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Peter Decker bei „Sechs Jahrzehnte DGB: Kooperation oder Klassenkampf“

11. Februar 2012

Im Thread über die Kommunistische Agitation und den Willen, zurecht kommen zu wollen, hat Samson nicht nur sein Verständnis der Sichtweise des Gegenstandpunkt zum „Klassenkampf“ wie folgt ausgedrückt:

“ die praktische Notwendigkeit von Lohnkämpfen zu bestreiten (resp. so zu tun als wäre das kein Klassenkampf), mit dem Argument, damit würden die Proleten ihren Willen ausdrücken, für Lohn zu arbeiten, folglich hätten sie gegen das System nichts einzuwenden, weswegen man sie als wackerer Kommunist erstmal tüchtig kritisieren müsste, das halte ich nun wieder für fadenscheinig bis ignorant.“

Das nehme ich zum Anlaß, nun doch einen ersten Teil meiner Abschrift der Veranstaltung vom Mai 2011 mit Mag Wompel von Labournet und Peter Decker vom GegenStandpunkt zur Verfügung zu stellen (noch recht roh, weil ich aus den bekannten Gründen, die mir ja auch von mehreren Genossen vorgehalten wurden, davon eigentlich schon Abstand genommen hatte), weil ich sonst eh nur Samson und den Seinen mit ähnlichen Argumenten hätte entgegentreten müssen. Dann wäre es aber lange nicht so ausführlich und wohl auch nicht so (hoffentlich) überzeugend geworden:

