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Peter Decker Kritik der Philosophie (Erlangen 7.11.13)

24. November 2013

Peter Decker, der verantwortliche Redakteur der Zeitschrift GegenStandpunkt, hat in Erlangen nach Jahren mal wieder einen Vortrag zur Kritik der Philosophie gehalten. Dies war der erste Teil einer Reihe Wissenschaftskritik der Sozialistischen Gruppe SG Hochschulgruppe Erlangen/Nürnberg (des GSP).
Das Video (!) dieser Veranstaltung gibt es bei Youtube.
Wer sich Peter Decker nur anhören will, kann den MP3-Exzerpt bei archive.org runterladen.

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  1. Mattis
    24. November 2013, 17:38 | #1

    Sind Lohnarbeiter oder Kapitalisten Philosophen? Muss man deshalb die Philosophie kritisieren?

  2. 24. November 2013, 18:21 | #2

    Mattis, wenn du mit deiner Frage gemeint haben solltest, daß so gut wie alle Menschen heutzutage (also natürlich auch die aus den beiden Hauptklassen) alle naselang philosophisch daherdenken, dann würde ich sagen, ja, auch Lohnarbeiter (und Kapitalisten) sind Philosophen. Und weil das schlecht ist (darum geht ja Deckers Kritik an diesem Denken), ist es richtig/wichtig, das zu kritisieren.

  3. Moritz
    25. November 2013, 01:05 | #3

    Der richtige YT-Link und der Zitatezettel (PDF).
    PS: Die Reihe zur Wissenschaftskritik findet in Erlangen statt.

  4. Leserfranz
    25. November 2013, 19:10 | #4

    „Wissenschaftskritik“, veranstaltet von einer Uni-Fachschaft, ist aber doch nicht identisch mit Sinnproblem-Suche im Alltag.
    Die letzten 7 Min. fasst Peter Decker noch mal den Gedanken der „Rechtfertigung“ als Hauptgedanken der Philosophie zusammen.

  5. Hans
    28. November 2013, 15:04 | #5

    @Mattis
    „Sind Lohnarbeiter oder Kapitalisten Philosophen? Muss man deshalb die Philosophie kritisieren?“
    Weil alle sofort auf die Verknüpfung dieser zwei Fragen hereinfallen:
    Die Filosofie muss man wegen ihrer Fehler kritisieren, mehr Grund braucht es dafür nicht.
    Ob und wieweit die Philosophie für die kapitalistische Rollenverteilung gut ist, hat mit der sozialen Stellung von Charaktermasken gar nichts zu tun. Das unterstellt die Frage nach der Nützlichkeit von Philosophiekritik allerdings: Man SOLL seine Kritik am Maßstab ausrichten, welchen Dienst die für Klassenkampf leistet.
    Gerade dir, Mattis, ist also die Kritik an der Rechtfertigungslogik des SOLLENS wärmstens zu empfehlen.

  6. Mattis
    28. November 2013, 23:14 | #6

    „Die Filosofie muss man wegen ihrer Fehler kritisieren, mehr Grund braucht es dafür nicht.“ (Hans)

    Und morgen kritisierst du die Abwehrfehler bei Bayern München?

  7. Hans
    28. November 2013, 23:52 | #7

    „die Abwehrfehler bei Bayern München“

    Dein Verfahren: Wenn man seine Kritik nicht deinem höheren Zweck weiht, hältst du sie für beliebig. Du fragst gar nicht ernsthaft nach meinem Desinteresse am Fußball oder was es über die Philosophie Wissenswertes zu sagen gibt, sondern forderst eine Rechtfertigung fürs Kritisieren. Genau das wird in dem Vortrag ganz gut auseinandergenommen. Die Blödheit, vor der Besprechung eines Themas seine Berechtigung einzuklagen, scheint nicht nur Philosophen zu überzeugen!

  8. Mattis
    29. November 2013, 00:05 | #8

    „Die Blödheit, vor der Besprechung eines Themas seine Berechtigung einzuklagen, scheint nicht nur Philosophen zu überzeugen!“ (Hans)

    „Besprechung eines Themas“- ?? Sag mir doch mal, warum Peter Decker nicht die jüngsten Zuchterfolge bei Zwergkaninchen analysiert. Hat er möglicherweise schon ein Urteil darüber, bevor er sich damit auseinandergesetzt hat? Oder ist er nur rein zeitlich gesehen bisher noch nicht dazu gekommen?

