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Die Entwicklung der Häftlingszahlen der USA seit 1920

26. März 2012

rhizom hat auf seinem Blog auf folgende Charts zur Häftlingsentwicklung in den USA seit 1920 hingweisen („Die große Einsperrung der Subalternen„:
Haftzahlen USA absolut
USA Häftlingsquote im Zeitablauf
Muß ich noch darauf hinweisen, daß die Häftlingspopulation in den USA zunehmend schwärzer geworden ist in den letzten Jahrzehnten?

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. star wars
    26. März 2012, 16:54 | #1

    So relativiert sich dass sogenannte „Beschäftigungswunder“ der USA, im Vergleich zum „Gefängniswunder“, dass seit Anfang der 80er Jahre verstärkt seinen Lauf genommen hat. Die jungen Menschen, die im Gefängnis sitzen sind überdurchschnittlich oft junge, afroamerikanische US-Boys.

  2. 26. März 2012, 19:21 | #2

    „Die Zahl der Schwarzen in den Gefängnissen Amerikas hat sich im letzten Vierteljahrhundert vervierfacht.“ SZ 2007

    „Jahrzehntelang lag die Inhaftierungsrate der USA bei 100 von 100.000. Mit anderen Worten: Von 100.000 Bürgern saßen 100 hinter Gittern, also 0,1%. Ähnlich war und ist es auch in anderen westlichen Ländern. In Deutschland, zum Beispiel, liegt die gegenwärtige Inhaftierungsrate bei 96 von 100.000.
    Anfang der siebziger Jahre, nachdem Buchanan und Nixon die „war on crime“ – Strategie eingeführt hatten, begann die Inhaftierungsrate der Vereinigten Staaten zu klettern. Heute liegt sie bei 754 von 100.000 und ist die höchste in der ganzen Welt. Die USA haben 5% der Weltbevölkerung, doch 25% aller Gefangenen in der Welt sitzen in Amerika ein. 2,38 Millionen Menschen sind dort inhaftiert, fast eine Million mehr als in China.
    Aber wohlgemerkt: Die Kriminalitätsrate, also die Anzahl von Verbrechen pro Kopf der Bevölkerung, ist heute fast genau dieselbe wie vor vier Jahrzehnten!Natürlich sind zwei Drittel der Häftlinge schwarz oder braun (d.h., hispanisch), im Süden selbstverständlich mehr. In den Großstädten sind 50% aller jungen schwarzen Männer hinter Gittern, auf Kaution, oder auf Bewährung. Nun ja, diese Statistiken kennen Sie vermutlich.“

    „Mehr junge schwarze Männer befinden sich im Gefängnis als im College. Jeder dritte schwarze Mann zwischen 20 und 29 Jahren steht unter Aufsicht des Justizsystems, die Chance für einen Afro-Amerikaner im Gefängnis zu landen ist 6-mal höher als für einen Weißen.“

  3. Nestor
    27. März 2012, 08:30 | #3

    Auch eine Art, mit Überbevölkerung umzugehen.
    Soweit ich mich erinnere, ist das Betreiben von Gefängnissen in den USA eine privatwirtschaftliche Angelegenheit Irgendwer macht also gute Geschäfte mit dem Einsperren von Leuten.
    Ein „Modell“ für andere Länder, sollten sie in Bedrängnis kommen?

  4. 27. März 2012, 09:11 | #4

    Ja, sowas hat schon Modellcharakter:
    In Großbritannien plant die Regierung von Cameron weite Bereiche der Polizei zu privatisieren.
    Ein weiterer Aspekt ist die zunehmende Umwandlung von öffentlichem Raum in Städten in „Privat“-Gelände mit dementsprechendem privatem „Sicherheitsmanagement“ und privater Zensur. Oder die in vielen Staaten mit besonders krasser Sozialspaltung zunehmenden Festungen der mehr oder weniger Reichen, in denen ein eigenes Gesetz gilt. In den Riesenfabriken von Foxconn z.B. in China, die so groß sind wie anderswo ganze Städte, gelten sicherlich auch eher deren Firmenregeln als das allgemeine chinesische Recht.

  5. star wars
    27. März 2012, 10:33 | #5

    Das ulkige ist doch dass Reiche in den USA in ihrem Klassenbewußtsein nicht mal von außen gestört werden sollen. Ich hab mal gelesen dass ihre Enklaven, in den Außenbezirken der Städte, mit einer eigenen Sicherheitsarmee abgeriegelt werden solle.
    So entstehen Sozialräume mit entsprechender Stadviertelstruktur der Armen (Wohnbausiedlungen, Infrastruktur, Bildungszugang) in den Innenbezirken der Städte, und die (ländliche) Stadtviertelstruktur der Reichen, in den Außenbezirken der großen Städte. Die beiden Welten haben nichts (mehr) miteinander zu tun, sie sind buchstäblich voneinander abgeriegelt. Diese ländlichen, sozialräumlichen Strukturen repräsentieren im zunehmenden Ausmaß dass wertkoservative, relativ wohlhabende „land of glory“, wähend die Innenbezirke der Städte von „underclass“, und den von Armut bedrohten Mittelschichten, bewohnt werden müssen.
    Mit wem du´s also zu tun hast, kannst in dieser Klassengesellschaft in Zukunft darin abmessen wo jemand geboren und aufgewachsen ist.

