat mans zu tun.
    Umstände infrage zu stellen, stört ja nicht den praktischen Zwang, Geld zu verdienen (dem auch Kritiker unterliegen), sondern stört das gleichzeitig auch theoretische Anerkennen dessen, was ist.

  14. alkohol
    16. Januar 2014, 21:11 | #14

    „Dann aber ist doch die Arbeiterklasse selbst verantwortlich, denn sie anerkennt den Kapitalismus ja als selbstverständliches Naturgesetz.“

    Quatsch, dafür müssten die Leute ja erstmal wissen, was Kapitalismus überhaupt ist.

    „„Wie sichern denn wir alle unsere Existenz?“ Jedenfalls setzen wir nicht auf Lohnarbeit, sondern wissen, dass das eine ruinöse, unstete, wenig einbringende Einnnahmequelle ist. „drauf setzen“ heißt darauf wetten, sie für gut, richtig zu halten.“

    Doch praktisch setzen wir auf Lohnarbeit. Oder wie würdest du das nennen, wenn man Lohnarbeit macht, obwohl man sie nicht für richtig hält?
    Es gibt ja nix Besseres, wenn man nur seine Arbeitskraft hat. Das ist eben die „Logik des Zwangs“.

  15. alkohol
    16. Januar 2014, 21:17 | #15

    „Ach alkohol, mit deinem „widersprüchlichen Bewußtsein“ willst du wohl deine eigenen Widersprüche irgendwie wasserdicht gegen Kritik machen. Denn ansonsten taugt dieser Begriff doch für gar nichts.“

    Na, dann nenn doch mal einen von meinen eigenen Widersprüchen.

  16. 16. Januar 2014, 21:42 | #16

    Das weißt du doch auch schon länger, was man Linken wie dir immer wieder vorhält:
    Es ist halt widersprüchlich, einerseits von einer „Logik des Zwangs“ zu reden und andererseits agitieren zu gehen, wie du das vermutlich ja auch mal gemacht hast und vielleicht ab und zu auch noch tust.
    Es ist halt widersprüchlich, wenn du einerseits sagst „Doch praktisch setzen wir auf Lohnarbeit“ (damit meinst du jetzt die Gegner der Lohnarbeit, die natürlich auch morgens aufstehen, um zu ihrem Job zu fahren), um dann zu bestreiten, daß das aber nicht zusammenfällt mit der Mehrheitsmeinung in der Arbeiterklasse, für die es bekanntlich sehr wohl heißt, „darauf zu wetten, sie für gut, richtig zu halten“.
    Das tust du doch hoffentlich nicht, denn du nimmst ja für dich in Anspruch, einer von den (wenigen) zu sein, die Lohnarbeit machen, weil sie das natürlich wie fast alle auch müssen, (und hier und nur hier stimmt das müssen), denn deine Auffassung ist ja, das „nicht für richtig“ zu halten.

  17. Krim
    16. Januar 2014, 23:04 | #17

    „Quatsch, dafür müssten die Leute ja erstmal wissen, was Kapitalismus überhaupt ist.“ Ihrer Meinung nach wissen die Leute was Kapitalismus ist, nämlich ein prima Gelegenheit z.B. um durch Lohnarbeit an Geld zu kommen.
    „Doch praktisch setzen wir auf Lohnarbeit.“ Praktisch tun wir bloß, was wir müssen. Jedenfalls bei mir gibt es da kein Moment des darauf setzens, wie auf einen Gaul beim Pferderennen.
    „Oder wie würdest du das nennen, wenn man Lohnarbeit macht, obwohl man sie nicht für richtig hält?“ Das würde ich Zwang nennen.
    „Das ist eben die „Logik des Zwangs“.“ Bei Kommunisten trifft das auch zu, aber nicht bei Leuten, die Lohnarbeit für richtig und eine Chance halten.
    „Also, wenn du ein widersprüchliches Bewusstsein nicht von dir und anderen kennst, dann scheint Ideologie nicht so dein Thema zu sein.“ Der Vorwurf war nicht, dass es ein widersprüchlichen Bewusstsein nicht gibt, sondern dass dieser Widerspruch einer der Theorie über das Bewusstsein ist.

