SDS: Wer heute kürzt, zahlt morgen drauf!
Einer der bekannteren Vortragsredner des GegenStandpunkt hat mal am Beispiel der Studierendenbewegung aufgezeigt, daß demokratischer Protest immer im Gewand des Gemeinwohls daher kommt, um ja nicht partikulare Sonderinteressen anmelden zu müssen, die schon deshalb von der Staatsmacht und deren Öffentlichkeit abgebürstet werden, daß da nur wieder Egoisten zu Gange sind, die das Große, Ganze nicht zu berücksichtigen wüßten. Der Protest kommt dann daher leider regelmäßig mit Argumenten, daß der Ansprechpartner (Gegner wäre ja schon zuviel gesagt) sich mit dem Kritisierten selber schaden würde, seine ureigensten Ziele nicht mehr so gut erreichen könnte, wie mit dem, was man ihm alternativ ans Herz zu legen versucht.
Ein besonders schönes Beispiel für solches Denken in der Pose des unterwürfigen Andienens liefert jetzt der Sozialistisch-Demokratische Studentenverband dieLinke.sds Leipzig, der mit der Parole in den Protest der Studierenden interveniert:
Das überlegen sich die Schavans & Co. schon selber, was für eine erfolgreiche Kapitalakkumulation notwendig ist, welche Investitionen sich rechnen und was fürs Wachstum rausgeschmissenes Geld ist. Jetzt sind die offensichtlich der Auffassung, daß dafür der Aufwand je Absolvent ihrer Hochschulen merklich verringert und die Zeit bis zu einem in der Wirtschaft einsetzbaren Absolventen merklich verkürzt werden muß.
Daß ausgerechnet einem sich als sozialistisch beschreibenden Studentenverband der Erfolg der imperialistischen BRD so am Herzen liegt, ist dann nur noch bittere Ironie.
„… sich als sozialistisch beschreibenden Studentenverband …“
Da sind nur Trotzkisten, Israelkritiker, engagierte Studenten, Demokraten und überhaupt DDR-Gegner drinne. Zumindest habe ich noch keine anderen gesehen.
Die Demo ist ja auch nicht von dem Leipziger SDS organisiert, sondern irgendsonem Bündnis mit einem „Runden Tisch“ (also konterrevolutionär) „für Zukunft und Zusammenhalt“ (was soll das bedeuten? für demokratischen Neofaschismus?) und solche Sachen.
Auch der StuRa Leipzig wurde, genau wie die famosen runden Tische, im Zuge der Wende aufgebaut und hat, genau wie diese, noch nie eine sozialistische Position vertreten (außer „demokratischer Sozialismus“ vielleicht, also einer mit BILD, freien Gewerkschaften, SPD und CDU, also keiner).
Wenn sich alle, die aus guten Gründen und mit prima Argumenten etwas gegen die DDR haben, zusammen kochen, dann ist es wohl kein Wunder, dass eine imperialistisches Menü dabei herauskommt, oder?
Werter JFG, ich bin buchstäblich groß geworden mit MSB-Spartakus-Aktivisten, die, ganz treu der DDR zugetan und sie, so wie du jetzt, unter anderem auch ganz stramm gegen „Trotzkisten“ verteidigend, immer nur ein saublödes „Bildung rauf! Rüstung runter! “ drauf gehabt haben. Schon damals haben die Hamm-Brüchers und andere „unsere“ Zukunft verspielt oder herbeireformiert, je nach Koalition.
Auf welche kommunistische Kritik an der zugegebenermaßen durch und durch demokratischen Bewegung „engagierter“ Studenten möchtest du denn verweisen? Ich schaue selber mit der Hand an der Stirn gerne bis zum Horizont, wenn es denn sein muß, um sowas zu entdecken. So viel entdeckt habe ich dabei in letzter Zeit leider nicht, denn diese Bewegung ist in der Tat mit einer recht imperialistischen Suppe zufrieden, die auch sie wird auslöffeln müssen, wenn sie weiter ideologisch so drauf ist wie nicht nur der SDS es blamabel vorführt.
Dass es mit den MSB-Spartakus-Aktivisten witzig oder bekloppt oder lehrreich oder einfach die ganze Zeit und vor allem im Nachhinein total blöd gewesen sein kann, glaub ich gerne.
