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„profitablen Unternehmen müssen Massenentlassungen verboten werden“

24. September 2013

Man sollte doch ab und zu Parteiprogramme lesen und nicht nur Reden anhören: diese Gemme habe ich im aktuellen Wahlprogramm der Partei die Linke gefunden:
„profitablen Unternehmen müssen Massenentlassungen verboten werden.“ (Wieso eigentlich nur denen, wenn man schon ans Verbieten gehen will?)
Das Wahlprogramm nennt sich deshalb auch völlig zu recht „100 Prozent sozial“. „Gute Arbeit bedeutet, dass wir von unserer Erwerbsarbeit leben, unser Leben eigenständig gestalten und uns weiterentwickeln können.“ Und solche „gute Arbeit“ gibt es eben in Unternehmen, die Verluste machen, zunehmend weniger. Schade aber auch.
Mal ganz abgesehen davon, daß man von der „guten Arbeit“ als normaler lohnabhängiger Mensch sein „Leben“ eben nicht „eigenständig gestalten“ kann, sondern bei jeder größeren Widrigkeit dem ach so tollen „Sozialsystem“ ausgesetzt wird.

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  1. 24. September 2013, 20:20 | #1

    Ja, die wissen es wirklich nicht besser. Die bemerken diesen Widerspruch zwischen Kapitalismus, den sie beibehalten wollen, und einem ‚eigenständigen‘ Leben nicht, das sie versprechen. Auch der Unsinn, gerade „profitablen Unternehmen“, die gar nicht profitabel wären, wenn sie nicht entlassen dürften, wie es in ihre Bilanz passt, dieses Mittel zu verbieten – das ist so bodenlos dumm, wie es wohl nur reformistische Linke sein können: konservative und liberale Politiker lachen zurecht über so etwas.

  2. Mattis
    24. September 2013, 20:51 | #2

    Ja, so sind sie beieinander.
    Für faire Profite, gegen Ausbeutung.
    Polemiken gegen solche Linken sind so gut wie unmöglich – was man auch immer zugespitzt formuliert, steht bei denen irgendwo schon wortwörtlich drin.

  3. mars
    24. September 2013, 21:11 | #3

    Aber Einzelentlassungen gehen bis zu einer gewissen Größe wohl in Ordnung.
    mars

  4. 25. September 2013, 07:38 | #4

    Natürlich gehen Entlassungen für die Linke in Ordnung. Nicht umsonst haben die vor Jahren mal mit dem prägnanten Slogan geworben „Lohnarbeit ! Ein-Euro-Jobs Nein!“. Im aktuellen Programm geht es auch dementsprechend los:
    „Solidarität neu erfinden: Gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit“. Das ist für die der „Einstieg in eine gerechte Gesellschaft“. Die kennt selbstverständlich wie bisher den Gegensatz von armer Arbeiterklasse und reichen Kapitalisten. „Radikal“ wie sie sind fordern sie aber, man müsse „Armut und Reichtum abgrenzen“. Abgrenzen, nicht abschaffen. Das dementsprechende „ungleiche Einkommen regulieren [natürlich nicht abschaffen!] und verhindern, dass die Menschen sich arm arbeiten“ heißt konkret, daß arme Menschen, denen der Linken-Staat immerhin mit seiner Sozialpolitik hilft, dann zwar immer noch arm sind, aber wenigstens nicht „entwürdigt“ sind. Daß es auch zukünftig massenhaft (und immer mehr) Menschen geben wird, die “ wenig Geld“ haben, also das sind, was man gemeinhin arm nennt, davon geht auch die Linke aus. Nur beschweren dürfen sie sich dann nicht mehr, soviel wie die Linke dann für sie getan haben will. Schließlich wird es dann „solidarisch“ zugehen. Mehr geht eben nicht. Im Kapitalismus in der Tat nicht. Soviel daran stimmt schon. Da bin ich dann geneigt, Wolfgang Rössler (in seiner Kritik an der Linkspartei in 2005) zu zitieren, der gemeint hat, daß das dann doch wohl ein Argument dafür sei, das „Wegzuputzen“.

