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[online] GSP 1-13: Zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses

1. Juni 2013

Der Artikel „Statt Kritik des Systems der Ausbeutung eine radikalkritische Absage an den „Systemzwang“ zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses „Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit“ ist vom Verlag jetzt auf seine Webseite gestellt worden. Ich hatte ihn eingescannt und zu einem PDF umformatiert, das gibt es hier.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. naja
    1. Juni 2013, 19:43 | #1

    einen tag früher und ich hätte 15 euro gespart.

  2. 1. Juni 2013, 19:51 | #2

    Genau deshalb, um wenigstens von ein paar Lesern 15 € für die Finanzierung des Projekts zu bekommen (ein Zuschußbetrieb wird das ja wohl trotzdem noch sein), haben die das erst jetzt veröffentlicht. Und ich habe deshalb auch solange mit meiner Version gewartet.

  3. naja
    1. Juni 2013, 21:24 | #3

    Rüchsichtsvoll.
    An dieser Stelle will ich noch los werden, dass ich es schade finde, dass der letzte Thread so schnell im Szenetalk mündete, zumal ich bisher auch sonst keine Diskussionen zu dem Artikel gefunden habe.
    Ich meine ja, dass dieser UG-Broschüre die antideutsche Vorsicht zugrundeliegt, seine Kritik am Kapitalismus stets so zu gestalten, dass ja nicht der Verdacht aufkommt, man würde der Kapitalistenklasse zu Leibe rücken wollen, weil das dann fast so was wie Antisemitismus ist. Eigentlich ein Vorurteil. Die Kritik muss dann so aussehen, dass zwar einiges über und gegen diese Gesellschaft gesagt wird, aber nichts gegen die Klasse, die gute Gründe hat, dass es so weiter läuft. Es muss ein Gesichtspunkt gegen den Kapitalismus gefunden werden, der JEDEM einleuchtet, egal ob dem Supermarkt-Kassierer oder dem Millionenerbe. Klar, dass man dann von den Interessen absehen und einen edleren Maßstab finden muss. Das ist bei den UGlern dann eben der „Zwang“, aber kann auch „Entfremdung“ oder „kategorischer Imperativ“ heißen.
    Und schade: Ich hatte vor einiger Zeit einen Vortrag gehört, in dem sich die Referentin vorgenommen hat, die moralische Notwendigkeit des Kommunismus zu beweisen, finde ihn aber nicht mehr. Gabs glaube ich mal beim Audioarchiv.

  4. 1. Juni 2013, 21:43 | #4

    naja, die Verfechterin von Moral (und deshalb explizite Kritikerin des GegenStandpunkt) könnte Christine Zunke gewesen sein. Ich habe das hier vor zwei Jahren mal gebracht:
    http://neoprene.blogsport.de/2009/05/27/update-zu-moral-vortraegen-erfurt-online/#comment-54711 („Es gibt nur einen vernünftigen Grund, Freiheit gesellschaftlich verwirklichen zu wollen: Moral.“) Den Mitschnitt ihrer Bochumer Veranstaltung im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Roten Ruhr Uni 2010 gibt es hier:
    https://soundcloud.com/associationcritique/christine-zunke-moral-und-gesellschaftskritik

  5. naja
    1. Juni 2013, 21:54 | #5

    ja, das ist es.

  6. lala
    1. Juni 2013, 22:28 | #6

    Das nächste jour fixe des GegenStandpunkt in München ist am 3.6. zum Artikel.

  7. Stalker
    2. Juni 2013, 09:13 | #7

    Wisst Ihr zufällig, ob sich das Bündnis schon zum Artikel äußerte?
    @naja Ich weiß nicht, wie Du auf diese Motivforschung gerätst. Einen Hinweis auf Vorsicht kann ich den Zitaten der Broschüre nicht entnehmen. Auch den online Vorträgen, die es von Autoren von ug gibt, nicht. Dass es bei ug keine Subjekte mehr gibt, sondern nur noch Objekte des Verwertungszwanges und des Weltmarktes, ist der Grund für ihre Theorie. Von da aus sind alle nur Getriebene ihres eigenen Treibens. Subjekte und Objekte gleichzeitig. Was bei Marx noch als rätselhafte Bilder von „Sachzwängen“, die eben erklärungsbedürftig sind, ist bei denen die Sache selbst und damit abgehakt. Wenn man sich dahin gearbeitet hat und Kritik an den ausgemachten Sachzwängen nicht für notwendig hält und trotzdem noch „das Ganze Falsche“ kritisieren und abschaffen will, geht das nur mit einem sachfremden Maßstab: das ist dann richtige Freiheit, Autonomie. Mit diesem Höchstwert streiten sie dann mit Linken für den Kommunismus.