  6. 27. März 2012, 10:48 | #6

    Über Loic Wacqant, den französischen Soziologen, auf dessen Buch rhizom hingewiesen hat, heißt es bei Wikipedia:

    „[L.W.] offers a middle-range theory, relevant mainly to American racism against blacks in contemporary society. According to Wacquant, African-Americans now live „in the first prison society of history“ (p. 121). The ‚hyperghetto‘ constitutes the fourth stage in the development of ‚peculiar institutions‘, following (sequentially) slavery, Jim Crow, and the early ghettos. According to him, the ghetto and the prison are for all practical purposes indistinguishable, reinforcing each other to ensure the exclusion of African-Americans from general society, with governmental encouragement. As Wacquant vividly characterises it: the prison should be viewed as a judicial ghetto and the ghetto as an extrajudicial prison. Taken together, these constitute part of a ‚carceral continuum‘. To understand this concept, Wacquant argues for a single analytical frame unifying expansive ‚prisonfare‘ and attenuating workfare, resulting in a deepening marginalisation and social and political subordination of stigmatised and defamed ’surplus‘ populations. … The ghetto and the prison are now locked in a whirlpool, when it is no longer clear which is the egg and which is the chicken: the two look the same and have the same function (p. 115). The life in the ghetto almost necessarily leads to more criminal behavior, yet Wacquant presents statistics that show that the distribution of crime between black and white has not changed. Instead he shows that a black, young, man is now „equated with ‚probable cause‘ justifying the arrest“ (p. 117). And in the prisons, a black culture is being reinforced by „professional“ inmates, a culture which later affects the street.“

  7. star wars
    27. März 2012, 12:55 | #7

    Die 9/10 der Armen hat auch der ehemalige Arbeitsminister (!) der USA mit unerschrockener Offenheit in seinem Buch Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomie ausführlich dokumentiert.

  8. 27. März 2012, 13:17 | #8

    @nestor: Überbevölkerung ist ein ideologischer Begriff, weil man sich dabei alles mögliche denken kann. An was gemessen gibt es denn ein über. „Soweit ich mich erinnere, ist das Betreiben von Gefängnissen in den USA eine privatwirtschaftliche Angelegenheit“ Es gibt private und staatliche Gefängnisse.
    „Ein „Modell“ für andere Länder, sollten sie in Bedrängnis kommen?“ Wieso sollten sie denn in Bedrängnis kommen? Gefängnisse gibt es nicht, weil die Regierung von den Massen bedrängt wird. Sollten der Staat tatsächlich in Bedrängnis kommen, hilft dann auch der Bau von Gefängnissen nicht weiter.

  9. 27. März 2012, 13:30 | #9

    Ja, Krim, der Begriff „Überbevölkerung“ macht nur Sinn, wenn man den Zweck mit dazu angibt, für den die Bevölkerung eingespannt werden soll. Aber „alles mögliche“ kann man da in einer kapitalistischen Gesellschaft eben nicht denken. Da ist doch klar, daß eine Regierung das zu den Menschen sagt, die für ihr Hauptziel, kapitalistisches Wirtschaftswachstum, Wachstum in rentierlichen oder auch nur Rendite versprechenden sogenannten „Zukunftsbranchen“ als überflüssig angesehen werden. Schon immer, seit es den Kapitalismus gibt, gab es auf der einen Seite die immer größer werdenden Zahl der Menschen, die als Proletarier in die Profitmaschine eingesaugt wurden und parallel dazu und zum Teil in Folge dessen, die Schicht der Unnützen, Verbrauchten, Ausgestoßenen, die meist mit dem Begriff Lumpenproletariat bezeichnet wurden.
    Und hier in Bezug auf die USA ist wohl unbestreitbar, daß die früher für große Industriebetriebe als (Billig-)Arbeiter aus den Südstaaten über Jahrzehnte in die industriellen Ballungszentren des zumeist Nordens der USA angezogenen Massen von schwarzen Familien schon lange in diesem Sinne überflüssig sind, weil es diese historischen Industrien ja schon länger und zunehmend weniger gibt. Das lag es ja wirklich nahe, aus dem Ghetto praktischerweise gleich ein Gefängnis zu machen bzw. das eine durch das andere zu ergänzen.

  10. 27. März 2012, 13:52 | #10

    „Es gibt private und staatliche Gefängnisse.“

    Ja, das stimmt, und in den meisten Staaten, den wenigen, wo es überhaupt schon ins Gewicht fallende „private“ Justiz- und Justizvollzugsapprate gibt, wird das noch staatlich organisiert sein. Aber wie schon bei Gesundheit, Bildung und Infrastruktur scheint es vielen Staaten nötig zu werden, auch da dafür zu sorgen, daß jeder Euro, der da überhaupt reingesteckt wird, „gut“ angelegt ist, also erstens kein unnötiger Abzug von den ansonsten möglichen Gewinnen in der Gesellschaft ist, bzw. nur dort Geld investiert wird, wo private Wirtschaftssubjekte sagen und bezahlen, daß das die „Zukunft“ sei. Letztendlich wird alle Staatsaktivität darauf abgeklopft, ob sie wirklich dazu beiträgt, daß die jeweilige Nationalwirtschaft eine ideelle einzige gesamte Profitmaschine ist. Der idelle Gesamtkapitalist wird dann eben auch schon mal durch ganz klassische Einzelkapitale und ihre Konkurrenz ersetzt.

  11. 27. März 2012, 14:59 | #11

    „Aber „alles mögliche“ kann man da in einer kapitalistischen Gesellschaft eben nicht denken.“

    Man kann sich immer alles mögliche denken, wenn der Schreiber nicht sagt, was er meint. Unter Linken heißt das deshalb z.B. Reservearmee, womit eine Funktionsbestimmung angegeben ist. Oder Lumpenproletariat, Paupers ist auch eine genauere Bezeichnung, die wieder was anderes meint. „Überbevölkerung“ wird meist als Menschheitsproblem verhandelt. Da werden dann solche aparten Probleme gewälzt, ob die in der Welt produzierten Lebensmittel (theoretisch – dass Lebensmittel im Kapitalismus nicht zur Behebung des Hungers, sondern zu Vermehrung des Gewinns da sind, soll man vergessen) dafür reichen die Bevölkerung des Planeten zu ernähren. Wie du also siehst, ist es nicht nur möglich, sondern auch Usus sich mitten „in einer kapitalistischen Gesellschaft“ bei „Überbevölkerung“ ideologisches Zeug zu denken.