  5. 25. September 2013, 07:58 | #5

    Noch ein schöner Satz aus der Programm-Einführung:

    „Niemand darf arm werden, weil er oder sie alt ist, erwerbslos, behindert, chronisch krank oder weil die Eltern arm sind. Wir wollen Armut bekämpfen: Das Hartz-IV-System muss weg. Stattdessen soll mittelfristig eine bedarfsdeckende, sanktionsfreie Mindestsicherung eingeführt werden.“

    Mal ganz unabhängig davon, wieviel Gemeinheit schon in der Bestimmung der Höhe der „Mindestsicherung“ des „Bedarfs“ steckt, wie treu muß man eigentlich zur Systemlogik stehen, wenn man selbst solch ein – vornehm formuliert – bescheidenes Ziel nur „mittelfristig“ meint einführen zu dürfen/können?

  6. 25. September 2013, 08:26 | #6

    Auch ein schöner Punkt:

    „Für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen müssen Tarifverträge leichter für allgemeinverbindlich erklärt werden können.“

    Die Linke redet hier überhaupt nicht von *den* Löhnen, also den Durchschnittslöhnen oder allen Löhnen, sondern ausschließlich von den armen Menschen, die die absoluten Niedriglöhne bekommen, also z.B. im Taxigewerbe, im Friseurhandwerk oder bei der Straßen- und Gebäudereinigern. Und für die wäre dann nur drin „bessere“ Löhne zu bekommen, nämlich die selbst von den Gewerkschaften, die sie schließlich abgesegnet haben, beklagten untersten Tariflöhne. Aber, das weiß jeder, auch die Linken, sind Löhne, von denen man eigentlich nicht leben kann („es reicht doch vorne und hinten nicht zum Leben“). Das wird ja selbst vom Staat so gesehen, der solche Löhne in manchen Fällen „aufstockt“, damit wenigstens Hartz IV- Niveau erreicht wird.
    (Daß in dem „leichter“ auch noch Unliebsamkeiten verborgen sind, denn wenn es den Unternehmern einer Branche nicht paßt, dann geht es eben nicht „leicht“, kommt noch obendrauf.)

  7. 25. September 2013, 08:54 | #7

    Auch wenn sie schreiben

    „Wir brauchen Arbeitsplätze, von denen es sich gut leben lässt, für alle. Die Renten dürfen nicht nur vor Armut schützen, sie müssen den Lebensstandard sichern.“

    ist das ja anders zu lesen, als es da geschrieben steht. Erstmal braucht natürlich niemand einen Arbeitsplatz, sondern eine Wohnung und ein schönes Steak. Höchstens braucht man im Kapitalismus als Lohnabhängiger ein so hohen Nettolohn, daß man sich (und das auch nur bei Preisstabilität) eine Wohnung mieten (kaufen geht eh nicht) und das Steak kaufen kann, weil man das ja im Kapitalismus muß. Die Krux ist das „gut“ leben, das die Linke den Lohnabhängigen verspricht. Und das fängt für die eben schon ganz knapp über Hartz IV an und deckt sich überhaupt nicht mit dem, was der normale Lohnabhängige darunter versteht (also Löhne und Gehälter ab rund 4000-5000 Euro).
    Ein besonderes Schmankerl ist die Rentenforderung: Wenn man den Satz buchstäblich nimmt, fordern sie damit Renten in gleicher Höhe wie die Gehälter, denn nur dann sinkt der Lebensstandard ja nicht. Das wäre schon mal eine Hausnummer. Das ist aber gar nicht gemeint, denn die Renten sollen ja nur so hoch sein, daß sie „vor Armut schützen“, und die gibt es für die Linke ja nur ganz ganz unten bei den Einkommen, so ungefähr bei Hartz IV. Mindestrenten, die da einen Fuffi drüber liegen, die könnte es wohl schon geben. Damit wären aber Armut und geringer Lebensstandard besiegelt und nicht abgeschafft, höchstens „reguliert“.

  8. 25. September 2013, 10:43 | #8

    Bei einem ganz grundlegenden Thema, der Durchsetzung der imperialistischen Interessen Deutschlands mit seiner Armee, im Bündnis mit seinen imperialistischen Partnern, kann man mehr aus dem Herauslesen, was die Linke *nicht* schreibt:

    „DIE LINKE ist die Friedenspartei. Wir haben als einzige Fraktion und Partei im Bundestag den Auslandseinsätzen der Bundeswehr nicht zugestimmt und werden es auch in Zukunft nicht tun. Die deutschen Truppen müssen aus Afghanistan sofort abgezogen werden.
    Die Verantwortung von Deutschland geht noch weiter: Waffenexporte und die Produktion von Rüstungsgütern in der Bundesrepublik müssen verboten werden. Waffenexporte, auch im Rahmen der Europäischen Union und innerhalb des Militärbündnisses NATO, lehnt DIE LINKE ab.