  9. 29. November 2013, 08:16 | #9

    Peter Decker hat übrigens mit einer Arbeit zur Philosophie promoviert:
    „Die Metho­do­lo­gie kri­ti­scher Sinnsuche
    Sys­tem­bil­dende Kon­zep­tio­nen Ador­nos im Lichte der phi­lo­so­phi­schen Tradition“

    Anmer­kung bei farberot:

    Das Buch ist eine Dok­tor­ar­beit aus dem Jahr 1982. Der Stil, das Über­maß an Zita­ten und Beleg­stel­len, sowie andere Unsit­ten der aka­de­mi­schen Höf­lich­keit die­nen nicht der Wahr­heits­fin­dung, son­dern dem Erwerb eines Uni­ver­si­täts­ab­schlus­ses. Den­noch ent­hält das Buch Argu­mente zur Kri­tik der Phi­lo­so­phie, die zu ken­nen sich lohnt.

    Zum Thema hat er früher auch hin und wieder Veranstaltungen gemacht, z.B. 2005 in Berlin
    „Die Philosophie – Ein Denken aus dem Geist der Rechtfertigung“
    dort im gleichen Jahr
    Die „Kritische Theorie“ der Frankfurter Schule. Sehnsucht nach Versöhnung als Gesellschaftskritik

    Auch der Vortrag „Was ist Dialektik“ aus den 80ern gehört hier rein

  10. Hans
    29. November 2013, 09:06 | #10

    „Sag mir doch mal, warum Peter Decker nicht die jüngsten Zuchterfolge bei Zwergkaninchen analysiert“

    Weil er sich das Thema Philosphie vorgenommen hat und keine Züchterprobleme? Das reicht dir sicher nicht, aber überleg mal, warum! Die Antwort darauf wird in der Philosophiekritik besprochen: Du verlangst nach einem höheren Grund als dem banalen Interesse an Wissenschaftkritik und weil du den vermisst, hältst du die Themenwahl für beliebig.
    Klar, wenn man der Kritik am Kapitalismus abverlangt, sie möge mehr sein als bloß Analyse des Untersuchungsgegenstandes, erscheinen einem Züchterberichte wie ein Argument gegen Philosphiekritik. Aber nur weil du noch andere Themen als die Philosophie kennst, wird kein Argument besser oder schlechter, was sich gegen die wissenschaftliche Rechtfertigungslogik des Faches richttet. Du müsstest wenigstens einmal das prüfen, was du ohne den Schimmer einer Ahnung aburteilst – der Vortrag geht inkl. Nachfragen nicht einmal 2 Stunden.

  11. 29. November 2013, 13:18 | #11

    @Hans: Woraus schließt du denn, dass Mattis nach einem h ö h e r e n Grund fragt? Bisher weist nichts darauf hin. Mattis fragt auch nicht nach einer Berechtigung für’s kritisieren, sondern einfach warum dieses Thema und nicht tausend andere, in denen ebenfalls wissenschaftliche Fehler gemacht werden kritisiert werden. Ist Decker etwa im Namen der wahren Wissenschaft unterwegs, ist er der letzte Wissenschaftsidealist, der nacheinander alle Fehler kritisiert, die ihm unterkommen? Das wäre zwar eine Antwort, aber stimmt sie auch.
    „was sich gegen die wissenschaftliche Rechtfertigungslogik des Faches richtet.“ Vielleicht hat Mattis genau danach gefragt. Nämlich was ist die ideologische Leistung der Philosophie in der bürgerlichen Gesellschaft. Wenn du das erst nachlesen musst, kannst du entweder gar nichts sagen oder anworten wenn du nachgelesen hast oder auf den Vortrag verweisen, indem diese Frage beantwortet wird. Schlecht find ich, wenn du jede Nachfrage mit einer Anschuldigung beantwortest. Wer nachfragt kann eh nur auf Berechtigung aus sein oder nach höheren Gründen verlangen.