Wir haben jetzt, natürlich wie so oft, die Situation, dass die Kontroverse nur zwischen linken Gewerkschaftskritikern abläuft. Oder, dass das, was Diskussion sein sollte mit denen, die so richtig einfach für die Gewerkschaft, so wie sie es gibt, was sie auf dem Programm hat, eintreten würden, die sind ja wieder gar nicht da. Jetzt schimpfen also zwei linke Gewerkschaftskritiker auf verschiedene Weise auf die Gewerkschaft. Und es geht ein bisschen darum, dass man die Feinheiten dieses Unterschiedes, wie die darauf schimpfen, ein bisschen herausarbeitet, das ist jetzt halt die Lage. Also geht es dann auch darum. Natürlich wäre es viel interessanter, mit einem Gewerkschafter, der einfach das Programm vertritt, dass die auch wirklich betätigen, über dieses Programm zu reden, aber man muss halt die Diskussionspartner nehmen, die man kriegt.
Ich will ein paar harte klare Thesen machen, dann hört man auch den Unterschied raus, zwischen dem, wie die Mag argumentiert und wie ich das mache. Z.B. Überschriften zu machen wie zum Beispiel über die heutige Veranstaltung „Kooperation oder Klassenkampf“: Die Überschrift ist nahezu trivial in der heutigen Situation: Jeder weiß doch dass die Gewerkschaften sozialpartnerschaftlich orientiert sind, dass sie Klassenkampf für absurd halten und für vorgestrig. Dieses „oder“ ist also gar keine wirkliche Frage, sondern es ist eigentlich der Wunsch der Veranstaltung, man möge statt Kooperation Klassenkampf auf die Tagesordnung setzen. Von da aus ist es einerseits furchtbar leicht, den Gewerkschaften, dem DGB, wie der existiert, vorzuwerfen, dass er lauter wirtschaftliche Vernunft an den Tag legt, wenn er im Konflikt mit dem Kapital um Tarife und Löhne streitet, dass seine eigenen Vertretern im Betrieb Ko-Management betreiben und selber die Belegschaft verwalten im Sinne des Betriebes. Der DGB-Chef Sommer steht ein bisschen dafür, dass die Gewerkschaft saugut ist im Jammern und Betteln und darüber zu klagen, dass die Gerechtigkeit ausbleibt. Ja das ist alles leicht festzustellen, und es ist auch berechtigt, das festzustellen. Dem allen sieht man die Unterordnung der Interessen derer, die die Gewerkschaften vertreten unter die Erfordernisse und Bedürfnisse und Interessen der anderen Seite, unter die Interessen des Kapitals, leicht an.
Zweitens, es ist auch leicht, und in der Linken üblich, der Gewerkschaft eine konsequentere Vertretung der Arbeiterinteressen an zu empfehlen oder sie dazu aufzufordern. Ihr die Inkonsequenz vorzuwerfen und Konsequenzen einzufordern. Das halte ich allerdings für verkehrt.Von der Linken, von der DKP, von der MLPD, kennt man die Art, wenn die Gewerkschaften 5 % mehr verlangen, dann sind die Linksradikalen die, die sagen 7 % mehr. Und wenn die Gewerkschaften einen Warnstreik ausrufen, dann sagen die Linksradikalen: Echt streiten! Das, was die tatsächlich machen, um höhere Forderungen und größere Kampfbereitschaft zu überbieten, das ist die gängige Gewerkschaftskritik, die der Gewerkschaft abverlangt, sie soll Arbeiterinteressen konsequenter vertreten.
Und dagegen möchte ich sagen, diese Forderung ist verkehrt. Arbeiterinteressen kann man gar nicht besser vertreten! Vielleicht anders: Gewerkschaften müssten nicht so sein wie der DGB ist, aber die Interessen der Lohnarbeiter in dieser Gesellschaft sind selber eine so vertrackte Angelegenheit, dass man die gar nicht vernünftig und konsequent vertreten kann. Und deswegen meine ich auch, dass die verbreitete Aufteilung, (du hast es vorhin halb distanziert zitiert, ich weiß nicht, ob das wirklich distanziert gemeint hast,) jaja die Gewerkschaften sind halt zuständig für die Interessenvertretung der Arbeiterschaft im Kapitalismus und das reicht den Radikaleren natürlich überhaupt nicht, es müsste die systemtranszendierende andere Perspektive, es müsste die Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft obendrauf gesetzt werden, dazu kommen. Mit dem Gedanken: Im Kapitalismus machen sie das Richtige und Nötige, vielleicht auch mit dem Gedanken: Im Kapitalismus machen sie nicht das Mögliche und Nötige, aber die sozialistische Perspektive, die den Kapitalismus umstürzende Perspektive, die wäre eine Zutat. Und man könnte quasi so Frieden schließen zwischen den Radikalen und den Gewerkschaften, wie sie es gibt, mit dem Ton, naja in eurem begrenzten Feld macht ihr es schon irgendwie, wie das sich gemacht gehört, aber in unserer weiteren Perspektive bleibt das natürlich weit zurück.
Diese Sorte des Friedenschließens möchte ich nicht mitmachen, möchte ich angreifen, und sagen: Nein, es ist umgekehrt: (das hast durchaus auch mit deinen Worten vertreten): Weil sie diese Erwerbsquelle, die die Arbeiter in dieser Gesellschaft haben, verteidigen und benutzen wollen, weil sie was übrig haben für die Erwerbsquelle des Lohnarbeiters, das ist ihre Basis, aus der wollen sie etwas machen, deswegen machen sie auch im Kapitalismus alles verkehrt! Also nicht: sie machen es schon irgendwie richtig aber die sozialistische Perspektive fehlt. Sondern: Weil sie diese Erwerbsquelle gar nicht kritisieren, machen sie auch hier alles verkehrt!
In einer anderen Weise dieser Gedanke ausgedrückt: Bei den Gewerkschaften passt der Grund, warum es sie geben muß, und der Zweck für die es sie gibt, nicht zusammen. Das muß ich jetzt ein bisschen erläutern:
Der Grund, warum es sie geben muß und der Zweck, für den es sie gibt – man denkt, das wäre ein und das selbe – passen da nicht zusammen. Was meine ich damit: (und ich meine das durchaus so im Sinne, Gewerkschaften sind einmal gegründet worden, ob das heute noch jeder, der unter dem Druck des Betriebsrates einen Beitrittsantrag unterschreibt, genauso sieht, weiß ich auch nicht). Aber im Prinzip sind Gewerkschaften einmal gegründet worden aus einer Erfahrung heraus: Wenn man mit seiner Fähigkeit, seine Arbeitsbereitschaft anzubieten, seinen Erwerb sucht, Arbeiten geht, und den Arbeitgebern ihren Weg lässt, dann kommt heraus, dass man von der Arbeit nicht einmal leben kann. Das ist die Erfahrung, die der Gründung von Gewerkschaften in jedem Fall zu Grunde liegt. Sie müssen sich zusammenschließen, damit sie überhaupt irgendeine Rücksicht für das, wofür sie arbeiten gehen, nämlich: sie müssen leben, sie müssen irgendeine Geldquelle haben, erzwingen zu können, denn von selbst findet Rücksicht nicht statt, im Gegenteil, das Geschäft der Unternehmen besteht darin, Gewinn zu machen und der Gewinn besteht darin, eine Differenz zwischen den Kosten, die der Betrieb hat und den Preisen, die er erzielen kann, herbeizuführen. Und im Kampf um diese Differenz ist der Lohn nach zwei Seiten das entscheidende Mittel: Einerseits nach der Seite, dass der Unternehmer sich damit Leistung kauft, und davon will er mit dem Geld, dass er ausgibt, möglichst viel kaufen. Schon deshalb, damit er möglichst wenig Arbeitern Lohn zahlen muß. Lange Arbeitsstunden, Arbeitsverdichtung, hohe Leistungsstandards, und was heute so gültig ist, eine enorme Flexibilität der Arbeit, so dass die Arbeitskräfte, ganz unabhängig davon, wann sie frei haben und wann nicht, im Grunde immer dem Betrieb zur Verfügung stehen und ihre Freizeit die variable Größe des Betriebsbedarfs ist. Nach der Seite der Leistung.
Nach der Seite des Geldes, das dafür bezahlt wird, ist der Lebensunterhalt der arbeitenden Menschen eine leidige Unkost dessen, worum es in der Wirtschaft geht: Der Lohn ist fürs Unternehmen umso nützlicher, je weniger man dafür bezahlen muß, um die Leistung zu kriegen. Und deswegen ist die Tendenz von der Seite der Unternehmer her eindeutig: Den Lohn immer weiter nach unten zu drücken, wenn das zu machen ist. Man muß ernsthaft diesen Satz sagen: Jeder Sklavenhalter war mehr interessiert dran, dass seine lebendigen Arbeitsinstrumente genug zu fressen kriegen und gesund bleiben als es der moderne freiheitliche Unternehmer ist, der sich Arbeitskräfte auf Zeit vom Arbeitsmarkt holt. Der Sklavenhalter, der hat nämlich Eigentum zu verlieren gehabt, wenn der Sklave umkippt. Der Arbeitgeber muß bloß schauen, dass auf dem Arbeitsmarkt das Angebot groß genug ist.
Und nichts von dem – das klingt jetzt alles recht fundamental und manchesterkapitalismusmäßig – ist irgendwie überholt, das bezeugt und verrät immerhin die Mindestlohndebatte in Deutschland. Daß acht Millionen (hast du vorhin gesagt?) im Niedriglohnsektor beschäftigt sind und Löhne kriegen, von denen sie ein Leben nicht bestreiten können und schon gleich nicht eine Familie unterhalten.
Das Zweite, was jeder Gewerkschaftsgründung an Einsicht zugrunde liegt, (das erste war die Einsicht, vom Arbeiten kann man nicht leben, dass man einen Beitrag zu dem Gesamtwerk Produktion und Verteilung leistet, das ist kein hinreichende Bedingung, um leben zu können, in dieser Wirtschaft). Die zweite Erfahrung die diesem Ganzen zugrunde liegt, ist: Als Einzelner ist der Arbeitnehmer der Festlegung von Preisen und Konditionen, die die Unternehmer machen, wenn sie Leute einstellen, absolut hilflos ausgeliefert. Was aus ihm wird, entscheidet ganz das Interesse der anderen Seite. Sie haben sich zusammengeschlossen, um als Kollektiv der Arbeitenden Druck ausüben zu können, um als Kollektiv Nein sagen zu können und um damit überhaupt so etwas wie eine Verhandlungsposition zu erzeugen.
Warum sind sie eigentlich den Angeboten der Unternehmerseite so unbedingt ausgeliefert , wenn sie Arbeit suchen? Deswegen, weil (bei Marx heißt es der doppelt freie Lohnarbeiter) der Mensch mit seinem Arbeitswillen in dieser Gesellschaft noch nicht mal in der Lage ist, Arbeit auszuüben, auf eigene Faust und auf eigene Rechnung. Der Mensch kann die ihm notwendige Arbeit, denn er muß Geld verdienen, damit er leben kann, er kann sie gar nicht erledigen, wenn er meint, er braucht es und er meint, er will es. Denn die Produktionsmittel, die nötig sind, um auf dem Stand der Produktivität auf dem Markt Waren oder Dienste anzubieten, für die man auch Geld kriegen kann, diese Produktionsmittel besitzen andere. Einen Schrubber kann sich vielleicht jeder kaufen, und sich sagen, das ist doch ein Produktionsmittel, denn mit diesem Produktionsmittel kann man sich halt in der heutigen Welt nicht mehr sehen lassen, wo eine automatische Fabrik dasteht. Und man sieht ja auch: die Versuche von Arbeitslosen, sich selbstständig zu machen, ohne großes Vermögen, sie enden alle mit so Imbissbuden, also mit trostlosen Formen des Versuchs, einen Erwerb ohne Arbeitgeber zu finden. Weil in Wahrheit jeder echter Erwerb in dieser Gesellschaft nur über den Arbeitgeber läuft. Das macht die Sache der absoluten Abhängigkeit aus. Die Leute sind wirklich auf das Angebot der Gegenseite unbedingt angewiesen, denn sie sind in der hilflosen Lage, arbeiten zu müssen, und die Mittel, die Arbeit wirksam machen, nicht zu besitzen, weil, die besitzen andere. Das ist die zweite Einsicht, die der Gründung von Gewerkschaften auch historisch zu Grunde liegt.
Da ziehe ich jetzt einen Schluss, den macht nicht jeder Gewerkschafter mit, aber den sollte man mitmachen, und dieser Schluss liegt wirklich nicht weit. Der Schluss heißt: Wenn das die Bedingung des Arbeitens ist, andere besitzen die Produktionsmittel, alle Bedingungen der Arbeit, man selber besitzt die bloße Bereitschaft, und die ist ohnmächtig, ohne die Mittel, die die anderen haben, wenn das die Grundlage des Vertragsverhältnisses ist, in das die beiden am Schluss einwilligen, dann ist klar, dass sich da hinterher nicht zwei irgendwie gleiche Parteien um den Ertrag des Sozialproduktes streiten, wie es zum Kapitalismus natürlich immer gehört, dass sich zwei um Preise streiten, auch Unternehmer untereinander streiten sich um Preise, jeder will möglichst wenig zahlen und möglichst viel kriegen. Formell ist der Arbeitnehmer auch nichts anderes, auch der möchte möglichst möglichst wenig Leistung bringen müssen, und auf der anderen Seite möglichst viel kriegen, möglichst viel Lohn kassieren. Aber diese Analogie zu allen anderen Handeltreibenden, ist ein Irrtum, ist eine Täuschung. Denn in diesem Fall treffen nicht zwei selbstständige ökonomischen Subjekte auf einander, um dann um die Größe des Vertrages zu konkurrieren, sondern da trifft die eine Seite mit ihrem Wunsch von Arbeit leben zu können, auf die andere Seite, deren wirtschaftliches Mittel der Besitz der Produktionsmittel ist, der ausschließende Besitz der Produktionsmittel, so dass die Seite der Unternehmer ihr Interesse zur Bedingung des Vertrages machen kann. Da gibt es nicht ein Sozialprodukt und hinterher sagen die einen und die anderen, wieviel kriege ich denn nun davon, sondern das Sozialprodukt kommt überhaupt nur zustande, wenn das Interesse der Unternehmer befriedigt ist. Das Interesse der Unternehmer ist nicht auch ein Interesse neben den anderen, sondern das Interesse der Unternehmer ist die Existenzbedingung des Interesses der anderen. Leuchtet das ein?
Deswegen ist völlig klar: Wie immer man das Interesse vertritt, das Interesse der Arbeitnehmer, auch etwas zu kriegen, die Hauptsache, dass das andere Interesse den Vorrang genießt, dass das andere Interesse zuerst kommt, dass der Gewinn stimmen muss, sonst gibt es überhaupt keine Produktion, und keine Arbeitsplätze und keinen Streit um den Lohn, dieser Vorrang, diese Unterordnung ist die Bedingung des ganzen Vertragsverhältnisses und nicht etwa etwas, worum man im Vertragsverhältnis streitet.
Das drückt schon aus, das ist ein Verhältnis, das geht im Prinzip nicht zu korrigieren. Da können sich die Arbeiter gerne zusammenschließen, und sagen, wir fordern Lohn. Aller Lohn, der herauskommt, hat den Gewinn zu seiner Voraussetzung, sonst kommt er auch gar nicht heraus. Das ist also ein Verhältnis, das ist, das kann man nicht in Ordnung bringen! Das war ein Schluss von mir aus dem von den Gewerkschaften immer noch irgendwie gewussten Grund, warum es Gewerkschaften gibt und braucht. Der Grund war, Nummer eins: Weil man von Arbeit nicht einmal leben kann, wenn man es den Unternehmern überlässt, den Lohn festzusetzen. Und Erkenntnis zwei: Weil man als einzelner Arbeitnehmer absolut ausgeliefert ist.
Jetzt kommt die andere Seite: Die Gründe, warum es Gewerkschaften gibt, das war meine Rede, passen nicht zu dem Zweck, für den es sie gibt. Die Gründe sind zwei fundamentale Momente dessen, was man Ausbeutungsverhältnis nennt. Die Gründe, warum es Gewerkschaften braucht, sind das Ausbeutungsverhältnis dieser Gesellschaft. Und der Zweck, für den es Gewerkschaften gibt, ist, damit wollen wir zurecht kommen. Würden sie den Gründen nachgehen, dann käme die Idee, damit will man zurecht kommen, gar nicht auf. Sowas will man loswerden, das will man bekämpfen, das will man kaputtmachen, wäre der korrekte Schluss aus den Erfahrungen, die ja auch den Gründungen von Gewerkschaften zugrundeliegen.
Wenn Sie dann gegründet sind, und ihren Zweck verfolgen, dann heißt der Zweck jetzt auf einmal umgekehrt: Aus diesem Ausbeutungsverhältnis, da machen wir etwas draus! Man muss sich einmal den Widersinn dieses Projektes vor Augen führen, den könnte man nämlich so ausdrücken: Wir benutzen das Ausbeutungsinteresse unserer Ausbeuter, um uns selber besser zu stellen. Nicht: Wir weisen das zurück! Wir machen das kaputt! Nein, wir nutzen das Ausbeutungsinteresse der Ausbeuter, um uns besser zu stellen, ja was kann da noch rauskommen? Da merkt man, Gewerkschaften sind Organisationen, die sind parteiisch für die Erwerbsquelle des Lohnarbeiters im Kapitalismus. Und deshalb sind sie so widersprüchlich und so verkehrt wie die Erwerbsquelle selber.
Da merkt man, dass die Arbeitnehmerschaft wirklich auf den Formalismus der Freiheit rein fällt, sie sind auch freie Subjekte, sie können auch um den Preis ihrer Ware wuchern, wie es jeder kann in der Marktwirtschaft, sie können verhandeln, sie können auch nicht abschließen. Ja, können Sie, und der Formalismus der Freiheit, sie sind quasi Händler in eigener Sache, wie andere Händler in Sachen Öl oder in Getreide sind, der Formalismus der Freiheit, den ziehen sie den Inhalt, mit dem sie handeln total vor. Sie tun so, als ob sie, weil sie frei sind, weil es erlaubt ist, um den Preis der Ware zu feilschen, als ob sie deshalb den Preis der Ware wirklich bestimmen und zu einer Höhe bringen könnten, mit der sie sich gut stellen.
Tatsächlich findet der ganze Handel überhaupt auf Basis der Unterordnung der Arbeit und das Kapital statt und die wird nie mehr korrigiert und nie mehr widerrufen und auch noch nicht einmal irgendwie materiell ausgeglichen oder kompensiert für die Schäden. Das meine ich, ist die wichtige Grundlegung für die weiteren Überlegungen. Gewerkschaften sind parteiisch für die Erwerbsquelle des Lohnabhängigen im Kapitalismus. Und dann deklinieren sie vom Standpunkt, diese Erwerbsquelle soll funktionieren, alle Erfordernisse dieser Erwerbsquelle durch. Bis hin zu Arbeitsplatz verteidigen, Standort Deutschland verteidigen, und womit? Immer mit dem eigenen Verzicht!
Damit wäre ich jetzt eigentlich mit dem Einleitungsstatement fertig, und wir könnten erst mal einen ersten Punkt setzen. Das war jetzt die Versuche ein paar Fundamentals uns zu sagen und vielleicht ist das auch schon gut genug dafür, dass man in den Streit über die Sache eintritt. Vielleicht aber auch nicht, dann würden wir weitergehen und darüber reden, wie schaut auf dieser Basis gewerkschaftliche Forderungen und das Geltendmachen also der Inhalt von Forderungen aus.