  8. KHM
    2. Juni 2013, 17:58 | #8

    Eine Leserzuschrift:
    „1. Dass sich die „Ganzen“ den hiesigen Laden fehlerhaft erklären stimmt. Aber bringt das die erklärte kritische Absicht zum Verschwinden? Und den Unterschied zu anderen Linken bzw. zu sturzzufriedenen Bürgern, die längst nicht so hart angefasst werden vom GS (vgl. z.B. die Kritik an den spanischen Empörten/Occupy)
    2. erfasst der GS-Artikel die „Ganzen“ inhaltlich nicht richtig. Im Fazit wird der zentrale Vorwurf des Immaterialismus erhoben. Das stimmt so nicht: Die „Ganzen“ definieren ihr gutes Leben sicherlich nicht immateriell. Und umgekehrt: Sprechen wirklich nur (!) materielle Gründe für einen Umsturz, wie es im Fazit heißt?
    3. Entsprechend dieser Wahrnehmung der „Ganzen“ ist die Kritik nicht einfach sachlich, sondern ungut persönlich. Die Tonlage ist herablassend, die „Ganzen“ werden mehr oder weniger als Blödmänner angeredet und bisweilen sogar lächerlich gemacht. Eine Einladung zur Korrektur von Fehlern ist das nicht, ein Diskussionsangebot schon zweimal nicht. Aber mit wem kann man dann noch reden?“

  9. Passant
    4. Juni 2013, 11:55 | #9

    Diese Leserzuschrift ist ein gutes Beispiel für die widerliche Bigotterie (um nicht zu sagen:“Diskursschuftigkeit“!) der Leute, die ein Interesse an solchen Casting-Gruppen haben. Am besten man lässt die Verwirrten vor den Bullenknüppel laufen, da sortiert sich das Ganze auf die natürlichste Weise, gewissermaßen eine Zuchtwahl im Sinne Wolfgang Pohrts, dieses kompletten Tarzan-Feuilletonisten. – Ach! das ist ja gerade in Frankfurt schon geschehen, wie überraschend!
    Zu suggerieren, es handele sich um eine persönliche Angelegenheit zwischen GS und UG ist eine abgefeimte Masche. Auf diese Weise wird der Eindruck erweckt, UG sei politisch gleichrangig mit dem GS oder es sei anstandshalber wenigstens so zu tun als ob.
    Und dann diese renitente Winselei „mit wem kann man dann noch reden?“!!! Sollen sie doch zu Habermas gehen! oder Huisken! (sein Vortrag zur Kritik des Antifaschismus übrigens in diesem Zusammenhang empfehlenswert)
    @ Naja
    „Ich meine ja, dass dieser UG-Broschüre die antideutsche Vorsicht zugrundeliegt, seine Kritik am Kapitalismus stets so zu gestalten, dass ja nicht der Verdacht aufkommt, man würde der Kapitalistenklasse zu Leibe rücken wollen, weil das dann fast so was wie Antisemitismus ist.“
    Ja, stimmt.
    @ Stalker
    „Ich weiß nicht, wie Du auf diese Motivforschung gerätst.“
    Falsch wäre das nur, handelte es sich um die Frage nach individuellen, psychischen, privaten Beweggründen (Motiven).

  10. Bibliothekar
    5. Juni 2013, 14:27 | #10

    Nein, es ist auch schon falsch, wenn man die Theorie auf andere politische Motive zurückführt, weil man dann die Theorie von Um’s Ganze gar nicht ernst nimmt, sondern sagt: Eigentlich würden die schon noch was anderes sagen, aber aus Vorsicht vor einem Antisemitismusvorwurf wird die Kapitalismuskritik mal lieber vorsichtig formuliert bezogen auf die Subjekte in Staat und Kapital.
    Wieso soll deren Kritik nicht genau so sein, wie sie aufgeschrieben ist?
    Wenn es übrigens wirklich so wäre, dann bräuchten sie keine Extratheorie aufschreiben. Dann würden sie sich eben einfach Joachim Bruhn, Grigat und Konsorten anschließen. Dann kriegen sie auch keine Antisemitismusvorwürfe. Umgekehrt: Die wissen genau, dass jede Abweichung von antideutscher Theorie sowieso den Antisemitismusvorwurf nach sich zieht – das kommt doch immer. Und kam auch längst hier. So blöde und unerfahren sind die UGler nicht in der Szene.
    Kann also alles nicht sein.