  12. Mattis
    29. November 2013, 13:30 | #12

    Also Hans, du hast dich da auf sehr glattes Eis gewagt.
    Wieso hast du dann eigentlich grundsätzliche Einwände gegen die Befassung mit Sozialismus-Konzeptionen – ich erinnere mich sehr deutlich daran – wenn doch kein Thema einer „Rechtfertigung“ bedarf?
    Denn wie hast du so schön formuliert:

    „Du müsstest wenigstens einmal das prüfen, was du ohne den Schimmer einer Ahnung aburteilst“

  13. 29. November 2013, 13:57 | #13

    Man kann bei manchen Vortragsthemen des GSP sicher fragen, warum denn nun gerade das und gerade jetzt. Warum aber ausgerechnet eine ausführlichere Kritik der Philosophie zu den Randthemen für Spezialisten wohlmöglich aus Akademia gehören soll, die überflüsig oder verkehrt sind, erschließt sich mir nicht. Denn eine Kritik des permanenten Rechtfertigens der bestehenden Verhältnisse ist ja nun wirklich nicht verkehrt, das ist doch ein ein zentraler Bereich des bürgerlichen Denkens.
    Zudem ist diese Philosophiekritik ja auch kein singuläres Ereigenis, sondern entstammt und gehört zu einer ganzen Reihe von wissenschaftskritischen Vorträgen, die seit MG-Zeiten ein Markenzeichen von Peter Decker Co. sind. Auch jetzt in Nürnberg war das ja nur die Auftaktveranstaltung einer kleinen Reihen.

  14. Hans
    29. November 2013, 15:57 | #14

    „Wieso hast du dann eigentlich grundsätzliche Einwände gegen die Befassung mit Sozialismus-Konzeptionen – ich erinnere mich sehr deutlich daran – wenn doch kein Thema einer „Rechtfertigung“ bedarf?“
    Wenn ich Einwände habe, dann deswegen weil ich mich mit Sozialismus als Puppenstube für enttäuschte Kritiker befasst habe und über Utopien herausgefunden habe, dass es (meist ideologieträchtige) Trugbilder sind. Mein ewiges Argument war/ist: „Du pinselst einen Sozialismus für Leute und Zustände, die du nicht kennt und willst aus deiner eigenen Konstruktion Schlüsse ziehen. Das ist fantasievoll, aber zirkulär: du besprichst Probleme und Problemlagen nach deinem Geschmack, um dafür deine Lösungen zu präsentieren.“
    Andere haben das auch kritisiert, ohne je an eine Berechtigung für deinen Blödsinn zu denken. Mit einer (virtuellen oder echten) Recht auf „Themen“ hat das nämlich nichts zu tun, wenn das Thema selbst kritisiert wird. Über eine Berechtigung, Utopien zu erfinden und zu pflegen, entscheide ich ohnehin nicht – und will das auch nicht.
    Wenn du also meinst, die „Bedingung der Möglichkeit“ von Philosophiekritik sei zu „hinterfragen“ (Zitate aus dem Vortrag), musst du schonmal damit rausrücken, WAS an der Philosophie nicht kritikwürdig oder zu vernachlässigen ist. Deine schlechte Meinung über Philosophie und deren Kritik ist einfach kein gutes Argument.
    Und dass du in der Philosophiekritik dein Thema Ausbeutung vermisst, ist halt plumpes Moralisieren, welchem (höheren) Zweck die Gesellschaftskritik dienen soll. Beim Philosophieren geht es so wenig um die Klassen wie beim Beten, es lohnt sich trotzdem, mal ein paar Gedanken auf die Logik der Durchhaltetechniken im Kapitalismus zu richten – v.a. wenn man schon so viel Zeit fürs freie Fantasieren hat!

  15. Hans
    29. November 2013, 16:24 | #15

    @Krim
    Die Absicht der vermeintlichen „Anschuldigung“ ist viel schlichter: Mattis und andere, es lohnt sich, den Vortrag zu hören, danach fragt man sich wahrscheinlich nicht mehr, welchen Nutzen ein bestimmter Gedanke oder eine Kritik für den Klassenkampf hat.
    „warum dieses Thema und nicht tausend andere, in denen ebenfalls wissenschaftliche Fehler gemacht werden kritisiert werden“
    Tja, warum. Wenn man jetzt auf den offensichtlichen Grund zeigt (z.B. dass der Referent im Rahmen der Reihe „Wissenschaftskritik“ eingeladen wurde), ist das keine Antwort auf die Frage
    „Sind Lohnarbeiter oder Kapitalisten Philosophen? Muss man deshalb die Philosophie kritisieren?“
    Diese Fragen richten sich nicht auf den Gegenstand Philosophie und was an der uninteressant sein soll, sondern suchen den Grund fürs Kritisieren überhaupt im ökonomischen Verhältnis Arbeit-Kapital. Die Abwesenheit von Arbeitern und Kapitalisten hat Mattis bei der Themenwahl gestört – wenn ich das nicht komplett misserverstehe!