    Die Linke lehnt also ganz bewußt weder die Bundeswehr ab noch die NATO. Sie sieht also offensichtlich gute (?) Gründe dafür, daß sich dieser Staat diese Gewaltmittel zulegt. Ganz früher, zur Zeit der ersten Internationale haben die Linksradikalen sowas „sozialimperialistische“ Vaterlandsverteidigung genannt. Das ist lange her. Jetzt gibt es nur noch eine Rosa-Luxemburg-Stiftung. Dafür ist man jetzt mit der NATO-Friedensmacht auch für den Frieden.

  9. Felix
    25. September 2013, 11:02 | #9

    Kommentar zu Peter Deckers Nürnberger Demokratie-Vortrag:
    Passend zu den Anmerkungen über die Bemühungen der Linkspartei in Sachen “Politik-/Regierungsfähigkeit“ ( ab Min. 140):
    Abgehakt
    Störfeuer in Linkspartei vor Wahlen
    Von Arnold Schölzel
    “(…) Bisher fragte allein Die Linke im Bundestag hartnäckig nach. Das soll ein Ende haben. An diesem Sonnabend berichtet der Spiegel, führende Außenpolitiker der Partei forderten zu einer Diskussion über deren »streng pazifistischen Kurs« auf. In einem Sammelband werde gefragt: »Stößt nicht eine Verabsolutierung des Einmischungsverbots moralisch und juristisch an eine Grenze, wenn es um Genozid bzw. Massenmord geht?« Aktives Eintreten für Frieden wird als »weltfremd« bezeichnet. So ziehen Bellizisten seit jeher Grenzen für Kriegsgegner. (…)”
    Quelle: junge Welt vom 21.09.2013 / Ansichten / Seite 8

  10. Fritz
    25. September 2013, 14:55 | #10

    Also wenn es Unternehmen verboten werden könnte, Angestellte zu entlassen nur um die Lohnkosten zu senken (obwohl sie ansonsten profitabel sind), wäre das aus meiner Sicht ein großer Fortschritt.
    Ansonsten tobt hier wieder die übliche marxistische Wut gegen den Kapitalismus, ohne dass auch nur eine Andeutung fällt, was man denn an seine Stelle setzen will, und vor allem, wie man da hin gelangt.
    Irgendwie ziemlich billig.

  11. 25. September 2013, 15:21 | #11

    Erst mal tobt hier die Wut gegen angebliche Kapitalismusgegner, die dem werten Publikum dann doch nur die „Sachzwänge“ des Kapitalismus verkaufen können und wollen.
    Was man an die Stelle des linken Wahlkretinismus setzen will, hättest du auch vernehmen können, aber sowas überhörst du offensichtlich lieber: Statt seine Stimme dafür herzugeben, daß die große Politik, hier in Person der Linkspartei als Steigbügelhalter für die Sozialdemokratie es irgendwie ein bißchen richten könnte, wäre die Wiederorganisation der Lohnabhängigen zu Klassenkampfaktionen angesagt. Und dafür bräuchte es erst mal eine Organisation, die sich das auf ihre Fahnen schreibt. Das ist die Linkspartei weder objektiv noch zuallermeist subjektiv, was ihre Unterstützer und Mitglieder angeht.
    „Irgendwie ziemlich billig.“ Ja das meine ich auch, nämlich über die Linkspartei, die, um eine alte treffliche Beschimpfung des GegenStandpunkts heranzuziehen, eben nicht mehr ist als ein ALDI unter den Weltverbesserern. (Das ging damals -2003 – gegen Attac, trifft aber nicht ganz überraschend in vielen zentralen Punkten auch auf die heutige Linkspartei zu http://www.gegenstandpunkt.com/gs/03/2/attac-x.htm)

  12. Charly
    25. September 2013, 15:25 | #12

    Oha, das ist ja mal ein wirklich origineller Einwand, geradezu eine Steilvorlage für Mattis und/oder franziska. Bitte übernehmen!

  13. 25. September 2013, 15:33 | #13

    Charly, wovon oder worüber redest du:
    1. Was ist der „Einwand“?
    2. Was daran ist „originell“ (wohl nett für saublöd)?
    3. Warum ist das eine „Steilvorlage“ für Mattis und/oder franziska?
    Könntest du die Antwort übernehmen?