  12. 27. März 2012, 15:16 | #12

    Wenn jemand wie Nestor den Begriff „Überbevölkerung“ benutzt, kannst du ruhig davon ausgehen, daß der nicht dein ja sonst naheliegendes „Menschheitsproblem“ meint. Reservearmee ist übrigens noch keine Überbevölkerung im kapitalistischen Sinn. Deshalb wurden doch „früher“ auch weiten Teilen der arbeitslos gewordenen Menschen noch eine relativ lange Zeit relativ hohe Unterstützungsleistungen gewährt (in einigen wenigen Staaten, sonst eh nicht), denn die Politik ging davon aus, daß für ein schnelles Wiederanziehen der Konjunktur es besser ist, wenn den Firmen gleich hinreichend viele Zusatzarbeitskräfte zur Verfügung stehen. Erst die Schicht die „Paupers“ bei Marx sind die Aussortierten, Abgestempelten.

  13. star wars
    27. März 2012, 15:17 | #13

    @ Krim

    Unter Linken heißt das deshalb z.B. Reservearmee, womit eine Funktionsbestimmung angegeben ist. Oder Lumpenproletariat, Paupers ist auch eine genauere Bezeichnung, die wieder was anderes meint. „Überbevölkerung“ wird meist als Menschheitsproblem verhandelt.

    Unter Linken heißt es eben auch „Überbevölkerung“, zum Beispiel bei Marx. Das sind halt arbeitsfähige Menschen, die für den Zweck der Profitwirtschaft, aus Geld mehr Geld zu machen, dauerhaft nicht mehr gebraucht werden können. Das ist eine politökonomische Bestimmung.

    Wie du also siehst, ist es nicht nur möglich, sondern auch Usus sich mitten „in einer kapitalistischen Gesellschaft“ bei „Überbevölkerung“ ideologisches Zeug zu denken.

    Naja, wenn für dich ein kommunistisches blog „mittendrin statt nur dabei“ ist… Nestor hat sich über Begriffsbildung an Kapitalismuskritiker gewandt. Alle anderen müssen sich halt anstrengen…

  14. star wars
    27. März 2012, 15:29 | #14

    Und es wird aus dem Zusammenhang klar warum Nestor so argumentiert. Der erste Satz lautet:

    star warsSo relativiert sich dass sogenannte „Beschäftigungswunder“ der USA, im Vergleich zum „Gefängniswunder“, dass seit Anfang der 80er Jahre verstärkt seinen Lauf genommen hat.

    Es wird klar dass mit der These argumentiert wird, die massenhafte Einsperrung von Inhaftierten in Gefängnissen entlastet den Arbeitsmarkt, und verschönert dadurch die amtlich registrierte Arbeitslosenstatistik.

  15. 27. März 2012, 15:38 | #15

    Ich halte das schon immer für abwegig, ausgerechnet so ein gigantisches Projekt, wie die millionenhafte Einsperrung von zumeist jungen Menschen, jungen Männern, als Publicity-Gag zu werten. Ja, es werden natürlich auch Arbeitslosenstatistiken geschönt, hier übrigens genauso wie dort, aber deshalb machen das die USA sicher nicht.
    (Ein schönes Besipiel für hochoffizielles Statistiken Verbiegen ist übrigens der „hedonistische“ Preisindex, mit dem manche Staaten wunderbar die Inflationszahlen etwas kleiner rechnen.)

  16. mimikry
    27. März 2012, 15:45 | #16

    „Die relative Überbevölkerung (der Arbeitslosen) existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehen von den großen, periodisch wiederkehrenden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr aufprägt, so dass sie bald akut in den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen: flüssige, latente und stockende.“ K. Marx, Kapital I, 670.

  17. star wars
    27. März 2012, 15:48 | #17

    Ich halte das schon immer für abwegig, ausgerechnet so ein gigantisches Projekt, wie die millionenhafte Einsperrung von zumeist jungen Menschen, jungen Männern, als Publicity-Gag zu werten. Ja, es werden natürlich auch Arbeitslosenstatistiken geschönt, hier übrigens genauso wie dort, aber deshalb machen das die USA sicher nicht.

    Und, wer hat das behauptet? Für Nestor ist halt die Gefängnis-Methode eine Lösungsalternative wie mit einer offensichtlich „sozialen Probemperspektive“ vom Staat umgegangen wird (offesichtlich systemimmanent). Da ist ja auch was dran an der Hypothese.

  18. 27. März 2012, 17:19 | #18

    @neo: Mag ja sein, dass „jemand wie Nestor“ (Weil es sich um nestor handelt, soll man ihm also gutwillig das richtige unterstellen. Er muss also gar nicht das richtige sagen. Es reicht, dass er es meint. Mit dem gutwilligen unterstellen bin ich vorsichtig geworden. Es passiert leider viel zu oft, dass Leute meinen, was sie schreiben, obwohl man das gar nicht glauben mag.) das richtige meint. Wenn man nichts weiter dazuschreibt ist der Begriff eben mehrdeutig, vor allem für Leute die Nestor nicht kennen.
    @starwars: „Nestor hat sich über Begriffsbildung an Kapitalismuskritiker gewandt.“ Oh ich wusste nicht, dass man unter sich bleiben will. Ich dachte halt, so ein Begriff, wenn er so dürr dasteht sei für nicht Kapitalismuskritiker zumindest erklärungsbedürftig bis mißverständlich. „Alle anderen müssen sich halt anstrengen…“ Anstrengung bringt bei Mißverständnissen nichts, weil man ja denkt man hätte verstanden, was gemeint ist.
    „Unter Linken heißt es eben auch „Überbevölkerung“, zum Beispiel bei Marx. Das sind halt arbeitsfähige Menschen, die für den Zweck der Profitwirtschaft, aus Geld mehr Geld zu machen, dauerhaft nicht mehr gebraucht werden können.“
    Nein unter Linken heißt das dann absolute Überbevölkerung im Unterschied zur relativen.
    @neo:„Reservearmee ist übrigens noch keine Überbevölkerung im kapitalistischen Sinn.“ „„Die relative Überbevölkerung (der Arbeitslosen) existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist.“ Da siehst du zumindest, dass der Begriff erklärungsbedürftig ist, nicht zuletzt, weil es da „alle möglichen Schattierungen“ gibt. @mimikry: Im Unterschied zu nestor hat Marx erklärt, was er meint.