  16. 29. November 2013, 17:58 | #16

    „Mattis und andere, es lohnt sich, den Vortrag zu hören, danach fragt man sich wahrscheinlich nicht mehr, welchen Nutzen ein bestimmter Gedanke oder eine Kritik für den Klassenkampf hat.“
    Heißt das: Du kannst Mattis Frage zwar nicht beantworten, behauptest aber sie wird im Vortrag beantwortet bzw. sie wird deiner Ansicht nach gegenstandslos, wenn man ihn gehört hat. Hm.
    Also wenn sie im Vortrag beantwortet wird, müsstest du sie auch hinschreiben können.
    „dass der Referent im Rahmen der Reihe „Wissenschaftskritik“ eingeladen wurde“ Der Decker wird nicht immer springen, wenn er eingeladen wird, sondern wird auch eigenen Motive haben, warum er so eine Einladung annimmt.
    „Die Abwesenheit von Arbeitern und Kapitalisten hat Mattis bei der Themenwahl gestört“ Nein, er hat sich gefragt, warum Philosophie für Kommunisten interessant sein soll. Eine berechtigte Frage wie ich finde. Denn leben kann man durchaus ohne sie. Man kann schließlich nicht jeden Quatsch kritisieren, warum also diesen.

  17. 29. November 2013, 18:39 | #17

    Krim, du kennst doch die kritischen Argumente der MG zur Philosophie sicherlich auch schon seit Jahrzehnten, dann sag halt, was du an dem, was die, was Decker hier nur wieder mal vorbringt, auszusetzen hast. Oder willst ernstlich behaupten, daß du in all den Jahrzehnten bewußt und begründet konsequent einen weiten Bogen um sowas gemacht hast? Dann solltest du auch dazu jetzt was an Begründung liefern können).
    Aus einer ähnlichen Diskussion hier vor einigen Jahren hast du dich ja auch nicht rausgehalten, http://neoprene.blogsport.de/2009/05/27/update-zu-moral-vortraegen-erfurt-online/
    die sich von einer Diskussion über die stehende Kritik der MG/des GSP an moralischem Denken hin zu einer Auseindersetzung mit einer philosophischen GSP-Kritikerin (Christine Zunke mit ihrem Vortrag „Es gibt nur einen vernünftigen Grund, Freiheit gesellschaftlich verwirklichen zu wollen: Moral“, in dem Thread gibt es auch eine Mitschrift in mehreren Teilen von mir) entwickelt hat.
    Zufälligerweise haben gerade jetzt die US-Freunde des GegenStandpunkt den Vortrag von Rolf Röhrig zur Moral, mit der der Thread damals angefangen hat, jetzt auf Englisch herausgebracht http://www.ruthlesscriticism.com/moralvalues.htm

  18. Mattis
    29. November 2013, 18:40 | #18

    @Hans:
    Du bastelst dir eine Gegenposition, auf die du dann diverse gut gelernte Argumente anwendest. Nur ist es nicht meine Position, die du kritisierst. Das macht die Sache jetzt schwierig.

    „Wenn ich Einwände habe, dann deswegen weil ich mich mit Sozialismus als Puppenstube für enttäuschte Kritiker befasst habe …“

    Ein verräterisches „als“. Ja wenn du dich so damit befasst!

    „Mit einer (virtuellen oder echten) Recht auf „Themen“ hat das nämlich nichts zu tun, wenn das Thema selbst kritisiert wird.“

    Na also – selbst wenn ich demnach die Philosophie als Thema kritisiert hätte, wäre das keine Frage nach einer höheren „Berechtigung“ dieser Kritik gewesen.
    Die Untersuchung eines Themas ist zu unterscheiden von dem Grund, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Diesen Grund zu erfragen, ist nicht die Frage nach einer Rechtfertigung für die Untersuchung des Gegenstandes, und schon gar nicht die Frage nach einer Berechtigung fürs Kritisieren.