  14. Felix
    25. September 2013, 15:37 | #14

    Eine ausführliche Kritik der Linkspartei im GS 3-07:
    „Endlich vereinigt und im Vaterland angekommen: Eine Linkspartei für Deutschland – konservativ, realistisch, machtbewusst, national“

  15. franziska
    25. September 2013, 16:36 | #15

    ich übernehme mal kurz… Der originelle Einwand und die Steilvorlage soll sein die Forderung von Fritz, die Kritik nur zusammen mit Übergangs- und Alternativen-Einrichtungs-Ideen zu präsentieren. Was die Steilvorlage angeht, ist das darum daneben, weils da ausschliesslich um Verständigung unter Leuten geht, die sich in GEWISSEN Kritikpunkten bereits einig sind. Mit den andern wird halt weiter über die Kritik geredet. Den Befund… und was genau das Kritikwürdige ist.

  16. mars
    25. September 2013, 20:45 | #16

    Profitable Unternehmen, …
    Unprofitablen Unternehmen müssen Entlassungen demnach erlaubt
    sein.
    mars

  17. Mattis
    25. September 2013, 21:21 | #17

    @Fritz:
    Stufe 1: Entlassungen werden nicht genehmigt, weil noch Profit gemacht wird.
    Stufe 2: Angesichts des nicht mehr konkurrenzfähigen Lohnkostenanteils wird schon bald kein Profit mehr gemacht. Deshalb werden Entlassungen jetzt genehmigt.
    Leider zu spät, der Konkurs steht schon an …
    Stufe 3: Die Linke beschließt, Entlassungen rechtzeitig zu genehmigen, auch wenn der Rubel (pardon) noch rollt. Aufmüpfige Parteimitglieder bekommen erklärt, dass der Erhalt des Betriebs als solchem wichtiger ist als verbiestert jeden einzelnen Arbeitsplatz zu verteidigen …

  18. Mattis
    25. September 2013, 22:11 | #18

    @Fritz:
    Die größte anzunehmende Utopie ist die linke Vorstellung eines „sozial ausgewogenen“ Kapitalismus.
    In diesem Thread hier sind bereits genügend Argumente genannt, die dich stutzig machen könnten.
    Ja, könnten, wenn du nicht längst auf dem hohen „sozialen“ Ross sitzen würdest, um gegen die marxistische Meute (und alles was du dafür hältst) zu reiten …

  19. Kim B.
    25. September 2013, 23:10 | #19

    Fritz: „Ansonsten tobt hier wieder die übliche marxistische Wut gegen den Kapitalismus, ohne dass auch nur eine Andeutung fällt, was man denn an seine Stelle setzen will, und vor allem, wie man da hin gelangt.“
    Lieber Fritz, insbesondere weil in deinem Nebensatz schon die Gewissheit der Negation impliziert ist, hätte dir Teh Asphyx, wohl folgendes, wie er es im Thread zum Wählen getan hat, geantwortet:
    Teh Asphyx: „Ich habe nach einiger Überlegung definitiv beschlossen, aus dem Gespräch über Zukunftsvisionen auszusteigen, weil ich es für kontraproduktiv halte, darüber zu reden …
    Dass Leute einen auf eine Alternative festnageln wollen, um ihnen diese dann nach Herzenslust zu zerreißen und daran die Fehlerhaftigkeit der Kritik zu „beweisen“, das gibt es leider wirklich oft.“
    Und ich unterstelle dir mal, dass du als linker Realist zu diesen Leuten zählst. Dennoch ein kurzer, wenn auch vergeblicher, Hinweis: Ich denke, dass Leute, die ihre Gründe haben, wütend auf den Kapitalismus zu sein, wohl, wenn auch wenig bestimmt, wissen oder zumindest ahnen, dass es wohl ein alternatives Reproduktionssystem gibt, in dem produktiv arbeitende Menschen und deren Lebensbedingungen nicht geschädigt werden. Wenn’s nicht so wär’, tja, dann wär’ ja aller Aufwand wirklich für die Katz.
    Beste Grüße
    Kim

  20. Fritz
    26. September 2013, 10:59 | #20

    Natürlich, ich habe nichts anderes erwartet. Nichts konkretes, nur das insistieren auf dem eigenen Standpunkt.
    „Statt seine Stimme dafür herzugeben, daß die große Politik, hier in Person der Linkspartei als Steigbügelhalter für die Sozialdemokratie es irgendwie ein bißchen richten könnte, wäre die Wiederorganisation der Lohnabhängigen zu Klassenkampfaktionen angesagt.“
    Ja wozu denn, könne man ein bischen mehr darüber erfahren? Damit die Menschen keine Angst mehr haben müssen, ihren Job zu verlieren und dafür von staatlichen Wirtschaftskommissaren eine Arbeit zugewiesen bekommen, die sie nicht machen wollen und dann entsprechend schlecht erledigen?
    Die wirtschaftlichen Erfolge von Antikapitalisten sind ja wirklich beeindruckend. Die Sowjetunion oder Kuba fallen einem da ein.