  19. pro_komm
    27. März 2012, 17:35 | #19

    @Krim
    Du bauscht hier künstlich ein Problem auf. Natürlich hätte Nestor mehr machen können, als so ein Stichwort in die Runde zu werfen, aber gemeint war doch das von mimikry Zitierte.
    Die vom Kapital nicht benutzen, also VOM STANDPUNKT DES KAPITALS aus „überflüssigen“ Menschen müssen immer noch von etwas leben. In den USA sieht der Staat das so, dass der Arbeitslose aber auch der „working poor“ mehr oder weniger direkt im Pauperismus landet, insofern ist die Lage dort besonders heftig. Oft kann man nur überleben, wenn man sich einer Gang anschließt und in der Schattenwirtschaft sein Glück sucht.
    Die Dialektik des Gangstertums besteht darin, dass das Gewerbe seine ganze Grundlage in der Illegalität der Produkte hat (wäre etwa Heroin legal, dann wäre den Gangstern die Geschäftsgrundlage entzogen und Bayer würde wieder seinen Reibach damit machen) und andererseits das Geschäft vom Staat eben nicht befördert sondern bekämpft wird und da hat der Staat in den USA allemal die mächtigeren Gewaltmittel (in Mexico sieht das teilweise schon anders aus).
    Zuätzlich Opfer fallen an, weil in der Schattenwelt ein Streit ums Revier oder die Frage, ob jemand jemandem übers Ohr gehauen hat, natürlich nicht vor einem Zivilgericht geklärt wird, sondern unmittelbar im blutigen Kampf.
    In London (aus den USA habe ich keine Daten) beträgt die Lebenserwartung eines Gangmitglieds 25 Jahre. Dann ist man entweder tot oder im Knast. Da wäre es für die Jungs und Mädels schon vielversprechender, einen Klassenkampf zu organisieren, nur ticken die eben auch nicht anders als die legal wirtschaftenden Bürger.

    Der Gangster ist der Mann, der sein Schicksal nicht akzeptiert. Er ist kein Revolutionär; er will die bürgerliche Ordnung nicht umstürzen; er will nur sein persönliches Los verbessern. Der Gangster und der Kommunist leben nicht nur in ganz verschiedenen Zonen, sondern innerhalb ihrer Zonen in verschiedenen Höhenlagen. Der Gangster hat mit dem Kommunisten schlechthin gar nichts, mit dem Bürger allerhand gemein. Der Gangster betreibt die individuelle Bereicherung wie der Bürger; aber er betreibt sie ohne juristische Bemäntelung. Was der Bürger seinen Nächsten mit Paragraphen abjagt, das holt sich der Gangster, indem er mit dem Revolver knackt. Bürger wie Gangster wollen es individuell zu etwas bringen; der Gangster nimmt direkt, was er will; der Bürger eignet es sich an, indem er sich Rechtstitel verschafft. (Ernst Niekisch: das Reich der niederen Dämonen)

    Abgesehen von dem Zitat war der Genosse Niekisch übrigens ein Volldepp, ich sag das nur, bevor mit vorgeworfen wird, ich würde böse Menschen zitieren.

  20. mimikry
    28. März 2012, 07:36 | #20

    In London (aus den USA habe ich keine Daten) beträgt die Lebenserwartung eines Gangmitglieds 25 Jahre. Dann ist man entweder tot oder im Knast. Da wäre es für die Jungs und Mädels schon vielversprechender, einen Klassenkampf zu organisieren [..]

    Was an ihrer Lebenserwartung auch nichts ändern würde. Um das ernst zu nehmen, muss man schon Wert darauf legen, dass die Hinterbliebenen sich ein Arbeiterlied und keinen Gansta-Rap zur Beerdigung anhören.
    Sonst stimme ich Dir zu, soll auch nicht verschwiegen werden.

  21. 28. März 2012, 08:12 | #21

    Das Argument „Lebenserwartung“ paßt nicht: Es ist ja gerade der Ausgangspunkt, der die jungen Leute in all den Ghettos der Welt zu Gangstern werden läßt, daß ein „normales“ Leben als ganz normaler Arbeitsloser gar kein Leben für sie ist. Und sich auch nicht groß vom bloßen Existieren im Knast unterscheidet. Was bekanntlich ja dazu führt, daß ein Knastaufenthalt die Gangster-Jugend regelmäßig nicht davon überzeugt, daß es besser wäre, vielleicht doch einen Job bei McDonald zu ergattern.
    Zweitens stimmt es statistisch für viele Staaten natürlich gar nicht, daß man als Kommunist eine tolle Lebensperspektive (im Kapitalismus) hätte. Da liegt man doch schnell als Gewerkschafter oder Journalist erschossen oder erschlagen in einem Straßengraben. Das ist doch immer *das* Argument von libelle gewesen, daß sich Kommunisten mit ihrem Klassenkampf letzlich nur üble Schläge der Bourgeosie einhandeln. Mit diesem Argument gehen die Frauen hier bei Schlecker doch noch nicht mal in die Gewerkschaft, und die ist meilenweit davon entfernt, den jungen Leuten Klassenkampf anzubieten oder abzufordern.