  11. Mattis
    5. Juni 2013, 14:54 | #11

    „dass zwar einiges über und gegen diese Gesellschaft gesagt wird, aber nichts gegen die Klasse, die gute Gründe hat, dass es so weiter läuft.“ (naja)

    Schlimm, die Klasse wird nicht gebührend gegeißelt …
    Wenn die „Ganzen“ sagen, dass das Interesse am Kapitalismus mehr umfasst als das der Kapitalisten als Klasse, ist das ja gar nicht so falsch.
    Nur ein kleines Beispiel:
    Jeder hat z.B. etliche Versicherungen laufen.
    Darin ist jedesmal der Auftrag an die Versicherungsgesellschaft enthalten, das Geld möglichst gewinnbringend einzusetzen. Es soll ja nicht einfach deponiert werden – auch wenn es über Depots verrechnet wird – sondern es soll als „Geldanlage“ einen ordentlichen Zins abwerfen, wie man so schön sagt. Es soll definitiv als Kapital fungieren und sich maximal verwerten. Bleibt der Zins unter den Erwartungen, gehen Verbraucherverbände auf die Barrikaden und die Bildzeitung macht einen auf Sorge um die Zukunftssicherung des kleinen Mannes.
    Statt dem kleinen Mann jetzt was von bösen Kapitalisten zu erzählen, halten es die „Ganzen“ offenbar für angebrachter, ihm zu zeigen, was das Prinzip der Kapitalverwertung ist und was das für ihn und seinesgleichen so bedeutet. Da kommt man dessen Fehler zumindest ein Stück näher als mit dem Lamento gegen die Ausbeutung durch eine Klasse.

  12. Stalker
    6. Juni 2013, 06:57 | #12

    Mattis, wie kommst Du darauf, dass die „Ganzen“ in deren Text das Prinzip der Kapitalverwertung erklären? Und woher nimmst Du, dass man denen was von bösen Kapitalisten entgegenhält?

  13. Stalker
    6. Juni 2013, 19:09 | #13

    Und inwiefern ist der Verweis auf Ausbeutung ein „Lamento“? Und wer hat irgendwas von einem „kleinen Mann“ gewollt. Das wollen noch nicht mal die „Ganzen“.

  14. Mattis
    6. Juni 2013, 23:06 | #14

    @Stalker
    Dass sich alles letztlich um die Verwertung von Kapital dreht, wird gesagt, trotz einiger Schiefheiten:

    „An die Stelle der oft primitiven Naturverfallenheit vorindustrieller Gesellschaften ist eine neue, bezwingende Abhängigkeit getreten. Produziert wird nicht in gesellschaftlicher Selbstbestimmung nach bewussten Zwecken und ausgehend von grundlegenden Bedürfnissen. Produziert wird unter den Zwängen der Kapitalverwertung, unter einem System unternehmerischer und staatlicher Konkurrenz, um den Reichtum der Welt. Dass dabei durch ‚Angebot und Nachfrage‘ eine ‚optimale Steuerung‘ der Produktion erreicht würde, ist bürgerliche Ideologie. Für die Mehrheit der Menschen werden existentielle Bedürfnisse nicht nur nicht erfüllt. Sie werden innerhalb der kapitalistischen Verwertungslogik systematisch missachtet und verletzt.“
    (UG-Papier „Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit“, S.15)

    *
    Der Kommentar von naja hatte an der UG-Broschüre moniert,

    „dass zwar einiges über und gegen diese Gesellschaft gesagt wird, aber nichts gegen die Klasse, die gute Gründe hat, dass es so weiter läuft.“

    Statt zur Ökonomie dieser Gesellschaft lieber etwas „gegen die Klasse“ sagen?