  21. Teh Asphyx
    26. September 2013, 11:06 | #21

    Einen „antikapitalistischen“ Staat nach seinen wirtschaftlichen Erfolgen bewerten zu wollen, ist immer wieder … äh … interessant.

  22. 26. September 2013, 12:13 | #22

    Ja, Fritz, noch jedem Antikommunisten fallen die Sowjetunion, Kuba und die DDR ein, um diese Staaten und deren Anhänger (auch wenn das gar keine sind, macht auch nichts) daran zu blamieren, daß bei denen „wirtschaftliche Erfolge“ ausgeblieben seien. Dafür haben schließlich die Imperialisten nicht zuletzt durch einen Kalten Krieg recht erfolgreich gearbeitet.
    Es ist übrigens eine recht grobe Verhöhnung von z.B. Hartz IV-Opfern, denen aufmunternd zuzurufen, daß sie hier im Kapitalismus wenigstens davon verschont bleiben, daß sie „von staatlichen Wirtschaftskommissaren eine Arbeit zugewiesen bekommen, die sie nicht machen wollen“. Jetzt geht es mir endlich auf, auch die Ein-Euro-Jobber wollen nichts mehr als diese Arbeit haben!

  23. Mattis
    26. September 2013, 12:19 | #23

    @Fritz:

    „Die wirtschaftlichen Erfolge von Antikapitalisten sind ja wirklich beeindruckend. Die Sowjetunion oder Kuba fallen einem da ein.“

    Dass man es vielleicht auch anders machen könnte als in der Sowjetunion, in dem man sich mal mit den näheren Umständen und auch Fehlern dort befasst, kommt dir natürlich nicht in den Sinn.
    Warum denn auch, so kannst du dein Feindbild behalten. Für dich trifft es wirklich zu, dass du dir nur zwei alternative Formen von Herrschaft denken kannst und dann derjenigen den Zuschlag gibst, in der du eh schon lebst …
    Die Erfolge des Kapitalismus sind wirklich beeindruckend.
    Hast du schon mal überlegt, wie der Kapitalismus hierzulande aussehen würde ohne die Importe all dieser Zulieferer, für die Menschen sonstwo in der Welt bei Hungerlohn arbeiten müssen:
    Für Lidl müssen Arbeiter in Bangladesch „in der Hauptstadt Dhaka .. für Hungerlöhne 19-Stunden-Schichten leisten“ … für „pro Schicht umgerechnet 2,40 Euro“. Der monatliche Mindestlohn ist derzeit 28 Euro (bei Textil); die Arbeiter kämpfen um eine Erhöhung, „Polizisten feuerten Tränengas und Gummigeschosse in die Menge“ (FR).
    Ganz gewiss, Fritz, der Kapitalismus ist all diesen Arbeitern gewaltig überlegen.
    Es ist ja auch demütigend, dass man auf Kuba Essensgutscheine bekommt, während man in ganz Afrika ohne jede Bevormundung verhungern darf.

  24. 26. September 2013, 12:27 | #24

    Nein, Teh, an sich wäre die Frage nach den wirtschaftlichen Erfolgen der RGW-Staaten schon eine, die man stellen kann (insbesondere, wenn man kommunistische Ziele im Augen hat). Schließlich ist die Frage, was einer Gesellschaft zur Verfügung steht an Produktionsmöglichkeiten, Produktionsvolumen, Arbeitsaufwand dafür, Folgeschäden davon usw. eine der zentralen Fragen, um die es Menschen geht. Nur massenfeindliche „Kommunisten“, wie z.B. die Mao-Fraktion der KPChinas in den 50ern reden den Werktätigen ein, daß es darauf nicht ankäme sondern auf die Größe der Nation.
    Daß hier im Kapitalismus die wirtschaftlichen Erfolge eines Staates um so größer sind, je schlechter die Lohnabhängigen gestellt werden, daß also nationaler wirtschaftlicher Erfolg und Lebensstandard der Massen im Gegensatz zueinander stehen, ist nochmal ein anderes Argument.