„und sie, so wie du jetzt, unter anderem auch ganz stramm gegen „Trotzkisten“ verteidigend“
Das Wort Trotzkisten braucht man nicht in Anführungszeichen zu setzen, zumindest nicht wenn man über die SDS-Leute redet; die sind wirklich welche (manche zumindest).
– Man kann jede Theorie falsch betreiben, man kann auch mit den richtigen Begriffen immer nur Quatsch erzählen, und so gibt es auch viele M/L-er, die immer gegen den „Trotzkismus“ – den in Anführungszeichen – sind und denen man es irgendwann nicht mehr glaubt und sich nur noch totlacht über diese „langue de bois“, dieses immer gleiche Gerede –
Ich will aber zum Beispiel darauf hinaus, dass es sie auch wirklich gibt, und dass sie wirklich Gegner des real existiert habenden Sozialismus sind und waren, und dass es konsequent ist, dass sie sich schon von den Begrifflichkeiten her an die BRD, an den Imperialismus, angepasst haben.
Ich will also auf keine kommunistische Kritik verweisen. Ich will darauf verweisen, dass nach dem Sturz des Sozialismus die Bedingungen der kommunistischen Theorie- und Bewusstseinsbildung schlechter geworden sind und nicht besser. Weil, du sagst es ja selber wenn du sagst, du schaust dich um und entdeckst nix besseres, praktisch alle Formen linker Kritik, linken Protests usw. zum sofort Wegschmeißen sind.
Also ich will dich ärgern. Du kannst hier jahrelang herumdiskutieren zwischen junger Welt, ofenschlot, GSP, Kuhscheiße und der echten wahren kommunistischen Kritik. Und du baust da auch immer wieder gerne die eine oder andere besserwisserische Spitze ein gegen die DDR, die SU oder die Stalinisten, die doch in all ihrer Blödheit und ihrem Elend, sogar den Leuten im Westen mit den Arsch gerettet haben.
Also die Leute werden die Suppe wohl auslöffeln müssen, und zwar mehr und mehr eine ganz andere als eine Mauer mit ein paar Dutzend Toten, die sich zudem auch noch dumm angestellt haben, und das ist jetzt mal echt nicht die Schuld der DDR, sondern der nichtddr, und zu letzterer zählen sich doch die ganzen linkskommunistischen Blogs von ofenschlot bis kulla sehr sehr gerne.
Kommunistische Kritik, dafür ist die Welt einfach zu blöd; also genau genommen: andersrum.
Wenn schon von (mehr) ehemaligen und (merklich weniger) jetzigen Gegnern „des real existiert habenden Sozialismus“ geredet werden soll, dann möchte ich schon noch mal daran erinnern, daß die maoistischen MLer diejenigen waren, die da mit dem meisten Schaum vor dem Mund, gegen die DDR, also vor allem gegen den „Sozialimperialismus“ agitiert haben. Der Tiefpunkt war eine antikommunistische nationalistische Orgie: Den deutschen Kriegsminister anzuzeigen, weil der ein vaterlandsverräterischer volksfeindlicher Kapitulant gewesen sei. (War es Aust von der KPD/ML? Ich habe es vergessen.) Daß auch viele Trotzkisten über die Siege der Mullah-Typen gegen die Sowjetunion in Afghanistan oder den Sieg der einzigen „Gewerkschaft“, die der CIA wirklich massiv „gefördert“ hat, also Solidarnosc, gejubelt haben, weiß ich auch noch. (Die Mandelianer vom sogenannten Vereinigten Sekretariat – in der BRD die GIM – als damals große europaweite Organisation, fallen mir da wieder ein.)
Es mag ja sein, daß es stimmt, „dass nach dem Sturz des Sozialismus die Bedingungen der kommunistischen Theorie- und Bewusstseinsbildung schlechter geworden sind und nicht besser.“ Das haben meine ehemaligen Genossen in der IKL (in der BRD/Deutschland die TLD später SpAD) ab 1991 auch immer gesagt. Was bedeutet das aber programmatisch und für die weitere Agitation?
Ja, es stimmt, ich diskutiere hier jetzt schon jahrelang herum „zwischen junger Welt, ofenschlot, GSP, Kuhscheiße und der echten wahren kommunistischen Kritik“, außer ein paar Hundert kleinen Artikeln und ein paar tausend nicht immer lehrreichen Kommentaren ist dabei nicht sonderlich viel rumgekommen. Und nu?