  18. name
    17. Januar 2014, 09:02 | #18

    „Ihrer Meinung nach wissen die Leute was Kapitalismus ist, nämlich ein prima Gelegenheit z.B. um durch Lohnarbeit an Geld zu kommen.“

    Prima Gelegenheit für Unternehmer_innen und Co. – ok. Aber du meist echt, die meisten Lohnabhängigen – „die Leute“ – halten den Zwang ihre Arbeitskraft zu verkaufen für eine prima Gelegenheit? Das als Prämisse lässt natürlich keine anderen Erkenntnisse als eben GSPesque Bestimmungen zu. Aber dann solltest du zumindest sagen, woher du deine Sicherheit nimmst, „die Leute“ hätten so eine positive Einstellung dazu, ihre Lebenszeit mit abrackern zu verbringen. (Aber bitte nicht: Weil sie es sonst nicht täten.)
    wie heißt es bei 2pac:

    „I made a G today.“
    – „But you made it in a sleazy way – selling crack to the kid!“
    „I gotta get paid.“
    – „… well that’s the way it is.“

  19. Mattis
    17. Januar 2014, 13:02 | #19

    „Ihrer Meinung nach wissen die Leute was Kapitalismus ist, nämlich ein prima Gelegenheit z.B. um durch Lohnarbeit an Geld zu kommen.“

    Nein, sie sagen: der Kapitalismus ist trotz aller negativen Seiten das beste, was machbar ist. Das ist viel gravierender und hermetischer als ein „prima“-Standpunkt.

  20. Krim
    17. Januar 2014, 14:37 | #20

    Na gut, sie halten die Lohnarbeit im Grund, prinzipiell, eigentlich für ein gute Sache, wenn nur nicht… die Gierigen, die Unberechtigten Empfänger, die Missbraucher, die Sachzwänge für die niemand was kann, die dummen Führer usw. wären
    „Aber dann solltest du zumindest sagen, woher du deine Sicherheit nimmst, „die Leute“ hätten so eine positive Einstellung dazu, ihre Lebenszeit mit abrackern zu verbringen.“ Abrackern wollen sie sich natürlich nicht. Daraus ziehen sie aber den Schluss in eine Position zu kommen, wo sie nicht mehr so viel ackern müssen. Oder sie machen ein Selbstbewusstsein draus, dass sie nicht so ein Bürohengst sind und lieber körperlich arbeiten wollen usw.
    Sie gehen wählen, obwohl sie es nicht müssen und zeigen sich damit als verantwortungsvoller Staatsbürger. Überhaupt gebärden sie sich so scheiß verantwortlich und mündig, dass einem schlecht wird. Sie haben ein Herz für Tiere, Tiger, Löwen, Pandas, Wale, Hühner, Eier, Schweine, Rinder, den Wald, die Umwelt, den Planeten, das Meer, die Luft, usw. Wenn Bürger radikal und kämpferisch werden, dann für so einen Scheiß. Verantwortung zeigen ist eben die Weise wie man sich mit dem Ganzen, der Gesellschaft einverstanden erklärt, sonst würde man sie ja nicht schützen wollen.

  21. bigmouth
    17. Januar 2014, 15:41 | #21

    weil man pandas schützen will, ist man mit der gesellschaft einverstanden?

  22. Krim
    17. Januar 2014, 16:09 | #22

    Weswegen brauchen die Pandas denn Schutz? Weil der Kapitalismus die Springquellen des Reichtums ruiniert. Was sind denn Naturreservate? Gebiete, wo der Kapitalismus nicht ruinös wirken darf. Darüber hinaus ist es aber o.k. wenn der Kapitalismus sich ruinös austobt. Sonst wär man ja gegen Kapitalismus und nicht für’s Panda schützen. Wer also Pandas schützen will, der nimmt Anstoß an einer schlechten Wirkung des Kapitalismus und meint dieser müsste auch ohne diese negativen Auswirkungen zu haben sein. Also ja, wer Panda’s schützen will, ist mit der Gesellschaft einverstanden, zwar nur einer idealisierten ohne ausgerottete Pandas. Aber das Panda ausrotten, wird ja als Missstand angesehen, der eigentlich nicht zur guten Gesellschaft passt.

  23. 17. Januar 2014, 16:13 | #23

    Ja, so wie Krim hätte ich auch antworten wollen. Zeige mir auch nur einen unter tausend von solchen Naturschützern, von denen es mittlerweile ja ganze Stadtzentrem voll gibt, bei dem das nicht stimmt. Der kriegt dann von mir den obligatorischen Euro in die Hand gedrückt.

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