  22. pro_komm
    28. März 2012, 09:16 | #22

    Ich weiß nicht, ob ich mich geschickt ausgedrückt habe, ich wollte – aber wirklich nur als Fußnote – sagen, dass diese Jungs und Mädels wirklich nichts zu verlieren haben als ihre Ketten. Was sich ja im Gangsteralltag in ihrer Rücksichtslosigkeit gegen fremde Leben und ihr eigenes Leben geltend macht. Man muss diesen Gedanken aber nicht weiter verfolgen, er hat keinen Erklärungswert.

  23. mimikry
    28. März 2012, 09:51 | #23

    Na ja, sie haben eben ihre 25 Jahre und ihr Leben, das sie sich notgedrungen in der kriminalisierten Sphäre der Gesellschaft eingerichtet haben zu verlieren. Umgekehrt könnte man sich selbst auch mit Madonna oder Warren Buffett vergleichen, um das eigene Leben als eines, an dem man nichts zu verlieren hat, aufzufassen.
    Oder anders: Der Spruch von Marx im Manifest ist ein interessierter Vergleich. Wenn man lebt und leben will, hat man auch was zu verlieren.
    Auch wenns inhaltlich schon gesagt ist: Dass sich die Gefängnisse in den USA stärker füllen, liegt daran, dass sie Funktionen übernehmen, die in Westeuropa der Sozialstaat leistet. Hier bekommt man Sozialhilfe und Hartz IV, um den Gang der Akkumulation nicht zu stören, dort wird man sich selbst überlassen und die so entstehende Sphäre der Gesellschaft wird mit Polizei und Gefängnis betreut.
    Insofern ist die amtliche Arbeitslosenquote der Niederschlag dieses unterschiedlichen Umgangs mit dem Pauperismus. In Westeuropa gehört man ziemlich lange zur arbeitsfähigen Bevölkerung, bekommt Stütze und muss Eingliedungsmaßnahmen mitmachen; in den USA fällt man da (u.a. durch Gefängnisaufenthalt, aber auch durch Existenz in einer Sphäre neben der Gesellschaft) schneller raus.
    edit: Dass die relative Überbevölkerung in den USA zugenommen hat, sieht man halt am Belegungszustand der Gefängnisse. Vielleicht sollte man das mal einem der Börsenanalysten sagen, die sich regelmäßig über den manipulierten Arbeitslosendaten beschweren. Die Zellenbelegung gibt da vielleicht zuverlässiger Auskunft.

  24. star wars
    28. März 2012, 10:25 | #24

    @ pro_kommunismus

    Die Dialektik des Gangstertums besteht darin, dass das Gewerbe seine ganze Grundlage in der Illegalität der Produkte hat (wäre etwa Heroin legal, dann wäre den Gangstern die Geschäftsgrundlage entzogen und Bayer würde wieder seinen Reibach damit machen) und andererseits das Geschäft vom Staat eben nicht befördert sondern bekämpft wird und da hat der Staat in den USA allemal die mächtigeren Gewaltmittel (in Mexico sieht das teilweise schon anders aus).

    Du siehst den kleinen Gangster, oder einen Räuber, der dabei das Gesetz bricht, Menschen umbringt, wenn er um die Ecke illegale Geschäftsartikel an den Mann bringt. Aber wie sieht es mit dem „organisierten Verbrechen“ dabei aus? Da werden doch teilweise systematisch staatliche Institutionen infiltriert, oder die Gangsterorganisation ersetzt den staatlichen Gewaltapparat, weil dieser zu schwach ist. Der, weil er mit Widersprüchen konstruiert ist, diese von Verbrechern systematisch ausgenutzt wird (in Italien z.B. der politökonomische Gegensatz zwischen Nord-Süd, in den USA der seit jeher herrschende (Neo-)Liberalismus, und die Ghettos).
    Die Cosa Nostra in Sizilien z.B. beherrscht teilweise das staatliche Bauwesen und das Gesundheitssystem (sind also gar keine illegale, bürgerliche Geschäftssphären). Und organisierter Drogenhandel ist ja ohne organisierte Basis (z.B. was Produktion von Mohn angeht) gar nicht möglich (siehe dein Beispiel mit Mexico). Oder sind dass nur Beispiele wo der Staat schwach vertreten ist, also eine Ausnahme? Ich befürchte dass da das dialektische Verhältnis zwischen Staat-Ökonomie unmittelbar eine wichtige Rolle spielt.

  25. pro_komm
    28. März 2012, 11:08 | #25

    „Kapital“, sagt der Quarterly Reviewer, „flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel. (J. Dunning, l.c.p. 35, 36.)

    Karl Marx. MEW 23, Fußnote 250
    Der Mafiosi ist zunächst ein Kapitalist. Jede Form der legalen Bereichung ist im gerade recht und das illegal verdiente Geld wird ja in der Regel auch durch legale Geschäfte „gewaschen“ und noch mehr vermehrt.
    Dass der Gewaltmonoplist Teile seiner hoheitlichen Aufgaben freiwillig der Mafia übertragen würde, halte ich für ein Gerücht. Sonst gäbe es ja auch gar nicht die Notwendigkeit der Beeinflussung, Bestechung und Bedrohung von Seiten der Mafia. Die Situation z.B. in Mexico zeugt ja eher davon, dass der Staat dort die Gewalt über Teile seines Landes verloren hat, weshalb er ja inzwischen sogar die Armee einsetzt, um die Herrschaft zurückzuerlangen.
    Das Verbrechen beinhaltet auch für die Cosa Nostra ein ziemliches Risiko, wie man gerade in jüngster Zeit an zahlreichen prominenten Festnahmen sehen konnte, bietet aber auch ganz interessante Profitspannen. Das reicht vom Drogenhandel mit seinen wahnwitzigen Gewinnspannen bis hin zu den unzähligen kleinen Nähereien in Süditalien, wo die Mafia im Prinzip das Gleiche macht wie ein legaler chinesischer Sweatshop, außer dass sie zusätzlich noch die Sozialabgaben und Steuern hinterzieht. Natürlich gelingt dies nur, wo gutbezahlte Jobalternativen Fehlanzeige sind, ist also auch ein Armutsphänomen.