  19. 29. November 2013, 19:43 | #19

    „dann sag halt, was du an dem, was die, was Decker hier nur wieder mal vorbringt, auszusetzen hast.“

    Aber was hat das mit Mattis Frage zu tun. Vermutet doch nicht immer gleich einen Hintergedanken oder ein verwerfliches Motiv. Antwortet einfach, wenn ihr könnt. Wenn ein Fehler zugrunde liegt, wird das schon irgendwann im Lauf der Diskussion rauskommen. Wenn nicht umso besser.
    Ansonsten sind Moralkritik/-philosophie und Philosophie allgemein verschiedene Gegenstände. Ich muss zudem nicht jedem Vortrag von Peter Decker hinterherhecheln und meinen Senf dazugeben. (Bringt sowieso nichts.) Jedenfalls ist Mattis Frage, so wie ich sie verstehe, nach der ideologischen Leistung von Philosophie keine falsche Frage und nicht gleich auf irgendeinen Fehler seinerseits zurückzuführen und mit seiner Vorliebe für das Ausdenken kommunistischer Gesellschaftsstrukturen hat das auch kein bisschen zu tun.

  20. 29. November 2013, 20:02 | #20

    @ Krim,
    Mattis hatte angefangen mit der Frage „Muss man … die Philosophie kritisieren?“
    Je nachdem wie hoch man dieses „Muß“ aufhängt, sage ich, ja daß ist sinnvoll, notwendig, weil diese „Wissenschaft“ ein Gutteil des geistiges Rüstzeugs zur Verfügung stellt, mit dem sich Menschen in der Welt der kapitalistischen Konkurrenz einrichten. Und weil das schlecht ist, gehört das kritisiert.
    Und ja, Philosophiekritik ist nicht deckungsgleich mit Moralkritik. Trotzdem meine ich, daß da keine intellektuellen Welten dazwischen liegen und es deshalb ja auch kein Zufall war, daß eine linke Philosophin sich gerieben hat an der Moralkritik des GSP.
    „Müssen“ muß hier bekanntlich eh niemand, dies ist keine Prüfung auf die vollentfaltete sozialistische Persönlichkeit. Es scheint mir nur nützlich (und deshalb schon was zu „bringen“), wenn man sich mit dem Thema, was Philosophen und Moralisten, zudem linke, den Leuten so zu erzählen haben, beschäftigt. Und dann eben seinen jeweiligen „Senf“ dazu gibt. Den sollte man in der Tat nicht mit dem Kritisieren von ganz anderen Sachen gleichsetzen oder vermengen. Insofern, ja, ich halte es auch für wichtig, sich mit der Frage von Mattis „nach der ideologischen Leistung von Philosophie“ zu beschäftigen. Und da geben ja schon die Titel der MG/GSP-Veranstaltungen oder ein zwie Zitatezettel ein erstes Bild von den Thesen, die der GSP dazu hat. Wenn einem, so wie Mattis offensichtlich, diese Einschätzung des Charakters dieser Art des Denkens nicht paßt (dir wohl auch nicht), dann sollten da Kritikargumente kommen. Solche Meta-Hin-und-Hers wie bisher dienen jedenfalls keinerlei Klärung.

  21. 29. November 2013, 20:20 | #21

    Leserfranz, ich glaube, daß Krim sagen wollte, daß eine Diskussion, die ergibt, das der anfänglich kritisierte Ausgangspunkt doch dieser Kritik standhält, natürlich besser ist, als eine, die „nur“ einen Fehler bei irgendwas herausgearbeitet hat. Insofern wird er es schon genau so gemeint haben, wie er es geschrieben hat.

  22. Leserfranz
    29. November 2013, 21:42 | #22

    „Populärer“ für Moraliät und Sinnprobleme des Alltag
    (und etwas weniger „uni-fachspezifisch“)
    mag dies ja sein:
    Über Erich Fromms: Haben und Sein
    http://www.farberot.de/text/details/93-Fromm.html
    Oder Amelie Laniers Buch
    zur „Moralkritik“ durch F. Nietzsche
    http://alanier.at/Moral.html
    (an wen mich der Schluss nur erinnert …):
    http://alanier.at/Sinnsuche.html
    Die Fortsetzung der Wissenschaftsreihe
    zu Adornos ‚Kritischer Theorie‘
    Kritik der Kritischen Theorie
    Wenn Kritik zum Attribut von Wissenschaft wird
    http://www.contradictio.de/blog/archives/6105
    Und dem Kalenderjahr gemäß gibts vermutlich
    demnächst „drohende“ Veröffentlichungen
    zum Thema Weihnachten, Helfen, Spenden etc…
    Schon recht – müssen muss man nicht …
    Anders gesagt mit Amelies Schluss-Satz:
    „Man kann sich das ganze natürlich auch sparen…“