Um noch einmal deutlich zu machen, worauf ich hinaus will und wo mein Gewicht sein soll: ich möchte ein bisschen auf der Notwendigkeit herumreiten, dass die Vertretung von Arbeiterinteressen so jämmerlich endet. Wenn man das nicht gelten lassen will und natürlich will man das nicht gelten lassen, dann ist die Verabschiedung vom Arbeiterinteresse selber erforderlich, die Kritik der Erwerbsquelle selber. Der gegenüber verhalten sich Gewerkschaftler, übrigens auch radikalere, sehr affirmativ, sehr bestätigend. Dieses: Wir haben doch ein Mittel, unsere Arbeit, das ist der große Irrtum der Arbeiterschaft! Und dem Nachgehen, und dessen Logik folgen, dann endet es auch schon so ähnlich, wie man es jetzt kennt.
Jetzt will ich noch meinen Punkt über Tarifforderungen ein bisschen rein bringen: in Bezug auf Mags Vorschläge noch ein bisschen vertagen. Die Vorschläge gehen darauf hinaus, was du gerne hättest, was Gewerkschaften sich stattdessen aus Panier schreiben sollten: echter Mindestlohn, der echt die Menschen sicherstellt, plus die Lebenssicherung von Leuten, auch wenn sie keine Arbeit haben, damit sie nicht in die gepresste Lage geraten, diese Richtung, die du angesprochen hast. Ich will noch einen Punkt deutlich machen: Die Gewerkschaften in ihrer Entschiedenheit, in ihrer Entschlossenheit, aus der Lohnarbeit zu machen, was damit zu machen geht, sehen ihren Gegner ganz verkehrt. Und sind deshalb auch in ihrem Fordern auf einer ganz anderen Ebene als wir das hier untereinander bereden. So rationell, dass sie sagen würden, naja natürlich hätten wir gerne mehr und bräuchten wir mehr, aber man darf dem Kapital nicht schaden, man kann schon sagen, irgendwo ist das schon die Grenze, aber das machen die sich noch nicht einmal so bewusst. So wird noch nicht einmal wirklich argumentiert. Da würde ja glatt noch die Unverträglichkeit der Kapitalrechnung mit den eigenen Ansprüchen zu halt zum Thema werden.
Wenn Gewerkschaften Löhne fordern, dann hat man natürlich das Grundprinzip, sie wollen mehr Geld kriegen. Aber, was sagen Sie dazu? Sie begründen es, und sie begründen es nicht mit: dem Kapitalisten muss man sowieso alles wegnehmen,, denn freiwillig gibt er nicht her, also schauen wir, was wir wegnehmen können.. So denken die überhaupt nicht, die denken von einem Gemeinschaftswerk her. Die tun so, als ob eine kapitalistische Volkswirtschaft eine Art Zusammenarbeit zum Wohle aller wäre. Und melden dann eigene Ansprüche an mit dem Verweis darauf, wie nützlich sie für die Ergebnisse dieses Gemeinschaftswerkes gewesen sein.
Das geht damit los, wie werden Lohnforderung begründet? Erstens: Sie wollen am Produktivitätsfortschritt beteiligt werden. Da steckt die ganze Unterordnung schon drin. Der ganze Produktivitätsfortschritt ist doch gar nichts anderes als, dass die Unternehmen neue Technologien anwenden, um Arbeiter zu verbilligen. Nach beiden Seiten hin: Arbeiter raus zu schmeißen, die man nicht braucht, also nicht mehr bezahlen muss, und nach der anderen Seite, die Arbeiter, die man noch bezahlt, intensiver, schneller, produktiver arbeiten zu lassen, so dass pro Stück der Lohn auch wieder sinkt. Produktivitätsfortschritt ist überhaupt nichts anderes als eine einzige arbeiterfeindliche Maßnahme! Jetzt sagen sie nicht, so etwas wollen wir verhindern, Sie sagen, so etwas wollen wir laufen lassen, das wollen wir sehen, aber an der Verarmung, die wir erleiden, wollen wir quasi geldmäßig beteiligt werden. Dass das Thema den Fortschritt der Verarmung einschließt, wenn man dann am Produktivitätsfortschritt mit einem Prozentsatz beteiligt wird, das ist gegessen.
Das nächste ist die andere Argumentation, warum sie Lohn verdienen: Inflation, Inflationsausgleich. Was ist das? Das ist das Bemerken, dass die Arbeitskräfte übers Jahr automatisch ärmer werden. Nach beiden Seiten hin, die erste Seite habe ich ja gerade gesagt, Produktivitätssteigerung verbilligt ja ihre Leistung für die Firma, nach der anderen Seite, das, was sie als Lohn nach Hause tragen, wird in dem Maß der Inflation immer weniger wert. Und wer macht die Inflation? Natürlich die Unternehmer, die höhere Preise verlangen für ihre Waren, also ihren Gewinn dadurch steigern, dass sie ihr Produkt zu einem höheren Preis verkaufen können, während ihre Kosten gleich bleiben oder sinken. Jetzt wollen die Arbeitnehmer Entschädigung für Inflation. Sie erinnern daran, dass doch die andere Seite schon die Gelegenheit zum reicher werden bekommen hatte, und da wollen sie, ja, (am Schluss kommt es dann nie heraus), da wollen sie wieder so schlecht gestellt werden, wie sie letztes Jahr gestanden sind!
Ich weiß nicht, gibt es noch mehr Gründe für Lohnerhöhung? Wichtig ist nur eines, der Grund, warum sie es tun, kommt nicht vor: Der Grund, dass der Arbeiter vom Lohn leben muss, der steht im Hintergrund der Lohnforderung, aber der ist nicht Gehalt der Lohnforderung. Anders ausgedrückt, die Lohnforderungen haben alle selber die Natur: Ihr habt doch das Jahr über mehr Gewinn erzielen können, und wir haben es euch genehmigt, wir haben es geschehen lassen, also könnt ihr doch zahlen, ohne dass es für euch ein Problem ist. Und an der Stelle werden sie dann kritisch gegen die Raffgier der Unternehmer. Die Raffgier der Unternehmer, man kennt das dann auch, sie sind dann kritisch gegen Maximalprofite, und man hört sofort heraus: Normalprofit ist gegessen, wenn der Maximalprofit der Gegenstand der Kritik ist. Also bei allen Forderungen selber, überall, wo sie fordernd auftreten, erkennen sie ihre Unterordnung unter den Vorrang der Zwecke der Gegenseite.
Das wäre mir jetzt erst einmal gut genug für die Tarifforderungen. Vielleicht gehen wir über zu dem Anderen. Ihr seht, Mag argumentiert anders: Die sagt Sätze der Art: Gewerkschaften, wie sie sie sich vorstellte, sollten… ich sage, Gewerkschaften wie ich sie kenne, tun… Letzteres würdest Du gar nicht bestreiten. Das ist nicht der Punkt der Uneinigkeit. Die Frage ist, ob man die zweite Seite mitmachen soll: Gewerkschaften sollten! Und an der Stelle möchte ich immer ein bisschen auf der Notwendigkeit, dass diese Vereine solche miesen Vereine sind, beharren. Ich möchte an die Notwendigkeiten erinnern,.
Nehmen wir einmal die beiden möglichen Forderung, die du in den Raum gestellt hast: Du hast die Mindestlohnforderung charakterisiert, der ist so niedrig in Deutschland, dass man davon sowieso nicht leben kann, aber eines leistet er immer: Das Fernhalten von ausländischen Konkurrenten, die dann das deutsche Niveau unterbieten würden. Und das ist letzten Endes die Seite, mit der die Gewerkschaftsforderungen Gehör findet bei der Regierung. Ja, wenn man schon polnische Arbeiter formell rein lassen muss, weil das in der EU ausgemacht war, dann sollen sie sich nicht billiger anbieten können als Deutsche und Deutsche arbeitslos machen und Polen bekommen die Posten. Das versteht die Regierung. Und da sagst du jetzt: Gewerkschaften sollten nicht nationalistisch sein, sollten nicht Forderungen stellen, die andere ausschließen. Jetzt sage ich etwas dagegen:
Gewerkschaften als Gewerkschaften stehen per se in der Konkurrenz um Arbeitsplätze. Und jede Gewerkschaft, die sich äußert, hat immer die Seite des closed shop mit an sich, nicht, dass sie jetzt wirklich closed shop Politk machen würden, wie das in England und Amerika ausdrücklich der Fall ist, wo es heißt: wir vertreten unsere Mitglieder und unserer Leistung für unsere Mitglieder besteht darin, dass wir nichtorganisierte Bewerber aus dem Betrieb heraushalten. Aber die andere Seite, Gewerkschaften, Arbeitnehmer stehen nun mal in Konkurrenz um Arbeitsplätze, das ist das Faktum. Und jede Positionierung, die es gibt, ist eine Positionierung in dieser Konkurrenz, und die hat immer einerseits den Charakter der Ausschließung nach außen und immer die Seite der Verzichts, Solidarität nach innen. Mal ein Beispiel in Deutschland: die GDL und ähnliche Gewerkschaften wie diese, (die GDL ist die Gewerkschaft Deutscher Lokführe), ist die Gewerkschaft, die sich mehr zutraut als verdi oder EVG. Die Lokführer trauen sich mehr zu, Sie sagen, wir fordern für die Lokführer, sie haben einfach die Überzeugung, sie wären unverzichtbarer als die anderen, sie bräuchte es, damit die Züge fahren und die anderen wären nur Begleitpersonal. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Jedenfalls, die Solidarität von Verdi oder Transnet, die machen eine Lohnverhandlung für alle Beschäftigten des Sektors, halten die Lokführer für eine Forderung auf Verzicht auf Benutzung ihrer Erwerbsquelle, denn sie könnten viel mehr herausholen als das Verdi oder Transnet tun und wollen. Nach der Seite hast du: Gewerkschaften konkurrieren und es konkurrieren Berufsgruppen, mit der Meinung (ob die stimmt oder nicht ist dann schon egal), sie könnten mehr Durchsetzungsfähigkeit aufbringen, sie wären in einer härteren Weise gebraucht als andere. Und dieses Verhältnis der Ausschließung und inneren Einebnung, Solidarität nach innen, was da immer Verzicht heißt, ihr seid die besseren Berufsgruppen, verzichtet zu Gunsten der schlechteren! Und deswegen die Tendenz, es gründen sich Gewerkschaften aus, die sagen, wir können mehr herausholen, wir tun es auch. Dieses Verhältnis ist dem Standpunkt aus der Erwerbsquelle Lohnarbeit etwas zu machen, eigen! Ohne das geht es gar nicht!
Anders ausgedrückt: (da sind wir uns dann sicherlich schnell wieder einig) Nur im Willen, den ganzen Laden zu stürzen, könnte man einen positiven gemeinsamen Willen haben! Ansonsten sind die Arbeitnehmer untereinander immer auch Konkurrenten. Und die Forderung, dass deine Konkurrenzinteressen fallen und sie sie hinter die Solidarität zurücksetzen, verlangt von den konkurrierenden Arbeitnehmern immer, die eine Seite ihres Interesses gegen die andere aufzugeben. Beide Seiten sind Teil des Arbeiterinteresses: Ich habe doch wohl das Interesse in meiner Arbeit, die völlig zu nutzen, und das andere ist: Bloß meine Arbeit zu nutzen führt dazu, dass der Preis meiner Arbeit immer weiter sinkt. Ich muss gewerkschaftlich organisiert sein. Aber die gewerkschaftliche Organisation ist dann zugleich ein Verzicht auf die Nutzung meiner Erwerbsquelle, so wie ich sie nutzen könnte. Und in dem Widerspruch stehen gewerkschaftliche Aktivitäten objektiv. Und nicht bloß, weil sie konkurrenzlerischdenken und nicht solidarisch denken. Das hängt nicht am Denken! Der Widerspruch ist objektiver, als bloß schlechte Meinungen!