  15. Passant
    11. Juni 2013, 13:10 | #15

    @ Bibliothekar
    Habe keine Monokausalität behauptet. Ihr „antideutscher“ Vorbehalt gegenüber der Arbeiterbevölkerung ist nur ein Moment. Nun gut: In einer Diskussion, die ich mit einigen UGlern hatte (mehrstündig, sie konnten nicht fliehen)stellte sich heraus, dass keiner die Grundsatzbroschüre überhaupt gelesen hatte. Nicht, dass die ganz unbelesen gewesen wären, halt so, wie linksbürgerliche Postabiturienten gemeinhin: Marcuse, Bloch, Lenin, Trotzki, Situationistische Internationale und Tiqqun. Aber alles nicht gründlich, klar. So benutzten sie zwar die leninsche Vokabel „Sozialchauvinismus“ in ihren Texten, aber blendeten den Zusammenhang mit der Imperialismuskritik völlig aus und hoben Lenins Auffassung vom „Tradeunionismus“ des spontanen Klassenbewusstseins hervor, das gefiel ihnen–.
    Natürlich lehnten sie gleichzeitig und widersinnig jeglichen Klassenstandpunkt ab. Es ging ihnen, wie sich herausstellte, lediglich darum, sich gegen die anarchistische Gewerkschaftskritik der FAU abzugrenzen, mit der sie zu dem Zeitpunkt zu kungeln anfingen und gegen die sie eine marxistische Duftmarke setzen wollten. – Dass sie sich dabei den uralten Dreh der soziologischen Zurechnung des Klassenbewusstseins einhandelten, war ihnen völlig egal. Sie werteten das bloß anders, in dem Sinn: Schaut, so blöd sind die Arbeiter!
    Interessant war es, dass ihnen Bahamas-Positionen völlig fremd waren; den GS kannten sie nur dem Namen nach (das Gespräch führte ich in einer größeren westdeutschen Stadt, in Berlin ist das etwas anders). Einzig der Postoperaismus, als eine der modernistischen Ideologien, die sich auf Marx beziehen, war ihnen etwas bekannter. Und Ingo Elbe (den wiederum ich nicht lese).
    Mein Fazit damals war: Nicht unsympathisch, aber halt rotlackierte Antifaschisten, finanziell abhängig vom Landesjugendring und mit Karrierelink zu Junge Linke. Und dafür haben sie auch genau die passende Ideologie.

  16. Mattis
    11. Juni 2013, 22:48 | #16

    @KHM bzw. die dort zitierte Leserzuschrift zur Kritik des GegenStandpunkts an der UG-Staatsbroschüre:

    „Die Tonlage ist herablassend, die „Ganzen“ werden mehr oder weniger als Blödmänner angeredet und bisweilen sogar lächerlich gemacht. Eine Einladung zur Korrektur von Fehlern ist das nicht …“

    Im UG-Text steht z.B.:
    „Der Austritt der Menschen aus ihrer selbst geschaffenen Unmündigkeit muss das Werk bewusster Individuen sein.“ (111)
    GegenStandpunkt 1-13 sieht darin die Botschaft, „dass Revolution keinesfalls bewusstlos geht: Danke für die Aufklärung, wir dachten ja immer, die würde sich im Schlaf erledigen“. (S. 111)
    Außer einem kurzen Lacher in der Redaktion ist diese Abkanzelung für gar nix gut.
    Immerhin liegt darin eine Abgrenzung von UmsGanze gegen Positionen, die sich von den (schlechten) Bedingungen eine Art Automatismus der Gegenwehr versprechen. Das könnte man mal als Bonus zugestehen, denn es werden ja auch in diesen Tagen in marx-foren immer noch Sätze wie dieser geschrieben, dass die soziale Misere „unvermeidlich sozialen Widerstand erzeugt, der sich bis zum Klassenkampf steigert.“
    Auch im GegenStandpunkt findet man übrigens Banalitäten; dort freilich immer mit dem Hinweis, wie traurig es sei, dass man an solche Banalitäten erinnern müsse!
    Wie wäre es mit einem lehrreichen Hinweis auf die Widersprüchlichkeit des UG-Papiers: dass Aufklärung für mehr Bewusstsein einerseits unterstellt, dass die Leute als denkende und handelnde Subjekte existieren, und dass genau das in weiten Teilen der UG-Broschüre vor lauter Systemzwängen gar nicht mehr vorkommt. Und: was wollt ihr euren Adressaten denn eigentlich erklären: dass sie integriert und ohnmächtig sind, weil die „Systemzwänge“ alles bestimmen?
    *

