Veranstaltung 8.6.2010 in Berlin (an der HU): Huisken zur WM
Schwarzrotgoldenes Balltreten zur Ehre der Nation: Alle Deutschen werden Brüder
Das ist der Titel einer Diskussionsveranstaltung mit Freerk Huisken vom GegenStandpunkt als Referenten, veranstaltet vom Fachschaftsrat Sozialwissenschaft an der Humboldt-Universität.
Datum: Dienstag, 08.06.2010
Beginn: 18.30 Uhr
Ort: HU, Unter den Linden, Hauptgebäude Raum 3094/3096
Der Ankündiger zur Veranstaltung lautet:
Immer wieder treten Nationen mit ihren Mannschaften bei Fussballweltmeisterschaften oder Olympischen Spielen zum „friedlichen Wettkampf“ gegeneinander an. Warum eigentlich? Normalerweise spielen die Nationen der Welt nicht miteinander, sondern konkurrieren gegeneinander. Normalerweise bestreiten sie sich wechselseitig den Zugriff auf den weltweiten Reichtum und arbeiten so – ebenfalls wechselseitig – an der Untergrabung der Grundlagen ihrer mehr oder weniger globalen Macht. Das reißt nach außen Gegensätze auf, was dazu führt, dass in der Konkurrenz mit den Waffen der nationalen Ökonomie die wirklichen Waffen immer eine präsente Option sind. Grün sind sich die Staaten alle nicht. Was sollen da die Wettkämpfe im Bereich des Sports, in denen wirklich nichts in Sachen Weltgeltung und ökonomischem Erfolg entschieden wird und vondenender Tabellenplatz in der Liga der Staaten, die sich auf dem Weltmarkt aneinander abarbeiten, auch nicht abhängt?
Wie kommt es, dass ihre führenden Vertreter vier Wochen lang Völkerfreundschaft predigen, wo sie sonst den eigenen und ziemlich viel fremden Völkern nichts als lebenslange Lohnarbeit und Arbeitslosigkeit, Elend und Vertreibung, Seuchen und Kriege bescheren? Wieso leisten sie sich dafür einen so enormen Aufwand? Und zwar nicht nur die Veranstalter wie Südafrika, die für ihre Ghettos und Homelands kein Geld haben, sich aber für den Bau von Stadien, Infrastruktur und Hotelanlagen heftig verschulden; auch die Teilnehmernationen machen mit der Aufbereitung des Spektakels durch Presse, Funk und TV mobil. Alles nur um – wenigstens in Friedenszeiten; Weltkriege sorgen schon mal kurzzeitig für eine Unterbrechung – zur Unterhaltung ihrer Völker beizutragen? Erfüllt die Zelebrierung dieses Unfugs nicht den Tatbestand notorischer Heuchelei?
Um die „schönste Nebensache der Welt“ soll es sich bei diesem Event der besten Kicker der Welt handeln. Wieso wird diese „Nebensache“ dann mit einem Riesenaufgebot von Polizei- und Streitkräften bewacht? Warum bereitet man sich auf Straßenschlachten und Randale in den Stadien vor? Und warum unternehmen die Veranstalter alles um zu verhindern, dass Freunde des Balltretens, ausgerüstet mit verschiedenfarbigen Fahnen aufeinander stoßen? Vielen soll gar die Einreise ins Land des Veranstalters verboten werden. Geht so die Pflege der Völkerfreundschaft, die bei diesem Ereignis so hoch gehalten wird? Wie kommt es, dass aus dem Spaß am trickreichen Kick von Profis, bei dem eine „beste Mannschaft“ ermittelt werden soll, so häufig der „schönste“ Krawall wird?
Fans heißen die Anhänger dieser Sportart auf dem grünen Rasen. Nicht etwa weil sie den Fußball so lieben. Sie sind vielmehr Fans „ihrer Mannschaft“ und zu der halten sie. Aber wieso ist die Nationalmannschaft überhaupt „ihre Mannschaft“? Welchem Verein sind sie dafür eigentlich beigetreten? Wie hoch sind bei dem die Mitgliedsbeiträge? Und mit welchen Leistungen werden diese Beiträge entgolten? Der „Verein“ selber ist dabei gar nicht auf alle seine Fans gut zu sprechen: Wieso kann er ausgerechnet die gar nicht leiden, die sich am vehementesten für ihn einsetzen und voller Inbrunst dafür einstehen, dass nur ihrem Verein der Sieg gehört? Warum schimpft er ausgerechnet die Treuesten der Treuen „Raufbolde“ – Hooligans – und geht mit seinen uniformierten Raufbolden gegen sie vor?
Es ist also einiges zu klären. Für Fahnen, Kappen und Trinkstoff sorgt der Veranstalter. Der Eintritt ist für alle diejenigen kostenlos, die auch die „Dritte Strophe“ – und nicht nur die „Erste“(!) – beherrschen.
(der Seite http://www.kk-gruppe.net/ entnommen)
Solche Veranstaltungen haben ja beim GegenStandpunkt lange Tradition. Rolf Röhrig hat z.B. 2006 2006 was „Vom Nutzen des Balltretens für den (Inter-) Nationalismus“ erzählt. Peter Decker gab seinem Vortrag in Nürnberg flgenden Titel: „Deutschland im WM-Fieber. Das Volk spielt schwarzrotgold verrückt. Politik und Presse sind begeistert: „Endlich werden die Deutschen normal!„“ (download von argudiss).
Ein Klassiker ist sicherlich der Artikel aus der MSZ – Münchner Studenten-Zeitung 26.6.1974 :
„Größerer Versuch über das Balltreten„
Die Veranstaltung wird übrigens organisiert vom Fachschaftsrat Sozialwissenschaft an der Humboldt-Universität.