  25. Teh Asphyx
    26. September 2013, 12:47 | #25

    Klar, aber es geht ja bei diesem wirtschaftlichen Vergleich, den Fritz da anstellen möchte, wohl doch eher um einen Vergleich der Erfolge in der internationalen Konkurrenz der Nationen. Jedenfalls habe ich das seinem Beitrag entnommen.

  26. 26. September 2013, 12:57 | #26

    Ja Teh, so Leuten wie Fritz geht es da immer um so schöne Größen wie das Wachstum des Bruttosozialprodukts (was es nebenbei gesagt, im RGW noch nicht einmal gegeben hat).

  27. Fritz
    26. September 2013, 14:22 | #27

    Kann ich noch etwas hören über die Alteranitve zum Kapitalismus? Bis jetzt weiß ich nur, dass man da morgens jagen, nachmittags fischen, abends Viehzucht treiben und nach dem Essen kritisieren kann, aber wie dieser Zustand konkret herbei geführt werden kann, darüber hat offensichtlich niemand eine genauere Vorstellung.
    In der Praxis sind da bisher immer Zustände wie in der Sowjetunion oder in Kuba herausgekommen. Warum sollte es in zukunft anders sein? Das beim nächsten mal alles besser läuft, ist kaum zu erwarten, schließlich sind die Menschen immer noch die gleichen.
    Die Kubaner jedenfalls unternehmen was sie können, um dorthin zu gelangen, wo der böse Kapitalismus herrscht. Mit Sicherheit nicht, um ihn abzuschaffen.

  28. Fritz
    26. September 2013, 14:25 | #28

    „Es ist ja auch demütigend, dass man auf Kuba Essensgutscheine bekommt, während man in ganz Afrika ohne jede Bevormundung verhungern darf.“
    Deshalb fliehen die Kubaner ja auch in die USA und nicht nach Afrika.

  29. 26. September 2013, 15:07 | #29

    Werter Fritz,
    die Antwort auf deine (ja eh nicht ernst gemeinte) Frage, „wie dieser [kommunistische] Zustand konkret herbei geführt werden kann“, ist eigentlich recht einfach (jedenfalls im Prinzip):
    Nur dann, wenn sich genügend Menschen finden, die sich die kommunistische Analyse der Verhältnisse, warum es hier systematisch so elend zugeht, wie es eben auf der Welt zugeht, so sehr zu Herzen nehmen, daß sie sich zusammentun und eher früher als später diesem System ein Ende machen. Gemeinhin nennt man das eine Revolution machen. Das wirst du schon auch wissen und nicht mögen. Und daß das nicht von heute auf morgen geht, wissen alle Revolutionäre (und mehr oder weniger kommunistsiche Revolutionäre gibt es ja round about auch schon seit 200 Jahren) auch, gerade jetzt, wo es überall nur kleinste Kerne einer dafür notwendigen Massenbewegung gibt, ist es ja schon viel, wenigstens für das Programm einer Abschaffung des Kapitalismus Anhänger und Weiterverbreiter zu finden.
    „Warum sollte das in Zukunft anders laufen?“
    Weil heutige Kommunisten was „anderes“ wollen, als „Zustände wie in der Sowjetunion oder in Kuba“ wiederauferstehen zu lassen (wollten übrigens auch damals einige nicht, die mußten erst zum Schweigen gebracht werden). Jedenfalls wollen das die meisten Kommunisten.
    Die Menschen waren übrigens noch nie die „gleichen“. Sondern haben jeweils unter den jeweils gegebenen recht unterschiedlichen sozialen und politischen Verhältnissen alle möglichen politischen Positionen eingenommen und für die unterschiedlichsten Programme gekämpft.
    Es gab mal eine Zeit, da sind Kubaner auch schon nach Amerika gegangen. Nur wollten die paar, die das tatsächlich gemacht haben (und sich damit bei der kubanischen Führung auch nicht sonderlich beliebt gemacht haben) dort auch eine Revolution anzetteln und keinen Friseursalon in Miami aufmachen. So ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Menschen. Selbst unter den enorm schwierigen Verhältnissen in Kuba, nicht zuletzt wegen des unerklärten Kriegs, den die USA ja fast von Anfang an zur Strangulierung der kubansichen Revolution geführt haben und immer noch führen, hat es zwar im Lauf der Jahre eine in der Tat enorme Auswanderung gegeben, es gab aber immer auch eine große Zahl von Kubanern, die aus politischen (nicht immer vernünftigen, geschweige denn kommunistischen) Gründen im Land geblieben sind.
    Soviel ist jedenfalls „sicher“. Daß alle Menschen immerdar Antikommunisten bleiben, ist alles andere als „sicher“. Deshalb helfen da ja auch alle antikommunistischen demokratischen Regime ganz heftig nach, das das „sicher“ bleibt für sie.