    „… erfasst der GS-Artikel die „Ganzen“ inhaltlich nicht richtig. Im Fazit wird der zentrale Vorwurf des Immaterialismus erhoben. Das stimmt so nicht: Die „Ganzen“ definieren ihr gutes Leben sicherlich nicht immateriell.“ (KHM/Leserzuschrift)

    Schon, der GS-Artikel schaut sich aber die Wertigkeit an, mit der UG argumentiert. Das Postulat einer Ohnmacht der Subjekte, ja die allgemeine Subjektlosigkeit der Gesellschaft (des „Systems“) zeigt sich in der Tat als der durchgängige Fehler des UG-Papiers. Insofern steht fast immer argumentativ der Hinweis auf die Ohnmacht der Individuen deutlich vor dem Hinweis auf geschädigte Interessen (auch wenn diese durchaus benannt werden). Die angebliche „dauernde Erfahrung individueller Ohnmacht“ (S. 76 und an vielen weiteren Stellen) ist aber eine Erfindung der nur noch in System-Bedingtheiten denkenden UG-Soziologen.
    Eine Ohnmachts-Diagnose unterstellt doch, dass da bestimmte Interessen aufgrund der Ohnmacht nicht zum Zuge kommen – keine Macht, aber für was fehlt sie? – ansonsten bliebe nebelhaft, was an der Ohnmacht eigentlich das Drama sein soll. Statt der Interessen wird aber die Ohnmacht zum Hauptthema.
    Die Freiheit, anders zu denken und zu handeln, existiert jedoch, und sogar bei UG ist sie unterstellt – sonst könnte auch die beabsichtigte Aufklärungsarbeit rein gar nichts bewirken. Aber diese Freiheit und die Macht, welche die Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums besitzen, wird eben nicht genutzt (für die geschädigten Interessen), stattdessen wird machtvoll all das gewollt und verteidigt, was staatliche Realität ist.

  17. 13. Juni 2013, 08:19 | #17

    Ein erstaunliches Zitat aus dem Protokoll des Jour fixe des GegenStadnpunkt München vom 03.06.13 – Kritik am Artikel zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses (GS 1-13):

    Vorlage
    1. Dass sich die „Ganzen“ den hiesigen Laden fehlerhaft erklären, stimmt. Aber bringt das die erklärte kritische Absicht zum Verschwinden? Und den Unterschied zu anderen Linken bzw. zu sturzzufriedenen Bürgern, die längst nicht so hart angefasst werden vom GS (vgl. z. B. die Kritik an den spanischen Empörten/Occupy)
    2. erfasst der GS-Artikel die „Ganzen“ inhaltlich nicht richtig. Im Fazit wird der zentrale Vorwurf des Immate-rialismus erhoben. Das stimmt so nicht: Die „Ganzen“ definieren ihr gutes Leben sicherlich nicht immateriell. Und umgekehrt: Sprechen wirklich nur (!) materielle Gründe für einen Umsturz, wie es im Fazit heißt?
    3. Entsprechend dieser Wahrnehmung der „Ganzen“ ist die Kritik nicht einfach sachlich, sondern ungut persön-lich. Die Tonlage ist herablassend, die „Ganzen“ werden mehr oder weniger als Blödmänner angeredet und bis-weilen sogar lächerlich gemacht. Eine Einladung zur Korrektur von Fehlern ist das nicht, ein Diskussionsange-bot schon zweimal nicht. Aber mit wem kann man dann noch reden?

  18. KHM
    13. Juni 2013, 09:41 | #18

    @ Neoprene
    Wenn du die Kommentare in diesem Thread zur Kenntnis nehmen würdest, dann wäre dir vermutlich aufgefallen, dass diese „Leserzuschrift“ bereits am 2. Juni gepostet wurde.

  19. 13. Juni 2013, 10:08 | #19

    KHM,
    ja, du hattest den Leserbrief schon am 2.Juni gepostet.
    Nun wurde daraus aber eine „Vorlage“ für den Jour fixe. Ich mag da falsch liegen (ich habe das Protokoll noch nicht gelesen), aber ich habe dies als Übernahme der Position des Schreibers interpretiert. Ich werde das gegebenenfalls korrigieren.