Ich möchte noch eine Klarstellung machen, weil ich da offensichtlich ganz missverstanden worden bin: Ich habe davon geredet, dass Gewerkschaften an und für sich Konkurrenzinteressen von Arbeiter organisieren und darauf gedeutet, dass das auch Ausschließungsseiten hat und dass dafür das die GDL Beispiel genannt. Ich habe überhaupt nicht gesagt, ich kritisiere die GDL, weil sie nicht solidarisch ist, ganz im Gegenteil, wenn schon, dann gefällt es einem doch immer besser, wenn eine kämpferisch ist.
Noch einmal die Sache mit der Notwendigkeit: Was ich vertreten will, wird nicht so verstanden, wie ich es verstanden haben will. Wenn man es so resümiert, du beschreibst den Ist-Zustand, aber wir wollen doch darüber hinaus. Es ist nicht so, dass ich den Istzustand beschreiben will, wenn ich da mit Notwendigkeit komme, dann will ich immer schon damit so etwas sagen wie: Es liegt immer schon in der Natur dieses Interesses, daß seine Vertretung solche trostlosen Folgen mit sich bringt. Das ist praktisch schon eine Empfehlung in die Richtung, was könnte man, was sollte man anders machen. Die steckt da schon drin.
Es ist trivial, es braucht die Kritik des Kapitalismus, und den Willen ihn zu stürzen, dann – das war dein kurzer Einwand vorhin – dann kann die Arbeiterschaft alles durchsetzen. Aber die Gewerkschaften im Kapitalismus, so wie sie existieren, die fürchten sich doch vor ihrer eigenen Macht! Manchmal kennen sie es auch unmittelbar, wenn sie die Basis mal wieder zu besonderem Unwillen Aufstacheln, dann haben sie regelmäßig das Problem, dass man die dann eben auch immer wieder eintüten muss bei der nächsten Gelegenheit.
Die Arbeiterschaft kann alles lahmlegen, sie kann alles durchsetzen, aber sie muss sehen, was das für Konsequenzen hat. Dann wächst das Kapital wirklich nicht mehr, dann ist die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Kapitals wirklich schlechter als die des britischen oder des amerikanischen, oder japanischen oder sonst was. Dann gibt es wirklich keine Arbeitsplätze mehr oder weniger, und das muss man sehenden Auges wollen, dann lebt man nicht mehr in der Hemmung, dass man doch kaputt macht, was man melken will. Wer das sehenden Auges will, der kann auch jetzt und hier in dieser Gesellschaft die Verhältnisse für die Arbeiter verbessern und weiß, dass er das Wachstum des Kapitals, von dem die Arbeitsplätze der abhängen, kaputt macht.
Aber zu diesem Bewusstsein meine ich, mag niemand vorgehen, soweit ist niemand, auch nicht die Radikalen, und da finde ich auch die Formulierung von dir einschlägig, „wir müssen uns an den Grenzen des möglichen Reiben“. Fast möchte ich sagen, das ist eine Formulierung die selber noch an dem Widerspruch laboriert: Willst Du die Grenzen des Möglichen kaputt machen, dann weißt auch du, dann kriegst auch du die Arbeitnehmer, die den Standpunkt haben, ich muss doch aber meine Erwerbsquelle verteidigen, dann kommt die antikommunistische Seite des Lohnarbeiters zum Zug. Sie halten die radikalen Gewerkschafter, oder die, die radikal um Verbesserungen kämpfen, für ihre Feinde, weil sie kaputt machen, wovon sie, die anderen, leben wollen. Die italienischen Gewerkschaften erleben das jetzt, die Kämpfe um die Fiat Fabriken, wo die so totale Unterwerfungspapiere vor gesetzt bekommen, und wo die eine Gewerkschaft immer nein sagt, die gerät dadurch in die totale Minderheit, weil in dem Land auch die Auffassung durchgesetzt ist, dass es darauf ankommt dass die Erwerbsquelle der Arbeiter funktioniert und d.h. immer zuerst, dass es Arbeit gibt..
In dem Sinne will ich sagen, das ist nicht der Ist-Zustand, das ist die Notwendigkeit. Das verweist darauf, was es braucht, damit man diese Notwendigkeiten sprengt. Und das ist nicht zu haben mit Formulierungen wie: Könnten wir nicht auch andere Organisationen haben, solidarischere Organisationen haben, Organisationen, in denen echt diskutiert werden kann? Diese Formeln leisten das alles nicht, weil sie sich diesem Punkt einfach nicht stellen. Vergessen wir nicht die Notwendigkeit, dass diese Erscheinungsweise der Vertretung von Arbeiterinteressen an diesem Interesse liegt. Wir brauchen Argumente und Überzeugungen in der Arbeiterschaft, die keine Lust mehr auf ihre Erwerbsquelle haben. Die müssen ihre Freiheit nicht mehr haben wollen! Das halte ich für die Front, an der der Kampf stattzufinden hat. Und das ist nicht zu haben mit: Es muß solidarischer werden oder ähnliches. Halb sagst du es, Mag, wenn du sagst, wir müssen über die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft, wir müssen über die Grenzen des Kapitalismus und der Lohnarbeit hinaus denken, Lohnarbeit ist nicht alternativlos, dass sagst du ja ungefähr auch.
Sich der Härte dieser Einsicht stellen verlangt, dass man dann auch den Widerspruch zum Gewerkschaftlichen bemerkt, und nicht meint, das wäre das Gewerkschaftliche, nur besser gemacht. Das ist die Schwierigkeit. Es ist ein Kampf mit der Arbeiterschaft um die Ablehnung ihrer Erwerbsquelle! Und da war dein Argument von vorhin schon richtig, natürlich will die keiner im Sinn von das ist das Schönste von der Welt. Jeder weiß, dass eine Fabrik erben schöner wär,e als in ihr zu arbeiten. Das ist aber nun einmal ihr Mittel, und, es ist ein erzwungenes Interesse, aber man muss Ernst nehmen, dass es dann tatsächlich ihr Interesse ist, dass sie, die Arbeitnehmer verfolgen mithilfe der Gewerkschaft und, nicht zu vergessen, außerhalb der Gewerkschaft durch ihre Bereitschaft zu arbeiten. Das wäre noch ein Block, der bisher noch gar nicht gesprochen worden ist, du hast es mehrfach hereingebracht, das Verhältnis Basis und Funktionärs-Abteilung, wie die sich verhalten und was da nicht einfach quasi Eigeninteresse und Fahrrad von Seiten der Funktionäre ist, sondern was da Notwendigkeit ist, da könnte man auch noch etwas zu sagen. Mir reicht das aber jetzt erst einmal. Ich wollte das verteidigen, dass ich das mit der Notwendigkeit nicht verstanden haben will als wenn das bloß eine Beschreibung des Istzustandes und nicht man nicht verstanden haben will, schon gleich nicht, dass das eine Notwendigkeit wäre, der man sich beugen müsste. Sondern das wäre die Verzagtheit dieser Gesellschaft, das die Menschen in ihr, die ihr Opfer sind, wirklich ein Interesse an ihr haben. Und dass sie dieses Interesse ablehnen müssen. Dazu ist Kapitalismuskritik und die Kritik dessen, wie es geht, nötig, aber dann ist der Ton die Gewerkschaften machen das mögliche gute nicht, was sie machen könnten, der ist dann verkehrt.