  26. pro_komm
    28. März 2012, 11:11 | #26

    Mexikos Regierung hat es offenkundig nicht bloß mit gewöhnlichen Störungen der öffentlichen Ordnung, dem üblichen Maß an Verbrechen in einer funktionierenden kapitalistischen Gesellschaft oder vereinzelten Angriffen auf Repräsentanten und Einrichtungen der Staatsgewalt zu tun. In Gestalt der Drogenkartelle ist sie mit einer Gegenmacht konfrontiert, die das staatliche Kommando über die inneren Verhältnisse im Land unterläuft und untergräbt. Auch haben die Regierenden nicht bloß einen gewissen Bodensatz von Armen zu beaufsichtigen; sie ringen um die Kontrolle über eine steigende Masse von Besitzlosen, die ins Land hinein oder aus ihm heraus drängen und sich zu einem staatlichen Ordnungsproblem ausgewachsen haben. Mexikos Regierung hat also ihr Land insgesamt nicht im Griff Es herrscht inzwischen ein offener Krisen- und Kriegszustand. Da ist fraglich, über welche Macht die Staatsführung eigentlich gebietet und wieweit ihr politischer Wille überhaupt verbindliche Richtlinie allen gesellschaftlichen Treibens ist. Das Gewaltmonopol als solches, die selbstverständliche Geltung und allgemeine Anerkennung der staatlichen Hoheit im Land, ist infrage gestellt, wird teils faktisch außer Kraft gesetzt, teils offen oder verdeckt bekämpft.
    Diese prekäre Lage, um deren Beherrschung der mexikanische Staat ringt, verdankt sich dem Erfolgsweg, dem sich Mexikos Führung für die Machtentfaltung der Nation verschrieben hat: Sie ist das Resultat des Programms der herrschenden Elite, durch eine besonders enge Anbindung an die USA die eigene Herrschaft voranzubringen und den Mangel an kapitalistischer Potenz dadurch zu beheben, dass sie amerikanischem Kapital die umfassende Lizenz zur Benützung des Landes erteilt.

    Weiter im Text hier:
    http://www.schattenblick.de/infopool/medien/altern/gege0182.html

  27. Nestor
    28. März 2012, 11:31 | #27

    Der Begriff „industrielle Reservearmee“ beinhaltet doch immer noch, daß diese Leute zwar heute keine Anwender finden, aber morgen vielleicht wieder gebraucht werden könnten. Es setzt also eine gewisse Absorptionsfähigkeit des Marktes, Expansionsfähigkeit des Kapitals voraus. Die Überwindung einer zyklischen Krise usw.
    „Überbevölkerung“, „redundant population“ hingegen bezieht sich auf Leute, die dauerhaft aus dem Produktionsprozeß hinausfallen, die sicher niemand braucht, und die damit automatisch zu einem Sicherheitsproblem für den Staat werden. Ob die sich mit Bettelei, Prostitution oder Kriminalität weiterbringen, ist deren Problem – Ausgangspunkt ist ihr Überflüssig-Sein.
    Hier lassen sich weltweit gewisse Erfolge des Staates und seiner Agenten feststellen, wenn es darum geht, die Benützt-Werdenden, diejenigen Teile des Proletariats, die das Kapital anwendet und damit „in Brot setzt“, gegen diejenigen aufzuhetzen, die dieses zweifelhafte Glück nicht haben.
    Darauf bezog sich mein Satz mit der „Überbevölkerung“.

  28. 28. März 2012, 16:38 | #28

    „Auch eine Art, mit Überbevölkerung umzugehen.“

    Nicht nur, dass der Satz ungenau formuliert ist, er ist auch inhaltlich falsch. Einsperren ist keine Art mit der absoluten Überbevölkerung umzugehen. Ungefähr mit der gleichen Logik könnte man behaupten es sei eine Art mit Schwarzen umzugehen, bzw. eine Methode der Rassentrennung. Einsperren ist eine Art mit Kriminalität umzugehen. Der Spruch tut aber so als sei das Einsperren eine Art Sozialprogramm. Als hätten die sich überlegt: Was machen wir denn mit dem Abschaum, den wir nicht brauchen? – Ins Gefängnis mit dem Lumpenproletariat. Es stimmt eben nicht, dass das Lumpenproletariat im Gefängnis sitzt. Die absolute Überbevölkerung wird eben nicht als soziales Problem behandelt, sondern als Ordnungsproblem. Es ist gerade die Ignoranz gegenüber den Gründen der Kriminalität. Als absolute Überbevölkerung mag sie der Staat gerade nicht zu Kenntnis nehmen. Er nimmt sie nur dann zu Kenntnis, wenn sie gegen sein Recht verstoßen.

    „Soweit ich mich erinnere, ist das Betreiben von Gefängnissen in den USA eine privatwirtschaftliche Angelegenheit. Irgendwer macht also gute Geschäfte mit dem Einsperren von Leuten.“

    Hier wird der Eindruck erweckt als wären alle Gefängnisse in privater Hand. Werden die Leute also eingesperrt, weil „irgendwer gute Geschäfte mit dem Einsperren von Leuten macht.“ Wenn nicht, wofür ist es dann wichtig, dass jemand mit Gefangenen Geschäfte macht. – Wegen der besonderen Niedertracht dieser Geschäftsleute?