  23. 29. November 2013, 23:21 | #23

    „weil diese „Wissenschaft“ ein Gutteil des geistiges Rüstzeugs zur Verfügung stellt, mit dem sich Menschen in der Welt der kapitalistischen Konkurrenz einrichten.“ Damit hast du ein bißchen kompliziert bzw. ausführlich bloß gesagt, dass Philosophie Ideologie ist. Aber wie ist sie das im speziellen Fall der Philosophie. Ideologisches Rüstzeug liefern alle Geisteswissenschaften.
    „Wenn einem, so wie Mattis offensichtlich, diese Einschätzung des Charakters dieser Art des Denkens nicht paßt (dir wohl auch nicht), dann sollten da Kritikargumente kommen.“ Welche Art des Denkens? Wieso sollten Kritikargumente kommen? Mattis hat doch nur gefragt, warum Philosophie ein wichtiges Thema sein soll. Dass es Ideologie ist weiß er sicher auch. Aber warum ist es das. Beantwortet das doch mal, statt zu sagen „halt die Klappe, wenn du keine Kritik hast“. Oder: „Halt die Klappe und hör den Vortrag.“ Zunächst hat er doch gar keine Kritik geäußert, sondern will bloß wissen, was an Philosophie so ideologisch sein soll, dass sich Kommunisten damit beschäftigen sollen. Warum soll er diese Frage nicht äußern?
    „Solche Meta-Hin-und-Hers wie bisher dienen jedenfalls keinerlei Klärung.“ Genau, warum macht ihr es dann. Mattis hat gefragt und ihr kommt mit lauter Metas an. (Ich spiele jetzt mal zur Abwechslung Mattis Anwalt, weil ich finde, dass ihr falsch mit seinen Beiträgen umgeht.) Fast kommt es mir so vor als würdet ihr euch nicht trauen was inhaltliches zu sagen, weil man sich dann der Kritik aussetzen müsste. Man schneidet immer besser ab, wenn man die Aussage der anderen Seite angreift, statt selbst eine Aussage zu wagen.
    „Leserfranz, ich glaube, daß Krim sagen wollte,“ Hab ich was verpasst? Auf welchen Beitrag von Leserfranz reagierst du?

  24. Mattis
    30. November 2013, 18:55 | #24

    Schon in Kommentar Nr. 2 hat Neoprene eine Antwort auf mich gegeben, da wurde fast alles geklärt.
    Hans hat den Standpunkt eingenommen, weil die Philosophie Fehler enthält, darf am Sinn, darüber einen Vortrag zu halten, nicht gezweifelt werden. Gehört genau das nicht zum philosophischen Denken: am Sinn von etwas argumentlos festzuhalten, einfach weil es existiert?
    Was mir bei der ganzen Debatte dazu noch aufgefallen ist: keiner hat was zum Adressatenkreis der Veranstaltung gesagt. Außer Leserfranz, in gewisser Hinsicht: mit seinen Hinweisen nämlich, dass normale Leute nicht Horkheimer oder Adorno oder Kant lesen, sondern eher Erich Fromm und ähnliches.

  25. 1. Dezember 2013, 15:10 | #25

    „Schon in Kommentar Nr. 2 hat Neoprene eine Antwort auf mich gegeben, da wurde fast alles geklärt.“ Also nichts gegen die Links. Aber ich finde es schon merkwürdig, dass er eine Verweis auf eine Vortrag bei dir nicht durchgeht, der andere aber „fast alles erklärt“. Ein Verweis erklärt doch nichts.
    „Hans hat den Standpunkt eingenommen, weil die Philosophie Fehler enthält, darf am Sinn, darüber einen Vortrag zu halten, nicht gezweifelt werden.“ Fehler zu kritisieren, ist kein Fehler, und wenn man das in einem Vortrag tut, ist es auch keiner. Das beantwortet aber nicht die Frage, warum Kommunisten Philosophie für wichtig halten, schließlich sind sie keine Wissenschaftsidealisten.
    „keiner hat was zum Adressatenkreis der Veranstaltung gesagt.“ Na, wenn der Vortrag in Erlangen stattgefunden hat, wird er wohl für Philosophiestudenten und philosophisch interessierte Studenten gewesen sein.