Kategorien(1) MG + GSP Tags:
  1. ….
    11. Februar 2012, 22:28 | #1

    In der aktuellen ARTE Reportage gesehn und zum Thema passend 😉
    http://images.huffingtonpost.com/2012-01-15-danzcolor5007.jpg

  2. Samson
    19. Februar 2012, 23:39 | #2

    Abgesehen davon, dass „Samson und den Seinen“ deiner Projektion von weiß-der-Geier-was entspringt (dass sich wer seine Gedanken macht, ohne in irgendwelchen Zusammenhängen zu stecken, erscheint dir wohl unbegreiflich), haben wir beide offenbar grundsätzliche Differenzen, die sich u.a. darin ausdrücken, dass ich solche Erklärungsansätze für Leute ohne „kommunistisches Wissen“ hilfreicher halte als Peter Decker nachzuplappern resp. abzuschreiben.
    Bezüglich dessen, was notwendig resp. ‚machbar‘ wäre, gehen unsere Ansichten vermutlich noch weiter auseinander, weil ich dieses Statement unterschreiben würde, du hingegen nicht, und zwar einzig aus dem Grund, dass da die deiner Ansicht nach ‚falschen Leute‘ zugangen sind.

  3. Samson
    20. Februar 2012, 08:24 | #3

    Beim Verlinken des Statements, welches Neo im ganzen Leben nicht akzeptieren würde, ist mir offenbar ein Fehler unterlaufen, der hiermit korrigiert sei.
    [Neo: Nein, leider nicht!]

  4. 20. Februar 2012, 08:50 | #4

    Samson, danke für die versuchte Nachreichung des links, ich wollte dich gerade selber dazu auffordern. Leider geht der link aber immer noch nicht.
    Nun zum inhaltlichen deines letzten Kommentars:
    Wieso du dich dagegen verwehrst, daß ich vermutet habe („Samson und den Seinen“), daß du nicht allein auf weiter Flur denkst (und vielleicht sogar agierst), kann ich buchstäblich nicht verstehen. Denn deine Behauptung „dass sich wer seine Gedanken macht, ohne in irgendwelchen Zusammenhängen zu stecken“, ist in der Tat nicht sonderlich wahrscheinlich (und vor allem auch gar nicht anzustreben bzw. zu empfehlen). Insbesondere von jemandem wie dir, der keine zwei Sekunden später schon handverlesene politische Ratschlage/Einsichten von recht zusammenhängenden Seiten anzubieten weiß.
    Daß ich von der aktuellen „Marxismus-Leninismus“-Szene genauso wenig halte wie von den historischen Bewegungen, die das groß auf ihre Fahnen und Zeitungsköpfe geschrieben hatten, ist in der Tat richtig. Dann aber aus meinem Beitrag zu Peter Deckers Intervention bei der Gewerkschaftsveranstaltung zu machen, daß das „nur“ gedankenlos nachgeplappert sei oder stumpfsinning abgeschrieben, ist offensichtlicher Unsinn: Erstens bin ich nicht mehr ein kleines Kind, das in der Tat die Gebete seiner religiösen Eltern einfach nachplappert, weil es sich darüber nun wirklich noch nicht allzu viele vernünftige Gedanken gemacht hat, das was ich hier schreibe, bzw. abschreibe ist doch ganz bewußt ausgesucht auf Grund der politischen Überlegungen, die ich mir dazu gemacht habe.
    Zweitens hast du ja bisher noch gar kein inhaltliches Argument vorgetragen, warum Peters Ausführungen zur Agitation von „Leute ohne „kommunistisches Wissen““(und für die mit solchem Wissen, zumeist ja eh nur vermeintlichem Wissen, übrigens auch) denn nun nicht so „hilfreich“ (also vulgär falsch) sind. Zudem ich vermute (ohne den von dir verlinkten Text schon gelesen zu haben), daß dein Text wohl nicht gerade ausführlich auf die Herangehensweise des GegenStandpunkt eingehen wird. Wenn überhaupt.

  5. Samson
    20. Februar 2012, 15:24 | #5

    Eins stimmt tatsächlich, Neo, in dem Kommentar: http://www.kommunisten-online.de/International/griechenland3.htm#Widerstand gehts wirklich nicht darum, was Peter Decker am DGB zu kritisieren hat. Dafür umso mehr um praktische Konsequenzen (ob die nächste Woche oder ‚irgendwann‘ folgen, spielt dabei gar keine Rolle).
    Im Übrigen wehre ich mich nicht gegen deine Vermutung, ich finde es nur putzig, dass du ausgerechnet mein Statement als Aufhänger benutzen musst. Fiel dir nix intellegenteres oder wenigstens was eleganteres darauf ein als das was du darauf zu sagen gehabt haben tätest, wäre „aber lange nicht so ausführlich und wohl auch nicht so (hoffentlich) überzeugend geworden“?
    Btw, ich bin auch alt genug, um nicht jeden Scheiß für bare Münze zu nehmen, nur weil auf der Verpackung ML drauf steht. Nur halte ich eben umgekehrt (auch aus selber gemachter Erfahrung) nicht gleich alles für Scheiß, weil es unter ML verpackt ist. Dabei gehts m.E. weniger um ewig währende, ‚eherne‘ Gesetze sondern darum, was tatsächlich und vor allem warum passiert ist, und ob man daraus nicht bestimmte Schlussfolgerungen ziehen kann. Wer einen Flugzeugabsturz überlebt, verzichtet doch nicht zwangsläufig fortan aufs Fliegen, wenn der Überzeugung (oder meinetwegen Erfahrung nach) das Ziel anders nicht erreichbar scheint. Und diesbezüglich scheint eben (wenigstens mir) ausgesprochen fraglich ob die Kritik am vermeintlichen Willen der Arbeiter, sich in die Zwänge der Lohnarbeit zu ’schicken‘, nicht der größere ‚religiöse Eifer‘ ist gegenüber der Forderung, den Laden zu übernehmen, unter anderen Voraussetzungen weiterzuführen, mit dem Anspruch, wenigstens sowas wie die ’soziale Frage‘ zu lösen, wie es beispielweise hier vorgetragen wird: http://inter.kke.gr/News/news2012/2012-01-18/

  6. 20. Februar 2012, 16:23 | #6

    @Samson

    „Fiel dir nix intellegenteres oder wenigstens was eleganteres darauf ein als das was du darauf zu sagen gehabt haben tätest, wäre „aber lange nicht so ausführlich und wohl auch nicht so (hoffentlich) überzeugend geworden“?“

    Nein, wie dann auch z.B. der webmaster von contradictio gefunden hat, hat Peter Decker in seinem Vortrag zentrale Punkte wie ich eben meinte, gut auf den Punkt gebracht(aus technischen Gründen hab ich das jetzt gerade nicht mehr gefunden). Daß ich das jetzt an deine Bemerkung angehängt habe, ist wirklich nur ein Zufall, wenn auch natürlich nicht unbegründet gewesen.
    Mit „ehernen Gesetzen“ habe ich, was Menschen und ihren Umgang miteinander angeht, das wird dich nicht verwundern, eh meine Probleme. Gesetzmäßig ist da immer nur etwas innerhalb von Grenzen, die wiederum von Menschen gemacht, von Menschen toleriert und eben auch von Menschen zu Fall gebracht werden können. Deshalb kann ich mit deinem Ansatz, sich damit zu beschäftigen,

