Historischer Materialismus, Notwendigkeit und Ökonomie
11. März 2011
Auch wer einen Text so beendet „die Linke wird wohl noch weiter handlungsunfähig bleiben“, kann durchaus Lesenswertes schreiben:
Ein Tempio im Blog hotellux unter dem Titel „stichworte: historischer materialismus, notwendigkeit und ökonomie“
Kategorien(3) Fundstellen
Ja, man hätte sich den letzten Satz vielleicht sparen können oder sollen. Freut mich trotzdem, dass im Rest „durchaus Lesenswertes“ zu finden ist.
Na ja, mein Lob war ja eigentlich nicht sehr viel mehr als das Bekenntnis, „sowas sag ich doch auch schon immer“. Nun gut, nicht immer, aber immer öfter.
Wissenschaftlich ist es für die Erklärung der Zusammenhänge danach in der Tat gleich, ob ein Gott einst einen Urknall provozierte, oder sich dieser wiederum aus irgendeiner anderen kausalen Notwendigkeit ergeben heben sollte.
Keine Ahnung habe ich, warum es aber für die Behauptung einer Kausalen Notwendigkeit die Behauptung dieses sinnsetzenden Anfangs brauchen soll.
Der Historische Materialismus behauptet keine Notwendigkeit (dass es zwingend so kommen musste…) aber ein Gesetz („Unter diesen Bedingungen musste es so kommen, da … „) Dabei wird gerade von dem abstrahiert, was die Bedingungen eben stören könnte. Käme es eben zu einer Naturkatastrophe, oder heuer auch zu einem Atomaren Weltkrieg, oder Ökodisaster, … der die Bedingungen für eine an sonsten gesetzmäßige Entwicklung eben zerstört, dann gäbe es einstmals keinen Kap und künftig sicher auch kein Kommunismus.
Ob nun ein Gott auf Wolke oder das unvermeidbare Schicksal die Wirklichkeit bestimmt, ist tatsächlich ein marginaler Unterschied. Die Vorstellung, menschliche Entscheidungen seien keine aufgrund der Disposition geistiger Tätigkeiten, macht denselben Fehler wie die Religion: Einerseits soll die Befangenheit im Denken (z.B. als Kausalkettendogma) nicht determiniert sein, sondern wird als Erkenntnis präsentiert, andererseits gerieren sich Deterministen als willenlose Anhängsel ihrer Behauptungen. Christen führen diesen Widerspruch als Theodizee-Problem ein, so dass GLEICHZEITIG Gottes Ratschluss als letzter Grund gilt UND die menschlichen Willen als Entscheidungsinstanz.
Der unmittelbare Widerspruch kümmert Gläubige (Deterministen oder Christen) nicht, weil die sich den erkenntnistheoretischen Zirkel dafür ausdenken, ihr Dogma wasserdicht zu machen. Es geht den Schafen der Religion oder des Schicksalsglaubens ohnehin nicht um die kausalen Zusammenhänge selbst (dann wären die Thema und nicht, ob es sie gibt), die Kausalketten stehen in Religion und Determinismus für eine (als notwendig erwünschte) DEMUT gegenüber der Wirklichkeit: Weil etwas ist, müsse es so sein, ist das Credo philosophisch verbildeter Opportunisten.