  26. 1. Dezember 2013, 15:50 | #26

    @ Krim

    „Das beantwortet aber nicht die Frage, warum Kommunisten Philosophie für wichtig halten, schließlich sind sie keine Wissenschaftsidealisten.“

    So viele Kommunisten machen ja auch gar keine Wissenschaftskritik. Die Marxistische Gruppe hingegen, die hat damals da in der Tat ne Menge gemacht. Ein seltener Höhepunkt (weil ein Verteidiger bürgerlicher Theorien daran teilgenommen hat) war dabei sicherlich das Streitgespräch an der Uni in München 1980[https://archive.org/details/VereinzurFoerderungdesmarxistischenPressewesensKritikderNutzentheorie]. Das ist dann irgendwann mal eingestellt worden. Insofern hat Peter Decker da sicherlich einfach mal in den Fundes all der mehr oder weniger verstaubten alten Sachen gegriffen. Selbst er, sozusagen der offizielle Philosoph der MG/des GSP macht solche Veranstaltungen ja nicht mehr allzu häufig.
    Und ja, der Adressatenkreis ist wie immer bei Veranstaltungen, die linke Gruppen an Unis machen, der mehr oder weniger linke Student, der sich vielleicht immer noch davon beeindrucken läßt, jedenfalls es könnte, wenn man ihm nachweist, was für einen Scheiß er sich eigentlich reinziehen muß um die typische Erfolgsleiter eines Studenten zu absolvieren. Das prallt nur ab an dem ja richtigen Gegenargument, daß es für eine erfolgreiche Karriere als Student und später als Akademiker in Geistes“wissenschaften“ sowieso aber selbst in eigentlich wissenschaftlich fundierten Fächern wie Medizin, darauf wurde ja gerade erst hingeweisen, gar nicht darauf ankommt, ob das inhaltlich wissenschaftlich überhaupt stimmt, was man da für Prüfungen runterrasseln können muß.

  27. Max
    1. Dezember 2013, 17:22 | #27

    „ob das inhaltlich wissenschaftlich überhaupt stimmt, was man da für Prüfungen runterrasseln können muß.“
    Das gilt übrigens für den gesamten Bildungsbereich und für das Berufsleben ebenso. Weshalb z.B. folgende Warnung für die Schule durchaus angebracht ist:
    „Eine Warnung vorneweg:
    Wer will, kann mit den hier zusammengetragenen Artikeln etwas über die Schule und den dort gepflegten Geist lernen, für die Schule eher weniger. Wer also hier angebotene Argumente in eine Erörterung oder für ein Referat übernehmen oder als Studienrat für seine Tafelanschrift verwenden möchte, könnte sich hart tun oder unangenehm auffallen: Beliebt macht sich in dieser Schule und Gesellschaft nämlich nicht, wer sie erklären kann.“

  28. Mattis
    1. Dezember 2013, 18:24 | #28

    @Krim:
    Neoprenes erster Kommentar lautete:

    „Mattis, wenn du mit deiner Frage gemeint haben solltest, daß so gut wie alle Menschen heutzutage (also natürlich auch die aus den beiden Hauptklassen) alle naselang philosophisch daherdenken, dann würde ich sagen, ja, auch Lohnarbeiter (und Kapitalisten) sind Philosophen. Und weil das schlecht ist (darum geht ja Deckers Kritik an diesem Denken), ist es richtig/wichtig, das zu kritisieren.“

    Das war jedenfalls ein Argument für die Relevanz der Kritik. Bleibt aber eben noch die Frage, wem man diese warum vorträgt – klar ist ja, dass der Vortrag nicht an normale Lohnarbeiter gerichtet war; diese wären vom Vortrags-Niveau jedenfalls zumeist überfordert. Also geht es um das philosophische Denken der Intellektuellen.

  29. Ingo
    1. Dezember 2013, 18:37 | #29

    Etwas OT, aber wo Neoprene es anspricht: Gibt es irgendwo interessante Debatten zwischen MG/GSPlern und verständigen Vertretern bürgerlicher Theorien, zum Nachlesen oder Nachhören? Ich kenn leider nur https://archive.org/details/VereinzurFoerderungdesmarxistischenPressewesensKritikderNutzentheorie

  30. 1. Dezember 2013, 19:49 | #30

    Nein, Ingo, sowas hat es, veröffentlicht jedenfalls, meines Wissens danach nicht mehr gegeben. Selbst Streitgespräche mit anderen linken Wissenschaftlern oder Politikern sind ja nicht gerade zahlreich gewesen (deshalb sicherlich auch das hohe Interesse an der Bielefelder Veranstaltung in 2012 mit Peter Decker und Michael Heinrich http://neoprene.blogsport.de/2012/05/10/erfahrungen-versus-unbrauchbare-unzufriedenheit/