    „was tatsächlich und vor allem warum passiert ist, und ob man daraus nicht bestimmte Schlussfolgerungen ziehen kann“

    auch erstmal nicht so viel anfangen. Denn gesellschaftlich historische Prozesse haben nun mal die Ergebnisse, die sich aus den Entscheidungen, Fehlschlüssen, Zielvorstellungen im Guten wie im Schlechten der Menschen so ergeben. Da „mußte“ doch zumeist gar nichts so kommen, wie es gekommen ist. Und muß ja auch in der Zukunft nicht, denn auch du gehst ja davon aus, daß die Menschen „daraus … bestimmte Schlussfolgerungen ziehen“ können. Ja, können sie, müssen sie aber nicht, und vor allem nicht irgendwie automatisch, spontan oder notwendig, um nur ein paar Fehler dabei aufzureihen.
    Als auch einer der vielen Quaxe (der bisherigen revolutionären Bruchpiloten) habe ich in der Tat auch nicht das Fliegen sein gelassen, nur sollte dieser Zweckoptimismus einen nicht davon abhalten, vor und beim Fliegen die notwendige Sorgfalt walten zu lassen. Und das erfordert nun weißgott ne ganze Menge mehr als deine frischfrommfröhliche

    „Forderung, den Laden zu übernehmen, unter anderen Voraussetzungen weiterzuführen, mit dem Anspruch, wenigstens sowas wie die ’soziale Frage‘ zu lösen“.

    (Wobei es mich verwundert/belustigt, daß du da eine Formulierung benutzt hast (den Laden zu übernehmen) die ich auch schon manches mal als „Höhepunkt“ der revolutionären Agitation von GegenStandpunktlern gehört habe.)

  7. 20. Februar 2012, 21:02 | #7

    Die von Samson als so herausragend hingestellte Erklärung zu Griechenland fängt gleich populistisch/falsch an:

    “ Griechenland hat Schulden in Höhe von rund 350 Milliarden Euro. Damit wurde finanziert, dass die Reichen in Griechenland keine Steuern zahlen müssen und sich noch am Staatshaushalt bedienen können. „

    So blöd ist nicht mal der griechische Staat gewesen. Dem ging es um die Ankurbelung des Wirtschaftswachstum, der Verbesserung der Konkurrenzsituation der nationalen Wirtschaft. Schon deshalb, weil er sowohl vom Kapital als auch von der Arbeiterklasse seine Steuereinnahmen einstreicht. Und weil die Kapitalakkumulation natürlich besser angekurbelt wird, wenn den Kapitalisten mehr von ihren schon erzielten Gewinnen gelassen wird (in der Hoffnung, das steigert die Neuinvestiotionen und wird nur in zweiter Linie in Magnum-Champagnerflaschen umgesetzt), ist auch der griechische Staat sehr vorsichtig gewesen bei der Besteuerung der „Reichen“. Wenn man nichts gegen Kapitalakkumulation als den ersten Zweck eines kapitalistischen Staates sagen will, soll man auch über die Steuerquoten die Klappe halten.
    Selbst an sich ja wichtige Fragen wie

    „Wie schafft es das Finanzkapital, dass ein Land durch seine „Hilfen“ immer mehr am Strick des Finanzkapitals und seiner Kredite hängt und regelrecht erdrosselt wird?“

    stellt der Artikel gar nicht, um sie marxistisch zu beantworten, sondern als Argument für ein „Das kann doch alles eigentlich nicht sein!“-Argument.
    Es wird geradezu geleugnet, was die unerbittliche kapitalistische Wahrheit hinter den drastischen Staatsausgabenkürzungen ist: Daß nur solche Ausgaben „Sinn“ machen, also von der internationalen Finanz- und Staatenwelt „toleriert“ werden, die ausschließlich der Akkumulation dienen. Alles, was nur Sozialklimbim ist, gehört deshalb auf die Abschußliste. Und übrigens nicht nur in Griechenland, sondern auch in den starken EU-Staaten oder den USA.

    „Griechenland mit seinen hochqualifizierten Arbeitskräften soll zu einem Billiglohnland heruntergedrückt werden“.

    Nur Griechenland?? Schon mal was von Agenda 2010 gehört??
    Und passend zum leider die Linke überwuchernden ätzenden Nationalismus (und gerade in und um die KKE) kommt dann ein Spruch

    „Wären die Schulden weg, wäre Griechenland frei, dann könnte man es nicht mehr so erpressen.“

    Als wäre das Schuldenmachen nicht jahrzehntelang in Griechenland genaus das mittel der Wahl der Stärkung der Nation gewesen wie in den Siegerstaaten der Konkurrenz. Die Schulden wurden doch von linkeren wie rechteren Regierungen gleichermaßen freiwillig gemacht, weil sie im damit zu befördenden Ziel sich einig wußten und immer noch wissen.
    Kein Wunder, daß der Artikel mit dem auch hier in breiten linken Kreisen so beliebten „radikalen“ Spruch endet:

    „Die Reichen sollen die Krise bezahlen!“

    Da möchte ich ein schon in die Jahre gekommenes Flugblatt zitieren:

    „Wer sich die Rolle als flexibler Kostenfaktor nicht mehr gefallen lassen will; wer es satt hat, in Zeiten der Konjunktur mit flexibler Arbeitsbereitschaft für das Wachstum der Profite bereit zu stehen und in der Phase der Schrumpfung die Firmenbilanzen durch Lohnverzicht zu sanieren, der kommt um eine Kündigung seiner Rolle als Ware Arbeitskraft nicht herum“.

    Dann steht schon ein „Kampf zur Abschaffung des Kapitalismus“ an. Das muß man dann schon dazusagen, sonst kann man gleich eine Finanztransaktionssteuer oder ähnlich Konstruktives fordern.

  8. 20. Februar 2012, 21:56 | #8

    Samson, wie kommst du eigentlich zu solch einer Einschätzung:

    „mit dem Anspruch, wenigstens sowas wie die ’soziale Frage‘ zu lösen, wie es beispielweise hier vorgetragen wird: http://inter.kke.gr/News/news2012/2012-01-18/

    Dier verlinkte Artikel ist doch wirklich kein programmatisches Dokument, sondern ein recht nüchterner Bericht über einen Stahlarbeiterstreik mit den üblichen Seitenhieben auf die Sozialdemokraten, die diese Klassenkampfaktion zu hintertreiben versucht haben. Mehr gibt es da nicht zu vermelden? Nicht mal von Aleka Papariga??

  9. Samson
    20. Februar 2012, 23:40 | #9

    Wenn dir das besser gefällt als Streikzweck, dann nimm halt die Ansage, auch wenn dir der Inhalt vermutlich zuwenig auf Kommunismus abhebt, in der momentanen Situation erscheint es ebenso machbar wie das was bspw. Chavez veranstaltet:

    Realistisch ist das, was im Interesse des Volkes ist. Es ist Realismus, eine feste Arbeit zu haben, einen Lohn und eine Rente, um die zeitgemäßen Bedürfnisse zu befriedigen. Realismus ist, dass der Reichtum des Landes dem Volke gehört!

  10. Name
    21. Februar 2012, 07:58 | #10

    „Realismus ist, dass der Reichtum des Landes dem Volke gehört!“

    Wie gibt man Ideale als Realismus aus? Indem man eigene Wunschvorstellungen als Wirklichkeit behauptet. Der Reichtum von „Ländern“ gehört doch nie denen, die sich für ihr Land ausbeuten lassen. Dann gäbe es die Sorte Reichtum gar nicht, die wegen der privaten Bereicherung Armut produziert.
    Es handelt sich bei dieser Sozialromantik um klassischen Revisionismus: Kapitalistische Ausbeutung wird in eine Methode verfabelt, Reichtum zu produzieren, der dann virtuell „dem Volk“ zugesprochen wird. Die Realität zeigt das Gegenteil (Reichtum gibt es nur als Privateigentum), aber daran stören sich Revis nicht, weil es ihnen auf die Demonstration ihres Anspruchs ankommt. Und so ist das Ideal des Volkseigentums eine ziemlich bescheidene Forderung an Eigentumsformen, denen dieser Wunsch fremd ist:

    „Es ist Realismus, eine feste Arbeit zu haben, einen Lohn und eine Rente, um die zeitgemäßen Bedürfnisse zu befriedigen.“

    Die REALITÄT beweist: Eine feste Arbeit bedeutet lebenslange Armut, ein Lohn und eine Rente bedeuten lebenslange Knechtschaft. Und sogar diesen „Genuss“ bestreiten sich die Volksmitglieder gegenseitig. Zeitgemäß? Ja. Realistisch? Ja. Kapitalismuskritik? Nein. Was gibt es denn an Ausbeutung zu loben? Dass man dafür ein paar Arbeiter am Leben lässt?

  11. 21. Februar 2012, 08:10 | #11

    Der poetische Realismus, der in dem von Name kritisierten Satz zum Ausdruck gebracht wird ist eine weitere Variante der felsenfesten Überzeugung auch der griechischen KKEler, daß die Lohnarbeiterexistenz eigentlich in Ordnung geht, man muß nur ein bißchen korrigierend eingreifen, z.B die „Reichen“ die Krise bezahlen lassen. Meist früher als später sehen solche Kapitalismuskritiker dann auch ein, daß in diesem System eben doch erstmal sie die Krise bezahlen müssen. Der große Rest der griechischen Gesellschaft hat das ja schon weitgehend akzeptiert.

  12. Samson
    21. Februar 2012, 10:00 | #12

    Zeitgemäß? Ja. Realistisch? Ja. Kapitalismuskritik? Nein.