    „Ein „Modell“ für andere Länder, sollten sie in Bedrängnis kommen?“

    Wieso andere Länder in „Bedrängnis“ kommen sollten, konnte mir auch noch keiner beantworten. Da wird auch wieder mit unausgesprochenen Unterstellungen gearbeitet. Die Paupers machen mobil gegen den Staat? – Oder was ist mit Bedrängnis gemeint? Also tut mir leid, wenn ich den allseits beliebten Nestor kritisieren muss. Aber wenn er meint sich beim Plaudern nicht anstrengen zu müssen und dann falsche Sachen hinschreibt, dann weise ich darauf hin, egal was er meinen mag.

    @prokomm: „Da wäre es für die Jungs und Mädels schon vielversprechender, einen Klassenkampf zu organisieren“

    Na das gilt nicht bloß für die Paupers, sondern auch für die Lohnabhängigen. Die hätten im Unterschied zu ersteren sogar noch ein Mittel.

    @neo: „Zweitens stimmt es statistisch für viele Staaten natürlich gar nicht, daß man als Kommunist eine tolle Lebensperspektive (im Kapitalismus) hätte. Da liegt man doch schnell als Gewerkschafter oder Journalist erschossen oder erschlagen in einem Straßengraben. Das ist doch immer *das* Argument von libelle gewesen, daß sich Kommunisten mit ihrem Klassenkampf letzlich nur üble Schläge der Bourgeosie einhandeln.“

    Und „das“ Argument war wie alles was von Libelle kommt, bloße Hetze. Irgendwas bleibt also doch immer hängen, auch wenn’s der größte Mist ist. Die Perspektive besteht nicht darin Kommunist im Kapitalismus zu sein, sondern Kommunist im Kommunismus zu sein. Aber selbst Kommunist im Kapitalismus zu sein, wäre, obwohl das eigentlich eine blöde Alternative ist, weil es ja nicht so ist als hätten die Paupers sich den Drogenhandel ausgesucht, weniger blutig als das Gangsterunwesen inklusive der staatlichen Gewaltmaßnahmen. – Die Frauen bei Schlecker gehen halt nicht in die Gewerkschaft, weil so wenige drinnen sind und solange so wenige drinnen sind, hat das Unternehmen einfaches Spiel mit denen. Wenn aber alle in der Gewerkschaft wären, dann würde sich die Firma hüten, gegen sie vorzugehen. Das ist also erst recht ein Argument massenhaft in die Gewerkschaft zu gehen bzw. Kommunist zu werden.

  29. libelle
    28. März 2012, 18:37 | #29

    Die Perspektive besteht nicht darin Kommunist im Kapitalismus zu sein sondern Kommunist im Kommunismus zu sein.

    Ja, oder Schlaraffe im Schlaraffenland. Mehr als die bei Machtfragen fälligen Brutalitäten im Licht der Notwendigkeit für die schöne „Perspektive“, den Heilszustand erscheinen zu lassen hat diese Perspektive nur leider nicht mit dem zu tun, was Kommunisten treiben.
    Sonst gibt neoprene meine Einwände schon ein bisschen entstellt wieder, die selbstverständlich keine Hetze, sondern Konsequenzen des kommunistischen Projektes Gesellschaftsveränderung sind. Das kann man alles in den entsprechenden Threads nachlesen.

  30. 28. März 2012, 19:33 | #30

    Was, libelle, soll ich denn an deinen, nun ja, „Einwänden“ „entstellt“ haben, wenn auch nur ein „bißchen“?? Warum mußt du denn schon wieder gebetsmühlenartig deinen Einwänden auch hinzufügen, daß die „selbstverständlich keine Hetze“ seien? Denn daß die ausgerechnet eine nachgewiesene „Konsequenz des kommunistischen Projektes Gesellschaftsveränderung“ seien, hast du ja auch nur wieder pur behauptet.

  31. 28. März 2012, 20:34 | #31

    Lieber Neoprene,
    könntest du bitte versuchen, diesen Thread nicht schon wieder in einen Thread mit libelles Lieblingsthema ausarten zu lassen? Im Zweifel mit Zensur oder Auslagerung der Diskussion. Sonst überlagert das hier gleich wieder alles.
    Lieben Gruß,
    Klaus

  32. 28. März 2012, 20:56 | #32

    Klaus, daraus wird nichts:
    Erstens bin ich schon mal kein Freund von Zensur, (vielleicht ist ja doch MPunkt wieder zu bewegen, seinen Laden wieder aufzumachen, dann könnte man das dort auf Wunsch sicher auch wieder haben.)
    Zweitens ist meines Erachtens die Ausgangsfrage so eine fundamentale, daß man da, wie hier ja auch, zu recht fundamentalen Antworten bzw. Handlungsprogrammen und individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen kommt. Und, Überraschung, wie sonst auch wirst du es deshalb auch hier wohl oder übel mit Argumenten wie denen von libelle zu tun bekommen.
    Ja, vielleicht könnte ich das auch wieder auslagern, aber das ist bei diesen blöden Blogs eine Heidenarbeit und leicht geht mir bei der Transformation was verloren und schon kriege ich von da her wieder Schimpfe. Wer zu einem bestimmten Thema, einem bestimmten Kommentar gar nichts sagen will, der soll das einfach nicht tun. Jedenfalls nicht hier, wenn er meint, dem Thread damit was Gutes zu tun. Denn zu einem ausufernden Thread gehören immer mindestens zwei sich streitende Parteien, einer der nur immer wieder sein ceterum censeo in die Runde schmeißt, der erreicht doch regelmäßig damit nicht allzu viel.

  33. libelle
    28. März 2012, 21:45 | #33

    @neo – Ich schließe mich ganz anders als man das von einem bösen Hetzer (ich zitiere einen Gedanken von Krim) Klaus an. Ganz einfach weil eigentlich alle argumente, die ich so vorzubringen habe schon an der einen oder anderen Stelle (bei Dir, Apple) von mir vorgebracht sind. Ich möchte den Thread hier auch nicht umfunktionieren bzw. halte Intervention mit argumenten zu meinem Lieblingsthema nur für sinnvoll, wenn es was mit dem hiesigen Thema zu tun hat.
    J und GSP und Moral im anderen Thread war ’ne Steilvorlage, die auch was gebracht hat. Das hier gibt höchstens mit pk’s Randbemerkung etwas für mein Lieblingsthema her.
    Sobald ich ein Thema entdecke, bei dem sich das neu oder erweitert fassen lässt, starte ich das Thema wieder.