  31. Max Beer
    1. Dezember 2013, 21:03 | #31

    Eine interessante Debatte gibt es während eines Vortrages von Karl Held über formale Logik, wo aus dem Publikum intelligente Einwände zu seinen Ausführungen kommen:
    Es gibt einen Mitschnitt:
    http://www.divshare.com/download/2348325-828
    http://www.contradictio.de/blog/archives/738

  32. alkohol
    13. Dezember 2013, 05:50 | #32

    Decker guckt auf die Philosophiegeschichte, und die Fehler nennt er dann Philosophie. Er bastelt sich einen Strohmann, auf den man gut eindreschen kann. Mit dem angeblichen Gegenstand seiner Kritik hat das aber nicht so viel zu tun.
    Na schön, Decker will also abstrakt und überhistorisch den einen Denkfehler der Philosophie gefunden haben. Aber dann wird auf einmal im Nebensatz eingeräumt, dass die antike griechische Philosophie ja eine Kinderstube des Denkens und die Ablösung vom mythologischen Bewusstsein war. War das mythologische Bewusstsein etwa noch keine Rechtfertigung?
    Dann wird Thales, der in der philosophischen Community oft als erster griechischer Philosoph gehandelt wird, in Übereinstimmung mit Heidegger aus der Philosophie ausgemeindet (obwohl ja die Philosophen sich angeblich über alle Differenzen hinweg als Philosophen erkennen). Heidegger wiederum, wird dann eingeschränkt, war allerdings selber ein Metaphysik-Kritiker. Was ist denn nun wieder Metaphysik? Philosophie oder nicht? Kriegt man nicht erklärt, ist offenbar wurscht.
    Man kann nicht sagen, dass Decker einfach Hegel abfeiert. Der kriegt (zu Recht) auch mal einen drüber, wenn er sich in Sinnstiftung versucht. Aber gegen Kant (anscheinend der Lieblingsgegner von Decker, weil er gegenwärtig Darling der bürgerlichen Philosophen ist) gibt er Hegel schon Recht. Nur in was für einer Frage eigentlich? Doch nicht etwa in einer erkenntnistheoretischen?
    Decker macht ja selber affirmativ erkenntnistheoretische Aussagen. Nämlich immer dann, wenn er allgemein über Wissenschaft redet – man darf wohl mit königsbergischem Zungenschlag sagen: von Bedingungen der Möglichkeit von Wissenschaft überhaupt.
    Nur verstehe sich das ja alles von selber bzw. wurde ja längst herausgefunden („ist ja auch schon wieder altes Zeug“). Wofür auch immer das nun wieder ein Argument sein soll…
    Man sieht: Es gelingt Decker gegen seine eigene programmatische Ansage nicht, den angeblichen Denkfehler, der Philosophie immer schon zu einem Irrweg und Quell von lauter falschen Fragen machen soll, konsistent darzustellen.
    Warum kritisiert er nicht einfach Rechtfertigung in den Geisteswissenschaften hier & heute?

  33. alkohol
    20. Dezember 2013, 22:02 | #33

    Eine interessante Debatte gibt es während eines Vortrages von Karl Held über formale Logik, wo aus dem Publikum intelligente Einwände zu seinen Ausführungen kommen:
    Es gibt einen Mitschnitt:
    http://www.divshare.com/download/2348325-828

    Tja, so wahnsinnig spannend finde ich die Einwände auch nicht. Aber das liegt z.T. auch daran, weil Held vielleicht doch ein bisschen viel reinquatscht.
    Schräg ist, dass Held en passant die formalisierte Sprache in der modernen Mathematik schon ganz richtig findet. Ob Zahlen logische Gegenstände sind, hat der Frege sich ja nicht zuletzt gefragt und hat mit seinen Bemühungen eben diese Formalisierung in der Mathematik mitbegründet. Man muss eben seine Sprachphilosophie auch vor diesem Hintergrund sehen.
    Das zeigt auch gleich, dass es kein Einwand gegen die Formalisierung ist, man könne dasselbe ebensogut in einer natürlichen Sprache ausdrücken. Trifft auf mathematische Beweise heutzutage auch zu. Was wäre auch gegen eine unmissverständliche Ausdrucksweise zu sagen.
    Held hätte mal lieber zeigen sollen, dass das, was in der Mathematik funktioniert und wohl sogar hilfreich ist, in anderen Disziplinen nicht funktioniert.

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