    Bingo! Wenn es hinreicht, irgendwo eine kommunistische Partei ans Ruder zu bringen, den Leuten ein Recht auf proportionalen Anteil am gesellschaftlichen Produkt dergestalt zu verschaffen, dass 1) die Produktionsmittel verstaatlicht werden 2) die Produktion zentral geplant und als Folge davon jeder „die zeitgemäßen Bedürfnisse“ befriedigt bekäme, also Obdachlosigkeit, Suppenküchen etc nur noch als notwendige Begleiterscheinung ‚früherer‘ Reichtumsproduktion bekannt wären, wäre schon viel gewonnen. Dann wäre Kapitalismuskritik, deren Inhalt darin besteht, ausgerechnet den Arbeitern vorzuwerfen, sie täten sich mittels Arbeit gegen Lohn in den Verhältnissen einrichten wollen, statt sich an der Planung der Produktion zu beteiligen in der Tat entbehrlich.

  13. Name
    21. Februar 2012, 19:14 | #13

    „Kapitalismuskritik, deren Inhalt darin besteht, ausgerechnet den Arbeitern vorzuwerfen, sie täten sich mittels Arbeit gegen Lohn in den Verhältnissen einrichten wollen, statt sich an der Planung der Produktion zu beteiligen“

    Das ist wohl ein Missverständnis: Kapitalismuskritik, die Arbeitern vorwerfen würde, sich mittels Lohn am Leben zu halten, ist hier nie geäußert worden. Das materielle Einrichten in kapitalistischen Verhältnissen ist für Kommunisten nämlich genauso eine Notwendigkeit wie für Selbstverwalter, die Arbeitskräfte entlassen oder einstellen.
    Das (Erfolgs-)Argument „Realismus“ oder „Machbarkeit“ soll die UNVEREINBARKEIT z.B. proletarischer Bedürfnisse mit ihrer notwendigen Armut verdecken. Wer im real-existierenden Kapitalismus die Mittel zur Verarmung (Arbeit, Lohn oder Rente) als des Volkes Interesse präsentiert, hat sich vom Maßstab der Bedürfnisbefriedigung längst verabschiedet – selbst wenn das blöde Volk ihm dabei recht geben würde, sind Arbeit und Lohn (mittelbar auch Rente) Instrumente des Kapitals. „Zeitgemäße(!) Befriedigung“ ist der Euphemismus für alle Schweinereien, die sich sonst Politiker ausdenken, wenn sie Unmut mit dem Köder St. Nimmerlein vertrösten.

  14. 21. Februar 2012, 20:38 | #14

    Name, du hast selber Samson recht entscheidend mißverstanden:
    Er hält eine „Kapitalismuskritik, deren Inhalt darin besteht, ausgerechnet den Arbeitern vorzuwerfen, sie täten sich mittels Arbeit gegen Lohn in den Verhältnissen einrichten *wollen*“ für verkehrt. Niemand wirft ihnen vor, daß sie das tun *müssen*. Es geht wieder mal um die bewertende Stellung des Lohnabhängigen zu dieser seiner Klassenlage. Und da will Samson es nicht wahrhaben und deshalb auch nicht kritisiert sehen, daß die überwiegende Zahl aller dieser objektiv Lohnabhängigen darin überhaupt nicht ihnen Aufgezwungenes sehen, sondern ihre individuelle Chance auf ihr privates Glück, ihr dafür taugliches Mittel. Und gerade, weil sie um die Widersprüchlichkeit irgendwie schon Bescheid wissen, sich es regelmäßig verbeten, in dieser selbstgefälligen Weltsicht von Kommunisten gestört zu werden.

  15. Name
    22. Februar 2012, 11:17 | #15

    Ja, war mein Missverständnis, ich hatte Samson als Verlängerung des KKE-Blödsinns gelesen.
    Zur Klassenlage und dem passenden Bewusstsein:

    „dass die überwiegende Zahl aller dieser objektiv Lohnabhängigen darin überhaupt nicht ihnen Aufgezwungenes sehen, sondern ihre individuelle Chance auf ihr privates Glück“

    Und was belegt man damit? Dass „die überwiegende Zahl aller“ (nicht nur Lohnabhängiger) sich hinsichtlich ihrer Notwendigkeiten viele verkehrte Vorstellungen machen.
    Was belegt man nicht damit? Dass das *müssen* Resultat ihres *wollen* wäre.
    Absurd ist außerdem, so zu tun, als würden Bürger sich ihre Fehler wider besseren Wissens zulegen. Die haben doch gar keine Ahnung von ihrer Lage und lachen dich aus, wenn du sie „Lohnabhängige“ nennst – und das, weil sie eigentlich Bescheid wissen???

    „weil sie um die Widersprüchlichkeit irgendwie schon Bescheid wissen“

    Nein, die sind keine heimlichen Kritiker ihrer Ideologien, das ist der Wunsch wohl Vater des Gedankens.

  16. Bakunin
    18. März 2012, 16:09 | #16

    Neoprene 21. Februar 2012 um 20:38 Uhr
    „Und gerade, weil sie um die Widersprüchlichkeit irgendwie schon Bescheid wissen, sich es regelmäßig verbeten, in dieser selbstgefälligen Weltsicht von Kommunisten gestört zu werden. “
    Und gerade deshalb so viele von ihnen auch gar nicht den Hals voll genug bekommen können von Gruselstorys über Stalin, die Mauer, Ulbricht, „Versorgungsmängel“ in der DDR, i.d.R. ohne auch nur den geringsten Schimmer von den tatsächlichen Verhältnissen in diesen damaligen Systemen zu haben.
    Armseliges ideologisches Futter zwecks Bemäntelung und Rechtfertigung des eigenen schäbigen mitmachenden Opportunismus!
    „Chef, ich arbeite gern auch für weniger länger für ‚unseren Standort´, im Kampf gegen den ‚unmenschlichen‘ Kommunismus tät ich ich aber mein Leben für die ‚Freiheit‘ gern hergeben…!“
    Was die Kritik von Peter Decker, überhauupt der guten alten MG und des jetzigen GSP am Treiben des DGB betrifft, so deckt sich diese Kritik zu 100% mit der Kritik, die bereits Marx und Engels an den berühmten englischen Trade Unions im späten 19.Jahrhundert übten, reiner unverfälschter Marxismus also.

  17. Xaver
    30. März 2014, 12:59 | #17

    Der allgemein verbindliche Mindestlohn: Zehn Jahre Senkung der Arbeitskosten erfahren ihre systemgemäße Vollendung (GS 1-14)
    „Die für die Rentabilität der Arbeit erforderliche Verarmung wird anerkannt, und der politisch unerwünschte Schaden des Lohnverfalls durch eine gesetzliche Lohn-Barriere nach unten abgedichtet. Die Unternehmer müssen das Mindeste, was ein Arbeiter braucht, auch bezahlen und dürfen es nicht mehr auf den Staat abwälzen. Die Staatsgewalt offenbart, dass sie die Nutznießer der Verarmung dazu zwingen muss, weil deren Geschäftsinteresse den Standpunkt nicht kennt: Rücksichtnahme auf die bescheidenste aller Bedingungen ihrer Arbeitskräfte überhaupt – um arbeiten zu können auch leben zu müssen.“
    Gelegenheit zur Diskussion über dieses vernichtende Urteil besteht in Berlin am Freitag, 11.04.2014 um 18.30 Uhr: Der Mindestlohn
    Vermutlich wird es auch dieses Mal wieder so sein wie immer, dass z.B. Gewerkschaftslinke wie der „Klassenkampfblock Berlin“ („Der klassenkämpferische Block ist eine Initiative aus Berlin, die die Stärkung klassenkämpferischer und antikapitalistischer Positionen innerhalb der Betriebe und darüber hinaus zum Ziel hat.“), oder auch andere B&G-Linke durch Abwesenheit glänzen.

  18. Xaver
    30. März 2014, 13:21 | #18

    @ Neoprene
    Es wäre schön, wenn du die Abschrift als RTF/PDF-Datei in deinem Download-Bereich archivieren würdest.
    Als Literaturhinweis wäre das allemal tauglicher, als ein ganzer Thread.

  19. 30. März 2014, 14:58 | #19

    Die Abschrift von Peter Deckers Ausführungen bei der Veranstaltung am 7.5.2011 zu „Sechs Jahrzehnte DGB – Kooperation oder Klassenkampf“ ist jetzt im Downloadbereich verfügbar:
    als DOC und als PDF.