  30. Mattis
    26. September 2013, 15:17 | #30

    @Fritz:

    „Die Kubaner jedenfalls unternehmen was sie können, um dorthin zu gelangen, wo der böse Kapitalismus herrscht. Mit Sicherheit nicht, um ihn abzuschaffen.“

    Diejenigen, die auf Kosten der kubanischen Allgemeinheit gut ausgebildet wurden, werden vom Kapital gerne eingestellt, wunderts dich?
    Die in der Konkurrenz nicht bestehen oder krank werden oder einem Verbrechen zum Opfer fallen etc., dürfen sich dann einreihen in die stolze Zahl von über 40 Millionen Amerikaner, welche nur mit Lebensmittelmarken durchkommen; darunter ca. jedes vierte Kind.
    Ach ja, und weil wir gerade dabei sind: man feiert hier in Deutschland gerade 20 jähriges Jubiläum der „Tafeln“. Nein, nicht wegen der Armut, das sind Freiwillige bei einem nationalen Recyclingprogramm für ausrangierte Fressalien.
    Jetzt hätt ichs beinahe vergessen: wieso wohl glaube ich, dass es gar keinen Zweck hat, mit dir über Alternativen zum Kapitalismus zu diskutieren?

  31. earendil
    28. September 2013, 22:11 | #31

    In der Praxis sind da bisher immer Zustände wie in der Sowjetunion oder in Kuba herausgekommen. Warum sollte es in zukunft anders sein? Das beim nächsten mal alles besser läuft, ist kaum zu erwarten, schließlich sind die Menschen immer noch die gleichen.

    Ach ja, die Menschen, die angeblich für den Kommunismus einfach nicht geschaffen sind. (Aber für den Kapitalismus, obwohl die menschliche Natur das erst nach ein paar hunderttausend Jahren mitgekriegt hat..)
    Man überlege nur mal, was es allein in Deutschland innerhalb von grade mal 100 Jahren alles gegeben hat: Ein Kaiserreich, einen Weltkrieg, eine weitgehend gescheiterte Revolution, eine demokratische Republik, ein nationalsozialistisches Regime, noch einen Weltkrieg, ein paar Völkermorde, eine alliierte Besatzung, einen realsozialistischen Staat und schließlich eine weitere demokratische Republik – und das alles rätselhafterweise mit den „gleichen Menschen“!
    Selbst wo es keinen Systemwechsel gab, gab es dennoch begrenzte Veränderungen: Die BRD von heute sieht in mancher Hinsicht anders aus als die von 1950, ebenso sah die SU unter Stalin anders aus als unter Breschnew. Auch wieder mit den „gleichen Menschen“.
    Und nur beim Kommunismus soll dieser ominösen Menschennatur wegen nie was anderes rauskommen können als die SU oder Kuba?

  32. Max
    30. September 2013, 20:02 | #32

    Der Fritz hat – soweit ich das sehe – beim Thema „Massenentlassungen bei profitablen Firmen“ und Sozialismus in Theorie und Praxis vergessen, die „Killing Fields“ der Roten Khmer und Kim Il Sung I, II, III, zu erwähnen. Fritz, bitte nachholen.

  33. 30. September 2013, 21:36 | #33

    Die meisten Argumente gegen den Kommunismus beruhen auf drei labilen Voraussetzungen:
    1. Man kennt „den Menschen“ – und der ist immer von Natur aus Konsument, Unternehmer, Egoist, gierig, steht auf Flachbildschirme, scheißt auf Konsequenzen seines Handelns, Mitmenschen und Afrika, langweilt sich, wenn er nicht im Büro sitzen darf, ist faul, schlecht, muss staatlich gezüchtigt werden usw.
    2. Man kennt die Zukunft: „Das wird ja wieder wie in der DDR!“, „Die Revolution kommt doch eh nie!“, „Das ist alles aussichtslos, was ihr wollt!“ Der Antikommunist kennt Zukunft, Vergangenheit und Wirklichkeit wie seine Westentasche und lässt sich nix vormachen über Sachen, mit denen er sich nie befasst hat. Stzt man ihm das auseinander, kommt Punkt 3.
    3. Die Praxis ist das Gegenteil von der Theorie: „Ja, die Theorie ist ja schön und gut, aber in der Praxis ist das Quatsch!“ Komischerweise gilt das immer nur für kommunistische Theorie, aber nie für Naturwissenschaften und nicht einmal für Wirtschaftswissenschaften, dass man nichts von ihr hält, AUCH WENN man sie NICHT richtig widerlegen kann.
    Wenn man die drei Annahmen weglässt, mit denen ja auch der Fritz hier hantieren muss, bleibt vom Antikommunismus argumentativ nicht mehr viel übrig bzw. man hat halt nur mit Vorurteilen, Gefühlsrhetorik, Ressentiments zu tun. Und wer die äußert, der will halt auch mal ein bißchen austeilen, aber wirklich diskutieren und zu einer Erkenntnis kommen will so jemand gar nicht.
    So einen entschlossenen Willen zur eigenen Dummheit muss man dann einfach hinnehmen.