  20. Mattis
    13. Juni 2013, 21:41 | #20

    Bei UG heißt es: der Systemzwang ist Zwang zum Selbstzwang zum Mitmachen.
    Beim GSP heißt es: der ökonomische Zwang ist der Grund fürs Mitmachen.
    Ein paar Anmerkungen von mir dazu gabs im Rahmen des Ungarn-Threads bei nestormachno.

  21. 17. Juni 2013, 12:02 | #21

    Das Protokoll des Jour fixe ist für mich ein Beleg dafür, daß die Linie der Argumentation zu ums-Ganze zumindest im Umkreis des GegenStandpunkts alles andere als allseits akzeptiert zu sein scheint. Es wird schon so sein, daß die Redaktion auch nach dem Artikel im GegenStandpunkt dessen Linie weiter verficht, jedenfalls hat das der Vertreter auf dem Termin redlich versucht. Aber es fällt auf, daß in den Fragen und Zwischenbemerkungen ein Dissens vorgetragen wurde. Ob dahinter nun mehr oder weniger Teilnehmer/Unterstützer/Leser stehen, kann dann schon egal sein.
    Insofern bleibt es bei meinem „erstaunlich“ aus meiner ersten Reaktion.

  22. 20. Juli 2013, 20:55 | #22

    Bei contradictio hat Heinrich als erster auf einen Artikel aus dem neuen …umsGanze-Magazin mole hingewiesen:
    http://magazin.umsganze.org/?page_id=70
    „Aufruhr im Gemüsebeet“ von Rüdiger Mats zu Blockupy. Es sollen in den nächsten Tagen (was auch immer das heißen mag) die Artikel auch online zur Verfügung gestellt werden.

  23. Mattis
    4. August 2013, 16:07 | #23

    Woraus geht eigentlich definitiv hervor, dass „Aufruhr im Gemüsebeet“ von Rüdiger Mats verfasst worden ist? Im mole-Heft steht als Quelle nur „the future is unwritten“.

  24. 4. August 2013, 16:29 | #24

    Zum Author von „Aufruhr im Gemüsebeet“ :
    Erstens kenne ich ihn persönlich und kann bestätigen, daß er mir gesagt hat, daß der Artikel von ihm ist. Zweitens hätte es das gar nicht bedurft, denn im Artikel wird ja wieder, diesmal schriftlich, vorgetragen, was Rüdiger schon bei einer Veranstaltung als Redebeitrag vorgetragen hatte:
    „Ähnlich … hat sich übrigens auch Rüdiger Mats von der Leipziger UG-Gruppe The Future Is Unwritten bei der Veranstaltung “Tragedy Strategy – Kommunismus, Krise und die Frage der Praxis” im Vorfeld des UG-Kongresses geäussert“
    http://www.unwritten-future.org/wp-content/uploads/Media/20130503_tragedy_strategy.mp3

  25. Mattis
    4. August 2013, 18:54 | #25

    Also der o.g. Artikel „Aufruhr im Gemüsebeet“ ist schon eine aberwitzige Sache: da wird das Mitmachen von Radikallinken bei diversen Aktionen (Blockupy etc.), als im Grunde sehr fragwürdig eingeschätzt, was spürbare Ergebnisse angeht, also weder wird etwas praktisch erreicht noch findet der eigene Standpunkt irgendwie erkennbare Resonanz, und dann noch dieses Mitlaufen neben reformistischen Spruchbändern … all das spricht irgendwie nicht dafür, mitzumachen – aber am Ende auch wiederum nicht wirklich dagegen, denn: eine echte Gemeinschaftlichkeit der Vorbereitung des Mitmachens reißt alles raus, da hier schon mal „freie Assoziation“ erfahren würde, welche ja letztlich das politische Ziel sei.

    „Viel wichtiger als das Event selbst im Sinne emanzipativer Erfahrungen könnte allerdings die Vorbereitung der Aktion sein: Auch das ist politische Praxis – die immerhin das sichtbare Ergebnis hat, dass viele Tausend Leute irgendwo in Deutschland durch eine Stadt laufen. Ob sie das dann mit mäßigen Parolen tun (siehe oben) müsste ja gar nicht entscheidend sein. Allerdings sollte dafür wenigstens die Vorbereitungspraxis unseren politischen Zielen entsprechen.“