  20. Xaver
    20. April 2014, 13:49 | #20

    Ankündigung einer GS-Veranstaltung zum 1. Mai 2014 in Stuttgart: Warum werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher?
    Am 1. Mai feiert und fordert der DGB „Gute Arbeit“. Aber was meint er damit?
    Meint er die Arbeit, die den Reichtum schafft – den Reichtum, der nicht den Leuten gehört, die die Arbeit machen? Wer „gute Arbeit“ macht, wird nicht reich, und die Reichen, die immer reicher werden, arbeiten nicht. Nicht-Arbeit scheint reich zu machen, Arbeit nicht. Warum ist das hierzulande so?
    Von der „guten Arbeit“, die stattfindet, weil sie rentabel ist und den Reichtum schafft, können die Unternehmer nie genug bekommen. Wachstum ist die Parole der Wirtschaft: Aber wie und wo wächst der Reichtum? Wenn immer mehr Leute immer länger „gut“ und rentabel arbeiten, wächst der Reichtum. Und doch: Von der „guten Arbeit“, die den Reichtum schafft, gibt es längst zu viel. Millionenfach werden Arbeitskräfte in der EU und weltweit entlassen und Jugendliche, die Geld verdienen müssen, um leben zu können, gar nicht erst eingestellt.
    Warum wird ihre Arbeit nicht mehr gebraucht, obwohl viele Menschen nicht einmal satt werden und obwohl viele Bedürfnisse bei den meisten Menschen unbefriedigt bleiben? Warum ist die Arbeit der einen überflüssig, während andere sich kaputt arbeiten müssen?
    Wenn es nicht mehr so viel zu tun gibt, das Nötige von weniger Leuten in kürzerer Zeit zu erledigen ist – warum braucht dann überhaupt jeder Arbeit, und auch noch so viele vollgepackte Arbeitsstunden, Überstunden und Sonderschichten, um leben zu können? Dass weniger Arbeit ersparte Mühe bedeutet: Warum gilt diese Gleichung nicht?
    Widersprüchlich ist das alles schon – Erklärung, Aufklärung und Änderung tun not!
    Zur Debatte steht:
    – Warum verdient man mit „guter Arbeit“ so wenig Geld, dass man ein Leben lang schuften muss, und am Ende hat man nicht einmal eine gescheite Rente?
    – Warum stellen Arbeiter Produkte her, die sie sich dann nicht einmal leisten können?
    – Warum wird die Arbeit immer produktiver und warum bleibt das Einkommen der Arbeitenden prekär?
    – Warum bedeutet ein Überfluss an Produkten für Unternehmer eine Krise und warum bekämpfen sie die, indem sie Produkte, die Menschen brauchen, für die sie aber nicht genug Kaufkraft haben, lieber vernichten, als sie herzuschenken?
    – Warum werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher?

  21. 14. Juni 2015, 12:17 | #21

    Ein Anonymus hat mich gefragt:
    „ich meine, ich hätte bei dir mal ein Zitat aus einer Diskussuinsveranstaltung mit Peter Decker gelesen, dass es schon im Betrieb so etwas braucht, wie ein Bewustsein dessen, dass man sich nun nicht mehr alles gefallen lassen will, dass man auch mal pfeifen will auf den Standpunkt, das bringt meine Karriere im Betrieb jetzt gerade nicht vorwärts. Habe es aber nicht mehr gefunden bein Browsen in deinem Archiv.“
    Ich vermute, daß er sich auf das Streitgespräch mit Mag Wompel bezogen hat.
    Ich habe die Präsentation von Peter Decker abgeschrieben. Sie steht im Download-Bereich zur Verfügung:
    http://neoprene.blogsport.de/images/PeterDeckerKooperationoderKlassenkampfBerlin7.5.2011.doc

  22. Xaver
    28. April 2016, 14:00 | #22

    Die Gruppe K aus Bochum:
    „Stolz auf 125 Jahre Gewerkschaft? Nieder mit dem Lohnsystem!“
    Klar ist: Im Kapitalismus müssen Arbeiter um alles kämpfen, was sie brauchen – um Lohn, um Arbeitszeit, um Arbeitsbedingungen. Diesen Kampf können sie nur gemeinsam führen – alleine sind sie verloren. Dazu müssen sie sich organisieren. Diese Kampforganisation ist die Gewerkschaft. Stolz blickt der DGB zurück auf die Errungenschaften von 125 Jahre Gewerkschaftsbewegung.
    Wir stellen die Gegenfrage: Was hat die Gewerkschaft denn für die Arbeiterbewegung erkämpft?
    8-Stunden-Tag, die 5-Tage-Woche, das Streikrecht, ihre Anerkennung als Tarifpartner, das Betriebsverfassungsgesetz…
    Wir sehen aber auch: Unsichere Arbeitsverhältnisse bei allen, ständig steigende Konkurrenz und Arbeitshetze, ein Viertel der Beschäftigten im Niedriglohnsektor, stetig sinkende Leistungen und stetig wachsende Belastungen bei den Sozialversicherungen, Jahre ohne Reallohnzuwachs, Rente mit 67 (und demnächst mit 70).
    Das alles weiß die heutige Gewerkschaft natürlich auch – besser als wir. Sie hat ja alles mitverhandelt. In den Betrieben, bei Tarifverhandlungen, im Parlament; als anerkannte Kraft und wichtiger Verhandlungspartner.
    Warum aber sieht die Lage der arbeitenden Klasse dann heute so scheiße aus?
    1. Die heutige Gewerkschaft steht für die größte Lüge der Marktwirtschaft: Sie weiß zwar theoretisch irgendwo um den Gegensatz der Interessen von Kapital und Arbeit, meint aber, dass dieser Gegensatz vereinbar sei – solange sie selbst nur kräftig mitverhandeln darf!
    2. Die heutige Gewerkschaft hat gelernt und anerkannt, dass Kapitalisten mit der Arbeit Gewinn machen müssen, weil es sonst keinen Lohn gibt. Deshalb tritt sie inzwischen offensiv für das nationale Wirtschaftswachstum ein. Dass für dieses Wachstum Lohnerhöhungen kontraproduktiv sind, dass genau dafür intensiver gearbeitet werden muss, dass genau dafür dann auch Arbeitsplätze wegrationalisiert werden müssen – all das sieht die heutige Gewerkschaft ein und trägt es deshalb mit!
    3. Für die heutige Gewerkschaft heißt solidarisch zusammenstehen: Ganz im Sinne der Standortkonkurrenz müssen sich die deutschen Arbeiter gegen andere Nationen, z.B. China, behaupten. Dass die Durchsetzung gegen chinesische Konkurrenten bedeutet, dass dann eben chinesische Arbeiter Job und damit auch Existenzgrundlage verlieren, interessiert hier schon keinen mehr.
    Nicht trotz, sondern auch wegen solchen Gewerkschaften arbeiten die Leute weltweit (!) immer noch unter der Bedingung, andere reich zu machen und bleiben selber arm. Der Kampf um ihre Existenzgrundlage hört nie auf. Sie stehen im Prinzip genauso beschissen da wie vor 125 Jahren
    Deswegen sind wir für eine andere gewerkschaftliche Kampfbewegung!
    Eine andere gewerkschaftliche Kampfbewegung ist sich des Gegensatzes der Interessen von Kapital und Arbeit bewusst und hat dessen Überwindung zum Ziel:
    1. Eine solche Gewerkschaft erklärt daher den Arbeitern, dass ihr Schaden (Lohn, der nicht zum Leben reicht & anstrengende Arbeitsbedingungen) notwendig aus ihrer Lage als Lohnabhängige resultiert und deswegen auch nie aufhört, solange es dieses System noch gibt. Eine solche Gewerkschaft, die sich der Notwendigkeit des Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit bewusst ist, ist deshalb eine revolutionäre Gewerkschaft.
    2. Eine revolutionäre Gewerkschaft orientiert ihre Forderungen immer an der materiellen Lebenslage der Arbeiter. Und genau an diesem Maßstab misst sie ihren Erfolg – und nicht am Maßstab der Bedürfnisse der Gegenseite. Wenn eine revolutionäre Gewerkschaft also Kompromisse (z.B. Tarifabschlüsse) eingeht, um im Hier und Jetzt mehr raus zu holen, tut sie das in dem Bewusstsein, dass jeder Abzug von ihren (Lohn-)Forderungen Ausdruck davon ist, dass der Gegensatz ganz grundsätzlich beseitigt werden muss.
    3. Solidarität unter den Arbeitern muss heißen, dass alle Geschädigten – egal ob Arbeiter in Deutschland, China oder den USA, egal in welcher Berufsgruppe, egal ob gerade in Beschäftigung oder arbeitslos! – ihre Konkurrenz so weit möglich zurückstellen, um die Ursache für ihre Konkurrenz zu beseitigen. Ein Argument im Lohnkampf, das die Arbeiter gegeneinander ausspielt, ist ein schlechtes Argument.
    Im Kapitalismus sind Gewerkschaften notwendig und nützlich für die Arbeiterklasse.
    Aber: Sie sollten nicht vergessen, dass sie gegen Wirkungen kämpfen, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen!
    Sie sollten daher nicht in diesem unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden Kostenkalkulationen und Gewinnstrategien des Kapitals entsteht. Denn unter dem Motto: ‚Ein gerechter Lohn für ein gerechtes Tagwerk!‘ laufen sie den Berechnungen der Gegenseite immer nur hinterher. Stattdessen sollte sie die Ursachen des dauernden Kämpfen-Müssens angehen:
    ”Nieder mit dem Lohnsystem!”
    Wer unsere Kritik an der Gewerkschaft oder unsere Vision einer anderen teilt oder über diese streiten will:
    Mittwoch, 4 Mai 2016, 19 Uhr
    Bahnhof Langendreer, Raum 6
    Wallbaumweg 108, Bochum
    Und bevor jemand nach dem Original fragt 🙂 – hier ist es:
    Karl Marx: Lohn, Preis und Profit (MEW 16 / 152)
    „Gleichzeitig, und ganz unabhängig von der allgemeinen Fron, die das Lohnsystem einschließt, sollte die Arbeiterklasse die endgültige Wirksamkeit dieser tagtäglichen Kämpfe nicht überschätzen. Sie sollte nicht vergessen, daß sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen; daß sie zwar die Abwärtsbewegung verlangsamt, nicht aber ihre Richtung ändert; daß sie Palliativmittel anwendet, die das Übel nicht kurieren. Sie sollte daher nicht ausschließlich in diesem unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich hervorgeht. Sie sollte begreifen, daß das gegenwärtige System bei all dem Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des konservativen Mottos: „Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!“, sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: „Nieder mit dem Lohnsystem!“

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