  34. Max
    1. Oktober 2013, 09:30 | #34

    (1) Die Forderung der Linken, „Massenentlassungen bei profitablen Unternehmen zu verbieten“, ist bereits in Deutschland teilweise Realität, nämlich im Öffentlichen Dienst. Sogar wenn Firmen nicht profitabel sind, sind Entlassungen rechtlich nicht möglich. Busfahrer von kommunalen Unternehmen etwa verdienen nicht nur 50 Prozent mehr als ihre Kollegen von Privatunternehmen, die im Auftrag der Kommunen dieselben Strecken fahren, sondern sind unkündbar.
    (2) Wenn man sich die Geschichte des Kapitalismus anguckt, so gab es Länder, in denen Massenentlassungen genehmigungspflichtig waren. Das hat den Kapitalismus nicht weiter gestört.
    (3) Solche Forderungen haben nichts mit sozialistischer Politik zu tun. Mit demselben Aufwand, mit dem die LINKE ihre obige Forderung propagiert, könnte sie über den Kapitalismus aufklären. Das wäre sinnvoller.

  35. lala
    2. Oktober 2013, 08:30 | #35
  36. 2. Oktober 2013, 09:13 | #36

    Ja, lala, auf solche jämmerlichen Niveau, wie jetzt in Frankreich gibt es sowas immer wieder:
    Liebe Leute, als Betriebsrat habe ich lange mit der Geschäftsleitung verhandelt und dabei auch streng geheime Unterlagen einsehen können, von denen ich euch natürlich nichts erzahlen darf, aber das darf und muß ich euch leider mitteilen: Es geht nicht ohne die Schließung des Teilwerks B und die dementsprechende Freistellung von 127 Kollegen, nur so können die Arbeitsplätze der restlichen 423 Kollegen gesichert werden! Selbstverständlich sind wir in zähen Verhandlungen über einen Sozialplan und als Krönung sogar über eine Auffangesellschaft, die alle zu Entlassenden für wenigstens zwei Wochen fest einstellen wird. Also Kopf hoch und durch, Kollegen! Es geht nun mal nicht anders!

  37. Max
    12. Oktober 2013, 14:55 | #37

    >>>>>Es geht nicht ohne die Schließung des Teilwerks B und die dementsprechende Freistellung von 127 Kollegen, nur so können die Arbeitsplätze der restlichen 423 Kollegen gesichert werden! Selbstverständlich sind wir in zähen Verhandlungen über einen Sozialplan und als Krönung sogar über eine Auffangesellschaft, die alle zu Entlassenden für wenigstens zwei Wochen fest einstellen wird. Also Kopf hoch und durch, Kollegen! Es geht nun mal nicht anders!>>>
    Na, ganz so doof sind linke Betriebsräte meist nicht. Sie argumentieren nicht im Sinne des Kapitals und legen dem Chef möglichst viele Steine in den Weg und sorgen dafür, dass Rausschmisse teuer für die Firma werden. Ich habe in mehreren Unternehmen zahlreiche Entlassungen erlebt. In 2 Firmen waren kämpferische BRe, die deutlich mehr Kohle für die Kollegen rausgeholt haben. Ich will da nicht konkreter werden. Aber in einem Laden waren auch Leute im BR, die sonst mit dem DGB nicht so viel am Hut hatten. Die wussten, dass sie in einem BR in einem kapiltalistischen System sind, die haben keine Betriebsgruppen gegründet, keine Flugblätter verteilt, nicht die rote Fahne rausgehängt. Sie haben ihre Meinung deutlich gesagt und ansonsten waren sie auf Tech-Ins. Die haben die Firma mit Anwälten gepeinigt. Es hat sich für die Kollegen meist gelohnt.

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