Foldende Ausführungen hat Theo Wentzke, der Redakteur der Zeitschrift GegenStandpunkt gegen Ende der Kuba-Veranstaltung am 7.7.2011 in Stuttgart gemacht („Kubas neuester “Aufbruch zum Sozialismus” – Eine Staatsreform in Richtung 3.-Welt-Kapitalismus“). Der Mitschnitt, aus dem ich das abgeschrieben habe, ist beim Gegenstandpunkt Stuttgart in deren Archiv zu haben.
„Ich hatte sie eingeladen, aber sie haben ihre Veranstaltung zur gleichen Zeit angesetzt. Und ich befürchte, daß sie auch sonst nicht gekommen wäre. Warum? Soll man wirklich mit der Freundschaftsgesellschaft eine Debatte anfangen, über irgendwelchen blöden Sprüche von Dieterich usw., wo ich noch nicht einmal weiß, ob sie hier irgendwelche vertreten. Dann bringe ich lieber Zitate von deren Webseite als Beleg dafür, wie sie argumentieren.
Wenn, dann würde ich was anderes sagen:
Mich würde mal interessieren, warum man eigentlich eine Gesellschaft aufmacht „Freundschaft mit Kuba!“ Habt ihr eigentlich nichts Besseres zu tun auf dieser Welt? Es liegt doch auf der Hand, woran Kuba leidet, oder das kubanische Volk. Es ist ja bei mir portionsweise, ja pfundweise vorgekommen: Sie leiden am Weltmarkt, der eingerichtet ist. Daß in dieser Welt kein Nahrungsmittel, keine Medizin, kein Fortbewegungsmittel, alles was der Mensch so braucht, zu haben ist, außer mit Geld. Außer, daß man mit dem Kauf dieses Dings, das man sich erst mal leisten können muß, auch noch den Profit des Kapitals realisiert und dessen Akkumulation mit befördert. Daran leiden sie, nicht an falschen Rechnungen der kubanischen Führung! Die macht vielleicht manches noch schlimmer, aber in diese Debatte will ich gar nicht einsteigen, weil ich kein Ratgeber dieses Vereins bin. Solange wie die uns nicht fragen, habe ich auch keinen Rat zu geben, weil ich dem dann entnehme, daß die das, was wir als Kritik am Kapitalismus haben, gar nicht teilen.
Wer meint, ein Land wie Kuba kann am Weltmarkt Technologie einkaufen, und dann den Kapitalisten eine Konkurrenz aufmachen, sie sie gewinnen oder jedenfalls etwas dabei abstauben, der muß sich erst einmal hinsetzen und das Kapital lesen, und ein paar Sachen noch dazu. Wir könnten ihm dann auch sagen, wo im GegenStandpunkt wird dazu was geschrieben haben. Die sehen die Welt des Kapitalismus so verkehrt, daß die Debatte, soll man denen solidarisch kommen oder nicht solidarisch, weltfremd ist.
Es liegt auf der Hand, woran es liegt: Es liegt daran, daß die Produzenten des Reichtums in den Ländern, wo der Reichtum produziert wird, wo genau die Verhältnisse bombenfest sind, daß nicht konsumiert werden kann, ohne das man vorher den Profit des Kapitals realisiert. Daß die Produzenten des Reichtums sich aufbäumen müssen gegen das, was mit ihnen angestellt wird: sie produzieren den Reichtum, und bei ihnen bleibt ein kümmerlicher Rest, der für viele von ihnen noch nicht einmal zum Leben ausreicht. Und für die paar, die glauben, es reicht zum Leben aus, auch die müssen sich einmal klarmachen, was sie dafür „bezahlen“, an Gesundheit, an Lebenskraft. Und vor Allem, daß sie damit, daß sie das aushalten, einen Lohn bekommen, der auf der anderen Seite alle Machtmittel erzeugen, für Staatsgewalt, um den Laden abzusichern, um den Laden weltweit abzusichern, also mit Militär. Der alle Mittel erzeugt, das die Kapitaleigner ihren Reichtum von Generation zu Generation vermehren und die Armut auf der anderen Seite sich vererbt. Daran liegt die Sache, da ist der Hebel. Und da wäre was Sinvolleres, Zweckmäßigeres zu tun, als sich regelmäßig zu treffen und darüber zu Jubeln oder zu Träumen (Das zitiere ich jetzt mal schnell von der Webseite der Freundschaftsgesellschaft, auch nein es war die DKP, „Unsere Zeit“), die sagen glatt: „wie schön wäre es, wenn wir 2061 („wir“, da lebt von den ganzen Schreiberlingen keiner mehr) das hundertste Jubiläum der kubanischen Revolution feiern könnten und Kuba ist immer noch selbständig gegenüber den USA.“ [Ich weiß nicht, wo Theo das Zitat her hat, denn in der UZ liest sich das etwas weniger nach Status quo Bejubelung: „Es wäre doch zu schön, könnte im Jahr 2061 in allen Ländern der Welt auf Kongressen und Feierlichkeiten der 100. Jahrestag der ersten Niederlage des USA in Lateinamerika rückblickend als Anfang vom endgültigen Ende des Imperialismus gefeiert werden.“ ] Da kommt nicht vor, da wird dann hoffentlich der Mangel und das ganze Gewürge vorbei sein, die steigen glatt ein auf den Standpunkt der Kubaner!
Warum macht eigentlich die kubanische Führung dieses Programm? Worauf vertraut die eigentlich dabei? Sie setzt auf ihre politische Macht, die sie hat. Sie agitiert das Volk damit, daß immerhin eines doch unabweislich ist oder unbestreitbar ist: Kuba hat sich erhalten als selbstständiger Staat! Kuba bestimmt sein Geschick selber! Mag schon sein nach innen, das ändert aber nicht an dem was Raul Castro und die seinen auf dem Parteitag beschlossen haben: Sie beugen sich den Gesetzmäßigkeiten des Weltmarkts und dessen Zwängen. Sie stellen ihr altes Urteil, die Gesetze des Weltmarktes sind doch politisch Gemachte, um und sagen jetzt: Es sind Gesetzmäßigkeiten, die stimmen objektiv. Und wir machen Fehler, sich dem nicht anzubequemen. Deswegen agitieren sie ihr Volk oder versuchen ihr Volk damit auf ihre Seite zu bringen, zum Mitmachen zu bringen, indem sie auf den Nationalismus der Kubaner bauen. Das machen sie übrigens schon lange.“