  34. libelle
    28. März 2012, 21:47 | #34

    OK, beim letzten Beitrag sind wohl noch ein paar Korrekturen fällig, die ich aber wg. Mod-Schleife nicht machen kann.
    Sonst schließe ich mich hier mimikry an.

  35. libelle
    28. März 2012, 22:02 | #35

    Jetzt muss ich doch noch eine letzte Stichelei loswerden. Folgt man Klaus’s Link, stößt man auf einen bekannten Spruch von Marx:

    Ist die Konstruktion der Zukunft und das Fertigwerden für alle Zeiten nicht unsere Sache, so ist desto gewisser, was wir gegenwärtig zu vollbringen haben, ich meine die rücksichtslose Kritik alles Bestehenden, rücksichtslos sowohl in dem Sinne, daß die Kritik sich nicht vor ihren Resultaten fürchtet und ebensowenig vor dem Konflikte mit den vorhandenen Mächten.

    Ich folgere daraus, dass der Gegenstandpunkt und das, was Kommunisten so verbreiten aus ihrer Sicht nicht zum Bestehenden gehören kann. Das gibts also garnicht. Klar – und was es eigentlich nicht gibt, das kann auch nicht kritisiert werden.

  36. 29. März 2012, 08:21 | #36

    Nur zur Klarstellung, Klaus und pro_komm(unismus) sind zwar beide Anhänger und Unterstützer des GegenStandpunkt, aber eben zwei verschiedene Personen. Jedenfalls hat pro_komm und nicht Klaus ein Marx-Zitat gebracht (MEW 23, Kapital Bd.1, S. 788, FN 250, Marx zitiert den Gewerkschafter Thomas Joseph Dunning )
    Das „Folgen“ dieses links mag einen schon an manche weiteren Stellen führen, konkret historisch hat es libelle aber zurückgeführt zu den Briefen aus den Deutsch-Französischen Jahrbüchern. MEW 1, S. 344, 1844

  37. Nestor
    29. März 2012, 11:50 | #37

    Also Krim, irgendwie beißt sich bei dir die Katze in den Schwanz.

    Einsperren ist eine Art mit Kriminalität umzugehen. …

    Es stimmt eben nicht, dass das Lumpenproletariat im Gefängnis sitzt. Die absolute Überbevölkerung wird eben nicht als soziales Problem behandelt, sondern als Ordnungsproblem.

    Also schön der Reihe nach.
    Die Rechtspflege, also das „Einsperren“ ist nicht „eine“ Art, mit Kriminalität umzugehen, sondern die einzige, die der bürgerliche Staat kennt.
    Das „Lumpenproletariat“ hast du ins Spiel gebracht, ich weiß jetzt auf die Schnelle gar nicht, wer genau damit gemeint ist, also kann ich mich zu dem geographischen Aufenthalt dieser Gruppe nicht äußern.
    Auch das mit sozialem und Ordnungsproblem kann ich jetzt nicht einordnen – was soll hier der Unterschied sein und gegen welche Position wendet sich das?
    Schließlich ist auch einmal zu erwähnen, was in den USA mit „Kriminalität“ gemeint ist – die wird nämlich auch per Definition gemacht, um eine Handhabe zu haben gegen die Überflüssigen. Seit dem war on drugs sind lächerliche Quantitäten von irgendwelchen Rauschmitteln schon ein Grund fürs Einsperren. Ebenso Bagatelldelikte wie Klauen im Supermarkt. Besonders bei Jugendlichen wird gerne schnell zugeschlagen, damit man die von Anfang an auf die Eigentumsordnung verpflichtet.
    Die private Gefängnis-Business bekommt dann auch noch Anreize, um sich in diesem Sinne „erzieherisch“ zu betätigen, und mit solchen Mitteln erreicht man dann auch diese Rekordzahlen in diversen – privaten und staatlichen – Häfn.
    Vielleicht will hier wer irgendwelche Links zu dem Thema posten, also wie genau das in den USA funktoniert – ich bin bezüglich USA nicht so fit, hab das alles nur so im Vorbeigehen aufgeschnappt.

  38. Apple
    29. März 2012, 18:29 | #38

    @ neo: Er meint den Link hinter Klauses nom de guerre.

  39. 29. März 2012, 18:46 | #39

    Mann ey, Apple, das hat echt lange gedauert, bis ich das Zitat als Intro bei der Berliner Gruppe des GegenStandpunkt wiedergefunden habe. Das überlese ich mittlerweile schon vollautomatisch. Danke.

  40. 4. April 2012, 07:06 | #40

    „Die Rechtspflege, also das „Einsperren“ ist nicht „eine“ Art, mit Kriminalität umzugehen, sondern die einzige, die der bürgerliche Staat kennt.“

    Na eben, das stützt mein Argument ja. Ich habe hier nur die Strucktur deines Arguments übernommen (eine Art mit Überbevölkerung umzugehen) in der Hoffnung es sei klar, dass die Betonung auf Kriminalität liegt.

    „Das „Lumpenproletariat“ hast du ins Spiel gebracht, ich weiß jetzt auf die Schnelle gar nicht,“

    Dann musst du eben langsam oben im Thread nachlesen, warum Lumpenproletariat/absolute Überbevölkerung der korrekte, genaue Begriff für deinen ungenauen „Überbevölkerung“ ist. Und dann musst du bloß noch prüfen, ob das Lumpenproletariat im Gefängnis sitzt, oder ob das Kriminelle sind.

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