    Gemeinschaftlichkeit als per se antikapitalistische Qualität? – Na dann dauert es bestimmt nicht mehr lange, und die ersten ehemals Radikallinken finden es ganz toll, mit gemeinschaftlich vorbereiteten Aktionen linke Wahlkämpfe zu unterstützen.
    Bei so einem Kriterium finde ich übrigens, sind die Gründer von Landkommunen wesentlich konsequenter. Sie konzentrieren sich erstens voll auf die Gemeinschaftlichkeit, beziehen sogar die eigene Reproduktion voll damit ein, und hoffen außerdem noch, dass ihre Projekte Interesse wecken und Nachahmer finden.
    Nur zur Abwechslung stelle man sich vor, die Teilnehmer von Kapital-Lesekreisen gäben kund, dass es ihnen schon eigentlich, aber nicht in jedem Falle zwingend um das ginge, was gelesen wird, sondern darum, dass dies als Gemeinschaftserfahrung geschieht.

  26. Rüdiger Mats
    5. August 2013, 16:17 | #26

    Na ja, trifft nicht wirklich unsere Argumentation, oder? Die ersten „Kriterien“ des Schlussteils zielen ja genau auf inhaltliche Fragen… Wenn Du die einfach weglässt…
    Aber das Grundproblem in Deiner Argumentation ist ein anderes: Du kannst Dir gar nicht vorstellen, dass Leute das Kapital lesen UND zu Demos gehen… Dass man das Wissen über diese Gesellschaft nicht aus Events wie Blockupy beziehen kann, unterstellt unser Text ja noch in jedem Leerzeichen. Die Frage, die da verhandelt wird, war, ob die Teilnahme UNTER DIESER VORAUSETZUNG schädlich, nützlich oder keins von beiden ist.

  27. Mattis
    5. August 2013, 17:41 | #27

    @Rüdiger Mats
    Also wenn nicht eine Demo selbst positiv begründbar ist – und diverse Begründungsversuche sind ja in dem genannten Artikel allesamt stark relativiert worden – dann bleibt doch hauptsächlich übrig, dass man mitläuft, weil sonst die schöne gemeinschaftliche Vorbereitung darauf sinnlos gewesen wäre. Für mich ist der Text nicht anders zu verstehen, auch nach nochmaligem Lesen nicht.
    Die ersten „Kriterien“ des Schlussteils sind doch genau Punkte, deren Zutreffen vorher als eher selten beurteilt wurden, und man kann auch nicht erkennen, wann diese Kriterien denn erfüllt sein sollten. Sie nur aufzustellen ist rein methodisch.

  28. Mattis
    25. August 2013, 21:01 | #28

    Nachtrag: Rüdiger Mats hat das UG-Postulat von der Herrschaft der Sachzwänge verteidigt; es sei ja gar nicht so gemeint, dass keine Subjekte vorkämen … dann bespricht er diese Subjekte aber so, dass deren Subjektivität sich wieder auflöst ist eine gesteuerte Reaktion auf die Bedingungen der Verhältnisse:

    „Natürlich brauche ich Subjekte, die sich die Exekution des kapitalistischen Sachzwangs zu eigen machen und ihn insofern WOLLEN. Insofern ist Kapitalismus keine Maschine. Andererseits hätten sie diesen Willen nicht, wenn die Verhältnisse nicht ein System von Bedingungen immer wieder reproduzieren würden, das solche Willensentscheidungen belohnt, bzw. gegenläufige Entscheidungen (ökonomische Fehlentscheidungen ebenso wie „Gutes tun!“ „Umwelt schützen!“ usw.), bestraft bzw. ad absurdum führt.“
    http://www.contradictio.de/blog/archives/5623/comment-page-1#comment-2427

    Belohnungen und Bestrafungen, Vorteile und Nachteile gibts in jedem bisher existierenden Gesellschaftssystem; das sind eben grad keine Sachzwänge, sondern Bedingungen, die von den Beteiligten befürwortet, gebilligt oder auch kritisiert werden können. Aber ist es ein Sachzwang, die eigene Lage zu akzeptieren? Das letztlich auch über die menschlichen Subjekte bestimmende Subjekt sind bei UG immer die Verhältnisse, was auch Rüdiger Mats in o.g. Zitat bekräftigt.
    Näheres dazu von mir siehe http://nestormachno.blogsport.de/2013/03/12/ungarns-neue-verfassung-2/#comment-11396 .

  29. Xaver
    10. September 2013, 16:22 | #29

    GegenStandpunkt 3-13 erscheint am 20. September 2013.

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